FIMAX Kapitalmarktbrief Oktober 2011 Verschuldungskrise – Kapitalschnitt in Griechenland – Bankenrettung – Rezession In den letzten 3 Monaten kehrte die Volatilität mit aller Macht an sämtliche Anlagemärkte zurück. Statt von politischer Entschlusskraft war das letzte Quartal von verschiedensten Aussagen und Andeutungen geprägt. So erklärten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Präsident Nicolas Sarkozy, sie seien „überzeugt, dass Griechenland in der Eurozone bleiben werde“. Beim letzten Gipfel des IWF verpflichteten sich die Spitzenpolitiker der 17 Länder der Eurozone zudem, „alles Notwendige zu tun“ und „die Stabilität des Euroraums insgesamt zu gewährleisten“. In den letzten Tagen hören wir von Bundesbankpräsident Jens Weismann „ein Schuldenschnitt kann nicht mehr ausgeschlossen werden“. Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble spricht sich nun für eine Schuldenreduzierung für Griechenland aus, „wenn die griechischen Schulden auf Dauer nicht tragfähig sind – und es spricht viel dafür, dass sie es nicht sind – müssen sie eben so reduziert werden, das Griechenland eine verlässliche Perspektive hat“. Der Luxemburger Premierminister Jean-Claude Juncker gab in einem ORF-Interview zu, das sich die EU-Finanzminister über einen Schuldenverzicht von mehr als 60% unterhalten. So sollte der Beitrag der privaten Investoren zur Rettung Griechenlands von 50 Milliarden Euro auf 159 Milliarden Euro angehoben werden. Nun ist offiziell ausgesprochen, was sowohl unsere Kunden als auch wir seit langem fühlen und für nötig halten. Wer kann bei einem in den letzten zwölf Monaten um 6% rückläufigen BIP, einer um 5% gestiegenen Arbeitslosenquote und einer um 15% gesunkenen Kaufkraft dem Land allen Ernstes noch weitere Sparmaßnahmen abverlangen? Wer kann unter diesen Umständen noch an die Zahlungsfähigkeit des Landes glauben? Griechenland wird nicht nur in Bezug auf sein Haushaltsdefizit die von der „Troika“ (IWF, EU und EZB) gesetzten Ziele verfehlen, auch sein Außenhandelsdefizit ist auf 12% des BIP angewachsen. „Ohne die Möglichkeit zur Abwertung seiner Währung gleicht der Versuch, Griechenland beim augenblicklichen Stand der Dinge zu retten, der Quadratur des Kreises“, meint Eric Le Coz von der Fondsgesellschaft Carmignac Gestion. Die Rückstellungen in Höhe von 21% für Verluste (gemäß der neuen Anordnung der „Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität“, kurz EFSF) von Inhabern griechischer Anleihen sind absolut unzureichend, was auch die Kurse um 40% für Griechenland Bonds widerspiegeln. Während einige deutsche Finanzinstitute (Banken und Versicherungen) angeblich schon einen Ausfall von mindestens 50% berücksichtigen, geben sich französischen Banken noch mit dem genannten Abschlag von 21% zufrieden. Es ist davon auszugehen, das Griechenland in den nächsten Jahren bestenfalls einen Überschuss von 5 Milliarden Euro erwirtschaften kann. Wenn wir unterstellen, dass die Griechen 5% Zinsen für ihre Schulden bezahlen müssen, können sie also maximal 100 Milliarden Euro finanzieren. Sie haben aber inzwischen fast 360 Milliarden Schulden, was einen Schuldenschnitt für griechische Staatsanleihen von etwa 75% bedeutet. Peer Steinbrück, Finanzminister a.D., sprach am 28. September beim Investmentkongress der DAB bank AG in München und ging ebenfalls von einem „Haircut“ von mindestens 50% aus. Er bestätigte auch die unzureichenden Abschreibungen französischer Banken auf griechische Anleihen und stellte Verstaatlichungen in Aussicht. Wenige Tage später gab die französisch-belgische Dexia Liquiditätsprobleme bekannt und beantragte abermals Staatshilfe. -1- Neben Deutschland wird immer wieder Frankreich als Retter der Eurozone