Prothetik/Bericht O. Schenk Zahnmedizin und Informatik wachsen zusammen Fortbildung rstmalig bot die Deutsche Gesellschaft für Computergestützte Zahnheilkunde e. V. (DGCZ) während ihrer Jahrestagung 2004 dem „Arbeitskreis für angewandte Informatik in der Zahnmedizin“ unter Leitung von Prof. Bernd Kordaß, Universität Greifswald, ein Forum für ein Kurzsymposium. Dies kann als Beleg dafür gewertet werden, dass angewandte wissenschaftliche Informatik und die zahnärztliche Behandlung immer mehr zusammenwachsen und stets neue Impulse für die Computerunterstützung in der Diagnostik und in der Therapie aussenden. Über 250 Teilnehmer waren wie in den Vorjahren in die Stadthalle nach Ettlingen gekommen, um unter der organisatori- Foto: DGCZ E schen Leitung von Dr. Bernd Reiss sowie Dr. Klaus Wiedhahn Gegenwart und Zukunft der Computeranwendung in Diagnostik und Therapie zu erleben. Prof. Werner Mörmann, Universität Zürich, sprach über seine umfangreichen Erfahrungen in der „Klinischen Bewährung von Cerec-Restaurationen“. Seit Einführung des Cerec-Systems (1989) wurden weltweit zirka 10 Millionen Cerec-Keramikrestaurationen eingegliedert. In diesem Zeitrahmen wurden über 10 000 Cerec-Versorgungen international in kontrollierten Studien an Universitäten und in niedergelassenen Praxen dokumentiert, sodass verlässliche Aussagen zur klinischen Erfolgswahrscheinlichkeit gemacht Abb. 1 Die Referenten der DGCZ-Jahrestagung 2004 (v.l.n.r.): Dr. Schenk, Köln; Dr. Fritzsche, Hamburg; Dr. Reiss, Malsch; Prof. Kordaß, Greifswald; Dr. Hansen, Wolfsburg; Dr. Luthardt, Dresden; Dr. Baltzer, Rheinfelden; Dipl.-Stom. Oliver Schneider, Zwickau; ZA Neumann, Berlin; Dr. Wiedhahn, Buchholz; Dr. Schneider, Bensheim; Dr. Schweppe, Fröndenberg; ZTM Kaufmann-Jinoian, Liestal; Prof. Mörmann, Zürich; (fehlt im Bild: Dr. Müller, München). 514 ZWR 113. Jahrg. 2004, Nr. 11 werden können. Diese strikte Qualitätssicherung ist angezeigt vor dem Hintergrund, dass z. B. der Patient in der Schweiz laut Mörmann den Anspruch auf eine 10-jährige Gewährleistung auch für mechanisch gefertigte, vollkeramische Restaurationen hat. Klinische Daten zur Passgenauigkeit von Cerec-Restaurationen und damit zur Qualität der Klebefuge wurden in jüngster Zeit erneut ausgewertet. Bei 496 Patienten wurden 818 Teilkronen aus Silikatkeramik nachuntersucht; nach 5 Jahren Liegedauer waren die Keramikränder mit 54–56 µm Klebefuge (Cerec 2 und 3) noch in „klinisch perfektem Zustand“ (Schultz, Thesis Zürich 2001). Ein Beleg für die hohe Überlebensrate von Cerec-Einlagefüllungen und Teilkronen ist die international respektierte Publikation, die nach 12 Jahren eine Erfolgsrate von 90% (W. Reiss. Int J Comp Dent 2000; 3: 9–23). Diesen Wert übertrifft die Nachuntersuchung von 2328 Cerec-Inlays und -Onlays, die nach 9 Jahren eine Überlebensrate von 95,5% zeigten (Kerschbaum, Posselt. Int J Comp Dent 2003; 6: 231–248; ZWR 2004; 4: 137–144). Das relativ neue Behandlungsfeld der Cerec-gefertigten Kronen war Anlass für eine Studie in Zürich (Bindl, Mörmann 2004, Publikation in Vorbereitung). Untersucht wurden 208 adhäsiv befestigte mo- Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Digital- und CAD/CAM-Technik eröffnen der Therapie neue Wege Fotos: DGCZ Prothetik/Bericht