Unsere Architektur soll kräftig und eigenständig sein. Sie muss einen Charakter besitzen und darf dabei auch polarisieren. Man kann sie lieben oder man kann sie hassen, doch sie soll einen nicht kalt lassen. Als postidealistische Kinder der 68erGeneration kennen wir die eine grosse Wahrheit nicht mehr. Vielmehr finden wir in den Frakturen der Realität jene Gründe, in denen wir Architektur verankern. Das ist die Radikalität, die wir aus Venturis ‘both-and’-Prinzip gezogen haben. ‘Sowohl als auch’ darf dabei nicht mit Beliebigkeit oder Unentschlossenheit verwechselt werden. Vielmehr verbirgt sich dahinter die schwierige Anerkenntnis der Gleichwertigkeit der Werte sowie die Sehnsucht nach einer Architektur, die dem Dogma abschwört und sich der Freiheit des Möglichen öffnet. 1 Das Büro EM2N von Mathias Müller (*1966) und Daniel Niggli (*1970) beschäftigt 60 Mitarbeitende mit Bauund Wettbewerbsprojekten im In- und Ausland. Nebst diversen Auszeichnungen, unter anderem ‘bestarchitects’, ‘Umsicht-Regards-Sguardi’, der ‘Auszeichnung Guter Bauten’ der Stadt Zürich, der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft, erhielten sie den ‘Swiss Art Awards’ in Architektur. Mathias Müller und Daniel Niggli waren Gastprofessoren an der EPF Lausanne und an der ETH Zürich. Daniel Niggli ist Mitglied der Baukollegien in Zürich und Berlin. A ihren bedeutenden, kürzlich realiZu sierten Bauprojekten gehören das Kultur- und Kongresszentrum Thun (2011), ‘Im Viadukt’– die Umnutzng der Viaduktbögen in Zürich (2010), das Hotel City Garden in Zug (2009) und die Erweiterung des Staatsarchivs des Kantons Basel-Landschaft in Liestal (2007). Im Bau befinden sich derzeit, nebst weiteren Projekten, das ToniAreal in Zürich (seit 2006), das Schweizerische Filmarchiv in Penthaz (seit 2007) sowie Gebäude in Ordos, Paris und Prag. Biografien P Principals Associates Ausgewählte Auszeichnungen 2011 2010 2008 2007 Umnutzung Viaduktbögen, Auszeichnung für Gute Bauten der Stadt Zürich (und Publikumspreis), Stadt Zürich Umnutzung Viaduktbögen, Anerkennung Umsicht Award 11, SIA Umbau Rosenberg, bestarchitects ’11, zinnobergruen Staatsarchiv Kanton Basel-Landschaft, Auszeichnung Guter Bauten 2002 – 2008, Kanton Basel-Stadt und Basel-Landschaft Theater 11, International Architecture Award 2007, Chicago Athenaeum, Museum of Architecture and Design Ausgewählte Ausstellungen 2010 Daniel Niggli, Dipl. Arch ETH SIA BSA 2009 –2011 Since 2010 Since 2008 2005 2004 Since 1997 1996 1993 1990 –1996 1970 –1990 1970 Gastprofessor ETH Zürich Mitglied Baukollegium Zürich Mitglied Baukollegium Berlin Gastprofessor EPF Lausanne Swiss Art Awards in Architektur EM2N Architekten ETH / SIA Thesis Prof. Adrian Meyer / Prof. Marcel Meili, ETH Zürich Austauschstudent Rhode Island School of Design, Providence, RI, USA Architekturstudium an der ETH Zürich Aufgewachsen in Trimbach, Schweiz Geboren in Olten, Schweiz Mathias Müller, Dipl. Arch ETH SIA BSA 2009 –2011 2005 2004 Since 1997 1996 1990 –1996 1987 –1989 1980 –1986 1966 –1980 1966 Gastprofessor ETH Zürich Gastprofessor EPF Lausanne Swiss Art Awards in Architektur EM2N Architekten ETH / SIA Thesis Prof. Adrian Meyer / Prof. Marcel Meili, ETH Zürich Architekturstudium an der ETH Zürich Studium in Olympia, WA, USA aufgewachsen in Zürich aufgewachsen in Nürnberg, Deutschland