VORWORT Im Rahmen meiner Beratungstätigkeit stelle ich immer

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VORWORT
Was Sie von diesem Buch erwarten können
Im Rahmen meiner Beratungstätigkeit stelle ich immer wieder fest, wie
wenig die meisten Menschen über elementare Grundlagen der Finanzplanung
wissen. Völlig unabhängig von sozialer und wirtschaftlicher Stellung fehlt bei
vielen das Gefühl für Größenordnungen und Zusammenhänge. Ob Gehirnchirurg oder Rechtsanwalt, ob Arbeiter oder kaufmännische Angestellte ...
allenthalben stößt man auf Orientierungs- und Ratlosigkeit. Daraus folgt dann
meist eine Finanzplanung, die den Namen nicht verdient: ein Sammelsurium
verschiedenster Anlageinstrumente, die nicht zusammenpassen, mit dem
zwangsläufig daraus zu erwartenden eher kläglichen Ergebnis.
So müssen also sehr viele meiner Klienten erst auf ein Wissensniveau
gebracht werden, das es ihnen erlaubt, meine Vorschläge für ihren Vermögensaufbau kritisch zu prüfen. Ich würde ihnen gern auch geeignete
Literatur an die Hand geben, doch obwohl der Markt voll ist mit Finanzratgebern aller Art, habe ich bisher nichts gefunden, das kompakt und leicht
verständlich elementare finanzielle „Naturgesetze“ erklärt und die dringend
notwendige finanzielle Allgemeinbildung fördert.
Dieses Buch soll die angesprochenen Wissenslücken schließen, und zwar
möglichst so, dass es auch noch Spaß macht. Es soll die Grundlagen für gut
überlegte Entscheidungen bei der privaten Finanzplanung liefern. Ich hoffe,
das ist gelungen und ich freue mich über jedes Feedback und alle Anregungen
zur Verbesserung. Diese zweite Auflage wurde ergänzt, erweitert, z. T. auch
gestrafft, und den aktuellen Entwicklungen und Erkenntnissen angepasst.
Ich verspreche an dieser Stelle feierlich, Sie nicht mit zu vielen Details und
Formeln zu quälen, sondern Sie mit nützlichem Grundlagenwissen auszustatten, das Ihnen hilft, Erfolg versprechende Finanzstrategien zu entwickeln.
7
11 FRAGEN
1.
Wer hat wohl nach 30 Jahren mehr Geld auf dem Konto:
Sparer A, der 30 Jahre lang 100,- € spart, oder Sparer B, der zum
gleichen Zinssatz nur 15 Jahre lang 200,- € spart und das Geld dann
weitere 15 Jahre liegen lässt?
Sparer ........ ist im Vorteil.
2.
Bei 2% Inflation jährlich hat mein Geldvermögen nach
30 Jahren ca.
 10%  30%  50% an Wert verloren.
3.
Um bei einem Zinssatz von 6%
innerhalb von 30 Jahren 100.000,- € anzusparen,
muss ich rund  25,- €  50,- €  75,- €  100,- €
monatlich aufwenden.
4.
Um beim gleichen Zinssatz innerhalb von 20 Jahren den
gleichen Betrag zu sparen, muss ich das
 2-,  3-, oder  4-fache aufwenden.
5.
Wenn ich zwischen einer Geldanlage mit einer Kostenbelastung von 5% und einer weiteren mit 15% Kosten zu wählen
hätte, müsste mir die teurere Geldanlage über einen Anlagezeitraum
von 30 Jahren
 1%,  2%,  3%,  4%,  5% mehr Rendite
bringen, um den Kostennachteil wieder auszugleichen.
8
6.
Wenn ich den Beginn meines mit 6% jährlich verzinsten
Sparplanes über 100,- € monatlich noch ein Jahr aufschiebe,
hat mich das nach 30 Jahren ca.
...... % Rendite gekostet.
7.
Wenn ich 1,- € 30 Jahre lang zu 3% Verzinsung anlege,
habe ich am Ende
.......…..... €
8.
Der „Cost-Average-Effekt“ kommt zum Tragen bei
 Fonds-Sparplänen
9.
 Festverzinslichem Sparen
Ein Rentenfonds ist eine Anlage für die Rente
 Ja
 Nein
10.
Wenn sich mein Vermögen dank geschickter Geldanlage
verdoppelt hat, dann beträgt der Wertzuwachs
 100%
11.
 200%
Es ist richtig, immer erst Schulden abzubauen, bevor man
anfängt, Vermögen aufzubauen!
 Ja
 Nein
 Kommt drauf an...
Wenn Sie bei der Beantwortung einiger Fragen unsicher sind, ist dieses
Buch genau das richtige für Sie, denn diese und viele andere Fragen werden
auf den folgenden Seiten beantwortet. Vergleichen Sie zum Schluss, wo Sie
richtig oder wie weit Sie daneben lagen. Viel Spaß dabei!
9
PREIS, KURS, PERFORMANCE, RENDITE
Mit diesen goldenen vier wichtigen Begriffen steigen wir in die Welt der
Vermögensmehrung ein, denn sie werden Ihnen immer wieder begegnen und
es ist wichtig, von Anfang an zu wissen, was dahinter steckt.
Der Preis hat in der Welt der Finanzen die gleiche Bedeutung wie im
heimischen Supermarkt. Wenn Sie einen Artikel (eine Aktie, einen Fondsanteil, eine Anleihe usw.) kaufen möchten, ist dafür der aktuelle Preis zu entrichten. Auf dem Finanzmarkt gibt es allerdings durchaus Artikel, für deren
Erwerb man, zumindest vordergründig, nichts bezahlen muss. Das ist aber im
Augenblick noch nicht wichtig, wir kommen später darauf zurück.
Der Kurs beschreibt den Verlauf der Preisentwicklung für bestimmte
Finanzartikel im Laufe der Zeit. Es ist üblich, ihn in Form einer Liniengrafik
darzustellen.
Die Performance stellt die Wertentwicklung eines Finanzproduktes
innerhalb einer definierten Zeitspanne dar. Sie kann z. B. pro Jahr oder aufaddiert (kumuliert) angegeben werden. Wenn sich eine Geldanlage im Wert
verdoppelt hat, z. B. von 100,- € auf 200,- €, dann hat sie im entsprechenden
Zeitraum eine Performance von 100% gezeigt.
Die Rendite stellt die Differenz zwischen dem eingesetzten Kapital beim
Kauf und dem Ergebnis der Kapitalanlage dar. Wurden also 100,- € für eine
Geldanlage eingesetzt (gleichgültig, ob als einmalige Zahlung oder als Sparplan), die heute 300,- € wert sind, dann beträgt die Rendite 200,- €. Das entspricht 200% Rendite (nicht etwa 300%!). Bei Geldanlagen mit Wertschwankungen gibt man auch gern die durchschnittliche Rendite pro Jahr (p.a.
= per annum) an. Die „reale“ Rendite für Sparer und Anleger zeigt sich
allerdings endgültig erst nach Abzug der anfallenden Steuern und Kosten. Mit
diesen wertvollen Anfangsinformationen ausgerüstet, stürzen wir uns nun in
die aufregende Welt der Finanzen.
10
DIE DREI VERMÖGENSEBENEN
Vermögensplanung an sich ist eine vielschichtige Angelegenheit. Man kann
sie aber zunächst auf ein einfaches Schema mit drei Ebenen reduzieren, das
bei der strategischen Planung hilft:
[Grafik 1]
Die Vermögensebenen
In der untersten Ebene halten Sie eine gewisse Geldsumme bereit, auf die
Sie jederzeit zugreifen können. Diese Geldreserve sollte ausreichend
dimensioniert sein, damit Sie auch einmal mehr als nur die Reparatur oder
Neuanschaffung einer Waschmaschine tragen können, wenn es nötig wird.
Denn oft genug kommt ein Unglück selten allein. Dieses Finanzfundament
muss natürlich wieder aufgefüllt werden, wenn etwas davon verbraucht
wurde. Damit schützen Sie Ihre langfristig angelegten Vermögenswerte, die
sonst allzu leicht für akute finanzielle Engpässe angegriffen werden. Die
klassische Empfehlung lautet auf drei Netto-Monatsgehälter. Ob das zu Ihnen
passt, oder ob es etwas mehr oder weniger sein kann, hängt logischerweise
von der Höhe Ihres Einkommens und Ihrem Lebensstil ab und kann nur von
Ihnen selbst beantwortet werden. Legen Sie vorsichtshalber zunächst lieber
etwas mehr zurück. Wenn Sie feststellen, dass es hier noch Reserven gibt,
können Sie sie immer noch einer lukrativeren Verwendung zuzuführen. Die
Renditeerwartung auf dieser Ebene wird in einem Korridor von 1% bis 3%
p.a. liegen. (Falls Sie es eben überlesen haben: p.a.= per annum = pro Jahr)
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In der übergeordneten zweiten Schicht sparen Sie auf bestimmte Ziele hin.
Das kann ein Urlaub ebenso sein, wie das neue Auto oder spätere Ausbildungskosten für die Kinder. Dabei kommt es natürlich darauf an, das
gewünschte Kapital zum entsprechenden Zeitpunkt auch sicher zur Verfügung
zu haben. Darum sollten Sie Anlageformen meiden, die starken Schwankungen ausgesetzt sind - um so mehr, je weniger flexibel Sie mit dem Auszahlungszeitpunkt sein können. Die Renditeerwartung bewegt sich dann
zwischen 1% und 5% p.a.
Die dritte Ebene gehört dann dem langfristigen Vermögensaufbau, der in
der Regel die Gestaltung eines komfortablen Ruhestands ermöglichen soll. Je
nach Zielsetzung und entsprechendem Zeithorizont setzen Sie, verteilt auf
verschiedene Anlageklassen, die hierfür die geeigneten Mittel ein, über die
wir noch reden werden. Renditen innerhalb eines Korridors von 6% bis
10% p.a. sind nicht unrealistisch und auch keineswegs nur mit unseriösen
oder extrem riskanten Geldanlagen zu erreichen! Später mehr dazu.
Dieser dritten Ebene gilt in diesem Buch unsere ganze Aufmerksamkeit,
weil hier die finanziellen Naturgesetze besonders spürbar sind und am
folgenreichsten zur Wirkung kommen.
12
DREIECKSVERHÄLTNISSE
Wie so oft im Leben hat alles mindestens seine zwei Seiten. Wenn es um
Geldvermehrung und Vermögensaufbau geht, sind es, der gängigen Theorie
zufolge, sogar drei:
[Grafik 2]
Das magische Dreieck der Geldanlage
Diese Illustration [2] ist ein Klassiker. Sie zeigt, dass die Kriterien Sicherheit, Verfügbarkeit und Rendite nicht gleichzeitig zu haben sind, sondern dass
man gezwungen ist, sich zu entscheiden, welches Kriterium Vorrang haben
soll. Dieses Modell hinkt allerdings an allen drei Ecken. So steht der Faktor
Sicherheit hier als Synonym für „Kapitalerhalt“. Dabei wäre Sicherheit in
Bezug auf die Erreichbarkeit der finanziellen Ziele für uns hoffnungsvolle
Geldanleger doch viel interessanter, oder nicht? Auch der Punkt Verfügbarkeit
spielt immer dann keine große Rolle, wenn es um langfristigen Vermögensaufbau geht. Davon abgesehen muss eine ständig „flüssig zu machende“
Anlage ohnehin ja auch gleichzeitig sicher sein, sonst wäre es mit der Verfügbarkeit nicht weit her. Darum ist die Liquidität bei im Wert schwankenden
Anlagen (wie z. B. Aktien) oft ein eher theoretischer Wert, zumindest, wenn
die Kurse im Keller sind. Denn dann ist akuter Geldbedarf mit der
Realisierung von Verlusten verbunden. Der Faktor Zeit hingegen, der immer
eine wesentliche Rolle spielt, (die wir später noch genau unter die Lupe
nehmen werden), kommt in diesem Modell gar nicht vor.
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Dabei gibt es doch eine sehr einfache „Dreiecksformel“ der Vermögensmehrung, die im Grunde jeder kennt:
Kapital x Zeit x Rendite = Vermögen
Lassen Sie uns darum ein neues Dreieck kreieren, das alle wesentlichen
Einflussfaktoren berücksichtigt und uns zukünftig als Leitmotiv dienen kann.
Es ist zugegebenermaßen etwas komplexer.
Der Erfolg Ihrer Geldvermehrungsbemühungen hängt von etlichen Einflussgrößen ab, die hier in der Grafik [3] gezeigt werden. Ich unterscheide
zwischen harten - nämlich kalkulierbaren - und weichen Faktoren, die sich
nicht eindeutig in Punkt und Komma ausdrücken lassen.
[Grafik 3]
Harte Faktoren:
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Die Elemente des finanziellen Erfolgs
► Rendite
► Zeit: der zur Verfügung stehende Zeitraum und
der Zeitpunkt der Anlage
► Kapital: Die Höhe des Anfangskapitals bzw. die
Höhe der Einzahlungen
► Kosten
► Steuern
► Inflation
Weiche Faktoren: ►Risiken
►Chancen
Der Umgang mit den weichen Faktoren wird unter anderem vom Wechselspiel zwischen ►Informationen und ►psychologischen Effekten beeinflusst,
über die wir später noch reden werden.
Die drei Hauptelemente Rendite, Kapital und Zeit beeinflussen sich gegenseitig und der seltenste Fall ist der, dass alle drei im Überfluss vorhanden sind.
Das entsprechende finanzielle Naturgesetz ist ganz einfach: Wenn es an einer
Ecke hapert, muss an den anderen Ecken ein Ausgleich stattfinden. Wenn es
an zwei Ecken hapert, ist die Lage ernst, aber nicht hoffnungslos, wenn es an
allen drei Ecken hapert, stecken Sie in Schwierigkeiten, es sei denn, Sie
streichen beizeiten noch einen schönen Lottogewinn ein.
Wenn es Ihnen an Kapital und auch an den nötigen flüssigen Mitteln für
hohe Sparbeiträge fehlt, können nur ausreichend Zeit und eine attraktive
Rendite dieses Manko ausgleichen. Wenn auch die Zeit knapp ist, etwa weil
Sie bereits einem älteren Semester angehören, wird es ganz schön knifflig,
denn Sie benötigen dann zum Ausgleich eine entsprechend hohe Rendite. Die
ist aber auf kurze Zeiträume nur im Verbund mit recht hohem Risiko zu
erhalten, nämlich mindestens dem Risiko, den notwendigen Wertzuwachs
nicht zu erreichen oder, schlimmer noch, sogar Verluste zu erleiden.
Wenn Sie hingegen noch sehr viel Zeit haben, aber ein ängstlicher Mensch
sind, können Sie evtl. auf den einen oder anderen Renditepunkt verzichten
und müssen trotzdem keinen besonders hohen finanziellen Aufwand
betreiben. Später betrachten wir diese Gesetzmäßigkeiten noch genauer.
