Jugend und Gesellschaftspolitik - Karl-Renner

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Jugend und Gesellschaftspolitik
Lebenswelten verstehen – Freiräume schaffen – Beteiligung ermöglichen
Von
Christoph Gausch ( Jugendbeauftragter Stadt Wiener Neustadt)
Jochen Höfferer ( Jugendbeauftragter Stadt Salzburg)
Katharina Kreissl (Karl-Renner-Institut)
Michael Rosecker (Karl-Renner-Institut)
Einleitung: Der gesellschaftliche Rahmen
Zunächst ist vorauszuschicken, dass es „die Jugend“ nicht gibt und, wachsender Pluralisierung und
sozialer Ungleichheit der Gesamtgesellschaft entsprechend, auch Jugendliche in stark fragmentierte
soziale Milieus und Teilzielgruppen gesellschaftspolitischen Handelns zerfallen.
Komplexität, Dynamik und Flexibilität sind daher allgemeine Schlagworte der Gegenwart, die im
Alltagsleben ihre tiefen Spuren grundlegender gesellschaftlicher Veränderung hinterlassen haben.
Neben vielen neuen Wahlmöglichkeiten und Zukunftschancen bedeuten diese gesellschaftlichen
Begrifflichkeiten aber auch Unsicherheit, Unzuverlässigkeit und den Verlust hergebrachter weltanschaulicher bzw. sozialer Bindungen und selbstverständlicher Rollenbilder. Wahlfreiheit ist nicht nur
Recht, sondern auch heraus- und überfordernde Verpflichtung.
Chancen- und Risikodenken stehen einander genauso gegenüber wie neue Selbstverwirklichung
und neues Scheitern. Überhaupt sind junge Menschen heute geprägt von Gegenläufigkeiten und Widersprüchen und versuchen so ein Leben des „Sowohl-als-Auch“ und des Vereinbarens des scheinbar
Unvereinbaren.
Bestehende Institutionen und Organisationen bieten genau bei diesen Herausforderungen wenig
Unterstützung und Orientierung, da sie selbst mit den veränderten Verhältnissen und dem Veränderungsdruck überfordert sind und als dysfunktional erscheinen.
Das Denken und Handeln vieler junger Menschen ist daher durch einen starken institutionenund politikabgewandten Gegenwartsbezug und von starken Gegenwartsinteressen geprägt. Grundsätzlich gilt: Keine Orientierung am Utopischen, sondern Orientierung an zeitnahen erreichbaren
Zielen. Politik wird als hermetisch abgeschlossenes selbstbezügliches System mit wenig Realitätsbezug und Problemlösungskompetenz verstanden. Die große Mehrheit der Jugendlichen verfügt über
ein äußerst pragmatisches, theorieskeptisches und materialistisches Politikverständnis, das stark von
der materiellen Ausstattung und der soziokulturellen Herkunft der jungen Menschen abhängig ist.
Die Leitwerte Individualität, Eigenverantwortung, Konsum und wettbewerbs- bzw. marktorientiertes Leistungsprinzip sind dennoch in abgestufter Intensität milieuübergreifend verbreitet und
bereits in Rollenbildern, Wertvorstellungen und in sozialen Praktiken manifestiert. Das Individuum
ist der zentrale Referenzpunkt der Identität, der Lebensbedürfnisse und Lebensorientierungen.
Um junge Menschen erreichen und ihnen Entfaltungs- und Beteiligungschancen eröffnen zu
können, bedarf es zunächst:
a) der grundsätzlichen Lebensweltorientierung aller jugendpolitischen Maßnahmen. Hier bieten
sich die Städte und Kommunen als unmittelbare Räume jugendlichen Lebensvollzugs an. Hier
kann die Politik junge Menschen alltagskulturell erreichen, hier können diese politisch etwas
spürbar bewegen.
b) der (kritischen) Anerkennung des Konsumverhaltens als Symbol für Teilhabe an der Gesellschaft (Konsumpartizipation) und Ausdruck individualistischer Selbstentfaltung.
c) der (kritischen) Auseinandersetzung mit den Auswirkungen bestehender sozialer Ungleichheiten auf die damit verbundenen unterschiedlichen Werthaltungen, Lebensstile und Entfaltungschancen junger Menschen.
d) der Schaffung von konsumationsfrei nutzbaren und selbstverantwortlich gestaltbaren Freiräumen.
e) der Schaffung von niederschwelligen und wertschätzenden Kommunikations- und Beteiligungskanälen, um gesellschaftliches Gestalten als sinnvoll und Demokratie als wertvoll erleben zu
können. Um aus zwar „begeisterten aber passiven DemokratInnen“ (Bernhard Heinzlmaier, 2011)
aktive DemokratInnen werden zu lassen.
