FIMAX Kapitalmarktbrief Oktober 2011

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FIMAX Kapitalmarktbrief Oktober 2011
Verschuldungskrise – Kapitalschnitt in Griechenland – Bankenrettung – Rezession
In den letzten 3 Monaten kehrte die Volatilität mit aller Macht an sämtliche Anlagemärkte zurück. Statt von
politischer Entschlusskraft war das letzte Quartal von verschiedensten Aussagen und Andeutungen geprägt.
So erklärten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Präsident Nicolas Sarkozy, sie seien „überzeugt, dass
Griechenland in der Eurozone bleiben werde“. Beim letzten Gipfel des IWF verpflichteten sich die
Spitzenpolitiker der 17 Länder der Eurozone zudem, „alles Notwendige zu tun“ und „die Stabilität des
Euroraums insgesamt zu gewährleisten“. In den letzten Tagen hören wir von Bundesbankpräsident Jens
Weismann „ein Schuldenschnitt kann nicht mehr ausgeschlossen werden“.
Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble spricht sich nun für eine Schuldenreduzierung für
Griechenland aus, „wenn die griechischen Schulden auf Dauer nicht tragfähig sind – und es spricht viel
dafür, dass sie es nicht sind – müssen sie eben so reduziert werden, das Griechenland eine verlässliche
Perspektive hat“. Der Luxemburger Premierminister Jean-Claude Juncker gab in einem ORF-Interview zu, das
sich die EU-Finanzminister über einen Schuldenverzicht von mehr als 60% unterhalten. So sollte der Beitrag
der privaten Investoren zur Rettung Griechenlands von 50 Milliarden Euro auf 159 Milliarden Euro
angehoben werden.
Nun ist offiziell ausgesprochen, was sowohl unsere Kunden als auch wir seit langem fühlen und für nötig
halten. Wer kann bei einem in den letzten zwölf Monaten um 6% rückläufigen BIP, einer um 5%
gestiegenen Arbeitslosenquote und einer um 15% gesunkenen Kaufkraft dem Land allen Ernstes noch
weitere Sparmaßnahmen abverlangen? Wer kann unter diesen Umständen noch an die Zahlungsfähigkeit
des Landes glauben? Griechenland wird nicht nur in Bezug auf sein Haushaltsdefizit die von der „Troika“
(IWF, EU und EZB) gesetzten Ziele verfehlen, auch sein Außenhandelsdefizit ist auf 12% des BIP
angewachsen. „Ohne die Möglichkeit zur Abwertung seiner Währung gleicht der Versuch, Griechenland
beim augenblicklichen Stand der Dinge zu retten, der Quadratur des Kreises“, meint Eric Le Coz von der
Fondsgesellschaft Carmignac Gestion.
Die Rückstellungen in Höhe von 21% für Verluste (gemäß der neuen Anordnung der „Europäischen
Finanzstabilisierungsfazilität“, kurz EFSF) von Inhabern griechischer Anleihen sind absolut unzureichend,
was auch die Kurse um 40% für Griechenland Bonds widerspiegeln. Während einige deutsche
Finanzinstitute (Banken und Versicherungen) angeblich schon einen Ausfall von mindestens 50%
berücksichtigen, geben sich französischen Banken noch mit dem genannten Abschlag von 21% zufrieden.
Es ist davon auszugehen, das Griechenland in den nächsten Jahren bestenfalls einen Überschuss von 5
Milliarden Euro erwirtschaften kann. Wenn wir unterstellen, dass die Griechen 5% Zinsen für ihre Schulden
bezahlen müssen, können sie also maximal 100 Milliarden Euro finanzieren. Sie haben aber inzwischen fast
360 Milliarden Schulden, was einen Schuldenschnitt für griechische Staatsanleihen von etwa 75% bedeutet.
Peer Steinbrück, Finanzminister a.D., sprach am 28. September beim Investmentkongress der DAB bank AG
in München und ging ebenfalls von einem „Haircut“ von mindestens 50% aus. Er bestätigte auch die
unzureichenden Abschreibungen französischer Banken auf griechische Anleihen und stellte
Verstaatlichungen in Aussicht. Wenige Tage später gab die französisch-belgische Dexia Liquiditätsprobleme
bekannt und beantragte abermals Staatshilfe.
