Deutschland Deutsches Reich Gab es das ‘Deutsche Reich’ mehr als 1000 Jahre? Herrscher des Reichs Das Reich Karl 747? - 814 Römisches Reich Relief um 1400 in der ehemaligen Klosterkirche in Neustadt am Main. König der Franken, König der Langobarden, seit 800 Kaiser 'Karl der Große' Otto 912 – 973 Wechselnde Hauptstädte Karl war ein Frankenherrscher, dessen Herrschaftsbereich nördlich bis zum Harz, östlich bis zur Elbe ging und nach Westen weit ins heutige ZentralFrankreich. Sein Geburtsjahr ist ebenso unbekannt wie sein Geburtsort. Im Frankenreich sprach man verschiedene ‚germanische‘ und ‚romanische‘ Dialekte. Latein war die vorherrschende und verbindende Sprache des Hofs. Karl führte verschiedene ‚erfolgreiche‘ Kriege gegen die Sachsen im Norden, gegen die Sorben und Awaren im Südosten, gegen die Baiern in Süddeutschland und gegen die Langobarden in Oberitalien. Im Jahr 800 ließ er sich in Rom vom Papst zum ersten ‚Kaiser‘ (Caesar) nach dem Untergang des (west-)römischen Reichs krönen (Imperium Romanum). Pfalz (von lat. palatium) im Mittelalter Stützpunkt des reisenden Herrschers, Kapelle mit Gutshof oder Palast. Karl nannte sich jetzt ‚Carolus Magnus‘ und war nun ‚Römischer Kaiser‘. Mit dem Titel sollte sein Machtanspruch gegenüber Konstantinopel (‚Ostrom‘, heute Istanbul) abgesteckt werden und zugleich sollte der Weltuntergang verhindert werden. Denn im beginnenden Mittelalter war man des festen (Aber-) Glaubens, dass das ‚Römische Reich‘ das letzte vor dem Ende der Welt sei. Also sollte Karl dieses Reich wieder begründen. Der mittelalterliche König konnte nicht von einer Hauptstadt aus regieren. 843 wurde das neue ‚Römische Reich‘ in drei Teile geteilt (Vertrag von Verdun): Die Westfranken hatten inzwischen den gallo-römischen Dialekt der eroberten Gegend angenommen und so entstand ‚Frankreich‘, in dem ‚Französisch‘ sich als Volkssprache herausbildete. Die Ostfranken machten ihren Dialekt (von Luxemburg bis zum heutigen Franken) zum wichtigsten im Ostreich. Dort wurden auch andere germanische Dialekte gesprochen, aber auch slawische wie Sorbisch. Er musste reisen, um Kontakt zu seinen untergebenen Fürsten zu halten. Aachen, Königspfalz Karls des Großen Pfalzen der deutschen Könige gab es von Aachen bis Zürich, von Frankfurt/Main bis Magdeburg. Heiliges Römisches Reich Herzog von Sachsen, Ostfränkischer König, König von Italien, seit 962 Kaiser Otto I., 'der Große' 955 besiegte der ostfränkischen König Otto die ,heidnischen‘ Ungarn (Schlacht auf dem Lechfeld). Daraufhin bot ihm der Papst die Kaiserkrone an. Otto der I. erklärte sich zum Nachfolger Karls des Großen und begründete 962 erneut das ‚Imperium Romanum‘. Dieses Reich wurde ab Mitte des 12. Jahrhunderts ‚Heiliges Römisches Reich‘ genannt (Sacrum Romanum Imperium), weil der Kaiser als von Gott eingesetzt, als ‚heilig‘ galt. Damit war eine Macht entstanden, die zumindest auf dem Papier bis zur Auflösung 1806 fortdauerte. Büste im Meißner Dom Die Grenzen dieses Reichs verschoben sich durch Kriege und Fürstenhochzeiten. Das Reich umfasste wechselnde Völker in Mitteleuropa: Es war multiethnisch. Darin lebten zeitweise Deutsche, Italiener, Tschechen, Burgunder etc.. Karl 1316 – 1378 Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation König von Böhmen, König der Lombardei, König von Burgund; seit 1355 Karl der IV., Römisch-Deutscher Kaiser Der Zusatz ‚Nationis Germanicae‘ (Deutscher Nation) erschien erst im Spätmittelalter um 1450, da sich das Reich im Wesentlichen auf das Gebiet des deutschen Sprachraumes erstreckte. Im Gegensatz zum westfränkischen Reich entwickelte sich dieses ‚Heilige Römische Reich Deutscher Nation‘ nie zu einem modernen Nationalstaat, sondern blieb immer eine übernationale, vielsprachige politische Macht mit dem Zentrum in Mitteleuropa und wechselnden Hauptstädten: Von Aachen bis Regensburg und Frankfurt, von Prag bis Wien. Dieses Reich zerbrach an der machtpolitischen Rivalität zwischen Preußen und Österreich. Sein Ende fand es in den Napoleonischen Kriegen 1806. 1815 wurde an seiner Stelle der Deutsche Bund errichtet; er zerbrach ebenso wie das Reich an den Interessengegensätzen seiner beiden Großmächte: Österreich und Preußen, die 1866 den ‚Deutschen Krieg‘ führten. Karl IV, Iglauer Rechtsbuch, 1406/7 Magdeburg, Kaiserpfalz Ottos des Großen Vom Mittelalter bis zur Neuzeit wurden die Hauptstädte der deutschen Staaten (von Wien bis Dresden, von München bis Berlin) wichtiger als die jeweilige Reichshauptstadt. Meist gab es jedoch keine offizielle Hauptstadt, höchstens eine Stadt, die längere Zeit auch Regierungssitz des Kaisers war (z.B. München 1322 1346, Prag 1346 – 1400). Prag/ Praha, 1346 – 1400 Hauptstadt des vielsprachigen, multiethnischen ‘Heiligen Römischen Reichs’ Deutsches Reich 1871 wurde unter Führung Preußens durch Anschluss der süddeutschen Staaten das ‚Deutsche Reich‘ als Kaiserreich mit der Hauptstadt Berlin begründet. Da Österreich ausgeschlossen war, galt es als ‚Kleindeutsche Lösung‘. Das Kaiserreich ging 1918 in der Revolution nach dem verlorenen 1.Weltkrieg unter, den es maßgeblich mitverursacht hatte. 1919 wurde das Deutsche Reich eine Republik. Die ‚Weimarer Republik‘ war der erste moderne demokratische deutsche Staat. Wilhelm II, Kaiser des Deutschen Reichs (1888 - 1918) Friedrich Ebert, Präsident des Deutschen Reichs (1919 - 1925) Adolf Hitler, ‘Führer’ des Deutschen Reichs (1933 - 1945) In der Propaganda der Nazis wurde das Kaiserreich als ‚Zweites Reich‘ bezeichnet, um die Diktatur Hitlers als ‚Drittes Reich‘ in die Tradition eines vergangenen ‚Tausendjährigen Reichs‘ zu stellen, dem nach 1933 das neue ‚Tausendjährige Reich‘ folgen sollte. Die offizielle Bezeichnung lautete weiterhin: Deutsches Reich. Das ‚Dritte Reich‘ fand sein Ende 1945 nach dem 2.Weltkrieg mit Millionen Toten, auf den seine Führung systematisch hingearbeitet hatte. Berlin, Hauptstadt des Deutschen Reichs (1871 -1945)