Energie Praxiswissen Projektförderung Die bisher ungenutzte solare Energie im Sommer wird jetzt zur Erzeugung elektrischen Stroms eingesetzt. Dafür wird die Wärmepumpe in einem ORC-Prozess gleichsam umgedreht und ihr Motor als Generator genutzt. So wird im Sommer mehr elektrischer Strom erzeugt als im Winter verbraucht wird. Das System produziert keine Energiekosten, sondern Energieerträge, die zur Finanzierung der Investitionskosten verwendet werden können. Es werden keine fossilen Brennstoffe und keine Infrastruktur zur Versorgung (Gasleitung, Tankwagen, Heizöltank) benötigt (Wärmepumpe + ORC-Prozess). Besteht das System aus einem AbsorptionsWärme-Kälte-Dampf-Prozess, kann die „solare Überschussenergie“ im Sommer parallel zur Stromerzeugung – in Kälte umgewandelt und das Gebäude damit klimatisiert werden. 48 Über das Forschungsprogramm Solarthermie 2000, das seit 1998 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) getragen wird, werden im Teilprogramm 3 die Begleitforschung und der Bau von solar unterstützten Nahwärmesystemen mit Kurzzeit- und Langzeitwärmespeichern in Zusammenarbeit mit einem Netzwerk von Wissenschaftlern und Praktikern aus dem gesamten Bundesgebiet gefördert. Innerhalb der wissenschaftlich-technischen Programmbegleitung sind mittlerweile sieben Anlagen mit Langzeitwärmespeicher detailliert vermessen und untersucht worden. Die Ergebnisse sollen dazu dienen, „noch vorhandene“ technische Schwachstellen offen zu legen und zu verbessern. Auch die Wirtschaftlichkeit dieser Konzepte soll verbessert werden, um eine wesentliche Voraussetzung für eine Verbreitung dieser Technik zu schaffen (Zitat aus dem Forschungsbericht, Teilprogramm 3). Mit der Fördermaßnahme „Solarthermie 2000 Plus“ werden die langfristig angelegten Forschungsaktivitäten mit neuen Schwerpunkten wie solare Kälteerzeugung fortgesetzt. Die solaren Wärmekosten liegen bei den bisher umgesetzten Konzepten lediglich zwischen 15,6 und 45,5 Cent/kWh. Außerdem werden lediglich etwa 50 % des Jahresheizwärmebedarfs gedeckt. Die Restwärme wird über konventionelle Heizungstechnik bereitgestellt. Die Leitungswärmeverluste, der zusätzliche elektrische Pumpenstromaufwand für die Solarflüssigkeit und Warmwasser hin zum Speicher und wieder zurück sowie nicht zuletzt der finanzielle Bauaufwand dieser solaren Nahwärmekonzepte (einige 100 m Leitungsnetz, riesige Warmwasserspeicher) sind nicht unerheblich. S olare Wärme- und Kälteerzeugung gewinnt aufgrund der globalen Erderwärmung weltweit an Bedeutung. Nahezu sämtliche Großgebäude sind heute vollklimatisiert. Auch in Deutschland wird bereits die Hälfte der größeren Büro- und Geschäftsneubauten mit Klimaanlagen ausgerüstet, Tendenz steigend. In vielen Ländern führt der Anstieg mechanischer Klimaanlagen immer häufiger zur Überlastung und letztlich zum Zusammenbruch des Stromnetzes. Solare Heizung und Kühlung verspricht weltweit enormes Potenzial zur Energie- und CO2Einsparung. Bei gleichzeitiger Stromerzeugung kann (wie nachfolgend beschrieben) künftig mehr Energie erzeugt werden als verbraucht wird. Solare Energiesysteme können somit deutlich effizienter und wirtschaftlicher betrieben werden. Herkömmliche solarthermische Systeme können die Stromkosten für die Gebäudeklimatisierung bereits um etwa 40 bis 70 % reduzieren. Zusätzlich wird die Solarwärme ganzjährig für die Warmwasserbereitung und an kalten Tagen zur Heizungsunterstützung genutzt. Nach der europäischen „Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden“ und der EnEV-Novelle werden auch NichtWohngebäude energetisch zu bewerten sein. Damit gewinnt die solare Wärmeund Kälteerzeugung weiterhin an Bedeutung. Das hier beschriebene System gibt es so noch nicht (mit einer solarthermischen Anlage Wärme und Strom und ggf. Kälte zu erzeugen ist neu). Zwar sind die einzelnen Komponenten bekannt und erprobt, in dieser Konstellation und Nutzungsart aber noch nicht zur Anwendung gekommen. Die möglichen Auswirkungen auf die Heizungs- und Klimatechnik können kaum überschätzt werden. Für die Entwicklung des beschriebenen Systems sind einschlägige staatliche Förderprogramme vorhanden. Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland hat beschlossen, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2005 um 25 % (bezogen auf das Niveau von 1990) zu reduzieren. Mit der Wärmepumpe und Energierückgewinnung über den ORC- bzw. AWKD-Dampfprozess lassen sich künftig nicht nur erhebliche fossile Energiemengen und CO2-Emissionen einsparen, sondern insbesondere bei guter Wärmespeicherung und -dämmung des Gebäudes auch noch mehr elektrische Energie erzeugen als für die Wärmebereitstellung und Kühlung bzw. Klimatisierung verbraucht wird. Das Konzept ist patentrechtlich geschützt. Die Stadt Kiel, die dieses Konzept in 2005 mit einem Preis ausgezeichnet hat (wie zuvor auch das Land Schleswig-Holstein), will es im Rahmen ihrer „Innovativen Bauausstellung 2008“ bei einer ihrer Immobilien zur Anwendung bringen. Hier sind (je nach Last- und Anwendungsfall) unterschiedliche Prozess-Varianten möglich. Das System kann noch weiter optimiert werden durch den Einsatz hocheffizienter und nahezu verlustfreier thermochemischer Speichersysteme (Sorptionsspeicher) und/oder Phasenwechselmaterialien (PCM-Technik). Kurzbeschreibung des zu entwickelnden Systems Beschreibung des Systems und seiner Komponenten Das Prinzip ist einfach: Zunächst wird ein möglichst großer Teil der benötigten Energie für Raumheizung und Warmwasser durch eine relativ groß ausgelegte solarthermische Anlage mit entsprechendem Pufferspeicher gewonnen. Die in den Wintermonaten zusätzlich benötigte Heizenergie wird durch eine elektrische Wärmepumpe erzeugt. Deren Wirkungsgrad (Wärmepumpenzahl) wird gegenüber herkömmlicher Funktionsweise dadurch erheblich gesteigert, dass der Wärmeentzug (Verdampfung) im Solarkreislauf bzw. Speicher stattfindet. Erst wenn infolge lange ausbleibender Sonneneinstrahlung auch hier die Wärme nicht mehr ausreicht, wird sie der Umgebung entzogen. Die solare Strahlungswärme wird wesentlich besser ausgenutzt und auf teure Langzeitspeicher und eine Zusatzheizung kann verzichtet werden. Die solaren Nutzwärmekosten sind bei deutlich geringeren Investitionskosten wesentlich niedriger. Bei einer nennenswerten Ausbreitung dieser Energiesysteme kann (insbesondere in der Übergangszeit) dort Strom erzeugt werden, wo gerade die Sonne scheint und an anderen Orten (Regen, Kälte, Schnee) wieder verbraucht werden. Vorlauftemperatur (Kondensator) für die Heizungsanlage, desto wirtschaftlicher arbeitet die Wärmepumpe. Die Leistungszahl errechnet sich aus dem Verhältnis Nutzleistung/aufgewandte Leistung. Gute Wärmepumpen erreichen bei einer Temperaturdifferenz von 25 °C (10 °C Verdampfungstemperatur, 35 °C Kondensationstemperatur) eine Leistungszahl von durchschnittlich 5,2 bis 5,6! Der ORC-Prozess (Bild ➊) Der ORC-Prozess basiert auf dem WasserDampf-Prozess ähnlichen Verfahren mit dem Unterschied, dass an Stelle von Wasser ein organisches Arbeitsmedium (Kohlenwasserstoffe wie Iso-Pentan, Iso-Oktan, Pentan, Perfluorpentan, Toluol, Silikonöl) oder ein Kältemittel (wie bei der Wärmepumpe) verwendet wird. Diese Arbeitsmedien besitzen günstigere Verdampfungseigenschaften bei tieferen Temperaturen und Drücken. Die im Sommer anfallende Überschusswärme aus der Solaranlage wird über ein Wärmeträgermedium oder besser direkt (Direktverdampfung des Arbeitsmittels ohne zusätzlichen Wärmetauscher) an den ORC-Dampfmotorprozess übertragen. Organische Arbeitsmittel zeichnen sich gegenüber Wasser durch günstigere Verdampfungseigenschaften aus. Sie verdampfen und überhitzen bei niedrigeren Temperaturen und geringerer Wärmezufuhr. Der Dampfdruck ist gering, die Dampfmenge hingegen entsprechend groß. Eine weitere Eigenschaft ist die fast isentrop abfallende Sättigungskurve. Dadurch kann das Arbeitsgas direkt vom gesättigten oder überhitzten Zustand expandieren, ohne in das Zwei-Phasen-Gebiet zu gelangen. Tropfenschlag in dem Kolbenoder Schraubendampfmotor, der zu vorzeitigen Schäden führen kann, ist dadurch ausgeschlossen. Da der Kreislauf des ORCProzesses geschlossen ist und somit keine Verluste des Arbeitsmittels auftreten können, sind auch die Betriebskosten gering. Bislang wurden ORC-Prozesse vorwiegend in geothermischen Anwendungen und in Die Wärmepumpe Unter Wärmepumpen versteht man Maschinen, die Nutzwärme dadurch bereitstellen, dass sie Umgebungswärme über den Verdampfer bei einer tiefen Temperatur (z. B. aus der Umgebungsluft, dem Erdreich oder Grundwasser) aufnehmen und sie bei einer höheren Temperatur als Nutzwärme an den Kondensator wieder abgeben. Der Energieaufwand für diesen „Pumpprozess“ ist bei kleinen Temperaturdifferenzen zwischen wärmeaufnehmender und -abgebender Seite deutlich geringer als die abgegebene Nutzwärme. Je geringer der Temperaturunterschied zwischen Wärmequelle (Verdampfer) und der www.tga-praxis.de · MODERNE GEBÄUDETECHNIK 7-8/2006 MODERNE GEBÄUDETECHNIK 7-8/2006 · www.tga-praxis.de 49 Praxiswissen Energie Energie Kältemitteldampf Solarwärme, Abwärme Expansionsmaschine Austreiber III G ⬃ II Kondensationswärme Kondensator IV Lösungswärme I Eckdaten und Ergebnisse Generator 2 PGen Lösungspumpe