-1-
Neben Deutschland wird immer wieder Frankreich als Retter der Eurozone genannt, doch wie stehen denn
eigentlich unsere Nachbarn da, gerade unter Berücksichtigung, dass wohl die Dexia nicht der einzige
Problemfall bleiben wird?
Im französischen Haushalt für das Jahr 2012 wird eine Senkung des Defizits von 5,7% auf 4,5% des BIP bei
einer (optimistischen) Wachstumsprognose von 1,75% angestrebt. Diese Wachstumserwartung setzt
11 Milliarden Euro zusätzlicher Einnahmen voraus, davon 10 Milliarden Euro aus Steuereinnahmen und nur
1 Milliarde Euro aus Einsparungen im Staatshaushalt. Es sei daran erinnert, dass die Spanier und Italiener
gleichzeitig für Sparmaßnahmen in Höhe von 50 bzw. 80 Milliarden Euro gestimmt haben. Die französische
Verschuldung liegt bei 85% des BIP und befindet sich zu 70% in der Hand ausländischer Investoren. Neben
dem Haushaltsdefizit (der zuletzt 1975 ausgeglichen war!) hat Frankreich ein beträchtliches
Außenhandelsdefizit angesammelt, denn die Handelsbilanz weist einen negativen Saldo von 75 Milliarden
Euro auf. So scheint die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs (aktuell noch AAA) unvermeidlich. Es
ist davon auszugehen, dass eine Abstufung wieder hohe Schwankungen an den Kapitalmärkten auslösen
wird. Mehr Sparmaßnahmen in Frankreich bedeuten noch weniger Wachstum, wodurch wiederum
Deutschland in Mitleidenschaft gezogen wird, dessen wichtigster Handelspartner Frankreich ist. In diesem
Umfeld wird ein Null-Wachstum bzw. eine „leichte“ Rezession für uns immer wahrscheinlicher.
Von der zweifellos nachhaltig geschwächten amerikanischen Wirtschaft kann Europa keine Impulse
erwarten. Trotz aller (monetären) Anstrengungen gibt es keine Fortschritte bei der Schaffung von
Arbeitsplätzen und auch der nach wie vor schwache Immobilienmarkt beeinträchtigt das
Wirtschaftswachstum.
Die US-Notenbank hat angekündigt, den Leitzins „mindestens noch 2 Jahre unverändert niedrig“ zu
belassen. 5-jährige US-Staatsanleihen rentieren derzeit unter 1%. Um auch die für die US-Wirtschaft so
wichtigen (langfristigen) Hypothekenzinsen zu senken, hat die Fed im September das Programm „Operation
Twist“ mit einem Volumen von 400 Milliarden Euro gestartet. Hier kauft die Fed langfristige Titel mit
Laufzeiten zwischen 6 – 30 Jahren auf. Wenn sich darauf hin die US-Konjunktur trotzdem verschlechtern
sollte – worauf Frühindikatoren bereits hindeuten – dürfte die Notenbank wieder mit Gelddrucken beginnen
(Quantitative Easing 3).
Das künstlich tiefe Zinsniveau entlastet den US Staatshaushalt, da die Zinsausgaben trotz steigender
Schulden fallen, oder zumindest aktuell nicht mehr steigen. Mit einem negativen Realzins (Zinsertrag abzgl.
