RADIKALSOZIAL – Wa hrnehmungund B eschreibungvon R ealit ä

Werbung
JA N UA R
VERANSTALTUNGSORT
12. + 13. Januar | 22:00
Hans Peter Litscher (Paris)
14. Januar | 18:00 + 22:00
Haus der Berliner Festspiele
15., 20. + 21. Januar | 18:00 + 20:00
Ein Käfig ging einen Vogel fangen Annäherungen an Kafkas Relativitätstheorie
Uraufführung
Schaperstraße 24
10719 Berlin-Wilmersdorf
12. – 14. Januar | 20:00
Hotel Pro Forma (Kopenhagen)
25. + 26. Januar | 19:30
Gilles Jobin (Genf)
Ich bin nur scheintot nach Hans Christian Andersen
U3 + U9 Spichernstraße | Bus 204, 249
Steak House
VORVERKAUF
26. Januar | 21:30
27. + 28. Januar I 20:00
Kasse im Haus der Berliner Festspiele
Deutschsprachige Erstaufführung
François Sarhan / Bertrand Raynaud / Fred Pommerehn (Paris, Berlin)
Les articulations de la Reine – Die Häutungen der Königin
Schaperstraße 24 | Mo bis Sa 14:00 – 18:00
… und bei allen bekannten Theaterkassen
FE BRU A R
Karten + Informationen Tel (030) 254 89 100
Mo bis Fr 10:00 – 18:00
2. – 4. Februar | 20:00
The Forsythe Company (Dresden, Frankfurt/Main)
Im Internet: www.berlinerfestspiele.de
Three Atmospheric Studies
[email protected]
Ermäßigte Karten auch im Vorverkauf
Änderungen vorbehalten
RADIKAL
SOZIAL
–
Wahrnehmung
und
Beschreibung
Abendkasse jeweils 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn
von
Realität
im
Theater
Symposion
der Dramaturgischen Gesellschaft
Freitag, 20.01.06
> Eröffnungsvortrag von Dirk Baecker, Professor für Soziologie an
> Kaltes Land, Workshop über das preisgekrönte Stück des Kleist-
im Haus der Berliner Festspiele
vom 20. – 22. Januar 2006
der Universität Witten/Herdecke
Förderpreisträgers 2005 Reto Finger
> Sehnsucht nach Intervention, mit Sabrina Zwach, Kuratorin des
> Interventionen durch Theater, Kunst und Gestaltung, mit Christian
6. Festivals Politik im Freien Theater in Berlin und KünstlerInnen
Lagé, der Gruppe anschlaege.de und dem Dramaturgen Arved
In letzter Zeit ist die soziale Wirklichkeit ins Theater zurückge-
der Sparte „Interventionen“ des Festivals
Schultze, Berlin
kommen. Nicht als Dokumentartheater, sondern mit Experten,
> Dramaturgie jenseits von Dramatik, Werkstattgespräch mit Chris
> Theater als kreativer Tauschhandel, Arbeitsgespräch über
die auf der Bühne ihre Arbeit verrichten; mit eigentlich Theater-
Kondek, Videokünstler, Matthias von Hartz, Regisseur, u.a.
theaterpädagogische Arbeit mit Uta Plate, Theaterpädagogin,
fremden, die neue Zuschauer werden; mit Stoffen, die ihre eigene
> Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen. Die hallu-
Schaubühne am Lehniner Platz
Dramatik mit sich bringen. Das Symposium präsentiert und dis-
zinierte Volkshochschule der Mobilen Akademie, Workshop mit
> Choreografien des Sozialen, mit Bettina Masuch, Tanzkuratorin,
kutiert diese Entwicklung in Workshops, Arbeitsdemonstrationen
Hannah Hurtzig, Kuratorin, Carolin Hochleichter, Projektleitung
HAU Berlin und Annemarie Matzke, Theaterwissenschaftlerin,
und Vorträgen mit Dramaturgen, Kritikern, Wissenschaftlern und
und Barbara Gronau, wissenschaftliche Beratung
Freie Universität Berlin
Samstag, 21.01.06
Sonntag, 22.01.06
Die Tagung findet statt in Zusammenarbeit mit den Berliner
> Neues Theater braucht neue Beschreibungen, Vortrag von Barbara
> Bunnyhill, eine Staatsgründung, Projekt der Münchner Kammer-
Festspielen und dem Sonderforschungsbereich „Kulturen des
Gronau, Theaterwissenschaftlerin, Freie Universität Berlin
spiele, mit Björn Bicker, Dramaturg, Münchner Kammerspiele
Performativen“ der Freien Universität Berlin.
> Beschreibung und Bewertung von Realität im Theater, mit Till
> Hunger nach Glückseligkeit, Theater im sozialen Brennpunkt
dem Publikum. Alle Veranstaltungen sind öffentlich und kostenfrei.
Briegleb, Theaterkritiker, Hamburg und Florian Malzacher,
Mannheim-Jungbusch, mit Bernd Görner, Regisseur, „Creative
Das ausführliche Tagungsprogramm sowie Akkreditierung und
Dramaturg Steirischer Herbst, Graz
Factory“ Mannheim
Anmeldung zu den einzelnen Veranstaltungen unter
> Theater als Lebensraum, mit der Regisseurin Gudrun Herrbold,
> In der Grauzone zwischen Realität und Fiktion, Gespräch mit
www.dramaturgische-gesellschaft.de oder direkt in der Geschäfts-
Berlin
Helgard Haug und Daniel Wetzel, Rimini Protokoll
stelle der Dramaturgischen Gesellschaft.
> Heersums derbes, geiles Volkstheater, mit dem Regisseur Uli
> Spiel und Wirklichkeit. Die Gesellschaft auf der Bühne,
Jäckle, Hildesheim
Arbeitsgespräch mit dem Regisseur Volker Lösch und Jörg Bochow,
> Die Winterakademie des Theaters an der Parkaue, mit Karola
Chefdramaturg, Schauspiel Stuttgart
Kontakt: Heidrun Schlegel Dramaturgische Gesellschaft
Tempelherrenstr. 4 – 10961 Berlin
Tel: 030 / 693 24 82
Fax: 030 / 693 26 54
[email protected]
dg
Marsch, Theaterpädagogin/Dramaturgin und Sascha Willenbacher
> HYP‘OP Hyperaktivität und Oper, mit der Regisseurin Adriana
Theaterpädagoge/Dramaturg, Theater an der Parkaue Berlin
Altaras und Ilka Seifert, Dramaturgin, Staatsoper Berlin
> Das Genter Theater und Kinderkunsthaus Kopergietery, mit Johan
> Rollenwechsel. Der Schauspieler im Theater des Sozialen, Vortrag
de Smet, Regisseur und künstlerischer Leiter Kopergietery Gent
von Jens Roselt, Theaterwissenschaftler, Freie Universität Berlin
Im Mittelpunkt dieser Ausgabe – der dritten und letzten zur spielzeiteuropa 05 | 06 – steht Kirsten Dehlholm, die künstlerische Leiterin und Regisseurin der bekanntesten freien dänischen Theatergruppe Hotel Pro Forma mit ihrem Musiktheaterprojekt «Ich bin nur scheintot» nach Texten von Hans Christian Andersen. 2005 wurde Andersen zu seinem 200.
Geburtstag vielerorts neu und wieder entdeckt, nicht nur als der weltbekannte Märchenerzähler, sondern als Schriftsteller, Reise- und Tagebuchautor sowie als bildender Künstler, dessen Scherenschnitte und Bildcollagen bereits auf surrealistische Techniken verweisen. «Ich bin nur scheintot» handelt von den Ängsten und Obsessionen Andersens und verweist nochmals auf das dieser zweiten Saison zu Grunde liegende Thema: Körper und Erinnerung.
