Predigt: Ich glaube an den Heiligen Geist

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Predigt vom 19. April 2015, Thomas Eberhardt, Chrischona Thun
Predigt: Ich glaube an den Heiligen Geist
(Apostolisches Glaubensbekenntnis Nr. 15)
Mit der heutigen Predigt sind wir bei der dritten Stufe des apostolischen Glaubensbekenntnisses
angelangt. Die erste bekannte Gott, den Vater. Die zweite bekannte, Jesus Christus, Gottes Sohn. Die
drittte Strophe bekennt den Heiligen Geist. Eigentlich logisch. Bloss: Was hören wir hier über den
Heiligen Geist? Sieht, hört oder liest jemand etwas? Was haben wir nicht alles zu Gott gesagt, was
besonders alles zu Jesus Christus? Beim Heiligen Geist wird uns keine Funktion genannt. Er wirkt in
diesem Bekenntnis doch eher blass und farblos, damit auch unscheinbar. Und ich wage es zu sagen:
Der Heilige Geist ist der unbekannte Gott.
In den Gemeinden des Neuen Testaments spielt der Heilige Geist eine zentrale Rolle. Achtet einmal
darauf, wenn Ihr die Evangelien oder die Briefe lest: Wie oft reden Paulus, Johannes und vor allem
Lukas vom Heiligen Geist! In der Apostelgeschichte des Lukas wird der Geist Gottes allein in den
Kapiteln 1-12, die von der Gründung der Gemeinde (Kirche) handeln, 37mal erwähnt. Lebt der
evangelische, der katholische, der freikirchliche, der baptistische Christ noch aus dem Heiligen Geist,
wie es bei den neutestamentlichen Christen der Fall war? Man spricht heute von der
Geistvergessenheit der Kirchen, die oft wesentlich auf Christus fixiert sind. Warum Heiliger Geist?
Genügt nicht Christus? Wer ist der Heilige Geist? An wen glauben wir da, wenn wir es schon
bekennen?
Ich versuche nun, einige Antworten auf diese Fragen zu geben. Diese
Antworten teile ich auf und benütze dazu eine Grafik. Ihr seht einen orangen
Ring (aussen); da sind mehr „allgemeine“ oder „sachliche“ Themen
angesiedelt. Dann stossen wir ins Innere, ins Zenturm vor, in den weissen
Kreis; da geht es um Themen, bei denen es um unser Inneres geht, bei denen
es persönlicher wird als im orangen Ring. Mir ist dabei bewusst, dass es
Überschneidungen gibt und dass ich unvollständig bleiben werde. Über den
Heiligen Geist gibt es viel mehr zu sagen, als es in einer Predigt möglich ist.
„Ich glaube an den Heiligen Geist“
Wenn dies (auch) Deine Aussage ist, dann bekennst Du Dich zunächst dazu, dass es überhaupt einen
Heiligen Geist gibt. Weil der Heilige Geist in der Bibel nicht losgelöst von Gott Vater und Sohn
vorkommt, bekennst Du Dich eigentlich auch zur Trinität, zur Dreieinigkeit Gottes. Vermutlich fällt
es Dur auch nicht schwer, Dich auch zu dem Heiligen Geist zu bekennen, wie er schon vor Pfingsten
von Jesus beschrieben wird: als der Tröster oder Beistand (Joh 14,16), also einer, der zur
Unterstützung herbeigerufen wird, ein Fürsprecher, der vor einer höheren Instanz für jemanden
eintritt.
Hiermit sind wir bei den vielfältigen Aufgaben des Heiligen Geistes angelangt. Eine weitere ist es,
die Gläubigen an alles zu erinnern, was Jesus gesagt hat (Joh 14,26). Darüber hinaus hat der Heilige
Geist die Aufgabe, den Menschen Jesus und dessen Botschaft zu bezeugen (Joh 15,26) und dadurch
wie ein Scheinwerfer Jesus selbst und dessen Wirken in ein helles Licht zu stellen.
Der Heilige Geist hat auch die Aufgabe, allen Menschen die Augen zu öffnen dafür, dass sie
erkennen, was Sünde ist, was Gerechtigkeit bedeutet und was es mit Gottes Gericht auf sich hat (Joh
16,8-11). Wenn ein Mensch die Sünde in seinem Leben als solche erkennt und ihm bewusst wird,
dass er nicht vor Gott bestehen kann, dann ist er dazu gekommen durch den Heiligen Geist. Dieser
ist es, der einem Menschen letztlich den rettenden Glauben schenkt. Richtig: nicht einmal glauben
können wir aus uns selbst heraus, sondern weil wir darum bitten und der Glaube uns geschenkt wird.