genannt, doch wie stehen denn eigentlich unsere Nachbarn da, gerade unter Berücksichtigung, dass wohl die Dexia nicht der einzige Problemfall bleiben wird? Im französischen Haushalt für das Jahr 2012 wird eine Senkung des Defizits von 5,7% auf 4,5% des BIP bei einer (optimistischen) Wachstumsprognose von 1,75% angestrebt. Diese Wachstumserwartung setzt 11 Milliarden Euro zusätzlicher Einnahmen voraus, davon 10 Milliarden Euro aus Steuereinnahmen und nur 1 Milliarde Euro aus Einsparungen im Staatshaushalt. Es sei daran erinnert, dass die Spanier und Italiener gleichzeitig für Sparmaßnahmen in Höhe von 50 bzw. 80 Milliarden Euro gestimmt haben. Die französische Verschuldung liegt bei 85% des BIP und befindet sich zu 70% in der Hand ausländischer Investoren. Neben dem Haushaltsdefizit (der zuletzt 1975 ausgeglichen war!) hat Frankreich ein beträchtliches Außenhandelsdefizit angesammelt, denn die Handelsbilanz weist einen negativen Saldo von 75 Milliarden Euro auf. So scheint die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs (aktuell noch AAA) unvermeidlich. Es ist davon auszugehen, dass eine Abstufung wieder hohe Schwankungen an den Kapitalmärkten auslösen wird. Mehr Sparmaßnahmen in Frankreich bedeuten noch weniger Wachstum, wodurch wiederum Deutschland in Mitleidenschaft gezogen wird, dessen wichtigster Handelspartner Frankreich ist. In diesem Umfeld wird ein Null-Wachstum bzw. eine „leichte“ Rezession für uns immer wahrscheinlicher. Von der zweifellos nachhaltig geschwächten amerikanischen Wirtschaft kann Europa keine Impulse erwarten. Trotz aller (monetären) Anstrengungen gibt es keine Fortschritte bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und auch der nach wie vor schwache Immobilienmarkt beeinträchtigt das Wirtschaftswachstum. Die US-Notenbank hat angekündigt, den Leitzins „mindestens noch 2 Jahre unverändert niedrig“ zu belassen. 5-jährige US-Staatsanleihen rentieren derzeit unter 1%. Um auch die für die US-Wirtschaft so wichtigen (langfristigen) Hypothekenzinsen zu senken, hat die Fed im September das Programm „Operation Twist“ mit einem Volumen von 400 Milliarden Euro gestartet. Hier kauft die Fed langfristige Titel mit Laufzeiten zwischen 6 – 30 Jahren auf. Wenn sich darauf hin die US-Konjunktur trotzdem verschlechtern sollte – worauf Frühindikatoren bereits hindeuten – dürfte die Notenbank wieder mit Gelddrucken beginnen (Quantitative Easing 3). Das künstlich tiefe Zinsniveau entlastet den US Staatshaushalt, da die Zinsausgaben trotz steigender Schulden fallen, oder zumindest aktuell nicht mehr steigen. Mit einem negativen Realzins (Zinsertrag abzgl. Steuern, Gebühren und Inflation ist negativ = Wertverlust) lässt sich nicht nur die Schuldenquote der Staaten reduzieren, sondern gleichzeitig die Attraktivität anderer Anlagen erhöhen. Unternehmensanleihen, Immobilien und Aktien werden interessanter, ihre Preise steigen oder stabilisieren sich zumindest. Dies könnte auch Unternehmens- und Immobilieninvestitionen und damit die Realwirtschaft beflügeln, einen Effekt, den die Fed mit ihren Maßnahmen gezielt verfolgt. Zuletzt war zu hören, dass die Schwellenländer der Eurozone in der Schuldenkrise zur Hilfe kommen wollen. Im Gespräch sei, den internationalen Währungsfonds (IWF) schlagkräftiger zu machen, damit dieser wiederum die Bemühungen der Eurozone bei der Krisenabwehr unterstützen kann. Befürworter des Plans seien China und Brasilien, Details würden aber noch nicht feststehen. Eine der Möglichkeiten wäre der – in der Finanzkrise bereits bewährte – Ankauf von Anleihen, die der IWF ausgibt. Auf diese Weise könnten die Schwellenländer Europa helfen, ohne direkt Staatsanleihen von den Krisenstaaten erwerben zu