Steuern, Gebühren und Inflation ist negativ = Wertverlust) lässt sich nicht nur die Schuldenquote der Staaten
reduzieren, sondern gleichzeitig die Attraktivität anderer Anlagen erhöhen. Unternehmensanleihen,
Immobilien und Aktien werden interessanter, ihre Preise steigen oder stabilisieren sich zumindest. Dies
könnte auch Unternehmens- und Immobilieninvestitionen und damit die Realwirtschaft beflügeln, einen
Effekt, den die Fed mit ihren Maßnahmen gezielt verfolgt.
Zuletzt war zu hören, dass die Schwellenländer der Eurozone in der Schuldenkrise zur Hilfe kommen wollen.
Im Gespräch sei, den internationalen Währungsfonds (IWF) schlagkräftiger zu machen, damit dieser
wiederum die Bemühungen der Eurozone bei der Krisenabwehr unterstützen kann.
Befürworter des Plans seien China und Brasilien, Details würden aber noch nicht feststehen. Eine der
Möglichkeiten wäre der – in der Finanzkrise bereits bewährte – Ankauf von Anleihen, die der IWF ausgibt.
Auf diese Weise könnten die Schwellenländer Europa helfen, ohne direkt Staatsanleihen von den
Krisenstaaten erwerben zu müssen – was ihnen unter Umständen Verluste einbrächte. Die Maßnahmen
könnten auf dem G20-Gipfel am 03./04. November in Cannes vorgestellt werden.
Der Hintergedanke ist klar: Der chinesische Renminbi ist an den US-Dollar gekoppelt und dieser konnte
zuletzt gegen den Euro von etwa 1,45 €/USD auf 1,35 €/USD aufwerten. Auch der brasilianische Real hat in
den letzten Monaten deutlich gegen den Euro aufgewertet. Beide Staaten sehen aufgrund des für sie
ungünstigeren Wechselkurses Schwierigkeiten beim Export.
Ähnliche Sorgen bzgl. des Wechselkursverhältnisses hörten wir am 07. September aus der Schweiz.
Nachfolgend der Originaltext der Schweizerischen Nationalbank (SNB):
-2-
„Die gegenwärtig massive Überbewertung des Schweizer Frankens stellt eine akute Bedrohung für die
Schweizer Wirtschaft dar und birgt das Risiko einer deflationären Entwicklung. Die Schweizerische
Nationalbank strebt daher eine deutliche und dauerhafte Abschwächung des Frankens an. Sie toleriert am
Devisenmarkt ab sofort keinen Euro-Franken-Kurs unter dem Mindestkurs von 1,20. Die Nationalbank wird
den Mindestkurs mit aller Konsequenz durchsetzen und ist bereit, unbegrenzt Devisen zu kaufen.“
Schon einmal, nämlich 1978, griff die Schweiz zu harten Mitteln, als eine Untergrenze des Frankens zur
D-Mark festgelegt wurde. Das war notwendig geworden nachdem zuvor negative Zinssätze und
Kapitalverkehrskontrollen die Aufwertung des Franken nicht stoppen konnten. Am 1. Oktober 1978 kündigte
die Schweizer Nationalbank an, dass ein Kurs von 80 Rappen pro D-Mark nicht unterschritten werden dürfe.
Bis dahin wertete der Franken über zwei Jahre hinweg um über 25% zur D-Mark auf. Um das Kursziel zu
verteidigen, intervenierte die Nationalbank und verkaufte mehr als 10 Milliarden Franken. Das Festzurren
ließ die Schweizer Geldmenge um 17% anschwellen. Die Inflation sprang von 1% auf satte 5% im Jahre
1979 hoch. Ähnliches kann heute wieder geschehen. Die Schweizer Nationalbank will sogar Inflation
erzeugen, um die von ihr befürchtete Deflation zu besiegen. Es wird für die Schweiz wie vor dreißig Jahren
eine schwierige Gratwanderung werden, die Inflation nicht zu stark steigen zu lassen.
Die Währungspolitik wird von 3 Zielkonflikten beeinflusst; autonome Geldpolitik, freier internationaler
Kapitalverkehr und feste Wechselkurse können nicht gleichzeitig erfüllt werden:
A) Bei freiem Kapitalverkehr und geldpolitischer Autonomie ist der Wechselkurs flexibel.