Von allen angesprochenen Faktoren gilt Zeit als der mächtigste, der in den
folgenden Kapiteln immer wieder auftaucht und über Erfolg oder Misserfolg
mitbestimmt. Er kann durch einen frühen Einstieg genutzt, aber nicht beliebig
vermehrt werden. Wer den rechtzeitigen Zeitpunkt einmal verpasst hat, kann
diesen herben Verlust nur über die beiden anderen Faktoren ausgleichen.
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Die Rendite resultiert zu einem erheblichen Anteil aus der Auswahl Ihrer
Anlageinstrumente. Hier liegt der goldene Schlüssel zum Erfolg, denn auf
diesem Gebiet finden Sie die besten Auswahl- und Gestaltungsmöglichkeiten.
Das Anfangskapital schließlich hat man oder man hat es nicht. Für den
Fall, dass Sie in diesem Punkt, wie die meisten Ihrer Zeitgenossen, ein
bedauernswertes Defizit verspüren, verlieren Sie nicht den Mut. Dann müssen
eben ersatzweise regelmäßige Beträge her. Wie Sie sich denken können,
kommt der Größenordnung Ihrer Aufwendungen im einen wie im anderen Fall
eine nicht unerhebliche Bedeutung zu.
FAZIT:
► Das alte magische Dreieck hat seinen Zauber verloren.
► Das wirkliche Leben (in finanzieller Hinsicht) spielt sich
im Spannungsfeld von Zeit, Rendite und Kapital ab.
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ZEIT, ZINS UND ZASTER
Zeit ist Geld ... es ist fast schon ein bisschen peinlich, diesen alten Spruch
hier wieder anzubringen. Auch wenn diese Binsenweisheit eigentlich in
anderem Zusammenhang gebraucht wird, so begegnet sie uns immer wieder.
Es gibt praktisch keinen Aspekt der Geldvermehrung oder des Geldverbrauchs, der nicht mit dem Faktor Zeit verbunden ist. Darum lassen sich die
Eckpunkte unseres neuen Magischen Dreiecks auch nicht voneinander trennen
und werden hier gemeinsam unter verschiedenen Perspektiven behandelt.
Zunächst aber noch ein kleiner Exkurs:
Wir haben alles in allem zwei Zeitabschnitte, die es zu betrachten gilt:
die Vermögensaufbauphase und die Vermögensverbrauchsphase.
[Grafik 4]
Vermögensaufbau und -verbrauch
Die Vermögensaufbauphase kann aus gleichmäßigen Zuflüssen gestaltet,
aber auch durch unregelmäßige Raten gespeist werden. Dass von Anfang an
eine nennenswerte Menge an Kapital zur Verfügung steht, ist leider recht
selten. Daran schließt sich die etwas problematische Phase der Vermögensverwertung an; problematisch deshalb, weil ihre zeitliche Ausdehnung nicht
kalkuliert werden kann. Denn die sogenannte „amtliche“ Lebenserwartung,
die Sie aus den Medien kennen, ist eine Sache, Ihre persönliche Lebenserwartung eine ganz andere.
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Oft zielt langfristige Vermögensplanung auf einen klar definierten Zeitpunkt hin - den Beginn des Ruhestandes. Hier soll dann auf einen Schlag
möglichst viel Geld zur Verfügung stehen. Gerade so, als ob Sparen und vor
allem Geldvermehrung nun blitzartig ein Ende finden und man ab dem 65.,
oder aktueller, dem 67. Lebensjahr, nur noch die Früchte erntet. Das ist natürlich unrealistisch. Es muss ja keineswegs zum Zeitpunkt X alles auf einmal
zur Verfügung stehen, denn es wird ja nicht alles auf einmal verbraucht. Es
stehen noch weitere Jahre zur Verfügung, in denen eine intelligente Finanzplanung gefragt ist. Es ist also sinnvoll, die Fälligkeit seiner Geldanlagen bis
in den Ruhestand hinein zu staffeln. Grafik [4]. Lediglich die Einzahlungen
werden mit Beginn des Ruhestands gestoppt. Das bedeutet wertvollen Zeitgewinn, erweitert die Möglichkeiten und sorgt für mehr Sicherheit. Warum
das so ist, darauf gehen wir später noch ein.
Nur kurz zur Erinnerung: Der Zinseszins-Effekt
beschreibt den Umstand, dass ein Anleger oder Sparer auf sein Kapital einen
bestimmten Zinssatz erhält und sich daraufhin nicht nur das eingezahlte
Kapital verzinst, sondern der aufgelaufene Zinsbetrag ebenfalls, usw., usw.
Zeit und Zinseszins
Dieser Effekt wurde auch einmal das achte Weltwunder genannt. Von wem
ist nicht ganz klar, es wurde offenbar fälschlicherweise Albert Einstein
zugesprochen. Wer auch immer es war, ich wage es, in Sachen Weltwunder
Zweifel anzumelden. Blättern Sie bitte noch einmal an den Anfang zurück und
schauen sie sich Frage Nr. 7 an. Hier ist die Auflösung des Rätsels:
Aus 1 Euro werden bei einem Zinssatz von 3% in 30 Jahren:
2,43 €
"Donnerwetter!" höre ich Sie ausrufen. "Ist das dieses sagenhafte achte
Weltwunder? In 30 Jahren nicht einmal ganz das 1 ½ fache oben drauf?"
Zugegeben, das ist noch nicht besonders eindrucksvoll. Aber mit etwas
Geduld und nach weiteren 70, also insgesamt 100 Jahren, sieht die Sache
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schon besser aus - dann sind aus 1,- € immerhin 19,22 € geworden. (Weltwunder brauchen eben ihre Zeit, das war beim Bau der Pyramiden auch nicht
anders.)
Die Sache hat nur einen Haken: Sie haben vermutlich keine hundert Jahre
Zeit, um eine nennenswerte Kapitalvermehrung durchzuführen. Betrachten
wir die Dinge also realistisch. Wenn wir die Zeit nicht unendlich dehnen
können, müssen wir etwas für den Zinssatz tun:
Lassen wir unserem Anfangs-Euro 30 Jahre Zeit zu reifen, dann werden
daraus – je nach jährlichem Zinssatz, den wir ihm spendieren:
bei 5%
bei 6%
bei 7%
bei 9%
4,32 €
5,74 €
7,61 €
13,27 €
Welche Kraft der Zinshebel birgt, zeigt die Betrachtung aus einer anderen
Perspektive, nämlich ein Renditevergleich über die Zeit. Wer sein Geld zu
3% pro Jahr anlegt, muss 23½ Jahre warten, um seinen Einsatz zu verdoppeln.
Bei 5% jährlich sind es lediglich noch gut 14 Jahre, und bei 9% nur noch
8 Jahre. Man kann also feststellen: Jedes Prozent Zinsen spart richtig viel Zeit.
Nun sind Prozente ja schön und gut, aber entscheidend ist doch, was am
Ende des Tages auf Ihrem Kontoauszug erscheint. Damit sich bei diesem
Anblick ein Lächeln auf dem Gesicht des Anlegers ausbreitet, muss einfach
mehr Anfangskapital her. Die Anzahl der Ziffern vor dem Komma ist entscheidend! Wenn aber Lottogewinn und Erbschaft erst einmal ausfallen, dann
hilft nur regelmäßiges Sparen, um auf die erforderliche finanzielle Ausstattung zu kommen, die eine interessante und lukrative Vermögensplanung
überhaupt erst möglich macht:
Ein Sparbeitrag von 1,- € monatlich summiert sich über 30 Jahre unverzinst
auf einen Betrag von 360,- €.
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Über den gleichen Zeitraum bei einer jährlichen Verzinsung von
3% auf einen Betrag von
5% auf einen Betrag von
9% auf einen Betrag von
580,- €
818,- €
1.715,- €
Vergleichen wir die beiden Konzepte Sparen und Einmalanlage, stellen wir
etwas Verblüffendes fest: Bei der einmaligen Einzahlung haben Sie Ihren
Einsatz bei 5% Rendite vervierfacht und bei 9% (also nur 4% mehr) sogar
verdreizehnfacht! Bei der Sparvariante hingegen haben Sie Ihren Einsatz bei
5% "nur" etwas mehr als verdoppelt und bei 9% Rendite "nur" knapp verfünffacht. Fazit dieser Beobachtung: Jedes zusätzliche Zinsprozent ist ein
Vielfaches seines Wertes wert und die Einmalanlage ist gegenüber dem Sparplan immer im Vorteil, wenn jährlich stabile Zinserträge anfallen. (Anders
kann es bei schwankender Wertentwicklung aussehen, dazu später mehr.)
Sie können diesen Nachteil für unseren Sparplan durch den Einbau einer
Beitragsdynamik etwas abfedern: Wenn Sie Ihren Beitrag jedes Jahr um 3%
erhöhen, führt das über 30 Jahre bei einer jährlichen Verzinsung von
3% auf einen Betrag von
5% auf einen Betrag von
9% auf einen Betrag von
862,- €
1.167,- €
2.273,- €
Eingezahlt haben Sie in diesem Fall übrigens 571,- € und Ihr Beitrag im
letzten Jahr beträgt 2,36 €. Im Laufe der Zeit hat sich der Beitragsaufwand
aufgrund der eingebauten Dynamik also mehr als verdoppelt. Die Frage, ob
sich die finanzielle Belastung eines solchen Sparprogramms mit eingebauter
Steigerung langfristig durchhalten lässt, kann nur die Zeit beantworten.
Schauen Sie mal genau hin: Sie haben zwar am Ende mehr auf dem Konto,
das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag hat sich aber verschlechtert, gut
zu erkennen bei der 9%-Variante, wo Sie ohne Dynamik 377% Kapitalzuwachs verbuchen können, mit Dynamik aber nur 298%! Woran liegt das?
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Ganz einfach: Der verfügbare Zeitraum für den Zinseszinseffekt verkürzt sich
jedes Jahr und entfaltet in den letzten Jahren kaum noch Wirkung.
Darum ist es interessant, einen weiteren Vergleich zu ziehen: Würden Sie
von Anfang an einen höheren Beitrag sparen, sagen wir einmal 1,50 €, die
Dynamik aber weglassen, ergäbe sich ein neues Bild und Sie erhielten nach
30 Jahren und einer jährlichen Verzinsung von
3% einen Betrag von
5% einen Betrag von
9% einen Betrag von
870,- €
1.228,- €
2.573,- €
Auch hier wieder ein Blick auf die Einzahlungen: 540,- € ausgegeben, also
Geld gespart und trotzdem mehr daraus gemacht! Höhere Anfangsbeiträge
sind also effektiver als dynamische Beitragssteigerungen.
Doch es geht noch dramatischer: Ich wiederhole hier eine der Anfangsfragen: Angenommen, Sie sparen 30 Jahre lang monatlich 100,- € und
angenommen, Ihr Nachbar spart 15 Jahre lang 200,- € zum gleichen Zinssatz
und lässt das angesparte Kapital dann weitere 15 Jahre lang liegen, ohne
weiter einzuzahlen ... wer von Ihnen beiden hat am Ende mehr auf dem
Konto? Die Rechnung sieht so aus:
Sie sparen 30 Jahre lang tapfer 100,- € mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 3% und erhalten als Lohn für Ihre Mühe 58.000,- €.
Ihr raffinierter Nachbar hingegen wedelt nach dieser Zeit mit einem
Kontoauszug über 70.674,- €!
Und während Sie nach 15 Jahren immer noch Monat für Monat Ihren
Hunderter zur Seite legten, gibt er munter die nun überschüssigen 200,- € für
schnöden Mammon aus. Das Schlimme daran: Sie beide haben letzten Endes
den gleichen finanziellen Aufwand gehabt, nämlich 36.000,- €! Das ist nicht
sehr fair, oder?
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Die finanziellen Naturgesetze lassen keinen Spielraum für weitere Diskussionen, darum mein Appell am Ende dieses Abschnitts: Klotzen Sie von
Anfang an so viel Sie können und verschieben Sie das Kleckern lieber auf
später!
Zusätzlich gilt: Je früher Sie auf eine nennenswerte Kapitalausstattung
kommen, desto sicherer können Sie Ihre Anlage gestalten, denn Sie haben viel
bessere Verteilungsmöglichkeiten. Darüber erfahren Sie später noch mehr.
Also lohnt es sich eben doch, in den Anfangsjahren den einen oder anderen
Verzicht zu üben und das Ersparte in den Vermögensaufbau zu stecken! Gar
nicht so viel später können Sie sich dann ja "hemmungslos" dem Konsum
hingeben und das bis dahin angesammelte Geld in Ruhe arbeiten lassen.
Ich kann Sie aber nicht in den nächsten Abschnitt entlassen, ohne eine
letzte interessante Betrachtung:
3% von 10.000,- € sind
3% von 100.000,- € sind
300,- €
3.000,- €
Ich weiß, natürlich können Sie so weit auch selbst rechnen. Ich will nur
eines deutlich machen: Es sind die absoluten Zahlen, die den Unterschied
machen. Schließlich stehen auf Ihrem Kontoauszug ja auch keine Prozente,
sondern nackte Zahlen in Euro! Darum kommen wir zu der einfachen
Erkenntnis: Je größer das Kapital, desto kleiner kann der Zinssatz ausfallen.
Und je kleiner das Kapital, desto besser muss die Verzinsung sein. So einfach
ist das! Je früher Sie also in die großen Beträge kommen, desto weniger Zins
können Sie sich leisten.
Wie der Volksmund sagt: Geld kommt zu Geld. Das ist zwar ursprünglich
anders gemeint, aber so, wie ich es hier zeige, stimmt es. Der Zinseszinseffekt
ist leider keine sehr demokratische oder soziale Einrichtung, er hilft immer
dem am meisten, der die besten Startbedingungen hat. Die Mathematik ist da
ziemlich leidenschaftslos.
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Zeitverlust = Geldverlust Die weit verbreitete "Maňana, Maňana"Strategie kostet viel Geld, selbst wenn man nur einige Monate verliert. Man
unterschätzt sehr leicht die Folgen! Wir begegnen der „Aufschieberitis“ noch
einmal im Kapitel über psychologische Fallen, hier zunächst die Fakten:
Für einen Sparplan von 100,- € monatlich bei 6% Rendite jährlich, der
nach 30 Jahren 97.953,- € einbringt, wirkt sich das so aus (eingesparte Beiträge berücksichtigt, der Übersichtlichkeit halber gerundete Werte):
Aufschub
Ergebnis
Verlust
In %
1 Monat
97.314,-- €
439,-- €
0,45
3 Monate
96.447,-- €
1.446,-- €
1,48
6 Monate
94.587,-- €
2.811,-- €
2,87
1 Jahr
91.240,-- €
5.513,-- €
5,63
Für eine Anlage von 10.000,- € (57.435,- € nach 30 Jahren bei 6% p. a.) ist
der Effekt noch beachtlicher:
Aufschub
Ergebnis
1 Monat
57.164,-- €
3 Monate
6 Monate
1 Jahr
Verlust
In %
271,-- €
0,47
56.622,-- €
813,-- €
1,42
55.809,-- €
1.626,-- €
2,83
54.184,-- €
3.251,-- €
5,66
Schieben Sie also den Start Ihrer Geldvermehrungsbemühungen nicht
weiter auf ... nur gerade so lange, wie Sie brauchen, um dieses Buch zu lesen!