müssen – was ihnen unter Umständen Verluste einbrächte. Die Maßnahmen könnten auf dem G20-Gipfel am 03./04. November in Cannes vorgestellt werden. Der Hintergedanke ist klar: Der chinesische Renminbi ist an den US-Dollar gekoppelt und dieser konnte zuletzt gegen den Euro von etwa 1,45 €/USD auf 1,35 €/USD aufwerten. Auch der brasilianische Real hat in den letzten Monaten deutlich gegen den Euro aufgewertet. Beide Staaten sehen aufgrund des für sie ungünstigeren Wechselkurses Schwierigkeiten beim Export. Ähnliche Sorgen bzgl. des Wechselkursverhältnisses hörten wir am 07. September aus der Schweiz. Nachfolgend der Originaltext der Schweizerischen Nationalbank (SNB): -2- „Die gegenwärtig massive Überbewertung des Schweizer Frankens stellt eine akute Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft dar und birgt das Risiko einer deflationären Entwicklung. Die Schweizerische Nationalbank strebt daher eine deutliche und dauerhafte Abschwächung des Frankens an. Sie toleriert am Devisenmarkt ab sofort keinen Euro-Franken-Kurs unter dem Mindestkurs von 1,20. Die Nationalbank wird den Mindestkurs mit aller Konsequenz durchsetzen und ist bereit, unbegrenzt Devisen zu kaufen.“ Schon einmal, nämlich 1978, griff die Schweiz zu harten Mitteln, als eine Untergrenze des Frankens zur D-Mark festgelegt wurde. Das war notwendig geworden nachdem zuvor negative Zinssätze und Kapitalverkehrskontrollen die Aufwertung des Franken nicht stoppen konnten. Am 1. Oktober 1978 kündigte die Schweizer Nationalbank an, dass ein Kurs von 80 Rappen pro D-Mark nicht unterschritten werden dürfe. Bis dahin wertete der Franken über zwei Jahre hinweg um über 25% zur D-Mark auf. Um das Kursziel zu verteidigen, intervenierte die Nationalbank und verkaufte mehr als 10 Milliarden Franken. Das Festzurren ließ die Schweizer Geldmenge um 17% anschwellen. Die Inflation sprang von 1% auf satte 5% im Jahre 1979 hoch. Ähnliches kann heute wieder geschehen. Die Schweizer Nationalbank will sogar Inflation erzeugen, um die von ihr befürchtete Deflation zu besiegen. Es wird für die Schweiz wie vor dreißig Jahren eine schwierige Gratwanderung werden, die Inflation nicht zu stark steigen zu lassen. Die Währungspolitik wird von 3 Zielkonflikten beeinflusst; autonome Geldpolitik, freier internationaler Kapitalverkehr und feste Wechselkurse können nicht gleichzeitig erfüllt werden: A) Bei freiem Kapitalverkehr und geldpolitischer Autonomie ist der Wechselkurs flexibel. B) Bevorzugt man fixe Wechselkurse und will eine eigene Geldpolitik betreiben, muss man den Kapitalverkehr beschränken (das ist im Groben der chinesische Weg). C) Wenn fixe Wechselkurse und eingeschränkter Kapitalverkehr erste Priorität haben, muss auf eine eigenständige Zinspolitik verzichtet werden. Die Schweizer Geldpolitiker können also wählen, ob man den Kapitalverkehr beschränkt oder auf eine eigene Geldpolitik verzichtet. Beide Möglichkeiten sind für eine kleine offene Volkswirtschaft wie die Schweiz nicht dauerhaft sinnvoll. So gesehen ist es eine Frage der Zeit, wie lange die Frankenbindung halten wird. Das System fester Wechselkurse, das heute noch eine Reihe von Ländern pflegen (z.B. Dänemark), bergen evtl. noch viel schwerwiegendere Probleme. Volkswirtschaften wachsen in der Regel unterschiedlich stark, einige weisen Leistungs- und Zahlungsbilanzdefizite (z.B. Italien) andere weisen Überschüsse auf (z.B. Deutschland). Defizitländer müssen Kapital aus dem Ausland (den Überschussländern) importieren, um ihr Defizit finanzieren zu können. Flexible Wechselkurse sind in solchen Fällen ein wichtiges Anpassungsinstrument. Defizitländer würden abwerten, Überschussländer aufwerten. Deswegen sind alle Versuche gefährlich, auf