B) Bevorzugt man fixe Wechselkurse und will eine eigene Geldpolitik betreiben, muss man den
Kapitalverkehr beschränken (das ist im Groben der chinesische Weg).
C) Wenn fixe Wechselkurse und eingeschränkter Kapitalverkehr erste Priorität haben, muss auf
eine eigenständige Zinspolitik verzichtet werden.
Die Schweizer Geldpolitiker können also wählen, ob man den Kapitalverkehr beschränkt oder auf eine
eigene Geldpolitik verzichtet. Beide Möglichkeiten sind für eine kleine offene Volkswirtschaft wie die
Schweiz nicht dauerhaft sinnvoll. So gesehen ist es eine Frage der Zeit, wie lange die Frankenbindung halten
wird. Das System fester Wechselkurse, das heute noch eine Reihe von Ländern pflegen (z.B. Dänemark),
bergen evtl. noch viel schwerwiegendere Probleme. Volkswirtschaften wachsen in der Regel unterschiedlich
stark, einige weisen Leistungs- und Zahlungsbilanzdefizite (z.B. Italien) andere weisen Überschüsse auf (z.B.
Deutschland). Defizitländer müssen Kapital aus dem Ausland (den Überschussländern) importieren, um ihr
Defizit finanzieren zu können. Flexible Wechselkurse sind in solchen Fällen ein wichtiges
Anpassungsinstrument. Defizitländer würden abwerten, Überschussländer aufwerten. Deswegen sind alle
Versuche gefährlich, auf Dauer Wechselkurse auf Niveaus zu halten, die fundamental nicht gerechtfertigt
sind. Genau diese Effekte bereiten der heterogenen Eurozone derzeit so viele Probleme. Länder wie
Griechenland, Italien & Co. können nicht mehr durch Abwertung Ihrer eigenen Währung Einfluss nehmen. Es
erklärt zum Beispiel auch den Währungsstreit der USA mit China. Früher oder später wird sich der
Aufwertungsdruck entladen und das geschieht dann oft ruckartig.
Quellen: Hauck & Aufhäuser, FvS, DJE, FIMAX Research
-3-
Aktien
Historisch niedrige Bewertungen locken. Wäre da nicht die hohe Volatilität ...
Zwei Dinge haben die europäischen Aktienmärkte im Griff: Plötzlich aufgekommene Konjunktursorgen und
der verlorene Glaube daran, dass die Politik die Schuldenkrise lösen kann. Letzteres ist vor allem der Grund,
warum europäische Aktien seit Jahresanfang mehr als 20% und amerikanische Aktien (gemessen am S&P
500) „nur“ 10% verloren haben.
Wie immer gilt es zu differenzieren. Die Finanzindustrie steht vor erheblichen Herausforderungen. Im
deutschen Aktienindex haben die Finanztitel aber ein überschaubares Gewicht (Dt. Bank 4,8%,
Commerzbank 1,4%, Allianz 6,3% und Münchner Rück 2,8%). Um so mehr verwundert die relative
Schwäche deutscher Aktien seit Jahresbeginn – was nicht suggerieren soll, dass die Kursverluste anderer
Märkte nachvollziehbar oder gar gerechtfertigt wären. Selbst der japanische Nikkei-Index hat sich seit
Jahresanfang stabiler entwickelt als unsere deutschen Unternehmen. Und Japan hatte – und hat auch heute
noch – eine echte Krise.