geboren in Zürich, Schweiz Marc Holle (*1973), Dipl. Arch. ETH Seit 2005 2001 1999 Associate bei EM2N, Zürich Eintritt EM2N, Zürich Thesis ETH Zürich 2009 2007 2006 Gerry Schwyter (*1975), Dipl. Arch. FH Seit 2008 2006 2001 Associate bei EM2N, Zürich Eintritt EM2N, Zürich Thesis ZHW Winterthur Fabian Hörmann (*1978), Dipl. Ing. Arch. FH Seit 2009 2004 2004 Associate bei EM2N, Zürich Eintritt EM2N, Zürich Thesis HFT Stuttgart Bernd Druffel (*1972), Dipl. Ing. Arch. FH Seit 2006 2002 2002 Associate bei EM2N, Zürich Eintritt EM2N, Zurich Thesis FH Augsburg Christof Zollinger (*1973), Arch. HTL Seit 2005 1999 1998 Associate bei EM2N, Zürich Eintritt EM2N, Zürich Thesis HTL Winterthur 2003 Building for Brussels, Centre for Fine Arts, Brüssel Ausstellung EM2N, Institut gta, ETH Zürich EM2N – same same but different, Architektur Galerie, Berlin ARCH / SCAPES, 7th International Biennial of Architecture, São Paulo Swiss Shapes, Architekturforum Aedes, Berlin Swiss Art Awards, MCH Messe Basel Swiss Section, Van Alen Institute, New York Kontakt EM2N | Mathias Müller | Daniel Niggli Architekten AG | ETH | SIA | BSA Josefstrasse 92 CH – 8005 Zürich T + 41 44 215 60 10 F + 41 44 215 60 11 [email protected] http://www.em2n.ch Presseanfragen T + 41 44 215 60 38 [email protected] 2 Erweiterung Bündner Kunstmuseum, Chur, Schweiz Monosuisse-Areal, Emmenbrücke, Schweiz Musée Cantonale des Beaux-Arts MCBA, Lausanne, Schweiz Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 2012 (2. Preis) Grösse 3’461 m2 Kosten – Auftraggeber Kanton Graubünden Auftrag Studienauftrag Daten Auftrag 2011 (1. Preis), laufend Grösse 90’000 m2 Kosten – Auftraggeber Monosuisse AG Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 2011 (4. Preis) Grösse 12‘500 m2 Kosten – Auftraggeber Kanton Waadt Die bestehende Villa Planta soll bei der Erweiterung ihre prägende Stellung behalten. Der Neubau behauptet sich ebenso als eigenständig und ist darüber hinaus mit seiner übereck eingeschnittenen Gebäudeform als neuer Eingang lesbar. Seine dramatisch überhöhte Silhouette verdeutlicht, dass es sich nicht nur um einen Zubau handelt. Die rückspringenden Hohlformen der volumetrischen Einschnitte erzeugen eine starke skulpturale Aussage, welche dazu einlädt näher zu kommen und einen Bezug zum reaktivierten historischen Hauptzugang des Grundstücks schafft. Gleichzeitig hält sich die gestaffelte Form des Baukörpers im sensiblen Kontext volumetrische zurück. Emmen, in wenigen Jahrzehnten vom Bauerdorf zur Stadt angewachsen, ist nach wie vor Agglomeration ohne Altstadt oder Zentrum. Die Umnutzung des MonosuisseAreals an der Emme bietet die Chance, dem Ort im Nachhinein ein Zentrum zu geben. Das Industriekonglomerat, eine Stadt in der Stadt, besticht durch die Qualität des Baubestands. Unterschiedlichen Volumina, Fassaden und Typologien erzeugt urban geprägte, differenzierte Stadträume. Das Projekt fusst auf vier Grundthesen: 1. Programmatisch aktivieren und vernetzen, 2. Stadt an den Fluss bringen, 3. Urbane Qualität auf dem Areal verstärken, 4. Vielfalt des Bestands ausbauen. Das neue Museum liegt an einem der zentralsten Orte von Lausanne. Es verbindet sich mit der Place de la Gare zu einer grossen Geländeterrasse. Eine derartige Nähe von kulturellem und infrastrukturellem Zentrum birgt grosse Chancen. Der ‘Espace