Fazit und Empfehlungen Hilfestellung zum Umgang

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Fazit und Empfehlungen
Israel
Hilfestellung zum Umgang
mit dem Thema Israel in der
christlichen Gemeindepraxis
Dieses „Fazit und Empfehlungen“ entspricht den Seiten 64-65 aus: Israel – Hilfestellung
zum Umgang mit dem Thema in der christlichen Gemeinde – FEG Schweiz März 2014
Israel - Fazit und Empfehlungen
Die Bibel und Israeltheologie
0. Unsere methodischen Einsichten bei der Bibelauslegung (Bildersprache, „wörtliche Auslegung“ atl. Prophetien für Israel) und unsere systematisch-theologischen Vorentscheide (ein oder
mehrere Bünde, Heilszeitalter, Endzeitmodelle) beeinflussen beim Thema Israel besonders stark
unsere Auslegung. Daher bemühen wir uns um ein sachliches Ringen um das rechte Verständnis
der biblischen Aussagen zu Israel und vermeiden pauschales Verurteilen oder Schubladisieren
der Meinungen anderer Christen.
Biblische Grundsätze
Auch wenn wir in unseren Gemeinden an einigen Punkten unterschiedliche Ansichten zum
Thema Israel vertreten, sind wir uns aufgrund der biblischen Aussagen einig:
1. Israel ist das aus Liebe in Abraham erwählte Bundes-Volk, durch das sich Gott der Welt offenbart hat (1. Mose 12,3; 5. Mose 7,7-8). Trotz Bundesbrüchen und auch nach der Ablehnung
von Jesus von Nazareth als Messias durch die Mehrzahl der Juden hat Gott sein Volk nicht
verstossen (Römer 11,1). Seine Besonderheit ist nicht biologisch oder durch eigene Qualifikationen, sondern allein als Gnadenwahl zu erklären.
2. Im Umgang mit den alttestamentlichen Prophetien über Israel (zu Land, Bundesvolk, Tempel,
Opfer, Königreich (Gottes) etc.) und insbesondere der Voraussage des Neuen Bundes für das
Bundes-Volk Gottes (Jeremia 31) gilt es in erster Linie zu fragen, wie die ersten Christen diese
verstanden und auf ihre Zeit angewendet haben. Ob diese Voraussagen daneben oder darüber
hinaus auch noch für die Zukunft eine Bedeutung haben, hängt wesentlich mit dem Endzeitmodell des Dispensationalismus zusammen und wird daher unterschiedlich gesehen.
3. Die christliche Gemeinde wie auch das Volk Israel leben seit dem Kommen des Messias Jesus
im Zeitalter, in dem der Neue Bund gilt. Dieser Neue Bund führt die älteren Bundesschlüsse
Gottes mit Israel weiter und darüber hinaus (Hebräerbrief). Er gründet sich auf das versöhnende
Opfer in der Lebenshingabe von Jesus, seiner Auferstehung und der Ausgiessung des Heiligen
Geistes an Pfingsten. Er hat die Errettung und Erneuerung der Menschen aller Völker zum Ziel.
4. Das Neue Testament spricht nicht von einem Ersatz oder einem Nebeneinander von Gemeinde
und Israel, sondern von einer Einheit von Juden und Heiden durch den Glauben an den Messias
Jesus (Epheser 2,14; Galater 3,28). Das Bild des Ölbaums mit den ausgebrochenen und eingepropften Zweigen verdeutlicht, dass Gott ein einziges Volk, bestehend aus jesusgläubigen Juden
und Heiden sein eigen nennen will.
5. Israel als Nation lehnt momentan zum grössten Teil Jesus als Messias ab. Für das Verhältnis
von Christentum und Judentum gilt daher: „Der Glaube [des Menschen und Juden] Jesu [im Horizont des Alten Testaments] verbindet uns … der Glaube an Jesus [im Sinne des Neuen Testaments als Glaube an den Sohn Gottes] trennt uns…“ (Schalom Ben-Chorin). Dies wird schon im
Neuen Testament deutlich, und es ist noch heute so.
6. Was die Zukunft Israels betrifft, lehrt Römer 11: Christusgläubige aus Juden und Heiden
gleichermassen bilden zwar seit Pfingsten das Bundes-Volk Gottes (Römer 15,7-13). Gleichzeitig bleibt Gott seinen Zusagen für das Volk Israel treu und widerruft seine Berufung und Gnadengaben nicht (9,6a; 11,29). Das bedeutet konkret:
…dass Israel nicht verstossen ist (11,1-2)
…dass Israel jedoch als Nation wegen seiner Unkenntnis (10,2f), seinem Unglauben (11,20), seinem Ungehorsam (10,3; 11,30) für eine gewisse Zeit (von Gott) verhärtet und verblendet worden ist (11,710+16ff+25; 2Kor 3,14ff geistlich blind)
…dass eine jüdische Minderheit, ein „Überrest“ in dieser Zeit dennoch das Heil im Messias Jesus findet
(11,2-7)
…dass in dieser Zeit den Heidenvölkern in aller Welt die Rettung und Versöhnung mit Gott angeboten
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zum Umgang mit dem Thema in der christlichen Gemeinde – FEG Schweiz März 2014
wird (11,11+15)
…dass die Verhärtung eines Teils von Israel so lange andauert, bis die volle Zahl von Menschen aus den
nicht-jüdischen Völkern zum Glauben gekommen ist und sodann „ganz Israel“ gerettet werden wird
(11,25-26; vgl. schon 11,12+15)
7. Weitergehende Aussagen zur Zukunft Israels als Nation sind nicht direkt aus den neutestamentlichen Texten zu entnehmen, sondern werden aufgrund des Endzeitmodells des dispensationalistischen Prämillennialismus und der damit zusammenhängenden „wörtlichen“ Auslegungsweise vieler alttestamentlicher Prophetentexte gemacht. Wer diese systematisch-theologischen
und methodischen Annahmen nicht teilt, wird bei der Minimalaussage in Punkt 6 bleiben.
