Oblateneinkehr Januar 2014 Der Glaube der Kirche 3. Ich glaube an den Heiligen Geist Wir werden wohl alle gleichermassen den Eindruck haben, dass die dritte Person der heiligsten Dreifaltigkeit, an die wir als Christen glauben, die geheimnisvollste ist. Wir wissen zwar aus der Schrift, und damit auch aus dem Glauben, was der Hl. Geist wirkt und vollbringt, auch in uns allen – seit der Hl. Taufe, da durch IHN die Liebe Gottes in unsere Herzen eingegossen wurde. Aber das alles hilft uns wenig, vom Hl. Geist selber uns ein Bild zu machen. Der Einsiedler P. Joh. Evangelist Hayoz sel. hat in der Zeitschrift “Maria Einsiedeln” (93/3, S.82) geschrieben: “Warum reden die Theologen so selten vom Hl. Geist? -- Wer schildert, was er sieht, beschreibt nicht das Auge, auch wenn ohne das Auge gar nichts sichtbar ist. Allein im Heiligen Geist kann ich Gott sehen. Darum steht der Hl. Geist nicht im Blickfeld, weil ER das für Gott weit offene Auge ist.” Sicher darf man sagen, dass der Heilige Geist unbegreiflich ist, unbegreiflicher als der Vater und der Sohn. Die Dreifaltigkeit Gottes, dass Gott einer ist in drei Personen, ist ein unbegreifliches Geheimnis des Glaubens. So sind auch die drei göttlichen Personen je für sich genommen unbegreiflich - und der Heilige Geist in besonderem Mass. Es wäre nun aber ganz falsch, den Heiligen Geist nicht ernst zu nehmen, nur weil wir uns von IHM kein rechtes Bild machen können. Wir dürfen nicht nur das als wirklich betrachten, was wir sehen können. Wir dürfen im Blick auf den Heiligen Geisst nicht dem Trugschluss verfallen, dass das für uns nicht existiert, was unsichtbar bleibt. Zu den Grundwahrheiten des christlichen Glaubensbekenntnisses gehört das Bekenntnis zum Hl. Geist: “Ich glaube an den Heiligen Geist.” Die katholische wie die orthodoxe Kirche kennen ein eigenes Sakrament der Geistmitteilung an die Getauften (in der orthodoxen Kirche wird die Firmung unmittelbar im Anschluss an die Taufe gespendet, wie es bei uns bei der Taufe von Erwachsenen geschieht). Das jährliche Pfingstfest bietet zwar auch eine Gelegenheit, immer wieder auf den Hl. Geist hinzuweisen. Aber die Person des Hl. Geistes ist bei der Mehrzahl der Gläubigen blass geblieben und hat in ihrem Bewusstsein keine klaren Umrisse gewonnen. Schon in den fünfziger Jahren hat Ida Friederike Görres, eine deutsche Schriftstellerin, von der “alljährlichen großen Pfingsttraurigkeit” geschrieben, die sie überfalle, wenn sie bedenke, wie wenig die Gläubigen mit dem Pfingstfest anfangen können. In der Tat: Wir können von einem Defizit der Kirche sprechen, wenn es um Pfingsten geht: Die Christen wissen an Pfingsten nicht so recht, was sie eigentlich feiern. Um ein Fest zu feiern, muss man um das Geheimnis wissen, das 1 diesem Fest zugrunde liegt (Vgl. Christian Schütz, Hüter der Hoffnung, 1987, S.14). Es ist sicher nicht übertrieben, vom Hl. G. als dem unbekannten Gott im christlichen Raum zu sprechen. Das liegt ohne Zweifel in der besonderen Geheimnishaftigkeit des Gottesgeistes begründet. Unter Gottvater können wir uns, gestützt auf die menschliche Erfahrung mit dem Vater, dem wir das Leben verdanken, etwas vorstellen. Vom Sohn Gottes können wir uns erst recht ein Bild machen, denn ER ist schließlich in menschlicher Gestalt unter uns Menschen erschienen, auch wenn wir nicht wissen, wie Jesus im einzelnen ausgesehen hat. - Der Hl. Geist aber entzieht sich allen Vorstellungsmöglichkeiten, auch wenn die Bibel selber gewisse Bilder für IHN anbietet: Feuerflamme, Sturmgebraus, Gestalt der Taube. Diese Bilder verstärken in uns eher noch den Eindruck des Unanschaulichen, des Unbegreiflichen und Unfassbaren. Wir bekennen