Drossel arme Lösung Projektbeispiel 1 reiche Lösung Die Heizwärmeverteilung erfolgt über eine Fußboden- bzw. Kapillarrohrmattenheizung bei einer Vorlauftemperatur von 30 bis max. 35 °C mit ausreichender Wärmespeicherung (massiver Bau). Die Leistungszahl der Wärmepumpe schwankt zwischen 3,0 und 8,5 (abhängig vom Kollektorwärmeertrag, Außentemperatur und Jahreszeit). Für die Berechnungen wurde mit einer durchschnittlichen Leistungszahl von 5,5 gerechnet. Expansionsventil 4 ➋ Verdampfer Verdampfungswärme 5 Kältemitteldampf Kombination mit Biomassefeuerungen ab einer Leistung von etwa 200 kWel eingesetzt, wodurch bereits ein wesentlicher Schritt in Richtung nachhaltige Energiepolitik und CO2-Emissionsreduktion gesetzt ist. Der Wärmepumpen-ORC-Prozess Bei dem Wärmepumpen-ORC-Prozess wird ein gemeinsames Kältemittel verwendet. Eine modifizierte Wärmepumpe arbeitet bei ausreichender Wärmezufuhr als Antrieb für den Generator. Die Anlage arbeitet in einem großen Temperatur- und Druckbereich. Bei der Energieerzeugung erfolgt die Kondensation auf einem höheren Druckniveau als bei getrennten Prozessen (einfache und preisgünstige Lösung, da nur ein Aggregat benötigt wird). Eine Anwendung dieser Prozess-Variante ist bislang nicht bekannt. Der AWKD-Prozess (Bild ➋ ) Der nachfolgend beschriebene Prozess (Begriff und Anwendungen sind bisher noch nicht bekannt) stellt eine Abwandlung und Erweiterung des oben beschriebenen Prozesses dar. Und zwar derart, dass auch solare Kühlung/Klimatisierung sowie die Anwendung weiterer Technologien (z. B. die Abwärmenutzung einer Brennstoffzelle) möglich wird. Der AWKD-Prozess (Absorptions-WärmeKälte-Dampfkraftprozess) ist ein erweiterter Absorptionswärmepumpen-Prozess, bei dem jedoch mechanische bzw. elektrische Energie und Kälte/Wärme gleichzeitig erzeugt werden können. Niedertemperaturwärme kann dem Kondensator und/oder dem Absorber entnommen werden. Kälte wird über den Verdampfer bereitgestellt. Solarwärme und/oder Abwärme mit relativ hohem Temperaturniveau beheizt den Austreiber, so dass das Kältemittel (z. B. Ammoniak) aus der reichen Lösung (NH3/H2O) ausdampft. Der in dem Austreiber erzeugte Dampf wird hierbei nicht wie bei einer Absorptionswärmepumpe über einen Kondensator und Expansionsventil, sondern über eine Expansionsmaschine (1 – 2) (Bild ➋ ) entspannt und somit zusätzlich mechanische Leistung 50 Als ein mögliches Projektbeispiel wurde ein Einfamilienhaus in Niedrigenergiebauweise gewählt. Die Wohnfläche beträgt 178 m2, die thermische Solaranlage besteht aus Flachkollektoren mit einer Gesamtfläche von 60 m2. Der Heizenergiebedarf beträgt 10.000 kWh/a, der Warmwasserwärmebedarf 2.500 kWh/a. Der spezifische Gesamtwärmebedarf beträgt damit 70 kWh/m2 a. 3 Absorber Schematische Darstellung AWKD-Prozess Praxiswissen bzw. elektrischer Strom erzeugt. Der Dampf strömt anschließend in den Kondensator (2 – 3) und wird bei möglichst niedriger Temperatur verflüssigt. Der Kondensator gibt je nach Bedarf die Wärme an den Heizungskreislauf (Wärmebedarf), an die Umgebung (Kühlbedarf) oder an den Verdampfer (weder Kühl- noch Wärmebedarf) ab, wobei zahlreiche Zwischenschritte möglich sind. Im Verdampfer entzieht das „Kältemittel“ dem zu kühlenden Gut Wärme. Im Anschluss wird der „Kältemitteldampf“ im Absorber von der ammoniakarmen Lösung unter Wärmeabgabe absorbiert. Systemvarianten in Abhängigkeit unterschiedlicher Last- und Anwendungsfälle: 䉴 Wird wenig oder gar keine Kälte be - nötigt , kann der Kondensator über den anschließenden Verdampfungsprozess gekühlt werden. Bedingt durch das günstige Wärmeübertragungsverhältnis bei der Verdampfung und Kondensation besteht hierdurch eine im Vergleich zum ORC-Prozess niedrigere untere Prozesstemperatur, was einen besseren Carnot-Wirkungsgrad bewirkt. Ebenso kann das Arbeitsmittel nach Durchströmen der Expansionsmaschine direkt in den Absorber gelangen. Da der Druck im Absorber bei gleicher Temperatur wesentlich niedriger ist als im Kondensator, kann mit einer deutlichen Leistungssteigerung gerechnet werden. Außerdem entfällt die Kühlung des Kondensators. 䉴 Bei geringem Niedertemperatur-Wär - mebedarf und ausreichender Solarwärme (Frühjahr/Herbst) kann die benötigte Heizwärme über den Kondensator und/oder dem Absorber entnommen werden. Die Expansionsmaschine liefert bereits bei einer geringen Temperaturdifferenz (zwischen Austreiber und Kondensator/Absorber) einen geringen Energiebetrag. 