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EXPERTE
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MENSCHEN
NACHHALTIGKEIT IM
ARCHITEKTUR-WETTBEWERB
«Architekturqualität aus Enkelsicht» propagiert Hansruedi Preisig, Architekt und Experte in diversen
Beurteilungsgremien von Wettbewerbsverfahren. Interview Rahel Perrot | Fotos Markus Lamprecht, Thomas Späti
EXPERTE
«WETTBEWERBE SIND INNOVATIONSTREIBER, STÄNDIGE WEITERBILDUNG UND
EINE MÖGLICHKEIT, SICH IN EINEM GEREGELTEN VERFAHREN MIT DEN KOLLEGINNEN
UND KOLLEGEN ZU MESSEN.» HANSRUEDI PREISIG
Der Aspekt der Nachhaltigkeit im Architektur­
wettbewerb ist heute selbstverständlich und
wird erfolgreich praktiziert. Es entstehen Bau­
ten, die einen massgeblichen Beitrag an die
Schonung der Ressourcen und des Klimas er­
bringen, die eine hohe architektonische Quali­
tät aufweisen sowie wirtschaftlich und funk­
tional sind. Ein Gespräch mit Architekt und
Experte Hansruedi Preisig.
Herr Preisig, der Architekturwettbewerb hat
sich bei Bauvorhaben etabliert und seit Jahr­
zehnten bewährt. Warum?
Wichtig für jeden Planungsprozess ist in ers­
ter Linie die Evaluation von verschiedenen Lö­
sungsansätzen, um die nach gestalterischen,
funktionalen, ökonomischen und ökologischen
Gesichtspunkten beste Lösung für eine be­
stimmte Aufgabe zu ermitteln. Ein Architek­
turwettbewerb hat genau diesen Zweck. Aus
Sicht der Bauherrschaft sind die Kosten für
ein solches Verfahren im Vergleich zu den
Folgekosten des Bauwerkes für Erstellung,
Betrieb und Unterhalt minimal. Es ist nicht
sinnvoll, da zu sparen.
Aber als Architekt sind solche Wettbewerbe
stets mit enorm hohem Aufwand verbunden
und oft mit wenig Aussicht auf Erfolg. Sind
Architekten Masochisten?
Nein, das gehört einfach zu diesem Beruf. Wir
sehen diese Wettbewerbe als Innovations­
treiber, als ständige Weiterbildung und als
Möglichkeit, sich in einem geregelten Verfah­
ren mit den Kolleginnen und Kollegen zu mes­
sen. Der Aufwand für die Teilnahme an einem
Wettbewerb ist – zeitlich und damit auch fi­
nanziell – immens, das stimmt. Doch bei Er­
folg ist die Anstrengung schnell vergessen.
Wie entscheidet sich, wie ein solcher Wett­
bewerb vonstattengehen soll?
Grundlage für die verschiedenen Verfahren
bilden die Ordnung 142 für Wettbewerbe und
143 für Studienaufträge mit ihren Wegleitun­
gen des Schweizerischen Ingenieur- und Ar­
chitektenvereins. Die Auswahl zwischen den
unterschiedlichen Wettbewerbs- und Verfah­
rensarten erlaubt es, das für jede Aufgabe ge­
eignete Verfahren zu wählen. Beispielsweise
wird für viele Aufgaben der einstufige, offene
und anonyme Projektwettbewerb als sinn­
volles Verfahren gewählt, da dies eine grosse
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Vielfalt von Lösungsansätzen ergibt. Beim Stu­
dienauftrag im selektiven Verfahren hingegen
bietet sich die Möglichkeit eines Dialoges mit
den Teilnehmenden an.
Welches sind die wichtigsten Merkmale, die
ein solcher Wettbewerb erfüllen muss?
Grundlage bilden die erwähnten Ordnungen
des SIA, nach denen sich Wettbewerbe und
Studienaufträge richten. Besonders wichtig
sind ein klar formuliertes, fundiertes Pro­
gramm, eine kompetente Jury sowie eine
ordnungsgemässe Preissumme. Wettbewerbe
und Studienaufträge basieren auf den Grund­
sätzen der Fairness und Transparenz des Ver­
fahrens sowie der Gleichbehandlung der Teil­
nehmenden.
Lassen sich die Bewertungskriterien auch so
einfach zusammenfassen?
