Kundenevents im Marketing für komplexe Leistungen DISSERTATION der Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG) zur Erlangung der Würde eines Doktors der Wirtschaftswissenschaften vorgelegt von Thomas Christen von Männedorf (Zürich) Genehmigt auf Auftrag der Herren Prof. Dr. Christian Belz und Prof. Dr. Torsten Tomczak Dissertation Nr. 2617 digicenter GmbH Die Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG), gestattet hiermit die Drucklegung der vorliegenden Dissertation, ohne damit zu den darin ausgesprochenen Anschauungen Stellung zu nehmen. St. Gallen, den 29.01.2002 Der Rektor: Prof. Dr. Peter Gomez Meiner Nicole und meinen Eltern Vorwort Anbieter von komplexen, erklärungsbedürftigen Leistungen sind heute mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Austauschbare Leistungen, zunehmender Differenzierungszwang, sinkendes Kundeninteresse und ein grosser Bedeutungsanstieg von persönlichen Beziehungen charakterisieren ihre Situation. Deshalb gewinnen Kundenevents immer mehr an Bedeutung. Kundenveranstaltungen schaffen nämlich den persönlichen Kontakt zum Kunden und sind in der Lage, vielfältige Kommunikationsaufgaben zu übernehmen. Die vorliegende Studie analysiert Kundenevents im Marketing für komplexe Leistungen. Sie zeigt aktuelle Herausforderungen und Probleme auf und analysiert davon ausgehend wichtige strategische Entscheidungen. Zusätzlich wird eine Methodik zur Professionalisierung der Eventgestaltung vorgestellt. Dabei ist die gesamte Studie dank der empirischen Untersuchung sowie der zahlreich berücksichtigten Expertenmeinungen geprägt durch einen starken Praxisbezug. An dieser Stelle danke ich allen Marketing- und Eventspezialisten, die durch ihre wertvolle Unterstützung diese Studie überhaupt erst ermöglicht haben. Mein ganz besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Christian Belz, der die Arbeit als Referent begleitet hat. Seine grosse Hilfsbereitschaft sowie seine wertvollen Hinweise und Anregungen haben massgeblich zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen. Herrn Prof. Dr. Torsten Tomczak danke ich herzlich für die Übernahme des Korreferats. St. Gallen, im September 2001 Thomas Christen i Inhaltsübersicht Inhaltsübersicht ................................................................................................................... i Inhaltsverzeichnis...............................................................................................................ii Abbildungsverzeichnis .....................................................................................................vii A Einführung: Problemstellung, Zielsetzung und Vorgehensweise ........................... 1 B Das Kundenevent als innovatives Kommunikationsinstrument für komplexe Leistungen .................................................................................................................. 15 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents......................................................... 39 D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents ....................................... 116 E Reserven im Marketing mit Kundenevents........................................................... 175 F Schlussbetrachtung.................................................................................................. 183 Literaturverzeichnis....................................................................................................... 187 Anhang ............................................................................................................................ 197 ii Inhaltsverzeichnis Inhaltsübersicht ................................................................................................................... i Inhaltsverzeichnis...............................................................................................................ii Abbildungsverzeichnis .....................................................................................................vii A Einführung: Problemstellung, Zielsetzung und Vorgehensweise ........................... 1 1 Problemstellung....................................................................................................... 1 1.1 Stand der Praxis: Aktionitis statt gezielter Einsatz von sorgfältig umgesetzten Kundenevents ....................................................................................... 2 1.2 Stand der Forschung: Geringe wissenschaftliche Durchdringung des Forschungsfeldes „Marketing mit Kundenevents“........................................... 4 1.3 Fazit: Drei wichtige Forschungsmotive für das Thema „Marketing mit Kundenevents“.................................................................................................. 5 2 Zielsetzung und Abgrenzung der Studie................................................................. 6 3 Vorgehensweise ...................................................................................................... 7 3.1 Forschungsansatz: Orientierung an der Realität............................................... 7 3.2 Forschungsmethodik......................................................................................... 8 3.2.1 Phasen im Forschungsprozess ............................................................... 8 3.2.2 Eingesetzter Methodenmix .................................................................... 9 3.3 Aufbau und Struktur der Arbeit...................................................................... 13 B Das Kundenevent als innovatives Kommunikationsinstrument für komplexe Leistungen .................................................................................................................. 15 1 Begriffsverständnis, Abgrenzung und kommunikative Einordnung von Kundenevents........................................................................................................ 15 1.1 Einseitige wissenschaftliche Abstützung des Eventmarketing auf dem erlebnisorientierten Marketing ....................................................................... 16 1.2 Das Kundenevent als besonderer Anlass für persönliche Begegnungen zwischen Unternehmen und Kunden.............................................................. 18 1.3 Strategisches und operatives Marketing mit Kundenevents........................... 20 iii 1.4 Das Kundenevent: Nicht-klassisches oder klassisches Kommunikationsinstrument? ..................................................................................................... 20 2 Leistungspotenziale von Kundenevents................................................................ 22 2.1 Aktivierungspotenzial..................................................................................... 23 2.2 Informations- und Erklärungspotenzial.......................................................... 24 2.3 Interaktions- und Beziehungspotenzial .......................................................... 25 2.4 Differenzierungspotenzial .............................................................................. 26 3 Kundenevents als Antwort auf aktuelle Herausforderungen in der Kommunikation..................................................................................................... 26 4 Bedeutung von Kundenevents für die Kommunikation komplexer Leistungen... 35 5 Zusammenfassung................................................................................................. 38 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents......................................................... 39 1 Konzept für das Marketing mit Kundenevents ..................................................... 39 2 Situation des Marketing mit Kundenevents analysieren....................................... 41 2.1 Herausforderungen in der Praxis des Marketing mit Kundenevents.............. 41 2.1.1 Herausforderungen bei Unternehmen, die Kundenevents veranstalten ............................................................................................... 41 2.1.2 Hinweise von Unternehmen, die keine Kundenevents mehr veranstalten ............................................................................................... 43 2.1.3 Hinweise von Unternehmen, die keine Kundenevents veranstalten ... 44 2.2 Drei Problemtypen von Unternehmen, die Events veranstalten..................... 44 2.3 Fazit der Situationsanalyse: Vier kritisch zu prüfende Fragen....................... 47 3 Ziele des Marketing mit Kundenevents festlegen................................................. 49 3.1 Einführung: Ökonomische und psychologische Marketingziele.................... 49 3.2 Wichtige strategische Zielgrössen des Marketing mit Kundenevents ........... 50 3.3 Ableitung von konkreten Veranstaltungszielen ............................................. 54 4 Kunden analysieren und Zielgruppen identifizieren............................................. 57 4.1 Kundenanalyse (Makrosegmentierung).......................................................... 57 4.1.1 Bewertungsgrösse Kundenwert ........................................................... 58 4.1.2 Das Kundeportfolio ............................................................................. 60 iv 4.2 Zielgruppenidentifikation (Mikrosegmentierung).......................................... 62 5 Das Marketing mit Kundenevents konfigurieren.................................................. 65 5.1 Strategische Gestaltungsebenen und -optionen im Überblick....................... 65 5.2 Gestaltungsebene Substanz ............................................................................ 66 5.2.1 Komplexität und Beziehungen als Basis ............................................. 66 5.2.2 Das Leistungssystem des Marketing mit Kundenevents ..................... 71 5.2.3 Hinweise zu unterschiedlichen Inhaltskonfigurationen in der Praxis . 75 5.3 Gestaltungsebene Breite und Tiefe................................................................. 77 5.4 Gestaltungsebene Intensität ............................................................................ 80 5.5 Gestaltungsebene Kontinuität......................................................................... 82 5.6 Gestaltungsebene Inszenierung ...................................................................... 83 5.7 Fazit: Verschiedene Konfigurationen des Marketing mit Kundenevents ...... 85 5.7.1 Unterschiedliche in der Praxis existierende Gestaltungstypen............ 85 5.7.2 Problemrelevanz der unterschiedlichen Gestaltungstypen.................. 87 6 Das Marketing mit Kundenevents realisieren....................................................... 88 6.1 Der Kundenprozess (Sales Cycle) .................................................................. 89 6.2 Akzente des Marketing mit Kundenevents im Kundenprozess...................... 90 6.3 Das Kundeneventportfolio als Planungstool .................................................. 92 6.4 Integrierte Einsatzplanung von Kundenevents............................................... 94 7 Das Marketing mit Kundenevents kontrollieren................................................... 95 7.1 Controlling der Kundeneventqualität ............................................................. 96 7.2 Erfolgscontrolling des Marketing mit Kundenevents .................................. 101 7.3 Database Management als wichtige Basis für ein professionelles Eventcontrolling..................................................................................................... 106 8 Infrastruktur des Marketing mit Kundenevents bereitstellen.............................. 109 8.1 Interne Verantwortlichkeit............................................................................ 109 8.2 Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern und Eventagenturen.............. 110 8.2.1 Notwendigkeit der Zusammenarbeit prüfen ...................................... 111 8.2.2 Inhalt der Zusammenarbeit bestimmen ............................................. 112 8.2.3 Kooperationspartner wählen.............................................................. 113 9 Zusammenfassung............................................................................................... 114 v D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents ....................................... 116 1 Gestaltung von Kundenevents in drei Arbeitsphasen ......................................... 116 2 Gewinnungsphase: Das Kundeninteresse wecken .............................................. 119 2.1 Entscheidungsfeld: Eckdaten des Kundenevents bestimmen....................... 120 2.1.1 Thema wählen.................................................................................... 120 2.1.2 Das Kundenevent timen..................................................................... 124 2.1.3 Frage nach der finanziellen Kundenbeteiligung klären..................... 125 2.2 Handlungsfeld: Kunden selektiv kontaktieren ............................................. 127 2.2.1 Richtige Kunden selektionieren......................................................... 127 2.2.2 Einladungsprozess gestalten .............................................................. 129 2.3 Voraussetzungsfeld: Kunden vertieft kennen............................................... 134 2.4 Die Gewinnungsphase aus Sicht der Praxis: Ergebnisse aus der empirischen Untersuchung ................................................................................... 135 3 Erlebnisphase: Den Kunden begeistern .............................................................. 137 3.1 Entscheidungsfeld: Inhalte konfigurieren..................................................... 138 3.1.1 Vier Inhaltstypen für Kundenevents.................................................. 138 3.1.2 Emotionalen Eventgehalt festlegen ................................................... 139 3.1.3 Sachlichen Eventgehalt festlegen ...................................................... 144 3.2 Handlungsfeld: Das Kundenevent gestalten................................................. 146 3.2.1 Eventinhalte umsetzen....................................................................... 146 3.2.2 Den Veranstaltungsrahmen gestalten ................................................ 151 3.3 Voraussetzungsfeld: Hohe Eventqualität erreichen ..................................... 155 3.3.1 Glaubwürdig kommunizieren ............................................................ 155 3.3.2 Professionell inszenieren ................................................................... 156 3.3.3 Den Kunden aktiv einbinden und umfassend betreuen ..................... 159 3.4 Die Erlebnisphase aus Sicht der Praxis: Ergebnisse aus der empirischen Untersuchung................................................................................................ 161 3.4.1 Gestaltung der Erlebnisphase bei Fachveranstaltungen .................... 161 3.4.2 Gestaltung der Erlebnisphase bei Social-/Freizeitevents .................. 165 4 Erinnerungsphase: Die Kundenerinnerung stärken ............................................ 167 4.1 Entscheidungsfeld: Form der Nachbearbeitung festlegen............................ 167 4.2 Handlungsfeld: Die Erinnerungsleistung gestalten ...................................... 169 vi 4.3 Voraussetzungsfeld: Nachbearbeitung organisieren und Verantwortlichkeiten festlegen................................................................................ 171 4.4 Die Erinnerungsphase aus Sicht der Praxis: Ergebnisse aus der empirischen Untersuchung ................................................................................... 172 5 Zusammenfassung............................................................................................... 173 E Reserven im Marketing mit Kundenevents........................................................... 175 F 1 Strategische Reserven im Marketing mit Kundenevents .................................... 176 2 Reserven in der Eventgestaltung......................................................................... 178 3 Reserven in Know-how und Ressourcen ............................................................ 180 Schlussbetrachtung.................................................................................................. 183 1 Zusammenfassung............................................................................................... 183 2 Kritik: Ansatzpunkte für weiterführende Forschungsarbeiten............................ 184 3 Ausblick .............................................................................................................. 185 Literaturverzeichnis....................................................................................................... 187 Anhang ............................................................................................................................ 197 A.1 Angaben zur schriftlichen Befragung ................................................................. 197 A.1.1 A.1.2 A.1.3 Untersuchungsdesign......................................................................... 197 Musterexemplare Fragebogen ........................................................... 198 Angaben zu den statistischen Analysen ............................................ 212 A.1.4 E-Mail Befragung .............................................................................. 213 A.2 Angaben zu den Expertengesprächen ................................................................. 214 A.2.1 Leitfaden für explorative Anbietergespräche .................................... 214 A.2.2 A.2.3 A.2.4 Leitfaden für Agenturgespräche ........................................................ 215 Verzeichnis der Gesprächspartner auf Anbieterseite ........................ 216 Verzeichnis der Gesprächspartner auf Agenturseite ......................... 218 A.2.5 Angaben zum Workshop ................................................................... 218 A.3 Liste der besuchten Kundenevents...................................................................... 219 vii Abbildungsverzeichnis Abb. A-1: Vier wichtige Forschungsbereiche ................................................................... 6 Abb. A-2: Forschungsphasen und -methoden ................................................................... 8 Abb. A-3: Branchen- und Grössenstruktur der schriftlichen Befragung......................... 11 Abb. A-4: Verteilung der Funktionen in der Stichprobe ................................................. 12 Abb. A-5: Aufbau und Struktur der Arbeit...................................................................... 13 Abb. B-1: Das Kundeneventkontinuum .......................................................................... 18 Abb. B-2: Die Nicht-Klassiker der Unternehmenskommunikation ................................ 21 Abb. B-3: Leistungspotenziale von Kundenevents ......................................................... 22 Abb. B-4: Gründe für das Nutzen des Marketing mit Kundenevents ............................. 27 Abb. B-5: Ergebnis der Faktorenanalyse......................................................................... 28 Abb. B-6: Wichtige persönliche Beziehungen ................................................................ 29 Abb. B-7: Differenzierungszwang................................................................................... 31 Abb. B-8: Kommunikationsvorteile des Marketing mit Kundenevents.......................... 32 Abb. B-9: Emotionales und sachliches Kundenbedürfnis............................................... 34 Abb. B-10: Heutige Bedeutung des Marketing mit Kundenevents in der Praxis ............. 35 Abb. B-11: Bedeutung von Kommunikationsinstrumenten in der Praxis (Mittelwerte) .. 36 Abb. B-12: Vergangene und zukünftig erwartete Entwicklung des Marketing mit Kundenevents mit Bezug zu seiner heutigen Bedeutung ............................... 37 Abb. C-1: Das ganzheitliche Marketing mit Kundenevents im Überblick ..................... 40 Abb. C-2: Die sieben wichtigsten im Zusammenhang mit Kundenevents in der Praxis bestehenden Probleme ......................................................................... 42 Abb. C-3: Gründe für den Entscheid, kein Marketing mit Kundenevents zu betreiben . 44 Abb. C-4: Problemtypen von Unternehmen.................................................................... 45 Abb. C-5: Branchenverteilung innerhalb der drei Problemtypen.................................... 46 Abb. C-6: Strategische Zielgrössen des Marketing mit Kundenevents........................... 50 Abb. C-7: Ziele des Marketing mit Kundenevents in der Praxis .................................... 53 Abb. C-8: Zusammenhang zwischen konkreten Veranstaltungszielen und strategischen Zielen des Marketing mit Kundenevents .......................................... 54 Abb. C-9: Ziele von Fachveranstaltungen und Social-/Freizeitevents im Vergleich...... 55 Abb. C-10: Bestimmungsfaktoren des Kundenwerts ........................................................ 58 Abb. C-11: Das Kundenportfolio ...................................................................................... 61 Abb. C-12: Unterschiedliche Rollen der Mitglieder eines Kundengremiums .................. 63 Abb. C-13: Prozentuale Verteilung der Anzahl der bearbeiteten Zielgruppen ................. 64 viii Abb. C-14: Zielgruppen von Kundenevents in der Praxis im Vergleich .......................... 64 Abb. C-15: Strategische Gestaltungsebenen und -optionen des Marketing mit Kundenevents ................................................................................................. 66 Abb. C-16: Das Komplexitätsportfolio ............................................................................. 68 Abb. C-17: Vorteile von Geschäftsbeziehungen ............................................................... 70 Abb. C-18: Das Leistungssystem des Marketing mit Kundenevents................................ 72 Abb. C-19: Mögliche Informationsbedürfnisse unterschiedlicher Rollenträger ............... 73 Abb. C-20: Unterschiedliche Inhaltskonfigurationen in der Praxis .................................. 75 Abb. C-21: Zielgruppenspezifische Inhaltsschwerpunkte in der Praxis ........................... 76 Abb. C-22: Breite und tiefe Kundenevents positioniert zwischen Messeteilnahme und persönlichem Beratungsgespräch ............................................................ 77 Abb. C-23: Vor- und Nachteile von tiefen Kundenevents ................................................ 80 Abb. C-24: Die „Intensitätsphilosophie“ der befragten Unternehmen.............................. 81 Abb. C-25: Zielgruppenspezifische Intensität des Marketing mit Kundenevents ............ 81 Abb. C-26: Die „Kontinuitätsphilosophie“ der befragten Unternehmen .......................... 82 Abb. C-27: Die „Inszenierungsphilosophie“ der befragten Unternehmen........................ 84 Abb. C-28: Unterschiedliche Gestaltungstypen für das Marketing mit Kundenevents .... 85 Abb. C-29: Zusammenhang zwischen Problem- und Gestaltungstyp............................... 87 Abb. C-30: Aufgaben unterschiedlicher Buying-Center Mitglieder im Kundenprozess .. 90 Abb. C-31: Akzente des Marketing mit Kundenevents im Kundenprozess...................... 91 Abb. C-32: Das Kundeneventportfolio (Beispiel)............................................................. 93 Abb. C-33: Kommunikationsplan für eine Produkteinführung (Beispiel) ........................ 94 Abb. C-34: Messkriterien und -instrumente für die Qualitätsmessung von Kundenevents .............................................................................................................. 96 Abb. C-35: Mögliche Inhalte für Fragebogen bei Fachveranstaltungen ........................... 98 Abb. C-36: Einsatz unterschiedlicher Messinstrumente in der Praxis ............................ 100 Abb. C-37: Aussagen zur Qualitätsmessung von Veranstaltungen................................. 101 Abb. C-38: Mögliche Wirkungsanalysen zur Erfolgsmessung des Marketing mit Kundenevents ............................................................................................... 102 Abb. C-39: In der Praxis eingesetzte Methoden zur Erfolgsmessung des Marketing mit Kundenevents ......................................................................................... 104 Abb. C-40: Aussagen zur Erfolgsmessung des Marketing mit Kundenevents ............... 106 Abb. C-41: Wichtige Informationsfelder und -inhalte einer Kundendatenbank ............. 107 Abb. C-42: Interne Verantwortlichkeit für das Marketing mit Kundenevents................ 110 Abb. C-43: Intensität der Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern in der Praxis ... 111 ix Abb. C-44: Inhalte der Zusammenarbeit mit externen Partnern ..................................... 112 Abb. C-45: Anforderungen an eine Eventagentur........................................................... 113 Abb. D-1: Arbeitsphasen der Eventgestaltung .............................................................. 117 Abb. D-2: Methodik zur Gestaltung von Kundenevents .............................................. 118 Abb. D-3: Entscheidungs-, Handlungs- und Voraussetzungsfeld der Gewinnungsphase ............................................................................................................. 119 Abb. D-4: Beispiele für Kundeneventthemen in der Praxis .......................................... 120 Abb. D-5: Sachliche und emotionale Kundeneventthemen........................................... 121 Abb. D-6: Grundsatzfragen bei der Wahl von Kundeneventthemen............................. 123 Abb. D-7: Einflussfaktoren für die erleichterte Verrechnung von Kundenevents ........ 126 Abb. D-8: Wichtige Informationskriterien für die Kundenkenntnis ............................. 134 Abb. D-9: Wichtigkeit verschiedener Gestaltungsmassnahmen der Gewinnungsphase bei Fachveranstaltungen und bei Social-/Freizeitevents aus Sicht der Praxis ...................................................................................................... 135 Abb. D-10: Entscheidungs-, Handlungs- und Voraussetzungsfeld der Erlebnisphase .... 137 Abb. D-11: Inhaltstypologie für Kundenevents ............................................................... 139 Abb. D-12: Faktoren, welche die Intensität von Erlebnissen beeinflussen ..................... 140 Abb. D-13: Wichtige Dimensionen (Fragen) zu Kundenevent-Kooperationen .............. 150 Abb. D-14: Die „goldenen Regeln“ für ein von Referaten dominiertes Fachevent ........ 157 Abb. D-15: Massnahmen zur Förderung der Kundeneinbindung bei Fachveranstaltungen ........................................................................................................... 160 Abb. D-16: Wichtigkeit der unterschiedlichen Massnahmen zur Gestaltung der Erlebnisphase bei Fachveranstaltungen aus Sicht der Praxis....................... 162 Abb. D-17: Bedeutung verschiedener Partner für Kundenevent-Kooperationen............ 163 Abb. D-18: Wichtigkeit der unterschiedlichen Massnahmen zur Gestaltung der Erlebnisphase bei Social-/Freizeitevents aus Sicht der Praxis ..................... 165 Abb. D-19: Entscheidungs-, Handlungs- und Voraussetzungsfeld der Erinnerungsphase ............................................................................................................. 167 Abb. D-20: Unterschiedliche Kontaktformen in der Erinnerungsphase.......................... 168 Abb. D-21: Sachliche und emotionale Erinnerungsleistungen........................................ 169 Abb. D-22: Mögliche Organisation zur Sicherstellung einer zielgerichteten Nachbearbeitung........................................................................................... 171 Abb. D-23: Praktische Bedeutung von Erinnerungsleistungen ....................................... 172 Abb. D-24: Die zehn wichtigsten Gestaltungsmassnahmen (Erfolgsfaktoren) für Fachveranstaltungen und Social/Freizeitevents aus Sicht der Praxis........... 173 x Abb. E-1: Drei Gruppen von aktuellen Optimierungsreserven in der Praxis ............... 175 Abb. E-2: Strategische Reserven im Marketing mit Kundenevents aus Sicht der Praxis ............................................................................................................ 176 Abb. E-3: Reserven in der Gestaltung von Kundenevents aus Sicht der Praxis ........... 178 Abb. E-4: Reserven in Know-how und in den Ressourcen aus Sicht der Praxis .......... 180 A Einführung 1 A Einführung: Problemstellung, Zielsetzung und Vorgehensweise 1 Problemstellung Anbieter von komplexen, erklärungsbedürftigen Produkten und Dienstleistungen sind heute mit vielfältigen Problemen konfrontiert. Einerseits werden ihre Leistungen stärker austauschbar. Kunden können aus einer stetig wachsenden Zahl von Angeboten wählen, die sich technisch, qualitativ und funktional kaum mehr voneinander unterscheiden. Diese Austauschbarkeit führt in stagnierenden oder sogar schrumpfenden Märkten zu einem spürbar steigenden Wettbewerbsdruck. Dabei gewinnt der Preis als Kaufargument an Bedeutung. Andererseits prägen schnelle Entwicklungen viele Märkte. Der allgemeine Erklärungsbedarf der Anbieter für ihre Leistungen und Innovationen nimmt folglich zu. Im Business-to-Business Marketing müssen immer komplexere Marktleistungen aus Produkten und Dienstleistungen den Kunden erklärt und transparent gemacht werden.1 Dienstleistungsunternehmen sind vermehrt gezwungen, ihre Angebote den Kunden möglichst fassbar und erlebbar zu präsentieren.2 Dieser zunehmende Erklärungs- und Differenzierungsbedarf ist für viele Unternehmen eine Herausforderung, da viele Kunden wenig Bereitschaft verspüren, sich auf die unterschiedlichen Angebote vertieft einzulassen. Die Kundenaufmerksamkeit wird zum Engpass. Es ist heute anspruchsvoll, mit seiner Botschaft überhaupt noch gehört zu werden.3 In einem solchen zunehmend unübersichtlicheren Wettbewerb werden persönliche Beziehungen immer wichtiger, geben existierende Geschäftsfreundschaften doch nicht selten den Ausschlag für einen positiven Kundenentscheid. Im Zeitalter von E-Mails und ECommunication mangelt es aber immer stärker an Gelegenheiten für persönliche Kontakte. Die Kommunikation geschieht zwar immer schneller, wird aber auch zunehmend unpersönlicher. Deshalb rückt heute die Frage, wie persönliche Beziehungen zu Kunden aufgebaut und gepflegt werden können, zunehmend in den Mittelpunkt des Marketing. 1 Vgl. Müller/Walti (1997) S. 141. 2 Legg und Baker betonen in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit der kommunikativen „Viviness“ bzw.„Dramatisierung“ von Dienstleistungen (vgl. Legg/Baker (1987) S. 163). 3 Vgl. Belz (1999a) S. 5. 2 Austauschbare Angebote, die zunehmende Erklärungsbedürftigkeit der eigenen Leistungen, ein verstärkter Preis- und Margendruck sowie bestehende Defizite im Management persönlicher Beziehungen zwingen immer mehr Unternehmen, nach neuen Lösungen in ihrer Kommunikationspolitik zu suchen. Das Kundenevent als Kommunikationsinstrument spielt dabei eine Schlüsselrolle, vereinigt es doch erklärende Leistungen und auf soziale Beziehungen ausgerichtete Aspekte. Da es Spass vermitteln, den sozialen Austausch fördern und Plattformen für Kommunikation und Begegnungen bereitstellen kann,4 vertrauen heute viele Unternehmen auf sein Wirkungspotenzial. In vielen Branchen erleben Kundenevents sogar eine regelrechte Boomphase. Aussagen von Praktikern wie „Tolle Events gibt es heute wie Sand am Meer (...)”5 oder „Wer heute kein Event organisiert, liegt nicht im Trend”6, verdeutlichen diese Tatsache. 1.1 Stand der Praxis: Aktionitis statt gezielter Einsatz von sorgfältig umgesetzten Kundenevents Auch wenn das Veranstalten von Kundenevents eine geeignete und vielversprechende Antwort auf bestehende Herausforderungen sein kann, ist ihr Einsatz nicht unproblematisch. Im wesentlichen müssen sich Unternehmen heute verstärkt mit folgenden Problemfeldern auseinandersetzen: Eventitis und knappe Kundenzeit In vielen Branchen wird die zunehmende Menge von Events eine immer grössere Herausforderung. Neben der hohen Kostenbelastung für die Unternehmen führt diese Entwicklung bei den Kunden zu vermehrten Sättigungserscheinungen. Zudem haben Kunden heute immer weniger Zeit. Hektik und Überlastung prägen ihr Arbeitsleben. Deshalb ist es immer schwieriger, Kunden zur Teilnahme an Events zu gewinnen. 4 Vgl. Nickel (1998a) S. 3. 5 Grünbaum (1999) S. 7. 6 Stöcklin (1999) S. 12. A Einführung 3 Diskrepanz zwischen enger und breiter Marktbearbeitung Kundenevents werden nicht selten als die Lösung für alle Kommunikationsprobleme angesehen. Dabei wird vergessen, dass sich solche Anlässe immer an eine (in vielen Fällen kleine) Gruppe von Kunden richten und also zwischen aufwendiger Individualbetreuung (etwa durch Kundenbesuche) und Massenkommunikation anzusiedeln sind. Dem Unternehmen wird zwar der persönliche Kontakt zu den anwesenden Kunden ermöglicht, die Multiplikation von dabei erzielten Ergebnissen auf weitere Kunden ist aber meist schwierig. Deshalb ist beispielsweise das gemeinsame Abendessen nach dem Opernbesuch eine recht ineffektive Art, um eine grosse Zahl von Kunden über neue Produkte zu informieren.7 Fehlende strategische Ausrichtung mit einer ungenügenden Integration von Kundenevents in die Unternehmenskommunikation Die integrierte Kommunikation kombiniert einzelne Kommunikationsinstrumente gezielt, um beim Kunden eine grösstmögliche Wirkung zu erreichen. Dabei ist es aber nicht zielführend, wenn lediglich versucht wird, klassische Werbung, Direct Marketing oder Kundenevents gegeneinander abzugrenzen und ihre künftigen Budgetanteile abzuschätzen. Gefragt ist vielmehr eine klare Strategie, die sich konsequent an den Informations-, Entscheidungs- und Nutzungsprozessen von aktuellen und potenziellen Kunden orientiert.8 Deshalb reicht es nicht, sich bei der Planung von Anlässen im Rahmen des zugeteilten Budgets mit der Analyse operativer Elemente zur Eventgestaltung (etwa Veranstaltungsort, Catering, Prominenteneinsatz) zu begnügen. Bei diesem in der Praxis nicht selten beobachtbaren Vorgehen unterbleibt die strategische Ausrichtung im Sinne einer grundsätzlichen konzeptionellen Planung des Eventmarketing-Einsatzes.9 Dies führt dazu, dass sich verschiedene Veranstaltungen immer stärker verselbständigen und sich immer weiter vom eigentlichen Geschäft entfernen. Qualität von Kundenevents als kritischer Erfolgsfaktor Für Kundenevents gilt: Dem Kunden muss Interessantes, Lehrreiches oder Einmaliges geboten werden und zwar in einer professionellen Art und Weise. Dieser Grundsatz wird in der Praxis häufig vernachlässigt. Deshalb reicht die Qualität der durchgeführten Kundenveranstaltungen oft nicht aus, den Kunden zu begeistern. Viele Angebote langweilen 7 Vgl. Kruse (2000) S. 99. 8 Vgl. Belz (1995b) S. 11. 9 Vgl. Bruhn (1997) S. 788. 4 sogar. So ist beispielsweise das mangelnde Interesse von Kunden für Kundenseminare nicht selten darauf zurückzuführen, dass besuchte Kurse und Informationen kaum nützlich waren oder nicht das hielten, was sie versprochen hatten.10 Wenig Professionalität in der Erfolgsbegründung Mit den oft hohen und wachsenden Budgets für Kundenevents stellt sich zwangsläufig die Frage des Erfolgs solcher Marketingmassnahmen, bzw. welche Faktoren diesen Erfolg beeinflussen. In der Praxis lässt sich eine weit verbreitete Unsicherheit darüber beobachten, was solche Veranstaltungen in Bezug auf ihre übergeordneten Zielsetzungen leisten. „Eventeuphorie“, die mit unglaublichen Phantasien über die Wirkung von Events einhergeht, dominiert zur Zeit noch rationale Kostenüberlegungen.11 Die Frage nach dem Erfolg bleibt in der Praxis deshalb oft unbeantwortet oder wird mit einzelnen (und oftmals falschen) Faktoren wie Höhe des eingesetzten Budgets oder Teilnahme eines einzelnen Stargastes beantwortet.12 Deshalb ist auch der Bemerkung von Esch, dass Events von den verantwortlichen Managern nicht selten als erfolgreich angesehen werden, ohne dass dieser Erfolg kontrolliert worden ist, sicherlich zuzustimmen.13 1.2 Stand der Forschung: Geringe wissenschaftliche Durchdringung des Forschungsfeldes „Kundenevents“ Die Anzahl der Veröffentlichungen über Eventmarketing ist seit Anfang der neunziger Jahre kontinuierlich angestiegen. Trotzdem sind die Antworten der Marketingforschung auf viele im Zusammenhang mit Eventmarketing auftretende Problemfelder oft noch ungenügend. Man stellt fest, dass dieser Themenbereich bis heute in geringem Ausmass von der Marketingwissenschaft erforscht worden ist. Die mit dem Begriff Event verbundenen Sachverhalte sind zwar in einigen vor allem praxisnahen Publikationen14 und wissenschaftlichen Beiträgen15 diskutiert worden. Alle Arbeiten sind dabei aber überwiegend deskriptiv und oft recht oberflächlich. Oder es wird 10 Vgl. Belz (1995a) S. 70. 11 Vgl. Nickel (1998c) S. 291. 12 Vgl. Nickel (1998b) S. 121. 13 Vgl. Esch (1998) S. 149. 14 Mues (1990); Kinnebrock (1993); Inden (1993); Stöckling (1999); Erber (2000). 15 Sistenich (1999); Nickel (1998a, 1998b); Bruhn (1997); Zanger/Sistenich (1996). A Einführung 5 versucht, das Eventmarketing in einen grösseren Zusammenhang zu stellen und mit theoretischen Forschungsansätzen wie Konstruktionismus und Rollentheorie bzw. mit allgemein soziologischen und psychologischen Erkenntnissen zu verknüpfen.16 Die dabei gefundenen Resultate wirken aber oft abstrakt und stellen sich daher für die praktische Anwendung als wenig hilfreich heraus. Zudem fällt auf, dass sich die bis anhin publizierten Arbeiten vorwiegend mit Events verstanden als emotionale, unterhaltende und erlebnisbewirkende Veranstaltungen befassen; der wichtige Bereich von sachlichen Events mit ihren fachlichen Themen wird bis anhin fast gänzlich ausgeklammert. Die geringe wissenschaftliche Durchdringung des Eventmarketing wird von verschiedenen Praktikern bestätigt, die den Mangel an wissenschaftlichen Beiträgen und Erkenntnissen beklagen. Zudem wird diese Forschungslücke auch durch Zangerl und Sistenich aufgezeigt, die bemerken, dass die Frage nach einer wissenschaftlichen Durchdringung des Eventmarketing in der Marketingliteratur gerade erst gestellt wird.17 Neben dieser bis anhin allgemein geringen Behandlung des Eventmarketing in der Marketingwissenschaft ist nach meinem Wissen bis jetzt noch nie explizit der Forschungsfokus auf Kundenevents gelegt worden. Es existieren somit keine gesicherten Erkenntnisse über Wesen, Bedeutung und Verbreitung solcher Veranstaltungen in der Unternehmensrealität. 1.3 Fazit: Drei wichtige Forschungsmotive für das Thema „Kundenevents im Marketing für komplexe Leistungen“ Abgeleitet aus dem Stand von Praxis und Forschung sind zusammenfassend die folgenden Forschungsmotive für das Thema „Kundenevents im Marketing für komplexe Leistungen“ wichtig: • Kundenevents erfreuen sich in den letzten Jahren bei vielen Unternehmen eines hohen Bedeutungszuwachses. Es wird ein beträchtlicher Teil des Marketingbudgets für solche Veranstaltungen bereitgestellt. Daraus lässt sich ableiten, dass das Praxisinteresse für das Forschungsthema hoch ist. 16 Beispielsweise Sistenich (1999); Nickel (1998b). 17 Vgl. Zanger/Sistenich (1998) S. 40. 6 • Vielseitige Einsatzmöglichkeiten und ein grosses Wirkungspotenzial sind für die heutige Faszination und das Interesse an Kundenevents verantwortlich. Dabei lässt aber der Stand der Praxis vermuten, dass bei vielen Unternehmen im Zusammenhang mit Kundenevents noch ungenutzte Potentiale bestehen. • Der explizite Forschungsfokus wurde bis anhin noch nicht auf Kundenevents gelegt. Die Marketingwissenschaft hat bislang also noch keine gesicherten Erkenntnisse über dieses Kommunikationsinstrument. Man weiss deshalb wenig darüber, was solche Anlässe konkret für die Kommunikation leisten können. 2 Zielsetzung und Abgrenzung der Studie Die vorliegende Arbeit soll den Professionalisierungsgrad im Umgang mit Kundenevents in der Praxis erhöhen. Dazu sind die bis anhin von der Marketingforschung geleisteten Arbeiten zum Eventmarketing durch eine Fokussierung auf Kundenveranstaltungen zu ergänzen. Aus strategischer Sicht soll das Marketing mit Kundenevents ganzheitlich betrachtet werden. Wichtige Schlüsselentscheide und unterschiedliche Konfigurationen für das Marketing mit Kundenevents sollen aufgezeigt werden. Operativ wird eine prozessorientierte Methodik zur Gestaltung von Kundenevents hergeleitet. Aus diesen zwei Schwerpunkten der Studie ergeben sich folgende Forschungsfragen, deren Beantwortung Teilziele dieser Arbeit sind (siehe Abbildung A-1): 1. Welche Bedeutung haben Kundenevents für die Kommunikation komplexer Leistungen und welche spezifischen Merkmale bewirken ihren innovativen Charakter? 2. Welche aktuellen Probleme und Herausforderungen bestehen im Zusammenhang mit Kundenevents? Welche Entscheide sind für die Konfiguration des Marketing mit Kundenevents wichtig? Wie ist der Erfolg von Kundenevents zu beurteilen? Auf welche Messverfahren kann in der Erfolgsmessung zurückgegriffen werden? 3. Wie sind Kundenevents professionell zu gestalten? Welche Voraussetzungen, Entscheide und Handlungen sind in einem solchen Arbeitsprozess wichtig? 4. Welche Optimierungsreserven bestehen heute im Zusammenhang mit Kundenevents? Abb. A-1: Vier wichtige Forschungsbereiche A Einführung 7 Das Forschungsprojekt richtet sich an Anbieter von komplexen, erklärungsbedürftigen Produkten und Dienstleistungen in der Schweiz. Dabei werden folgende Branchen berücksichtigt: Maschinen, technische Standardprodukte, Informationstechnologien, Telekommunikation, Beratungsdienstleistungen, Banken und Versicherungen. Diese Beschränkung bietet sich an, nutzen doch solche Unternehmen alle Ausprägungen des Marketing mit Kundenevents. Eine weitere Öffnung der Untersuchung würde deshalb zu keinen grundsätzlich neuen Erkenntnissen führen. 3 Vorgehensweise 3.1 Forschungsansatz: Orientierung an der Realität Soll das Ziel dieses Projektes, praktisch nützliches Wissen bereitzustellen, erreicht werden, ist eine möglichst praxisnahe Untersuchung des Forschungsgegenstandes wichtig. Grundlage einer solchen Forschung ist die Betriebswirtschaftslehre verstanden als angewandte Wissenschaft, die das Ziel verfolgt, empirische Entscheidungsprozesse zu beschreiben und zu beurteilen, neue Entscheidungsgrundlagen zu entwickeln sowie Handlungsanweisungen zu geben.18 Der Unterschied zu den Grundlagenwissenschaften zeigt sich darin, dass der Praxiszusammenhang nicht akzessorisch, sondern konstitutiv ist. In einer solchen angewandten Forschung bestimmen also die wahrgenommen Probleme – wie hier das Marketing mit Kundenevents in der Praxis von Anbietern komplexer Leistungen – und nicht Theorien die zu untersuchenden Aspekte der Realität:19 „Realitätsorientierte Marketingforschung versucht praktisch relevante Probleme und Phänomene auf dem Wege eines theoriegeleiteten Empirismus zu beschreiben, zu erklären und zu lösen. (...) Der betriebswirtschaftliche empirisch-orientierte Forscher muss seinen Objektbereich durch gezielte Erfahrungsgewinnung selbst kennenlernen. (...) Im Kern geht es darum, theoretisch geleitete Fragen an die Realität zu stellen. Forschung wird als iterativer Lernprozess begriffen.“20 18 Vgl. Wöhe (1990) S. 34. 19 Vgl. Ulrich (1981) S. 5 f. 20 Tomczak (1991) S. 83. 8 Die Realität ist komplex und lässt sich nicht vollständig erfassen und beschreiben. Deshalb ist eine realitätsorientierte Forschung immer situativ orientiert.21 Man akzeptiert also die Tatsache, dass keine allgemeingültigen Handlungsempfehlungen abgeleitet werden können und versucht statt dessen, konkrete Problemlösungen für bestimmte Situationen aufzuzeigen. Damit wird ein Mittelweg zwischen Spezifizierung und Generalisierung gesucht, der für die Praxis umsetzbare Forschungsergebnisse liefert.22 3.2 Forschungsmethodik 3.2.1 Phasen im Forschungsprozess Der Forschungsprozess lässt sich in die drei Phasen Exploration, Strukturierung und Konkretisierung unterteilen. Jede dieser Phasen verlangt nach einem gezielten Einsatz unterschiedlicher Forschungsmethoden, wobei Desk Research den gesamten Prozess begleitet (siehe Abbildung A-2): Phase I: Phase II: Exploration Strukturierung Phase III: Konkretisierung Forschungsfeld abgrenzen Stand des Marketing mit Kundenevents erheben Wichtige Dimensionen und Problemfelder bestimmen Resultate strukturieren Ganzheitliches Konzept für das Marketing mit Kundenevents ableiten Erkenntnisse verdichten und Schwerpunkte setzen Methodik zur Kundeneventgestaltung entwickeln Empfehlungen ableiten • Explorative Expertengespräche • Teilnehmende Beobachtung • Desk Research Abb. A-2: • • • • Vertiefende Expertengespräche Schriftliche Befragung Teilnehmende Beobachtung Desk Research • Vertiefende Expertengespräche • Fallbeispiele • Desk Research Forschungsphasen und -methoden Ziel der Explorationsphase ist es, das Forschungsfeld abzugrenzen und wichtige Dimensionen und Problemfelder im Umgang mit Kundenevents bei Anbietern komplexer Leistungen zu bestimmen. In der Strukturierungsphase wird der Stand des Marketing mit 21 Vgl. Belz (1989) S. 8. A Einführung 9 Kundenevents in der Praxis der Anbieter erklärungsbedürftiger Leistungen erhoben. Die Auswertung und Verdichtung der Ergebnisse ermöglicht es, die inhaltliche Struktur der Arbeit zu fixieren. Auf strategischer Ebene können dabei die wichtigen Inhalte eines ganzheitlichen Marketing mit Kundenevents festgelegt werden. Operativ gilt es, wichtige Entscheide, Handlungen und Voraussetzungen für die Gestaltung von Kundenevents vertieft zu analysieren. Ziel der Konkretisierungsphase ist es, die einzelnen Inhalte zu einem handlungsorientierten und gesamtheitlichen Konzept des Marketing mit Kundenevents zu verdichten und mit der entwickelten Methodik zur Professionalisierung der KundeneventGestaltung beizutragen. Zudem sollen wichtige Handlungs- und Gestaltungsempfehlungen zur Optimierung des Marketing mit Kundenevents abgeleitet werden. 3.2.2 Eingesetzter Methodenmix Für die Wahl der einzusetzenden Forschungsmethoden ist nochmals auf den geringen Bearbeitungsgrad der Thematik zu verweisen. Konkrete Ergebnisse über Erfahrungen mit Kundenevents existieren kaum. Deshalb muss die gewählte Forschungsmethodik stark explorativ geprägt sein. Expertengespräche, Beobachtungen oder Fallbeispiele müssen im Mittelpunkt des Forschungsprozesses stehen. Auf den Einsatz von quantitativen Methoden kann trotzdem nicht verzichtet werden, wird doch erst der kombinierte Einsatz von quantitativer und qualitativer Forschung der Komplexität des zu untersuchenden Forschungsgegenstandes gerecht.23 „Qualitative und quantitative Forschung sind nötig und lassen sich in einem Projekt oft ausgezeichnet kombinieren.“24 Neben der Auswertung bestehender Sekundärliteratur, einem durchgeführten Workshop zum Thema „Anforderungen an eine Eventagentur“25 sowie einer selektiven E-Mail Umfrage zum Thema „Restrukturierung des Marketing mit Kundenevents“26 bestimmten die folgenden Methoden der Primärforschung den Forschungsprozess: 22 Vgl. Belz (1989) S. 9. 23 Vgl. Ulrich (1981) S. 21. 24 Belz (ohne Datum) S. 2. 25 Zum Workshop-Design und der Teilnehmerliste vgl. Anhang A.2.5 26 Zum Befragungsdesign der E-Mail Umfrage vgl. Anhang A.1.4. 10 Expertengespräche Im gesamten Forschungsprozess wurden Expertengespräche mit rund zwanzig Firmen und vier Eventagenturen geführt. Ausgewählt wurden die einzelnen Gesprächspartner aufgrund ihrer Erfahrung mit Kundenevents. Mit verschiedenen Unternehmen wurden wiederholt Gespräche mit teilweise unterschiedlichen Firmenvertretern geführt, so dass die Anzahl tatsächlich geführter Gespräche knapp vierzig beträgt.27 Durch die in der Explorationsphase geführten Gespräche konnte ein Überblick über das Forschungsfeld gewonnen werden. Dabei wurden wichtige Forschungsschwerpunkte erkannt und weitere Anstrengungen konnten fokussiert werden. Darauf aufbauend wurden mit einzelnen Firmen und den vier Eventagenturen vertiefende Gespräche geführt. Dadurch konnten wichtige Hinweise zu einzelnen Forschungsschwerpunkten gewonnen sowie selbständig entwickelte Ansätze mit der Sicht der Praxis konfrontiert werden. Die einzelnen Gespräche wurden sorgfältig vorbereitet. Alle angefragten Experten erhielten vorab einen Gesprächsleitfaden, der situativ angepasst wurde.28 Die Gespräche erfolgten offen und halbstandardisiert, teilweise auch problem- und eventzentriert. Jedes Gespräch dauerte zwischen sechzig und neunzig Minuten. Die Interviews wurden protokolliert. Wichtige Ergebnisse aus diesen Gesprächen flossen in die gesamte Arbeit ein und sind zentraler Bestandteil der hier betriebenen realitätsorientierten Forschung. Beobachtungen an Eventteilnahmen Die Teilnahme an vierzehn unterschiedlichen Kundenevents ermöglichte einen vertieften Einblick in die Praxis.29 Gemachte Eindrücke und Beobachtungen gaben wichtige Hinweise für die Studie, indem sie beispielsweise in der Praxis existente Stärken und Schwächen im Umgang mit Kundenevents aufzudecken halfen. Zudem konnte „ein Gefühl für das Thema“ aufgebaut werden und die Praxisorientierung der Studie wurde unterstützt. Schliesslich konnten verschiedene in der Arbeit eingesetzte Fallbeispiele erst dank solchen Teilnahmen identifiziert werden. 27 Eine Liste der befragten Experten befindet sich in den Anhängen A.2.3 (Experten auf Anbieterseite) und A.2.4 (Experten auf Agenturseite). 28 Die Anhänge A.2.1 und A.2.2 zeigt die verwendeten Gesprächsleitfäden. 29 Die Liste der besuchten Kundenevents findet sich im Anhang A.3. A Einführung 11 Schriftliche Befragung Aufbauend auf den Expertengesprächen und dem Besuch von unterschiedlichen Kundenveranstaltungen wurde der Fragebogen „Marketing mit Kundenevents“ entwickelt.30 Mehrere Pretests mit Kommunikationsexperten aus Forschung und Praxis trugen dazu bei, diesen inhaltlich und formal zu optimieren. Der Fragebogen besteht meist aus geschlossenen Fragen mit einer 5-stufigen Ratingskala. Dieses Skalenniveau erlaubt, bei der Auswertung auch multivariate Analysemethoden einzusetzen. Ergänzt wurden die geschlossenen Fragen durch die Möglichkeit, Meinungen und Beispiele zu formulieren. Bei der Selektion der zu befragenden Unternehmen (Stichprobe) wurde darauf geachtet, dass diese aufgrund ihrer Ressourcenstärke die Möglichkeit haben, Kundenevents zu veranstalten. Sehr kleine Unternehmen mit nur wenigen Mitarbeitern sind deshalb in dieser Untersuchung nicht berücksichtigt. Die Stichprobe ist als repräsentativ zu bewerten, lässt sie doch zutreffende Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit zu.31 Die Befragung wurde im Januar/Februar 2001 in der Schweiz durchgeführt. Von 304 versandten Fragebögen wurden 141 retourniert, von welchen 134 für die Auswertung berücksichtigt werden konnten. Die hohe Rücklaufquote von rund 46 Prozent ist zweifellos ein Indiz für die hohe Praxisrelevanz der Thematik. Dabei stammen 112 Fragebogen von Firmen, die tatsächlich Marketing mit Kundenevents betreiben. 22 Fragebogen sind Antworten von Unternehmen, die heute keine Kundenevents (mehr) veranstalten. Über die Stichprobenstruktur orientiert Abbildung A-3: Branchenstruktur Grössenstruktur (Umsatz 2000 in CHF) Maschinen 39% (52) < 250 Mio. Technische Standardprodukte 16% (21) 250-500 Mio. 9% (11) Telekommunikation 11% (15) 500-1000 Mio. 12% (15) Informationstechnologien 15% (20) 1000-2500 Mio. 7% (9) Banken und Versicherungen 13% (18) 2500-5000 Mio. 2% (3) Beratung Abb. A-3: 6% (8) > 5000 Mio. Branchen- und Grössenstruktur der schriftlichen Befragung32 30 Informationen zu Inhalten und Gestaltung der Befragung finden sich im Anhang A.1. 31 Zur Problematik der Repräsentation von Stichproben vgl. Berekoven (1996) S. 50. 32 Basis: n = 134 (Branchenstruktur), n = 128 (Grössenstruktur). 55% (71) 15% (19) 12 Die Umsatzklasse bis 250 Mio. CHF bildet den grössten Anteil der Stichprobe. Es ist aber zu beachten, dass im Falle von Grossunternehmen teilweise nur einzelne Business Units oder die Ländergesellschaften (SGE) berücksichtigt worden sind. Betrachtet man die Funktionen der befragten Experten innerhalb ihrer Firmen, ist davon auszugehen, dass sich mehr als zwei Drittel nicht nur mit Events beschäftigen (siehe Abbildung A-5). Es ist deshalb zu vermuten, dass die eingegangenen Antworten und somit die Resultate der schriftlichen Befragung objektiv und ausgewogen sind. Angaben zur Funktion Anteil an der Stichprobe Geschäftsführer/Leiter SGE 13% Marketing-/Verkaufsleiter 39% Leiter Werbung/Public Relations/Sponsoring 17% Kommunikations-/Eventmanager 21% Andere (z.B. Assistenten) Abb. A-4: 9% Verteilung der Funktionen in der Stichprobe33 Fallbeispiele Die Funktion von Fallbeispielen lässt sich wie folgt beschreiben: „Despite efforts to measure and quantify, anecdotal data are gathered to help explain the more systematic findings. Abstract results come to life when put in the context of even one rich, detailed illustration.“34 Die in dieser Studie verwendeten Fallbeispiele dienen deshalb vor allem der beispielhaften Illustration von wichtigen Aussagen, indem einzelne Argumentationen verdeutlicht und untermauert werden. Der interessierte Leser erhält dadurch Zugang zu konkreten Anwendungs- und Gestaltungsbeispielen aus der Praxis des Marketing mit Kundenevents. Zudem unterstützt die kritische Auseinandersetzung mit Fallbeispielen auch die konsequente Praxisorientierung des Forschungsprozesses. 33 Basis: n = 128. 