Außerdem führt der in Paris lebende Schweizer «Lügenbaron» Hans Peter Litscher die Zuschauer seines Kafka/Einstein-
Essay von Villy Sørensen > 2
Gespräch mit Kirsten Dehlholm > 4
Ich bin nur scheintot > 7
Ein Käfig ging einen Vogel fangen > 8
Steak House > 9
Die Häutungen der Königin > 10
Three Atmospheric Studies > 11
Programmüberblick > 12
Es ist für Hans Christian Andersen charakteristisch, dass
Traum galt wohl der Verschmelzung von Märchenhaftig-
die neuen materialistischen Dogmen zitieren: «Der
sein Glaube an Gott ein Glücksglaube war, von dem Tag
keit und Wirklichkeit, von Ursprünglichkeit und Bürger-
Mensch ist ein Produkt seiner Eltern und seiner Amme,
an, als das Kind, auf das eigene Glück vertrauend, ins
lichkeit, sie gelang ihm aber nie ganz, weil die Bürgerlich-
der Art und der Zeit, der Luft und des Wetters, der Geräu-
Ungewisse auszog, bis ins hohe Alter, als er gewaltige
keit zu eng war.
seelische Qualen erlitt, wenn er in der Lotterie des Le-
sche und des Lichts, der Nahrung und der Kleidung. Aber
das Höhere in uns, das Denken? Ist eine Bewegung des
bens Pech hatte: Es war für ihn ein Zeichen dafür, dass
Dass der Individuationsprozess Hans Christian Andersens
Stoffes. Ohne Phosphor kein Denken! Die Bewegung des
Gott nicht auf seiner Seite stand. Eine ausgesprochene
nicht «gelang», hängt damit zusammen, dass er seine ne-
Stoffes durch die Elektrizität, in Verbindung mit den Ner-
Religiosität kommt in Hans Christian Andersens Werken
gative, christliche Auffassung vom Gefühlsleben für heid-
ven, wird zum Gehirnempfinden, zu dem, was wir Be-
Projektes auf labyrinthischen Irrwegen durch das Haus der Berliner Festspiele. Zum Abschluss zweimal Tanz: spielzeit-
denn auch erst zum Vorschein, als er selbst bereits vom
nisch und sündhaft hielt – und deswegen in den unschul-
wusstsein nennen.»
europa präsentiert neue Arbeiten von Gilles Jobin und William Forsythe.
Glück begleitet wurde. Das religiöse Empfinden ist für ihn
digen Gefühlen der Kindheit Zuflucht suchte.
ein Dankbarkeitsempfinden, das Gefühl, von den Mäch-
Für Hans Christian Andersen war es eine Selbstverständ-
Alles Gute für 2006 und viele spannende Begegnungen
ten akzeptiert zu sein, sowohl von denen im Himmel als
Andersen lebte und schrieb in einer Zeit, in der das über-
lichkeit, dass das Streben nach Wahrheit keineswegs
wünscht
auch auf Erden. Letzteres erklärt teilweise Andersens
lieferte, religiös begründete Weltbild dabei war sich auf-
böse sein könnte, dass der Konflikt zwischen der Religion
Die Redaktion
Streben nach Ruhm und danach, für das erkannt zu wer-
zulösen. Die letzte große Theodizee (eine positive Ausle-
und der Wissenschaft, zwischen dem Gefühl und dem
den, was er war.
gung des Bösen), die das Negative in der Welt aufzuheben
Denken bloß eine Art Kinderkrankheit war. Der Konflikt
Glück als Strafe
Der dänische Philosoph Villy Sørensen über Hans Christian Andersen
und es in etwas Positives zu verwandeln vermochte, war
zwischen dem Gefühl und dem Denken erinnerte an die
Das, was Hans Christian Andersen das Glück nannte, hat-
das philosophische System Hegels. Die desillusionieren-
Krise, die der junge Mensch durchleben muss, wenn er
te wenig mit bürgerlichem Wohlbefinden zu tun, es ging
de wissenschaftliche Orientierung setzte sich immer mehr
sich von der Welt eine selbstständige Auffassung bilden
eher ins Magische wie der altnordische Glücksbegriff.
durch und brachte materialistische Ideen mit sich, die
soll und von seiner eigenen Gelehrtheit fast wahnsinnig
Vom Glück gesegnet zu sein, ist das Gefühl, dass alles,
Erde verlor ihren himmlischen Horizont, und der Glaube
wird.
was man unternimmt, sinnvoll ist, «glücklich» zu sein
an eine Ausgleich schaffende Gerechtigkeit im Jenseits
heißt, ganz man selbst zu sein.
war im Verschwinden. Gleichzeitig fiel die irdische Unge-
Es scheint zwar leichter zu sein, ein Kind zu bleiben als
rechtigkeit umso stärker ins Auge, mit der Industrialisie-
wieder eines zu werden, aber weil das Leben ein Prozess
Dies aber ist der Kern aller religiösen Mystik: Dass man in
rung der Gesellschaft und den krasser werdenden Gegen-
ist, ist der Status quo nicht aufrechtzuerhalten. Wer kin-
dem Moment, in dem man ganz bei sich ist, auch mehr
sätzen zwischen den Klassen, zwischen arm und reich.
disch bleibt, wird infantil, wer seine Kräfte von den alten
Hans Christian Andersen lebte, daheim und auf Reisen,
Auffallend ist dabei, dass er es gar nicht lassen konnte, er
ren gleichzeitig der Ausgangspunkt der umfangreichen
ist. Es ist, als ob man mit etwas in Berührung kommt, das
Hans Christian Andersen nahm immer die Perspektive der
Bindungen nicht zu lösen vermag, wird früher oder später
mitten in einem Gewimmel von Menschen, und doch las-
selbst zu sein, weder im Schreiben noch im Handeln.
literarischen Produktion von Märchen, Romanen und
dem Menschen sonst verborgen bleibt und das er eigent-
Außenseiter der Gesellschaft ein, der Alten und der Ein-
gegen sie kämpfen müssen.
sen sich seine Tagebücher in zehn dicken Bänden wie
Dies war – und ist – das Faszinierende an seiner sonder-
Schauspielen. Immer wieder setzt er sich selbstquäleri-
lich nicht sehen darf. Dies spürt der Dichter in seiner
samen. Doch sein Interesse für die Benachteiligten in der
eine einzige Klage über Einsamkeit lesen. Es fiel ihm
baren Persönlichkeit, die er an einer Stelle seine «lächer-
schen Zerrbildern und obskuren Gedanken aus. Aber er
göttlichen Inspiration, und dies spürte gewissermaßen
Gesellschaft war kein Ausdruck einer bewussten politi-
schwer, sich über längere Zeit mit seiner eigenen Gesell-
liche Persönlichkeit» nennt. Das Lächerliche war, meinte
hört nicht damit auf, sie aufzuschreiben, um sie doch we-
auch die Hauptperson im Roman «O.T.» (1837), als sie
schen Tendenz. Hans Christian Andersens Methode ist,
artikler om H.C. Andersen, Gyldendal, 2004. (Abdruck der
schaft begnügen zu müssen, und leider fanden auch die
er, dass er für sein Äußeres viel zu jung war: «Innerlich
nigstens aufs Papier zu bannen.
sagte: «Ich bin so glücklich, dass ich fürchte, ich werde
die persönlichen Probleme sozial zu machen und sie da-
Auszüge mit Erlaubnis der Erben Villy Sørensens)
meisten anderen Menschen auf die Dauer seine Gesell-
bin ich immer noch 16 Jahre alt, darf es aber nach Mei-
bald von großem Kummer betroffen, denn so geht es ja
nach ins Licht der Ewigkeit zu rücken. «Die Ewigkeit ist
schaft anstrengend. Er war in vielen Häusern ein gern ge-
nung der anderen nicht sein», schrieb er noch als 59-Jäh-
Den Humor und die Ironie, die in den Märchen dazu bei-
immer.» Das Glück trägt bereits die Strafe in sich, allein
lang, länger als diese Geschichte!» – dies war die Grund-
sehener Gast, auch in höheren Kreisen, vertrauliches Zu-
riger. Er verkehrte immer in der Welt der anderen, der
tragen, dass die Dinge und die Menschen in der richtigen
weil es nicht festgehalten werden kann.