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1. Partizipation, Demokratie, Mitbestimmung –
Jugend und Beteiligung
Viele Jugendliche haben tolle Ideen, wie sie das Leben in ihrem unmittelbaren kommunalen Umfeld
verbessern können. Sie wollen etwas bewegen, ihr hohes Kreativpotenzial nutzen und sich Freiräume schaffen. All das wird schwierig, wenn junge Menschen bei der Verwirklichung ihrer Ideen auf
generelles Unverständnis und defizitorientierte Vorurteile der Politik und der Öffentlichkeit stoßen.
Jugendliche sind pragmatische DemokratInnen, die mit dem politischen System grundsätzlich
zufrieden sind. Für junge Menschen ist es aber wichtig, damit sie überzeugte aktive DemokratInnen
bleiben bzw. werden, dass sie Politik und Demokratie erlernen, erleben und vor allem ausprobieren
können. Wer sich mit dem eigenen Lebensumfeld auseinandersetzt, identifiziert sich stärker mit der
eigenen Kommune.
Herkömmliche Angebote zur Beteiligung orientieren sich oft an traditionellen Instrumenten, die
entweder mangelhaft ausgestaltet und/oder „entmachtet“ werden. Mitsprache und Mitbestimmung
bedeuten mittlerweile mehr als „Parteimitgliedschaft“ oder „Wahlrecht“. Politische Beteiligung Jugendlicher passiert heute in einer Mischung aus Information und Partizipation („Infopation“). Die
gewählten Beteiligungsformen dürfen nur eingeschränktes Commitment erfordern, also nicht zu
feste Bindungen an Institutionen und zu starre Festlegungen auf soziale Rollen umfassen.
( Junge) Menschen engagieren sich vor allem bei Themen bei denen sie sich auskennen: entweder
wenn sie in ihrem direktem Lebensumfeldes konkret betroffen sind oder in ihren persönlichen Freizeitwelten. Hier punktet man mit Offenheit, Respekt und Verlässlichkeit. Über Soziale Medien, per
SMS oder am Wichtigsten in persönlichen Gesprächen wird gewährleistet, dass die Informationen
von den Jungen zu den EntscheidungsträgerInnen kommen. Es bedarf immer einer Rückkoppelung
zu den Betroffenen, weil gerade junge Menschen eine rein symbolisch-formale Form der Teilhabe
ablehnen.
Das Verhältnis zwischen Jugendlichen und der „Politik“ ist geprägt von Misstrauen. Dem kann die
Politik nur mit Offenheit, Respekt und Verlässlichkeit entgegen treten. Nicht für junge Menschen,
sondern mit jungen Menschen muss Jugendpolitik gestaltet werden.
Junge Menschen gewinnen durch Beteiligungsarbeit Selbstvertrauen und sie erhalten die nötige
Erfahrung im gelebten Umgang mit Demokratie. Außerdem können sich Jugendliche Kompetenzen
aneignen, die in Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Politik gefragt sind. So erkennen Jugendliche,
dass sie als aktive BürgerInnen wahr- und ernst genommen werden.
Man kann den jungen Menschen ruhig mehr Demokratie zumuten und man muss bereit sein,
diese Experimente zu wagen, damit wieder mehr aktiv an ihrer Politik teilhaben und erkennen wie
spannend das sein kann. Eine neue „Beteiligungspolitik“ überwindet den „Parteienstaat“. Neue Gespräche werden das Zusammenleben verbessern. Jugendliche müssen zupacken und PolitikerInnen
müssen loslassen lernen.
Vier einfache Grundregeln erfolgreicher Beteiligungsarbeit:
a) Sei verständlich! Jugendliche sind als Gruppe weit weg von den traditionellen Institutionen.