䉴 Bei hohem Wärmebedarf und geringer Solarwärme kann der Austreiber über einen Heizkessel oder über die Abwärme eines Verbrennungsmotors bzw. einer Brennstoffzelle beheizt werden. Dem Ver- Bei den Wirkungsgraden des ORCProzesses wurde vorsichtig mit 䉴 1,5 % bei 50 °C, 䉴 3 % bei 60 °C, 䉴 5 % bei 80 °C, 䉴 7 % bei 100 °C, 䉴 10 % bei 120 °C und 䉴 12 % bei 150 °C Kollektortemperatur und 䉴 10 bis 30 °C Kondensationstemperatur gerechnet. Damit können während der Heizperiode ca. 9.700 kWh erzeugt werden. Um diesen hohen Ertrag zu erreichen, sind große Wärmespeicher (ca. 8 bis 10 m3 PCMSpeichermassen für 8 bis 14 Tage) erforderlich. Der Gesamtrestwärmebedarf, der von der Wärmepumpe erbracht werden muss, reduziert sich von 12.500 auf 2.800 kWh/a bzw. auf ca. 23 %. Wie aus den Berechnungen (Tabelle) hervorgeht, kann theoretisch (bei optimaler Wärmespeicherung) mit der Solaranlage und dem ORC-Prozess etwa drei bis vier mal so viel elektrische Energie gewonnen werden wie für den Betrieb der Wärmepumpe benötigt wird (ohne Hilfs- und Zusatzantriebe). Bei einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Energieverbrauch und Energieerzeugung reichen auch deutlich geringere Wärmespeicherkapazitäten aus. Bei dem nachfolgenden Berechnungsbeispiel wird von einer Heizenergieeinsparung von 35 bis 40 % ausgegangen (direkt über die thermische Solaranlage) und einer Warmwasserenergieeinsparung von etwa 70 % (realistische Werte bei dieser Anlagengröße). Hierbei erreicht die Anlage bereits eine mehr als ausgeglichene Energiebilanz. www.tga-praxis.de · MODERNE GEBÄUDETECHNIK 7-8/2006 Berechnung 10.000 kWh × 60 % + 2.500 kWh × 30 % = 6.750 kWh/a 6.750 kWh/5,5 = 1.227 kWh el./a Die durchschnittliche Leistungszahl der Wärmepumpe betrage 5,5: Für Hilfsaggregate (Umwälzpumpen usw.) werden pauschal 15 % beaufschlagt: 1.227 kWh × 1,15 = 1.411 kWh el./a Gesamtstromverbrauch Die gesamte Stromerzeugung ergibt sich nach Tabelle zu 2.006 kWh. Für Hilfsaggregate (Kühlung, Pumpen, evtl. Ventilatoren usw.) werden etwa 20 % benötigt. Daraus ergeben sich 2.006 kWh/1.2 = 1.672 kWh el./a Gesamtstromerzeugung Wärmepumpen-ORC-Prozess im wirtschaftlichen Vergleich Wärmepumpe: Wärmepumpentarif: Solaranlage: Gesamtstromkosten: ORC-Prozess: Stromeinspeisung: Überschuss: Stromverbrauch 1.411 kWh/a, einschließlich Hilfsaggregate 0,10 bis 0,12 €/kWh (Tagstrom) Stromverbrauch ca. 150 kWh/a 1.411 kWh × 0,12 € + 150 kWh × 0,17 = 195 €/a Stromerzeugung: 1.672 kWh/a 1.672 kWh × 0,55 € = 920 €/a (Stand 2005) 920 € – 195 € = 725 €/a Heizkosten Öl, Gas, Wärmepumpe Ölheizung: Heizölkosten 0,065 €/kWh (Stand: August/September 2005), Stromverbrauch pauschal 3 % vom Heizwärmeverbrauch = 375 kWh (Umwälzpumpe und Brenner), Schornsteinfeger ca. 80 €/a Gas-Brennwerttechnik: Erdgaskosten ca. 0,065 €/kWh, Stromverbrauch min. 150 kWh (Umwälzpumpe), Schornsteinfeger ca. 80 €/a, Gasanschlussgebühren ca. 170 €/a Konventionelle Wärmepumpenheizung mit Erdkollektoren: durchschnittliche Jahresleistungszahl WP ca. 4,0 Stromverbrauch 12.500 kWh/4,0 = 3.125 kWh × 1,15 (Hilfsantriebe) = 3.594 kWh/a + 150 kWh/a (Umwälzpumpe) Wärmepumpentarif: Durchschnitt: Jahresheizkosten Öl: Jahresheizkosten Gas: Jahresheizkosten WP mit Erdkollektoren: 0,10 bis 0,12 €/kWh (Tagstrom); 0,07 bis 0,09 €/kWh (Nachtstrom) 0,10 €/kWh 12.500 kWh/a × 0,065 €/kWh + 375 kWh × 0,17 €/kWhel. + 80 € = 956 €/a 12.500 kWh/a × 0,065 €/kWh + 150 kWh × 0,17 €/kWhel. + 80 € + 170 €/a = 1.088 €/a 3.594 kWh/a × 0,1 €/kWh + 150 × 0,17 €/kWh = 385 €/a Überschüsse im Vergleich Überschuss zu Ölheizung: 725 € + 956 € = 1.681 €/a Überschuss zu Gasheizung: 725 € + 1.088 € = 1.813 €/a Überschuss zu WP mit Erdkollektoren: 725 € + 385 € = 1.110 €/a Vergleich mit einer konventionellen Wärmepumpenheizung: Eine konventionelle Wärmepumpenheizungsanlage benötigt bei gleichem Heizwärmebedarf eine etwa drei- bis fünfmal so große Erdkollektorfläche oder eine entsprechende Anzahl Erdsonden. Die Kosten betragen ca. 35 bis 50 €/m2 Kollektorfläche bzw. lfd. m Erdsonden. Auf das Beispielprojekt bezogen wäre eine Erdkollektorfläche von mindestens 240 m2 erforderlich. Bei dauerhaftem Wärmeentzug des Erdreichs wird dieses während der Heizperiode auf etwa 0 °C abgekühlt. Hierdurch sinkt die Leistungszahl der Wärmepumpe erheblich, der Strombedarf steigt. Um die Erdwärme besser zu nutzen, wären wesentlich größere Erdkollektorflächen notwendig, wobei auch die Investitionskosten entsprechend steigen. Ohne Berücksichtigung der staatlichen Förderung für thermische Solaranlagen entstehen bei der Nutzung von Erdkollektoren oder Erdsonden Mehrkosten von etwa 1.200 bis 4.800 € (bei 240 m2 bzw. 240 m). Unter Berücksichtigung der staatlichen Förderung für thermische Solarkollektoren von zurzeit 135 €/m2 entstehen sogar Mehrkosten von 9.300 