lage seines Unsterblichkeitsglaubens.
sammensein aber pflegte er nur mit Wenigen. In der
Welt der Erwachsenen, immer in der Angst negativ aufzu-
Perspektive erscheinen, besaß Hans Christian Andersen
Regel musste er sich damit begnügen, sich dem Tage-
fallen, immer gleich ehrfürchtig, wenn er von den Großen
auch im wirklichen Leben. Er befürchtete immer, dass et-
Was berührte ihn selbst, bewegte ihn, so dass in ihm al-
Hans Christian Andersen wusste ja, dass diese religiöse
Modell einer künftigen Gesellschaftsordnung» Ende der
buch anzuvertrauen, das für ihn mit der Zeit immer le-
dieser Welt empfangen wurde. Deshalb konnte er niemals
was Schreckliches passieren könnte, gleichzeitig erwarte-
les in Bewegung kam? Selbstverständlich war es für ihn
Auffassung von der neuen Zeit und ihren materialisti-
siebziger Jahre einem breiteren Publikum bekannt.
bensnotwendiger wurde.
Text aus: Sørensen om Andersen. Villy Sørensens udvalgte
Villy Sørensen (1929 – 2001), hoch angesehener dänischer Schriftsteller und Philosoph, wurde vor allem als
Mitautor der politischen Streitschrift «Aufruhr der Mitte.
genug Lob bekommen und gewöhnte sich nie an Kritik,
te er aber auch immer das große Glück, zumindest in der
wie für alle anderen der Eros, die Anziehungskraft, der
schen Ideen bedroht war. Die Tendenz der Zeit versucht
obwohl er viel davon einstecken musste.
Glückslotterie des Lebens. Des Lebens, das ihn oft un-
Ausdruckstrieb in allem Lebenden, die Schönheit, die in-
er denn auch im Roman «Sein oder Nichtsein» (1857) zu
Abb.: Bühnenbild zu «Ich bin nur scheintot» aus 32 alten
glücklich machte, von dem er trotzdem niemals genug
nere wie die äußere, das Zentrum in seinem Universum
schildern. Der junge Student Niels Bryde, der Theologie
Spielkarten, bearbeitet mit Motiven aus Andersens Zeich-
telt, ist es in erster Linie ein Selbstporträt. Ein einziges
Er konnte – davon legen seine Tagebücher ein erschüt-
bekommen konnte – wie etwa wenn er im November 1870
war aber auch ein wunder Punkt. Lebenserfüllung ist in
studieren soll und in die Hauptstadt zieht, begeistert sich
nungen und Collagen.
Mal ertappt sich Andersen beim Gedanken, dass jemand
terndes Zeugnis ab – seine Fantasie nur schwer kontrollie-
schreibt: «Ich habe mich am Leben satt gegessen – zu-
seiner Welt nicht die Verschmelzung von Mann und Frau,
für die neuen naturwissenschaftlichen Entdeckungen und
es lesen könnte – «dann kann ich nicht ich selbst sein».
ren. Doch seine schrägen Ideen und Angstausbrüche wa-
mindest für heute Abend.»
vielleicht eher von Männlichem und Weiblichem. Sein
bricht das Studium ab, um Mediziner zu werden. Er kann
Wenn das Tagebuch auch ein lebendiges Zeitbild vermit-
Kirsten Dehlholm, geboren 1945, war Mitgründerin des dä-
Kirsten Dehlholm
spielzeiteuropa
nischen Billedstofteater (Bildertheater), einer experimen-
Ja, die brachte jemand als Weihnachtsgeschenk mit, und
Visuelles Theater muss wie ein Stachel in der großen Tra-
tellen Gruppe, die zwischen 1977 und 1985 an der Schnitt-
dann stand sie hier im Büro. Ich hätte nicht im Traum da-
dition des skandinavischen Realismus gewirkt haben.
stelle zwischen bildender Kunst, Architektur und Perfor-
ran gedacht, sie für Andersens «Hässliches Entlein» zu
Kirsten Dehlholm
mance große Installationen mit bewegten Figuren aufführ-
verwenden. Zu buchstäblich! Aber dann merkte ich, dass
Den habe ich wirklich immer als einen konservativen Ge-
te. 1985 gründete sie Hotel Pro Forma, mehr interdiszipli-
sie durch ihre ständige Anwesenheit schon immer dabei
genpol begriffen. Für mich geht es da kaum um Kunst im
näre Produktionsstätte als feste Theatergruppe, deren
war und schließlich auf die Bühne wollte. Okay, dachte
eigentlichen Sinn, jedenfalls nicht um zeitgenössisches
künstlerische Leiterin sie seit langem ist. Seit dem Debüt
ich, warum soll sie nicht etwas Besonderes sein.
Theater, das sich um eine neue Verbindung aus Bild und
mit «An Evening Piece» (1986) wurden die von ihr in Zu-
spielzeiteuropa
Wort bemüht. Ich habe auch mit Theaterschauspielern an
sammenarbeit mit Künstlern anderer Sparten – Architekten,
Das scheint mir typisch für Ihren Umgang mit solchen
traditionellen Stücken gearbeitet, ohne dafür meine eige-
Musikern, Autoren u. a. – entwickelten Stücke und Perfor-
Objekten: Diese Ente, eigentlich ein Spielzeug für die Ba-
ne Visualität aufzugeben. Das schließt sich ja auch gar
mances an vielen Orten und Festivals rund um die Welt ge-
dewanne, ist zunächst Schreibtischdekoration und be-
nicht aus. Die Haltung vieler Schauspieler in Skandina-
zeigt. In Deutschland gastierte Hotel Pro Forma zuletzt mit
kommt dann einen überraschenden Auftritt auf der Bühne.
vien mit ihrer Ausbildung in Richtung konkrete Psycholo-
«Operation : Orfeo» (1993), «The Picture of Snow White»
Kirsten Dehlholm
gie mag dabei hinderlich sein – aber gute Schauspieler
(1994) und «Calling Clavigo» (2002). Kirsten Dehlholm er-
Mit völlig verschiedenen Bedeutungen. Natürlich lachen
können auch in ungewöhnlich zeichenhaften Räumen ihre
hielt neben anderen renommierten Auszeichnungen für
die Leute, wenn solch ein Spielzeug plötzlich auf der
Kunst entfalten. In Deutschland muss man wahrschein-
ihre Arbeit den Danish Arts Foundation Lifetime Grant.
Bühne erscheint. Zumal in einer Situation, die das nicht
lich nicht groß darüber reden, denn das Regietheater hat
erwarten lässt. Aber so kommen die Zuschauer vielleicht
hier die besten Beispiele für die Verbindung von Sprache
auf sich selbst zurück, in ihre ganz eigene Welt. Das ist ja
mit neuen Bildwelten hervorgebracht, und zwar nicht als
spielzeiteuropa
im Grunde eine Funktion der Märchen.
Experiment am Rande, sondern in den Staatstheatern.
Zwanzig Jahre Hotel Pro Forma – wer Ihre Arbeiten nicht
spielzeiteuropa
Zuhause empfand ich immer eine Hass-Liebe zum tradi-
kennt, wird beim Namen Hotel Pro Forma dennoch kaum
Vor allem der Andersen-Märchen, die mit solchen Ver-
tionellen Theater: Ich mochte den roten Vorhang, und wie
an Theater denken. Wie kamen Sie auf den Namen?
schiebungen überraschen. War das Design, das ein anderes
er sich öffnet – aber danach ist es doch oft einfach zum
Kirsten Dehlholm
Sein offenbaren kann, schon immer ein Antrieb für Sie?
Einschlafen.
