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-1Normann Weber,
31.03.03
Matr.Nr.5420768
Seminararbeit zu „Einführung in die Arbeitssoziologie“, Seminar 07./08. März 2003 in
Karlsruhe
Titel: H. LINDEs „Sachdominanz in Sozialstrukturen“ - Ein Rufer in der Wüste?
Inhalt:
0. Zur Einleitung: die Situation des Lehrstuhls für Soziologie an der Technischen
Universität Karlsruhe in den 1970er Jahren.
1. Was kann und darf Gegenstand soziologischer Forschung sein? - Das Soziale und die
Ausgrenzung der Sachen.
2. Wer hat Angst vor Sachen? - Soziologiehistorische Auswahl zu einem Grundbegriff.
3. Struktur-Funktionalismus um jeden Preis? - Methodologische Fixierungen und ihre
Opfer.
4. Neue Grundbegriffe gefällig? - Beziehung, Verhältnis, Regelung.
5. Ausblick: Noch ein Forschungsprogramm? - Das Paradigma der überindividuellen
Verhaltensregelung und Verhältnisbestimmung und die Soziologie der Sachen.
6. Kritische Würdigung: Noch ein Forschungsprogramm? - Nein, danke.
7. Anhang: Zusammenfassung - Explikation des Sachenbegriffs
Literaturverzeichnis
-20. Zur Einleitung: die Situation des Lehrstuhls für Soziologie an der
Technischen Universität Karlsruhe in den 1970er Jahren.
Der Philosoph Simon MOSER hatte in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg das
Studium Generale an der Technischen Universität Karlsruhe zu bedeutender interfakultativer
Blüte entwickelt. Ihm war es sicher auch zu verdanken, dass die Studenten der Ingenieur- und
Naturwissenschaften überhaupt Notiz nahmen von den wenigen (ansonsten sicherlich zu
einem Schattendasein verurteilten) Geistes- und Sozialwissenschaften (Philosophie,
Soziologie, Germanistik, Mediavistik) auf ihrem Campus. Ein Arbeitsschwerpunkt des
Aristotelikers MOSER war die Technikphilosophie. Hierin hatte er mit dem späteren Leiter
des Studium Generale, Gunther ROPOHL, einen kompetenten Mitstreiter. Als Anfang der
sechziger Jahre der Philosoph Hans LENK einen Ruf nach Karlsruhe annahm, war ein Kreis
von Philosophen zusammengetreten, der sich der Interdisziplinarität aller Problemlösungen
(praktischer wie wissenschaftlicher) verschrieben hatte. Das gemeinsame Paradigma für diese
unterschiedlichsten Problemlösungen war zunächst die allgemeine Systemtheorie. Über diesen
Ansatz (auch wenn er sich von der soziologischen Systemtheorie etwa eines Talcott
PARSONS oder Niklas LUHMANN sehr unterschied) waren dann auch die Soziologen Hans
LINDE (der ebenfalls seit Anfang der 60er Jahre in Karlsruhe lehrte) und Ulf
NIEDERWEMMER im Kreis der interdisziplinär arbeitenden Technikphilosophen gerne
gesehene Mitstreiter. Die Interdisziplinarität der beteiligten Institute fand ihren praktischen
Niederschlag in verschiedenen regionalwissenschaftlichen Projekten. Veröffentlichungen aus
jener Zeit sind etwa: Lenk, H./Ropohl, G.(ed.): Systemtheorie als Wissenschaftsprogramm;
Königsstein, 1978 oder Lenk, H./Moser, S.: Techne, Technik, Technologie; Pullach, 1973 und
eben auch das hier zu besprechende Buch: Linde, H.: Sachdominanz in Sozialstrukturen;
Tübingen, 1972 und zum Thema Raumplanung: Linde, H.: Raumbezogene und
raumplanungsorientierte Konzeptionen in der Soziologie; in: Handwörterbuch der
Raumforschung und Raumordnung, Bd. 3, Hannover 1970. Als sich dann der
Forschungsschwerpunkt von LENK in Richtung Handlungsphilosophie verschob, verstärkte
sich die Kooperation der o.a. Lehrgebiete noch einmal (vgl. hierzu: Lenk, H. (Hrsg.):
Handlungstheorien interdisziplinär, 4 Bde. + 2 Halbbde., München 1977 ff.) und im Rahmen
dieser Aktivitäten erfuhr der LINDEsche Ansatz noch einmal eine Überarbeitung (vgl. Linde,
H.: Soziale Implikationen technischer Geräte, ihrer Entstehung und Verwendung; in: Jokisch,
R. (Hrsg.): Techniksoziologie; Frankfurt 1982, S.1 ff.)
1. Was kann und darf Gegenstand soziologischer Forschung sein? - Das Soziale
und die Ausgrenzung der Sachen.
Ungeheuerliches ist zu berichten von der Soziologie-Front: der Topos Sachen, Dinge,
Geräte, Apparate, Aggregate, Artefakte, Gemachtes u.dgl. ist nicht oder nicht zielgenau ins
Visier der Sozialwissenschaft treibenden Forschergemeinschaft genommen worden! Und
dabei hat doch alles gut angefangen: K. MARX1 hat es getan und E. DURKHEIM2 und M.
WEBER3 haben es getan und selbst Sozialwissenschaftler, die offensichtlich heute nicht mehr
1
MARX, K.: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie; Berlin 1978; „Kapital“ und „Produktionsmittel“,
aber auch „Ware“ steht dabei stellvertretend für die hier bezeichneten Sachen. „Kapital“ ist bei MARX ein durch
Sachen vermitteltes gesellschaftliches Verhältnis von Personen.
2
DURKHEIM, E.: Die Regeln der soziologischen Methode; Neuwied 1961
3
WEBER, M.: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie; Köln/Berlin 1964
-3zu den Meisstzitierten ihrer Zunft gehören (wie H. SCHMALENBACH4 oder L. v. STEIN 5 )
haben sich des Themenkomplexes der „sachhaften Gelegenheiten“6 (S.31) angenommen.
Wenn etwas nicht ins Visier gerät (um im Bild zu bleiben), dann mag es an der Brille 7 liegen,
die man trägt oder eben nicht trägt. Dabei sind der Sachen um uns doch genug und bedeutend
genug, so dass man auch ohne Brille -so ist man geneigt zu glauben- auf sie stößt: „Man hat
geschätzt, dass neun Zehntel der unsere Welt konstituierenden Sachen das Produkt des
Wissens und der Arbeit der drei letzten Menschenalter sind. Es ist evident, dass die
Menschenzahl, die heute die Erde bevölkert und morgen verdichtet bevölkern wird sowie ihr
Lebenszuschnitt, von nichts mehr abhängen und abhängen werden als von der Akkumulation
des Gemachten und der weiteren Akzeleration des Machbaren, vulgo: vom technischen
Fortschritt“ (S.12, Hervorh.v.Verf.). Um diese „Abhängigkeit“ aus soziologischer Sicht geht
es vor allem im vorliegenden Werk von H. LINDE.
Doch dazu ist begr iffliche Grundlagenforschung zu leisten: es geht dabei um die
Rehabilitation des in der Soziologie ins Abseits gedrängten Grundbegriffs der Sache. Damit
dies gelingt, muß andererseits ins Bewusstsein gerufen werden, dass das Designatum auch
Element der sozialen Phänomene selbst ist. Dies führt schließlich zu der von LINDE so
genannten „Doppelthese“ seines Werkes, wonach Sachen „...(a) Grundelemente der sozialen
Struktur menschlicher Vergesellschaftung sind und dass Sachverhältnisse daher auch (b) eine
Grundkategorie der soziologischen Analyse dieser Vergesellschaftungen sein sollten“ (S.14).
Dass die Aufnahme von unbelebten Dingen in den Kanon soziologischer Grundbegriffe
keineswegs selbstverständlich ist, mag einen Grund für die lange Vergessenheit der Sachen in
der Soziologiegeschichte liefern. M.a.W.: wenn es denn zur Methodologie 8 eines
soziologischen Ansatzes gehört, das Soziale als Erkenntnisobjekt (lediglich) über
„Beziehungen und Verbindungen von Personen“9 zu definieren, dann müssen unbelebte
Objekte in die Peripherie des auf handelnde Personen oder Personenkreise fokussierten
Erkenntnisinteresses zurücktreten. Sie erhalten ihren Rückbezug auf Akteure bestenfalls -wie
bei LOOMIS- durch die theoretische Konstruktion der Zweck-Mittel- Relation: Sachen als
Mittel zur Erreichung bestimmter Zwecke (Ziele) von bestimmten Akteuren oder
Akteursgruppen. Je nach methodologischer Auffächerung und Feingliederung können die o.a.
Beziehungen und Verbindungen von Personen psychologistisch10 fundiert werden oder nicht
(d.h. im letzteren Falle als neue Qualitäten, z.B. soziologische, aufgefasst werden). Ein
solcher Psychologismus folgt etwa dem klassischen Ansatz von F. TÖNNIES 11 , „...nach dem
alle sozialen Gebilde Artefakte aus psychischer Substanz sind und daher ihr soziologischer
Begriff zugleich psychologischer Begriff sein müsse“ (S.23). In einem solchen Ansatz ist
augenfällig die Beziehung Mensch-Sache in seinen vielfältigen Kombinationen eine
problematische und mithin ein begrifflich nicht trivial zu konstruierendes Desiderat. Der
4
SCHMALENBACH, H.: Soziologie der Sachverhältnisse; in: Jahrbuch für Soziologie III, Karlsruhe 1927, S.39
ff.