34 Miller/Mintzberg (1988) S. 519. A Einführung 3.3 13 Aufbau und Struktur der Arbeit Die vorliegende Arbeit ist in sechs Kapitel aufgeteilt. Ihr Aufbau leitet sich direkt aus den Forschungsfragen ab. Abbildung A-5 zeigt den Zusammenhang zwischen Forschungsfragen und -methoden und weist in einer Übersicht auf die wichtigsten Forschungsergebnisse innerhalb der einzelnen Kapitel hin: Kapitel Forschungsfrage Forschungsmethode Forschungsergebnisse DR EX TB SB FB A X X X Praktische Problemfelder und Forschungsbedarf B Das Kundenevent als innovatives Kommunikationsinstrument für komplexe Leistungen? X X X C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents: Wichtige Analysen, Entscheide und Kontrollen? X X X X Konzeptionelle Analyse des Marketing mit Kundenevents unter Berücksichtigung wichtiger empirischer Resultate D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents? X X X X Wichtige Entscheidungs-, Gestaltungs- und Voraussetzungsfelder im Arbeitsprozess der Eventgestaltung E Optimierungsreserven im Marketing mit Kundenevents? F X X X Merkmale, Leistungspotenziale und praktische Einsatzgründe des Marketing mit Kundenevents Aus empirischen Resultaten abgeleitete Handlungsempfehlungen für ein langfristig erfolgreiches Marketing mit Kundenevents Fazit: Zusammenfassung, Kritik und Ausblick Legende: DR = Desk Research; EX = Expertengespräch; TB = Teilnehmende Beobachtung; SB = Schriftliche Befragung; FB = Fallbeispiel Abb. A-5: Aufbau und Struktur der Arbeit 14 In Kapitel A werden Problemstellung, Forschungsbedarf, Zielsetzung und Vorgehensweise erläutert. Abgeleitet daraus wird anschliessend im Kapitel B die Grundlage für diese Studie geschaffen, indem die konstitutiven Merkmale und Leistungspotenziale von Kundenevents analysiert werden. Diese spielen in der Rechtfertigung der Praxis, wieso Kundenevents veranstaltet werden, eine zentrale Rolle und beeinflussen auch die im letzten Abschnitt dieses Kapitels untersuchte Bedeutung von Kundenevents für die Kommunikation komplexer Leistungen. Das Kapitel C widmet sich wichtigen strategischen Fragen und zeigt deshalb die Inhalte des ganzheitlichen Marketing mit Kundenevents. Theorie und empirische Resultate werden in diesem konzeptionellen Ansatz gezielt miteinander kombiniert, um dadurch einen grösstmöglichen Erkenntnisfortschritt zu erreichen. In Kapitel D wird eine Methodik zur professionellen Gestaltung von Kundenevents aufgezeigt. Die dabei entwickelte Methodik hilft, wichtige Entscheide, Handlungen und Voraussetzungen für die drei wichtigen Arbeitsphasen der Eventgestaltung systematisch aufzuzeigen. Auch hier sind empirische Resultate wichtig, lassen sich doch nur damit unterschiedliche Gestaltungsmassnahmen hinsichtlich ihrer Bedeutung beurteilen. Kapitel E zeigt heute bestehende Optimierungsreserven, indem es basierend auf empirischen Resultaten wichtige Handlungsempfehlungen für ein langfristig erfolgreiches Marketing mit Kundenevents ableitet. Abgeschlossen wird die Studie mit dem im Kapitel F formulierten Fazit (Zusammenfassung, Kritik und Ausblick). B Das Kundenevent als innovatives Kommunikationsinstrument 15 B Das Kundenevent als innovatives Kommunikationsinstrument für komplexe Leistungen 1 Begriffsverständnis, Abgrenzung und kommunikative Einordnung von Kundenevents Der Begriff Kundenevent wird zwar in verschiedenen Publikationen erwähnt35 und in der Praxis rege benutzt, ist aber bis anhin in der wissenschaftlichen Literatur noch nicht genügend konkretisiert worden. Er wird deshalb meist als selbstverständlich und selbsterklärend angesehen. Deshalb sollen die Begriffe Kundenevent und Marketing mit Kundenevent für die vorliegende Arbeit genau definiert werden. Wichtig ist, die Vielschichtigkeit von Kundenevents zu berücksichtigen. Einerseits müssen diese Anlässe derart verschiedene Kundenbedürfnisse wie solche nach Informationen, Wissensaustausch, Unterhaltung oder sozialer Interaktion befriedigen. Andererseits deuten die mit Kundenevents verfolgten Unternehmensziele an, dass mit solchen Anlässen diverse Zwecke verfolgt werden. Es soll beispielsweise der Kundendialog gefördert, Kunden qualifiziert, Images geschaffen, das eigene Unternehmen von der Konkurrenz abgegrenzt, Kunden motiviert, die Kundenbindung verstärkt oder zu wichtigen Kunden Beziehungen aufgebaut und gepflegt werden. Deshalb existieren in der Praxis auch Kundenevents in unterschiedlichsten Formen und Ausprägungen. Die zwei Bestandteile des Wortes Kundenevent weisen aber auf die beiden grundsätzlichen Merkmale aller Ausprägungen dieses Marketinginstrumentes hin: die Kunden und das Event. Zusätzlich können die unterschiedlichen Definitionsansätze für Marketingevent und Eventmarketing als Grundlage für eine Definition hilfreich sein. 35 Vgl. Müller (1998) S. 31; Belz (1999a) S. 35; Seitz (1996) S. 208. 16 1.1 Einseitige wissenschaftliche Abstützung des Eventmarketing auf dem erlebnisorientierten Marketing Event und Eventmarketing sind bisher in der wissenschaftlichen Literatur noch nicht allgemeingültig definiert.36 Dies führt Bruhn auf die relativ kurze betriebswirtschaftliche Betrachtung des Eventmarketing als Instrument der Unternehmenskommunikation zurück.37 Auch wenn ein solches einheitliches Begriffverständnis fehlt, werden in den bis anhin verfassten wissenschaftlichen38 und praxisnahen39 Beiträgen und Publikationen Events meist als Instrumente des erlebnisorientierten Marketing interpretiert, die sich konsequent nach den emotionalen Bedürfnissen des Eventkonsumenten zu richten haben.40 Definitionsansätze unterschiedlicher Autoren verdeutlichen diese Sichtweise. Für Nickel41 sind beispielsweise Marketingevents im Auftrag inszenierte Ereignisse, „die im Hinblick auf Unternehmen oder Marken das zentrale Ziel haben, den Teilnehmern Erlebnisse zu vermitteln bzw. bei diesen Emotionen auszulösen, und die gleichzeitig geeignet sind, zur Durchsetzung der Marketingstrategie, d.h. zum Aufbau von Unternehmensund Marketingwerten, einen positiven Beitrag zu leisten.“ Auch Zanger und Sistenich betonen in ihrem Beitrag den Erlebnisbezug des Eventmarketing. Ihrer Ansicht nach sollen Events „Werbebotschaften in tatsächlich erlebbare Ereignisse umsetzen”42 und das Eventmarketing soll somit als „Bestandteil eines erlebnisorientierten Marketingkonzepts”43 angesehen werden. In neueren Beiträgen konkretisieren sie diese Sichtweise, indem sie Marketingevents als inszenierte Ereignisse in Form von Veranstaltungen und Aktionen definieren, die dem Adressaten (Kunden, Händler, Meinungsführer, Mitarbeiter) firmen- oder produktbezogene Kommunikationsinhalte erlebnisorientiert vermitteln, d.h. emotionale und physische Reize darbieten, die zu einem starken Aktivierungsprozess führen.44 Grundlage für das Eventverständnis von Inden45 ist die Eventdefinition des 36 Vgl. Nickel (1998a) S. 6; Inden (1993) S. 28. 37 Vgl. Bruhn (1997) S. 776. 38 Vgl. Nickel (1998a, 1998b); Zanger (1998); Zanger/Sistenich (1996); ähnlich auch: Meffert (1994a); Pepels (1996). 39 Vgl. Inden (1993); ähnlich auch: Kinnebrock (1993), Seitz (1996). 40 Vgl. Weinberg/Nickel (1998) S. 62; ähnlich auch: Zanger/Sistenich (1996) S. 237. 41 Nickel (1998a) S. 7. 42 Zanger/Sistenich (1996) S. 235. 43 Zanger/Sistenich (1996) S. 235. 44 Vgl. Zanger (1998) S. 76 f.; Sistenich (1999) S. 60 f. B Das Kundenevent als innovatives Kommunikationsinstrument 17 Deutschen Kommunikationsverbandes (BDW), der unter Events inszenierte Ereignisse sowie deren Planung und Organisation im Rahmen der Unternehmenskommunikation versteht, die durch erlebnisorientierte firmen- oder produktbezogene Veranstaltungen emotionale und physische Reize darbieten und einen starken Aktivierungsprozess auslösen.46 Ich bin allerdings der Meinung, dass es gefährlich ist, beim Eventmarketing lediglich die erlebnisorientierte Komponente so stark zu betonen. So ordnet beispielsweise auch Bruhn „arbeitsorientierten Veranstaltungen” (Events wie Schulungen oder Kundenseminare) nur eine niedrige Erlebnisorientierung zu.47 Zudem hält Inden fest, dass „jedes, wirklich jedes Ereignis, dass ein Unternehmen im Rahmen seiner Kommunikation inszeniert, den Oberbegriff „Event“ trägt und somit eine Unterscheidung z.B. zwischen Tagungen und Events schlichtweg falsch ist“48. Wohl deshalb werden von unterschiedlichen Autoren neben eher erlebnisorientierten Veranstaltungen wie Feste, Incentive Reisen oder Sportund Kulturanlässe auch Pressekonferenzen, Aktionärsversammlungen, Mitarbeiterkonferenzen, Kick-Off Meetings, Präsentationen oder Anwenderseminare,49 die naturgemäss nicht unbedingt der Vermittlung von emotionalen Erlebnissen dienen, als Events deklariert. Schliesslich lässt sich auch in der Praxis beobachten, dass unter den Eventbegriff nicht nur Erlebnisangebote fallen. Man muss deshalb festhalten, dass der Erlebnisgehalt von Marketingevents je nach Veranstaltung in seiner Intensität variieren kann. 45 Inden (1993) S. 28. 46 BDW Deutscher Kommunikationsverband (1993) S. 3. 47 Vgl. Bruhn (1997) S. 780. 48 Vgl. Inden (1993) S. 29. 49 Vgl. Inden (1993) 30 f.; Bruhn (1997) S. 779; De Bonis (1997) S. 167 ff.; Twerenbold (1995) S. 31; Viezenz (1995) S. 65. 18 1.2 Das Kundenevent als besonderer Anlass für persönliche Begegnungen zwischen Unternehmen und Kunden Der vorgängig aufgezeigte Vorbehalt ruft nach einer Definition von Kundenevent, die auf der tatsächlichen Bedeutung des Begriffes „Event“ basiert. Event wird im angelsächsischen Sprachgebiet beschrieben als „anything that happens, especially something important“50. Diese Beschreibung charakterisiert Event als ein Ereignis, einen nicht alltäglichen Vorfall, der den normalen Ablauf als etwas Bemerkenswertes unterbricht.51 Deshalb beschreibt Kundenevent jede Art von Anlässen, die für Kunden etwas Besonderes, für sie persönlich oder für ihr Geschäft Wichtiges darstellen. Dies können Veranstaltungen sein, die den Kunden emotionale Erlebnisse vermitteln, aber auch auf Informations- und Wissenstransfer fokussierte Anlässe zählen zum Eventbegriff (siehe Abbildung B-1): Emotionales Erlebnis Kundenevent Sachliche Leistungen Abb. B-1: Das Kundeneventkontinuum Zusätzlich zeichnen sich Kundenevents dadurch aus, dass sie geschlossene Veranstaltungen mit einem klaren Kundenfokus sind.52 Um diese Geschlossenheit zu erreichen, wird eine Selektion mittels persönlicher Einladung vorgenommen. Offene Publikumevents (wie beispielsweise die jährlich stattfindende Coca Cola Weihnachtstour),53 mit welchen Unternehmen eine breitere Öffentlichkeit ansprechen und die zur Steigerung ihres Bekanntheitsgrades und für Imageziele eingesetzt werden, sind keine Kundenevents.54 Kundenevents werden immer vom Unternehmen selbst veranstaltet. Fremdinitiierte Sportveranstaltungen, Kulturausstellungen oder Branchenmessen sind also ebenfalls keine 50 Vgl. Oxford Advanced Learner’s Dictionary. 51 Vgl. Viecenz (1995) S. 44. 52 Zum Kundenbegriff werden innerhalb dieser Studie Endkunden (Firmenkunden, staatliche Behörden, private Haushalte) und Absatzmittler (Händler, Vertreter) gezählt. 53 Zur Coca Cola Weihnachtstour vgl. Erber (2000) S. 211 ff. 54 Vgl. Seitz (1997) S. 208. B Das Kundenevent als innovatives Kommunikationsinstrument 19 Kundenevents. Es ist aber denkbar, dass Unternehmen Kundenevents als begleitende Kommunikationsmassnahmen zu solchen Ereignissen veranstalten. Beispiele sind spezielle Kundenworkshops an Messen oder VIP Lounges und VIP Programme im Rahmen einer gesponserten Sportveranstaltung. Als Resultat dieser Ausführungen wird der Begriff „Kundenevent“ für diese Arbeit wie folgt definiert: Ein Kundenevent ist ein von einem Unternehmen im Rahmen der Unternehmenskommunikation veranstaltetes Ereignis, zu welchem eine Gruppe ausgewählter (potenzieller) Kunden eingeladen wird und mit welchem dem Unternehmen eine persönliche Begegnung mit diesen Kunden ermöglicht wird. Mit seiner Hilfe werden beim Kunden emotionale Erlebnisse bewirkt und/oder sachliche Leistungen erbracht. Charakterisiert durch ihren Inhalt lassen sich drei generelle Typen von Kundenveranstaltungen unterscheiden: Bei der Fachveranstaltung stehen sachliche Themen im Mittelpunkt. Durch ihre Inhalte sollen Kunden informiert und/oder geschult werden. Es gilt, Kunden von der Kompetenz des veranstaltenden Unternehmens profitieren zu lassen und Lernprozesse gegenseitig zu verknüpfen. Beispiele für Fachveranstaltungen sind Tagungen, Seminare, Schulungen, Informationsveranstaltungen oder Hausmessen. Beim Social-/Freizeitevent sind Emotionen, Unterhaltung und Erlebnis wichtig. Durch die Teilnahme an Ausflügen und Erlebnistagen, durch organisierte Konzertbesuche und Einladungen zu Sportveranstaltungen sollen Kunden belohnt und/oder ihre Beziehungen zum Unternehmen gestärkt werden. Das gemischte Event setzt sich gleichgewichtig aus Sach- und Freizeitthemen zusammen. Dadurch können geschäftliche Inhalte mit Spass- und Freizeitangeboten verbunden werden. Beispiele sind Produktpräsentationen mit anschliessendem Konzertbesuch oder Informationsveranstaltungen verbunden mit einem Golfturnier. 20 1.3 Strategisches und operatives Marketing mit Kundenevents Die Bezeichnung Marketing mit Kundenevents beschreibt die ziel- und zielgruppenorientierte, systematische Planung sowie die konzeptionelle Gestaltung und Umsetzung von Kundenevents. Dabei ist die Planung strategischer und die konzeptionelle Gestaltung und Umsetzung operativer Natur: Das strategische Marketing mit Kundenevents legt den notwendigen Handlungsrahmen fest, um sicherzustellen, dass die einzelnen Kundenveranstaltungen zielführend eingesetzt werden. Es bestimmt die Anzahl der für die einzelnen Zielgruppen zu veranstaltenden Kundenevents, spezifiziert die Kommunikationsaufgaben der unterschiedlichen Anlässe, bezeichnet grobe Gestaltungsrichtlinien und kontrolliert den Kommunikationserfolg. Dem strategischen Marketing mit Kundenevents widmet sich Kapitel C dieser Arbeit. Das operative Marketing mit Kundenevents plant und gestaltet die einzelnen Kundenevents und führt diese durch. Dem operativen Marketing mit Kundenevents widmet sich Kapitel D dieser Arbeit. 1.4 Das Kundenevent: Nicht-klassisches oder klassisches Kommunikationsinstrument? Die Nicht-Klassiker der Unternehmenskommunikation unterscheiden sich von klassischen Instrumenten dadurch, dass diese sich traditionell (bzw. auf den ersten Blick) weder der klassischen Werbung, der Verkaufsunterstützung, dem persönlichen Verkauf noch den Public Relations zuordnen lassen.55 Zudem spielen zur Abgrenzung von NichtKlassikern gegenüber den klassischen Kommunikationsinstrumenten Kriterien wie hoher Neuigkeitsgrad des Instrumentes im Markt bzw. in der Branche, Nutzung von Medien der Individualkommunikation, Einsatz in spezifischen Kundensituationen, hoher Grad an Zielgruppengenauigkeit und Diskontinuität im Einsatz eine Rolle.56 55 Vgl. Tomczak/Müller/Müller (1995) S. 14. 56 Vgl. Bruhn (1995a) S. 34 f. B Das Kundenevent als innovatives Kommunikationsinstrument 21 Nicht-klassische Kommunikationsinstrumente stellen keinen eigenständigen Instrumentalbereich dar.57 Es sind deshalb Subinstrumente der klassischen Werbung, der Verkaufsförderung, der PR und/oder des persönlichen Verkaufs (siehe Abbildung B-2): Kommunikationsmix Klassische Werbung Verkaufsförderung Public Relations Persönlicher Verkauf Kundenevents Kundenzeitschrift Kundenclubs Wissenschaftssponsoring Product Placement MultimediaTerminals Abb. B-2: Nicht-Klassiker der Unternehmenskommunikation etc. Die Nicht-Klassiker der Unternehmenskommunikation58 Das Eventmarketing wird von der Marketingwissenschaft meist den nicht-klassischen Kommunikationsinstrumenten zugeordnet.59 Dabei ist aber zu bedenken, dass NichtKlassiker nicht notwendigerweise Nicht-Klassiker bleiben müssen. „Kommunikationsinstrumente, deren Einsatz zu einer bestimmten Zeit oder in einer bestimmten Branche neu und unüblich ist, entwickeln sich im Zeitablauf zu klassischen Kommunikationsinstrumenten, die zum Standardrepertoire der Kommunikation gehören.“60 Da Kundenevents heute bei vielen Unternehmen bereits eine zentrale Rolle einnehmen, regelmässig eingesetzt werden und nicht selten schon über eine langjährige Tradition verfügen, ist zu vermuten, dass sich diese zunehmend zu einem eigenständigen Kommunikationsbereich entwickeln.61 57 Vgl. Tomczak/Müller/Müller (1995) S. 13 ff. 58 In Anlehnung an Tomczak/Müller/Müller (1995) S. 14. 59 Vgl. Hermanns (1997) S. 16; Bruhn (1995a) S. 36; Tomczak/Müller/Müller (1995) S. 17; Frey (1994) S. 237. 60 Tomczak/Müller/Müller (1995) S. 14 f. 61 Bruhn unterstützt diese Ansicht und bezeichnet deshalb das Eventmarketing als eigenständiges Instru- ment der Unternehmenskommunikation (vgl. Bruhn (1997) S. 777; ähnlich auch Inden (1993) S. 95). 22 2 Leistungspotenziale von Kundenevents Durch das Merkmal Ereignis, bei welchem persönliche Begegnungen ermöglicht werden und durch den sachlichen und emotionalen Inhalt öffnen sich für Kundenevents unterschiedliche Potenziale für die Kommunikation (siehe Abbildung B-3): Leistungspotenzial Dimensionen/Inhalte Aktivierungspotenzial Emotionale Inhalte Aufmerksamkeit und Interesse Sachliche Inhalte Aufmerksamkeit und Interesse Neue Leistungen Kundenqualifikation für Investitionsentscheid Informations- und Erklärungspotenzial Mögliche Wirkungen auf Kunden Bekanntheit durch Ausstrahlung Bestehende Leistungen Kundenqualifikation für Leistungsnutzung Verknüpfen von Lernprozessen Interaktions- und Beziehungspotenzial Differenzierungspotenzial Expertenwissen Indirekter Beitrag zum Kundenerfolg Interaktionen zwischen Firma und Kunden Beitrag zu Beziehungsaufbau und Beziehungspflege Interaktionen zwischen Kunden und Kunden Gegenseitiger Erfahrungsaustausch Quantität veranstalteter Kundenevents Wahrnehmung als Unternehmen, das sich „um seine Kunden kümmert“ Inhalte veranstalteter Kundenevents Wahrnehmung als kompetenter Anbieter Beitrag zur Bildung von Kundengemeinschaften Erfahrung einmaliger Erlebnisse Qualität veranstalteter Kundenevents Abb. B-3: Leistungspotenziale von Kundenevents Wahrnehmung als professioneller Anbieter B Das Kundenevent als innovatives Kommunikationsinstrument 2.1 23 Aktivierungspotenzial Aktivieren heisst, jemanden aktiv zu machen und dadurch zu einer Tätigkeit zu bewegen oder die Wirkung von etwas zu verstärken. Bezogen auf Geschäftsbeziehungen heisst dies, mit bestimmten Leistungen und Aktivitäten Kunden in einen Zustand von Erregung und „innerer Spannung“ zu versetzen.62 Dadurch kann Kundenaufmerksamkeit erzielt und Interesse geweckt werden. Dies ist eine Voraussetzung, um neue Geschäftsbeziehungen auf- oder bestehende auszubauen. Dazu können Kundenevents beitragen, indem sie auf Kunden emotional und/oder sachlich aktivierend wirken. Emotional können Veranstaltungen die Kunden in dreierlei Hinsicht aktivieren. Erstens werden Kunden zu Kundenevents persönlich eingeladen. Ein solches selektives Vorgehen verdeutlicht dem Kunden, dass der Anbieter an ihm und an seinem Unternehmen, seinem Wissen und seiner Erfahrung interessiert ist. Dadurch wird ihm eine gewisse Wertschätzung entgegengebracht, welche die Kundenaufmerksamkeit (erneut) wecken kann. Zweitens können auch die Inhalte einer Veranstaltung den Kunden emotional aktivieren. Erfährt er in deren Rahmen ein einmaliges, unvergessliches Erlebnis, kann sein Interesse für den Anbieter und seine Leistungen geweckt werden. Drittens wirken auch persönliche Begegnungen und Kontakte in die gleiche Richtung. Aber auch sachliche Leistungen von Kundenevents können auf Kunden aktivierend wirken. Durch eine persönliche Einladung mit Informationen über den Anbieter und das Veranstaltungsprogramm beschäftigen sich Kunden weit intensiver mit dem Anbieter als beispielsweise beim Lesen eines Inserates oder eines Direct Mails. Dies gilt auch für die eingeladenen Kunden, welche an der Veranstaltung nicht teilnehmen. Noch entscheidender für das Wecken des Kundeninteresses sind aber natürlich die am Event präsentierten Inhalte. 62 Vgl. Kroeber-Riel/Weinberg (1999) S. 58. 24 2.2 Informations- und Erklärungspotenzial Zwischen Anbieter und Kunden bestehen vielfältige Informations- und Know-how-Unterschiede. Diese können durch gegenseitigen Austausch verringert werden. Das Informations- und Erklärungspotential von Kundenevents können dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Es lässt sich differenzieren in „Neue Leistungen vorstellen“, „Bestehende Leistungen in ihrer Anwendung unterstützen“ und „Indirektes mit den angebotenen Leistungen verknüpftes Expertenwissen vermitteln“. Dank der Möglichkeit, an Kundenevents Informationen über neue Leistungen aufbereitet und gebündelt zu übermitteln, können Kunden einen hohen Nutzen aus solchen Veranstaltungen ziehen und Suchkosten sparen. Zudem werden die an einem Event vermittelten Botschaften über formelle Kommunikationswege (etwa Berichterstattungen in Fachjournalen oder Kundenzeitschriften) und informelle Gespräche (etwa persönliche Weitergabe von Informationen der Teilnehmer) nach aussen transportiert. Die Bekanntheit neuer Leistungen kann durch solche Ausstrahlungseffekte erhöht werden. Für ihren Markterfolg sind viele Anbieter direkt von der Kompetenz ihrer Kunden abhängig. Nur eine erfolgreiche Nutzung der erworbenen Erzeugnisse führt beim Kunden zu Zufriedenheit und gibt dem Anbieter die Chance für Folgegeschäfte. Deshalb ist die Kundenqualifikation für solche Unternehmen zentral. Mit Hilfe von Know-how vermittelnden, auf Wissenstransfer fokussierten Veranstaltungen kann diese Aufgabe unterstützt werden. Lernprozesse können verknüpft und Schulungsaufgaben gebündelt werden. Zudem müssen Kunden während ihrer Leistungsnutzung umfassend für optimale Instandhaltung und Pflege erworbener Leistungen beraten und über Verbesserungsmöglichkeiten im Einsatz orientiert werden. Deshalb sind ausbildende Kundenveranstaltungen immer auch Anlässe, wo über neue Entwicklungen und Neuerungen in der Angebotspalette informiert werden kann. Auch das in Unternehmen vorhandene Expertenwissen, welches sich nicht direkt auf die angebotenen Produkte und Dienstleistungen bezieht, ist für Kunden oft sehr wichtig und interessant. Beispielsweise verfügt ein Bankkunde über wenig technisches Know-how über die von seiner Bank verwendeten Anlageanalyse- und -bewertungsmethoden, interessieren sich Textilunternehmen für Marktprognosen oder Informatiklösungen nutzende Unternehmungen für Zukunftseinschätzungen führender Anbieter. Kundenanlässe sind eine gute Möglichkeit, solche Themen zu ihrem Inhalt zu machen. Dadurch gelingt es B Das Kundenevent als innovatives Kommunikationsinstrument 25 Unternehmen, ihre umfassende Kompetenz den Kunden zu demonstrieren. Zudem kann das dabei vermittelte Know-how strategische Planungsaufgaben von Kunden unterstützen und dadurch einen indirekten Beitrag zum Kundenerfolg leisten. 2.3 Interaktions- und Beziehungspotenzial An Kundenevents können persönliche Gespräche geführt werden. Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass ein wechselseitiger Austausch zwischen zwei Parteien stattfindet, wobei beide Seiten sich gegenseitig beeinflussen.63 Solche persönlichen Dialoge sind Basis für Beziehungen und gegenseitiges Vertrauen.64 Mit Hilfe von Kundenevents lässt sich deshalb das Beziehungsmanagement unterstützen. Dabei ist aber zu beachten, dass erst eine langfristige Perspektive die Chancen ausschöpfen kann.65 Es ist somit wichtig, das Marketing mit Kundenevents als einen langfristigen und kontinuierlich ablaufenden Prozess zu interpretieren. Zudem ermöglicht jedes Kundenevent Interaktionen zwischen den einzelnen Kunden. Da sich Kunden an solchen Anlässen mit anderen Kunden treffen, gemeinsam Probleme besprechen und von gegenseitigen Erfahrungen profitieren können, fördern Kundenevents Beziehungen zwischen den Kunden und tragen zum Entstehen von Kundengemeinschaften bei. Diese sind für viele Unternehmen zunehmend wichtig, ist das Gespräch zwischen Kunden doch oft wichtiger als jenes zwischen Verkäufer und Kunde.66 „Kundenempfehlungen sind ein wertvolles Potenzial.“67 Gleichzeitig ist aber zu beachten, dass Kunden sich in ihren Märkten oft konkurrieren und deshalb nicht immer Interesse für solche Kontakte zeigen. 63 Vgl. Schleuning (1994) S. 49. 64 Vgl. Belz (1999a) S. 16. 65 Vgl. Belz (1999b) S. 181. 66 Vgl. Belz (1999a) S. 16. 67 Helm/Günter (2000) S. 109. 26 2.4 Differenzierungspotenzial Als Kommunikationsinstrument kann das Marketing mit Kundenevents durch Quantität, Inhalte und Qualität der veranstalteten Kundenanlässe zur Differenzierung von Unternehmen und ihren Leistungen beitragen. So kann allein die Tatsache, dass ein Unternehmen Kundenevents verstärkt nutzt, positive Wirkungen beim Kunden auslösen. Dadurch kann der Anbieter nämlich verdeutlichen, dass er den persönlichen Kontakt zu seinen Kunden sucht und an deren Bedürfnissen und Erfahrungen interessiert ist. Ein solches Unternehmen kann klarmachen, dass es sich stärker als die Konkurrenz um seine Kunden kümmert. Zudem besitzen die gewählten und bereitgestellten Kundeneventinhalte immer das Potenzial, von Kunden als interessant oder begeisternd und somit als nicht austauschbar wahrgenommen zu werden. Fachlich können sich Unternehmen mit solchen Inhalten als kompetent, besonders innovativ, speziell schnell und dynamisch präsentieren. Attraktive Angebote, welche beim Kunden zu einmaligen Erlebnissen führen, leisten einen Beitrag zur emotionalen Differenzierung. Schliesslich färbt die Umsetzungsqualität von Veranstaltungen auf die Gesamtwahrnehmung des Kunden für einen Anbieter ab. Deshalb können besonders professionell durchgeführte Kundenevents Unternehmen helfen, sich positiv von der Konkurrenz abzuheben und das Firmenimage stärken. 3 Kundenevents als Antwort auf aktuelle Herausforderungen in der Kommunikation Ausgehend von der Analyse der Leistungspotenziale von Kundenevents ist es nun interessant zu erfahren, wie ihr Einsatz in der Praxis konkret begründet wird. Ist dafür beispielsweise der Druck von aussen (Konkurrenzsituation und Kundenansprüche) massgebend? Oder sind Unternehmen überzeugt, dass mit Hilfe von Kundenevents die Zusammenarbeit mit ihren Kunden erleichtert werden kann und beruht dieser Entscheid daher auf einer Analyse der eigenen Unternehmenssituation? Oder gibt der beobachtbare Informationsüberfluss und der abnehmende Kommunikationserfolg klassischer Kommunikationsmedien den Ausschlag, Marketing mit Kundenevents zu betreiben? Für fast jede Unternehmung lassen sich diese Fragen wohl anders beantworten. Abbildung B-4 zeigt das Resultat der schriftlichen Befragung: B Das Kundenevent als innovatives Kommunikationsinstrument 27 Wichtigkeit von persönlichen Beziehungen 98% Kunden erfordern eine individuellere Ansprache 86% Hohes Wirkungspotenzial von Kundenevents 83% Kundenbedürfnis nach persönlichen Kontakten 82% Austauschbare Leistungen erfordern neue Kommunikation 71% Erklärungsbedürftige Produkte und Dienstleistungen 69% Profilierungsdruck gegenüber der Konkurrenz 61% Geringe (keine) Streuverluste von Kundenevents 60% Aggressive Konkurrenz verlangt persönlichere Ansprache 51% Kunden wünschen Kundenevents 42% Kundenevents haben gutes „Preis-/Leistungsverhältnis“ 31% Überlastung der Kunden mit klassischer Werbung 28% Erlebnis- und Unterhaltungsbedürfnis der Kunden 27% Abnehmende Kundentreue zum Unternehmen 25% Kundeneventaktivitäten der Konkurrenz 12% Grosszügiges Kommunikationsbudget 5% 0% Abb. B-4: 20% 40% 60% 80% 100% Gründe für das Nutzen von Kundenevents68 Es wird deutlich, dass die Bedeutung von persönlichen Beziehungen im Geschäft die mit Abstand wichtigste Motivation ist, Kundenevents zu veranstalten (98 Prozent). Dies zeigt sich auch im Erfordernis nach verstärkter individueller Kundenansprache (86 Prozent) und dem Kundenbedürfnis nach persönlichen Kontakten (82 Prozent). Aber auch das mit den Charakteristika von Kundenevents zusammenhängende hohe Wirkungspotenzial (83 Prozent) sowie das (fast gänzliche) Fehlen von Streuverlusten (60 Prozent) ist für die meisten der befragten Unternehmen zentral. Die Erklärungsbedürftigkeit der eigenen Leistungen ist für rund zwei Drittel der Experten wichtige Motivation, Kundenanlässe durchzuführen. Differenzierungsaspekte werden ebenfalls als wichtige Gründe genannt. Stichworte hierzu sind: Austauschbare Leistungen (71 Prozent), Profilierung (61 Prozent) und aggressive Konkurrenz (51 Prozent). Eher als unwichtig werden „Kunden wünschen Kundenevents“, „Erlebnis- und Unterhaltungsbedürfnis der Kunden“, „Abnehmende Kundentreue zum Unternehmen“ oder ein vorteilhaftes „Preis-/Leistungsverhältnis“ bewertet. Daneben fällt auf, dass eine ineffiziente klassische Kommunikation 68 Basis: n = 109, Ratingskala von 1 bis 5, Prozentzahlen beziehen sich auf die Skala-Positionen 4 (wich- tiger Grund) und 5 (sehr wichtiger Grund). 28 (Überlastung der Kunden mit klassischer Werbung) nur von etwa jeder dritten Unternehmung als Grund angesehen wird, Kundenanlässe zu veranstalten. Schliesslich gibt ein grosszügiges Kommunikationsbudget nur bei den wenigsten der befragten Unternehmen den Ausschlag für Kundenanlässe. Schlüsselt man die Analyse der Gründe, die für Kundenevents sprechen, nach den einzelnen untersuchten Branchen auf, dann zeigen sich in den Bewertungen teilweise erhebliche Unterschiede. Deshalb sollen diese im folgenden vertieft untersucht und aufgezeigt werden. Die dazu durchgeführte Faktorenanalyse hilft, relevante Dimensionen zu erkennen. „Ziel der Faktorenanalyse ist es, den hohen Grad der Komplexität der durch eine Vielzahl von Variablen abgebildet wird, dadurch handhabbar und oft auch erst interpretierbar zu machen, dass die Variablen auf möglichst wenige Faktoren, die hinter ihnen stehen, reduziert werden.“69 Abbildung B-5 fasst die Ergebnisse zusammen: Grund (Faktor) Anteil der erklärten Varianz an der Gesamtvarianz Faktor 1: Kontakt- und Beziehungserfordernis 22.8% Faktor 2: Differenzierungszwang 11.9% Faktor 3: Kommunikationsvorteile von Kundenevents 9.6% Faktor 4: Sachliches und emotionales Kundenbedürfnis 8.7% Faktor 5: Kommunikationsbudget 6.5% Gesamthaft erklärte Varianz 59.6% Abb. B-5: Ergebnis der Faktorenanalyse70 69 Brosius (1998) S. 639. 70 Die Faktoren F1, F2, ..., F5 sind mit Hilfe der Hauptkomponentenmethode und unter Berücksichtigung des Eigenwertkriteriums ermittelt worden. Die verlangten Gütekriterien (Barlett-Test auf Signifikanz < 0.05, KMO-Mass > 0.7, MSA für die einzelnen Faktoren > 0.7) sind erfüllt worden. Für weitere Angaben zur durchgeführten Faktorenanalyse vgl. A.1.3. B Das Kundenevent als innovatives Kommunikationsinstrument 29 Kontakt- und Beziehungserfordernis Gute persönliche Beziehungen sind zunehmend Dreh- und Angelpunkt des Erfolgs.71 Dies gilt besonders auch für Anbieter von komplexen Produkten und Dienstleistungen. Solche Beziehungen leisten einen wichtigen Beitrag zur Kundenbindung; sie können aber auch „Türöffner“ für die Neugewinnung von Kunden sein. Wie wichtig heute Beziehungen sind, unterstreicht der folgende Experte: „Beziehungen sind in unserem Markt entscheidend und machen den hauptsächlichen Wettbewerbsvorteil aus. Deshalb ist eine der wichtigsten Herausforderungen für die Kommunikation die Frage, wie Beziehungen gestaltet und gepflegt werden können.“72 Trotz dieser Tatsache weisen viele Unternehmen vermehrt Beziehungsdefizite auf. Die strukturierte, ergebnisbezogene und oft hektische Arbeitswelt verdrängt vermehrt die offene, überraschende, spontane, zeitintensive, gefühlsbetonte und diffuse Beziehungswelt.73 Die Ergebnisse der schriftlichen Befragung verdeutlichen, dass Unternehmen im Veranstalten von Kundenevents deshalb ein wichtiges Instrument sehen, um den Aufbau und die Pflege von Beziehungen zu unterstützen. Dies gilt für alle untersuchten Branchen (siehe Abbildung B-6): MA % Wichtigkeit von persönlichen Beziehungen in unserem Geschäft 100% Heutige Kunden erfordern eine immer individuellere Ansprache 82% Kunden haben das Bedürfnis nach persönlichen Kontakten 79% STA ø σ 4.8 0.4 4.1 0.8 4.2 0.8 % 100% 93% 94% TEL ø σ 4.8 0.4 4.2 0.8 4.3 0.6 % 100% 79% 73% IT ø σ 4.7 0.4 4.2 0.4 4.1 0.4 % 95% 84% 75% BA/VE ø σ 4.8 0.6 4.1 0.7 4.0 0.9 ø σ % 100% 94% 88% 4.9 0.3 4.4 0.6 4.2 0.7 BE % 88% 100% 88% ø σ 4.6 0.7 4.6 0.5 4.4 0.9 Legende: MA = Maschinen; STA = Technische Standardprodukte; TEL = Telekommunikation; IT = Informationstechnologien; BA/VE = Banken und Versicherungen; BE = Beratung Abb. B-6: Wichtige persönliche Beziehungen74 71 Vgl. Fuchs (1998 ) S. 136. 72 Expertengespräch: Keller (10/11/2000), Wincor-Nixdorf, Brüttisellen. 73 Vgl. Belz (1998b) S. 28. 74 Basis: n = 109, Ratingskala von 1 bis 5, Prozentzahlen beziehen sich nur auf die Skala-Positionen 4 (wichtiger Grund) und 5 (sehr wichtiger Grund), ø: Mittelwert, σ: Standardabweichung. 30 Differenzierungszwang „Differenzieren“ heisst, dass unterschiedliche Merkmale und Charakteristika von Vergleichsobjekten (Unternehmen, Marken, Produkte, Lösungen) von Kunden im Zielmarkt festgestellt werden.75 Eigenständigkeit aus Sicht der Kunden ist der Massstab.76 Da Leistungen in den heute gesättigten Märkten kaum noch innovative Potenziale aufweisen, wird eine Differenzierung über rein technische, mit dem angebotenen Leistungsspektrum zusammenhängende Eigenschaften immer schwieriger. In solchen ausgereiften Märkten geben Preise für den Kundenentscheid oft den Ausschlag. Der Wettbewerb wird zunehmend einseitig preisorientiert. Um einem solchen ruinösen Preiskampf zu begegnen, müssen sich Unternehmen immer stärker auf die subjektive Wahrnehmung der Konsumenten konzentrieren.77 Das Schaffen von emotionalen Differenzierungskriterien rückt verstärkt in den Mittelpunkt der Anstrengungen. Dabei spielen alle kommunikativen Handlungen der Unternehmen von Werbung über Kontaktpflege bis hin zum persönlichen Verkaufsgespräch eine zentrale Rolle. Folgende Aussage aus der Beratungsbranche verdeutlicht diese Gegebenheit: „Die Kompetenz der Big Five Players im Bereich Wirtschaftsprüfung und Consulting ist in etwa gleich und somit austauschbar. Abgrenzen gegenüber der Konkurrenz kann man sich nur über das wahrgenommene Image und speziell über die persönliche Qualität der einzelnen Berater.“78 Ein Grossteil der befragten Unternehmen sieht im Veranstalten von Kundenevents ein wirksames Mittel, um das Erreichen von Einzigartigkeit und somit Differenzierung aktiv zu unterstützen. Besonders die austauschbaren Leistungen stellen sich dabei für alle Branchen als wichtige Begründung für den Einsatz von Kundenevents heraus (siehe Abbildung B-7): 75 Vgl. Kotler/Biemel (1999) S. 473. 76 Vgl. Belz (2000) S. 3. 77 Vgl. Esch/Levermann (1995) S. 8 f. 78 Expertengespräch: Alessandri (04/09/2000), KPMG, Zürich. B Das Kundenevent als innovatives Kommunikationsinstrument MA % STA ø s % 31 TEL ø s % IT ø s % BA/VE ø s ø s % BE % ø s 3.6 3.9 4.0 3.6 4.2 3.9 Austauschbarkeit erfordert alter64% 69% 80% 60% 87% 75% native Wege in der Kommunikation 1.1 0.8 0.4 1.3 0.8 0.4 Profilierung gegenüber Konkurrenz durch Kundenevents 67% Agressive Konkurrenz erfordert eine persönlichere Kommunikation 46% 3.6 1.2 3.4 1.0 81% 69% 4.1 0.7 3.9 0.9 40% 53% 3.2 0.4 3.5 0.4 35% 40% 2.9 1.1 3.1 1.1 77% 41% 3.8 1.1 3.5 1.2 50% 38% 3.8 1.3 3.6 1.4 2.6 2.8 2.7 2.3 3.2 2.4 Allgemein beobachtbare abnehmen28% 31% 27% 15% 47% 13% de Kundentreue zum Unternehmen 1.0 1.0 0.4 1.2 1.2 0.9 Kundeneventaktivitäten der Konkurrenz 6% 2.3 0.8 38% 2.9 0.9 7% 2.3 0.4 0% 2.2 0.7 18% 2.8 1.0 13% 2.6 0.7 Legende: MA = Maschinen; STA = Technische Standardprodukte; TEL = Telekommunikation; IT = Informationstechnologien; BA/VE = Banken und Versicherungen; BE = Beratung Abb. B-7: Differenzierungszwang79 Zudem begründet der Grossteil der Experten aus den Branchen „Maschinen“, „Technische Standardprodukte“ und „Banken/Versicherungen“ ihre Kundenevents auch mit den damit zusammenhängenden Profilierungsmöglichkeiten gegenüber der Konkurrenz. Im Gegensatz dazu werden diese nur von rund jedem dritten IT- und Telekommunikationsunternehmen als wichtig erachtet. Weiter bewerten Banken und Versicherungen die abnehmende Kundentreue für die Begründung ihrer Kundenveranstaltungen überdurchschnittlich hoch. Schliesslich sind die Eventaktivitäten der Konkurrenz immerhin für rund jeden dritten Anbieter von technischen Standardprodukten wichtige Motivation, eigene Kundenevents zu veranstalten. Kommunikationsvorteile von Kundenevents Informationsüberflutung ist das Stichwort. Klassische Kommunikationsinstrumente wie Werbung und Verkaufsförderung werden von Unternehmen immer stärker genutzt. Daneben ergänzen zunehmend neue Medien wie Internet und Multimedia dieses bereits bestehende Informationsangebot. Solche in vielen Märkten beobachtbare Entwicklungen führen dazu, dass Kunden mit Anzeigen und Beiträgen in Fachzeitschriften, mit (oft unspezifischen) Mailings oder mit Produkt- und Firmenpräsentationen im Internet regelrecht 79 Basis: n = 109, Ratingskala von 1 bis 5, Prozentzahlen beziehen sich nur auf die Skala-Positionen 4 (wichtiger Grund) und 5 (sehr wichtiger Grund), ø: Mittelwert, σ: Standardabweichung. 32 mit Informationen überflutet werden. Derart mit Informationen überlastete Kunden sind immer weniger bereit, sich vertieft mit kommunikativen Angeboten zu beschäftigen. Allgemeine Imagekampagnen mittels TV-Spots, Inseraten, Sponsoring und Messeteilnahmen steuern daher das konkrete Kaufverhalten der Kunden immer weniger.80 Belz stellt sich folglich die Frage, ob erhöhte Werbebudgets, grössere Messestände, aufwendigere Dokumente oder häufigere Direct Mails wirklich etwas bewirken oder zumindest die steigenden Massnahmen der Konkurrenz kompensieren.81 Für die Bankenbranche lässt sich diese Situation folgendermassen zusammenfassen: „Klassische Marketingmassnahmen und das Direct Marketing werden immer weniger wahrgenommen und weisen grosse Streuverluste auf. Alternativen sind gefordert.“82 Die befragten Unternehmen sind sich meist einig, dass eigene Kundenevents eine solche vielversprechende Alternative sind. Das hohe Wirkungspotenzial sowie die geringen Streuverluste werden nämlich in allen Branchen von einer beträchtlichen Anzahl der Experten als wichtige Gründe angesehen, solche Anlässe zu veranstalten (siehe Abbildung B-8): MA % Hohes Wirkungspotential von Kundenevents auf Kunden Geringe (keine) Streuverluste von Kundenevents Kundenevents verfügen über gutes Preis-/Leistungsverhältnis Überlastung der Kunden mit klassischer Werbung 76% 64% 42% 27% STA ø s 4.0 1.0 3.7 1.2 3.2 1.0 2.7 1.0 % 88% 69% 63% 38% TEL ø s 4.1 0.6 3.8 0.9 3.7 1.1 3.1 1.0 % 67% 53% 27% 33% IT ø s 3.8 0.4 3.5 0.4 2.8 0.4 3.2 0.4 % 90% 50% 20% 20% BA/VE ø s 4.3 0.6 3.6 1.1 2.7 1.1 2.6 1.1 % 94% 71% 12% 29% ø s 4.5 0.6 3.8 0.8 2.6 0.8 2.9 1.1 BE % 88% 63% 25% 0% ø s 4.1 0.6 3.3 0.7 2.5 0.8 2.4 1.3 Legende: MA = Maschinen; STA = Technische Standardprodukte; TEL = Telekommunikation; IT = Informationstechnologien; BA/VE = Banken und Versicherungen; BE = Beratung Abb. B-8: Kommunikationsvorteile von Kundenevents83 80 Vgl. Belz (1996) S. 128. 81 Vgl. Belz (1998a) S. 25. 82 Expertengespräch: Wyss (17/05/2000), Credit-Suisse, Zürich. 83 Basis: n = 109, Ratingskala von 1 bis 5, Prozentzahlen beziehen sich nur auf die Skala-Positionen 4 (wichtiger Grund) und 5 (sehr wichtiger Grund), ø: Mittelwert, σ: Standardabweichung. B Das Kundenevent als innovatives Kommunikationsinstrument 33 Bei der Frage, ob Kundenevents über ein gutes „Preis-/Leistungsverhältnis“ verfügen, sind jedoch branchenspezifische Unterschiede festzustellen. Es fällt auf, dass Anbieter von Maschinen und von technischen Standardprodukten diesen Grund überdurchschnittlich positiv bewerten. Es ist zu vermuten, dass dieses Ergebnis mit der hohen Bedeutung, die in diesen Branchen dem persönlichen Verkauf (und den damit zusammenhängenden Aufwendungen) zukommt, erklärt werden kann. Das Marketing mit Kundenevents bietet nämlich die Möglichkeit, Verkaufs- und Beratungsaufgaben (kostengünstig) zu bündeln. Etwas erstaunlich ist jedoch, wie wenig relevant die Überlastung der Kunden mit klassischer Werbung als Begründung für das Marketing mit Kundenevents ist. Nur in den Branchen „Technische Standardprodukte“ und „Telekommunikation“ wird dieses Problem von mindestens dreissig Prozent der befragten Experten als bedeutende Motivation bewertet, Marketing mit Kundenevents zu betreiben. Sachliches und emotionales Kundenbedürfnis Heutigen Kunden werden vielfältige Leistungen und Informationen angeboten. Wo früher beispielsweise ein Produkt genügte, bieten Unternehmen heute differenzierte Leistungen an, um die unterschiedlichen Kundenprobleme zu lösen.84 Verstärkt wird diese Tendenz durch die Zunahme von Multifunktionsprodukten, also beispielsweise Anlagen oder Maschinen, die dank dem Einsatz moderner Technologien für eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben einsetzbar sind.85 In einer solchen Situation können Unternehmen immer weniger davon ausgehen, dass Kunden über das für die nutzenoptimale Auswahl und den effizienten Einsatz von Erzeugnissen notwendige Know-how verfügen. Die Frage, wie die Kommunikation für erklärungsbedürftige Leistungen erfolgreich geschehen soll, stellt Unternehmen aber oft vor Probleme. Es lässt sich nämlich nicht jede Leistung in einem Bild darstellen oder in einem Slogan erfassen.86 Und persönliche Beratungsgespräche sind aufwendig und teuer. Es verwundert deshalb kaum, dass der Grossteil der Experten aus den Branchen „Maschinen“, „Technische Standardprodukte“, „Telekommunikation“ und „Beratung“ angeben, die Erklärungsbedürftigkeit ihrer Leistungen sei wichtige Motivation für das Marketing mit Kundenevents (siehe Abbildung B-9): 84 Vgl. Belz (1998a) S. 24. 85 Vgl. Schlömer (1997) S. 100. 86 Vgl. Belz (1999a) S. 29. 34 MA % Erklärungsbedürftigkeit von Produkten und Dienstleistungen 85% Kunden wünschen Kundenevents 33% Erlebnis- und Unterhaltungsbedürfnis der Kunden 28% STA ø s 4.3 1.0 2.9 1.1 2.6 1.1 % 81% 38% 38% TEL ø s 4 1.2 3.3 0.8 3.2 0.9 ø s % 80% 33% 27% IT 3.9 0.4 3.2 0.4 2.8 0.4 % 50% 45% 25% BA/VE ø s 3.4 1.4 3.3 0.9 2.8 1.1 ø s % 47% 77% 88% 3.3 1.2 3.8 1.1 3.4 0.9 BE % 88% 75% 13% ø s 3.5 1.3 3.0 1.2 2.5 1.1 Legende: MA = Maschinen; STA = Technische Standardprodukte; TEL = Telekommunikation; IT = Informationstechnologien; BA/VE = Banken und Versicherungen; BE = Beratung Abb. B-9: Emotionales und sachliches Kundenbedürfnis87 Zudem gehen die meisten befragten Banken/Versicherungen und Beratungsunternehmen davon aus, dass sich ihre Kunden solche Veranstaltungen wünschen. Sie unterscheiden sich damit deutlich von den Unternehmen aus dem Produktgeschäft. Hier wird dieser Grund nur von einer Minderheit als bedeutend klassifiziert, was ein möglicher Hinweis für die zunehmende Schwierigkeit ist, Kunden für eigene Veranstaltungen zu begeistern. Das Erlebnis- und Unterhaltungsbedürfnis der Kunden ist nur im Banken- und Versicherungsbereich für den Grossteil der Befragten wichtig. In den anderen Branchen kommt einem solchen Bedürfnis für die Begründung von Kundenveranstaltungen nur eine mittlere (Technische Standardprodukte) bis eher schwache (Maschinen, Telekommunikation, IT, Beratung) Bedeutung zu. 87 Basis: n = 109, Ratingskala von 1 bis 5, Prozentzahlen beziehen sich nur auf die Skala-Positionen 4 (wichtiger Grund) und 5 (sehr wichtiger Grund), ø: Mittelwert, σ: Standardabweichung. B Das Kundenevent als innovatives Kommunikationsinstrument 4 35 Bedeutung von Kundenevents für die Kommunikation komplexer Leistungen Den Kundenevents kommen im Kommunikationsmix von Anbietern erklärungsbedürftiger Leistungen eine wesentliche Rolle zu. Dies wird durch die Resultate der schriftlichen Befragung bestätigt. Die meisten befragten Experten betrachten diese mindestens als wichtig für ihre Kommunikation und geben an, dass Kundenevents mindestens fünfzehn Prozent des Kommunikationsbudgets belegt (siehe Abbildung B-10): Bedeutung (Anteil am Kommunikationsbudget) MA STA TEL IT BA/VE BE unwichtig (< 5%) 43% 6% - - - 13% 6% 17% 7% 15% - 13% wichtig (15-35%) 30% 50% 73% 55% 61% 38% sehr wichtig (35-50%) 17% 28% 13% 15% 33% 13% 2% - 15% 15% 6% 25% mehr oder weniger wichtig (5-15%) dominant (> 50%) Legende: MA = Maschinen; STA = Technische Standardprodukte; TEL = Telekommunikation; IT = Informationstechnologien; BA/VE = Banken/Versicherungen; BE = Beratung Abb. B-10: Heutige Bedeutung von Kundenevents in der Praxis88 Besonders beachtenswert sind die Ergebnisse für die Branchen „Banken/Versicherungen“, „Beratung“ und „IT“, wo jeweils mehr als 30 Prozent der befragten Firmen angeben, den Kundenevents komme eine sehr wichtige bis dominante Stellung zu. Anbieter von technischen Standardprodukten oder von Telekommunikationslösungen bewerten Kundenevents meist als wichtig bis sehr wichtig. Eher indifferent präsentiert sich die Situation in der Maschinenbranche. Für knapp die Hälfte der Unternehmen sind Kundenanlässe eher unbedeutend. Kundenevents erweisen sich auch im Vergleich mit den anderen Kommunikationsinstrumenten als bedeutend (siehe Abbildung B-11): 88 Basis: n = 134. 36 Kommunikationsinstrument ø MA STA TEL IT BA/VE BE Persönlicher Verkauf 4.6 4.7 4.7 4.3 4.6 4.3 4.3 Internet 3.7 3.4 3.6 3.7 4.0 4.2 3.6 Kundenevents und -veranstaltungen 3.6 3.6 3.4 3.6 3.8 3.9 3.6 Teilnahme an Messen (Kongressen) 3.6 3.8 3.9 3.7 3.6 3.0 2.8* Klassische Werbung 3.1* 2.9 3.2 3.1* 2.8* 3.7 2.5 Kundenzeitschrift(en) 3.0* 2.8* 3.3* 2.9 3.3* 2.5* 3.4* Direct Marketing 2.7* 2.2 2.8* 3.1 2.7* 2.8* 3.0* Sponsoring 2.0* 1.4 1.8 2.1* 2.2* 3.2* 2.0 Legende: ø = Durchschnitt aller Antworten; MA = Maschinen; STA = Technische Standardprodukte; TEL = Telekommunikation; IT = Informationstechnologien; BA/VE = Banken/Versicherungen; BE = Beratung Abb. B-11: Bedeutung von Kommunikationsinstrumenten in der Praxis (Mittelwerte)89 Kundenevents belegen in allen untersuchten Branchen mindestens Platz 4, in den Branchen „Maschinen“, „Informationstechnologien“, „Banken/Versicherungen“ und „Beratung“ sogar Platz 3. Sie sind deshalb etwa gleich wichtig wie Messeteilnahmen und Internet und wichtiger als klassische Werbung, Kundenzeitschriften, Direct Marketing und Sponsoring! Die Bedeutung einzelner Instrumente wird allerdings innerhalb einiger Branchen keineswegs homogen bewertet, was die jeweilige Standardabweichung >1 widerspiegelt. Die heutige Bedeutung von Kundenevents stützt sich meist auf eine mehrjährige Tradition. Vier von fünf Unternehmen veranstalten solche Anlässe schon länger als fünf Jahre, jedes dritte sogar länger als zehn Jahre.90 Dabei ist bei vielen Unternehmen in den letzten fünf Jahren ein Bedeutungsanstieg festzustellen (siehe Abbildung B-12): 89 Basis: n = 111, Ratingskala von 1 (gar kein Stellenwert) bis 5 (sehr hoher Stellenwert), * = Standard- abweichung >1. 90 Basis: n = 112 (Die Resultate: > 10 Jahre = 43%; 8-10 Jahre = 16%; 5-7 Jahre = 21%; 2-4 Jahre = 15%; < 2 Jahre = 5%). B Das Kundenevent als innovatives Kommunikationsinstrument Bedeutung ist heute unwichtig (< 5%) Bedeutung ist heute mehr oder weniger wichtig (5-15%) 37 30% 60% 36% Bedeutung ist heute wichtig (15-35%) 75% 69% 81% Bedeutung ist heute sehr wichtig (35-50%) Bedeutung ist heute dominant (> 50%) 96% 88% 86% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Prozent der Antworten Bedeutung wird in Zukunft zunehmen oder stark zunehmen. In den letzten 5 Jahren ist die Bedeutung gestiegen oder stark gestiegen. Abb. B-12: Vergangene und zukünftig erwartete Entwicklung von Kundenevents mit Bezug zu ihrer heutigen Bedeutung91 Besonders für Firmen, die Kundenevents heute als wichtig bis dominant für ihre Kommunikation einstufen, hat dieses Instrument in den letzten fünf Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Und in Zukunft werden Kundenevents sogar noch wichtiger. Besonders bemerkenswert ist, dass bei über 80 Prozent der Firmen, die Kundenevents heute schon eine sehr wichtige bis dominante Rolle zuordnen, noch ein weiterer Bedeutungsanstieg erwartet wird. Demgegenüber rechnet die Mehrheit der Unternehmen, wo Kundenveranstaltungen heute keine oder nur eine unwichtige Rolle spielen, auch in Zukunft mit keiner nennenswerten Änderung der Situation. 91 Basis: n = 134 (Veranstalter: n = 112, Nichtveranstalter: n = 22). 38 5 Zusammenfassung Das Kundenevent wird definiert als ein im Rahmen der Unternehmenskommunikation organisiertes Ereignis, zu welchem eine Gruppe von Kunden eingeladen wird und mit welchem den Unternehmen eine persönliche Begegnung mit diesen Kunden ermöglicht wird. Durch seine Charakteristika verfügt es über vielfältige Potenziale, um das Marketing für komplexe Leistungen zu unterstützen. Wichtig erscheinen hier das Aktivierungspotenzial, das Informations- und Erklärungspotenzial, das Interaktions- und Beziehungspotenzial und das Differenzierungspotenzial. Diese Potenziale sind verantwortlich für den hohen Stellenwert von Kundenevents im Kommunikationsmix der Anbieter komplexer Leistungen. Zudem stehen sie auch in den Begründungen der Experten, wieso solche Anlässe veranstaltet werden, im Zentrum. Wichtigstes Potenzial ist dabei die Ermöglichung persönlicher Kontakte und somit die Unterstützung des Beziehungsmanagements. Zudem zeigt sich, dass Kundenveranstaltungen gut geeignet sind, komplexe Leistungen umfassend zu erklären. Doch auch die Möglichkeit, sich mit Kundenevents von der Konkurrenz zu differenzieren, ist für viele Experten wichtige Motivation, solche Anlässe durchzuführen. Schliesslich unterstreichen die befragten Experten auch mögliche Kommunikationsvorteile von Kundenevents im Vergleich zu anderen Kommunikationsinstrumenten. Insbesondere vertrauen viele Unternehmen auf das hohe Wirkungspotenzial solcher Veranstaltungen und betonen die geringen Streuverluste dieses Marketinginstruments. Es fällt aber auch auf, dass Unterhaltungs- und Erlebnisbedürfnisse der Kunden eher selten den Ausschlag für das Durchführen von Kundenevents geben. Hier zeigt sich erneut, dass die in der Wissenschaft üblichen Definitionen, die das Eventmarketing konsequent nur einem erlebnisorientierten Marketing zuordnen, wohl zu kurz greifen. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 1 Konzept für das Marketing mit Kundenevents 39 Ein isolierter, relativ zufälliger Einsatz von Kundenveranstaltungen ist nicht erfolgversprechend. Auch Zersplitterung und wahllose Vielfalt führt sicherlich nicht zum Ziel und bewirkt eine Verzettelung der Kräfte. Für Unternehmen ist es deshalb wichtig, ihre Kundenevents bewusst zu planen. Es gilt, Inhalte (also die Struktur von Informations- und Lernangeboten sowie emotionale Unterhaltungs- und Erlebnisleistungen) für die verschiedenen Zielgruppen gezielt zu konfigurieren. Ausgangspunkt für eine solche strategische Planung ist die Situationsanalyse. Aktuelle Herausforderungen wie knappe Kundenzeit oder hohe Kosten von Kundenevents müssen berücksichtigt werden. Durch das Festlegen der Ziele des Marketing mit Kundenevents wird gesichert, dass Kundenveranstaltungen zweck- und zielgerichtet eingesetzt werden. Zudem geben Ziele die notwendigen Hinweise für die Zielgruppenselektion. Das eigene Leistungsprogramm gibt dem Unternehmen vor, welche sachlichen Informations- und Erklärungsaufgaben wichtig sind. Auch bestehende Beziehungsdefizite und -lücken müssen berücksichtigt werden, bieten Kundenveranstaltungen doch erfolgversprechende Möglichkeiten zur Unterstützung von Beziehungsaufgaben. Für die Konfiguration des Marketing mit Kundenevents sind die Gestaltungsebenen Inhalt, Breite und Tiefe, Intensität, Kontinuität und Inszenierung wichtig. Die Realisierung plant den Einsatz von Kundenevents anhand des Kundenprozesses. Schliesslich gilt es, durch umfassendes Controlling den Erfolg der Kundenevents zu messen und aus den gemachten Erfahrungen zu lernen sowie die Organisation und die Verantwortlichkeiten festzulegen. Dabei muss auch entschieden werden, ob und in welchem Ausmass mit externen Dienstleistern zusammengearbeitet werden soll (Make-or-Buy Entscheid). 40 Abbildung C-1 zeigt die zentralen Inhalte eines ganzheitlichen Marketing mit Kundenevents in einer zusammenfassenden Übersicht: 1. Situation des Marketing mit Kundenevents analysieren Herausforderungen und Probleme im Marketing mit Kundenevents identifizieren. 2. Ziele des Marketing mit Kundenevents festlegen Strategische Ziele und die daraus abgeleiteten Veranstaltungsziele bestimmen. 3. Kunden analysieren und Zielgruppen identifizieren Analyse unterschiedlicher Kundengruppen, Wahl ergiebiger Kundengruppen, wichtige Zielgruppen identifizieren. 4. Das Marketing mit Kundenevents konfigurieren Unterschiedliche Ebenen zur Gestaltung des Marketing mit Kundenevents (Inhalt, Breite und Tiefe, Intensität, Kontinuität, Exklusivität) konfigurieren. 5. Das Marketing mit Kundenevents realisieren Kundenevents zur Unterstützung von Kundenprozessen einsetzen und in die Unternehmenskommunikation integrieren. 6. Das Marketing mit Kundenevents kontrollieren Qualitäts- und Erfolgskontrolle, Database-Management als wichtige Basis eines professionellen Eventcontrollings nutzen. 7. Infrastrukturen des Marketing mit Kundenevents bereitstellen Festlegen von Verantwortlichkeiten, Make-or-Buy Entscheid. Abb. C-1: Das ganzheitliche Marketing mit Kundenevents im Überblick C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 2 Situation des Marketing mit Kundenevents analysieren 2.1 Herausforderungen in der Praxis des Marketing mit Kundenevents 41 Gleich vorweg: Für 84 Prozent der im Rahmen der schriftlichen Umfrage befragten Experten sind die eigenen Kundenevents erfolgreich.92 Dabei wird der Erfolg von mehr als einem Viertel sogar als sehr hoch beurteilt. Somit unterstellen fast alle Unternehmen, dass die mit Kundenveranstaltungen verfolgten Ziele tatsächlich erreicht werden. Ob diese subjektive Einschätzung der Experten aber auch tatsächlich der Realität entspricht, ist in verschiedenen Fällen kritisch zu prüfen. Wie der folgende Abschnitt zeigt, existieren beim Einsatz von Kundenevents nämlich bei nicht wenigen Unternehmen auch Probleme. Zudem zeigen die Analyse der Gründe, wieso Unternehmen keine Events veranstalten sowie die Hinweise der Firmen, die heute keine Kundenveranstaltungen mehr durchführen, mögliche Grenzen dieses Kommunikationsinstrumentes auf. 2.1.1 Herausforderungen bei Unternehmen, die Kundenevents veranstalten Im Gegensatz zur oben aufgezeigten Erfolgseinschätzung der eigenen Veranstaltungen werden mögliche praxisrelevante Probleme eher tief bewertet. Nur fünf der insgesamt sechzehn in der Befragung aufgeführten Problemdimensionen werden von mindestens einem Viertel der Experten als bedeutend beurteilt (siehe Abbildung C-2):93 92 Basis: n = 112. 