Als ich Hotel Pro Forma 1985 zusammen mit Willie Flindt
Kirsten Dehlholm
spielzeiteuropa
gründete, wollte ich das Wort Theater vermeiden. Meine
Ich wurde als Textildesignerin ausgebildet, zunächst in
Sie benutzen ja gar keine Vorhänge?
Idee war «Hotel», seine «Pro Forma». Letzteres steht für
Krefeld, dann in Kopenhagen. Schon als Kind war ich von
Kirsten Dehlholm
Form, aber auch für Vorläufigkeit, während das Hotel ein
Stoffen angezogen und wollte immer etwas mit den Hän-
Nein, aber die Dunkelheit.
Ort für Reisende ist, der viele Räume bereithält. Da gibt
den machen. Allerdings nicht nur Pullover oder Teppiche.
spielzeiteuropa
es große und kleine Zimmer, Korridore, geheime Kam-
Von diesen Ursprüngen in den dekorativen Künsten habe
Wie laden Sie Ihre Mitstreiter ein?
mern – viele Arten von Bühnen sozusagen. Leute kom-
ich bestimmt ganz viel mitgenommen.
Kirsten Dehlholm
men und gehen, manche bleiben länger: Das schien mir
spielzeiteuropa
Ich habe am Anfang eine Idee, die ich entwickeln möch-
eine geeignete Metapher für Theater zu sein. Tatsächlich
Bis zu – wörtlich – dem Billedstofteater, Ihrer ersten Grup-
te und für die ich dann die passenden Partner suche. Das
bin nur ich es, die immer da ist, während selbst der har-
pe mit großen bildräum-
te Kern von Mitarbeitern wechselt.
lichen Arbeiten.
spielzeiteuropa
Kirsten Dehlholm
Sie sind also die Hoteldirektorin?
Die ersten Jahre bedeuteten
Kirsten Dehlholm
tatsächlich rein visuell ori-
Ja, ich bin die Managerin des Hotels. Die Gäste hinterlas-
entierte Installationen, ohne
Hotel Pro Forma – das schien
mir eine geeignete Metapher
für Theater zu sein.
ist eher ein
intuitiver Prozess, in dem
das Konzept
ganz allmählich entsteht
sen ihre Spuren in diesem Gebilde. Ob als Eintrag im
Sprache. Sie wurden auch nie in Theatern gezeigt, son-
und dann in der Zusammenarbeit eine konkrete Gestalt
Gästebuch oder als Malerei an der Wand. Das Besondere
dern meistens in Museen für moderne Kunst oder ehema-
annimmt. Ausgangspunkt ist immer das visuelle Konzept,
ist, dass auch das Hotel reisen und sich an anderen Orten
ligen Industriehallen. Erst bei Hotel Pro Forma habe ich
erst dann folgen die Entscheidungen für Musik und Text.
einnisten kann.
angefangen, auch mit Sprache zu arbeiten. Das Gewebe
spielzeiteuropa
spielzeiteuropa
wurde dichter. Es gab große Schwierigkeiten, das Wort
Wie sieht so etwas aus, ein visuelles Konzept?
Wir sitzen hier in einem riesigen, hellen Loft am Stadt-
Billedstofteater ins Französische zu übersetzen. Wir ka-
Kirsten Dehlholm
rand von Kopenhagen, das wenig nach Theater aussieht.
men schließlich auf tissue imaginaire.
Es gibt eine visuelle Partitur, die ich in meiner Vorstellung
Ist das etwa die Hotelrezeption?
spielzeiteuropa
entwickle und schließlich auch für einen Raum skizziere.
Kirsten Dehlholm
Ein Verweis auch auf die surrealen Wurzeln?
Das muss noch kein bestimmter Aufführungsort sein,
Das kann man so sehen. Wir spielen ja nicht hier, sondern
Kirsten Dehlholm
aber die Fragen, wo das Publikum sitzt und was es von
an den verschiedensten Orten: in Theatern genauso wie
Gewiss. Andererseits waren wir mit der englischen Über-
dort sehen wird, bilden den Kern dieser Überlegungen.
in Museen und Ausstellungshallen. Es gibt eine Scheune
setzung des dänischen Namens, Theatre of Images, im-
Gibt es eine Bühne? Sitzen die Zuschauer frontal oder um
auf dem Land, wo wir einen Teil der Aufbauten und Requi-
mer ein wenig unglücklich, weil Robert Wilson dieses Feld
sie herum? Wird das Publikum zwischen den Spielorten
siten aufbewahren, dazu Proben- und Lagerräume in Ko-
schon so stark besetzt hatte.
wechseln, von oben schauen? – All das muss ich mir über-
penhagen. «Operation : Orfeo», eine Produktion, die mitt-
spielzeiteuropa
legen, bevor ich das Konzept weiterentwickele.
lerweile zwölf Jahre alt ist, können wir sofort hervorholen.
Gab es in Dänemark damals Ähnliches?
spielzeiteuropa
spielzeiteuropa
Kirsten Dehlholm
Gibt es da schon die Bewegung der Figuren zueinander?
In den Regalen stehen viele merkwürdige Dinge. Ich ver-
In Dänemark liefen wir immer außer Konkurrenz. Diese
Kirsten Dehlholm
mute, das ist der sichtbare Teil Ihres Gästebuchs?
Kombination verschiedener Künste ist bis heute sehr un-
Noch nicht so konkret. Ich weiß zwar, wie viele Personen
Kirsten Dehlholm
gewöhnlich, nicht nur in Dänemark. Wir waren immer ein
sich bewegen werden, habe aber noch nicht ihre Funktion
Was ich sehr am Theater mag ist, dass es diese scheinbar
bisschen vorneweg, wobei ich trotzdem nicht Avantgarde
im Sinne von Figuren und Handlung festgelegt. Meine Ar-
alltäglichen Objekte auf der Bühne zu bedeutenden Din-
sagen würde. Als das ausschließlich visuelle Theater ak-
beit mit Billedstofteater würde ich als horizontal beschrei-
gen machen kann.
zeptiert wurde, hatten wir schon begonnen, es mit Texten
ben, mit vielen Mitspielern in riesigen Räumen. Hotel Pro
spielzeiteuropa
zu erweitern. Für mich ist es sehr wichtig, mich nicht zu
Forma dagegen ist viel stärker vertikal ausgerichtet: von
So wie die Spielzeugente, die in «Ich bin nur scheintot»
wiederholen und eine neue Arbeit von den vorherigen
einem Thema ausgehend, wird der Raum mit vergleichs-
einen kleinen Auftritt hat?
deutlich zu unterscheiden.
weise wenigen Figuren geordnet. Das hat auch finanzielle
Kirsten Dehlholm
den Projekten als eine Art lebende Skulptur teilnahm,
Ihr ursprünglicher Charakter entspricht einer Bilderbuch-
sierte. Wir haben uns dann in Köln wiedergetroffen und
richtig bezahlt. Alle Mittel, die wir bekamen, wurden für
Romantik. Wir haben sie ein bisschen unheimlicher ge-
uns sehr gut über unser Kunstverständnis unterhalten.
die Installationen gebraucht. Die Produktionen von Hotel
macht, die Farben verändert und auch ein paar Elemente
Als er mir sagte, er würde gern etwas für Chor komponie-
Pro Forma sind dagegen viel kleiner besetzt und daher
aus Andersens Collagen hinzugefügt. Was er für Bilder
ren, lud ich ihn ein, ohne genau zu wissen, was er tun
auch anders konzipiert.
und Scherenschnitte gemacht hat, ist einfach phantas-
würde.
spielzeiteuropa
tisch! Für mich war das absolut inspirierend. Diese Bild-
spielzeiteuropa
Was war der Anlass für ein Stück über Andersen?
tafeln sind eine Hommage an Andersen als bildenden
Die Hotel-Pro-Forma-Intuition?
Kirsten Dehlholm
Künstler.
