Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik Institut für Akustik und Sprachkommunikation Studienarbeit EINFLUSS DER LAUTHEIT AUF DIE TAKTILE INTENSITÄTSWAHRNEHMUNG VON VIBRIERENDEN OBERFLÄCHEN Lukas Creutzburg, geb. 20.11.1991, Kassel Mat.-Nr.: 3749729 Betreut durch: Prof. Dr.-Ing. habil. Ercan Altinsoy Eingereicht am 12. August 2016, Dresden ZUSAMMENFASSUNG Bislang bestimmten traditionelle Eingabegeräte wie Maus und Tastatur die menschliche Interaktion mit dem Computer. Betätigt der Nutzer sie, bekommt er meist eine akustische, eine optische und auch eine vibratorische – das Tasten betreffende – Reaktion. Doch Touchscreens ersetzen immer häufiger die traditionellen Eingabegeräte Maus und Tastatur bei Handys, PC-Anwendungen und Spielkonsolen. Diesen modernen, berührungsempfindlichen Eingabegeräten fehlen die akustische, die optische und vor allem aber die vibratorische Reaktion. Damit fehlt dem Nutzer oft auch die Rückmeldung, ob der Vorgang erfolgreich war. Daraus resultieren häufig Bedienungsfehler. In diesem Kontext gewinnt die Qualität der Rückmeldung von Bedienelementen eine große Bedeutung. Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung der audiotaktilen Interaktion bezüglich der Lautheit und wahrgenommenen Vibrationsstärke. Zunächst ist die entsprechende Literatur zu sichten und kurz zu referieren. Es ist eine Versuchsreihe zu entwerfen und mit einer geeigneten Anzahl auditiver und haptischer Feedbacks (verschiedene Kraft- und Wegvariationen) sowie einer geeigneten Zahl an Probanden durchzuführen. Die Ergebnisse sind auszuwerten und zu interpretieren. Das Ziel dieses Experiments ist die Untersuchung des Einflusses der Lautheitswahrnehmung auf die taktile Intensitätswahrnehmung. i ii SELBSTSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne unzulässige Hilfe Dritter verfasst habe. Es wurden keine anderen als die in der Arbeit angegebenen Hilfsmittel und Quellen benutzt. Die wörtlichen und sinngemäß übernommenen Zitate habe ich als solche kenntlich gemacht. Während der Anfertigung dieser Arbeit wurde ich nur von folgenden Personen unterstützt: • Prof. Dr.-Ing. habil. Ercan Altinsoy Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit nicht beteiligt. Mir ist bekannt, dass die Nichteinhaltung dieser Erklärung zum nachträglichen Entzug des Hochschulabschlusses führen kann. Dresden, 12.08.2016 Lukas Creutzburg iii DANKSAGUNG Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die mich während der Anfertigung dieser Arbeit unterstützt und motiviert haben. Zunächst gilt mein Dank Herrn Professor Altinsoy, der meine Studienarbeit betreut hat. Seine hilfreichen Anregungen haben mir bei der Erstellung dieser Arbeit enorm geholfen. Darüber hinaus möchte ich mich bei den Teilnehmern des Hörversuches für ihre Geduld bedanken. Ohne Sie wäre diese Arbeit nicht möglich gewesen. Auch meiner Freundin Anne-Liesse und meinen Eltern möchte ich für den emotionalen Rückhalt und die Unterstützung während des gesamten Studiums danken. iv INHALTSVERZEICHNIS 1 Einleitung 1 2 Grundlagen 3 2.1 Sensorik des Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2.1.1 Auditives System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2.1.2 Taktiles und haptisches System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Der mechanische Taster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.2 3 Stand der Technik 4 Präzisierung der Aufgabenstellung 11 5 Experimentelle Untersuchungen 13 5.1 Versuchsanforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 5.2 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 5.3 Bau des Interfaces . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 5.4 Versuchsdurchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 6 7 9 Auswertung 21 6.1 Programmierung eines Auswerteskriptes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 6.2 Auswertung der multimodalen Stimuli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Zusammenfassung A Anlagen 29 35 A.1 Versuchsinterface . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 A.2 Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 v vi Inhaltsverzeichnis 1 EINLEITUNG Der Mensch ist es gewohnt, bei einer erfolgreichen Interaktion mit einem Gegenstand beziehungsweise einem Interface eine Bestätigung zu erhalten. Diese kann entweder taktiler, visueller oder auditiver Natur sein. Fehlt diese Bestätigung, so ist der Nutzer nicht sicher, ob die Betätigung von zum Beispiel einer Taste erfolgreich war. Es ist ebenfalls möglich einen multimodalen Reiz darzubieten. Dies erleichtert die Bedienung. Auch bei Störung eines Sinnes, wie in etwa der auditiven Empfindung in einer lauten Umgebung, ist so noch ein Feedback wahrnehmbar. Gerade in Kraftfahrzeugen und anderen Umgebungen, in denen die volle Aufmerksamkeit des Nutzers gefordert ist, ist es wichtig, dass die Bedienung des Gerätes selbst nur ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit erfordert. Daher ist es von Vorteil, Feedbacks multimodal darzubieten. Dies ermöglicht dem Nutzer bei gleichzeitiger Reduktion der Wahrscheinlichkeit einer Fehlbedienung, einen Großteil der Aufmerksamkeit der Führung des Fahrzeuges zu widmen. Wärend früher der akustische und der haptische Eindruck bei Betätigung einer mechanische Taste immer zwingend miteinander verbunden waren, bietet der Einsatz von Touchscreens und anderen kapazitiven Eingabegeräten die Möglichkeit, diese Reize individuell anzupassen. Besonders in Kraftfahrzeugen ist es von Vorteil, wenn Tasten auch auf Touchscreens ein Feedback geben und dem Nutzer die Eingabe auch ohne visuellen Reiz bestätigt wird. Das betrifft auch das Ertasten der Bedienelemente auf einer glatten Oberfläche unter Verzicht auf einen visuellen Reiz. Die Haptik einer Taste trägt darüber hinaus wesentlich zum Wertigkeitseindruck eines Produktes bei und kann sogar ein Wiedererkennungsmerkmal einer Marke werden. Ein wichtiger Anwendungsbereich haptischer Interfaces ist auch die Verbesserung der Barrierefreiheit. Steht dem Nutzer ein Sinn nicht zur Verfügung, ist es bei herkömmlichen Touchscreens schwer, das Gerät noch richtig zu bedienen. Ein haptisches Interface kann hier sogar ohne visuellen Reiz dazu beitragen, dass der Nutzer das Gerät komfortabel bedienen kann. Gleiches gilt für den Fall eines schwerhörigen oder gehörlosen Anwenders. In dieser Arbeit soll speziell die Querabhängigkeit zwischen der Lautheit des auditiven Feedbacks und der wahrgenommenen Vibrationsstärke bearbeitet werden. Dabei wird zunächst auf die Sensorik des Menschen eingegangen. Es folgt ein Überblick über den aktuellen Stand der Forschungen in diesem Bereich. In einem Hörversuch soll dann die beschriebene Querabhängigkeit untersucht werden. Daran schließt sich eine Auswertung der Ergebnisse und ein Fazit an. Ziel der Arbeit ist die Evaluation, ob die Vibrationsstärke einer Haptik direkt mit der auditiven Wahrnehmung des Bedienenden korreliert ist und, falls ja, inwiefern diese Korrelation sowohl von der taktilen, als auch von der auditiven Frequenz der Stimuli abhängt. Die Arbeit soll eine Grundlage für weitere Untersuchungen bieten. 1 2 Kapitel 1 Einleitung 2 GRUNDLAGEN Die Haptik von Tastern beschäftigt zurzeit besonders die Automobilindustrie. Hier ist ein zentrales Thema die ideale Haptik einer Taste. Während einige Hersteller hier auf Einzelimpulse setzen, um den Impuls der Taste direkt nachzuahmen, setzen andere Hersteller auf Vibrationen. Um hier die ideale Anregungsform zu wählen, muss zunächst auf die menschliche Sensorik eingegangen werden. Die Auslösung einer Taste erfolgt in der Regel mit dem Finger. Dieser ist einer der sensorisch empfindlichsten Teile des Körpers. Es existieren verschiedene Mechanorezeptoren im Finger zur Erfassung dargebotener Stimuli. Da die Vibrationen der Taste eine recht geringe Amplitude aufweisen und die Vibration über den Finger nahezu nicht in den Rest des Körpers einkoppeln kann, sind die Einflüsse von Körperschall gering. Die auditiven Reize werden mit den Ohren erfasst. 2.1 SENSORIK DES MENSCHEN 2.1.1 Auditives System Das Ohr ermöglicht dem Menschen die Wahrnehmung von Schall. Das Außenohr reicht von der Ohrmuschel bis zum Trommelfell. Ein einfallendes Signal wird durch die Ohrmuschel mit der Außenohrübertragungsfunktion (Head-Related Transfer Function - HRTF) gefaltet. Damit ist es dem Menschen möglich, richtungsaufgelöst zu hören [Alt16, p. 5]. Es folgt der Gehörgang als akustische Leitung, die einige Frequenzen gezielt verstärkt, und schließlich das Trommelfell. Das Trommelfell ist bereits Teil des Mittelohres. Es wandelt den Schalldruck in eine Kraft um, die dann über Hammer, Amboss und Steigbügel verstärkt und weitergeleitet wird. Der Hammer ist über ein Gelenk (Articulatio incudomallearis) mit dem Amboss verbunden. Dieses kann über einen kleinen Muskel die Empfindlichkeit des Gehörs steuern. Ist das Gelenk starr, besteht eine hohe Kopplung zwischen Außen- und Innenohr. Bei großen Amplituden wird es beweglicher, wodurch die Empfindlichkeit des Gehörs gesenkt und das Innenohr vor Schäden durch sehr hohe Schalldruckpegel, wie beispielsweise bei Konzerten, schützt wird [Alt16, p. 18]. Daher ist die Hörleistung eines Menschen, der längere Zeit hohen Schalldruckpegeln ausgesetzt war, zunächst deutlich beeinträchtigt. Die betroffene Person hört schlechter und hat ein taubes Gefühl im Ohr. Lässt der Schalldruckpegel nach, spannt sich der Muskel wieder an und die Empfindlichkeit des Gehörs steigt wieder. Gefährlich sind hier impulsartige Schallereignisse mit hohem Schalldruckpegel. Der Muskel kann nicht