Zeit und Aufwand Wie findet man nun aber eigentlich heraus, wie viel
man so monatlich „weglegen“ muss? Wenn Sie nicht einfach nur blind drauflos sparen wollen, so wie es leider die meisten Leute tun, gibt es nur eine
Möglichkeit, den finanziellen Bedarf für die Verwertungsphase und den dafür
nötigen Aufwand zu ermitteln, nämlich von „rückwärts nach vorn“. Das tun
Sie, bzw. Ihr Finanzberater für Sie, in dem Sie sich ein regelmäßiges monatliches Renteneinkommen zum Ziel setzen, die notwendige Steigerungsrate für
23
den Ausgleich der Geldentwertung festlegen und schließlich noch bestimmen,
wie lange Sie leben möchten. Das klingt ein bisschen albern oder vielleicht
auch makaber, aber anders geht es nicht, denn Sie wollen ja vermeiden, dass
Ihr Kapital vorzeitig aufgebraucht ist. (Verabschieden Sie sich an dieser Stelle
am besten gleich von der Idee, nur von den Zinsen Ihres Kapitals leben zu
können, die dafür notwendigen Größenordnungen sind nämlich sehr, sehr
schwer zu erreichen.)
Schließlich und endlich fehlt jetzt nur noch der Zinssatz, mit dem sich das
Grundkapital am einen Ende vermehrt, während Sie gleichzeitig am anderen
Ende Ihre Monatsrate entnehmen, dann ist das Rechenexempel komplett.
Damit machen wir es uns ganz einfach: Wir setzen als Fernziel eine monatliche Rente/Auszahlung von 1.000,- € fest. Das ist ein schöner runder Betrag,
den Sie beliebig hoch oder herunterrechnen können: Doppelte Rentenhöhe
zum Beispiel erfordert doppelten Aufwand. Ziemlich einfach, nicht wahr?
Die nächste Überlegung: Wie lange soll Ihnen diese Rente zur Verfügung
stehen? Sie müssen vollkommen anders kalkulieren, als es eine Versicherung
tut, die Ihnen eine lebenslange Rente zuspricht, denn die Versicherung greift
auf eine Mischkalkulation zurück. Sie bildet ein statistisches Mittel über die
Lebenserwartung all ihrer Versicherten und ermittelt daraus die möglichen
Leistungen. Sie müssen das zwangsläufig anders sehen - Statistik tröstet Sie
nämlich nicht, wenn Sie eines Tages Ihre kalkulierte Lebenserwartung gesund
und munter überlebt haben, Ihr Geld aber leider aufgebraucht ist.
Dennoch an dieser Stelle zur Orientierung:
Für in 2012 neu geborene Jungen beträgt die mittlere Lebenserwartung ca. 77 Jahre
und 9 Monate, bei Mädchen 82 Jahre und 9 Monate. Der Trend setzt sich fort, dass
Neugeborene jedes Jahr im Durchschnitt drei Monate an Lebenserwartung hinzugewinnen. Statistisch gesehen kann jeder Zweite seinen 80. Geburtstag feiern. Unter
Frauen kann sogar jede Zweite zu ihrem 85. Geburtstag einladen. Aber auch für Ältere
verlängert sich die Lebenserwartung: Heute 65jährige Männer können mit weiteren 17 ½
Jahren rechnen, 65jährige Frauen mit knapp 20 Jahren und 8 Monaten. Ein 80jähriger
24
Mann hat der sogenannten „Sterbetafel“ zufolge noch eine Lebenserwartung von knapp
8 weiteren Jahren, bei 80jährigen Frauen sind es gut 9 Jahre. Wer es also so weit
geschafft hat, hat sogar eine höhere Lebenserwartung als ein jetzt Neugeborener.
Quelle: Stat. Bundesamt, Daten erschienen 10.2012
Die Entscheidung, welche Lebensstrecke Sie einplanen wollen, kann Ihnen
niemand abnehmen - und wie schon anfangs erwähnt, können Sie Ihre
Anlagestrategien durchaus zeitlich in den Ruhestand hinein staffeln. Ich versuche, Ihnen hier die Kalkulation mit einem einfachen Beispiel zu erleichtern.
Sie werden Ihr mühsam angespartes Kapital vermutlich nicht unter dem
Kopfkissen aufbewahren, wo es zur Beute gefräßiger Milben wird, sondern
Sie legen es konservativ an, zu - sagen wir mal - 5% jährlich. Dann haben Sie
auf der einen Seite die laufende Verzinsung und auf der anderen Seite die
Entnahmen für Ihren Lebensunterhalt. Diese Entnahmen müssen auch einen
Inflationsausgleich beinhalten - in unserem Beispiel [5] beträgt der 2%.
Ein so gestalteter Auszahlungsplan, beginnend mit 1.000,- € monatlich,
erfordert einen Kapitalstock von rund 238.650,- €. Die Monatsrente im letzten
Jahr, bevor das Geld verbraucht ist, beträgt dann dank der 2% Steigerung p. a.
1.776,- €. (Übrigens: Für eine „ewige Rente“ bei vollem Erhalt des Kapitals
und Finanzierung der Rente allein aus den Zinserträgen, benötigten Sie einen
Kapitalstock von sage und schreibe 410.833,- €.)
[Grafik 5]
Verrentungsmodell
25
Nun wollen wir natürlich wissen, wie hoch der Aufwand ist, um uns dieses
schöne Rentenmodell zu ermöglichen. Ich nehme einen Mittelwert zu Hilfe
und gehe einmal von einer Ansparphase über 30 Jahre aus. Dann ergibt sich
als notwendiger Sparaufwand:
Bei einer jährlichen Rendite von 6%:
Bei einer jährlichen Rendite von 9%:
244,- € monatlich
139,- € monatlich
Betrüblich ist, dass diese Zahlen noch keinen Inflationsausgleich enthalten.
Rechnen Sie über einen Zeitraum von ca. 30 Jahren mit einem Geldwertverlust von ca. 50%! Die anfängliche Monatsrente von 1.000,- € schrumpft also
zu mageren 500,- € in heutiger Kaufkraft zusammen. Zum Ausgleich hierfür
muss der Kapitalstock doppelt so hoch ausfallen und die notwendigen Sparraten müssen sich dementsprechend anpassen, also ebenfalls verdoppeln:
Bei einer jährlichen Rendite von 6%:
Bei einer jährlichen Rendite von 9%:
488,- € monatlich
278,- € monatlich
Nun ist bei 1.000,- € monatlichem Renteneinkommen (ggf. zusätzlich zur
gesetzlichen Rente) noch keineswegs üppiger Wohlstand ausgebrochen. Es
gibt aber keine weiteren Stellhebel, mit denen sich die bittere Realität verbiegen ließe. Bei der Annahme einer niedrigen Inflationsrate waren wir schon
optimistisch. Der Zeitrahmen lässt sich nur begrenzt verändern; bleibt
höchstens der Versuch, den Kapitalstock noch etwas attraktiver anzulegen, das
ist jedoch um so riskanter, je weniger Grundkapital zur Verfügung steht. Dazu
später mehr. Das Modell aus der Perspektive mit Blick auf das Verrentungskapital sieht dann so aus wie in der folgenden Garfik [6].
Pro 100.000,- € können Sie sich unter den gleichen Rahmenbedingungen
wie oben eine monatliche Auszahlung von 419,- € leisten (auch das wieder
„vor Inflation“).
Hässliche Wahrheiten an dieser Stelle! Warum schockiere ich Sie mit
solchen Zahlen?
26
[Grafik 6]
Verrentungsmodell pro 100.000,- € Kapital
Ganz einfach: weil ich in meiner Beratungstätigkeit immer wieder
Kapitalpolicen oder Sparanlagen vorfinde, deren prognostizierte Ablaufleistungen selten höher als fünfstellig sind. Wenn ich meine Klienten dann
frage, ob sie später noch ein größeres Erbe oder andere nennenswerte Alterseinkünfte erwarten, (vielleicht einige Mietshäuser in guter Lage mit langfristigen Mietverträgen?) schauen sie mich mit großen traurigen Augen an und
schütteln mit dem Kopf.
Zur Abrundung dieses Themas kann ich Ihnen leider auch die folgende
Übersicht nicht ersparen. Sehen wir uns einmal an, wie brutal verlorene Zeit
die Kosten treibt:
Um einen Kapitalstock von
100.000,- € aufzubauen, benötigt man ...
Zeitraum
40 Jahre
30 Jahre
20 Jahre
24,-- €
58,-- €
155,-- €
Monatsbeitrag bei 6%
52,-- €
102,-- €
219,-- €
Monatsbeitrag bei 3%
109,-- €
172,-- €
305,-- €
Monatsbeitrag bei 9%
Da bleiben wohl keine Fragen offen. Ihre Chancen, auf einen grünen
finanziellen Zweig zu kommen, werden mit jedem Jahr des Wartens geringer.
Sollte Ihr Budget irgendwann einmal für die Erreichung Ihrer Ziele nicht ausreichen, müssen Sie die wohl Ziele anpassen. Und zwar nach unten. Leider.
27
So grausam sind die finanziellen Naturgesetze, man kann schon fast sagen:
Naturgewalten.
Ein weiterer wichtiger Zeitaspekt: Je länger der Zeithorizont, desto mehr Anlagemöglichkeiten erschließen sich, denn es können
auch schwankungsanfälligere oder stärker mit kurzfristigem Risiko behaftete
Anlagen genutzt werden. Während sich für kurzfristige Anlagen bis zu fünf
Jahren nur Produkte der niedrigsten Risikoklasse mit geringer Renditechance
aufdrängen, eröffnen sich mit jeder Zeitstufe neue Spielräume zur Nutzung
verschiedenster Anlageinstrumente. Wenn Ihnen also dreißig oder mehr Jahre
zur Verfügung stehen, können Sie praktisch das gesamte Spektrum der verfügbaren Anlagen nutzen.
Zeit und Auswahl
[Grafik 7]
Das Zeit-Dreieck
Das bedeutet nicht nur, dass sich zusätzliche Chancen eröffnen, sondern
zieht auch eine weitere Risikominderung nach sich. Und das im Laufe der Zeit
hoffentlich stattfindende Kapitalwachstum öffnet Ihnen neue Türen zu
interessanten und lukrativen Anlagen und bietet neuen Spielraum für eine
immer bessere Verteilung Ihrer finanziellen Ressourcen. Sehen Sie sich die
Grafik [7] an. Die Einteilung in Risikoklassen reicht in diesem Beispiel im
28
Sinne der Vereinfachung von 1 bis 4, wobei Klasse 4 das höchste Risiko
beinhaltet - heißt also hohe Schwankungsbreite, evtl. auch Verlustrisiken –
aber auch höhere Renditechancen. Da der lange Zeithorizont das Risiko
mildert, weil man Schwankungen „aussitzen“ kann und Verluste nicht
realisiert werden müssen, ergeben sich mit zunehmender Anlagedauer auch
wachsende Chancen und neue und mehr Felder stehen zur Verfügung. (Auch
zur Vertiefung dieses Themas muss ich Sie noch etwas vertrösten.)
FAZIT:
► Der Zinseszinseffekt vollbringt keine Wunder.
► Erst klotzen, später kleckern.
► Anfangen: Jetzt!
29
INFLATION, KOSTEN, STEUERN, SCHULDEN
Es gibt noch etliche weitere Einflussfaktoren, die beim großen Spiel des
Vermögensaufbaus mitspielen, und zwar leider nicht auf unserer Seite:
Inflation, Teuerungsrate, - so viele „Decknamen“
bedeuten nichts Gutes. Unter welchem Begriff auch immer - es bleibt die
gleiche hässliche Tatsache: Alles wird teurer. Ich will hier nicht darauf eingehen, wie Inflation überhaupt entsteht, das wäre ein gesonderter Volkswirtschaftskurs. Finden wir uns damit ab, dass sie einfach da ist, auch dies ein
Naturgesetz, so ähnlich wie in der Physik die Schwerkraft. Es bleibt die Tatsache, dass Geld an einer chronischen Krankheit leidet, die Schwindsucht
heißt. Und damit meine ich nicht, dass es im Laufe eines Monats in Ihrem
Portemonnaie immer weniger wird ...
Geldentwertung,
[Grafik 8] Inflationseffekt bei einem Sparplan/einer Summe von 200.000,- €
Der Effekt der Teuerung ist ein Faktor, der immer mit einkalkuliert werden
muss. Eine Inflationsrate von nur 2% zugrunde gelegt, erleidet Ihr Kapital
einen Wertverlust von immerhin fast 50% über 30 Jahre! Diese Inflationsrate
entspricht dem Stabilitätsziel der Europäischen Zentralbank. Eine Garantie,
30
dass dieses Ziel auch immer und ewig eingehalten wird, gibt es aber nicht. Ein
Blick zurück zeigt uns, dass Zeiten mit deutlich höheren Inflationsraten noch
gar nicht so lange hinter uns liegen. In den 80er und 90er Jahren lagen wir
erheblich über dem jetzt anvisierten Stabilitätsziel.
[Grafik 9]
Inflationsraten über 30 Jahre
Davon abgesehen sind die veröffentlichten Inflationswerte nur ein grober
Anhaltspunkt, denn letzten Endes haben Sie Ihre ganz persönliche Teuerung,
je nachdem, welche Verbrauchsgüter Sie besonders intensiv oder auch gar
nicht nutzen. Wenn Sie kein Auto haben, so wird Sie die Erhöhung der
Benzinpreise nicht tangieren, sind Sie Vegetarier, spielt für Sie der Fleischpreis keine Rolle, der für Obst und Gemüse um so mehr, usw. Gerade ältere
Menschen haben ihre ganz eigene Inflation aufgrund einer speziellen
Zusammensetzung Ihres Bedarfs, der z. B. einen höheren Anteil an Medikamenten oder gesundheitsfördernden Hilfsmitteln und Maßnahmen beinhaltet.
Auf der Seite des statistischen Bundesamtes (www.destatis.de) gibt es sogar
eine Möglichkeit, die spezielle ganz persönliche Inflation zu errechnen.