zwar Gott als den Dreieinen, den Gott in drei Personen. Aber dass der Hl. Geist eine Person sein soll wie der Vater und der Sohn, das sich vorzustellen ist nicht leicht. Tatsächlich sind die Zeugnisse des NT spärlich, die den Hl. Geist als Person erscheinen lassen. Das alles hat den Hl. G. zum „unbekannten“ Gott in weiten Kreisen des Kirchenvolkes gemacht. Vielleicht hat im Lauf der Zeit zur Entfremdung zwischen Gläubigen und Heiligem Geist auch die Tatsache beigetragen, dass der Hl. Geist nicht mehr so spektakulär wirkt wie in den ersten Zeiten der Kirche, wo ER gleichsam dafür zu sorgen hatte, dass die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sich auf das kleine Grüppchen der Jesus-Anhänger richtete und Kenntnis nahm von dessen Aufgabe, die darin bestand, die Frohe Botschaft von Jesus von Nazareth in die weite Welt zu allen Völkern hinauszutragen. Die Erfahrungen, die man zu allen Zeiten dann in der Kirche mit Schwarmgeistern in Sekten und enthusiastischen Bewegungen machte, trugen auch nicht gerade dazu bei, dass man das Wirken des Hl. Geistes immer klar als solches erkannte, weil eben zu viele sich auf den Gottesgeist beriefen, um dem Amt und der Glaubensüberlieferung der Kirche zu widersprechen und sich von jeder kirchlichen Autorität unabhängig zu machen. So konnte es geschehen, dass der Glaube an den Hl. Geist doch eher zu einer lebensfremden Glaubensformel wurd. In der Vorstellung der meisten Gläubigen ist die Mitteilung des Hl. Geistes an die Firmung gebunden. Wenn man aber weiß, wie die Firmung oft als “Massensakrament” gespendet wurde und wird, und wenn man dazu noch vor Augen hat, dass die wenigsten Firmlinge heute daheim in der Familie einen religiösen Hintergrund und Untergrund besitzen, weil dort die Beziehungen zu Gott und zur Kirche nicht gepflegt, sondern vielfach als unnötig und unnütz hingestellt werden, dann wird klar, dass ein Christ, der ohne innere Erfahrung und gefühlhaftes Erleben die Firmung als Sakrament der Geistmitteilung über sich ergehen lässt, leicht zur Annahme kommen kann, dass das vom Hl. Geist Gesagte bloß ein frommes Gerede religiös überspannter Leute sei. Was Frau Görres mit “Pfingsttraurigkeit” bezeichnet, nennt ein moderner Theologe (Bischof Kurt Koch in seinem Buch “Mut des Glaubens”, S. 6) die “pfingstliche Verlegenheit” in der Kirche. Ich habe von einem evang. Pfarrer in Wiesbaden gelesen, er habe zu Beginn der Unterweisung für die Konfirmation der jungen Christen seiner Gemeinde nach dem Sinn der christlichen Hochfeste gefragt. Dabei machte er die folgende erschütternde Feststellung: Über den Sinn von Weihnachten wussten alle Bescheid, über Ostern immerhin noch 60 %, über Pfingsten jedoch konnten nur gerade 5 % der Befragten Auskunft geben. Wenn heute so viele Christen, ja weite Teile der Kirche ( die Kirche bilden ja wir Christen ) in einer eigentlichen Identitätskrise stecken, d. h. sich befragen müssen, wer sie eigentlich sind und 2 was Christsein und Kirchesein bedeuten, dann liegt wohl der Grund hier: Wer seinen Geburtstag vergisst, und Pfingsten ist nun einmal der Geburtstag der Kirche, der verdrängt seine Herkunft und gerät in diese viel zitierte Identitätskrise. Die Kirche hat ihre großen Probleme heute nicht in Anpassungsschwierigkeiten gegenüber unserem modernen Leben oder Lebensgefühl, sondern in den Anpassungsschwierigkeiten gegenüber dem, in dem unsere Hoffnung wurzelt, in Jesus Christus mit Seiner Botschaft vom Reich Gottes. Und zu dieser Botschaft gehört die Verheißung Christi, dass ER den Geist senden wird als Tröster und Beistand. Diese Verheißung hat sich erfüllt im Kommen des Geistes an Pfingsten. Wenn wir Pfingsten