StromverSorgungen Für AC/DC- und zum teil auch DC/DC-Wandler Darstellung der Datenblattwerte von Stromversorgungen Warum haben anscheinend gleiche Stromversorgungen signifikante unterschiede bei Performance und Zuverlässigkeitsdaten? Die Antwort kann darin begründet sein, dass verschiedene Details in manchen Datenblättern nicht oder nur in ausführlichen Datenblättern bzw. Applikationsschriften aufgeführt sind, oder auch in der Art und Weise wie die Daten im einzelnen dargestellt werden. um dies aufzuzeigen werden die typischen Daten bei AC/DC-Wandlern betrachtet, wobei viele dieser Punkte auch für DC/DC-Wandler gelten. AC/DC-Wandler verfügen typischerweise über einen Weitbereichseingang von 85 oder 90 VAC bis 264 VAC. Dieses Feature erlaubt den weltweiten Betrieb ohne Eingriff bzw. Änderung im Eingangskreis. Manche Geräte bieten eine automatische Eingangsspannungsumschaltung, mit zwei Bereichen von 90 bis 132 VAC & 180 bis 264 VAC, wobei Geräte mit Weitbereichseingang bei Einbrüchen der Versorgungsspannung im Bereich zwischen 132 und 180 VAC normale Funktion bieten, was unter Umständen einen Vorteil darstellt. Wenn das Netzteil in der Applikation mit nahezu Volllast verwendet wird, ist es wichtig die verfügbare Leistung bei minimaler Eingangsspannung zu prüfen, da manche Geräte in diesem Betriebsfall ein Derating von 20 oder 30 % aufweisen. Dies wiederum bedeutet, dass sie unter Umständen bei 100 VAC oder 115/120 VAC außerhalb der spezifizierten Daten betrieben oder die Entwicklungsrichtlinien der Gesamtanwendung nicht eingehalten werden können. Bei Nichtbeachtung des Deratings und damit der verfügbaren, zulässigen Leistung ergibt sich ein negativer Einfluss auf die Zuverlässigkeit und die Lebensdauer des Netzteils und dadurch auch des Gesamtgerätes. Diese Leistungsrücknahme bei niedriger Eingangsspannung ist bei sehr kostengünstigen Netzteilen mit Weitbereichseingang ˘ Autor Gary Bocock ist Technischer Direktor der XP Power. 40 verbreitet und in den Leistungseinschränkungen des PFC-Schaltkreises begründet. erdableitstrom Der Erdableitstrom ist bei verschiedenen Geräten sehr unterschiedlich. Er beruht auf dem internen EMV-Filteraufbau und ist normalerweise nur bei Medizinapplikationen oder bei der Verwendung von mehreren Netzgeräten von Interesse. Des weiteren ist es wichtig den Wert beim Einsatz von externen Filtern zur Verbesserung der EMV des Gesamtgerätes zu kennen. einschaltstromstoß Der Einschaltstromstoß eines Netzteils ist durch seinen Einfluss auf die Auswahl von Sicherungen, Filtern oder Schaltern ein wichtiger Punkt. Der maximal auftretende Einschaltstromstoß ist normalerweise im Datenblatt spezifiziert, wobei hier mehr als nur ein einfacher Maximalwert wissenswert ist. Bei extrem kostengünstigen Geräten oder Geräten mit geringer Leistung wird die Begrenzung des Einschaltstromstoßes in der Regel mittels NTC realisiert. Dies bietet aber nur den Schutz beim erstmaligen Einschalten, da er nach dem Abschalten längere Zeit zum Abkühlen benötigt und er erst danach wieder seinen „Kaltwiderstand” erreicht. Dies ergibt bei Ein-/Ausschaltzyklen, auch mit längeren Wartezeiten, den vielfachen Wert des maximal spezifizierten Einschaltstromstoßes. Der Einschaltstromstoß ist normalerweise bei einer Temperatur von 25 °C spezifiziert, und liegt demzufolge bei höheren Temperaturen selbst beim erstmaligen Einschalten deutlich höher. Um unnötige Verlustleistung zu vermeiden wird bei Geräten mit höherer Leistung der NTC überbrückt, nachdem die Ausgangsspannung ihren Nennwert erreicht hat. Die Beachtung des Einschaltstromstoßes ist unabdingbar um das fehlerhafte Auslösen von Sicherungen und Schaltelementen zu verhindern und um die Erhöhung der Lebensdauer von Schaltern und Filtern zu erreichen. Die in manchen Datenblättern angegebenen Sicherungswerte sind die Werte der intern eingebauten Sicherungen, welche nur im Fehlerfall auslösen und nicht durch den Anwender austauschbar sind. Bei der Festlegung des Sicherungswertes werden der nominale Eingangsstrom im Betrieb, der Einschaltstromstoß und die Alterung berücksichtigt. Die vorgeschaltete Sicherung ist dementsprechend ebenfalls so auszulegen, dass sie nur im Fehlerfall auslöst, da eine Überlast auf der DC-Seite des Gerätes durch die Strombegrenzung bzw. den Überlastschutz des Netzteils abgesichert ist. Überlastschutz Alle Stromversorgungen bieten