Im allgemeinen jedoch wird die Preisentwicklung mithilfe des sogenannten
Warenkorbs ermittelt, in dem die Preise für ca. 750 Waren und Dienstleistungen enthalten sind. Die Zusammensetzung wird alle 4 Jahre den
aktuellen Gegebenheiten angepasst, wie man an der Tabelle für den deutschen
31
Warenkorb sehr schön sehen kann, der 2005 zum letzten Mal umgestellt
wurde. Seitdem hat sich allerdings an der Gewichtung der einzelnen
Abteilungen nichts mehr geändert. (Statistisches Bundesamt, Stand 2011)
Anteil am Warenkorb
1995
Nahrungsmittel, alkoholfreie
Getränke
Tabakwaren, alkoholische
Getränke
2000
2005
2011
13,10 %
10,30 %
10,40 %
10,40 %
4,20 %
3,70 %
3,90 %
3,90 %
6,90 %
5,50 %
4,90 %
4,90 %
27,50 %
30,20 %
30,80 %
30,80 %
7,10 %
6,90 %
5,60 %
5,60 %
3,40 %
3,50 %
4,00 %
4,00
13,90 %
13,90 %
13,20 %
13,20 %
2,30 %
2,50 %
3,10 %
3,10 %
10,40 %
11,00 %
11,60 %
11,60 %
0,70 %
0,70 %
0,70 %
0,74 %
4,10 %
4,70 %
4,40 %
4,40 %
6,10 %
7,00 %
7,40 %
7,40%
Bekleidung, Schuhe
Wohnung, Wasser, Gas,
Brennstoffe
Einrichtungsgegenstände
Gesundheit, Pflege
Verkehr
Nachrichtenübermittlung
Freizeit, Kultur,
Unterhaltung
Bildungswesen
Hotel, Restaurants
Andere Waren und
Dienstleistungen
Kalkulieren Sie also als Mensch im allerbesten Alter von Mitte 30 ein, dass
alles, was Sie sich im Laufe der Jahre zusammensparen, zu Beginn des wohl32
verdienten Ruhestandes nur noch ca. die Hälfte (oder weniger!) wert sein wird
und auch danach weiterhin bis zu Ihrem Ableben an Wert verliert. Falsche Bescheidenheit ist schon allein aus diesem Grund bei der Formulierung Ihrer
finanziellen Ziele nicht angebracht.
Kosten sind allgegenwärtig und manchmal gut versteckt. Ihnen ist im
Prinzip noch am leichtesten beizukommen. Hier hilft es, nach günstigen
Angeboten Ausschau zu halten, den negativen Einfluss auf das Ergebnis aber
auch nicht zu überschätzen. Die Auswahl der richtigen Strategie und die
Renditechancen Ihrer gewählten Anlage sollten zunächst an erster Stelle
stehen. Das Bild [10] verdeutlicht, dass bereits ein Prozentpunkt zusätzlicher
Rendite über eine lange Laufzeit eine hohe Kostenbelastung ausgleicht. Der
kostenfreie Sparplan kommt auf rund 98.000,- €, der zwar kostenintensive,
dafür aber höher verzinste Sparplan auf 100.000,- €. Bei einer Einmalanlage
ist der Zinsvorteil sogar noch höher. Das Fazit lautet: Bei mittel- und kurzfristigen Anlageplänen spielt der Blick auf die Kostenbelastung eine größere
Rolle als bei langfristigen Investments.
[Grafik 10]
Kostenbelastung und Rendite
Natürlich steigern Kostenersparnisse im Endeffekt die Rendite. Und
selbstverständlich wählen Sie, wenn Sie die Wahl haben, zwischen vergleichbaren Angeboten das kostengünstigere aus. Allerdings: Was heute noch
33
günstig erscheint, kann morgen teuer sein. Die Entwicklung bestimmter
Kosten ist schlecht vorhersagbar. (Auch wenn hier zukünftige Steigerungen
wahrscheinlicher sind, als Kostensenkungen.) Darum wäre es also ein Fehler,
Kostenersparnisse so kategorisch zum zentralen Auswahlkriterium zu machen,
wie es hierzulande leider häufig empfohlen wird. Bisweilen ist schließlich das
Bessere seinen Preis auch wert. Ganz abgesehen davon, dass z. B. eine qualifizierte Beratung nicht nur Kosten verursacht, sondern durchaus auch Ersparnisse mit sich bringen kann, indem etwa unnötige Steuerbelastungen vermieden werden oder Überflüssiges entsorgt wird.
Nichtsdestotrotz hier einmal ein Beispiel zur Verdeutlichung des Problems: Eine
Anlage sei mit einem Kostenanteil von 3% belastet. Wenn diese Anlage eine jährliche
Rendite von 3% erwirtschaftet, brauchen Sie mit einem Sparplan zunächst zwei Jahre,
um in etwa die eingezahlten Beiträge auf dem Konto wiederzusehen. Wenn Sie 100,- €
monatlich einzahlen und davon jedes Mal 3% abgezogen werden, gehen nur ca. 97,- €
in die Anlage. Jeder einzelne eingezahlte Beitrag muss also zunächst soviel Rendite
erwirtschaften, wie er Kosten verursacht hat, bevor die Entwicklung schließlich ins Plus
dreht. Die Einmalanlage ist hier im Vorteil, hier genügt ein Jahr, um jedes Prozent
Kosten mit dem entsprechenden Prozentsatz an Rendite auszugleichen, danach kann
der Zinseszinseffekt ungestört seine Wirkung entfalten.
Wenn Sie das bisweilen nicht vermeidbare Pech haben, dass Anfangskosten
und Kursverluste Ihrer Anlage zusammenfallen, bietet Ihr Konto anfangs
keinen schönen Anblick und braucht auch womöglich längere Zeit, um
schwarze Zahlen zu produzieren. So mancher, der über das Verhältnis von
Kostenbelastung und Rendite schlechter informiert war, als Sie es jetzt sind,
hat dann aus Angst vor noch größeren Verlusten vorzeitig aufgegeben und
damit alles nur noch schlimmer gemacht. Das aber hat wiederum viel mit
Psychologie zu tun, mit der wir uns später ja noch beschäftigen wollen.
Steuern sind scharfe Waffen eines stets klammen Staatswesens. Immer
neue raffinierte Geldabschöpfungs-Strategien werden entwickelt. Doch da von
fehlbaren Menschen ersonnen, gibt es immer wieder auch Möglichkeiten, ihre
Auswirkungen zu mildern oder zu umgehen. Leider ist dieses Thema des34
wegen besonders schlüpfrig, weil es ständig neue Regelungen gibt, und zwar
meistens Verschlechterungen. Ein Buch wie dieses kann nicht aktuell genug
sein, um hierzu detaillierte Ratschläge zu geben.
Es ist schon seltsam - Vater Staat kann es einfach nicht aushalten, dass
seine Bürger ungestört Vermögen ansammeln - immer wieder beansprucht er
einen Teil davon. Mittlerweile ist es so, dass die immer neuen Steuertricks des
Staates zur regelrechten Vermögensaufbau- und Altersvorsorgeverhinderungseinrichtung geworden sind. Dabei werden nicht nur einerseits Steuern auf
Erträge erhoben, sondern andererseits auch steuerliche Freibeträge reduziert
oder abgeschafft. Diese Freibeträge sind im Laufe der Jahre zusammengeschmolzen wie das Eis an Nord- und Südpol. Sollte es da eine Parallelität
geben, ist das Schicksal des Sparerfreibetrags bereits besiegelt. Heute darf ein
Single noch 801,- € an Erträgen vereinnahmen, bevor das Finanzamt zugreift.
Bei Ehepaaren ist es das Doppelte.
Für ältere Depots aus den Jahren bis 2008 gilt: Kursgewinne bleiben
steuerfrei, Erträge wie Zinsen und Dividenden müssen versteuert werden.
Für alle ab 2009 getätigten Anlagen merken Sie sich einfach pauschal:
Kursgewinne, Zinsen, Dividenden, etc. sind nach Ausnutzung der Freibeträge
mit 25% zu versteuern, plus Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer.
Staatliche Förderung Ich will aber auch die positiven Aspekte staatlicher
Initiativen nicht verschweigen, nämlich entsprechende Fördermaßnahmen.
Betriebliche Altersvorsorge, die sogenannte Riester-Rente, vermögenswirksame Leistungen, „Basis-Rente“ ... diese alle bieten Chancen, von staatlichen
Zuschüssen oder Steuererleichterungen zu profitieren. Dabei ist in den
meisten Fällen zu beachten, dass Angebote, die heute mit Zuschüssen oder
Steuergutschriften staatlich gesponsert werden, beim späteren Bezug von
Auszahlungen wiederum mit Abgaben belegt sind. Insofern muss man genau
prüfen, ob sich solche Modelle in der Endabrechnung wirklich lohnen können
und wie voraussichtlich die steuerliche Situation in der Ruhestandsphase aussehen wird.
35
Schulden sind natürlich eine eklige Sache und behindern den Vermögensaufbau ganz gewaltig. Die gängige Empfehlung lautet, erst Schulden
zu tilgen und dann ans Sparen zu denken. Klingt plausibel, da man ja meistens
höhere Zinsen für einen Kredit zu zahlen hat, als man für´s Sparen erhält.
Doch ist das wirklich richtig? Die salomonische Antwort lautet: Kommt ganz
darauf an…
Geht es um die Abzahlung eines Konsumentenkredits für Küche, Auto
usw., trifft das sicher zu. Steht dem Kredit jedoch ein tragfähiger Wert
gegenüber, so wie bei der Finanzierung einer Immobilie, kann sich die Sache
ganz anders darstellen. Auch für diesen Fall wird oft empfohlen, erst alles
Verfügbare in eine schnelle Abzahlung der Immobilie zu stecken, um dann die
freiwerdende Liquidität in die klassische Altersvorsorge, beispielsweise in
Form einer Rentenversicherung oder eines Sparplanes zu stecken. Der Haken
bei diesem Plan ist allerdings die Tatsache, dass nach Abzahlung der
Immobilie vermutlich nicht mehr viel Zeit bis zum Ruhestand bleibt. Nach
allem, was wir bisher besprochen haben, ist Ihnen auch klar, welche Nachteile
das mit sich bringt: geringen Zinseszinseffekt und geringe Verzinsung, da auf
diesen verkürzten Zeitraum der Sicherheitsaspekt schon stark in den Vordergrund rücken muss. Ich sehe, Sie sehen es schon kommen, ich habe mal
wieder ein Rechenbeispiel für Sie:
Wir machen es uns wieder einfach: Sagen wir, es geht um ein Darlehen von
100.000,- €, dass Ihnen die Bank für 5% jährlichen Zins überlässt. Ihr Einkommen lässt eine monatliche Belastung von maximal 700,- € zu, sie haben
bis zum Rentenalter noch 35 Jahre. Schöne runde und realistische Zahlen, mit
denen sich gut rechnen lässt.
Zwei Modelle stehen zum Vergleich:
Modell 1: die oben erwähnten 700,- € monatlich wandern komplett
in die Finanzierung. Dann sind Sie nach ca. 20 Jahren Ihre Schulden los und
die so finanzierte Immobilie gehört Ihnen. Nun bleiben Ihnen noch weitere 10
Jahre um diese freigewordenen 700,- € in einen Sparplan zu stecken.
36
Bei einer Verzinsung von 3% p.a. führt das zu einem Kapital von rund
98.000,- €, bei einer Verzinsung von 4% werden es ca. 103.000,- €. Mit einer
höheren Verzinsung zu kalkulieren, wäre auf diesen Zeitraum schon etwas
riskant, das lassen wir lieber bleiben. Wenn wir davon ausgehen, dass Ihre
Immobilie wertstabil bleibt, verfügen Sie also mit 65 über ein Vermögen von
roundabout 200.000,- €, die Hälfte davon in liquiden Mitteln.
Modell 2: Sie stecken nur ca. 550,- € in die Finanzierung und die übrigen
150,- € wandern parallel dazu in einen Sparplan. Der Aufwand für beide
Modelle (294.000,- €) ist also gleich. Und siehe da: Sie sind mit 65 Ihre
Schulden los und erhalten aus Ihrem Sparplan jeweils bei
3% Verzinsung 110.000,- €
4% Verzinsung 135.000,- €
6% Verzinsung 207.000,- €
8% Verzinsung 323.000,- €
Die höheren Zinssätze führe ich mit an, weil ja mit 35 Jahren Laufzeit ein
langer Zeitraum zur Verfügung steht, der es erlaubt, auch besser rentierliche
Anlagen zu nutzen, ohne das Risiko wesentlich erhöhen. Aber selbst die
niedrigen Zinssätze bringen Sie in etwa auf den gleichen Stand wie das erste
Modell. Wenn Sie jeweils die 100.000,- € als Immobilienvermögen wieder
dazurechnen, ergibt sich ein klarer zahlenmäßiger Vorteil für Modell 2,
welches darüber hinaus auch noch den Anteil an verfügbaren Mitteln erhöht.
Das ist im Rentenalter viel wert, denn Backsteine kann man nicht essen und
der Besitz einer Immobilie bringt auch immer wieder Kosten mit sich, die
erheblich sein können.
Modell 1 bringt etwas mehr kalkulatorische Sicherheit mit sich, denn über
eine Laufzeit von 20 Jahren lässt sich durchaus ein durchgehender unveränderlicher Darlehenszinssatz vereinbaren. Bei Modell 2 muss einkalkuliert
werden, dass sich der Zinssatz während der 35 Jahre verändert und die
Finanzierungskosten steigen, mit der Folge, dass diese Mehrkosten vom
Sparplan abgeknapst werden müssten.
37
Nun hängt die Gestaltung und der Verlauf einer Immobilienfinanzierung
natürlich von vielen im Laufe der Zeit veränderlichen Faktoren und auch den
persönlichen Lebensverhältnissen ab und muss sorgfältig und individuell
geplant werden, aber lassen Sie sich nicht mit Plattitüden wie „erst Schulden
abbauen und dann sparen“ abspeisen. Rechnen Sie Ihre Alternativen selbst
durch oder lassen Sie rechnen.
FAZIT:
► Inflation und Steuern sind die übelsten Gegner
der Geldvermehrung.
► Kosten sind weniger belastend, als man denkt, sollten
aber trotzdem beachtet werden.
► Schuldenabbau und Vermögensaufbau schließen sich
nicht grundsätzlich aus.
38
CHANCE UND RISIKO
Risiko ... schon das böse Wort jagt Ihnen kalte Schauer über den Rücken,
nicht wahr? Ich widme diesem Punkt darum eine ausführliche Abteilung, denn
wer an dieser Stelle schlecht informiert ist, wird leicht falsche oder zumindest
suboptimale Entscheidungen treffen. Und da wir gerade über Angst sprechen;
auch psychologische Faktoren mischen sich noch in das Spiel mit ein:
"Unser Bedürfnis nach absoluter Sicherheit sitzt so tief, dass es schon der Talente
eines Karl Valentin bedarf, um uns dessen Widersinn vor Augen zu führen: In einem
Bühnenstück erklärt der Münchner Komiker seiner Partnerin Liesl Karlstadt, dass er sein
Haus verkaufen wolle, um in einen 1000 Meter tiefen Bergwerkstollen zu ziehen. "Aber
das ist ja unheimlich", erwidert die Karlstadt. "Schon, aber sicher vor Meteorsteinen." Ihr
Einwand, dass "Meteorsteine doch ganz selten" seien, beirrt Valentin nicht. Er antwortet
mit einem Satz, den jeder von uns fast täglich aussprechen könnte: "Schon, aber bei mir
geht die Sicherheit über die Seltenheit."
Aus "Alles Zufall" von Stefan Klein
Während die im vorigen Kapitel genannten Negativ-Faktoren wirklich da
sind, nicht wegzudiskutieren und auch einigermaßen kalkulierbar, verhält es
sich mit dem Risiko ganz anders. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes
unberechenbar (auch wenn immer wieder versucht wird, das Gegenteil zu
beweisen) und es hat viele unterschiedliche Gesichter. Und die Einschätzung
dessen, was riskant ist oder nicht ist extrem subjektiv, wie uns Karl Valentin *
oben schon gezeigt hat.