nolithische Kronen bei 136 Patienten; davon waren 70 als klassische Kronenstümpfe mit Stufe von 1,0– 1,2 mm präpariert, 52 wurden aufgrund der Stumpfhöhe unter 3 mm „reduziert“ präpariert, und 86 wurden bei wurzelbehandelten Zähnen mit vollständigem Verlust der klinischen Kronen für eine Endokrone vorbereitet. Neuartig war, dass die Kronen ohne Verstärkung durch ein Gerüst monophasig aus dem Keramikblock (Feldspat) geschliffen wurden. Nach ca. 5 Jahren zeigten die „klassisch“ präparierten Kronen eine Überlebensrate (nach Kaplan-Meier) von 94,6% (Molaren) sowie 97% (Prämolaren) und lagen damit auf der Erfolgsrate, die auch VMK-Kronen zugeschrieben wird (Walton. Int J Prosth 2002; 15: 439–445). Bei den „reduzierten“ Kronen lagen die Quoten bei 92,1% bzw. 92,9%. Endo-Kronen erfüllten mit 87,1% (Molaren) bzw. 68,8% (Prämolaren) nur teilweise die Vorgaben, insbesondere wenn für einen dauerhaften Adhäsivverbund die verfügbare Fläche nicht ausreichend war. Die Hypothese, dass Kronen, die auf 3 unterschiedlichen Präparationstypen adhäsiv befestigt wurden, eine vergleichbare Überlebensrate erzielen, konnte für Molaren bestätigt werden. Risiken für vollkeramische Restaurationen schlechthin sind als Ex- trakt aus vielen Untersuchungen nach Mörmann ein unzureichender Pulpenschutz und eine unvollständige Adhäsion in Pulpennähe, was zur Transsudation des Pulpengewebes führt (Pereira et al. 1999) und die Haftungsgrundlage zerstört. Adhäsionsverlust am Dentin tritt dann ein, wenn okklusale Dentinpartien nicht in die adhäsive Vorbereitung einbezogen werden. Zur Schaffung einer mikroretentiven Haftfläche – Basis für eine dauerhafte Verbindung zum Restzahn – sollte Feldspatkeramik (Mark II, ProCad) vor Eingliederung eine Minute mit 4,9%iger Flusssäure angeätzt und dann das Bonding aufgetragen werden. Frakturrisiken liegen erfahrungsgemäß im vorzeitigen Randleistenkontakt, bei okklusal geringen Präparationstiefen (< 1,5 mm) und wenn die Keramikdicke von 2 mm unterschritten wird, besonders bei der Höckerüberdeckung. Risiken bergen auch devitale Zähne, die vor höheren Kaudruckbelastungen verschont werden sollen (Randow, Glantz 1986), um eine Wurzellängsfraktur auszuschließen. Hier hat sich das Einschleifen der Laterotrusionskontakte als hilfreich erwiesen. Exzessiver Bruxismus ist ein Ausschlusskriterium für CerecRestaurationen, vergleichbar mit allen anderen Vollkeramiksystemen. Cerec-Anwender berichten aus der Praxis Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 2 Die Akademie für Zahnärztliche Fortbildung in Karlsruhe übertrug per Breitbandverbindung 3 Life-Behandlungen mit Patienten in den Kongress-Saal der DGCZ. In einer Sitzung wurden Patienten jeweils mit einem Cerec-gefertigten Inlay, Veneer und einer Krone versorgt. Abb. 3 Die klinische Langzeitbewährung von Cerec-Restaurationen war das Thema von Prof. Dr. Werner Mörmann, Universität Zürich. Dr. Günther Fritzsche, Hamburg, und Dr. Hans Müller, München, seit 15 Jahren Cerec-Anwender, niedergelassen in eigenen Praxen, berichteten über „Komplexe Behandlungsfälle mit Cerec“ und gaben damit Einblick in ihre Erfahrungen. Mit der 3-D-Ausbaustufe wurden viele Cerec-Anwendungsschritte automatisiert und die CAD-Konstruktion erleichtert. Neben der