Kirsten Dehlholm
Schon vor vier Jahren fragte die Andersen-Foundation an,
spielzeiteuropa
Ja, diese und das Vertrauen, über eine lange Strecke zu-
ob ich etwas zum Jubiläum machen könnte. Das schien
Und der Chor singt von den gleichen Abgründen, die hier
sammenarbeiten zu können. Ich sagte zu Manos: Ich will
mir auf Anhieb sehr verlockend. Andererseits zögerte ich,
zu entdecken sind. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit
schöne Musik haben für diesen Chor. Eine der wenigen
denn Hans Christian Andersen ist eine Ikone. Aber auch
dieser weltbekannten Institution?
Verabredungen, die wir treffen mussten, war, dass es sich
in Dänemark ist er den meisten nur durch seine Märchen
Kirsten Dehlholm
nicht um Instrumentalmusik handeln könne. Schließlich
bekannt. Zu meiner Zeit wurden nicht einmal diese in der
Ich wurde schon ein paar Mal gefragt, ob ich mir vorstellen
gibt es keine Musiker, denn nur Simon Stockhausen kam
könnte, mit dem
Meine Beziehung zu Andersen war anfangs ein bisschen
Dänischen Natio-
ironisch. Denn es war klar, dass er wie eine Nationalmar-
nalchor
ke behandelt werden würde. Ich habe mich in diesem Zu-
menzuarbeiten.
sammenhang sogar mit den Techniken des «Marken-Ma-
Andersen schien
chens» beschäftigt und Andersen zunächst als nichts
eine gute Gele-
zusam-
dafür.
der ausgestellten Objekte gab, was mich sofort interes-
Als das visuelle Theater
akzeptiert wurde, hatten wir
schon begonnen, es mit Texten
zu erweitern.
für die elektronische
Bear-
beitung
noch
dazu. Das visuelle und das
musikalische
anderes betrachtet. Ich mag aber keine ironischen Stü-
genheit
cke, also versenkte ich mich in Andersens Werke und die
Schließlich legte
Konzept muss-
biografischen Forschungen zu ihm. Ich fand seine Tage-
ich mich auf eine Chorgröße von vierzehn Sängern fest,
nächsten Schritt auf einen Text hin vereinigt werden.
und Reisebücher am spannendsten und entschloss mich,
die ich der Schauspieler-Tänzerin Ninna Steen als Ander-
spielzeiteuropa
ten in einem
etwas auf dieser Grundlage zu machen. Sehr anregend
sen gegenüber stellen wollte. Ninna Steen hat nicht nur
Das Libretto wirkt auf den ersten Blick wie eine Stich-
waren die Biografien von Jackie Wullschlager und Jens
bei früheren Hotel-Pro-Forma-Projekten mitgewirkt, son-
wortliste.
Andersen, aber auch die Studien des dänischen Philoso-
dern sie hat auch physiognomische Ähnlichkeit mit dem
Kirsten Dehlholm
phen Villy Sørensen. Das alles ließ mich Andersen mit
Dichter. Sie zögerte zunächst, da sie noch nie in einer
Genau so habe ich es auch entwickelt. Es gibt zwölf Bän-
neuen Augen sehen.
Männerrolle aufgetreten war.
de Tagebücher und dazu einen dreizehnten Band mit
spielzeiteuropa
spielzeiteuropa
Stichworten. Ich arrangierte also meine Auswahl, die in
Und das visuelle Konzept hierfür?
Vielleicht auch, weil Andersen ein merkwürdiges Verhält-
Dänisch, Deutsch und Italienisch erklingen sollte, und
Kirsten Dehlholm
nis zu seinem Körper und Aussehen hatte?
schickte sie an Manos.
Foto Mie Riis Christiansen
Schule gelesen, geschweige denn seine anderen Werke.
Foto Roberto Fortuna
Gründe. Beim Billedstofteater wurde niemand, der an
12. – 14. Januar | 20:00
Ich bin nur scheintot
nach Texten aus H. C. Andersens Tagebüchern
Die Bühne sollte sehr breit sein, mindestens 25 Meter,
Kirsten Dehlholm
spielzeiteuropa
wie ein langer Weg. Man sollte nicht alles auf einmal se-
Er war voller Komplexe und machte sich ständig Gedan-
Während Sie an der visuellen Partitur arbeiteten?
Musik | Manos Tsangaris
Elektronische Bearbeitung | Simon Stockhausen
hen können, und außerdem nicht jeder das Gleiche. Als
ken über seine Wirkung auf andere. Aber ich wollte ja kei-
Kirsten Dehlholm
nächstes kamen die kombinierbaren Bilder dazu, die wie
nen «echten» Andersen im psychologischen Sinn auf der
Die endgültige visuelle Partitur der Aufführung entstand
die Spielkarten aussahen, die ich schon seit Jahren be-
Bühne, sondern eine Figur, die etwas von dieser Unsi-
nach zwei Jahren Vorbereitung in nur sechs Stunden. Vor-
saß, ohne recht zu wissen, wozu sie einmal gut sein wür-
cherheit verkörpert. Wir umkreisten das Problem, indem
her kannten wir die Musik überhaupt noch nicht, während
wir die Figur als wet boy ansprachen, ein irgendwie noch
Manos wiederum die visuelle Partitur nicht kannte. Das
nicht ganz fertiges Wesen wie aus einem Märchen. Aber
Besondere seiner Arbeit bestand darin, dass er die Kom-
Konzept, Regie | Kirsten Dehlholm
Hotel Pro Forma
Ich bin nur scheintot
Visuelle Dramaturgie | Ralf Richardt Strøbech
Bühne | Maja Ravn, Ralf Richardt Strøbech,
Kirsten Dehlholm
Kostüme | Maja Ravn
Maske, Perücken | Helena von Bergen
das funktionierte nicht. Wir machten dann eine Fotoses-
position wie Module angelegt hatte, die für die szenische
Der Titel «Ich bin nur scheintot» verweist auf jene hand-
bilden die Grundlage dieser poetischen Musik-Perfor-
Lichtdesign | Jesper Kongshaug
sion mit Ninna, bei der sie eine Art Clownsmimik probier-
Arbeit beweglich waren, sich also in der Länge durchaus
geschriebenen Zettel, die Hans Christian Andersen, aus
mance. Die lange, schmale Bühne, die sich dem Ge-
Sounddesign | Anders Jørgensen
te – von extrem traurig bis ausgelassen fröhlich – und es
verändern konnten. Das war vor allem für die Bewegun-
Angst lebendig begraben zu werden, auf seinen Nacht-
samtüberblick des Zuschauers entzieht, bezeichnet so-
Dramaturgie | Claus Lynge
war verblüffend, wie nahe sie damit einigen Andersen-
gen des Chors auf der Bühne von großem Vorteil.
tisch legte. Dieser Titel könnte sich aber ebenso auf die
wohl den Weg als auch die Reise, auf welchen die Fügun-
Porträts kam. Trotzdem sollte sie keine bloße biografi-
spielzeiteuropa
große Aufmerksamkeit beziehen, die Andersens Person
gen des Lebens stattfinden. Die gewohnte Tiefe und der
Darsteller | Mitglieder des Dänischen Nationalchors
sche Figur spielen, und so kamen wir darauf, diese Figur
Dessen Arrangements erinnern an Prozessionen. Norma-
und Werk im Jahr 2005 anlässlich seines 200. Geburts-
Abstand zwischen Publikum und Darstellern sind durch
unter der Leitung von Martin Nagashima Toft
so zu nennen wie Andersen in England hieß: the boy of
lerweise ist es sehr schwierig, einen Chor so zu inszenie-
tags zuteil wurden. Das Stück von Kirsten Dehlholm und
Nähe und ein panoramahaftes Raumerlebnis ersetzt. Die
The Boy of Fortune | Ninna Steen
fortune, das Glückskind. Gleichzeitig kann Ninna dieser
ren. Gab es da Widerstand?