schnell genug reagieren und es kann zu irreversiblen Schädigungen des Innenohr kommen. Insgesamt ist eine der erstaunlichsten Eigenschaften des menschlichen Gehörs seine enorme Dynamik. Mit einer maximalen Dynamik von 120 dB und einer maximal gleichzeitig wahrnehmbaren Dynamik von 60 dB ist es ein außerordentlich gutes Messgerät. Dazu sind an verschiedenen Stellen im Ohr flexible Signalverstärkungen je nach aktuellem Pegel notwendig [Ede16]. Da die Fläche des Trommelfells im Verhältnis zur Fläche der Steigbügelplatte sehr groß ist, erfolgt hier eine erneute Verstärkung des Signals. Außerdem schützen der Trommelfellspanner das Ohr vor zu großen Schalldrücken [Alt16, p. 25]. Im Innenohr werden die Kraftverläufe in elektrische Impulse gewandelt. Die geschieht in der Schnecke, wo die Haarzellen ortsaufgelöst je nach Frequenz angeregt werden. Als schnelle Sensoren senden diese bei Anregung Impulse an das Gehirn. Außerdem befindet sich im Innenohr 3 Abbildung 2.1: Darstellung des menschlichen Ohrs[GSI] auch das für den Gleichgewichtssinn verantwortliche Vestibularorgan, welches in den Bogengängen sitzt [Alt16, p. 28]. Durch die Fähigkeit des Ohrs richtungsaufgelöst zu hören ergeben sich Anforderungen an eine gute multimodale Haptik. Die Geräuschquelle, welche das auditive Feedback für die Haptik generiert, muss in unmittelbarer Nähe zur Taste wahrgenommen werden. In der Regel befindet sich ein Lautsprecher im Gehäuse des Moduls und strahlt das entsprechende Geräusch ab. 2.1.2 Taktiles und haptisches System Um näher auf die Möglichkeiten des Körpers, taktile und haptische Reize zu erfassen, eingehen zu können, sind zunächst die Begriffe „haptisch“ und „taktil“ eindeutig von einander abzutrennen. Während „haptisch“ die „aktive Berührung [eines Bedienelementes] durch gezielte Körperbewegung“ [KS08, p. 120] beschreibt, handelt es sich bei der „Taktilität“ um eine „passive Berührung ohne aktive Bewegung“ [KS08, p. 120]. Da Bedienelemente grundsätzlich aktiv bedient werden, ist der Begriff der Taktilität in diesem Zusammenhang ungeeignet. Da der Begriff der Taktilität sich jedoch im Sprachgebrauch dennoch auch für die Beschreibung von Haptiken durchgesetzt hat, wird er auch in dieser Arbeit verwendet. Dabei ist hier stets ein haptisches Ereignis gemeint. Es gibt im Bereich der taktilen und haptischen Wahrnehmung drei Gruppen von Sensoren, die Mechanosensoren, Propriozeptoren und die Vestibularorgane [KS08, p. 116]. Zu den Mechanosensoren zählen alle Organe, die Oberflächenkontakte, wie Kräfte oder Verformungen des Körpers, registrieren. Sie liegen in verschiedenen Hautschichten und sind grundsätzlich in die langsam adaptierenden und schnell adaptierenden Sensoren zu unterteilt. Langsam adaptierende Sensoren senden kontinuierlich Signale. Die Anregung wird über die Pulsweite übertragen, was in einer langsamen Adaptionszeit resultiert. Schnell adaptierende Sensoren senden nur dann Impulse, wenn eine Anregung erfolgt. In Abbildung 2.2 ist die Verteilung der Sensoren in der Haut dargestellt. Die Stärke der Anregung ist über die Impulsdichte kodiert. Dies führt zu einer schnelleren Adaption des Sensors. Im Finger existieren die in Tabelle 2.1 beschriebenen Sensortypen. In dieser Arbeit soll ausschließlich auf vibrationsbasierte Haptiken eingegangen werden. Daher sind besonders die Pacini-Körperchen von Interesse. Langsam adaptierende Sensoren können die Vibration aufgrund der hohen Frequenz nicht erfassen. Maximal eine Amplitudenmodulation wäre noch von einem der langsam adaptierenden Sensoren erfassbar. Die Rauigkeit ist ein wichtiger Parameter für die Erfassung von Vibrationen. Sie wird intuitiv vom Körper durch Streichen über eine Oberfläche ermittelt. Auch ohne streichen kann eine Taste jedoch rau wirken, was einen Einfluss auf das gefühlte Feedback hat. Eine weitere Eigenschaft beider schnell adaptierender Sensoren (Meissner- und Pacini-Körperchen) ist die schlechte Ortsauflösung. Diese ist für die Anwendung in einem Touchscreen jedoch eher positiv. Das gesamte Display kann angeregt werden. 4 Kapitel 2 Grundlagen Abbildung 2.2: Sensorik des Fingers [Alt06, p. 11] Merkel-Körperchen 5 Hz - 15 Hz Erfassung von Druck Langsam adaptierend Gute Ortsauflösung Ruffini-Körperchen 0,4 Hz - 100 Hz Erfassung von Gewebedehnung Langsam adaptierend Mittlere Ortsauflösung Meissner-Körperchen 10 Hz - 60 Hz Erfassung von tieffrequenten Vibrationen Schnell adaptierend Schlechte Ortsauflösung Pacini-Körperchen 50 Hz - 1 kHz Erfassung von Vibrationen Schnell adaptierend Sehr schlechte Ortsauflösung Erfassung von Rauigkeiten im µm-Bereich Tabelle 2.1: Mechanosensoren in der unbehaarten Haut [Alt06, p. 11] 2.1 Sensorik des Menschen 5 Wäre die Ortsauflösung besser, müssten nur kleine Teile des Displays angeregt werden. Das ist ohne Weiteres selbstverständlich nicht möglich. Die Mechanosensoren eigenen sich besonders für die Analyse von Bedienhaptiken, da sie einen Kraft-Zeit-Verlauf liefern. Dabei liefern die Merkel- und Ruffini-Zellen direkt Kraftwerte an das Gehirn, die Meissnerzellen zeigen differentielles Verhalten und die Pacinizellen zeigen doppelt differentielles Verhalten. Die Mechanosensoren sind nicht gleichmäßig über die Hand verteilt. Besonders bei den für die Detektion von Vibrationen wichtigen Pacini-Körperchen ist eine sehr inhomogene Verteilung in der Hand zu sehen (Abbildung 2.3). Auch die Thermosensoren spielen eine wichtige Rolle in der Haptik. Über sie wird auch Schmerz Abbildung 2.3: Verteilung der Mechanosensoren in der Hand [DSH04, p. 65] detektiert. Der Mensch besitzt neun Mal so viele solche Nozizeptoren, wie Druckrezeptoren. Sie sind insbesondere wichtig, da durch sie der Körper durch Schmerzen vor Schäden gewarnt wird und das Gehirn mit einem entsprechenden Fluchtreflex reagieren kann [KS08, p. 118]. In der Haptik wird mit diesen Sensoren die Oberflächenanmutung ertastet. Die Temperaturempfindung trägt wesentlich dazu bei, das Material des Tasters zu erfühlen. Dies ist entscheidend für die Wertigkeitsempfindung. Die Propriozetoren geben Informationen über die Tiefensensibilität, also zur Stellung des Körpers im Raum und dessen Gliedmaßen zueinander, an das Gehirn weiter. Es handelt sich hier um Informationen zur Gelenkstellung und der Muskelkräfte. Die letzte Gruppe von Rezeptoren stammt aus dem Bereich der Kinästhetik, also der Bewegungswahrnehmung [KS08, p. 116]. Zu ihnen zählen im Wesentlichen die Gleichgewichtsorgane. Erfasst werden lediglich Beschleunigungskräfte, die auf den ganzen Körper wirken. Sie liegen in den in Abbildung 2.1 dargestellten Bogengängen. Diese beiden Gruppen von Sensoren sind für die Haptik von Bedienelementen weniger interessant, da sie auf die Anregung des Fingers nicht reagieren. Zur Anregung der Propriozeptoren wären größere Hübe notwendig. Unabhängig von der Sensorik des Menschen sind auch persönliche Erfahrungen für die Empfindung einer Haptik relevant. Der Reiz wird im zentralen Nervensystem verarbeitet und dort mit früheren, ähnlichen Empfindungen in Verbindung gebracht. Ein Force-Feedback-Impuls fühlt sich also genau dann wie eine echte mechanische Taste an, wenn er früheren Betätigungen einer mechanischen Taste durch den Probanden ähnelt [ST95]. Das ist besonders interessant, da sich diese Empfindung bereits von Generation zu Generation ändern kann. Die jetzt aufwachsende, junge Generation ist es bereits gewöhnt, dass viele Interfaces über kapazitive Tasten ohne Haptik realisiert werden, während ältere Generationen noch mit mechanischen Tasten aufgewachsen sind. Dieser Unterschied kann sich in der Beurteilung der Haptik zeigen. Es ist also bei einem Versuch auch das Alter der Probanden zu erfassen und in die Auswertung einzubeziehen. Im Bereich der Betätigungshaptik sind verschiedene Aufgabenbereiche bei der Bedienung eines Gerätes beziehungsweise einer Maschine zu unterscheiden: • Primäre Aufgaben sind zum Beispiel das Führen eines Kraftfahrzeuges mit allen dazu unmittelbar nötigen Fahraufgaben. Die Bedienelemente dafür sind das Lenkrad, der Schalthebel und so weiter. • Sekundäre Aufgaben sind zum Beispiel die mit der Zielführung des Fahrzeuges verbundenen Aufgaben, wie die Bedienung des Navigationsgerätes. • Tertiäre Aufgaben sind für die Bedienung des Gerätes, also im Beispiel des Fahrzeuges, nicht unbedingt erforderlich und dienen eher der Unterhaltung oder dem Komfort. Dazu würde beispielsweise die Bedienung der Klimaautomatik oder des Entertainmentsystems zählen. Bedienelemente für primäre Aufgaben werden meist so ausgelegt, dass ihre Betätigung vergleichsweise viel Kraft benötigt. Dies ist historisch zu begründen, da diese Bedienelemente früher mechanisch direkt mit zum Beispiel dem Motor verbunden waren [Bub]. Der Nutzer erwartet hier, dass die Bedienung mehr Kraft erfordert. Auch das Feedback sollte intensiver ausfallen. 