Option, Kauflächen aus der Zahndatenbank zu exportieren, wurde die Kauflächengestaltung durch Nutzung der Cerec-Ikonen „Korrelation“ und „Funktion“ wesentlich vereinfacht; hierbei wird die Kaufläche intakter Oberflächen vom unbehandelten Zahn oder vom Bissregistrat (Antagonist) kopiert und virtuell in die Konstruktion eingefügt. Approximalkontakte können mithilfe der farbkodierten Durchdringungstiefen gestaltet werden. Auch bei der Quadrantensanierung können die Kauflächen der Antagonisten durch das Scannen eines Registrats einbezogen werden. In Zusammenarbeit mit Vita Zahnfabrik wurde der „Trilux“-Block aus Silikatkeramik geschaffen. Verfügbar in 3 verschiedenen Farben, werden durch eine unterschiedlich starke Beimischung des charakteristischen Farbpigments 3 Schichten verschiedener Farbintensität erzeugt. Der Übergang der Farbintensität von mehr-transparent für den Inzisalbereich bis mehr-opak für gingivanahe Flächen vereinfacht auch das ästhetische Gestaltungskonzept für Veneers. ZWR 113. Jahrg. 2004, Nr. 11 515 mit Cerec inLab vor. Mit der erreichten Indikations- und Verarbeitungsspannweite des Cerec-Systems bewältigen beide ca. 94% aller zahntechnischen Arbeiten. So wagen sie sich mit Cerec an komplexe Technologien heran wie Implantatkronen, Primärinnenteleskope und 4-gliedrige Brücken bis 40 mm Länge – alles unter Nutzung von InCeram Alumina, Zirconia und YZ-Cubes. Hierbei wird die direkte Methode mit Wax-up-Modellation und die extraorale Digitalisierung genutzt. Präparationsgrenzen werden dabei besonders exakt erfasst, da Blut und Speichel die Detailerfassung nicht beeinflussen können. Die anschließende labortechnische Ausarbeitung fördert die hohe Passgenauigkeit und den perfekten Randschluss, vereinfacht die Ausarbeitung der Kaufläche, die Individualisierung der Zahnfarbe mit Gestaltung von Mamellons und Schmelzeffekten bei Kronen, besonders für den Frontzahnbereich. Abbildungen: Sirona Sofortimplantate sind klinisch möglich Abb. 4 Mit der Cerec-Replika-Software R 1800 kann ein Frontzahn-Veneer dupliziert werden, sodass 2 spiegelgleiche Veneers entstehen. Oben: Replikation (kontralaterale Spiegelung): Die Oberfläche von Zahn 11 wird digital erfasst zur Formbestimmung eines Veneers für den Zahn 21. Mitte: Die CAD-Spiegelung des Nachbarzahnes erzeugt ein absolut identisches Veneer. Unten: Harmonische Frontzahnästhetik mit dem virtuell geschaffenen Veneer – schon vor dem Ausschleifen kontrollierbar auf exakte Passung und Form. Dr. Andres Baltzer, Rheinfelden, und ZTM Vanik Kaufmann-Jinoian, Liestal (jeweils Schweiz), stellten ihre arbeitsteilige Vorgehensweise 516 ZWR 113. Jahrg. 2004, Nr. 11 Die Erfahrungen mit Früh-, Sofort- oder Spätbelastung waren wichtige Themen von Dr. Sören Hansen, Wolfsburg, zum Thema „Cerec und Implantate“. Die Überlebensrate von Implantaten hängt in hohem Maße auch von der Gestaltung der prothetischen Aufbauten ab. Rahmenbedingung für die Cerec-gefertigte Implantatkrone ist eine perfekte Funktion; eine Pfostenlockerung muss ausgeschlossen werden. Abnehmbar verschraubte Kronen beeinträchtigen ästhetische Lösungen, zementierte Kronen hingegen lassen keine postoperativen Arbeiten zu. Das vom Referenten bevorzugte „Ankylos“-System (DeguDent/Friadent) bietet