Ein Grund für die aktuelle DAX-Schwäche könnte in der Annahme liegen, die in Deutschland vertretenen
zyklischen Unternehmen würden besonders unter einer möglichen Konjunkturkrise leiden. Doch bei vielen
Firmen laufen die Geschäfte derzeit glänzend und die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Den Firmen ist
bewusst, dass dies nicht so bleiben muss. Dennoch wird ein Rezessionsszenario für wenig wahrscheinlich
gehalten. Selbst im Falle eines negativen Wirtschaftswachstums fühlen sich die Unternehmen, im Gegensatz
zur der Zeit nach Lehman Brothers vor drei Jahren, besser gerüstet, da man aus der letzten Krise gelernt hat
und dieses Mal vorbereitet ist.
Der Absturz führt zu attraktiven Bewertungen: Das Kursgewinnverhältnis (KGV) des DAX für das Jahr 2012
liegt bei 7 bis 8, und auch das KGV für US-Aktien markiert mit einem Wert um die 11 ein Dekaden-Tief. Eine
europäische Dividendenrendite von 6,5% spricht zudem für sich. Selbst ohne die (unsicheren) Dividenden
von Finanzwerten dürfte die Rendite bei rund 5% liegen.
(Quelle: vwd group)
Obige Grafik zeigt die Entwicklung des KGV für den DAX seit 30.09.1981. Aus Bewertungssicht sind Aktien
somit so günstig wie in den letzten 30 Jahren nicht mehr. Auch wenn die Gewinnerwartungen der
Unternehmen nach unten revidiert werden müssen, wird das KGV nur um die 10 sein.
Fazit:
Die deutschen DAX-Unternehmen werden in 2011 so viel verdienen wir nie zuvor, nämlich über 70
Milliarden Euro. Der stetige Gewinnanstieg der letzten 10 Jahre, welcher nicht mit steigenden Kursen
einherging, führt zu einer aktuell sehr günstigen Bewertung. Gleichzeitig ist die Dividendenrendite der
Unternehmen so hoch wie selten. Aggressive Engagements drängen sich dennoch nicht auf (vor allem nicht
im Finanzsektor), da die Volatilität hoch bleiben wird, solange die Unsicherheit anhält. DAX-Kurse um 5.000
oder darunter empfehlen sich zum Einstieg.
-4-
Zinsen
Der europäische Rentenmarkt war im dritten Quartal von einer Verschärfung der europäischen Staatsschuldenkrise und der Suche der Investoren nach einem sicheren Hafen geprägt. Die Staatsschuldenkrise
weitete sich auf Italien und auf das europäische Bankensystem aus und bekam somit einen systemischen
Charakter. Die stark verunsicherten Investoren suchten reflexartig den sicheren und liquiden Hafen der
Bundesanleihen. So sank die Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen im September auf ein neues
historisches Tief von 1,64 %, die Rendite 2-jähriger Bundesanleihen fiel sogar auf nur noch 0,32 %!
Allerdings scheint dieser Renditerückgang eher eine Folge technischer Faktoren zu sein – etwa der
traditionell hohen Liquidität bei Bundesanleihen – als in den guten Fundamentaldaten Deutschlands
begründet. Denn laut Prof. Dr. Sinn vom Ifo Institut hat die Bundesbank inzwischen für 390 Milliarden Euro
Kredite an die EZB gegeben. Und die EZB wiederum hat diese Kredite an die Länder der südwestlichen
Peripherie weitergegeben – an Griechenland, Irland, Portugal und Spanien. Jeder Zahlungsausfall trifft
deshalb auch direkt die Solvenz der Bundesrepublik Deutschland.
Nachfolgend eine Übersicht 5-jähriger Staatsanleihen aus dem Euroraum. Noch vor 2 Jahren stand in der
rechten Spalte bei allen Staatsanleihen annähernd der gleiche Zinssatz!
Staat
Laufzeit
Bonität
Rendite
Deutschland
20.09.2016
AAA
1,3%
Frankreich
25.10.2016
AAA
2,1%
Belgien
28.09.2016
AA+
3,7%
Spanien
31.10.2016
AA-
4,5%
Italien
25.07.2016
A
5,5%
Irland
18.04.2016
BBB+
7,0%
Portugal
15.10.2016
BBB-
14,0%
Griechenland
20.07.2016
CCC
29,0%
Stand: 30.09.2011
Angesichts solcher Renditen bei Staatsanleihen – entweder sehr niedrige Verzinsung wie bei Bundesanleihen
oder ausfallgefährdete Länderanleihen – fühlen wir uns weiterhin bei Unternehmensanleihen sehr wohl.