projet’ wird damit zum Schnittstellenraum – er ist gleichzeitig Eingang, Ausstellungsfläche und öffentlicher Raum. Die bestehende Halle mit ihrer kraftvollen räumlichen Grunddisposition bildet den Ausgangspunkt für einen Neubau. Dieser liegt als Haus auf dem Haus. Die Formkraft des Neubaus ist nicht ohne die des Alten denkbar. Vergangenheit und Zukunft schreiben sich als Sockel und doch eigenständig erscheinend ein. Ausgewählte Projekte in chronologischer Reihenfolge 3 Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, Muttenz, Schweiz Schulanlage Blumenfeld, Zürich, Schweiz Projekt Mongolische Schule, Ordos, Innere Mongolei, China Hotel City Garden, Zug, Schweiz Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 2011 (Anerkennung) Grösse 34‘250 m2 Kosten – Auftraggeber Kanton Basel-Landschaft Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 2011 (3. Preis) Grösse 10‘051 m2 Kosten – Auftraggeber Stadt Zürich Auftrag eingeladener Wettbewerb Daten Wettbewerb 2008 (1. Preis), Planung 2008 –2010, Bauphase 2010, laufend Grösse 99’000 m2 Kosten CHF 60 Mio. Auftraggeber Stadt Ordos Auftrag Studienauftrag Daten Auftrag 2008, Planung 2008 –2009, Bauphase 2009 Grösse 4’368 m2 Kosten CHF 18 Mio. Auftraggeber MZ-Immobilien AG Mit dem Begriff ‘Campus’ assoziiert man urbane Orte an denen sich Forschung, Lernen, Kultur und Wohnen zu einer vibrierenden Mischung verdichten. Wir lesen demnach das Gebäude selbst als eine kleine Stadt, als vertikal verdichteten Campus, gegliedert wiederum in einzeln identifizierbare ‘Quartiere’. Ein System von inneren Plätzen, Strassen und Gassen verleiht jeder Nutzung eine klare Adresse. Die ‘Häuser’ die an der inneren Raumsequenz stehen entwickeln innere Fassaden, der Campus wird durchlässig. Durch das Einschneiden von Höfen entstehen verschiedene Raumtiefen, in denen sich die verschiedenen Programme einnisten. Schulhäuser spielen wichtige Rollen als Quartierzentren und als städtebauliche Fixpunkte. Mit ihrer Terrassierung wird diese Anlage zur grossmassstäblichen Setzung und strahlt auf ihr Umfeld aus. Über Wegbeziehungen vernetzt sich die neue Schule nach allen Seiten ins Quartier. Die zentrale Treppenhalle dient dabei als bildhafter Vernetzungsknoten. Es geht darum, Gebäude zu bauen, die sich langfristig bewähren. Das Gebäude ist daher explizit als ‘Regal’ gedacht: Eine Stützen-Platten-Struktur mit hohen Geschosshöhen und grosser Gebäudetiefe bildet ein flexibles räumliches System. So kann sich das Haus langfristig neuen Schulkonzepten und Bedürfnissen anpassen. Am Rand der neuen Stadt Ordos soll eine Schule für rund 3000 Schüler entstehen. Wir sehen dieses Projekt als eine kleine Stadt in der Stadt. Mit der Kombination von flach verdichteten, gewebeartigen peripheren Bereichen und hoch aufragenden, übergeordneten Gebäuden im Zentrum nimmt die Anlage traditionelle Themen des chinesischen Städtebaus auf. Durch Plätze wird die Schule in mehrere Quartiere geteilt. Jede Schule und jeder Wohnbereich ist typologisch differenziert, um optimale Wohnund Lernbedingungen zu schaffen. Die innere Raumfigur öffnet die Schule zur Stadt und lädt die Bewohner dazu ein, sich das Gelände als öffentlichen Raum anzueignen. Die Aufgabe war der Bau eines temporären Vier-SterneHotels auf einem Grundstück, das in 15 Jahren für ein Strassenbauprojekt