5
v. STEIN, L.: Der Begriff der Gesellschaft und die soziale Geschichte der französischen Revolution bis zum
Jahr 1830; München 1921
6
Zitate des hier besprochenen Buches von LINDE, H.: Sachdominanz in Sozialstrukturen; Tübingen 1972, sind
im Text nur mit einer Seitenangabe versehen
7
gemeint ist die „Methodenbrille“, die man sich als Forscher aufgesetzt hat
8
LINDE bevorzugt hierfür den Ausdruck „kognitiver Ansatz” bzw. „kognitives Programm“ (vgl. S.59) oder
auch: „analytisches Konstrukt“, „theoretisches Desiderat“ bzw. „theoretische Konzeption“ oder
„Sozilogietheorie“
9
KÖNIG, R.: Grundformen der Gesellschaft: Die Gemeinde; Hamburg, 1958, S.52; zitiert nach: LINDE, S.22,
hier und im folgenden sich kritisch mit KÖNIG auseinandersetzend. KÖNIG selbst beruft sich an dieser Stelle
auf die soziologische Systemtheorie von LOOMIS, C.P. Vgl. auch Kapitel 2 der vorliegenden Arbeit.
10
wissenschaftstheoretisch könnte man hier von einem “reduktionistischen Programm” sprechen
11
TÖNNIES, F.: Gemeinschaft und Gesellschaft…xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
-4amerikanische soziologische Systemtheoretiker Charles P. LOOMIS, der „...soviel für die
TÖNNIES-Rezeption in den Vereinigten Staaten getan hat“ (S.23), inkorporiert denn auch
diesen psychische-Substanz-Ansatz in sein Sozialsystem-Konzept 12 und bürdet sich damit die
methodologische Last auf, nichtsozialen Phänomenen wie den Sachen, den ihnen
gebührenden Platz in solchen Systemen zuzuweisen. Sachen (facilities) sind für ihn daher
eher eine Residualkategorie und für die meisten soziologischen Analysen durchaus
entbehrlich, da das Systemelement „Ziele“ mit dem zugeordneten Prozess des
„zweckgerichteten Handelns“ (goal attaining activity) die Analysezwecke besser erfülle.
Lediglich im ökonomischen Wertaspekt (Sachen als wirtschaftliche Güter) einerseits und im
sakralen Wertaspekt (Sachen als Heiligtümer) andererseits zeigten die Sachen, so LOOMIS,
im ersten Fall einen „gesellschafts-like“ bzw. im zweiten Fall einen „gemeinschafts-like“
Besitz-, Kontroll- und/oder Gebrauchsaspekt13 . Und in diesen jeweiligen Kontexten mache es
u.U. Sinn, Sachen einmal nicht als Residualkategorie aufzufassen, sondern sie so zu
interpretieren als öffne sich mit ihrer Hilfe „...sozusagen ein weiteres Fenster, durch welches
die systemtypischen Ziele, Überzeugungen, Normen und andere Elemente beziehungsweise
ihre prozessual artikulierten Entsprechungen einer Beobachtung unterzogen werden
könnten“14 .
2. Wer hat Angst vor Sachen? - Soziologiehistorische Auswahl zu einem
Grundbegriff.
Wie im vorigen Kapitel dargelegt, hatten noch keine Angst vor der Thematisierung der
Sachenproblematik im soziologischen Kontext Autoren wie: MARX, DURKHEIM, WEBER,
SCHMALENBACH oder v.STEIN. Die Ausgrenzung von „sachhaften Gelegenheiten“
(S.31), ihre „Exkommunikation aus dem systematischen Konzept [erscheint] schlicht ... als
die Folge formaler und/oder methodologischer Purismen“ (S.13). LINDE nennt hier 15
insbesondere die nach MARX einsetzende Psychologisierung des Soziologiekonzepts
einerseits und dessen Formalisierung andererseits als Ursachen dieses Ausfalls der Kategorie
Sache oder Sachverhältnis für den weiteren Werdegang der Soziologietheorie.
Einen solchen expliziten Ausschluss der Sachbezüge lastet LINDE z.B. auch v.WIESE an,
der in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in seiner allgemeinen Soziologie keine
Verwendung für den Sachbegriff fand, ihm aber in speziellen Soziologien durchaus einen
Stellenwert einräumte. LINDE disqualifiziert eine solche „Vorgehensweise des teils-teils“
denn auch als „irrelevante Abstraktion“ (S.79) 16 .
Ein weiterer Autor, den der Sachblindheitsvorwurf LINDEs trifft, ist der in Kapitel 1
erwähnte C.P. LOOMIS, der ja -wie erwähnt- dem eher psychologistischen Ansatz von
TÖNNIES nicht fern stand. Für solche kognitive Programme versperrt sich natürlich der
Sachenbegriff einer adäquaten Behandlung, wenn man ihm (der ja somit eigentlich eine
12
LOOMIS, C.P./BEEGLE, J.A.: Rural Social Systems. A textbook in Rural Sociology and Anthropology; New
York, 1950. Systemelemente der sozialen Systeme sind nach diesem Ansatz, S.3 ff.: 1. Überzeugungen (beliefs),
2. Gefühle (sentiments), 3. Ziele (ends, goals, objectives), 4. Normen (norms), 5. Rollenvorstellungen (statusroles, positions), 6. Rangvorstellungen (ranks), 7. Machtlagen (power), 8. Sanktionen (sanctions) und 9.
Sachmittel (facilities).
13
vgl. hierzu LINDE, S.23
14
LOOMIS, C.P.: Social Systems. Essays on their Persistance and Change; New York 1960, S.28; zitiert nach
LINDE a.a.O., S.23
15
vgl. S.16
16
es sei ihm -LINDE- darum auch verziehen, dass er keine Quellenangabe liefert
-5„Residualkategorie“17 ist) nicht ein Hintertürchen öffnete, durch das er in das soziale System als Gegenstand der Soziologie- wieder eintreten kann. Dieses Hintertürchen ist beschriftet
mit: „verwendete Mittel, um im sozialen System Ziele (Zwecke) zu erreichen“18 . So
kommentiert LINDE abschliessend den amerikanischen Soziologen: „Eine eigene Bedeutung
komme den Sachen eigentlich nur bei der vergleichenden Analyse ökonomischer und sozialer
Entwicklungsprozesse zu, und zwar vermittelt durch ihre spezifische Spiegelung im
Werthorizont derer, die sie (a) besitzen, (b) kontrollieren oder (c) gebrauchen“(S.23).
Als aktuelles Beispiel für die Folgen der Sachabstinenz in soziologischen Theorien dient
LINDE die Gemeindesoziologie von René KÖNIG 19 und ihr zugeordnetes Anwendungsfeld,
die Raumplanungspraxis. Da es bei letzterer „...konkret allein um die Lozierung der
Ausstattung eines kleineren oder größeren Areals mit Sachen (Arbeitsstätten, Behausungen,
Verkehrswege und andere Kommunikationsnetze usw.) geht, wird sich notwendig jede
Soziologie als unzuständig erklären müssen, die sich damit begnügt, Sachen als
vergegenständlichtes, totes Substrat gesellschaftlicher Zusammenhänge hinzunehmen und
bestenfalls als Umweltdaten ihrer interaktionistischen Systementwürfe in Ansatz zu
bringen...“ (S.19). Die Verschränkung von methodologischem Ansatz mit konkreter
Forschungsarbeit zeigt sich einmal mehr bei der Festlegung des Forschungsgegenstandes 20
Gemeinde. Für KÖNIG scheint der systemtheoretische Ansatz LOOMISscher Provenience
bindend zu sein, denn auf diesen bezieht er sich explizit, wenn er soziale Systeme als
„Beziehungen und Verbindungen von Personen“21 bezeichnet und diese Beziehungen
überdies bewusstseinstheoretisch fundiert: „Für uns erscheint also die Gemeinde als ein
‚soziales System’, d.h. als ein Zusammenhang, der sich unter anderem dadurch auszeichnet,
dass alle Menschen, die in ihn eingeschlossen sind, ein Bewusstsein dieses Zusammenhangs
sowie seiner Grenzen und seiner Verschiedenheit von anderen ähnlichen Zusammenhängen
haben“22 . Es sind die spezifisch sozialen Momente23 , deren Zusammenwirken das „Überleben
der Gemeinde in der Zeit“24 garantiert und ihre „sozial-kulturelle Identität“25 bestimmt.
LINDE qualifiziert dieses Phänomen des Zusammenhangbewusstseins als Einheitsbewusstsein, das im übrigen charakteristisch sei für das social-system-Konzept, und das eine
„fundamentale Mentalisierung und Psychologisierung der Interaktionsphänomene“ (S.22) 26
darstelle, insbesondere wenn damit einhergehe sowohl die Extraktion dieser Phänomene aus
der „Praxis der menschlichen Daseinssicherung und Lebensführung“ (S.22) als auch deren
systematische Formalisierung. LINDE kritisiert die von KÖNIG unterstellte Einheit der
Interakteure als „Verkürzung der Soziologie der Gemeinde zur Sozialpsychologie des
informell- nachbarschaftlichen Durch-, Gegen- und Miteinander von Einwohnern, auf die
mehr oder weniger ephemeren Beziehungs- und Verhaltensmuster in face-to- face-relations“
(S.25) und bezeichnet sie schlichtweg als „Einhe itsphantasmagorie“ (S.26).