Gefährliche Sicherheit Eines vorweg: Hundertprozentige Sicherheit gibt
es nicht. Selbst Ihr schönes Sparbuch (bzw. der darin verbriefte Wert) oder Ihr
Bausparvertrag kann im schlimmsten Fall verloren sein, eine große Weltwirtschaftskrise kann alle Sicherungsinstrumente hinwegfegen und alle Garantien
sind dann nicht mehr das Papier wert, auf dem sie stehen. Auch Staatspapiere,
bis vor Jahren noch als absolut sicher angesehen, weil Staaten ja „nicht pleite
gehen können“, haben diesen Nimbus verloren. Was aber noch schlimmer ist:
Sicherheit ist ganz schön gefährlich!
*
Karl Valentin lebte vom 04.06.1882 bis 09.02.1948
39
Schauen wir uns eine sogenannte „risikolose“ 0%-Anlage einmal an:
100,- € sind unverzinst zwischen den Seiten eines Konversations-Lexikons
verschwunden, das mit breitem Rücken und ansonsten unbenutzt sein Dasein
im Bücherregal fristet.
[Grafik 11]
Belastung „sicherer“ Anlagen durch Inflation und Steuern
Quelle: Eigene Berechnung
Dort ist das Geld doch sicher, nicht wahr? Wenigstens sind keine Wertschwankungen zu befürchten! Oder doch? Na gut, das bisschen Geldentwertung, mal mehr, mal weniger ... Leider sind in diesem Szenario aber bei
nur 2% durchschnittlicher Inflation nach drei Jahren immerhin schon 6,- €
verloren gegangen ... einfach so! [11, linkes Bild] Die Inflationsrate mag mal
mehr und mal weniger betragen, sie bewegt sich aber immer in einem Bereich
mit negativem Vorzeichen.
Im zweiten Beispiel [11, rechtes Bild] betrachten wir die Wertentwicklung
einer 3%-Anlage über die letzten fünf Jahre. Leider schlagen hier im
ungünstigsten Fall nun erst die Steuer (jedenfalls, wenn der aktuelle Sparerfreibetrag nicht mehr zur Verfügung steht) und dann auch noch die Inflation
zu, die ja in diesem Zeitraum eher niedrig lag. Das hat die Rendite auf ein
beklagenswertes rundes Prozent reduziert. Sollte die Inflationsrate ein bisschen höher ausfallen oder die Anlage noch mit Kosten belastet sein, rutscht
40
man mit seiner Realrendite auch hier schnell ins Minus. Sie sehen also, hier
gibt es zwar kein Risiko. Stattdessen aber die fragwürdige Sicherheit, dass mit
einer solchen Anlage nicht nur keine Gewinne, sondern sogar Verluste
produziert werden. Wer aber kann sich soviel „Sicherheit“ leisten? Doch nur
jemand mit einer üppigen Kapitalausstattung, dem auch nach Inflation und
Steuern noch ein nennenswerter Betrag übrig bleibt!
Wenn Sie über eine solche finanzielle Basis nicht verfügen, müssen Sie
wohl oder übel diese komfortablen, im Endergebnis aber enttäuschenden
Renditeregionen verlassen und sich mit Anlagen beschäftigen, die ein deutlich
besseres Ergebnis erwarten lassen. Und das hat nichts mit Geldgier zu tun,
sondern ergibt sich zwangsläufig aus den bereits besprochenen finanzmathematischen Gesetzmäßigkeiten.
Nun bringen höhere Renditechancen allerdings auch höhere Risiken mit
sich. So hört und liest man es jedenfalls immer. Schauen wir uns darum einmal genauer an, was es damit auf sich hat.
Ein inniges Verhältnis Das man bei der Geldvermehrung niemals nur das
Risiko allein, sondern stets die Beziehung zur Chance betrachten muss, sehen
wir im Folgenden: Betrachten Sie einmal einige Beispiele und machen Sie
dort einen Kringel oder ein Kreuzchen, wo Sie sich als Anleger am ehesten
wiederfinden.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Die Vermehrung findet garantiert im gewünschten Maße statt.
Die Vermehrung findet wahrscheinlich im gewünschten Maße statt.
Die Vermehrung findet evtl. nicht in dem gewünschten Maße statt.
Die Vermehrung findet evtl. gar nicht statt.
Das einsetzte Geld geht evtl. teilweise verloren.
Das eingesetzte Geld geht evtl. vollständig verloren.
Das Geld geht evtl. vollständig verloren und Sie haben anschließend
Schulden.
Das Geld geht evtl. vollständig verloren und Sie sind anschließend
finanziell ruiniert.
41
Darf ich raten? Sie haben die Punkte 1 oder 2 angekreuzt. Damit befinden
Sie sich sicherlich in guter Gesellschaft, was sollte sie auch bewegen, die
anderen Möglichkeiten in Betracht zu ziehen?
Lassen Sie uns nun aber die Klassifizierung etwas ändern und durch den
Zusatzfaktor „Renditeerwartung“ ergänzen. (Ein nicht ganz unwesentlicher
Aspekt bei der Vermögensmehrung!) Wie entscheiden Sie dieses Mal?
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Die Vermehrung findet garantiert in dem gewünschten Maße statt.
Die Rendite liegt bei 2%.
Die Vermehrung findet wahrscheinlich in dem gewünschten Maße
statt. Die Renditechance liegt bei ca. 5%.
Die Vermehrung findet evtl. nicht in dem gewünschten Maße statt.
Die Renditechance liegt bei ca. 7%.
Die Vermehrung findet evtl. gar nicht statt.
Die Renditechance liegt bei ca. 9%.
Das einsetzte Geld geht evtl. teilweise verloren.
Die Renditechance liegt bei ca. 12%.
Das eingesetzte Geld geht evtl. vollständig verloren.
Die Renditechance liegt bei ca. 15%.
Das Geld geht evtl. vollständig verloren und Sie haben anschließend
Schulden. Die Renditechance liegt bei ca. 20%.
Hoppla! Da kommt man schon ins Grübeln, nicht wahr? Im ersten Beispiel
sah alles noch so einfach aus! Doch nun stellen Sie bestimmt die Frage: Wie
hoch ist denn eigentlich die Chance, dass der positive Fall eintritt? Diese
Frage macht die Angelegenheit noch etwas komplizierter. Aber Sie wollten es
ja nicht anders. Damit es nicht zu unübersichtlich wird, werde ich die
Möglichkeiten an dieser Stelle auf vier Varianten einschränken.
1. Die Vermehrung findet garantiert in dem gewünschten Maße statt.
Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist logischerweise 100%.
Die Renditegarantie liegt bei 2%.
42
2. 
3.
4. 
Die Vermehrung findet evtl. nicht in dem gewünschten Maße statt.
Die Wahrscheinlichkeit hierfür liegt bei 10%.
Die Renditeerwartung liegt bei ca. 7%.
Das eingesetzte Geld geht evtl. teilweise verloren.
Die Wahrscheinlichkeit hierfür liegt bei 20%.
Die Renditeerwartung liegt bei ca. 12%.
Das eingesetzte Geld geht evtl. vollständig verloren.
Die Wahrscheinlichkeit hierfür liegt bei 25%.
Die Renditeerwartung liegt bei ca. 15%.
Schauen wir uns Punkt 1 und 2 noch etwas genauer an. Diese beiden
Möglichkeiten trennt ein „Renditepuffer“ von 5%, Prognose 2 muss also ein
6% schlechteres Ergebnis liefern als erwartet, damit sie gegenüber der risikolosen Geldanlage ins Hintertreffen gerät.
Wenn die Wahrscheinlichkeit, dass die 7% nicht erreicht werden, bei ca.
10% liegt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sich mit 2% (oder weniger)
begnügen müssen, noch wesentlich geringer, denn selbst wenn es nicht für 7%
reicht, kann ja immer noch eine Rendite zwischen 3% und 6% dabei herausspringen. Dafür lockt andererseits eine 90%ige Wahrscheinlichkeit, dass 7%
Rendite (vielleicht auch mehr) tatsächlich erreicht werden.
Die Wahrscheinlichkeit, mit der ein bestimmtes Szenario eintritt, spielt also
bei der Risikobeurteilung eine zentrale Rolle. So ist ein Totalverlust zwar
einerseits der „größte anzunehmende Unfall“ bei der Geldanlage, aber
andererseits sind Anlagen mit Totalverlustrisiko nicht auch automatisch die
gefährlichsten Anlagen. Ein Teilverlustrisiko von 30%, das mit 90%iger
Wahrscheinlichkeit eintritt, ist dann z. B. riskanter, als ein 100% Verlustrisiko
das nur mit 5%iger Wahrscheinlichkeit eintritt.
Was ist nun der Sinn dieser kleinen geldphilosophischen Spielerei? Ich will
Ihnen einfach zeigen, dass es das Risiko von dem so oft die Rede ist, gar nicht
gibt! Alles, was keine absolute Gewissheit beinhaltet, ist mit Risiko und
Chance verbunden. Diese beiden sind Zwillingsschwestern, und wie ihr Ver43
hältnis zueinander ist, muss immer wieder, von Fall zu Fall, neu geklärt
werden. Wie das bei Schwestern halt manchmal so ist!
Ein Risiko muss also immer ins Verhältnis zur Chance und zur Wahrscheinlichkeit gesetzt werden. Die Chance besteht immer in einer Prognose,
deren Eintreffen niemals garantiert werden kann, weil das vollständige oder
teilweise Eintreffen von vielen Faktoren abhängt. Sie kann nur mit einer mehr
oder weniger hohen Wahrscheinlichkeit gestellt werden und beruht entweder
auf historischen Erfahrungswerten oder auf Zukunftserwartungen (z. B. dass
die Preise bestimmter Rohstoffe auf lange Sicht steigen müssen, weil sich die
Vorräte allmählich erschöpfen. Das gilt allerdings auch nur, wenn sich in
absehbarer Zeit kein Ersatz findet). Und was die Wahrscheinlichkeit angeht,
so kann man sich da kräftig irren, wie uns die Lehman-Pleite gelehrt hat.
Wenn man also bei bestimmten Anlageformen davon spricht, sie seien
"riskant", so ist das zu pauschal. Es kann z. B. bedeuten, das Sie vielleicht ihr
hochgestecktes Renditeziel nicht erreichen, aber immer noch ein Ergebnis
weit über Sparbuchniveau einstreichen. Ist das wirklich "riskant"? Ist eine
vermeintlich sichere Anlage nicht evtl. viel riskanter? Kann mehr Risiko
vielleicht sogar mehr Sicherheit bedeuten? Später mehr dazu!
Um den Umfang eines Risikos einschätzen zu können und sich gleichzeitig
ein Bild von den damit verbundenen Chancen zu machen, braucht man
Informationen über den Charakter einer bestimmten Geldanlage. Wie man die
erlangt, dazu später mehr. Hinzu kommt, dass Sie niemals, Ihr gesamtes Geld
auf eine Anlageform setzen werden. Sie können also verschiedene Anlageformen mit verschiedenen Risiken und Chancen mischen und damit mehr
Sicherheit erlangen. Auch dazu später Genaueres. (Keine Sorge, je weiter sie
im Buch vorankommen, desto weniger werden sie auf „später“ vertröstet.)
Hinzu kommt der Zeithorizont, den Sie für Ihre Planung zur Verfügung
haben. Als grobe Daumenregel, vor allem bei schwankungsanfälligen Anlagen
wie Aktien und Fonds, gilt der Erfahrungswert: je länger der Zeithorizont,
desto geringer das Verlustrisiko.
44
Wertschwankungen spielen vor allem bei der Anlage in Investmentfonds, Aktien und Anleihen eine Rolle, also bei Anlageformen, bei denen der
Wert regelmäßig anhand des aktuellen Kaufpreises festgestellt wird. Man
nennt die Stärke dieser Ausschläge um den Mittelwert herum „Volatilität“.
Eine detaillierte Beschreibung der Berechnungsmethode erspare ich Ihnen an
dieser Stelle, die Grafik [12] soll zur Verdeutlichung genügen. (Die
Schwankungsbreite spielt sich nicht etwa zwischen dem höchsten und dem
niedrigsten Wert ab, sondern errechnet sich aus den Abweichungen gegenüber
dem Mittelwert.)
Nun stellen Kursschwankungen an sich zunächst noch gar kein Risiko dar.
Denn diese Schwankungen sind ja keine Einbahnstraße, sondern finden in
zwei Richtungen statt: nach oben ebenso wie nach unten. Wenn Ihre Anlage
zwischen 20% plus und 10% plus pendelt, werden Sie vermutlich damit leben
können, obwohl es heftige Schwankungen sind. Es bedeutet lediglich, dass
Sie keine Sicherheit haben, zu welchem Zeitpunkt Ihr Vermögen welchen
Wert besitzt, solange der Wert jedoch positiv bleibt, ist das zu verschmerzen.
Wenn Ihre Anlage zwischen 10% plus und 10% minus schwankt, sieht das
schon anders aus. Und wenn sie zwischen 3% plus und 20% minus einhertorkelt, ist das Verhältnis von Chance und Risiko schlecht und es ist Zeit, sich
nach besseren Anlageformen umzutun.
[Grafik 12]
Volatilität
45
Was sind nun eigentlich die Ursachen für die beschriebenen Wertschwankungen? Vordergründig handelt es sich schlicht um das Auf und Ab bei
Angebot und Nachfrage. Der Wert eines Unternehmens, der sich im Wert
seiner Aktien widerspiegelt, schwankt je nach Einschätzung der Anleger, insbesondere was den zukünftigen Unternehmenserfolg angeht. An der Börse
werden Zukunftserwartungen gehandelt. Dementsprechend ist die Nachfrage
nach Aktien dieses Unternehmens mal höher und mal niedriger - je mehr
Menschen der Meinung sind, dass ein Unternehmen gute Geschäftserfolge
erzielen wird, desto mehr wollen auch Aktien dieses Unternehmens besitzen.
Interessanterweise haben sich für fast jedes Wertpapier bisher noch immer
sowohl Verkäufer als auch Käufer gefunden; eine wesentliche Voraussetzung
für das Funktionieren eines jeden Handelsplatzes.
Die interessante Frage dabei ist aber: Was beeinflusst die Meinung der
Käufer und Verkäufer? Und vor allen Dingen: Was beeinflusst sie derart, dass
es immer mal wieder zu panikartigen Reaktionen kommen kann und Kurse
plötzlich dramatisch einbrechen? Ohne zu tief in die Psychologie der Börsen
einsteigen zu wollen: Ganz offensichtlich ist die Zahl der wirklich langfristig
orientierten und gut informierten Anleger an der Börse begrenzt und man
kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie weiter abnimmt, während
der Anteil der kurzfristig denkenden Spekulanten zunimmt. Gerüchte können
ausreichen, um Kurse massiv zu beeinflussen. Ganze Branchen werden in
Sippenhaft genommen, wenn es einem Mitglied der Sippe nicht gut geht - und
umgekehrt. Hinzu kommen mächtige Mitspieler wie große Fonds, die aufgrund ihrer schieren Marktmacht gewollt oder ungewollt Kurse beeinflussen
können. Oft geben auch computergesteuerte Systeme und sogenannte Charttechniken (über die Sie an anderer Stelle noch etwas hören) das Kommando
zum Kauf oder Verkauf und können damit Effekte auslösen, die sich immer
weiter verstärken. Gerade darum ist es aber entscheidend, sich als InvestmentAnleger nicht von kurzfristigen Entwicklungen irritieren zu lassen.