Die Unternehmen (außer den Banken) haben aus der Krise gelernt und sind heute viel besser aufgestellt. Sie
nutzten die gute Konjunkturlage der letzten drei Jahre, um ihre Finanzierungsquote zu reduzieren und die
Fälligkeiten ihrer Verbindlichkeiten deutlich zu verlängern. Außerdem haben sie sich viel stärker über die
Kapitalmärkte refinanziert (durch die Ausgabe von Unternehmensanleihen) und damit von den Banken
unabhängiger gemacht.
Die Kursturbulenzen der letzten Wochen haben aber auch vor den Unternehmensanleihen nicht halt
gemacht. Die aktuell niedrigen Kurse (= hohe Renditen) sind deshalb eine Einstiegschance, die sich zuletzt
im Jahr 2009 bot.
Unternehmensanleihen mit guter Bonität, sprich besser als BBB-, bieten heute Jahresrenditen zwischen 3,5%
bis 5,5% bei Laufzeiten zwischen 3 und 5 Jahren. Auf dieser Basis sehen wir gute Einstiegsmöglichkeiten.
-5-
Immobilien
Ein Immobilieninvestor hat es in diesen Zeiten nicht leicht, findet er doch aktuell kaum
Investitionsmöglichkeiten. Und wenn er eine Immobilie findet, so zehren die Erwerbsnebenkosten bei den
derzeitigen Mietrenditen oft die Erträge mehrerer Jahre auf. Zudem begibt er sich in eine illiquide Anlage
und setzt sich unter anderem Risiken bei der Vermietung aus. Berücksichtigt der Investor außerdem, dass bei
einer Immobilie langfristig nicht unerhebliche Revitalisierungskosten anfallen, ist oftmals kaum eine Rendite
zu erwirtschaften, geschweige ein Inflationsausgleich zu erzielen.
Statt eines Direktinvestments rücken Immobilienaktien als deutlich flexiblere und liquidere Form der
Immobilienanlage in den Blickpunkt, wenngleich Investitionen in Immobilienaktien natürlich auch langfristig
ausgerichtet sein sollen. Vor allem Real Estate Investment Trusts (Reits) als steuerbegünstigte Ausprägung
von Immobilienaktien lohnen einen näheren Blick.
Reits existieren in den USA bereits seit den sechziger Jahren und die weltweite Marktkapitalisierung von
Immobilienaktien und Reits in Höhe von ca. 800 Milliarden USD zeigen, dass diese Anlageform nicht nur
etabliert, sondern durchaus populär ist.
Die Gründe für die hohe internationale Akzeptanz sind vielfältig: Zunächst verfügen Immobilienaktien bzw.
Reits über einen echten inneren Wert, den „Net Asset Value“ (NAV). Regelmäßige Mieteinnahmen
ermöglichen eine gute Planbarkeit des Cash-Flows.
Der Anteilseigner kann nicht ohne Weiteres Eigenkapital abziehen, sondern gibt im Verkaufsfalle seine
Aktien an den nächsten Investor zum Börsenkurs weiter – das Eigenkapital bleibt somit beim Unternehmen.
Kurzfristig korrelieren die Immobilienaktien bzw. Reits mit dem Aktienmarkt, auf längere Sicht tun sie dies in
deutlich geringeren Maße. Reits verbinden als „Zwitterprodukt“ im Idealfall die Vorteile der Aktienanlage
mit der Stabilität eines Immobilieninvestments.
