1. Seminar Biotechnologie Natalia Putkaradze, Master Biotechnologie (3. Semester) Matrikel-Nr.: 2529735 Faktoren, die von Bedeutung für eine asymmetrische PhospholipidVerteilung an Membranen roter Blutzellen sind Eine Erythrozytenmembran des Menschen enthält 49 % Proteine, 43 % Lipide und 8 % Kohlenhydrate. Es gibt drei Hauptgruppen von Membranlipiden: Phospholipide, Glycolipide und Cholesterol. Ein Phospholipid-Molekül ist aus vier Komponenten konstruiert: aus einer Phosphatgruppe, einer oder mehreren Fettsäuren, einer Plattform, an der die Fettsäuren gebunden sind und einem Alkohol. Die Plattform kann entweder Glycerin oder Sphingosin sein. Vom Glycerin abgeleitete Phospholipide heißen Phosphoglyceride. Sie entstehen aus Phosphatidat durch die Bildung einer Esterbindung zwischen der Phosphatgruppe des Phosphatidats und der Hydroxylgruppe eines Alkohols. Die Alkohole der Phosphoglyceride sind: Serin, Ethanolamin, Cholin, Glycerin und Inositol. Entspechende Phosphoglyceride nennt man Phosphatidylserin, Phosphatidylcholin, Phosphatidylethanolamin und Phosphatidylinositol. Sphingomyelin ist auch ein Membranphospholipid, das als Plattform Sphingosin hat, und somit kein Derivat des Glycerins. Membranen verschiedener Zellen haben unterschiedliche Phospholipid- Zusammensetzungen. Eine Ertythrozytenmembran des Menschen enthält beispielsweise 26% Spingomyelin, 30% Phosphatidylcholin, 27% Phosphatidylethanolamin, 13% 1 Phosphatidylserin, eine kleine Menge an Phosphatidylinositol, Lyso-Phosphatidylcholin und Phosphatidsäure. Erythrozytenmembranen verschiedener Spezies unterscheiden sich auch in ihren Fettsäuren- und Phospholipid-Zusammensetzungen. Die Erythrozytenmembranen von Ratten und Mäusen haben einen hohen Gehalt an Phosphatidylcholin (42-45%) und einen niedrigen Gehalt an Sphingomyelin (12%). Im Gegensatz dazu bestehen die Erythrozytenmembranen von Schafen und Ochsen zu ca. 50% aus Sphingomyelin und haben einen sehr niedrigen Gehalt an Phosphatidylcholin (0-4%). Bei verschiedenen Spezies sind die wichtigsten Phospholipide unterschiedlich zwischen der äußeren und der inneren Seite der Erythrozytenmembran verteilt. Eine Asymmetrie der Lipiddoppelschicht entsteht durch diese jeweils typische Verteilung der Phospholipide in der Membran. Die äußere Membranseite ist geordneter und weniger flüssig und ihre Lipide sind dichter gepackt als diejenigen an der Membraninnenseite. Abbildung 1. Verteilung der wichtigsten Phospholipide verschiedener Spezies [1]. Die asymmetrische Verteilung der Phospholipide ist für die Zelle funktionell von Bedeutung. Phosphatidylserin auf der Innenseite ermöglicht beispielsweise eine 2 negative Oberflächenladung, während es auf der Außenseite eine pathologische Wirkung hat und die Makrophagen aktiviert. Die asymmetrische Verteilung der Phospholipide in der Erythrozytenmembran wurde in den letzten 40 Jahren intensiv erforscht. Aus der Literatur ist bekannt, dass Lipide lateral und transversal (innerhalb des Bilayers) diffundieren können. Die transversale Diffusion wird als Flip-Flop bezeichnet und ist wesentlich langsamer als die laterale Diffusion. Außer Diffusion, finden in der Erythrozytenmembran auch aktive und vermittelte passive Transbilayer-Bewegungen von Lipiden statt. Diese Bewegungen werden von verschiedenen Proteinen ermöglicht, die in der Mambran vorkommen. In Abbildung 2 sind Transbilayer-Transporter von Phospholipiden angezeigt, die bei der Phospholipid-Asymmetrie wichtige Rollen spielen. Abbildung 2. Transbilayer-Transporter der Phospholipide [4]. 3 Transbilayer-Transporter: ATP-abhängige Flippase und Floppase und Ca2+-abhängige Scramblase, die den Lipid-Gradient ausgleicht, sind schematisch in Abbildung 3 dargestellt. Phosphatidylserin und Phosphatidylethanolamin akkumulieren sich auf der zytoplasmatischen Seite der Membran, weil ihr Einwärtstransport viel effektiver als ihr Auswärtstransport ist. Der Auswärtstransport von Phosphatidylcholin ist höher als der Einwärtstransport, so dass mehr Phosphatidylcholin auf der Membranaußenseite vorhanden ist. Die Verteilung von Sphingomyelin ist nicht eindeutig, da bei Erythrozytenmembranen bis heute kein Einwärtstransort beobachtet werden konnte. Abbildung 3. Schematische