Und dann erinnert der Geist die Gläubigen immer wieder daran, dass sie Kinder Gottes sind (Röm
8,16).
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Predigt vom 19. April 2015, Thomas Eberhardt, Chrischona Thun
Die nächste Aufgabe fasziniert mich immer wieder besonders. Wir lesen im Epheserbrief, dass
Menschen, die das Evangelium gehört haben und gläubig geworden sind, mit dem Heiligen Geist
versiegelt worden sind. Wenn ein König früher das Siegel auf eine Sache gedrückt hat, war damit
klar, dass diese Sache dem König gehört. Das Siegel ist somit das Kennzeichen des Besitzers. Wenn
wir nun mit dem Heiligen Geist versiegelt sind, tragen wir das Zeichen des dreieinigen Gottes. Wir
gehören also ihm, womit niemand sonst, keine andere Macht, ein Anrecht auf uns hat und wir einmal
eintreten dürfen ins ewige Leben (vgl. Eph 1,13; 4,30; Offb 7,3):
NGÜ Epheser
1:13-14 13 Auch ihr gehört jetzt zu Christus. Ihr habt die Botschaft der Wahrheit gehört,
das Evangelium, das euch Rettung bringt. Und weil ihr diese Botschaft im Glauben angenommen
habt, hat Gott euch – wie er es versprochen hat – durch Christus den Heiligen Geist gegeben. Damit
hat er euch sein Siegel aufgedrückt, ´die Bestätigung dafür, dass auch ihr jetzt sein Eigentum seid`.
14 Der Heilige Geist ist gewissermaßen eine Anzahlung, die Gott uns macht, der erste Teil unseres
himmlischen Erbes; Gott verbürgt sich damit für die vollständige Erlösung derer, die sein Eigentum
sind20. Und auch das soll zum Ruhm seiner ´Macht und` Herrlichkeit beitragen.
Eine weitere Aufgabe des Heiligen Geistes ist es, die Christen mit besonderen Gaben zu beschenken
(vgl. 1. Kor 12; Röm 12,3-8; Eph 4). Vermutlich kommen einem da als erstes Zungenrede/-gebet oder
Prophetie in den Sinn. Dies sind zwei aus der Reihe der übernatürlichen Gaben. Er gibt jedoch auch
natürliche Gaben wie z.B. lehren, leiten, ermahnen, geben oder barmherzig sein. All diese Gaben sind
dazu da, um andere Menschen zu erbauen und ihnen zu dienen. Das sehen wir auch daran, dass die
Geistesgaben an den genannten Bibelstellen im Zusammenhang mit dem Leib Christi und damit der
Gemeinde stehen. Somit gehören Geistesgaben und Gemeinde zusammen und kommen nicht getrennt
voneinander vor.
„Ich glaube, dass der Heilige Geist in mir lebt“
Mit dem Blick auf die Gaben, die der Heilige Geist schenkt, komme ich auf eine andere Ebene zu
sprechen. Es wird nun persönlich; im Heiligen Geist wird Gott persönlich! Denn die Gaben des
Geistes haben immer damit zu tun, dass der Geist in uns lebt. Gott kommt uns also noch näher, als er
uns durch Jesus Christus kommen konnte: Er möchte in uns leben. Schon vor seinem Tod hat Jesus
seinen Jüngern gesagt:
ELB Johannes
14:16-17 16 und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand
geben, daß er bei euch sei in Ewigkeit, 17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen
kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch
sein.
Diese Worte sind an die Jünger gerichtet, also an Menschen, die Jesus kennen und ihm nachfolgen.
In ihnen wird der Heilige Geist wohnen. In Menschen, die Jesus ablehnen, wird der Geist Gottes nicht
Wohnung nehmen (vgl. Röm 8,9). Sondern es braucht die Bereitschaft, ein Leben nach dem Willen
Gottes zu führen, um den Heiligen Geist zu erhalten. Wenn dieser dann einzieht, müssen wir uns (im
positiven Sinn!) bewusst sein, dass mit ihm eine gewaltige Kraft in uns ist. Jesus kündet den Jüngern
vor seiner Himmelfahrt an, dass sie die Kraft des Heiligen Geistes empfangen werden (Apg 1,8). Der
griechische Begriff für Kraft heisst dynamis; daher kommt die Bezeichnung für den Sprengstoff
Dynamit. Eine passende Bezeichnung für die Möglichkeiten des Heiligen Geistes! Ich muss gestehen:
Ich bin mir dessen oft nicht bewusst! Da lebt derselbe Heilige Geist in mir (Röm 5,5c; 1. Kor 3,16),
der Jesus von den Toten auferweckt hat (Röm 8,11  alle Gläubigen werden durch dieselbe Kraft
auferweckt werden)! Da ist dieselbe Kraft in mir, durch die Jesus Menschen geheilt hat! Es ist ein
und derselbe Geist.