bis 12.900 € und ein etwa 2,4facher Stromverbrauch ohne die Möglichkeit einer Energierückgewinnung. Ein großer Teil der eingesparten Kosten sollte allerdings für die Wärmespeichertechnik, den ORC-Prozess und für die Kühlung des ORC-Prozesses investiert werden, wodurch schließlich die Verbrauchskosten entsprechend sinken. Werden auch Großenergieverbraucher wie Waschmaschine und Geschirrspüler über die Solaranlage mit Warmwasser versorgt, so können nochmals einige 100 kWhel/a Energie eingespart werden. MODERNE GEBÄUDETECHNIK 7-8/2006 · www.tga-praxis.de 51 Praxiswissen Energie dampfer (4 – 5) wird hierbei die Solar- oder Umgebungswärme zugeführt. Die benötigte Heizwärme wird dem Kondensator und/oder dem Absorber entnommen. Der Dampf wird über den Kondensator (2 – 3) auf dem benötigten Temperaturniveau ausgekoppelt. Dies ermöglicht eine gute Anpassung an einen variablen Wärmebedarf, wobei der mechanische Wirkungsgrad bei höherem Temperaturniveau sinkt. Werden hohe Temperaturen benötigt (z. B. für Heißwasser), kann die Expansionsmaschine vorübergehend überbrückt werden (Bild ➋ , gestrichelt dargestellt). Der Dampf gelangt somit wie bei einer konventionellen Absorptionswärmepumpe auf einem höheren Druck- und Temperaturniveau direkt in den Kondensator. Bezogen auf den Primärenergieeinsatz kann z. B. unter Verwendung einer erdgasbetriebenen Brennstoffzelle, die gewöhnlich etwa 40 bis 50 % elektrische Energie und ca. 40 bis 60 % Abwärme erzeugt, und bei zusätzlicher Nutzung der Solar- bzw. Umgebungswärme etwa 70 bis 120 % Niedertemperaturwärme und 45 bis 55 % elektrische Energie gewonnen werden. Der Gesamtwirkungs- bzw. Nutzungsgrad Tabelle Energie steigt auf 130 bis 160 %. Gleiches gilt auch für die Nutzung von Fernwärme auf Basis der Kraft-Wärme-Kopplung und für BHKW-Anlagen. Technik 䉴 Bei gleichzeitigem Wärme- und Kälte - Für die Kondensator- und Absorberkühlung des ORC- oder des AWKD-Prozesses sollte nach Möglichkeit Umgebungskälte genutzt werden, da bei maximaler Sonneneinstrahlung erhebliche Mengen an möglichst kaltem Kühlwasser benötigt werden. Bei Wärmebedarf und ausreichender Sonneneinstrahlung erfolgt die Kondensatorkühlung über den Heizungsrücklauf (nur auf niedrigem Temperaturniveau). Hierdurch kann auch im Winter und in der Übergangszeit solarer Strom erzeugt werden. Bei einer maximalen Sonneneinstrahlung von etwa 1.000 W/m2, einem Kollektorwirkungsgrad von etwa 50 % bei einer Temperatur von 100 bis 120 °C und einem Prozesswirkungsgrad von etwa 7 bis 12 % fällt eine Kühl- bzw. Kondensationswärme von etwa 450 W/m2 Kollektorfläche an (Kondensatoreintrittstemperatur 10 °C, Austrittstemperatur 20 °C). Der Dampfprozess erzeugt dabei eine Leistung von ca. 35 bis 70 W/m2. In sonnenreichen Gegenden können mit Hochtemperaturanlagen deutlich höhere bedarf (z. B. in der Lebensmittelindustrie) wird die benötigte Kälte dem Verdampfer entnommen (bis -60 °C). Ebenso ist auch ein Antrieb (elektrisch oder über einen Verbrennungsmotor) der Expansionsmaschine möglich, die jetzt als Wärmepumpe dient. Hierbei wird der Prozess zwischen dem Absorber und dem Austreiber (5 – 1) überbrückt (Bild ➋ , gestrichelt dargestellt). Der Strom für den elektrischen Antrieb kann von der Brennstoffzelle oder aus dem EVU-Netz geliefert werden. 䉴 Bei hohem Kälte- und/oder Strombedarf und hoher solarer Einstrahlung wird der Austreiber über die Solaranlage und zusätzlich über einen Heizkessel oder über die Abwärme eines Verbrennungsmotors bzw. einer Brennstoffzelle beheizt. Die benötigte Kälte wird dem Verdampfer (4 – 5) entnommen. Die Kondensatorkühlung erfolgt über Außenluft, über das Erdreich, über Grundoder Brunnenwasser. ORC/AWKD-Prozess ➁ Kollektorwärmeerträge bei fester mittlerer Kollektortemperatur Tm (kWh/m2) Tm < 10 °C > Umgebungstemperatur 14,2 18,9 23,5 23,0 17,0 14,0 9,0 8,0 10,0 12,5 12,1 11,4 173,6 kWh/m2 Tm = 10 °C 6,7 8,1 11,1 13,8 19,0 20,0 22,0 22,0 17,7 13,4 7,4 6,0 167,2 kWh/m2 Tm = 20 °C 5,0 7,1 9,6 11,7 14,0 19,2 16,0 15,0 11,5 9,6 5,5 3,9 128,1 kWh/m2 Tm = 30 °C 3,9 5,7 9,1 10,5 12,9 13,1 14,0 13,0 10,2 8,3 4,1 3,2 108,0 kWh/m2 Tm = 40 °C 3,2 4,4 8,1 9,8 11,5 11,7 12,7 11,9 9,7 7,5 3,3 2,6 96,4 kWh/m2 Tm = 50 °C 2,5 3,7 7,4 8,7 10,6 10,5 12,0 11,5 9,1 6,4 3,0 2,4 87,8 kWh/m2 Tm = 60 °C 4,0 6,0 12,9 14,0 18,0 19,1 22,2 21,6 16,5 11,1 5,2 3,8 154,4 kWh/m2 Tm = 80 °C 3,0 4,2 10,5 11,3 14,4 15,9 18,4 18,3 14,2 8,6 3,9 2,4 125,1 kWh/m2 Tm = 100 °C 2,3 3,0 7,8 9,1 12,5 13,1 15,6 16,2 11,6 6,3 2,3 1,2 101,0 kWh/m2 Tm = 120 °C 1,2 2,5 6,5 9,6 14,9 12,6 16,4 18,2 12,2 4,9 1,3 0,5 100,8 kWh/m2 Tm = 150 °C 0,0 0,3 1,5 2,5 5,2 3,8 6,7 9,3 