Dauer Wechselkurse auf Niveaus zu halten, die fundamental nicht gerechtfertigt sind. Genau diese Effekte bereiten der heterogenen Eurozone derzeit so viele Probleme. Länder wie Griechenland, Italien & Co. können nicht mehr durch Abwertung Ihrer eigenen Währung Einfluss nehmen. Es erklärt zum Beispiel auch den Währungsstreit der USA mit China. Früher oder später wird sich der Aufwertungsdruck entladen und das geschieht dann oft ruckartig. Quellen: Hauck & Aufhäuser, FvS, DJE, FIMAX Research -3- Aktien Historisch niedrige Bewertungen locken. Wäre da nicht die hohe Volatilität ... Zwei Dinge haben die europäischen Aktienmärkte im Griff: Plötzlich aufgekommene Konjunktursorgen und der verlorene Glaube daran, dass die Politik die Schuldenkrise lösen kann. Letzteres ist vor allem der Grund, warum europäische Aktien seit Jahresanfang mehr als 20% und amerikanische Aktien (gemessen am S&P 500) „nur“ 10% verloren haben. Wie immer gilt es zu differenzieren. Die Finanzindustrie steht vor erheblichen Herausforderungen. Im deutschen Aktienindex haben die Finanztitel aber ein überschaubares Gewicht (Dt. Bank 4,8%, Commerzbank 1,4%, Allianz 6,3% und Münchner Rück 2,8%). Um so mehr verwundert die relative Schwäche deutscher Aktien seit Jahresbeginn – was nicht suggerieren soll, dass die Kursverluste anderer Märkte nachvollziehbar oder gar gerechtfertigt wären. Selbst der japanische Nikkei-Index hat sich seit Jahresanfang stabiler entwickelt als unsere deutschen Unternehmen. Und Japan hatte – und hat auch heute noch – eine echte Krise. Ein Grund für die aktuelle DAX-Schwäche könnte in der Annahme liegen, die in Deutschland vertretenen zyklischen Unternehmen würden besonders unter einer möglichen Konjunkturkrise leiden. Doch bei vielen Firmen laufen die Geschäfte derzeit glänzend und die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Den Firmen ist bewusst, dass dies nicht so bleiben muss. Dennoch wird ein Rezessionsszenario für wenig wahrscheinlich gehalten. Selbst im Falle eines negativen Wirtschaftswachstums fühlen sich die Unternehmen, im Gegensatz zur der Zeit nach Lehman Brothers vor drei Jahren, besser gerüstet, da man aus der letzten Krise gelernt hat und dieses Mal vorbereitet ist. Der Absturz führt zu attraktiven Bewertungen: Das Kursgewinnverhältnis (KGV) des DAX für das Jahr 2012 liegt bei 7 bis 8, und auch das KGV für US-Aktien markiert mit einem Wert um die 11 ein Dekaden-Tief. Eine europäische Dividendenrendite von 6,5% spricht zudem für sich. Selbst ohne die (unsicheren) Dividenden von Finanzwerten dürfte die Rendite bei rund 5% liegen. (Quelle: vwd group) Obige Grafik zeigt die Entwicklung des KGV für den DAX seit 30.09.1981. Aus Bewertungssicht sind Aktien somit so günstig wie in den letzten 30 Jahren nicht mehr. Auch wenn die Gewinnerwartungen der Unternehmen nach unten revidiert werden müssen, wird das KGV nur um die 10 sein. Fazit: Die deutschen DAX-Unternehmen werden in 2011 so viel verdienen wir nie zuvor, nämlich über 70 Milliarden Euro. Der stetige Gewinnanstieg der letzten 10 Jahre, welcher nicht mit steigenden Kursen einherging, führt zu einer aktuell sehr günstigen Bewertung. Gleichzeitig ist die Dividendenrendite der Unternehmen so hoch wie selten. Aggressive Engagements drängen sich dennoch nicht auf (vor allem nicht im Finanzsektor), da die Volatilität hoch bleiben wird, solange die Unsicherheit anhält. DAX-Kurse um 5.000 oder darunter empfehlen sich zum Einstieg. -4- Zinsen Der europäische Rentenmarkt war im dritten Quartal von einer Verschärfung der europäischen Staatsschuldenkrise und der Suche der Investoren nach einem sicheren Hafen geprägt. Die Staatsschuldenkrise weitete sich auf Italien und auf das