vorgesehen ist. Wir entwickelten das Projekt aus dem seriellen Charakter von Hotelbauten. Die übliche Aneinanderreihung von Zimmern wird durch die Ausdrehung des Moduls in einen expressiven Baukörper verwandelt. Die plastische Fassade findet ihr Gegenstück in der inneren Gangfigur, der Baukörper erhält einen Kopf und ein Ende. Die idyllische Lage zwischen Bäumen führte zur Idee einer spiegelnden Fassade aus poliertem Chromstahl. Der Baukörper spiegelt die umliegende Natur und verwandelt den Ort in ein Kaleidoskop aus Bau und Natur. 4 Umbau Rosenberg, Winterthur, Schweiz Umnutzung Habsburgstrasse, Zürich, Schweiz Cinémathèque Suisse, Penthaz, Schweiz Friedhofgebäude, Erlenbach, Schweiz Auftrag Direktauftrag Daten Auftrag 2008, Planung 2008 –2009, Bauphase 2009 –2010 Grösse 1’280 m2 Kosten CHF 3.2 Mio. Auftraggeber DN2M Projektentwicklung AG Auftrag Studienauftrag Daten Auftrag 2007, Planung 2007–2010, Bauphase 2009 –2010 Grösse 5’800 m2 Kosten CHF 20 Mio. Auftraggeber Beat Odinga AG Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 2007 (1. Preis), Planung 2007–2012, Baupahse 2010 –2012 (1. Etappe), 2013–2015 (2. Etappe) Grösse 13’254 m2 Kosten CHF 49.5 Mio. Auftraggeber Bundesamt für Bauten und Logistik BBL Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 2007 (2. Preis) Grösse 150 m2 Kosten – Auftraggeber Gemeinde Erlenbach Ein im Jahr 1961 erstellter Supermarkt wurde zu fünf architektonisch anspruchsvollen Hallenhäusern umgebaut. Die ursprüngliche Kubatur des Supermarkts wurde beibehalten und um ein Attikageschoss erweitert. Die bestehende Bausubstanz blieb im Wesentlichen erhalten. Aus dem ehemaligen Verkaufsraum mit einer Raumhöhe von vier Metern entstanden die Küchen-, Ess- und Wohnbereiche. Rund um die Wohnhallen entwickelt sich ein komplexes Raumgefüge mit Splitlevelniveau und individuellem Zugang zum Dach. Wohnungsinterne Sichtbeziehungen zwischen den unterschiedlichen Geschossen erzeugen eine einzigartige Wohnsituation. Der Umbau profitiert von der Sperrigkeit des Bestands. Dank den grossen Raumhöhen gelingt es, Bautiefen bis zu 24 Metern zu belichten und grosszügige Räume zu schaffen. Die bestehende Treppenanlage wurde durch eine zweite zu einer kollektiven Raumfigur ergänzt, welche durch ihre spezifische Form innere Adressen schafft. Zwischen Fassade und Erschliessung entstand ein 3D-Puzzle aus verschränkten Geschoss- und Maisonettewohnungen. Jede Wohnung reagiert spezifisch auf ihre Lage im Haus. Der Künstler Jörg Niederberger inszeniert die innere Erschliessungsfigur mit einer farbigen Fassung. Das Gebäude erfüllt den Minergie P-Standard. Die Struktur der bestehenden, linear aneinandergereihten Bauten wird bei der Erweiterung des nationalen Filmarchivs durch neue Zufügungen und Überformungen in eine komposite, mehrdeutige Form von parallelen, unterschiedlich langen Körpern überführt. Das eigentliche Archiv ist nebenan als unterirdisches Lager konzipiert, dem optimalen Schutz der kulturell wertvollen Artefakte verpflichtet. Es entsteht eine Disposition, welche auf die Weite der angrenzenden Ackerlandschaft reagiert und der Institution eine klare Adresse verschafft. Die Hülle aus rostendem Stahl ummantelt die gesamte Anlage und bindet bestehende und neue Teile zusammen. Bei dem Friedhofgebäude in Erlenbach teilten wir das Raumprogramm auf zwei