17
LOOMIS, C.P.: Social Systems, S.27
LOOMIS, C.P.: facilities „...may be defined as a means used to attain ends within the system“, in: Social
Systems, a.a.O., S.27, zitiert nach LINDE, S.23
19
vgl. Fussnote 10
20
oder des „Erkenntnisgegenstandes“ wie es in der Philosophie heisst
21
KÖNIG, R.: a.a.O., S.52, zitiert nach LINDE, S.22
22
KÖNIG, R.: a.a.O., S.29, zitiert nach LINDE, S.21
23
Gruppenbildungen, informelle Kommunikationssysteme, soziale Kontrollmechanismen, interne Spannungen,
Macht und Klassenschichtungen, kulturelle Traditionen sind die Beispielsinstanzen von KÖNIG, vgl. LINDE,
S.21
24
KÖNIG, R.: ibd., zitiert nach LINDE, S.25
25
KÖNIG, R.: ibd., zitiert nach LINDE, S.25
26
die angesprochenen Bewusstseinsinhalte sind etwa: Werthaltungen, Vorstellungen, Einstellungen, vgl.
LINDE, S.24
18
-6-
3. Struktur-Funktionalismus um jeden Preis? - Methodologische Fixierungen und
ihre Opfer
Nachdem die Spannung (hoffentlich) zur Genüge aufgebaut worden ist, stellt unser Autor
nun die alles entkrampfen(wollen)de Frage „um was denn im analytischen Konstrukt eines
speziellen strukturell- funktionalen Systems (hier: Gemeinde), in dem Sachen und
Sachverhältnissen ein eigener Stellenwert abgesprochen wird, das Objekt der Soziologie, ihr
Bild der Realität des gesellschaftlichen Zusammenhanges eben dadurch von vorneherein
beschnitten worden ist...“ (S.26). Wer jetzt gehofft hat, die Antwort sei entwaffnend einfach
und erläutere zugleich den LINDEschen Sachenbegriff, muss sich getäuscht sehen. Sie lautet:
beschnitten wurde das Objekt der Soziologie von vorneherein „um den Bereich (und die
Kategorie), in dem sich diese Realität konstituiert, reproduziert und in dem sich die
historischen Modalitäten ihrer sozial-kulturellen Identität unübersehbar konsolidieren“ (S.26).
Und das ist nun mal der Bereich der Sachen. Natürlich ist mit dieser abstrakten Antwort auch
schon mitgesagt, was Merkmale des Sachbegriffs bei LINDE sind: (1) die Realität (insofern
Objekt der Soziologie) konstituiert sich im Bereich der Sachen, (2) die Realität reproduziert
sich im Bereich der Sachen und (3) in diesem Bereich der Sachen konsolidieren sich
historische Modalitäten ihrer (d.h. der Sachen) sozial-kulturellen Identität.
In dieser Antwort (wie sollte es anders sein!?) manifestiert sich nun auch die
Methodologie, der LINDE nachhängt. Es ist dies jedenfalls nicht eine system- funktionale
Konzeption, sondern eher eine an WEBER sich abarbeitende handlungstheoretische 27 mit
besonderer Hervorhebung der Regelung von Handlungen im Sinne DURKHEIMs (und
weniger des WEBERschen „gemeinten Sinnes“ von Handlungen).
Der Einfluss des spezifischen Erkenntniszieles der Soziologie auf den weiteren
Werdegang dieser Wissenschaft am Beispiel WEBERs wird von LINDE wie folgt kolportiert:
die Soziologie ziele gem. WEBER „nicht auf die idiographische Deutung und Erklärung
kulturwichtiger Einzelhandlungen, Gebilde oder Persönlichkeiten, sondern sucht ... generelle
Regeln des Geschehens. Nicht die deutende Erfassung des im als bedeutend qualifizierten
Einzelfall real gemeinten Sinnes ist das Erkenntnisziel der Soziologie, sondern der
‚durchschnittlich und annäherungsweise’ gemeinte Sinn eines häufig beobachteten Handelns oder mit WEBERs Formel: ‚bei soziologischer Massenbetrachtung’...“ (S.43 ff. 28 ). LINDE
wirft WEBER eine „dubiose Verengung auf Regelmäßigkeiten innerhalb des sozialen
Handelns“ (S.44) vor, wobei a) gerade die nicht-sozialen Handlungen à la WEBER
interessante Bezüge zur Sachenwelt darstellen (vgl.S.41) und b) der durchschnittlich subjektiv
von dem Handelnden gemeinte Sinn (S.51) doch wohl eher vom Interpretationsstandpunkt des
beobachtenden Forschers abhänge. Während bei WEBER das soziale Handeln dadurch
ausgezeichnet sei, dass der vom Handelnden (ego) gemeinte Sinn sich in seiner Konstitution
am Handeln des anderen (alter) orientiere 29 und insoweit verstehbar sei (Methode des
Sinnverstehens), fächere sich das nicht-soziale Handeln in weitere drei Untergruppen auf. In
der ersten -uns hier interessierenden- Gruppe stünden dabei Handlungen, die sich lediglich am
erwarteten Verhalten „sachlicher Objekte“ orientierten30 . Hierzu gehöre z.B. eine Maschine,
27
LINDE war -wie im Einleitungskapitel erwähnt- eifriger Besucher der LENKschen Seminare zur
Handlungstheorie
28
inneres Zitat: WEBER, M.: WuG, Kap.I,§1,I,Ziffer 6
29
WEBER,M.: WuG, Kap.I, §1
30
ders.: Kap.I,§1,II,Ziff.4 (kausale Beeinflussung), die beiden anderen Gruppen nicht-sozialen Handelns sind
einmal die trieb- oder gewohnheitsmässigen Reaktionen und zum anderen die an externen unverstehbaren Daten
orientierten Verhaltensweisen
-7die insofern verstehbar sei, als sie entweder als Zweck oder als Mittel in den für den
Handelnden -oder aber auch für einen Betrachter- verständlichen Handlungsbezug
einordenbar sei31 . Fazit: Gegenstände der Außenwelt gliedern sich also in (a) nichtverstehbare bzw. sinnlose Naturdinge (im Sinne blosser „Daten“) und (b) verstehbare
Artefakte (im Sinne von „Mittel und Zwecke“ darstellende Dinge) (S.41).
Neben diesem zweckrationalen Handlungskalkül gibt es aber auch die „schlichte Fügung
in das Gewohnte“32 , mit der wir als Handelnde den Alltagsgebrauchsgütern gegenüber treten.
„Ihn [den Handelnden -Anm.d.Verf.] interessieren eben nur die für ihn praktisch wichtigen
Erwartungen des Verhaltens dieser Artefakte. Nicht anders steht es aber mit sozialen
Institutionen...“33 . Es ist diese potentiell institutionelle Funktion v on Sachen, die WEBER in
den Vordergrund stellt und er nennt dabei in einem Atemzuge: Trambahn, Lift oder Geld,
Gericht, Militär und Medizin als rationaler Kenntnis, Schaffung und Kontrolle zugängliche
menschliche Artefakte 34 . Ihr Verhalten wird vom modernen Menschen weniger kalkuliert (im
Sinne des Zweck-Mittel-Kalküls) als vielmehr passiv entgegengenommen im Sinne eines
„Einverständnishandelns“35 aufgrund einer „Einverständnisgeltung“. Diese Artefakte
provozieren eine gewisse Erwartung im Handelnden, sie setzen Zwecke und an diesen
orientiert sich der Akteur.
Es ist -gemäss LINDE- genau diese (oben angeführte) Einsicht in die Funktion der
Artefakte der späteren verstehens-puristischen Vereinfachung in der Soziologietheorie zum
Opfer gefallen. „WEBER hat diese, die komplizierten Regelungsaspekte von Artefakten
aufschliessende Einsicht nicht in die Fassung der soziologischen Grundbegriffe in Wirtschaft
und Gesellschaft übernommen“ (S.50). Im Rahmen dieser Vereinfachung gewannen nämlich
letztlich Grundbegriffe wie „soziales Handeln“ und „soziale Beziehung“ bei WEBER die
Oberhand und der für LINDE offensichtlich so wichtige Begriff der „Verhaltensregelung“
wurde bestenfalls nur noch als deren Subphänomen abgehandelt.
Theoretische Grundbegriffe des nun in Kap.4 der vorliegenden Schrift entwickelten
LINDEschen kognitiven Prgramms sind die „sozialen Beziehungen“ einerseits und die
„sozialen Verhältnisse“ andererseits. Diese Grundbegriffe 36 stellen für unseren Autor ein
Werkzeug dar, um die soziologischen Theorien im Hinblick auf das Analyseziel (Sachen)
abzuklopfen und auf ihre Eignung (eben jene „Sachverhältnisse“ in den Blick zu bekommen)
hin zu prüfen.
4. Neue Grundbegriffe gefällig? - Beziehung, Verhältnis, Regelung.
Soziologische Konzepte -so LINDE-, die soziale Beziehungen in den Vordergrund
rücken37 , „also Gesellschaft aus dem subjektiv gemeinten Sinn der sozialen ‚Beziehung’ von
ego und alter zu entwickeln und empirisch zu recognoszieren“ (S.34) trachten, können „ ...
‚toten’ Sachen keinen sozialen Stellenwert einräumen“ (S.35). Der Begründungsstrang läuft
dabei wie folgt: liegt der Brennpunkt der Theorienfokussierung in motivierten menschlichen
Beziehungen bzw. Interaktionen zwischen ego und alter, so wird die hiermit erzeugte soziale
Struktur als ein System von genuin interindividuellen Beziehungsmustern erzeugt;
31
ders.: Kap.I,§1,I,Ziff.4
WEBER, M.: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre; Tübingen 1922, S.427 ff., zit. nach LINDE, S. 48
33
a.a.O., S.447 ff., zitiert nach LINDE, S.49
34
ibd.