6 Kapitel 2 Grundlagen 2.2 DER MECHANISCHE TASTER Ziel einer Bedienhaptik ist in der Regel die Nachahmung einer dem Nutzer bereits aus dem Alltag bekannten Haptik. Das Vorbild eines haptischen Impulses für ein Touchinterface ist also die mechanische Taste. Sie wird in modernen, mechanischen Tasten meist durch eine Silikonschaltmatte oder eine Federscheibe realisiert. Der Kraft-Weg-Verlauf des Drucktasters lässt sich in mehrere für die Haptik relevante Teile zerlegen. Der für die Funktion wichtigste Teil ist selbstverständlich der elektrische Schaltpunkt. Des Weiteren verfügt der Taster über einen definierten Hub. In Abbildung 2.4 sind die wichtigsten Punkte eines Druckverlaufes eines mechanischen Tasters Abbildung 2.4: Schematische Darstellung des Druckverlaufes eines mechanischen Tasters [Rei08, p. 122] dargestellt. Nach Reisinger [Rei08] lässt sich der Verlauf in fünf wesentliche Bestandteile aufteilen. Der als sehr negativ empfundene Leerhub direkt nach Kontakt des Fingers mit dem Taster geht in den Kraftanstieg vor dem Kraftsprung über. Um Bedienfehler zu vermeiden sollte der elektrische Schaltpunkt unbedingt genau am Kraftsprung erfolgen. Dies ist vergleichbar mit Force-FeedbackHaptiken. Kommt dort das Feedback zu früh, werden häufiger Bedienfehler auftreten, da der Nutzer den Taster nur bis zum Feedback betätigt. Kommt das Feedback zu spät, sinkt der Komfort, da der Nutzer bei jeder Betätigung sehr viel Kraft aufwendet. Dieser Effekt ist besonders bei der Bedienung von Fernbedienungen zu beobachten. Der Nutzer betätigt die Taste genau so lange, bis er ein Feedback erhält. Bleibt dieses aus, etwa weil die Batterien nahezu erschöpft sind, drückt der Nutzer die Tasten intuitiv stärker, auch wenn ihm in den meisten Fällen klar sein solte, dass dies keine Verbesserung mit sich bringt. Nach dem Kraftsprung folgt ein weiterer Kraftanstieg, der zum Endanschlag hin immer stärker zunimmt. In Abbildung 2.5 ist eine Messkurve eines realen Drucktasters zu sehen. Dort ist auch gut die Hysterese der Kurve zu erkennen. 2.2 Der mechanische Taster 7 Abbildung 2.5: Messung des Druckverlaufes eines mechanischen Tasters [Rei08, p. 122] 8 Kapitel 2 Grundlagen 3 STAND DER TECHNIK Zum Thema Haptik von kapazitiven Bedienelementen wird momentan viel Forschung betrieben. Während viele Forschungsprojekte sich lediglich der Haptik widmen, existieren auch Papers zu den Querabhängigkeiten zwischen der Haptik und Akustik von Bedienelementen. In Quelle [ABS03] wird ein Experiment beschrieben, in dem eine „virtuelle Trommel“ gespielt werden musste. Die Lautstärke der Trommel war proportional zu der zum Spielen verwendeten Kraft. Bei einigen, der Stimuli war die Lautstärke größer, als bei der verwendeten Kraft anzunehmen ist. Gefragt wurde immer nach der verwendeten Kraft beim letzten Spielen der Trommel auf einer Nummernskala. Das Ergebnis zeigt deutlich, dass die gefühlte Kraft der Betätigung ansteigt, wenn bei gleichem ForceFeedback die Lautstärke des auditiven Feedbacks erhöht wird. Im Paper wird daraus geschlossen, dass der Mensch die Lautstärkeinformation des Feedbacks stärker gewichtet, als die haptische Information. Die haptische Wahrnehmung wird als eine Integration über die auditive und haptische Wahrnehmung beschrieben. In einem anwendungsorientierteren Experiment stand die richtige Bedienung eines Interfaces im Vordergrund. In Quelle [AM09] wurde die Qualität einer Haptik über die Fehlerrate bei der Eingabe von Zahlen auf einem Touchinterface gemessen. Dabei wurden ebenfalls sowohl ein auditives Feedback, als auch ein haptisches Feedback dargeboten. Das auditive Feedback wurde mittels Kopfhörern abgespielt. Ein Grund dafür waren vermutlich die Geräusche des Shakers, die bestmöglich unterdrückt werden sollten. Zur Anregung des Shakers wurden zwei vibratorische Signale verwendet, ein 50 Hz Sinus-Signal und ein sin2 -Signal. Bei Darbietung beider rein taktiler Stimuli wird die 50 Hz Sinusschwingung als passender empfunden. Für das auditive Feedback wurden sechs sehr unterschiedliche Feedbacks (Abbildung 3.1) ver- Abbildung 3.1: Spektrogramme der in der Studie aus Paper [AM09] dargebotenen auditiven Stimuli wendet. Es zeigt sich, dass bei multimodalen Signalen genau dann die taktile sin2 -Schwingung als passender empfunden wurde, wenn das auditive Feedback einen hohen Lautstärkepegel aufwies (Abbildung 3.2). Hier ist zu prüfen, ob Lautheitsgrenzen existieren, ab denen es zu einer 9 Abbildung 3.2: Bewertung der Eignung der in der Studie aus Paper [AM09] dargebotenen Stimuli Verschlechterung der wahrgenommenen Feedbackqualität kommt und wie diese Grenze mit der Intensität des taktilen Feedbacks zusammenhängt. Das Ergebnis dieser Studie deckt sich mit Quelle [ABS03]. Es wird aus den Ergebnissen geschlossen, dass ein auditives Feedback ein rein haptisches Feedback in allen Bewertungskriterien verbessern kann. Es wird jedoch auch angemerkt, dass ein unpassend dargebotener Stimulus auch zu einer Verschlechterung der Bewertungen führen kann. Es wir hier festgehalten, dass die Frequenz eine wichtige Rolle für die Synergieeffekte zwischen auditivem und haptischem Feedback spielt. Welchen Einfluss die Frequenz genau hat wurde hier noch nicht näher untersucht. Gleiches gilt für den Einfluss der Lautstärke des auditiven Stimulus auf die wahrgenommene Qualität des multimodalen Signals. Quelle [AM09] befasst sich ebenfalls mit dem Einfluss audiotaktilen Feedbacks auf die Qualität von Touchscreens. Es wurde die Qualitätssteigerung durch ein multimodales Feedback gegenüber einem rein taktilen Feedback untersucht. Auch hier wird eine „deutliche Qualitätssteigerung “ festgestellt. Im Gegensatz zu anderen Studien wurde hier eine komplexe Aufgabe gestellt. Der Proband sollte 64 Nummern auf 6 Tasten eines Touchscreens eintippen. Die Bewertungskriterien waren die Durchführungszeit und die Fehlerquote, wobei die Durchführungszeit später verworfen wurde, da sie nur von geringer Relevanz war. Die Signalformen der Haptik fallen hier umfangreicher aus. Es wird mit Dreieck-, Sägezahn-, sin2 - und Sinus-Signalen gearbeitet. Dabei wird festgestellt, dass die Haptik allein die Fehleranzahl deutlich senken kann (Abbildung 3.3). Dieser Effekt ist auch bei rein auditivem Feedback zu erkennen, fällt jedoch hier geringer aus. In Abbildung 3.3: Fehleranzahl mit und ohne Haptik der in Quelle [AM09] dargebotenen Stimuli der Zusammenfassung wird erneut bestätigt, dass Synergieeffekte zwischen auditivem und haptischem Feedback existieren und, dass diese die Qualität bei Touchscreenanwendungen verbessern können. Wie genau sich Haptik und Akustik beeinflussen, wird jedoch nicht näher beleuchtet. 10 Kapitel 3 Stand der Technik 4 PRÄZISIERUNG DER AUFGABENSTELLUNG Zur Analyse der Querabhängigkeiten zwischen dem haptischen und auditiven Feedback soll ein Versuch durchgeführt werden. In diesem soll zunächst das haptische Feedback vermessen werden. Im Anschluss folgen verschiedene Messungen mit Kombinationen haptischer und auditiver Feedbacks. Im Fokus des Versuches steht der Einfluss von auditiven Reizen auf die Haptik, da die Haptik in vorangegangenen Experimenten, wie beispielsweise Quelle [AM09], einen größeren Einfluss auf die Wahrnehmung hat, als ein rein auditives Signal. Es wird sich auf die Darbietung einzelner Frequenzen beschränkt. Aus Zeitgründen werden als komlexere Anregungsformen zuletzt nur noch zwei Akkorde untersucht. Die Unterschiede zwischen Dur und Moll sind hier interessant. Die Dauer des Experimentes wird aus organisatorischen Gründen auf 1,5 Stunden pro Proband festgelegt. Es muss evaluiert werden, welcher Umfang an zusätzlichen Untersuchungen und Stimuli in diesem zeitlichen Rahmen umsetzbar ist. Um eine möglichst umfangreiche Auswertung zu ermöglichen, sollten bei allen Experimenten mit multimodalen Reizen verschiedener Frequenzen auch alle Permutationen der Frequenzen im Hörversuch dargeboten werden, um alle vorkommenden Zusammenhänge abbilden zu können. Im Anschluss erfolgt eine Auswertung der Ergebnisse. Sollte die Streuung noch zu groß sein, wäre die Stichprobengröße zu erweitern. Wichtig ist hierbei, vor dem Ziehen von Schlüssen aus den Ergebnissen alle Messunsicherheiten zu evaluieren, die auftreten können. Daher sollten die Stimuli möglichst einfach gehalten werden, um zu sicherzustellen, dass die Ergebnisse nicht durch andere psychoakustische Effekte beeinflusst werden. Abschließend werden die Ergebnisse diskutiert und Schlüsse aus der Analyse gezogen. 11 12 Kapitel 4 Präzisierung der Aufgabenstellung 5 EXPERIMENTELLE UNTERSUCHUNGEN 5.1 VERSUCHSANFORDERUNGEN Die Ergebnisse der im Stand der Technik dargestellten Paper haben gezeigt, dass ein Umfang von 25 Personen ausreicht, um repräsentative Ergebnisse zu erzielen. In dieser Arbeit wird sich zunächst an diesem Wert orientiert. Sollten Analysen zeigen, dass die Ergebnisse eine zu große Streuung aufweisen, ist eine Vergrößerung der Stichprobe vorzunehmen. Beim Hörversuch werden einige Daten zum Probanden erfasst. Dazu zählen das Geschlecht, Alter, ob die Person im Alltag ein Smartphone nutzt und ob sie im Alltag einer besonderen haptischen oder akustischen Belastung ausgesetzt ist. Es soll eine möglichst enge Abrasterung des hör- beziehungsweise fühlbaren Frequenzbereiches erfolgen. Der für den Menschen hörbare Bereich reicht von 20 Hz bis 20 kHz. Für auditives Feedback werden die Frequenzen 100 Hz, 200 Hz, 400 Hz, 800 Hz, 1200 Hz, 2000 Hz, 4000 Hz, 8000 Hz und 12000 Hz verwendet. Dieses Raster wird auch in der Studie [Alt] verwendet. So ist die Vergleichbarkeit dieser Studie mit früheren Forschungsergebnissen gewährleistet. Eine Aufteilung in Oktaven würde hier keinen Vorteil bringen. Der mit den Fingern fühlbare Bereich reicht von 0,4 Hz bis 1 kHz. Für das taktile Feedback Abbildung 5.1: Verteilung der auditiven Stimuli über den hörbaren Bereich Abbildung 5.2: Verteilung der haptischen Stimuli über den fühlbaren Bereich werden die Frequenzen 10 Hz, 20 Hz, 40 Hz, 100 Hz, 200 Hz, 400 Hz und 800 Hz verwendet. In 13 einer Voruntersuchung wurde geprüft, dass das System in der Lage ist, solch geringe Frequenzen darzustellen. Die Stimuli verfügen über verschiedene Schalldruckpegel. Insgesamt gibt es bei den haptischen Stimuli drei Pegelstufen, bei den akustischen Stimuli zwei Pegelstufen. Der Pegel sowohl des haptischen, als