Ich will damit nicht sagen, dass jeder Christ automatisch alle und dieselben Wunder vollbringen kann
wie Jesus, die Apostel und andere auch zeitgenössische Christen, von denen wir solches hören. Denn
wie sich diese Kraft in uns auswirkt, ist sehr individuell und davon abhängig, welche Gaben der Geist
uns gegeben hat (1. Kor 12,11). Worum es mir geht, ist dies: Ich will uns auf die Kraft, die Macht,
das Potenzial hinweisen, das durch den Heiligen Geist in uns lebt, wenn wir Jesus nachfolgen. Ich
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Predigt vom 19. April 2015, Thomas Eberhardt, Chrischona Thun
freue1 mich darüber und finde das so gewaltig, dass mir die Worte fehlen, es zu beschreiben. Und,
wisst Ihr: Ich möchte gerne mehr davon erleben, wie dieses Potenzial des Heiligen Geistes, seine
verändernde und erneuernde Kraft, zur Geltung kommt. Er will doch nicht, dass „das alles“ nur bei
mir bleibt! Sondern er hat mir Gaben anvertraut, damit ich sie einsetze2. Die erste Gemeinde, die nach
Pfingsten entstand, wo der Heilige Geist ausgegossen wurde, die hatte eine starke Strahlkraft in ihr
Umfeld hinaus. Ich sehne mich danach, dass auch wir Strahlkraft haben. Ich sehne mich danach, dass
Gottes Geist durch uns wirkt. „Ich glaube an den Heiligen Geist – und dass er in mir lebt“ – dieser
Satz soll „Hände und Füsse bekommen“.
Vielleicht spürst Du bei diesem Gedanken eine Spannung in Dir. Hoffentlich ist oder wächst in Dir
diese Sehnsucht, die ich angetönt habe. Doch möglicherweise gibt es da auch ein Unbehagen,
ausgelöst durch das Thema „Geistesgaben“. Mir ist bewusst: Wir sind keine sogenannte
„charismatische“ Gemeinde. Pfingstlerisch geprägte Christen haben manchmal den Ruf, sie seien in
ihrem Glauben auf aussergewöhnliche, spektakuläre Geisterfahrungen aus. Vielleicht hast Du schon
solche (mit-) erlebt und konntest nicht alles einordnen, ob es nun Heilungswunder, Zungengebet oder
Prophetien waren oder sonst etwas. Ich kann das verstehen, weil es mir ähnlich ging und manchmal
noch geht. Doch mittlerweile habe ich ein paar Freunde, Brüder im Herrn, die Pastorenkollegen aus
den charismatischen Gemeinden unserer Allianz. Ihnen kann ich vertrauen. Ich habe sie lieb und
möchte von ihnen lernen. – „Muss denn das sein?“ fragst Du Dich vielleicht. „Können nicht die
Charismatiker ihre Suppe kochen und wir kochen unsere?“ Falls Du Dir solche und ähnliche Fragen
stellst: das ist erlaubt! Ich möchte aber auf folgendes hinweisen: Wenn wir, gerade wir
Chrischonesen, die sich traditionell mehr bei Jesus Christus als beim Heiligen Geist „zuhause“ fühlen,
die Wirkung des Heiligen Geistes einfach unseren nüchternen – und manchmal ernüchternden –
Alltagserfahrungen anpassen wollen, können wir so weit kommen, dass wir immer weniger mit seiner
verändernden Kraft rechnen. Ich möchte deshalb von meinen pfingstlerischen Freunden die
Begeisterung am Heiligen Geist und seinem Wirken lernen und dafür offen werden. Wenn ich hier
mutig Schritte wage, wenn wir auch gemeinsam immer wieder mutige Schritte tun, dann bin ich
davon überzeugt, dass Gottes Geist in, unter und durch uns Dinge tun kann, von denen wir überrascht
und begeistert sein werden. Dabei bin ich überzeugt, dass der Heilige Geist uns nicht überfordert.