93 Die übrigen Problembereiche erreichen folgende Prozentsätze: Vernetzung mit anderen Instrumenten: 10%; Internationalität der Kundschaft: 9%; Fehlende (ungenügende) Kompetenz: 8%; Eventitis im eigenen Unternehmen: 7%; Interne Rechtfertigung von Kundenevents: 6%; Gegenseitige Abstimmung von Kundenevents: 5%; Verselbstständigung von Kundenevents: 3%; Fehlende Instrumente zur Wirkungsmessung: 2%; Auftretende Pannen und Fehlorganisationen: 0%. 42 62% Zunehmender Zeitmangel bei Zielgruppen Mit Events übersättigte Kunden 40% Hohe Kosten von Kundenevents 29% Erreichen der wichtigen Kunden 28% Restriktive Budgets 24% Kenntnis der Kundenbedürfnisse 12% Abgrenzung von Konkurrenzevents 11% 0% 20% 40% 60% 80% Abb. C-2: Die sieben wichtigsten im Zusammenhang mit Kundenevents in der Praxis bestehenden Probleme94 Dabei ist die zunehmend schwierigere Kundengewinnung für die eigenen Veranstaltungen das mit Abstand wichtigste Praxisproblem. Der zunehmende Zeitmangel bei den Zielgruppen (62 Prozent), die mit Events übersättigten Kunden (40 Prozent) sowie die Schwierigkeit, mit Kundenanlässen die wichtigen Kunden zu erreichen (28 Prozent) verdeutlichen dies. Der folgende Experte äussert sich folgendermassen zu diesem Punkt: „In unserem Markt gibt es zu viele Events und vor allem auch zu viele schlechte Events. Es lässt sich deshalb beobachten, dass Kunden Anlässen im Generellen immer kritischer gegenüber stehen. Zudem ist ihre verfügbare Zeit das knappe Gut schlechthin.“95 Da relativ viele Experten mit Events übersättigte Kunden feststellen, aber nur 7 Prozent im eigenen Unternehmen eine Eventitis beobachten, muss vermutet werden, dass dieses Problem in der Praxis stark unterschätzt wird. Unterstellt man zudem, dass auf Kundenbedürfnisse abgestimmte nicht austauschbare Events von hoher Professionalität zu Kundeninteresse führen, sind auch die relativ positiven Einschätzungen bezüglich der in den eigenen Firmen vorhandenen Kundenevent-Kompetenz, der genauen Kundenkenntnis und der Möglichkeit, die eigenen Veranstaltungen gegenüber konkurrierenden Anlässen abgrenzen zu können, ziemlich erstaunlich. 94 Basis: n = 108, Ratingskala von 1 bis 5, Prozentzahlen beziehen sich auf die Skala-Positionen 4 (grosses Problem) und 5 (sehr grosses Problem). 95 Expertengespräch: Van de Rjis (21/06/00), Microsoft (Schweiz) AG, Zürich. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 43 Ein weiterer wichtiger Problemkreis ist finanzieller Natur. Die hohen Kosten von Kundenevents bewertet etwa jeder dritte Experte als problematisch. Dieses Resultat ist Indiz dafür, dass das Kosten-/Nutzen-Verhältnis von Events nicht immer den Erwartungen entspricht (vermutlich auch aufgrund des abnehmenden Kundeninteresses) oder zuwenig genau beurteilt werden kann. Fehlende Aussagen über den tatsächlichen Erfolg von Kundenevents bewirken wohl auch die in etwa jedem vierten Unternehmen von den Experten angegebenen zu knappen Budgets für Kundenanlässe. In diesem Zusammenhang ist aber erstaunlich, dass fehlende Instrumente zur Wirkungsmessung in nahezu allen Firmen als wenig problematisch beurteilt werden! Schliesslich wird die Vernetzung von Kundenevents mit anderen Kommunikationsmassnahmen (10 Prozent) oder die Gefahr, dass sich Kundenveranstaltungen verselbständigen (3 Prozent) von der Mehrheit der Experten als wenig problematisch angesehen. 2.1.2 Hinweise von Unternehmen, die keine Kundenevents mehr veranstalten Hinweise zu möglichen Herausforderungen im Umgang mit Kundenevents können auch Firmen geben, die früher selbst Kundenevents organisiert haben, dies heute aber nicht mehr tun. Leider ist die entsprechende Datenbasis eher klein, konnten doch nur sieben entsprechende Unternehmen eruiert werden. Trotzdem sollen die dabei gefundenen Resultate kurz aufgezeigt werden. Wichtigster Grund für den Verzicht auf Kundenevents ist die Erkenntnis aller Unternehmen, dass die Kundenbereitschaft für eine Teilnahme an solchen Veranstaltungen gering und abnehmend ist. Zudem betonen fünf Firmen, dass Kundenevents nicht den erwarteten Erfolg gebracht haben. Schliesslich ist bemerkenswert, dass in keinem der Fälle interne Restriktionen oder Budgetkürzungen diesen Entscheid beeinflusst haben. Die folgende Expertenaussage gibt die Auffassung dieser Firmen gut wieder: „Unsere Kunden besuchen selbstverständlich einzeln unsere Firma. Es ist üblich, dass wir dabei unsere Referenzanlagen vorstellen und unsere Leistungen mit den üblichen Kommunikationsmethoden anbieten. Grössere Events, zu welchen Gruppen von Kunden eingeladen wurden, blieben ohne Erfolg.“96 96 Schriftliche Befragung: Krähenbühl (2001), Jost AG, Heimberg. 44 2.1.3 Hinweise von Unternehmen, die keine Kundenevents veranstalten Abbildung C-3 zeigt das Resultat der schriftlichen Befragung. Es wird deutlich, dass die meisten der befragten Unternehmen Kundenevents nicht durchführen, weil diese ihrer Meinung nach zu wenig individuelle Kundenbetreuung ermöglichen. Zwei Drittel der Unternehmen nutzen kein Marketing mit Kundenevents, da ihre Kundenstruktur sich dafür nicht eignet. Die Hälfte der Experten empfindet zudem Kundenevents zum Erreichen ihrer Ziele als unnötig und attestiert diesen zusätzlich ein ungenügendes „Preis-/Leistungsverhältnis“. Individuelle Kundenbetreuung ist notwendig 86% 68% Ungeeignete Kundenstruktur Ungenügendes Preis-/Leistungsverhältnis 50% 48% Zum Erreichen der Ziele unnötig Ungeeignete Marktleistung 43% Bis anhin wenig mit dieser Thematik befasst 33% 14% Fehlende Ressourcen Fehlende Kompetenz 0% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Abb. C-3: Gründe für den Entscheid, kein Marketing mit Kundenevents zu betreiben97 2.2 Drei Problemtypen von Unternehmen, die Events veranstalten Die vorgenommene generelle Beurteilung der im Zusammenhang mit Kundenevents bestehenden Probleme ist noch zu allgemein. Zwischen den einzelnen Unternehmen, die Kundenevents veranstalten, bestehen nämlich grosse Bewertungsunterschiede. Deshalb ist es naheliegend, mit Hilfe einer Clusteranalyse verschiedene Problemtypen von Unternehmen zu bilden. Die Resultate zeigt Abbildung C-4: 97 Basis: n = 22, Ratingskala 1 bis 5, Prozentzahlen beziehen sich nur auf die Skala-Positionen 4 (wichti- ger Grund) und 5 (sehr wichtiger Grund). 45 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents gar kein Prolbem hin und wieder ein Problem 2 1 3 sehr grosses Problem 4 5 Mit Events übersättigte Kunden Zunehmender Zeitmangel bei Zielgruppen Erreichen der wichtigen Kunden Kenntnis der Kundenbedürfnisse Internationalität der Kunden Abgrenzung von Konkurrenzevents Hohe Kosten von Kundenevents Restriktive Budgets Interne Rechtfertigung von Kundenevents Verselbstständigung von Kundenevents Eventitis im eigenen Unternehmen Gegenseitige Abstimmung der Kundenevents Vernetzung mit anderen Instrumenten Fehlende oder ungenügende Kompetenz Auftretende Pannen und Fehlorganisationen Fehlende Instrumente zur Wirkungsmessung Gewinnungskämpfer Generell Herausgeforderte Sorglose Abb. C-4: Problemtypen von Unternehmen98 Problemtyp 1: Gewinnungskämpfer 41 Prozent der befragten Firmen gehören zu diesem Problemtyp. Ihre Situation ist gekennzeichnet durch eine starke Übersättigung der Kunden mit Events und einen grossen Zeitmangel ihrer Zielgruppen. Deshalb ist auch die Gewinnung der wichtigen Kunden überdurchschnittlich schwierig. Zudem sind die hohen Kosten von Kundenveranstaltungen und die im Unternehmen zu restriktiven Budgets hin und wieder ein Problem. Gleiches gilt auch für die fehlenden Instrumente zur Wirkungsmessung. Alle anderen Problemkategorien werden als eher unkritisch beurteilt. 98 Basis: n = 109, wovon aber 9 Unternehmen (Ausreisser) nicht berücksichtigt worden sind. Für weitere Angaben zur durchgeführten Clusteranalyse vgl. A.1.3. 46 Problemtyp 2: Sorglose Ein Drittel der Unternehmen zählt zu den Sorglosen. Diese bewerten alle möglichen Probleme überdurchschnittlich tief. Insbesondere werden die Problembereiche Kundengewinnung und Kosten überraschend als unproblematisch beurteilt. Zudem haben Sorglose keine Mühe, ihre Anlässe intern zu rechtfertigen. Problemtyp 3: Generell Herausgeforderte Das restliche Viertel der Unternehmen beurteilt alle Problemkategorien relativ kritisch (wenn teilweise auch auf tiefem Niveau). Diese Firmen bilden deshalb den Cluster „Generell Herausgeforderte“. Sie bewerten zwar die Kundengewinnung als weniger problematisch als die Gewinnungskämpfer, beurteilen dafür Kostenaspekte und Schwierigkeiten bei der internen Rechtfertigung höher als die anderen Cluster. Zudem ist für sie das Fehlen von Instrumenten zur Wirkungsmessung hin und wieder ein Problem. Abbildung C-5 zeigt die Branchenverteilung innerhalb der Problemtypen: MA 11 (27%) Gewinnungskämpfer (38%) Generell Herausgeforderte (24%) Sorglose Total 7 STA 4 (10%) (25%) (27%) 11 (33%) 7 (14%) (40%) (27%) (44%) 5 6 5 4 7 (17%) (41%) (19%) (33%) (15%) BA/VE IT TEL 2 8 (22%) (56%) (8%) (12%) (12%) 9 4 3 4 Total (10%) 41 (4%) 26 (6%) 33 (57%) (15%) (25%) (24%) BE 1 (14%) (9%) 2 (38%) (31%) (27%) (47%) (19%) (29%) 29 16 15 17 16 7 Legende: MA = Machinen; STA = Technische Standardprodukte; TEL = Telekommunikation; IT = Informationstechnologie; BA/VE = Banken und Versicherungen; BE = Beratung Abb. C-5: Branchenverteilung innerhalb der drei Problemtypen99 99 Basis: n = 109, wovon aber 9 Unternehmen (Ausreisser) nicht berücksichtigt worden sind. 100 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 2.3 47 Fazit der Situationsanalyse: Vier kritisch zu prüfende Fragen Kundenevents können einen wichtigen Beitrag für die Kommunikation und somit für den Unternehmenserfolg leisten. Wie die in der Praxis beobachtbaren (und teilweise sicherlich noch unterschätzten) Probleme aufzeigen, ist der Einsatz von Kundenevents heute aber keineswegs unkritisch. Deshalb müssen beim Entscheid, ob dieses Kommunikationsinstrument genutzt werden soll, die folgenden vier Fragen immer im Mittelpunkt stehen: 1. Sind unsere Kunden interessiert und lassen sie sich zur Teilnahme an Kundenevents gewinnen? Kundenevents sind nur dann sinnvoll, wenn damit die für ein Unternehmen wichtigen Kunden erreicht werden können. Lässt sich beobachten, dass trotz verstärkter Anstrengungen wichtige Kunden nur schwer zu gewinnen sind, ist der Sinn von solchen Anlässen fragwürdig. Zudem müssen die anvisierten Zielgruppen innerhalb der jeweiligen Unternehmen mit den Veranstaltungen auch tatsächlich erreicht werden. Es lässt sich nämlich in der Praxis relativ häufig beobachten, dass Unternehmen falsche (d.h. nicht die angepeilten) Unternehmensvertreter zu Events schicken. 2. Können unsere Events bestimmte Inhalte besser zum Kunden transportieren als alternative Kommunikationsinstrumente? Kundenveranstaltungen sind teuer. Die Kosten der einzelnen Kundenkontakte sind daher hoch. Deshalb ist es wichtig, jede Veranstaltung bezüglich ihrer Aufwand-/Nutzen-Relation mit möglichen Alternativen kritisch zu vergleichen. Verschiedene Kommunikationsaufgaben lassen sich nämlich auch auf anderem Wege effizient lösen. Alternativen wie klassische Werbung, Kundenzeitschriften oder der persönliche Verkauf sind deshalb bei der Planung von Kundenevents immer mit in Rechnung zu stellen. Gleiches gilt für Kundenevents verstanden als Dialog- und Beziehungsinstrumente. Möglichkeiten für persönliche Interaktionen können auch anderweitig geschaffen werden. Beispielsweise kann der Verkauf oder der Aussendienst wichtige Beziehungsaufgaben übernehmen. Hier sind vor allem auch vertiefte Beratungsgespräche möglich, die an Kundenveranstaltungen nicht durchführbar sind. 48 3. Lassen sich Kunden mit ähnlichen Bedürfnisstrukturen unter vertretbarem Aufwand an Kundenevents bündeln? Die Inhalte von Kundenevents müssen eine grössere Anzahl von Kunden ansprechen. Voraussetzung dafür ist eine (relative) Homogenität von Bedürfnisstrukturen unterschiedlicher Zielgruppenmitglieder. Oft ist es für Firmen schwierig, aufgrund individueller Kundenbedürfnisse oder vorhandener Kundenstruktur (geographische Verteilung, Konkurrenzsituation der Kunden) eine solche Homogenität zu erreichen. In einem solchen Fall sind Events nur schwer oder unter nicht mehr zu rechtfertigendem Aufwand durchführbar. 4. Haben wir genügend Ressourcen, um professionelle Kundenevents durchführen zu können? Professionelle Kundenevents sind aufwendig und benötigen beträchtliche Ressourcen. Dabei muss neben den notwendigen Finanzen vor allem auch genügend Zeit und Manpower reserviert werden. Kundenevents, die nur nebenbei und zusätzlich zum normalen Tagesgeschäft organisiert werden, führen deshalb wohl nur selten zum Ziel. Vielmehr gilt es, spezifisches Know-how aufzubauen und zu nutzen. Dabei spielt immer auch der Make-or-Buy Entscheid eine wichtige Rolle. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 3 Ziele des Marketing mit Kundenevents festlegen 3.1 Einführung: Ökonomische und psychologische Marketingziele 49 Ziele sind „Aussagen oder Vorstellungen über angestrebte Zustände, die durch Handlungen hergestellt werden sollen“100. Darüber hinaus sind Ziele eine wichtige Grundlage für die Kontrolle der Kommunikationswirkung. Neben dieser Steuerungs- und Kontrollfunktion erfüllen eindeutige Zielformulierungen aber auch eine wesentliche Entscheidungsfunktion sowie eine Rechtfertigungsfunktion hinsichtlich der entstehenden Kosten.101 Zur Klassifizierung solcher Ziele empfiehlt es sich, zwischen ökonomischen und psychologischen Kommunikationszielen zu unterscheiden:102 Mit ökonomischen Marketingzielen werden direkte, beobachtbare Effekte auf ökonomische Grössen angestrebt. Beispiele sind Absatz- und Umsatzziele, Gewinnziele, Marktanteilsziele oder Kostenziele. Psychologische Marketingziele knüpfen in erster Linie an die mentalen, nicht beobachtbaren Prozesse des Käufers an und können differenziert werden in kognitiv orientierte Kommunikationsziele (wie Bekanntheitsgrad, Erzielen von Wissenswirkungen), affektiv orientierte Kommunikationsziele (wie Einstellungen, Images, Markenpositionierung, Erzielen von Zufriedenheit) und konativ orientierte Kommunikationsziele (wie Erzielen von Kaufabsichten, Erstkäufe, Wiederholungskäufe). Ökonomische Marketingziele sind eindeutig messbar. Ihr Erfolg lässt sich aber in der Regel nicht direkt den einzelnen kommunikativen Massnahmen zuordnen. Psychologische Marketingziele erlauben dagegen besser, einen mittelbaren Ursache-WirkungsZusammenhang zwischen Zielsetzung und eingesetztem Kommunikationsinstrument herzustellen. Deshalb ist für die Mehrzahl der kommunikativen Massnahmen die Vorgabe von psychologischen Kommunikationszielen von zentraler Bedeutung.103 So stehen auch beim Marketing mit Kundenevents – auch wenn von der Praxis eine ökonomische Beurteilung der Zielerreichung häufig gefordert wird – psychologische Zielsetzungen im Vordergrund. 100 Haedrich/Tomczak (1990) S. 75. 101 Vgl. Drees (1989) S. 108. 102 Vgl. Meffert (1994b) S. 96; Bruhn (1989) S. 402 f. 103 Vgl. Bruhn (1989) S. 402 f. 50 3.2 Wichtige strategische Zielgrössen des Marketing mit Kundenevents Abbildung C-6 zeigt in einer Übersicht wichtige strategische Zielgrössen des Marketing mit Kundenevents und ihre gegenseitigen Abhängigkeiten: Kognitiv-orientierte Zielgrössen Bekanntheit Wissen Affektiv orientierte Zielgrössen Image Wahrnehmung Zufriedenheit Präferenz Kundenbindung Konativ orientierte Zielgrössen Wiederkauf Kauf Kaufinteresse Abb. C-6: Strategische Zielgrössen des Marketing mit Kundenevents104 Die Voraussetzung, dass ein Unternehmen über sich und seine Leistungen informieren kann, sind Wahrnehmung und Kontakt zum Kunden. Jedes Kundenevent ist ein Kommunikationsanlass, der die Kundenaufmerksamkeit wecken und dem Kunden das Unternehmen und seine (auch neuen) Leistungen vorstellen oder wieder in Erinnerung rufen kann. Zusätzlich können potenzielle Kunden über das Unternehmen und seine Leistungen in Kenntnis gesetzt werden (Bekanntheit), sei es durch direkte Kontaktaufnahme durch das Unternehmen oder durch Ausstrahlungs- und Werbewirkungen von Veranstaltungen (etwa Mund-zu-Mund-Propaganda oder Weiterempfehlungen). 104 In Anlehnung an: Meffert (1994b) S. 96. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 51 Zentral für viele Events ist die Zielgrösse Wissen. Mit Hilfe von Kundenveranstaltungen können (potenzielle) Kunden über Leistungen, Entwicklungen, Problemlösungen und deren Einsatz vertieft informiert und geschult werden. Wissen über das Unternehmen und sein spezifisches Umfeld kann in die Welt des Kunden gerückt werden. Zudem bieten solche Anlässe dem Unternehmen die Möglichkeit, direkt von Problemen und Erfahrungen seiner Kunden zu profitieren. Das Marketing mit Kundenevents kann auch die Bindung bestehender Kunden verstärken. Der Begriff Kundenbindung umfasst dabei die Art und das Ausmass des Kundeninteresses, die Geschäftsbeziehung zu einem bestimmten Anbieter aufrechtzuerhalten oder – negativ abgegrenzt – ob und inwieweit der Kunde zu einem anderen Unternehmen wechseln kann und möchte.105 Durch bindende Massnahmen kann der Kunde in der Kaufentscheidungsphase immer wieder positiv beeinflusst und somit sein Wiederkauf-Interesse gestärkt werden. Auf die Kundenbindung kann das Marketing mit Kundenevents in dreierlei Hinsicht Einfluss nehmen: Durch die Möglichkeit der persönlichen Interaktion leisten Kundenevents einen Beitrag zum Aufbau und zur Pflege von Beziehungen.106 Kundenevents entfalten insbesondere dann bindende Wirkungen, wenn sie den Kunden einmalige Erlebnisse ermöglichen, die diese anderweitig nicht erfahren können. Zudem wirkt eine Einladung zu einer solchen Veranstaltung immer sympathisch. Eine solche kann sogar verstärkt motivierend das Geschäftsverhalten beeinflussen, falls sie sich nur an streng selektionierte Kunden richtet und speziell aufwendige und spektakuläre Veranstaltungen betrifft. Die Kundenqualifikation ist Voraussetzung, um mit den erworbenen Leistungen die erwarteten Ergebnisse zu erreichen und somit Kundenzufriedenheit zu erzeugen. Fachanlässe können hierzu wichtige Ausbildungsaufgaben wahrnehmen. 105 Vgl. Tomczak/Dietrich (1997) S. 14. 106 Vgl. Kapitel B Punkt. 2.3. 52 Neben der Zielsetzung, Kunden zu binden, können Kundenevents auch helfen, Kunden gezielt zu akquirieren. Dabei können sachliche Inhalte helfen, potenziellen Kunden zu verdeutlichen, dass die vom Unternehmen angebotenen Leistungen ihren spezifischen Anforderungen und Erwartungen (besser als bis anhin) gerecht werden.107 Die an Kundenveranstaltungen geführten persönlichen Gespräche helfen ausserdem, das für die Kundenakquisition wichtige Vertrauen aufzubauen. Jede Kundenveranstaltung beschreibt die Zielgrösse Image.108 Dabei versteht man unter Image „everything that influences how a corporation ist perceived by its various target publics or by even a single customer“109. Das Marketing mit Kundenevents kann dreifach auf das Image wirken, nämlich durch die Tatsache, dass überhaupt Kundenevents veranstaltet werden, durch die dabei gebotenen Inhalte sowie durch die Qualität der Veranstaltungen.110 Zu beachten ist, dass insbesondere die an einem Anlass mitwirkenden und anwesenden Unternehmensmitarbeiter immer auch Imageträger sind. Schliesslich wirken Kundenevents auf Einstellung und Kundenpräferenz. Die Einstellung, d.h. die Tendenz, auf ein Objekt mit bestimmten (positiven, neutralen, negativen) Gefühlen, Wahrnehmungen, Vorstellungen und Verhaltensweisen zu reagieren,111 wird durch die Zieldimensionen Wissen, Image und Kundenzufriedenheit geprägt. Wird sie durch das Marketing mit Kundenevents positiv beeinflusst, entsteht beim Kunden eine Präferenz, die sich in zunehmendem Kaufinteresse (Interesse zur Zusammenarbeit) äussert. Die Resultate der schriftlichen Befragung zeigen, dass in der Unternehmensrealität das Marketing mit Kundenevents tatsächlich zum Erreichen von solchen strategischen Zielsetzungen eingesetzt wird (siehe Abbildung C-7): 107 Vgl. Fiala (1998) S. 1127. 108 Vgl. Inden (1993) S. 77. 109 Gregory (1998) S. 64 f. 110 Vgl. Kapitel B Punkt 2.4. 111 Vgl. Cotting (2000) S. 122. 53 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 92% Kundenbindung Image 84% Unternehmenskompetenz zeigen 78% Kundenakquisition 77% Verkaufsunterstützung 62% Kundenqualifikation 58% Werbung 55% Neue Märkte bearbeiten/Produkte einführen 54% Differenzierung gegenüber der Konkurrenz 52% Lernen vom Kunden 49% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Abb. C-7: Ziele des Marketing mit Kundenevents in der Praxis112 Dabei steht Kundenbindung mit 92 Prozent an erster Stelle. Besonders interessant ist aber auch, dass rund drei Viertel der Experten in der Kundenakquisition ein wichtiges bis sehr wichtiges Ziel des Marketing mit Kundenevents sehen. Wohl deshalb bewerten auch rund zwei Drittel die Verkaufsunterstützung als bedeutende Zielgrösse und sehen in Kundenevents eine wirkungsvolle Kontaktplattform und ein sich gut eignendes Arbeitstool für den Verkaufsmitarbeiter. Weniger erstaunlich ist mit 84 Prozent der Wunsch, durch Events Image zu bilden und zu beeinflussen. Etwas weniger wichtig, aber trotzdem zentral ist für viele Unternehmen die Zielgrösse Wissen. So ist für 58 Prozent der befragten Firmen die Qualifikation ihrer Kunden ein wichtiges bis sehr wichtiges strategisches Ziel. Zudem beurteilen 78 Prozent das Zeigen der Unternehmenskompetenz (also die Möglichkeit, mit Hilfe von Kundenveranstaltungen Kunden über Leistungen, Entwicklungen, Problemlösungen und deren Einsatz vertieft zu informieren) als bedeutend für ihr Marketing mit Kundenevents. Für die Hälfte der befragten Experten gilt dies auch für das Ziel „Lernen vom Kunden“. 112 Basis: n = 110, Ratingskala von 1 bis 5, Prozentzahlen beziehen sich auf die Skala-Positionen 4 (wich- tiger Grund) und 5 (sehr wichtiger Grund). 54 Schliesslich beurteilt etwa jede zweite Unternehmung Wahrnehmungs-, Bekanntheitsund Präferenzziele als bedeutend. So wird die Zielsetzung Werbung von 55 Prozent, die Möglichkeit, mit Hilfe von Kundenveranstaltungen neue Märkte zu bearbeiten oder neue Leistungen einzuführen von 54 Prozent und die Differenzierung gegenüber der Konkurrenz von 52 Prozent der Experten als wichtig bis sehr wichtig eingestuft. 3.3 Ableitung von konkreten Veranstaltungszielen Für die einzelnen Veranstaltungen müssen strategische Ziele weiter konkretisiert werden. Es ist wichtig, mit Hilfe von spezifischen Veranstaltungszielen (operative Ziele) Absicht X Persönliche Kontakte zwischen Firma und Kunden ermöglichen Über neue Leistungen informieren X X X X X X X X X X X X X X X X Emotionale und sachliche Kundenpflege Kunden aktivieren und interessieren Kundeninformationen erhalten X X Kontakte der Kunden untereinander fördern Interesse am Kunden signalisieren Kundenakquisition X Kundenbindung Kunden emotional ansprechen Image X Differenzierung Wahrnehmung der Unternehmung fördern Strategische Ziele Austausch von Wissen Operative Ziele Bekanntheit und Zweck des einzelnen Kundenevents festzulegen. Abbildung C-8 zeigt einen möglichen Zuordnungsraster: X X X X X X Anreize für Kunden setzen X Auftretende Probleme besprechen/Kundenverständnis fördern X Abb. C-8: Zusammenhang zwischen konkreten Veranstaltungszielen und strategischen Zielen des Marketing mit Kundenevents 55 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents In der Folge interessiert, welche Ziele mit sachlichen und emotionalen Kundeneventinhalten in der Praxis tatsächlich verfolgt werden. Das Resultat der schriftlichen Umfrage zeigt Abbildung C-9: Wahrnehmung der Unternehmung fördern Kontakte zwischen Firma und Kunden ermöglichen Kunden emotional ansprechen Dem Kunden etwas zusätzliches geben Kontakte der Kunden untereinander fördern Interesse am Kunden signalisieren Unternehmen kümmert sich um seine Kunden Anreize für Kunden setzen Kundentreue belohnen Kunden aktivieren und interessieren Kundenverständnis fördern Kundeninformationen erhalten Über neue Leistungen informieren Bekanntheit bestehender Leistungen steigern Know-how vermitteln/weiterbilden Den Kunden beraten Den fachlichen Dialog fördern Über Trends/Entwicklungen informieren 0% 20% Social-/Freizeitevent 40% 60% 80% 100% Fachveranstaltung Abb. C-9: Ziele von Fachveranstaltungen und Social-/Freizeitevents im Vergleich113 Mit Fachveranstaltungen verfolgen Unternehmen – neben dem Ziel, persönliche Kontakte zwischen Unternehmen und Kunden zu ermöglichen (95 Prozent) – vor allem Zielsetzungen, die der Kundeninformation und dem Wissensaustausch dienen. Über neue Leistungen informieren (86 Prozent), den fachlichen Dialog fördern (85 Prozent), über allgemeine Trends und Entwicklungen informieren (83 Prozent), Know-how vermitteln und weiterbilden (83 Prozent), Kundeninformationen erhalten (70 Prozent) sowie den 113 Basis: n = 109 (Fachveranstaltung), n = 67 (Social- und Freizeitevent), Ratingskala von 1 bis 5, Pro- zentzahlen beziehen sich auf die Skala-Positionen 4 (wichtiges Ziel) und 5 (sehr wichtiges Ziel). 56 Kunden beraten (66 Prozent) sind von den meisten Unternehmen als wichtig bis sehr wichtig eingestufte Zielsetzungen. Doch es werden auch Ziele mit akquisitorischem oder bindendem Inhalt verfolgt. Beispielsweise werden die Zielsetzungen „Unternehmen kümmert sich um seine Kunden“, „Interesse am Kunden signalisieren“ und „Kunden aktivieren und interessieren“ von etwa Dreiviertel der befragten Experten als wichtig bis sehr wichtig angesehen. Schliesslich ist es auch für die Mehrzahl der befragten Firmen wichtig, mit Hilfe von Fachveranstaltungen die Wahrnehmung der Unternehmung (und ihrer Leistungen) zu fördern. Die Resultate für Social-/Freizeitevents verdeutlichen, dass emotionale Inhalte – neben den Zielen, mit den Kunden in persönlichen Kontakt zu treten (94 Prozent) und sie emotional anzusprechen (87 Prozent) – vor allem zur Kundenpflege eingesetzt werden. So möchten fast alle der befragten Unternehmen mit solchen Veranstaltungen sich als Unternehmen zeigen, das sich um seine Kunden kümmert (91 Prozent), ihr Interesse am Kunden signalisieren (88 Prozent), den Kunden etwas zusätzliches geben (79 Prozent) sowie Kunden belohnen (75 Prozent). Ebenfalls wichtig für viele Unternehmen ist das Gewinnen von Kundeninformationen. Es ist somit anzunehmen, dass – obwohl an solchen Veranstaltungen das Geschäftliche eigentlich keinen Platz hat – durch das zwanglose Zusammensein relevante Bedürfnisse und Hinweise von Kunden besonders gut zum Vorschein kommen. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 4 57 Kunden analysieren und Zielgruppen identifizieren Kundenevents müssen zielgruppenspezifisch gestaltet und durchgeführt werden. Dabei ist zu beachten, dass dem Anbieter von komplexen, erklärungsbedürftigen Leistungen normalerweise Organisationen als Kunden gegenüberstehen. Deshalb müssen die Zielgruppen in einem zweistufigen Prozess bestimmt werden. In der ersten Stufe (Makrosegmentierung) sind die Unternehmen, die für den Anbieter als Kunden interessant und wichtig sind, zu identifizieren. In der zweiten Stufe (Mikrosegmentierung) müssen innerhalb der ausgewählten Unternehmen die wichtigen Organisationsangehörigen (Mitglieder von Gremien) ermittelt werden. Diese lassen sich für mehrere Unternehmen zu Clustern zusammenfassen und können dann zielgruppenspezifisch durch Kundenevents bearbeitet werden. 4.1 Kundenanalyse (Makrosegmentierung) In heutigen Unternehmen gilt die Kundenorientierung als oberste Handlungsmaxime: Die Beziehung zu den einzelnen Kunden wird in den Mittelpunkt unternehmerischen Handelns gestellt. Dabei wird oft vergessen, dass auf Kunden ausgerichtete Massnahmen kostspielig sind und sich entsprechend auf den Unternehmenserfolg auswirken.114 Deshalb lohnt es sich, aufwendige Massnahmen auf interessante und wichtige Kunden zu beschränken. Das ökonomische Gebot heisst, einzelne Kunden zu bewerten, um so die knappen Mittel effizient einzusetzen. Dies gilt auch für das Marketing mit Kundenevents. Deshalb rückt auch hier die Kundenselektion in den Mittelpunkt. Dies verdeutlicht der folgende Experte: „Für Kundenvevents ist eine gezielte Kundenselektion entscheidend. Deshalb werden (potenzielle) Kunden in A/B/C Kunden klassifiziert. So kann beispielsweise gewährleistet werden, dass zu engen und exklusiven Top Events nur Vertreter von sehr ausgewählten Kundenunternehmen (A-Kunden) eingeladen werden. Kunden sind somit nicht gleich Kunden.“115 114 Vgl. Shapiro/Rangan/Moriarty/Ross (1987) S. 101 ff. 115 Expertengespräch: Billeter (17/05/2000), Siemens Business Solutions (Schweiz) AG, Zürich-Kloten. 58 4.1.1 Bewertungsgrösse Kundenwert Der Kundenwert verkörpert die Bedeutung des Kunden für das Unternehmen. Er ist allgemein formuliert der quantifizierbare Nutzen, den das Unternehmen durch den Kunden gewinnt.116 Er setzt sich aus dessen Markt- und Ressourcenpotenzial zusammen (siehe Abbildung C-10):117 Ressourcenpotenzial des Kunden Marktpotenzial des Kunden Ertragspotenzial Entwicklungspotenzial Cross-Selling-Potenzial Loyalitätspotenzial Kundenwert Referenzpotenzial Informations- und Innovationspotenzial Synergiepotenzial Verbundpotenzial Abb. C-10: Bestimmungsfaktoren des Kundenwerts118 Das Marktpotenzial Das Marktpotenzial beschreibt den gegenwärtigen und zukünftigen Verkaufserfolg, den ein Kunde im Rahmen seiner Geschäftsbeziehung dem Unternehmen verschafft. Es setzt sich zusammen aus Ertrags-, Entwicklungs-, Cross-Selling- und Loyalitätspotenzial.119 Grundlage für das Ertragspotenzial sind die dem Marketing und Rechnungswesen als monetäre Grössen vorliegenden Daten.120 Diese helfen, den heutigen Kundenumsatz und -ertrag zu quantifizieren. Hier ist es aber oft schwierig, die Kundenrentabilität richtig abzuschätzen, müssen dazu doch verschiedene Kostentreiber wie Anzahl Bestellungen, Verkaufsbesuche, Schulung, Auftragsabwicklung berücksichtigt werden. Diesbezügliche Anstrengungen sind aber wichtig, wenn man bedenkt, dass umsatzstarke Kunden nicht unbedingt auch rentabel sind. Das Entwicklungspotenzial kann auf Grundlage des momentanen Lieferanteils („share of wallet“), des erwarteten Kundenwachstums sowie der 116 Rudolf-Sipötz/Tomczak (2001) S. 8., ähnlich auch: Plinke (1989) S. 316.; Rieker (1995) S. 57-61; Schleuning (1997) S. 152 f. 117 Vgl. Rudolf-Sipötz/Tomczak (2001) S. 8. 118 In Anlehnung an: Rudolf-Sipötz/Tomczak (2001) S. 18. 119 Vgl. Rudolf-Sipötz/Tomczak (2001) S. 18 ff. 120 Vgl. Köhler (1998a) S. 332. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 59 Intensität und Frequenz der bestehenden Geschäftstätigkeit geschätzt werden. Der momentane Lieferanteil zeigt zusätzliche Umsatzmöglichkeiten und Cross-SellingPotenziale.121 Das geschätzte zukünftige Kundenwachstum gibt Hinweise auf die zu erwartende Bedarfsentwicklung beim Kunden. Schliesslich kann die Analyse von Frequenz einer Geschäftsbeziehung und Zeitpunkt der letzten Geschäftsabwicklung helfen, „schlafende“ Kunden zu identifizieren. Ob solche zukünftigen Geschäfte mit einem Kunden überhaupt möglich sind, hängt aber von seinem Loyalitätspotenzial ab, das mit Hilfe von Indikatoren wie Kundenzufriedenheit, Abhängigkeitsgrad, Dauer der Beziehung, Wiederkaufrate geschätzt werden kann. Das Ressourcenpotenzial Kunden können neben gegenwärtigen und zukünftigen direkten Beiträgen auch indirekt auf den Unternehmenserfolg wirken. Die dabei möglichen Beiträge wie Referenz-, Informations- und Innovationspotenziale sowie Synergie- und Verbundswirkungen werden unter dem Begriff Ressourcenpotenzial zusammengefasst.122 Die Fähigkeit, neue Kunden aufgrund von Referenzen zu gewinnen, ist nicht nur im Investitionsgütermarketing relevant,123 sondern spielt auch im Dienstleistungsbereich eine wichtige Rolle. Solche Weiterempfehlungen sind eine Form der direkten, verbalen Kommunikation zwischen Personen, bei der gemachte Erfahrungen mit einem Anbieter und dessen Angebotsleistungen ausgetauscht werden.124 Das Referenzpotenzial eines Kunden wird dabei hauptsächlich bestimmt durch seine Stellung im Markt und sein Weiterempfehlungsverhalten. Das Informations- und Innovationspotenzial umfasst alle für das Unternehmen verwertbaren Informationen, die diesem durch den Kunden zufliessen. Dabei reicht die Informationsbreite von Beschwerden über Leistungsverbesserungsvorschläge und Kundenanregungen bis hin zur Kundenintegration in Entwicklungs- und Innovationsprozesse.125 Zum Synergiepotenzial gehören sämtliche Wertsteigerungspotenziale, die durch eine verstärkte Integration der Wertschöpfungsketten von Anbieter und Nachfrager realisiert werden können. Dies kann vor allem für die Bereiche F&E, Fertigung, Logistik, 121 Vgl. Dittrich (2000) S. 123. 122 Vgl. Rudolf-Sipötz/Tomczak (2000) S. 30 ff. 123 Vgl. Plinke(1989) S. 317. 124 Vgl. Backhaus (1999) S. 38. 125 Vgl. Schleuning (1994) S. 161. 60 Organisation und Marketing Relevanz haben.126 Das Verbundpotential eines Kunden umfasst alle Verbundwirkungen im Kundenstamm, in denen der Kunde aktiv oder passiv Wechselwirkungen auslösen kann. Ein wesentlicher Indikator für ein hohes Verbundpotenzial ist das Charakteristikum eines Kunden, für das Unternehmen Schlüsselkunde zu sein. Dadurch ist eine relativ hohe Abhängigkeit für das Unternehmen gegeben, so dass sich Änderungen aus dieser Beziehung (z.B. durch eine veränderte Bedürfnisstruktur) in hohem Ausmass auf den Unternehmenserfolg auswirken können.127 4.1.2 Das Kundeportfolio Mit Hilfe von Umsatz- und Rentabilitätsanalysen können Unternehmen erste wichtige Hinweise über die Struktur ihrer (potenziellen) Kunden erhalten und diese in Kategorien einteilen, wie beispielsweise A = Schlüsselkunden, B = gute Kunden und C = eher uninteressante Kleinkunden (ABC-Analyse). Meistens reicht jedoch ein einzelnes Kriterium nicht aus, um die „richtigen“ Kunden zu identifizieren. Oft erhält man erst durch die Kombination unterschiedlicher Kriterien einen verdichteten Aussagewert. Deshalb werden zur Kundenbeurteilung heute von verschiedenen Unternehmen herkömmliche ABCAnalysen beispielsweise mit Kundenportfolio-Analysen ergänzt.128 Ein Beispiel für ein solches Kundenportfolio zeigt Abbildung C-11. Die Kundenattraktivität wird dabei durch verschiedene Kundenpotenziale bestimmt und berücksichtigt sowohl Markt- als auch Ressourcengrössen. Zur Bestimmung der Dimension Eigene Position beim Kunden können neben quantitativen Grössen wie Lieferanteil (share-of-wallet) auch qualitative Grössen wie eigenes Produkt- und Firmenimage beim Kunden, Dauer und Kontinuität der Geschäftsbeziehung, Kundenzufriedenheit und Qualität der vorhandenen persönlichen Beziehungen berücksichtigt werden.129 Einzelne Kriterien (im Beispiel tatsächlich realisierter Umsatz und Umsatzpotenzial) können durch die Grösse des jeweils eingezeichneten Kreises im Portfolio verdeutlicht werden. 126 Vgl. Dittrich (2000) S. 122. 127 Vgl. Rudolf-Sipötz/Tomczak (2001) S. 48. 128 Vgl. Belz (1998b) S. 49. 129 Vgl. Dittrich (2000) S. 128. 61 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents Kundenattraktivität III II I V IV Eigener Umsatzanteil hoch Umsatzpotenzial mittel VI gering schwach mittel stark Eigene Position beim Kunden Abb. C-11: Das Kundenportfolio130 Für das Marketing mit Kundenevents können dank des Kundenportfolios Normstrategien abgeleitet werden. So lohnt es sich, bei Entwicklungskunden (Feld III) Kundeneventaktivitäten zu intensivieren, bei Starkunden (Feld I und II) bestehende Aktivitäten beizubehalten oder weiter auszubauen, bei Abschöpfungskunden (Feld V und VI) und Perspektivekunden (Feld IV) bestehende Aktivitäten beizubehalten und für Mitnahme- und Verzichtkunden (unschraffierte Flächen) Aktivitäten zu beschränken. Die Aussagekraft solcher Analysen sollte jedoch nicht überbewertet werden. Auch wenn Kundenportfolios dem Unternehmen wichtige Hinweise zur Kundenstruktur geben können, ist das alleinige Abstützen von Entscheiden auf solche Analysen sicher nicht zielführend. Der Grund dafür liegt darin, dass ein exaktes Erfassen der beiden Dimensionen meist nicht möglich ist. Beispielsweise können zukünftige Entwicklungen nur unsicher abgeschätzt werden. Zudem müssen die einzelnen Kundenpotenziale überhaupt erfasst, gemessen und bewertet werden können. So ist insbesondere die Attraktivität potenzieller Kunden wegen oft fehlender Informationen schwierig zu beurteilen. Vorgeschlagene 130 In Anlehnung an Köhler (1998a) S. 346. 62 Normstrategien sind deshalb vorsichtig einzusetzen. Es kann beispielsweise geschehen, dass ein Kunde, der für ein Unternehmen als wenig attraktiv angesehen wird, in Wirklichkeit ein wichtiger Meinungsführer im Markt ist. Immerhin deckt sich aber der Vorschlag, in Entwicklungskunden zu investieren mit Erfahrungen aus der Praxis: Häufig liegen in diesem Bereich besondere Chancen.131 4.2 Zielgruppenidentifikation (Mikrosegmentierung) Sind die für das Marketing mit Kundenevents wichtigen Unternehmen lokalisiert, werden in einem zweiten Schritt unterschiedliche Unternehmensvertreter bestimmt, um zielgruppenspezifische Strategien entwerfen zu können. Diese Identifizierung und Charakterisierung der einzelnen dem Kundengremium (Buying Center) angehörenden Personen ist für ausgerichtete und differenzierte Beeinflussungsstrategien von zentraler Bedeutung. Folgende Aussage verdeutlicht dies: „For example, a purchasing manager looks at computer purchases in terms of quantity prices and bid proposal. The CFO is concerned with depreciation and return-oninvestment (ROI). The information manager is concerned with connectivity and ease of upgrade. The president may be more concerned with long-term planning and how a computer system can accommodate his or her plans for expansion and acquisition. But they each have a keen interest in a computer system.“132 Gemäss dem Buying-Center-Konzept lassen sich die Mitglieder von Gremien in die Rollen Nutzer (user), Einkäufer (buyer), Beeinflusser (influencer), Entscheidungsträger (decider) und Informationsselektierer (gate keeper) einteilen (Abbildung C-12):133 131 Vgl. Belz (1999b) S. 136. 132 De Bonis (1997) S. 176. 133 Vgl. Webster/Wind (1972) S. 77; Diller (1992) S. 138. 63 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents Rolle im Kundengremium (Buying Center) Nutzer Mögliche Beispiele Nutzer sind Personen, welche die zu beschaffenden Produkte und Dienstleistungen verwenden. Maschinenbediener Einkäufer Einkäufer sind Personen, denen es obliegt, Kaufverträge vorzubereiten und abzuschliessen. Mitglieder der Einkaufsabteilung Beeinflusser Beeinflusser wirken auf den Beschaffungsprozess ein, indem sie relevante Informationen einbringen oder bei der Festlegung von Mindestanforderungen mitwirken. Spezialisten Entscheider Informationsselektierer EDV-Benützer Produktionsleiter Fachexperten Externe (Berater, Fachjournalisten, Angehörige) Entscheider können aufgrund ihrer (formalen oder informalen) Machtposition über die Auswahl aus vorliegenden (und im Beschaffungsprozess geprüften) Angeboten entscheiden. CEOs Informationsselektierer beeinflussen den Informationsfluss in das Buying Center und den Informationsaustausch zwischen den verschiedenen Buying-Center-Mitgliedern. Geschäftsleitungsassistenten Geschäftsführer General Management Sparten Management Mitglieder der Einkaufsabteilung Abb. C-12: Unterschiedliche Rollen der Mitglieder eines Kundengremiums134 Dabei ist zu beachten, dass mehrere Personen die gleiche Rolle wahrnehmen können, eine Person aber auch mehrere Rollen innehaben kann.135 Beispielsweise können mehrere Personen als Beeinflusser auftreten oder eine Person kann die Rolle des Nutzers und die des Beeinflussers ausüben. Solche Gegebenheiten erschweren die Identifikation der einzelnen Rollenträger. Zudem sind die in einem Buying-Center zur Entscheidungsfindung relevanten Abläufe meist schlecht kontrollierbar, setzen sich diese doch beispielsweise aus Sitzungen, bilateralen Gesprächen, individueller Informationssuche zusammen und können sich über eine lange Zeitdauer erstrecken.136 Das Marketing mit Kundenevents bietet 134 In Anlehnung an Webster/Wind (1972) S. 78 ff., Kuss (1990) S. 27. 135 Vgl. Webster/Wind (1972) S. 77. 136 Vgl. Belz (1999b) S. 254. 64 hier die Chance, durch regelmässig veranstaltete Anlässe für unterschiedliche Mitglieder von Organisationen kontinuierlich zu informieren, zu beraten und zu pflegen. Vermutlich sehen Unternehmen aus den untersuchten Branchen diese Chance und bearbeiten deshalb unterschiedliche Zielgruppen mit Kundenanlässen. 84 Prozent der Experten geben an, drei oder mehr Zielgruppen zu bearbeiten (siehe Abbildung C-13): Anzahl Zielgruppen 1 2 3 4 5 6 Prozent der Befragten 4% 12% 24% 28% 24% 8% Abb. C-13: Prozentuale Verteilung der Anzahl der bearbeiteten Zielgruppen137 Die Frage, welche Zielgruppen für Unternehmen wichtig sind, lässt sich nicht pauschal beantworten, bestehen doch zwischen den untersuchten Branchen beträchtliche Unterschiede. Es fällt aber auf, dass fast alle der befragten Unternehmen neben aktuellen auch potenzielle Kunden mit dem Marketing mit Kundenevents bearbeiten. Die Untersuchungsergebnisse sind im folgenden branchenspezifisch aufgeschlüsselt wiedergegeben (Abbildung C-14): Zielgruppen ø MA STA TEL IT BA/VE BE 85% 39% 88% Spezialisten/Mittleres Kader 80% 91% 100% 80% CEOs/Geschäftsführer 78% 67% 44% 80% 100% 78% 100% General-/Spartenmanagement 74% 79% 56% 80% 90% 56% 88% Produktnutzer/Anwender 46% 64% 94% 53% 55% 11% - Einkäufer 38% 52% 78% 27% 35% - - Handel/Vertreter/Absatzmittler 34% 49% 39% 53% 30% 33% - Wichtige Privatpersonen - - - - - 89% - Breitere Masse - - - - - 39% - 93% 95% 100% 100% Neben aktuellen auch potenzielle Kunden 82% 100% 90% Legende: ø: Durchschnitt; MA = Maschinen; STA = Technische Standardprodukte; TEL = Telekommunikation; IT = Informationstechnologien; BA/VE = Banken/Versicherungen; BE = Beratung Abb. C-14: Zielgruppen von Kundenevents in der Praxis im Vergleich138 137 Basis: n = 111. 138 Basis: Anteil der Nennungen im Verhältnis zum n der jeweiligen Branche (nMA=52; nSTA=21; nTEL=15; nIT=20; nBA/VE=18; nBE=8). C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 65 Trotz offensichtlichen Unterschieden zwischen den einzelnen Branchen fällt auf, dass das Hauptaugenmerk vorwiegend auf den Entscheidern und Beeinflussern liegt. Branchenspezifisch werden nämlich als Zielgruppen von Kundenveranstaltungen Spezialisten/ Mittleres Kader von 80 bis 100 Prozent (Ausnahme Banken/Versicherungen: 39 Prozent), CEOs/Geschäftsführer von 67 bis 100 Prozent (Ausnahme technische Standardprodukte: 44 Prozent) und das General-/Spartenmanagement von 56 bis 90 Prozent der befragten Firmen berücksichtigt. Im Produkt- und Anlagegeschäft sind auch Produktnutzer und Anwender eine wichtige Zielgruppe des Marketing mit Kundenevents. Einkäufer spielen insbesondere für Anbieter von technischen Standardprodukten eine wichtig Rolle, Handel und Absatzmittler für Hersteller von Maschinen und Telekommunikation. Schliesslich ist das Marketing mit Kundenevents von Banken und Versicherungen grösstenteils auf wichtige Privatpersonen (89 Prozent) und CEOs/Geschäftsführer (78 Prozent) ausgerichtet. 5 Das Marketing mit Kundenevents konfigurieren 5.1 Strategische Gestaltungsebenen und -optionen im Überblick Das Marketing mit Kundenevents ist vielschichtig. Je nach Zielsetzungen, spezifischen Marktsituationen, besonderen Kundenbedürfnissen, unterschiedlichen Zielgruppen oder eigenen Überzeugungen lässt es sich auf unterschiedlichste Art und Weise gestalten und konfigurieren. Deshalb wird hier vorgeschlagen, mit Hilfe der fünf Gestaltungsebenen Substanz, Breite und Tiefe, Intensität, Kontinuität und Inszenierung unterschiedliche Gestaltungsoptionen aufzuzeigen. Zudem kann durch die Kombination dieser Gestaltungsbausteine versucht werden, in der Praxis existierende Konfigurationen und deren Verbreitung zu identifizieren. Abbildung C-15 zeigt die fünf Gestaltungsebenen mit den dazugehörigen Gestaltungsoptionen in einer Übersicht: 66 Substanz Sachliches Marketing mit Kundenevents Breites Marketing mit Kundenevents Breite und Tiefe Häufiges Marketing mit Kundenevents Intensität Traditionsreiches Marketing mit Kundenevents Kontinuität Einmaliges Marketing mit Kundenevents Inszenierung Emotionales Marketing mit Kundenevents Tiefes Marketing mit Kundenevents Sporadisches Marketing mit Kundenevents Innovatives Marketing mit Kundenevents Gewöhnliches Marketing mit Kundenevents Abb. C-15: Strategische Gestaltungsebenen und -optionen des Marketing mit Kundenevents 5.2 Gestaltungsebene Substanz 5.2.1 Komplexität und Beziehungen als Basis Ein wichtiger Erfolgsfaktor im Marketing für Anbieter von erklärungsbedürftigen Produkten und Dienstleistungen ist, die angebotenen komplexen Leistungen den Kunden umfassend zu erklären. Durch die Komplexität der angebotenen Leistungen entstehen beim Nachfrager nämlich fehlende Know-how Kapazitäten und Know-how Defizite. Diese bewirken einen wachsenden Bedarf nach Informationen und unterstützenden Dienstleistungen. Deshalb ist es für Unternehmen wichtig, sich im Marketing mit Kundenevents immer an der Komplexität der eigenen Leistungen zu orientieren. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 67 Das Komplexitätsportfolio Allgemein bezeichnet Komplexität den höchsten Grad der Problematik von Verstehen, Nutzen und Handhabung einer Leistung.139 Für das Marketing mit Kundenevents lassen sich die drei folgenden relevanten Arten von Komplexitäten anführen:140 Die Anwendungs- und Einsatzkomplexität beruht auf Anzahl und Vielfalt verschiedener Verwendungsmöglichkeiten einer Leistung. Vom Kunden können Leistungen, die sich durch vielfältige und komplizierte Anwendungs- und Einsatzmöglichkeiten auszeichnen, nur dann vollständig verstanden und optimal genutzt werden, wenn alle Einsatzmöglichkeiten und -bedingungen kommuniziert worden sind. Deshalb müssen Anbieter anwendungs- und einsatzkomplexer Leistungen auf den Kundenprozess Einfluss nehmen, also Kunden frühzeitig informieren und qualifizieren. Die Bedienungs- und Nutzungskomplexität umfasst die bei der Bedienung und Nutzung einer spezifischen Leistung auftretenden Herausforderungen während der gesamten Einsatzdauer. Mit zunehmender Bedienungs- und Nutzungskomplexität steigt der Wissensbedarf des Kunden. Damit wächst auch sein Schulungsbedarf, da ein fachgerechter Einsatz ohne Kundenqualifizierung nicht möglich ist. Die Integrationskomplexität, welche als Sonderfall der zwei erstgenannten Komplexitätsarten angesehen werden kann, spielt vor allem im Technologiemarketing und Systemgeschäft eine wichtige Rolle.141 Die Beschaffung komplexer Technologien verlangt nämlich nach umfassenden Aktivitäten zur Integration neuer Leistungen in bestehende Unternehmensprozesse und Fertigungsabläufe. Für Abnehmer von solchen Leistungen ist deshalb neben der allgemeinen Zuverlässigkeit vor allem die Integrationsfähigkeit neuer Leistungen entscheidend, können dadurch doch vorhandene Werte beim Kunden erhalten werden.142 Anbieter von erklärungsbedürftigen Leistungen sind je nach Leistungsangebot mit einer oder mehreren Arten von Komplexität konfrontiert. Abbildung C-16 zeigt eine mögliche Zuordnung: 139 Vgl. Schlömer (1997) S. 99. 140 In Anlehnung an: Schlömer (1997) S. 100 ff. 141 Vgl. Baaken/Simon (1987) S. 4. 142 Vgl. Bieker (1995) S. 192. 68 Anwendungs- und Einsatzkomplexität hoch Feld II Feld IV Anlagen Systeme Technische Standardprodukte Dienstleistungen Maschinen Komponenten tief Feld III Feld I tief Bedienungs- und Nutzungskomplexität hoch Abb. C-16: Das Komplexitätsportfolio143 Leistungen mit relativ einfacher Anwendung und wenig erklärungsbedürftigen Einsatzmöglichkeiten sowie unkomplizierter Bedienung in der Nutzung (Feld I) bedürfen einer geringen Erklärung. Dem Kunden ist durch die Produktcharakteristika von vornherein klar, wo Einsatz- und Anwendungsgebiete liegen und er wird mit keinen besonderen Herausforderungen in der Bedienung konfrontiert. Komponenten und einfache Standardprodukte, die keine direkten Informations- und Schulungsaufgaben durch den Anbieter verlangen, sind diesem Feld zuzuordnen. Produkte wie beispielsweise multifunktionale Telekommunikationssysteme oder komplizierte technische Standardprodukte zeichnen sich ebenfalls durch eine geringe Bedienungs- und Nutzungsproblematik aus, können aber eine hohe Anwendungs- und Einsatzkomplexität aufweisen (Feld II). Solche Produkte müssen bezüglich ihrer Einsatzpotentiale und -möglichkeiten erklärt werden. Zudem müssen die durch ihren Einsatz erzielbaren Vorteile und ihr Leistungsnutzen aufgezeigt werden. 143 In Anlehnung an: Schlömer (1997) S. 105. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 69 Leistungen können hinsichtlich ihrer Anwendung und Einsatzmöglichkeit auch unproblematisch sein, dafür aber über eine gewisse Bedienungs- und Nutzungskomplexität verfügen (Feld III). Sie verlangen deshalb nach umfassender Schulung und Ausbildung der Betreiber in der Nachkaufphase. Beispielsweise sind wenig spezialisierte Maschinen diesem Feld zuzuordnen. Schliesslich steigt mit zunehmender Individualisierung einer Leistung die allgemeine Komplexität derselben an.144 Dies betrifft sowohl die Anwendungs- und Einsatzkomplexität als auch die Bedienungs- und Nutzungskomplexität (Feld IV). Deshalb erfordern Anlagen, komplizierte Maschinen oder Systeme eine umfassende Betreuung und Schulung durch den Anbieter. Dabei sind Erklärungsleistungen über Anwendungs- und Einsatzmöglichkeiten und Bedienungs- und Nutzungshilfen wichtig. Dienstleistungen sind schwierig zuzuordnen. Sie können abhängig von ihren Charakteristika unterschiedliche Felder besetzen. Beispielsweise müssen Beratungsunternehmen Kunden von ihrer Lösungskompetenz für unternehmerische Problemstellungen überzeugen (Feld II), hochstehende Sicherheitskonzepte sind mit Kunden zu entwickeln (Feld IV) oder Banken erklären neue E-Banking Anwendungen (Feld III). Wichtiges Beziehungsmanagement Geschäfte sind Transaktionen von Mensch zu Mensch. Deren Basis und Erfolg ist zu einem grossen Teil abhängig von der persönlichen Beziehung. Beziehungen steuern somit das Geschäft.145 Deshalb kann man feststellen, dass als Folge immer vergleichbarerer Leistungen und kürzer werdender Zeitvorsprünge im Technologiebereich die Wettbewerbsvorteile vermehrt auf der Kundenbeziehungsebene gesucht und geschaffen werden müssen.146 Dabei können Beziehungen insbesondere auch für neue Geschäfte wichtig sein. So spielen zum Beispiel in reifen Industriegütermärkten emotionale Erfahrungen im Vorfeld der Kaufentscheidung eine wichtige Rolle.147 Das Management von Geschäftsbeziehungen gewinnt daher immer mehr an Bedeutung und muss im gesamten Kundenprozess eingesetzt werden. 144 Vgl. Belz/Schuh/Groos/Reinecke (1997) S. 39. 145 Vgl. Petersen (1996) S. 27. 146 Expertengespräch: Spiess (15/11/2000), Zürich Versicherungsgesellschaft, Opfikon-Glattbrugg. 147 Vgl. Rüegg-Stürm/Lüthi (1998) S. 154. 70 Beziehungen und Sachleistungen hängen eng zusammen. Beziehungen spielen in komplexen Verkaufs- und Kaufsituationen und in Projekten eine wichtige Rolle, da sie Vertrauen schaffen und dem Kunden einen indirekten Zugang zu einer komplexen und Know-how intensiven Sachleistung ermöglichen.148 Für Führungskräfte von Unternehmen sind Beziehungen oft das einzig funktionierende Frühwarnsystem, reagieren sie doch sensibler und früher auf neue Chancen und Gefahren.149 Deshalb muss die Forderung für das Marketing und die Kommunikation von Unternehmen lauten: Aufbau und Implementierung aktiver, wirksamer und glaubwürdiger Beziehungsmarketing-Instrumente innerhalb des sich weiter entwickelnden Marketing-Mix.150 Professionelles Beziehungsmanagement schafft Kunden- und Anbietervorteile. Abbildung C-17 gibt dazu mögliche Hinweise: Vorteile für Kunden Höhere Entscheidungssicherheit durch „Bekanntes“ Leistungsvorteile (Zeit/Qualität/Individualisierung/Innovation) Konditionenvorteile Interne Profilierung von Führungskräften durch Beziehungen Gegenleistungen für vergangene oder zukünftige Dienste ausserhalb des Geschäfts Vorteile für Anbieter Kundennähe und Informationsvorteile Korrekturchancen durch zusätzliche Interaktion Akquisitionswirkung Aufnahme im „evoket set“ von Entscheidungspersonen und Beeinflussern Durchbrechen eingespielter Zulassungsvoraussetzungen von Unternehmen Beeinflussung von Machtkonstellationen ausserhalb formalisierter Entscheidungsprozesse „Persönliche Differenzierung“ auswechselbarer Leistungen Abb. C-17: Vorteile von Geschäftsbeziehungen151 148 Vgl. Belz (1998b) S. 19 ff. 149 Vgl. Belz (1995b) S. 144. 150 Vgl. Petersen (1996) S. 27. 151 Belz (1995b) S. 146. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 71 Direkte, interaktionsfähige Kontakte und die emotionale Stimmung spielen für die Stärke von Beziehungen eine zentrale Rolle.152 Bezogen auf das Marketing mit Kundenevents müssen Unternehmen deshalb prüfen, inwieweit unterschiedliche Veranstaltungen solche Kontakte und Stimmungen schaffen können. Dadurch kann das Beziehungsmanagement, welches zu den wichtigen Personen der Anspruchsgruppen einer Unternehmung persönliche Beziehungen knüpft, pflegt und erfolgswirksam nutzt,153 unterstützt werden. 