Lösungen zur Kompetenzen-Seite Den Daten zur Untersuchung von Blattasche kann man entnehmen, dass Pflanzen offenbar viel Kalium, im Vergleich dazu jedoch sehr wenig Natrium enthalten. Das Verhältnis von Kaliumoxid zu Natriumoxid beträgt in den untersuchten Blättern 10:1. Die Hämolymphe der in der Tabelle aufgeführten planzenfressenden Insekten weist im Vergleich mit den Werten der allesfressenden Küchenschabe sehr niedrige Konzentrationen von Natriumionen auf. Man kann also annehmen, dass die Art der Nahrung die Konzentrationen von Natrium- und Kaliumionen beeinflusst. © 2010 Cornelsen Verlag, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Für das Zustandekommen des Ruhepotenzials einer Nervenszelle ist ein bestimmtes Konzentrationsgefälle von Natrium- und Kaliumionen erforderlich ( S. 172/173, 175). Dabei muss die Kaliumionen-Konzentration im Zellinnern höher sein als im umgebenden Milieu, während die Natriumionen-Konzentration außerhalb der Zelle hoch, innerhalb dieser jedoch niedrig ist. Nur so entsteht ein elektrochemischer Gradient, der die Energie für das Zustandekommen eines Aktionspotenzials speichert. Ist die extrazelluläre Konzentration von Natriumionen wie bei den genannten pflanzenfressenden Insekten sehr gering, sollte die Erzeugung von Aktionspotenzialen unmöglich sein. Das Nervensystem der genannten Pflanzenfresser dürfte also nicht funktionieren. Wie in der Lösung von Aufgabe 2 beschrieben, ist ein hoher Natriumgehalt in der extrazellulären Flüssigkeit für die Funktion von Nervenzellen entscheidend. Möglicherweise wird bei den pflanzenfressenden Insekten die Flüssigkeit innerhalb des Perineuriums über aktive Transportmechanismen mit Natrium angereichert. Auf diese Weise könnten die Nervenzellen normale Aktionspotenziale ausbilden. Kühe haben, wie alle Säugetiere, kein Perineurium. Aber auch sie ernähren sich ausschließlich von Pflanzen, die ja nur geringe Mengen von Natrium enthalten. Es ist also zu vermuten, dass pflanzenfressende Säugetiere unter einem permanenten Natriummangel leiden. Um das Auftreten von Mangelerscheinungen zu verhindern, kann man Salz – also Natriumchlorid – in Form von Lecksteinen anbieten. Im Bereich der Dentriten und des Zellkörpers der Nervenzelle befinden sich nur wenige spannungsabhängige Natriumkanäle. Daher erzeugt ein PSP, das diese Bereiche passiert, nur eine geringe (unterschwellige) Depolarisierung. Im Bereich des Axonhügels ist die Dichte der spannungsabhängigen Natriumkanäle aber sehr hoch, sodass selbst eine relativ geringfügige Depolarisierung zu einem deutlichen Natriumeinstrom führt. Dieser depolarisiert das Membranpotenzial so stark, dass ein Aktionspotenzial ausgelöst werden kann. Entscheidend für die Auslösbarkeit eines Aktionspotenzials ist also nicht nur die Amplitude des PSP (die ja mit wachsender Entfernung vom Entstehungsort abnimmt), sondern vor allem die Dichte der Natriumkanäle – und diese ist nur am Axonhügel hoch genug für die Entstehung eines Aktionspotenzials. Neurobiologie Erregungsbildung – Erregungsleitung Seite 1 von 2 Lösungen zur Kompetenzen-Seite © 2010 Cornelsen Verlag, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Die Situation, dass auf dem Zellkörper einer Nervenzelle nur ein PSP von einer einzigen Synapse entsteht, ist vermutlich eher selten. Die Dendriten eines Neurons empfangen Signale von Tausenden anderen Neuronen ( S. 181), entsprechend entstehen mehrere PSPs gleichzeitig. Diese PSPs verbreiten sich passiv vom Entstehungsort bis zum Axonhügel, wo Aktionspotenziale entstehen können. Dabei beeinflussen sich alle gleichzeitig ausgebildeten PSPs: Zwei erregende Signale verstärken sich gegenseitig. Ein erregendes und ein hemmendes Signal löschen sich gegenseitig aus. Man kann also sagen, dass auf dem Weg zum Axonhügel alle eingehenden Signale miteinander verrechnet werden. Lediglich wenn das resultierende Signal stark genug depolarisierend wirkt, entstehen Aktionspotenziale. Die Tatsache, dass Aktionspotenziale erst am Axonhügel entstehen können, ist somit die Grundlage der synaptischen Integration. Nur auf diese Weise wird die Verrechnung gleichzeitig eingehender Signale möglich. Und dies wiederum ist die biochemische Grundlage unserer Fähigkeit zu lernen. Neurobiologie Erregungsbildung – Erregungsleitung Seite 2 von 2