auch des auditiven Stimulus wird rein subjektiv eingestellt und in die entsprechenden Pegelstufen unterteilt. Dabei entspricht eine auditive Pegelstufe 6 dB und eine haptische Pegelstufe 3 dB. Die anschließende Messung des auditiven Signals mit einem Kunstkopf ergab für den höchsten auditiven Pegel bei 400 Hz einen Schalldruckpegel von 60 dB (Abbildung 5.3). Die Stimuluslänge ist in der Messung des Schalldruckpegels nicht gut erkennbar, beträgt jedoch 100 ms. Mit der Messung der Lautheit ist die Länge besser zu verifizieren (Abbildung 5.4). Die absolute Auslenkung des Shakers wurde mit einem Beschleunigungssensor gemessen. Es ergibt Abbildung 5.3: Schalldruckpegel der höchsten Pegelstufe auditiv bei 400Hz Abbildung 5.4: Lautheit der höchsten Pegelstufe auditiv bei 400Hz sich bei 100 Hz und der höchsten Pegelstufe (Stufe 3) eine maximale Auslenkung von ±30 µm. Die Messwerte sind in den Abbildungen 5.5 und 5.6 zu sehen. Die erste Auslenkung des Sensors erfolgt, wenn der Finger die Taste berührt. In dieser Messung erfolgt 50 ms später die Auslösung des Stimulus. Besonders in der Beschleunigungskurve ist das Signal eindeutig wiederzuerkennen. Diese ist besonders relevant, da die Pacini-Zellen auf Beschleunigung reagieren. Es stehen keine verschiedenen Dämpfungsvarianten der Stimuli selbst zur Verfügung, da diese in früheren Versuchen keine relevanten Unterschiede zeigten. Es wird hier eine Dämpfung verwendet, die das Signal innerhalb der Pulsdauer nahezu komplett abschwellen lässt. Jeder Stimulus hat eine Länge von 100 ms. Die Fragestellung bleibt bei jedem Stimulus gleich und lautet „Wie stark ist die Vibration?“. 14 Kapitel 5 Experimentelle Untersuchungen Abbildung 5.5: Gemessene Beschleunigungswerte des Shakers bei 100Hz und der höchsten Pegelstufe Abbildung 5.6: Geschwindigkeits- und Auslenkungswerte des Shakers bei 100Hz und der höchsten Pegelstufe (Berechnet aus der gemessenen Beschleunigung) 5.1 Versuchsanforderungen 15 Da die Probanden überwiegend keine besonderen Erfahrungen mit der Bewertung von Haptik und Akustik haben, muss vor dem Versuch ein Training durchgeführt werden. Dabei werden dem Probanden verschiedene Haptiken präsentiert, um ihn an die Reizstärke zu gewöhnen. Dies ist notwendig, da der Proband sonst dazu neigt, extremere Bewertungen zu meiden. Der Grund dafür ist, dass der Proband sich die Möglichkeit offenhalten möchte, einen noch stärkeren, beziehungsweise schwächeren, Impuls noch extremer bewerten zu können. Ein Training mindert diesen Effekt, da der Proband durch Ausprobieren an die Stimuli herangeführt wird. Während der Durchführung des Versuches steht dem Probanden immer ein Anker zur Verfügung. Dieser soll jederzeit eine Referenz bieten und auch nach längerer Versuchszeit noch vergleichbare Ergebnisse liefern. Der Anker ist stets ein rein haptischer Reiz. Er bleibt über alle Stimuli sowohl in der Frequenz, als auch in der Intensität gleich. Die Frequenz wird, um den Abstand zu allen Stimuli gering zu halten, auf 100 Hz festgelegt, was ungefähr der Mitte des Frequenzbereiches (logarithmisch betrachtet) entspricht. Der Pegel entspricht der schwächsten Pegelstufe der haptischen Stimuli. Hier nicht untersucht werden Doppelimpulse, also zwei identische, direkt hintereinander abgespielte Impulse, welche in den Untersuchungen in Paper [Alt] in einer deutlicheren Bewertung der dort relevanten Parameter durch die Probanden resultiert haben. Der Fokus liegt hier auf Einzelimpulsen. Um die Änderung der Wahrnehmung im Falle der Darbietung von komplexeren auditiven Stimuli prüfen zu können, werden in einem getrennten Versuch noch zwei Akkorde dargeboten. Bei einem handelt es sich um einen Dur-, bei dem anderen um einen Moll-Akkord. Der Grundton liegt bei 400 Hz, um ihn mit den anderen Stimuli bei 400 Hz auditiv vergleichen zu können. Die Einzeltöne haben zunächst Vorrang, um den grundlegenden Zusammenhang zwischen der haptischen und auditiven Wahrnehmung zu erforschen. Komplexe Anregungssignale sollen bewusst vermieden werden. Es wird Größenskalierung verwendet. Diese hat den Vorteil, dass der Proband nicht durch eine Skala eingeschränkt ist. Das führt zu sehr zuverlässigen und vergleichbaren Ergebnissen auf dem höchsten Skalenniveau. Dabei wird der Anker als 100 definiert. Der Proband hat die Aufgabe die Vibrationsstärke zum Anker in Relation zu setzen. Zu Beginn startet jeder Proband mit einem kurzen Training. Hier wird ihm der Ablauf des Versuches erklärt, nicht jedoch, worum es bei dem Versuch eigentlich geht und der Proband kann jeweils einen tieffrequenten Stimulus, einen mittleren und einen hochfrequenten Stimulus mit niedrigem und hohem Pegel rein haptisch testen. Im Training steht ebenfalls bereits der Anker zur Verfügung. Die genannten Frequenzen werden in einer zufälligen Reihenfolge präsentiert. Der Proband kann jeden Stimulus beliebig oft testen und jederzeit den Ankerstimulus betätigen, bevor er den präsentierten Stimulus bewertet. Er wird jedoch aus Zeitgründen dazu angehalten, jeden Stimulus lediglich 2-3 Mal zu betätigen. Als Richtwert wird dem Probanden ein Zeitfenster von einigen Sekunden pro Stimulus genannt. Jeder Stimulus kommt im Versuchsdurchlauf jeweils zwei Mal vor. Nach dem Training folgt als Erstes der Versuchsdurchlauf mit rein haptischen Stimuli, da die Versuchsperson zu diesem Zeitpunkt noch keine Referenz besitzt, wie stark die Vibration mit multimodalen Stimuli wirkt. Es folgen zwei Akkorde mit haptischem Feedback in allen Pegelstufen. Zum Einen ein Dur, zum Anderen ein Moll Akkord. Nach dem gleichen Schema folgt ein Versuchsdurchlauf mit sowohl auditivem, als auch haptischem Feedback. Alle Stimuli in jedem Versuch werden jeweils in einer gemischten Reihenfolge und insgesamt zwei Mal präsentiert. Ohne Training ergibt das Insgesamt: (7 Stimulihaptisch · 3 Pegelstufen + 9 Stimuliauditiv · 2 Pegelstufen · 7 Stimulihaptisch · 3 Pegelstufen +2 StimuliAkkorde · 2 Pegelstufenauditiv · 3 Pegelstufentaktil ) · 2 Darbietungen = 822 Stimuli (5.1) Sekunden (5.2) 822 Stimuli · 5 ≈ 1,14 Stunden + 30 min Puffer ≈ 1,6 Stunden Stimulus Im Puffer ist bereits eine Pause mit eingerechnet. Zunächst war geplant, dass der Proband seine Bewertung verbal an den Versuchsleiter weitergibt, dieser den Wert in den Computer eingibt und anschließend zum nächsten Stimulus wechselt. Es stellte sich jedoch bei Vorversuchen heraus, dass die Probanden schneller waren, wenn sie den Wert selbst eingeben konnten. Das Skript wurde dahingehend optimiert, dass dieses komplett ohne Maus steuerbar ist. Gerade die Orientierung mit der Maus auf dem Bildschirm kostet Zeit. Außerdem ist es dem Probanden auf diese Weise möglich, unabhängig vom Versuchsleiter zu arbeiten. Gerade Probanden mit einer kurzen Aufmerksamkeitsspanne neigen dadurch allerdings dazu, sehr viel Zeit für den Versuch zu benötigen, da sie selbst die Geschwindigkeit des Versuches vorgeben. Eine Übersicht des Versuches ist in Tabelle 5.1 dargestellt. 16 Kapitel 5 Experimentelle Untersuchungen Versuchsparameter Größenskalierung Anker wird als 100 definiert Fragestellung haptisch: Wie stark ist die Vibration? Reihenfolge 1. 2. 3. 4. Training des Probanden rein haptisches Feedback (einzelne Frequenzen) Dur und Moll Dreiklänge zum Vergleich mit den einzelnen Frequenzen Kombination aus haptischem und auditivem Feedback (je einzelne Frequenzen) Anregungsform auditiv: sin haptisch: sin Pulsdauer 100ms pro Impuls (gedämpft) Frequenzen auditiv haptisch Anker haptisch Dur Moll 100 Hz, 200 Hz, 400 Hz, 800 Hz, 1200 Hz, 2000 Hz, 4000 Hz, 8000 Hz, 12000 Hz 10 Hz, 20 Hz, 40 Hz, 100 Hz, 200 Hz, 400 Hz, 800 Hz 100 Hz 400 Hz - 480 Hz - 600 Hz 400 Hz - 500 Hz - 600 Hz Amplitude auditiv: 2 Pegelstufen haptisch: 3 Pegelstufen Umfang 25 Personen (falls Streuung dann zu groß Erweiterung) Dauer 90 min / Proband Probandendaten Geschlecht Alter Ist der Proband im Alltag einer besonderen haptischen oder akustischen Belastung ausgesetzt? Nutzt der Proband im Alltag ein Smartphone? Tabelle 5.1: Versuchsparameter 5.1 Versuchsanforderungen 17 5.2 VERSUCHSAUFBAU Der Proband sitzt vor zwei kapazitiven Tasten. Diese sind entsprechend mit „Anker, 100“ und „Play, X“ markiert. Das Touchpad befindet sich auf einem Shaker der Marke „VEB Messelektronik Dresden “, Typ 110/6. Dieser ist für die Betätigung mit dem Finger sehr groß dimensioniert. Es ist also nicht davon auszugehen, dass die Kraft des Fingers das Schwingungsverhalten des Shakers wesentlich beeinflusst. Vor der Messung wird mit einem Beschleunigungssensor eine Kalibrierung ohne Finger vorgenommen. Dem Probanden ist freigestellt, wie genau er die Buttons betätigt. Dadurch betätigt zwar jeder Proband die Taste mit einer anderen Kraft und auf eine andere Weise, hierdurch ist jedoch gewährleistet, dass die Bedienung der Buttons exakt wie in einer Alltagssituation erfolgt. Dies ist für die Praxistauglichkeit der Untersuchung relevant. Die Darbietung der auditiven Stimuli erfolgt über den Studiokopfhörer „Sennheiser, HDA 200 “. Diese geschlossenen Kopfhörer verfügen über eine gute Dämmung von Außengeräuschen. Dies ist notwendig, da der Shaker im Betrieb vor allem bei hohen Frequenzen Schall abstrahlt, der den Probanden beeinflussen könnte. In Abbildung 5.7 ist der Versuchsaufbau schematisch dargestellt. Die Bedienfelder werden mit „UHU-Alleskleber“ auf eine massive MDF-Platte geklebt, die das System mit dem Shaker verbindet. Der Kleber beeinflusst die Messung im relevanten Frequenzbereich unter 1 kHz nicht. Der Proband gibt die Werte der Größenskalierung in das Nummernfeld der Tastatur ein. Abbildung 5.7: Versuchsaufbau 5.3 BAU DES INTERFACES Für die Eingabe ist es wichtig, dass das Interface selbst die vom Shaker erzeugte Schwingung so direkt wie möglich an den Probanden weitergibt. Zu Beginn dieser Arbeit wurde vom Lehrstuhl ein Touchinterface zur Verfügung gestellt, welches aus einer ortsaufgelösten, kapazitiven TouchOberfläche bestand, die vom Computer als Maus erkannt wird und ähnlich einem Grafik-Tablet absolute Werte auf dem Computerbildschirm adressiert. Diese Oberfläche stellte sich jedoch als sehr unpräzise heraus, sodass es kaum möglich war die Matlab GUI, die den Versuch steuert, zu bedienen. Des Weiteren war eine verhältnismäßig hohe Kraft nötig, bis eine Auslösung des Panels erfolgte. Die zur Bedienung aufzuwendende Kraft war nicht einstellbar. Diese Probleme führten zu der Entscheidung, ein eigenes Interface zu entwickeln. Die Wahl fiel hier auf einen PSoC-Chip der Firma Cypress Semiconductor Corp. (Abbildung 5.8). Dieser ist für solche Anwendungen von Vorteil, da er über einen 32 bit-ARM-Cortex-M3-Mikroprozessor verfügt und darüber hinaus über eine dem Programm Labview ähnliche Schnittstelle Code- und Logikbausteine verwendet werden können. So konnte schnell ein USB Interface designt werden, welches sich beim Versuchsrechner als Tastatur authentifiziert und Tastaturkommandos senden kann. Des Weiteren ist Cypress führend im Bereich der kapazitiven Interfaces. Diese Technologie ist auch in den PSoC-Chip integriert und kann über eine komfortable Schnittstelle kalibriert werden. Im nächsten Schritt werden aus einer rohen Leiterplatte zwei quadratische Stücke herausgeschnitten, die später als Taster fungieren sollen. Diese werden mit der Pinleiste des Controllers verbunden und eine für den Betrieb nötige Kapazität angeschlossen. Mit einer sehr simplen Ansteuerung ist es sofort möglich, die Taster zu bedienen und so zwei verschiedene Buchstaben an den Computer zu 18 Kapitel 5 Experimentelle Untersuchungen Abbildung 5.8: PSoC5LP der Firma Cypress Semiconducor Corp. [Cor] senden. Um eine authentische Bedienung der Tasten durch den Probanden zu ermöglichen muss nun noch die Kraft zur Betätigung eingestellt werden. Dies geschieht in einem sogenannten „TuningTool“. Dafür muss zunächst gewährleistet werden, dass der Nutzer die Leiterplatten-Oberfläche nicht direkt berührt. Dafür werden Klebestreifen auf der Leiterplatte angebracht. In der folgenden Kalibrierung der Tasten, die über den Debugger der PSoC-Platine erfolgt, kann direkt angezeigt werden, wie stark die Taste betätigt wird. Außerdem kann der Auslösezeitpunkt präzise festgelegt werden. Die Hysterese verhindert ein Prellen und eine flexibel einstellbares Signal-to-Noise-Ratio (SNR) verhindert ein Auslösen der Taste durch Störeinflüsse. Die Taste wird so eingestellt, dass auch ein Proband, der die Taste nur sehr schwach betätigt, den Finger auf der Taste abgelegt haben muss, um diese auszulösen. Dies verhindert, dass die Vibration ausgelöst wird, bevor die Taste wirklich berührt wird. Der Programmcode und das Top Design befinden sich im Anhang unter Listing A.1 und Abbildung A.1. Das Projekt basiert auf einem Beispielprojekt von Cypress und wurde für die Zwecke des Versuchs angepasst und um die Capsense-Funktionalität erweitert. 5.4 VERSUCHSDURCHFÜHRUNG Bei der Durchführung des Versuches viel schnell auf, dass die kalkulierte Zeit bei den meisten Probanden nicht ausreichte, um den Versuch komplett durchzuführen. Die schnellsten Probanden absolvierten den Versuch in der geplanten Zeit. Durchschnittlich waren etwas mehr als zwei Stunden nötig und die langsamsten Probanden benötigten über drei Stunden. Daher musste bei manchen Probanden der Versuch in zwei oder drei Termine geteilt werden. Maßgeblich für den Zeitbedarf war weniger die Zeit für die Bewertung der Einzelstimuli, sondern viel mehr die Aufmerksamkeitsspanne des Probanden. Während manche Probanden konzentriert nahezu die gesamten Stimuli am Stück abarbeiteten, mussten andere Probanden immer wieder Pausen einlegen. Außerdem war zu beobachten, dass die Probanden im Lauf des Versuches eine Skala entwickelten. Nach dieser bewerteten sie die Stimuli meist mit immer den gleichen Zahlenwerten. Diese Skala hatte bei den meisten Probanden in etwa neun Stufen. Die Probanden bewerteten intuitiv in äquidistanten Begriffen, denen sie im Training intuitiv einen passenden Zahlenwert zugeordnet hatten. Diese Stufen waren in Bezeichnungen wie „nicht vorhanden“, „sehr schwach“, „schwach“, „gleich“, „stark“, „sehr stark“, „maximal“gegliedert. Dieses Verhalten war den Äußerungen der Probanden wärend des Versuches zu entnehmen. Die Probanden murmelten immer wieder genau diese Begriffe, wärend sie die Stimuli bewerteten. Welchen Zahlenwerten diese Skalenniveaus entsprachen, war bei jedem Probanden unterschiedlich. Die maximale Bewertung lag nahezu immer etwas über 200. Bei der Auswertung der Messdaten muss in Betracht gezogen werden, die Werte ebenfalls relativ zu den Maxima und Minima der individuellen Skala des Probanden auszuwerten. Das sollte viel deutlicher aufzeigen, bei welchen Stimuli Vibrationen am stärksten wahrgenommen werden, kann jedoch auch leicht zu Fehlern in der Auswertung führen, da keine absoluten Werte verwendet werden und damit auch absolut kleine Unterschiede unter Umständen zu einer hohen prozentualen Abweichung führen können. Einige Probanden merkten an, dass sie sich von dem visuellen Feedback gerade bei niedrigen Frequenzen beeinflusst gefühlt haben. Während bei hohen Frequenzen die Vibration der MDF-Platte nahezu nicht sichtbar ist, ist insbesondere bei 10 Hz die Vibration der Platte und das Wackeln der Signalkabel deutlich zu sehen. Bei zukünftigen Experimenten sollte darüber nachgedacht werden, die Sicht des Probanden auf den Versuchsaufbau zu unterbinden. Da jedoch primär die Beeinflussung des Probanden durch auditive Reize gemessen werden soll, ist die absolute Bewertung des Stimulus weniger relevant. Vielmehr steht die Änderung der wahrgenommenen Vibraationsstärke im Mittelpunkt und diese wird durch die visuellen Reize wenig beeinflusst, da sich der Shaker mit und ohne auditiven Reiz identisch verhält. 5.4 Versuchsdurchführung 19 Den Probanden war bewusst freigestellt worden, in welcher Weise sie die Buttons betätigen. Es zeigte sich, dass die Probanden intuitiv versuchten, die Hand auf der MDF-Platte unterhalb der Buttons abzulegen. Ein Test zeigt, dass dieses Verhalten es dem Probanden ermöglicht, auch sehr schwache Vibrationen noch deutlich stärker zu fühlen, als dies nur mit der Fingerkuppe möglich ist. Daher wurden die Probanden direkt wenn dieses Verhalten auftrat darauf hingewiesen, dass sie die Hand bei der Betätigung nicht ablegen sollen. Der Proband wurde bewusst nicht vor dem Versuch darüber informiert, da das Verhalten nur bei etwa der Hälfte der Probanden auftrat und dem Probanden sonst schon im Vorfeld Vorgaben über die Art der Betätigung der Taste gemacht worden wären. Darüber hinaus fiel auf, dass besonders die schnelleren Probanden die Tasten mit verschiedenen Fingern der gleichen Hand betätigen wollten. Auch in diesem Fall wurde der Proband direkt gebeten, beide Tasten in der gleichen Weise zu betätigen. Die Art der Betätigung bleibt weiterhin freigestellt. Während ein großer Teil der Probanden klassisch den Zeigefinger nutzt, betätigten andere Probanden den Button intuitiv mit dem Mittelfinger. Ein Proband nutzte sogar Zeigeund Mittelfinger und betätigte die Taste mit deutlich mehr Kraft, als andere Teilnehmer. Genau dieser Proband gab jedoch auch an, im Alltag viele Arbeiten mit Werkzeug durchzuführen und besaß daher eine überdurchschnittlich starke Hornhaut auf den Fingerkuppen. Zusätzlich bediente dieser Proband in seiner Freizeit regelmäßig eine Segelflugwinde und ist so außerordentlichen Vibrationen ausgesetzt. Im Versuch war zu beobachten, dass diese Versuchsperson nur wesentlich undifferenziertere Angaben zur Vibrationsstärke machen konnte. Ähnliche Geräusche, die von anderen Versuchspersonen unterschieden werden konnten, wurden hier oft als identisch bewertet. Es zeigte sich, dass die Versuchspersonen unzufrieden damit waren, dass der Anker und der zu bewertende Stimulus nicht die gleiche Frequenz hatten. Mehrere Probanden meinten, das sei „Äpfel mit Birnen vergleichen“. Obgleich dieser Versuchsablauf für die Probanden eher unangenehm zu sein schien, gewöhnten sie sich schnell daran, auch die Vibrationsstärken verschiedener Frequenzen miteinander zu vergleichen. In zukünftigen Experimenten sollte dennoch ein Anker bei der Frequenz des zu bewertenden Stimulus in Erwägung gezogen werden. Dabei muss jedoch geprüft werden, inwiefern die Versuchspersonen dazu neigen, die beiden Stimuli dann trotz auditivem Feedback genau identisch zu bewerten. Außerdem würde dies den multimodalen Reiz lediglich ins Verhältnis zu dem rein taktilen Reiz gleicher Frequenz setzen, nicht aber ins Verhältnis zu Reizen bei anderen Frequenzen. 