5.2.2 Das Leistungssystem des Marketing mit Kundenevents Allgemein ist die Grundidee eines Leistungssystems, mögliche Querbeziehungen zwischen Leistungen einer Unternehmung oder eines Unternehmensverbundes herzustellen oder zu fördern und bisher getrennte Teilleistungen zusammenzufassen, so dass sich Optimierungsvorteile für Kunden und Unternehmung ergeben.154 Für das Marketing mit Kundenevents bedeutet dies, unterschiedliche sachliche und emotionale Kundeneventinhalte zu ordnen und aufeinander abzustimmen, so dass die daraus entstehende Konfiguration für Kunden und Unternehmen zu einer optimalen Bedürfnisbefriedigung führt. Mit einem solchen Systemgedanken kann ein sinnvolles Ganzes gebildet und eine Verzettelung und wahllose Anhäufung von Angeboten vermieden werden. Abbildung C-18 zeigt systematische Erweiterungsstufen ausgehend von der Kundeninformation bis hin zum emotionalen Profil und Kundenerlebnis. Mit den Stufen 2 bis 4 entfernt sich das Leistungssystem immer mehr von der eigenen Marktleistung und befriedigt dadurch umfassende Kundenbedürfnisse. 152 Vgl. Cotting (2000) S. 111. 153 Belz (1998b) S. 15. 154 Vgl. Belz (1991) S. 11. 72 4 Emotionales Profil und Kundenerlebnis 3 Demonstration von umfassender Kompetenz 2 Kundenqualifikation und Verknüpfen von Lernprozessen 1 Kundeninformation Informationsveranstaltungen, Produktpräsentationen, Hausmessen, Road Shows Schulungen, Kundenforen, Seminare und Workshops Kundenpräsentationen, Hintergrundinformationen, Aufzeigen von Partnerschaften, Symposien VIP Anlässe, Erlebnistage, Ausflüge, Besuch von Sportveranstaltungen, Wettbewerbe und Spiele, Treffen mit Persönlichkeiten und Stars Abb. C-18: Das Leistungssystem des Marketing mit Kundenevents155 Kundeninformation Im Zentrum des Leistungssystems für das Marketing mit Kundenevents stehen die angebotenen Produkte und/oder Dienstleistungen. Diese werden mit Hilfe von Kundenveranstaltungen den Kunden gezeigt, wobei insbesondere über Einsatz- und Nutzungsmöglichkeiten vertieft informiert wird. Ein solches auf den (einseitigen) Transfer von Informationen und Know-how ausgerichtetes Marketing mit Kundenevents erhöht den Kenntnisstand der eingeladenen Kunden und schafft dem Anbieter Bekanntheit. Beispiele für Veranstaltungen, die primär die Unternehmensleistungen zum Inhalt haben, sind Informationsanlässe, Produktpräsentationen, Hausmessen oder Road Shows. Zudem spielen oftmals Fachmessen für das Informieren von Kunden eine wichtige Rolle. Dies wird durch folgende Expertenaussage deutlich: 155 In Anlehnung an: Belz (1991) S. 12. 73 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents „Für uns sind wichtige Kundenveranstaltungen die Fachmessen. An solchen Anlässen können wir modernste und komplexe Technik den Besuchern einfach und verständlich näherbringen.“156 Somit kann die Stufe „Kundeninformation“ mithelfen, die aus der Komplexität der angebotenen Leistungen entstehenden Kundenbedürfnisse nach Informationen und Erklärungen zu befriedigen. Da den Anbietern von komplexen Leistungen auf der Kundenseite meist Gremien gegenüberstehen, empfiehlt es sich, die Informationsinhalte auf die Bedürfnisse der unterschiedlichen Rollenträger auszurichten (siehe Abbildung C-19): Informationen über Neuheiten und Verbesserungen NU BE EI IN X X X X Technische Informationen und Beratung Best-Practice Informationen X X X EN X X Informationen und Hilfen für strategische Entscheide X Legende: NU = Nutzer; BE = Beeinflusser; EI = Einkäufer; IN = Informationsselektierer; EN =Entscheider Abb. C-19: Mögliche Informationsbedürfnisse unterschiedlicher Rollenträger Kundenqualifikation und Verknüpfung von Lernprozessen Die zweite Stufe verfolgt das Ziel, die Kunden für die Leistungen zu qualifizieren und gegenseitig von Erfahrungen zu profitieren. Da der gegenseitige Erfahrungs- und Wissensaustausch im Mittelpunkt steht, können Lernprozesse von Kunden und Unternehmen verknüpft werden. Interaktive Veranstaltungen wie Kundenschulungen, Workshops und Lead-User Veranstaltungen schaffen dabei den Rahmen, um einen solchen wechselseitigen Austausch bestmöglich zu erlauben. Es ist wichtig, zwischen Lernangeboten für Entscheider oder Experten und solchen für Nutzer zu unterscheiden. Lernangebote für Nutzer sollen primär durch den gegenseitigen Austausch von Wissen die operativen Fragen bezüglich Maschinen, Software-Applikationen oder angebotenen Dienstleistungen klären, um dadurch die optimale Nutzung der Leistungen zu gewährleisten. Im Gegensatz dazu müssen Entscheider für wichtige strategische Fragen im Zusammenhang mit Problemlösungen geschult werden. Insbesondere spielen dabei Fragestellungen über Einsatzmöglichkeiten, Einsatzkapazitäten oder Inte- 156 Schriftliche Befragung: Schmid (2001), Ferag AG und WRH Marketing. 74 gration neuer Leistungen in bestehende Abläufe die zentrale Rolle. Wie solche Inhalte den Kunden angeboten werden können, zeigt die folgende Expertenaussage: „Die Labortechnik ist ein komplexes Fachgebiet. Deshalb spielen die im Rahmen des LabTalk® Programms angebotenen Fachseminare und Schulungen für das Marketing von Mettler-Toledo eine zentrale Rolle. Innerhalb solcher Programme spielen neben Fachinformationen vor allem Themen wie Qualitätssicherung, Qualitätsmanagement sowie Integration von Leistungen in bestehende Prozesse die zentrale Rolle. Mit Hilfe solcher Inhalte wird dem Kunden geholfen, seine Probleme schnell und umfassend zu lösen.“157 Demonstration von umfassender Kompetenz Der Anbieter kann mit Anlässen, deren Inhalte über das angebotene Leistungsspektrum des Unternehmens hinausgehen, seine umfassende Kompetenz für Kundenprobleme zeigen. Themen solcher Veranstaltungen sind zum Beispiel aktuelle Herausforderungen der Wirtschaft und Gesellschaft oder neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Lieferant und Abnehmer. Solche Inhalte können wichtige strategische Kundenentscheide unterstützen. Dies verdeutlicht die folgende Expertenaussage: „Durch Anlässe wie die „Konjunkturprognosen“ kann dem Kunden gezeigt werden, dass er Kunde einer Firma ist, die sich neben ihrem Kerngeschäft auch um andere wichtige Kundenbedürfnisse kümmert. Die Inhalte gehören zwar nicht zum eigentlichen Core Business, sind aber für die Kunden ein wichtiges und interessantes Zusatzangebot. Solche Events sind beispielsweise für die Strategieplanung der Kunden höchst relevant.“158 Emotionales Profil und Kundenerlebnis Die letzte Stufe fördert Beziehungen durch gemeinsames Erleben. Zudem sind Menschen für prestigebewirkende Angebote sehr offen. Beispielsweise sind viele Führungskräfte äusserst empfänglich, wenn sie als wichtige Menschen behandelt werden.159 Das Gewicht der Kundeneventinhalte liegt hier deshalb auf der emotionalen Ebene. Es stehen Unterhaltungs-, Identifikations- und Emotionswerte im Vordergrund. Solche schliessen Essen, 157 Expertengespräch: Tschumper (15/11/2000) Mettler-Toledo, Greifensee. 158 Expertengespräch: Lancini (01/11/2000), Credit Suisse, Zürich. 159 Belz (1995b) S. 102. 75 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents Einladungen zu Parties, Begleitungen zu Sport- und Kulturveranstaltungen sowie gemeinsame (dem Kunden bezahlte) Ferien ein.160 Aber nicht nur das Top-Management und weitere wichtige Personen möchten sich vergnügen. Auch Produktnutzer und Spezialisten schätzen Unterhaltung. Deshalb kann es sich lohnen, emotionale Inhalte auf allen Stufen der Kundenunternehmung einzubeziehen. Dies verdeutlicht der folgende Experte: „Hinsichtlich Kundeneventstrategien lassen sich zwei grundsätzliche Pole unterscheiden: Die Erlebnis-/Socialstrategie und die Fachstrategie. Die von uns gewählten Strategien für die bearbeiteten Zielgruppen liegen irgendwo dazwischen. Insbesondere wird versucht, auch für die Zielgruppe „Fachspezialisten und Underwriter“, wo der Schwerpunkt auf fachlichen Themen liegt, Unterhaltung und „Social-Events“ zu ermöglichen.“161 5.2.3 Hinweise zu unterschiedlichen Inhaltskonfigurationen in der Praxis Abbildung C-20 verdeutlicht, dass die Mehrzahl der Unternehmen ihren Inhaltsmix hauptsächlich mit fachlichen Inhalten dominieren: ∑ MA STA TEL IT BA/VE BE 56% 59% 75% 42% 58% 22% 75% 6% 6% - - 5% 17% 25% Mix ist etwa gleichmässig gemischt 34% 29% 23% 50% 37% 44% - Mix ist nicht generell zu beurteilen 4% 6% 2% 8% - 17% - Inhaltskonfigurationen Mix wird von fachlichen Inhalten dominiert Mix wird von emotionalen Inhalten dominiert Legende: MA = Maschinen; STA = Technische Standardprodukte; TEL = Telekommunikation; IT = Informationstechnologien; BA/VE = Banken/Versicherungen; BE = Beratung Abb. C-20: Unterschiedliche Inhaltskonfigurationen in der Praxis162 Insbesondere in den Branchen Maschinen (59 Prozent), technische Standardprodukte (75 Prozent), Informationstechnologien (58 Prozent) und Beratung (75 Prozent) nehmen fachliche Inhalte die dominante Rolle ein. In diesen Branchen werden demnach Kundenevents vor allem zum Informieren über eigene Leistungen sowie zur Qualifikation der Kunden eingesetzt. Auch für Banken und Versicherungen sowie für Anbieter von 160 Vgl. Hite/Bellizi (1987), S. 279. 161 Expertengespräch: Hug (03/11/2000), Swiss Re, Zürich. 162 Basis: n = 111. 76 Telekommunikationslösungen spielen fachliche Inhalte eine wichtige Rolle. In diesen Branchen wird aber von der Mehrzahl der Befragten den emotionalen Inhalten eine gleichberechtigte Stellung eingeräumt. Ein Eventmix, das durch Unterhaltungs-, Erlebnisund Socialevents dominiert wird, ist in fast allen befragten Branchen die Ausnahme. Lediglich im Banken- und Versicherungsbereich sowie in der Beratungsbranche wird der Inhaltsmix von einem grösseren Teil der befragten Experten in diesem Sinne beschrieben. Diese ersten Hinweise zur Konfiguration von Inhalten in der Praxis führen zur Frage, ob verschiedene Zielgruppen mit ähnlichen Inhalten bearbeitet werden oder ob sich unterschiedliche Schwerpunkte zeigen. Abbildung C-21 zeigt die entsprechenden Resultate: Inhalt (Substanz) CEO Mngmt Spez Eink Nutzer Mittler Private Masse Erlebnis und Unterhaltung 59% 56% 45% 46% 36% 54% 88% 42% Gegenseitiger Wissensaustausch 86% 88% 82% 41% 78% 57% 53% 0% Einseitige Informationsvermittlung 20% 42% 52% 56% 53% 66% 47% 57% Legende: CEO = CEOs/Geschäftsführer; Mngmt = General-/Spartenmanagement; Spez = Spezialisten/ Mittleres Kader; Eink = Einkäufer; Nutzer = Produktnutzer/Anwender; Mittler = Handel/Vertreter/Absatzmittler; Private = Wichtige Privatpersonen; Masse = Breitere Masse Abb. C-21: Zielgruppenspezifische Inhaltsschwerpunkte in der Praxis163 Es fällt auf, dass für CEOs/Geschäftsführer und für das General-/Spartenmanagement der gegenseitige Wissensaustausch sowie Erlebnis- und Unterhaltung die Schwerpunkte sind. Für Spezialisten und Nutzer hingegen spielt neben dem Wissensaustausch die einseitige Informationsvermittlung eine zentrale Rolle. Einkäufer und Absatzmittler werden etwa gleichgewichtig mit allen drei Inhalten bearbeitet. Für wichtige Privatkunden aus der Banken- und Versicherungsbranche dominieren meist Erlebnis und Unterhaltung den Inhaltsmix. Es ist aber beachtenswert, dass auch hier dem Know-how Austausch und der einseitigen Informationsvermittlung eine relativ hohe Relevanz beigemessen wird. Trotz diesen erkennbaren Schwerpunkten fällt auf, dass Erlebnis- und Unterhaltungsangebote nach Meinung einer beträchtlichen Anzahl von Experten bei allen Zielgruppen bedeutend sind. Insbesondere erstaunt, dass für gut einen Drittel Erlebnisinhalte für Anwender und Benutzer wichtig sind. Hier ist aber zu vermuten, dass nicht nur an Angebote wie Ausflüge oder Besuche von einmaligen Anlässen gedacht wird, sondern allgemein die 163 Basis: Ratingskala von 1 bis 5, Prozentzahlen beziehen sich auf die Skala-Positionen 4 (wichtiger In- halt) und 5 (sehr wichtiger Inhalt). 77 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents Bedeutung von emotionalen Angeboten wie Verpflegung, persönliche Kontakte, auffälliger Standbau betont wird. Folgende Praxisaussage stützt diese Vermutung: „Bei unseren Events nimmt Infotainment generell eine zentrale Rolle ein, sollen doch einerseits Informationen und Know-how vermittelt, andererseits aber auch Emotionen und soziale Kontakte ermöglicht werden. Unsere Events werden deshalb meistens als Abendanlässe veranstaltet, bei welchen der Informationsvermittlung ein ausgiebiger Aperitif folgt.“164 5.3 Gestaltungsebene Breite und Tiefe Kundenevents lassen sich breit oder tief gestalten. Breite Kundenevents sind Veranstaltungen für eine relativ grosse Anzahl von Kunden. Im Gegensatz dazu sind tiefe Anlässe durch einen kleinen Teilnehmerkreis und durch eine aktive Kundenintegration charakterisiert. Sie liegen daher oft nahe beim persönlichen Beratungsgespräch (siehe Abbildung C-22): Teilnahme an Messe Breites Kundenevent Tiefes Kundenevent Zielmarktkommunikation Persönliches Beratungsgespräch Kundenindividuelle Kommunikation Abb. C-22: Breite und tiefe Kundenevents positioniert zwischen Messeteilnahme und persönlichem Beratungsgespräch 164 Expertengespräch: Torrie (11/09/2000), Price Waterhouse Coopers, Basel. 78 Breites Marketing mit Kundenevents Da breite Veranstaltungen sich an eine grössere Teilnehmerzahl richten, weisen sie eine grössere Breitenwirkung auf. Sie verfügen deshalb über ein höheres Potenzial, den Bekanntheitsgrad und das Kundenwissen über das Unternehmen und seine Leistungen zu steigern. Durch ihre Grösse erlauben sie den Einsatz verschiedener Referenten, Experten, Beratern sowie Unternehmenspartnern, welche differenzierte Ansichten, Meinungen und Problemlösungen aufzeigen können. Deshalb kann den eingeladenen Kunden ein breites Spektrum von Informationen und Leistungen geboten werden. Teilnehmer an breiten Veranstaltungen verweilen aber nicht selten in der Rolle des passiven Beobachters und Informationsaufnehmers. Daher wird der mit dem Eventmarketing in Verbindung gebrachte und propagierte „direkte Dialog“ bei breiten Veranstaltungen oft eher in geringem Ausmass erreicht. Ein Beispiel für ein breites Event zeigt der folgende Fall: Wincor-Nixdorf: Hausmesse „Wincor World“ Jährlich findet im Februar am Hauptsitz von Wincor-Nixdorf in Paderborn (Deutschland) die Wincor World statt. Diese Product und Trend Show vermittelt neueste Informationen über Bankomatlösungen und zeigt zukünftige Trends auf. Mit ihren Schweizer Kunden flog Wincor-Nixdorf (Schweiz) AG in einem gecharterten Flugzeug für einen Tag nach Paderborn. Dabei hatten die Kunden die Möglichkeit, die an den verschiedenen Ständen präsentierten Wincor-Lösungen im Bereich Banking, Services/Consulting und Retail zu erleben sowie an einem interessanten Begleitprogramm mit Vorträgen teilzunehmen oder die Fabrikation zu besichtigen. Während des gesamten Tages wurden die Kunden gruppenweise durch Wincor-Nixdorf Mitarbeiter betreut. Die Wincor-World 2001 wurde als grosser Erfolg bewertet, konnten täglich doch über 5000 Gäste aus aller Welt an der Hausmesse gezählt werden.165 165 Eventteilnahme (09/02/2001); Expertengespräch: Keller (10/11/2000), Wincor-Nixdorf, Brüttisellen. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 79 Tiefes Marketing mit Kundenevents „Jede Kundenhandlung wirkt stärker als die passive Aufnahme von Informationen.“166 Diesem Grundsatz folgen tiefe Kundenveranstaltungen. Deshalb zeichnen sie sich durch einen kleinen Teilnehmerkreis, eine hohe Dialogfähigkeit und eine aktive Einbindung der Teilnehmer aus. Kunden und Unternehmen sowie Kunden untereinander können dadurch in intensive Interaktion treten, welche durch die angenehme und zwanglose Situation zusätzlich gefördert wird. So erlauben beispielsweise „Break-Out-Sessions“ und „RoundTable Gespräche" Fragen zu stellen und eigene Meinungen, Erfahrungen und Probleme einzubringen. Durch die kleine Teilnehmerzahl kann auch die Zusammensetzung des Teilnehmerkreises gezielt gesteuert werden. Bei den Teilnehmern wird dadurch ein starkes „Wir-Gefühl“ erzeugt und die emotionale Betroffenheit beim Einzelnen wird erhöht. Zudem beinhalten tiefe Kundenevents das Potenzial, durch ihre kleine Teilnehmerzahl Prestige vermittelnd zu wirken. Dies kann den Erfolg fördern, berücksichtigt man doch die potenzielle Rolle, welche Exklusivität spielen kann.167 Ein Beispiel für tiefes Marketing mit Kundenevents zeigt der folgende Fall: KPMG: Tiefe Kundenevents für Entscheidungsträger Die für Entscheidungsträger organisierten „Networking-Veranstaltungen“ werden selektiv eingesetzt. Zu den Veranstaltungen werden nur wichtige und meist langjährige Kunden in geringer Anzahl eingeladen. Inhaltlich bieten diese Events etwas Spezielles bis Einmaliges und verfolgen vor allem das Ziel, bestehende Beziehungen zu stärken. Deshalb werden die eingeladenen Kunden während des Events auch durch ihre Geschäftspartner und KPMG Mitarbeiter intensiv und persönlich betreut.168 Ob sich eher breite oder eher tiefe Kundenevents als lohnender erweisen, bestimmen hauptsächlich die verfolgten Zielsetzungen und die anvisierten Zielgruppen. Zur Unterstützung dieser Entscheidung zeigt Abbildung C-23 zudem einige generelle Vor- und Nachteile von tiefen Kundenevents (für breite Kundenevents gelten diese entgegengesetzt): 166 Belz (1997) S. 209. 167 Vgl. De Bonis (1997) S. 169. 168 Expertengespräch: Alessandri (04/09/2000), KPMG, Zürich. 80 Vorteile: Homogene Zielgruppe erleichtert genaue Ansprache Tiefgang mit hoher Spezifität Hohe Kontakt- und Beziehungsintensität Starke Erinnerungs- und Erlebniswirkung durch aktiven Einbezug Hohe Emotionalität und persönlicher Touch (Man trifft sich unter Freunden und kennt sich) Exklusivität vermittelt Prestige Nachteile: Geringe Reichweite Normalerweise höhere Kosten pro Kundenkontakt Nicht praktikabel für alle Anliegen, Ziele und Situationen Abb. C-23: Vor- und Nachteile von tiefen Kundenevents 5.4 Gestaltungsebene Intensität Die Intensität des Marketing mit Kundenevents ist abhängig von der für eine Zielgruppe festgelegten Eventfrequenz (Anzahl Events pro Zeiteinheit). Sie beeinflusst die Wahrscheinlichkeit, die Wirkungsschwelle beim Kunden zu durchbrechen und somit die verfolgten Zielsetzungen zu erreichen. Dabei lassen sich die Pole sporadisches und häufiges Marketing mit Kundenevents unterscheiden: Häufiges Marketing mit Kundenevents zeichnet sich aus durch regelmässiges und zahlreiches Veranstalten von Kundenanlässen. Dadurch kann das Unternehmen bei den anvisierten Zielgruppen eine hohe Präsenz erreichen und sie regelmässig informieren und betreuen. Im Gegensatz dazu werden im Rahmen des sporadischen Marketing mit Kundenevents Anlässe in unregelmässigen Abständen und eher selten veranstaltet. Oft wird dabei auf interne oder externe Vorkommnisse oder auf Änderungen beim Kunden reagiert. Beispielsweise leiten beim sporadischen Vorgehen Jubiläen, Markteinführungen von neuen Leistungen oder subjektive Einschätzungen von Marketing- und Eventverantwortlichen („Dem Kunden mit einem Anlass wieder einmal etwas geben“) den Einsatz von Kundenveranstaltungen. Abbildung C-24 zeigt die „Intensitätsphilosophie“ der befragten Firmen: 81 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents Wir veranstalten relativ wenige Events,dafür sind diese „top“. Wir suchen eine hohe 27% 34% 18% 12% 9% Kundenpräsenz und veranstalten viele Events. 0% 20% 40% stark zutreffend 60% zutreffend 80% 100% indifferent Abb. C-24: Die „Intensitätsphilosophie“ der befragten Unternehmen169 Demnach vertritt die Mehrheit der befragten Unternehmen (61 Prozent) die Philosophie, mit einer eher geringen Intensität ihre Ziele zu erreichen. Eine Minderheit der Unternehmen (21 Prozent) folgt dem Grundsatz, mit dem Marketing mit Kundenevents eine hohe Kundenpräsenz zu schaffen und veranstaltet deshalb viele Events. Interessant ist auch das Resultat der Befragung, wie oft einzelne Zielgruppenmitglieder zu Kundenevents eingeladen werden. Dies ist im Durchschnitt 2.2 mal pro Jahr der Fall.170 Abbildung C-25 zeigt die Verteilung der jeweiligen Intensität für die unterschiedlichen Zielgruppen: < 1 mal 1 mal 2-3 mal 4-5 mal ≥ 6 mal CEOs/Geschäftsführer 6% 37% 35% 18% 4% General-/Spartenmanagement 9% 28% 41% 12% 11% Spezialisten/Mittleres Kader 5% 24% 45% 20% 6% Einkäufer 8% 25% 53% 10% 5% Produktnutzer und Anwender 8% 31% 44% 15% 2% Handel/Vertreter/Absatzmittler 9% 34% 27% 20% 9% Wichtige Privatpersonen 7% 21% 72% - - Einladungen/Jahr Zielgruppe Abb. C-25: Zielgruppenspezifische Intensität des Marketing mit Kundenevents171 169 Basis: n = 108, Ratingskala von 1 bis 5, Prozentzahlen beziehen sich auf die jeweiligen Skala- Positionen. 170 n = 97 (12 Ausreisser wurden dabei nicht berücksichtigt). 171 Basis: CEOs/Geschäftsführer: n = 84; General-/Spartenmanagement: n = 84; Spezialisten/Mittleres Kader: n = 83; Einkäufer: n = 48; Produktnutzer/Anwender: n = 48; Handel/Vertreter/Absatzmittler: n = 52; Wichtige Privatpersonen: n = 15. 82 5.5 Gestaltungsebene Kontinuität Traditionsreiche Kundenevents sind Veranstaltungen, die über einen längeren Zeitraum in ähnlicher Form und jeweils möglichst zu den selben Zeitpunkten durchgeführt werden. Hat ein Anlass, der immer wieder gleichbleibend (und somit kontinuierlich) durchgeführt wird, in der Vergangenheit den Kunden überzeugt, wird dieser für den Kunden in seiner Terminplanung zum Fixpunkt. Eine solche Veranstaltung, auf die sich die Leute immer wieder freuen können, verfügt dann über eine hohe Tradition.172 Als Reaktion auf die immer knapper werdende Kundenzeit kann ein solcher Marketingansatz sehr wirksam sein. Folgende Expertenaussage verdeutlicht dies: „Für unsere Kunden werden drei Typen von Kundenevents organisiert, die Hausmesse „Wincor World“an unserem Hauptsitz in Paderborn, das „Partner Event“ mit erlebnisreichem Programm sowie das European Management Seminar in einer europäischen Weltstadt. Diese Veranstaltungen finden jährlich in ähnlichem Rahmen und möglichst zum gleichen Zeitpunkt statt. Dadurch erreichen wir ein hohes Kundeninteresse und dies wohlgemerkt ohne besondere Anstrengungen im Vorfeld des jeweiligen Anlasses.“173 Dieser Ansatz birgt aber die Gefahr, Kunden mit der Zeit mit solchen Events zu langweilen, kann doch das Neue, Innovative und Überraschende verloren gehen. Zudem erlaubt diese Strategie nur bedingt, auf neue Entwicklungen (neue Leistungen, Änderungen im Kundenverhalten) zu reagieren. Deshalb haben auch innovative Anlässe, die fallweise geplant und diskontinuierlich genutzt werden, ihre Vorteile. Abbildung C-26 zeigt die „Kontinuitätsphilosophie“ der befragten Unternehmen: Unsere Veranstaltungen zeichnen sich durch 12% 15% eine hohe Kontinuität aus (repetitive Events). 0% 20% 26% 40% stark zutreffend 23% 60% zutreffend Unsere Kundenevents werden innovativ eingesetzt und jedes Jahr neu bestimmt und geplant. 24% 80% 100% indifferent Abb. C-26: Die „Kontinuitätsphilosophie“ der befragten Unternehmen174 172 Vgl. Stöckling (1999) S. 12. 173 Expertengespräch: Keller (10/11/2000), Wincor Nixdorf, Brüttisellen. 174 Basis: n = 108, Ratingskala von 1 bis 5, Prozentzahlen beziehen sich auf die jeweiligen Skala-Posi- tionen. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 83 Wie sich zeigt, gestaltet knapp die Hälfte (47 Prozent) der befragten Firmen ihr Marketing mit Kundenevents diskontinuierlich und bestimmt die Anlässe jedes Jahr neu. Jedes vierte Unternehmen bewertet dieses Vorgehen sogar als stark zutreffend für seine Strategie. Doch auch Kontinuität wird gesucht. Immerhin 27 Prozent der Experten geben an, ein auf Kontinuität ausgerichtetes, traditionsreiches Marketing mit Kundenevents zu betreiben. 5.6 Gestaltungsebene Inszenierung Ursprünglich kommt der Ausdruck “etwas inszenieren” aus der Theater- und Filmwelt und bedeutet, ein Stück oder einen Film vorzubereiten, zu bearbeiten, einzustudieren, künstlerisch zu gestalten.175 Im Eventmarketing besagt dieser Begriff die Produktion, das „in Szene setzen“ der Veranstaltung.176 Intensität Einmalig inszenierte Events können Erlebnisse bewirken, den Kunden begeistern und ihm so in Erinnerung bleiben. Der Begriff Inszenierung stellt dabei auf das Ausmass der wahrgenommenen Einmaligkeit und der Besonderheit eines Erlebnisses ab.177 Das Erzielen einer solchen „Uniqueness“ kann für Kundenevents ein wichtiger Erfolgsfaktor sein. Dabei geht es um Exklusivität (noble vornehme Events) und Originalität (einfallsreiche, überraschende Events) und somit um die Differenzierungsleistung gegenüber den Wettbewerbern.178 Die wichtige Rolle spielt dabei oft die Exklusivität von Kundenveranstaltungen. Wie die folgende Expertenaussage verdeutlicht, wäre es aber falsch, die Inszenierung auf diese Dimension zu reduzieren: „Entscheidend ist eigentlich nicht, ob ein Event besonders exklusiv und teuer daherkommt. Es gilt vielmehr, mit interessanten und einmaligen Ideen beim eingeladenen Kunden Begeisterung zu bewirken. Originalität kann selbst bei verwöhnten Kunden sehr erfolgreich sein.“179 Mit der Inszenierung eng verbunden sind die Kosten, die normalerweise für einmalige Events höher sind als für eher gewöhnliche „Standardveranstaltungen“. Deshalb hängt die 175 Duden Fremdwörterbuch. 176 Vgl. Inden (1993) S. 124. 177 Vgl. Bruhn (1998) S. 781. 178 Vgl. Zanger (1998) S. 80. 179 Expertengespräch: Brunner (15/10/2000), UBS, Zürich. 84 Inszenierung der verschiedenen Kundenevents immer auch ab vom vorhandenen Gesamtbudget und seiner Aufteilung auf die unterschiedlichen Veranstaltungen. Gewöhnliche Kundenevents sind nicht besonders aufwendig gestaltete Anlässe. Unternehmen vertrauen hier ganz auf die Stärke von persönlichen Interaktionen und/oder von sachlichen Inhalten. Der Kunde soll einen Mehrwert durch persönliche Kontakte und/oder durch qualitativ hochstehendes, spezialisiertes Fachwissen erhalten. Exklusivität, Show oder Luxus werden hier nicht als entscheidend oder sogar als kontraproduktiv für den Veranstaltungserfolg erachtet. Abbildung C-27 zeigt die in der Praxis (mit Blick auf die Exklusivität der eigenen Kundenevents) vorherrschende „Inszenierungsphilosophie“: Angemessenheit ist ehrlich. Deshalb sind unsere Kundenevents nicht 6% von überdurchschnittlich exklusiver Natur. 0% 22% 20% 31% 40% stark zutreffend 26% 60% zutreffend 80% Dem Kunden etwas überdurchschnittliches zu 15% bieten, zahlt sich aus. Deshalb sind unsere Events eher exklusiv. 100% indifferent Abb. C-27: Die „Inszenierungsphilosophie“ der befragten Unternehmen180 Eine Mehrheit der befragten Unternehmen (41 Prozent) glaubt, mit überdurchschnittlichen, exklusiven Kundenevents Erfolg zu haben. Nur rund jedes vierte Unternehmen (28 Prozent) meint, mit angemessenen und somit eher durchschnittlichen Veranstaltungen seine Ziele zu erreichen. Dass eine solche relativ generelle Beurteilung aber oft schwierig vorzunehmen ist, wird durch die hohe Zahl von Unternehmen (31 Prozent) verdeutlicht, die bei dieser Frage eine indifferente Haltung einnehmen. 180 Basis: n = 108, Ratingskala von 1 bis 5, Prozentzahlen beziehen sich auf die jeweiligen Skala-Posi- tionen. 85 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 5.7 Fazit: Verschiedene Konfigurationen des Marketing mit Kundenevents 5.7.1 Unterschiedliche in der Praxis existierende Gestaltungstypen Mit Hilfe einer Clusteranalyse lassen sich die gefundenen Ergebnisse miteinander kombinieren und damit unterschiedliche, in der Praxis „gelebte“ Typen des Marketing mit Kundenevents bestimmen. Das Resultat dieser Analyse zeigt Abbildung C-28: Gestaltungstyp Anteil an Stichprobe Branchenverteilung (Anzahl Unternehmen) MA STA TEL IT BA/VE BE Exklusive Schwerpunkte 35% 6 5 6 8 6 3 Ausgewählte Kontinuität 25% 12 5 2 3 2 - Sporadisches Sachangebot 18% 9 5 1 1 1 Häufige Exklusivität 14% 4 1 2 2 4 1 Ohne klare Kontur 8% - 1 1 3 1 2 100% 31 17 11 17 14 7 Total Legende: MA = Maschinen, STA = Technische Standardprodukte, TEL = Telekommunikation, IT = Informationstechnologien, BA/VE = Banken/Versicherungen, BE = Beratung Abb. C-28: Unterschiedliche Gestaltungstypen für das Marketing mit Kundenevents181 Gestaltungstyp 1: Exklusive Schwerpunkte Jedes dritte der befragten Firmen nutzt Kundenevents, um im Rahmen seiner Kommunikation „Exklusive Schwerpunkte“ zu setzen. Charakteristisch für diesen Gestaltungstyp sind relativ wenige Anlässe, die dafür exklusiv sind. Dabei spielen neben sachlichen Inhalten oft auch Unterhaltung und Erlebnis eine wichtige Rolle. Zudem werden die Veranstaltungen für jedes Jahr neu geplant. Insbesondere in den Branchen „Telekommunikation“, „Informationstechnologien“, „Banken und Versicherungen“ sowie „Beratung“ spielt dieser Gestaltungstyp eine zentrale Rolle. 181 Basis: n = 103 (davon wurden aber 6 Ausreisser nicht berücksichtigt). Für weitere Angaben zur durchgeführten Clusteranalyse vgl. A.1.3. 86 Gestaltungstyp 2: Ausgewählte Kontinuität Ein Viertel der Unternehmen konzentriert sich auf eher wenige (und somit ausgewählte) Kundenevents, die regelmässig über einen längeren Zeitraum in ähnlicher Art und Weise veranstaltet werden. Zudem sind diese repetitiven und institutionalisierten Veranstaltungen meist nicht besonders exklusiv inszeniert. Dieser Gestaltungstyp wird vor allem von Unternehmen aus der Maschinenbranche und von Anbietern technischer Standardprodukte eingesetzt. Gestaltungstyp 3: Sporadisches Sachangebot Rund jedes fünfte Unternehmen gehört zum Cluster „Sporadisches Sachangebot“ und veranstaltet deshalb relativ wenige Kundenevents von nicht besonders exklusiver Natur. Inhaltlich stehen dabei meist Sachthemen im Vordergrund. Zudem werden solche Veranstaltungen für jedes Jahr neu geplant. Auch dieser Gestaltungstyp ist hauptsächlich für Unternehmen aus der Maschinenbranche und für Anbieter von technischen Standardprodukten relevant. Gestaltungstyp 4: Häufige Exklusivität Der Gestaltungstyp „Häufige Exklusivität“ verknüpft eine, durch eine Vielzahl von Events erreichte, hohe Kundenpräsenz mit einer meist hohen Exklusivität der Veranstaltungen. Zudem spielen häufig sowohl sachliche als auch emotionale Inhalte eine wichtige Rolle. Dieser Gestaltungstyp, von rund jedem siebten Unternehmen genutzt, ist vor allem in der Banken- und Versicherungsbranche relativ wichtig. Der Cluster „Ohne klare Kontur“ zeigt, dass eine generelle Beurteilung des Marketing für Kundenevents nicht immer einfach ist. Die Unternehmen in diesem Cluster nehmen nämlich in ihren Antworten meist eine indifferente Position ein, was sich bekanntlich immer als „sowohl als auch“ interpretieren lässt. 87 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 5.7.2 Problemrelevanz der unterschiedlichen Gestaltungstypen Besonders interessant sind Hinweise darüber, wie der Erfolg des Marketing mit Kundenevents vom gewählten Gestaltungstyp abhängt. Soll dieser Erfolg anhand der Probleme beurteilt werden, mit welchen Unternehmen im Umgang mit ihren Kundenevents konfrontiert sind, ist es angezeigt, die in Kapitel C Abschnitt 2.2 gefundenen Problemtypen mit den hier eruierten Gestaltungstypen zu kombinieren. Das Resultat dieser Kombination zeigt Abbildung C-29: Problemtyp Sorglose Gestaltungstyp Exklusive Schwerpunkte Selektive Kontinuität Sporadisches Sachangebot Häufige Exklusivität Ohne klare Kontur Total 14 (45%) (48%) 7 (30%) (31%) 6 (15%) 1 (26%) 2 (29%) 31 10 (44%) 23 (23%) 13 (77%) 13 (42%) 7 (26%) 3 (46%) (9%) (8%) (4%) (29%) 9 Total (27%) (26%) (7%) 2 6 Gewinnungskämpfer (26%) (26%) (14%) 2 8 (35%) (24%) 4 Generell Herausgeforderte 10 (29%) 3 (29%) (7%) (9%) (9%) 29 23 35 87 Abb. C-29: Zusammenhang zwischen Problem- und Gestaltungstyp182 Es ist bemerkenswert, dass die Hälfte der zum Problemtyp „Sorglose“ zählenden Firmen sich beim Einsatz von Kundenevents auf das Bereitstellen von exklusiven Schwerpunkten konzentriert. Für die Cluster „Generell Herausgeforderte“ und „Gewinnungskämpfer“ ist dies nur ein Drittel bzw. ein Viertel der Unternehmen. Weiter fällt auf, dass Firmen, die den Gestaltungstyp „Häufige Exklusivität“ nutzen, meist das Problem haben, Kunden für ihre Anlässe zu gewinnen, zählen doch drei Viertel dieser Unternehmen zum Problemtyp „Gewinnungskämpfer“. Etwas erstaunlich ist das Resultat für den Gestaltungstyp „Selektive Kontinuität“. Trotz den mit diesem Gestaltungstyp verbundenen potenziellen Vorteilen gehören mehr als zwei Drittel der Unternehmen den Clustern „Generell Her- 182 Basis: n = 87. 88 ausgeforderte“ und „Gewinnungskämpfer“ an, bekunden also Mühe, Kunden für ihre Kundenevents zu interessieren. Es ist möglich, dass die in Abbildung C-29 gefundenen Resultate auch von weiteren Faktoren abhängig sind. Beispielsweise kann die Qualität von Veranstaltungen oder die Branchenzugehörigkeit des veranstaltenden Unternehmens die Kundengewinnung wesentlich beeinflussen. So lässt sich in Branchen mit einer hohen Eventdichte fast zwangsläufig vermuten, dass Kunden nur schwer für eigene Veranstaltungen zu interessieren sind. So zählen beispielsweise in der Banken- und Versicherungsbranche mit ihrer hohen Eventaktivität nur 20 Prozent zum Cluster „Sorglose“. Die Bedeutung der Branchenzugehörigkeit wird hier noch untermauert durch die Tatsache, dass nur etwa jede dritte Firma der Banken- und Versicherungsbranche häufig Kundenevents veranstaltet.183 Dass diese Branchendominanz aber nicht immer gilt, zeigen die Resultate für die IT-Branche. Trotz der hier ebenfalls generell hohen Eventdichte zählen fast ebenso viele Firmen zu den „Sorglosen“ wie zu den „Gewinnungskämpfern“. 6 Das Marketing mit Kundenevents realisieren Professionelles Marketing begleitet den Informations- und Entscheidungsprozess des Kunden. Diese Sichtweise unterstützt Belz, der fordert, dass Informations-, Entscheidungs- und Nutzungsprozesse des Kunden neue Lösungen der Kommunikation prägen sollen.184 Unternehmen mit dieser Überzeugung fokussieren sich nicht einseitig auf eigene Stärken und Interessen, sondern berücksichtigen vor allem die Bedürfnisse ihrer Kunden. Um das Marketing mit Kundenevents erfolgreich zu realisieren, darf dieses deshalb nicht als isoliertes Kommunikationsinstrumentarium angesehen werden, sondern ist im direkten Zusammenhang mit dem Kaufentscheidungsprozess des Kunden zu gestalten. 183 Zur Branchenverteilung innerhalb der Cluster Problemtypen vgl. Kapitel C Punkt 2.2. 184 Belz (1999a) S. 34. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 6.1 89 Der Kundenprozess (Sales Cycle) Im Sales Cycle begleitet eine Unternehmung ihre Kunden in sämtlichen wichtigen Phasen, in denen sich diese mit dem Anbieter und seinen Leistungen auseinandersetzen.185 Der Kundenprozess lässt sich bei komplexen, erklärungsbedürftigen Produkten und Dienstleistungen in vier Phasen unterteilen:186 1. Informationsphase: Vor dem Kauf befasst sich der Kunde mit möglichen Lösungen für seine Probleme und zieht mehr oder weniger aktiv verschiedene Anbieter in Betracht. In dieser Phase ist es für Unternehmen wichtig, dem Kunden bekannt zu sein, um wahrgenommen zu werden, und durch Informationsvermittlung zu zeigen, dass man als Lösungsanbieter in Frage kommt. 2. Evaluationsphase: Nachdem der Kunde über die allgemein verfügbaren Angebote im Markt Klarheit gewonnen hat, möchte er vertiefend beraten werden, um unterschiedliche Angebote gegeneinander abwägen zu können. Hier müssen Unternehmen dem Kunden die Möglichkeit zu einer Kontaktaufnahme geben, um sich durch Beratung gegenüber der Konkurrenz profilieren zu können. 3. Entscheidungs- und Kaufphase: Diese Phase reicht bei erklärungsbedürftigen Leistungen vom Kundenentscheid, mit einem bestimmten Anbieter zu kooperieren, bis zum tatsächlichen Erwerb einer Problemlösung. Dabei ist es für den Kunden oft schwierig, Art und Ausmass der Leistungen zu bestimmen, die sein Bedürfnis optimal befriedigen. Der Kaufentscheid ist deshalb schwierig und verlangt nach Unterstützung. Zudem kann kurz nach dem Kaufentscheid beim Kunden eine starke Unsicherheit entstehen, weil er nochmals das Pro und Kontra seines Entscheides kritisch abwägt und auch bereits erste Erfahrungen mit dem Kauf in seinem beruflichen, familiären oder sozialen Umfeld gesammelt hat. 4. Nutzungsphase: Nach dem Kauf folgen erste Nutzungs- und Lernprozesse des Kunden im Umgang mit den Leistungen. Später entstehen Service- und Unterhaltsbedürfnisse oder es müssen neu entstehende Kundenprobleme gelöst werden. 185 Vgl. Mauch (1990) S. 15 f. 186 In Anlehnung an: Belz (1999b) S. 197 f. 90 Über die Dauer des Kundenprozesses sagen diese verschiedenen Phasen natürlich nichts aus. Insbesondere ist die Zeitspanne von Evaluations- und Entscheidungsphase abhängig von Komplexität, Investitionsvolumen und Neuartigkeit des Angebotes und kann wenige Wochen bis mehrere Jahre betragen.187 Unterschiedliche Mitglieder eines Kaufgremiums prägen diesen Prozess. Dabei wird der Ablauf des Beschaffungs-, Entscheidungs- und Nutzungsprozesses im wesentlichen durch das Informations- und Entscheidungsverhalten der verschiedenen Rollenträger bestimmt (siehe Abbildung C-30): Phasen im Kundenprozess NU BE Problemerkenntnis X X Festlegung der Leistungsanforderungen X X X Identifizierung möglicher Alternativen X X X Beurteilung alternativer Problemlösungen X X X X X Lösungsentscheid Lösungsnutzung Legende: EI IN EN X X X X X NU = Nutzer; BE = Beeinflusser; EI = Einkäufer; IN = Informationsselektierer; EN = Entscheider Abb. C-30: Aufgaben unterschiedlicher Buying-Center Mitglieder im Kundenprozess188 Eine Aufteilung des Kundenprozesses in unterschiedliche Phasen ist aber nicht unbestritten. So ist es fraglich, anzunehmen, Entscheidungs- und Nutzungsprozesse im Unternehmen seien wirklich eine Folge getrennter Einzelschritte und Entscheidungen.189 Der Kundenprozess des Kunden lässt sich nämlich nicht in Stufen steuern.190 Trotzdem ist eine Analyse, die auf diesem „idealisierten“ Bild beruht, für die Bestimmung relevanter Kommunikationsmassnahmen für unterschiedliche Rollen hilfreich. 6.2 Akzente des Marketing mit Kundenevents im Kundenprozess Die einzelnen Phasen im Kundenprozess können durch Kundenevents unterstützt werden (siehe Abbildung C-31): 187 Kuss (1990) S. 31. 188 In Ahnlehnung an: Webster/Wind (1972) S. 80. 189 Vgl. Kuss (1990) S. 31. 190 Vgl. Belz (1996) S. 126. 91 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents Emotionale Erlebnisse Mobilisierendes Marketing mit Kundenevents Unterstützendes Marketing mit Kundenevents Pflegendes Marketing mit Kundenevents Aufmerksamkeit erregen Kontakte ermöglichen Befürfnisse erkennen Know-how demonstrieren Anreize setzen Vertrauen belohnen Den Kunden unterstützen Lernprozesse verknüpfen Informationen vermitteln Sachliche Leistungen Kundenprozess wahrnehmen informieren beraten lassen evaluieren kaufen nutzen lernen Abb. C-31: Akzente des Marketing mit Kundenevents im Kundenprozess Mobilisierendes Marketing mit Kundenevents Das mobilisierende Marketing mit Kundenevents hilft, Kunden über das Unternehmen und seine (neuen) Leistungen in Kenntnis zu setzen. Es befriedigt dabei die in der Informationsphase des Kundenprozesses wichtigen Informationsbedürfnisse von Nutzern und Beeinflussern. Mit informativen und schulenden Veranstaltungen können Unternehmen diese Zielgruppen gezielt ansprechen. Zudem können Entscheider mit Anlässen, die strategische Fragen sowie zukünftige Trends und Entwicklungen beinhalten (Aufzeigen von Kompetenz), für die Unternehmung und ihre Leistungen interessiert werden. Ein solcher Know-how Transfer hilft, Vertrauen aufzubauen und schafft so eine wichtige Voraussetzung für eine ergiebige Zusammenarbeit. Hilfreich für diesen Prozess sind immer auch die an Kundenevents gebotenen Möglichkeiten für persönliche Kontakte. Unterstützendes Marketing mit Kundenevents In der Evaluations- und Entscheidungsphase kann das unterstützende Marketing mit Kundenevents den Kaufentscheid fördern. Eingeladene Kunden wie Nutzer, Beeinflusser und Entscheider haben an Veranstaltungen, die das Leistungsprogramm des Unternehmens zum Inhalt haben, die Möglichkeit, dieses „eins-zu-eins“ kennenzulernen und zu erleben. Insbesondere können dabei auch Kundenanlässe, die konkrete Anwendungen der angebotenen Leistungen bei Kunden und Lead-Usern aufzeigen, eine wichtige beratende Funktion ausüben. Schliesslich kann mit Hilfe von emotionalen Erlebnisangeboten Ein- 92 fluss auf Kundenentscheide genommen werden. Erlebte emotionale Eindrücke können nämlich dazu führen, dass entscheidungsrelevantes Wissen untergewichtet und dadurch die sachliche Auseinandersetzung mit den Angebotsinformationen in der Entscheidungsphase verringert wird.191 Pflegendes Marketing mit Kundenevents Das pflegende Marketing mit Kundenevents leistet einen Beitrag zur Kundenpflege in der Nachkaufphase. Diese Phase wird von vielen Anbietern vernachlässigt, obwohl sie ausgesprochen wichtig ist.192 Anwenderseminare und Schulungen helfen, Nutzer für die erworbenen Leistungen zu qualifizieren. Da es oft Jahre dauert, bis Ersatz- und Ergänzungsinvestitionen getätigt oder neue Produktionsmittel nachgefragt werden, ist es für Anbieter unerlässlich, in regelmässigem Kontakt mit dem Kunden zu bleiben. Dies kann besonders gut durch erlebnisreiche Kundenevents oder Veranstaltungen mit allgemein interessanten Inhalten geschehen. Solche Anlässe können den Beziehungsaufbau und die Beziehungspflege vor allem mit wichtigen Entscheidungsträgern unterstützen und dadurch zukünftige Kundenprozesse positiv beeinflussen. 6.3 Das Kundeneventportfolio als Planungstool Kundenevents werden von vielen Unternehmen rege veranstaltet. Dadurch wird es in vielen Firmen immer schwieriger, die Übersicht über alle veranstalteten Kundenanlässe zu behalten. Das konsequente, zielorientierte strategische Management des Marketing mit Kundenevents wird erschwert. Deshalb wirft Petersen die Frage auf, von welchen Einzelevents und Beziehungsmassnahmen wichtige Entscheidungsträger überhaupt noch Kenntnis haben.193 Dieser Zustand verlangt nach einem einfachen, leicht verständlichen Planungstool, mit dem Unternehmen ihre Kundenevents übersichtlich planen und darstellen können. Ein solches Hilfsmittel ist das im folgenden vorgestellte Kundeneventportfolio, das auf den beiden Dimensionen Substanz (Kapitel C Abschnitt 5.2) und Akzente (Kapitel C Abschnitt 6.2) aufbaut (siehe Abbildung C- 32): 191 Vgl. Kroeber-Riel /Weinberg (2000) S. 38. 192 Vgl. Belz (1999b) S. 198. 193 Vgl. Petersen (1996) S. 28. 93 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents Substanz EN Emotionales Erlebnis Demonstration von Kompetenz EI Nutzer Beeinflusser Einkäufer Entscheider EN Kundenqualifikation Kundeninformation NU: BE: EI: EN: EN NU NU BE Akzent Kunden mobilisieren Kundenentscheid unterstützen Kunden pflegen Abb. C-32: Das Kundeneventportfolio (Beispiel) Jedes geplante Kundenevent wird anhand seines Inhalts (Substanz) und seiner Aufgabe (Akzent) klassifiziert und mit einem Kreis ins Portfolio eingetragen. Dabei gibt die Kreisgrösse Aufschluss über Breite (grosser Durchmesser) oder Tiefe (kleiner Durchmesser) der Veranstaltung. Die Tatsache, dass verschiedene Events nicht selten auch unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen können oder ihre Inhalte gemischt sind, lässt sich mit Hilfe von Pfeilen visualisieren. Schliesslich wird die Intensität des Marketing mit Kundenevents durch die Menge der eingezeichneten Kreise verdeutlicht. Das Kundeneventportfolio gibt Aufschluss über bestehende Schwächen oder Verbesserungspotenziale und ist damit ein Hilfsmittel, den Eventmix der verschiedenen Zielgruppen zu optimieren. So können beispielsweise einer Firma, die sich bis anhin ausschliesslich auf pflegende Aktivitäten beschränkt hat, durch eine solche Portfolio-Analyse zusätzliche Möglichkeiten aufgezeigt werden. Oder eine ungewollt einseitige Zielgruppenfokussierung wird augenfällig. 94 6.4 Integrierte Einsatzplanung von Kundenevents Neben der Kundenportfolioanalyse als Optimierungstool für den Kundeneventmix muss noch die zeitliche Abfolge der einzelnen Veranstaltungen festgelegt werden. Dabei ist es wichtig, jeden Anlass als Teil des gesamten Kommunikationsmix zu planen, ist doch jeder einzelne Kontakt – ob Massenmedien, Inserate, Mailing, Messegespräche, Telefonate, Internet oder persönliche Kundenbesuche – Element einer langfristig ausgerichteten Kundenkommunikationstrategie.194 Dabei ist es wichtig, dass sämtliche eingesetzten Instrumente in die gleiche Richtung wirken; die einzelnen Kommunikationsmassnahmen sollen sich gegenseitig verstärken.195 Ein hilfreiches Werkzeug für die integrierte Einsatzplanung von Kundenevents ist der Kommunikationsplan, der den zeitlichen Ablauf der unterschiedlichen Instrumente festlegt (siehe Abbildung C-33): 1. Quartal Jan Mailing Media Messe Feb 2. Quartal Mar Apr Mai 3. Quartal Jun Jul Aug 4. Quartal Sep Okt Nov 2 1 3 Kundenevent Kundenbesuche ... 4 5 8 6 7 Legende: 1 Mediawerbung, um neue Leistung bekannt zu machen 2 Mailing an Beeinflusser mit vertiefenden Produktinformationen 3,4 Vorstellung neuer Leistung an Messen in Europa und USA 5 Fachevent für Entscheider und Beeinflusser 6,7 Kundenbesuche zur vertieften Beratung 8 Anwender- und Nutzerschulung 9 Beziehungs- und Erlebnisevent für Entscheider und Beeinflusser Abb. C-33: Kommunikationsplan für eine Produkteinführung (Beispiel) 194 Vgl. Belz (1997) S. 208. 195 Vgl. Belz (1999b) S. 202 f. 9 Dez C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 7 95 Das Marketing mit Kundenevents kontrollieren Mit zunehmendem Einsatz von Kundenevents und den damit verbundenen wachsenden Budgets wird die Bewertung des Nutzens dieses Marketinginstruments immer wichtiger. Unternehmen müssen sich zwangsläufig fragen, ob die Ausgaben für die einzelnen Kundenevents tatsächlich gerechtfertigt sind, wie Veranstaltungen effektiv und effizient eingesetzt werden können und was solche Anlässe bei den Kunden tatsächlich bewirken. Somit reicht es heute nicht mehr, Veranstaltungen als erfolgreich zu bezeichnen, ohne den Erfolg tatsächlich gemessen zu haben. Es gilt deshalb, ein systematisches Controlling des Marketing mit Kundenevents zu betreiben. Controlling ist allgemein eine Steuerungshilfe für das Management.196 Es trägt durch eine genügende Informationsversorgung dazu bei, Entscheidungsprobleme in effektiver und effizienter Art und Weise zu lösen. Dabei nimmt das Controlling Planungs- und Kontrollfunktionen war und ist deshalb weiter gefasst als der Begriff „Kontrolle“, welcher sich vorwiegend auf die Vergangenheit bezieht. Das Controlling des Marketing mit Kundenevents dient der systematischen Überprüfung aller durchgeführten Kundenveranstaltungen, um mögliche Verbesserungspotenziale für die Planung und Umsetzung aufzudecken. Es umfasst eine Qualitäts- und eine Erfolgskontrolle. Diese Unterscheidung ist wichtig, wie die folgende Expertenaussage verdeutlicht: „Die Qualitätskontrolle dient nur der Anlassoptimierung. So kann beispielsweise mit einem Feedbackbogen erforscht werden, wie gut ein Event bei den Gästen angekommen ist, nicht aber seine Auswirkungen auf Kundenverhalten und Geschäftsentwicklung (Erfolg). Dass diese Tatsache wichtig ist, wird auch durch folgende Beobachtung deutlich: Unterschiedliche Kunden nützen Einladungen zu Events regelrecht aus. Sie geniessen das Gebotene und bewerten interessante und spannende Anlässe auch sehr positiv. Geschäftlich interessieren sie sich aber kaum für die veranstaltende Unternehmung.“197 196 Vgl. Köhler (1998b) S. 10. 197 Expertengespräch: Huber (27/06/2000), Credit Suisse, Zürich. 96 7.1 Controlling der Kundeneventqualität Das Controlling der Eventqualität orientiert sich an den drei Arbeitsphasen, in welche Kundenevents gegliedert werden, nämlich Gewinnungs-, Erlebnis-, und Erinnerungsphase.198 Durch diese Gliederung wird eine Systematik für die zu messenden Kriterien erreicht und es können für die einzelnen Phasen geeignete Messinstrumente abgeleitet werden (siehe Abbildung C-34): Arbeitsphase Messkriterium Gewinnungsphase Ausmass des erzielten Kundeninteresses Mögliche Messinstrumente Kennzahlen (Anmeldeeingang, No-Show Rate) Analyse des Teilnehmerkreises Erlebnisphase Ausmass der erzielten Kundenbegeisterung Registrierung von spontanen Reaktionen Beobachtungen an der Veranstaltung Frage-/Feedbackbogen für Teilnehmer und Mitarbeiter des Veranstalters Gruppengespräche (Fokusgruppen) Erinnerungsphase Ausmass der erzielten Kundenerinnerung Registrierung von persönlichen Reaktionen nach dem Event Persönliches Nachfragen Mögliche Medienresonanz Teilnahmeverhalten bei nachfolgenden Events Abb. C-34: Messkriterien und -instrumente für die Qualitätsmessung von Kundenevents Messkriterium: Erzieltes Kundeninteresse Mit Hilfe der Kennzahlen „Anmeldeeingang“ und „No-Show-Rate“ wird das erzielte Kundeninteresse gemessen. Dabei zeigt der Anmeldeeingang, ob das Eventthema für die eingeladene Zielgruppe interessant und relevant ist. Hier kann auch die Relation Anmeldeeingang/Anzahl eingeladener Kunden interessante Erkenntnisse liefern. Die No-Show Rate, die das Verhältnis von angemeldeten und tatsächlich erschienenen Teilnehmern zeigt, gibt Hinweise auf die erzielte Intensität des Kundeninteresses. 198 Zu den drei Arbeitsphasen der Kundeneventgestaltung vgl. Kapitel D. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 97 Eine Analyse, die nur auf diesen zwei Kennzahlen basiert, greift aber zu kurz. Entscheidend ist nämlich vor allem die Qualität des generierten Teilnehmerkreises. Denn erst wenn eine ausreichende Anzahl für den Unternehmenserfolg wichtiger Kunden für das Event gewonnen worden sind, kann die Gewinnungsphase als erfolgreich angesehen werden. Speziell sind hier auch am Anlass teilnehmende Meinungsführer von Bedeutung, können diese doch durch Weiterempfehlung und Mund-zu-Mund Propaganda in besonderem Masse beeinflussend auf andere Personen und Unternehmen wirken.199 Messkriterium: Erzielte Kundenbegeisterung Spontane Äusserungen und Reaktionen von Teilnehmern liefern erste Hinweise zur erzielten Inhaltsqualität. Dabei müssen diese aber nicht immer dem tatsächlichen Empfinden entsprechen. Inden vergleicht diesen Sachverhalt mit der Situation an einem Geburtstagsfest, wo sich die Gäste bei der Verabschiedung für das herrliche Fest bedanken, um später über die langweiligen Gäste und das ungeniessbare Essen herzuziehen.200 Hier können deshalb insbesondere eigene Mitarbeiter, die als „normale“ Teilnehmer inkognito an einem Anlass teilnehmen, interessante Erkenntnisse liefern. Eine Beobachtung ist eine gezielte visuelle Wahrnehmung von sozialen Situationen und/ oder von stattfindenden Vorgängen.201 Dabei muss der Beobachtungssachverhalt nach verschiedenen präzis definierten Kriterien strukturiert werden. Für Kundenveranstaltungen spielen die Stärke der Kundenaktivierung durch bestimmte Inhalte, das Ausmass der Einbindung der Teilnehmer in die Veranstaltung und die Intensität von stattfindenden persönlichen Interaktionen eine wichtige Rolle.202 Um eine hohe Qualität der erhobenen Daten zu erreichen, ist ein möglichst kurzer Zeitraum zwischen Beobachtung und Protokollieren wichtig. Auch wenn eine unmittelbare Protokollanfertigung nicht immer möglich ist, bieten sich immer Gelegenheiten, „geheime“ Notizen zu machen oder einen kurzen Erlebnisbericht auf ein Tonband zu sprechen.203 199 Vgl. Esch (1998) S. 151. 200 Vgl. Inden (1993) S. 65. 201 Vgl. Atteslander (1991) S. 95. 202 Vgl. Esch (1998) S. 155. 203 Vgl. Atteslander (1991) S. 112 f. 98 Mit Hilfe von Feedback-/Fragebogen können subjektive Eindrücke (Meinungsfragen) und/oder objektive Tatbestände (Sachfragen) ermittelt werden. Abbildung C-35 zeigt mögliche Inhalte eines Fragebogens für eine Fachveranstaltung: 1 Erwartungen an die Veranstaltung Informationen über Neuheiten Entscheidungs-/Anwendungshilfen Persönliche Kontakte Unterhaltung und Erlebnis 2 Inhalte Generelle Inhaltsqualität Qualität der Referate und Referenten Diskussionsmöglichkeiten 3 Persönliche Betreuung Kontaktmöglichkeiten zu Mitarbeitern des Veranstalters Qualität der anwesenden Mitarbeiter des Veranstalters Unterstützung bei Fragen und Problemen 4 Ablauf und Organisation Qualität der Vorinformation Interessante Ablaufgestaltung Freizeit (Pausen, Mittagessen) 5 Infrastruktur und Eventrahmen Qualität des Veranstaltungsortes Qualität von Verpflegung und Aperitifs Qualität des Rahmenprogramms 6 Gesamtbewertung Erfüllungsgrad der Erwartungen Gesamtzufriedenheit mit dem Event Bereitschaft zur Teilnahme an ähnlichen Events Eventqualität im Konkurrenzvergleich Verbesserungsvorschläge Weitere interessante und wichtige Themen für zukünftige Anlässe Abb. C-35: Mögliche Inhalte für Fragebogen bei Fachveranstaltungen204 Fragebogen können auch für die Mitarbeiter des Anbieters (Kundenbetreuer) eingesetzt werden. Dies lohnt sich insbesondere bei Social-/Freizeitevents, wo die eingeladenen Gäste nicht mit einer solchen Befragung „belästigt“ werden wollen. Damit kann zwar die erzielte Kundenbegeisterung nicht direkt ermittelt werden, die durch Kundenbetreuer protokollierten eigenen Beobachtungen und Äusserungen von Kunden liefern aber immerhin wichtige Indizien. 204 Ähnlich auch Inden (1993) S. 212 f. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 99 Schliesslich eignen sich Gruppengespräche (Fokusgruppen) besonders gut, um kreative und konkrete Kundenanregungen zu erfassen. Es zeigt sich nämlich, dass die Teilnehmer solcher Diskussionen bestimmte Hemmungen überwinden und sich gegenseitig zu klaren Äusserungen anregen.205 Somit provoziert eine solche Gruppensituation spontane Reaktionen und verbessert auch die Auskunftsbereitschaft zurückhaltender Teilnehmer (Kleingruppeneffekte).206 Messkriterium: Erzielte Kundenerinnerung Wichtiges Qualitätsmerkmal von Kundenevents ist das erzielte Erinnerungsvermögen der Teilnehmer in der „Nach-Event-Phase“. Werden beispielsweise Firmen noch nach mehreren Monaten oder sogar Jahren von Kunden auf bestimmte Events angesprochen, zeigt dies ein hohe erzielte Erinnerungsleistung. Es genügt aber nicht, sich mit solchen spontanen Reaktionen zu begnügen. Vielmehr gilt es, bei erneuten Kundenkontakten gezielt die Erinnerung an die Veranstaltung zu überprüfen. Dabei sind neben emotionalen Indikatoren wie anhaltende Zufriedenheit insbesondere auch qualitative Aspekte wie gelernte Inhalte von Interesse. Hier sind Kundenbetreuer und Verkauf gefordert, müssen diese doch das persönliche Gespräch bei späterer Gelegenheit erneut auf die Veranstaltung lenken und die Kundenreaktionen erfassen. Ein weiterer Indikator ist, falls Journalisten am Event teilgenommen haben, die erreichte Medienresonanz. Schliesslich ist das Anmeldeverhalten der Teilnehmer bei nachfolgenden Anlässen wichtiges Indiz für die erzielte Kundenerinnerung, melden sich diese doch nur zu einer nächsten Veranstaltung an, wenn das schon Erlebte positiv in Erinnerung geblieben ist. Abbildung C-36 zeigt den Stellenwert der in der Praxis eingesetzten Messinstrumente zum Ermitteln der Kundeneventqualität: 205 Vgl. Atteslander (1991) S. 174 206 Vgl. Berekoven (1996) S. 97. 