711777 Architekturwettbewerb Neugestaltung Strandbadareal - Thalerareal, Hard MOTIVENBERICHT 711777 Architekturwettbewerb Neugestaltung Strandbadareal - Thalerareal, Hard DER BODENSEE IM FOKUS Was gibt es Schöneres als im Wasser mit Blick in den Himmel zu treiben? Gerade am Bodensee in Hard entsteht das gelebte Bild vom Freiraum am Wasser, einem Freiraum des Treibens, sowohl im Schwimmbad als auch am Festland als Ort des Feierns und Flanierens. Das Treib- und Schwemmgut am Bodensee ist ein wertvolles Gut. Als „treib.gut“ lagert es sich an, verändert sich, schafft spannende Formen und steht allen HarderInnen zur Verfügung. Übersetzt man es in die Gestaltung, wird es zum leitenden und durchgängigen Merkzeichen für die Harder Uferkante. Als robuste Grundstruktur begleitet das „treib.gut“ nutzungsoffene und maximal bespielbare Freiräume im Rhythmus von bewegten Promenaden und offenen Platzräumen. DIE ARCHITEKTUR AM HORIZONT DIE VEGETATION SPÜREN Durch die Integration des Baumbestandes und Ergänzung mit standortgerechten und Identität stiftenden Baumarten entstehen richtungswechselnde Baumreihen und Alleen. Sie öffnen und schließen sich, bilden Teilräume und schaffen Raumkanten am Platz. Sie führen und lenken zum Wasser und in den Ort. Die neuen Baumarten orientieren sich am Thema Ufervegetation und gefiederte Alleebäume entlang der Straßen. DEM WASSER NÄHERN Die Uferkante variiert und reagiert auf landschaftliche und funktionale Gegebenheiten. Während am Hafenplatz urbane Ufergestaltungen mit terrassieten Sitzstufen überwiegen, verläuft die Gestaltungsintensität auf der Freibad-Halbinsel von Süd nach Nord. Sitzstufen aus Beton mit Holzauflagen treiben als Holzstege und Holzplattformen über das Strandbadareal. Sämtliche dem Strandbad, dem Seerestaurant und dem Yachtclub dienenden Gebäude nehmen die Weite der Landschaft auf und unterstreichen sie. Um dies zu erreichen sind die Baumassen weitgehend horizontal ausgerichtet und bilden eine flache Kante über dem Wasser. Der Entwurf - ähnlich den Stegen, die auf den See hinausführen - bildet die Baumassen entlang eines Rückgrates ab, wobei die Dichte der Baumassen vom Hafenplatz abnimmt und die Weite Richtung See zunimmt. Als gebaute Landschaft bilden sie Elemente der Orientierung, Erschließung und Raumbildung. Sie spannen Räume auf und bündeln Funktionen. DEN WEGEN FOLGEN Leitlinien verbinden das gesamte Hafen- und Strandbadareal. Belagslinien in Form von Randsteinen, Straßenbeleuchtung, wiederkehrende Baumreihen und ein Möblierungskanon bilden eine Einheit. Die Linearität durchbrechen Möblierungselemente am Ufer, die an Treibholz erinnern. Im Bereich des Strandbads treiben zwei „treib.inseln“ als insulare Freiräume am Wasser. 2/5 711777 Architekturwettbewerb Neugestaltung Strandbadareal - Thalerareal, Hard DEN VERKEHR LENKEN (ERSCHLIESSUNG) DIE BELEGE AUF NIVEAU Die ufernahen Bereiche sind weitestgehend parkplatzfrei. Im Nordbereich am Zollhafen befinden sich 110 Parkplätze für den Ganzjahresbetrieb (z.B. Restaurant). Ein optionales Parkhaus im Nordosten liegt unweit des Hafenplatzes und versorgt das Areal mit weiteren Stellplätzen. ASPHALT Splittmastixasphalt mit hellem Bindemittel und beigen Farbpigmenten sowie beigem Kalksteinsplitt. Eine Kiss & Ride-Zone (30 Stellpl.) direkt beim Hafenplatz organisiert das Be- und Entladen im Sommerbetrieb. Die Anlieferung ist über die