Für Bauwirtschaft und Bauherren

Werbung
Das Datenbanktool LQG
(siehe Grafiken rechts), ein
­Kooperationsprojekt der
FH Kufstein, unterstützt die
nachhaltige Planung von
­Gebäuden.
Für Bauwirtschaft und Bauherren
D
Emanuel Stocker, Lektor an der FH
­Kufstein im Studiengang Facilitiy
­ anagement & Immobilienwirtschaft.
M
„Die Nachfrage hierfür steigt kontinuierlich, daher ist die Entwicklung einer derartigen Plattform von großer
­Bedeutung.“
14 science
ie Anforderungen in der
Bau- und Immobilienwirtschaft bezüglich Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit, Wertbeständigkeit und Wettbewerbsfähigkeit steigen zunehmend. Daher
ist Fachkompetenz sowohl aus
dem wirtschaftlichen als auch dem
technischen Bereich erforderlich.
Fünf österreichische Fachhochschulen (FH Burgenland, FH Joanneum, FH Kufstein, FH Kärnten
und FH Oberösterreich) mit
unterschiedlicher Fachkompetenz
schlossen sich aus diesem Grund
2008 zum „FH_netzwerk_Bau“
zusammen, um Instrumente zur
Verbesserung der Wertschöpfungskette der Bauwirtschaft zu
entwickeln. Die Kompetenzsymbiose hatte zur Folge, dass bereits
während der Anfangsphase des
Projekts die ersten Forschungsaufträge aus der Wirtschaft bearbeitet
werden konnten. Österreichweit
bieten nur wenige Unternehmen
die Berechnung von Kosten und
ökologischen Auswirkungen im
Lebenszyklus eines Gebäudes an.
„Die Nachfrage hierfür steigt jedoch kontinuierlich, daher ist die
Entwicklung einer derartigen
Plattform von großer Bedeutung,
um Entscheidungsträgern Maßnahmen aufzuzeigen, und den
Fachbeteiligten die Möglichkeit zu
geben, jene Maßnahmen nach
dem Lebenszyklus zu bewerten“,
so Emanuel Stocker, Projektmitarbeiter der FH Kufstein.
Die Plattform LQG ist in zwei
Datenbankbereiche
gegliedert,
DI Klaus Kogler, iC Consulenten
„Neben den Herstellungskosten erlangen
die zu erwartenden Folgekosten, sowie ökologische Kriterien an Bedeutung und werden für die
Entscheidungsfindung
relevanter.“
einem quantitativen und einem
qualitativen Teil. Die quantitative
Datenbank dient der Berechnung
möglicher Ausführungsvarianten.
Diese ist an den Planungsphasen
orientiert, stufenweise aufgebaut
und bedient sich unterschiedlicher
Datenquellen. Dadurch besteht
bereits in frühen Phasen der Planung, ohne viele Informationen
über das Gebäude zu haben, die
Möglichkeit,
entsprechende
Gegenüberstellungen durchzuführen und die Ergebnisse zu analysieren. Als exemplarisches Beispiel
wurden Varianten von typischen
Fassadenaufbauten
untersucht,
denn gerade die Fassade nimmt
neben der gestalterischen Funktion auch im Bereich der Wirtschaftlichkeit im Lebenszyklus
eine zentrale Stellung ein.
Kosten der Nutzung darstellen
„Neben den Herstellungskosten
erlangen die zu erwartenden Folgekosten, sowie ökologische Kriterien zusehends an Bedeutung und
werden zukünftig für die Entscheidungsfindung immer relevanter.
Damit das Berechnungsmodell
auch in der Wirtschaft Anklang
Fotos: FH Kufstein, Abbildung aus Green Building 5/2013 (oben rechts), : Berechnungsmodell, übernommen aus Bauphysik 4/2013 (unten rechts), beigestellt
Nach fünfjähriger Forschungs- und Projektarbeit befindet sich das
LQG Datenbankprojekt vor wirtschaftlich erfolgreichem Abschluss.
Das Projekt
LQG – Lebenszyklusorientierte Qualitätsoptimierung von Gebäuden auf
einen Blick:
Kurzbeschreibung:
Das Projekt LQG beschäftigt sich mit der Lebenszyklusplanung von Gebäuden, um
eine nachhaltige und ganzheitliche Sichtweise zu schaffen. Im Vordergrund steht
dabei nicht nur die Abschätzung zukünftiger Kostenverläufe, sondern vielmehr auch
das Zusammenwirken einer lebenszyklusorientierten Sichtweise mit weiteren
Aspekten wie Ökologie und Qualität. Das Projekt hatte zwei maßgebende Ziele:
einerseits die Entwicklung einer „Qualitativen Datenbank“, wo Inhalte gemäß eines
Online-Leitfadens für relevante Entscheidungsprozesse beschrieben und gesammelt
werden, sowie andererseits eine „Quantitative Datenbank“ zur Berechnung von
Lebenszykluskosten, inkl. energetisch und ökologischem Add-on in Form einer
Erweiterung des bekannten Energieausweises (EA-Plus).