100 Fachveranstaltung Instumente Social-/ Freizeitevent Gemischtes Event häufig/ manch- häufig/ manch- häufig/ manchimmer mal immer mal immer mal Messung des Anmeldeeingangs 83% 8% 61% 14% 60% 14% Aufnahme von persönlichen Reaktionen 63% 26% 55% 18% 45% 26% Beobachtungen an der Veranstaltung 61% 23% 51% 12% 60% 7% Messung der No-Show Rate 60% 21% 53% 18% 50% 12% Einsatz von Frage-/Feedbackbogen 55% 27% 20% 19% 29% 31% Persönliches Nachfragen 14% 43% 8% 45% 5% 52% Messung des längerfristigen Anmeldeverhaltens 14% 25% 12% 20% 5% 21% Einsatz von Gruppengesprächen (Fokusgruppen) 7% 17% - 4% 5% 7% Mehrere Events umfassende Befragungen 6% 13% 2% 4% 5% 12% Abb. C-36: Einsatz unterschiedlicher Messinstrumente in der Praxis207 Die Resultate zeigen, dass sich Unternehmen bei der Qualitätsmessung meist auf naheliegende und relativ einfache Methoden beschränken. So sind für die Mehrzahl der Befragten Anmeldeeingang, persönliche Reaktionen von Teilnehmern, eigene Beobachtungen am Anlass sowie No-Show-Rate (Nichterscheinen der Kunden trotz Anmeldung) wichtig für die Beurteilung ihrer Veranstaltungen. Zudem wird insbesondere bei Fachveranstaltungen häufig ein Frage-/Feedbackbogen eingesetzt. Das persönliche Nachfragen und vor allem die gemeinsame Diskussion mit mehreren Kunden (in Form von Gruppengesprächen und Fokusgruppen) kommen kaum zum Einsatz. Dabei würden sich diese Instrumente mit ihrem interaktiven Charakter speziell gut eignen, kreative und konkrete Kundenanregungen zu erfassen. Schliesslich wird das Anmeldeverhalten von Kunden nur durch jede dritte bis vierte Unternehmung – wenn auch in unterschiedlichem Ausmass – beobachtet. Dies erstaunt, ist doch diese Kundenhandlung ein guter Indikator für die Qualität vergangener Events. Weitere Hinweise und Bemerkungen von Experten zur Qualitätsmessung von Veranstaltungen sind in Abbildung C-37 zusammengestellt: 207 Basis: Fachveranstaltungen: n = 108; Social- und Freizeitevents: n = 62; Gemischte Events: n = 63. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 101 „Leider gilt bei uns noch zu stark „no news = good news" oder „keine Deklaration = Erfolg“. Da müssen und können wir noch sehr viel professioneller werden ...“ (Maschinen) „Bei periodisch durchgeführten Events analysieren wir mit Hilfe von Anmeldeverhalten, persönlichen Feedbacks und Beobachtungen die Entwicklung im Zeitablauf.“ (Informationstechnologien) „Durch den Einsatz von Fragebogen wird die Meinung der Besucher erforscht. Veranstalten wir Events in Kooperation mit grösseren Firmen, verbinden wir diese Befragung mit einem Wettbewerb, bei dem attraktive Preise zu gewinnen sind. Für ergänzende Einzelgespräche bleibt leider nur wenig Zeit.“ (Maschinen) „Um dem Kunden Zeit zur Reflexion zu geben, sollte die Messung mittels Fragebogen erst nach 3 bis 4 Tagen erfolgen. Dabei ist aber problematisch, dass oft zuwenig Rücklauf erfolgt.“ (Maschinen) „Die Erfolgsmessung mit Feedbackbogen zeigt bei Fragebogen mit Namensnennung und ohne Namensnennung ein unterschiedliches Bild.“ (Technische Standardprodukte) „Unsere Messungen erfolgen grundsätzlich nur durch Befragungen von Schlüsselpersonen, wie Marktleader, Trendsetter, Opinionleaders/-makers und Medienvertreter.“ (Maschinen) Abb. C-37: Aussagen zur Qualitätsmessung von Veranstaltungen208 7.2 Erfolgscontrolling des Marketing mit Kundenevents Entscheidend für den Erfolg des Marketing mit Kundenevents ist die strategische Zielerreichung, wie durch folgende Aussage verdeutlicht wird: „But the real measure of an event marketing program’s success is the leverage effect of the event, not the event itself.“209 Es gilt deshalb, die langfristigen Wirkungen von Kundenevents zu untersuchen. „Unter Wirkungen versteht man Änderungen von Verhaltensweisen, Einstellungen, Meinungen und Kenntnissen der Rezipienten, die durch Medieninhalte hervorgerufen werden.“210 Dabei stehen langfristige Kommunikationswirkungen wie Imagewirkungen, erreichte Kundenqualifikation, Markenpräferenzen oder Zufriedenheitsniveaus im Vordergrund.211 208 Basis: Die ausgewählten Hinweise und Bemerkungen stammen aus der schriftlichen Befragung und werden deshalb in anonymer Form wiedergegeben. 209 Stanley (1994) S. 82. 210 Kepplinger (1982) S. 98. 211 Vgl. Kapitel C Punkt 3.1. 102 Doch auch die Analyse der Auswirkungen auf Umsatz und Geschäftserfolg wird von der Praxis gefordert. Abbildung C-38 zeigt mögliche Wirkungsanalysen für die unterschiedlichen strategischen Zielgrössen des Marketing mit Kundenevents: Strategische Zielgrösse Wahrnehmung und Bekanntheit Mögliche Wirkungsanalysen Gewonnene Adressen Messen von Bekanntheitsgrad Wissen Analyse des Informationsverhaltens der Zielgruppen Analyse der Kontaktkosten Erzielte Folgegespräche Messung der Kundenzufriedenheit Zufriedenheit und (wiederholtes) Kaufinteresse Messung der Kundenzufriedenheit Image und Präferenz Imagestudien Analyse von Geschäftsbeziehungen Analyse von Geschäftsbeziehungen Abb. C-38: Mögliche Wirkungsanalysen zur Erfolgsmessung des Marketing mit Kundenevents Möglicher Indikator für die mit einem Event erzielte Wahrnehmung sind die dabei neu gewonnenen Adressen. Solche Leads werden immer dann erzielt, wenn sich für den Anbieter bis anhin unbekannte Kunden über Mund-zu-Mund-Propaganda oder über Bekanntmachungen in Presse und Internet zur Eventteilnahme gewinnen lassen. Dabei müssen die einzelnen gewonnenen Kunden bezüglich ihrer Wichtigkeit beurteilt werden. Dazu sind im Rahmen der Anmeldung möglichst umfangreiche Informationen zu sammeln. Weiter ist für Fachveranstaltungen, die der Einführung und Bekanntmachung von neuen Leistungen dienen, der dabei erzielte Bekanntheitsgrad wichtiger Erfolgsausweis. Die Analyse des Informationsverhaltens der Zielgruppen zeigt – verglichen mit konkurrierenden Informationsangeboten (etwa Werbung, Fachberichte, Kundenzeitschriften) – die Bedeutung von Kundenevents im Entscheidungsprozess der Kunden. Zudem können Kundenevents und alternative Kommunikationsinstrumente ebenfalls durch Analyse der Kontaktkosten miteinander verglichen werden. Hier müssen auch die an Anlässen erzielten Folgegespräche berücksichtigt werden, sind sie doch ein wichtiger Massstab für die mit dem Marketing mit Kundenevents erreichte Kontaktintensität. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 103 Alle Kundenerfahrungen mit dem Anbieter und seinen Leistungen tragen zum Zufriedenheitsurteil der Kunden bei.212 Dieses wird also auch geprägt durch jeden persönlichen Kontakt des Kunden mit Mitarbeitern des Eventveranstalters. Weiter ist bei komplexen Leistungen auch das Kundenwissen wichtige Voraussetzung für das Erreichen von Kundenzufriedenheit. Es lohnt sich also, zur Erfolgskontrolle des Marketing mit Kundenevents regelmässige Kundenzufriedenheitsmessungen durchzuführen. Zur Messung der mit dem Marketing mit Kundenevents erreichten Differenzierung und somit der Stärke der erzielten Kundenpräferenz helfen Imagestudien. Eine weit verbreitete Form der Imagemessung erfolgt mittels eines semantischen Differenzials.213 Dabei kann beispielsweise untersucht werden, wie das Unternehmen im Vergleich zu den wichtigsten Konkurrenten von den mit Kundenveranstaltungen bearbeiteten Kunden wahrgenommen wird. Die mit Kundenevents bewirkte Kundenaktivierung, die erreichte Kundenzufriedenheit und die erzielte Kundenpräferenz wirken auf die Entwicklung von Geschäftsbeziehungen. Insbesondere die mit Kundenveranstaltungen positiv beeinflusste Kundenzufriedenheit ist Grundlage für die Kundenbindung, sind diese zwei Grössen doch eindeutig positiv korreliert.214 Eine solche Bindung führt dazu, dass Kundenbeziehungen im Zeitablauf profitabler werden.215 Deshalb liefert die Analyse der Entwicklung von Geschäftsbeziehungen Hinweise für die Wirksamkeit von Kundenevents als Kommunikationsinstrumente. Es ist aber wichtig, die Grenzen einer solchen Wirkungs- und Erfolgsmessung zu erkennen. Für die Quantifizierung des Einflusses von Kundenevents auf Kundenzufriedenheit, Kundenbindung, Image und Geschäftsbeziehungen besteht nämlich – wie übrigens allgemein in der Kommunikationsforschung – ein Zurechnungsproblem.216 Dies führt dazu, dass beispielsweise eine beobachtbare verstärkte Zufriedenheit eines Kunden nicht unbedingt (nur) auf besuchte Kundenveranstaltungen zurückzuführen ist. Insbesondere bei einer starken Integration der unterschiedlichen Kommunikationsinstrumente ist es nicht mehr möglich, den erzielten Kommunikationserfolg direkt den einzelnen Massnahmen 212 Vgl. Kotler/Biemel(1999) S. 61. 213 Ein semantisches Differential besteht aus vorgegebenen, 7-stufigen, bipolaren Ratingskalen mit adjektivistischen Gegensatzpaaren, auf denen die Probanden ein vorgegebenes Wort einzustufen haben (vgl. Berekoven (1996) S. 81). 214 Tomczak (1994) S. 196. 215 Vgl. Reichfeld/Sasser (1990) S. 106 ff.; Buchanan/Gillies (1990) S. 524. 104 zuzuweisen.217 Deshalb ist eine rein ökonomische Erfolgsmessung (Umsatzzahlen, Gewinnsteigerungen, Marktanteilserhöhungen) von Kundenevents schwierig, wenn nicht sogar unmöglich.218 Zur Lösung dieser Problematik kann der Einsatz von Kontrollgruppen beitragen. Dadurch lassen sich Veränderungen der Merkmalsausprägungen von Kunden, die mit Kundenevents bearbeitet werden, mit (identischen!) Kunden, die nicht mit Kundenevents bearbeitet werden, vergleichen. Dieses Vorgehen birgt aber das beträchtliche Risiko, gerade deshalb wichtige Kunden an die Konkurrenz zu verlieren, darf doch ein Teil der bearbeiteten Zielgruppe konsequent während eines längeren Zeitraumes nicht zu Kundenveranstaltungen eingeladen werden. Abbildung C-39 zeigt, wie die befragten Unternehmen den Erfolg ihres Marketing mit Kundenevents messen. Dabei fallen die eher tiefen resultierenden Prozentzahlen auf. Dies ist ein Indiz für die Schwierigkeit, diese Auswirkungen in der Praxis zu quantifizieren. Es ist deshalb auch nicht erstaunlich, dass jede sechste Unternehmung angibt, den Erfolg ihres Marketing mit Kundenevents überhaupt nicht zu messen.219 48% Erzielte Folgegespräche Allgemeine Umsatzentwicklung 46% Allgemeine Kundenzufriedenheit 45% 40% Entwicklung von Geschäftsbeziehungen Allgemeine Imageanalysen 29% 19% Analyse der Kontaktkosten Wirkungsanalysen mit Kontrollgruppen 1% 0% 20% 40% 60% Abb. C-39: In der Praxis eingesetzte Methoden zur Erfolgsmessung des Marketing mit Kundenevents220 216 Zur grundlegenden Problematik der Erfolgszurechnung vgl. Kroeber-Riel/Weinberg (2000) S. 29 ff. 217 Vgl. Bruhn (1995b) S. 240 f.; Böcker (1988) S. 134 f. 218 Vgl. Hantscho (1999), S. 78. 219 Basis: n = 113. 220 Basis: n = 94 (Mehrfachnennungen möglich). C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 105 Fast die Hälfte der befragten Unternehmen beurteilt den Erfolg ihrer Veranstaltungen (auch) über die dabei erzielten Folgegespräche. Folgende Expertenaussage unterstreicht die praktische Bedeutung dieses Erfolgsindikators: „Allgemein werden Marketingaktivitäten von BCG in der Schweiz erst seit etwa 5 Jahren verstärkt eingesetzt. Dabei konzentriert man sich auf Kundenveranstaltungen und Mailing-Aktionen. Die mit diesem verstärkten Marketing- und Eventeinsatz gemachten Erfahrungen sind positiv. So wurde beispielsweise ein Anstieg von selbstständigen Kontaktaufnahmen durch Kunden festgestellt.“221 Weiter geben 40 Prozent der Befragten an, ihre Geschäftsentwicklung mit Kunden, die mit Kundenevents bearbeitet werden, zu analysieren. Insbesondere für komplexe Leistungen kann der Entscheidungsprozess bei Kunden aber lange dauern, so dass der Auslöser, der zur Zusammenarbeit geführt hat, meist nur schwer feststellbar ist. Wohl deshalb werden weitere Kriterien zur Beurteilung des Marketing mit Kundenevents herangezogen. So wird die allgemeine Umsatzentwicklung der eigenen Unternehmung von 46 Prozent, die allgemein erzielte Kundenzufriedenheit von 45 Prozent und die Durchführung allgemeiner Imageanalysen von 29 Prozent der befragten Experten ebenfalls als geeignetes Mittel zur Bewertung des Erfolgs des Marketing mit Kundenevents angesehen. Um das „Preis-/Leistungsverhältnis“ von Kundenevents mit anderen Kommunikationsmassnahmen zu vergleichen, analysiert knapp jede fünfte Unternehmung die Kontaktkosten. Schliesslich ist eine Wirkungsanalyse mit Hilfe von Kontrollgruppen aus Sicht der Praxis bedeutungslos. Die Schwierigkeit einer verlässlichen Erfolgsbeurteilung des Marketing mit Kundenevents zeigen auch die folgenden Expertenaussagen (vgl. Abbildung C-40): 221 Expertengespräch: Morra (14/12/2000), Boston Consulting Group, Zürich. 106 „Der konkrete Erfolg lässt sich nicht messen. In welchem Zeitrahmen soll sich der Erfolg einstellen? Der kontinuierliche Aufbau der Kunden ist aber wichtig und bringt langfristig Erfolg.“ (Maschinen) „Kurzfristig sind die meisten Teilnehmer zufrieden. Was Kundenevents langfristig bringen, ist aber nur schwer messbar.“ (Technische Standardprodukte) „Erfolg ist schwer messbar. Da Kundenveranstaltungen nur ein Teil des Marketingmix sind, kann ihr Anteil am Gesamterfolg immer nur vermutet werden.“ (Maschinen) „Der Erfolgsbeitrag von Kundenevents ist schwierig zu quantifizieren, da die Kundenentwicklung immer langfristig erfolgt.“ (Bank) „Der Erfolgsbeitrag des Marketing mit Kundenevents ist extrem schwierig messbar, aber von hoher Bedeutung! Leider existieren bisher wenig bis keine Tools, die hier Unterstützung bieten könnten. Aus unserer Sicht ist es deshalb wichtig, konsequent das Customer Relationship Management (CRM) zu verbessern.“ (Bank) Abb. C-40: Aussagen zur Erfolgsmessung des Marketing mit Kundenevents222 7.3 Database Management als wichtige Basis für ein professionelles Eventcontrolling Die Wichtigkeit des EDV-Einsatzes im Marketing-Controlling ist unbestritten. Diese Tatsache wird durch die heute in vielen Unternehmen bestehenden oder sich im Aufbau befindenden Database- und Customer-Relationsship-Managementsysteme deutlich. Diese Systeme basieren auf der Analyse von in Datenbanken gesammelten Kundendaten, um Unternehmen im Zeitablauf immer genauere Informationen über das Beziehungs- und Geschäftsverhalten ihrer Kunden zu liefern. Dabei ist es wichtig, innerhalb solcher Systeme die Daten aus den Bereichen Marketing, Vertrieb und Kundendienst miteinander zu verzahnen.223 Solche Datenbank-Systeme erleichtern durch die umfangreiche Datenbasis die Wirkungsanalyse und das Aufdecken von Zusammenhängen. Ihr Erfolg ist aber stark abhängig von der Disziplin jedes Mitarbeiters mit Kundenkontakt, wie die folgende Expertenaussage zeigt: 222 Basis: Die ausgewählten Hinweise und Bemerkungen stammen aus der schriftlichen Befragung und werden deshalb in anonymer Form wiedergegeben. 223 Vgl. Kotler/Biemel (1999) S. 1043. 107 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents „Unser Database-Management verfolgt das Prinzip des Closing Loop, d.h. die Datenerfassung erfolgt in einem geschlossenen Kreislauf. Kundeninformationen müssen deshalb bei jedem Kontakt erfasst werden, um darauf aufbauend durch Datamining Erkenntnisse bezüglich Kundeninteressen und -verhalten generieren zu können. Voraussetzung dazu ist die Disziplin der Kundenberater, müssen diese doch nach jedem Kundenkontakt die erhaltenen Informationen in die Datenbank eingeben.“224 Es empfiehlt sich, die gewonnenen Informationen bezüglich Art und Aussagegehalt zu gruppieren und den vier Informationsfeldern Grunddaten, Potenzialdaten, Aktions- und Kommunikationsdaten sowie Reaktions- und Ergebnisdaten zuzuordnen (siehe Abbildung C-41):225 Grunddaten Firmenname Anschrift Telefon/Fax/E-Mail Branche Mitarbeiter:- Name und Anrede - Telefon/Fax/E-Mail - Kompetenzbereich - Rolle im Buying Center - Geschäftliche Interessen - Private Interessen - Ansprechpartner Potenzialdaten Derzeitige Leistungsnutzung Kundenstellung (A/B/C Kunde, Stellung im Kundenportfolio) Beziehungsstatus (aktiv, schlafend, keine Beziehung) Aktions- und Kommunikationsdaten Art der Kommunikation Kommunikationsinhalt Kommunikationspartner Kommunikationsauslöser Kommunikationsqualität Kontaktkosten Reaktions- und Erfolgsdaten Art und Zeitpunkt der Reaktion Kundengewinnung Kundenzufriedenheit Kundenloyalität und -bindung Erreichtes Image Entwicklung der Geschäftsbeziehung Abb. C-41: Wichtige Informationsfelder und -inhalte einer Kundendatenbank226 224 Expertengespräch: Kunz (17/05/2000), Credit Suisse, Zürich. 225 Vgl. Rudolph/Rudolph (2000) S. 81 ff. 226 In Anlehnung an: Rudolph/Rudolph (2000) S. 84; ähnlich auch Kreutzer (1992) S. 332; Wetzel (1997) S. 53; Böhler/Riedel (1997) S. 62 f. 108 Die Grunddaten erfassen alle für die Kundenkontaktierung erforderlichen Angaben. Dabei ist es für Anbieter von komplexen Leistungen mit Organisationen als Kunden wichtig, alle Beschreibungsdaten der wichtigen Mitarbeiter der einzelnen Kundenfirmen zu sammeln. Nur wenn Hierarchien und unterschiedliche Rollen im Buying Center berücksichtigt werden, können einzelne Mitarbeiter der Kundenfirmen individuell angesprochen und ihre spezifischen Bedürfnisse und Interessen mit gezielten Kommunikationsangeboten befriedigt werden. Potenzialdaten dienen der Kundenklassifizierung und beinhalten sowohl aktuelle als auch zukünftige Grössen. Zu den Aktions- und Kommunikationsdaten gehören alle Informationen über kundenbezogene Massnahmen. Hier ist wichtig, jeden erzielten Kundenkontakt bestmöglich zu beschreiben. Folgende Informationen sind dabei wichtig: Kommunikationsart (Brief, Mailing, Kundenessen, Kundenevent, etc.), Kommunikationsinhalt (Beratung, Produktvorstellung, Anwenderschulung, etc.), Kommunikationspartner (wer hatte mit wem Kontakt), Kommunikationsauslöser (Initiative durch Kunde oder durch Anbieter), Kundenbeurteilung der Kommunikationsqualität, Kontaktkosten. Schliesslich umfassen die Reaktionsdaten alle Informationen über das Verhalten des Kunden und geben somit Aufschluss über die Wirksamkeit der unterschiedlichen Massnahmen. Dabei sind neben unmittelbar erzielten Kundenreaktionen auch psychologische Grössen wie Kundenzufriedenheit oder erreichte Differenzierung wichtig. Diese Ausführungen zeigen, dass eine Integration des Marketing mit Kundenevents in Database-Management-Systeme zu empfehlen ist, um den Einsatz von Veranstaltungen besser planen und ihren Erfolg umfangreicher kontrollieren zu können. Dabei zeigen die erhobenen Grunddaten die für unterschiedliche Kundeneventtypen und -inhalte wichtigen Unternehmen und Unternehmensmitarbeiter. Die Information „Kommunikationsauslöser“ zeigt, ob ein Kunde zum Event eingeladen worden ist oder ob dieser selbst die Initiative ergriffen hat. Im Feld „Kommunikationsqualität“ können Kundenzufriedenheit sowie Kritiken und Verbesserungsvorschläge gespeichert werden. „Kontaktkosten“ erlauben einen Vergleich mit alternativen Kommunikations- und Beziehungsinstrumenten. Der Erfolg von Kundenevents kann (mindestens teilweise) mit dem Informationsfeld „Reaktionsdaten“ kontrolliert werden. Darin liefert das Feld „Art und Zeitpunkt der Reaktion“ den direktesten Zusammenhang zwischen durchgeführter Veranstaltung und erzieltem Ergebnis, können hier doch beispielsweise die dem Event folgenden spontanen Kundenanfragen gespeichert werden. Auch das Teilnahmeverhalten der anvisierten Zielgruppen kann in diesem Feld gesichert werden. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 109 Zusätzlich werden die an einem Event geführten Gespräche zwischen Unternehmensmitarbeitern und Kunden separat erfasst. Der Kommunikationsanlass ist dann das Kundenevent, der Kommunikationsinhalt das geführte Gespräch, die Kommunikationspartner Unternehmens- und Kundenvertreter und erzielte Folgegespräche weisen auf die erreichte Kommunikationsqualität hin. 8 Infrastruktur des Marketing mit Kundenevents bereitstellen 8.1 Interne Verantwortlichkeit Die Unternehmen wenden für Kundenveranstaltungen viel Zeit und Geld auf. Deshalb müssen die Verantwortlichkeiten innerhalb des Unternehmens so geregelt werden, dass sie der strategischen Dimension des Marketing mit Kundenevents gerecht werden. Es ist somit sicher nicht empfehlenswert, Kundenveranstaltungen quasi nebenbei am Rande des normalen Tagesgeschäftes ohne genügend Zeit und Ressourcen zu organisieren. In der Praxis werden häufig unterschiedliche Stellen und Personen in die Organisation eingebunden. Dies wird auch durch die schriftliche Befragung bestätigt. So geben rund 80 Prozent der Befragten an, dass zwei oder mehr Stellen das Marketing mit Kundenevents (mit)verantworten.227 Dabei lässt sich oft beobachten, dass die Unternehmen ihre Grossveranstaltungen zentral organisieren, während kleinere Events in Eigenverantwortung von der jeweiligen Abteilung oder Region durchgeführt werden. Die folgende Expertenaussage eines Anbieters von Software zeigt eine solche Organisationsform: „Bei uns werden die grossen Events mit mehr als hundert Gästen zentral durch den Bereich Corporate Communications veranstaltet. Kleinere Events hingegen führen die einzelnen Abteilungen selbst durch. Die Kontrolle für jede Veranstaltung ist aber immer zentral. Deshalb muss jedes geplante Event das o.k. von der Corporate Communications Abteilung erhalten. Dadurch stellen wir sicher, dass Veranstaltungen nur dann eingesetzt werden, wenn sie erforderlich und sinnvoll sind. Dieses Vorgehen verhindert einerseits eine interne Eventitis, andererseits kann dadurch die vorhandene grosse Routine und Erfahrung optimal genutzt werden.“228 227 Basis: n = 113. 228 Expertengespräch: Van de Rijs (21/06/2000), Microsoft (Schweiz) AG, Zürich. 110 Wer in den Unternehmen die Kundenveranstaltungen plant und durchführt, zeigt als Resultat der Umfrage Abbildung C-42: Zentrales Marketing Marketingverantwortliche in Abteilungen/Geschäftsbereichen Verkauf Assistent(en) und/oder Mitglieder der Geschäftsleitung PR - Abteilung 59% 48% 44% 30% 24% Sponsoring/Eventmarketing Produkt-/Dienstleistungsverantwortliche 19% 18% 0% 20% 40% 60% 80% Abb. C-42: Interne Verantwortlichkeit für das Marketing mit Kundenevents229 Es wird deutlich, dass viele befragte Firmen das zentrale Marketing (59 Prozent) und/oder die Marketingverantwortlichen in den Abteilungen und Geschäftsbereichen (48 Prozent) mit der Durchführung von Kundenevents betrauen. Auch der Verkauf plant und führt häufig Events durch (44 Prozent), was auch sinnvoll ist, da er die Kundenbedürfnisse und -situationen am besten kennt. Immerhin sind bei rund jedem dritten Unternehmen zudem Assistenten oder Mitglieder der Geschäftsleitung in den Prozess involviert. Schliesslich sind besonders in vielen Grossunternehmen die PR-Abteilung, das Sponsoring/Eventmarketing und/oder die Produktmanager für Kundenevents (mit)verantwortlich. Das Fazit ist, dass Kundenevents in der Praxis meist von Marketing- und Kommunikationsspezialisten geplant und durchgeführt wird. 8.2 Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern und Eventagenturen Planen Unternehmen, Kundenevents zu veranstalten, müssen sie sich entscheiden, ob sie die einzelnen Anlässe selbstständig und somit ohne fremde Hilfe oder in Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern planen und durchführen wollen. Bei anstehendem Unterstützungsbedarf ist Form und Inhalt der Zusammenarbeit zu bestimmen und der Kooperationspartner gezielt auszuwählen. 229 Basis: n = 111 (Mehrfachnennungen möglich). 111 C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 8.2.1 Notwendigkeit der Zusammenarbeit prüfen Eventagenturen und externe Dienstleister helfen, Kundenevents professionell zu planen, zu gestalten und durchzuführen. Dabei können Unternehmen vom grossen Erfahrungsschatz und den guten Beziehungen solcher Dienstleister profitieren und ihre eigenen Mitarbeiter entlasten. Einem solchen Engagement stehen aber immer die resultierenden Kosten gegenüber, die schnell mehrere Zehntausend Franken betragen können. Trotzdem ist eine solche Unterstützung oft wichtig und hilfreich, wie beispielsweise die folgende Praxiserfahrung zeigt: „Unser jährlich stattfindendes Distributorenseminar haben wir in diesem Jahr zum ersten Mal mit Hilfe einer Eventagentur organisiert. Mit diesem Engagement haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Einerseits war das Rahmenprogramm von sehr hoher Qualität, andererseits wurden die internen Leute entlastet und konnten sich ganz auf die Vorbereitung der fachlichen Inhalte konzentrieren. Zudem hatte die Agentur dank ihrer wichtigen Stellung im Markt die Möglichkeit, Rabatte und vorteilhafte Konditionen bei Restaurants und gebuchtem Hotel auszuhandeln. Die Gesamtkosten waren deshalb, verglichen mit den vorangegangenen Veranstaltungen, nicht entscheidend höher.“230 Abbildung C-43 zeigt, wie stark in der Praxis mit externen Dienstleistern kooperiert wird: nie 1 2 hin und wieder 3 39.9 (1-2) 31.0 (3) 0% 20% 40% 60% sehr oft 5 4 29.2 (4-5) 80% 100% Abb. C-43: Intensität der Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern in der Praxis231 Die Mehrzahl der befragten Unternehmen (rund 70 Prozent) arbeiten selten bis nie oder nur hin und wieder mit externen Dienstleistern zusammen. Diese Anbieter begründen ihr Verhalten mit dem intern ausreichend vorhandenen Know-how (62 Prozent), den hohen Kosten von Agenturen (36 Prozent) oder damit, dass die eigenen Veranstaltungen nicht besonders aufwendig sind und deshalb keine fremde Hilfe benötigen (36 Prozent).232 230 Expertengespräch: Wilp (08/11/2000), Schmid Telecommunication, Zürich. 231 Basis: n = 113. 232 Basis: n = 69 (Mehrfachnennungen möglich). 112 Doch die Kooperation mit externen Dienstleistern wird auch gesucht. Etwa jedes dritte Unternehmen arbeitet oft bis sehr oft mit Eventagenturen zusammen. 8.2.2 Inhalt der Zusammenarbeit bestimmen Für die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern sind verschiedene Varianten denkbar. Die Spannbreite reicht von rein auf die Ausführung begrenzten Projektaufträgen bis hin zur langfristigen Consultingfunktion der Agentur.233 Wie Abbildung C-44 zeigt, beschränkt sich die Praxis beim Einbezug von Eventagenturen und externen Dienstleistern meist auf die technische und organisatorische Unterstützung von Veranstaltungen (80 Prozent) und den Einsatz von externem Betreuungspersonal (40 Prozent). Nur eine Minderheit der befragten Unternehmen engagiert auch für die konzeptionelle Planung Agenturen (29 Prozent). Für langfristige Gesamtkonzepte wird praktisch nie Fremdhilfe beansprucht. Technisch-organisatorische Hilfe bei der Eventumsetzung Betreuungspersonal 80% 40% Konzeptionelle Kundeneventplanung Langfristige Kundeneventkonzepte 29% 3% 0% 20% 40% 60% Abb. C-44: Inhalte der Zusammenarbeit mit externen Partnern234 233 Vgl. Erber (2000) S. 175. 234 Basis: n = 69 (Mehrfachnennungen möglich). 80% 100% C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 8.2.3 113 Kooperationspartner wählen Die Wahl des „richtigen“ Partners ist wichtig, bestimmt doch normalerweise erst ein langfristiges gemeinsames Agieren das positive Ergebnis.235 Dass der Vorteil einer solchen Kontinuität immer wichtiger wird, zeigt der folgende Kommunikationsexperte: „Eine langfristige Kooperation schafft für beide Seiten Vorteile. Die Agentur kennt durch eine langfristige Zusammenarbeit Unternehmen nicht selten besser als die dort verantwortlichen Manager, wechseln diese doch regelmässig ihre Jobs. Deshalb weiss die Agentur genau, was in der Vergangenheit schon gemacht wurde, was erfolgreich war, wo Fehler gemacht wurden, welche Inhalte von den Zielgruppen gut aufgenommen wurden, welche nicht.“236 Deshalb sollten im Evaluationsprozess möglicher Partner Informationen nicht nur aus einer einzigen Quelle bezogen werden, sondern es sind Veröffentlichungen in der Fachpresse, Empfehlungen von Geschäftsfreunden (Mund-zu-Mund Propaganda), selbst erlebte Kundenevents, wichtige Referenzen der Agenturen u.a. zu berücksichtigen. Als zusätzliche Hilfe kann auch Abbildung C-45 dienen, die wichtige Muss- und Profilierungsfaktoren auflistet, die eine gute Eventagentur auszeichnen: Muss-Faktoren Professionalität (Umgang mit dem Kunden, Qualität der Zusammenarbeit) Kreativität (Einzigartigkeit, Mut für Neues, Ideenreichtum, visionäres Denken) Projekt-Management (Einhalten von Zeitplänen, klare Verantwortlichkeiten) Budgetkompetenz (Einhaltung des Budgetrahmens, Transparenz, Informationsfluss) Profilierungsfaktoren Engagement und persönliches Involvement Einfühlungsvermögen und Kundenkenntnis Menschlichkeit und Sympathie Ehrlichkeit und Offenheit Abb. C-45: Anforderungen an eine Eventagentur237 235 Vgl. Dahlhoff (1993) S. 115 f. 236 Expertengespräch: Caviezel (06/06/2001), Carré Communications, Zürich. 237 Resultat des Workshops „Anforderungen an eine Eventagentur“ (11/08/2001), Zürich. 114 9 Zusammenfassung Mit dem Marketing mit Kundenevents werden vielfältige Ziele verfolgt. Kundenbindung, Schaffen und Beeinflussen von Image, Zeigen der eigenen Kompetenz sowie die Kundenakquisition sind dabei besonders wichtig. Solche strategischen Ziele müssen für die einzelnen Veranstaltungen weiter konkretisiert werden. Dabei stehen für die Praxis unabhängig vom gewählten Veranstaltungstyp die mit Events ermöglichten persönlichen Kontakte zwischen Anbieter und Kunden im Mittelpunkt. Zudem sind als Ziele für Fachveranstaltungen die Informationsvermittlung und der Know-how Austausch und für Social-/ Freizeitevents die Kundenpflege sowie die emotionale Kundenansprache wichtig. Geschäftliche Entscheide für komplexe und erklärungsbedürftige Leistungen werden in Unternehmen nicht von einer Person oder Funktion getroffen. Im Kundenprozess sind immer verschiedene Rollenträger involviert. Deshalb müssen sich Kundenevents zum Erreichen solcher Ziele auch an verschiedene Zielgruppen richten. Dies ist von der Praxis weitgehend erkannt worden, bearbeitet doch die grosse Mehrheit der befragten Anbieter mindestens drei Zielgruppen mit Kundenevents. Zur Gestaltung des Marketing mit Kundenevents werden fünf Ebenen unterschieden: Inhalt, Breite und Tiefe, Intensität, Kontinuität und Inszenierung. Mit Hilfe dieser Gestaltungsebenen lassen sich in der Praxis vier wichtige Gestaltungstypen für das Marketing mit Kundenevents unterscheiden. Ein Drittel der befragten Unternehmen veranstaltet relativ wenige, dafür aber eher exklusive Kundenevents. Für jede vierte Unternehmung heisst die Devise, Veranstaltungen eher selten, dafür aber kontinuierlich einzusetzen. Knapp jedes fünfte Unternehmen organisiert eher wenige Fachveranstaltungen. Schliesslich gibt immerhin rund jede siebte Firma an, eine hohe Kundenpräsenz mit eher exklusiven Veranstaltungen zu suchen. Mehr als vier von fünf der befragten Unternehmen stufen ihre Kundenevents als erfolgreich bis sehr erfolgreich ein. Diese Selbsteinschätzung wird durch andere Erfolgsindizes wie die wachsenden Investitionen oder die wichtige Stellung von Kundenevents im Kommunikationsmix bestätigt. Zudem weisen die von vielen Unternehmen oft nur schwach gewichteten im Zusammenhang mit Kundenevents möglichen Probleme auf den Erfolg solcher Veranstaltungen hin. C Ganzheitliches Marketing mit Kundenevents 115 Verschiedene Anzeichen lassen allerdings vermuten, dass der Erfolg nicht selten überschätzt wird. So sind heute bereits viele Kunden mit Events übersättigt und verfügen über immer weniger Zeit, das Erreichen der wirklich wichtigen Kunden wird schwieriger, die hohen Kosten werden immer kritischer und die Differenzierung gegenüber Konkurrenzveranstaltungen ist problematisch. Aus diesen Gründen scheint es vielversprechend, sich im Marketing mit Kundenevents auf wenige, dafür qualitativ hochstehende und eher exklusive Veranstaltungen zu beschränken. Eine solche Strategie hilft, das Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen zu optimieren und liefert einen Beitrag gegen die beobachtbare zunehmende Eventitis. Schliesslich muss der Einsatz von Kundenevents noch kritischer überprüft werden. Wird die Qualität der einzelnen Veranstaltungen noch von relativ vielen Unternehmen mehr oder weniger systematisch gemessen, ist eine Einschätzung des Erfolgs des Marketing mit Kundenevents bedeutend seltener. Was solche Veranstaltungen für das Geschäft wirklich bringen, kann deshalb meist nur geschätzt werden. Um eine höhere Professionalität im Controlling des Marketing mit Kundenevents zu erreichen, lohnt es sich, dieses verstärkt in Database-Marketing-Systeme zu integrieren. Organisatorisch sind im Prozess des Marketing mit Kundenevents meist Marketing- und Kommunikationsexperten involviert. Nicht zuletzt deshalb wird wohl eine häufige Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern nur von etwa jeder dritten Unternehmung gesucht. Weitere Gründe sind die Kosten einer solchen Zusammenarbeit sowie die Meinung, die eigenen Events seien nicht besonders anspruchsvoll und benötigten deshalb keine fremde Unterstützung. Bedenkt man, welch wichtige Rolle Agenturen im klassischen Werbebereich spielen, erstaunt dieser geringe Einbezug externer Experten. Es ist deshalb zu vermuten, dass die Komplexität von Kundenevents nicht selten unterschätzt wird. Die geschilderten Probleme und die Tatsache, dass nur ein professionelles Marketing mit Kundenevents den Erfolg bringen kann, lässt den Schluss zu, dass ein verstärkter Einsatz von Spezialisten für viele Unternehmen zu empfehlen ist. 116 D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 1 Gestaltung von Kundenevents in drei Arbeitsphasen Die im Kapitel C aufgezeigten Analysen und Entscheide setzen den Rahmen für die Umsetzung des Marketing mit Kundenevents. Ausgehend von den für das einzelne Event formulierten Vorgaben (wie Ziele und Funktionen für die Kommunikation oder Unternehmens- und Kundenbedürfnisse) gilt es, eine hohe Qualität in der Umsetzung zu erreichen. Dies verlangt nach einer Professionalisierung von Kundenevents. Diese wird einerseits durch eine systematische Planung, andererseits durch eine fachmännische Gestaltung und Umsetzung von Veranstaltungen erreicht. Sie verdrängt damit die in der Praxis oft beobachtbare intuitive, unstrukturierte und relativ zufällige Eventumsetzung. Die durch eine solche Professionalität erreichte hohe Eventqualität ist Voraussetzung, um in der zunehmenden Eventkonkurrenz und bei den ansteigenden Kundenansprüchen die mit einem Anlass verfolgten Ziele tatsächlich zu erreichen sowie beim Kunden Begeisterung zu erzielen. Hinweise für ein solches Vorgehensmuster liefert Bruhn in seinem kurzen Beitrag zum Eventmarketing.238 Darin unterscheidet er die vier Inszenierungsstufen Vorfeld, Umfeld, Hauptfeld und Nachfeld. Die Gestaltung des Vorfeldes zielt auf die Vorbereitung der (potenziellen) Teilnehmer. Deren Interesse soll durch das Übermitteln der für das Event notwendigen Informationen und durch die Einladungsgestaltung geweckt werden. Die Gestaltung des Umfeldes bezieht sich auf den Rahmen der Veranstaltung und soll die Basis schaffen für die angestrebte Botschaftsvermittlung. Diese findet im Hauptfeld statt und besteht nach Bruhn aus den Elementen Information und Entertainment. Das Nachfeld dient der Erinnerung an das Erlebnis und zielt auf eine emotionale Aktualisierung, um die Wirkung der im Hauptfeld vermittelten Eventbotschaft zu verstärken und zur Teilnahme an künftigen Events zu motivieren. Basierend auf diesen Ausführungen wird im Rahmen dieser Studie vorgeschlagen, eine Kundenveranstaltung in drei Arbeitsphasen zu gliedern (siehe Abbildung D-1): 238 Vgl. Bruhn (1997) S. 806 ff. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 117 Erinnerungsphase: Die Kundenerinnerung stärken Gewinnungsphase: Das Kundeninteresse wecken Erlebnisphase: Den Kunden begeistern Abb. D-1: Arbeitsphasen der Eventgestaltung Das Kundeninteresse wecken: In einer ersten Phase soll das Interesse jener (potentiellen) Kunden, die aufgrund ihrer Funktionen und ihrer Bedürfnisse für den Kundenanlass wichtig sind, geweckt werden. Dabei spielen Veranstaltungsthema und -zeitpunkt die entscheidende Rolle. Aber auch die Gestaltung des Einladungsprozesses ist wichtig. Nur eine umfassende Kundenkenntnis erlaubt, die eigenen Zielsetzungen mit den Kundenbedürfnissen und -interessen abzustimmen. Den Kunden begeistern: In der zweiten Phase soll beim Kunden durch Inhalt und Inszenierung des Kundenevents Begeisterung erzielt werden. Hoher Kundennutzen und/oder Einmaligkeit sind die Stichworte. Unabdingbare Voraussetzung ist aber immer die hohe Umsetzungsqualität der Veranstaltung. Die Kundenerinnerung stärken: In einer dritten Phase sind die durch den Kunden gewonnenen Eindrücke gezielt zu verstärken. Durch den Einsatz von verschiedenen Erinnerungsleistungen kann die Kundenerinnerung an das Event oder an bestimmte Veranstaltungsinhalte gefestigt werden. Zudem sollen die durch den Kundenanlass geschaffenen guten Voraussetzungen (wie persönlich erlebte Kontakte) für die Vertiefung von Geschäftsbeziehungen gezielt genutzt werden. Dazu ist die Organisation der Nachbearbeitung entscheidend. 118 Das Aufteilen der Kundeneventgestaltung in diese drei Arbeitsphasen betont die Wichtigkeit von Massnahmen, die vor und nach dem eigentlichen Kundenanlass stattfinden. Erst dadurch wird das Erfolgspotential von Kundenevents in vollem Umfang ausgeschöpft. Zudem ist zu beachten, dass – auch wenn die einzelnen Arbeitsphasen aus Darstellungsgründen sequentiell aufgezeigt werden – zwischen den einzelnen Arbeitsschritten Überlappungen und gegenseitige Einflussnahmen bestehen. So färbt beispielsweise das Thema der Veranstaltung auf die konkreten Eventinhalte ab, oder die während eines Events erreichten Interaktionen und Austauschprozesse prägen Form und Intensität der Nachbearbeitung. Abbildung D-2 zeigt die Methodik für die Gestaltung von Kundenevents: Gewinnungsphase: Das Kundeninteresse wecken Entscheidungsebene Handlungsebene Voraussetzungsebene Eckdaten Erlebnisphase: Den Kunden begeistern Eventinhalt Selektionierte Kontaktaufnahme Eventgestaltung Kundenkenntnis Eventqualität Abb. D-2: Methodik zur Gestaltung von Kundenevents Erinnerungsphase: Die Kundenerinnerung stärken Nachbearbeitungsform Gestaltung der Erinnerungsleistung Nachbearbeitungsorganisation D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 2 119 Gewinnungsphase: Das Kundeninteresse wecken Die Gewinnungsphase bezweckt, die für das Unternehmen wichtigen Kunden für das Kundenevent zu interessieren und zur Teilnahme an der Veranstaltung zu bewegen. Die zunehmende Vielfalt von Events und die dadurch auftretenden Sättigungserscheinungen beim Kunden sind für das erfolgreiche Erreichen dieser Zielsetzung eine immer grössere Herausforderung. Es wird insbesondere immer schwieriger, die für eine Firma wirklich wichtigen Kunden für Veranstaltungen zu gewinnen, werden diese doch auch von anderen Unternehmen häufig eingeladen. Zudem wird dem Kunden mit einer Einladung sein wertvollstes Gut abverlangt, das er besitzt, nämlich seine Zeit.239 Wichtig für das Gewinnen von Kundeninteresse sind die „richtigen“ Eckdaten des Kundenevents (Entscheidungsfeld). Das Thema muss Interesse wecken, der Veranstaltungszeitpunkt muss in die Terminplanung der Kunden passen und eine allfällige finanzielle Beteiligung darf kein Hinderungsgrund sein. Die Kontaktaufnahme durch persönliche Einladung informiert über die Modalitäten der Veranstaltung (Handlungsfeld). Voraussetzung für diese Phase ist eine umfassende Kundenkenntnis. Nur damit können die Eckdaten auf die Kundenbedürfnisse abgestimmt und die Kunden mit einer Einladung erreicht werden. Abbildung D-3 zeigt die drei Felder der Gewinnungsphase im Überblick: Gewinnungsphase: Das Kundeninteresse wecken Entscheidungsebene Handlungsebene Voraussetzungsebene Eckdaten Erlebnisphase: Den Kunden begeistern Eventinhalt Selektionierte Kontaktaufnahme Eventgestaltung Kundenkenntnis Eventqualität Erinnerungsphase: Die Kundenerinnerung stärken Nachbearbeitungsform Gestaltung der Erinnerungsleistung Nachbearbeitungsorganisation Abb. D-3: Entscheidungs-, Handlungs- und Voraussetzungsfeld der Gewinnungsphase 239 Vgl. Bremshey (1996), S. 164. 120 2.1 Entscheidungsfeld: Eckdaten des Kundenevents bestimmen 2.1.1 Thema wählen Die Wahl des Veranstaltungsthemas ist Ausgangspunkt der Gewinnungsphase. Ein spannendes und für den Kunden relevantes Thema kann sein Interesse für das Kundenevent wecken. Deshalb muss das Thema in kurzer, prägnanter Form den Inhalt der Veranstaltung wiedergeben. Es muss ihm verdeutlichen, dass das bevorstehende Kundenevent einen wichtigen Beitrag zu seiner Bedürfnisbefriedigung leistet. In der Themenwahl sind der Kreativität nahezu keine Grenzen gesetzt. Themen können unterschiedlichste Probleme, Entwicklungen oder Anlässe aufgreifen. Sie können einen direkten Bezug zum Geschäft haben, können der Unterhaltung dienen oder die umfassende Verantwortung für wichtige Fragen verdeutlichen. Deshalb werden in der Praxis Kundenevents mit unterschiedlichsten Themen veranstaltet. Abbildung D-4 zeigt einige Beispiele: Driving e-business (Lucent) Trends in der Personalvorsorge (KPMG) Product and Knowledge Fair (Swiss Re) UBS Golf Trophy (UBS Private Banking) Finance and Health (UBS) Wieviel ist Ihr Unternehmen wert? (PWC) ZKB Firmenpräsentationen (ZKB) TIME to TALK – sony partner management forum (Sony) Mobile Event – Thinkpad Outlook 2001 (IBM) Vienna Art Orchestra am jazznojazz (ZKB) Business Solutions Conference (Compaq) Technical Briefings (Microsoft) Betriebsleiterseminar (Sulzer Textil) Abb. D-4: Beispiele für Kundeneventthemen in der Praxis Kundeneventthemen lassen sich in die beiden Kategorien sachliche und emotionale Themen einteilen (siehe Abbildung D-5): D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 121 Themenkategorie Thementyp Eventinhalte (Beispiele) Sachliche Themen Leistungsthemen Neue Produkte einführen, bestehende Leistungen erklären, praktische Problemlösungen vorführen, Handhabung schulen, Kooperationen aufzeigen Fachthemen Expertenwissen vermitteln, Forschungserkenntnisse präsentieren Unternehmensfremde Sachthemen Politische Entwicklungen aufzeigen, Wirtschaftsthemen erörtern, Treffen mit Politikern und herausragenden Persönlichkeiten organisieren Sportthemen Besuch von Sportveranstaltungen, Treffen mit Stars, eigen initiierte Kundenwettkämpfe Kulturthemen Opern-, Theater-, Konzertbesuche, Besuch von Festen und Festivals Emotionale Themen Hobby- und Erlebnisthemen Weindegustationen, gemeinsames Wandern, Vorträge von Abenteurern Abb. D-5: Sachliche und emotionale Kundeneventthemen Sachliche Eventthemen Unternehmen vermitteln ihren Kunden mit sachlichen Themen ihre Expertise oder greifen wichtige Entwicklungen auf. Sie befriedigen damit das Kundenbedürfnis nach Information und Know-how oder qualifizieren damit Kunden für das eigene Leistungsprogramm. Mit Themen, die eigene Produkte oder Dienstleistungen zum Inhalt haben (etwa bei Hausmessen oder Kundenschulungen), sollen Kunden über die eigenen Problemlösungen umfassend informiert und für deren Einsatz und Anwendung qualifiziert werden. Beliebt sind zudem Anlässe, die das im Unternehmen vorhandene Expertenwissen thematisieren. Werden im Rahmen solcher Veranstaltungen die vom Unternehmen gefundenen Forschungsergebnisse aufbereitet und in gut verständlicher Form präsentiert, erhalten Kunden einen einzigartigen Zugang zu sonst nur schwer verfügbaren Informationen. Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft werden meist mit Hilfe von Podiumsgesprächen oder Diskussionsrunden aufgegriffen. Damit sollen wichtige Entwicklungen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und das Meinungsspektrum unterschiedlicher Persönlichkeiten und Experten aufgezeigt werden. 122 Sachliche Themen werden oft durch Wechsel im eigenen Leistungsprogramm oder durch Veränderungen wichtiger Rahmenbedingungen von Kunden beeinflusst. Ein Beispiel dazu zeigt der folgende Fall: Kundenveranstaltungen als Reaktion auf Änderungen in der schweizerischen Mehrwertsteuergesetzgebung Am 01.01.2001 traten in der schweizerischen Mehrwertsteuergesetzgebung verschiedene Änderungen in Kraft. Diese Tatsache wurde von allen grossen Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsinstituten (z.B. Andersen Consulting, KPMG, Price Waterhouse Coopers) aufgegriffen. Es wurden Kundenseminare und Workshops durchgeführt, um die Rechts- und Steuerverantwortlichen von Unternehmen über die wesentlichen Änderungen innerhalb der Gesetzgebung sowie deren Auswirkungen auf das Geschäft in Kenntnis zu setzen. Diese Seminare wurden für Kunden sowohl kostenpflichtig (Price Waterhouse Coopers) als auch kostenlos (Andersen Consulting) angeboten.240 Emotionale Eventthemen Emotionale Themen sprechen mit Hilfe von Sport-, Kultur-, Hobby- und Erlebnisinhalten die Gefühlswelt der Kunden an. Solche Themen werden von anderen Autoren auch als „Erlebniswelten“241 oder „Erlebnisrahmen“242 beschrieben. Emotionale Themen sind in der Lage, spezifische Kundenbedürfnisse und -interessen zu befriedigen. Dadurch lassen sich Ansatzpunkte für eine eigenständige Positionierung und Differenzierung von Unternehmen und Marken schaffen und das Beziehungsmanagement kann unterstützt werden. Oft ist das eigene Sponsoring ausschlaggebend für emotionale Eventthemen. Untersuchungen belegen, das für den Sponsor die im Rahmen von bestehenden Engagements durchführbaren „Hospitality- oder Costumer-Care-Events“ sehr wichtig sind.243 Häufig bieten Unternehmen ihren Kunden auch interessante Themen, indem sie VIP-Pakete bei bestehenden Ereignissen und Grossveranstaltungen einkaufen. Je nach Unternehmens- und Kundensituation ergeben sich somit die unterschiedlichsten Kundeneventthemen. Dabei ist aber zu bedenken, dass Unternehmen ein Marketing mit 240 Expertengespräch: Alessandri (04/09/2000), KPMG, Zürich. 241 Vgl. Cotting (2000) S. 45 ff. 242 Vgl. Zangerl/Sistenich (1996) S. 235. 243 Vgl. Cotting (2000) S. 218. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 123 Substanz und Alleinstellung brauchen.244 Was zählt, ist der innovative Charakter und nicht „me-too“.245 Wie aber eine solche Einzigartigkeit und Relevanz erreicht werden soll, wird für viele Unternehmen immer schwieriger. So laden konkurrierende Unternehmen oft zu ähnlichen Erlebnisthemen wie Weindegustationen, Golfturniere, Musik- oder Opernfestivals ein. Gleiches gilt für Fachveranstaltungen, wo sich beobachten lässt, dass insbesondere aktuelle Trendthemen von vielen Unternehmen in austauschbarer Form aufgearbeitet werden. Zudem ist nicht selten fraglich, ob die gewählten Themen tatsächlich relevanten Kundenbedürfnissen entsprechen und geeignet sind, einen wichtigen Beitrag zum Unternehmenserfolg zu leisten. Solche Entwicklungen zeigen, dass in der Praxis die Themenwahl oft zu schnell und zu unkritisch erfolgt. Auch wenn keine Pauschalrezepte existieren, lohnt es sich, für die Evaluation eines Themas genug Zeit einzuplanen und dabei insbesondere die vier in Abbildung D-6 formulierten Fragen einzubeziehen: 1. Welche wichtigen Bedürfnisse und Interessen haben die anvisierten Kunden? 2. Welches Thema ist geeignet, einen wichtigen Beitrag zur Befriedigung solcher Bedürfnisse zu leisten? 3. Verfügen wir für das Thema über besondere Kompetenzen und können dadurch dem Kunden eine einzigartige Möglichkeit für seine Bedürfnisbefriedigung bieten? 4. Ist das Thema geeignet, dem Kunden unsere eigenen Ansprüche, Überzeugungen und/ oder Werte zu vermitteln? Abb. D-6: Grundsatzfragen bei der Wahl von Kundeneventthemen Ein mögliches Fazit und somit eine Antwort auf die Frage, was ein erfolgreiches Eventthema auszeichnet, liefert der folgende Kommunikationsexperte: „Das Thema der Kommunikation ist für die Differenzierung und somit den Erfolg entscheidend. Hier erscheint mir wichtig, möglichst wenig über die eigenen Leistungen zu reden. Vielmehr gilt es, über das gewählte Thema den Zugang zum Geschäft zu finden. Wofür stehen wir, welche Werte verkörpern wir sind dabei die wichtigen Fragen.“246 244 Vgl. Kuss/Tomczak (1998) S. 130. 245 Vgl. Erber (2000) S. 127. 246 Expertengespräch: Zahner (30/0572001), Zahner & Partner, St. Gallen. 124 2.1.2 Das Kundenevent timen Nicht selten verfügen Kunden zwar über Interesse für ein bestimmtes Kundenevent, haben aber schlichtweg keine Zeit, an diesem teilzunehmen. Dieser Herausforderung müssen sich Unternehmen bei der Planung ihrer Anlässe stellen. Das Timing von Eventzeitpunkt und -dauer muss sich somit verstärkt der Kundensituation anpassen. Wahl des Veranstaltungszeitpunkts Auch wenn es oft schwierig ist, muss für den Erfolg von Kundenevents der richtige Veranstaltungszeitpunkt gefunden werden. Misserfolge in der Praxis lassen sich nämlich nicht selten darauf zurückführen, dass die Veranstaltungen in für Kunden ungünstige Zeitperioden gelegt worden sind oder sich mit konkurrierenden Events überschnitten haben. Viele Unternehmen sind sich dieser Problematik bewusst. Sie suchen deshalb nach neuen Lösungen. Events werden als „Breakfast-Meetings“ veranstaltet und verstärkt werden auch Abendanlässe durchgeführt. Oder bestimmte Kundenevents werden institutionalisiert, um durch eine solche Tradition Veranstaltungen beim Kunden als Fixpunkte zu verankern. Einige Hinweise zum Timing von Fachevents gibt auch De Bonis: „Avoid Mondays and Fridays because they are used for extended weekends. Avoid the end of the month because of accounting closing. Avoid August because of vacation plans, but avoid all summer months unless you are sure it will not affect attendance. (...) Morning tends to be better than afternoons because people can be distracted and corralled in their offices once they get to work. (...) Given the investment you make in developing a seminar, one good insurance plan is to offer two sessions: the afternoon of one day and the morning of the next day.“247 Werden bestimmte Themen wegen Veränderungen von Rahmenbedingungen oder Technologien wichtig, ist vor allem auch „Time-to-Market“ für das Gewinnen von Kundeninteresse entscheidend. Greift nämlich ein Anbieter ein solches Thema als Erster und somit vor seiner Konkurrenz auf, ist ihm durch diese „Pionierleistung“ ein hohes Interesse gewiss und die Kunden reservieren sich die für die Veranstaltung notwendige Zeit. 247 De Bonis (1997) S. 176 f. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 125 Festlegen der Veranstaltungsdauer Neben dem kritischen Veranstaltungszeitpunkt ist auch die zeitliche Inanspruchnahme von Events zunehmend ein Problem. Heutige Kunden haben aufgrund der zunehmenden Belastung in ihren Unternehmen meist nicht mehr die Möglichkeit, lange von ihrer Arbeit fernzubleiben. Und ihre Freizeit verbringen sie lieber mit Familie oder Freunden. Wie der folgende Experte verdeutlicht, ist die knappe Kundenzeit sogar für Angebote, die für den geschäftlichen Erfolg des Kunden enorm wichtig sein können, höchst problematisch: „Heute haben Kunden verglichen mit früher bedeutend weniger Zeit. Deshalb wird schon eine Schulung von zwei Wochen als zu lange angesehen. Wir müssen uns deshalb anstrengen, Kunden effizient in kurzer Zeit auszubilden und verstärkt auch Alternativen wie CD-Roms einzusetzen. Vor zehn Jahren waren bedeutend längere Schulungen für unsere Kunden noch absolut problemlos.“248 Es ist also wichtig, das knappe Zeitbudget der Kunden mit Anlässen nicht übermässig zu belasten. Dazu ist es sinnvoll, sich auf die wirklich wesentlichen Inhalte in der Programmplanung zu konzentrieren, zeitintensive Events auf mehrere Kundenanlässe zu verteilen oder vermehrt lokale Anlässe zur Verringerung der Anreisezeit durchzuführen. 2.1.3 Frage nach der finanziellen Kundenbeteiligung klären Kundenevents sind teuer und binden beträchtliche Mittel. Die Frage, inwieweit Kunden an den entstehenden Aufwendungen bestimmter Kundenveranstaltungen beteiligt werden können, rückt daher verstärkt in den Mittelpunkt. Man kann nämlich allgemein davon ausgehen, dass Kunden bereit sind, gute Leistungen zu honorieren.249 Wird eine Teilnahmegebühr verlangt, ist der wichtigste Nutzen für den Anbieter die finanzielle Entlastung. Doch De Bonis zeigt noch weitere Wirkungen: „A fee also lends value to the overall perception of the event, plus it helps weed out the less serious attendees.“250 Eine solche Kostenbeteiligung wirkt also auch auf das wahrgenommene Image einer Veranstaltung und unterstützt den Selektionsprozess. Vielleicht gilt auch hier für die 248 Expertengespräch: König (27/04/2000), Sulzer Textil, Rüti. 249 Vgl. Belz (1995a) S.71. 250 De Bonis (1997) S. 177. 