Überstrom- bzw. Überlastschutz, um sowohl das Gerät als auch die interne und externe Verdrahtung vor Überhitzung zu schützen. Sie ist in verschiedenen Ausführungen und Charakteristiken möglich. Bei Geräten mit kleineren Leistungen ist Trip und Restart oder Hiccup Modus üblich, da dies eine kostengünstige Möglichkeit darstellt und hierzu die Funktionen der primärseitigen Steuer-ICs verwendet werden können. Trip und Restart Charakteristik ist in der Regel nicht geeignet um höhere Spitzenströ- elektronik industrie 3 - 2009 Stromversorgungen me zu liefern, wie sie beim Betrieb von elektromechanischem Equipment, Lampen oder Anwendungen mit größeren Kapazitäten erforderlich sind. Beim Anlauf gegen solche Lasten sind die Geräte relativ unzuverlässig, auch mit durch die Unterschiede von Gerät zu Gerät in der Serie. Ebenso ist es mit dieser Überlastcharakteristik auch nicht möglich Batterien zu laden. Um diese Art von Lasten zu versorgen, ist eine U-I-konstant Charakteristik erforderlich. Remote Sense Applikationen mit geringer Versorgungsspannung und hohem Strom profitieren von Geräten die über Senseanschlüsse verfügen, mit denen die Spannung an der Last gemessen wird. Dieses Feature ist bei besonders variablen Lasten erwünscht. Bei relativ konstanter Last ist die manuelle Einstellung der Spannung meist ausreichend. Dies hat allerdings bei Geräten mit mehreren Ausgangsspannungen und drosselgeregelten Zusatzspannungen den Nachteil, dass sich die anderen Spannungen um den gleichen Prozentsatz wie die Hauptspannung verändern. Ausgangsspannungsgenauigkeit und Mindestlast Die Genauigkeit der Ausgangsspannung oder Regelung ist bei verschiedenen Herstellern in unterschiedlichster Weise ­spezifiziert. Sie sollte Netzregelung, Lastregelung, Kreuzregelung (bei Mehrfachspannungsgeräten), Abweichung bei Lastsprüngen, Einstellgenauigkeit und Temperaturkoeffizient umfassen. Diese Parameter können über die Änderungen des Eingangs, der Last, der Laständerungen sowie des Temperaturbereichs usw. spezifiziert werden. Obwohl diese Daten in verschiedener Form dargestellt werden können, haben die meisten Geräte mit Singleausgang vergleichbare Performance. Die Betrachtung bei Geräten mit Mehrfachausgängen ist hier wichtiger, da hier die Performance sehr unterschiedlich sein kann. Geräte mit Singleausgang benötigen selten Grundlast. Bei Geräten mit mehreren Ausgangsspannungen ist oft bei einem oder mehreren Ausgängen eine Grundlast erforderlich und dies sollte im Datenblatt klar dargestellt werden. Grundlasten werden normalerweise zur Minimierung der Kreuzregelung und zur Einhaltung der spezifizierten Daten der Ausgangsspannungen benötigt. Diese Grundlasten müssen beim Systemdesign berücksichtigt werden, und falls erforderlich müssen zusätzliche Maßnahmen zu deren Einhaltung vorgesehen werden. Durch die Erfordernisse der Reduzierung der Standbyleistung bzw. Leerlaufstromaufnahme bedeutet das Einbringen von Grundlasten ein Problem bei der Systemperformance. Dies erfordert andere Lösungen, speziell bei Applikationen mit geringerer Leistung in denen weitere Features wie Inhibit gefordert werden, bei denen diese durch die geforderten Marktpreise und den überwiegenden Einsatz pri- ˘ Stromversorgungen märseitiger Kontroll-ICs praktisch nicht verfügbar sind. Ausgangsripple und Noise Ripple & Noise ist eine der Produkteigenschaften, welche am meisten Interpretationsspielraum zulässt und einen Vergleich nur auf Basis der Datenblattwerte sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich macht. Die Hauptunterschiede sind die Bandbreite der Messung, die verschiedenen geforderten externen Bauteile und die Mess­ methode. Der einzig richtige Weg diese Eigenschaft zu vergleichen, ist die Geräte unter gleichen Bedingungen zu messen. Wirkungsgrad Die meisten Datenblätter bieten beim Wirkungsgrad eine Angabe, welche dem Anwender ermöglicht die Verlustwärme innerhalb des Gesamtgerätes zu berechnen. Der Wirkungsgrad eines Netzteils variiert jedoch in Abhängigkeit von der Last und der anliegenden Eingangsspannung, so dass es wichtig ist den Wirkungsgrad unter den tatsächlichen Last- und Eingangsspannungsbedingungen zu kennen. Der Wirkungsgrad ist typischerweise bei geringer Eingangsspannung niedriger als bei hoher Spannung und kann um bis zu 6 ... 