Eingriffe auf. Eine raumhaltige Mauer nimmt die Funktionen auf, die dem Unterhalt des Friedhofs dienen. Das eigentliche Aufbahrungsgebäude wird dagegen frei in den Friedhof gesetzt. Es besteht aus mehreren Einzelbauten, die sich aneinander anlehnen. Es entsteht eine Architektur, in der die einzelnen Elemente aufeinander verweisen und sich gegenseitig bedingen. Der Weg der Trauernden führt vom stirnseitig zum See offenen, gedeckten Vorplatz über den geschlossenen Besucherraum bis hin zum intimen, in sich ruhenden Aufbahrungsraum. 5 Keystone Bürogebäude, Prag, Tschechien Rivergardens Z3, Prag, Tschechien Toni-Areal, Zürich, Schweiz Kultur- und Kongresszentrum, Thun, Schweiz Auftrag Direktauftrag Daten Auftrag 2007, Planung 2008 –2010, Bauphase 2010 –2012 Grösse 11’600 m2 Kosten CHF 24 Mio. Auftraggeber Real Estate Karlín Group a.s. Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 2005 (1. Preis), Planung 2005, laufend Grösse 12’500 m2 Kosten CHF 16.6 Mio. Auftraggeber Real Estate Karlín Group a. s. Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 2005 (1. Preis), Planung 2005 –2009, Bauphase 2008, laufend Grösse 108’000 m2 Kosten CHF 350 Mio. Auftraggeber Allreal Generalunternehmung AG Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 2005 (1. Preis), Planung 2005 –2009, Bauphase 2009–2011 Grösse 6’400 m2 Kosten CHF 24 Mio. Auftraggeber Stadt Thun Das Keystone Bürogebäude liegt an einer Art Torsituation im sich schnell wandelnden Prager Quartier Karlín. Das Erdgeschoss mit Ladengeschäften und Show-Räumen ist überhoch. In den Obergeschossen befinden sich Büroflächen. Die äussere Erscheinung des Gebäudes nimmt geometrische Themen des tschechischen Kubismus von Anfang des 20. Jahrhunderts auf. Das volumetrische Konzept der Fassade erzeugt ein ambivalent lesbares Netz verschieden gerichteter Formen. Die zweischichtige Fassade schafft nicht nur eine skulpturale Aussenhaut, sondern verbessert auch die Bauphysik der Fenster in Bezug auf die thermische und akustische Isolation. Das Baufeld liegt an bevorzugter Lage in Prag, zwischen einem grosszügigen Innenhof und dem Ufer der Moldau. Ziel ist, die charakteristische Lage auszunützen und möglichst vielen Wohnungen einen Blick auf die Flusslandschaft zu ermöglichen. Die vorgeschriebene Attika interpretieren wir nicht als rückgestaffeltes, sondern als aufgelöstes Geschoss. Durch einen halbgeschossigen Versatz entsteht eine Schnittfigur, welche die Fassaden prägt und eine sägezahnartige Silhouette erzeugt. Die Struktur des Hauses wird so direkt zur Fassade. Diese ist aus grossformatigen Betonfertigteilen gefügt, die eine skulptural- plastische Wirkung erzeugen. Aus einer ehemaligen Milchverarbeitungsfabrik soll eine Plattform für Bildung und Kultur entstehen. Der Entwurf schlägt vor, der Grösse des Projekts mit einer Art innerem Urbanismus zu begegnen. Die bestehende Rampenanlage wird als vertikaler Boulevard gelesen und zur Haupterschliessung umfunktioniert. Es entstehen innere Adressen, welche die einzelnen Nutzungen wie Häuser in der Stadt verorten. Um für die Benutzer einen offenen Handlungsrahmen zu schaffen, arbeiten wir mit verschiedenen Genauigkeiten, Massstäben und Tonarten: mal roh, mal verfeinert, mit riesigen öffentlichen bis hin zu intimen privaten Räumen. Das Haus als Stadt, die Stadt als Haus. Der Ausbau