126 Kundenwahrnehmung die Aussage: „Was nichts kostet ist nichts wert“.251 Durch eine finanzielle Kundenbeteiligung entstehen aber auch Pflichten und potenzielle Gefahren. Unternehmen müssen dem Kunden mit dem Event Interessantes von hochstehender Qualität bieten, ist doch hier der Kundenfrust bei Nichterfüllung seiner Erwartungen bedeutend höher als bei Gratisevents. Zudem besteht das Risiko, dass wichtige Kunden aus finanziellen Gründen der Veranstaltung fernbleiben. Nicht jede Veranstaltung lässt sich verrechnen. Für erlebnisorientierte Events, die von Unternehmen als Beziehungsinstrument und als „besonderes Geschenk“ für Kunden eingesetzt werden, stellt sich die Frage nach kommerzieller Kundenbeteiligung kaum. Anders präsentiert sich die Situation für Fachveranstaltungen und Kundenschulungen. Ob hier eine Teilnahmegebühr verlangt werden soll oder nicht, sollte aber erst nach Berücksichtigung der in Abbildung D-7 aufgezeigten Einflussfaktoren für die erleichterte Verrechnung von Kundenveranstaltungen entschieden werden: Hohe Kundenspezifität der Veranstaltung Hohe Kosten der Veranstaltung Vermittelter Nutzen der Veranstaltung ist unabhängig vom Kaufentscheid Geringe Konkurrenzintensität: wenige konkurrierende Veranstaltungen Starke Entlastung des Kunden durch die Veranstaltung Kunde ist gewohnt, für Kundenveranstaltungen zu bezahlen Einzigartige Veranstaltung Konkurrenzveranstaltungen kosten auch Abb. D-7: Einflussfaktoren für die erleichterte Verrechnung von Kundenevents252 Wie das Resultat der Befragung zeigt, werden in der Praxis nur selten Teilnahmegebühren verlangt. Einzig für Fachveranstaltungen ist das Ergebnis nennenswert. Hier erhebt immerhin jedes zehnte Unternehmen (fast) immer und rund jedes dritte hin und wieder eine Teilnahmegebühr.253 Dabei geschieht dies in drei Vierteln der Fälle zur Imagesteigerung der Veranstaltung und nur in knapp jedem zweiten Fall auch zur Kostendeckung.254 251 Vgl. Belz (1995a) S. 70 f. 252 In Anlehnung an Müller (interne Unterlage), zitiert in Belz (1998a) S. 541. 253 Basis: n = 110. 254 Basis: n = 50. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 127 Der folgende Fall zeigt aber auch, dass trotz der beobachtbaren vorsichtigen Handhabung die finanzielle Kundenbeteiligung an Veranstaltungen durchaus möglich und erfolgreich sein kann: Opentext: LiveLinkUp – Open Text Users‘ Conference Open Text hat Ende Oktober 2000 die fünfte weltweite Benutzerkonferenz „LiveLinkUp 2000“ in San Antonio, Texas durchgeführt. Das Thema der Veranstaltung „No Boundaries“ wurde mit verschiedenen Präsentationen, Gastreferenten und Training Sessions während vier Tagen umfassend behandelt. Ausserdem waren an der Konferenz Partnerunternehmen wie Adobe, Xerox, Access Data vertreten. Als „Social-Event“ wurde ein Golfturnier und ein Abend in den Sea World Adventure Parks organisiert, wo den Teilnehmern ermöglicht wurde, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Für die Lebenspartner der Teilnehmer organisierte Open Text ein spezielles Programm. Kostenpflichtig war sowohl die Teilnahme am Event (895 USD), die Teilnahme in den Training Sessions (300 USD/halber Tag) - 700 USD/ganzer Tag), die Übernachtung im Hotel „San Antonio Marriott Rivercenter“ (ermässigte Preise für Konferenzteilnehmer) als auch das Partnerprogramm (75 – 200 USD). Trotz der hohen Teilnahmegebühren war die Veranstaltung ein grosser Erfolg. Dies verdeutlichen die Teilnahme- und Trainingsgebühren für die sechste Benutzerkonferenz (LiveLinkUp 2001), die von Open Text um bis zu 90 Prozent erhöht worden sind!255 2.2 Handlungsfeld: Kunden selektiv kontaktieren 2.2.1 Richtige Kunden selektionieren Nicht selten gehören in der Praxis nicht alle eingeladenen Kunden der für die Veranstaltung vorgesehen Zielgruppe an.256 Fehlende oder ungenaue Kundenkenntnis und eine relativ willkürliche Kundenauswahl sind die Ursache. Deshalb stellt sich für Anbieter im Rahmen der Kundenselektion die Frage, wie gewährleistet werden kann, dass auch tatsächlich die gewünschten Kunden zum Anlass eingeladen werden. Hier lassen sich zwei Pole unterscheiden: die zentral gesteuerte und die dezentral gesteuerte Kundenselektion. 255 Ausschreibungen im Internet (http://www.opentext.com). 256 Zur Kundenanalyse und Zielgruppendefinition vgl. Kapitel C Punkt 4. 128 Zentral gesteuerte Kundenselektion Wird der Selektionsprozess zentral gesteuert, lädt das zentrale Marketing oder die mit der Durchführung des Events beauftragte Abteilung die Kunden zum Event ein. Die so gebündelte Kontrollmacht stellt sicher, dass der tatsächliche Teilnehmerkreis mit der geplanten Zielgruppe des Events übereinstimmt. Nachteilig kann dabei aber die relativ weite Entfernung zentraler Organe von den einzelnen Kunden sein. Die vertiefte Kundenkenntnis ist deshalb oft nicht vorhanden, was es beispielsweise schwierig macht, mit einem so gesteuerten Selektionsprozess mit Kundenevents auf besondere Vorkommnisse oder Entwicklungen in Kundenbeziehungen zu reagieren. Zudem erfordert die zentral gesteuerte Kundenselektion eine aufwendige und gut gepflegte Datenbasis in Form einer Kundendatenbank. Dass diese in der Praxis aber oft fehlt, verdeutlicht der folgende Experte: „Die meisten Unternehmen kennen ihre Kunden nicht. Ich muss sogar sagen, dass mir noch keine Firma mit einer brauchbaren Kundendatenbank begegnet ist! Einzelne Kundendaten (wie Ansprechpartner und direkte Kontaktadressen) liegen bestenfalls auf den lokalen Festplatten einzelner Mitarbeiter.“257 Dezentral gesteuerte Kundenselektion Im Gegensatz zum zentral gesteuerten Vorgehen zeichnet sich die dezentral gesteuerte Kundenselektion durch ihre Nähe zum Kunden aus. Verkaufsmitarbeiter und Kundenbetreuer, die mit ihren Kunden kontinuierlich im Kontakt stehen und daher über vertiefte Kundenkenntnis verfügen, laden zum Anlass ein. Ein solches Vorgehen birgt aber das Risiko, dass sich Kundenbetreuer und Verkäufer nicht immer der strategischen Bedeutung von Kundenveranstaltungen bewusst sind. Es besteht die Gefahr, dass bestimmte Kunden durch „persönliche Freundschaftsdienste“ bevorzugt behandelt werden. Dieser Gefahr kann durch den Einsatz von internen Verrechnungspreisen begegnet werden. Dies beeinflusst den Selektionsprozess in der gewünschten Richtung, indem die durch eine Kundenteilnahme entstehenden Kosten dem Kundenberater oder Verkäufer in seinem Budget belastet werden. 257 Expertengespräch: Salce (13/06/2001), Salce & Partner, Schaffhausen. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 129 Um die angesprochenen Nachteile zu vermindern, sollten zentrale und dezentrale Entscheide geeignet kombiniert werden. So können zentral Zielsetzungen, Richtlinien und Handlungsempfehlungen bestimmt werden, während darauf aufbauend dezentral die Kundenselektion vorgenommen wird. Das folgende Beispiel zeigt ein solches „Zusammenspiel“ in der praktischen Anwendung: Credit Suisse: Zentrale und dezentrale Entscheide in der Kundenselektion für die Konjunkturprognosen 2001 Am 24. Oktober 2000 veranstaltete die Credit Suisse im Hotel Mariott in Zürich das Kundenevent „Konjunkturprognosen 2001“. Die Zielgruppen dieser Veranstaltung „Wichtige Firmenkunden (F2)“ und „Sehr wichtige Firmenkunden (F1)“ wurden durch das zentrale Marketing definiert und der verantwortlichen Region Zürich vorgegeben. Die Selektion und Einladung der Kunden unterlag der Verantwortung der einzelnen Firmenbetreuer. Diese mussten sich an diese Vorgaben halten, durften in Einzelfällen aber davon abweichen. Dadurch konnten auch Kunden, die nicht den definierten Zielgruppen angehörten, aber aufgrund ihrer Situation nach einer bevorzugten Behandlung verlangten, berücksichtigt werden. Kontrolliert worden ist der Selektionsprozess durch den verantwortlichen Projektleiter der Region Zürich. Neben dieser Kontrollfunktion hat dieser immer auch die Aufgabe, für eine gewisse Abwechslung im Einladungsverhalten der Kundenbetreuer zu sorgen. Denn erst dadurch kann eine grosse Anzahl von wichtigen Kunden von Anlässen dieser Art profitieren.258 2.2.2 Einladungsprozess gestalten Herrscht über die Kundenselektion Klarheit, müssen die anvisierten Personen über die Veranstaltung in Kenntnis gesetzt werden. Es gilt, mit Hilfe des Einladungsprozesses Marketing für das Kundenevent zu betreiben. Schriftliche Einladung Die schriftliche Einladung informiert den Kunden über das Stattfinden des Kundenevents und gibt ihm die Möglichkeit, sich für die Teilnahme anzumelden. Sie wird gestaltet durch das Trägermaterial, das Layout, den Informationsgehalt und die Art der verwendeten Sprache. Als Trägermaterial wird normalerweise Papier verwendet, welches 258 Expertengespräch: Lancini ( 01/11/2000) Credit Suisse, Zürich. 130 in unterschiedlicher Qualität eingesetzt werden kann. Das Layout lässt sich durch Papierformat, Satzspiegel, Gliederung, Schrifttypen und Schriftgrössen, Bild-, Grafikund Textanteile, Farben und anderes gestalten. Wichtige Informationen sind etwa Veranstaltungsziele und gebotener Kundennutzen, grobe Programm- und Ablaufangaben, Veranstaltungsort und -zeit sowie Wegbeschreibung. Die verwendete Sprache bewegt sich von ernst und nüchtern bis hin zu salopp und locker. Alle diese Gestaltungselemente sind so miteinander zu kombinieren, dass das Resultat dem folgenden Anspruch genügt: „Eine gute Einladung ist personalisiert, enthält alle wichtigen Informationen und stimmt durch ihre Gestaltung auf das Event ein. Sie weckt Erwartungen, schafft Spannung und weckt Interesse.“259 Leider sind die gestalterischen Möglichkeiten einer Einladung beschränkt, da Unternehmen meist Corporate Design Richtlinien einhalten müssen. Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass eine ideenreich gestaltete Einladung der Schlüssel für das Wecken von Kundeninteresse sein kann. Das folgende Praxisbeispiel zeigt eine solche innovative Lösung: Swiss Re: Innovative Einladungsgestaltung für die Product and Knowledge Fair 2001 Für Swiss Re ist die Einladung der „Türöffner“ zum Kunden. Sie muss durch ihre attraktive Erscheinung den Kunden motivieren, am Event teilzunehmen. Zudem soll jede Einladung den eigenen Anlass positiv von konkurrierenden Angeboten abgrenzen. Es lohnt sich deshalb, Einladungen kreativ und ideenreich zu gestalten und den Freiraum in den Corporate Design Richtlinien bis an die Grenzen auszureizen. Diese Überzeugung widerspiegelte sich auch im Vorgehen bei der „Product and Knowledge Fair 2001“. Insbesondere die erste Kontaktaufnahme fiel durch ihre innovative Gestaltung auf. So wurde den Kunden ein kleines Paket zugeschickt, in welchem eine Taucherbrille, eingebettet auf blauem Hintergrund, das Veranstaltungsthema „Bitte eintauchen ins Swiss Re Knowledge“ symbolisch übermittelte. Zusammen mit einem prägnanten kurzen Text, der Angabe des Veranstaltungsdatums und der Anmerkung, dass weitere Details bald folgen würden, wurde der Kunde in emotionaler Art auf den Anlass aufmerksam gemacht und auf die weitere Kontaktaufnahme (Veranstaltungsprogramm mit Anmeldung) vorbereitet.260 259 Expertengespräch: Rufener (29/05/2001), Rufener events, Zürich. 260 Expertengespräch: Hug (03/11/2000), Swiss Re, Zürich. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 131 Mündliche Einladung Mündliche Einladungen werden oftmals vor oder nach einer schriftlichen Einladung eingesetzt. Geschäftsführer, Marketingverantwortliche, Kundenberater, Aussendienst und Verkauf laden dabei ihre Kunden persönlich zu einer Veranstaltung ein. Dadurch betonen sie ihr besonderes Interesse an der Kundenteilnahme und zeigen dem Kunden so ihre Wertschätzung. Die persönliche Kontaktaufnahme lohnt sich insbesondere auch kurz vor dem Anlass. Eine solche „persönliche Aufmerksamkeit“ soll sicherstellen, dass angemeldete Kunden auch tatsächlich am Event teilnehmen. Wie der folgende Experte verdeutlicht, wird die Bedeutung der persönlichen Einladung in der Praxis oft unterschätzt: „Unsere Berater sind meist überzeugt, mit dem Versand der schriftlichen Einladung die Hausaufgaben gemacht zu haben. Deshalb investieren sie wenig Zeit, um die Kundenpflege aktiv durch eine persönliche Kontaktaufnahme umzusetzen. Berücksichtigt man aber die hohen Investitionen in Kundenevents, müsste es doch möglich sein, sich die notwendige Zeit für eine persönliche mündliche Einladung zu reservieren.“261 Elektronische Einladung Eine elektronische Einladung erfolgt mit Hilfe von Internet und E-Mail. Dabei wird der Kunde mit Hilfe einer kurzen Botschaft per E-Mail auf das bevorstehende Kundenevent aufmerksam gemacht und durch einen Link auf die Homepage des Anlasses gelenkt. Hier sind dann umfassende Informationen zur Veranstaltung und zum Veranstaltungsprogramm verfügbar. Zudem besteht die Möglichkeit, sich mit Hilfe eines elektronischen Anmeldeformulars direkt für die Veranstaltung anzumelden. Der Einsatz der unterschiedlichen Einladungsmedien (schriftlich, mündlich, elektronisch) wird durch die Zielgruppe und die Art der Veranstaltung bestimmt. So ist es beispielsweise bei breiten Kundenevents mit grosser Teilnehmerzahl praktisch unmöglich, alle anvisierten Kunden mündlich einzuladen. Im Gegensatz dazu verlangen VIP-Veranstaltungen nach einer persönlichen, mündlichen Kontaktaufnahme. Das folgende Praxisbeispiel zeigt eine mögliche Zuordnung: 261 Expertengespräch: Koch (06/06/2001), UBS, Zürich. 132 Microsoft (Schweiz) AG: Einladungsgestaltung für unterschiedliche Zielgruppen Microsoft entscheidet sich je nach Zielgruppe des Events für unterschiedliche Einladungsund Kontaktformen. Ist die Veranstaltung für Geschäftsführer und CEO organisiert, werden die Kunden mit Hilfe einer persönlichen schriftlichen Einladung kontaktiert. Diese Personen werden nämlich meist von ihren Assistentinnen angemeldet. Für diese ist es noch immer am einfachsten, dies in Papierform mit dem Anmeldetalon vorzunehmen. Findet im Gegensatz dazu eine technische Konferenz für Informatiker und IT-Spezialisten statt, erfolgt die Einladung elektronisch. Diese mit den neuen Medien vertraute Zielgruppe erwartet nämlich, dass sie sich über das Internet informieren und direkt für die Veranstaltung anmelden kann. Deshalb verschickt Microsoft zu einer solchen Veranstaltung nur eine kurze Mitteilung per EMail, welche auf die entsprechenden Veranstaltungsinformationen im Internet verweist.262 Weiter ist es empfehlenswert, den Kunden Schritt für Schritt zum Anlass zu führen und deshalb den Einladungsprozess in mehreren Stufen zu gestalten. Ein solcher Prozess kann – wird er vom Unternehmen geschickt gestaltet – Spannung und Erwartungen beim Kunden bis zum Zeitpunkt des Anlasses stetig steigern. Der folgende Kommunikationsexperte zeigt eine Möglichkeit für ein solches Vorgehen: „Die Einladung zum Kundenevent erfolgt dreistufig. Als erstes wird der Kunde mit einem emotionalen „Teaser“ auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht und in Spannung versetzt. Darauf folgt die tatsächliche Einladung mit umfangreichen Veranstaltungsinformationen und einer Anmeldemöglichkeit. Die letzte Stufe, der „Reminder“, dient dazu, Kunden, die sich bis dato noch nicht für das Event angemeldet haben, an dieses zu erinnern.“263 In einem solchen mehrstufigen Prozess werden die unterschiedlichen Einladungsarten (schriftlich, mündlich, elektronisch) kombiniert eingesetzt. Für einen Fachanlass kann dies folgendermassen aussehen: Zuerst lädt der Kundenberater seinen Kunden telefonisch zum Anlass ein. Ist dieser interessiert, wird ihm anschliessend eine schriftliche Einladung zugesandt, die in kurzer Form Veranstaltungsthema, -inhalt und -programm vorstellt und auf eine zusätzliche Internetseite verweist. Dort sind vertiefte Informationen (etwa zu einzelnen Inhalten, zu Referenten oder zum Veranstaltungsort) ersichtlich. 262 Expertengespräch: Van der Rjis (27/06/2000), Microsoft (Schweiz) AG, Zürich. 263 Expertengespräch: Caviezel (06/06/2001), Carré Communications, Zürich. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 133 Auch wenn viele Unternehmen dem Einladungsprozess mehr Bedeutung beimessen und diesen somit aufwendiger gestalten sollten, ist dies alleine noch keine Garantie für ein erfolgreiches Wecken von Kundeninteresse. Wie der folgende Praxisfall zeigt, kann das Resultat nämlich trotz grossem Ressourcenaufwand im Einladungsprozess enttäuschend ausfallen: Compaq (Schweiz) AG: Aufwendiger Einladungsprozess für SwissInnovate 2000 Swiss Innovate ist für Compaq die wichtigste Kundenveranstaltung. Sie wurde im November 2000 zum zweiten Mal durchgeführt und dauerte zwei Tage. Die Selektion der Zielgruppe „Decision Makers“ basierte auf den Kundendatenbanken von Compaq und der zwei Partnerunternehmen SAP und Microsoft. Der Einladungsprozess wurde mehrstufig gestaltet und nutzte verschiedene Kommunikationsmedien. In einem ersten Anschreiben (Aufruf) wurde die Zielgruppe auf SwissInnovate aufmerksam gemacht. Die dabei knapp gehaltene Nachricht sollte Neugier und Spannung erzielen. Darauf folgte einige Wochen später die aufwendig gestaltete Einladung mit genauem Themenbeschrieb, Programmübersicht und Anmeldetalon. Die Kunden, die bis zu einem bestimmten Datum keine Reaktion zeigten, erhielten ein drittes Schreiben mit der Nachricht: „Ihre letzte Chance – melden Sie sich an.“ Unterstützt wurde der gesamte Einladungsprozess durch die Homepage „swissinnovate.ch“ (mit wichtigen Hintergrundinformationen und einer Online Anmeldemöglichkeit) und durch eine speziell eingerichtete Hotline. Der aufwendige Einladungsprozess führte aber nicht zum gewünschten Erfolg. Bei einem erwarteten Anmeldeeingang von 600 Kunden erzielte der Versand von rund 15'000 persönlichen Einladungen nur etwa 200 Anmeldungen. Deshalb wurde eine zusätzliche Printkampagne in der Tagespresse (NZZ) gestartet, womit die Anmeldungen immerhin auf 400 erhöht werden konnten.264 264 Expertengespräch: Dübendorfer (30/11/2000), Compaq (Schweiz) AG, Dübendorf. 134 2.3 Voraussetzungsfeld: Kunden vertieft kennen Voraussetzung für das Gewinnen von Kundeninteresse ist eine genaue Kundenkenntnis. Nur diese erlaubt es einer Firma, bedürfnisgerechte Angebote zu offerieren, Zielgruppen themenspezifisch zu selektieren und Kunden im Einladungsprozess persönlich anzusprechen. Mit der genauen Kundenkenntnis tun sich Unternehmen aber oft schwer.265 Es erstaunt, wie wenig viele Firmen tatsächlich über ihre Kunden wissen. Abbildung D-8 zeigt die in diesem Zusammenhang wichtigen Kundeninformationen:266 Kontaktspezifische Kriterien Name, Anrede (Du/Sie), Adresse, Direktwahl, Fax, E-Mail Geschäftsbezogene Kriterien Rolle im Buying Center, Verantwortlichkeiten, Aufgaben- und Kompetenzbereich (Management, F&E, IT, Marketing, Einkauf), aktuelle Projekte und geschäftliche Bedürfnisse Geschäftsbezogene Kriterien Kontaktintensität, Beziehungsstatus, Beziehungspartner im eigenen Unternehmen, persönliche Situation und Interessen (Familie, Hobbys, Sport) Eventbezogene Kriterien Generelles Eventinteresse (Anmeldeverhalten), besuchte Events in der Vergangenheit, Ausmass der Bedürfnisbefriedigung und der erzielten Zufriedenheit Abb. D-8: Wichtige Informationskriterien für die Kundenkenntnis Kontaktspezifische Kriterien schaffen die Basis für eine individuelle Kundenansprache. Sie erlauben persönliche Kontaktaufnahmen und personalisierte Einladungen. Hier ist auch wichtig, die Beziehungspartner des Kunden im eigenen Unternehmen zu kennen, um diese in den Einladungsprozess einzubeziehen. Geschäfts- und beziehungsbezogene Kriterien zeigen wichtige Kundenbedürfnisse und -interessen, denen mit Events gezielt entsprochen werden kann. Schliesslich hilft die Kenntnis des Teilnahmeverhaltens und der an den Events erzielten Kundenzufriedenheit, solche Interessen zu konkretisieren. 265 Vgl. Inden (1993) S. 59. 266 Ein Vorschlag zur Einbindung solcher Kundendaten in ein umfassendes Database-Management- Datenbank wird im Kapitel C Punkt 7.3 vorgenommen. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 2.4 135 Die Gewinnungsphase aus Sicht der Praxis: Ergebnisse aus der empirischen Untersuchung Abbildung D-9 zeigt, wie die befragten Experten verschiedene Massnahmen zur Gestaltung der Gewinnungsphase bei Fachanlässen und bei Social-/Freizeitevents gewichten: 87% Attraktives (einmaliges) Thema Richtiger Zeitpunkt 70% Aufwendige Gestaltung des Einladungsprozesses 52% 0% 20% 80% 44% 28% Persönliche mündliche oder telefonische Einladung 96% 40% Fachveranstaltung 61% 60% 80% 100% Social-Freizeitevent Abb. D-9: Wichtigkeit verschiedener Gestaltungsmassnahmen der Gewinnungsphase bei Fachveranstaltungen und bei Social-/Freizeitevents aus Sicht der Praxis267 Bei Fachveranstaltungen messen die meisten Unternehmen (96 Prozent) der Attraktivität des Veranstaltungsthemas eine hohe Bedeutung bei. Für Social-/Freizeitevents sind dies beachtliche 87 Prozent. Die folgende Aussage unterstreicht dies: „Viele unserer Kunden sind verwöhnt. Für sie spielt Geld keine Rolle. Zudem hinterfragen sie kritisch, was ihnen das einzelne Event persönlich bringt. Deshalb ist es für das Marketing mit Kundenevents wichtig, dem Kunden etwas zu bieten, was er auf anderem Wege und vor allem käuflich nicht erlangen kann. Das gewählte Thema ist deshalb zum Gewinnen von Interesse entscheidend.“268 267 Basis: n = 108 (Fachveranstaltungen), n = 76 (Social-/Freizeitevents), Ratingskala von 1 bis 5, Pro- zentzahlen beziehen sich auf die Skala-Positionen 4 (wichtige Leistung) und 5 (sehr wichtige Leistung). 268 Expertengespräch: Brunner (21/03/2000 und 15/10/2001), UBS, Zürich. 136 Auch die Wichtigkeit des Eventtimings wird deutlich. So wird der richtige Veranstaltungszeitpunkt bei Fachveranstaltungen von 80 Prozent, bei Social-/Freizeitevents von 70 Prozent der befragten Experten als bedeutend für den Veranstaltungserfolg bewertet. Dieses Resultat weist auf die knapper werdende Kundenzeit und auf das wachsende Konkurrenzangebot im Marketing mit Kundenevents hin. Folgende Expertenaussage verdeutlicht diese Situation: „Insbesondere für die Zielgruppe CEOs ist die Zeit der kritische Faktor. Es wird immer schwieriger, alle für PWC interessanten Leute an einem Anlass zu versammeln. Deshalb ist die Terminwahl für den Eventerfolg entscheidend. So führen wir beispielsweise die Paneldiskussion im Januar durch, also in einer Zeit, wo sonst nicht viel los ist.“269 Der Gestaltung des Einladungsprozesses wird bei Social-/Freizeitevents eine höhere Bedeutung beigemessen als bei Fachveranstaltungen. Dieses Ergebnis ist nicht weiter erstaunlich, stammen doch normalerweise die Teilnehmer für Social-/Freizeitevents aus dem oberen bis obersten Kader und erwarten aufgrund ihrer Stellung eine persönliche Betreuung. Aber auch bei Fachveranstaltungen erachtet es rund die Hälfte der Befragten als wichtig, ihre Kunden persönlich (telefonisch oder mündlich) einzuladen. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Wichtigkeit von Thema und Timing des Kundenevents für das Gewinnen von Kundeninteresse sowohl bei Fachveranstaltungen als auch bei Social-/Freizeitevents meist erkannt worden ist. Bei der Gestaltung des Einladungsprozesses besteht aber noch Spielraum zur Optimierung. Besonders für Fachveranstaltungen unterschätzt noch eine beträchtliche Zahl der Experten die Bedeutung der Einladung. 269 Expertengespräch: Torrie (11/09/2000), Price Waterhouse Coopers, Basel. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 3 137 Erlebnisphase: Den Kunden begeistern Ist in der ersten Arbeitsphase das Kundeninteresse geweckt und sind die richtigen Kunden zur Teilnahme an der Veranstaltung gewonnen worden, geht es in der Erlebnisphase darum, den Kunden mit dem Kundenevent zu begeistern. Er soll den Anlass als für ihn wichtig und einzigartig erleben. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Inhalt sachlicher oder emotionaler Natur ist. Entscheidend für Kundenbegeisterung ist allein ein „Übererfüllen“ der Kundenerwartungen.270 Im Entscheidungsfeld wird der konkrete Inhalt des Kundenevents festgelegt. Im Handlungsfeld wird dieser umgesetzt und dadurch das Kundenevent gestaltet. Hier gilt es, eine hohe Qualität zu erzielen, wirken doch nur professionell gestaltete Kundenevents begeisternd auf den Kunden (Voraussetzungsfeld). Abbildung D-10 zeigt die drei Felder der Erlebnisphase im Überblick. Gewinnungsphase: Das Kundeninteresse wecken Entscheidungsebene Handlungsebene Voraussetzungsebene Eckdaten Erlebnisphase: Den Kunden begeistern Eventinhalt Selektionierte Kontaktaufnahme Eventgestaltung Kundenkenntnis Eventqualität Erinnerungsphase: Die Kundenerinnerung stärken Nachbearbeitungsform Gestaltung der Erinnerungsleistung Nachbearbeitungsorganisation Abb. D-10: Entscheidungs-, Handlungs- und Voraussetzungsfeld der Erlebnisphase 270 Vgl. Eckert (1994) S. 375. 138 3.1 Entscheidungsfeld: Inhalte konfigurieren 3.1.1 Vier Inhaltstypen für Kundenevents Das in der ersten Arbeitsphase festgelegte Kundeneventthema bildet den Rahmen für die Inhalte des Kundenevents. Diese lassen sich zunächst einteilen in die Dimensionen „emotionale Inhalte“ und „sachliche Inhalte“ und anschliessend weiter differenzieren, falls die Art des Einbezugs des Kunden in die Veranstaltung berücksichtigt wird. Hier lassen sich passive und aktive Kundenintegration unterscheiden:271 Bei der passiven Kundenintegration kann das erlebende Individuum in keiner Weise auf das Ereignis einwirken, da es sich ausschliesslich geistig einbringt und deshalb keine körperliche Handlung vollzieht. Der Kunde ist externer Faktor und hat wenig Möglichkeiten, den Ausgang eines Ereignisses zu beeinflussen. Im Gegensatz dazu kommt dem Kunden bei einer aktiven Integration eine zentrale Rolle zu, da ihm die Chance zur Intervention bzw. Interaktion gegeben wird. Er bringt sich durch verbales und/oder körperliche Handeln ein, beeinflusst damit das Geschehen und trägt entscheidend zum Erfolg des Ereignisses bei. Je aktiver Kunden in eine Veranstaltung integriert werden, desto eher sind sie Teilnehmer und nicht bloss Besucher. Mit Hilfe der zwei Dimensionen „Inhalt“ und „Kundenintegration“ lassen sich die vier Inhaltstypen „Unterhaltung“, „Erlebnis“, „Informationsvermittlung“ und „Verknüpfte Lernprozesse“ unterscheiden (siehe Abbildung D-11): 271 Vgl. Wochnowski (1996) S. 56 f.; ähnlich auch Pine/Gilmore (2000) S. 52 f. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 139 Kundenintegration aktiv passiv Erlebnis Verknüpfte Lernprozesse Unterhaltung Informationsvermittlung Inhalt emotional sachlich Abb. D-11: Inhaltstypologie für Kundenevents Diese Typologie hilft, Klarheit über mögliche Kundeneventinhalte zu schaffen. Dabei ist aber zu bedenken, dass die Grenzen zwischen den aufgezeigten Typen fliessend sind. So kann beispielsweise jede Informationsvermittlung auch unterhaltend wirken, verknüpfte Lernprozesse können zum Kundenerlebnis beitragen oder unterhaltende, aber besonders einmalige Angebote liegen nahe beim intensiven Kundenerlebnis. Zudem bedeutet diese Typologie nicht, dass sich Unternehmen im Rahmen eines Kundenevents für einen bestimmten Typ entscheiden müssen. Oft bewirkt nämlich erst die geschickte Kombination unterschiedlicher Inhalte einzigartige Veranstaltungen. 3.1.2 Emotionalen Eventgehalt festlegen Mit dem an Kundenevents gebotenen emotionalen Gehalt verfolgen Unternehmen das Ziel, beim Kunden ein Erlebnis zu bewirken. Damit wollen sie den bei vielen Menschen zunehmend verbreiteten erlebnisorientierten Lebensstil nutzen bzw. diesem gerecht werden.272 Dabei ist aber zu bedenken, dass nicht jedes emotionale Angebot Erlebnisse von gleicher Intensität bewirkt. Deshalb wirken Kundenevents oft nur unterhaltend. Ein Erlebnis lässt sich definieren als ein aussergewöhnliches „inneres“ Ereignis, das sich dadurch auszeichnet, dass es subjektiv bedeutsam und somit einprägsam ist. Es entsteht 272 Vgl. Weinberg (1995) S. 98. 140 durch gesteigertes Erleben, was bedeutet, dass das Erlebte erst dann zu einem Erlebnis wird, falls es einen besonderen affektiven Nachdruck gehabt hat.273 Deshalb weicht ein Erlebnis vom Normalen und Gewohnten ab. Zudem sind Erlebnisse relativ seltene und momenthaft vorkommende emotionale, persönliche Erfahrungen und existieren ausschliesslich im Bewusstsein des erlebenden Individuums.274 Die Intensität und Qualität eines Ereignisses ist deshalb immer subjektiv geprägt, da je nach Interessenlage, innerer Zufriedenheit, Aktivierung, Involvement oder Spontaneität eines Individuums dem Wert eines Erlebnisses eine unterschiedliche Bedeutung beigemessen wird.275 Dies hat zur Folge, dass Unternehmen eigentlich keine bestimmten Erlebnisse „herstellen“ können, sondern sich mit dem Bereitstellen und Beeinflussen von Bedingungen begnügen müssen, welche die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten bestimmter Erlebnisse erhöhen.276 Die Gestaltung von emotionalen Inhalten wird beeinflusst durch die angestrebte Erlebnisintensität und die gewählte(n) Erlebniskategorie(n). Die Erlebnisintensität Im Gegensatz zur Unterhaltung lösen Erlebnisse stärkere und langfristigere Wirkungen aus. Abbildung D-12 zeigt, wie die Intensität eines Ereignisses beeinflusst und für den Erlebenden gesteigert werden kann: Die Intensität eines Erlebnisses nimmt zu, je ... ... stärker man aktiv in ein Ereignis einbezogen wird und ein Engagement zeigt. ... stärker man an einer Tätigkeit oder Aktivität interessiert ist. ... einmaliger ein Ereignis für jemanden ist. ... mehr eine Tätigkeit eine Herausforderung darstellt, ohne dass man aber dabei überfordert wird. Abb. D-12: Faktoren, welche die Intensität von Erlebnissen beeinflussen277 273 Vgl. Harmann/Haubl (1998) S. 12. 274 Vgl. Pine/Gilmore (1999) S. 57. 275 Vgl. Cotting (2000) S. 46. 276 Vgl. Hartmann/Haubl (1998) S. 12. 277 Diese Faktoren wurden aus den Arbeiten von Pine/Gilmore und Csikszentmihalyi abgeleitet (vgl. Pine/Gilmore (2000); Csikszentmihalyi (1991a); Csikszentmihalyi (1991b)). D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 141 Die Intensität eines Erlebnisses steigert sich um so mehr, je stärker man in das Geschehnis aktiv einbezogen wird und Engagement zeigt. Deshalb ist es zwar unterhaltsam, mit der Bahn auf einen hohen Berg zu fahren, der anstrengende Fussmarsch zum Gipfel ist aber ein weit intensiveres Erlebnis.278 Events, an denen Teilnehmer nur die Rolle des passiven Betrachters einnehmen, wirken kurzfristiger nach und sind weniger einstellungswirksam als solche, bei denen Teilnehmern das aktive Erleben ermöglicht wird.279 Auch das subjektive Interesse und die damit zusammenhängende Motivation beeinflussen Erlebnisse. Dies ist auf die allgemeine Voraussetzung für besonders intensive (positive) Erlebnisse von Freude an einem Ereignis bzw. Freiwilligkeit an einer Tätigkeit zurückzuführen.280 Beispielsweise erlebt ein golfverrückter Mensch ein Golfspiel mit einem Golfstar viel intensiver als jemand, der an Golf und an Sport im allgemeinen absolut kein Interesse hat. Weiter hängt die Erlebnisintensität auch davon ab, ob das Ereignis subjektiv einmalig ist. Eine Person, für welche ein Ereignis einzigartig und in dieser Form wohl nur einmal zu erfahren ist, erlebt dieses bei weitem stärker als jemand, der ein ähnliches Erlebnis schon gehabt hat oder dieses in Zukunft mit grosser Wahrscheinlichkeit wieder erleben wird. Schliesslich ist die mit einer Tätigkeit zusammenhängende subjektive Herausforderung wichtig. Dabei darf aber die erlebende Person durch die Herausforderung nicht überfordert werden, würde dies doch nur zu Frust, Angst oder Sorge führen.281 Trifft dies nicht zu, wird durch das Vorhandensein einer subjektiven Herausforderung eine merkliche Verbesserung der Erlebnisqualität eines Ereignisses erzielt.282 Es wird somit deutlich, dass das Gestalten einmaliger Erlebnisse eine vertiefte Kundenkenntnis voraussetzt. Insbesondere muss der aktive Einbezug von Kunden in die Veranstaltung sorgfältig geplant werden und auf die Zielgruppe ausgerichtet erfolgen. Was beispielsweise extrovertierten Händlern und Absatzmittlern Spass macht, können eher nüchterne Finanzanalysten und Softwarespezialisten als Zumutung empfinden. Auch spielerische Wettbewerbe, bei denen besonders wichtige Kunden aufgrund ihrer körperlichen Verfassung regelmässig die hinteren Plätze belegen, verfehlen ihr Ziel, steht doch niemand gerne als Verlierer da. 278 Vgl. Belz (1998a) S. 213. 279 Vgl. Nickel (1998b) S. 142. 280 Vgl. Opaschowski (1993) S. 220. 281 Vgl. Csikszentmihalyi (1991a) S. 75. 282 Vgl. Csikszentmihalyi (1991b) S. 46. 142 Drei Erlebniskategorien Erlebnisse lassen sich hinsichtlich des Ereignisses, welches zum Erlebnis führt, weiter charakterisieren. Dabei lassen sich folgende drei Erlebniskategorien unterscheiden: Spassige Erlebnisse Soziale Erlebnisse Bildende Erlebnisse Ereignisse mit reinen Unterhaltungs-, Zerstreuungs- und Vergnügungscharakter können spassige Erlebnisse bewirken. Als entsprechende Beispiele seien ein Postenlauf durch das Emmental, ein Wikingerspiel auf einer Schäre, ein Rally mit Luxusautos an der Côte d’Azur, eine Jeepsafari auf Malta, Skifahren in der Wüste oder ein Seifenkistenrennen im Tirol erwähnt.283 Ein weiteres Beispiel ist der folgende Fall aus der Praxis: UBS: Erlebnisevent im Rahmen des Spenglercups 2000 Jährlich organisiert die UBS ein Erlebnisevent in Davos, das die Plattform des UBS Sponsoringengagements „Spenglercup“ nutzt. Dabei werden wichtige Kunden und deren Lebenspartner von den verantwortlichen Kundenbetreuern für zwei Tage nach Davos eingeladen, um unterschiedlichen Veranstaltungen im Rahmen dieses traditionsreichen Turniers beizuwohnen. Höhepunkte sind dabei der Besuch von zwei Eishockey-Spielen sowie die Teilnahme an der von AMAG organisierten Erlebnisfahrt (Testen von unterschiedlichen Fahrzeugmodellen, Helikopterflug, Fahrt mit einem bekannten Rally-Piloten). Zudem werden die Gäste im exklusiven VIP-Bereich verwöhnt, wo immer auch viele Prominente anwesend sind.284 Auch soziale Interaktionen können Erlebnisse bewirken. Solche sozialen Erlebnisse entstehen an Events immer dann, wenn die Geselligkeit und die Kontakt- und Beziehungspflege im Mittelpunkt des Ereignisses stehen. Diskussionen mit interessanten Menschen und persönliche Treffen mit Prominenten können nachhaltige Erlebnisse bei den Beteiligten erzeugen und setzen Akzente, die sich mit rationalen Methoden kaum erreichen lassen.285 283 Vgl. Arnet (2000) S. 79. 284 Expertengespräch: Brunner (15/10/2000), UBS, Zürich; Eventteilnahme (29/12/2000). 285 Vgl. Belz (1995b) S. 25. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 143 Erlebnisse können aber auch entstehen, wenn rationale Aspekte im Mittelpunkt eines Ereignisses stehen und Qualität und Darbietung der vermittelten Informationen das Erlebnis bewirken. Deshalb spielen bei bildenden Erlebnissen Begriffe wie Infotainment bzw. Edutainment, also die Verknüpfung von Information bzw. Ausbildung und Unterhaltung eine zentrale Rolle. Es können also eindeutig auf Wissensvermittlung ausgerichtete Events ebenfalls Erlebnisse bewirken, etwa wenn die Referenten von ihrer Persönlichkeit oder ihrer Darbietung her völlig einmalig sind.286 Oder die Inhalte werden, wie das folgende Praxisbeispiel zeigt, technisch so aufbereitet, dass sie selbst zum Erlebnis werden: Silicon Graphics: VISIONARIUM Reality Center Silicon Graphics eröffnete im Jahr 1996 in seiner Unternehmenszentrale in Mountain View, Kalifornien (USA), das VISIONARIUM Reality Center. In diesem Zentrum treffen Kunden und Softwareingenieure in einer Umgebung zusammen, in der dreidimensionale Produktprojektionen in Echtzeit vorgeführt werden. Die Teilnehmer sehen, hören und fühlen die Produkte und können durch zahllose Produktsimulationen fahren, gehen oder fliegen. Der damalige Chairman und CEO von Silicon Graphics, Edward R. McCracken, erklärte bei der Einweihung des Visionariums: „Dies hier ist das vollendete Computererlebnis. Noch bevor wir mit der Produktion beginnen, können sich unsere Kunden ansehen, wie ihr Produkt aussehen, sich anhören und anfühlen wird.287 Besonders intensive Erlebnisse vereinigen in sich Elemente aller drei Erlebniskategorien. Dass diese Tatsache auch für die Inhaltsgestaltung von Kundenevents wichtig ist, verdeutlicht der folgende Kommunikationsexperte: „Events müssen den Kunden einen wichtigen Mehrwert liefern. Wie dies zu geschehen hat, lässt sich auf zwei entscheidende Faktoren reduzieren: Contacts und Content. Einmalige und interessante Inhalte fördern das Kundenerlebnis, reichen für sich alleine aber nicht aus. Vielmehr gilt es, das Kontakt- und Beziehungsbedürfnis der Kunden durch bewirkte Kontaktmöglichkeiten mit wichtigen Persönlichkeiten, Geschäftspartnern und Freunden zu befriedigen. Erst das Zusammenspiel dieser zwei Faktoren führt zu einer intensiven Kundenerfahrung.“288 286 Vgl. Löffler (1993) S. 145. 287 Pine/Gilmore (2000) S. 18 f. 288 Expertengespräch: Salce (13/06/2001), Salce & Partner, Schaffhausen. 144 3.1.3 Sachlichen Eventgehalt festlegen Im heutigen Marketingumfeld, insbesondere im Erklärungswettbewerb, reicht es für ein Unternehmen nicht aus, sich im Marketing mit Kundenevents auf das Bewirken von eindrücklichen, emotionalen Erlebnissen zu beschränken, da die Kunden bei Unternehmen und deren Angeboten immer auch einen sachlichen Mehrwert erkennen wollen.289 Zudem sind Unternehmen an Informationen und praktischen Erfahrungen von Kunden interessiert. Es verwundert deshalb kaum, dass Kundenevents oft einerseits das Vermitteln von Informationen (also von Nachrichten, die für den Empfänger neu und bisher unbekannt sind)290 anstreben und anderseits dem Austausch von Wissen (Verknüpfen von Lernprozessen) dienen. Den Kunden informieren An Kundenevents können rationale Argumentationen vermittelt und komplexe Funktionszusammenhänge verständlich dargestellt werden. Eine solche Kommunikation erlaubt, den Kenntnisstand der Zielgruppen über das Unternehmen, seine Leistungen und sein relevantes Umfeld zu verbessern. Es können beispielsweise allgemeine Unternehmensinformationen präsentiert, neue Produkte und Lösungen demonstriert oder Anwendungen von bestehenden Produkten erläutert werden. Ein Beispiel für ein Event, das der gezielten Informationsvermittlung dienen soll, ist der folgende Praxisfall: IBM (Schweiz) AG: Mobile Event – Thinkpad Outlook 2001 IBM Personal Systems führt jährlich für ihre mobile Produktpalette ein Outlook Event durch. Zielgruppen dieser Veranstaltung sind IBM Grosskunden, Business Solutions Partner und die IBM Salces Force. Im Rahmen dieser Veranstaltung werden den Teilnehmern wichtige Entwicklungen sowie Neuheiten aus dem Bereich Mobile Computing aufgezeigt. Dieses Event verfolgt somit ein klares Informationsziel. Die Geschäftsplanung der anwesenden Firmenvertreter und Kunden soll durch das Aufzeigen von zukünftigen Sortimentsveränderungen und den dadurch entstehenden Implikationen unterstützt werden. 291 289 Vgl. Belz (1999a) S. 29. 290 Vgl. Berekoven (1996) S. 19. 291 Eventteilnahme (19/01/2001). D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 145 Lernprozesse verknüpfen Anbieter sind meist unmittelbar von Kompetenz und Engagement der nachgelagerten Stufen (etwa Handelspartner und Endkunden) abhängig.292 Zudem wird die lernende Beziehung zum Kunden und dessen Rolle als Wissensgenerator im heutigen Umfeld immer wichtiger. Unternehmen brauchen erfahrungsgesättigte Informationen aus der Kundenpraxis, also Informationen über konkrete Erfahrungen, welche die Kunden mit Produkten und Dienstleistungen in ihrem Alltag gesammelt haben.293 Für den Unternehmenserfolg ist es deshalb entscheidend, Kunden zum Reden zu bringen, sie mit ihren Bedürfnissen, Wünschen, Erwartungen ins Geschäftliche zu integrieren und mit ihnen gemeinsame Lösungen zu erarbeiten, also Lernprozesse von Unternehmen und Kunden miteinander zu verknüpfen. Kundenevents (wie Schulungen, interaktive Kundenseminare oder Workshops) können helfen, diese Aufgabe erfolgreich zu meistern. Gemeinsam mit den Kunden werden an solchen Anlässen wichtige Inhalte erarbeitet, Bedarfsanalysen durchgeführt, typische Problemstellungen besprochen und Problemlösungen entwickelt.294 Dabei ist auch der Wissensaustausch zwischen den Kunden wichtig. Das Gespräch unter Fachkollegen ist oft eine bedeutende Informationsquelle. Deshalb ist wichtige Zielsetzung vieler Events, Beziehungen der Kunden untereinander zu fördern. Hierzu kann beispielsweise einem Referenzkunden während eines Anlasses Zeit eingeräumt werden, um seine „Best-Practice-Lösung“ zu präsentieren und damit weitere Kunden von seinen Erfahrungen profitieren zu lassen. Noch weiter geht das „Community-Building“ im System- und Computergeschäft, wo viele Unternehmen das Entstehen sogenannter User Groups (Zusammenschlüsse von Anwendern bestimmter Systeme und Produkte) aktiv unterstützen.295 Zentraler Inhalt solcher Gemeinschaften ist, durch einen zwischen den Kunden stattfindenden Informations- und Erfahrungsaustausch Anwenderprobleme zu lösen. Zudem können potenzielle Kunden umfassend und neutral über Stärken und Schwächen der angebotenen Problemlösungen in Kenntnis gesetzt werden.296 Geeignete Kontaktplatt- 292 Vgl. Belz (1995a) S. 70. 293 Vgl. Kiessling/Koch (1999) S. 61. 294 Vgl. Belz (1995a) S. 74. 295 Vgl. Erichsson (1994) S. 319. 296 Vgl. Baaken (1990) S. 303. 146 formen sind Konferenzen, periodische Publikationen oder computergestützte Kommunikationssysteme wie das Internet.297 Der folgende Fall zeigt ein Beispiel aus der Praxis: Microsoft (Schweiz) AG: Client Community Development Dem Client Community Development misst Microsoft besonders bei den Technikern eine hohe Bedeutung zu. Deshalb wird versucht, den Dialog zwischen dieser Zielgruppe mit verschiedenen Instrumenten zu ermöglichen und zu fördern. Als allgemeiner Informationskanal existiert die Kundenzeitschrift „Technet“, welche vertiefte Einblicke in technische Fragestellungen erlaubt. Auf elektronischem Weg werden Interaktionen zwischen den Kunden mit Hilfe eines Internetportals sowie mit verschiedenen virtuellen Newsgroups ermöglicht. Bedeutend sind ausserdem verschiedene Usergroups. Schliesslich sind auch die durchgeführten Kundenveranstaltungen wichtig, wo sich Techniker persönlich vor Ort treffen und ihre Erfahrungen austauschen können.298 3.2 Handlungsfeld: Das Kundenevent gestalten 3.2.1 Eventinhalte umsetzen Sobald über die Inhalte Klarheit herrscht, müssen diese derart gestaltet und umgesetzt werden, das sie vom Kunden als interessant und einmalig wahrgenommen werden.299 Als Gestaltungselemente wichtig sind verschiedene Kommunikations- und Lehrmethoden, Referentenwahl sowie Kooperationen mit Partnerunternehmen und Dritten. Mix von Kommunikations- und Lehrmethoden Sachliche Inhalte werden mit unterschiedlichen Kommunikations- und Lehrmethoden vermittelt. Je nach Situation werden Vorträge, Fachreferate, Produktdemonstrationen, Workshops , Gruppengespräche, Podiumsdiskussionen oder Fallstudien eingesetzt. 297 Vgl. Jenner/Erichsson (2000) S. 362. 298 Expertengespräch: Van de Rjis (21/06/2000), Microsoft (Schweiz) AG, Zürich. 299 Die folgenden Ausführungen konzentrieren sich vorwiegend auf sachliche Inhalte, da für Erlebnis- events allgemein gültige Aussagen für die Inhaltsgestaltung schwierig sind. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 147 Das Fachreferat (Vortrag) dient der einseitigen Informationsübermittlung. Dabei vermittelt der Referent einer beträchtlicher Anzahl von Zuhörern in kurzer Zeit relativ viel Wissen in konzentrierter Form. Mit Hilfe der Produktdemonstration kann die angebotene Leistung den Kunden in Natura gezeigt und in ihrer Anwendung demonstriert werden. Podiumsdiskussionen spielen insbesondere bei strategischen Fragen eine wichtige Rolle. Sie erlauben es, den Kunden differenzierte Sichtweisen verschiedener Sachverständiger und Meinungsträger zu präsentieren. Dadurch kann der Kunde unterschiedliche Aspekte desselben Problems und verschiedene Betrachtungsweisen kennenlernen und Anregungen zur Orientierung und zur eigenen Urteilsbildung gewinnen.300 Mit Hilfe von Workshops, Diskussionen und Gruppengesprächen können für die Praxis relevante Themen durch mehrere Teilnehmer zusammen erschlossen werden. Dabei sollen durch wechselseitiges Zuhören und Agieren andere Meinungen besser verstanden und der Klärungsprozess vorangetrieben werden. Je nach Notwendigkeit werden die einzelnen Kommunikations- und Lehrmethoden unterstützt durch visuelle Medien (Overhead-Folien, Flipcharts, Dias, Beamer-Projektionen), audio-visuelle Medien (Video, Filme) und haptische Medien (Modelle oder das Produkt selbst). Damit können Argumentationen, Gedanken und Eigenschaften visualisiert, verdeutlicht und besser erklärt werden.301 Besonders bei länger dauernden Veranstaltungen ist es wichtig, unterschiedliche Lehrmethoden zu mischen. Dies führt zu einer abwechslungsreichen Wissensvermittlung und verhindert Eintönigkeit und das Entstehen von Langeweile. Wie dies in der Praxis geschehen kann, zeigt das folgende Fallbeispiel: 300 Vgl. Knoll (1988) S. 106. 301 Zur vertieften Erklärung einzelner Kommunikationsmedien und deren Einsatzmöglichkeiten vgl. Kür- steiner (1999) S. 45 ff.; Hierhold (1992) S. 215 ff.; Hartmann/Funk/Nietmann (1995) S. 129 ff. 148 Schmid Telecommunication: Distributorenseminar 2000 Zum im Frühjahr 2000 von Schmid Telecommunication durchgeführten Distributorenseminar waren rund 50 Gäste aus aller Welt eingeladen. Der fachliche Inhalt des Seminars wurde gestaltet mit jeweils am Vormittag präsentierten Fachreferaten und mit nachmittags durchgeführten praktischen Produkt- und Anwendungsdemonstrationen. Die Fachreferate wurden von Kaderangehörigen, Produktverantwortlichen und von jeweiligen Spezialisten gehalten. Der praktische Teil des Seminars (Demonstrationen und das „praktische Arbeiten“) wurde bewusst auf den Nachmittag gelegt, um der nach dem Mittagessen reduzierten Aufnahmefähigkeit und nachlassenden Konzentration der Kunden zu begegnen. Zusätzlich wurden mit allen Kunden die sogenannten „Questionnaires“ durchgeführt. Dabei unterhielten sich jeweils acht eigene Mitarbeiter vertieft mit jedem Kunden, um mehr über Kundenbedürfnisse und vorhandene Probleme zu erfahren sowie von Verbesserungsvorschlägen und Anregungen zu profitieren. Durch diesen individuellen Erfahrungsaustausch konnte den Kunden zudem ihre Wichtigkeit für das Unternehmen verdeutlicht werden. Zum Abrunden des Anlasses veranstaltete Schmid Telecommunication ein erlebnisreiches Abendprogramm (Nachtessen in altem Bauernhaus mit verschiedenen künstlerischen Darbietungen am ersten Abend, brasilianische Nacht mit Live-Band in Seerestaurant am zweiten Abend).302 Gezielte Auswahl von Referenten und Akteuren An jedem Kundenevent steht der Mensch im Mittelpunkt. Nur er kann authentisch sein, kann seine Persönlichkeit und Glaubwürdigkeit ins Spiel bringen.303 Deshalb sind die unterschiedlichen Akteure (Referenten, Moderatoren, Seminarleiter, Trainer, herausragende Persönlichkeiten) für den Veranstaltungserfolg entscheidend. Interne Referenten wie Vorstände, Kadermitglieder, Verkaufsleiter, Produktverantwortliche, Techniker oder Entwickler können zu unterschiedlichen Themen und Problemen einen Beitrag leisten. Besonders der Einsatz von Vorstand, CEO oder einem hohen Kadermitglied ist für viele Anlässe wichtig, um diesen einen wichtigen Anstrich zu verleihen und den Kunden das besondere Unternehmensinteresse zu manifestieren. Externe Referenten können ihr spezialisiertes Expertenwissen in eine Veranstaltung einbringen oder eine besondere Attraktion sein und so ein Event aufwerten. Sie können bestimmte Themen aus „neutraler Position“ darlegen, indem sie beispielsweise über Vor- 302 Expertengespräch: Wilp (08/11/2000), Schmid Telecommunication, Zürich. 303 Vgl. Inden (1993) S. 147 f. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 149 und Nachteile von Unternehmensleistungen verglichen mit konkurrierenden Angeboten berichten. Die Anlässe werden dadurch weniger als indirekte Verkaufsanlässe wahrgenommen und der Einsatz von neutralen und kritischen Referenten zeigt den Kunden eine gewisse Selbstsicherheit des Unternehmens.304 Gastredner aus den Bereichen Wissenschaft, Kultur, Showgewerbe oder Politik verfügen in ihrem Fachgebiet oder in der Gesellschaft über Ansehen und gelten als Persönlichkeiten. Solche Stars „zum Anfassen“ sorgen für Aufmerksamkeit und Begeisterung beim Publikum und können einer Veranstaltung Bedeutung verleihen, Schwachstellen kompensieren, neugierig machen und Image transportieren.305 Es muss aber immer kritisch geprüft und vor allem auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt werden, wer als externe Persönlichkeit verpflichtet werden soll. Der folgende Kommunikationsexperte äussert sich folgendermassen zu diesem Punkt: „Bei der Frage, wie Fachveranstaltungen aufgewertet werden können, sind die genauen Bedürfnisse und Grundhaltungen der Zielgruppen zu berücksichtigen. Beispielsweise haben viele Schweizer eine eher nüchterne Grundhaltung. Deshalb ist eine Miss Schweiz als Stargast oft nicht sehr wirkungsvoll. Anders präsentiert sich die Situation bei Fachexperten, interessieren sich (Schweizer-)Kunden doch stark für spezialisiertes Sachwissen. Hier ist es also entscheidender, inhaltliche Spitzenleistung mit einmaligen Experten zu präsentieren als das Event durch Persönlichkeiten und Stars aus dem Showbiz aufzupeppen.“306 Einschränkend auf die Verpflichtung von Persönlichkeiten wirken die dadurch anfallenden Kosten. Das Engagement eines Prominenten ist nämlich oft mit einem Aufwand von mehreren zehntausend Franken verbunden. Zudem sind bekannte Persönlichkeiten aufgrund ihrer Auslastung oft nur schwer zu buchen.307 Inhaltsgestaltung durch Kundenevent-Kooperationen Mit Kundenevent-Kooperation werden Kundenevents partnerschaftlich mit Dritten (etwa Unternehmen, Konkurrenten, Hochschulen, Verbände) durchgeführt. Wesentliche Motive sind dabei, das angebotene Informations- und Leistungsspektrum zu erweitern, auch 304 Expertengespräch: Tschumper (15/11/2000), Mettler-Toledo, Greifensee. 305 Vgl. Vok Dams (1996) S. 169. 306 Expertengespräch: Rufener (29/05/2001), Rufener events, Zürich. 307 Zum Entschärfen dieser Problematik sponsert Swiss Re einen bedeutenden amerikanischen Verleger, um als Gegenleistung einen bevorzugten Zugang zu bedeutenden Experten zu erhalten. (Expertengespräch: Hoppler (05/12/2000), Swiss Re Rüschlikon, Zürich). 150 Kunden ansprechen zu können, die sonst für das Unternehmen nur schwer zu erreichen sind und die eigenen Ausgaben zu begrenzen. Beim Kooperationsentscheid sind folgende Dimensionen und Fragen zu berücksichtigen (siehe Abbildung D-13): Kooperationspartner (z.B. Konkurrenten, strategische Partner, Verbände, Schulen) Anzahl und Stellenwert der Kooperationspartner (z.B. zwei oder mehr Partner, Schlüsselstellung einzelner Partner, gleichberechtigter Auftritt) Intensität der Kooperation (z.B. Einbezug von Referenten des Partners, Partner als Gestalter einer Zusatzleistung, gemeinsames Programm) Kooperationsinhalte (z.B. Marktleistungen, Fachbeiträge, Unterhaltungsleistung) Abb. D-13: Wichtige Dimensionen (Fragen) zu Kundenevent-Kooperationen308 Geplante Partnerschaften müssen im Einzelfall genau geprüft werden. Jede Kooperation bietet nämlich Vorteile, beinhaltet aber auch Nachteile. Positive Effekte sind sicher das zusätzlich verfügbare und spezialisierte Know-how der Partner, ein möglicher positiver Imagetransfer von Partnern auf das eigene Unternehmen und der Gewinn neuer Kundenadressen. Im Gegensatz dazu können schlechte Partnerbeiträge das eigene Image negativ beeinflussen, zu viele Kompromisse können die eigenen Absichten verwässern oder die Kundenwahrnehmung wird zu stark auf die Partnerunternehmen gelenkt. Trotz solcher Gefahren gilt für Kundenevent-Kooperationen der Grundsatz, dass eine kleinliche Zusammenarbeit nicht zum Ziel führt, viel Zeit verschwendet und mühsame Abstimmungen und Klärungen verursacht.309 Weiter sind folgende Hinweise für den Entscheid hilfreich, wie und mit wem eine Kooperation eingegangen werden soll:310 In die Evaluation sollen nur professionelle Partner einbezogen werden. Die mit dem Event angesprochene Zielgruppe ist sowohl für den Partner als auch für das eigene Unternehmen wichtig. Die Ziele der Veranstaltung sind gemeinsam mit Partnern verbindlich zu formulieren. 308 In Anlehnung an: Belz (1998a) S. 640. 309 In Anlehnung an: Belz (1998a) S. 647. 310 In Anlehnung an: Erber (2000) S. 85 f. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 151 Für eine effiziente Umsetzung der Veranstaltung ist ein unbürokratisches Projekt Management wichtig. Oftmals ist hier ein „Bestimmer mit Partnern“ erfolgversprechender als gleichberechtigte Partner. Das folgende Beispiel zeigt mögliche Inhalte und Vorteile einer solchen Kooperation: KPMG: Kundenevent-Kooperation mit der Deutschen Bank KPMG veranstaltet Kundenevents immer dann mit Partnern, wenn das Thema und der Inhalt nach zusätzlichem spezialisiertem Know-how verlangt. Deshalb wurde ein 1999 veranstaltetes Event, das relevante Fragen von Start-Up Unternehmen zum Inhalt hatte, in Zusammenarbeit mit einem kompetenten Partner (Deutsche Bank) durchgeführt. Dabei vertrat KPMG die Seite Due Dilliguence und Wirtschaftsprüfung. Die Deutsche Bank ihrerseits referierte über wichtige Fragestellungen im Zusammenhang eines IPOs. Mit dieser Partnerschaft konnte das Informationsbedürfnis der Zielgruppen CEOs und CFOs von Start-Up Unternehmen umfassend befriedigt werden.311 3.2.2 Den Veranstaltungsrahmen gestalten Veranstaltungsort (Location) Der Veranstaltungsort eignet sich hervorragend, einen Bezug zum Thema herzustellen und so die Umsetzung des Eventinhalts zu unterstützen.312 Er schafft Atmosphäre und Ambiente und kann für den Veranstaltungserfolg durchaus richtungsweisend sein.313 Je nach Thema, Inhalt und Zielgruppe des Kundenevents bieten sich unterschiedliche Locations an wie Konzerthallen, Alphütten, eigene Konferenzzentren, Festzelte, Clubs, Museen oder Hotels. Zusätzliche Kriterien wie erforderliche Infrastruktur, gewünschte Erreichbarkeit, vorhandene Parkplätze und angebotene Ausstattung sind im Evaluationsentscheid zu berücksichtigen. Dieser Punkt wird durch eine 1999 in Deutschland durchgeführte Umfrage bei Agenturen und Auftraggebern bestätigt, wo die Wichtigkeit unterschiedlicher Anforderungen an eine Location bewertet wurde.314 Diese Studie verdeutlicht, dass zwar die Stimmigkeit der Location zum Motto und somit zum Thema des 311 Expertengespräch: Alessandri (04/09/2000) KPMG, Zürich. 312 Vgl. Budde (1993) S. 128. 313 Vgl. Erber (2000) S. 132 f. 314 Vgl. Zangerl/Drengner (1999) zitiert in: Erber (2000) S. 157. 