7 % variieren. Daher ist wichtig den kleinstmöglichen Wirkungsgrad zu kennen, um die maximal mögliche Verlustleistung des Gerätes bestimmen zu können. Die treibenden Kräfte bei der Netzteil­ entwicklung sind die Verbesserung des Wirkungsgrads zur Verringerung der Abmessungen und die Reduktion der Leistungsaufnahme. Dies wird auch durch die in Gesetzen wie Energy Star, CEC, EISA und EUP geforderte Reduzierung der Standbyleistung bzw. Leerlaufstromaufnahme und der Erhöhung des durchschnittlichen Wirkungsgrads forciert. Angaben zur Leistungsdichte werden vermehrt von Netzteil- und DC/DC-Wandler Herstellern verwendet, um Technologie- und Wirkungsgradverbesserungen zu demonstrieren. Beim Vergleich der Leistungsdichteangaben ist es wichtig, dass die Geräte vergleichbare Spezifikationsdaten aufweisen und nicht zusätzliche externe Bauteile zur Einhaltung verschiedener Spezifikationspunkte benötigen. 42 Bild 1: Das 3 ″ x 5 ″ große Netzteil CLC 175 von XP Power liefert 175 W bei nur 10 CFM Luftstrom. Zuverlässigkeit, Temperatur & Kühlung In der Regel wird die Zuverlässigkeit von Netzteilen als MTBF angegeben. Die MTBF Berechnung wird normalerweise auf den zu erwartenden Ausfällen der im Gerät eingesetzten Bauteile vorgenommen. Beim Vergleichen der MTBF von verschiedenen Geräten sind einige Schlüsselparameter zu prüfen um sicher zustellen, dass die Werte wirklich vergleichbar sind. Als Erstes muss sichergestellt sein, dass die Berechnungsmethode gleich ist. Typische Methoden sind die MIL217 mit ihren Revisionsständen und Bellcore RPP (nun Telcordia Technologies). Diese beiden Methoden ergeben unterschiedliche Resultate und sind nicht miteinander vergleichbar. Wenn die MTBF-Berechnung mit derselben Methode durchgeführt wurde, muss sie um wirklich vergleichbar zu sein unter gleichen Umgebungsbedingungen durchgeführt werden, um für den Anwender ein verwertbares Ergebnis zu ergeben. Der maßgebliche Faktor für die Zuverlässigkeit und Lebensdauer bei Netzteilen ist die Umgebungstemperatur und die Wirksamkeit der Kühlung. Bei konvektionsgekühlten Geräten muss genügend Raum um das Geräte herum vorhanden sein um die Entwärmung zu ermöglichen. Bei Geräten welche forcierte Belüftung benötigen ist sicherzustellen, dass das Gerät in der Gesamtapplikation korrekt gekühlt wird. Hersteller bieten vermehrt Messpunkte innerhalb des Netzteils an, damit der Anwender sicherstellen kann, dass das Gerät sowohl sicher und zuverlässig betrieben wird, als auch um eine entsprechende Lebensdauer zu gewährleisten. Thermische Daten werden unter Berücksichtigung des Deratings häufig bis zu Umgebungstemperaturen von 60 bis 70 °C angeboten. Diese Daten sind jedoch sorgfältig zu betrachten, da bei manchen Geräten das Derating bereits bei 40 °C einsetzt. Bei den meisten Geräten von XP setzt das Derating bei 50 °C ein, bei manchen sogar erst bei 60 °C. Des weiteren ist unbedingt zu beachten, dass die tatsächliche Umgebungstemperatur eines Gerätes beim Einbau in ein Gehäuse deutlich höher sein kann, als die Umgebungstemperatur der Gesamtapplikation. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der zur Kühlung erforderliche Luftdurchsatz. Hier ist zu beachten, dass bei manchen Geräten ein Luftdurchsatz von z. B. 20 ... 30 CFM gefordert wird, was sehr schwierig realisierbar ist. Als Richtwert sollte man auf einen geforderten Luftdurchsatz von weniger als 15 CFM Wert. XP Geräte benötigen typischerweise nur 10 ... 13 CFM. EMV In Datenblättern sind ebenfalls EMV-Spezifikationen aufgeführt. Bei Open Frame Geräten sind dies die Angaben für leitungsgebundene Störungen/Beaufschlagungen und nur manchmal Informationen zu abgestrahlten Störungen/Beaufschlagungen. Da bei manchen Geräten zusätzliche Bauteile erforderlich sind um die beschriebenen Daten einzuhalten, ist dieser Punkt bei der Auswahl zu berücksichtigen. In Datenblättern von Tisch- und Steckernetzteilen müssen sowohl die Daten für leitungsgebundene als auch abgestrahlte Störungen/ Beaufschlagungen aufgeführt sein, da dies Standalone-Geräte sind und ohne weitere Maßnahmen verwendet werden können. In der Regel werden die Prüfungen mit ohmscher Last durchgeführt, was in der Endanwendung eher unwahrscheinlich ist. Daher ist es von Vorteil, bei der Geräteauswahl ein Netzteil mit lokalem Applikationssupport und Testmöglichkeiten zu wählen, um während der Entwicklung die ggf. erforderliche Unterstützung zu erhalten.(jj) ˘ infoDIRECT 502ei0309 ˘ Link zu XP Power www.elektronik-industrie.de elektronik industrie 3 - 2009