Somit liegen die Hauptvorteile gegenüber Immobilien-Direktinvestments auf der Hand: Professionelle
Verwaltung, attraktive Dividendenrendite, hohe Fungibilität, Vermeidung von Klumpenrisiken, sowie eine
individuelle Streuung über Wohn- und / oder Gewerbeimmobilien. Selbst bei überschaubaren Investitionsmöglichkeiten lässt sich ein breit diversifiziertes Immobilienengagement darstellen.
Nachfolgend der Kursverlauf der Hamborner Reit AG, als veranschaulichendes Beispiel einer
Immobilienaktie. Seit der Abgabe des Bergbaus im Jahre 1973 ist die Hamborner Reit AG mit der Verwaltung
ihres Grundvermögens befasst. Der Verkehrswert des Immobilienportfolios (überwiegend Einzelhandel mit
Mietern wie Kaufland, Edeka etc.) lag zum 30.06.2011 bei etwa 450 Millionen Euro. Der faire Wert (Net
Asset Value) wird bei etwa 8,50 Euro pro Aktie gesehen. An der Börse wir die Immobilienaktie derzeit mit
einem Abschlag von ca. 25% zum inneren Wert bzw. bei 6,30 Euro gehandelt. Der nachfolgende Chart zeigt
den Kursverlauf der Hamborner Reit AG inkl. Dividendenzahlungen vom 01.01.1993 bis 30.09.2011:
-6-
Edelmetalle
Nach einem fulminanten Start ins 3. Quartal stürzte der Goldpreis binnen weniger Tage um 300 USD /
Feinunze ab, alleine am 26. September waren es 120 USD, der höchste Tagesverlust den Händler je sahen.
Die Meinungen der Finanzwelt zu den Ursachen gehen weit auseinander: Die einen sehen lediglich eine
Korrektur, die der Ausgangspunkt zu neuen Höchstkursen sein kann, die anderen gehen davon aus, dass die
Höchstkurse bereits hinter uns liegen. Letztere Gruppe sah diesen Zeitpunkt allerdings schon öfters nach
Korrekturen. Auf jeden Fall ist der Absturz des Goldpreises in der aktuell verschärften Krisensituation
ungewöhnlich.
Gegenüber dem im August erreichten Allzeithoch von rund 1.920 USD pro Feinunze (31,10 Gramm) hat der
Preis des Metalls zwischendurch um mehr als 20% nachgegeben. Einen derartigen Ausverkauf hat der Markt
seit 2008 nicht mehr gesehen. Damals hatte der Goldpreis im Oktober 27% eingebüßt (unmittelbar nach der
Lehman-Pleite), und im Mai/Juni 2006 hatte es einen Absturz um 25% gegeben. Eine Korrektur war zwar
nach dem enormen Anstieg von Anfang Juli bis Ende August erwartet worden, mit einer solchen Wucht
hatten wir allerdings nicht gerechnet.
Wir führen den zwischenzeitlichen Kursrückgang auf mehrere Faktoren zurück. Zum einen ist Gold seit Juli
ungewöhnlich stark gestiegen, zum anderen tendieren Investoren dazu, Verluste aus anderen Anlagen mit
Gewinnen aus Goldinvestments auszugleichen. Auch wir haben im August unsere Goldposition reduziert.
Durch den starken Anstieg ist unsere Edelmetallposition über unsere strategische Quote gestiegen und wir
sahen sowohl bei Aktien, als auch bei Unternehmensanleihen attraktive Einstiegsmöglichkeiten. Der
Hauptgrund dürfte aber gewesen sein, dass Anleger aus fast allen Anlageklassen Kapital abgezogen haben,
um die Liquidität auszubauen.
Quelle: vwd group
Wir sehen Gold nicht als Rohstoff, sondern als Währung. An den fundamentalen Gründen – wie in den
letzten Kapitalmarktbriefen immer wieder dargestellt – hat sich aus unserer Sicht nichts geändert. Gold ist
als ultimatives Geld zu sehen und solange kein Ende der Krisen (Staatsverschuldung, Rekapitalisierung der
Banken usw.) zu sehen ist, halten wir an unserer Goldgewichtung um die 10% fest.
