Predigt über 2 Korinther 5,17 Liebe Gemeinde Sind Sie zufrieden mit Ihrem Leben? Läuft es so, dass Sie ein Ja dazu haben? Oder stehen Sie an und sehnen sich nach einer Veränderung? Die gute Nachricht der Bibel lautet: Gott ist ein Gott der zweiten Chance. Er gibt uns die Möglichkeit, einen Neuanfang zu machen. Gott will es auch, dass wir erfahren, wie unser Leben neu wird. Der Apostel Paulus formuliert es so: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2 Korinther 5,17) Mit anderen Worten: Gehört jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergangen, etwas Neues hat begonnen. Was will Paulus sagen? Wer gehört überhaupt zu Christus? Wie weiss ich, ob ich zu Christus gehöre? Kann ich sicher sein, zu Christus zu gehören? Zu Christus gehören bedeutet, in einer persönlichen Beziehung mit ihm leben, mit ihm verbunden sein, sein Freund sein. Wir treten in eine Beziehung mit Christus ein, wenn wir ihm unser Leben anvertrauen, wenn wir die Entscheidung treffen, ihm zu folgen, ihn als Herrn anzunehmen und zu tun, was er uns sagt. So werden wir seine Freunde. Wir gehören zu ihm und sind Kinder Gottes. Wir können sicher sein, dass wir zu Christus gehören, wie ich als verheiratete Frau weiss, dass ich zu meinem Mann gehöre. Der Eheschein sagt es mir klar und unmissverständlich. Und ich bin auch in meinem Herzen überzeugt, dass mein Mann und ich zusammengehören. Genauso können wir im Glauben sicher sein, zu Christus zu gehören. Wenn wir Ja gesagt haben zu Jesus, unserem Herrn, bestätigt uns die Bibel, dass wir Christen sind. Und der Heilige Geist, der in uns wohnt, gibt uns die innere Gewissheit, dass wir zu Christus gehören. Was hat das jetzt für Konsequenzen? Paulus sagt: Gehört jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergangen. Was meint Paulus damit? Er drückt es auch so aus: Weil einer für alle Menschen starb, sind sie alle gestorben. (Vers 14) Er spricht hier von Jesus Christus; er ist der Eine, der für alle starb. Und wer zu Christus gehört, ist mit ihm verbunden, d. h. er hat teil an seinem Sterben und Auferstehen. Da beschreibt Paulus eine Wirklichkeit, die wir nicht äusserlich an uns feststellen können, die aber von Gott her in Christus da ist. In seinem Tod ist das Alte vergangen. Das heisst: als Jesus am Kreuz starb, starb unser altes Wesen mit. Damit ist das, was vorher war, 1 vergangen. Und in der Auferstehung Jesu ist eine neue Lebenswirklichkeit da. Etwas Neues hat begonnen. Wer zu Christus gehört, hat teil an dieser neuen Wirklichkeit, die Gott schafft. Aber, werden Sie jetzt einwenden, bin ich als Christ tatsächlich ein neuer Mensch? Ist das Alte wirklich vergangen? Ich habe immer gemeint, das Neue komme erst in der Vollendung des Reiches Gottes, wenn Jesus Christus wiederkommen wird, wenn Gottes neue Welt voll da sein wird. Bin ich wirklich schon jetzt ein neuer Mensch? Wird diese Behauptung nicht gerade durch die Wirklichkeit der christlichen Gemeinde widerlegt? Was ist neu an den Christen in unserer Kirchgemeinde? Sind sie nicht fehlerhafte, unvollkommene Menschen wie alle anderen auch? Ueber diese Frage haben sich grosse Theologen den Kopf zerbrochen. Was hat Paulus gemeint, und was will er nicht sagen? Wir müssen unterscheiden zwischen der Wirklichkeit, die Gott durch den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus objektiv geschaffen hat, und unserer subjektiven Selbstwahrnehmung. Im Tod und der Auferstehung Christi ist etwas Grundlegendes geschehen, daran kann nicht gerüttelt werden. Diese Tatsache kann kein subjektives Empfinden beeinträchtigen. Das Alte ist vergangen, eine neue Lebenswirklichkeit ist da. Ganz unabhängig davon, wie viele Fehler wir als Christen noch machen und wie unvollkommen unser Leben in unseren Augen noch ist. Das ändert nichts an der objektiven Tatsache, dass Gott in Christus etwas Neues geschaffen hat. Und wenn wir zu Christus gehören, hat dieses Neue in unserem Leben begonnen. Es mag sein, dass wir das Alte noch an uns spüren, dennoch dürfen und sollen wir daran festhalten, dass es im Sterben von Christus überwunden ist. Es ist mit Christus am Kreuz gestorben. Es ist vergangen. Und obwohl wir das Neue noch nicht immer spüren, dürfen und sollen wir daran festhalten, dass es in der Auferstehung von Christus für uns da ist. Etwas Neues hat begonnen. Eine neue Lebensmöglichkeit liegt vor uns, wir brauchen sie nur noch zu ergreifen. Im praktischen Alltag als Christ erleben wir beides: das Alte ist zu Ende, und das Neue bricht hervor. Liebe Gemeinde Was wir in einer liebevollen, dauerhaften Beziehung mit Christus erleben, ist nicht nur eine Reparatur des früheren Lebens, sondern etwas qualitativ völlig Neues. Paulus spricht von einer neuen Schöpfung. Was Gott an uns tut, ist nicht ein Ausbessern des Bestehenden, sondern ein neuer Schöpfungsakt. Jesus