35
a.a.O., S.427 ff., zitiert nach LINDE, S.48, insbes. Anm.53
36
LINDE spricht dabei auch von „Momenten der Sozialität“ (S.37)
37
Genannt werden die soziologischen Ansätze von WARD, GIDDINGS, SMALL, TÖNNIES und z.T. WEBER
32
-8interaktionsrelevante Situationen werden mithin entscheidend durch die Erwartungen des alter
an die Rolle des ego definiert (und umgekehrt). „Motivation“ und „Rollenerwartungen“ sind
aber Prädikate, die auf psychische Entitäten zutreffen und nicht auf physische Entitäten (also
Sachen). „Erst durch deren Ausklammerung und Verweisung in die Systemumwelt wird es
möglich, das soziale System als ein zur ‚optimation of gratification’ [gem. LOOMIS Anm.d.Verf.] tendierendes, sich selbst regulierendes, gleichgewichtiges, interpsychisches
Input-Output-Modell zu präsentieren.“ (S.35). So gilt es für LINDE als zweifelhaft, dass
dieses begriffliche Instrumentarium geeignet sein soll, Vergesellschaftungen zu „entziffern
und gleicherweise als strukturell- funktionale Einheit zu verifizieren.“ (S.35).
Anders dagegen die kognitiven Programme in der Soziologie, die sich auf die sozialen
Verhältnisse kaprizieren38 . So führt die Frage, was denn Handlungsmuster determiniert, die
sowohl im räumlichen Nebeneinander diverser variierender Gesellschaften konstant bleiben
als auch innerhalb einer solchen Struktur in den verschiedenen Menschenaltern ihre Konstanz
bewahren, zu überindividuellen Phänomenen oder besser: zu sozialen Phänomenen macht.
Nach DURKHEIM sind dies die verschiedenen Zwänge, die in Form der vom Subjekt
abgehobenen Regelungen den Kern des gesellschaftlichen Zusammenhanges ausmachen und
zu einer relativen zeitlichen Stabilität sozialer Gebilde führen, indem sie den ihnen
unterworfenen Individuen spezifische Orientierungschancen eröffnen bzw.
Handlungsmöglichkeiten belassen. Im Zusammenhang mit der technokratiekritischen
Diskussion melden sich in diesem Dunstkreis gern die Anhänger der „Sachzwänge“ zu
Wort 39 , gemeint ist im soziologischen Zusammenhang hier dagegen lediglich die Tatsache,
dass man Sachen auf eine natürliche Weise in den Blick dieses theoretischen Ansatzes
bekommt, wenn man alleine schon berücksichtigt, dass DURKHEIM das Recht in seinen
unterschiedlichen Formen als Regelungsinstanz par excellence breit diskutiert hat und hierbei
auch speziell das Sachenrecht betrachtete 40 .
Welches sind nun die Bestimmungsgründe nach LINDE, die ein Phänomen zu einem
„sozialen“ Phänomen mache n? Wenn im Zentrum des kognitiven Programms „die Erklärung
der beobachtbaren Regelmässigkeiten des Verhaltens mehrerer“ (S.52) steht, dann wird sich
eine erste Kategorie von „Verhaltensdeterminanten“ (S.53) auf „Neigungen, Absichten und
Interessen“ (S.52) von Einzelnen oder Kollektiven beziehen müssen. Diese Kategorie reicht
aber schon gem. WEBER nicht hin 41 , so dass man auf eine von der ersten unabhängige
Kategorie von Verhaltensdeterminanten zurückgreifen muss, die mit „Regelungen, Normen
und Ordnungen“ (S.53) umschrieben werden können (bei WEBER: Brauch, Sitte,
Konvention, Recht). Diese Determinanten führen (a) zu einer Einengung der Handlungsspielräume und lassen so gewisse Handlungsmuster entstehen, die wir als Regelmässigkeiten
beobachtbarer Handlungsabläufe wahrnehmen. Diese Verhaltensdeterminanten führen
darüber hinaus aber auch (b) zu objektiv normierten „Positionen, Rollen und Status“ (S.54).
Mit diesen Verhaltensdeterminanten will es LINDE gelingen, „...vom subjektiven Sinn der
Handelnden unabhängige Sozialität einzuklagen, der wir...einen vorrangigen Erklärungswert
für die ‚Gleichartigkeiten, Regelmässigkeiten und Kontinuitäten der Einstellung und des
Handelns’ beimessen“ (S.54). Die bei WEBER behauptete Regelungsbezugunabhängigkeit
von „Interessenlage“ einerseits und „zweckrationalem Handeln“ 42 andererseits wird von
38
etwa DURKHEIM und WEBER (wenn man letzteren um die nun folgenden LINDEschen Gedankengänge
„anreichert“)
39
LINDE verweist (S.64) in dieser Sachzwangproblematik auf SCHELSKY, H.: Auf der Suche nach
Wirklichkeit. Gesammelte Aufsätze; Düsseldorf 1965
40
vgl. DURKHEIM, E.: Arbeitsteilung; Frankfurt xxxxx S.yy
41
weil schon gleiches Sichverhalten auf höchst verschiedenartigen Konstellationen von Motiven beruhen kann
42
WEBER, M.: WuG, Kap.I,§4,Ziff.3; zitiert nach LINDE S.54
-9LINDE nicht akzeptiert, sondern als „positionsspezifisches Moment...von vor- oder
überindividuell gegebenen Regelungen (mit ihren Obligationen und Gratifikationen)...“ (S.56)
interpretiert.
Für LINDE steht die Regelungsabhängigkeit von sozialem Handeln also von Anfang an
nicht in Frage. In Abgrenzung zu WEBER: „Wir schreiben also die Chance sowohl ‚beim
gleichen Handelnden sich wiederholender’ als auch ‚bei zahlreichen Handelnden verbreiteten
Abläufe von Handeln’ generell der verhältnis- oder positionsadäquat normierten Orientierung
ihres Handelns an verhältnis- oder positionsspezifisch definierten Interessenlagen zu,
unabhängig davon, ob die positionsadäquat normierten Aktionsparameter (a) zweckrational,
(b) wertrational oder (c) traditional dominiert sind. Die drastische Minderung dieser Chance
tendiert zur und bezeichnet schliesslich den Zustand der Anomie“ (S.58).
5. Ausblick: Noch ein Forschungsprogramm? - Das Paradigma der
überindividuellen Verhaltensregelung und Verhältnisbestimmung und die
Soziologie der Sachen
LINDE rückt die sozialen Verhältnisse in den Mittelpunkt seines Erkenntnisinteresses
und sieht unter diesem Blickwinkel einmal die verhaltensregelnde und zum anderen die
verhältnisbegründende Qualität der sachhaften Verhältnisse. Für die Begründung der
Verhaltensregelungsqualität reicht ihm schon die Bezugnahme auf FREYERs Definition des
„Geräts“43 als ein auf profane Verwendung hin angelegtes Artefakt, welches zweckgerichtete
Handlungsabläufe vergegenständ licht. Die verhältnisbegründende Qualität sei ebenfalls
unstrittig, wenn man auf die Fülle sozialer Verhältnisse blicke, die uns umgeben oder in
denen wir selbst stehen und die „ohne die sie vermittelnden Sachen schlechthin inexistent
wären: [etwa -Anm.d.Verf.] das soziale Verhältnis des Industriearbeiters zum Arbeitgeber
oder zu den Arbeitskollegen ohne das technische Aggregat seines Arbeitsplatzes...“ (S.59).
„Als soziale Sachverhältnisse i.e.S. seien daher alle diejenigen gesellschaftlichen
Verhältnisse bezeichnet, die so durch Sachen vermittelt und in Sachen begründet sind, dass
sie ohne diesen Sachbezug inexistent wären, als Sachverhältnisse i.w.S. auch solche, in die
Sachen in anderer Weise mit ihren verhaltensregelnden Momenten und/oder Zwängen direkt
einbezogen sind oder auf diese direkt einwirken“ (S.59 ff.). Die Frage, was denn nun Sachen
in Sozialverhältnissen determinieren, beantwortet LINDE am oben erwähnten Beispiel der
Gemeindesoziologie (sachhafte Ausstattung eines Areals) wie folgt: (a) soziale Positionen
einschliesslich ihrer Verhaltens- und Rangaspekte, (b) positionsneutrale oder -diffuse
Verhaltensmuster und (c) Vorstellungen und Erwartungen in der ego-alter-res Triade. Die
Frage, wie sich der determinierende Einfluss der Sachen in Sozialstrukturen bemerkbar
macht, beantwortet LINDE zum einen mit dem Hinweis auf die Extremlage der
Sachzwangproblematik (Übermacht der Sachen über die Gesellschaft, S.63 ff.) und zum
anderen mit dem Hinweis auf die -zumindest analytisch differenzierbaren- zeitlichen Phasen
der sachhaften Verhältnisse: Sachappropriation (Aneignung, Inbesitznahme, S.66 ff.) und
Sachgebrauch (bzw. Sachverwendung, S.70 ff.). Die heute sicherlich virulente Frage der
Entsorgung oder Vernichtung von Sachen, insbesondere unter Umweltschutzaspekten, fehlt
im LINDEschen Themenkanon.