20 Kapitel 5 Experimentelle Untersuchungen 6 AUSWERTUNG 6.1 PROGRAMMIERUNG EINES AUSWERTESKRIPTES Da für eine sinnvolle Auswertung, besonders der Messdaten aus dem multimodalen Versuch, flexibel nach vielen verschiedenen Kriterien sortiert werden muss, wird zunächst ein Auswerteskript programmiert, welches mittels einer GUI ein komfortables Erstellen von geordneten Listen ermöglicht. Die Wahl der Umgebung fällt auf Scilab. Diese freie Software stellt eine alternative zu Matlab dar. In dieser Arbeit wird sie zur Auswertung verwendet, um die Kosten für eine Matlab Lizenz zu vermeiden und trotzdem auch außerhalb der Universität Auswertungen durchführen zu können. Die Syntax ist nahezu identisch und die meisten Funktionen aus MATLAB sind mit Scilab kompatibel. Dennoch lassen sich komplexere Skripte meist nicht ohne Anpassungen zwischen Matlab und Scilab portieren. Eine Darstellung der GUI ist in Abbildung 6.1 zu sehen. Der ausführliche Quelltext ist dieser Arbeit in digitaler Form beigefügt. Bei der Programmierung stand die Funktionalität im Vordergrund, daher wurde wenig modularisiert und es kommt zu verhältnismäßig viel Codeduplizierung. Sollte das Skript noch erweitert werden, wäre eine übersichtlichere Gestaltung des Programmcodes durch Modularisierung in kleinere Unterfunktionen zweckmäßig. Aus Zeitgründen wurden diese Schritte nicht durchgeführt. Zunächst kann nach Betätigung des Buttons „Proband laden“ das Verzeichnis gewählt werden, Abbildung 6.1: GUI Oberfläche 21 welches die Messdaten enthält. Ist dieses gewählt findet unmittelbar die gesamte Auswertung in der Funktion „pb_load_callback“ statt. Das Ergebnis der Funktion sind eine Reihe von Matrizen, in denen alle Versuchsergebnisse hinterlegt sind. Dabei liegen die Ergebnisse sowohl gemittelt über alle Probanden vor, als auch ungemittelt, sodass auch die Streuung innerhalb des Versuches bestimmt werden kann. Nach dem Einlesen der Daten in das Tool, kann gewählt werden, welche Daten wie geordnet ausgegeben werden sollen. Dabei lag der Fokus auf einer sehr flexiblen Ausgabe, da zum Zeitpunkt der Entwicklung der GUI noch nicht klar war, welche Diagramme und Analysen von Interesse sein werden und welche nicht. Die Wahl fiel daher hier auf Pop-Up Menüs, da diese auch zu einem späteren Zeitpunkt erweitert werden können und des Weiteren mehrere Zustände annehmen können, die in einem Callback bearbeitet werden können. Die Daten wurden beim Laden direkt in einer mehrdimensionalen Matrix gespeichert. Hier zeigt sich nun eine der bisher größten Schwächen von Scilab gegenüber Matlab. Es ist wesentlich aufwendiger mit hochdimensionalen Matrizen umzugehen. Während diese in Matlab genau wie eine zweidimensionale Matrix erstellt werden können und ohne weiteres Teilmatrizen aufgerufen werden können, muss in Scilab eine sogenannte „Hypermatrix “ erstellt werden. Dieser Datentyp unterstützt prinzipiell, genau wie in Matlab, das Erstellen von hochdimensionalen Matrizen, kann aber nicht so komfortabel manipuliert werden. Mehrdimensionale Teilmatrizen können nicht ohne einen gesonderten Befehl ausgewählt werden. Direkt können nur eindimensionale Arrays abgerufen werden. Auch sind mit Hypermatrixen nicht alle Rechenoperationen möglich. Es muss zunächst eine Umrechnung in den regulären zweidimensionalen Datentyp vorgenommen werden. Das führt beim Umgang mit hochdimensionalen Matrixen zu sehr viel unnötigem Quellcode in Form von verschachtelten Schleifen und Datentypumrechnungen. Gerade diese Operationen sind jedoch nicht performant. Es bleibt zu hoffen, dass in den Folgeversionen von Scilab diese Operatoren überarbeitet werden. Das Skript eignet sich hervorragend für die Auswertung von umfangreichen Versuchsdaten, gerade dann wenn diese auf sehr viele Gesichtspunkte hin untersucht werden müssen. Die flexibel wählbare Ausgabe ermöglicht den einfachen Umgang, auch mit sehr großen Datenmengen. 6.2 AUSWERTUNG DER MULTIMODALEN STIMULI Es wird eine Gesamtzahl von 25 Probanden erreicht. Diese sind durchschnittlich 24,24 Jahre alt und zu 72 % männlich. Der größte Teil der Probanden war zwischen 21 und 27 Jahre alt. Eine Untersuchung nach Nutzern, die regelmäßig ein Smartphone nutzen und solchen, die keines nutzen, ist nicht möglich, da sich nicht genug Probanden fanden, die kein Smartphone nutzen. Auf Grund der enormen Datenmenge muss zunächst eine Auswertung über beide Frequenzachsen, sowohl auditiv, als auch taktil, erfolgen. Dazu fällt die Wahl auf ein Flächendiagramm. Dieses ermöglicht eine komfortable Erkennung der interessanten Frequenzbereiche und liefert einen schnellen Überblick über die Ergebnisse. Auf Grund der großen Anzahl werden in diesem Kapitel nur die wichtigsten Diagramme dargestellt. Weitere Darstellungen und Diagramme befinden sich im Anhang. Bei allen Flächendiagrammen sind die taktilen und auditiven Frequenzen auf der X und Y-Achse aufgetragen. Die Bewertung durch die Probanden befindet sich auf der Z-Achse. Zusätzlich kommen Farben zum Einsatz, um die Bewertung zu visualisieren. Für eine bessere Vergleichbarkeit der Diagramme jedes Typs sind die Achsen immer gleich eingeteilt und skaliert. Es wird bei verschiedenen Pegelstufen des taktilen Reizes verglichen, inwiefern sich die Bewertung beider auditiver Pegelstufen unterscheidet. Abbildung 6.2 zeigt, dass Bewertungsmaxima besonders zwischen den taktilen Frequenzen 10 Hz und 40 Hz auftreten. Bei niedrigeren Frequenzen nimmt die Bewertung der Vibrationsstärke wieder ab. Dies ist damit zu begründen, dass der Proband in diesen Fällen keine richtige Vibration mehr wahrnimmt. Bei 10 Hz liegt die Periodenlänge bei 100 ms, was der hier verwendeten Stimulusdauer entspricht. Das bewirkt, dass anstelle einer Vibration nur noch ein Einzelimpuls wahrgenommen wird. Die Probanden im Hörversuch merkten gelegentlich an, es handele sich bei den 10 Hz-Stimuli nicht wirklich um mit den anderen Frequenzen vergleichbare Stimuli, sondern nur um einen Einzelimpuls. Dies ist damit zu begründen, dass die 10 Hz bereits primär durch die Merkelkörperchen detektiert werden. Diese sind als langsam adaptierende Sensoren wesentlich unempfindlicher für Einzelimpulse. Die einzigen anderen, schnell adaptierenden Sensoren in dem Frequenzbereich sind die Meissner-Körperchen. Diese können jedoch erst Signale ab 10 Hz detektieren. Um durch die Merkelkörperchen einen intensiven Reiz zu erzeugen, müsste die Stimulusdauer deutlich länger und der Stimulus intensiver ausfallen. Frequenzen unterhalb von 20 Hz sind also, sofern nicht sehr große Schwingungsamplituden erzeugt werden können, nicht zweckmäßig. Auf der anderen Seite kommt es ab 100 Hz wieder zu einem deutlichen Abfall der Bewertung. Diese bleibt dann bis in etwa 200 Hz konstant, bevor die Bewertung dann monoton abfällt und bei 800 Hz die, für diesen Pegel, obere Fühlschwelle erreicht wird. Diese wird von nahezu allen Versuchspersonen konstant mit 0 bewertet. Es zeigt sich, dass diese obere Fühlschwelle bei hohen Frequenzen von Proband zu Proband sehr unterschiedlich ausfällt. 22 Kapitel 6 Auswertung Abbildung 6.2: Flächendiagramm - Pegel auditiv 2, Pegel taktil 1 Abbildung 6.3: Flächendiagramm - Pegel auditiv 1, Pegel taktil 1 6.2 Auswertung der multimodalen Stimuli 23 Abbildung 6.4: Flächendiagramm - Rein taktil mit Pegel 1, auditive Frequenzachse nur zur besseren Vergleichbarkeit Die in den Grundlagen genannte Quelle [Alt06, p. 11] ordnet diese Fühlschwelle bei 1 kHz ein. Diese Frequenz dürfte allerdings nur für wenige Probanden tatsächlich spürbar sein und würde einen wesentlich höheren Pegel, als in diesem Experiment eingesetzt wurde, erfordern. Dennoch zeigt sich bei einigen Probanden, dass sie teilweise noch etwas spüren. Dieser Reiz wird jedoch weniger als Vibration, sondern vielmehr als schwaches Kitzeln empfunden. Auf Grund der insgesamt schwachen Empfindung ist der Bereich oberhalb von 100 Hz nur von geringerem Interesse, muss jedoch auch betrachtet werden, da komplexere Geräusche für haptische Interfaces oft auch hochfrequente Anteile enthalten. Nun wird das Flächendiagramm mit identischem, niedrigem taktilen Pegel (Abbildung 6.4) mit dem Diagramm mit zusätzlich schwachem auditiven Pegel in Abbildung 6.3 beziehungsweise starkem auditivem Pegel (Abbildung 6.2) verglichen. Es wird deutlich, dass die Bewertungen der Vibrationsstärke bei schwächerem auditivem Pegel deutlich geringer ausfallen und bei dem rein taktilen Stimulus in Abbildung 6.4 schließlich minimal werden. Diese Entwicklung ist sowohl auditiv als auch taktil besonders bei niedrigen Frequenzen auffällig. Allgemein vermitteln tiefe Frequenzen die Attribute Kraft beziehungsweise Stärke besser als hohe Frequenzen. Es ist daher naheliegend, dass tiefe auditive Frequenzen die taktile Wahrnehmung intensiver verstärken als hochfrequente auditive Reize. In der folgenden Analyse wird auf Grund der Bewertungsmaxima ein besonderer Fokus auf den taktilen Frequenzbereich zwischen 20 Hz und 100 Hz gelegt. Um den Einfluss auditiver Stimuli auf die taktile Wahrnehmung noch deutlicher zu visualisieren, ist in Abbildung 6.8 die absolute Abweichung der Bewertung mit auditivem gegenüber ohne auditiven Reiz bei schwachem taktilen Reiz dargestellt. Hier zeigt sich, dass die Bewertung, besonders bei 20 Hz taktil um bis zu 90 Bewertungspunkte zunimmt. Das entspricht einer um 97 Prozent stärkeren Wahrnehmung gegenüber dem rein taktilen Stimulus bei 20 Hz. Auch wenn bei 10 Hz die absolute Bewertung des Reizes geringer ausfällt, ist auch hier mit auditivem Reiz ein Zuwachs um bis zu 68 Prozent zu erreichen. Auffällig ist zudem, dass diese Verbesserungen sehr frequenzselektiv über die Frequenz der auditiven Stimuli sind. Dies wird deutlicher, wenn der auditive Frequenzgang als Liniendiagramm gegen die Bewertungsdifferenz mit auditivem gegenüber ohne auditiven Stimulus (Pegel 2) aufgetragen wird (Abbildung 6.9). Beim Vergleich der Liniendiagramme fällt besonders auf, dass bei einer auditiven Frequenz von 1200 Hz bei den meisten taktilen Frequenzen ein deutlicher Einbruch zu sehen ist. Bei einer taktilen Frequenz von 20 Hz ist dieser Einbruch am deutlichsten zu sehen. Ein Messfehler ist auszuschließen, da auch bei den angrenzenden auditiven Frequenzen 800 Hz und 2000 Hz ein deutlicher Rückgang der Bewertungen zu verzeichnen ist. Bei 10 Hz ist im Gegensatz zu allen anderen Frequenzen dieses Minimum nach unten auf 800 Hz verschoben. 