Monatspredigt 05/2007

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Predigt über 2 Korinther 5,17
Liebe Gemeinde
Sind Sie zufrieden mit Ihrem Leben? Läuft es so, dass Sie ein Ja dazu
haben? Oder stehen Sie an und sehnen sich nach einer Veränderung?
Die gute Nachricht der Bibel lautet: Gott ist ein Gott der zweiten Chance.
Er gibt uns die Möglichkeit, einen Neuanfang zu machen. Gott will es
auch, dass wir erfahren, wie unser Leben neu wird. Der Apostel Paulus
formuliert es so: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das
Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2 Korinther 5,17) Mit
anderen Worten: Gehört jemand zu Christus, dann ist er ein neuer
Mensch. Was vorher war, ist vergangen, etwas Neues hat begonnen.
Was will Paulus sagen? Wer gehört überhaupt zu Christus? Wie weiss
ich, ob ich zu Christus gehöre? Kann ich sicher sein, zu Christus zu
gehören?
Zu Christus gehören bedeutet, in einer persönlichen Beziehung mit ihm
leben, mit ihm verbunden sein, sein Freund sein. Wir treten in eine
Beziehung mit Christus ein, wenn wir ihm unser Leben anvertrauen,
wenn wir die Entscheidung treffen, ihm zu folgen, ihn als Herrn
anzunehmen und zu tun, was er uns sagt. So werden wir seine Freunde.
Wir gehören zu ihm und sind Kinder Gottes. Wir können sicher sein,
dass wir zu Christus gehören, wie ich als verheiratete Frau weiss, dass
ich zu meinem Mann gehöre. Der Eheschein sagt es mir klar und
unmissverständlich. Und ich bin auch in meinem Herzen überzeugt, dass
mein Mann und ich zusammengehören. Genauso können wir im
Glauben sicher sein, zu Christus zu gehören. Wenn wir Ja gesagt haben
zu Jesus, unserem Herrn, bestätigt uns die Bibel, dass wir Christen sind.
Und der Heilige Geist, der in uns wohnt, gibt uns die innere Gewissheit,
dass wir zu Christus gehören.
Was hat das jetzt für Konsequenzen? Paulus sagt: Gehört jemand zu
Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergangen.
Was meint Paulus damit? Er drückt es auch so aus: Weil einer für alle
Menschen starb, sind sie alle gestorben. (Vers 14) Er spricht hier von
Jesus Christus; er ist der Eine, der für alle starb. Und wer zu Christus
gehört, ist mit ihm verbunden, d. h. er hat teil an seinem Sterben und
Auferstehen. Da beschreibt Paulus eine Wirklichkeit, die wir nicht
äusserlich an uns feststellen können, die aber von Gott her in Christus
da ist. In seinem Tod ist das Alte vergangen. Das heisst: als Jesus am
Kreuz starb, starb unser altes Wesen mit. Damit ist das, was vorher war,
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vergangen. Und in der Auferstehung Jesu ist eine neue
Lebenswirklichkeit da. Etwas Neues hat begonnen. Wer zu Christus
gehört, hat teil an dieser neuen Wirklichkeit, die Gott schafft.
Aber, werden Sie jetzt einwenden, bin ich als Christ tatsächlich ein neuer
Mensch? Ist das Alte wirklich vergangen? Ich habe immer gemeint, das
Neue komme erst in der Vollendung des Reiches Gottes, wenn Jesus
Christus wiederkommen wird, wenn Gottes neue Welt voll da sein wird.
Bin ich wirklich schon jetzt ein neuer Mensch? Wird diese Behauptung
nicht gerade durch die Wirklichkeit der christlichen Gemeinde widerlegt?
Was ist neu an den Christen in unserer Kirchgemeinde? Sind sie nicht
fehlerhafte, unvollkommene Menschen wie alle anderen auch?
Ueber diese Frage haben sich grosse Theologen den Kopf zerbrochen.