43
FREYER, H.: a.a.O. S.50, zitiert nach LINDE S.59
- 10 Die -nach LINDE- mehr technikphilosophisch motivierte Diskussion der Sachzwänge
soll hier aus Platzgründen übergangen werden.
Sachen stehen im Eigentums- und Besitzverhältnis zu natürlichen oder juristischen
Personen. WEBER hat das Appropriationsverhältnis als „monopolisierte Chance des
Rechtsgenossen“44 beschrieben, die Verwendung einer Sache durch andere (a)
auszuschliessen, (b) zu beschränken oder (c) an Bedingungen zu knüpfen. Die sozialen
Verhältnisse werden dabei wie folgt im einzelnen determiniert: (1) die hier interessierenden
Sachen (oder Artefakte vom Typ Gerät) sind in mehr oder weniger komplexen
Produktionsprozessen hergestellte Dinge, haben Warencharakter und werden somit durch
Kauf erworben. (2) Dieser Kauf ist ein Wahlakt, der sich auf der Anbieterseite auf Dinge
bezieht, die mit begrenzten Ressourcen hergestellt oder gehandelt wurden und die dann auf
der Abnehmerseite -ebenso mit Nutzenkalkülen hinterlegt- erworben wurden. (3) Im
einfachsten Fall ist der Nutzen der Akte der Verwendung dieser Sachen auf der Käuferseite
eindimensional; oft ist er jedoch mehrdimensional in dem Sinne, dass mit dieser erworbenen
Sache für den Erwerber neue Ziele erreicht oder Zwecke verfolgt werden können. Der
Erwerber, d.h. der neue Eigentümer der Sache, hat sich also aufgrund dieses Kaufwahlaktes
festgelegt auf eine zeitlich fixierte Zweck/Mittel-Kombination. Die Fixierungsdauer ist
sicherlich mitbestimmt von der technisch bedingten Lebensdauer der Sache (aber daneben
auch von ihrer wirtschaftlichen Lebensdauer, in jedem Falle aber durch in der Sache selbst
angelete Umstände). „Diese Festlegung ist insofern...die erste Grundkategorie einer
Soziologie der Sachverhältnisse, als wir ihr hypothetisch eine Gültigkeit zuschreiben, die sich
sowohl (a) prinzipiell auf alle Sachkategorien der Klasse Gerät (nach ihren Funktionen:
Gebrauchsgerät, Erwerbsgerät; nach ihrer technischen Struktur: Werkzeug, Apparat,
Maschine, Automat u.a.) erstreckt, als auch (b) unabhängig von den institutionellen Varianten
der Eigentumsordnung ist“ (S.68). Zwar sind die Akte der Verwendung einer Sache zum
erheblichen Teil in der Sache selbst angelegt, aber bei regelwidriger Verwendung werden
Sanktionen sozusagen mechanisch ausgelöst: Beschädigung der im Eigentum eines anderen
befindlichen Sache, Gefährdung des Bedieners, Gefährdung der Umgebung, Haftungsfragen
bis hin zur juristischen Sanktion etc. Sachen sind in diesem Sinne nicht reinen Zweck/MittelKombinationen unterworfen, sondern mindestens Zweck/Mittel/Sanktions-Kombinationen.
„In dieser Definition begreifen wir die Sache ‚Gerät’ als die total vergegenständlichte
instrumentelle Institution, als den Typ des perfekt institutionalisierten sozialen
Handlungsmusters“ (S.70).
Im Zusammenhang des Sachgebrauchs entwickelt LINDE die zweite Grundkategorie
einer Soziologie der Sachverhältnisse: es ist dies die Kategorie der Fähigkeiten/Fertigkeiten,
die ein Sachverwender bieten muss, damit die in der Sache programmierten Verwendungsakte
oder „Vollzüge ihrer Handhabung“ (S.70) (technisch betrachtet: aufgrund der konstruktiv
fixierten Merkmale) effektiv zur Entfaltung kommen können. „Damit erscheint die
technologische Struktur der Sache als die regierende Instanz auch dieser Klasse von
Sachverhältnissen“ (S.74). Diese Regulierung geht mitunter so weit, dass selbst der
„berufsbildend motivierte Lernprozess“ (S.75), d.h. Bildung und Ausbildung, sich an den
Anforderungen der technologischen Struktur des etablierten Sachaggregates ausrichtet.
LINDE differenziert dieses Phänomen sowohl an -durch Privatkonsumenten verwendetenpersönlichen Gebrauchsgerätschaften als auch an institutionell verwendeten Erwerbsgeräten.
Während im Bereich des privaten Konsums die Einfachheit der Gerätebedienung kultiviert
wird (LINDE spricht von der „Minimierung des zur Verwendung des Gerätes erforderlichen
44
WEBER, M.: WuG, Kap.I, §10, zitiert nach LINDE S.66
- 11 Sachverstandes“, S.71), haben wir im Bereich der Produktionsmittel sowohl die analoge
Tendenz zur Spezialisierung (z.B. Montage eines und nur eines bestimmten Bauteils am
Fliessband) als auch die gegenläufige Tendenz zur Universalität (z.B. numerisch gesteuerte
Universalautomaten mit der erforderlichen Fähigkeit zur Programmierung). Es sind dies die
bestimmenden Parameter für die Versorgungs- und Erwerbschancen der durch Verträge
geregelten Arbeitsbedingungen des Bedienungspersonals von Sachaggregaten, also von
Personenkreisen, die „ihre Existenz nicht auf eigenes Geld- oder Sachvermögen stellen
können“ (S.75).
Zusammenfassend und die Verbindung zum DURKHEIMschen Begriff des Zwanges
noch einmal pointierend, hat man -gem. LINDE- folgende soziale Phänomene in einer
Soziologie der Sachen zu thematisieren: „(a) den manifesten sozialen Zwang zur Ausbildung
kohärenter Sachsysteme, (b) den manifesten sozialen Zwang zur progressiven Dynamisierung
dieser Systeme und (c) zur sozialen Hierarchisierung und Privilegierung des Sachverstandes
und schliesslich (d) den permanenten Reaktionszwang auf latente Effekte der Sachverwendung“ (S.76).
6. Kritische Würdigung: Noch ein Forschungsprogramm? - Nein, danke.
Das „Überleben der Tüchtigsten“ ist zwar eine beliebte, abgeleitete Floskel des
Darwinismus und diese ist auch (un)gehörig in andere Anwendungsbereiche übertragen
worden (vgl. „Sozialdarwinismus“, „Theoriendarwinismus“ etc.), sie ergibt (auch und gerade
gem. DARWIN) aber nur Sinn, wenn man den Selektionsbegriff ernst nimmt und zur vollen
Entfaltung bringt. Der von den (Spät)Epigonen des Kritischen Rationalismus hochgelobte
Theorienpluralismus45 , d.h. das alternativenreiche Nebeneinanderexistieren unterschiedlicher
Einzeltheorien bzw. auch: Grundlagentheorien, ist immer nur vor dem Hintergrund der
„strengen Prüfung“ gefordert worden. Stellt diese strenge Prüfung jenen Selektionsdruck dar,
der zum „survive of the fittest“ im Bereich der Theorien führt? Überlebt nur diejenige
Theorie, die die bekannten Phänomene und darüber hinaus auch neue Phänome ne beschreibt,
erklärt, vorhersagt 46 und darüber hinaus strengsten Widerlegungsversuchen standgehalten
hat? Sind es wirklich solche oder ähnliche (d.h. verfeinerte) formale wissenschaftstheoretische Anforderungen, die das Überleben und Absterben von wissenschaftlichen
Theorien regulieren? Die Anhänger von T.KUHN 47 würden dies sicher verneinen. Theorien
sterben nach diesem eher wissenschaftshistorischen Ansatz aus, wenn der „Theorienvater“
und/oder die Schüler des Theorienvaters ausgestorben sind! „Biologie sticht Logik“ könnte
man in freier Anspielung auf die Skatterminologie sagen, um diese Art von „Rationalität“ des
wissenschaftlichen Fortschritts zu umschreiben. Und dem Gegenspieler zu KUHN,
K.R.POPPER, fiel auch nichts besseres ein, als diese Art von Rationalität, so sie denn
wirklich den Wissenschaftsbetrieb regulieren würde, zu bedauern48 .
Jenseits der Konzepte von KUHN und POPPER muss es also noch etwas geben, was
den Wissenschaftsbetrieb lenkt: der Theorienvater der klassischen Mechanik, NEWTON, ist
tot, seine Schüler auch. Aber ist deswegen die klassische Mechanik tot? Natürlich nicht! Das
Heer der Theorienanwender, u.a. die Ingenieure, konstruiert Brücken, Häuser, Maschinen etc.
45
vgl. etwa SPINNER, H.F.: Pluralismus als Erkenntnismodell; Frankfurt 1974
in anderer Sprechweise: die die alten Phänomene als „Grenzfälle“ best. Parameterabschätzungen in den
Gesetzesaussagen der neuen Theorie enthält?
47
KUHN, T.S.: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen; Frankfurt 1973
48
in: LAKATOS, I./MUSGRAVE, A.: Kritik und Erkenntnisfortschritt; Braunschweig 1974, S.112
46
- 12 nach klassisch- mechanischen Gesetzen und nicht nach Gesetzen EINSTEINscher
Relativitätstheorie, obwohl diese doch die klassische Mechanik als Grenzfall umfasst und
darüber hinaus Neues erklärt, also umfassender ist, also fortgeschrittener ist. Es muss also
offensichtlich pragmatische Gründe für die Verwendung einer obsoleten Theorie geben.