individualisierbare Pfosten, auch aus Zirkonoxidkeramik. Es ermöglicht zementierte Aufbauten wie VMK, Galvanound Cerec-Keramikkronen. Die Rotationssicherung wird durch eine Konusverbindung gewährleistet. Der klassische Einheilprozess für das Enossalteil erfordert 3–6 Monate, um eine ausreichende knöcherne Konsolidierung zu erzielen. Eine Sofortimplantation erfordert ein belastbares Knochenvolumen für die Primärstabilität. Im Unterkiefer bestehen dafür laut Hansen meist gute Voraussetzungen; bei Schaltlücken im Seitenzahn und bei Freiendsituationen ist Zurückhaltung angeraten. Im Oberkiefer mit überwiegender Spongiosa ist das Sofortimplantat bei kleineren Schaltlücken und geringen Belastungen inzwischen eine bewährte Option. Beim zahnlosen Oberkiefer muss von der Sofortimplantation abgeraten werden. Hansen inkorporiert die Cerec-Krone 2 Stunden nach der Sofortimplantation des Enossalpfostens und befestigt die Krone provisorisch für 6 Wochen; danach erfolgt die endgültige Befestigung. Die verzögerte Sofortimplantation ist angezeigt, wenn die epitheliale Wundheilung erfolgt, aber die knöcherne Einheilung noch nicht abgeschlossen ist; sie ist indiziert, wenn die Osseointegration eine frühzeitige enossale Krafteinleitung toleriert. Die bisherige Zurückhaltung mit Sofortimplantaten und Sofortbelastung hat der Referent aufgrund guter Erfahrungen, zusammen mit inkorporierten Cerec-Implantatkronen, aufgegeben. Virtuell artikulieren schont Kiefergelenk Prof. Bernd Kordaß verband die Funktion der Eigenbeweglichkeit der Zähne und die Verformung der Mandibula mit seinem Thema „Virtueller Artikulator“, dessen Prinzip schon in einigen CAD/CAM-Systemen Eingang gefunden hat. Der mechanische Artikulator kann Kontakte zusammen mit Gleitbahnen nicht perfekt reproduzieren. So treffen erfahrene Zahntechniker beim statischen Einschleifen höchstens 70% der dynamischen Situation. Ziel des virtuellen Artikulators ist demzufolge die anatomische Optimierung Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Prothetik/Bericht Abb. 5 Die Leitung der DGCZ-Jahrestagung 2004 lag in den Händen von Dr. Bernd Reiss und Dr. Klaus Wiedhahn, Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender der DGCZ. der dynamischen Okklusion. Inzwischen ist es in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut Darmstadt durch die computergestützte Axiographie mit gekoppelten 3-D-Scans gelungen, bis zu 90% der Protrusionskontakte und Lateriotrusionskontakte zu reproduzieren. Dadurch wurde es möglich, Steuerelemente für CAD-Module zur gezielten Manipulation der Kauflächen für ein funktionelles Okklusionsdesign zu entwickeln. Der daraus resultierende Nutzen ist, dass Dysfunktionen mit Kiefergelenksörungen verhindert werden. Feldstudie mit über 4000 Nachuntersuchungen Die Ergebnisse der Qualitätssicherungsstudie „Ceramic Success Analysis“, eine Feldstudie auf Basis von 3830 Einsetzbefunden und 4132 Nachuntersuchungen von vollkeramischen Restaurationen über 7 Jahre in niedergelassenen Praxen, referierte Dr. Bernd Reiss, Malsch. Unter 2081 nachuntersuchten Restaurationen fanden sich nur 49 Misserfolge, die im Wesentlichen Keramikfrakturen und endodontische Komplikationen zeigten. Reiss stellte dar, dass die Überlebensrate von extensiven