Bis anhin gab es die klassischen Beurteilungs­
kriterien wie Städtebau, Architektur, Funkti­
onalität, Wirtschaftlichkeit. Neu dazugekom­
men ist das Kriterium «Energie und Umwelt»,
welches den bis anhin noch fehlenden As­
pekt des nachhaltigen Bauens umfasst. Die
Kriterien werden detailliert beschrieben, da­
mit für die Teilnehmenden auch transparent
wird, was damit gemeint ist. So wird unter
«Energie und Umwelt» die Forderung nach
Ressourcen- und Klimaschonung verstanden.
Wie sieht es mit den Kosten aus? Ist die nach­
haltige Bauweise nicht jeweils die teurere
Alternative?
Nein, überhaupt nicht. Nachhaltiges Bauen
bedeutet automatisch kompaktere Volumen
und einfachere Gebäudestrukturen. Das ist
ressourcensparend und klimaschonend und
führt öfters zu niedrigeren Kosten in Erstel­
lung sowie Betrieb. Eine sorgfältige Planung
lohnt sich für langfristig orientierte Bauherr­
schaften auch in wirtschaftlicher Hinsicht.
Baugenossenschaften, Stiftungen, Pensions­
kassen und Privatpersonen denken oft auf
lange Sicht. Sie stehen nicht unter dem Druck
von Jahres- und Quartalsabschlüssen und
sind daher offen für die Idee der Nachhaltig­
keit. Für sie ist wichtig, wie ein Gebäude al­
tert und wie es repariert oder – eine Genera­
tion später – instand gesetzt oder umgebaut
werden kann.
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«NACHHALTIGES BAUEN BEDEUTET AUTOMATISCH KOMPAKTERE VOLUMEN
UND EINFACHERE GEBÄUDESTRUKTUREN.» HANSRUEDI PREISIG
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Hansruedi Preisig
Hansruedi Preisig, 1948 in Teufen (AR) geboren, Prof. em. dipl. Arch. SIA. Inhaber
eines Architekturbüros in Zürich und ehemaliger Dozent an der Zürcher Hochschule
für angewandte Wissenschaften ZHAW in Winterthur. hanruedipreisig.ch
schneller verleimen,
in allen Winkeln
Sie propagieren die «Architekturqualität aus
Enkelsicht». Was ist damit gemeint?
Was wir heute planen, bestimmt die Lebens­
welt unserer Kinder sowie unserer Enkelin­
nen und Enkel: Ihre Bedürfnisse und Anliegen
sollten in unseren Entwürfen deshalb schon
heute mit einfliessen, das ist die Verantwor­
tung unserer Generation. Aus «Enkelsicht»
sind kurzfristig realisierte Erträge und momen­
tan gesparte Kosten bedeutungslos, wichtig
dagegen die Qualität von Lebensräumen, die
Dauerhaftigkeit der verwendeten Materia­
lien und Konstruktionen sowie ein sparsamer
Umgang mit knappen Ressourcen.
Zurück zum Beurteilungskriterium «Energie
und Umwelt». Was beinhaltet es?
Mit der Gebäudestruktur und der Gebäude­
form sowie der Systemtrennung werden be­
reits die wichtigsten Weichen für ein ressour­
cen- und klimaschonendes Projekt gestellt.
Im Nachhinein einen Entwurf darauf zu trim­
men, verursacht immer Mehrkosten und ist
vielfach nicht mehr möglich. Zur Bewertung
dieses Kriteriums sind durch den SIA Instru­
mente entwickelt worden, wie zum Beispiel
der SIA-Effizienzpfad Energie Merkblatt 2040.
Wie läuft eine solche Beurteilung genau ab?
Der Bereich «Energie und Umwelt» des nach­
haltigen Bauens ist heute neben Städtebau,
Architektur, Funktionalität und Wirtschaft­
lichkeit zu einem eigenständigen Beurteilungs­
kriterium geworden. Im Rahmen der Vorprü­
fung werden die Projekte nach den Vorgaben
beurteilt. Die Ergebnisse werden der Jury
aufgezeigt. Diese hat dann die anspruchs­
volle Aufgabe, alle Kriterien im Beurteilungs­
prozess gesamtheitlich einfliessen zu lassen.
Das führt in der Regel zu Bauten von hoher
architektonischer Qualität, die wirtschaftlich
und auf den Nutzer abgestimmt sind und zu­
dem einen massgeblichen Beitrag an die
Schonung der Ressourcen und des Klimas zu
leisten ver­mögen. Das sind dann im umfas­
senden Wortsinn nachhaltige Bauten.
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