europäische Bankensystem aus und bekam somit einen systemischen Charakter. Die stark verunsicherten Investoren suchten reflexartig den sicheren und liquiden Hafen der Bundesanleihen. So sank die Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen im September auf ein neues historisches Tief von 1,64 %, die Rendite 2-jähriger Bundesanleihen fiel sogar auf nur noch 0,32 %! Allerdings scheint dieser Renditerückgang eher eine Folge technischer Faktoren zu sein – etwa der traditionell hohen Liquidität bei Bundesanleihen – als in den guten Fundamentaldaten Deutschlands begründet. Denn laut Prof. Dr. Sinn vom Ifo Institut hat die Bundesbank inzwischen für 390 Milliarden Euro Kredite an die EZB gegeben. Und die EZB wiederum hat diese Kredite an die Länder der südwestlichen Peripherie weitergegeben – an Griechenland, Irland, Portugal und Spanien. Jeder Zahlungsausfall trifft deshalb auch direkt die Solvenz der Bundesrepublik Deutschland. Nachfolgend eine Übersicht 5-jähriger Staatsanleihen aus dem Euroraum. Noch vor 2 Jahren stand in der rechten Spalte bei allen Staatsanleihen annähernd der gleiche Zinssatz! Staat Laufzeit Bonität Rendite Deutschland 20.09.2016 AAA 1,3% Frankreich 25.10.2016 AAA 2,1% Belgien 28.09.2016 AA+ 3,7% Spanien 31.10.2016 AA- 4,5% Italien 25.07.2016 A 5,5% Irland 18.04.2016 BBB+ 7,0% Portugal 15.10.2016 BBB- 14,0% Griechenland 20.07.2016 CCC 29,0% Stand: 30.09.2011 Angesichts solcher Renditen bei Staatsanleihen – entweder sehr niedrige Verzinsung wie bei Bundesanleihen oder ausfallgefährdete Länderanleihen – fühlen wir uns weiterhin bei Unternehmensanleihen sehr wohl. Die Unternehmen (außer den Banken) haben aus der Krise gelernt und sind heute viel besser aufgestellt. Sie nutzten die gute Konjunkturlage der letzten drei Jahre, um ihre Finanzierungsquote zu reduzieren und die Fälligkeiten ihrer Verbindlichkeiten deutlich zu verlängern. Außerdem haben sie sich viel stärker über die Kapitalmärkte refinanziert (durch die Ausgabe von Unternehmensanleihen) und damit von den Banken unabhängiger gemacht. Die Kursturbulenzen der letzten Wochen haben aber auch vor den Unternehmensanleihen nicht halt gemacht. Die aktuell niedrigen Kurse (= hohe Renditen) sind deshalb eine Einstiegschance, die sich zuletzt im Jahr 2009 bot. Unternehmensanleihen mit guter Bonität, sprich besser als BBB-, bieten heute Jahresrenditen zwischen 3,5% bis 5,5% bei Laufzeiten zwischen 3 und 5 Jahren. Auf dieser Basis sehen wir gute Einstiegsmöglichkeiten. -5- Immobilien Ein Immobilieninvestor hat es in diesen Zeiten nicht leicht, findet er doch aktuell kaum Investitionsmöglichkeiten. Und wenn er eine Immobilie findet, so zehren die Erwerbsnebenkosten bei den derzeitigen Mietrenditen oft die Erträge mehrerer Jahre auf. Zudem begibt er sich in eine illiquide Anlage und setzt sich unter anderem Risiken bei der Vermietung aus. Berücksichtigt der Investor außerdem, dass bei einer Immobilie langfristig nicht unerhebliche Revitalisierungskosten anfallen, ist oftmals kaum eine Rendite zu erwirtschaften, geschweige ein Inflationsausgleich zu erzielen. Statt eines Direktinvestments rücken Immobilienaktien als deutlich flexiblere und liquidere Form der Immobilienanlage in den Blickpunkt, wenngleich Investitionen in Immobilienaktien natürlich auch langfristig ausgerichtet sein sollen. Vor allem Real Estate Investment Trusts (Reits) als steuerbegünstigte Ausprägung von Immobilienaktien lohnen einen näheren Blick. Reits existieren in den USA bereits seit den sechziger Jahren und die weltweite Marktkapitalisierung von Immobilienaktien und Reits in Höhe von ca. 800 Milliarden USD zeigen, dass diese Anlageform nicht nur etabliert, sondern durchaus populär ist. Die Gründe