4,3 0,5 0,0 0,0 34,1 kWh/m2 mittlere Außentemperatur 2,5 2,4 7,0 10,5 15,2 17,6 20,5 20,5 16,4 11,5 5,7 4,0 11,1 °C Heizwärmebedarf 2.092 1.905 1.339 729 0 0 0 0 0 586 1.507 1.841 10.000 kWh von der Solaranlage bis 30 °C 1.206 1.788 3.828 4.530 6.000 5.988 7.080 7.200 5.268 3.216 1.386 966 48.456 kWh Warmwasserwärmebedarf 212 192 212 205 212 205 212 212 205 212 205 212 2.500 kWh Gesamtwärmebedarf 2.304 2.097 1.551 934 212 205 212 212 205 798 1.712 2.053 12.500 kWh Restwärmebedarf über Wärmepumpe 1.098 309 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 326 1.087 2.820 kWh Stromverbrauch Wärmepumpe 199,6 56,2 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 59,2 197,7 512,8 kWh Stromerzeugung 35,3 56,5 143,9 180,7 264,5 249,5 318,1 348,3 233,4 111,0 41,2 24,2 2.006,6 kWh Leistungen erzielt werden und mit dem AWKD-Prozess (evtl. zweistufig) auch deutlich höhere Kühlleistungen. „Spitzenleistungen“ können über einen Zwischenwärmespeicher reduziert werden, um eine konstante Energieerzeugung bei geringerer Leistung bereitzustellen und die Größe und Kosten der ORC-Dampfanlage zu minimieren. Außerdem kann ein Teil der Kondensationswärme über einen Rekuperator zurück gewonnen werden, indem das kondensierte Arbeitsmedium vorgewärmt wird. Der Rekuperator (Wärmetauscher) befindet sich vor dem Kondensator (ORC-Prozess). Im Anschluss ist eine weitere Vorerwärmung und evtl. Verdampfung über den Pufferspeicher möglich. Eine weitere Verdampfung und/oder Überhitzung des Arbeitsmittels erfolgt über die Solarkollektoren. Ist die Nutzung von Grundwasser (über einen Brunnen) nicht möglich, so kann die Kühlung auch über die Außenluft (günstige Lösung, aber Wirkungsgradverlust aufgrund höherer Außentemperaturen) oder über eine größere, ins Erdreich eingebrachte Regenwasserzisterne erfolgen, die sinnvollerweise auch für die Grundstücksbewässerung, Toilettenspülungen, Waschmaschinen und dergleichen genutzt wird (ca. 50 % des Wasserbedarfs). Die Zisterne befindet sich im ständigen Austausch mit der Umgebungswärme des Erdreichs bei ca. 10 °C (Sommer wie Winter) und sollte eine möglichst große Oberfläche zur Erdumgebung bei ausreichender Tiefe haben. Sie kann somit sowohl im Sommer als Kondensator für die Stromerzeugung dienen als auch im Winter bei nicht ausreichendem Solarwärmeertrag einen Beitrag zur Wärmeerzeugung leisten. Ein wesentlicher Schritt bei der Entwicklung dieser Technik ist die Zusammenwirkung einer elektrischen Wärmepumpe und eines ORC-Dampfprozesses unter Nutzung gemeinsamer Technik. Unter Verwendung eines gemeinsamen Kältemittels dient die Wärmepumpe im Sommer als Antrieb für den Generator (Wärmepumpen-ORC-Prozess). Mess-, Steuer- und Regelungstechnik ist für einen optimalen, wirtschaftlichen und sparsamen Betrieb unumgänglich. Bei dem AWKD-Prozess sollten das Drosselventil und die Pumpe (zwischen Absorber und Austreiber) in einer Einheit zusammengefasst werden, damit der Überdruck einen Teil der benötigten Pumpleistung kompensieren kann. Gleichzeitig wird über einen Lösungswärmeübertrager (Gegenstromwärmetauscher) die Effizienz der Anlage deutlich verbessert. Die zukünftigen Entwicklungsziele sollten sich auf eine weitere Verbesserung des erreichbaren Wirkungsgrads und die Weiterentwicklung von umweltfreundlichen organischen Arbeitsmitteln und Zwei- bzw. Mehrstoffgemischen für geringe Temperaturbereiche fokussieren. Bei direkter Erwärmung des Arbeitsmittels über die Solarkollektoren oder über Abwärme erreicht der Dampfprozess einen höhe- ren Wirkungsgrad, da die Wärmeverluste des Wärmetauschers entfallen. Wird die Solarflüssigkeit durch das Arbeits- oder Kältemittel ersetzt (z. B. Perfluorpentan oder R134a), so muss die gesamte Anlage allerdings einem hohen Druck standhalten, der jedoch schon heute von vielen Herstellern garantiert wird. Das Arbeitsmittel siedet ab 30 °C und kann somit bereits bei geringen Temperaturen und geringem Dampfdruck einen Beitrag zur Stromerzeugung leisten. Solartechnik Zum Erzielen eines möglichst hohen Solarwärmeertrags während der Wintermonate müssen die Kollektoren je nach Art des Gesamtsystems ca. 35 bis 70° gegen die Horizontale geneigt sein. Die architektonische Integration solch stark geneigter Kollektorflächen ist insbesondere bei Mehrfamilienhäusern und Pultdächern schwierig. Ein Teil der Gesamtfläche sollte daher einen optimalen Neigungswinkel zur Sonne aufweisen. Hoch-leistungs-Vakuumkollektoren können z. B. an der Fassade angebracht werden. Noch besser wäre eine schwenkbare Konstruktion (im Winter ca. 60 bis 80° Neigungswinkel, im Sommer 20 bis 30° Neigungswinkel – z. B. überdachte