Solange Sie meine Meinung teilen, dass unser auf Wachstum angelegtes
Wirtschaftssystem noch lange bestehen bleibt und es immer Unternehmen
geben wird, die sich über die Börse notwendiges Kapital beschaffen, sollten
46
Kursschwankungen und Börsencrashs Sie in ihren langfristigen Plänen nicht
beirren. Natürlich wird keine Branche ewiges Wachstum erleben, irgendwann
ist in jedem Bereich eine Sättigung erreicht, die Ressourcen sind erschöpft
(wie z. B. im Rohstoffbereich voraussehbar) oder politisch/gesellschaftliche
Entwicklungen erzwingen Umbrüche (Atomindustrie), doch während alte
dahinsinken, entstehen neue Branchen und neue Wachstumsfelder entstehen.
Bei der Betrachtung von Risiken im Geldanlagebereich (und hier im Bereich
der Investition in Sachanlagen) unterscheidet man im Wesentlichen zwischen
zwei verschiedenen Kategorien:
dem Assetklassen-Risiko: das sind die jeweiligen allgemeinen Marktrisiken, denen z. B. alle Schiffsbeteiligungen oder Immobilienanlagen oder
Aktienanlagen unterliegen, also das Risiko der Anlageform.
dem spezifischen Risiko bezogen auf die konkrete Anlage, wie z. B. die
Risiken, die eine Anlage in eine BMW-Aktie oder einen Öltanker oder eine
Einzelhandelsimmobilie mit sich bringt.
Hier auf die jeweiligen Details einzugehen, würde zu weit führen, wir
konzentrieren uns auf die allgemeinen Risiken, die mit jeder Geldanlage verbunden sind und auf die letztendlich alles hinausläuft: das Risiko, einen Verlust zu erleiden bzw. das angestrebte Anlageziel nicht zu erreichen.
RISIKOMANAGEMENT Grundsätzlich gibt es fünf unterschiedliche
Risikosteuerungsstrategien, von denen die ersten drei für uns interessant sind:
Risikoakzeptanz: Das vorhandene Risiko oder zumindest das verbleibende Restrisiko muss man in Kauf nehmen und akzeptieren,
dass es der Preis für eine überdurchschnittliche Renditechance ist.
Risikominderung: Bei der Verminderung von Risiken geht es
darum, Risikopotenziale so weit zu reduzieren, dass das Risiko tragbar erscheint.
47
Risikobegrenzung: Zwei Methoden stehen hierfür zur Wahl:
Die Risikostreuung lernen Sie später noch ausführlich kennen. Sie
besagt, dass eine Aufteilung des zur Verfügung stehenden Anlagekapitals auf unterschiedliche Anlageinstrumente (das gilt auch für
regelmäßige Sparbeiträge!) das Gesamtrisiko verringert.
Die Risikolimitierung definiert Obergrenzen für das Eingehen von
Risiken.
Risikoüberwälzung: Bei der Risikoüberwälzung wird das Risiko
an Dritte übertragen. Ist im Kontext unserer Überlegungen nicht
interessant und praktikabel.
Risikovermeidung: Eine vollständige Vermeidung von Risiken ist
nicht Ziel des Risikomanagements, denn das kann man nur erreichen,
indem man ein Risiko gar nicht erst eingeht. Dann gibt es allerdings
auch nichts mehr zu managen.
INVESTMENT UND SPEKULATION Im Umgang mit Risiken zeigt sich
auch der Unterschied zwischen den zwei grundlegenden Anlagephilosophien,
die allzu oft in einen Topf geworfen werden und die doch gegensätzlicher
kaum sein könnten. Während die eine - Investition - grundsätzlich langfristig
angelegt und wohlbegründet ist, wettet die andere - Spekulation - auf eher
kurzfristige und durchaus unsichere Annahmen und vor allem schnelle
Gewinnerzielung. Sie nimmt hohe Einzelrisiken in Kauf und gleicht sie z. B.
durch die Häufigkeit des Handelns aus. Solange dann die positiven Ergebnisse
die negativen übertreffen, geht die spekulative Strategie auf. Nur weil eine
Anlage Wertschwankungen unterliegt, ist sie deswegen noch nicht spekulativ.
FAZIT:
►Sicherheit ist gefährlich.
►Risiko hat viele Gesichter und muss immer ins Verhältnis
zu Chance und Wahrscheinlichkeit gesetzt werden.
►Wertschwankungen sind nicht per se negativ.
48
PSYCHOLOGIE
Geldvermehrung hat unheimlich viel mit Psychologie zu tun. (Und den
Ausdruck "unheimlich" habe ich an dieser Stelle ganz bewusst eingesetzt.)
Denn all die Methoden zum Umgang mit Risiken und Chancen, die Sie im
weiteren Verlauf noch kennenlernen, sind nicht viel wert, wenn Sie sich nicht
auch mit der grundlegendsten Erkenntnis überhaupt befassen: Der größte
Feind Ihres Anlageerfolges steckt in Ihnen selbst! Denn menschliche Eigentümlichkeiten sind tief verwurzelt und wir stellen uns oft genug selbst ein
Bein und konterkarieren unsere eigenen Ziele. Die ganz persönliche Einstellung zu Risiko und Sicherheit ist eine der am tiefsten verwurzelten und am
wenigsten beeinflussbaren menschlichen Eigenschaften. Nur Sie selbst
können sich hier gegebenenfalls neu „programmieren“, damit Sie nicht - wie
viel zu viele - vor lauter Risikoscheu blind für Ihre Chancen werden. Doch
wie findet man das richtige Verhältnis zwischen Angst - oder sagen wir lieber
Respekt - vor dem Risiko und der Nutzung seiner Chancen? Nun, Sie haben ja
weiter vorn schon erlebt, wie sich die persönliche Einschätzung von Risiko
und Chance verändern kann, je mehr Informationen zur Verfügung stehen.
Auch darum versorge ich Sie an dieser Stelle mit einigen Hinweisen zu
typischen psychologischen Fallstricken, bevor wir uns dann mit weiteren
spannenden Fakten zur Geldvermehrung beschäftigen.
Selbsttäuschung Interessanterweise schätzt man persönliche Risiken oft
relativ gering ein. Verdrängung heißt das Stichwort. Es würde sonst ja keine
Raucher mehr geben und viel weniger Autofahrer. "Mich wird es schon nicht
treffen“ ist die weitverbreitete Devise. Wenn es aber um Geld geht, werden
Risiken und Chancen oft besonders dramatisch beurteilt. Und so ist das
Phänomen des „ängstlichen Rasers“ gar nicht so selten, der mit über 200 km/h
und bei emsigem Gebrauch der Lichthupe über die Autobahn fegt, sein
Kapital allerdings vorsichtshalber auf dem Sparbuch unterbringt.
Andererseits: „Warum sollte es mich denn nicht treffen?“ sagt der Lottospieler, der sehenden Auges sein Geld für eine Chance von 1 : 140 Mio. hin gibt, "einer muss ja schließlich irgendwann gewinnen! Und es geschieht ja
auch immer wieder!" Zugegeben, die Diskrepanz von Einsatz zu möglichem
49
Gewinn ist in diesem Fall extrem hoch, insofern kann man es ja mal riskieren,
auch bei so verschwindend geringen Gewinnchancen, nicht wahr? Mit fünf
Euro ins Risiko zu gehen ist ja tatsächlich für die meisten von uns nicht übertrieben. (Witzigerweise fangen manche erst an, Lotto zu spielen, wenn es
einen hohen Jackpot zu knacken gilt, und geben dafür dann auch mal etwas
mehr aus, frei nach dem Motto: “Was soll ich mit einer Million, unter 20 Mio.
fange ich gar nicht erst an ...“)
Dennoch bleibt die Tatsache, dass hier die Chanceneinschätzung in bizarrer
Weise überzogen ist. Machen Sie sich also zunächst bewusst, dass jede
Risiko/Chance-Beurteilung sehr relativ ist und man sich die Realität oft
„zurechtbiegt“, weil man etwas unbedingt erreichen oder vermeiden möchte.
Die Möglichkeiten des Menschen zur Selbsttäuschung sind unbegrenzt und
können oft nicht einmal durch Informationen und Fakten durchbrochen
werden. Ich versuche es trotzdem. Wünschen Sie mir Glück.
Verstehen ist besser als vertrauen
"Wenn Sie ein Finanzinstrument nicht verstehen, kaufen Sie es nicht. Wenn Sie das
Produkt nicht selbst kaufen würden, versuchen Sie auch nicht, es jemand anderem zu
verkaufen." Emilio Botín , Chef der Banco Santander
Wie wahr. Leider wird die erste Regel nicht von allen Privatanlegern
(übrigens auch nicht von Börsenhändlern und Investmenthäusern) und die
zweite Regel nicht von allen Beratern beherzigt. Eine Einschätzung von
Chance und Risiko kann gar nicht erst stattfinden, wenn das Angebot selbst
nicht durchschaut wird. Lassen Sie das nicht zu und sich auf nichts ein, dessen
Prinzip Sie nicht verstanden haben. Wer sich an diesen Grundsatz hält, steckt
allerdings in einem Dilemma: Ist das Finanzwissen bescheiden, muss man
sich zwangsläufig auch mit bescheidenen Ergebnissen bei der Vermögensmehrung zufriedengeben. Denn die einfachsten und risikoärmsten Finanzartikel sind leider häufig auch die am wenigsten lukrativen. Bedauerlich ist es,
wenn Ihnen profitable Anlagemöglichkeiten entgehen, weil Sie es versäumt
haben, mehr darüber zu erfahren! Wenn Sie am Ende nicht doch wieder beim
50
Sparbuch landen wollen, heißt das Motto: Erst Zeit in Ihr Know-how
investieren und dann das Geld. Aber genau das tun Sie ja gerade.
Obacht: Es ist oft nicht einfach, ausreichend kritische Distanz zu halten,
viele Verkaufsstorys klingen absolut plausibel. Immer wenn die Chancen
riesengroß und die Risiken minimal erscheinen, und es so aussieht, als könne
gar nichts schiefgehen, ist es ratsam, sich eine zweite Meinung einzuholen
und auch mal Freund Google zu bemühen.
Aufschieberitis Dies ist einer der größten Erfolgskiller überhaupt!
Kommt Ihnen das Folgende vielleicht bekannt vor? Haben Sie das schon
einmal gehört - oder sich selbst so etwas sagen hören?
"Ich kann heute noch nichts sparen...
… denn ich bin in der Ausbildung und habe zu wenig Geld ...“
oder etwas später
„... denn ich habe jetzt eine eigene Wohnung, die kostet Geld ...“
oder etwas später
„... denn ich starte eben meine Karriere, habe zum ersten Mal
Geld übrig - jetzt will ich das Leben erst einmal genießen ...“
und wieder etwas später
„... denn ich habe gerade eine Familie gegründet ...“
und dann
„... denn ich muss mein Haus abbezahlen ...“
und dann
„...denn ich muss die Kinder unterstützen...“
und dann...
… ist es „plötzlich“ zu spät.
Sie können sich denken, dass sich diese Beispiele noch beliebig erweitern
ließen. Dass diese leider sehr verbreitete "Spare-ich-heute-nicht-spare-ichmorgen"-Strategie ziemlich teuer ist, wissen Sie ja schon.
51
Fatalismus Es gibt aber auch Leute, die wollen gar nicht vorsorgen. Oder
jedenfalls bei weitem nicht genug. Wie oft höre ich, im Brustton der Überzeugung: "Ja aber, man will doch auch heute leben, wer weiß denn schon, was
morgen ist? Wenn mich mit 50 ein Herzinfarkt zu Boden streckt, dann hat die
ganze Sparerei auch nichts genutzt!"
Geschenkt. Es geht ja nicht darum, heute am Hungertuch zu nagen, damit
man später etwas zu beißen hat. Aber mit etwas "Pech" werden Sie bei guter
Gesundheit und bester Laune 80 oder 90 Jahre alt - was dann? Immerhin
steigt die allgemeine Lebenserwartung immer weiter! Wenn Sie halbwegs
gesund leben und von schweren Unfällen verschont bleiben, geht dieser Effekt
voraussichtlich auch an Ihnen nicht spurlos vorbei.
Die Annahme, man benötige im Alter weniger finanzielle Mittel, ist
ebenso weit verbreitet wie falsch. Natürlich kann man ein paar Aufwendungen
einsparen - es ist z. B. nur noch ein Auto nötig, diverse Versicherungen und
der Sparaufwand fallen weg. Allerdings fallen an anderer Stelle höhere
Kosten an, z. B. werden Ihre Energiekosten steigen, wenn Sie - anders als
während Ihrer Berufstätigkeit - täglich zu Hause sind und den ganzen Tag
über Heizung und Strom beanspruchen. Sie werden evtl. einen erhöhten
finanziellen Aufwand für die Erhaltung Ihrer Gesundheit haben.
Last, but not least haben Sie nach Ihrem Erwerbsleben endlich Zeit, sich
die Wünsche zu erfüllen, die Reisen zu machen, die kulturellen Aktivitäten zu
verwirklichen, die Sie sich schon immer gönnen wollten und den Hobbys zu
frönen, zu denen Sie die ganze Zeit nicht gekommen sind. Verzicht macht
dann noch weniger Freude als heute, denn Sie werden ihn deutlich schmerzhafter spüren und Sie haben viel Zeit sinnvoll zu füllen. Man kann natürlich
auch zu Hause bleiben, während der Nachbar die Welt bereist. Ihn freut´s,
weil sich jemand so lange um seine Blumen kümmert.
Leider hat das Alter aber nicht nur schöne teure Seiten, sondern auch
andere. Ein Platz in einem guten Pflegeheim kostet heutzutage - Betonung auf
heutzutage - bereits ab Pflegestufe 2 gut 2.000,- € monatlich und mehr. Die
52
Pflegeversicherung trägt davon nur einen Teil. Wie die Situation in Zukunft
aussehen wird? Besser vermutlich nicht. Also denken Sie darüber noch einmal
gründlich nach.
„90% der heute 20- bis 35-jährigen haben keine klare Vorstellung, wie ihre Welt in
dreißig Jahren aussieht – und vor allem, was sie kosten wird. Wir werden immer mehr
und insbesondere im Alter sehr viel Geld ausgeben für körperliche, geistige, mentale und
soziale Fitness. Senioren von heute und morgen wollen Vitalität, Mobilität, Bildung,
kulturelle Anregung und Beziehungen. Wer das nicht rechtzeitig vorbereitet und
finanzieren kann, wird die Zukunft als persönliche Apokalypse erleben.“
Quelle: Future Business Group
Was man hat, das hat man Sowohl die Gier nach schnellem Wertzu-
wachs als auch übertriebene Vorsicht sind schlechte Ratgeber. Es sind
allerdings Emotionen, für die wir nichts können. Wir neigen z. B. dazu, alles
was wir besitzen höher einzuschätzen als das, was wir hinzugewinnen können.