152 Kundenevents die mit Abstand wichtigste Anforderung an einen Veranstaltungsort ist, der vorhandenen Infrastruktur aber ebenfalls eine zentrale Rolle zukommt! Verschiedene Unternehmen verfügen über eigene Kongress-, Schulungs- und Ausbildungszentren. Neben dem Bereitstellen einer speziellen auf Schulung und Weiterbildung ausgerichteten Infrastruktur können solche Ausbildungsstätten auch Image und Wahrnehmung der Unternehmung positiv beeinflussen. Die mit solchen Zentren verbundenen Fixkosten können sich mit einem langfristigen Zeithorizont deshalb durchaus rechtfertigen. Durch die Vermietung solcher Schulungszentren an Dritte kann zudem eine hohe Auslastung erreicht werden. Der folgende Fall ist ein Beispiel für ein Konferenzzentrum, dass neben der bereitgestellten hervorragenden Infrastruktur vor allem auch das Image eines weltweit tätigen Konzern positiv beeinflusst: Swiss Re: „Rüschlikon“ – Zentrum für Dialog und Kommunikation Swiss Re hat mit „Rüschlikon“ im Jahr 2000 ein Zentrum für Dialog und Kommunikation eröffnet. Auf dem 30‘000 Quadratmeter grossen Grundstück an einzigartiger Lage in Rüschlikon am Zürichsee ist ein Begegnungszentrum mit Sitzungszimmern und Konferenzräumen, mit Restaurationsmöglichkeiten, 50 Doppelzimmern und drei Suiten entstanden. Das ganze Zentrum ist durch hohen Komfort und Qualität gekennzeichnet. Es verfügt über eine gute Akustik, eine optimale Beleuchtung sowie eine moderne Kommunikationstechnologie. Hierarchisch ist „Rüschlikon“ direkt der Geschäftsleitung von Swiss Re unterstellt, was die Bedeutung für den Konzern verdeutlicht. „Rüschlikon“ erfüllt drei Aufgaben: Applied Research: Diskussion von langfristigen Entwicklungen und Trends aus dem Bereich Risiko und Kapital mit externen Experten und Partnern (Visionärer Fokus). Business Solutions: Informations- und Wissensaustausch zwischen Swiss Re, Kunden und externen Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft (Geschäftlicher Fokus). Corporate Development: Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter (Ausbildungsfokus). Durch seine zeitgemässe Architektur, moderne Ausstattung und seinen Auftrag erfüllt „Rüschlikon“ für Swiss Re eine wichtige Repräsentationsfunktion.315 315 Expertengespräch: Hoppler (05/12/2000), Swiss Re, Zürich; Eventteilnahme (23/01/2001), o.V. (2000) S. 50. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 153 Verpflegung (Catering) Die Verpflegung (Catering) ist wichtiger Bestandteile jedes Kundenevents, erfüllen doch Essen und Trinken neben elementaren immer auch wichtige soziale Bedürfnisse. So kann das Catering die Kunden effizient verpflegen, das Beziehungsmanagement unterstützen und/ oder den Erlebniswert des Events steigern: Effiziente Verpflegung: Mit Hilfe von Buffets können viele Kunden in relativ kurzer Zeit verpflegt werden. Dabei ist immer darauf zu achten, dass grosszügige Flächen bereitgestellt und verschiedene Zugänge zu den kulinarischen Angeboten ermöglicht werden. Das Schlangestehen verdirbt nämlich den Appetit und die Atmosphäre.316 Unterstützung des Beziehungsmanagements: Besonders geeignet für Beziehungspflege ist das Servieren am Tisch. Dabei lohnt es sich, die Sitzordnung bewusst zu planen. Dadurch können Kunden und eigene Mitarbeiter durchmischt werden, um gezielte Gespräche zu ermöglichen. Diese sind für Unternehmen von hohem Nutzen, kommen bei solchen informellen Zusammenkünften doch erfahrungsgemäss häufig bedeutende Informationen und Hinweise zum Vorschein. Steigern des Erlebniswerts der Veranstaltung: Eine thematisch inszenierte Verpflegung wirkt intensiv auf das erfahrene Kundenerlebnis. Wie dies geschehen kann, verdeutlicht das folgende Beispiel: „Steht das Partythema König Ludwig fest, stellen wir das Personal in Livrée, servieren Saibling in Champagnersauce und die Gäste sitzen auf goldenen Stühlen.“317 Fruchtbar zum Erzielen solcher Wirkungen können auch Hinweise und Ideen aus der Erlebnisgastronomie sein, wird dort doch die profane Nahrungsaufnahme als emotionales Erlebnis kreiert.318 Aperitifs können Veranstaltungen eröffnen oder abschliessen. Sie bieten die Möglichkeit, auf den Veranstaltungsinhalt einzustimmen, in angenehmer Umgebung Small Talk zu betreiben und mit Unternehmensvertretern, Freunden und Bekannten den Abend ausklingen zu lassen. Der folgende Fall zeigt ein Beispiel: 316 Vgl. Erber (2000) S. 159. 317 Ehm (2000) S. 112. 318 Vgl. Erber (2000) S. 138. 154 Zürcher Kantonalbank: Einstimmung auf das Kundenevent „Vienna Art Orchestra am jazznojazz“ Beim Kundenevent „Vienna Art Orchestra am jazznojazz“ in der Gessnerallee (Zürich) wurden die eingeladenen Kunden vor Konzertbeginn in der „Academy Guest Lounge“ empfangen. Bei Champagner und servierten Snacks konnten diese in stimmungsvoller Atmosphäre mit dem CEO, den anwesenden Mitarbeitern und Kundenbetreuern sowie untereinander Small Talk betreiben. Zur Einstimmung auf das Vienna Art Orchestra spielte eine JazzBand ruhige Hintergrundmusik.319 Atmosphärische und unterhaltende Gestaltungselemente Dekoration und visuelle Ausschmückung stellen den optischen Bezug zum Veranstaltungsthema her. Licht kann die Atmosphäre des Events unterstützen und spezielle Attraktionen schaffen.320 Musik kann als Hintergrund genutzt werden oder verstärkte Ansagen können Aufmerksamkeit erregen. Special-Effects wie Nebel, Trockeneis oder Lasershows eignen sich, besondere am Event stattfindende Ereignisse zu inszenieren. Schauspieler können unterhalten, aber vorzugsweise auch wichtige Moderationsaufgaben übernehmen. Besonders beim Einsatz von Künstlern und Schauspielern muss aber kritisch geprüft werden, ob dieser sinnvoll und für den Kunden von wichtigem Zusatznutzen ist.321 Oft wirkt nämlich der Versuch, durch Showblöcke den Erlebniswert von Veranstaltungen zu steigern, aufgesetzt und wird deshalb nicht selten von den Eventteilnehmern als wenig relevant oder sogar als störend wahrgenommen.322 Der folgende Kommunikationsexperte äussert sich zu diesem Punkt folgendermassen: „Mir erscheint die emotionale Aufwertung von „trockenen“ Inhalten beispielsweise durch den Einsatz von Künstlern und Schauspielern wichtig. Es reicht aber nicht, einfach nur einen Zauberer in den Pausen auftreten zu lassen. Vielmehr gilt es, Inhalte und Emotionen gezielt zu verknüpfen, Thematiken miteinander zu verbinden, Bezüge zu schaffen. Fazit: Um nicht aufgesetzt zu wirken, müssen Showblöcke gut integriert sein. Ein Beispiel dazu ist die Eventmoderation durch einen Komiker mit den dadurch entstehenden komischen Momenten.“323 319 Eventteilnahme (25/10/2000). 320 Vgl. für eine ausführliche Darstellung: Goldblatt (1997) S. 173 ff. 321 Vgl. Goldblatt (1997) S. 203. 322 Expertengespräch: Van de Rjis (27/06/2000) Microsoft (Schweiz) AG, Zürich. 323 Expertengespräch: Caviezel (06/06/2001), Carré Communications, Zürich. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 3.3 Voraussetzungsfeld: Hohe Eventqualität erreichen 3.3.1 Glaubwürdig kommunizieren 155 Das Ergebnis jeder Kommunikation wird wesentlich vom Faktor Glaubwürdigkeit beeinflusst.324 Dies gilt auch für Kundenevents und betrifft die Abstimmung der Eventinhalte auf Absender und auf Zielgruppe.325 Bei Erlebnisveranstaltungen muss ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Angemessenheit und besonderem Ereignis gefunden werden. Kunden, welche es gewohnt sind, im täglichen Geschäft bezüglich Preisen und Konditionen hart zu verhandeln und jede Leistung des Anbieters bezahlen zu müssen, könnten durch Einladungen zu exklusiven, aufwendigen und teuren Veranstaltungen irritiert werden. Auch darf bei einem Kunden nicht das Gefühl von Bestechung oder Käuflichkeit entstehen, weil sonst das Angebot als eine Bedrohung oder eine Einschränkung der Handlungsfreiheit wahrgenommen wird. Es muss deshalb immer deutlich bleiben, dass solche Anlässe ein Dankeschön für besondere Kundenleistungen sind und dem Unternehmens die Chance bieten, in informellem Rahmen mit dem Kunden ins Gespräch zu kommen. Glaubwürdig kommunizieren heisst aber auch, durch die Kombination der unterschiedlichen Eventinhalte und Gestaltungsmassnahmen keine Widersprüche zu provozieren. Dass dies in der Praxis keineswegs selbstverständlich ist, zeigt der folgende Kommunikationsexperte anhand eines von ihm erlebten Beispiels: „Kürzlich wurde ich von einer Grossbank zu einem Kundenanlass eingeladen, der sich dem Thema Kinderarmut widmete. Stargast des Abends war der UNO Vorsitzende Kofi Annan, der durch sein fundiertes Wissen das Ausmass der Problematik eindrücklich vermitteln konnte und dadurch bei den Zuhörern ein hohe Betroffenheit auslöste. Ich staunte aber nicht schlecht, als im Anschluss an das Referat den eingeladenen Gästen ein Buffet offeriert wurde, dass nur so von Exklusivität und Luxus trotzte. Die geschaffenen und vermittelten Werte wurden dadurch schon während des Anlasses wieder zerstört.“326 324 Vgl. Kroeber-Riel/Weinberg(1999) S. 493. 325 Vgl. Nickel (1998b) S. 125. 326 Expertengespräch: Zahner (30/05/2001), Zahner & Partner, St. Gallen. 156 3.3.2 Professionell inszenieren Aufbau und Ablauf Zum Erreichen der mit einer Veranstaltung verfolgten Zielsetzungen und zum Erzielen von Kundenbegeisterung müssen die Inhalte motivierend und spannend strukturiert werden. Nickel beschreibt dies mit dem Begriff „Dramaturgie“ und meint damit das „Verpacken der Strategie bzw. Beeinflussungsbotschaft“ in der Weise, dass das Event als themengebundener Prozess mit dynamischem und spannungsvollem Charakter wahrgenommen wird.327 Demnach dürfen die einzelnen Inhalte und Massnahmen nicht beliebig aneinander gereiht werden, sondern müssen gegenseitig ein sinnvolles, interessantes Ganzes bilden. Eine Zersplitterung des Erlebten in Einzeleindrücke mit unterschiedlichen Inhalten ist deshalb zu vermeiden.328 Zudem muss betont werden, dass sich in einem solchen Prozess Spannungsphasen und Ruhephasen abwechseln, um den Kunden nicht mit Inhalten, Showeinlagen und Effekten zu überfordern.329 Besonders bei Fachveranstaltungen wird die motivierende und spannende Strukturierung des Inhalts oft vernachlässigt. Es werden unterschiedlichste Informationen ziemlich wahllos aneinander gereiht, Referate von übermässiger Länge gehalten, Argumentationen unstrukturiert präsentiert und Ruhepausen vernachlässigt. Solche Anlässe verfehlen meist ihre Ziele und wirken wenig begeisterungsfähig. Deshalb sollten die in Abbildung D-14 aufgeführten „goldenen Regeln“ vermehrt für das Konzipieren von Fachveranstaltungen berücksichtigt werden: 327 Vgl. Nickel (1998b) S. 137. 328 Vgl. Nickel (1998b) S. 138. 329 Vgl. Erber (2000) S. 142. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 157 Referatsinhalte auf die Zuhörer abstimmen. Roten Faden durch einzelne Referate und durch die gesamte Veranstaltung sichern. Jedes Referat mit Inhaltsübersicht beginnen und mit der Zusammenfassung beenden. Diskussionen (vor allem auch im Anschluss an Referate) ermöglichen. Vernünftige Referatsdauer (30 - 45 Minuten) nicht überschreiten. Zusammenhängende Informationsblöcke nicht voneinander trennen. Erfrischungspausen (20 - 30 Minuten) und Mittagspausen (90 - 120 Minuten) einplanen. Ungünstige Präsentationszeiten (nach Mittagspause, nach letzter Pause) mit „spritzigen“ Referenten und besonders interessanten Themen überbrücken. Abb. D-14: Die „goldenen Regeln“ für ein von Referaten dominiertes Fachevent330 Ein Ansatz für die spannende Strukturierung einer Fachveranstaltung zeigt auch der folgende Praxisfall: Microsoft (Schweiz) AG: Szenario gesteuerter Aufbau des „Technical Briefings“ Microsoft führte im Jahr 2000 zum 6. Mal den Kundenanlass „Technical Briefings“ durch, bei welchem IT-Professionals und Entwickler technische Informationen aus erster Hand erhielten. Dieser Anlass wurde nach dem folgenden Szenario aufgebaut: Eine Firma, die bis anhin mit älteren Windows Produkten gearbeitet hat, soll auf Windows 2000, Exchange 2000 und Office 2000 umgestellt werden. Zudem soll neu auch eine Intranet-Internet-Lösung integriert werden. Diesem Szenario folgend behandelten die einzelnen Referate die wichtigen Schritte, welche einem Unternehmen einen solchen Wechsel ermöglichen. Durch diese Eventstruktur gelang es, Zusammenhänge und praktische Bezüge zwischen den einzelnen Sessions herzustellen und der Veranstaltung einen roten Faden zu geben.331 Qualität der Inhalte Ein gutes Fachreferat zeichnet sich durch einen didaktisch strukturierten Inhalt, eine bildhafte Visualisierung und eine rhetorisch fundierte Vortragsweise aus.332 Durch diese Qualität soll erreicht werden, dass sich die Dramaturgie des Kundenevents bis zu den einzelnen fachlichen Beiträgen fortsetzt. An Events erlebt man aber häufig Referate, die 330 Vgl. Weber (1998) S. 10 f., Scheitlin (1987) S. 324 f. 331 Expertengespräch: Van de Rijs (27/06/2000), Microsoft (Schweiz) AG, Zürich. 332 Vgl. Alteneder (1996) S. 63. 158 nicht halten, was man sich von ihnen versprochen hat. Für Kunden unverständliche und zu komplizierte Inhalte, dilettantisch gestaltete und unlesbare Visualisierungen sowie unstrukturierte und schlecht präsentierte Referatsinhalte sind keine Seltenheit.333 Bedenkt man zudem, dass jeder Referent immer auch Imageträger des Unternehmens ist, beeinflussen diese Mängel den Erfolg des Marketing mit Kundenevents sicher negativ. Genügen die gebotenen Inhalte nämlich nicht den Erwartungen und Ansprüchen der eingeladenen Kunden, helfen auch exotische Veranstaltungsorte oder exquisite kulinarische Höhepunkte wenig, um Kunden zu begeistern. Für viele Unternehmen ist es deshalb wichtig, eine verstärkte Professionalität in den einzelnen Darbietungen anzustreben, um die Wirkungen von Kundenveranstaltungen verstanden als Marketinginstrument besser zu nutzen. Es gilt, das Fachwissen von Experten mit dem Marketing zu verknüpfen. Daraus ergeben sich die folgenden Forderungen: Die einzelnen Referatsinhalte sind durch Marketing-/Eventverantwortliche und die gewählten Referenten partnerschaftlich zu bestimmen. Dabei ist immer zu prüfen, ob sie dem Kunden einen wichtigen Nutzen bieten und ob ihr Anspruchsniveau dem vorhandenen Ausbildungs- und Informationsstand der Zielgruppe entspricht. Es genügt nicht, die eingeplanten Fachspezialisten erst kurz vor dem Stattfinden des Anlasses zu kontaktieren und ihnen in knapper Form das Thema, über das sie sprechen sollen, mitzuteilen. Durch grob gefasste Vorgaben kann das Erzielen einer logisch durchdachten Struktur innerhalb der einzelnen Präsentationen (etwa Einführung und Vorstellung der Thematik, Hauptteil, Zusammenfassung) gesichert werden. Eine solche Struktur ist wichtiger Erfolgsfaktor von Referaten, löst doch beispielsweise die Zusammenfassung der Hauptargumente am Schluss des Referats eine verstärkte Wirkung auf den Zuhörer und gleichzeitig eine bessere Gedächniswirkung aus.334 Jedes Referat lebt von seiner visuellen Gestaltung. Mit Hilfe von Bildern, Symbolen und textlichen Darstellungen wird das gesprochene Wort unterstützt. Für ein professionelles Marketing mit Kundenevents ist es wichtig, dass eine solche Visualisierung der Referatsinhalte qualitativ hochstehend erfolgt. Insbesondere sind durch vorgängige Prüfung die Unleserlichkeit einzelner Texte (etwa durch ungenügende Grösse oder 333 Solche Mängel und Schwachstellen waren bei zahlreichen besuchten Veranstaltungen auffällig. 334 Vgl. Scheitlin (1987) S. 326. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 159 ungünstige Farbwahl), eine unübersichtliche Gestaltung und die Nichteinhaltung von Corporate-Design Richtlinien zu vermeiden. Der Massstab für den Erfolg eines Referates ist die Wirkung auf den Zuhörer. Hier gibt es Erfahrungen, die besagen, dass für den Erfolg die Vortragsweise oft wichtiger ist als das fundierte Fachwissen des Vortragenden.335 Deshalb sind die einzelnen Referenten nicht nur aufgrund ihres Expertenwissens auszuwählen, sondern es müssen auch ihre kommunikativen Fähigkeiten berücksichtigt werden. Zudem gilt es, eigene Experten bezüglich Vortragstechnik gezielt zu schulen. Werden Kundenevents dezentral und wiederholt mit ähnlichen Inhalten durchgeführt, lohnt es sich, verstärkt neue Technologien zur Qualitätssicherung einzusetzen. Der folgende Praxisfall ist dafür ein mögliches Beispiel: Credit Suisse: IT-Unterstützung zur Professionalisierung von Kundenevents Um die Qualität der einzelnen in den Regionen organisierten Events zu unterstützen, stellt Credit Suisse ihren Beratern eine CD-ROM als Arbeitstool zur Verfügung, welche alle produktbezogenen wichtigen Themenbereiche abdeckt. Dies erlaubt den Beratern, die für sie wichtigen Themenbereiche auszuwählen und professionell multimedial zu präsentieren. Dadurch kann die Qualität von Inhalten und Darstellungen besser kontrolliert und gesichert werden. Zur Unterstützung besitzt zudem jede Region einen Multimedia-Laptop mit dem notwendigen Equipment (etwa Boxen und Beamer).336 3.3.3 Den Kunden aktiv einbinden und umfassend betreuen Um den Erlebnisgehalt des Events zu steigern, ist eine aktive Teilnahme des Kunden am Event unerlässlich. Ob aber in der Praxis der propagierte „direkte Dialog“ mit dem Kunden bei allen veranstalteten Events tatsächlich erreicht wird, kann zumindest bezweifelt werden.337 Dies ist kritisch, sind Events doch nur dann wirkungsvoller als Massenkommunikation, wenn es gelingt, die persönliche Kommunikation zwischen Zielgruppe und Unternehmen zu stimulieren. Deshalb gilt es, den Kunden aktiv in die Veranstaltung einzubinden und umfassend zu betreuen. 335 Vgl. Alteneder (1996) S. 63. 336 Expertengespräch: Lancini (30/05/2001), Credit Suisse, Zürich. 337 Vgl. Nickel (1998b) S. 142. 160 Förderung der Kundeneinbindung Bei Social-/Freizeitevents erfolgt die Kundeneinbindung durch eigene Aktivitäten (etwa durch das Mitmachen an einem Golfturnier), durch sozialen Austausch zwischen den Teilnehmern (etwa bei gemeinsamen Essen) und durch Betreuung der Kunden durch ihre Geschäftspartner. Bei Fachveranstaltungen, die den gegenseitigen Know-how Austausch zwischen Kunden und Unternehmen fördern sollen und in Form von Workshops oder interaktiven Schulungen organisiert werden, ist eine aktive Kundeneinbindung gegeben. Hier werden Probleme gemeinsam mit den Kunden analysiert und gelöst. Im Gegensatz dazu werden bei vielen Fachevents, die durch ihre Inhalte vor allem der Kundeninformation dienen (etwa Präsentation neuer Produkte, Vortragsreihen, Podiumsgespräche), Kunden nur schwach in die Geschehnisse integriert. Doch auch hier gilt es, eine verstärkte Kundeneinbindung anzustreben. Dazu können die in Abbildung D-15 aufgezeigten Hinweise dienen: Besuchermobilität an Veranstaltungen fördern, um Begegnungen zu erleichtern. Verstärkt Pausen und Freiräume zur Schaffung von Kontaktmöglichkeiten einsetzen. Kontaktpunkte (etwa Stehtische, Sitzgelegenheiten, Stehbars) einrichten. Teilnehmer und Mitarbeiter kennzeichnen (Name, Unternehmen, Position, Herkunft). Aktives Zugehen von Unternehmensmitarbeitern und Referenten auf Kunden. Verstärkt interaktive Kommunikations- und Lehrmethoden einsetzen. Kunden zu gemeinsamen Diskussionen und Aktivitäten anregen. Kommunikationsfördernde Raumgestaltung und Bestuhlung. Informelle Kontaktmöglichkeiten schaffen durch Unterhaltungs- und Erlebniselemente (Abendessen in schöner Atmosphäre, Ausflüge, unterhaltende Pausenelemente). Abb. D-15: Massnahmen zur Förderung der Kundeneinbindung bei Fachveranstaltungen D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 161 Kundenbetreuung An jedem Kundenevent müssen die eingeladenen Kunden umfassend betreut werden. Den eigenen Mitarbeitern kommt dabei die zentrale Rolle zu. Sie müssen auf die Kunden zugehen, mit ihnen das Gespräch suchen oder Kunden gegenseitig vorstellen. Der folgende Kommunikationsexperte unterstreicht die Bedeutung der Kundenbetreuung: „Was im Menschen passiert ist der springende Punkt. Der Kunde muss sich wohl fühlen, darf sich nie verloren vorkommen. Auch sein Bedürfnis nach persönlichen Kontakten muss befriedigt werden. Deshalb ist die persönliche Pflege zum Erzielen von Begeisterung entscheidend.“338 In der Praxis ist aber nicht selten zu beobachten, dass die Vorbereitung der eigenen Mitarbeiter bei der Eventplanung vernachlässigt wird. Als Folge davon diskutieren diese untereinander, statt sich auf die Gäste zu konzentrieren, fühlen sich deplaziert und wirken verunsichert. Oder es werden in Gesprächen ausschliesslich geschäftliche Themen behandelt, ist es doch für viele Menschen schwierig, die soziale und geschäftliche Ebene geschickt zu verbinden.339 3.4 Die Erlebnisphase aus Sicht der Praxis: Ergebnisse aus der empirischen Untersuchung 3.4.1 Gestaltung der Erlebnisphase bei Fachveranstaltungen Abbildung D-16 zeigt aus Sicht der befragten Unternehmen die Wichtigkeit unterschiedlicher Massnahmen zur Gestaltung der Erlebnisphase von Fachveranstaltungen: 338 Expertengespräch Zahner (30/05/2001), Zahner & Partner, St. Gallen. 339 Vgl. Kruse (2000) S. 100. 162 Hohe Qualität der Inhalte 99% Hohe Qualität der Referenten 97% Professionelle technische Unterstützung 76% Einbezug von Firmen, externen Experten und Fachleuten 57% 41% Kunden als Referenten einbinden Aktiver Kundeneinbezug ins Event 87% 81% Spannender Aufbau und Ablauf Auf Kundenbedürfnisse abgestimmter Teilnehmermix 67% Anwesenheit von Kadermitgliedern 89% 81% Gästebetreuung durch Mitarbeiter Grosszügige Freizeit für soziale Kontakte 28% Exklusiver Veranstaltungsort 38% Hohe Qualität von Verpflegung/Aperitifs 64% Unterhaltungs- und Erlebniselemente 50% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Abb. D-16: Wichtigkeit der unterschiedlichen Massnahmen zur Gestaltung der Erlebnisphase bei Fachveranstaltungen aus Sicht der Praxis340 Gestaltung und Umsetzung des Inhalts Es überrascht nicht, dass nahezu alle befragten Experten die Qualität der Inhalte und Referenten als sehr bedeutend für den Veranstaltungserfolg einstufen. Dieses Untersuchungsresultat verdeutlicht nochmals, dass es sich für Unternehmen lohnt, in die Qualität der Darbietungen zu investieren. Weiter fördert nach Meinung von Dreiviertel der Experten auch eine professionelle technische Unterstützung die Inhaltsqualität von Veranstaltungen. Sie bewerten deshalb den Einsatz von Beamern, Videos, Kurzfilmen oder Tonunterstützung für den Veranstaltungserfolg mit wichtig bis sehr wichtig. 340 Basis: n = 109, Ratingskala von 1 bis 5, Prozentzahlen beziehen sich auf die Skala-Positionen 4 (wich- tige Leistung) und 5 (sehr wichtige Leistung). D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 163 Um Kunden ein breites Spektrum von Informationen und Know-how zu bieten, können andere Firmen, externe Experten und Fachleute in Veranstaltungen einbezogen werden. 57 Prozent der Unternehmen suchen solche „Kundenevent-Kooperationen“. Andere Unternehmen 32% 33% 35% Konkurrenten 92% Verbänden 8% 33% 52% Forschungsinstituten 54% Schulen 0% 15% 15% 16% 30% 76% 20% (fast) nicht 40% hin und wieder 18% 60% 6% 80% 100% (sehr) oft Abb. D-17: Bedeutung verschiedener Partner für Kundenevent-Kooperationen341 Gemäss Abbildung D-17 werden solche Kooperationen vor allem mit anderen, nicht konkurrierenden Unternehmen gesucht. Doch auch Verbände und Forschungsinstitute spielen für rund die Hälfte der Befragten eine mehr oder weniger wichtige Rolle. Mit Konkurrenten wird so gut wie gar nicht zusammengearbeitet. Die Angst, dadurch wichtige Kunden zu verlieren oder eigenes Know-how preiszugeben, ist scheinbar zu gross. Abbildung D-16 zeigt weiter, dass neben solchen Partnerschaften auch der Einsatz von eigenen Kunden als Referenten gesucht wird. Rund 40 Prozent der befragten Experten nutzen dieses Potenzial und sehen darin einen wichtigen bis sehr wichtigen Erfolgsfaktor für Fachveranstaltungen. Was eine solche Kundenintegration einem Unternehmen konkret bringen kann, zeigt der folgende Experte: „Im Rahmen unserer Veranstaltungen werden oft konkrete Business Cases von Kunden präsentiert. Dadurch können die anwesenden Gäste von gemachten Praxiserfahrungen im Sinne einer Best-Practice profitieren. Zudem wird dadurch das Community Building unter den Kunden gefördert, sprechen doch dabei Kunden direkt mit Kunden.“342 Schliesslich sind aus Sicht der Experten auch der aktive Einbezug der Teilnehmer (87 Prozent) und die spannende Aufbau- und Ablaufgestaltung (81 Prozent) bedeutend für die Erlebnisphase einer Fachveranstaltung. 341 Basis: n = 112. 342 Expertengespräch: Billeter (17/05/2000), Siemens Business Solutions, Zürich-Kloten. 164 Förderung von sozialen Kontakten Kundenevents sind immer auch wichtige Begegnungsorte und bieten Möglichkeiten für Kontakte zwischen Unternehmen und Kunden und zwischen den Kunden untereinander. Diese Meinung wird von einem beträchtlichen Teil der befragten Unternehmen geteilt. So wird der auf Kundenbedürfnisse abgestimmte Teilnehmermix von 67 Prozent, die persönliche Gästebetreuung durch Mitarbeiter und Kundenbetreuer von 81 Prozent sowie die Anwesenheit von Kadermitgliedern von 89 Prozent der Befragten als wichtig bis sehr wichtig beurteilt. Erstaunlich ist aber, dass lediglich 28 Prozent der befragten Experten es als bedeutend erachten, solche Kontakte mit Hilfe grosszügig bemessener Freizeit zu erleichtern. Dass solche Freiräume aber durchaus wichtig und deshalb bei der Gestaltung von Fachveranstaltungen verstärkt zu berücksichtigen sind, zeigt der folgende Experte: „Der persönliche Austausch ist sehr wichtig. Es lässt sich beobachten, dass Kunden an unseren Fachevents am liebsten die gebotenen Freiräume mögen. Deshalb bemühen wir uns, grosszügige Pausen sowie eher ausgedehnte Mittagessen einzuplanen.“343 Gestaltung des Veranstaltungsrahmens Veranstaltungsort, Verpflegung und Aperitifs sowie ergänzende Unterhaltungs- und Erlebniselemente bilden den Veranstaltungsrahmen. Besonders eine hohe Qualität von Verpflegung und Aperitifs wird dabei von zwei Dritteln der befragten Experten mit wichtig bis sehr wichtig bewertet. Zudem ist jeder zweite Experte der Meinung, dass sich eine Auflockerung der sachlichen Inhalte durch Ausflüge, aufwendige Essen oder Pausenunterhaltung lohnt. Ein exklusiver Veranstaltungsort wird als weniger bedeutend angesehen. Es wird eher die Meinung vertreten, dass er zweckmässig und passend zum Veranstaltungsthema sein muss, aber durchaus auch originell sein kann. Folgende Expertenaussage verdeutlicht diesen zweiten Punkt: „Insbesondere bei länger andauernden Seminaren ist der Veranstaltungsort wichtig. Dabei muss dieser aber keineswegs immer luxuriös sein. Oftmals kommt nämlich eine gute Idee viel besser an als Luxus. Beispielsweise ist ein im Anschluss an eine solche Veranstaltung organisiertes Käsefondue in einer urigen Alphütte für die eingeladenen Gäste oft viel attraktiver als ein exklusives Diner in einem Nobelhotel.“344 343 Expertengespräch: König (27/04/2000), Sulzer Textil, Rüti. 344 Expertengespräch: Hug (03/11/2000), Swiss Re, Zürich. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 3.4.2 165 Gestaltung der Erlebnisphase bei Social-/Freizeitevents Abbildung D-18 zeigt aus Sicht der befragten Unternehmen die Wichtigkeit unterschiedlicher Massnahmen zur Gestaltung der Erlebnisphase von Social-/Freizeitevents: Spannender und überraschender Aufbau und Ablauf 67% Aktiver Kundeneinbezug ins Event 44% Anwesenheit von Stars und Persönlichkeiten 45% Auf Kundenbedürfnisse abgestimmter Teilnehmermix 71% Ausgewählter Teilnehmerkreis 91% Anwesenheit von Kadermitgliedern 91% 86% Gästebetreuung durch Mitarbeiter 42% Einbezug des Lebenspartners Exklusiver Veranstaltungsort 62% 86% Hohe Qualität von Verpflegung/Aperitifs 0% 20% 40% 60% 80% 100% Abb. D-18: Wichtigkeit der unterschiedlichen Massnahmen zur Gestaltung der Erlebnisphase bei Social-/Freizeitevents aus Sicht der Praxis345 Gestaltung und Umsetzung des Inhalts Social-/Freizeitevents sollen beim eingeladenen Kunden ein Erlebnis bewirken, das möglichst lange positiv in Erinnerung bleibt. Dabei spielen Aufbau und Ablauf des Events eine zentrale Rolle. Dies wird von zwei Dritteln der befragten Experten bestätigt. Da sich der Erlebniswert eines Ereignisses durch aktiven Einbezug der Teilnehmer steigern lässt, gilt es, die Teilnahme an Aktivitäten (etwa Weindegustationen, Helikopterflüge) und Anlässen (etwa Golfturniere, spielerische Wettkämpfe) zu ermöglichen. Auch organisierte Treffen mit Stars und berühmten Persönlichkeiten (zum Beispiel aus der 345 Basis: n = 77, Ratingskala von 1 bis 5, Prozentzahlen beziehen sich auf die Skala-Positionen 4 (wich- tige Leistung) und 5 (sehr wichtige Leistung). 166 Musik-, Sport- oder Politikszene) verfolgen das gleiche Ziel. Es erstaunt daher, dass weniger als die Hälfte der Befragten eine solche „Kundenintegration“ als wichtig beurteilen. Es ist zu vermuten, dass viele Unternehmen das „soziale“ Erlebnis und weniger das Spektakuläre und Aussergewöhnliche in den Mittelpunkt ihrer Events stellen. Zudem offerieren Unternehmen ihren Kunden häufig Besuche von Konzerten, Opern und weiteren Veranstaltungen (etwa Fussballspiele, Leichtathletikmeetings, Tennisturniere), die naturgemäss nur einen geringen aktiven Einbezug erlauben. Förderung von sozialen Kontakten Bei Social-/Freizeitevents stehen persönliche Kontakte und Beziehungen im Mittelpunkt. Es werden persönliche Begegnungen fernab des geschäftlichen Alltags und in einem meist schönen und erlebnisreichen Umfeld ermöglicht. Zudem sind zu solchen Veranstaltungen normalerweise nur besonders ausgewählte Kunden eingeladen. Die Resultate der Befragung bestätigen diesen Sachverhalt. Insbesondere der ausgewählte Teilnehmerkreis (91 Prozent), die Anwesenheit von Mitgliedern des hohen und höchsten Kaders (91 Prozent) sowie die persönliche Gästebetreuung durch Mitarbeiter und Kundenbetreuer (86 Prozent) wird von den meisten Experten als wichtig bis sehr wichtig beurteilt. Für fast die Hälfte der Befragten ist auch der Einbezug des Lebenspartners lohnend. Die folgende Expertenaussage untermauert diese Ansicht: „Bei Erlebnisveranstaltungen muss der Lebenspartner mit eingeladen werden, finden solche Anlässe doch meist an Wochenenden statt. Ausserdem ist die Rolle des Ehepartners für das Geschäft oft sehr wichtig. So fordern die Ehefrauen ihre Gatten nicht selten auf, alles daran zu setzen, um im nächsten Jahr wieder an der Veranstaltung teilnehmen zu können. Der Partner kann also sehr viel bewirken.“346 Gestaltung des Veranstaltungsrahmens Der Veranstaltungsort ist nach Meinung der Experten für das Social-/Freizeitevent viel wichtiger als für Fachveranstaltungen. Zwei Drittel beurteilen ihn als wichtig bis sehr wichtig für den Veranstaltungserfolg. Dies ist auch verständlich, kann er doch wesentlich zum Kundenerlebnis beitragen. Noch bedeutender ist allerdings die hohe Qualität von Verpflegung und Aperitifs (86 Prozent). 346 Expertengespräch: Keller (10/11/2000), Wincor Nixdorf, Brüttisellen. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 4 167 Erinnerungsphase: Die Kundenerinnerung stärken Die dritte Phase im Arbeitsprozess der Eventgestaltung beschäftigt sich mit dem Stärken der Kundenerinnerung an die Veranstaltung und nutzt die dort erreichten Wirkungen gezielt aus. Im Entscheidungsfeld wird die Form der Kontaktaufnahme(n) zu den Kunden, die das Event erlebt (oder auch nicht erlebt) haben, festgelegt. Das Handlungsfeld gestaltet unterschiedliche Erinnerungsleistungen. Mit Hilfe einer zielgerichteten Organisation des Arbeitsprozesses „Kundenerinnerung stärken“ werden die notwendigen Kontaktaufnahmen gesteuert (Voraussetzungsfeld). Abbildung D-19 zeigt die drei Felder im Überblick: Gewinnungsphase: Das Kundeninteresse wecken Entscheidungsebene Handlungsebene Voraussetzungsebene Eckdaten Erlebnisphase: Den Kunden begeistern Eventinhalt Erinnerungsphase: Die Kundenerinnerung stärken Nachbearbeitungsform Selektionierte Kontaktaufnahme Eventgestaltung Gestaltung der Erinnerungsleistung Kundenkenntnis Eventqualität Nachbearbeitungsorganisation Abb. D-19: Entscheidungs-, Handlungs- und Voraussetzungsfeld der Erinnerungsphase 4.1 Entscheidungsfeld: Form der Nachbearbeitung festlegen Noch zu oft verzichten Unternehmen nach Kundenevents auf ein erneutes Kontaktieren des Kunden. Dadurch wird das Potenzial solcher Anlässe nur unzulänglich genutzt, verfügen Kunden doch nach dem Besuch eines Kundenevents über ein hohes Engagement (Involvement)347 für das Unternehmen und seine Leistungen. Der folgende Kommunikationsexperte verdeutlicht dies: 347 Zum Involvementbegriff vgl. Kroeber-Riel/Weinberg (2000) S. 133 ff. 168 „Durch eine konsequente Nachbearbeitung des Events mit Hilfe von Dankesbriefen, zugestellten Unterlagen und Souvenirs erreicht man während den ersten 2-3 Wochen nach dem Event eine hohe Präsenz beim Kunden. Mit Hilfe der am Event erzielten Kontakte ist eine wichtige Basis geschaffen worden für persönliche Treffen und Gespräche.“348 Abbildung D-20 zeigt mögliche Kontaktformen mit den dazugehörenden Beispielen und Anwendungsmöglichkeiten: Mündliche Kontaktaufnahme Gespräche an der Veranstaltung sind die Grundlage für eine Kontaktaufnahme in der Erinnerungsphase. Persönliche Kontaktaufnahme zur Dankesäusserung und zur Evaluation der Kundenzufriedenheit eröffnet Möglichkeiten zum Besprechen von Geschäftsthemen. Schriftliche Kontaktaufnahme „Klassisches“ Dankesschreiben. Dankesschreiben mit Motivation zur Kontaktaufnahme durch den Kunden bei Vorhandensein spezifischer Bedürfnisse oder Probleme. Abb. D-20: Unterschiedliche Kontaktformen in der Erinnerungsphase Mündliche Kontaktaufnahme Eine mündliche Kontaktaufnahme erfolgt meist telefonisch. Um das besuchte Event nicht als Verkaufsveranstaltung zu „diskreditieren“, muss ein solches Gespräch gut geplant und geführt werden. Die Kunst ist immer, nicht aufdringlich zu wirken. Falls am Event bereits mit dem Kunden diskutiert worden ist, lohnt es sich, dies als „Türöffner“ zu nutzen und an besprochene Inhalte anzuknüpfen. Sind Kundenprobleme, Reklamationen oder besondere Bedürfnisse erörtert worden, erwarten Kunden sogar eine solche Reaktion. Fehlen solche Anknüpfungspunkte, lässt sich als Aufhänger für geschäftliche Themen auch die sympathisch wirkende Dankesäusserung für die Kundenteilnahme am Event nutzen. 348 Expertengespräch: Rufener (29/05/2001), Rufener events, Zürich. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 169 Schriftliche Kontaktaufnahme Die schriftliche Kontaktaufnahme erfolgt in Form eines Schreibens, in welchem sich das Unternehmen bei seinen Kunden für den Veranstaltungsbesuch bedankt („klassisches“ Dankesschreiben). War das Kundenevent durch fachliche Inhalte geprägt, sollte im Dankesschreiben nochmals kurz auf diese eingegangen werden. Insbesondere sollte versucht werden, den Kunden zu ermutigen, mit dem Unternehmen Kontakt aufzunehmen (etwa durch die Angabe möglicher Kontaktpersonen). In der Praxis ebenfalls beobachtbare Dankesschreiben, die eine „obligatorische“ Kontakt- und Gesprächsaufnahme durch das Unternehmen „androhen“, sind aber zu vermeiden. 4.2 Handlungsfeld: Die Erinnerungsleistung gestalten Die zum Abschluss des Events abgegebenen oder zu einem späteren Zeitpunkt zugestellten Erinnerungsleistungen können die Wirkung einer Veranstaltung unterstützen und verlängern. Inden bringt dies mit der folgenden Aussage treffend zum Ausdruck: „Das Event ist vorbei. Die Gäste schon wieder mitten im Tagesablauf. (...) Eine Videodokumentation oder ein kleines Give-Away per Post lassen die Erinnerung aufleben, verstärken die langsam nachlassende Wirkung. Oder bereiten schon wieder auf das nächste Event vor. Die Freude über das vergangene Event sollte nahtlos in die Freude auf das nächste Event übergehen.“349 Abbildung D-21 zeigt Beispiele für sachliche und emotionale Erinnerungsleistungen: Sachliche Erinnerungsleistungen Veranstaltungs-, Referats- und Schulungsunterlagen in Papierform, auf Disketten, auf CD-ROMS, in Form von Videos oder im Internet. Publikation in Hauszeitungen oder in Fachjournalen. Emotionale Erinnerungsleistungen Souvenirs, Fotos, CD-Roms, CDs, zum Eventthema passende Geschenke, ... Abb. D-21: Sachliche und emotionale Erinnerungsleistungen 349 Inden (1992) S. 98. 170 Sachliche Erinnerungsleistungen Mit Hilfe von Referats- und Schulungsunterlagen, Leistungsdokumentationen, Videoaufzeichnungen der Referate oder abgegebenen CD-Roms kann sich der Kunde nochmals vertieft mit den am Event vermittelten Informationen befassen. Zudem erleichtern solche abgegebenen oder nachträglich per Post zugestellten Unterlagen, das erworbene Knowhow im Kundenunternehmen zu multiplizieren. Der Diffusionsprozess kann dadurch unterstützt werden. Hier ist auch wichtig, dass die Kunden, die trotz Anmeldung nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnten, beim Versand berücksichtigt werden. In die gleiche Richtung wirken auch die im Internet bereitgestellten Erinnerungsleistungen oder die Berichterstattung in Hauszeitschriften und Fachjournalen. Emotionale Erinnerungsleistungen Themen- und inhaltsbezogene Souvenirs rufen bestimmte positive Erinnerungen beim Kunden zu einem späteren Zeitpunkt wieder hervor. Spezielle emotionale Zustände, wie sie durch Unterhaltungs- und Erlebnisangebote erzeugt worden sind, können dadurch „verewigt“ werden.350 In der Praxis geschieht dies beispielsweise mit am Event gemachten Fotos, gedrehten Kurzfilmen auf CD-Roms oder durch kleine, zum Eventthema passende Geschenke. Ein Beispiel dazu ist der folgende Praxisfall: UBS Private Banking: Emotionale Erinnerungsleistung für ein exklusives Erlebnisevent Mit ausgewählten Kunden reist das UBS Private Banking jährlich zu einem Erlebniswochenende ins Burgund. Dabei haben die Gäste die Möglichkeit, in ansonsten nicht zugänglichen Weinkellern exklusiver Weinproduzenten weltweit bekannte Spitzenweine zu degustieren. Als Erinnerung an dieses einmalige Erlebnis erhält jeder Gast ein für ihn individuell zusammengestelltes Fotoalbum. Dadurch lässt sich die Erinnerung an die gemeinsam verbrachte Zeit zu Hause wieder aufleben. Die Kundenerinnerung wird dadurch gestärkt.351 350 Vgl. Wochnowski (1995) S. 68. 351 Expertengespräch: Schmied (18/12/2000), UBS Private Banking, Zürich. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 4.3 171 Voraussetzungsfeld: Nachbearbeitung organisieren und Verantwortlichkeiten festlegen Bei der Organisation der Follow-Up Massnahmen lassen sich in der Praxis meist zentrale und dezentrale Handlungen beobachten. Zentral wird der Versand von Dankesbriefen und das Zustellen von verschiedenen Erinnerungsleistungen organisiert. Die persönliche mündliche Kontaktaufnahme und Nachbearbeitung dagegen liegt in der Verantwortung der einzelnen Unternehmensmitarbeiter und Geschäftspartner der Kunden. Besonders für Fachevents (die meist durch viele persönliche Kontakte zwischen Kunden und Unternehmensvertretern geprägt sind) ist fraglich, ob eine solche Organisation der Nachbearbeitung wirklich alle mit dem Kundenevent geschaffenen Kontakt- und Beziehungspotentiale optimal nutzt. Da die individuelle Kontaktaufnahme stark von der Motivation der einzelnen Unternehmensmitarbeiter abhängt, besteht nämlich die Gefahr, die durch das Event geschaffenen Kontakte im Nachspann zuwenig konsequent auszunutzen.352 Abbildung D-22 zeigt ein einfaches Vorgehen zur Umgehung dieses Problems: 1. Richtlinien zur Sicherung der am Event gewonnen Kundeninformationen festlegen. 2. Gewonnene Informationen zentral sammeln und auswerten. 3. Kontaktplan für unterschiedliche Kunden festlegen. 4. Individuelle Kontaktaufnahme bei Kunden mit aktuellen Bedürfnissen oder Problemen. 5. Standardisierte Kontaktaufnahme bei den übrigen Kunden. Abb. D-22: Mögliche Organisation zur Sicherstellung einer zielgerichteten Nachbearbeitung Alle an einer Veranstaltung gewonnenen Kundeninformationen sind zu sichern. Die von Kunden in persönlichen Gesprächen erwähnten Probleme oder aufgezeigten Bedürfnisse und die im Rahmen von Diskussionsrunden gestellten Fragen oder Kritiken müssen deshalb gesammelt werden. Dazu notwendig sind Richtlinien und Hilfen (beispielsweise Formulare, die durch die Kundenbetreuer auszufüllen sind). Das Sammeln und Auswerten aller so generierten Kundeninformationen an zentraler Stelle erlaubt, individuelle Kontaktpläne aufzustellen. Diese können eine Kontaktaufnahme in Form eines persönlichen 352 Verschiedene an den besuchten Events gemachte Beobachtungen lassen vermuten, dass dieser Sach- verhalt in der Praxis häufig existiert. 172 Gesprächs, das Zustellen von spezifischen Informationen oder Produktbeschreibungen oder die Einladung zu einem weiteren für den Kunden interessanten Anlass vorsehen. Für Kunden, die durch keine speziellen Äusserungen aufgefallen sind und keine besonderen Bedürfnisse artikuliert haben, erfolgt die Nachbearbeitung in standardisierter Form. 4.4 Die Erinnerungsphase aus Sicht der Praxis: Ergebnisse aus der empirischen Untersuchung Abbildung D-23 zeigt die Bedeutung von Erinnerungsleistungen aus Sicht der Praxis: Fachveranstaltungen 56% Social-/Freizeitevents 45% 0% 20% 40% 60% 80% Abb. D-23: Praktische Bedeutung von Erinnerungsleistungen353 Es fällt auf, dass nur rund die Hälfte der befragten Experten Erinnerungsleistungen als bedeutend bewerten. Fachveranstaltungen erzielen dabei einen leicht höheren Prozentsatz, was vermuten lässt, das sachliche Erinnerungsleistungen etwas stärker gewichtet werden als „rein emotionale“ Souvenirs. Dass aber auch letztere wichtig sind, widerspiegelt die nachfolgende Expertenaussage: „Souvenirs sind aus unserer Sicht für den Eventerfolg und zur Stärkung der Erinnerung sehr entscheidend. Deshalb verlässt kein Kunde unsere Events ohne ein Mitbringsel. Beispielsweise wurde bei einem für uns sehr wichtigen Event im Rahmenprogramm ein Live-Konzert einer bekannten Musikband organisiert. Dieses Konzert wurde live aufgenommen, so dass wir am Ende der Veranstaltung jedem Kunden eine Live-CD als Erinnerungsgeschenk mitgeben konnten.“354 353 Basis: n = 109 (Fachveranstaltung), n = 77 (Social-/Freizeitevent), Ratingskala von 1 bis 5, Prozent- zahlen beziehen sich auf die Skala-Positionen 4 (wichtige Leistung) und 5 (sehr wichtige Leistung). 354 Expertengespräch: Billeter (17/05/2000), Siemens Business Solutions, Zürich-Kloten. D Methodik zur Professionalisierung von Kundenevents 5 173 Zusammenfassung Fasst man die Ergebnisse der schriftlichen Befragung zusammen, lassen sich die folgenden zehn wichtigsten Gestaltungsmassnahmen (Erfolgsfaktoren) für Fach- und Social-/Freizeitevents erkennen (siehe Abbildung D-24): Erfolgsfaktoren von Fachveranstaltungen Erfolgsfaktoren von Social-/ Freizeitevents 1. Qualität der Inhalte 1. Ausgewählter Teilnehmerkreis 2. Qualität der Referenten 2. Anwesenheit von Kadermitgliedern 3. Interessantes Thema 3. Attraktives, einmaliges Thema 4. Anwesenheit von Kadermitgliedern 4. Gästebetreuung durch Mitarbeiter 5. Aktiver Kundeneinbezug 5. Qualität von Verpflegung und Aperitif 6. Gästebetreuung durch Mitarbeiter 6. Auf Kunden abgestimmter Teilnehmermix 7. Spannender Aufbau und Ablauf 7. Richtiger Zeitpunkt 8. Professionelle technische Unterstützung 8. Spannender Aufbau und Ablauf 9. Qualität von Verpflegung und Aperitif 9. Exklusiver Veranstaltungsort 10. Einbezug externer Experten 10. Mündliche oder telefonische Einladung Abb. D-24: Die zehn wichtigsten Gestaltungsmassnahmen (Erfolgsfaktoren) für Fachveranstaltungen und Social/Freizeitevents aus Sicht der Praxis355 Es wird deutlich, dass bei Fachveranstaltungen die Inhalte, deren Umsetzungsqualität und der ermöglichte Wissensaustausch den Eventerfolg am meisten beeinflussen. Zu empfehlen ist aber auch, solche Anlässe durch die Anwesenheit von Mitgliedern des Kaders und den Einsatz von externen Experten aufzuwerten und durch qualitativ hochstehende Verpflegung und Aperitifs abzurunden. Im Gegensatz dazu stehen bei Social- und Freizeitevents Kontakte, Beziehungen und die Kundenpflege im Mittelpunkt. Deshalb sind nur ausgewählte Kunden zu berücksichtigen, wichtige Kadermitglieder einzubeziehen, die Kunden gut zu betreuen, der Teilnehmermix auf die Kundenbedürfnisse abzustimmen und die Kunden persönlich einzuladen. Aber auch das Thema, die Verpflegung und Aperitifs sowie der Veranstaltungsort entscheiden über den Veranstaltungserfolg. 355 Die Rangfolgen ergeben sich durch die in der schriftlichen Befragung gefundenen Ergebnisse. 174 Die in diesem Kapitel vorgestellte Methodik für die Gestaltung von Kundenevents erlaubt, diese Erfolgsfaktoren auch tatsächlich zu realisieren. Mit den Arbeitsphasen „Das Kundeninteresse wecken“, „Den Kunden begeistern“ und „Die Kundenerinnerung stärken“ können Kundenevents in professioneller Art und Weise realisiert werden. Dieses systematische Vorgehen berücksichtigt alle im Zusammenhang mit Kundenevents wichtigen Entscheidungs-, Gestaltungs- und Voraussetzungsfelder und hilft dadurch, bestehende Optimierungspotenziale auszuschöpfen. Für viele Unternehmen sind dabei vor allem die umfangreichere Kundenkenntnis, eine spannendere Ablaufgestaltung, eine Erhöhung der Inhaltsqualität sowie die generell stärkere Gewichtung der Erinnerungsphase wichtig. E Reserven im Marketing mit Kundenevents E 175 Reserven im Marketing mit Kundenevents Die Reserven des Marketing mit Kundenevents sind Ansatzpunkte, die geeignet sind, den Kommunikationserfolg zu steigern. Es sind somit Potenziale, die bis anhin in der Praxis nicht oder noch zuwenig ausgeschöpft sind. In den vorangegangenen Kapiteln ist schon an verschiedenen Stellen auf aktuelle in der Praxis beobachtbare Schwächen und geeignete Verbesserungsmöglichkeiten hingewiesen worden. Um Redundanzen zu vermeiden, soll jetzt der Fokus auf die von den befragten Unternehmen konkret erkannten Verbesserungspotenziale in ihrem Umgang mit Kundenevents gelegt werden. Durch eine solche Analyse lassen sich Empfehlungen gewinnen, wie das Marketing mit Kundenevents langfristig erfolgreich gestaltet werden kann. Drei Gruppen von Optimierungsreserven sind im Marketing mit Kundenevents wichtig (siehe Abbildung E-1): Strategische Reserven Optimierungsreserven Reserven in der Eventgestaltung Abb. E-1: Reserven in Know-how und Ressourcen Drei Gruppen von aktuellen Optimierungsreserven in der Praxis 176 1 Strategische Reserven im Marketing mit Kundenevents Abbildung E-2 zeigt die Bedeutung unterschiedlicher Optimierungsmassnahmen für die Gestaltung des Marketing mit Kundenevents aus Sicht der Praxis: Stärkere Stellung von Events im Kommunikationsmix 63% Bessere Integration von Events in die Kommunikation 58% Prioritäten im Marketing mit Kundenevents setzen 55% Systematische und strategische Planung des Marketing mit Kundenevents 55% Kundensituation besser berücksichtigen: Events gezielter zur Unterstützung des Kundenprozesses einsetzen 46% 0% Abb. E-2: 20% 40% 60% 80% 100% Strategische Reserven im Marketing mit Kundenevents aus Sicht der Praxis356 Knapp zwei Drittel der Befragten beurteilen eine stärkere Stellung von Kundenevents im Kommunikationsmix sowie eine bessere Integration von Events in die Kommunikation als wichtige Verbesserungsmassnahme. Etwa die Hälfte der Befragten bewertet die systematische und strategische Planung von Kundenevents, das verstärkte Setzen von Prioritäten sowie eine vermehrte Berücksichtigung der Kundensituation als geeignet, ihr Marketing mit Kundenevents weiter zu optimieren. Dabei ist auffallend, dass 55 Prozent die Ansicht vertreten, dass sich eine verstärkte Konzentration auf ausgewählte Anlässe lohnt. Dieses Resultat stützt nämlich die in Kapitel C abgeleitete Vermutung.357 Ausgehend von diesen Resultaten lassen sich die ersten zwei Handlungsempfehlungen für ein erfolgreiches Marketing mit Kundenevents ableiten: 356 Basis: n = 110, Ratingskala von 1 bis 5, Prozentzahlen beziehen sich auf die Skala-Positionen 4 (wich- tige Reserve) und 5 (sehr wichtige Reserve). 357 Vgl. Kapitel C Punkt 5.7. E Reserven im Marketing mit Kundenevents 177 1. Empfehlung: Verstärkt selektiver Einsatz von Anlässen bei unverändert hoher Bedeutung des Marketing für Kundenevents. Die zunehmende Bedeutung der dialogorientierten Unternehmenskommunikation sichert den Kundenevents ihre wichtige Rolle, bieten diese doch eine Plattform für persönliche Kontakte und Beziehungen. Die wachsende Menge von Veranstaltungen wird aber immer kritischer und es sind bereits ähnliche Entwicklungen wie im Bereich der Massenkommunikation beobachtbar. „Heute wird „überkommuniziert“: Die Devise muss in Zukunft lauten „Weniger ist mehr“. Wir produzieren immer mehr Abfall von Information. Marketing ist deshalb zuallererst ein Kampf um Aufmerksamkeit geworden.“358 Für das Marketing mit Kundenevents ist deshalb wichtig, Anlässe verstärkt selektiv, dafür aber professionell einzusetzen. Die Frage heisst also nicht „Wieviel“, sondern „Was“ und vor allem „Wie“. Folgender Experte unterstreicht dies: „Die Konkurrenz im Eventbereich erlaubt unseren Kunden – auch aus Zeitgründen – nicht mehr, an jedem Anlass teilzunehmen. Wir beobachten ein qualitätsorientiertes Selektionsverhalten. Deshalb müssen ausgewählte, besonders attraktive Events verstärkt ins Zentrum rücken.“359 2. Empfehlung: Verstärkt strategischer und integrierter Einsatz von Kundenevents zur gezielten Unterstützung von Kundenprozessen. Kundenevents sind strategisch geplant und integriert in die Unternehmenskommunikation einzusetzen. Dadurch wird vermieden, dass sich das Marketing mit Kundenevents und generell die Unternehmenskommunikation zersplittern. Es gilt, verschiedene Inhalte und Massnahmen aufeinander und auf Kundenbedürfnisse abgestimmt bereitzustellen. Wichtiger Bezug sind dabei die Prozesse des Kunden, in denen er sich informiert, abwägt, entscheidet, Leistungen nutzt und erneuert.360 Dabei ist wichtig, dass alle Mitglieder von Buying Centers von Anlässen profitieren, die ihrerseits aber gezielt für die jeweiligen Bedürfnisse konzipiert werden müssen. 358 Senarclens (1999) S. 59. 359 E-Mail Befragung: Giudicetti (26/04/2001), Ernst & Young, Zürich. 360 Vgl. Belz (1998) S. 664. 178 2 Reserven in der Eventgestaltung Abbildung E-3 zeigt die Bedeutung unterschiedlicher Optimierungsmassnahmen für die Gestaltung von Kundenevents aus Sicht der Praxis: Mehr Kreativität bei Kundenevents 58% Besserer Aufbau und Ablauf von Kundenevents 30% Unterhaltungs- und Erlebniswert von Events generell steigern 35% Kunden aktiver in die Veranstaltungen einbeziehen 30% Partnerfirmen stärker einbeziehen 32% 25% Konkurrenzaktivitäten stärker berücksichtigen 0% Abb. E-3: 20% 40% 60% 80% 100% Reserven in der Gestaltung von Kundenevents aus Sicht der Praxis361 Es fällt auf, dass die meisten Befragten eine höhere Kreativität als geeignet betrachten, um Events attraktiver zu gestalten. Deshalb beurteilt wohl auch jeder dritte Experte die generelle Unterhaltungs- und Erlebnissteigerung von Veranstaltungen als geeignete Optimierungsmassnahme. Ebenso viele betonen als wichtige Optimierungsreserven einen besseren Eventaufbau und -ablauf, einen aktiveren Kundeneinbezug und eine stärkere Kooperation mit Partnerfirmen. Schliesslich erachtet bloss jeder vierte Experte die verstärkte Berücksichtigung von Konkurrenzaktivitäten als wichtig, um das eigene Marketing mit Kundenevents weiter zu verbessern! Ausgehend von diesen Resultaten lassen sich die dritte und vierte Handlungsempfehlung für ein erfolgreiches Marketing mit Kundenevents ableiten: 361 Basis: n = 110, Ratingskala von 1 bis 5, Prozentzahlen beziehen sich auf die Skala-Positionen 4 (wich- tige Reserve) und 5 (sehr wichtige Reserve). E Reserven im Marketing mit Kundenevents 179 3. Empfehlung: Mit starken, nicht austauschbaren Inhalten und mit spannender Eventgestaltung die Einmaligkeit von Kundenevents erhöhen. Im Kampf um Differenzierung und Aufmerksamkeit entscheidet die Alleinstellung. Nur Kundenevents, die vom Kunden als einmalig und nicht austauschbar wahrgenommen werden, können zu Begeisterung führen. Dies gelingt nur, wenn ihm relevante Inhalte, die sich von konkurrierenden Angeboten deutlich unterscheiden, in spannender und kreativer Art und Weise vermittelt werden. Deshalb ist es beispielsweise nicht nur wichtig, ob ein Unternehmen Kundenschulungen betreibt oder nicht. Ergiebiger ist es, sich mit der Gestaltung des Events zu befassen und dadurch seine Attraktivität für Kunden zu steigern.362 Der folgende Experte äussert sich zu diesem Thema folgendermassen: „Wie bei allen anderen Kommunikationsinstrumenten ist ein Engpass bei den Inhalten und der Aufmerksamkeit zu beobachten. Die Zielgruppen investieren nur noch für starke Inhalte einen Teil ihres knappen Zeitbudgets. Es versteht sich von selbst, dass dabei die Glaubwürdigkeit der Marke und der Kommunikation wichtige Voraussetzung für die Konzeption von Events ist.“363 4. Empfehlung: Erlebniswert von Kundenevents durch verstärkte Kundenintegration und Emotionalisierung von Inhalten steigern. Bei vielen Events wird die Kraft von Emotionen noch ungenügend genutzt. Häufig besteht auch das Missverständnis, dass Unterhaltung oder äussere Anregung mit Erlebnis verwechselt wird.364 Ein solches kann der Kunde aber nur durch eigenes Engagement erreichen. Deshalb erfordern erfolgreiche Kundenevents mindestens ein Minimum an Kundenbeteiligung.365 Dabei sind persönlicher Austausch und Begegnungen wichtig, bewirken doch erst sie starke Emotionen. Dies gilt auch für sachliche Inhalte, die nicht nur durch kreative Aufbereitung sondern vor allem durch persönliche Interaktionen emotional erlebbar werden. Das Erreichen eines hohen Erlebniswertes verlangt also, Kunden durch eine verstärkte Integration möglichst direkt und unmittelbar am Ereignis teilhaben zu lassen. Der folgende Experte unterstreicht diesen Anspruch: 362 Vgl. Belz (1998a) S. 664. 363 E-Mail Befragung: Herger (02/05/2001), Zürcher Kantonalbank. 364 Vgl. Belz (1999a) S. 29. 365 Vgl. Schulze (1998) S. 309. 