_degree dissertation _diplomarbeit_analyse_konzept _alfred_blatter_herbst_2006 Höhere Fachschule für Farbgestaltung HAUS DER FARBE, Zürich Perspektivenwechsel Umnutzung Industrieareal – Berufsbildungszentrum Baden Nord Im Wandel der Zeit Baden – Bäderstatt seit der Gründung durch die Römer – im Mittelalter strategischer Punkt beginnender Marktwirtschaft – Heute Kleinstadt und Kurort, Standort zahlreicher Firmen mit Visionen wie sie hauptsächlich seit 1891 durch die Gründer der BBC – der heutigen ABB entwickelt. Zur Kreuzung markant; drei orange Stelen, die ersten Anzeichen des aktuellen Umbruchs, Wegweiser in ein unterschiedlich verschränktes Areal. Am Ende kurzer Straßen, die Bildung kleiner Zentren zu den Verladeplätzen. Repetitionen von Fensterkreuzen, verwitterten Backsteinmauern, Betonpfeilern und Stahlkonstruktionen, allerorts Raster die sich in den Fensterspiegelungen der Nachbargebäude brechen. Auf dem dunklen Asphalt sind verwirrende Bodenmarkierungen angebracht. Über allem eine Patina von Staub, Rost und Schmutz. Ein Grau in Grau steht im Kontrast zu bunt leuchtenden Signalfarben. Schließlich bilden zwei längliche Bauten eine Art Gebäudeschlucht. Eine Rampe aufwärts, an hohen Parterrefenstern vorbei, findet sich der Eingang zum ursprünglichen BBCWerkschulhaus von 1931. Das schlichte Gebäude mit der Registernummer „1485“ hat im Laufe der Zeit bereits einige Umbrüche und Erweiterungen erlebt. Nun vollzieht es erneut einen Perspektivenwechsel. Im Foyer; ein unter Schutz stehendes Wandbild von 1963 – Allegorie der Urväter; verbliebene Verkörperung des einstigen Pioniergeistes. In der aktuellen Gegenwart angekommen, stehen neuzeitliche Bildungsvisionen der Stadt Baden an. Sie bringen das stattliche Areal mit der geplanten Umnutzung zur kommunalen Berufsbildung erneut in Aufschwung. „Perspektivenwechsel“ Verschiebung der räumlichen Wahrnehmung Um in der Berufsbildung und Laufbahnstrategie neue Ansätze zu finden sind andersartige Betrachtungsweisen, ein Wechsel in den Perspektiven gefordert. Diesen Gedanken als sichtbare Metapher im Raum zeigt das vorliegende Konzept in der Verschiebung gewohnter Sehweisen. An Stelle der üblicherweise farblich betonten Wandpartien vollzieht sich dieser Perspektivenwechsel als Gestaltungsschwerpunkt zur Decke. Um dies weiter zu verdeutlichen, wird durch unterschiedlich forcierte Glanzstufen Reflexionen erzeugt. Es entstehen Effekte der räumlichen Überhöhung, wenn beispielsweise in der Rückkoppelung zum Boden aus poliertem Stein, stark versiegeltem Parkett, Linoleum, sich der Raum als Spiegelung zu verdoppeln scheint (siehe Visualisierungen). Basis Industrie-Groove Visuell verbindet sich mit dem Begriff „Industrie“ ein verschmutztes, dunkles Kolorit von Grautönen; in neuerer Zeit durch leuchtende Signalfarben, stumpfes Maschinengrün oder metallisch glänzende Oberflächen die Technik und Fortschritt verheißen. Als technologisches Rationalisierungsinstrument hat sich zu Beginn des letzten Jahrhunderts die Industrie-Norm RAL entwickelt und sich in ihrer Anwendung bis in unseren Alltagsgebrauch hinein etablierte. Im vorliegenden Projekt bilden sechs signifikante Farbtöne dieses Systems eine Art Industrie-Groove. Im Verbund stehen die eigens entwickelten Haustöne sowie die farb- und materialtechnischen Vorgaben der Architekten. Zusammen bilden sie das Grundkonzept um eine historisch neuzeitliche Industriebaute nachhaltig gestalterisch weiter zu entwickeln. Zusammenfassung; Musterpanel Farb- und Materialkonzeption; Auszug aus dem Farbplan zur Deckengestaltung Die Industrie – Norm RAL = Reichsausschuss für Lieferbedingungen – Heute Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V. wurde 1927 durch Festlegung präziser technischen Lieferbedingungen mit dem Ziel der Rationalisierung in der damaligen Weimarer Republik gegründet. Sie geht auf eine Tabelle von ursprünglich 40 Farben zurück. Diese Normierung erlaubt es zwischen dem Kunden und dem Lieferanten nur eine RAL-Nummer als Information auszutauschen an Stelle eines Farbmusters auf definiertem Material. 