Sie verwenden eigene (sprachliche) Codes. Beteiligungsmodelle dürfen nicht zu theorielastig sein,
müssen an die verschiedenen Zielgruppen angepasst werden und dürfen diese nicht überfordern.
b) Sei persönlich! Jugendliche wollen direkt und mit ihren Methoden ohne Hürden und Hierarchien angesprochen werden. Mit einem einzelnen Angebot wird man nicht alle jungen Menschen
erreichen. Die Angebote (Setting, Ziel etc.) müssen je nach Zielgruppe modifiziert und variiert
werden.
c) Sei überall! Das Potential zur Beteiligung ist immer so groß, wie es die vorherrschende politische Kultur zulässt. Wer die Entwicklung vom politischen Interesse nicht als Holschuld junger
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Menschen versteht, muss das Internet mit allen seinen Möglichkeiten nutzen. Aber: Nichts ersetzt
persönliche Gespräche und Erfahrungen im unmittelbarem Lebensumfeld junger Menschen.
d) Sei gut vorbereitet! Jugendbeteiligung braucht ein klares Bekenntnis der Politik. Begleitet muss
jeder Prozess durch professionelles Personal, ausreichend Geld, funktionierenden Netzwerken
und einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit werden.
Mögliche Projekte:
• „Politik in Schulen konkret“ (Karl-Renner-Institut/Donau-Uni Krems) und „Youth Flash – modulares gesellschafts- und demokratiepolitisches Projekt mit SchülerInnen“ (Stadt Wiener Neustadt)
• Young-Mayor oder der/die JugendbürgermeisterIn (u.a. Londoner Stadtbezirke Newham und
Lewisham; siehe: Hauenschild/Karl-Renner-Institut 2012)
• “B-involved – Young Citizen’s Panel”: Ein institutionalisiertes Rückfrage- und Beteiligungsinstrument für junge GemeindebürgerInnen.
• „Städtischer Jugendkongress“: Eine offene Plattform, auf der Jugendliche aus der Stadt ihre
Wünsche, Anliegen, ihre Sorgen und ihre Kritik platzieren können. Die Kongresse „erzwingen“
einen Dialog zwischen Jugend, der Kommunalpolitik, diversen anderen gesellschaftlichen Gruppierungen. (Stadt Salzburg)
• „Moving Debate“: Jugendgerechtes politisches Forum, bei dem Jugendlichen Diskurs erlernen
bzw. üben sollen. Auf einer Leinwand werden verschiedene politische Forderungen projiziert und
die Jugendlichen müssen ihre Entscheidung sichtbar machen und sich auf einem der beiden Feldern (1. Stimme zu / 2. Stimme nicht zu) positionieren und so Farbe bekennen. (Stadt Salzburg)
2. Konsum und Freiräume
Neben Eigenverantwortung und dem wettbewerbs- bzw. marktorientierten Leistungsprinzip ist
Konsum einer der Leitwerte bei der heutigen Jugend; Diese Milieu übergreifenden Leitwerte, können jedoch nicht annähernd alle Jugendlichen entsprechen. Aber gerade für jene Jugendlichen, die
auf Grund ihrer benachteiligten sozialen Herkunft und materiellen Ausstattung Schwierigkeiten haben einsteigen und mithalten zu können, haben sie zentrale Bedeutung. Mittlerweile muss akzeptiert
werden, dass Jugendliche „du kannst nicht nicht konsumieren“ zu einer ihrer Regeln gemacht haben;
daher ist das Thema „Konsum“ für Jugendliche auch permanent allgegenwärtig. Dieser Trend gilt bei
bildungsnahen wie vor allem bei bildungsfernen Jugendlichen gleichermaßen und erfüllt vor allem
drei Funktionen: Erlebniswert, Prestige und Teilhabe.
Daraus leitet sich für materiell benachteiligte Jugendliche ein enormer sozialer Druck ab, dem sie
permanent ausgeliefert sind: Wer nicht über ausreichende monetäre Mittel verfügt, ist nicht dabei
und erfährt in der konsumorientierten Freizeitwelt oft, dass die Beteiligungsmöglichkeiten fehlen
und damit eine Form der eigenen Entwertung verbunden ist. Im Umkehrschluss versuchen sie dieser gesellschaftlichen Marginalisierung gerade mit Konsum von Prestigeobjekten wie Smartphones,
Festivaleintrittsbändern oder Markenkleidungsstücken zu entziehen.
