hr Brief

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Hessischer Rundfunk
hr2-kultur
Redaktion: Dr. Regina Oehler
Wissenswert
Rhythmen der Natur:
Frühling
Von Karl-Heinz Wellmann
Dienstag, 20.03.2012, 08.40 Uhr, hr2-kultur
Sprecher: Karl-Heinz Wellmann
12-033
COPYRIGHT:
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Seite 2
Atmo 1
Specht - Vögel - Wald - früher Frühling
(kurz frei stehend, unter dem Autor überblenden in:)
Atmo 2
Wald - Frühling - Vögel im Laubwald
(bleibt unter dem Autor)
Autor
Wer jetzt durch einen Buchenwald wandert, der wandert durch eine Landschaft,
die weithin von knöchelhohen Pflanzen ergrünt ist. Viele dieser Bodendecker
zeigen sich nur im Frühlingswald; der Wald sieht daher im Frühjahr viel
abwechslungsreicher aus als in jeder anderen Jahreszeit. Besonders gut kann
man im März und im April auch die Vögel des Waldes beobachten, denn die
Bäume und viele Sträucher tragen noch kein Laub. Der Wald wird im Frühjahr
von Licht geradezu durchflutet, und bei Sonnenschein ist er auch am Boden
angenehm warm; erst später im Jahr wird das Blätterdach die Strahlen der
Sonne abfangen und für Kühlung sorgen.
Das Licht und vor allem auch die Wärme sorgen im Frühling dafür, dass der
Waldboden nicht länger braun aussieht. Aus dem Laub der Vorjahre hat sich
eine lockere Streuschicht gebildet. Diese Streuschicht verrottet allmählich, und
sie erwärmt sich rascher als zum Beispiel der lehmige Fußweg nebenan. Sie
gibt die Wärme zudem auch nur langsam wieder ab: So wird der Boden unter
der Streuschicht aufgeheizt, und dadurch können die Stoffwechselprozesse in
den Pflanzen beschleunigt ablaufen – der Boden ist binnen weniger sonniger
Tage grün geworden, grün mit andersfarbigen Tupfen: gelb leuchten die kleinen
Blüten vom Scharbockskraut, große Gruppen weiß blühender Buschwindröschen wechseln sich ab mit den rötlich schimmernden Blütenständen des
Lärchensporns. Aronstab und Bärlauch gehören ebenfalls zu dieser
botanischen Frühlingsgesellschaft, und auch der Waldmeister und das
Maiglöckchen.
Seite 3
Wenn man Glück hat, findet man hier und da auch ein paar gelbe
Schlüsselblumen – zum Beispiel in der Nähe von Bachläufen. All diese Pflanzen
haben den Winter unter der Erde überdauert: die Buschwindröschen dank ihrer
langen unterirdischen Spross-Ausläufer – manchmal gehören an die hundert
Blüten zu einer einzigen Pflanze; das Scharbockskraut hat dank seiner
keulenförmigen Wurzelknollen überwintert; der Bärlauch dank seiner Zwiebeln.
Und einige Gras-Samen hatte der Wind im Herbst angeweht, sie haben
inzwischen gekeimt, und die ersten zarten Halme ragen zum Himmel empor.
Dr. Stefan Schneckenburger ist der Direktor und der wissenschaftliche Leiter
des Botanischen Gartens der Technischen Universität Darmstadt. Das rasche
Wachsen und Erblühen der bodennahen Pflanzen beschreibt er als ein
Zusammenspiel der Pflanzen mit den Insekten.
O-Ton 1
"Die Strategie dieser Pflanzen ist ja eigentlich, ganz früh auf dem Markt zu sein,
da zu sein, wenn Blüten, die bodennah sind, noch von Interesse sind für
Bestäuber. Wenn dann nachher die Bäume blühen, wenn die hohen Stauden
blühen, dann sind bodennahe Blüten wie beim Schneeglöckchen oder wie beim
Scharbockskraut oder wie bei den Veilchen von geringerem Interesse. Auf der
einen Seite hat die Tierwelt den Nutzen, dass zu einer frühen Zeit schon Blüten
da sind, und auf der anderen Seite hat die Pflanzenwelt den Nutzen, dass sie,
obwohl sie klein und unscheinbar sind, mit den größeren Pflanzen nicht um
Bestäuber konkurrieren muss."