Darstellung der Wirkung von TransbilayerTransportern in einer eukaryotischen Plasmamembran [5]. Zu den aktiven Transbilayer-Bewegungen von Lipiden gehören: 1) Einwärtstransport von Phosphatidylserin und Phosphatidylethanolamin über Aminophospholipid-Translokase, 2) Auswärtstransport von Phospholipiden über ein ABC-Protein (Multidrug Resistance Protein, MRP1, ABCC1). Die asymmetrische Verteilung von Phosphatidylserin und eingeschränkt von Phosphatidylethanolamin wird durch die Aktivität der Aminophospholipid-Translokase (APLT) aufrechterhalten. Sie ist eine Magnesium- und ATP-abhängige Translokase und wird auch als P-Typ ATPase bezeichnet. Sie transportiert Phosphatidylserin und Phosphatidylethanolamin von der Membranaußenseite zur Membraninnenseite. APLT 4 verringert die Phosphatidylserin-Konzentration auf der Membranaußenseite, um die Erkennung von Phospatidylserin und somit eine Phagozytose der Zellen über Makrophagen zu vermeiden. MRP (Multidrug Resistance Protein, ABC-Transporter, MRP1, ABCC1) ist möglicherweise der Außwärtstransporter (Floppase) von Sphingomyelin und Phosphatidylcholin in der Erythrozytenmembran. Eine eindeutige Rolle der ABC-Proteine in der PhospholipidAsymmetrie ist noch nicht nachgewiesen, da sich in einigen Zellmembranen, die keine MRP-Proteine enthalten, Phosphatidylcholin und Sphingomyelin nicht auf der inneren Membranseite sammeln. Zu den vermittelten passiven Transbilayer-Bewegungen von Lipiden gehören: 1) Ca2+-aktivierbare bidirektionale Bewegungen von Lipiden über eine Phospholipid-Scramblase (PLSCR1), 2) Bewegungen von anionischen Lipiden über den Anion-Austauscher AE1, 3) Der vermittelte Auswärtstransport des neu-synthetisierten Phosphatidylcholins. Die Ca2+-aktivierbare Phospholipid-Scramblase spielt eine negative Rolle bei der Phospholipid-Asymmetrie, da sie Phospholipid-Gradienten durch die Katalyse der bidirektionalen Transbilayer-Bewegungen von Lipiden abbaut. Das Glykoprotein AE1 (Capnophorin, Bande-3-Protein) von Erythrozyten des Menschen gehört zu einer Superfamilie von Anionen-Transportern. Es besitzt eine MembranDomäne und eine zytoplasmatische Domäne. Die Membran-Domäne sorgt durch ihre Lipophilität für die Verankerung des Proteins und bildet einen Transportweg für Anionen. AE1 transportiert intramembranär kleine hydrophile und langkettige, amphiphile Anionen. 5 Das neu-synthetisierte Phosphatidylcholin wird in einer Halbwertszeit von ca. 20 Minuten von der inneren zur äußeren Membranseite transportiert. Die vermittelte Auswärtsbewegung des neu-synthetisierten Phosphatidylcholins wird durch Phenylglyoxal gehemmt. Alle bis heute bekannten Transporter in der Erythrozytenmembran sind in Abbildung 4 zusammengefasst. Abbildung 4. Alle bekannten Transbilayer-Transporte von Phospholipiden in der Erythrozytenmembran [1]. Zusammenfassend kann man sagen, dass die asymmetrische Verteilung von Phospholipiden in der Erythrozytenmembran funktionell wichtig ist. Die Zusammenarbeit von selektiven und nichtselektiven Transportern fördert die Phospholipid-Asymmetrie in der Zelle. Der wichtigste Prozess dabei ist der aktive Einwärtstransport von Phosphatidylserin und Phosphatidylethanolamin durch die Aminophospholipid-Flippase. Transporter-Proteine sind schwierig zu isolieren, aufzureinigen und zu rekonstituiren. 6 Literatur • 1. I. Bernhardt, J.C. Ellory (Eds.), Red Cell Membrane Transport in Health and Disease, Chapter 1: p.1-26, Springer Verlag, Berlin, 2003. • 2. Philippe F. Devaux, A. Herrmann, Transmembrane Dynamics of Lipids. John Wiley & Sons, Inc. 2012. • 3. Stryer, Biochemie, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 2007. • 4. Devaux, P.F., Proteins involved in lipid translocation in eukaryotic cells. Chemistry and Physics of Lipids, 141: p. 119-132, 2006. • 5. David L. Daleke, Regulation of transbilayer plasma membrane phospholipid asymmetry. Journal of Lipid Research, 44: 233–242, 2003. • 6. Sieberg, T.O., Mechanismen des vermittelten und nicht-vermittelten Transportes einer amphiphilen Phosphonat-Sonde (NDP2) in der Erythrozytenmembran. Dissertation, Aachen, 2007. • 7. Mecklenbrauck, A., Lassen sich mit Apoptose-Markern ErythrozytenSubpopulationen identifizieren? Inaugural-Dissertation, Münster, 2003. 7