24 Kapitel 6 Auswertung Dieses Phänomen ist in etwas schwächerer Form auch im auditiven Bereich zwischen 4000 Hz und 8000 Hz zu beobachten. Ab 4000 Hz bis 8000 Hz ist scheinbar nur noch eine geringere Steigerung der Bewertungen von bis zu 37 % zu erzielen. Interessant ist auch der Frequenzbereich zwischen 100 Hz und 400 Hz sowohl auditiv als auch taktil. Ausschließlich in diesem Frequenzbereich sind auch bei schwachem taktilen Pegel Verschlechterungen durch den Einsatz von auditivem Feedback zu verzeichnen (Abbildung 6.5). Diese Beobachtung legt die Annahme nahe, dass das auditive Signal nicht die gleiche oder ähnliche Abbildung 6.5: Flächendiagramm - Abweichungen durch akustischen Reiz bei schwachem taktilen Reiz (Ansicht von oben) Frequenz wie der taktile Stimulus haben sollte. Bei stärkeren taktilen Stimuli treten an immer mehr Frequenzen auditiv und taktil Verschlechterungen durch das akustische Feedback auf (Abbildung 6.6). Diese verschieben sich bei einem mittleren taktilen Pegel in den mittleren taktilen Bereich zwischen 40 Hz und 100 Hz und werden für einen hohen taktilen Pegel schließlich breitbandiger. So wird beim taktilen Pegel 3 auch eine Verschlechterung bei den sehr tiefen taktilen Frequenzen erzeugt, die für hohe auditive Frequenzen maximal wird (Abbildung 6.7). Eine Auswertung des Versuches der Darbietung von Akkorden ist mit diesen Erkenntnissen nur sehr begrenzt möglich, da der Frequenzbereich, indem die dargebotenen Akkorde liegen, sehr schlecht gewählt ist. Dies war vor dem Versuch noch nicht absehbar. Die Grundtonfrequenz von 400 Hz liegt in einem Bereich, in dem bei bei einer taktilen Frequenz von 100 Hz mit einem reinen Sinuston schon nahezu keine Verbesserung möglich war. Darüber hinaus war bei einer taktilen Frequenz von 100 Hz auch bei anderen auditiven Frequenzen nur eine geringe Verstärkung zu erreichen. Erstaunlich ist dennoch, dass entgegen den Erwartungen durch den Einsatz von Akkorden eine deutliche Verschlechterung zu sehen ist. Mit keinem Akkord konnte eine Erhöhung der Bewertung der Vibrationsstärke des rein taktilen Reizes erreicht werden (Abbildungen 6.10 und 6.11). Optimal wäre ein Stimulus in einem Bewertungsmaximum gewesen. 6.2 Auswertung der multimodalen Stimuli 25 Abbildung 6.6: Flächendiagramm - Abweichungen durch akustischen Reiz bei mittlerem taktilen Reiz (Ansicht von oben) Abbildung 6.7: Flächendiagramm - Abweichungen durch akustischen Reiz bei starkem taktilen Reiz (Ansicht von oben) 26 Kapitel 6 Auswertung Abbildung 6.8: Flächendiagramm - Abweichungen durch akustischen Reiz bei schwachem taktilen Reiz Abbildung 6.9: Abweichungen durch akustischen Reiz bei 10 Hz bzw. 20 Hz oder 40 Hz schwachem taktilen Reiz 6.2 Auswertung der multimodalen Stimuli 27 Abbildung 6.10: Abweichungen des Dur-Stimulus vom reinen Sinuston gleichen Pegels Abbildung 6.11: Abweichungen des Moll-Stimulus vom reinen Sinuston gleichen Pegels 28 Kapitel 6 Auswertung 7 ZUSAMMENFASSUNG Aus der Analyse kann geschlossen werden, dass sich die wahrgenommene Vibrationsstärke durch den Einsatz von auditivem Feedback deutlich manipulieren lässt. So kann das auditive Feedback nicht nur eine Verstärkung um in diesem Versuch bis zu 97 Prozent zur Folge haben, sondern die wahrgenommene Vibrationsstärke auch um bis zu 67 Prozent abschwächen. Die Analyse zeigt, dass bei einer schwachen Haptik deutliche Verbesserungen vorgenommen werden können und nahezu für alle Frequenzen Verbesserungen möglich sind. Bei sehr niedrigen taktilen Frequenzen um 10 Hz konnten die größten Steigerungen der Bewertungen der Vibrationsstärke im auditiven Frequenzbereich zwischen 1200 Hz und 2000 Hz erreicht werden. Bei höheren taktilen Frequenzen sind vor allem niedrigere auditive Frequenzen zwischen 200 Hz und 800 Hz zweckmäßig. Die einzige Verschlechterung ergibt sich, wenn auditive und taktile Frequenz sehr ähnlich sind. Dies sollte vermieden werden. Das Bewertungsmaximum wird bei der Kombination einer auditiven Frequenz von 200 Hz und einer taktilen Frequenz von 20 Hz erreicht. Soll das taktile Feedback stärker ausfallen, treten immer öfter Verschlechterungen durch das auditive Feedback auf. Im Allgemeinen gelten jedoch die gleichen Charakteristika, wie bei schwachen taktilen Stimuli. Auffällig ist, dass jetzt der taktile Frequenzbereich von 40 Hz bis 100 Hz deutlich schlechter abschneidet. Bei stärker werdenden taktilen Reizen treten in fast allen Frequenzbereichen Verschlechterungen auf. Diese sind besonders bei hohen auditiven Frequenzen und tiefen taktilen Frequenzen erheblich. Es ist anzunehmen, dass der Grund dafür im großen Frequenzunterschied der Reize liegt. Während bei schwachen taktilen Stimuli der akustische Reiz den taktilen überdecken kann, ist dies bei einem sehr starken taktilen Reiz nicht mehr möglich. Der auditive Reiz wirkt nun unpassend, wenn die Frequenz zu stark abweicht. Außerdem wirken hochfrequente auditive Signale nicht kraftvoll. Die Reize widersprechen sich. Unpassende Reize scheinen schwächer bewertet zu werden. Diese Untersuchung bezieht sich lediglich auf einzelne Sinustöne. In einem nächsten Schritt sollten zum einen die Frequenzbereiche mit hoher Verstärkung durch auditives Feedback genauer untersucht werden und zum Anderen auch komplexere Signale beziehungsweise andere Signalformen zur Anregung verwendet werden. Im taktilen Frequenzbereich zwischen 10 Hz und 40 Hz wäre es interessant zu untersuchen, unter welchen Voraussetzungen exakt die maximale Verstärkung der Vibrationsstärke erreicht wird. Das aufgetretene Phänomen der Verschlechterung der wahrgenommenen Vibrationsstärke konnte aufgrund des Wertebereiches ebenfalls noch nicht eindeutig nachgewiesen werden. Hier sind weitere Nachforschungen nötig. Es sollten gezielt verschiedene Stimuli mit gleicher beziehungsweise ähnlicher auditiver und taktiler Frequenz präsentiert werden. Falls sich die Annahme, dass dies die wahrgenommene Vibrationsstärke verringert, bestätigen, muss getestet werden, bis zu welcher Frequenzabweichung von taktilem und auditivem Stimulus dieses Phänomen anhält. Diese Frequenzbereiche sollten beim Sound Design gezielt vermieden werden. Anderen Quellen ist zu entnehmen, dass gerade Signalformen wie der Sägezahn oder das Rechteck besonders stark wahrgenommen werden. Es muss geprüft werden, inwiefern diese Versuchsergebnisse auf andere Signalformen übertragbar sind und ob unterschiedliche Signalformen für taktiles und auditives Feedback praktikabel sein könnten. Abschließend lässt sich sagen, dass die Frequenz des auditiven Reizes einen enormen Einfluss auf die taktile Wahrnehmung hat. Gerade beim Design von Geräten mit schwachen Aktoren muss auch beim Sound Design des Tastengeräusches dieses Phänomen mit einbezogen werden, um so eine deutliche Verstärkung der wahrgenommenen Haptik zu erreichen. Dies kann das Force-Feedback zukünftiger Produkte maßgeblich verbessern. 29 30 Kapitel 7 Zusammenfassung LITERATURVERZEICHNIS [ABS03] M. Ercan Altinsoy, Jens Blauert, and Richard H. Y. So. “Effect of loudness on the haptic force-feedback perception in virtual environments”. In: The Journal of the Acoustical Society of America 114.4 (2003). [Alt] M. Ercan Altinsoy. “Perceptual Features of Push Button Sounds”. Dresden. [Alt06] M. Ercan Altinsoy. “Auditory-tactile interaction in virtual environments”. PhD thesis. 2006. URL: http://scholar.google.com/scholar?cluster=11856224352783415316{\& }hl=en{\&}oi=scholarr$\backslash$nhttp://www.ias.et.tu-dresden.de/ias/ fileadmin / user{\ _ }upload / akustik / Forschung / altinsoy{\ _ }neu / Thesis{\ _ }ErcanAltinsoy . pdf $ \backslash $ nhttps : / / scholar . google . com / scholar ? cluster=118562243527834. [Alt16] Dr.-Ing. Ercan Altinsoy. Psychoakustik Lehrveranstaltung, Termin 4, TU Dresden. Dresden, 2016. [AM09] M. Ercan Altinsoy and Sebastian Merchel. “Audiotactile feedback design for touch screens”. In: Lecture Notes in Computer Science (including subseries Lecture Notes in Artificial Intelligence and Lecture Notes in Bioinformatics) 5763 LNCS (2009), pp. 136– 144. ISSN: 03029743. DOI: 10.1007/978-3-642-04076-4_15. [Bub] H. Bubb. Haptik im Kraftfahrzeug. [Cor] Cypress Semiconductor Corp. PSoC5LP. URL: http://www.cypress.com/documentation/ development - kitsboards / cy8ckit - 059 - psoc - 5lp - prototyping - kit - onboard programmer-and (visited on 07/08/2016). [DSH04] P. Deetjen, Erwin-Josef Speckmann, and J. Hescheler. Psysiologie, 4. Auflage. 2004. [Ede16] Dr. Ederer. Lehrveranstaltung Raumakustik. 2016. [GSI] Geo-Science-International. Ohr. URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File: {\"{A}}u{\ss}eres{\_}Ohr{\_}- {\_}Mittelohr{\_}- {\_}Innenohr.jpg (visited on 05/01/2016). [KS08] Lothar Krank and Andreas Streit. “Infotainmentsysteme im Kraftfahrzeug”. In: (2008), pp. 209–266. DOI: 10.1007/978-3-8348-9430-4. [Rei08] Jörg Reisinger. “Parametrisierung der Haptik von handbetätigten Stellteilen”. PhD thesis. Technischen Universität München, 2008. [ST95] Robert F. Schmidt and Gerhard Thews. Physiologie des Menschen, 26. Auflage. 1995. 31 32 LITERATURVERZEICHNIS ABBILDUNGSVERZEICHNIS 2.1 Darstellung des menschlichen Ohrs[GSI] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.2 Sensorik des Fingers [Alt06, p. 11] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.3 Verteilung der Mechanosensoren in der Hand [DSH04, p. 65] . . . . . . . . . . . . . 