Autor
Das dottergelb blühende Scharbockskraut kommt so früh im Jahr aus dem
Waldboden hervor und in oft so großen Beständen, dass es diesem Umstand
sogar seinen Namen verdankt. Scharbock ist nämlich eine altertümliche
Bezeichnung für Skorbut, das ist eine Krankheit, die auftritt, wenn man über
Wochen hinweg zu wenig Vitamin C zu sich nimmt. Die Folgen sind zum Beispiel
Zahnfleischbluten und Gelenkentzündungen. Wenn in früheren Jahrhunderten
das im Herbst eingelagerte Obst und Gemüse verzehrt war, dann kam vielerorts
erst im zeitigen Frühjahr mit dem Scharbockskraut wieder genügend
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vitaminreiche Kost auf den Teller. Heute weiß man übrigens, dass die Blätter
unbedingt vor der Blüte gepflückt und verarbeitet werden müssen. Denn wenn
das Scharbockskraut zu blühen beginnt, dann bildet sich in seinen Blättern eine
Substanz, die nicht nur bitter schmeckt, sondern die auch Magen- und
Darmreizungen hervorruft.
Man muss sich also auskennen, wenn man Scharbockskraut für einen frischen
Frühlings-Salat pflücken möchte, man muss im richtigen Moment in den Wald
gehen, denn Blattaustrieb, Blüte und Samenbildung vollziehen sich binnen
weniger Tage – schon nach zwei Wochen können die Pflänzchen an sonnigen
Standorten verwelkt sein. Stefan Schneckenburger.
O-Ton 2
"Pflanzen, die im Boden überdauern – Geophyten – deren Strategie ist es, dass
sie ihren Vegetationszyklus meistens schon dann abgeschlossen haben, wenn
die Laubbäume, die im gleichen Biotop stehen, ihre Blätter gebildet haben. Da
sind die schon völlig zurückgezogen: Lärchensporn, Moschuskraut, Winterling,
wenn die Bäume im Mai/Juni die Blätter gebildet haben, sind die anderen weg,
unterirdisch, und da beginnt schon die Blütenbildung, die Bildung der Anlagen
fürs nächste Jahr."
(direkt dran:)
"Die Zwiebelgewächse, die in der Erde ihre Erneuerungsknospen tragen, die
haben ebenfalls die Blüten für das nächste Jahr schon früh vorgebildet, um
dann in sehr kurzer Zeit zu blühen und zu fruchten."
Autor
Dr. Walter Welß, er ist Diplom-Biologe im Fachgebiet Geobotanik der Universität
Erlangen. Schon nach 10 Tagen kann die Blütezeit bei einigen dieser Frühblüher
wieder vorüber sein.
O-Ton 3
"Wenn etwa der gelbe Winterling sich im zeitigen Frühjahr zeigt, nach wenigen
Tagen kann er schon wieder vergilbte Blätter tragen, hat dann Früchte gebildet
und seine Zeit optimal genutzt."
Seite 5
Autor
Es ist ein komplexes und in allen Details noch immer nicht ganz verstandenes
Zusammenspiel von unterschiedlichen Einflussgrößen: Nach der Blüte sorgen
diverse Hemmstoffe zunächst dafür, dass die Pflanzen nicht sofort wieder
austreiben. Dann kommt der Winter, mit niedrigen Nachttemperaturen. Die
Kälte führt dazu, dass biochemische Veränderungen in den Pflanzen stattfinden,
die letztlich den Einfluss der Hemmstoffe beseitigen. Walter Welß
O-Ton 4
"Für eine Pflanze ist es wichtig, nicht zur Unzeit auszutreiben. Wir haben die
Erscheinung, dass im Herbst, es wird kälter, noch mal eine Wärmephase
kommt, und da kann es dann vorkommen, dass eine Pflanze glaubt, es wäre
Frühling, und sie treibt aus. Kälte setzt dann dem jungen Gewebe stark zu, und
das ist für die Pflanze unter Umständen tödlich."