Um dem Konsumdiktat zu entgehen und der Suche nach Freiräumen entgegenzukommen, ist es
in einer Kommune umso wichtiger, öffentlich zugängliche „Gratis“-Angebote in den unterschiedlichsten Freizeitbereichen für junge Menschen anzubieten, die unabhängig jeglicher finanzieller Situation, in Anspruch genommen werden können: Es müssen konsumationsfrei nutzbare und selbstverantwortlich gestaltbare Freiräume für Jugendliche definiert werden, an denen sie ihre Freizeit
auch außerhalb des Eigenheims verbringen können, ohne dass sie auf Ablehnung durch Erwachsene
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stoßen. Und es braucht Highlights durch Veranstaltungen in der Heimatgemeinde, um Vorfreude
und Erinnerung in Verbindung zum eigenen Wohnort herzustellen zu können.
Damit wird der unaufhörliche Konsumationsdruck, dem die Jugend ausgeliefert ist, Gleichwertigkeit fördernd reduziert und dabei gleichzeitig eine Sensibilisierung für diese Thematik erreicht.
Dabei muss das Angebot der jeweiligen Kommune angepasst werden, denn das Interesse der Jugendlichen wie auch die Möglichkeiten vor Ort, sind sehr unterschiedlich.
Mögliche Projekte:
• „Gut und Gratis-Broschüre“: Mehrsprachige Broschüre, die Freizeittipps und kostenlose Möglichkeiten für Kinder und Familien in Wien anbietet. Die Palette reicht von Wiener Museen mit
freiem Eintritt oder Spielangeboten in Parks über Kinder-Programme bei Veranstaltungen bis
hin zu kreativen Freizeitgestaltungen in der Natur und spricht vor allem Kinder und Familien mit
finanziell eingeschränkten Möglichkeiten an. Überlegenswert wäre hier die Weiterentwicklung
des Konzepts für Jugendliche zwischen 15 und 25. (WienXtra, Wien)
• „Essens Beste 2005“: Plattform, wo junge EssenerInnen mit einer besonderen Geschichte, einem besonderen Talent oder einer besonderen Idee Öffentlichkeit, Förderung und Anerkennung
finden. (Essen, Deutschland)
• „Freie Jugendkunstschule Hamm“: Als Aufgabenschwerpunkte der Freien Jugendkunstschule
sind die außerschulische, künstlerische Weiterbildung und Begabtenförderung von Kindern und
Jugendlichen im gesamten Stadtraum zu nennen. Persönlichkeitsentwicklung, Selbstwertgefühle
und Toleranz steigern durch Kunstschaffen. (Stadt Hamm, Deutschland)
• „Graffiti-Workshops mit politischer Debatte“: Graffiti dient hier als Medium, um politische Themen in Schulen oder Jugendtreffpunkten aufzuarbeiten. Jungendliche können ihre Anliegen auf
mobile Leinwände sprayen und mit anderen und mit PolitikerInnen diskutieren. (Stadt Salzburg)
3. Soziale Gerechtigkeit
Jugendliche treten mit unterschiedlichen Startvorteilen in die Gesellschaft ein. Materielle Grundausstattung und sozialer Hintergrund sind maßgeblich für das soziale und kulturelle Kapital, das
unterschiedliche gesellschaftliche Positionierungen und Möglichkeiten für einen Menschen mit sich
bringt. Nicht nur der monetäre Hintergrund, sondern auch der mit einer gesellschaftlichen und sozialen Situation verknüpfte soziale Habitus (= sozialisierte Gewohnheiten im Denken, Fühlen und
Handeln) ist entscheidend für die Weiterentwicklung und Chancenvielfalt von Jugendlichen. Das
Interesse für Politik beispielsweise ist stark von der soziokulturellen Position und der materiellen
Grundausstattung junger Menschen abhängig. Während sich von den Studierenden über 2/3 „sehr“
oder „etwas“ für Politik interessieren, sind es bei den Lehrlingen lediglich 44 %.
Wie stark die Entwicklung einer Lebensperspektive davon abhängig ist, in welche Familie man
hineingeboren wird, zeigt sich plakativ bei der Schulwahl. Soziale Selektion hält sich hartnäckig im
österreichischen Bildungssystem, so ist der Bildungsabschluss der Eltern immer noch Gradmesser
für die Bildungslaufbahn von jungen Menschen. Sind es noch 33 % in der Volksschule, so sinkt beispielsweise der Prozentsatz der Kinder von Wenig-VerdienerInnen in der AHS von 27 % auf 16 %
innerhalb von acht Jahren. In der Hauptschule beträgt ihr Anteil 45 % bei Schuleintritt. (AK 2012).