Verhaltensforscher haben auch herausgefunden, dass wir die Trauer über einen
Verlust doppelt so stark empfinden, wie die Freude über einen Gewinn.
Wetten Sie mal mit mir: wir werfen eine Münze. Bei Kopf gewinnen Sie 100,- €, bei
Zahl zahlen Sie 100,- €. Man nennt das eine „faire“ Wette, denn nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung gleichen sich die Ergebnisse aus, wenn man nur oft genug spielt.
Würden Sie sich auf eine solche Wette einlassen? Oder würden Sie erst einschlagen,
wenn wir den Gewinneinsatz verdoppeln? Also 100,- € gewinnen, aber nur 50,- € verlieren? Tatsächlich? Da haben wir den Salat! Verluste tun auch Ihnen doppelt so weh,
wie Gewinne Ihnen gut tun!
Darum also tun wir uns so schwer, uns von verlustreichen Investments zu
trennen, in der Hoffnung, dass sie ja noch einmal „wiederkommen“. Man
nennt das den „Dispositionseffekt“, der dazu führt, dass Gewinne zu früh
mitgenommen und Verluste zu lange ausgehalten werden. Stattdessen werden
womöglich Gewinnerpapiere verkauft (weil man seine bis dahin nur
kalkulatorischen Verluste nicht „realisieren“ will) und damit die Rendite des
Gesamtportfolios weiter verschlechtert.
53
Die bekannteste Studie* hierzu stammt vom amerikanischen Ökonomen
Terrance Odean. Die Überprüfung von 10.000 Konten amerikanischer Broker
ergab, dass 15% aller Verkäufe Gewinneraktien waren, gegenüber ca. 10%
verkauften Verliereraktien. So ist es also eine Tatsache, dass uns die negativen
Aspekte einer Anlageentscheidung viel stärker und länger im Gedächtnis
bleiben als die positiven. Das prägt dann für ein ganzes weiteres Anlegerleben
und kann zu heftigen allergischen Reaktionen führen, wenn irgendwo das
Wort „Risiko“ auftaucht. Gegen solche emotionalen Verwirrungen hilft nur
eine entsprechende Desensibilisierung. Nichts gegen eine Prise Intuition, doch
immer im Zusammenspiel mit möglichst rationalen Entscheidungen, auf
einem festen Fundament von Wissen. Wir sind gemeinsam auf diesem Weg
schon ein gutes Stück vorangekommen und arbeiten weiter daran, indem wir
uns noch eine weitere psychologische Eigentümlichkeit anschauen.
Was man selbst erlebt hat hält man für wahrscheinlicher. Wenn Sie also
schon einmal unter einem Börsencrash gelitten, oder wie die ältere Generation
eine Währungsreform und hohe Inflation erlebt haben, so rechnen Sie eher
damit, dass so etwas noch einmal geschehen kann, als jemand, der mit dieser
Erfahrung noch nie konfrontiert wurde. Beides, sowohl Erfahrung als auch
Nicht-Erfahrung, führt unweigerlich zu einer Über- oder Unterschätzung eines
Risikos oder einer Chance. Wobei sich negative Erlebnisse immer stärker ins
Gedächtnis brennen, als positive was auch die vielerlei übertriebene und so
weitverbreitete Furcht vor Verlusten erklärt.
Im Land der Scheinriesen Zum Abschluss dieses Abschnitts (den man
noch mit vielen weiteren Beispielen fortführen könnte) habe ich noch eine
interessante finanzmathematische "Sinnestäuschung" für Sie. Sie denken,
Zahlen sind unmissverständliche Fakten? Falsch gedacht. Über den Unterschied von prozentualen und absoluten Zahlen haben wir schon ansatzweise
gesprochen. Auch unter dem psychologischen Aspekt ist dies ein interessantes
Phänomen. Schauen Sie mal:
*Quelle:T. Odean, B. Barber „The courage of misguided convictions“ Financial Analyst
Journal 1999 und „Just how much do investors lose from trade?“ 2006
54
100,- € - 10,- € = 90,- € = 10 % Verlust
90,- € - 10,- € = 80,- € = 11 % Verlust
80,- € - 10,- € = 70,- € = 12,5 % Verlust
70,- € - 10,- € = 60,- € = 14,3 % Verlust
Sehen Sie, wie sich die Verluste optisch immer weiter aufschaukeln? Wenn
wir die Verlustprozente zusammenrechnen, sieht es so aus, als hätten sie sich
auf 47,80 % aufsummiert, doch in Wirklichkeit machen die insgesamt verlorenen 40,- € natürlich nach wie vor nur 40 % Verlust von den anfänglichen
100,- € aus. Das ist die Tücke der Prozente, die sich stets auf den vorangegangenen Wert beziehen.
Umgekehrt werden Gewinne auf seltsame Weise umso kleiner, je mehr
Kapital sich ansammelt, selbst wenn der hinzukommende Betrag gleich bleibt:
100,- € + 10,- € = 10 % plus
110,- € + 10,- € = 9,09 % plus
120,- € + 10,- € = 8,33 % plus usw.
So kommt es dazu, das Verluste wie der Scheinriese Herr Tur Tur in "Jim
Knopf und Lukas der Lokomotivführer" optisch immer größer werden,
während Gewinne immer kleiner erscheinen. Für Ihre persönliche Finanzplanung ist aber der Bezug zum Anfangsbetrag entscheidend.
100,- € - 50,- € = 50% Verlust
Es müssen also 100% Zuwachs erreicht werden, um wieder auf den alten
Stand zu kommen. Allerdings: ein Zuwachs von 25,- € auf 75,- € entspricht
zwar nur 25% der Ursprungssumme, es sind aber bereits 50% des Verlustes
aufgeholt!
Solche Täuschungen machen es unter anderem auch schwer, das bestmögliche Timing bei der Anlage zu realisieren und führt dann zu den oben
beschriebenen Fehlentscheidungen. (Das Thema „Timing“ behandeln wir
55
später noch ausführlich.) Darum plädiere ich am Anfang einer Anlegerkarriere
Vorsicht walten zu lassen, erst recht, wenn es sich um Einmalanlagen handelt.
Denn ein behutsamer Vermögensaufbau ist allemal besser, als ein abgebrochener. Die Erfahrung lehrt, dass zwischen dem theoretischen Wissen um
mögliche Kursverluste und dem realen Erleben derselben doch seelische
Welten liegen.
Die typische Achterbahnfahrt der Anleger-Emotionen zeigt sehr schön die
Grafik [13]. Hin und her gerissen zwischen Hoffen und Bangen fällt es dem
Anleger schwer, den richtigen Ein- oder Ausstiegszeitpunkt zu erwischen.
[Grafik 13]
Emotionen im Marktverlauf
FAZIT:
► Auch Sie handeln irrational.
► Verluste schmerzen mehr als Gewinne erfreuen.
► Optische Täuschungen gibt es auch in der
Finanzmathematik.
56
WISSEN MACHT SCHLAU
Informationen sammeln macht Sie unabhängig von den Einflüsterungen
anderer und erlaubt Ihnen, Ihr eigenes Urteil zu fällen. Dabei geht es zunächst
nicht etwa darum, sich spezifisches Fachwissen z. B. über bestimmte Aktien,
Fonds oder Versicherungstarife anzueignen. Wenn Sie sich aber für
gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Entwicklungen interessieren,
und sich das notwendige finanzielle Grundwissen aneignen, können Sie
strategisch begründete Entscheidungen treffen und in der richtigen Strategie
liegt der Schlüssel zum Erfolg.
Sobald Sie in Ihrem Entscheidungsprozess über die passende strategische
Ausrichtung zu einem Entschluss gekommen sind, erfahren Sie aus möglichst
neutralen und unabhängigen Quellen mehr über Ihre geeigneten Anlageinstrumente.
Die so wünschenswerte Neutralität vermisst man überraschenderweise
bisweilen auch bei Verbraucherorganisationen, die in ihrem Bemühen, die
Interessen der Kunden zu vertreten, häufig über das Ziel hinausschießen und
bisweilen sehr oberflächlich argumentieren und informieren. Sie leiden
grundsätzlich unter den Symptomen einer schweren und scheinbar unheilbaren Kostenphobie. Das gilt zum Beispiel auch für die Veröffentlichungen
der Stiftung Warentest oder der Verbraucherzentralen. Und man hat hin und
wieder auch den Eindruck, dass eine gewisse ideologische Grundeinstellung
dazu führt, dass bestimmte Feindbilder liebevoll gepflegt werden, auch wenn
das der wünschenswerten objektiven Information nicht im Mindesten dient.
Das Dilemma aller Verbraucherinformationen ist die notwendige
Beschränkung auf wenige Musterfälle, die sich zwar zur Vorabinformation
eignen mögen, aber individuelle Besonderheiten natürlich nicht berücksichtigen können. Pauschale Aussagen auf dem Gebiet der Finanzplanung sind
immer mit Vorsicht zu genießen! Misstrauen Sie auch Veröffentlichungen in
Fernsehzeitschriften, Boulevardblättern, ja sogar Ihrer Tageszeitung, es ist
nicht unbedingt davon auszugehen, dass fachkompetente Redakteure am Werk
57
sind. Oft wird lediglich aus den Publikationen der Verbraucherzentralen und
Warentester abgeschrieben und das bisweilen auch noch fehlerhaft, missverständlich oder stark vereinfacht. Dem Fachmann stehen bei solcher Lektüre
regelmäßig die schütteren Haare zu Berge.
Verbrauchermagazine in TV und Radio geben allgemeine Informationen
und bieten z. T. auch nützliche Hilfsmittel per CD-ROM. Vergleichsportale im
Internet haben ihre Tücken. Die dort verwendeten Daten sind nicht immer
aktuell und die für einen Vergleich herangezogenen Gesellschaften sind oft
vorausgewählt und spiegeln nicht das komplette Marktangebot wider. Es gibt
sogenannte Vergleichsportale, die nur die Tarife von Gesellschaften berücksichtigen, die hierfür auch zahlen.
Last, but not least gehört zu jedem konkret vorliegenden Angebot das entsprechende Informationsmaterial, dabei sind die Daten und Fakten allerdings
oft genug stark werblich eingefärbt und auf die positiven Aspekte reduziert.
Gesetzlich vorgeschriebene, an den Interessenten auszuhändigende Produktinformationsblätter sollen hier neuerdings Abhilfe schaffen, helfen aber nur
bedingt, da zum Teil überfrachtet und unübersichtlich gestaltet.
So bleibt also am Ende nur der Gang zum unabhängigen Finanzberater, er
verfügt in den Details über die bessere Expertise und die besseren Möglichkeiten, während Sie im Zweifelsfall dem Informations-Overkill erliegen und
schließlich gar nicht mehr wissen, was für Ihre Pläne geeignet und was eher
ungeeignet ist.
Ratings, Rankings, Risikoklassen Ein Rating ist eine Art Zensur, statt
einer Schulzensur gibt es allerdings Sternchen, Kreuzchen, AAAs und BBs,
vielleicht noch einmal ergänzt durch das eine oder andere Plus- oder Minuszeichen. Es gibt Auftragsratings und von den Ratingagenturen in Eigeninitiative erhobene, die auf öffentlich zugänglichen Daten beruhen. Auch
Einzelpersonen fühlen sich bisweilen qualifiziert, Bewertungen abzugeben
und in Form von Börsenbriefen oder Newslettern zu veröffentlichen, dies
besonders im Bereich von Unternehmensbeteiligungen.
58
Ein Ranking ist eine Platzierungs-Rangfolge, das heißt, die beste
Beurteilung nach bestimmten vorgegebenen Kriterien steht an erster Stelle,
die zweitbeste an zweiter Stelle ... usw. Vergeben werden diese Beurteilungen
von unabhängigen Instituten oder Agenturen.
Im Zuge der Finanzkrise und nun auch im Rahmen der darauf folgenden
staatlichen Schuldenkrisen sind diese Institutionen stark in die Kritik geraten,
weil sich ihre Informationen teilweise als nicht verlässlich herausgestellt
haben und ihre Neutralität wurde infrage gestellt.
Für den Privatanleger und für die Einschätzung von Finanzprodukten sind
Ratings nach wie vor hilfreich. Hier kann man nicht nur auf die Veröffentlichungen der internationalen Ratingagenturen, sondern auch auf nationale,
wie bei uns z. B. die Creditreform oder sogar den TÜV, zurückgreifen. Auch
Verbraucher- und Wirtschaftszeitschriften beteiligen sich an diesem Spiel.
Ebenso, wie wir es aus dem Konsumgüterbereich kennen, wird mit den entsprechenden "Auszeichnungen" natürlich gern intensiv geworben und es ist
vor allem wichtig, sich nicht nur von den entsprechenden Testsiegeln blenden
zu lassen, sondern genau zu begutachten, was da eigentlich geprüft und für
gut befunden wurde.
Zur Orientierung ist auch die von den Banken eingesetzte Einteilung in
Risikoklassen nützlich. Auch hier spielt der Bezug zur Zeit wieder eine
erhebliche Rolle. Ich zeige hier eine typische 5-Klassen-Einteilung, wie sie
von Banken und Investmentgesellschaften verwendet wird. Allerdings weicht
meine Einschätzung des notwendigen Anlagehorizonts teilweise ab:
Einstufung
Anlagehorizont
Risikoklasse 1
sicherheitsorientiert
1 Jahr
Risikoklasse 2
konservativ
ab 3 Jahre
Risikoklasse 3
wachstumsorientiert
ab 10 Jahre
Risikoklasse 4
chancenorientiert
ab 15 Jahre
Risikoklasse 5
spekulativ
Kurz- und mittelfristig
59
Mittlerweile werden diese – bei bestimmten Finanzprodukten nur bedingt
brauchbaren - Risikoklassen immer weniger verwendet und es wird versucht,
eine genauere individuelle Einstufung in Bezug auf den Kundenbedarf und die
Kundenmentalität vorzunehmen.
FAZIT:
► Lesen Sie nach der Sportseite gleich den Wirtschaftsteil.
► Selbst dem Verbraucherschutz kann man nicht blind
vertrauen.
► Nutzen Sie professionelle, unabhängige Beratung.
► Beachten Sie den Literaturhinweis am Ende
dieses Buches.
60
RISIKOMANAGEMENT
Rahmenbedingungen
Check der Lebenssituation Beginnen Sie mit einem Blick auf Ihre
Lebensumstände. Welche Risiken gibt es dort? Wie ist es zum Beispiel um die
Absicherung Ihres Einkommens bestellt? Sofern Sie kein Kind reicher Eltern
sind und bereits mehrere Mietshäuser oder eine Reederei und Ähnliches
besitzen, ist allein Ihr Arbeitseinkommen die Quelle Ihres heutigen und
zukünftigen Wohlstandes. Im Laufe von 35 Arbeitsjahren summieren sich
selbst nicht sehr üppige 1.500,- € Nettogehalt auf beachtliche 630.000,- €!