1940 wurden die RAL-Farben auf ein Vierstelliges Zahlencodesystem umgestellt. Tarnfarben für die Kriegsindustrie lassen sich beispielsweise durch die vorangestellten ersten Kennzahlen 7 oder 8 erkennen. Inzwischen beinhaltet RAL-CLASSIC 213 Farbtöne. Die Weiterentwicklung umfasst heute auch spezifische Kollektionen zum Farb-Design für die verschiedensten Produktbereiche sowie für die Verkehrssicherung beziehungsweise Signaletik. Mit RAL-DESIGN und RAL-EFFECT erweitert sich das System auf bis zu ca. 2300 Farben, ist auch digital über eine spezielle Computersoftware abrufbar. Ein eigentliches RAL-Institut beherbergt nicht nur die Farbnormen sondern auch Normsysteme zu Gütezeichen und Umwelt. Außen In der Rückschau auf die Industriebauten der klassischen Moderne um 1930 fasst sich die einfache Betonfassade in einem hellen, leicht Graugrün getönten Silikat-Anstrich – Sockelpartien und Steingesimse in Lichtgrau RAL 7035 – Eisenkonstruktionen, Gitter und Feuertreppe in Hellsilber RAL 9006, dadurch angepasst an die galvanisierten Bodengittern, die neutral wirkenden Aluminiumfenster zur Hauptfront. Hellsilber symbolisiert Funktionalität, Fortschritt und Technik. Gesteigert wird es in der Beton-Pforte zum Eingangsbereich durch die Anwendung reiner Silberbronze. Diese stark glänzende Bronze reflektiert zudem das Rapsgelb RAL 1021 der Wellblechdecke darüber. Hier beginnt der erste markante Wechsel der Perspektive zur Decke, setzt eine erste gezielte Signalwirkung um Passanten ins Innere des Gebäudes zu lotsen. Projekt-Skizze Hauptfassade Fassade Hauston A RAL 9006 Hellsilber-Silberbronze Sockel RAL 7035 Lichtgrau Bronze Reflexion Wellblech RAL 1021 Rapsgelb Seidenglanz Projektskizze Eingangspforte Wellblechdecke Rapsgelb RAL 1021 Fassade Hauston A Innen Im Innern gestaltet sich die hohe Hallendecke des Foyers Rotorange RAL 2001. Die Steigerung der Oberfläche wird durch Hochglanz erzeugt. Es ergibt sich der Effekt einer monochrom scheinenden Spiegelung des unter Schutz stehenden Wandbildes – Rechts; im ebenfalls sehr hohen ehemaligen Werkraum zur Info- und Mediathek, strahlt erneut seidenglänzend Rapsgelb RAL 1021. Es zieht sich über die Einbauten unter das Zwischenstockwerk zu den mittleren Decken hin – Links; zu den niedrigen Korridoren der Berufsberatung, schimmert es matt Weißgrün RAL 6019 – Das durch den vorgesehenen Lift wenig benutzte Treppenhaus bleibt schlicht im Hauston A gefasst damit die im Verlaufe des Raumgefüges weiter erfolgenden Farbwechsel zu den oberen Durchgangszonen und Korridoren erkenntlich bleiben – Lichtgrau RAL 7035 bestimmt die Technikräume der Hauswartung – Perlweiß RAL 1013 ist den Besprechungs- und Beratungsräumen der Lehrer, dem Sekretariat und Schulleitung vorbehalten – Das Hellsilber RAL 9006 erscheint erneut zu den Vorbereitungsräumen und der Cafeteria im Dachgeschoss, überrascht in den sanitären Anlagen. Die betont farbigen Decken bewirken eine einprägsame Überhöhung des Raumempfindens. Die durch forcierte Glanzgrade entstandenen Rückkopplungen beziehungsweise Spiegelungen erzeugen eine eigene Atmosphäre, unterstreichen den metaphorischen Gedanken der Suche nach neuen Impulsen und wandelbaren Zukunftsperspektiven, werden zur gestalterisch sichtbar gewordenen Vision. Deckenbeschichtung RAL 2001 Rotorange Hochglanz RAL 9006 Hellsilber und Silberbronze zur Pforte Wände Hauston B Modellvisualisierung Foyer Reflexion Wandbild Deckenbeschichtung RAL 6019 Weißgrün Matt Modellvisualisierung EG Links Korridor Berufsberatung Wände Hauston A Deckenbeschichtung RAL 1021 Rapsgelb Seidenglanz RAL 9006 Projektskizze EG Rechts Info- und Mediathek Bodenbelag Eichenparkett versiegelt Wände Hauston A Projektskizze Treppenhaus Nord / Süd Decken und Wände Hauston A Geländer RAL 7035 Handlauf RAL 7016 Deckenbeschichtung RAL 2001 Rotorange Hochglanz Türen RAL 7035 Lichtgrau Modellvisualisierung E1 E2 Süd Korridor Bodenbelag Beton-Terrazzoplatten poliert Wände Hauston B Deckenbeschichtung RAL 1013 Perlweiß Seidenglanz Projektskizze E2 Besprechungszimmer Lehrer Bodenbelag Linoleum versiegelt Wände Hauston A Deckenbeschichtung Hauston A Matt Schrankfronten RAL 9010 Bodenbelag Linoleum versiegelt Modellvisualisierung E2 Unterricht Wände Hauston A Deckenbeschichtung RAL 9006 Hellsilber / Silberbronze E4 Aufenthaltsraum / Cafeteria Bodenbelag Beton-Terrazzoplatten poliert Decken Gestaltungsplan in der Aufsicht Deckenmuster Gips-Lochplatte Hellsilber RAL 9006 / Silberbroze Decken Gestaltungsplan im Querschnitt Musterkollektion Gips-Lochplatten; RAL 6019 © www.ander-art-project.ch RAL 2001 RAL 1021 RAL 9006 RAL 7035 RAL 1013