vergessen, oder nicht mehr wissen, was Pfingsten für die Kirche und damit für uns alle bedeutet, dann steht nichts weniger auf dem Spiel als unser Fundament, und das ist das Fundament der Kirche und des Christseins. Anderseits aber ist eine große Sehnsucht nach religiöser Erfahrung der geglaubten Wirklichkeiten - Gott, Christus, Hl. Geist - nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb der katholischen Kirche aufgebrochen. Und das beweist anschaulich, dass der Geist trotz aller Vernachlässigung von Seiten der Menschen am Werk ist noch und noch. So wirkt der Geist Gottes sicher in der charismatischen Erneuerung und in der Pfingstbewegung, die in den USA ihren Ausgang genommen haben. Vom Hl. Geist im biblischen Sinn können wir eigentlich nur sprechen, wenn wir IHN in Seinen Wirkungen sehen und beschreiben. Vom Heiligen Geist in Seinem Wirken in der Welt und in der Kirche und im einzelnen Menschen ist deshalb zu sprechen - vom Geist Gottes, der ausgegossen ist über alles Fleisch, wie Petrus in seiner Pfingstpredigt sagt (Apg 2,17). Was heißt das? Das besagt: Der Hl. Geist ist in sich und an sich unsichtbar, sichtbar jedoch in Seinen Wirkungen. Das ist gar nicht so schwer zu verstehen, wenn wir uns Rechenschaft darüber geben, dass wir selber so und so oft vom Geist reden und damit etwas meinen, das an sich nicht sichtbar ist, aber irgendwie sichtbar wird in seinen Folgen und Wirkungen. Wir sprechen von einem, der Geist hat, oder von einem großen Geist, und meinen damit einen Menschen, der außerordentlich begabt ist oder gar als Genie zu gelten hat. Der Geist eines Menschen ist unsichtbar, wird aber sichtbar in der beredten Sprache, in seiner Mimik, in den Büchern, die er schreibt, in den Kunstwerken, die er schafft, und sonst in einem klugen Handeln. Auch der Zeitgeist, von dem wir zu sprechen pflegen, bleibt unsichtbar, wird aber erkennbar in bestimmten Zeichen, Markmalen und Tendenzen, die sich zeigen. - Oder nehmen wir den Wind. Auch er ist in sich unsichtbar. Er wird in einem gewissen Sinn erst sichtbar, wenn er Staub und Laub aufwirbelt, wenn er Bäume schüttelt und u. U. entwurzelt. Er wird spürbar, wenn er als kalter Nordwind uns ins Gesicht bläst und unseren Atem gefrieren lässt. Es kann sein, dass Wind erst spürbar wird, wenn er schon vorbei ist, etwa der Föhn, der warme Südwind, der im Frühling Schnee und Eis zum Schmelzen bringt, so dass das Wasser wegläuft. So ist es mit dem Hl. Geist bestellt. Und dementsprechend kann ER umschrieben werden als “an sich unsichtbar, sehr wohl aber zu spüren, zu erfahren und jedenfalls zumindest in Seinen Wirkungen zu beschreiben”. Es ist vom Hl. Geist also keine Momentaufnahme zu machen, wie man sie von Jesus Christus, der ein sichtbarer und greifbarer Mensch war, hätte machen können, wenn man die entsprechenden Aufnahmeapparate schon gehabt hätte. So hat denn die christliche Überlieferung auch vom Hl. Geist berichtet. Besonders die Apostelgeschichte ist die Geschichte von der Wirksamkeit des Hl. Geistes beim Werden der Kirche. Und die Evangelien und die 3 Briefe der Apostel stellen auch Jesus so dar, dass klar wird, dass der Hl. Geist so sehr das Kennzeichnende und Bestimmende im Leben Jesu ist, dass man sagen muss: Der Hl. Geist ist die eigentlich tragende und treibende Kraft der Existenz Jesu. Der Hl. Geist macht Jesus von Nazareth zum Christus, d. h. zum Gesalbten, zum Messias der neuen Gottesherrschaft. So heißt es im Evangelium des Lk (4,18 - vgl.Jes 61,1): “Der Geist Gottes ist auf mir, ER hat mich gesalbt und gesandt.” Jesus liest in der Synagoge von Nazareth diesen Text des Propheten Jesaja und bemerkt abschließend dazu: “Heute ist dieses