Bei der späteren Jobsuche zählt nicht nur der offizielle Bildungsabschluss, auch die Förderung
der Eltern bei der Aneignung von Kompetenzen in außerschulischen Aktivitäten und ein gut ausgeprägtes soziales Netzwerk sind von zentraler Bedeutung. Hier braucht es einerseits strukturelle
Veränderungen im österreichschen Bildungssystem wie die Einführung einer gemeinsamen Schule
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der 10- bis 14-Jährigen mit Ganztagsbetreuung, um die systematische Aussiebung von Jugendlichen
aus wenig privilegierten Elternhäusern zu hemmen. Andererseits müssen vor Ort Angebote wie
Nachmittagsbetreuung, betreutes Lernen, leistbare Fördermöglichkeiten, etc. geschaffen werden, die
sich an die lokalen Lebensrealitäten von Jugendlichen orientieren.
Barrieren für den gleichberechtigten Zugang zu gesellschaftlichen Positionen sind vielfältig: Ungleichheitskategorien wie Geschlecht, Migrationshintergrund, Behinderung oder Sexualität spielen
eine wichtige Rolle in der Auseinandersetzung um Ressourcen. Entscheidend für eine erfolgreiche
und nachhaltige Jugendarbeit ist hier ein bewusster und sensibler Umgang mit sozialer Ungleichheit und differenten Lebensweisen. Es müssen Maßnahmen und Angebote stets auf ihr Exklusionspotenzial abgeklopft werden, um gleichwertige Entfaltungs- und Beteiligungschancen schaffen zu
können. So wird beispielsweise durch den Bau eines Basketballkäfigs der öffentliche Raum tendenziell von Burschen besetzt, während Schi- oder Snowboardwettbewerbe Jugendliche aus finanziell
weniger gut ausgestatteten Elternhäusern ausschließen. Es braucht daher eine gezielte Förderung
von benachteiligten Gruppen.
Mögliche Projekte:
• „Street College“: Bildungsnetzwerk für Jugendliche, die aus dem Regelschulwesen ohne Abschluss ausgeschieden sind und gemeinsam mit WissenschafterInnen/ExpertInnen ihre bisher
unberücksichtigten Potenziale ausloten und entfalten wollen. (Verein Gangway, Berlin).
• „LOTTA Girls-Base – Erste Plattform für Mädchenarbeit in Niederösterreich“: Mädchenschwerpunkt in der Jugendarbeit. Gemeinsam abhängen, plaudern, tanzen usw. (Verein Auftrieb,
Wiener Neustadt)
• „Kinderuni Manchester“: Ein Bildungsvermittlungsprojekt, das explizit auf soziale Durchmischung und egalitären Bildungszugang hinarbeitet. Ergänzend: Kinderuni-Patenschaften für Kinder aus Familienzentren und Flüchtlingsheimen, die die Anfahrt per Kinderuni-Bus, Mensabesuch und Betreuung während des Tages finanzieren. (Manchester, GB)
• „Invasion – City Festival“: Partizipatives eigenverantwortliches Musik-Festival. Format mit viel
Eigeninitiative und Verantwortung für Jugendliche. Endogener Prozess mit Mitmach-Charakter.
Kompetenzgruppen bilden, regionale KünstlerInnen aktivieren, Bühne und Tonanlage organisieren, Geld aufstellen, den Umgang mit der Verwaltung üben etc. ( Jugendreferat der Stadt , Wiener
Neustadt)
• „Theaterprojekt Soulpepper“: Innovative Projekte neben dem regulären Theaterbetrieb mit und
für Jugendliche, die sich vor allem dem regen Austausch zwischen KünstlerInnen und Jugendlichen widmen. Es soll ein Abbau sowohl der Berührungsängste vor als auch sozialer Barrieren zu
Kunst und Kultur gelingen (Toronto, Kanada).
Literatur:
• AK (2012): Die Schule selektiert Kinder nach dem Einkommen der Eltern.
• Barbara Hauenschild/Karl-Renner-Institut: BürgerInnenbeteiligung. Internationale Praxis
kommunaler BürgerInnenbeteiligung (Wien 2012)
• Bernhard Heinzelmaier: Jugend und Gesellschaftspolitik. Öffentlich-rechtliche Qualität im
Diskurs. Studie, Wien 2012, Institut für Jugendkulturforschung.
• Bernhard Heinzelmaier: Opfer des Wettbewerbs und zugleich Helden des Konsums? Jugendliche als Spiegel der Gesellschaft. Fachbeitrag, Wien 2012, Institut für Jugendkulturforschung.
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