befestigten Flächen und die Platzmitte zu festgesetzten Zeiten möglich. Die gesamte Freibad-Halbinsel ist bis zum Yachtclub-Hard befestigt erschlossen und nach Norden durch einen Serviceweg befahrbar gemacht. AUF HOCHWASSER REAGIEREN Sämtliche Hochbauten und Strandbadeinrichtungen befinden sich auf dem hochwassersicheren Niveau von 398,50 müA. Bestehende Hochwasserschutzmauern im Osten des Zollhafens werden erhalten. Eine leichte Adaptierung mit Holzbelegen und Sitzauflagen verändert die Gestaltung, belässt aber die Struktur im Bestand. Die Kaimauer am Zollhafen liegt im Bestand bei ca. 397,50 müA. Eine Sitzmauer an der Südkante bildet eine Holzpromenade mit geringfügigen Auskragungen näher zum Wasser, ein Sitzniveau und Rückenlehnen auf den sicheren 398,50 müA. Sie erfüllt somit mehrfache Funktionen. Das “treib.gut” im Strandbad führt direkt zum Wasser und ist so robust ausgeführt, um es mit dem echten Schwemmgut aufnehmen zu können. ORTBETONFLÄCHEN Helle Ortbetonflächen mit feinem Besenstrich für stark strapazierte Bereiche. SITZSTUFEN Fertigteilstufen mit leicht gestockter Mitte und glattem Rand unterstreichen die urbanen Bereiche. PLATTENBELAG AM HAFENPLATZ Warmgraue Betonsteinplatten mit Helligkeitsabstufungen beim Hafenplatz. PARKWEGE/BAUMSCHEIBEN Wassergeb. Wegedecke mit kalkhaltigem Edelbrechsand mit Stabilizerzuschlag. DAS HOLZ IM GEBRAUCH Holz als Möbelmaterial verbindet das gesamte Projektgebiet. Holzdecks als generationenübergreifende Treffpunkte liegen frei positioniert am Platz. Armund Rückenlehnen ergänzen die beidseitig bespielbaren Langbänke. Die robuste Holzkonstruktion ist gut ergänzbar und erzeugt hohen Sitzkomfort. Holzpaneele an den Uferkanten und im Badbereich bringen das warme Material Holz direkt ans Wasser. 3/5 711777 Architekturwettbewerb Neugestaltung Strandbadareal - Thalerareal, Hard HOCHBAU AM HORIZONT Die Hochbauten und ihre Funktionen sind unter Beibehaltung der Kontinuität von Form und Materialität situiert. Der Anfangspunkt des Rückgrats wird durch einen Turm gefasst. Er ist Aussichtsturm und gibt den Blick über das Binnenbecken hinaus weit über den offenen See frei. Er ist Informationsträger und Focus der urbanen Hafenpromenade. Er ist gut sichtbar und Anhaltspunkt für Ankommende. Die Durchlässigkeit des Turmes öffnet auf der einen Seite einen Rahmen zum See und bildet auf der anderen Seite als durchgehendes Band die Dachlandschaft entlang des Rückgrats. BEIDSEITIGER NUTZEN Unmittelbar in Turmnähe befindet sich der Strandbadzugang als offenes Tor mit Kiosk und anschließenden Umkleiden. Während sich das Gebäude im Süden kompakt darstellt, entwickelt sich die Gebäudestruktur nach Norden zur räumlichen Verschränkung von Innen- und Außenräumen. Während die dem Strandbad zugeordneten Funktionen Richtung West geöffnet sind, ist der YCH mit gedeckter Terrasse nach Osten geöffnet und bietet für seine Mitglieder einen intimen Freiraum mit Hafenblick. Lagerräume werden allseitig geschlossen, hingegen der Spielbereich für Dart und Tischfußball zweiseitig geöffnet. Angepasst an die Funktion werden die Umkleiden über Oberlichten belichtet. Die Orientierung des Gebäudes ist stets abwechselnd zu beiden Seiten gewählt und strukturiert die Funktionen somit räumlich. Das eingeschossige Seerestaurant nimmt die Flucht der Gebäudezeile quer dazu auf der anderen Seite der Hafenpromenade mit Terrasse