Hotel Pro Forma zeigt die düsteren Seiten des Dichters,
Figuren, Mitglieder des Dänischen Nationalchors sowie
Figur aber auch den Ausdruck eines alten Mannes verlei-
Kirsten Dehlholm
seine Ängste und Obsessionen, die er in seinen Tagebü-
die Tänzerin Ninna Steen, folgen in einer Reihe von mehr-
Dauer 1h 20 | keine Pause
hen, und dieses Ineinander von Kind, Frau und altem
Überhaupt nicht. Die waren sehr offen dafür, in Bildern zu
chern und Reisebeschreibungen festgehalten hat und die
stimmigen szenischen Situationen einer strengen Bewe-
Karten 16,- (erm. 12,-)
Mann, verblüffender Ähnlichkeit und rätselhafter Abstrak-
arbeiten.
direkt in sein Werk eingeflossen sind.
gungspartitur. Die Musik des Kölner Komponisten Manos
tion war der Durchbruch für die Entwicklung der Figur.
spielzeiteuropa
Der Andersen, dem wir hier begegnen, ist ein ganz ande-
Tsangaris für 14-stimmigen gemischten Chor a cappella
Produktion | Hotel Pro Forma
tigen Teil des Bühnenbilds gefunden zu haben. Wir ließen
spielzeiteuropa
Hat sich das Andersen-Bild durch dieses Jubiläum verän-
rer als der weltweit bekannte Märchendichter, der «nur»
verwandelt die Texte, die auf Deutsch, Dänisch und Itali-
In Koproduktion mit dem Dänischen Nationalchor
sie vergrößern und konnten sie mit einigen Nachbearbei-
Nun hatten Sie eine perfekte Andersen-Darstellerin und
dert?
für Kinder schrieb. Vorherrschend sind Dunkelheit, Zwei-
enisch gesungen werden, in ein polyphon bewegtes Land-
und dem Schauspiel Köln
den. Ich suchte sie heraus und war mir sicher, einen wich-
tungen für diesen Zweck verwenden.
einen der besten Chöre der Welt, aber immer noch keine
Kirsten Dehlholm
fel und eine schicksalsschwangere Grundstimmung. Die
schaftsbild. Die live gesungenen Passagen vermischen
Unterstützt von H.C. Andersen 2005-Fonds,
spielzeiteuropa
Komposition.
Andersen ist mit allen Facetten seines Werks wiederent-
Eintragungen legen ein erschütterndes Zeugnis davon ab,
sich mit elektronisch bearbeiteten Klängen von Simon
Danish Arts Council – Committee for the Performing Arts and
Die unendliche Landschaft, ein Lieblingsbild der Romantik.
Kirsten Dehlholm
deckt und so vom Image des Märchenerzählers befreit
wie schwer es ihm fiel, seine Phantasien zu beherrschen.
Stockhausen zu sich überlagernden, geheimnisvollen
Committee for Music, Kunststiftung NRW, Københavns
Kirsten Dehlholm
Zuallererst dachte ich an Beck, den amerikanischen Sän-
worden. Auffallend ist natürlich, dass das biografische In-
Man ist fasziniert von einem Geist, der größte Poesie und
Klangschichten.
Kulturfond, Wilhelm Hansen Fonden, Toyota-Fonden,
Mit diesen 32 Karten ist eine unvorstellbare Anzahl an
ger, dann an einen sehr bekannten chinesischen Film-
teresse häufig darauf zielte, ihm das Geheimnis seiner
größte Unheimlichkeit vereinte und nur durch schwarzen
Kombinationen möglich. Für mich zeigen sie die Reise-
komponisten, zwischendurch auch mal an Arvo Pärt. Wo-
Sexualität zu entreißen. Für mich bleibt er ein großer, rät-
Humor und den unabwendbaren Glauben an das Glück
Landschaften, die der rastlose Andersen durchquert ha-
ran Sie sehen können, dass das Hotel praktisch für alle
selhafter Autor.
ben mag.
offen ist, was eine mögliche Einladung betrifft. Bei einer
spielzeiteuropa
Ausstellung in Odense, Andersens Geburtsort, lernte ich
Gespräch Thomas Irmer
Was wurde an den Bildern verändert?
Manos Tsangaris kennen, der dort ein Konzert inmitten
Fotos Andrea Stappert
7
Dansk Kapelmesterforening, Beckett Fonden,
«Manche Bilder lassen sich nicht auflösen und bleiben
Dansk Korforbund and Overretssagfører L. Zeuthens Mindelegat
und der Biennale di Venezia
überlebte.
rätselhaft. Gerade deshalb führt die Aufführung ganz nah
Andersens eindrückliche Landschaftsbeschreibungen und
an den Menschen Andersen heran.»
charakteristischen Kommentare aus seinen Tagebüchern
(Frankfurter Rundschau, April 2005)
Publikumsgespräch am 13. Januar im Anschluss an
die Vorstellung
Foto Zora von Westphal
25. + 26. Januar | 19:30
Gilles Jobin Steak House
Koproduktion
Steak House
«Was tut man bei trübem Wetter in einer Wohngemein-
gus, die sie mit ihren Bewegungen erzeugen. Rasend
Choreografie | Gilles Jobin
schaft? Die eine bastelt, der andere ordnet Bücher. Man
schnell entstehen aus dem Chaos einprägsame Bilder
Musik, Konzeption Musikmaschine Angus | Cristian Vogel
kann aber auch Hundeknochen schnitzen oder Fleisch-
und zerfallen wieder im nächsten Augenblick. Einrich-
Konstruktion Musikmaschine Angus | Simon Jobin
messer polieren wie die Zimmerbewohner in Gilles
tungsgegenstände fliegen durcheinander, der Raum
Bühne | Sylvie Kleiber
Jobins neustem Stück ‹Steak House›.» (NZZ, Mai 2005)
leuchtet in grellen Farben auf. Wie in einem Comic wird
Kostüme | Karine Vintache
die Handlung immer surrealer, vorangetrieben durch ei-
Lichtdesign | Frédéric Richard
Zum Ausgangspunkt seines neuen Projekts, das im Früh-
nen Prozess, der dem Träumen ähnelt. «Die Logik des
jahr 2005 in Lausanne Premiere hatte, nahm Gilles Jo-
Absurden ist das Grundmuster des Stücks», sagt der
Tänzer | Jean-Pierre Bonomo, Niki Good,
bin ein ganz normales Zimmer, mit Wänden und Möbeln,
Westschweizer Choreograf. «Dann folgt die Dekonstruk-
Marie-Caroline Hominal, Gilles Jobin,
Decken und anderen Alltagsgegenständen. Sechs Men-
tion des Raums, die Körper breiten sich im Raum aus …
Susana Panadès Diaz, Rudi Van Der Merwe
schen bewohnen diesen Raum, begegnen sich, teilen
Wohin das führt, wird man sehen.»
sich Dinge und interagieren mit der Umgebung. Auf den
Der 1964 in Lausanne geborene Gilles Jobin ist einer der
Dauer 1h 10 | keine Pause
ersten Blick scheinen sich alltägliche Szenen abzuspie-
innovativsten Choreografen der internationalen Tanz-
Karten 16,- (erm. 12,-)
len, nach und nach werden jedoch bestimmte Muster
szene. Seit Beginn der neunziger Jahre hinterfragt er mit
und Rhythmen erkennbar – normale Verhaltensregeln
kompromisslosen
sind in diesem Raum außer Kraft gesetzt.
«Braindance» (1999) oder «The Moebius Strip» (2001)
In Koproduktion mit Théâtre de la Ville Paris,
Die formalisierten Handlungen der Tänzer rhythmisieren
den menschlichen Körper.