Schliessen wir uns für einen Moment denen an, die die Einfachheit einer Theorie als deren
Vorzugskriterium zitieren. Die klassische Mechanik ist bei bestimmten Berechnungen
einfacher zu handhaben als die relativistische Mechanik, also verwenden wir die Gesetze der
Klassik. Diese Aussage ist offensichtlich wahr und damit die ganze Prozedur, die sich auf sie
stützt, eingedenk der oben zitierten Einsicht, wonach die klassische Mechanik ein Grenzfall
der relativistischen ist. Aber dies muss erst nachgewiesen werden und dazu bedarf es nicht
mehr und nicht weniger als eines EINSTEIN 49 .
Der Ausflug in die Methodologie der Naturwissenschaften ist für Sozialwissenschaftler eine durchaus gern vollzogene tour d’horizont 50 . Wenn man die Analogieschlüsse
rechtzeitig abbricht und nicht überstrapaziert, kommt man von dieser Tour auch heil wieder
nach Hause! Der oben durchgeführte Ausflug sollte uns nur so viel zeigen: wenn LINDE mit
seiner neuen Soziologietheorie mehr und neue soziale Phänomene „in den Blick bekommt“
(gemeint sind natürlich seine „Sachverhältnisse“), dann sollten auch die alten Phänomene
noch mit zum Erklärungsbereich seiner Theorie gehören (wenn auch nicht unbedingt als
„Grenzfall“, denn dann hätte man die Analogie zu naturwissenschaftlichen Theorien vielleicht
wirklich zu weit getrieben) 51 . M.a.W.: es geht beim wissenschaftlichen Fortschritt um die
Integration immer weiterer erklärungsrelevanter Phänomene in die vorhandenen Theorien
(oder Versatzstücken davon), wenn man „normale Wissenschaft“ (T.KUHN) betreibt. Und es
geht um die Verwendung und den Einbau völlig andersartiger Konzepte, wenn man als
Forscher eine Theorienrevolution einleitet. So lange das vorherrschende Paradigma dasjenige
der sozialen Handlung ist, so lange diese more physico als analog zur Bewegung (jetzt im
abstrakten Sinne der Überführung eines Ausgangszustandes in einen Endzustand) interpretiert
wird, so lange wird man nach entsprechenden Einflussgrössen (LINDE spricht lieber von
Determinanten) suchen müssen. Dass dabei einige dieser Grössen unterbewertet werden,
andere im Vordergrund stehen, einige unterbelichtet werden, andere überbelichtet, liegt in der
Natur der Sache der normalen Wissenschaft. LINDE selbst nennt ja die Sozialwissenschaftler,
die die Rolle der Sachen nicht aus den Augen verloren haben: DURKHEIM, FREYER,
SCHMALENBACH. OGBURN wäre nachzutragen und im Anschluss an DURKHEIM auch
HALBWACHS. In der Ökonomie hat GEORGESCU-ROEGEN die Rolle der Sachmittel
beleuchtet, in der Sozialanthropologie M.DOUGLAS, in der Anthropologie GEHLEN. Die
Reihe liesse sich fortführen. Dass dabei für die soziologische Theorie nicht der Gestaltwandel
herauskommt, den etwa EINSTEIN für die Physik herbeigeführt hat, mag u.a. am ungeklärten
Verhältnis von Mikrosoziologie zu Makrosoziologie liegen. Vor einem ähnlichen Dilemma
steht auch die Ökonomie mit ihrer Mikro- und Makroökonomie. So lange die Verhaltensfunktionen der Makroökonomie -im theoretischen Ansatz- als durch blosse Aggregation der
mikroökonomischen Verhaltensfunktionen der einzelnen Akteure vom Typ ho mo
oeconomicus zusammengesetzt konzipiert werden, hält uns dieses methodologische Bild
gefangen: Massenhandeln als Summe von Individualverhalten. Die in der Wissenschaftstheorie bekannte Wasserfall- Analogie der Physik führt uns dieses Bild aber anders vor Augen:
49
natürlich brauchen wir nicht EINSTEIN, um die relativistischen Formeln für Geschwindigkeiten, die sehr
klein sind gegenüber der Lichtgeschwindigkeit, überzuführen in klassische Formeln. Gemeint ist: wir brauchen
EINSTEIN, um die neue, allgemeinere Theorie überhaupt erst einmal aufzustellen, als deren Spezialfall sich
dann die klassische Mechanik überhaupt erst ergibt
50
u.a. PARETO hat gerne solche Ausflüge gemacht, vgl. PARETO, V.: Ausgewählte Werke; Berlin 1975
51
Gem. eigenem Anspruch ist das vorgelegte Werk von LINDE ja auch nur eine Skizze zur Sachensoziologie.
- 13 die Turbulenzen der Wassermassenbewegung eines Wasserfalls lassen sich nicht berechnen
durch die Bestimmung der Einzelbahnen der Wassertröpfchen. Es müssen andere Beschreibungssysteme her (nämlich statistische einerseits und zum anderen solche, die nicht von
einfachen deterministischen Modellen herrühren) 52 . Ähnlich verfährt die Argumentationsstrategie von LINDE, wenn es um die WEBERsche „soziologische Massenbetrachtung“ geht:
er -LINDE- sucht nach „überindividuellen“ Verhaltensdeterminanten (d.h. um im o.a. Bild zu
bleiben: er summiert nicht einzelne Verhaltens funktionen auf) und unterstellt WEBER (s.S.44
ff.), auch er -WEBER- habe im Grunde, entgegen seinen methodologischen Beteuerungen in
den Anfangskapiteln von „Wirtschaft und Gesellschaft“, dieselbe Strategie verfolgt, wenn er
plötzlich von „Ordnungen“ (legitimiert durch Tradition, Glauben oder Satzung) spricht und
nicht mehr von „subjektiv gemeinten Sinnbezügen“, an denen sich individuelles Verhalten
orientiert53 .
So vorbereitet muss sich der LINDEsche Ansatz -auch wenn er bloss programmatisch
sein will- jetzt fragen lassen, wie Sachen in sozialen Systemen Verhalten determinieren,
abhängig davon: wie Sachen in diesen Systemen vorkommen, d.h. in diese integriert sind.
Wie lässt sich menschliches Massenhandeln (auf der bipolaren Skala etwa zwischen blinder
Technikgläubigkeit hier und Maschinenstürmerei dort) unter Einbeziehung der Variablen
„Sachverhältnisse“ erklären? Worin besteht der Zwangscharakter (DURKHEIM)
sachdominierter Sozialsysteme im einzelnen? Ist die DURKHEIMsche Anomie Ausfluss
dieses Zwangscharakters54 ? Wie bemächtigen sich Interessengruppen der Sachen? Wie setzen
gegenpolige Interessengruppen die Sachintegration ausser Kraft? Ist die durch MARX
aufgeworfene Problematik der Entfremdung durch arbeitswissenschaftliche motivierte
Oberflächenpolitur (Fertigungsinseln statt Fliessbänder, wiesengrün angestrichene
Produktionsmaschinen in Werkhallen, peppige Bildschirmschoner am Computerarbeitsplatz,
Beruhigungsmusik und andere einlullende Massnahmen am Arbeitsplatz etc.) gelöst? Welcher
Status kommt den Erfindern/Konstrukteuren einer Sache in der Gesellschaft zu (technische
Eliten, Ingenieure)? Welcher Status kommt den (virtuosen -Rennfahrer- wie auch normalen Sonntagsfahrer-) Sachbedienern zu? Welche Art von Sachkonstruktion/Sachbedienung
unterliegt öffentlichem Interesse (im Sinne von Kontroll- und Eingreifinstanz)? Wenn
Handlungen letztlich Zustandsübergänge herbeiführen, wie unterscheiden sich dann
Zustandstransformationen durch Sachsysteme von solchen durch Personsysteme? Zugegeben,
ein blosses Potbourri von Fragen.
Die im vorliegenden Aufsatz einmal mehr vor Augen geführte Abhängigkeit der
Antworten auf die o.a. Fragen von den verwendeten Grund konzeptionen (ja auch die
Abhängigkeit dieser Fragestellungen von den Grundbegriffen selbst) soll die abschliessende
Gegenüberstellung soziologischer Alternativansätze zur Sachenproblematik verdeutlichen.
Eine Kritik eines theoretischen Ansatzes gelingt am besten durch Konfrontation mit seinen
Konkurrenzprodukten (so jedenfalls das Lehrstück der POPPERschen Philosophie).
52
Mathematisch gesprochen: wir müssen weg von den bekannten Lösungen der einfachen
Diferentialgleichungen der Bewegung (die wir durch Simplifizierung der Annahmensysteme bzw.
Randbedingungen erreichen). Wir müssen selbst deren „entartete Lösungen“ interpretieren, wie das schon
POINCARE versucht hat
53
es muss in diesem Zusammenhang auch an die wissenschaftstheoretische Diskussion um den
„Methodologischen Individualismus“ erinnert werden, der ja auch behauptet, die Handlung der Einzelperson sei
das letzte „Elementarteilchen“, aus dem sich eine Sozialhandlung zusammensetzen lassen muss (weitere
Ausführungen müssen aus Platzgründen unterbleiben)
54
es sei erinnert an die Bezugnahme LINDEs auf die DURKHEIMsche Soziologie
- 14 Stand bei LINDE der Handlungsbegriff mit im Zentrum seines theoretischen
Konstruktes und liessen sich damit Sachen als „Teilstücke“ von Handlungen identifizieren,
so ist für HALFMANN (einem Anhänger der Systemtheorie, also einer Theorie, die gem.