an der Seekante auf. Als verbindendes Element zwischen beiden Gebäudeteilen dienen großzügig Sitzstufen im Freiraum. Die Situierung des Gästebereiches des Seerestaurants zu See und Platz sowie die vorgelagerten Terrassenbereiche zonieren unaufdringlich eine spannende (zeitliche) Abfolge vom Frühstückscafe am Stehtisch am Hafenplatz bis zum Sonnenuntergangsdinner mit Seeblick. MATERIALISIERUNG Die Architektur des Projektes basiert auf den Elementen Holz und Glas. Transparente Glasfronten und großzügige Schiebeelemente öffnen den Gastraum des Seerestaurants, während der Einsatz von Holz Beschattung und Behaglichkeit bietet. Das rhythmische Wechselspiel der in unterschiedlichen Abständen gesetzten vertikalen Holzlamellen aus heimischer Weißtanne zwischen kompletter Geschlossenheit und Transparenz wird über die Fassade aufgespannt. Die primäre Tragkonstruktion wird mit Leimbinderrahmen hergestellt, die sichtbar geknickt das aus Brettschichtdeckenelementen gefertigte Dach tragen. In den Zwischenräumen der Strandbadgebäude wird der tragende Rahmen zum Sockel für die eingespannten Zaunelemente. Der Zaun als skulpturale bauliche Erweiterung des Gebäudes zoniert die Funktionen Strandbad, YCH und Halbinselzufahrt. Der Holzbau mit effizienter Gebäudehülle in den ganzjährig genutzten Bereichen mit Dreifachverglasung soll mit hohem Vorfertigungsgrad und kurzer Bauzeit, einen extensiv begrüntem Dach den ökologischen Fußabdruck noch verbessern. Haustechnisch sollen energieeffiziente Systemkomponenten, wie z.B. die Berücksichtigung der Küchenabwärme installiert werden. Die in der Küche entstehende Abwärme wird mittels eines Plattenwärmetauschers im Lüftungsgerät zur Vorwärmung der Außenluft im Winter verwendet. Im Sommer kann die Abwärme zur Vorwärmung des Warmwassers verwendet werden. 4/5 711777 Architekturwettbewerb Neugestaltung Strandbadareal - Thalerareal, Hard DIE RAUMEINDRÜCKE ERLEBEN PLATZBLICK Ein Rhythmus aus offenen Plätzen und promenadenartigen Verbindungswegen begleitet die gesamte Uferzone in Hard. Die Abfolge Kirchen-, Hafenplatzund Bootsplatz bietet drei unterschiedliche Platzbereiche als bespielbare Möglichkeitsräume direkt am Wasser. Auf der Terrasse des Seerestaurants schwebt man direkt über dem See. Die Holzterrasse rahmt den Platz. Der Turm als Highlight am Platz ist Anziehungspunkt für Jung und Alt. Die Aussicht in die Landschaft ist ortsbekannt. Der Hafenplatz dient als zentrale Drehscheibe für den Wassertourismus und die Wasserkante von Hard. Der Bootsplatz nimmt die Funktion des extensiv genutzten Veranstaltungs-, Rummelplatzes ein. Am „Thaler Sporn“ als naturnaher Bereich ist man mitten im Hafen. Der Bodensee ist stets zum Greifen nah! STRANDBLICK Im Strandbad bildet das „treib.gut“ spannende Teilräume. Auf den holzgedeckten Sockelmauern lässt es sich gut Liegen und Sitzen. Dazwischen erobern Gäste ihre Lieblingsplätzchen und Kinder balancieren durchs Bad. HAFENBLICK Gleich ums Eck und mitten in der Stadt bietet der „Thaler Sporn“ vis-à-vis des Yachtclubs ein kleines Plätzchen mitten in der Auvegatation. Als skulpturale und multifunktionale Möblierung wird das „treib. gut“ zum Geheimtip. SEEBLICK Der Anlegesteg „Hohentwiel“ ist ein magnetischer Ort für Alle. Am Weg zum Hafenplatz öffnet sich der Strandbadturm und Restaurant in einer Torsituation. Den direkten Kontakt zum Bodensee schätzt man in Hard. 5/5