BBZ – Februar 2008 STADTGESPRÄCHE 7 Agil – große und kleine Dienste für alte Menschen Sicher stimmt es, dass eine Wohnung etwas über den Menschen aussagt, der darin wohnt. Kommt man in Ilse Blitvas Wohnung, wird man zuerst (zumindest ging es mir so) von einer imposanten Bildergalerie auf blauer Wand eingenommen, von einem schnurrenden Kätzchen, in Wärme und Ordnung ausstrahlenden Zimmern umgarnt und einem angenehmen Duftstäbchengeruch umhüllt. Ilse Blitva gehört zu den ersten sieben bundesweiten Homemanagerinnen (IHK) und hat sich im Juni 2007 selbstständig gemacht. Nach 6 Wochen Akquise setzt sich ihr fester Kundenstamm aus drei Personen zusammen. Die beiden ersten Klienten, ein Ehepaar, kamen über den „pme Familienservice“, eine Agentur, die mit großen Unternehmen kooperiert und ihren Angestellten Betreuungspersonal vermittelt. Auch amtlich bestellte Betreuer und pflegende Angehörige nutzen die Angebotspalette von Frau Blitva. Die regelmäßige, wöchentliche Betreuung und Begleitung alter Menschen durch ihren Alltag ist das Herzstück von Frau Blitvas Arbeit. Aber es gab auch schon Wünsche nach Anschubversorgung Rekonvaleszenter, nach Besuchen in Pflegeheimen und sogar Anfragen zu Sterbebegleitung außerhalb Berlins. Vorstellbar ist Vieles und möglich auch. Behilflich ist Frau Blitva bei der Vorbereitung von Besuchen auswärts wohnender Angehöriger oder als Begleitung zum Schoppen. Ist die Beratung in Behördendingen gefragt, macht sie sich sachkundig oder vereinbart einen Termin bei der erforderlichen Beratungsstelle und begleitet. Die Palette ihrer Hilfsangebote ist umfangreich, abgefragt wurden bisher viele praktische Dinge, wie z.B. Entrümpeln des Hauses, Gartenarbeit, Grabpflege, Reinigung und Einkauf und natürlich psychosoziale Betreuung und Körperarbeit, wie Atemübungen, Stuhlgymnastik und Fußmassage. Für alte Menschen, ihre jüngste Klientin ist 70 Jahre alt, sind schon Behördenbriefe – meist unverständlich geschrieben, eine scheinbar nicht zu lösende Sorge. sem Rahmen auch noch fachliche Beratung. Neben dem betriebswirtschaflichen Coaching, nimmt Frau Blitva auch regelmäßig Supervision bei einem Dozenten ihrer Ausbildungsstätte (Caritasverband), denn die Fallbesprechung und der Blick von außen sind für diese Arbeit unentbehrlich. Frau Blitva nimmt ihren Klienten zwar Arbeit ab, denn diese verlassen sich darauf, dass eine Lösung gefunden wird. Gleichzeitig handelt sie unterstützend, um die Selbstständigkeit ihrer Klienten zu fördern und zu bewahren. Zu Klienten, die Tierliebhaber sind, nimmt Frau Blitva auch manchmal ihre Katze „Romy“ mit , das lockert die Atmosphäre zusätzlich auf. Die von einem Ehepaar gebuchte Zeit, wir unter anderem auch für die Entrümpelung ihres Hauses genutzt. Diese 2 – 3 Stunden in der Woche gleichen jedes Mal einer entspannten Zeitreise, denn jedes Stück, das angefasst wird, erzählt seine eigene Geschichte. Auch wenn es enttäuschend ist, dass eine Abrechnung über die Krankenund Pflegekassen nicht möglich ist – eine Reform des Pflegegesetzes muss her, ist Frau Blitva auch froh, dass sie unabhängig arbeiten kann. Sie ist nur ihren Klienten und sich selbst verpflichtet. Es wäre jedoch einen Versuch wert, für die Inanspruchnahme der Leistungen von „agil“ Geld bei den Sozialbehörden zu beantragen (§57 Sozialgesetzbuch, Persönliches Budget zur Integration behinderter Menschen). Und ab 2008 haben Demenzkranke Anspruch auf die Erstattung einer jährlichen Summe von bis zu 2400 Euro aus der Pflegekasse für Betreuungsleistungen. Frau Blitvas Honorar-Rechnungen sind von der Mehrwertsteuer befreit. Selbstverständlich stellte sich Frau Blitva auch den bezirklichen Koordinierungsstellen „Rund ums Alter“ vor und wurde mit ihrem Angebot in die Internet-Datei „ Der Hilfelotse“. Aufgenommen. Interessanterweise machte Frau Blitvas Unternehmensberaterin, die auch als Dozentin an der Universität tätig ist, ihre Studenten auf das Unternehmen „agil“ aufmerksam. Diese fanden „Stoff“ für ihre Semesterarbeit. Hier erkennt der Leser, dass „agil“ auf festem Fundament steht. Es gibt einen ausführlichen Businessplan mit inhaltlicher Konzeption, Marktanalyse und Finanzplanung. Frau Blitva erhält z. Zt. noch einen Zuschuss vom Arbeitsamt für ihre Existenzgründung und erhält in die- Schön ist auch der Name des Unternehmens von Frau Blitva. „agil“. ist aussprechbar, kein zusammengesetztes Kunstwort, er hat eine einprägsame Bedeutung und stammt aus einer Generation, die noch über einen größeren Sprachschatz verfügte. Zuversichtlich blickt Frau Blitva in die Zukunft. Franziska Littwin Anhörung B90/Die Grünen Die Anhörung versteht sich als Ausgangspunkt einer differenzierten Arbeitsmarktstrategie für Menschen mit Behinderungen. Folgende Zielsetzungen stellen dabei das Fundament dieser Strategie dar: Erstens sollte die vorrangige Orientierung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt Grundlage für jede arbeitsmarktpolitische Intervention sein, die das Ziel verfolgt, die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Gleichzeitig stellen die Diskriminierungsfreiheit und die Barrierefreiheit Grundvoraussetzungen für die Öffnung von Zugängen dar. Zweitens müssen Menschen statt Institutionen unterstützt werden; und zwar in dem Maße, wie es zum Ausgleich der mit einer Behinderung verbundenen Leistungsveränderung notwendig ist. Drittens bleibt anzuerkennen, dass für Personen mit besonders hohem Unterstützungsbedarf, die nicht im Rahmen des allgemeinen Arbeitsmarktes integriert werden können, ein geschützter Arbeitsmarkt zunächst sehr wichtig bleibt. In drei Panels werden Disability Management in Unternehmen, Existenzgründung für Menschen mit Behinderungen und das Persönliche Budget für Arbeit behandelt. Die Bereitstellung von Gebärdensprach- und Schriftdolmetschern sowie von mobilen Induktionsanlagen garantiert eine barrierefreie Teilnahme. Ort und Zeit: 10.03.2008, 10 – 15 Uhr, Marie-Elisabeth-Lüders Haus, Anhörungssaal, 10117 Berlin. Anmeldung: Personalausweis, Pass oder ein gleichwertiges Ausweisdokument, eine namentliche Anmeldung mit Angabe des Geburtsdatums sind erforderlich. a n z e i g e Gesellschaft für soziale Dienste mbH a n z e i g e Wir führen Ihre Arbeits-, Dialyse- und Therapiefahrten durch.