Teatro Comunale di Ferrara, Théâtre Arsenic Lausanne,
den Raum genauso wie die Töne der Musikmaschine An-
Arbeiten
wie
«A+B=X»
(1997),
Produktion | Gilles Jobin / Parano Fondation, Schweiz
Danse à Aix (Aix en Provence), Tanzquartier Wien
und spielzeiteuropa | Berliner Festspiele
Unterstützt von Canton de Vaud, Ville de Lausanne,
Hans Peter Litscher
Ein Käfig ging einen Vogel fangen
Foto Marco Caselli
Ville de Genève, Pro Helvetia – Schweizer Kulturstiftung,
Annäherungen an Kafkas Relativitätstheorie
12. + 13. Januar | 22:00
Es ist zwar allgemein bekannt, dass Franz Kafka am 24.
Gesamtkunstwerker Jules und Jacob Bonnet («Post Tene-
14. Januar | 18:00 + 22:00
Mai 1911 einen Vortrag Albert Einsteins über die Relati-
bras Lux»).
15., 20. + 21. Januar | 18:00 + 20:00
vitätstheorie im physikalischen Institut der Karls-Univer-
«Wie soll man es nennen, was er macht – Aufführung,
Rundgang im Haus der Berliner Festspiele
sität in Prag hörte; auch dass er im gleichen Jahr mit Ein-
Ausstellung, Performance? Das alles trifft es nicht richtig
(begrenzte Teilnehmerzahl)
stein im Salon der Prager Apothekergattin Berta Fanta
und ist doch nicht falsch. Hans Peter Litscher ist ein Er-
verkehrte und mit Einsteins Assistenten Ludwig Hopf
finder. Er findet Lebensläufe, die er so umfassend und
Uraufführung | Koproduktion
Spaziergänge in der Umgebung Prags unternahm. Laut
überzeugend dokumentiert, dass man nie sicher ist, ob
Ein Käfig ging einen Vogel fangen
Elsa Einstein soll Kafka in seiner Berliner Zeit Einstein
sie nun echt sind oder nicht. Alles könnte so gewesen
Annäherungen an Kafkas Relativitätstheorie
auch manchmal in dessen Wohnung in der Haberland-
sein, muss aber nicht. Seine Geschichten sind die Fort-
straße besucht haben. Doch haben sich bisher außer Wal-
setzung der Realität mit anderen Mitteln, wie bei Münch-
Ein Echokammerspiel von Hans Peter Litscher
ter Benjamin, Gilles Deleuze, Felix Guattari oder Jan Kott
hausen.
mit Klängen von Hans Jörn Brandenburg und Andres Bosshard
so gut wie keine Kafka-Exegeten dafür interessiert, ob –
Seine Kunst besteht in der richtigen Mischung von Dich-
und wenn ja, wie – der Umgang mit Einstein und dessen
tung und Wahrheit. Man nehme Weltgeschichte und Lo-
mit den Stimmen von Albert Einstein, Jan Kott, Gilles Deleuze,
Denken Kafkas Schreiben beeinflusst hat.
kalkolorit, ein bizarres Schicksal vor gewöhnlichem Hin-
George Tabori, Ueli Jaeggi, Franz Schuh, Vera von Lehndorff
Nach Recherchen in der Bodleian Library in Oxford und
tergrund, Hobbys und Ticks, Katastrophen und Zeitgeist,
sowie mehreren sprechenden Prager Dohlen
diversen anderen Archiven wird der «Spurensucher» Hans
verfeinere das Ganze mit einem Spritzer Irrsinn, mixe al-
Peter Litscher in den labyrinthischen Gängen sowie zwi-
les gut durch, schlage es schaumig und serviere es eiskalt
Dauer ca. 1h | keine Pause
schen und hinter den Kulissen des Hauses der Berliner
– so einfach ist das und so kompliziert.
Karten 12,- (erm. 10,-)
Festspiele versuchen, Kafkas ebenso wie Einsteins revo-
‹Es sind die Dinge, die mir Geschichten erzählen›, sagt
lutionär-bahnbrechende Entdeckungen über Raum und
der Lügenbaron, der für seine Kuriositätensammlung
In Koproduktion mit spielzeiteuropa | Berliner Festspiele
Zeit in seinem Echokammerspiel vor Ort nachhallen zu
Auktionen und Antiquariate in halb Europa durchstreift:
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes
lassen.
vergilbte Familienfotos, alte Theaterzettel und Speisekar-
Eindrückliche Kostproben seiner bisherigen theatralen
ten, Einladungen zu Vorträgen, Vernissagen, Versamm-
Publikumsgespräch am 15. Januar im Anschluss an
Spurensuche lieferte Litscher – 1955 in der Schweiz ge-
lungen … Seine Ausstellungen finden in Museen, Thea-
die zweite Vorstellung
boren und seit langem als Ausstellungs- und Filmema-
tern, am liebsten an Originalschauplätzen statt; die
cher, Regisseur und Autor in Paris lebend – u. a. mit
Führungen in kleinen Gruppen, nicht mehr als ein Dut-
«Cechows drei entfernte Cousinen» am Zürcher Neumarkt-
zend Interessierte, übernimmt der Meister selbst. Ihm zu-
Theater (2004), mit «Potemkinsche Dörfer» beim Festival
zuhören, wenn er Leben erklärt, verklärt, von Fundstück
Theater der Welt (2002) oder am Hamburger Schauspiel-
zu Fundstück eilend eine Biografie herbeizaubert, ist so
haus mit «Die tausend Tode der Maria Magdalena Brett-
vergnüglich, dass selbst grämliche Kritiker ins Schmun-
schneider» (2001). Daneben führte er 2004 in Luzern
zeln geraten und arglose Zeitgenossen ins Grübeln.»
durch die seltsamen Wunderkammern der Fotografen und
(Die Zeit, April 2001)
8 9
DIP de l’Etat de Genève und Binding Stiftung
Publikumsgespräch am 26. Januar im Anschluss an
die Vorstellung
Foto Dominik Mentzos
Sarhan | Raynaud | Pommerehn
Les articulations de la Reine
– Die Häutungen der Königin
26. Januar | 21:30
27. + 28. Januar I 20:00
Seitenbühne
Deutschsprachige Erstaufführung
Koproduktion
Les articulations de la Reine – Die Häutungen der Königin
«Sie waren gekommen, um zu herrschen – doch sie wur-
verstörenden Stimmen leiht, die von überall herzukom-
den gefressen.»
men scheinen.
Groteske Kammeroper für belebte Objekte
Vermeintlich vertraute Gegenstände entwickeln ein beun-
Der französische Komponist François Sarhan und der in
Musik, Konzept | François Sarhan
ruhigendes Eigenleben. Vor dem Hintergrund geheimnis-
Berlin lebende Bühnenbildner und Installationskünstler
Bühne, Licht, Konzept | Fred Pommerehn
voller Klangwelten und skurriler Sprachgewalt, erzeugt
Fred Pommerehn experimentieren hier einmal mehr mit
Text | Bertrand Raynaud
durch vier Musiker, zehn Instrumente, fünf Stimmen und
den Schnittmengen der darstellenden und bildenden
Dramaturgie | Rebecca Rohde
elektronische Verzerrung, entsteht ein absurder Kampf
Konzeptkunst. Ihr Interesse ist es, dem Grundgedanken
Puppenspiel | Paulo Duarte, Uta Gebert
um die Macht der Königin.
des von Sarhan gegründeten Collectif CrWth folgend, die
Erzählerin | Anja Hempel
2. – 4. Februar | 20:00
Mit dem Text von Bertrand Raynaud entwickelt sich nach
jeweiligen Möglichkeiten und Grenzen der Verbindung der
Musiker | Erwan Burban, Frédéric Daverio, Raphaël Godeau,
Three Atmospheric Studies
dem Vorbild von Alfred Jarrys legendärem «Ubu Roi» eine
verschiedenen künstlerischen Disziplinen auszuloten.