Autor
Wenn für die Pflanzen alles gut geht, und wenn dann im Frühjahr die
Tageslänge zunimmt und es zugleich so ungefähr +5 Grad warm wird, dann
nehmen auch die Lebensprozesse in den unterirdischen Teilen der Pflanzen zu,
dank der gespeicherten Vorräte aus dem Vorjahr. Danach schieben sich die
ersten Triebe aus dem Boden heraus, und zuletzt hilft der grüne Farbstoff in
den Blättern, das weitere Wachstum zu beschleunigen. Gesteuert wird das – wie
bei den Tieren – durch Hormone; bei den Pflanzen bezeichnet man sie als
Phytohormone.
Vogelatmo
Vögel im Frühling in Europa
O-Ton 5
"Die Vögel spüren den Frühling vor allem an der Tageslänge und an der
Temperatur."
Autor
Prof. Katrin Böhning-Gaese vom Forschungszentrums für Biodiversität und
Klima in Frankfurt am Main.
Seite 6
O-Ton 6
"Wenn die Tage länger werden … merkt das die 'innere Uhr' der Vögel, und das
versetzt die ganze innere Physiologie der Vögel in die Bereitschaft, jetzt brüten
zu können. Aber was jeder von uns merkt, der morgens draußen unterwegs ist
und ein bisschen auf den Vogelgesang hört, ist, dass die Temperatur auch eine
wichtige Rolle spielt. Wenn die Tage länger werden und wir sind noch im
Januar, es ist beißend kalt draußen, dann hören wir fast keine Vögel singen,
aber wenn das Jahr ein bisschen fortschreitet und die Tage wärmer werden,
dann ist der Vogelgesang viel stärker und da finden dann schon die ersten
Anzeichen für Revierverhalten statt."
Autor
Licht und Temperatur beeinflussen also sowohl bei Pflanzen als auch bei vielen
Tieren, dass Hormone ausgeschüttet werden. Solche Hormone wiederum sind
eine Voraussetzung dafür, dass unsere Singvögel anhaltend singen – vor allem
morgens und abends in der Dämmerung; und auch dafür, dass die
Vogelmännchen sich ein Revier erkämpfen und es danach verteidigen. Es gibt
zudem auch erhebliche Veränderungen im Inneren der Vögel. Beispielswiese
sind die Keimdrüsen einer männlichen Grasmücken außerhalb der Brutzeit nur
so groß wie ein Stecknadelkopf. Im Frühling aber vergrößern sich die
Keimdrüsen binnen eines Monats erheblich, sie werden dann ungefähr so groß
wie eine Haselnusskern. Erst dann können die Männchen Nachwuchs zeugen.
Auch die Keimdrüsen der Weibchen sind nur innerhalb der Brutperiode voll
ausgebildet. Wozu aber dient der Gesang der Vögel im Frühling?
O-Ton 7
"Der Vogelgesang hat zwei Funktionen. Zum einen ist es ein Signal an die
Nachbarn, in den Nachbar-Revieren, dass hier ein attraktives Männchen ist, das
ein Revier besetzt und dass die Konkurrenten bitte auf Abstand bleiben, aber
eben auch ein Signal an die Weibchen, dass da ein attraktives Männchen ist und
ein gutes Revier zur Verfügung steht. Dieses Revier dient dazu, ein Stück Fläche
zu sichern, auf der es genug Futter gibt für den eigenen Nachwuchs. Die
stärkeren und erfolgreicheren Männchen können ein größeres Revier
Seite 7
verteidigen oder auch ein Revier an einer Stelle, wo es besonders viel Futter
gibt, so dass die Jungen besonders gut gefüttert werden können. Damit ist der
Gesang das stärkste Indiz dafür, dass die Vögel in Brutbereitschaft sind."