Ein Anleger sollte die Entwicklung des Goldpreises mal aus folgendem Blickwinkel sehen: Der Goldpreis ist
nicht gestiegen, sondern der Euro und der US-Dollar sind gegenüber dem Edelmetall gefallen.
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Kennzahlen
Stichtag
30.09.2010
30.12.2010
31.03.2011
30.06.2011
30.09.2011
DAX
6.229
6.914
7.041
7.376
5.502
EuroStoxx50
2.747
2.807
2.911
2.848
2.180
Dow Jones
10.788
11.562
12.319
12.414
10.913
Geldmarktzins (Euribor) 1 Monat
0,63%
0,76%
0,97%
1,33%
1,36%
Bundesanleihe 5 Jahre
1,42%
1,97%
2,66%
2,28%
1,05%
Pfandbrief 10 Jahre
2,71%
3,35%
3,78%
3,55%
2,65%
Euro / USD
1,363
1,323
1,415
1,450
1,339
Gold / Unze in USD
1.307
1.405
1.439
1.505
1.620
Gold / Unze in Euro
958
1.062
1.014
1.040
1.204
79,91
92,67
117,23
110,36
105,73
Anstieg der Verbraucherpreise
1,30%
2,00%
2,60%
2,30%
2,60%
Leitzins EZB
1,00%
1,00%
1,00%
1,25%
1,50%
FIMAX Fonds
107,53
110,87
111,16
110,70
106,60
Öl Brent (1 Barrel in USD)
Fazit / Zusammenfassung:
Eine Umschuldung bzw. ein Schuldenschnitt ist für Griechenland und wahrscheinlich auch Portugal wohl
nicht mehr zu verhindern. Aus der Schuldenkrise wird es keinen schmerzlosen Weg geben. Wir glauben,
dieser Schritt steht unmittelbar bevor.
Die Fed wird nach Aussagen von Ben Bernanke die Zinsen mindestens noch 2 Jahre tief halten, durch den
„Operation Twist“ wird die Zinskurve flach bleiben und auf tiefen Niveau verharren.
Die französisch-belgische Dexia war die jüngste Verstaatlichung einer Großbank und Weitere werden folgen.
Dies wird (leider) immer wieder Auswirkungen auf den Aktienmarkt haben. Aktien und Anleihen von Banken
gilt es zu meiden. Der Wert aller produzierten Güter und Dienstleistungen lag im Jahr 2010 bei 63.000
Milliarden USD. Das jährliche Handelsvolumen von Devisengeschäften beläuft sich auf 955.000 Milliarden
USD und das Volumen aller Finanzderivate erreichte über 600.000 Milliarden USD (Quelle: Der Spiegel)
à das Bankensystem muss stabilisiert und über Regulierungsmaßnahmen nachgedacht werden.
Kursverwerfungen bei Unternehmensanleihen können zum Kauf genutzt werden, Aktieninvestments sollten
erst ab einem DAX-Niveau von 5.000 konkretisiert werden. Gold bleibt mit einer Gewichtung um die 10%
ein strategischer Baustein und Immobilieninvestitionen können via Immobilienaktien in Betracht gezogen
werden.
Liquidität, Flexibilität in den Anlagen und Risikostreuung durch Diversifikation bleiben oberste Gebote in der
Anlagestrategie. Sie dienen auch dazu, mögliche Fehleinschätzungen zu begrenzen, die man als demütiger
Anleger nie ausschließen kann.
Bad Tölz, 14.10.2011
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erachten. Eine Gewähr für die Richtigkeit des Inhaltes und vollständige Darstellung aller wesentlichen Gesichtspunkte kann jedoch nicht
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unangekündigt ändern. Dieses Dokument stellt weder eine Anlageberatung noch eine Finanzanalyse dar, sondern dient ausschließlich zu
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