EXPERTE 41 / 42 MENSCHEN NACHHALTIGKEIT IM ARCHITEKTUR-WETTBEWERB «Architekturqualität aus Enkelsicht» propagiert Hansruedi Preisig, Architekt und Experte in diversen Beurteilungsgremien von Wettbewerbsverfahren. Interview Rahel Perrot | Fotos Markus Lamprecht, Thomas Späti EXPERTE «WETTBEWERBE SIND INNOVATIONSTREIBER, STÄNDIGE WEITERBILDUNG UND EINE MÖGLICHKEIT, SICH IN EINEM GEREGELTEN VERFAHREN MIT DEN KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN ZU MESSEN.» HANSRUEDI PREISIG Der Aspekt der Nachhaltigkeit im Architektur­ wettbewerb ist heute selbstverständlich und wird erfolgreich praktiziert. Es entstehen Bau­ ten, die einen massgeblichen Beitrag an die Schonung der Ressourcen und des Klimas er­ bringen, die eine hohe architektonische Quali­ tät aufweisen sowie wirtschaftlich und funk­ tional sind. Ein Gespräch mit Architekt und Experte Hansruedi Preisig. Herr Preisig, der Architekturwettbewerb hat sich bei Bauvorhaben etabliert und seit Jahr­ zehnten bewährt. Warum? Wichtig für jeden Planungsprozess ist in ers­ ter Linie die Evaluation von verschiedenen Lö­ sungsansätzen, um die nach gestalterischen, funktionalen, ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten beste Lösung für eine be­ stimmte Aufgabe zu ermitteln. Ein Architek­ turwettbewerb hat genau diesen Zweck. Aus Sicht der Bauherrschaft sind die Kosten für ein solches Verfahren im Vergleich zu den Folgekosten des Bauwerkes für Erstellung, Betrieb und Unterhalt minimal. Es ist nicht sinnvoll, da zu sparen. Aber als Architekt sind solche Wettbewerbe stets mit enorm hohem Aufwand verbunden und oft mit wenig Aussicht auf Erfolg. Sind Architekten Masochisten? Nein, das gehört einfach zu diesem Beruf. Wir sehen diese Wettbewerbe als Innovations­ treiber, als ständige Weiterbildung und als Möglichkeit, sich in einem geregelten Verfah­ ren mit den Kolleginnen und Kollegen zu mes­ sen. Der Aufwand für die Teilnahme an einem Wettbewerb ist – zeitlich und damit auch fi­ nanziell – immens, das stimmt. Doch bei Er­ folg ist die Anstrengung schnell vergessen. Wie entscheidet sich, wie ein solcher Wett­ bewerb vonstattengehen soll? Grundlage für die verschiedenen Verfahren bilden die Ordnung 142 für Wettbewerbe und 143 für Studienaufträge mit ihren Wegleitun­ gen des Schweizerischen Ingenieur- und Ar­ chitektenvereins. Die Auswahl zwischen den unterschiedlichen Wettbewerbs- und Verfah­ rensarten erlaubt es, das für jede Aufgabe ge­ eignete Verfahren zu wählen. Beispielsweise wird für viele Aufgaben der einstufige, offene und anonyme Projektwettbewerb als sinn­ volles Verfahren gewählt, da dies eine grosse 43 / 44 MENSCHEN Vielfalt von Lösungsansätzen ergibt. Beim Stu­ dienauftrag im selektiven Verfahren hingegen bietet sich die Möglichkeit eines Dialoges mit den Teilnehmenden an. Welches sind die wichtigsten Merkmale, die ein solcher Wettbewerb erfüllen muss? Grundlage bilden die erwähnten Ordnungen des SIA, nach denen sich Wettbewerbe und Studienaufträge richten. Besonders wichtig sind ein klar formuliertes, fundiertes Pro­ gramm, eine kompetente Jury sowie eine ordnungsgemässe Preissumme. Wettbewerbe und Studienaufträge basieren auf den Grund­ sätzen der Fairness und Transparenz des Ver­ fahrens sowie der Gleichbehandlung der Teil­ nehmenden. Lassen sich die Bewertungskriterien auch so einfach zusammenfassen? Bis anhin gab es die klassischen Beurteilungs­ kriterien wie Städtebau, Architektur, Funkti­ onalität, Wirtschaftlichkeit. Neu dazugekom­ men ist das Kriterium «Energie und Umwelt», welches den bis anhin noch fehlenden As­ pekt des nachhaltigen Bauens umfasst. Die Kriterien