Keramikinlays sich nicht von jenen in kleinen Kavitäten unterschied. Das Devitalisierungsrisiko stieg jedoch mit der Nichtbenutzung von Kofferdam. Die Anforderungen an die Gnathologie lassen sich prospektiv erfüllen, wenn für die Normverzahnung mit tripoidisierten A-B-C-Kontakten die Antagonisten einbezogen werden. Dies lässt sich heute zur optimalen Kauflächengestaltung mit einem funktionellen Registrat erzielen – ein Tool, das die Cerec 3-D-Software heute bietet. Patienten online behandelt Höhepunkt der Jahrestagung war die Videoübertragung von 3 Patientenbehandlungen aus der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung in Karlsruhe zu den Teilnehmern in die Kongresshalle in Ettlingen. Die DGCZ-Mitglieder Dr. Günter Fritzsche, Dr. Hans Müller und Zahnarzt Peter Neumann demonstrierten die Cerec-gestützte Live-Behandlung und Fertigung einer Teilkrone, einer Frontzahnkrone und eines Veneers an Patienten. Die Behandlung mit Präparation, Digitalaufnahme, CADKonstruktion, Farbbestimmung, Ausschleifen der Keramik, Individualisierung mit Malfarben und adhäsive Eingliederung erfolgte jeweils in einer Sitzung. Die Interaktion der Behandler, der Moderatoren an den verschiedenen Plätzen und die spontane Beantwortung von Publikumsfragen via Breitbandverbindung gaben dem zuschauenden Zahnarzt das Gefühl, „mitten in seiner Praxis zu stehen“. Die Demos zeigten wiederum eindrucksvoll, dass die Therapie in einer Sitzung ohne Provisorium einen hohen Patientenkomfort bietet. Dr. Olaf Schenk, Köln, gab als einer der 3 Schriftleiter einen Überblick über die Bedeutung des im Quintessenz-Verlag erscheinenden „International Journal of Computerized Dentistry“. Als Publikumsorgan im Index Medicus gelistet – beobachtet und publiziert diese Fachzeitschrift die Entwicklung von computergestützten Verfahren in allen Bereichen der Zahnheilkunde. Der zweisprachige Redaktionsteil machte das Journal zu einem internationalen Sprachrohr der International Society of Computerized Dentistry (ISCD), der auch die DGCZ als mitgliederstärkste Gesellschaft angehört. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Foto: DGCZ Prothetik/Bericht ZWR 113. Jahrg. 2004, Nr. 11 517 Abb. 7 a Eine schwierige Zahnsituation nach Bleaching, die für den Zahnarzt Herausforderungen aus klinischer und gestalterischer Sicht enthält. Dr. Wilhelm Schweppe, Fröndenberg, informierte über den aktuellen Stand der Abrechnungs- und Rechtssituation für Cerec-Versorgungen. Mit dem befundorientierten Festzuschuss werden von 2005 an neue Abrechnungsmodalitäten Anwendung finden. Dr. Wilhelm Schneider und Reinhard Pieper, Bensheim, öffneten das Visier der Sirona-Entwicklungsabteilung und gaben Einblicke in die weitere Perfektionierung der Cerec-Software R 1800. So können künftig approximale Kontaktpunkte von Zähnen virtuell kontrolliert werden, ohne „Trimmen“ zu müssen. Kauflächen werden unter Beibehaltung der vorhandenen Kontur mit der „FormTaste“ ohne Verlust der Oberflächencharakteristika angehoben oder abgesenkt. Veneers lassen sich nun mit Vorlagen aus der Zahnbibliothek konstruieren. Ferner kann jetzt mit der Replikation ein Frontzahn dupliziert werden, sodass 2 spiegelgleiche Veneers entstehen. Die Lage der konstruierten Restauration lässt sich leicht im „Vita Trilux“-Block positionieren; dadurch erhalten die Inzisalund Gingivalflächen ihren farbbestimmten Platz im Blöckchen zugewiesen. Das „Füllhorn“ der Softwarespezialisten schien unerschöpflich … 518 ZWR 113. Jahrg. 