Terrasse). Die vorgewärmte Solarflüssigkeit wird über diese „optimal ausgerichtete“ Fläche weiter erwärmt und kann somit besser genutzt werden. Für die Vorerwärmung können auch mit der Solarflüssigkeit oder über das Arbeitsmittel gekühlte Photovoltaik-Elemente zum Einsatz kommen (Reihenschaltung, Nacherwärmung über thermische Solaranlage). Die Photovoltaik-Elemente können somit ebenfalls in die Dach- oder Fassadenkonstruktion integriert werden und müssen nicht aufwändig hinterlüftet werden. Auch bei der Photovoltaik wird ein Großteil der Sonneneinstrahlung in Wärme umgesetzt. Diese Wärme muss abgeführt werden. Aufgrund der Kühlung kann bei starker Sonneneinstrahlung aber auch schon während der Heizperiode ein deutlich besserer elektrischer Wirkungsgrad der Photovoltaik-Elemente erreicht werden (der elektrische Wirkungsgrad sinkt pro °K Temperaturerhöhung um etwa 0,4 bis 0,5 %). Außerdem kann eine Überhitzung vermieden und die Lebensdauer hierdurch erhöht werden. Wärme-Kälte-Speichertechniken Das Gebäude sollte eine hohe Wärmespeicherkapazität haben. Hierzu sind zunächst schwere Bauteile (z. B. Beton, Kalksandstein) von Vorteil. Um eine SchlechtwetterÜberbrückungszeit von möglichst 8 bis 14 Tagen (je nach Außentemperatur) zu erreichen, sind weitere Wärmespeicher erforderlich (etwa Warmwasserpufferspeicher, Sorptions- oder PCM-Speicher). Die Raumwärme und ggf. Kälteabgabe erfolgt über eine Fußbodenheizung oder einem Warm-/ Kaltluftsystem mit Wärme-/Kälterückgewinnung. Ebenso können Kapillarrohrmatten im Estrich und teilweise im Wandputz Praxiswissen Praxiswissen Energie verlegt werden. Dem Estrich und Wandputz können neuartige Phasenwechselmaterialien (PCM-Technik) beigemischt werden, um eine höhere Wärmespeicherung (bei gleichbleibender Temperatur) zu erreichen. Der Vorteil von Kapillarrohrmatten liegt gegenüber konventioneller Systeme bei einer gleichmäßigeren Wärmeverteilung und einer deutlich geringeren Spreizung von Vorund Rücklauftemperatur von etwa 4 bis 5 °C. Hierbei sind Vorlauftemperaturen von nur 25 bis 30 °C realisierbar (Direktbeheizung über die Solaranlage bzw. über die Kondensationswärme bei gleichzeitiger Stromerzeugung). Die Wärme- bzw. Kälteleistung beträgt bei 10 °C Temperaturdifferenz bereits etwa 90 W/m2. Eine Kühlung der Gebäude kann direkt über das Kühlwasser (mittels Wärmetauscher) oder über den Verdampfer des AWKD-Prozesses und lediglich durch die Umwälzpumpe erfolgen. Hier ist ebenfalls nur eine geringe Temperaturspreizung erforderlich (Vermeidung von Luftkondensation). Der Energieaufwand für die Kühlung beschränkt sich hierbei auf die Pumpleistung und beträgt ca. 2 bis 4 % einer konventionellen Klimatisierung. Stromerzeugung und -verbrauch In dem Projektbeispiel wurde ein großer Teil der Dachfläche mit einer thermischen Solaranlage bestückt. Selbst im Winter wird mehr Solarwärme (auf niedrigem Temperaturniveau) eingestrahlt als für den Betrieb der Wärmepumpe im Durchschnitt benötigt wird. Schon mit einem gewöhnlichen Wärmepumpenprozess (Verdampfungswäme über die Solarwärme statt Umgebungs„Kälte“) können große Energiemengen (ca. 60 % gegenüber einer konventionellen Wärmepumpenheizung) eingespart werden. Es ist zu erkennen, dass ca. 30 % Solar-/Wohnfläche für die Beheizung eines „Standard-Niedrigenergiehauses“ und 100 % Energierückgewinnung ausreichen können. Ein so genanntes „3-Liter-Haus“ käme entsprechend mit etwa 12 bis 15 % Solarfläche bzw. 25 bis 30 m2 Kollektorfläche aus. Größere Gebäude haben ein besseres A/VVerhältnis (Oberfläche zu Volumen) und benötigen daher bei gleicher Wärmedämmung entsprechend weniger Heizwärme. Bei einer deutlich geringeren Solarfläche würde jedoch auch der solare Wärmeertrag sinken. Die Wärmepumpe benötigt dann über einen längeren Zeitraum mehr mechanische Energie. Entwicklung Ein wesentlicher Schritt bei der Entwicklung dieser Technik ist die Zusammenwirkung einer elektrischen Wärmepumpe und eines ORC-Dampfprozesses unter der Nutzung gemeinsamer Technik. So kann z. B. der Elektromotor (Drehstrom-Asynchronmotor), der für den Antrieb des Verdich- 54 Energie ters dient, auch als Generator für den ORCProzess genutzt werden. Hierfür ist eine gemeinsame Welle, eine Kupplung und evtl. eine Übersetzung erforderlich. Über eine Stern-Dreieck-Schaltung kann der Motor bzw. Stromgenerator in zwei Leistungsstufen betrieben werden. Darüber hinaus können die Drehzahl und die Leistung über eine Polumschaltung in zwei oder mehreren Stufen variiert werden (z. B. 1.500 und 3.000 U/min). Hierdurch ergeben sich Leistungsstufen von z. B. 1/1, 1/2, 1/3 und 1/6 der Nennleistung