Christi Himmelfahrt

Werbung
Christi Himmelfahrt im Lukasjahr
Erste Lesung Apg 1,1-11
Zweite Lesung Eph 1, 17-23
Evangelium Lk 24, 46-53
Erste Lesung
Im ersten Buch, lieber Theophilus,
habe ich über alles berichtet, was Jesus getan und gelehrt hat,
bis zu dem Tag, an dem er in den Himmel aufgenommen wurde.
Vorher hat er durch den Heiligen Geist
den Aposteln, die er sich erwählt hatte, Anweisungen gegeben.
Ihnen hat er nach seinem Leiden
durch viele Beweise gezeigt, daß er lebt;
vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen
und hat vom Reich Gottes gesprochen.
Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen:
Geht nicht weg von Jerusalem,
sondern wartet auf die Verheißung des Vaters,
die ihr von mir vernommen habt.
Johannes hat mit Wasser getauft,
ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft.
Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn:
Herr, stellst du in dieser Zeit
das Reich für Israel wieder her?
Er sagte zu ihnen:
Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren,
die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat.
Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen,
der auf euch herabkommen wird:
und ihr werdet meine Zeugen sein
in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien
und bis an die Grenzen der Erde.
Als er das gesagt hatte,
wurde er vor ihren Augen emporgehoben,
und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.
Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten,
standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen
und sagten: Ihr Männer von Galiläa,
was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?
Dieser Jesus, der von euch ging
und in den Himmel aufgenommen wurde,
wird ebenso wiederkommen,
wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.
Zur Ersten Lesung
Zu Beginn der Apostelgeschichte erfahren wir die von der Widmung des Autors an einen gewissen Theophilus (Bedeutung: Gott Liebenden). Die Anrede im Lukasevangelium (1,3) ist im
Griechischen sehr würdevoll: Κρατιστε Θεοφιλε (erlauchter Theophilos). Eine Anrede, die nur
bei römischen Senatoren und Rittern üblich war, während er in der Apostelgeschichte „nur“ als
ω Θεοφιλε angesprochen wird. Auf jeden Fall muß es sich um einen angesehenen Mann
gehandelt haben. Nach apokryphen Berichten soll es sich um einen Mann gehandelt haben, der
Petrus in Antiochien sein Haus für Predigten zur Verfügung gestellt hatte. Nach dieser Quelle
muß Theophilos ein sehr angesehener und mächtiger Römer gewesen sein, der sich vor
Nachstellungen nicht zu scheuen brauchte und seinen Anteil an der Glaubensverbrei-tung hatte.
Vielleicht war das auch der Grund, warum Lukas ihn über die Taten der Apostel unmittelbar nach
der Himmelfahrt Jesu genauer informierte, was ja kein Evangelist getan hatte – auch Lukas selbst
nicht, der sein Evangelium später als die Apostelgeschichte ver-fasste.
Nach diesem Vorwort (1,1-3) beginnt der Evangelist seinen Bericht mit den letzten Anweisungen des Auferstandenen an die Apostel und seiner Himmelfahrt (1,4-11). In der Apostelgeschichte (wörtl. Πραξεισ αποστολων, Taten der Apostel) bringt Lukas das Christuser-eignis
in Zusammenhang mit der Kirche und verknüpft damit die Kirche und Christus zu einem
untrennbaren Ganzen. Eine Kirche ohne Christus ist undenkbar, und Christus ohne Kirche ergibt
keinen Sinn. Christus ist das Haupt der Kirche und die Kirche setzt sein Werk durch das Wirken
des Geistes fort. Denn vorher hat er durch den Heiligen Geist den Apos-teln, die er sich
erwählt hatte Anweisungen gegeben und nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt,
daß er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes
gesprochen. Lukas berichtet als einziger von vierzig Tagen, womit er auf das langsame
Erwachen der Kirche hinweist. Die Apostel erfahren die Unterweisungen durch den
Auferstandenen selbst. Die Zahl 40 ist bedeutsam (Sintflut, Wüstenzug, Reise der Kundschaf-ter
Wüstenfasten Jesu,). Es ist eine Symbolzahl für eine Zeit zur Bereitung auf Größeres, daß nicht
vom Menschen ausgeht, sondern von Gott kommt. Die Kraft des Heiligen Geistes kommt dabei
bereits deutlich zum Ausdruck.
Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet
auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt. Johannes hat mit Was-ser
getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft. Lukas
berichtet als einziger von diesem gemeinsamen Mahl vor der Himmelfahrt. Näheres ist nicht
bekannt. Vielleicht ist mit dem Mahl die Eucharistiefeier gemeint in welcher der Geist die
Anweisungen gegeben hatte. Jerusalem ist bei Lukas die „heilige Stadt“ und sie blieb auch nach
der Himmelfahrt das Zentrum der Urkirche. Erst nach dem Apostelkonzil und der end-gültigen
Trennung von den Juden verlagerte sich ihr Schwerpunkt nach Antiochien. Deutlich hebt Lukas
auch die Geisttaufe von der Wassertaufe des Johannes ab. Als sie nun beisam-men waren,
fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? Die Frage
verrät eine gewisse Sehnsucht und Ungeduld. Die Erwartung einer Wiederer-richtung war in
Israel lebendig. In Jer 33,7 heißt es „Ich wende das Geschick Judas und Jeru-salems und baue sie
auf wie ehedem“, und in Ps 14,7 drücken sich Hoffnung und Sehnsucht nach dem durch von
JHWH neu errichtetem Israel aus. Auch in Hos 6,11 kündet JHWH die neue Zeit an, ebenso wie
in Sir 48,10, wo mit der Wiedererrichtung fest gerechnet wird.Eine Reihe von Stellen weist auf
dieses von Gott neu errichtete Reich hin. Nur wie es entstehen wird bleibt dunkel. Einige
meinten, das davidische Reich werde neu erstehen. In Jes 2,2ff ist von einer Völkerwallfahrt zum
Berg des Herrn die Rede. Die Frage der Jünger beim gemein-samen Mahl bezieht sich auf diese
Prophetien und die Neugestaltung der Welt durch Christus.
Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in
seiner Macht festgesetzt hat. Immer wieder habenGruppenversucht Fristen für das Welt-ende
und den Beginn des Reiches Gottes zu berechnen, doch es bleibt dabei. Christus offen-bart
darüber nichts. Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch
herabkommen wird, und ihr werdet meine Zeugen sein…bis an Ende der Erde. Die
Ausgießung des Geistes auf die Apostel wird der Beginn der Weltmission und wird der Be-ginn
des Reiches Gottes sein. Die Veränderung der Welt wird ganz anders sein, als es sich die Jünger
vorgestellt hatten. Sie selbst werden in die Pflicht genommen nicht nur passiv das Reich Gottes
zu erwarten, sondern es auch aktiv schon hier und jetzt mitzugestalten. Damit wiederholt Christus
die Worte JHWH´s aus Jes 6,49: Es ist zu wenig, daß du mein Knecht bist nur um die Stämme
Jakobs wieder aufzurichten und die verschonten Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht
der Völker, damit mein Heil bis ans Ende der Erde reicht. Als er das gesagt hatte, wurde er vor
ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.
Die Himmelfahrt Christi wird in der darstellenden Kunst immer mit Christus, der in den Himmel
schwebt und einer Gruppe von Jüngern, die ihm nach-sehen dargestellt was naturgemäß bei
Vielen zu Unglauben und Ablehnung geführt hatte und hat. Es erscheint hier wieder die alte
Schwierigkeit, die Worte Gottes in die menschliche Sprache zu übersetzen. Was die Bibel hier
nüchtern und kurz zum Ausdruck bringt ist die Aufnahme Christi nach der Erfüllung seines
Auftrags in die Transzendenz Gottes, ausge-drückt in einer Wolke, die ihn in dieser Welt unseren
Augen entrückt. Das Neue Testament nimmt sieben Mal gleichlautend Bezug auf den Ort an den
Christus entrückt wurde (Mk 16,19, Apg 7,55, Röm 8,34, Kol 3,1, Hebr 10,12 und 12,2, 1Petr
3,22), und die Apostel sind Zeugen eines Geschehens, durch welches Christus der Herr aller ist
(Apg 2,36, Apg 10,36, Apg 3,21, Apg 5,31, Phil 2,9, Eph 1,20).
Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei
Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr
da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Him-mel
aufgenommen wurde wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen
sehen. Diese Ankündigung der Wiedererscheinung aus der Transzendenz Gottes ist die
Frohbotschaft, welche die Jünger im Augenblick ihrer Enttäuschung und Angst erfahren. Die
Frohbotschaft wird dargestellt durch Engel in weißen Gewändern, wie schon einmal beim Besuch
der Jünger und Maria Magdalenas beim leeren Grab. Als Jesus in den Himmel auf-genommen
war, kehrten die Apostel vom Ölberg, der nur einen Sabbatweg von Jerusa-lem entfernt ist,
nach Jerusalem zurück. Lukas berichtet auch in seinem Evangelium vom Mahl und der
Himmelfahrt (Lk 34,36ff). Danach fand die Himmelfahrt in der Nähe von Beth-anien statt, das
auf der anderen Seite des Ölbergs liegt, womit der Ölberg als Ort des Gesche-hens kein
Widerspruch ist. Nach Sach 14,4 wird das Gericht Gottes auf dem Ölberg stattfin-den.