6 2.4 Schematische Darstellung des Druckverlaufes eines mechanischen Tasters [Rei08, p. 122] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.5 Messung des Druckverlaufes eines mechanischen Tasters [Rei08, p. 122] . . . . . . . 8 3.1 Spektrogramme der in der Studie aus Paper [AM09] dargebotenen auditiven Stimuli 9 3.2 Bewertung der Eignung der in der Studie aus Paper [AM09] dargebotenen Stimuli 10 3.3 Fehleranzahl mit und ohne Haptik der in Quelle [AM09] dargebotenen Stimuli . . . 10 5.1 Verteilung der auditiven Stimuli über den hörbaren Bereich . . . . . . . . . . . . . 13 5.2 Verteilung der haptischen Stimuli über den fühlbaren Bereich . . . . . . . . . . . . 13 5.3 Schalldruckpegel der höchsten Pegelstufe auditiv bei 400Hz . . . . . . . . . . . . . 14 5.4 Lautheit der höchsten Pegelstufe auditiv bei 400Hz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 5.5 Gemessene Beschleunigungswerte des Shakers bei 100Hz und der höchsten Pegelstufe 15 5.6 Geschwindigkeits- und Auslenkungswerte des Shakers bei 100Hz und der höchsten Pegelstufe (Berechnet aus der gemessenen Beschleunigung) . . . . . . . . . . . . . 15 5.7 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 5.8 PSoC5LP der Firma Cypress Semiconducor Corp. [Cor] . . . . . . . . . . . . . . . 19 6.1 GUI Oberfläche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 6.2 Flächendiagramm - Pegel auditiv 2, Pegel taktil 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 6.3 Flächendiagramm - Pegel auditiv 1, Pegel taktil 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 33 6.4 Flächendiagramm - Rein taktil mit Pegel 1, auditive Frequenzachse nur zur besseren Vergleichbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Flächendiagramm - Abweichungen durch akustischen Reiz bei schwachem taktilen Reiz (Ansicht von oben) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Flächendiagramm - Abweichungen durch akustischen Reiz bei mittlerem taktilen Reiz (Ansicht von oben) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Flächendiagramm - Abweichungen durch akustischen Reiz bei starkem taktilen Reiz (Ansicht von oben) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Flächendiagramm - Abweichungen durch akustischen Reiz bei schwachem taktilen Reiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Abweichungen durch akustischen Reiz bei 10 Hz bzw. 20 Hz oder 40 Hz schwachem taktilen Reiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 6.10 Abweichungen des Dur-Stimulus vom reinen Sinuston gleichen Pegels . . . . . . . . 28 6.11 Abweichungen des Moll-Stimulus vom reinen Sinuston gleichen Pegels . . . . . . . 28 A.1 Top Design des PSoC Programmes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 A.2 Flächendiagramm - Pegel auditiv 2, Pegel taktil 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 A.3 Flächendiagramm - Pegel auditiv 1, Pegel taktil 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 A.4 Flächendiagramm - Rein taktil mit Pegel 2, auditive Frequenzachse nur zur besseren Vergleichbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 A.5 Flächendiagramm - Pegel auditiv 2, Pegel taktil 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 A.6 Flächendiagramm - Pegel auditiv 1, Pegel taktil 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 A.7 Flächendiagramm - Rein taktil mit Pegel 3, auditive Frequenzachse nur zur besseren Vergleichbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 A.8 Übersicht - Taktil Pegel 1 bei taktil 10 Hz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 A.9 Übersicht - Taktil Pegel 1 bei taktil 20 Hz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 A.10 Übersicht - Taktil Pegel 1 bei taktil 40 Hz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 A.11 Übersicht - Taktil Pegel 1 bei taktil 100 Hz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 A.12 Übersicht - Taktil Pegel 1 bei taktil 200 Hz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 A.13 Übersicht - Taktil Pegel 1 bei taktil 400 Hz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 A.14 Übersicht - Taktil Pegel 1 bei taktil 800 Hz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 6.5 6.6 6.7 6.8 6.9 34 Abbildungsverzeichnis A ANLAGEN Die Rohdaten und Ergebnisse des Versuches, sowie auch die entstandenen Skripte sind dieser Arbeit in digitaler Form beigefügt. A.1 VERSUCHSINTERFACE Abbildung A.1: Top Design des PSoC Programmes Listing A.1: Quellcode des PSoC Interfaces (die Definition des Arrays „aASCII_ToScanCode “ wurde gekürzt und kann ausführlich in digitaler Form eingesehen werden) #i n c l u d e <p r o j e c t . h> #d e f i n e LSHIFT 0 x02 #d e f i n e ENTER 0 x28 #d e f i n e CAPS 0 x39 v o i d In_EP ( i n t button ) ; v o i d CapSense_DisplayState ( v o i d ) ; // C r e a t s a Scan Code Look Up Table f o r t h e v a r i o u s ASCII v a l u e s c o n s t u i n t 8 aASCII_ToScanCode [ ] = { . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . } ; /∗ Array o f Keycode i n f o r m a t i o n t o send t o PC ∗/ s t a t i c u n s i g n e d c h a r Keyboard_Data [ 8 ] = { 0 , 0 , 0 , 0 , 0 , 0 , 0 , 0 } ; /∗ S t r i n g t h a t w i l l be p r i n t e d when Type_Input (SW2) i s p r e s s e d ∗/ 35 s t a t i c c o n s t c h a r S t r i n g S t o r a g e [ ] = {" e s " } ; u i n t 8 i s A c t i v e 1 =0, i s A c t i v e 2 =0; s t a t i c u i n t 8 key ; CY_ISR( sw_handler ) { sw_inter_Stop ( ) ; LED1_Write ( 1 u ) ; CyDelay ( 5 0 0 ) ; LED1_Write ( 0 u ) ; sw_inter_Start ( ) ; } // Tuner f o r CapSense // i n t main ( ) //{ // CYGlobalIntEnable ; // CapSense_CSD_TunerStart ( ) ; // w h i l e ( 1 ) //{ //CapSense_CSD_TunerComm ( ) ; //} //} i n t main ( ) { sw_inter_StartEx ( sw_handler ) ; sw_inter_SetPriority (3u) ; sw_inter_Stop ( ) ; CapSense_CSD_Start ( ) ; CYGlobalIntEnable ; /∗ S t a r t USBFS O p e r a t i o n and De vi c e 0 and with 5V o p e r a t i o n ∗/ USBFS_1_Start ( 0 , USBFS_1_DWR_VDDD_OPERATION) ; /∗ Enables OUT EP∗/ USBFS_1_EnableOutEP ( 2 ) ; /∗ Waits f o r USB t o enumerate ∗/ w h i l e ( ! USBFS_1_bGetConfiguration ( ) ) ; /∗ B e g i n s USB T r a f f i c ∗/ USBFS_1_LoadInEP ( 1 , Keyboard_Data , 8 ) ; /∗ I n i t i a l i z e b a s e l i n e s ∗/ CapSense_CSD_InitializeAllBaselines () ; sw_inter_Start ( ) ; for ( ; ; ) { /∗ Checks f o r ACK from h o s t ∗/ i f ( USBFS_1_bGetEPAckState ( 1 ) ) { /∗ Check whether t h e s c a n n i n g o f a l l e n a b l e d w i d g e t s i s completed . ∗/ i f ( 0 u == CapSense_CSD_IsBusy ( ) ) { 36 Anhang A Anlagen /∗ Update a l l b a s e l i n e s ∗/ CapSense_CSD_UpdateEnabledBaselines ( ) ; /∗ S t a r t s c a n n i n g a l l e n a b l e d s e n s o r s ∗/ CapSense_CSD_ScanEnabledWidgets ( ) ; } /∗ D i s p l a y CapSense s t a t e u s i n g LED/LCD ∗/ CapSense_DisplayState ( ) ; } } } v o i d In_EP( i n t button ) { /∗ Removes 0 x20 o f f s e t t o have key p r e s s e s b e g i n a t 0 . This i s not r e q u i r e d but used t o make t h e example e a s i e r to understand . ∗ / key = S t r i n g S t o r a g e [ button ] − 0 x20 ; /∗ I f t h e s h i f t i s not r e q u i r e d , then t h e m o d i f i e r byte r e m a i n s s e t t o 0 x00 ∗/ Keyboard_Data [ 0 ] = 0 x00 ; /∗ Loads t h e c o n v e r t e d Scan Code u s i n g LUT i n t o t h e f i s t Key Code a r r a y l o c a t i o n ∗/ Keyboard_Data [ 2 ] = aASCII_ToScanCode [ key ] ; /∗ Loads EP1 f o r a IN t r a n s f e r t o PC∗/ USBFS_1_LoadInEP ( 1 , Keyboard_Data , 8 ) ; /∗ Waits f o r ACK from PC∗/ w h i l e ( ! USBFS_1_bGetEPAckState ( 1 ) ) ; /∗ R e s e t s m o d i f e r byte t o 0 x00 ∗/ Keyboard_Data [ 0 ] = 0 x00 ; /∗ R e s e t s keycode 0 t o 0 x00 ∗/ Keyboard_Data [ 2 ] = 0 x00 ; /∗ Loads EP1 f o r a IN t r a n s f e r t o PC. This s i m u l a t e s t h e buttons being r e l e a s e d .∗/ USBFS_1_LoadInEP ( 1 , Keyboard_Data , 8 ) ; /∗ Waits f o r ACK from PC∗/ w h i l e ( ! USBFS_1_bGetEPAckState ( 1 ) ) ; } v o i d CapSense_DisplayState ( v o i d ) { /∗ D i s p l a y BUTTON0 s t a t e ∗/ i f ( CapSense_CSD_CheckIsWidgetActive (CapSense_CSD_BUTTON0__BTN) ) { i f (! isActive1 ) { /∗ Function t o Send Data t o PC∗/ In_EP ( 0 ) ; i s A c t i v e 1 ++; LED1_Write ( 1 u ) ; CyDelay ( 5 0 ) ; } } else { A.1 Versuchsinterface 37 isActive1 = 0; LED1_Write ( 0 u ) ; } /∗ D i s p l a y BUTTON1 s t a t e ∗/ i f ( CapSense_CSD_CheckIsWidgetActive (CapSense_CSD_BUTTON1__BTN) ) { i f (! isActive2 ) { /∗ Function t o Send Data t o PC∗/ In_EP ( 1 ) ; i s A c t i v e 2 ++; LED1_Write ( 1 u ) ; CyDelay ( 5 0 ) ; } } else { isActive2 = 0; LED1_Write ( 0 u ) ; } } /∗ End o f F i l e ∗/ A.2 AUSWERTUNG Abbildung A.2: Flächendiagramm - Pegel auditiv 2, Pegel taktil 2 38 Anhang A Anlagen Abbildung A.3: Flächendiagramm - Pegel auditiv 1, Pegel taktil 2 Abbildung A.4: Flächendiagramm - Rein taktil mit Pegel 2, auditive Frequenzachse nur zur besseren Vergleichbarkeit A.2 Auswertung 39 Abbildung A.5: Flächendiagramm - Pegel auditiv 2, Pegel taktil 3 Abbildung A.6: Flächendiagramm - Pegel auditiv 1, Pegel taktil 3 40 Anhang A Anlagen Abbildung A.7: Flächendiagramm - Rein taktil mit Pegel 3, auditive Frequenzachse nur zur besseren Vergleichbarkeit Abbildung A.8: Übersicht - Taktil Pegel 1 bei taktil 10 Hz A.2 Auswertung 41 Abbildung A.9: Übersicht - Taktil Pegel 1 bei taktil 20 Hz Abbildung A.10: Übersicht - Taktil Pegel 1 bei taktil 40 Hz 42 Anhang A Anlagen Abbildung A.11: Übersicht - Taktil Pegel 1 bei taktil 100 Hz Abbildung A.12: Übersicht - Taktil Pegel 1 bei taktil 200 Hz A.2 Auswertung 43 Abbildung A.13: Übersicht - Taktil Pegel 1 bei taktil 400 Hz Abbildung A.14: Übersicht - Taktil Pegel 1 bei taktil 800 Hz 44 Anhang A Anlagen