des Thuner Stadtsaals zu einem Kultur- und Kongresszentrum stellte zwei grosse Herausforderungen. Es waren dies die einschränkenden Rahmenbedingungen und die Frage nach dem architektonischen Umgang mit der Bausubstanz aus den 1980er Jahren. Die Platzverhältnisse an diesem Ort – einem Wohngebiet mit heterogenen Bautypologien unterschiedlicher Körnigkeit – sind eng. Aufgrund der finanziellen Mittel reduzierten wir die baulichen Eingriffe in den Bestand auf ein Minimum. Ihm stellten wir den neuen, nutzungsneutralen Saal zur Seite. Neues und bestehendes Foyer verbinden sich und formen eine lebhaft modulierte Raumfigur. 6 Aufwertung Bahnhof Hardbrücke, Zürich, Schweiz Wohnhaus Im Forster, Zürich, Schweiz Umnutzung Viaduktbögen, Zürich, Schweiz Theater 11, Zürich, Schweiz Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 2004 (1. Preis), Bauphase 2005 –2007 Grösse 5’650 m2 Kosten CHF 3.35 Mio. Auftraggeber Stadt Zürich Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 2004 (1. Preis), Planung 2007–2010, Bauphase 2009–2011 Grösse 5’952 m2 Kosten – Auftraggeber privat Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 2004 (1. Preis), Planung 2005 –2008, Bauphase 2005 –2010 Grösse 9’008 m2 Kosten CHF 35.3 Mio. Auftraggeber Stiftung PWG Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 2003 (1. Preis), Planung 2003 –2005, Bauphase 2005 –2006 Grösse 9’188 m2 Kosten CHF 27.2 Mio. Auftraggeber MCH Messe Zürich AG Mit punktuellen Eingriffen versuchten wir, dem Bahnhof eine neue Identität zu geben, die Orientierung im Bahnhof zu erleichtern und den Vorbereich attraktiver zu machen. Auf zwei Ebenen wurde der Bahnhof mit grossen Leuchtpaneelen als weithin sichtbare Doppelzeichen im Stadtgefüge verankert. Die Räume im Innern der Station wurden ‘aufgeräumt’. Sie erhielten eine klare visuelle Erscheinung, welche die Räume ordnet und die Orientierung gewährleistet. Die Farbgestaltung und Signaletik lehnten sich dabei an das Erscheinungsbild der SBB an. Der Platz vor der Eingangsrampe unter der Hardbrücke wurde zur grosszügigen Bahnhofshalle umformuliert. In die Parkanlage ‘Im Forster’ werden 5 Baufelder so gesetzt, dass der Park bestmöglich erhalten wird. Das Baufeld ‘Gärtnerei’ liegt in einer stimmungsvollen Lichtung, geprägt vom hohen Baumbestand im Süden und der filterartigen Bepflanzung gegen den ehemaligen Tennisplatz. Der L-förmige Bau schafft einen strassenseitigen Ankunftsraum, sowie einen parkseitigen Gartenraum, welcher allen Wohnungen Weite und Offenheit garantiert. Das in weissem Holz verkleidete Haus steht auf einem Sichtbetonsockel. Innerhalb des Baukörpers entstehen unterschiedliche Wohnungen, je nach Lage zwei- oder dreiseitig orientiert, oder mit Überhöhen im Attikabereich. Das ursprünglich als Bahntrasse genutzte Viadukt soll als linearer Park Teil einer Kultur-, Arbeits- und Freizeitmeile werden. Dies löst zwei städtebauliche Impulse aus: Aus einer räumlichen Barriere wird eine vernetzende Struktur und die angrenzenden Aussenräume werden aufgewertet. Das Viadukt wird zur grossmassstäblichen Vernetzungsmaschine und zum linearen Haus. Diese Ambivalenz sehen wir als grundlegende Qualität und nehmen sie zum architektonischen Leitmotiv. Die charakteristische Zyklopenmauer bildet dabei das zentrale atmosphärische Element. Die neuen Strukturen nehmen sich