Zweite Lesung
Brüder!
Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn,
der Vater der Herrlichkeit,
gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung,
damit ihr ihn erkennt. Er erleuchte die Augen unseres Herzens,
damit ihr versteht,
zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid,
welchen Reichtum
die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt
und wie überragend groß
seine Macht sich an uns, den Gläubigen erweist
durch das Wirken seiner Kraft und Stärke.
Er hat sie an Christus erwiesen,
den er von den Toten erweckt
und im Himmel auf den Platz zu seiner Rechten erhoben hat,
hoch über alle Fürsten und Gewalten,
Mächte und Herrschaften
und über jeden Namen, der nicht nur in dieser Welt,
sondern auch in der zukünftigen genannt wird.
Alles hat er ihm zu Füßen gelegt
und ihn, der als Haupt alles überragt,
über die Kirche gesetzt.
Sie ist sein Leib
und wird von ihm erfüllt, der das All ganz und gar beherrscht.
Zur Zweiten Lesung
Sehr intensiv hat Paulus die Kraft des Geistes in seinen Missionsgebieten erfahren und so erbittet
er von Christus den Geist der Erkenntnis für seine Gemeinde in Worten, die wohl nicht jeder so
sprechen kann. Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herr-lichkeit, gebe euch
den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit ihr ihn erkennt. Er erleuchte die Augen
unseres Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid,
welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt und wie überragend
groß seine Macht sich an uns, den Gläubigen erweist, durch das Wirken seiner Kraft und
Stärke. Ein einziger Satz mit der Bitte um die Gaben des Heiligen Geistes. Eine Bitte um das
Erkennen des Geheimnisses Gottes, das sich nur im Glauben of-fenbart. Auch diese Gabe des
Glaubens ist Gnade. Wir wissen nicht, warum Viele nicht glau-ben können; wir wissen nicht
warum Viele diese Glaubensgabe nicht erhalten. Wir wissen nur, daß nicht wir diese Gabe
schenken können. Wir können nur Zeugnis geben. Mehr nicht. Gott selbst muß das „Auge des
Herzens“ öffnen können, muß selbst den „Kern der Person“ anrufen. Darum weiß Paulus sehr
genau Bescheid und darum auch seine innige Bitte an Christus, für seine Gemeinde das zu tun,
wozu er nicht fähig ist. Denn Spaltungen, Irrlehren und falsche Heilspropheten haben in dieser
Gemeinde Raum gefunden. Das Gebet, das Paulus hier ausspricht, geht weit über das natürliche
Sehnen hinaus. Und ist größer, als menschliche Gedanken fassen können. Auch Beten können ist
Gnade.
Er hat sie an Christus erwiesen, den er von den Toten erweckt und im Himmel auf den
Platz zu seiner Rechten erhoben hat, hoch über alle Fürsten und Gewalten, Mächte und
Herrschaften und über jeden Namen, der nicht nur in dieser Welt, sondern auch in der
zukünftigen genannt wird. Alles hat er ihm zu Füßen gelegt. Die Aufzählung der unterworfenen „Mächte“, ist die gleiche, wie bereits in Kol 1,16, doch ist sie erweitert worden durch
den „Namen“. Unter „Namen“ verstand man in der Antike kosmische Gewalten, über welche die
Heiden magische Gewalt zu gewinnen versuchten, indem sie ihren Namen kennen und rufen.