180 „Wir müssen unser Möglichstes tun, jeder Zielgruppe die notwendigen Informationen in optimalen Portionen und mit angepasstem technischem Tiefgang zu vermitteln. Wünschenswert sind dazu Events, deren Aufhänger wohl technisch ist, die Informationen aber in einer Art Spiel (Entertainment) und somit als eigentliche „Goodies“ vermitteln.“366 3 Reserven in Know-how und Ressourcen Abbildung E-4 zeigt die Bedeutung unterschiedlicher Optimierungspotenziale in Knowhow und Ressourcen des Marketing mit Kundenevents aus Sicht der Praxis: Mehr finanzielle Mittel 45% Internes Kundenevent Know-how erhöhen 42% Zusammenarbeit mit Dienstleistern und Eventagenturen erhöhen 12% Systematischere Qualitätskontrolle der Kundenevents 61% Regelmässiges quantitatives und qualitatives Controlling des Marketing mit Kundenevents 56% 0% Abb. E-4: 20% 40% 60% 80% 100% Reserven in Know-how und in den Ressourcen aus Sicht der Praxis367 Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen bewerten verstärkte Investitionen in systematische Qualitätsmessungen und Controlling als geeignet, um das Marketing mit Kundenevents weiter zu verbessern. Durch solche Anstrengungen kann auch das interne Kundenevent Know-how vergrössert werden. In dessen Stärkung sehen nämlich 42 Prozent der Experten eine bedeutende Reserve. Die Resultate zeigen weiter, dass nur etwa jede achte Unternehmung eine erhöhte Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern und Eventagenturen als geeignetes Mittel einstuft, um die Qualität von Events zu verbessern. 366 E-Mail Befragung: Dubois (27/04/2001), Rockwell Automatisation. 367 Basis: n = 110, Ratingskala von 1 bis 5, Prozentzahlen beziehen sich auf die Skala-Positionen 4 (wich- tige Reserve) und 5 (sehr wichtige Reserve). E Reserven im Marketing mit Kundenevents 181 Es ist anzunehmen, dass dieses Resultat einerseits das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten widerspiegelt und andererseits die Furcht zusätzlich hoher Kosten ausdrückt. Es zeigt sich nämlich, dass etwa jeder zweite Experte glaubt, zusätzliche finanzielle Ressourcen seien nötig für eine weitere Optimierung des Marketing mit Kundenevents. Ausgehend von diesen Resultaten lässt sich die fünfte Handlungsempfehlung für ein erfolgreiches Marketing mit Kundenevents ableiten: 5. Empfehlung: Eigene Erfahrungen zum Aufbau von spezialisiertem Know-how gezielter nutzen und externes Expertenwissen verstärkt einbeziehen. Das Marketing mit Kundenevents ist als kontinuierlicher Prozess von Innovationen und Verbesserungen zu verstehen. Es gilt, aus gemachten Erfahrungen zu lernen und darauf aufbauend bessere Lösungen zu schaffen. Voraussetzung dazu ist ein umfassendes Controlling. Nur so können Stärken erkannt und weiter ausgebaut und aufgezeigte Schwächen beseitigt werden. Dabei ist die beim Kunden erzielte Begeisterung der Massstab. Sie wird durch systematische und regelmässige Qualitätskontrollen erhoben. Marketing-Datenbanken helfen, diese erhobenen Informationen zu sammeln und mit Kundenzufriedenheitsmessungen oder Analysen von Geschäftsbeziehungen zu verknüpfen. Durch Konkurrenzanalysen können Unternehmen von den besten Eventveranstaltern (auch ausserhalb der Branche) lernen und die eigenen Anstrengungen mit konkurrierenden Angeboten vergleichen. Hier setzen die Benchmarking Prozesse an. „Benchmarking ist die Kunst, herauszufinden, ob und wie einige Unternehmen bestimmte Aufgaben viel besser erfüllen können als andere Unternehmen. (...) Durch Benchmarking will man die besten Praktiken anderer Unternehmen übernehmen oder verbessern.“368 „Events brauchen Profis – mehr als alle anderen Kommunikationsmittel.“369 Diese Forderung verlangt von vielen Unternehmen einen positiveren Umgang mit externen Agenturen und Dienstleistern. Dadurch kann ein hohes Mass an Spezialwissen und Erfahrung gewinnbringend in die eigenen Veranstaltungen eingebracht und die Professionalität des Marketing mit Kundenevents gesteigert werden. Dabei sollten aber nur solche Agenturen berücksichtigt werden, die neben der spezialisierten Erfahrung kompetent beraten können und Kundenbedürfnis sowie Veranstaltungssinn vor das eigene Profitstreben stellen. Eine 368 Kotler/Biemel (1999) S. 406. 369 Inden (1993) S. 105. 182 gute Agentur hat nämlich den Mut, bei ungenügendem Know-how auf andere Spezialisten zu verweisen und nicht zwangsläufig jeden Auftrag anzunehmen. Sie kann sogar von der Durchführung eines Events abraten, wenn ihr der damit erzielbare Nutzen fragwürdig erscheint. Für die Zusammenarbeit ist eine langfristige Verpflichtung anzustreben. Erst dadurch kann sich eine Agentur vertieft mit einem Unternehmen befassen, seine Bedürfnisse kennenlernen und für die Kontinuität im Marketing mit Kundenevents sorgen. Schliesslich ist zu vermuten, dass der Grund für Schwächen im Marketing mit Kundenevents häufig nicht im Mangel an vorhandenem Know-how liegt, sondern eher bei der fehlenden „inneren Einstellung“ zu suchen ist. Der folgende Experte unterstreicht dies: „Die Frontverantwortlichen und dezentralen Stäbe müssen stärker bereit sein, Events als professionelles Kommunikationsinstrument mit Inhalten zu verstehen und nicht bloss als das Organisieren von Aperitif, Stühlen und Rednerpult.“ 370 370 E-Mail Befragung: Herger (02/05/2001), Zürcher Kantonalbank. F Schlussbetrachtung F Schlussbetrachtung 1 Zusammenfassung 183 Zielsetzung dieser Arbeit war es, einen Beitrag zur Professionalisierung im Umgang mit Kundenevents zu leisten. Dazu sollte das Kundenevent als innovatives Kommunikationsinstrument umfassend erläutert, wichtige strategische Fragen aufgezeigt sowie die Bedeutung verschiedener Entscheidungs-, Handlungs- und Voraussetzungsfelder in der Eventgestaltung herausgearbeitet werden. Die Resultate der empirischen Untersuchung haben gezeigt, dass Kundenevents dank ihrer vielfältigen Aktivierungs-, Beziehungs-, Erklärungs- und Differenzierungspotenziale im Marketing für erklärungsbedürftige Leistungen eine bedeutende Rolle spielen. Im interinstrumentellen Vergleich liegen sie etwa gleichauf mit Messeteilnahmen und Internet, sind aber für die meisten Unternehmen wichtiger als etwa klassische Werbung oder Direct Marketing. Dabei nutzen Unternehmen Kundenevents, um bestehende Kunden zu binden oder Neukunden zu gewinnen, die eigene Kompetenz zu zeigen, Kunden zu qualifizieren und Images zu schaffen bzw. zu beeinflussen. Für viele Firmen wird es allerdings immer schwieriger, mit Kundenevents einen Beitrag zur Erreichung dieser Ziele zu leisten. Besonders das Kundeninteresse wird zum Engpass, sind doch viele Kunden immer weniger bereit, ihre kostbare Zeit für Kundenevents aufzubringen. Zudem herrscht in vielen Märkten eine regelrechte Eventflut, was dem Kunden erlaubt, die besten Angebote gezielt auszuwählen. Schliesslich werden für eine beträchtliche Zahl von Unternehmen die durch Kundenevents entstehenden hohen Aufwendungen zunehmend kritisch. Angesichts dieser Probleme müssen sich Kundenevents noch stärker an den Kundenbedürfnissen orientieren. Es gilt, den Kunden einmalige, interessante und ausgewählte Ereignisse zu bieten, um sein Interesse (überhaupt noch) wecken zu können. Eine wahllose Vielfalt und Verzettelung ist also zu vermeiden. Deshalb scheint eine sich auf wenige, dafür qualitativ hochstehende Events fokussierende Strategie unter gleichzeitiger Wahrung der grossen Bedeutung von Kundenevents innerhalb der Unternehmenskommunikation am meisten Erfolg zu versprechen. Eine solche Strategie optimiert einerseits das Aufwand-/ Nutzenverhältnis und schafft andererseits wichtige Freiräume für Investitionen in die Qualität der einzelnen Events. 184 Die in dieser Studie vorgestellte Methodik zur Eventgestaltung hilft, die verlangte hohe Umsetzungsqualität für Kundenevents zu erreichen. Durch die Aufteilung der Eventgestaltung in drei Arbeitsphasen ist es gelungen, gestaltungsrelevante Entscheide, Handlungen und Voraussetzungen zu systematisieren. Die für jede dieser Phasen empirisch gefundenen Resultate, welche die Bedeutung unterschiedlicher Gestaltungsmassnahmen aus Sicht der Praxis zeigen, haben die Extraktion wichtiger Erfolgsfaktoren ermöglicht. Dabei wird deutlich, dass die Qualität von Thema und Inhalt, die ermöglichten Kontakte sowie die Kundenbetreuung den Eventerfolg am stärksten beeinflussen. Schliesslich muss das Marketing mit Kundenevents verstärkt als kontinuierlicher Lernprozess verstanden werden. Dazu ist ein systematisches und regelmässiges Qualitäts- und Erfolgscontrolling Voraussetzung. Hier liegt aber in vielen Unternehmen immer noch eine grosse Schwäche. Deshalb sind verstärkte Anstrengungen nötig. Auch eine verbesserte Integration des Marketing mit Kundenevents in bestehende Database- und Relationship-Management-Datenbanken ist zu empfehlen. 2 Kritik: Ansatzpunkte für weiterführende Forschungsarbeiten Die Thematik Kundenevents ist von der Marketingwissenschaft bislang weder systematisch noch umfassend bearbeitet worden. Durch diese Forschungsarbeit ist als erster Schritt in diesem Forschungsfeld versucht worden, einen möglichst umfassenden Rahmen für das Marketing mit Kundenevents zu schaffen. Der weitere Forschungsbedarf ergibt sich deshalb aus der Vertiefung dieser stark explorativ geprägten Arbeit. Mögliche Ansatzpunkte für weiterführende Forschungsarbeiten lassen sich an verschiedenen Stellen finden. Zusätzliche, vertiefende Erkenntnisse sind nämlich sowohl auf der strategischen Ebene des Marketing mit Kundenevents und hier vor allem beim Eventcontrolling wie auch in der Eventgestaltung hilfreich. Generell wären dafür vor allem Forschungen auf den zwei folgenden Gebieten sinnvoll: Verstärkte Berücksichtigung der Kundenseite Die in dieser Studie gemachten Ausführungen, gefundenen Resultate und formulierten Empfehlungen basieren vornehmlich auf der Sicht der veranstaltenden Firmen und der befragten Eventagenturen. Die Kundensicht ist somit vernachlässigt worden. Hier könnten vertiefende empirische Studien helfen, mehr darüber zu erfahren, welche konkreten Anforderungen Kunden an ein professionelles Marketing mit Kundenevents stellen. F Schlussbetrachtung 185 Wichtige Hinweise für strategische Entscheide (etwa zur optimalen Konfiguration des Marketing mit Kundenevents aus Kundensicht) sowie für die Gestaltung solcher Anlässe (etwa die Bedeutung der unterschiedlichen Gestaltungsmassnahmen aus Kundensicht) könnten so gewonnen werden. Zudem könnten Kundenzufriedenheitsstudien und langfristige Analysen von Geschäftsbeziehungen zusätzliche Aussagen über den Wert dieses Marketinginstruments für die Kommunikation (und somit den geschäftlichen Erfolg) liefern. Solche langfristig angelegten Studien mit periodisch stattfindenden Untersuchungen würden den hier stark statisch geprägten Ansatz um die dynamische Komponente erweitern. Dadurch könnte beispielsweise das Kundenverhalten auf experimentelle im Zeitablauf vorgenommene Änderungen im Marketing mit Kundenevents analysiert werden. Ausweitung der Forschung auf weitere Branchen und Länder Der gewählte Untersuchungsfokus „Anbieter von komplexen Leistungen in der Schweiz“ erlaubt zwar, viele der ermittelten Resultate und viele der daraus hergeleiteten Gestaltungs- und Handlungsempfehlungen auf andere Branchen und Länder zu übertragen. Trotzdem könnten analoge Untersuchungen, die das Phänomenen „Kundenevent“ beispielsweise in der Konsum- oder Luxusgüter oder in einem internationalen Kontext erforschen, zusätzlich relevante Ergebnisse erbringen. Es könnte nämlich von einem umfangreicheren Erfahrungsschatz der Praxis profitiert werden. Durch eine solche Beleuchtung der Problematik aus anderen Blickwinkeln könnten die in dieser Studie gefundenen Ergebnisse überprüft und noch breiter abgestützte Empfehlungen formuliert werden. 3 Ausblick Kundenevents werden sich in Zukunft noch weiter etablieren. Es ist nämlich davon auszugehen, dass die Austauschbarkeit von Leistungen noch weiter zunimmt, sich das Spannungsfeld zwischen dem Erklärungsbedürfnis von Unternehmen und abnehmender Kundenaufmerksamkeit weiter verschärft sowie die Bedeutung eines tragfähigen Beziehungsmanagements (Stichwort: Customer Relationship Management) weiter wächst. Zudem verlangt die zunehmende Verbreitung von Internet und E-Communication verstärkt nach ausgleichenden persönlichen Kontakten. Diese zunehmende Akzeptanz von Kundenevents muss sich aber vor allem auf die Qualität und weniger auf die Quantität auswirken. In der heutigen beobachtbaren 186 Situation übertriebener Eventitis kann nämlich Aktionismus nicht die richtige „Strategie“ sein, lässt doch in jedem Markt mit einem Überangebot das Kundeninteresse für die einzelnen Angebote nach.371 Vielmehr ist zu erwarten, dass der heutigen Situation eine Phase der Konsolidierung folgen wird. Als Resultat werden sich Unternehmen bemühen, ihre Kunden wieder gezielt mit einzigartigen und vor allem relevanten Inhalten anzusprechen, die zudem so aufbereitet werden, dass sie das aktive Erleben weiter steigern. Ein professionelles Marketing mit Kundenevents wird sich dann – wie der folgende Experte verdeutlicht – durch seine Präzision, Selektivität und Differenziertheit auszeichnen: „Der einzelne Kunde und seine Bedürfnisse werden in Zukunft noch stärker im Zentrum der Kommunikationspolitik von Unternehmen stehen. Für das Marketing mit Kundenevents bedeutet dies, dass Kunden durch eine (etwa mit Database-Management und Datamining erreichte) detailliertere Kundenkenntnis zukünftig noch selektiver, gezielter und vor allem mit auf ihre Bedürfnisse genau abgestimmten Inhalten anzusprechen sind.“372 371 Expertengespräch: Koch (06/06/2001), UBS, Zürich. 372 Expertengespräch: Wyss (17/05/2000), Credit Suisse, Zürich. Literaturverzeichnis 187 Literaturverzeichnis Alteneder, A. 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Anhang 197 Anhang A.1 Angaben zur schriftlichen Befragung A.1.1 Untersuchungsdesign Erhebungsform: Schriftliche Befragung Befragungszeitraum: Januar / Februar 2001 Befragungsgebiet: Schweiz Grundgesamtheit: Anbieter von komplexen Produkten und Dienstleistungen Stichprobenumfang: 304 Unternehmen Stichprobenauswahl: Bewusste Auswahl Auswahlkriterien: - Anbieter von komplexen Produkten und Dienstleistungen - Unternehmenssitz: Schweiz - Genügend Ressourcen, um Marketing mit Kundenevents zu betreiben (sehr kleine Unternehmen mit nur wenigen Mitarbeitern sind deshalb nicht berücksichtigt) Befragte: Marketing- und Eventspezialisten Rücklaufquote: 46.4% (141 Fragebogen, davon 134 verwertbar) 198 A.1.2 Musterexemplare Fragebogen Untersuchung: „Marketing mit Kundenevents“ - Fragebogen für Unternehmen, die Kundenevents veranstalten Diese Befragung richtet sich an Geschäftsführer, den Marketing-/Verkaufsleiter oder Mitarbeiter des Marketing, welche sich mit Kundenevents (Kundenveranstaltungen beschäftigen. Sie konzentriert sich auf Anbieter von erklärungsbedürftigen Produkten und Dienstleistungen. Für diese Befragung wird unter einem Kundenevent (Kundenveranstaltung) ein im Rahmen der Unternehmenskommunikation von einem Unternehmen veranstaltetes Ereignis verstanden, zu welchem das Unternehmen eine Gruppe ausgewählter (potenzieller) Kunden einlädt und mit welchem dem Unternehmen eine persönliche Begegnung mit diesen Kunden ermöglicht wird. Bespiele für solche Veranstaltungen sind Informationsveranstaltungen, Anwenderseminare, Kundenschulungen, Tagungen, Unterhaltungs-, Social- und Freizeitevents. Angaben zum Befragten Ihre Hinweise behandeln wir vertraulich. Die Antworten gehen in eine Gesamtauswertung ein! Name, Vorname: Unternehmung: Branche: Funktion / Stellung: Telefon / Email: / Unternehmen / Markt Wirtschaftssektor ❒ Maschinenindustrie ❒ Technische Standardprodukte ❒ Telekommunikation ❒ Informationstechnologien ❒ Banken / Versicherungen ❒ Beratungsdienstleistungen Unternehmensgrösse (in Millionen Franken) ❒ < 250 ❒ 250 – 500 ❒ 500 – 1000 ❒ 1000 – 2500 ❒ 2500 – 5000 ❒ > 5000 Auf welche Kundenveranstaltungen sind Sie besonders stolz? Was sind Gründe? ________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________ Anhang 199 A BEDEUTUNG VON KUNDENEVENTS IN IHRER UNTERNEHMUNG 1 Wie beurteilen Sie die Stellung von Kundenevents heute und in Zukunft? Bedeutung ist heute (Anteil am Kommunika- Bedeutung wird in Zukunft ... tionsbudget) ... ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ 2 eher unwichtig (< 5%) mehr oder weniger wichtig (5-15%) wichtig (15-35%) sehr wichtig (35-50%) dominant (> 50 %) weiss nicht ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ stark abnehmen abnehmen etwa gleich bleiben zunehmen stark zunehmen weiss nicht Seit wann werden in Ihrem Unternehmen Kundenevents veranstaltet und wie hat sich deren Bedeutung in den letzten 5 Jahren verändert? Kundenevents werden veranstaltet seit ... Verglichen mit vor 5 Jahren ist die Bedeutung (gemessen am Eventbudget)... ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ 3 weniger als 2 Jahren 2 bis 4 Jahren 5 bis 7 Jahren 8 bis 10 Jahren länger als 10 Jahren weiss nicht stark gesunken (> - 50%) gesunken ( - 50% bis – 15%) etwa gleich geblieben gestiegen ( + 15% bis + 50%) stark gestiegen (> + 50%) weiss nicht Wie viele Kundenevents führen Sie pro Jahr etwa durch? ________________________________________________________________________ 4 Welche der folgenden Kundeneventtypen führt Ihr Unternehmen durch? Fachveranstaltungen Social-und Freizeitevents Gemischte Events Fachliche Themen stehen im Zentrum der Veranstaltung. Soziale Beziehungen/ Unterhaltung/Erlebnis stehen im Zentrum der Veranstaltung. Bestehen etwa gleich aus Fach- und Freizeitelementen. (Tagungen, Seminare, Vorträge, Schulungen, Hausmessen) ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ werden nie ... werden selten ... werden ab und zu ... werden oft ... werden sehr oft ... durchgeführt (Konzertbesuche, gemeinsame Ausflüge, Erlebnistage) (Produktpräsentation verbunden mit Erlebnistrip, Seminar mit Opernbesuch) ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ werden nie ... werden selten ... werden ab und zu ... werden oft ... werden sehr oft ... durchgeführt werden nie ... werden selten ... werden ab und zu ... werden oft ... werden sehr oft ... durchgeführt 200 5 Welche Rolle spielen die folgenden Instrumente in ihrem Kommunikationsmix? (Bitte alle Aussagen bewerten!) gar kein mittlerer sehr hoher Stellenwert Stellenwert Stellenwert Klassische Werbung ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Persönlicher Verkauf ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Kundenevents (Kundenveranstaltungen) ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Direct Marketing ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Sponsoring ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Teilnahme an Kongressen, Messen und Ausstellungen ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Kundenzeitschrift(en) ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Internet ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Public Relations ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 B GRÜNDE FÜR DEN EINSATZ VON KUNDENVERANSTALTUNGEN (Bitte alle Aussagen bewerten!) sehr un- mehr oder wichtiger weniger Grund sehr wichtiger wichtiger Grund Grund Überlastung der Kunden mit klassischer Werbung ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Erklärungsbedürftigkeit von Produkten und Dienstleistungen ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Austauschbarkeit von Produkten und Dienstleistungen erfordert neue und alternative Wege in der Kommunikation ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Wichtigkeit von persönlichen Beziehungen im Geschäft ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Hohes Wirkungspotential von Kundenevents auf Kunden ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Kunden wünschen Kundenevents ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Heutige Kunden erfordern eine immer individuellere Ansprache ❒ 1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Kunden haben Bedürfnis nach persönlichen Kontakten ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Erlebnis- und Unterhaltungsbedürfnis unserer Kunden ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Aggressive Konkurrenz erfordert persönlichere Ansprache ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Allgemein beobachtbare abnehmende Kundentreue zur Firma ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Profilierung gegenüber der Konkurrenz durch Kundenevents ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Kundeneventaktivitäten der Konkurrenz ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Kundenevents verfügen über gutes „Preis-/Leistungsverhältnis“ ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Geringe (keine) Streuverluste von Kundenevents ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Grosszügiges Kommunikationsbudget ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Anhang 201 C ZIELGRUPPEN, ZIELE UND STRATEGIE 1 Was sind Zielgruppen Ihrer Kundenevents? ❒ CEOs/Geschäftsführer ❒ Einkäufer ❒ General-/Spartenmanage- ❒ Produktnutzer/Anwender ment ❒ Handel, Vertreter, Absatz❒ Spezialisten/Mittleres mittler Kader (IT, Beschaffung, ...) 2 ❒ ❒ ❒ ❒ Wichtige Privatpersonen Breitere Masse Aktuelle Kunden Potenzielle Kunden Welche strategischen Ziele verfolgen Sie mit Ihren Kundenevents? (Bitte alle Aussagen bewerten!) ± sehr unwichtig sehr wichtig wichtig Kundenbindung: Binden bestehender Kunden ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Kundenakquisition: Gewinnen neuer Kunden ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Unternehmenskompetenz zeigen: Leistungen erklären ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Kundenqualifikation: Know-how der Kunden erhöhen ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Lernen vom Kunden: Von Kundenwissen profitieren ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Image: Image pflegen und aufbauen ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Neue Märke bearbeiten / Neue Produkte einführen ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Differenzierung gegenüber der Konkurrenz ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Verkaufsunterstützung: Verkäufe/Geschäfte beeinflussen ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 Werbung: Mund-zu-Mund Werbung, Weiterempfehlung, ... ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒ 4 ❒5 ❒ keine strategischen Ziele, da wir dazu Veranstaltungen zu wenig oft durchführen. 3 Welche Ziele verfolgen Sie mit den von Ihnen durchgeführten Kundenevents? Beschränken Sie sich bitte auf die von Ihnen eingesetzten Kundeneventtypen! Kundeneventtyp Fachevent Social-/Freizeitevent (Fachteil bei gemischten Events) (Freizeitteil bei gemischten Events) sehr Ziele unwichtig ± wichtig sehr sehr wichtig unwichtig ± wichtig sehr wichtig Wahrnehmung der Firma fördern ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Kontakte und Beziehungen zwischen Firma und Kunden ermöglichen ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Kunden emotional ansprechen ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Dem Kunden über Unternehmensleistungen hinaus etwas geben ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 202 Kontakte der Kunden untereinander fördern ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Interesse am Kunden signalisieren ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Firma darstellen als Unternehmen, das sich um seine Kunden kümmert ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Anreize für Kunden setzen ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Kundentreue belohnen ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Kunden aktivieren und interessieren ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Auftretende Probleme besprechen / Kundenverständnis fördern ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 (In informeller Atmosphäre) Kundeninformationen erhalten ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Über neue Leistungen informieren ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Bekanntheit von existierenden Marktleistungen steigern ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Know-how vermitteln und weiterbilden ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Den Kunden beraten ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Den fachlichen Dialog zwischen Kunden und Unternehmen fördern ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Über allgemeine Trends und Entwicklungen informieren ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 4 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Bewerten Sie bitte folgende Aussagen: (Bitte zwischen den Extremen ankreuzen!) Angemessenheit ist ehrlich. Deshalb sind unsere Kundenevents nicht von überdurchschnittlicher exklusiver Natur. Wir veranstalten relativ wenige Events, dafür sind diese top. Unsere Veranstaltungen zeichnen sich durch eine hohe Kontinuität (repetitive Events) aus. ++ + = + ++ ❒ 1 ❒ 2 ❒ 3 ❒ 4❒ 5 Dem Kunden etwas Überdurch- schnittliches zu bieten zahlt sich aus. Deswegen sind unsere Events von exklusiver Natur. ❒ 1 ❒ 2 ❒ 3 ❒ 4❒ 5 Wir suchen hohe Kundenpräsenz und veranstalten viele Events. ❒ 1 ❒ 2 ❒ 3 ❒ 4❒ 5 Unsere Kundenevents werden innovativ eingesetzt und jedes Jahr neu bestimmt und geplant. Anhang 5 203 Welche Rolle spielen Erlebnis, Unterhaltung, Wissensaustausch, Informationsvermittlung in Ihren für die verschiedenen Zielgruppen veranstalteten Events? Bitte beschränken Sie die Antwort auf die von Ihnen mit Events bearbeiteten Zielgruppen! Kundeneventinhalt Zielgruppe CEOs, Geschäftsführer General/Spartenmngmt. Spezialisten /mittleres Kader Einkäufer Produktnutzer/Anwender Handel/Vertreter/Mittler Wichtige Privatpersonen Breitere Masse Erlebnis und Unterhaltung Gegenseitiger Wissensaustausch Einseitige Informationsvermittlung sehr sehr un- ± sehr sehr un- ± sehr sehr un- ± wichtig wichtig wichtig wichtig wichtig wichtig wichtig wichtig wichtig ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 1❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 6 Wie oft laden Sie jährlich eine spezifische Person einer Zielgruppe zu einem Kundenevent ein (bzw. hat diese die Möglichkeit, an einem solchen teilzunehmen)? Mitglied der Zielgruppe ... Anzahl Mitglied der Zielgruppe... Anzahl CEOs, Geschäftsführer General-/Spartenmanagement Spezialisten/Mittleres Kader Einkäufer Produktnutzer/Anwender _____ Mal _____ Mal _____ Mal _____ Mal _____ Mal Handel/Vertreter/Mittler Wichtige Privatpersonen Breitere Masse ________________________ Weiss nicht _____ Mal _____ Mal _____ Mal _____ Mal ❒ In unserem Unternehmen werden Kundenveranstaltungen im Rhythmus von ___ Jahren geplant. 7 Bewerten Sie bitte die folgenden Aussagen (Bitte alle Aussagen bewerten!) Unser Kundeneventmix wird von Fachveranstaltungen dominiert. Unser Kundeneventmix wird von Social-/Freizeitevents dominiert. Wir sind überzeugt, dass unsere Kunden sowohl fachlich wie auch emotional zu bedienen sind. Deshalb wird unser Eventmix etwa gleich durch Fach- und Social-/Freizeitevents (bzw. hauptsächlich durch gemischte Events) zusammengesetzt. Unser Kundeneventmix ist nicht generell zu beurteilen, da wir mit Kundenevents unterschiedlichste Zielgruppen bearbeiten. trifft zu trifft nicht zu weiss nicht 204 D GESTALTUNG VON KUNDENVERANSTALTUNGEN Beschränken Sie sich bei Ihrer Beurteilung bitte nur auf die von Ihrem Unternehmen eingesetzten Kundeneventtypen! 1 Gestaltung von Fachveranstaltungen (bzw. des Fachteils bei gemischten Events) Beispiele: Tagungen, Seminare, Vorträge, Anwenderschulungen, Hausmessen, Schulungen (Bitte alle Aussagen bewerten!) sehr un- ± sehr wichtige wichtige wichtige Leistung Leistung Leistung Attraktives (einmaliges) Thema der Veranstaltung ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Spannender Aufbau und Ablauf der Veranstaltung ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Richtiger Zeitpunkt der Veranstaltung ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Hohe Qualität der Inhalte ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Hohe Qualität der Referenten ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Technische Unterstützung (Licht, Ton, Video, Showeffekte) ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Aktiver Einbezug der Kunden in die Veranstaltung (Zeitraum für Fragen und Diskussionen, Treffen mit den Referenten, ...) ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Einbezug von Partnerfirmen, externen Experten, Fachleuten in die Veranstaltung ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Kunden als Referenten in die Veranstaltung einbinden ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Persönliche Gästebetreuung durch Unternehmensmitarbeiter und Kundenbetreuer ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Anwesenheit von Mitgliedern des höheren Kaders ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Auf Kunden abgestimmter Teilnehmermix ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Aufwendige Einladungs-/Einladungsprozessgestaltung ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Persönliche mündliche oder telefonische Einladung ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Exklusiver Veranstaltungsort ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Einbezug von Unterhaltungs- und Erlebniselementen (Ausflüge, Abendessen, unterhaltende Pausenelemente, ...) ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Bereitstellen grosszügiger Freizeit für soziale Kontakte ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Hohe Qualität von Verpflegung und Aperitifs ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Ergänzende Leistungen (Unterlagen, Geschenke, Souvenirs) ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Anhang 2 205 Gestaltung von Social-/Freizeitevents (bzw. des Freizeitteils bei gemischten Events) Beispiele: Konzertbesuche, gemeinsame Ausflüge, Erlebnistage (Bitte alle Aussagen bewerten!) sehr un- ± wichtige Leistung wichtige Leistung sehr wichtige Leistung Einmaliges Thema der Veranstaltung ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Spannende (überraschende) Ablaufgestaltung ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Richtiger Veranstaltungszeitpunkt ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Persönliche Gästebetreuung durch Unternehmensmitarbeiter ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Anwesenheit von Mitgliedern des höheren Kaders ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Auf Kunden abgestimmter Teilnehmermix ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Ausgewählter Teilnehmerkreis ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Aufwendige Einladungs-/Einladungsprozessgestaltung ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Persönliche mündliche oder telefonische Einladung ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Aktiver Einbezug der Kunden in die Veranstaltung (Treffen mit Persönlichkeiten, Teilnahme an Aktivitäten, Spielen ...) ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Anwesenheit von Stars und Persönlichkeiten ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Exklusiver Veranstaltungsort ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Hohe Qualität von Verpflegung und Aperitifs ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Einbezug der Lebenspartner ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Ergänzende Leistungen (Unterlagen, Souvenirs ...) ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 3 Wie werden die eingeladenen Kunden bei Veranstaltungen finanziell beteiligt? (Bitte alle Aussagen bewerten!) immer kosten hin kosten kostenlos und wieder immer Fachevents ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Social-/Freizeitevents ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Gemischte Kundenevents ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Falls Kunden kommerziell beteiligt werden, was ist der Grund dafür? ❒ Finanzierung und Kostendeckung ❒ Image („Was nichts kostet ist nichts wert“) ❒ 206 E ERFOLG DES MARKETING MIT KUNDENEVENTS 1 Wie beurteilen Sie den Erfolg Ihres Marketing mit Kundenevents? ❒ sehr erfolgreich ❒ erfolgreich 2 ❒ absolut nicht erfolgreich ❒ Weiss nicht ❒ ± erfolgreich ❒ nicht erfolgreich Wie messen Sie die vom Kunden wahrgenommene Qualität Ihrer Veranstaltungen? Bitte beschränken Sie Ihre Antwort auf die von Ihnen durchgeführten Kundeneventtypen! Eventtyp Fachevent Social-/ Freizeitevent Gemischtes Event manchmal häufig/ immer manchmal häufig/ immer manchmal häufig/ immer Messung des Anmeldeeingangs ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ Messung der No-Show Rate (Nichterscheinen trotz Anmeldung) ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ Frage- und Feedbackbogen ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ Aufnahme von persönlichen Reaktionen ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ Beobachtungen an der Veranstaltung ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ Persönliche, telefonische Nachfragen ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ Messung des längerfristigen Anmeldeverhaltens ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ Einsatz von Gruppengesprächen (Fokusgruppen) ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ Mehrere Events umfassende Befragungen ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ ❒ Messinstrument ❒ Die Qualität unserer Kundenevents wird nicht (oder nur sehr selten) gemessen. 3 Wie messen Sie den Erfolg Ihres Marketing mit Kundenevents ❒ Kontaktkosten ❒ Erzielte Folgegespräche ❒ Analyse der Entwicklung von Geschäftsbeziehungen der mit Events bearbeiteten Kunden ❒ ❒ ❒ ❒ Wirkungsanalysen mit Kontrollgruppen Allgemeine Kundenzufriedenheitsanalysen Allgemeine Imageanalysen Allgemeine Umsatzentwicklung ❒ Der Erfolg des Marketing mit Kundenevents wird nicht (nur sehr selten) gemessen. Anhang 4 207 Ihre persönliche Bemerkung zum Erfolg und zur Erfolgsmessung von Events: ________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________ F INFRASTRUKTUR DES MARKETING MIT KUNDENEVENTS 1 Wer plant und führt in Ihrer Unternehmung Kundenveranstaltungen durch? Auch Mehrfachnennungen sind möglich! ❒ ❒ ❒ ❒ 2 ❒ Marketingverantwortliche in den Zentrales Marketing Zentraler Verkauf Abteilungen/Geschäftsbereichen ❒ Assistent(en) und/oder Mitglied(er) der Sponsoring-/Eventmarketing Geschäftsleitung PR - Abteilung ❒ Produkt-/DL-Verantwortliche In welchem Ausmass arbeitet Ihre Firma dabei mit externen Agenturen/Dienstleistern zusammen? ❒ sehr oft ❒ oft ❒ ab und zu ❒ selten ❒ sehr selten ❒ nie Falls Ihre Firma mit externen Agenturen/Dienstleistern zusammenarbeitet, welche Leistungen werden dann eingekauft? (Mehrfachnennungen möglich) ❒ Langfristige Kundeneventkonzepte ❒ Konzeptionelle ❒ Technisch-organisatorische Unterstützung bei der Kundenevent – Umsetzung ❒ Betreuungspersonal Kundeneventplanung Falls Ihre Firma nicht oder nur selten mit externen Agenturen/Dienstleistern zusammenarbeitet, was sind die Gründe dafür? (Mehrfachnennungen möglich) ❒ Kosten von Agenturen/ Dienstleistern ❒ Intern genug Know-how vorhanden ❒ Unsere Veranstaltungen sind nicht so aufwendig und anspruchsvoll, dass wir auf externe Hilfe angewiesen wären. ❒ Qualität von externen Agenturen/ Dienstleistern 208 3 In welchem Ausmass arbeitet Ihr Unternehmen bei Kundenveranstaltungen mit Unternehmen, Konkurrenten, Verbänden, Hochschulen u.a. zusammen? (Bitte alle Aussagen bewerten!) absolut hin und gar nicht wieder Andere Unternehmen ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Konkurrenten ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Verbänden ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Hochschulen, Forschungsinstituten ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 G PROBLEME UND HERAUSFORDERUNGEN 1 Beobachtbare und auftretende Probleme (Bitte alle Aussagen bewerten!) sehr oft absolut ± kein Problem grosses Problem sehr grosses Problem Hohe Kosten von Kundenevents ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Restriktive Budgets ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Mit Events übersättigte Kunden ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Zunehmender Zeitmangel bei Zielgruppen ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Erreichen der wichtigen Kunden mit Kundenevents ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Internationalität der Kundschaft ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Kenntnis der Kundenbedürfnisse ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Fehlende oder ungenügende Kundenevent-Kompetenz ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Abgrenzung von Konkurrenzevents ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Verselbständigung von Kundenevents ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Eventitis im eigenen Unternehmen ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Gegenseitige Abstimmung von Kundenevents ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Vernetzung der Kundenevents mit anderen Instrumenten ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Auftretende Pannen und Fehlorganisationen ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Interne Rechtfertigung des Kundenevents ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Fehlende Instrumente zur Wirkungsmessung ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Anhang 2 209 Geeignete Massnahmen, um das Kundeneventmarketing weiter zu verbessern? (Bitte alle Aussagen bewerten!) absolut ± sehr kein grosses grosses Problem Problem Problem Mehr finanzielle Mittel ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Internes Kundenevent Know-how erhöhen ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Kundensituation besser berücksichtigen: Kundenevents zur Unterstützung des Kundenprozesses einsetzen ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Kunden aktiver in die Veranstaltungen einbeziehen ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Unterhaltungs- und Erlebniswert von Events generell steigern ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Mehr Kreativität bei Kundenevents ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Besserer Aufbau und Ablauf bei Kundenevents ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Konkurrenzaktivitäten stärker berücksichtigen ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Partnerfirmen stärker einbeziehen ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Zusammenarbeit mit Dienstleistern und Eventagenturen erhöhen ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Systematische und strategische Planung des Marketing mit Kundenevents ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Prioritäten im Marketing mit Kundenevents setzen ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Bessere Integration von Events in die Kommunikation ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Stärkere Stellung von Kundenevents im Kommunikationsmix ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Systematischere Qualitätskontrolle der Kundenevents ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Regelmässiges quantitatives und qualitatives Controlling des Marketing mit Kundenevents ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Weitere Bemerkungen zum Thema, die nicht abgedeckt wurden: _____________________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________________ Herzlichen Dank für Ihre grosszügige Unterstützung! Prof. Dr. Christian Belz und Thomas Christen 210 Untersuchung: „Marketing mit Kundenevents“ - Fragebogen für Unternehmen, die keine Kundenevents veranstalten Diese Befragung richtet sich an Geschäftsführer, den Marketing-/Verkaufsleiter oder Mitarbeiter des Marketing, welche sich mit Kundenevents (Kundenveranstaltungen) beschäftigen. Sie konzentriert sich auf Anbieter von erklärungsbedürftigen Produkten und Dienstleistungen. Für diese Befragung wird unter einem Kundenevent (Kundenveranstaltung) ein im Rahmen der Unternehmenskommunikation von einem Unternehmen veranstaltetes Ereignis verstanden, zu welchem das Unternehmen eine Gruppe ausgewählter (potenzieller) Kunden einlädt und mit welchem dem Unternehmen eine persönliche Begegnung mit diesen Kunden ermöglicht wird. Bespiele für solche Veranstaltungen sind Informationsveranstaltungen, Anwenderseminare, Kundenschulungen, Tagungen, Unterhaltungs-, Social- und Freizeitevents. Angaben zum Befragten Ihre Hinweise behandeln wir vertraulich. Die Antworten gehen in eine Gesamtauswertung ein! Name, Vorname: Unternehmung: Branche: Funktion / Stellung: Telefon / Email: / Unternehmen / Markt Wirtschaftssektor ❒ Maschinenindustrie ❒ Technische Standardprodukte ❒ Telekommunikation ❒ Informationstechnologien ❒ Banken / Versicherungen ❒ Beratungsdienstleistungen 1 Unternehmensgrösse (in Millionen Franken) ❒ < 250 ❒ 250 – 500 ❒ 500 – 1000 ❒ 1000 – 2500 ❒ 2500 – 5000 ❒ > 5000 Welche Aussage trifft zu? ❒ Wir haben noch nie Events ❒ Wir planen, zukünftig ❒ Wir haben früher einmal durchgeführt. Kundenevents durchzuEvents durchgeführt, heute führen. aber nicht mehr. Anhang 2 211 Warum führen Sie keine Kundenveranstaltungen durch? (Bitte alle Aussagen bewerten!) Unsere Marktleistung eignet sich nicht, Gegenstand von Kundenveranstaltungen zu sein. trifft gar trifft trifft nicht zu ± zu voll zu ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Unsere Kunden sind über die gesamte Welt verstreut. Deshalb bieten sich Kundenevents nicht an bzw. wären nur mit unverhältnismässigem Aufwand zu realisieren. Die Kosten von Kundenveranstaltungen sind zu hoch. ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Als kleines Unternehmen fehlt uns dazu die Möglichkeit. ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Unsere Kunden müssen vor Ort individuell informiert, betreut und geschult werden. ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Kundenevents sind zum Erreichen unserer geschäftlichen Ziele wenig hilfreich, bzw. unnötig. ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Uns fehlt die Kompetenz. ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Es bestanden bis anhin dazu wenig Überlegungen. ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 3 Bitten fassen Sie kurz Ihre Meinung zu Kundenevents zusammen: ______________________________________________________________________________ ______________________________________________________________________________ ______________________________________________________________________________ ______________________________________________________________________________ 4 Welche Gründe führten dazu, dass Sie – falls Sie einmal Events veranstaltet haben – dies heute nicht mehr tun? (Bitte alle Aussagen bewerten!) trifft gar trifft trifft nicht zu ± zu voll zu Interne Restriktionen und Budgetkürzungen ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Kundenevents erzielten nicht den erhofften Erfolg ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Abnehmende Kundenbereitschaft, an Events teilzunehmen ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Fehlende Möglichkeiten, den Erfolg von Events zu evaluieren ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 ❒1 ❒2 ❒3 ❒4 ❒5 Herzlichen Dank für Ihre grosszügige Unterstützung! Prof. Dr. Christian Belz und Thomas Christen 212 A.1.3 Angaben zu den statistischen Analysen Alle Auswertungen erfolgten mit der Software SPSS für Windows 8.0. Faktorenanalyse Verdichtung einer Vielzahl von Variablen auf wenige unabhängige Grössen (Faktoren) zur Reduktion der Komplexität anhand des identischen Anwortverhaltens der Probanden. • Methode: Hauptkomponentenanalyse mit paarweisem Ausschluss fehlender Werte; VarimaxKriterium bei Rotation: Faktorenauswahl nach Kaiser-Kriterium (Eigenwert > 1) • Gütemasse: Barlett Test mit Signifikanz < 0.05, KMO-Mass > 0.7; MSA für die einzelnen Variablen > 0.7 Clusteranalyse Die Clusteranalyse hat zum Ziel, eine heterogene Stichprobe in möglichst homogene Gruppen zu unterteilen, und zwar so, dass sich die einzelnen Gruppen möglichst stark voneinander unterscheiden. 1. Schritt: Elimination von Ausreissern nach dem Group-Linkage-Verfahren und der Masszahl der quadrierten Euklidischen Distanz. 2. Schritt: Ward-Verfahren zur eigentlichen Clusterung und der Masszahl der quadrierten Euklidischen Distanz. 3. Schritt: Bestimmung der Clusteranzahl nach dem „Elbow-Kriterium“ hinsichtlich der Fehlerquadratsumme. Anhang 213 A.1.4 E-Mail Befragung Thema: Restrukturierung des Marketing mit Kundenevents Ich vermute, dass verschiedene Firmen in den letzten Jahren ihr Marketing mit Kundenevents beträchtlich umgestellt haben. So glaube ich, dass sich Themen und Inhalte von Veranstaltungen, bearbeitete Zielgruppen, die Intensität und Menge (Stichwort: weniger ist mehr), usw. aufgrund von in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen verändert haben. In diesem Zusammenhang interessieren die folgenden Fragen: 1. Kann diese skizzierte Entwicklung in ihrem Marketing mit Kundenevents beobachtet werden? 2. Welche in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen gaben den Ausschlag für eventuelle Änderungen? 3. Wie würden Sie den Veränderungsprozess stichwortartig beschreiben? Ich bin Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir ein kurzes Feedback (per E-Mail) geben würden. Vielen Dank im voraus! Thomas Christen 214 A.2 Angaben zu den Expertengesprächen A.2.1 Leitfaden für explorative Anbietergespräche 1. Allgemeine Informationen zu Unternehmen, Markt, Marktstellung, Konkurrenz? Aktuelle Herausforderungen und Probleme (a) im Marketing und (b) in der Kommunikation? 2. Rolle und Bedeutung des Marketing mit Kundenevents (Budget)? Veränderung der Stellung in den letzten fünf Jahren? Zukünftig zu erwartende Stellung? 3. Ziele und Strategie des Marketing mit Kundenevents? Eingesetzte Eventtypen? Integration in die Unternehmenskommunikation? 4. Vorteile und Wirkungen von Kundenevents? Profilierende Gestaltungsleistungen und Erfolgsfaktoren? 5. Gemeinsam mit Partnern durchgeführte Events? Organisation der Zusammenarbeit? Unterstützung durch externe Dienstleister und Eventagenturen? 6. Erfolg des Marketing mit Kundenevents? Eingesetzte Messverfahren zur (a) Qualitätskontrolle der einzelnen Veranstaltungen und (b) Erfolgskontrolle des Marketing mit Kundenevents? Weitere Bemerkungen zum Eventerfolg? 7. Gemachte Erfahrungen, bestehende Probleme, kritische Punkte? 8. Weiteres Vorgehen (Möglichkeit zur Eventteilnahme, Teilnahme an der schriftlichen Befragung)? Anhang 215 A.2.2 Leitfaden für Agenturgespräche 1. Was sind wichtige Wirkungspotenziale des Marketing mit Kundenevents? 2. Was macht ein gutes Event aus? Welche Faktoren sorgen dabei für die wahrgenommene Einmaligkeit? Welche Rolle spielen dabei Themenwahl, Kreativität, Inszenierung und Dramaturgie? 3. Wie kann erreicht werden, dass die für das Unternehmen wichtigen Kunden auch tatsächlich an Veranstaltungen teilnehmen? Welche Rolle spielt dabei die gezielte Kundenselektion, die Gestaltung des Einladungsprozesses und der gewählte Veranstaltungszeitpunkt? 4. Was sind Erfolgsfaktoren für Fachveranstaltungen? Wie wichtig ist dabei der erreichte Erlebniswert? Wie kann dieser sinnvoll gesteigert werden? 5. Wie lässt sich die Qualität von Veranstaltungen messen? Welche Messverfahren sind dazu empfehlenswert? Welche Instrumente und Tools helfen, die Auswirkungen des Marketing mit Kundenevents auf Einstellung, Image und Geschäftsbeziehungen zu analysieren? 6. Welche strategischen Fragen müssen geklärt werden, bevor man sich für ein Kundenevent entscheidet? Was sind die Grenzen des Marketing mit Kundenevents? Für welche Kommunikationsaufgaben eignen sich andere Instrumente besser? 7. Was ändert sich im Marketing mit Kundenevents? Lassen sich bestimmte Tendenzen feststellen? Strukturieren Unternehmen ihr Marketing mit Kundenevents neu? Was sind die Eventtrends für die Zukunft? 8. Welchen Nutzen erhält ein Unternehmen, das eine Agentur engagiert? Was zeichnet eine gute Eventagentur aus? Welche Kriterien müssen Unternehmen bei der Agenturwahl berücksichtigen? Wie grenzen sich Agenturen voneinander ab? 216 A.2.3 Verzeichnis der Gesprächspartner auf Anbieterseite Boston Consulting Group: Dr. Francesco Morra, Leiter Office Zürich & Marketing Zürich, am 14. Dezember 2000 in Zürich. Credit Suisse: Urs Wyss, Leiter Sponsoring, am 17. Mai 2000 und 27. Juni 2000 in Zürich. Dr. Beat Kunz, Leiter Loyality Based Management, am 27. Juni 2000 in Zürich. Daniel Huber, Leiter Marketing Research, am 27. Juni 2000 in Zürich. Rolf Ulrich, Leiter Marketing Firmenkunden, am 27. Juni 2000 in Zürich. Renato Lancini, Marketing Services Firmenkunden, am 01. November 2000 und am 07. Mai 2001 in Zürich. Compaq (Schweiz) AG: Heidi Dübendorfer, Event Coordinator, am 30. November 2000 in Dübendorf. Ernst & Young: Manfred Dünneisen, Leiter Marketing Schweiz, am 12. Juni 2001 in Zürich. KPMG: Yvonne Alessandri, Marketing & Kommunikation, am 04. September 2000 in Zürich. Mettler-Toledo: Remo Tschumper, Sales Trainer, Lab Marketing Support, am 15. November 2000 in Greifensee. Microsoft (Schweiz) AG: Milko van de Rjis, Marketing Communication Spezialist, am 21. Juni und am 27. Juni 2000 in Zürich. Nextra: Barbara Rabbiosi, Marketing Assistent, am 26. Oktober 2000 in Zürich. Price Waterhouse Coopers: Angelika R. Torrie, Marketing & Communications, am 11. September 2000 in Basel. Rieter Textile Systems: Karin Giacomuzzi, Head Communications, am 05. Dezember 2000 in Uster. Schmid Telecommunication: Gerhard Wilp, Marketing Manager, am 08. November 2000 in Zürich. Siemens Business Solutions (Schweiz) AG: Roland Billeter, Leiter Marketing, am 17. Mai 2000 in Zürich-Kloten. Anhang 217 Sulzer Textil: René König, Head of Advertising & Exhibitions und Jürg Kundert, Project Manager Exhibitions & Trainings, am 27. April 2000 in Rüti. René König, Head of Advertising & Exhibitions und Urs Näf, Customer Support Service, am 12. September 2000 in Rüti. Swiss Re: Heidi Hug, Marketing & Communications Center, Division Europe, am 03. November 2000 in Zürich. Peter Hoppler, Leiter Marketing Swiss Re Rüschlikon, am 05. Dezember 2000 in Zürich. UBS: Emil Bleichenbacher, Leiter Marketing Regionen und Frank Brunner, Leiter Eventmarketing, am 21. März 2000, am 15. Oktober 2000 und am 06. Juni 2001 in Zürich. Adréan Schmied, Marketing Private Banking, am 18. Dezember 2000 in Zürich. Wincor-Nixdorf (Schweiz) AG: Marc Keller, Marketing Manager, am 10. November 2000 in Brüttisellen. Winterthur Versicherungen: Martin A. Walser, Public Relations Services, am 02. November 2000 in Winterthur. Zellweger-Luwa: Susanne Gräser, Marketing & Communications, am 23. November 2000 in Winterthur. Zürcher Kantonalbank: Dr. Nikodemus Herger, Leiter Public Relations, am 12. Mai 2000 in Zürich. Zürich (Schweiz) AG: Thomas Schiess, Berater Sponsoring und Events, am 15. November 2000 in Opfikon-Glattbrugg. Zürich Re: Astrid Gerster, Marketing & Communications, am 27. November 2000 in Zürich. 218 A.2.4 Verzeichnis der Gesprächspartner auf Agenturseite Salce & Partner: Andrea Salce, Inhaber, am 13. Juni 2001 in Schaffhausen. Rufener events: Hans-Jürg Rufener, Inhaber, am 29. Mai 2001 in Zürich. Carré Communications: Reto Caviezel, Inhaber, am 06. Juni 2001 in Zürich. Zahner & Partner: Reto Zahner, Inhaber, am 30. Mai 2001 in St. Gallen. A.2.5 Angaben zum Workshop Datum: 11.08.2001 Ort: Carré Communications, Siewerdstr. 95, Zürich Teilnehmer: Thema: Eventspezialisten aus Handel-, Industrie- und Dienstleistungsunternehmen Anforderungen an eine Eventagentur Teilnehmerliste: Marcel Bolli, Mövenpick, ehemaliger Marketingleiter Eugen Brunner, Wunderman, Spartenleiter Eventmarketing. Reto Caviezel, Carré Communications, Inhaber Anita Grünenfelder, Credit Suisse, Projektleiterin CSI Caroline Koch, Compaq, Marketing Felix Müller, Holzim, Marketing Leiter Patrick Öschger, Öschger, Mitglied der Geschäftsleitung A.3 Liste der besuchten Kundenevents Veranstalter Kundenevent Datum des Events Compaq SwissInnovate 2000 22.11.2000 Credit Suisse Konjunkturprognosen 2001 24.10.2000 IBM Mobile Event – Thinkpad Outlook 2001 19.01.2001 KPMG/Bank Sarasin Trends in der Personalvorsorge 21.11.2000 Microsoft Business Solutions Conference 21.06.2000 Sulzer Textil Betriebsleiterseminar Swiss Re Managing the Global Ageing Transition 23.01.2000 UBS Breakfast-Meeting 25.10.2000 UBS Kundenevent „Spenglercup 2000“ 29.12.2000 25./26.09.2000 UBS Private Banking UBS Verbier Festival Youth Orchestra 30.10.2000 Wincor Nixdorf 09.02.2001 Wincor Word 2001 Zürcher Kantonalbank Firmenpräsentationen 2000 14.11.2000 Zürcher Kantonalbank Vienna Art Orchestra am jazznojazz 25.10.2000 Zürcher Kantonalbank ZKB Anlageprofi Seminar 02.11.2000 220 Lebenslauf Persönliche Daten. Name: Thomas Christen Geburtsdatum/-ort: 24. Januar 1973, Basel Ausbildung: 1988 – 1992: Mathematisches naturwissenschaftliches Gymnasium Rämibühl, Zürich 1992 – 1993: Militärische Schulen (RS, UOS) 1993 – 1999: Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule St. Gallen, Vertiefungsrichtung Marketing 1999 – 2000: Doktorandenstudium an der Universität St. Gallen 2000 – 2001: Ausarbeitung der Dissertation Sprach- und Studienaufenthalte: 1992: 3-monatiger Sprachaufenthalt Anglo World Oxford, England 1996 – 1997: 3-monatiger Sprachaufenthalt CALE Cuernavaca Mexiko 1997 – 1998: Austauschsemester Universität Lausanne, Schweiz Berufliche Erfahrung: 1996: Nestlé Schweiz SA: 5-monatige Assistenz im Controlling 1996: 1998: UBS: 4-monatiges Praktikum in „Corporate Communications“ Nestlé Schweiz SA: 3-monatige Assistenz im Controlling 1998: Zurich Financial Services: 3-monatiges Praktikum in der Abteilung 1999: „Strategic Marketing Support“ des Departements Konzernentwicklung ESPRIT: Verschiedene Beratungsprojekte 2001: Zurich Financial Services: Assistant Vice President, Zurich Corporate Solutions Europe