für Generator und Motor. Für den ORC-Dampfprozess kann vorerst eine modifizierte oder umgerüstete Kolben- oder Schraubenverdichterwärmepumpe dienen (Weiterentwicklung und Verbesserung). Mess-, Steuerund Regelungstechnik ist für einen optimalen und sparsamen Betrieb unumgänglich. Die zukünftigen Entwicklungsziele sollten sich ebenfalls auf eine weitere Verbesserung des erreichbaren Wirkungsgrads und die Weiterentwicklung von umweltfreundlichen organischen Arbeitsmitteln für geringe Temperaturbereiche fokussieren. Bei direkter Erwärmung des Arbeitsmittels über die Solarkollektoren erreicht der ORCDampfprozess einen höheren Wirkungsgrad, da die Wärmeverluste des Wärmetauschers entfallen. Wird die Solarflüssigkeit durch das Arbeitsmittel ersetzt (z. B. Perfluorpentan), so muss die gesamte Anlage allerdings einem Druck von bis zu 8 bar standhalten, was jedoch schon heute von vielen Herstellern garantiert wird. Das Arbeitsmittel siedet unter Normalbzw. Umgebungsdruck bei etwa 30 °C und kann bereits bei geringen Temperaturen und geringem Dampfdruck einen kleinen Beitrag zur Stromerzeugung leisten. Wärmepumpe und ORC-Prozess bilden hierbei eine Einheit, d. h., die Wärmepumpe dient unter Einsatz des gleichen Kältemittels auch als Expansionsmaschine. Noch sinnvoller kann die Nutzung eines Zweistoffgemischs wie Ammoniak-Wasser sein, da hier die Verdampfungstemperatur von der Ammoniakkonzentration des Stoffgemischs abhängt. Bei dem Wärmepumpen-ORC-Prozess wird ein gemeinsames Kältemittel verwendet. Eine modifizierte Wärmepumpe arbeitet bei ausreichender Wärmezufuhr als Antrieb für den Generator. Die Anlage arbeitet in einem großen Temperatur- und Druckbereich. Bei der Energieerzeugung erfolgt die Kondensation auf einem höheren Druckniveau als bei getrennten Prozessen. Dieses Aggregat kann zu ähnlichen oder gleichen Kosten wie eine Wärmepumpe hergestellt werden. Verschiedene Hersteller bieten industriell gefertigte Großkollektormodule mittlerweile zu einem Preis von ca. 200 €/m2 einschließlich Montage, ohne Mwst. an (siehe Forschungsbericht Solarthermie 2000). Rechnet man dagegen die Kosten für eine konventionelle Dacheindeckung von 80 bis über 150 €/m2, so entstehen Mehrkosten von 50 bis 120 €/m2. Darüber hinaus kann bei gut wärmegedämmten Großkollektoren auf eine zusätzliche Wärmedämmung verzichtet werden (insbesondere, wenn der Dachbereich unbewohnt ist oder für Abstellmöglichkeiten genutzt wird). Außerdem gibt es für thermische Solarkollektoren einen staatlichen Zuschuss. Optisch ist eine komplette Dacheindeckung wesentlich anspruchsvoller als aufwändige und wesentlich teurere Auf- und Indachmontagen. Dachfenster lassen sich integrieren. Auch eine Kombination mit Photovoltaik-Elementen wäre denkbar. Durch Weiterentwicklung und Zusammenarbeit mit Wärmepumpen- und Absorptionswärmepumpen-Herstellern lassen sich noch beträchtliche Potenziale für signifikante Kostenreduzierungen erschließen. Praxiswissen auch die Nutzung einer Brennstoffzelle, wobei der erzeugte Strom für den Antrieb der Wärmepumpe genutzt wird. Natürlich sollte auch hier nicht auf eine Stromerzeugung während der Sommerzeit verzichtet werden. Der erzeugte Strom kann in das EVU-Netz gespeist werden. Fazit Wenn es gelingt, alle genannten Potenziale zu erschließen, eröffnen sich für die Solarwärmenutzung mittels ORC- bzw. AWKD-Prozess große Marktchancen in und für Deutschland (Export). Größere Objekte und Altbauten mit geringerer Wärmedämmung und höherem Temperaturniveau können mit einer Gasoder Heizöl-Wärmepumpe betrieben werden, da hier zusätzlich die Kühl- und Abgaswärme (bis zur Kondensation) des Motors genutzt werden kann. Denkbar ist Dipl.-Ing. Gerhard Steger, Fahrdorf 55 Jahre, aufgewachsen in Berlin, Studium Bauingenieur/ Wirtschaftsingenieur an der TU Berlin, berufliche Stationen in Amsterdam, Berlin, Hamburg, Schleswig, Kiel; eigenes Büro seit 1995; berufliche Schwerpunkte: Energieberatung, Modernisierungsplanung im Hochbau, Bauphysik Dipl.-Ing. Jörg Dryczynski, Kiel 44 Jahre, geboren in Kiel, Studium Elektrotechnik an der FH Kiel, Fernstudium Energie- und Umweltmanagement an der TU Berlin, beruflich tätig bei Stadtwerke Kiel AG, Siemens AG (Planung und Projektierung), Landesbauamt Kiel (Bauleitung Klinikum), Ingenieurbüro Steger (Energieberatung) Kontakt Ingenieurbüro Steger Gerhard Steger Jörg Dryczynski Mühlenberg 8 Hofholzallee 19 24857 Fahrdorf 24109 Kiel Tel.: 04621/932251 Tel.: 0431/5350645 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] www.tga-praxis.de · MODERNE GEBÄUDETECHNIK 7-8/2006 MODERNE GEBÄUDETECHNIK 7-8/2006 · www.tga-praxis.de 55