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Höhere Fachschule für Farbgestaltung
HAUS DER FARBE, Zürich
Perspektivenwechsel
Umnutzung Industrieareal – Berufsbildungszentrum Baden Nord
Im Wandel der Zeit
Baden – Bäderstatt seit der Gründung durch die Römer – im Mittelalter strategischer Punkt beginnender Marktwirtschaft – Heute Kleinstadt und Kurort, Standort zahlreicher
Firmen mit Visionen wie sie hauptsächlich seit 1891 durch die Gründer der BBC – der heutigen ABB entwickelt.
Zur Kreuzung markant; drei orange Stelen, die ersten Anzeichen des aktuellen Umbruchs, Wegweiser in ein unterschiedlich verschränktes Areal. Am Ende kurzer Straßen, die
Bildung kleiner Zentren zu den Verladeplätzen. Repetitionen von Fensterkreuzen, verwitterten Backsteinmauern, Betonpfeilern und Stahlkonstruktionen, allerorts Raster die
sich in den Fensterspiegelungen der Nachbargebäude brechen. Auf dem dunklen Asphalt sind verwirrende Bodenmarkierungen angebracht. Über allem eine Patina von Staub,
Rost und Schmutz. Ein Grau in Grau steht im Kontrast zu bunt leuchtenden Signalfarben.
Schließlich bilden zwei längliche Bauten eine Art Gebäudeschlucht. Eine Rampe aufwärts, an hohen Parterrefenstern vorbei, findet sich der Eingang zum ursprünglichen BBCWerkschulhaus von 1931. Das schlichte Gebäude mit der Registernummer „1485“ hat im Laufe der Zeit bereits einige Umbrüche und Erweiterungen erlebt. Nun vollzieht es
erneut einen Perspektivenwechsel. Im Foyer; ein unter Schutz stehendes Wandbild von 1963 – Allegorie der Urväter; verbliebene Verkörperung des einstigen Pioniergeistes.
In der aktuellen Gegenwart angekommen, stehen neuzeitliche Bildungsvisionen der Stadt Baden an. Sie bringen das stattliche Areal mit der geplanten Umnutzung zur
kommunalen Berufsbildung erneut in Aufschwung.
„Perspektivenwechsel“
Verschiebung der räumlichen Wahrnehmung
Um in der Berufsbildung und Laufbahnstrategie neue Ansätze zu finden sind andersartige Betrachtungsweisen, ein Wechsel in den Perspektiven gefordert. Diesen Gedanken als
sichtbare Metapher im Raum zeigt das vorliegende Konzept in der Verschiebung gewohnter Sehweisen. An Stelle der üblicherweise farblich betonten Wandpartien vollzieht sich
dieser Perspektivenwechsel als Gestaltungsschwerpunkt zur Decke. Um dies weiter zu verdeutlichen, wird durch unterschiedlich forcierte Glanzstufen Reflexionen erzeugt. Es
entstehen Effekte der räumlichen Überhöhung, wenn beispielsweise in der Rückkoppelung zum Boden aus poliertem Stein, stark versiegeltem Parkett, Linoleum, sich der Raum
als Spiegelung zu verdoppeln scheint (siehe Visualisierungen).
Basis Industrie-Groove
Visuell verbindet sich mit dem Begriff „Industrie“ ein verschmutztes, dunkles Kolorit von Grautönen; in neuerer Zeit durch leuchtende Signalfarben, stumpfes Maschinengrün
oder metallisch glänzende Oberflächen die Technik und Fortschritt verheißen. Als technologisches Rationalisierungsinstrument hat sich zu Beginn des letzten Jahrhunderts die
Industrie-Norm RAL entwickelt und sich in ihrer Anwendung bis in unseren Alltagsgebrauch hinein etablierte. Im vorliegenden Projekt bilden sechs signifikante Farbtöne dieses
Systems eine Art Industrie-Groove. Im Verbund stehen die eigens entwickelten Haustöne sowie die farb- und materialtechnischen Vorgaben der Architekten. Zusammen bilden
sie das Grundkonzept um eine historisch neuzeitliche Industriebaute nachhaltig gestalterisch weiter zu entwickeln.
Zusammenfassung; Musterpanel Farb- und Materialkonzeption;
Auszug aus dem Farbplan zur Deckengestaltung
Die Industrie – Norm RAL = Reichsausschuss für Lieferbedingungen – Heute Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V. wurde 1927 durch Festlegung
präziser technischen Lieferbedingungen mit dem Ziel der Rationalisierung in der damaligen Weimarer Republik gegründet. Sie geht auf eine Tabelle von ursprünglich 40 Farben
zurück. Diese Normierung erlaubt es zwischen dem Kunden und dem Lieferanten nur eine RAL-Nummer als Information auszutauschen an Stelle eines Farbmusters auf
definiertem Material. 1940 wurden die RAL-Farben auf ein Vierstelliges Zahlencodesystem umgestellt. Tarnfarben für die Kriegsindustrie lassen sich beispielsweise durch die
vorangestellten ersten Kennzahlen 7 oder 8 erkennen. Inzwischen beinhaltet RAL-CLASSIC 213 Farbtöne. Die Weiterentwicklung umfasst heute auch spezifische Kollektionen
zum Farb-Design für die verschiedensten Produktbereiche sowie für die Verkehrssicherung beziehungsweise Signaletik. Mit RAL-DESIGN und RAL-EFFECT erweitert sich das
System auf bis zu ca. 2300 Farben, ist auch digital über eine spezielle Computersoftware abrufbar. Ein eigentliches RAL-Institut beherbergt nicht nur die Farbnormen sondern
auch Normsysteme zu Gütezeichen und Umwelt.