Autor
Manchmal sieht man im zeitigen Frühjahr Amselmännchen, die auf einer Wiese
gegeneinander rennen, aneinander stoßen und dabei in die Höhe flattern. Hier
werden gleichsam Grenzsteine eingerammt. Katrin Böhning-Gaese.
O-Ton 8
"An den Punkten, wo sich die Männchen prügeln, da ist die Reviergrenze. Das
kann man, wenn man da mehrmals hingeht, die Vögel beobachtet – wo sitzen
sie, wenn sie singen – in eine Karte einzeichnen, als kleine Punkte, und die
Punkte wo sie sich prügeln als Reviergrenze, dann kann man wirklich die
Reviere auf einer Karte aufzeichnen. Und die überlappen auch so gut wie gar
nicht. die Männchen verteidigen die Reviere wirklich punktgenau. Und, was auch
interessant ist, die kennen ganz genau ihre Nachbarn. Wenn der Nachbar singt,
und wenn er da singt, wo er singen soll, nämlich in der Mitte seines Reviers,
wird das nicht als Bedrohung wahrgenommen. Wenn dort aber plötzlich ein
fremdes Männchen, das nicht der Nachbar ist, singt, würde das Männchen
hören, dass das ein anderer Nachbar ist und dann auch mal genau nachgucken,
was da das fremde Männchen dort plötzlich macht."
Autor
Durch den Klimawandel ist es in Europa allmählich wärmer geworden; die Blüte
der im Frühling blühenden Pflanzen (und auch der Blattaustrieb der Bäume)
beginnt inzwischen fast zwei Wochen früher als noch vor 50 Jahren. Mit Folgen
auch für die Tierwelt.
O-Ton 9
"Die Verfrühung macht sie bei den Vögeln auch auf jeden Fall bemerkbar. Die
Standvögel fangen früher an zu brüten, da gibt es eine Verschiebung von
ungefähr zehn Tagen, und auch die Zugvögel, die den Winter in Afrika
verbringen, kommen immer früher an. Aber nicht im selben Maße, vielleicht nur
5 oder 7 Tage früher, aber alles – das Zugverhalten und das Brutverhalten –
verfrüht sich."
Seite 8
Autor
Manche ehemaligen Zugvögel ziehen deshalb im Herbst schon gar nicht mehr in
den warmen Süden, da die Winter kürzer und milder geworden sind. Sie werden
zu Standvögeln. Im Frühjahr können sie dann früh ein Revier besetzen. Mit der
Folge, dass die verbleibenden Zugvögel immer größere Schwierigkeiten
bekommen, sich bei uns im Frühjahr wieder anzusiedeln. Katrin BöhningGaese.
0-Ton 10
"Vor allem die Langstreckenzieher haben unter dem Klimawandel ein Problem.
Weil sich der Blattaustrieb und die Raupenentwicklung stärker noch vorne ins
Jahr verschieben und die Zugvögel, die Langstreckenzieher, nicht in dem Maße
hinterher kommen, wie sich das alles verfrüht. Wenn die dann anfangen zu
brüten, dann ist der große Raupen-Peak schon durch, sie sind etwas zu spät
dran, und das führt bei einzelnen Populationen, die besonders spät ankommen,
zu verringertem Nachwuchserfolg und dann zu einem nachweisbaren Rückgang
der Populationen. Die Schlüsselart, wo das untersucht wurde, ist der
Trauerschnepper. Bei dem ist das sehr gut nachgewiesen. Der kommt als
Langstreckenzieher erst spät aus Afrika zurück und der kommt in der
Zwischenzeit zu spät."
Atmo
Skandinavien – Frühling – Europa
Autor
Wenn die Vögel ihre Vorbereitungen auf das Brutgeschäft begonnen haben,
wenn die ersten Blüten im Frühlingswald schon vertrocknet sind, dann
beginnen auch die Erlen und die Linden, die Buchen und die Eichen ihre Blätter
auszutreiben, nicht zuletzt dank der im Herbst im Stamm gespeicherten
Vorratsstoffe. Bevor die Blätter im Herbst abfielen, waren diese Vorratsstoffe
aus den Blättern in den Stamm transportiert worden. Dank dieser Vorratsstoffe
war der Zellsaft den Winter über im Stamm so stark eingedickt, dass er nicht
gefrieren konnte. Dr. Walter Welß vom Fachgebiet Geobotanik der Universität
Erlangen.