bewusst zurück und inszenieren die bestehenden Bögen. Die Sanierung des Theaters erforderte 700 zusätzliche Sitze und mehr Foyerflächen. Diese Vorgaben und der limitierte Budgetrahmen bildeten die Ausgangslage für die radikale Transformation des Bestandes in ein zeitgemässes Musical-Theater. Unser Projekt ‘kannibalisiert’ bestehende Bauteile wie das Untergeschoss und den Bühnenturm. Das neue Volumen reagiert differenziert auf die unterschiedlichen Massstäblichkeiten des Kontextes. Die Fassade aus gefalzten Lochblechen erinnert tagsüber an Industriebauten. Nachts beginnen die hinter der durchscheinenden Membran liegenden Fenster zu leuchten und verwandeln den Bau in eine festliche Laterne. 7 Erweiterung Funkwiesenstrasse, Zürich, Schweiz Erweiterung Haus Gross, Greifensee, Schweiz Hardau-Schulen, Zürich, Schweiz Ferienhaus, Flumserberg, Schweiz Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 2003, Bauphase 2007–2009 Grösse 30 m2 (Erweiterung) Kosten – Auftraggeber privat Auftrag Direktauftrag Daten Auftrag 2003, Planung 2003 –2004, Bauphase 2004 –2008 (zwei Phasen) Grösse 67 m2 (Neubau), 127 m2 (Umbau) Kosten – Auftraggeber privat Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 2002 (1. Preis), Planung 2002 –2004, Bauphase 2004 –2005 Grösse 2’476 m2 (Berufswahl), 2’334 m2 (Primar) Kosten CHF 15.7 Mio. (Bw.), CHF 14.6 Mio. (Pr.) Auftraggeber Stadt Zürich Auftrag Direktauftrag Daten Auftrag 2002, Bauphase 2003 Grösse 183 m2 Kosten – Auftraggeber privat Der Bauherr kam mit dem Wunsch, den grosszügigen Gartenanteil auf seinem Grundstück besser zu nutzen. Wir planten einen Gartenpavillon als Erweiterung des Wohnraumes, dessen Dach als Terrasse begehbar ist. Der Sitzplatz, das Pflanzbeet und das Wasserbecken ergeben zusammen mit dem Kleinbau ein eigenständiges, kräftiges Ensemble. Wir reduzierten deshalb bewusst die Materialisierung. Für die gewinkelten Glasflächen entwickelten wir spezifische Details. In den unterschiedlichen Glas- und Wasserflächen spiegeln sich das Haus, die Bäume, die Jahreszeiten. Der Pavillon löst sich manchmal im wechselseitigen Dialog mit seiner Umgebung nahezu auf. Der Flächenbedarf der eingeschossigen Reihenhaussiedlung aus den 1960er Jahren erscheint heutzutage verschwenderisch. Da unterirdische Bauten nicht zur Ausnützung zählen, schlugen wir ein unterirdisches Patio-Haus als eigentliches ‘Zweithaus’ vor. Während zwei Höfe scharf in den Garten geschnitten sind, lagern sich zwei neue Zimmer und ein Bad an den bestehenden Keller an. Aus dem Hobbyraum entstand ein drittes Zimmer. Ein ehemaliger Kriechkeller wurde zum Heimkino. Durch den Flächengewinn wurde die Aufhebung von zwei Zimmern im Erdgeschoss möglich. Erst jetzt reagiert das Haus auch auf seine privilegierte Lage als Kopfbau der Reihe. Zwei benachbarte Schulen von Otto Glaus aus den 1960er und den 1980er Jahren waren zu erweitern. Das Nebenund Ineinander ganz verschiedener Stadtfragmente macht den Perimeter zu einem schwierigen, aber spannenden Stück Stadt, geprägt durch starke Gegensätze. Wir versuchten, diesen Ort nicht zu beschönigen, sondern weiterzudenken. In einer städtebaulichen Umkehrung wird das Geviert geöffnet und mit einem mäandrierenden, öffentlichen Parkraum vernetzt. Mit jeweils spezifischen Massnahmen wurden die bestehenden baulichen Fragmente ergänzt, in