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Josef Spindelbцck
Sein Ursprung liegt in ferner Vorzeit
4. Adventsonntag C (20.12.2015)
L1: Mi 5,1–4a; L2: Hebr 10,5–10; Ev: Lk 1,39–45
Liebe Brьder und Schwestern im Herrn!
Nur mehr wenige Tage trennen uns noch von der Feier von Weihnachten. Der 4. Adventsonntag
fьhrt uns anhand der biblischen Texte in den Lesungen und im Evangelium hin zum Geheimnis der
Menschwerdung des Sohnes Gottes.
Wie sehnsuchtsvoll erklingt der Ruf des Propheten Jesaja (im Erцffnungsvers): „Tauet, ihr
Himmel, von oben! Ihr Wolken, regnet herab den Gerechten! Tu dich auf, o Erde, und sprosse den
Heiland hervor!“
Rorate caeli – Tauet, ihr Himmel! Der, den viele als Messias und Heiland erwarten, er wird von
oben kommen: von Gott, seinem Vater. Er ist der Gerechte, und die Zeit ist gekommen. Ja, auch die
Erde soll sich auftun und den Heiland hervorsprossen lassen. Denn der Erlцser ist wahrer Gott
und wahrer Mensch zugleich. Als Gott stammt er vom Himmel, als Mensch wurde er empfangen
und geboren von der Jungfrau Maria, gleichsam aus jungfrдulicher Erde. Er ist ganz einer von
uns Menschen.
Der Prophet Micha kьndigt (in der ersten Lesung) einen Hirten fьr das Volk des Herrn an, der
Frieden bringen wird. Bethlehem, die kleine Stadt in Juda, wird den hervorgehen sehen, der ьber
Israel herrschen soll. Geheimnisvoll sind die Worte: „Sein Ursprung liegt in ferner Vorzeit, in
lдngst vergangenen Jahren“ (vgl. Mi 5,1). Dies kцnnte man verstehen von der schon seit jener
dunklen Vorzeit erfolgten wiederholten Ankьndigung des Kommens des Messias. Die Erwartung
der auf Gottes VerheiЯungen bauenden Menschen war von Jahr zu Jahr mehr gestiegen. Wann
wьrde er endlich kommen? Die Worte vom Ursprung in ferner Vorzeit deuten aber auch hin auf die
ewige Gottessohnschaft des Erlцsers; als wahrer Gott lebt und herrscht er seit Ewigkeit. Durch die
Empfдngnis und Geburt aus der Jungfrau Maria erhдlt er jedoch in seiner Menschheit auch einen
Anfang in der Zeit.
Die zweite Lesung aus dem Hebrдerbrief spricht von jenem einzigartigen Opfer der Hingabe an
Gottes Willen, das Christus schon bei seinem Eintritt in die Welt und dann durch sein Leben und
Sterben hier auf Erden vollbracht hat. Nicht die vielen Opfer des Alten Bundes retten und erlцsen
uns, sondern das eine Opfer der Hingabe Jesu Christi am Kreuz hat uns von der Sьnde und vom
ewigen Tod befreit. Wir sind „durch die Opfergabe des Leibes Christi ein fьr alle Mal geheiligt“
(Hebr 10,10), und dieses Opfer wird bei jeder heiligen Messe auf dem Altar vergegenwдrtigt.
Im Evangelium wird uns das einzigartige Beispiel der Jungfrau Maria vor Augen gestellt. Sie
hatte den Sohn Gottes in ihrem jungfrдulichen SchoЯ empfangen durch das Wirken des Heiligen
Geistes, und als schwangere Frau eilt sie zu ihrer Verwandten Elisabeth, die im Bergland von
Judдa wohnt. Elisabeth ist noch in hohem Alter Mutter geworden und braucht ihre Unterstьtzung.
Die beiden Frauen verstehen sich auf Anhieb: Es ist nicht nur die menschliche Ebene, auf der die
hochbetagte Elisabeth der noch jugendlichen Maria begegnet. Ihr Einverstдndnis ist vom Heiligen
Geist gewirkt, der beide Frauen im Herzen ergriffen hat und erleuchtet. So kann Elisabeth rufen:
„Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.“
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(Lk 1,42) Diesen Ruf hat die Kirche dann sogar ins Gebet des „Ave Maria“ aufgenommen: „Du bist
gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes.“ Maria ist „voll der
Gnade“, wie sie der Engel begrьЯt hat; sie wurde reich beschenkt von Gott und ist auf diese zur
Weise „Mutter des Herrn“ geworden, wie sie Elisabeth preist (vgl. Lk 1,43). Der Grund fьr den
Lobpreis Marias liegt im Glauben: „Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfьllt, was der Herr
ihr sagen lieЯ.“ (Lk 1,45)
Im Glauben Marias drьckt sich eine adventliche Haltung aus, die auch uns zu eigen sein soll: Wir
erwarten den Kommenden, den Herrn Jesus Christus! Machen wir ihm die Wege bereit, denn
ganz unverhofft wird er plцtzlich da sein, und selig ist jener Mensch, der ihn mit Freude im
Herzen empfдngt!
Amen.
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