nennt es eine neue Geburt. (Johannes 3,3-6) Der alte Mensch ist nämlich gar nicht verbesserungsfähig. Der natürliche Mensch kann nicht besser werden und durch eigene 2 Anstrengung Gott gefallen. Der alte Mensch verdient nichts anderes als den Tod. Und so hat Gott es geplant und gewollt, dass in Christus eine neue Schöpfung beginnt, und wer zu Christus gehört, ein neuer Mensch ist. Im Glauben an Christus bekommen wir daran teil, dass das Alte vergeht und eine neue Schöpfung da ist. Was ist neu geworden? Neu ist, dass der Heilige Geist in uns lebt. Paulus formuliert es so: Darum lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir! Mein vergängliches Leben auf dieser Erde lebe ich im Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, der mich geliebt und sein Leben für mich gegeben hat. (Galater 2,20) Wo Christus in einem Menschen lebt, hat etwas Neues begonnen. Da lebt man nicht mehr aus seiner eigenen Kraft, sondern in der Kraft des Heiligen Geistes. Wir erfahren sie konkret im Alltag, wenn wir unsere Freiheit spüren, so zu leben, wie es Gott gefällt. Wir sind nicht mehr den alten Gewohnheiten und Verhaltensweisen ausgeliefert. Der Heilige Geist leitet uns zu einer neuen Lebensweise an. Er weckt den Willen und die Bereitschaft, das Alte abzulegen und einen neuen Lebensstil zu pflegen. Charakteristisch für das neue Leben in der Verbindung mit Christus ist die Liebe zu Gott und den Menschen. Wie der Egoismus und das Kreisen um sich selbst das alte Wesen prägte, so ist die Liebe für das neue Leben typisch. Es ist uns keine Last, Gott und die Menschen zu lieben. Der Heilige Geist weckt die Liebe in unserem Herzen. So ist es uns auch keine lästige Pflicht, uns Zeit zu nehmen, in der Bibel zu lesen, im Gegenteil: es ist uns ein Bedürfnis. Weil wir Gott lieben, wollen wir mit ihm Zeit verbringen und hören, was er uns zu sagen hat. So ist das Lesen in der Bibel jeden Tag spannend und bereichernd. Gott gibt uns Antwort auf unsere Fragen, Orientierung auf unserem Weg und Hilfe in unseren Entscheidungen. Auch das Gebet ist für uns nicht ein Müssen, sondern ein geniales Angebot, mit Gott zu kommunizieren. Weil wir Gott lieben, wollen wir nicht darauf verzichten, unsere Freude mit ihm zu teilen und unsere Sorgen bei ihm abzuladen, ihm für alles Gute zu danken und ihn um alles zu bitten. Der Gottesdienstbesuch am Sonntag ist nicht eine christliche Pflicht, sondern ein Gewinn. Wir nehmen uns gerne Zeit dafür, weil wir Gemeinschaft erleben mit Gott und unseren Glaubensgeschwistern und dadurch im Glauben und in der Liebe gefördert werden. Wenn wir den Gottesdienst nicht besuchen können, fehlt uns etwas. Die Liebe, die der Heilige Geist uns schenkt, verändert auch unseren Umgang mit den Mitmenschen. Sie sind uns nicht gleichgültig. Wir haben ein Herz für sie. Wir bekommen sie lieb. Wir spüren, was sie brauchen. Und es macht uns Freude, sie mit einem guten Wort aufzurichten, auf eine Frage einzugehen oder ihnen einen praktischen Dienst zu erweisen. 3 Der Heilige Geist leitet uns und zeigt uns, was dran ist. Er hilft uns zu erkennen, wie wir einem anderen konkret eine Hilfe sein können. Die Liebe findet immer einen Weg zum Herzen des anderen. Wo die Liebe von Christus uns bestimmt, leben wir nicht mehr für uns selber, sondern für ihn, der für uns gestorben und auferstanden ist. Da hat wirklich etwas Neues begonnen. Liebe Gemeinde Dieses Neue ist nicht ein Strohfeuer, ein momentanes Glücksgefühl, wenn wir Jesus Christus begegnen. Die Begeisterung für seine Sache bleibt, da können wir sicher sein. Es ist ja nicht unsere eigene Leistung, die früher oder später nachlässt, sondern Gott selber steht dahinter. Er ist es, der das Neue schafft. Was der Schöpfer und Erlöser in der neuen Schöpfung vollbringt, ist gewiss und unvergänglich. Der neue Mensch ist von neuer Qualität. Was vorher war, ist vergangen, etwas Neues hat begonnen. Neu ist nicht in erster Linie unsere Moral, sondern unser Verhältnis mit Gott. Das Grundproblem ist ja nicht die Tatsünde wie Unfreundlichkeit, Unwahrhaftigkeit oder Unreinheit, sondern unsere Selbstherrlichkeit und unsere Trennung von Gott. Ist diese zerbrochene Beziehung wiederhergestellt und ersetzt Liebe den Egoismus, so kann man tatsächlich von einer neuen Schöpfung sprechen. Es ist ein Handeln des souveränen Schöpfergottes. Er beginnt durch den Heiligen Geist etwas Neues in uns. Und wo ein Mensch von innen neu geworden ist, kann man das auch an seinem Handeln ablesen. Er ist ein Segen für die anderen und wirkt in die Gesellschaft hinein. Die Welt ist ihm nicht gleichgültig. Er liebt die Menschen und engagiert sich für sie. Gehört jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergangen, etwas Neues hat begonnen. (2 Korinther 5,17) Amen 29-4-2007, Madeleine Koch-Stoll, Pfrn., Adelboden 4