Auch heute wenden sich selbst Getaufte „Mächten“ zu ohne zu merken, daß das ein Abfall von
Christus ist. Insofern ist dieses Schreiben an die Kolosser auch heute aktuell. Und ihn, der als
Haupt alles überragt, über die Kirche gesetzt. Sie ist der Leib und wird von ihm erfüllt, der
das All ganz und gar beherrscht. Paulus erweitert die Herrschaft Christi gegenüber Kol 1,18,
wo er das Haupt des Leibes d.h. der Kirche und der Erstgeborene der Toten ist. Hier, im
Epheserschreiben, ist er das Haupt des ganzen Alls und mitbeteiligt an der Erschaffung nicht nur
der Welt, sondern des ganzen Alls, und daher ist ihm auch das All unterworfen. Die Kirche ist
von Christus erfüllt. Durch ihn und in ihm verwirklicht sie sich und durch sie handelt Christus in
der Welt. Kirche meint hier Gesamtkirche, welche ihre Wur-zel im Heilsplan Gottes hat, und sie
ist der „Leib“ in der Christus in der Welt wandelt. Sie ist darum auch viel mehr als eine
philosophisch-theologische Schule für die Erreichung des Heils. Durch die Kirche will Gott sich
der Welt und seiner Schöpfung mitteilen und durch sie offenbart er sein Geheimnis und
verkündet es. Die Kirche ist Gotteswerk; sie ist nicht für sich selber da, sondern soll die Fülle
Christi in der Welt zur Erkennen bringen – zur Verherrli-chung Gottes schon hier und jetzt.
Evangelium
In jener Zeit
sprach Jesus zu seinen Jüngern:
So steht es in der Schrift:
Der Messias wird leiden
und am dritten Tag von den Toten auferstehen,
und in seinem Namen
wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden,
sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden.
Ihr alle seid Zeugen dafür.
Und ich werde die Gabe, die mein Vater verheißen hat,
zu euch herab senden.
Bleibt in der Stadt,
bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet.
Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Bethanien.
Dort hob er seine Hände und segnete sie.
Und während er sie segnete,
verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben;
sie aber fielen vor ihm nieder.
Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück.
Und sie waren immer im Tempel
und priesen Gott.
Zum Evangelium
Jesus steht unmittelbar vor der Rückkehr zum Vater. Noch einmal führt er den Seinen die Schrift
vor Augen – und er weiß: Sie werden nicht verstehen. Erst der Heilige Geist wird das Verstehen
bewirken. Er wird sie an alles erinnern, was Jesus zu ihnen gesagt hatte, als er noch leiblich bei
ihnen anwesend war. Eine neue Dimension des Glaubens wird Christus ihnen – und uns – durch
den Heiligen Geist eröffnen. Er will die Seinen in Gott verankern, sonst blei-ben sie
innweltlichen Problemen stecken. Aus seiner Erschaffung heraus ist der Mensch grundsätzlich
„gottfähig“, fähig für das Unendliche und auf den Unendlichen zu, und dennoch bleiben Viele
auf das irdische fixiert, verstricken sich darin und gelangen nicht zur „Freiheit der Kinder
Gottes“. Auch ein Wort an die Kirche: Es nützt auch nichts über den Himmel und die letzten
Dinge zu reden. Es nützt nichts über die Liebe Gottes und die Höllenstrafen zu pre-digen. Denn
der Mensch kann auch mitten in seinem Alltagsleben „im Herrn“ bleiben, wenn „Er die Augen
des Herzens erleuchtet“ (sh 2. Lesung). In der ersten Lesung und im Evange-lium hören wir von
der Himmelfahrt Christi im Zeitalter der Weltraumfahrt. Eine Zumutung? Heute versucht der
Mensch Gott im Raum zu orten; sucht ihn in der Schöpfung anstatt zu be-greifen, daß er über der
Schöpfung steht und so macht er den Erfolg oder Mißerfolg seiner Bemühungen zum Kriterium
zu glauben oder nicht zu glauben. Der Mensch versucht Gott wissenschaftlich zu durchleuchten
und verliert dadurch den Himmel als Ziel und Vollendung seines Lebens.
Lukas läßt Jesus zum letzten Mal persönlich den „Ostertag“ verkünden und setzt damit einen
gewaltigen geistlichen Prozeß in Gang, dem der Heilige Geist eine Stoßkraft verleihen wird, der
selbst die Weltmacht Rom nicht gewachsen war. Haben wir verlernt zu begreifen, was die Kraft
des Heiligen Geistes heute bewirken könnte? In geraffter Kürze führt Jesus den Seinen sein
ganzes Werk vor Augen: Hingabe an seinen Vater am Kreuz, Auferstehung, Versamm-lung,
Verwandlung, Weckung des missionarischen Auftrags, Himmelfahrt, Geistsendung.
In fünfzig Tagen, vom Auferstehungstag bis Pfingsten, geschieht die Bereitung der Kirche. Die
nüchternen Worte der heutigen Botschaft verdecken fast dieses unglaubliche Geschehen. Voraus
geht den Jüngern der Schock Erschütterung des Karfreitags in dem sie bis zu den Grenzen des
Erträglichen geprüft werden. Dann folgt die Begegnung mit dem Auferstande-nen. Von ihm
werden sie gepackt vom Himmel und überwältigt und so werden sie Christen, Missionare und
Säulen der Kirche.