für die hohe internationale Akzeptanz sind vielfältig: Zunächst verfügen Immobilienaktien bzw. Reits über einen echten inneren Wert, den „Net Asset Value“ (NAV). Regelmäßige Mieteinnahmen ermöglichen eine gute Planbarkeit des Cash-Flows. Der Anteilseigner kann nicht ohne Weiteres Eigenkapital abziehen, sondern gibt im Verkaufsfalle seine Aktien an den nächsten Investor zum Börsenkurs weiter – das Eigenkapital bleibt somit beim Unternehmen. Kurzfristig korrelieren die Immobilienaktien bzw. Reits mit dem Aktienmarkt, auf längere Sicht tun sie dies in deutlich geringeren Maße. Reits verbinden als „Zwitterprodukt“ im Idealfall die Vorteile der Aktienanlage mit der Stabilität eines Immobilieninvestments. Somit liegen die Hauptvorteile gegenüber Immobilien-Direktinvestments auf der Hand: Professionelle Verwaltung, attraktive Dividendenrendite, hohe Fungibilität, Vermeidung von Klumpenrisiken, sowie eine individuelle Streuung über Wohn- und / oder Gewerbeimmobilien. Selbst bei überschaubaren Investitionsmöglichkeiten lässt sich ein breit diversifiziertes Immobilienengagement darstellen. Nachfolgend der Kursverlauf der Hamborner Reit AG, als veranschaulichendes Beispiel einer Immobilienaktie. Seit der Abgabe des Bergbaus im Jahre 1973 ist die Hamborner Reit AG mit der Verwaltung ihres Grundvermögens befasst. Der Verkehrswert des Immobilienportfolios (überwiegend Einzelhandel mit Mietern wie Kaufland, Edeka etc.) lag zum 30.06.2011 bei etwa 450 Millionen Euro. Der faire Wert (Net Asset Value) wird bei etwa 8,50 Euro pro Aktie gesehen. An der Börse wir die Immobilienaktie derzeit mit einem Abschlag von ca. 25% zum inneren Wert bzw. bei 6,30 Euro gehandelt. Der nachfolgende Chart zeigt den Kursverlauf der Hamborner Reit AG inkl. Dividendenzahlungen vom 01.01.1993 bis 30.09.2011: -6- Edelmetalle Nach einem fulminanten Start ins 3. Quartal stürzte der Goldpreis binnen weniger Tage um 300 USD / Feinunze ab, alleine am 26. September waren es 120 USD, der höchste Tagesverlust den Händler je sahen. Die Meinungen der Finanzwelt zu den Ursachen gehen weit auseinander: Die einen sehen lediglich eine Korrektur, die der Ausgangspunkt zu neuen Höchstkursen sein kann, die anderen gehen davon aus, dass die Höchstkurse bereits hinter uns liegen. Letztere Gruppe sah diesen Zeitpunkt allerdings schon öfters nach Korrekturen. Auf jeden Fall ist der Absturz des Goldpreises in der aktuell verschärften Krisensituation ungewöhnlich. Gegenüber dem im August erreichten Allzeithoch von rund 1.920 USD pro Feinunze (31,10 Gramm) hat der Preis des Metalls zwischendurch um mehr als 20% nachgegeben. Einen derartigen Ausverkauf hat der Markt seit 2008 nicht mehr gesehen. Damals hatte der Goldpreis im Oktober 27% eingebüßt (unmittelbar nach der Lehman-Pleite), und im Mai/Juni 2006 hatte es einen Absturz um 25% gegeben. Eine Korrektur war zwar nach dem enormen Anstieg von Anfang Juli bis Ende August erwartet worden, mit einer solchen Wucht hatten wir allerdings nicht gerechnet. Wir führen den zwischenzeitlichen Kursrückgang auf mehrere Faktoren zurück. Zum einen ist Gold seit Juli ungewöhnlich stark gestiegen, zum anderen tendieren Investoren dazu, Verluste aus anderen Anlagen mit Gewinnen aus Goldinvestments auszugleichen. Auch wir haben im August unsere Goldposition reduziert. Durch den starken Anstieg ist unsere Edelmetallposition über unsere strategische Quote gestiegen und wir sahen sowohl bei Aktien, als auch bei Unternehmensanleihen attraktive Einstiegsmöglichkeiten. Der Hauptgrund dürfte aber gewesen sein, dass Anleger aus fast allen Anlageklassen Kapital abgezogen haben, um die Liquidität auszubauen. Quelle: vwd group Wir sehen Gold nicht als Rohstoff, sondern als Währung. An