Falls es soweit kommt, dann, weil wir uns/einander selbst überfordern. Ich glaube, dass der Heilige
Geist uns wunderbar beschenkt hat. Einen Teil seiner Geschenke bzw. Gaben haben wir oder Du ganz
persönlich vielleicht schon entdeckt. Aber da hat es vermutlich noch mehr in der Geschenktüte, das
Du noch nicht ausgepackt hast, sprich: dessen Du Dich noch gar nicht bewusst bist oder Dir vielleicht
der Mut fehlt, das „Ding“ herauszunehmen und anzuwenden. Wenn dies auf Dich zutrifft, dann bitte
ich Dich: Wage es und rede darüber. Sprecht doch einmal in den Hauskreisen über dieses Thema. „Es
könnte sein, dass mit der Geist so und so begabt hat. Was denkt ihr dazu?“ Ich würde mich freuen,
wenn Du auch mir erzählen würdest, was Du entdeckt hast. Vielleicht bist Du unsicher darin oder
fragst Dich ganz allgemein, welche Gaben Du eigentlich hast. Dann habe ich für Dich einen Gabentest
bereit, der beim Herausfinden helfen kann.
Zum Schluss
Ich bin mir bewusst, dass der Bereich der Gaben des Geistes einigen Raum eingenommen hat. Ich
möchte deshalb zum Schluss nochmals kurz zusammenfassen, welche Aufgaben und Wirkungen der
Geist Gottes in unserem Leben ausserdem hat (wobei diese Aufzählung sicher unvollständig ist). Das
alles hat seine Bedeutung und ich hoffe, dass Euch einiges davon in den Sinn kommt, wenn Ihr an
den Heiligen Geist denkt.
- Der Heilige Geist ist unser Beistand und Tröster.
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Von meinem Typ her bin ich nicht einer, der vor Freude jubelt und tanzt, sondern sich eher still freut.
Siehe z.B. Röm 12,3-8, wo Paulus uns beauftragt (!), unsere Gaben auch auszuüben. Vgl. auch das Gleichnis von den
anvertrauten Zentnern Mt 25,14-30 bzw. Lk 19,12-27.
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Predigt vom 19. April 2015, Thomas Eberhardt, Chrischona Thun
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Der Heilige Geist schafft den Glauben in uns, erinnert uns an alles Gehörte und Gelernte
und lässt uns immer mehr begreifen.
- Der Heilige Geist kennzeichnet uns als Gottes Kinder und verbürgt sich damit für unsere
Erlösung.
- Der Heilige Geist begabt uns.
- Der Heilige Geist lebt in uns und ist/hat eine gewaltige Kraft, durch die er in unserem Leben
und auch durch unser Leben Dinge wirken kann, die wir uns jetzt noch gar nicht vorstellen
können.
Ich wünsche mir für mich persönlich, aber auch für uns alle, dass wir es wagen, uns auf diesen
Heiligen Geist einzulassen. Uns zum Wachstum im Glauben und IHM zur Ehre.
Amen.
Einige ergänzende Bibeltexte zum selber nachlesen:
Johannes 14:16-17
Johannes 14:26
Johannes 15:26
Johannes 16:8
Römer 8:26
2. Korinther 3:6
1. Petrus 3:18
2. Petrus 1:21
Hesekiel 36:27
1 Korinther 3:16
1 Johannes 2:27
Johannes 16:13
Der Heilige Geist:
Der beständige Gast
Der Lehrer
Der Zeuge
Der Tadelnde
Der Führer/Stimme Gottes/
Prophet
Der Verherrlicher Jesu
Der Verkündiger Jesu
Die geistliche Kraft
Der Zeuge der Sohnschaft
Der Helfer im Gebet
Einige Fragen, z.B. für den Hauskreis:
Welchen Unterschied macht es für Dich, „an den Heiligen Geist zu glauben“ oder „zu glauben, dass
der Heilige Geist in Dir lebt“?
(Wie) erlebst Du den Heiligen Geist in Deinem Leben?
Wenn Du Röm 12, 1. Kor 12 und Eph 4 liest: Welche dieser Geistesgaben entdeckst Du bei Dir?
Teilst Du die Sehnsucht des Pastors, dass dieses Potenzial des Heiligen Geistes, seine verändernde
und erneuernde Kraft, (stärker) zur Geltung kommt und eine Strahlkraft bzw. Auswirkung auf das
Umfeld hat? Weshalb ja, weshalb nein? – Hast Du eine andere Sehnsucht? Welche?
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