Die Jünger können das Geschehen kaum fassen. Der Vers davor: „Darauf öffnete er ihnen die
Augen für das Verständnis der Schrift“. So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden
und am dritten Tag von den Toten auferstehen. Es ist der Kernsatz der Urkirche und gültig bis
heute. Heute wird Christus von der Welt und von fragwürdigen Christen verdunkelt, doch
beseitigt kann er nicht werden. Getaufte, welche die Schrift nicht verstehen, werden mit ihrem
Leben nicht fertig, brechen zusammen und suchen bei Psychotherapeuten Hilfe. Gibt es nicht zu
denken, daß soviele gescheiterte Priesterexistenzen Psychotherapeuten werden? Daß so-viele,
deren Seele selbst verwundet ist, andere heilen wollen? Daß sakramental Gebundene dennoch
Eucharistiefeiern „gestalten“? Für sie braucht es zuerst Heilung und Herzensumkehr. Christus
heilt alle, die sich ihm anvertrauen, die ehrlich zu ihm und zu sich selbst sind. Viele Getaufte
verstehen auch heute nicht ihr „Sterben“ und „Auferstehen“. In seinem Namen wird man allen
Völkern verkünden. Was Christus sagt, das geschieht in den Jüngern. In seinem Namen, nicht
im eigenen Namen und nicht aus eigener Kraft werden sie bis an die Grenzen der bewohnten
Erde verkünden und zwar angefangen in Jerusalem, dem Ort seiner scheinbaren Vernichtung.
Sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden. Nicht zur Kirche sollen sie sich
kehren, sondern zu Christus, dem Gekreuzigten und zum Vater Erhöhten. Muß auch die Kir-che
umkehren? Viele Schatten vergangener Jahre und Jahrhunderte holen sie heute ein. Vie-les, was
verdrängt und unter dem Teppich gekehrt wurde, kommt heute schmerzlich zum Vor-schein.
Auch die Kirche braucht die Vergebung des Gekreuzigten. Ihr seid Zeugen dafür. So spricht der
Auferstandene: Die Rettung aus euren Abgründen habt ihr selbst erfahren. Darum könnt auch ihr
den Glauben und die Gewißheit in den euch Anvertrauten wecken. Ihr werden den Glauben
wecken, nicht fordern! Das Glauben-Wachsen-lassen ist Aufgabe Gottes.
Und ich werde die Gabe, die mein Vater verheißen hat, herabsenden. Geistsendung ist Werk
Gottes. Ausbildung, Tüchtigkeit und Beauftragung genügen nicht, um das Evangelium zu
verkünden und Umkehr und Vergebung zu bewirken. Viele dafür Berufene machten sich selbst
dazu unfähig, viele dafür nichtberufene Beauftragte richten viel Schaden an. Es ist verhängnisvoll für die Kirche zu meinen, daß Geweihte nicht fehlen können. Christus sendet die
Gabe des Geistes herab. Auch heute!
Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Bethanien (zum Ölberg) Dort erhob er seine
Hände und segnete sie. Der Hohenpriester segnet sie für ihren Auftrag und sie bleiben vom
messianischen Hohenpriester Gesegnete und Begnadete. Eine für die apostolische Nachfolge
ungemein wichtige Handlung. Er verließ sie und wurde zum Himmel emporgehoben. Ein
nüchtener Abschied und Schluß des Lukasevangeliums; erhöht zum Vater, daheim beim Vater
handelt Christus in der Welt wie JHWH.
Sie aber fielen vor ihm nieder…beten an, reif und im Glauben erwachsen geworden ohne ihn
wieder zurückholen zu wollen. Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück
Nicht wie Verlassene, sondern im Bewußtsein das Werk Christi weiterzuführen. Jetzt sind sie
wirklich neue Menschen geworden, wirklich Kirche geworden. Jetzt beginnt Christus neu in
ihnen und beginnt neu durch sie. Sie waren immer im Tempel. Noch ist die Kirche nicht
vollständig vom Judentum gelöst. Erst Antiochien und das Apostelkonzil werden das bewirken.
Sie priesen Gott. In der Eucharistiefeier? Durch ihn werden sie die Welt und alle ihre
Bedrängnisse überwinden. Durch sie kommt der Auferstandene zum Ziel und dieses Er-eignis ist
bis heute wirksam.
Herunterladen