Fakten:
Ziel: Bewertung von Ökonomie, Ökologie und Qualität im Lebenszyklus von Gebäuden
Projektlaufzeit: fünf Jahre (Projektende 2013)
Projektkosten: ca. 2 Millionen EUR
Kooperationspartner:
FH Kärnten, FH Oberösterreich (Campus Wels), FH Joanneum,
FH Burgenland (Standort Pinkafeld)
Wirtschaftspartner:
ALUKÖNIGSTAHL, ATP, IC Consulenten, SFL Metallbau, STRABAG AG,
Woschitz Engineering
Ansprechpartner (FH Kufstein):
Emanuel Stocker ([email protected])
findet, müssen die Kosten neutral
und transparent in der Berechnung und Dokumentation dargestellt werden“, so DI Klaus Kogler
von iC Consulenten.
Durch das Berechnungsmodell ist
es möglich die Kosten und ökologischen Auswirkungen eines Objekts, die während der Nutzung
anfallen werden, darzustellen. Besonders innovative Bauvarianten –
die effizienter sind, jedoch zeitgleich in der Anschaffung meist
auch höhere Kosten erzeugen – erfahren durch diese relativierende
Bewertungen einen Vorteil, da die
Sichtweise über den gesamten Lebenszyklus erfolgen kann.
Anforderungen kennen
Um jedoch ein Gebäude nachhaltig und dem Lebenszyklus entsprechend zu planen und zu bauen,
müssen eine Reihe von Anforderungen erfüllt werden. Wichtig
hierbei ist zu wissen, was dies für
Anforderungen sind und welche
Informationen erforderlich sind,
beziehungsweise noch besser, zu
welchem Zeitpunkt diese benötigt
werden. Es gibt eine Reihe von
Leitfäden und auch Datenbanken,
oftmals Beschreibungen von Kriterien von so genannten Green Building Zertifizierungen (beispielsweise DGNB, ÖGNI, TQB, klima:aktiv usw.), die diese Themen
aufgreifen.
Anstatt den Beteiligten ein Handbuch oder eine Checkliste in die
Hand zu geben, greift die „qualitative Datenbank“ des LQG-Projek-
Miklos Nikolics, Direktion technische
Gebäudeausrüstung der Strabag AG.
„Wirtschaftlich ist dies
für die Branche von großer Bedeutung, da wir
Kunden anhand von Zahlen und Fakten belegen
können, welche Variante
am ­effizientesten ist.“
tes einen etwas anderen Ansatz
auf: Die Datenbank orientiert sich
an den Lebenszyklusphasen des
Gebäudes und liefert verschiedene
Informationsstufen. Zum einen
sind dies allgemeine Informationen, die für den Entscheider gedacht sind und zum anderen detailliertere Informationen für
Fachbeteiligte.
Daraus ergibt sich ein stufenweiser
Aufbau von Know-how, der sich in
dem Prozessablauf Entscheidungszeitpunkten zuordnen lässt. Um
bei dem Beispiel der Fassade zu
bleiben. Man erhält unter anderem
Informationen über die Auswirkungen von Glasflächen beziehungsweise Verschattungsmaßnahmen. Auch detaillierte Informationen werden geliefert wie
unterschiedliche Konstruktionsaufbauten, sowie zu beachtende
Normen und Richtlinien.
Die LQG-Plattform bietet somit
allen Projektbeteiligten, sowohl
dem Bauherrn als Nachfrager als
auch dem Unternehmen oder Planern als Anbieter, Unterstützung
im Hinblick auf diverse Fragestellungen, die sich während der Planung eines Gebäudes ergeben.
„Wirtschaftlich ist dies für die gesamte Branche von großer Bedeutung, da wir dem Kunden anhand
von Zahlen und Fakten belegen
können, welche Variante am effizientesten ist“, so Dipl-Ing. Miklos
Nikolics, Direktion technische Gebäudeausrüstung der Strabag AG.
Die Inhalte der Datenbanken werden bereits jetzt von Studierenden
der Kooperationspartner genutzt.
Diese können die im Studium erarbeiteten Inhalte, nach Freigabe
durch die Redaktion, in die Datenbank einspeisen, damit weitere
Nutzer davon profitieren können.
„Wir sind vom Erfolg des Projekts
überzeugt und denken, dass durch
die laufende Sammlung von neuen
Daten und diverse Projekte das
Entwicklungspotenzial voll ausgeschöpft werden kann“, so Ing. Mag.
(FH) Emanuel Stocker, Lektor an
der FH Kufstein im Studiengang
Facilitiy Management & Immobilienwirtschaft.
◉
Fachhochschule Kufstein Tirol
Andreas-Hofer-Straße 7
6330 Kufstein
www.kufstein.ac.at
Science 15
Herunterladen