Was hat Paulus gemeint, und was will er nicht sagen? Wir müssen
unterscheiden zwischen der Wirklichkeit, die Gott durch den Tod und die
Auferstehung von Jesus Christus objektiv geschaffen hat, und unserer
subjektiven Selbstwahrnehmung. Im Tod und der Auferstehung Christi ist
etwas Grundlegendes geschehen, daran kann nicht gerüttelt werden.
Diese Tatsache kann kein subjektives Empfinden beeinträchtigen. Das
Alte ist vergangen, eine neue Lebenswirklichkeit ist da. Ganz
unabhängig davon, wie viele Fehler wir als Christen noch machen und
wie unvollkommen unser Leben in unseren Augen noch ist. Das ändert
nichts an der objektiven Tatsache, dass Gott in Christus etwas Neues
geschaffen hat. Und wenn wir zu Christus gehören, hat dieses Neue in
unserem Leben begonnen. Es mag sein, dass wir das Alte noch an uns
spüren, dennoch dürfen und sollen wir daran festhalten, dass es im
Sterben von Christus überwunden ist. Es ist mit Christus am Kreuz
gestorben. Es ist vergangen. Und obwohl wir das Neue noch nicht immer
spüren, dürfen und sollen wir daran festhalten, dass es in der
Auferstehung von Christus für uns da ist. Etwas Neues hat begonnen.
Eine neue Lebensmöglichkeit liegt vor uns, wir brauchen sie nur noch zu
ergreifen. Im praktischen Alltag als Christ erleben wir beides: das Alte ist
zu Ende, und das Neue bricht hervor.
Liebe Gemeinde
Was wir in einer liebevollen, dauerhaften Beziehung mit Christus
erleben, ist nicht nur eine Reparatur des früheren Lebens, sondern
etwas qualitativ völlig Neues. Paulus spricht von einer neuen Schöpfung.
Was Gott an uns tut, ist nicht ein Ausbessern des Bestehenden, sondern
ein neuer Schöpfungsakt. Jesus nennt es eine neue Geburt. (Johannes
3,3-6) Der alte Mensch ist nämlich gar nicht verbesserungsfähig. Der
natürliche Mensch kann nicht besser werden und durch eigene
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Anstrengung Gott gefallen. Der alte Mensch verdient nichts anderes als
den Tod. Und so hat Gott es geplant und gewollt, dass in Christus eine
neue Schöpfung beginnt, und wer zu Christus gehört, ein neuer Mensch
ist. Im Glauben an Christus bekommen wir daran teil, dass das Alte
vergeht und eine neue Schöpfung da ist.
Was ist neu geworden? Neu ist, dass der Heilige Geist in uns lebt.
Paulus formuliert es so: Darum lebe nicht mehr ich, sondern Christus
lebt in mir! Mein vergängliches Leben auf dieser Erde lebe ich im
Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, der mich geliebt und sein
Leben für mich gegeben hat. (Galater 2,20) Wo Christus in einem
Menschen lebt, hat etwas Neues begonnen. Da lebt man nicht mehr aus
seiner eigenen Kraft, sondern in der Kraft des Heiligen Geistes. Wir
erfahren sie konkret im Alltag, wenn wir unsere Freiheit spüren, so zu
leben, wie es Gott gefällt. Wir sind nicht mehr den alten Gewohnheiten
und Verhaltensweisen ausgeliefert. Der Heilige Geist leitet uns zu einer
neuen Lebensweise an. Er weckt den Willen und die Bereitschaft, das
Alte abzulegen und einen neuen Lebensstil zu pflegen. Charakteristisch
für das neue Leben in der Verbindung mit Christus ist die Liebe zu Gott
und den Menschen. Wie der Egoismus und das Kreisen um sich selbst
das alte Wesen prägte, so ist die Liebe für das neue Leben typisch. Es
ist uns keine Last, Gott und die Menschen zu lieben. Der Heilige Geist