LINDE Sachen in die Systemumwelt verbannt) eine Sache ein Medium, um „systemspezifische Kommunikationsprozesse differenzieren, beschleunigen oder vervielfältigen zu
können“55 . Alle Phänomene, die in sozialen Zusammenhängen zur Bildung sozialer
Strukturen Anlass geben, werden in diesem Ansatz als „Medium“ bezeichnet und nur dieser
Aspekt sei soziologisch für die Sachen relevant. RAMMERT (ebenfalls ein Anhänger der
Systemtheorie) kann mit dieser Grundauffassung eine Verallgemeinerung vom „Technischen“
hin zur „Technisierung“ nach folgendem Argumentationsmuster erreichen: „Das Wesen des
Technischen sehen wir ...in der Entlastung sinnverarbeitender Prozesse des Erlebens und
Handelns von der Aufnahme, Formulierung und kommunikativen Explikation aller
Sinnbezüge, die impliziert sind“56 . „Die Technisierung ist ein grundlegender sozialer Prozess,
in dem ein Ablauf an Operationen künstlich fixiert, wiederholbar, berechenbar und für andere
übernehmbar gemacht wird“57 . „Sachtechnik“ wird für RAMMERT sodann eine unter vielen
Fixierungen dieser Technisierung, analog so wie die Schrift neben der Tonbandaufnahme nur
eine der möglichen Fixierung von Sprache in diversen Medien ist. Neben der Sachtechnik
wäre eine weitere Fixierung der Technisierung z.B. die bei Naturvölkern mitunter gegebe
Rhythmisierung der körperlichen Arbeit durch Gesang (und damit verbunden: eine effektivere
Koordination der Arbeitsabläufe) oder andere gleichwertige Habitualisierungen des
Arbeitsvollzugs. Der Unterschied zu Koordinations leistungen aufgrund von Maschineneinsatz
bei Zivilisationsvölkern wird von RAMMERT in Folgendem gesehen: „Im Vergleich zu
Handlungen der Personen sind Maschinensysteme prinzipiell fixiert in ihren internen
Operationen und ihren Verknüpfungen“ 58 . Erstaunlich bleibt für einen systemtheoretischen
Ansatz allerdings die Einflussrichtung von Medium und Form: das Medium legt fest, „welche
Äusserungsformen es zulässt und von welchen es absieht“59 . Die konkrete in einem
Sozialsystem ausgeprägte Form der Technik tritt zurück hinter die Wirkung des Mediums:
„Von den vielfältigen Verweisungsmöglichkeiten wird bei der Technisierung abgesehen, um
diejenige des erfolgreichen Wirkens herauszuheben“60 . Man hätte vielleicht eher erwartet,
dass die realisierte Form einer Technisierung entscheidend bestimmt, welche MediumEigenschaften diese Technik hervorbringt. Die soziale Bedeutsamkeit liegt nicht im Artefakt
selbst, sondern kommt erst im Kontext „sachhafter Medialisierung“ zum Tragen. Bezogen auf
die Herstellungsperspektive einer Sache bedeutet dies, dass das Spezifische an der
Entwicklung einer neuen Technik nicht in der Konstruktion dieses technischen Gerätes liegt,
sondern in der Antizipation der neuen Nutzungsmöglichkeiten (Nutzungsvisionen) in sozialen
Verwendungszusammenhängen (Primat der Verwendungsperspektive einer Sache). D.h. erst
die gesellschaftliche Aneignung einer neuen Sache durch die Konstituierung darauf bezogener
zukünftiger Handlungsformen erzeugen so etwas wie „sozialen Sinn“.
An die Systemtheorie (zumindest an die „reine Systemtheorie“) waren anfangs
Ewartungen geknüpft, eine ernsthafte Alternative zum epistemologischen Atomismus
abzugeben, d.h. zu jenem Theorienansatz, der da glaubte, einzelne Variablen isolieren zu
55
HALFMANN, J.: Die gesellschaftliche ‚Natur’ der Technik. Eine Einführung in die soziologische Theorie der
Technik; Opladen 1996; S.116
56
RAMMERT, W.: Technisierung und Medien in Sozialsystemen-Annäherungen an eine soziologische Theorie
der Technik; in: Weingart, P. (Hrsg.): Technik als sozialer Prozess; Frankfurt 1989; S.71 (Hervorh.v.Verf.)
57
a.a.O., S.162, (Hervorh.v.Verf.)
58
a.a.O., S.156
59
a.a.O., S.160
60
a.a.O., S.157
- 15 können, um ihr Verhalten dann unabhängig vom Einfluss anderer (als den ausgewählten) zu
beschreiben. Diese „anderen Variablen“ stellten störende Einflüsse dar und fielen aus dem
theoretischen Ansatz heraus. D.h. Systemtheorie und Holismus sollten enge Verwandte sein
und das Ganze eines Untersuchungsbereiches -was immer das im einzelnen bedeuten mag- in
Augenschein nehmen. Praktische Systemtheorien mögen sich im einzelnen von diesem
Programm verabschiedet haben. Die Auferstehung dieses holistischen Ansatzes in der Theorie
der Netze aber führte auch zur Wiederauferstehung dieser holistischen Sichtweise. Ein solches
Netzwerk besteht abstrakt (mathematisch entlehnt aus der Graphentheorie) aus Knoten und
Kanten, die je nach empirischem Anwendungsbereich unterschiedlich interpretiert werden
können. Allgemein gesprochen repräsentieren die Knoten irgendwelche Entitäten und die
Kanten irgendwelche Relationen zwischen diesen Entitäten. Zustandsänderungen im o.a.
atomistischen Ansatz waren gesetzmässig verlaufende Änderungen von ausgewählten
Eigenschaften an der ausgewählten Entität, beschrieben vor und nach der gesetzmässigen
Einwirkung auf diese Entität. Zustandsänderungen in der Theorie der Netze sind hingegen zu
beschreiben als Zustandsbeschreibungen des ganzen Netzwerks vor und nach einem
einwirkenden Ereignis, welches nicht notwendig im Verursachungs-/Wirkungsblickwinkel
erscheinen muss. In der Akteur-Netzwerk-Theorie von B.LATOUR 61 oder M.CALLON62 wird
bezüglich des Handlungsbegriffs das traditionelle Täter-Tat-Schema (wonach ein Handelnder
eine Handlung verursacht, was eine asymmetrische Relation darstellt) überwunden und durch
eine symmetrische Beziehung zwischen diesen beiden Entitäten ersetzt. Die Autoren sprechen
daher nicht mehr von Tätern oder Handelnden, sondern von Aktanten. Dies können Personen
oder Sachen sein. Nun benötigt jede klassische empirische Theorie letztlich doch
irgendwelche asymmetrische Relationen (z.B. die materiale Implikation), damit
Zustandsübergänge abgebildet werden können. Diese Übergänge liegen aber auf der Ebene
ganzer Netze und der Grundbegriff für solche Übergänge ist bei CALLON der der
Übersetzung, d.h. diese Übersetzungen stellen die Einwirkungen auf auf das Netzwerk dar
und zeitigen als Folge ein neu arrangiertes Netz (etwa ein stabileres Netz als das
Ausgangsnetz). Aktanten sind im alten Netz, d.h. vor der Übersetzungstransformation, die
Initiatoren von Übersetzungsprozessen (LATOUR spricht von Agenten) und im neuen Netz,
d.h. nach der Übersetzung auch deren Resultat. Diese Transformation führt dabei allerdings
zu Substitutionen (Ersetzen eines Aktanten-1 vor Transformation durch Aktant-2 nach
Transformation) und/oder Assoziierungen (neu bestimmte Relation zwischen den Aktanten
nach Übersetzungseinwirkung). Die Beschreibung dieses Ansatzes muss aus Platzgründen
natürlich sehr elliptisch ausfallen. Sie soll lediglich zeigen, wie durch Wahl des theoretischen
Ansatzes (Graphentheorie, Theorie der Netze) unter dieser Beschreibungsperspektive dann
die Grenze zwischen Person und Sache in sozialen Systemen verschwimmen kann oder
besser: „aufgelöst“ wird.
Der vorliegende Aufsatz möchte allerdings nicht enden, ohne noch einmal das
Verdienst LINDEs hervorzuheben, gezeigt zu haben, dass Sozialsysteme ihre
Handlungspotentiale nicht nur aus der Verknüpfung aufeinander durch Sinnbezüge
abgestimmter Personen schöpfen. Die verhaltensdeterminierenden Absichten und Ansichten
sozial handelnder Personen(gruppen) orientieren sich wesentlich auch an sachdominierten
Verhältnissen. Dieser Zusammenhang mag dem Leser abschliessend noch einmal im
folgenden Kapitel einsichtig werden.
61
LATOUR, B.: Eine Soziologie ohne Objekt? Anmerkungen zur Interobjektivität; in: Berliner Journal für
Soziologie, Heft 2/2001, S.237-252
62
CALLON, M.: Some Elements of a Sociology of Translation: Domestication of the Scallops and the
Fisherman of St. Brieuc Bay; in: LAW, J. (ed.): Power, Action and Belief. A New Sociology of Knowledge?;
London etc., 1986; S.196-232
- 16 -
- 17 -
7. Anhang: Zusammenfassung - Explikation des Sachenbegriffs
Für H. LINDE ist es angezeigt, die Klärung des Begriffs „Sache“ mit Hans FREYER 63
beginnen zu lassen. Dies hat vor allem deswegen (gerade für die handlungsorientierte
Soziologie) seinen Reiz, weil FREYER dem Handlungsbegriff einen zentralen Stellenwert in
seinem kulturphilosophischen System zuweist. Im Rahmen von zweckgerichteten
Handlungsabläufen werden Sachen (FREYER spricht von „Gerät“ und dessen profaner
Verwend ung64 z.B. im Rahmen der Technik als technischem Faktor) wirksam, indem sie eine
menschliche Verhaltensanpassung erforderlich machen können: „Das Gesamtbild des
Handlungsverlaufes wird natürlich durch die Einführung...dieses technischen Faktors
verändert, einfach deswegen, weil das Vorhandensein dieser Form die vergegenständlichte
Struktur des Wirkungsfeldes verändert hat, dem die Handlung sich anpassen muss“65 .