Praxisempfehlungen für die Gemeindearbeit der FEGs in der Schweiz
Wir enthalten uns einerseits,
 Strömungen zu vertreten, die ersatztheologische Wirkungen haben.
 von Lehren und Äusserungen, die das jüdische Volk herabsetzen oder entwürdigen und so
einem Antisemitismus den Boden bereiten. Wir wissen um die Mitschuld von Christen am
geschehenen Unrecht, insbesondere im Ereignis des Holocausts.
Wir enthalten uns andererseits,
 Glaubensgeschwistern gesetzliche Forderungen (jüdische Feste/Bräuche, finanzielle Forderungen (Zehnten nach Israel), Sabbat halten, besondere Heiligkeit des Landes Israel oder der
Stadt Jerusalem/des Tempels) aufzuerlegen oder solche als Bedingung für Gottes segensreiches Wirken zu erklären (Kolosser 2,16ff). Wir streben vielmehr danach, gemäss Römer
14,1-15,7 einander in der Freiheit durch Christus zu erbauen.
 Ansichten über das Land Israel, seine Siedlungspolitik, militärische Massnahmen usw. zur
verbindlichen Ansicht für die Mitchristen zu erheben. Während manche Christen die moderne Staatsgründung Israels als Erfüllung biblischer Verheissungen ansehen, sehen andere darin einen politischen Akt, der wie jeder andere solche Akt politische und menschliche Probleme mit sich bringt. Die Würdigung und Erhaltung des jüdischen Volkes muss allerdings
für Vertreter beider Ansichten bestimmend sein.
 sprachliche Differenzen und Besonderheiten zu gewichten (Yeshua – Jesus, Messias –
Christus usw.).
Wir betonen
 das besondere Verhältnis von Juden und Christen zueinander aufgrund des gemeinsamen
Messias, der aus ihrem Volk kommt. Dies verpflichtet uns zur Achtung und Verbundenheit
mit diesem Volk. Das Kennenlernen des Judentums, die Korrektur von Halbwissen, falschen
Vorstellungen und Unkenntnis ist daher Aufgabe christlicher Verkündigung und Unterrichts.
 die allein rettende Gnade durch Jesus, den Messias (Römer 3,21ff). Eine Errettung aufgrund
der Zugehörigkeit zum jüdischen Volk ist im Gesamtzeugnis der Schrift – auch unter Berücksichtigung von Römer 11,26 – nicht zu erkennen.
 die Vollendung des Reiches Gottes, in dem durch Jesus Christus versöhnte Menschen aus allen Völkern in Frieden miteinander leben. Deshalb halten wir am Missionsauftrag Jesu fest,
das Evangelium den Juden zuerst und dann allen Menschen zu verkündigen (Mt 28,19f; Apg
1,8; Apg 4,12). Allerdings verlangt die schuldbeladene Geschichte der christlichen Kirche
den feinfühligen Umgang mit Menschen aus dem jüdischen Volk.
 die Offenheit für partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem ganzen Leib Jesu Christi in Israel – mit messianischen Juden und palästinensischen Christen.1
1
Als Grundlage für diese Praxisempfehlungen dienten uns die entsprechenden Ausführungen in: Zum Verhältnis
von Israel, dem jüdischen Volk und der christlichen Gemeinde, Abschnitt 3.2.7. im Handbuch für MitarbeiterInnen des Evangelischen Gemeinschaftswerkes EGW, 2011.
Dieses „Fazit und Empfehlungen“ entspricht den Seiten 64-65 aus:
Israel – Hilfestellung zum Umgang mit dem Thema in der christlichen Gemeinde
Die ausführliche Version ist zu finden unter „Ressourcen/Standpunkte“ auf der homepage
www.feg.ch
© Theologische Kommission, FEG Schweiz, 4. März 2014
Jürg Buchegger-Müller, André Felker, Stephan Reutimann, Alex Weidmann
beratende Fachperson: Thomas Zaugg (Verein be’yachad)
Auf Empfehlung der Pastorenkonferenz der FEG Schweiz durch die Leitung FEG Schweiz als
Hilfestellung verabschiedet.
FEG Schweiz März 2014
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