Schriftwort, wie ihr’s gehört, erfüllt worden” (ebd. 4,21). Den Geist Christi zu kennen und IHN selber zu besitzen, davon hängt einiges ab für uns! Paulus schreibt im Römerbrief (8,2.6.8): “Das Gesetz des Geistes und des Lebens in Jesus Christus hat dich frei gemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes .... Das Trachten des Fleisches führt zum Tod, das Trachten des Geistes aber zum Leben und Frieden .....Ihr aber seid nicht vom Fleisch, sondern vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in euch wohnt. Wer den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu IHM.” Für Paulus sind offensichtlich Geist, Geist Gottes und Geist Christi Namen für ein und dasselbe: zu Jesus gehören, in Jesus sein, heißt für Paulus: Seinen Geist haben, aus Seinem Geist leben. Wir wollen uns noch ein paar Gedanken machen zur Frage, wer denn der Hl. Geist ist. Es war Christus, der zum ersten Mal von Gottes Geist als von einer Person sprach. Niemand konnte vor der Offenbarung durch Jesus das Geheimnis des Heiligen Geistes kennen, obwohl das Alte Testament voll ist von Äusserungen über Gottes Geist. Man kann sich füglich fragen, was die Menschen dachten, wenn sie das merkwürdige Wort „Geist“ hörten, das in den altorentalischen Sprachen zugleich Wind, Hauch und Lebensgeist bedeutet. In den älteren Teilen der Schrift ist es bisweilen der Sturmwind, der die vorüber wehende Gegenwart Gottes versinnbildlichen soll. Tiefsinniger ist das Bild vom Gottesgeist, der das geschöpfliche Leben einhaucht. So singt der Psalmist (Ps 104): „Sende aus Deinen Geist, und alles wird neu geschaffen werden, und erneuern wirst Du das Antlitz der Erde.“ Es ist der Geist, der über den Wassern des Chaos schwebte. Diesen Geist verdichtet der Psalmist im Hauch des Schöpfungswortes, wenn er sagt: „Durch das Wort des Herrn sind die Himmel geschaffen, all ihr Heer durch den Hauch Seines Mundes“ (Ps 32,6). Und weil auch das leiseste Flüstern eines beseelten Geschöpfs, das sprechen kann, nicht möglich ist ohne das vorgängige Wissen Gottes, heisst es im Buch der Weisheit: „Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis, ER, der das All umfasst, kennt jedes Wort“(1,7). Aber Gottes Geist schenkt noch mehr als nur natürliches Leben. Schon früh wusste man im alten Israel, dass ER die Gnaden gab, die zu einem heiligen Beruf erforderlich waren. ER erweckte Helden und Propheten im auserwählten Volk. ER liess sie in der Entrückung des Geistes Gesichte sehen. ER führte, wie Jesaja sagte, Israel wie eine Herde. Und einst wird ER auf dem Messias ruhen. Ja, Joel sah IHN sogar auf alle Menschen ausgegossen (Jes 61,1; Joel 3,1.2). ER war es, der die Menschen innerlich an Jahwe band. So kannte man den Gottesgeist von altersher als Gottes Kraft im Menschen, eine Kraft, die ausgeht, gesandt wird und aufbaut. Dann sprach Jesus von IHM als einem, der IHM selber und dem Vater gleich und doch ein Anderer 4 war. Am Abend Seines Abschieds sprach ER zu den entmutigten Aposteln: Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen. Ich werde den Vater bitten, und ER wird euch einen anderen Beistand und Fürsprecher geben, der allezeit bei euch bleiben wird. Es ist der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht. ER wird von Mir Zeugnis ablegen. Der Vater wird IHN in Meinem Namen senden, und ER wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht tragen. Wenn ER aber gekommen ist, jener Geist der Wahrheit, wird ER euch in die volle Wahrheit einführen. ER wird nicht aus sich selbst reden, sondern was ER von mir hört, wird ER reden, ja euch sogar die zukünftigen Dinge verkünden. Mich wird ER verherrlichen,denn von dem Meinigen