2004, Nr. 11 Fotos: Dr. Wiedhahn Abb. 6 Cerec-Veneers weisen nach 9,5 Jahren eine Überlebensrate von 93% aus, wobei Veneers auf natürlichen Zähnen etwas besser abschneiden als auf Kronen und Brücken. Abb. 7 b 4 Cerec-Veneers nach der Eingliederung. Die individuelle Grundstruktur der Zahnstellung wurde im Sinne der gewünschten, idealisierten Natürlichkeit beibehalten. Veneers mit hohen Erfolgsraten Aus Zwickau kommend, gab Diplom-Stomatologe Oliver Schneider Einblick in seine Chairside-Methode zur Fertigung und Farbanpassung von Veneers. So werden grundsätzlich alle Kronen und Veneers mit Keramikmalfarben in der Praxis individualisiert. Mark-II-Keramik (Vita) und ProCad (Ivoclar) verfügen über unterschiedliche, ästhetische Eigenschaften. So wird ProCad aufgrund der Gestaltungsbreite von Schneider bevorzugt; die Normal-Blocks sind wegen ihrer Opazität und farblichen Abstimmung besonders für Veneers bei älteren Patienten geeignet, die differenzierte Esthetic-Line berücksichtigt die Semitransparenz des jugendlichen Zahnschmelz’. Über 10 Jahre Erfahrung mit CAD/CAM-gefertigten Veneers ver- fügt Dr. Klaus Wiedhahn, Buchholz, der seine Empfehlungen unter „Farbund Formmanagement von CerecVeneers“ thematisierte. Bekanntlich tritt bei Patienten mit zunehmendem Alter eine Lippenabsenkung ein, das bei Eingliederung von Veneers eine Verlängerung der OK-Schneidezähne erfordert. Dadurch wird eine sichtbare Verjüngung der Physiognomie erreicht. Mit der Cerec-Software R 1800 sind anteriore Formkorrekturen vereinfacht worden. Die Replikatechnik vermöglicht die kontralaterale Spiegelung des Veneers auf den Nachbarzahn; ein Diastema kann leicht geschlossen und eine harmonische Front erzielt werden. Bei der Farbbestimmung ist die Orientierung an Helligkeitsmerkmalen von hoher Bedeutung, weil Differenzen buchstäblich ins Auge fallen. Aufgrund der Chamäleonwirkung der Silikatkeramik, zusammen mit der Umgebungsfarbe, sind Farbdifferenzen weniger auffallend; die reflektierten Farbwerte entstehen in der unteren Schicht der Keramik. Die klinischen Erfahrungen mit Cerec-Veneers sind überzeugend, so Wiedhahn. Nach 10 Jahren Beobachtungszeit sank die Überlebensrate nicht unter 92%. Im Rahmen der DGCZ-Jahrestagung hielt Prof. Bernd Kordaß mit mehreren universitären Referenten das eingangs erwähnte Spezialseminar zur „Angewandten Informatik in der Zahnmedizin“. Es wurde eindrucksvoll dargestellt, dass die Informatik und Digitaltechnik in der Diagnostik, Zahnerhaltung, Oralchirurgie, zur Kauflächengestaltung in der Prothetik und in der Kieferorthopädie genutzt werden. Für diesen kompetenten Überblick bot das fachkundige Publikum der DGCZ die idealen Gesprächspartner, und es wurde erkennbar, dass mit der Informatik noch tief greifende Veränderungen in der rehabilitierenden Medizin ausgelöst werden. Korrespondenzadresse Dr. Olaf Schenk, DGCZ E-Mail: [email protected] Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Fotos: Dr. Wiedhahn, Statistik: Prof. Kerschbaum, Köln Prothetik/Bericht