Inwieweit hier schon das Moment des Sozialen herauskristallisierbar ist, sei dahingestellt,
denn noch haben wir ein Verhältnis ego-res vorliegen und nicht ein ego-alter oder ego-alterres Verhältnis. Auch ist die Art der Anpassung noch nicht spezifiziert66 . Unter die Kategorie
Gerät subsummiert FREYER profane Artefakte, die dadurch gekennzeichnet sind „...dass sie
(a) vergegenständlichte Teilstücke aus einem zwecktätig gerichteten Handlungszusammenhang darstellen und dass sie daher (b) erst und nur durch notwendig hinzutretende
objektspezifische profane Akte der Verwendung ihren Zweck erfüllen...“67 . Die Eigenschaft
der Profanität dient der Abgrenzung gegen eine andere Kategorie von Artefakten, zu denen
etwa Kunstwerke, Symbole oder Zeichen gehören. Innerhalb der Kategorie Gerät wird man
die dort versammelten Artefakte nach ihrer Funktion unterteilen in Gebrauchs- und
Erwerbsgerät 68 und nach ihrer technischen Struktur etwa in: Werkzeuge, Apparate,
Maschinen, Automaten etc.
Wenn man mit dem Bezugspunkt FREYER beginnt, dann wird die Forschheit der
Sachbegriffsdefinition von LINDE augenfälliger. En passant bekommen wir das Phänomen
Intentionalität (Absicht einer Handlung) und Fabrizität (durch Arbeit Hergestelltes)
mitgeliefert: „Als Sachen bezeichnen wir im folgenden - im Unterschied zu naturgegebenen
Dingen- alle Gegenstände, die Produkte menschlicher Absicht und Arbeit sind“ (S.11). So
umfassen Sachen -wie erwartet- einmal das gesamte technische Arsenal: „Behausungen,
Arbeitsstätten, Energiequellen[sic!], Verkehrs- und Kommunikationswege und -mittel usw.
bis hin zum Kernreaktor und zum weltumspannend verfügbaren Life-Bild der Mondlandung“
(S.11 ff.), aber andererseits auch Artefakte, die aus züchterischer Absicht bzw. Pflegenutzung
hervorgegangen sind und in das hineinreichen, „was wir unreflektiert noch als Natur erleben
und bezeichnen“ (ib.). Als Beispiele für solche Sachen werden genannt: domestizierter
Tierbestand 69 sowie Ergebnisse der Bodennutzung, also Feld, Wald, Wiese, Weide (vgl.
S.11). Die Ausgrenzung von Kunstwerken (die ja wohl auch in absichtlicher Arbeit gefertigt
werden) gelingt unserem Autor erst unter Zuhilfenahme von FREYERs Gerätekategorie (s.o.)
63
FREYER, H.: Theorie des objektiven Geistes. Eine Einleitung in die Kulturphilosophie, Leipzig/Berlin, 1923
die in Kap.1 vorgestellten Gedanken von LOOMIS scheinen nicht allzu weit entfernt: auch dort steht die
Zweck-Mittel-Relation im Vordergrund und die Nutzung von Sachen sowie der sakrale Wertaspekt, dem -bei
wohlwollender Interpretation- ein profaner entgegenstehen kann
65
FREYER, H.: a.a.O., S.50, zitiert nach LINDE, S.59 (Hervorh.v.Verf.)
66
Anpassung der Handlungsziele oder der Handlungsdurchführung? Die Frage bleibt hier unbeantwortet.
67
FREYER, H.: a.a.O., S.48, zitiert nach LINDE, S.12; über den Umfangsreichtum dieses Begriffs ist sich
FREYER im klaren, gehört zu den Geräten doch auch „...ein Haus, ein Kleid, ein Schiff, eine Straße oder ein
bebauter Acker“, ib.
68
LINDE, S. 68: Gebrauchsgeräte sind -grob gesprochen- Geräte für den persönlichen Gebrauch, Erwerbsgeräte
solche die im beruflichen Zusammenhang stehen
69
bis vor einigen Jahren fielen Tiere juristisch unter das Sachenrecht
64
- 18 über den Weg der weiteren Einengung (vgl. S.12). Die rein „naturgegebenen Dinge“ (vgl.
Definition weiter oben) dagegen sind negativ definiert durch das Fehlen der „züchterischen
Absicht“ bzw. der „Nutzung“: unkontrolliertes Wildleben bzw. Wildwuchs von Unkraut und
Ungeziefer (vgl. S.11).
Doch wächst dieses mit der o.a. Definition gelieferte Startkapital begrifflicher
Merkmale von „Sachen“ im Laufe der vorliegenden Untersuchung weiter an: Intentionalität
(LINDEs Ausgangsdefinition) wird zu Zweckrationalität (mittels Bezugnahme auf FREYERs
Gerätekategorie) und diese wird (nach der Analyse der Regelungsabhängigkeit bei
DURKHEIM 70 und der Regelungsunabhängigkeit bei M. WEBER71 ) zu einer verhaltensregelnden bzw. verhältnisbegründenden Qualität (vgl. S.59 ff.). Der „soziologische Witz“ an
den Sachen liegt für LINDE also gerade darin, dass sie einerseits Personen oder
Personengruppen von außen Zwänge auferlegen, also Verhalten in diesem Sinne regeln oder
regulieren und andererseits Sozialverhältnisse begründen, Sozialstrukturen aufspannen.
Beides begründet den sozialen Stellenwert der Sachen.
Doch damit nicht genug: betrachtet man den Lebenszyklus 72 einer Sache, so beginnt
das Besitzverhältnis mit dem Erwerb bzw. der Aneignung (juristisch: mit dem Übergang), es
folgt die Gebrauchsphase und dann (die bei LINDE völlig fehlende) Entsorgung73 . Sachen
unterliegen in der ersten Phase der institutionell (z.B. juristisch) geregelten Appropriation74 ,
d.h. gehen in ein Eigentums- und Besitzverhältnis zu Personen bzw. Personengruppen ein.
Damit verbunden ist (a) die Art und Weise der Sachaneignung (z.B. durch Kauf) und (b) die
sich daran anschließende Organisation der Dispositions- und Verfügungsgewalt dieser
Person(en) über die betreffende Sache. Beides sind sozial relevante Tatbestände: „...die
Festlegung des Appropriateurs, seines Vermögens..., seiner Interessen und ihrer
Erfolgschancen auf eine der Sache inhärente Zweck/Mittel-Kombination auf Zeit, ist also die
erste kategoriale Bestimmung, welche den Einfluss von Sachen auf den Zusammenhang
gesellschaftlichen Handelns begründet“ (S.68). In der Phase des Sachgebrauchs kommt als
zweite kategoriale Bestimmung der Sachen (Typ: Gebrauchsgerät als Vermittler zwischen
Konsument und Produzent) hinzu: „Einkauf des Sacheigners in ein vom Sachproduzenten
kontrolliertes, sachzentriertes Leistungssystem und damit eindeutig ein Akt klientelartiger
Vergesellschaftung, terminiert auf die Lebensdauer des appropriierten Sachaggregates“
(S.72).
In der Sphäre der Erwerbsgeräte („Produktionsmittel“ nach MARX) spielt das durch
die Sache vermittelte soziale Verhältnis Arbeitgeber-Arbeitnehmer eine zentrale Rolle: „Die
zwingende Orientierung beider Vertragspartner auf die zum Vollzug der in der technologischen Struktur des Aggregates programmierten Verwendungsakte notwendigen
Fähigkeiten. Damit erscheint die technologische Struktur der Sache als die regierende Instanz
auch dieser Klasse von Sachverhältnissen“ (S.74). Das soziale Moment besteht für LINDE
nun gerade darin, dass in der Konstruktion der Sache zweierlei festgelegt ist: der Eigner hat
mit diesem Produktionsmittel z.T. die Festlegung seines Vermögens bestimmt, der Nutzer
oder Bediener des Produktionsmittels hat seine Fähigkeiten und Fertigkeiten an dieser Sache
zum Inhalt seiner Erwerbschancen gemacht.
Die Soziologie der Sachen hat mit der gesellschaftswissenschaftlichen Analyse des
technischen Fortschritts die folgenden Untersuchungsgegenstände gemein: „a) den manifesten
70
S.36 ff.
S.55 ff.
72
diese Kategorisierung findet sich so nicht bei LINDE
73
in Zeiten des verstärkten Umweltschutzes eine wichtige Phase
74
S.66 ff.
71
- 19 sozialen Zwang zur Ausbildung kohärenter Sachsysteme, b) den manifesten sozialen Zwang
zur progressiven Dynamisierung dieser Systeme und c) zur sozialen Hierarchisierung und
Privilegierung des Sachverstandes und schliesslich d) den permanenten Reaktionszwang auf
latente Effekte der Sachverwendung“ (S.76).
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