wird ER nehmen und euch verkünden ( an verschiedenen Stellen des Joh-Evang. Kap. 14-16). Fast alles, was wir vom Heiligen Geist wissen, steht in diesen wenigen, aber deutlichen Worten des Heilands. Es sind Sätze aus der langen Trostrede, in der Jesus den Seinen den Heiligen Geist verheisst. Der Heilige Geist ist hier zunächst der stellvertretende Ratgeber, derjenige, der kommt, wenn Christus fortgeht. Seine Gegenwart ist ein so grosses und so gewisses Gut, dass der Herr davon sagt: Es ist gut, dass ich fortgehe – sonst kann ich euch dieses Geschenk nicht geben. Und: Ich gehe hin, aber dieser Geist, den ich euch sende, ER bleibt für immer und steht euch in allen erdenklichen Situationen bei. ER ist der andere Helfer, aber der endgültige. Die christliche Überlieferung hat von allen Übersetzungen für das Wort Paraklet, das im griechischen Text des Neuen Testaments steht, vor allem das schöne Wort „Tröster“ beibehalten. Aber wenn der Heilige Geist nach den ausdrücklichen Worten Jesu ein Anderer ist, ER ist von Jesus Christus nicht zu trennen. ER ist und bleibt für alle Zeiten der Geist des Herrn. ER wird den Jüngern verheissen als der Anwalt Christi gegen die furchtbare Welt, die ER ihrer Schuld, ihrer Schande und ihres über sie ergehendes Gericht überführen wird. Den Aposteln, die jetzt soviel zu vergessen fürchten, wird ER den ganzen Christus nahe bringen und sie an alles erinnern, was ER ihnen während Seines Lebens mit ihnen zu Händen aller Gläubigen anvertraut hatte. Vor Gericht, vor das sie im Namen Jesus geschleppt werden, wird ER den Jüngern das Wort Christi in den Mund legen. Was ihr Fassungsvermögen in den Offenbarungen Christi überstieg, wird ER ihnen erklären und sie so in die ganze Wahrheit einführen. So ist der Heilige Geist zuerst und am deutlichsten offenbart als Zeuge, der in den Zeugen Christi wirken wird. Wer ist dieser Zeuge Christi, die geheimnisvollste Person der heiligsten Dreifaltigkeit? Woher kommt ER?. Christus sagt, dass ER vom Vater ausgeht, und zugleich, dass sowohl ER selbst, Christus, als auch der Vater IHN senden werden. Christus sagt ausdrücklich: „Von dem Meinen wird ER nehmen.“ Und als ob Jesus das Dunkle dieser Worte auf den Gesichtern der Apostel sehen könnte, die zu erkennen geben, dass sie nicht verstehen, was ER ihnen damit sagen will, fügt Jesus hinzu: „Alles, was der Vater hat, ist auch das Meine, darum sagte ich, dass ER (der Geist) von dem Meinen nimmt.“ Damit sagt Jesus nur das Eine: Die Sendung und das Zeugnis des Geistes gehen den Vater und den Sohn in gleicher Weise an. Auch auf Seinen, des Geistes, Namen sollen die Apostel taufen. Und seitdem der Herr in den Himmel aufgenommen ist, beginnen sie auch den Heiligen Geist zu verkünden. Bis zum Tode des Apostels Johannes herrscht der Geist so sichtbar, dass die Kirche Sein unfehlbares Zeugnis aus mehr als einem Munde hört. Paulus bezeugt vom Heiligen Geist Gottes, dass ER in uns wohnt und betet, dass ER die Tiefen der Gottheit durchforscht und dass ER alle Gnadengaben an die Menschen 5 verteilt. Daraus konnten die ersten Christen erkennen, dass sie, dass die Kirche durch die dritte Person Gottes, den Heiligen Geist, lebten. Länger als dreihundert Jahre dann hatte die Kirche bereits aus dem Heiligen Geist gelebt und auf Seinen Namen getauft und bei der Feier der hl. Eucharistie dem Vater durch den Sohn im Geiste gedankt, als sie sich genötigt sah, feierlich zu erklären, was sie immer geglaubt hatte, denn es waren falsche Ansichten über den Geist Gottes aufgekommen (u. a. wurde der Geist „Diener“ Gottes genannt). Darum wurde IHM auf dem Konzil von Konstantinopel im Jahre 381 der Titel „Herr und Lebensspender“ gegeben. Und es wurde die Offenbarung über IHN in die Worte gefasst: „Der vom Vater ausgeht, der mit dem Vater und dem Sohn zusammen angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten.“ Von da an hat der Glaube der Kirche sich besonders auch mit dem „Hervorgehen des Geistes aus dem Vater und dem Sohn“ beschäftigt. Man erkannte den Heiligen Geist als die zur Person gewordenen Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn: Von Ewigkeit her neigt sich der Vater in liebendem Wohlwollen Seinem Sohn zu, und der Sohn gibt dieses liebende Wohlwollen dem Vater zurück. Aus diesem liebenden Hin-und-Her des Vaters und des Sohnes wird die Person des Heiligen Geistes. Auf dem zweiten Konzil von Lyon (1274) und auf dem Konzil von Florenz (1439) hat die Kirche ausdrücklich erklärt, dass der Hl. Geist von Vater und Sohn ausgeht durch eine einzige Hauchung, so dass Vater und Sohn zusammen der eine und einheitliche Grund des Geistes sind. Die Hl. Schrift spricht ja von einem Ausgang vom Vater, aber auch von einem Ausgang des Geistes vom Sohn. Sie sagt uns: dass der Geist vom Vater ausgeht; dass der Geist unseres Vaters für uns sprechen wird, und dass der Vater IHN sendet. Aber die Schrift sagt ebenso: Es ist der Geist des Sohnes, der in unseren Herzen ruft: „Abba, Vater“, und dass ER von dem Seinen nimmt, weil alles, was dem Vater gehört, auch dem Sohn gehört. Und endlich spricht Paulus von dem Geist,der aus Gott ist. - Weil die Schrift so klar vom Geist des Vaters und vom Geist des Sohnes spricht, hat die Kirche (zuerst in Spanien im 7.Jh. angefangen), bei den Worten des Grossen Glaubensbekenntnisses „der aus dem Vater hervorgeht“ das „filioque“ anzuhängen, so dass es heisst: „der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht“. Das ist einer der Hauptstreitpunkte zwischen der lateinischen Kirche und der sog. orthodoxen Kirche. Die östlichen Kirchen sagen, auch wenn die Lehre die gleiche ist (dass also der Heilige Geist aus Vater und Sohn hervorgeht), so sei es doch unstatthaft, das Wort filioque in das offizielle Glaubensbekenntnis einzufügen. Gottes Weisheit ist unendlich. Das zeigt sich auch in der Offenbarung, die ER uns in Jesus Christus geschenkt hat. Gott ging schrittweise voran. ER wusste, dass die Jünger Jesus nicht alles auf einmal begreifen konnten. Und vor allem wusste Gott, dass die Jünger Jesu nach dem Weggang ihres Meisters eines Beistandes bedurften. Den sandte ER ihnen im Heiligen Geist. Dieser Heilige Geist ist Gottvater und Gottsohn Seinem Wesen nach gleich, weshalb das Grosse Glaubensbekenntnis sagt: „ER wird mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht“. Der Heilige Geist ist nicht als ein Drittes, als ein Ding zwischen Gott und den Menschen anzusehen. Nein, mit dem Heiligen Geist ist die persönliche Nähe Gottes selber zu den Menschen gemeint, und die ist so wenig abzutrennen von Gott wie der Sonnenstrahl von der Sonne. Der unsichtbare, unbegreifbare Gott ist uns glaubenden Menschen nahe und gegenwärtig im Geist, durch den Geist, ja als Geist. 6 Es ist gut und wichtig, dass wir wissen, was die Lehre der Kirche über den Heiligen Geist ist. Besser und wichtiger für uns aber ist noch, dass wir ein lebendiges Verhältnis entfalten zum Heiligen Geist Gottes. ER ist es, der uns in der Taufe als Person gewordene Liebe ins Herz gegossen wurde, der in uns lebt und uns im göttlichen Leben erhält. Glauben wir es nur: Wer echt und nachhaltig nach einer innigen Verbundenheit mit dem Hl. Geist strebt, wird nicht enttäuscht werden.Er wird von IHM Klarheit und Wahrheit empfangen und Kraft und Stärke, das als gut Erkannte auch mit Erfolg, aus Liebe zu Gott zu erfüllen. 7