weckt die Liebe in unserem Herzen. So ist es uns auch keine lästige
Pflicht, uns Zeit zu nehmen, in der Bibel zu lesen, im Gegenteil: es ist
uns ein Bedürfnis. Weil wir Gott lieben, wollen wir mit ihm Zeit verbringen
und hören, was er uns zu sagen hat. So ist das Lesen in der Bibel jeden
Tag spannend und bereichernd. Gott gibt uns Antwort auf unsere
Fragen, Orientierung auf unserem Weg und Hilfe in unseren
Entscheidungen. Auch das Gebet ist für uns nicht ein Müssen, sondern
ein geniales Angebot, mit Gott zu kommunizieren. Weil wir Gott lieben,
wollen wir nicht darauf verzichten, unsere Freude mit ihm zu teilen und
unsere Sorgen bei ihm abzuladen, ihm für alles Gute zu danken und ihn
um alles zu bitten. Der Gottesdienstbesuch am Sonntag ist nicht eine
christliche Pflicht, sondern ein Gewinn. Wir nehmen uns gerne Zeit dafür,
weil wir Gemeinschaft erleben mit Gott und unseren
Glaubensgeschwistern und dadurch im Glauben und in der Liebe
gefördert werden. Wenn wir den Gottesdienst nicht besuchen können,
fehlt uns etwas.
Die Liebe, die der Heilige Geist uns schenkt, verändert auch unseren
Umgang mit den Mitmenschen. Sie sind uns nicht gleichgültig. Wir haben
ein Herz für sie. Wir bekommen sie lieb. Wir spüren, was sie brauchen.
Und es macht uns Freude, sie mit einem guten Wort aufzurichten, auf
eine Frage einzugehen oder ihnen einen praktischen Dienst zu erweisen.
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Der Heilige Geist leitet uns und zeigt uns, was dran ist. Er hilft uns zu
erkennen, wie wir einem anderen konkret eine Hilfe sein können. Die
Liebe findet immer einen Weg zum Herzen des anderen. Wo die Liebe
von Christus uns bestimmt, leben wir nicht mehr für uns selber, sondern
für ihn, der für uns gestorben und auferstanden ist. Da hat wirklich etwas
Neues begonnen.
Liebe Gemeinde
Dieses Neue ist nicht ein Strohfeuer, ein momentanes Glücksgefühl,
wenn wir Jesus Christus begegnen. Die Begeisterung für seine Sache
bleibt, da können wir sicher sein. Es ist ja nicht unsere eigene Leistung,
die früher oder später nachlässt, sondern Gott selber steht dahinter. Er
ist es, der das Neue schafft. Was der Schöpfer und Erlöser in der neuen
Schöpfung vollbringt, ist gewiss und unvergänglich. Der neue Mensch ist
von neuer Qualität. Was vorher war, ist vergangen, etwas Neues hat
begonnen. Neu ist nicht in erster Linie unsere Moral, sondern unser
Verhältnis mit Gott. Das Grundproblem ist ja nicht die Tatsünde wie
Unfreundlichkeit, Unwahrhaftigkeit oder Unreinheit, sondern unsere
Selbstherrlichkeit und unsere Trennung von Gott. Ist diese zerbrochene
Beziehung wiederhergestellt und ersetzt Liebe den Egoismus, so kann
man tatsächlich von einer neuen Schöpfung sprechen. Es ist ein
Handeln des souveränen Schöpfergottes. Er beginnt durch den Heiligen
Geist etwas Neues in uns. Und wo ein Mensch von innen neu geworden
ist, kann man das auch an seinem Handeln ablesen. Er ist ein Segen für
die anderen und wirkt in die Gesellschaft hinein. Die Welt ist ihm nicht
gleichgültig. Er liebt die Menschen und engagiert sich für sie. Gehört
jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist
vergangen, etwas Neues hat begonnen. (2 Korinther 5,17)
Amen
29-4-2007, Madeleine Koch-Stoll, Pfrn., Adelboden
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