Sylvain Lemêtre
A work from The Forsythe Company
alptraumhafte Farce. Am Beginn findet – unter unguten
«Les articulations de la Reine» ist seit der Uraufführung
Vorzeichen – eine königliche Hochzeit statt. Ein Attentat
zum Auftakt des Genfer Festivals Archipel – musique
Dauer 1h 20 | keine Pause
Teil I + II: Clouds after Cranach
Karten 16,- (erm. 12,-)
Teil III: Study III
Choerografie/Regie | William Forsythe
bringt das gesamte Reich ins Wanken, alle Versuche der
d’aujourdhui im März 2005 an zahlreichen Orten im fran-
Machtübernahme sind von Vornherein zum Scheitern ver-
zösischsprachigen Raum mit großem Interesse aufge-
urteilt – und die Rache der Königin ist fürchterlich.
nommen worden. Mit der deutschsprachigen Erstauffüh-
Produktion | Collectif CrWth
Im Gegensatz zum blutigen Geschehen steht das Materi-
rung
In Koproduktion mit Muse en Circuit Paris, Centre André
stellen
sich
die
Künstler
einer
weiteren
al der Kulisse und der agierenden Figuren: ein Sammel-
Herausforderung: der Transportierbarkeit ästhetischer
Malraux / Scène Nationale de Vandoeuvre-lès-Nancy,
surium ausrangierten Mobiliars und anderen Hausrats.
Tradition und sprachlicher Diktion innerhalb europäischer
Festival Archipel Genf, Festival Perspectives Saarbrücken,
Dazu kommt das Musik-Ensemble, das den Figuren seine
Grenzen.
Arsenal de Metz und spielzeiteuropa I Berliner Festspiele
Fotos Thomas Bold
Unterstützt von Subsistances, Institut International de
14.12.2005
13:59 Uhr
Bühne, Licht | William Forsythe
Kostüme | Satoru Choko, Dorothee Merg
Sounddesign, Klangsynthese | Dietrich Krüger, Niels Lanz
la Marionnette (Charleville-Mézières), SPEDIDAM,
Bei spielzeiteuropa ist zum ersten Mal die Neufassung
dabei die drastische Referenz auf die Realität aufgeho-
Voice-Treatment, dsp-programming | Andreas Breitscheid,
von «Three Atmospheric Studies» zu sehen, der ersten
ben würde.» (Christina Thurner, NZZ, November 2005)
Manuel Poletti in Zusammenarbeit mit dem
et de la Communication (DRAC Haute-Normandie)
Produktion der vor einem Jahr gegründeten Forsythe
Gefördert vom Hauptstadtkulturfonds Berlin
Company. Die im November 2005 mit großem Erfolg in
Der in New York geborene Choreograf und Tanz-Visionär
Sprecher Teil II | Amancio Gonzalez, David Kern,
Frankfurt gezeigte Performance «Clouds after Cranach»
William Forsythe arbeitet seit 1973 in Deutschland; zu-
Jone San Martin
Publikumsgespräch am 27. Januar im Anschluss an
wird nun als Teil I und II in «Three Atmospheric Studies»
nächst am Stuttgarter Ballett, dann als künstlerischer
Sprecher Teil III | Dana Caspersen, David Kern, Ander Zabala
Seite 1
2006
spielzeiteuropa [ Oktober 05 – Februar 06 ]
Berliner Lektionen [ Oktober 05 – Februar 06 ]
MaerzMusik – Festival für aktuelle Musik [16. – 26. März 06 ]
Theatertreffen [ 5. – 21. Mai 06 ]
Theatertreffen der Jugend [19. – 27. Mai 06 ]
sonambiente berlin 2006 – Festival für Hören und Sehen
[1. Juni – 16. Juli 06 ] Eine Produktion der Akademie der Künste und der Berliner Festspiele
Musik Teil III | Thom Willems
Association Beaumarchais, AFAA, Ministère de la Culture
die Vorstellung
sze_image_ok
The Forsythe Company
Three Atmospheric Studies
Musik Teil II | David Morrow
Musikfest Berlin [1. – 17. September 06 ]
internationales literaturfestival berlin
[ 5. – 16. September 06 ]
JazzFest Berlin [ 2. – 5. November 06 ]
Treffen Junge Musik-Szene [ November 06 ]
Treffen Junger Autoren [ November 06 ]
Forum Neues Musiktheater Staatsoper Stuttgart
einfließen.
Leiter, später Intendant des Ballett Frankfurt (1984 bis
«‹Clouds after Cranach› thematisiert Bedrohung, Agonie
2004), wo wegweisende Produktionen wie «Gänge»
Tänzer | The Forsythe Company
und Leid, Aggression, Misshandlung und Wut. … Das
(1982), «The Loss of Small Detail» (1991), «Eidos:Telos»
Stück referiert im Titel auf Lucas Cranachs d. Ä. Gemäl-
(1995) oder «Kammer/Kammer» (2000) entstanden. Sei-
Dauer 1h 45 | eine Pause
de ‹Klage unter dem Kreuz›. Forsythe liest die Wolke da-
ne Choreografien wurden vielfach ausgezeichnet und ge-
Karten 24,- (erm. 16,-)
rin als Zeichen für Gewalt und Unglück. Es ist eine äu-
hören genauso zum Repertoire des New York City Ballet
ßerst anspruchsvolle, präzise gearbeitete und kluge
wie des Ballet de L’Opéra National de Paris. Ende 2004
The Forsythe Company wird gefördert durch die Landes-
Reflexion auf die (Tanz-) Kunst im Angesicht von Gewalt.
gründete er ein eigenes Ensemble: The Forsythe Company,
hauptstadt Dresden und den Freistaat Sachsen sowie die
Kein Trost ist da zu erwarten, auch keine ungebrochene
ansässig in Dresden und Frankfurt/Main. Das aus 18
Stadt Frankfurt am Main und das Land Hessen.
Katharsis. Am Ende dieser Stunde hat man vielmehr eini-
Tänzern bestehende Ensemble wurde nach der Schlie-
ges erfahren über die schauerliche Dramaturgie von Un-
ßung des Balletts Frankfurt durch eine innovative Public
Publikumsgespräch am 3. Februar im Anschluss an
heil und die bewegende Gestaltung von Leid – ohne dass
Private Partnership ermöglicht.
die Vorstellung
Veranstalter
Kommunikation
Impressum Nr. 8 > 2005 | 06
Berliner Festspiele
Leitung Kerstin Schilling
Herausgeber | Berliner Festspiele
Ein Geschäftsbereich der
Presse Jagoda Engelbrecht
Redaktion | Giselind Rinn, Thomas Irmer
Kulturveranstaltungen
Telefon (030) 254 89-262
Produktion | Bernd Krüger
des Bundes in Berlin GmbH
[email protected]
Gestaltung | granma | berlin werbeagentur
Art Direction | Dirk Lebahn
Intendant Prof. Dr. Joachim Sartorius
Kfm. Geschäftsführer Dr. Thomas Köstlin
Kartenbüro I Protokoll
Titelfoto | Andrea Stappert
Gefördert durch
Peter Böhme, Michael Grimm,
Herstellung | enka-druck, Berlin
Heinz Bernd Kleinpaß
Redaktionsschluss 15. Dezember 2005
© Berliner Festspiele, 2005
Ausstellungen im Martin-Gropius-Bau
Barock im Vatikan. Kunst und Kultur im Rom der Päpste [12. April – 10. Juli 06 ]
Rebecca Horn [ 7. Oktober 06 – 15. Januar 07 ]
spielzeiteuropa Georg Bugiel (Technische Leitung) | Edda von Gerlach (Projektkoordination) | Albrecht Grüß (Spielstättenbetreuung)
Thomas Irmer (Programmberatung) | Juliane Kaul (Redaktionsassistenz) | Eva Kiefer (Programm-Mitarbeit) | Markus Luchsinger (Künstlerische Leitung) | Stella Maxeiner (Projektassistenz) | Giselind Rinn (Redaktion) | Hanka Rörig (Finanzen) | Hartmut Schaffrin (jugendtour)
Olaf Spaarmann (Projektassistenz)
www.berlinerfestspiele.de | 030 – 254 89 100
Wir danken
Herunterladen