den fundamentalen Gründen – wie in den letzten Kapitalmarktbriefen immer wieder dargestellt – hat sich aus unserer Sicht nichts geändert. Gold ist als ultimatives Geld zu sehen und solange kein Ende der Krisen (Staatsverschuldung, Rekapitalisierung der Banken usw.) zu sehen ist, halten wir an unserer Goldgewichtung um die 10% fest. Ein Anleger sollte die Entwicklung des Goldpreises mal aus folgendem Blickwinkel sehen: Der Goldpreis ist nicht gestiegen, sondern der Euro und der US-Dollar sind gegenüber dem Edelmetall gefallen. -7- Kennzahlen Stichtag 30.09.2010 30.12.2010 31.03.2011 30.06.2011 30.09.2011 DAX 6.229 6.914 7.041 7.376 5.502 EuroStoxx50 2.747 2.807 2.911 2.848 2.180 Dow Jones 10.788 11.562 12.319 12.414 10.913 Geldmarktzins (Euribor) 1 Monat 0,63% 0,76% 0,97% 1,33% 1,36% Bundesanleihe 5 Jahre 1,42% 1,97% 2,66% 2,28% 1,05% Pfandbrief 10 Jahre 2,71% 3,35% 3,78% 3,55% 2,65% Euro / USD 1,363 1,323 1,415 1,450 1,339 Gold / Unze in USD 1.307 1.405 1.439 1.505 1.620 Gold / Unze in Euro 958 1.062 1.014 1.040 1.204 79,91 92,67 117,23 110,36 105,73 Anstieg der Verbraucherpreise 1,30% 2,00% 2,60% 2,30% 2,60% Leitzins EZB 1,00% 1,00% 1,00% 1,25% 1,50% FIMAX Fonds 107,53 110,87 111,16 110,70 106,60 Öl Brent (1 Barrel in USD) Fazit / Zusammenfassung: Eine Umschuldung bzw. ein Schuldenschnitt ist für Griechenland und wahrscheinlich auch Portugal wohl nicht mehr zu verhindern. Aus der Schuldenkrise wird es keinen schmerzlosen Weg geben. Wir glauben, dieser Schritt steht unmittelbar bevor. Die Fed wird nach Aussagen von Ben Bernanke die Zinsen mindestens noch 2 Jahre tief halten, durch den „Operation Twist“ wird die Zinskurve flach bleiben und auf tiefen Niveau verharren. Die französisch-belgische Dexia war die jüngste Verstaatlichung einer Großbank und Weitere werden folgen. Dies wird (leider) immer wieder Auswirkungen auf den Aktienmarkt haben. Aktien und Anleihen von Banken gilt es zu meiden. Der Wert aller produzierten Güter und Dienstleistungen lag im Jahr 2010 bei 63.000 Milliarden USD. Das jährliche Handelsvolumen von Devisengeschäften beläuft sich auf 955.000 Milliarden USD und das Volumen aller Finanzderivate erreichte über 600.000 Milliarden USD (Quelle: Der Spiegel) à das Bankensystem muss stabilisiert und über Regulierungsmaßnahmen nachgedacht werden. Kursverwerfungen bei Unternehmensanleihen können zum Kauf genutzt werden, Aktieninvestments sollten erst ab einem DAX-Niveau von 5.000 konkretisiert werden. Gold bleibt mit einer Gewichtung um die 10% ein strategischer Baustein und Immobilieninvestitionen können via Immobilienaktien in Betracht gezogen werden. Liquidität, Flexibilität in den Anlagen und Risikostreuung durch Diversifikation bleiben oberste Gebote in der Anlagestrategie. Sie dienen auch dazu, mögliche Fehleinschätzungen zu begrenzen, die man als demütiger Anleger nie ausschließen kann. Bad Tölz, 14.10.2011 Diese Ausarbeitung wurde von der FIMAX Vermögensberatung GmbH auf der Grundlage von Informationen erstellt, deren Quellen wir als zuverlässig erachten. Eine Gewähr für die Richtigkeit des Inhaltes und vollständige Darstellung aller wesentlichen Gesichtspunkte kann jedoch nicht übernommen werden. Alle Aussagen und Meinungen stellen eine Einschätzung zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dar und können sich jederzeit unangekündigt ändern. Dieses Dokument stellt weder eine Anlageberatung noch eine Finanzanalyse dar, sondern dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die FIMAX Vermögensberatung GmbH haftet weder für Entscheidungen, die auf Grundlage einer in diesem Dokument enthaltenen Informationen getroffen wurden, noch für die eventuelle Nutzung dieser Informationen durch Dritte. -8-