ihrer räumlichen Präsenz gestärkt und an den neuen Aussenraum angebunden. Die meisten Ferienhäuser sehen identisch aus und selten wird in der Planung auf den Charakter des Orts eingegangen. Unser Entwurf reagiert auf die wunderschöne Lage neben einer Alpwiese, indem er sich in die Höhe reckt, um auf allen Seiten die spektakuläre Aussicht einzufangen. Durch seinen Knick passt sich der Baukörper der Kurve des Hangverlaufs an. Äusserlich variiert das Haus das omnipräsente Thema des Chalets mit seiner dunklen Holzschalung und kleinen Fensteröffnungen zum Bild eines Chaletturms mit riesigen Panoramafenstern. Als Antithese zum Wohnen in abgeschlossenen Zimmern entwickelten wir unseren Entwurf als Ein-Raum-Haus. 8 Staatsarchiv Kanton Basel-Landschaft, Liestal, Schweiz Quartierzentrum Aussersihl, Zürich, Schweiz Wohnüberbauung Hegianwandweg, Zürich, Schweiz Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 2000 (1. Preis), Planung 2001–2007, Baupahse 2005 –2007 Grösse 4’705 m2 Kosten CHF 15.4 Mio. Auftraggeber Kanton Basel-Landschaft Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 1999 (1. Preis), Planung 2002 –2003, Bauphase 2003 –2004 Grösse 866 m2 Kosten CHF 3.0 Mio. Auftraggeber Stadt Zürich Auftrag Wettbewerb Daten Wettbewerb 1998 (1. Preis), Planung 2000 –2002, Baupahse 2002 –2003 Grösse 14‘404 m2 Kosten CHF 32.8 Mio. Auftraggeber Familiengenossenschaft Zürich Durch den Standort des bestehenden Staatsarchivs, abgeschnitten von der Stadtmitte durch die Bahn, kommt der öffentliche Charakter der Institution kaum zum Ausdruck. Die Forderung nach einer Verdoppelung des Raumprogramms verstanden wir als Chance, das bestehende Gebäude in eine kräftige und selbstbewusste Form zu überführen. Wir schlugen eine Aufstockung des Archivtraktes vor. Durch die Anordnung des öffentlichen Bereichs im zweiten Obergeschoss wird der Besucherbereich aus der Enge der Topografie herausgehoben. Über den Bahndamm hinweg tritt er als gläserne Attika mit dem gegenüberliegenden Stadtteil von Liestal in Beziehung. Nach einer Kostenreduktion von 45% wurde die Fläche lediglich um 25% reduziert, was fortan bedeutete: Strategischer Minimalismus! Ein punktuell veredelter Rohbau bietet nun Raum für vielfältige Aktivitäten. Das Gebäude integriert sich in den Park, über seine Form und über die Fassade. Kalksandsteine waren das günstigste Baumaterial, mit einem radikalen Farbeinsatz ‘töteten’ wir das etwas datierte Material, sodass nur Form und Farbe übrig blieben. Ausgehend vom Bild der Baumrinde wurde die Fassade perforiert und tätowiert. Es entstand eine Haut, die über das Bild einer Lochfassade hinausgeht, Tiefe erzeugt und das Haus mit der Umgebung in Beziehung setzt. Gemeinschaftlichkeit begreifen wir eher als Möglichkeit denn als Zwang. Sie findet ihre räumliche Entsprechung in der mit grosser Sorgfalt bearbeiteten Sequenz von öffentlichen zu privaten Räumen. Schnittstellenräume wie Hauseingangshallen, Wohnungsentrees und Balkone werden deshalb atmosphärisch und programmatisch verdichtet. In einer Zeit der Beschleunigung und Zersplitterung von Lebensstilen ist Flexibilität kein Luxus, sondern wird zur unverzichtbaren Anforderung. Wir arbeiten an einer Architektur, die räumliche Qualitäten festschreibt und zugleich offen ist für individuelle Aneignung und programmatische Veränderungen. 9