werden detailliert beschrieben, da­ mit für die Teilnehmenden auch transparent wird, was damit gemeint ist. So wird unter «Energie und Umwelt» die Forderung nach Ressourcen- und Klimaschonung verstanden. Wie sieht es mit den Kosten aus? Ist die nach­ haltige Bauweise nicht jeweils die teurere Alternative? Nein, überhaupt nicht. Nachhaltiges Bauen bedeutet automatisch kompaktere Volumen und einfachere Gebäudestrukturen. Das ist ressourcensparend und klimaschonend und führt öfters zu niedrigeren Kosten in Erstel­ lung sowie Betrieb. Eine sorgfältige Planung lohnt sich für langfristig orientierte Bauherr­ schaften auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Baugenossenschaften, Stiftungen, Pensions­ kassen und Privatpersonen denken oft auf lange Sicht. Sie stehen nicht unter dem Druck von Jahres- und Quartalsabschlüssen und sind daher offen für die Idee der Nachhaltig­ keit. Für sie ist wichtig, wie ein Gebäude al­ tert und wie es repariert oder – eine Genera­ tion später – instand gesetzt oder umgebaut werden kann. ANZEIGE Endlich eine Kosmetik fürs Holz. Astlöcher und Risse sind der Alptraum der Hölzigen. Sie sind unschön, werten das Holz ab und waren bisher nur mit grossem Aufwand und mit mangelnden Ergebnissen zu behandeln. Eisenring macht Schluss damit. 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Was wir heute planen, bestimmt die Lebens­ welt unserer Kinder sowie unserer Enkelin­ nen und Enkel: Ihre Bedürfnisse und Anliegen sollten in unseren Entwürfen deshalb schon heute mit einfliessen, das ist die Verantwor­ tung unserer Generation. Aus «Enkelsicht» sind kurzfristig realisierte Erträge und momen­ tan gesparte Kosten bedeutungslos, wichtig dagegen die Qualität von Lebensräumen, die Dauerhaftigkeit der verwendeten Materia­ lien und Konstruktionen sowie ein sparsamer Umgang mit knappen Ressourcen. Zurück zum Beurteilungskriterium «Energie und Umwelt». Was beinhaltet es? Mit der Gebäudestruktur und der Gebäude­ form sowie der Systemtrennung werden be­ reits die wichtigsten Weichen für ein ressour­ cen- und klimaschonendes Projekt gestellt. Im Nachhinein einen Entwurf darauf zu trim­ men, verursacht immer Mehrkosten und ist vielfach nicht mehr möglich. Zur Bewertung dieses Kriteriums sind durch den SIA Instru­ mente entwickelt worden, wie zum Beispiel der SIA-Effizienzpfad Energie Merkblatt 2040. Wie läuft eine solche Beurteilung genau ab? Der Bereich «Energie und Umwelt» des nach­ haltigen Bauens ist heute neben Städtebau, Architektur, Funktionalität und Wirtschaft­ lichkeit zu einem eigenständigen Beurteilungs­ kriterium geworden. Im Rahmen der Vorprü­ fung werden die Projekte nach den Vorgaben beurteilt. Die Ergebnisse werden der Jury aufgezeigt. Diese hat dann die anspruchs­ volle Aufgabe, alle Kriterien im Beurteilungs­ prozess gesamtheitlich einfliessen zu lassen. Das führt in der Regel zu Bauten von hoher architektonischer Qualität, die wirtschaftlich und auf den Nutzer abgestimmt sind und zu­ dem einen massgeblichen Beitrag an die Schonung der Ressourcen und des Klimas zu leisten ver­mögen. Das sind dann im umfas­ senden Wortsinn nachhaltige Bauten. 1:10 i+ + mit NorsEpaU nn-Clip V Ihre Vorteile – Schneller verleimen ohne Schraubzwingen und pressen – Lediglich ein kurzer Kraftimpuls zum Einrasten notwendig, unabhängig von der Verbinderanzahl – Kein sichtbares Verbindungs­ element (Reproduktionsgrösse 15–5%) mit Tenso P-14 ohne Tenso P-14 Lamello AG | Verbindungstechnik Tel. 061 935 36 36 | Fax 061 935 36 06 [email protected] | www.lamello.ch Lamello_FIRST_Tenso P-14_Vorspann_Funktion_150827.indd 27.08.15 1 11:34