Seite 9
O-Ton 11
"Diese Stoffe sind zum Teil sehr wertvoll – Stickstoffverbindungen,
Phosphorverbindungen, die sind wichtig, damit die Pflanze dann im Frühjahr
wenn das Wachstum wieder beginnt, dass sie dann Blätter und Blüten bilden
kann. Im Laufe des Sommers werden dann weitere Stoffe durch die
Fotosynthese gebildet, ergänzt durch Mineralien, die über die Wurzeln
aufgenommen werden, und so kann dann die Pflanze wachsen, blühen, Früchte
bringen, Samen ausbilden und so für die Fortpflanzung und für die nächste
Generation sorgen."
Autor
Zunächst aber muss der hoch konzentrierte Zellsaft in den Baumstämmen
wieder durch Wasser verdünnt werden. Auch diese Stoffwechselvorgänge
werden durch Pflanzenhormone gesteuert.
O-Ton 12
"Wenn es wärmer wird, wird die Stoffwechselaktivität der Pflanzen angeregt, es
gibt einen starken Austausch von Phytohormonen, und die führen dazu, dass die
Wurzel Wasser aufnimmt und aktiv unter Energieverbrauch in die
Leitungsbahnen drückt.“
Autor
Walter Welß. Und Stefan Schneckenburger vom Botanischen Garten der TU
Darmstadt ergänzt.
O-Ton 13
"Das ist der so genannte Wurzeldruck. Der von der Wurzel ausgeübt wird. Ein
wunderschönes Beispiel ist in den Weinbaugebieten das Schneiden der Reben.
Die haben ja keine Blätter jetzt. Im Herbst, im Winter, die Reben werfen die
Blätter ab. Wenn aber bei höheren Temperaturen die Reben geschnitten
werden, dann bluten die.
(direkt dran:)
(Welß) Es ist so, dass das durchaus im Literbereich sein kann, was hier an
Wasser abgegeben wird, wenn eine Verletzung vorliegt. Wenn die Pflanze
unverletzt ist, dann nützt sie diese Stoffe, die hier transportiert werden, und
auch das Wasser, das die Zellen vergrößert, das Zellen quellen lässt, dass sie
die Stoffe bilden kann, die nötig sind, um Blätter und Blüten zu entwickeln.
Seite 10
Autor
Auch die Blütenbildung an den Bäumen wird letztlich durch die Sonne
gesteuert: durch höhere Temperaturen und durch die größere Tageslänge. Aber
durch die Sonneneinstrahlung kann es im Frühjahr auch zu Rissen in der Rinde
kommen, zu so genannten Stammaufrissen. Diese Stammaufrisse sind häufig
Eintrittspforten für Krankheiten. Walter Welß.
O-Ton 14
"Es gibt Schädigungen durch starke Sonneneinstrahlung. Das ist aber weniger
bei heimischen Arten wie Eichen der Fall, sondern wenn wir empfindlichere
Sorten, wie zum Beispiel von Kirschen haben. Da ist es dann oft so, wenn die
Sonne auf die eine Seite des Stammes, auf die Südseite, richtig auftrifft, dass
hier Temperaturen von 10 Grad sind, während es auf der Nordseite noch viel
kühler ist. Dann wird auf der Südseite der Saftstorm angeregt, und es kann sein,
dass das dann so stark ist, dass bei einer nachfolgenden Abkühlung sich dann
Eis bildet und die Rinde abgesprengt wird.“
Autor
Allzu krass sollten die Temperatursprünge vom Kalten zum Warmen im
Frühjahr also auch nicht sein, auch wenn der Mensch sich das nach einem
langen Winter wünscht. Der ein oder andere Gartenbaum könnte andernfalls
Schaden nehmen.
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