Außen
In der Rückschau auf die Industriebauten der klassischen Moderne um 1930 fasst sich die einfache Betonfassade in einem hellen, leicht Graugrün getönten Silikat-Anstrich –
Sockelpartien und Steingesimse in Lichtgrau RAL 7035 – Eisenkonstruktionen, Gitter und Feuertreppe in Hellsilber RAL 9006, dadurch angepasst an die galvanisierten
Bodengittern, die neutral wirkenden Aluminiumfenster zur Hauptfront. Hellsilber symbolisiert Funktionalität, Fortschritt und Technik. Gesteigert wird es in der Beton-Pforte zum
Eingangsbereich durch die Anwendung reiner Silberbronze. Diese stark glänzende Bronze reflektiert zudem das Rapsgelb RAL 1021 der Wellblechdecke darüber. Hier beginnt
der erste markante Wechsel der Perspektive zur Decke, setzt eine erste gezielte Signalwirkung um Passanten ins Innere des Gebäudes zu lotsen.
Projekt-Skizze Hauptfassade
Fassade Hauston A
RAL 9006 Hellsilber-Silberbronze
Sockel RAL 7035 Lichtgrau
Bronze Reflexion Wellblech RAL 1021 Rapsgelb Seidenglanz
Projektskizze Eingangspforte Wellblechdecke Rapsgelb RAL 1021
Fassade Hauston A
Innen
Im Innern gestaltet sich die hohe Hallendecke des Foyers Rotorange RAL 2001. Die Steigerung der Oberfläche wird durch Hochglanz erzeugt. Es ergibt sich der Effekt einer
monochrom scheinenden Spiegelung des unter Schutz stehenden Wandbildes – Rechts; im ebenfalls sehr hohen ehemaligen Werkraum zur Info- und Mediathek, strahlt erneut
seidenglänzend Rapsgelb RAL 1021. Es zieht sich über die Einbauten unter das Zwischenstockwerk zu den mittleren Decken hin – Links; zu den niedrigen Korridoren der
Berufsberatung, schimmert es matt Weißgrün RAL 6019 – Das durch den vorgesehenen Lift wenig benutzte Treppenhaus bleibt schlicht im Hauston A gefasst damit die im
Verlaufe des Raumgefüges weiter erfolgenden Farbwechsel zu den oberen Durchgangszonen und Korridoren erkenntlich bleiben – Lichtgrau RAL 7035 bestimmt die
Technikräume der Hauswartung – Perlweiß RAL 1013 ist den Besprechungs- und Beratungsräumen der Lehrer, dem Sekretariat und Schulleitung vorbehalten – Das Hellsilber
RAL 9006 erscheint erneut zu den Vorbereitungsräumen und der Cafeteria im Dachgeschoss, überrascht in den sanitären Anlagen.
Die betont farbigen Decken bewirken eine einprägsame Überhöhung des Raumempfindens. Die durch forcierte Glanzgrade entstandenen Rückkopplungen beziehungsweise
Spiegelungen erzeugen eine eigene Atmosphäre, unterstreichen den metaphorischen Gedanken der Suche nach neuen Impulsen und wandelbaren Zukunftsperspektiven,
werden zur gestalterisch sichtbar gewordenen Vision.
Deckenbeschichtung RAL 2001 Rotorange Hochglanz
RAL 9006 Hellsilber und Silberbronze zur Pforte
Wände Hauston B
Modellvisualisierung Foyer
Reflexion Wandbild
Deckenbeschichtung RAL 6019 Weißgrün Matt
Modellvisualisierung EG Links Korridor Berufsberatung
Wände Hauston A
Deckenbeschichtung RAL 1021 Rapsgelb Seidenglanz
RAL 9006
Projektskizze EG Rechts Info- und Mediathek
Bodenbelag Eichenparkett versiegelt
Wände Hauston A
Projektskizze Treppenhaus Nord / Süd
Decken und Wände Hauston A
Geländer RAL 7035
Handlauf RAL 7016
Deckenbeschichtung RAL 2001 Rotorange Hochglanz
Türen RAL 7035 Lichtgrau
Modellvisualisierung E1 E2 Süd Korridor
Bodenbelag Beton-Terrazzoplatten poliert
Wände Hauston B
Deckenbeschichtung RAL 1013 Perlweiß Seidenglanz
Projektskizze E2 Besprechungszimmer Lehrer
Bodenbelag Linoleum versiegelt
Wände Hauston A
Deckenbeschichtung Hauston A Matt
Schrankfronten RAL 9010
Bodenbelag Linoleum versiegelt
Modellvisualisierung E2 Unterricht
Wände Hauston A
Deckenbeschichtung RAL 9006 Hellsilber / Silberbronze
E4 Aufenthaltsraum / Cafeteria
Bodenbelag Beton-Terrazzoplatten poliert
Decken Gestaltungsplan in der Aufsicht
Deckenmuster Gips-Lochplatte Hellsilber RAL 9006 / Silberbroze
Decken Gestaltungsplan im Querschnitt
Musterkollektion Gips-Lochplatten;
RAL 6019
© www.ander-art-project.ch
RAL 2001
RAL 1021
RAL 9006
RAL 7035
RAL 1013
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