Das ist Ihr Humankapital, das es zu schützen gilt. Grund genug, hier anzusetzen und möglichst frühzeitig Ihr Einkommen als Quelle für Lebensunterhalt und Vermögensaufbau so abzusichern, dass es auch bei Berufsunfähigkeit
erhalten bleibt. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass bei länger dauernder
Erwerbsunfähigkeit auch Ihre spätere staatliche Altersrente deutlich
geschmälert sein wird, ein Risiko, das vielen gar nicht bewusst ist.
Berufsrisiko Die Art, wie Sie ihr Geld verdienen, ist durchaus von
Interesse. Wenn Sie Beamter sind, könnten Sie höhere Risiken eingehen, denn
Ihr Einkommen ist durch eine Wirtschaftskrise wenig gefährdet. (Da steht
Ihnen aber Ihre Mentalität als Staatsdiener vermutlich im Weg.) Sind Sie
allerdings selbstständig in einem Bereich, der vom Wohlergehen der Wirtschaft insgesamt sehr abhängig ist, sagen wir, indem Sie als Handelsvertreter
Werbeartikel oder Zeitungsanzeigen verkaufen - könnte hier eine etwas vorsichtigere Herangehensweise angebracht sein und Sie sollten an die Bildung
ausreichender Finanzreserven denken, bevor es an die eigentliche Vermögensmehrung geht. Der Schutz vor Pfändung Ihres Altersvorsorgevermögens bei Insolvenz oder Arbeitslosigkeit (etwa durch das Ausnutzen von
staatlich geförderten Altersvorsorgemodellen) kann ebenfalls zur Risikominimierung beitragen! Und die Nutzung von günstigen Unternehmensbeteiligungen Ihres Arbeitgebers ist sicher verlockend, doch geht das Unternehmen in die Insolvenz sind Job und Vermögen gleichzeitig in Gefahr.
61
Gesetzesrisiko Auch die Frage, ob man einen Schwerpunkt auf staatlich
geförderte Anlagemodelle legen will, ist von Bedeutung. So mancher nimmt
an, das dies einen hohen Sicherheitsfaktor mit sich bringt, doch das könnte
sich als Irrtum herausstellen. Denn im Gegensatz zu privatrechtlich
geschlossenen Verträgen haben Sie keinerlei Anspruch auf die dauerhafte
Erfüllung staatlicher Zusagen. Das beginnt mit der gesetzlichen Rente. Suchen
Sie mal in Ihren Unterlagen nach einem Vertragsdokument, das Ihnen staatliche Rentenleistungen in einer bestimmten Höhe zusichert. Keins gefunden?
Das ist der Grund, warum Vater Staat mit den Renten seiner Bürger nach
Belieben schalten und walten, sie mal kürzen und mal aufstocken kann.
Gesetze lassen sich ändern. Ebenso sieht es mit den staatlichen Förderinstrumenten wie Steuererleichterungen oder Zuschüssen aus. Auch hier
besteht die Möglichkeit, dass bei entsprechend prekärer staatlicher Finanzlage
Änderungen vorgenommen werden, gegen die man sich höchstens mit einer
Klage beim Bundesverfassungsgericht wehren könnte. Das soll nicht heißen,
dass man staatliche Fördermodelle nicht nutzen sollte, kalkulieren Sie aber
immer mit ein, dass die Halbwertszeit staatlich-finanzieller Wohltaten bisweilen kurz sein kann.
Diversifikation allgemein
Eine der weitreichendsten Entscheidungen, die
über Ihr weiteres finanzielles Schicksal mitbestimmen, ist die Entscheidung
für eine von zwei Anlage-Welten: die Welt der Sachwerte oder die der Geldwerte. Dazu habe ich auf Seite 101 noch eine bildhafte Übersicht für Sie [32],
wenn Sie wollen, können Sie ja schon einmal einen vorauseilenden Blick
riskieren.
Sparen oder Anlegen
Entschließen Sie sich, mit Geldwerten wie Sparbüchern und anderen
Zinspapieren Ihr Glück zu versuchen, brauchen Sie sich mit Risikomanagement kaum zu befassen und können dieses Kapitel überspringen. Das
habe ich noch in der ersten Auflage dieses Buches geschrieben, doch
inzwischen hat sich auch hier die Welt verändert. Selbst Staatspapiere sind
nicht mehr als unbedingt sicher einzustufen und man muss auch hier Risiken
62
einkalkulieren. Aber wie immer im Leben, gibt es nicht nur schwarz und weiß
und ebenso gibt es natürlich Mischformen zwischen den Welten; Sie werden
sich nicht kategorisch nur auf eine der beiden Seiten schlagen müssen.
Gerade wenn Sie den wesentlichen Teil Ihres Vermögensaufbaus
abgeschlossen haben und die verbleibenden Fristen kürzer werden, kann und
muss sich der Schwerpunkt durchaus eher in die Geldwert-Ecke verschieben
und Zinspapiere mit regelmäßigen und einigermaßen sicheren Erträgen
werden dann zu einem wichtigen Element Ihres Risikomanagements und Ihrer
Risikoverteilung.
Grundsätzlich jedoch, wenn es um lukrative Vermögensmehrung geht,
sollten Sie sich eher auf die Seite der Sachwerte schlagen, denn dort warten
eben nicht nur Risiken, sondern vor allem auch Chancen auf Sie. Damit die
Chancen nicht von den Risiken außer Gefecht gesetzt werden, kann man sich
einiger probater Mittel bedienen, die nicht sehr kompliziert und leicht zu verstehen sind. Und nicht zu vergessen: Im Falle eines Systemzusammenbruchs
inkl. Währungsreform sind Sachwerte in Form von Immobilien und Unternehmensbeteiligungen vermutlich die vergleichsweise sichereren Anlagen.
Harry Markowitz Mit dem Begriff der Diversifikation, also der Streuung
von Risiken und Chancen auf verschiedene Anlageinstrumente und der Vermeidung von Klumpenrisiken, ist dieser Name eng verbunden. Er war es, der
1952 den Nobelpreis für seine Theorie der Risikostreuung und des Risikomanagements erhalten hat, die wir gleich in vereinfachter Form besprechen
werden. Man nennt es die "Portfoliotheorie". Nun ist 1952 schon eine Weile
her und tatsächlich ist Risikomanagement à la Markowitz mittlerweile ein
bisschen altersschwach. Denn die Veränderungen in der Investmentwelt
schreiten schnell voran. Hedgefonds, Managed Futures, Zertifikate und so
weiter und so fort - so etwas kannte Markowitz noch nicht. Spekulanten auf
den Rohstoff- und sonstigen Märkten, die ebenso an steigenden wie an
fallenden Kursen verdienen wollen, existierten zumindest nicht in der
aggressiven Form wie heute. Riesige Schwellenländer wie China, Indien und
Russland, die plötzlich im Sandkasten der Globalisierung mitspielen wollen
63
und zum Teil mit atemberaubenden Wachstumsraten (aber auch mit hohen
politischen und gesellschaftlichen Risiken) aufwarten und die etablierten
Industrienationen herausfordern, gab es noch nicht. Zwar erfährt das
Markowitzsche System eine permanente Weiterentwicklung, doch gerade
während der Finanzkrise 2008/2009 und der darauf folgenden und noch
andauernden Schuldenkrise hat sich gezeigt, dass die entsprechenden Modelle
an ihre Grenzen stoßen.
Was heißt das alles? Die Verflechtung der Märkte und Finanzmärkte ist
mittlerweile so intensiv, undurchschaubar und teilweise auch unkontrolliert,
(wenn nicht sogar unkontrollierbar), dass der Ausgleich unterschiedlicher
Anlageformen heutzutage immer schwerer zu realisieren ist. Staunend
erlebten wir in der Finanzkrise, dass fast keine Anlageklasse ohne Verluste
davon kam, auch nicht jene, die bisher als solide, schwankungsarm und
krisenfest galten. Und noch größer war die Verwunderung, als sich herausstellte, das selbst die Papiere großer Industrienationen nicht mehr als absolut
sicher gelten können.
Dennoch oder gerade deswegen bleibt das alte Prinzip natürlich richtig,
nicht alles auf eine Karte zu setzen, es ist nur schwieriger geworden, die
Karten zu finden, die ein gutes Blatt ergeben.
Korrelation Es geht also im Endeffekt um die Strategie, seine Geldanlage
auf mehrere Anlageinstrumente und damit auch die Risiken und Chancen zu
verteilen. Das ist umso einfacher, je mehr Kapital zur Verfügung steht, denn
bei vielen Anlagen gibt es Untergrenzen für eine mögliche Beteiligung. Die
hohe Kunst der Diversifikation besteht darin, Anlageformen zu wählen, die
sich gut ergänzen und Wertschwankungen ausgleichen oder abmildern. Man
nennt diese Beziehung zwischen verschiedenen Anlageklassen "Korrelation".
Dabei kann es nicht darum gehen, die Zusammensetzung so zu wählen,
dass der Verlust einer Anlageklasse in der gleichen Größenordnung durch den
Gewinn einer anderen ausgeglichen wird [14]. Das ist in der Praxis so exakt
nicht nur unmöglich, sondern auch gar nicht wünschenswert. Wenn Sie z. B.
64
zwei Anlagen zu wertmäßig gleichen Teilen halten, von denen die eine Verlust
macht und die andere dies durch einen Gewinn in genau der gleichen Höhe
ausgleicht (und umgekehrt), hat sich an Ihrem Vermögen am Ende rein gar
nichts verändert.
[Grafik 14]
Unveränderter Wert durch exakten Schwankungsausgleich
Der Trick dabei ist, die Schwankungen der jeweiligen Wertzuwächse entsprechend zu korrelieren. Im folgenden Beispiel [15] legen die Wertpapiere
(A) und (B) stets abwechselnd mal 3% und mal 1% zu. Im Endeffekt ergibt
sich also eine durchschnittliche Rendite von 2% p.a. ohne Schwankungen.
[Grafik 15]
Ausgeglichene Korrelation des Wertzuwachses
65
Aber auch das ist so perfekt leider nicht zu realisieren. Darum versucht
man, eine entsprechende Annäherung an dieses Prinzip zu erreichen. Je mehr
verschiedene und gezielt ausgesuchte Anlagen man zusammenbringt, desto
eher besteht die Chance, einen gewissen Ausgleich erreichen zu können.
Im nächsten Bild [16] habe ich ein Beispiel für Sie, das der Realität schon
deutlich näher kommt, denn wir haben es auch mit Verlusten zu tun.
[Grafik 16]
Abmilderung von Verlusten
Die Linien geben die Kursentwicklung zweier Investments wieder. Die
weiße Linie zeigt den durchschnittlichen Wertzuwachs bzw. -verlust des
gesamten Portfolios an. Wertpapier (B) zeichnet sich durch geringe
Schwankungen aus (mit regelmäßig 2% plus und 1% minus in Folge) und
fängt so einen Teil der kräftigeren Ausschläge von Wertpapier (A) elegant ab.
So ergibt sich der Durchschnittskurs in Weiß.
Beim Blick auf diese Kurven fragen Sie vielleicht: „Warum investiere ich
nicht gleich alles in Wertpapier (A), da bekomme ich doch am meisten
heraus?“
Abgesehen davon, dass Sie diese positive Entwicklung zum Zeitpunkt Ihrer
Investition noch nicht voraussehen konnten, finden Sie einen guten Grund am
Ende des 3. Zeitabschnitts. Hier ist der Verlust Ihres gesamten Portfolios
deutlich reduziert worden, Sie hätten mit (A) einen Verlust von 6% beklagt,
66
im Zusammenspiel der beiden Anlagen sind es nur 3,5% geworden. Hätten
Sie anfangs 200,- € investiert, ohne sie wie hier 50:50 aufzuteilen, wäre das
ein Verlust von 12,- € gewesen, so waren es tatsächlich insgesamt nur 7,- €.
(Zinseszinseffekt der Einfachheit halber hier einmal nicht berücksichtigt. Sie
hätten schon etwas mehr Gesamtkapital angesammelt.)
Sie haben also Ihr Gesamtrisiko vermindert. Angenommen, Sie hätten
zwischendurch Ihr Kapital ganz oder teilweise für eine unerwartete
Anschaffung benötigt, wäre Ihnen eine solche Reduzierung des Verlustes
sicher recht sympathisch gewesen.
Achten Sie darauf, dass Ihre Anlageverteilung nicht willkürlich ist. So hat
es z. B. wenig Sinn, seine Anlage auf zwei Aktienfonds aufzuteilen, die beide
weitgehend die gleichen oder ähnliche Aktien enthalten. Das kann keine
wirksame Risikostreuung sein, denn beide werden sich gleich oder sehr ähnlich entwickeln, im Guten wie im Schlechten. Wenn man aber geschickt
mischt und evtl. zu seinen aktienorientierten Anlagen andere hinzunimmt, die
in ihrer Wertentwicklung vom Börsengeschehen weitgehend unabhängig sind,
erreicht man eine deutliche Minderung des Risikos.
Aber eins nach dem anderen. Machen Sie sich zunächst einfach bewusst,
dass Sie Ihr ganzes Geld nicht in eine einzelne Aktie und auch nicht in nur in
einen Aktienfonds stecken sollten, es sollte zum Beispiel auch noch etwas für
Festverzinsliches und Immobilien(fonds) übrig sein, und wenn Sie in der
komfortablen Situation sind, können Sie einen Teil Ihres Vermögens auch
noch durch Beteiligungen oder ein Investment in Edelmetalle abrunden. Das
Ganze nennt man dann ein „Portfolio“.
Nun gibt es nicht nur Korrelationen, sondern sozusagen auch das Gegenteil
davon. Sie werden diesem Argument unter der Prämisse der Risikoreduzierung häufiger begegnen - nämlich das eine bestimmte Anlage nicht oder
nur sehr wenig zum Aktienmarkt korreliert - sich also unabhängig von seinen
Schwankungen entwickelt.
67
Paradox: Mehr Risiko = Mehr Sicherheit Nehmen wir an, Sie haben ein
Wertpapier (C), das Ihnen mittel- oder langfristig betrachtet 5% Rendite pro
Jahr bringen soll. Die Chancen, diese Rendite tatsächlich zu erreichen, stehen
bei ca. 80%, das Risiko also bei 20%. Nun nehmen Sie noch ein Papier (A)
hinzu, das Ihnen 10% Rendite bringen soll, aber ein höheres Risiko von 30%
und eine Chance von 70% beinhaltet. Jedes Papier bekommt 50% Anteil an
Ihrem Portfolio. Wie hat sich jetzt das Chance/Risiko-Verhältnis Ihres kleinen
Depots (B) verändert? Sie werden vielleicht erwarten, dass sich durch die
Hinzunahme einer riskanteren Anlage das Risiko erhöht hat. Aber erinnern Sie
sich: Das Risiko ist immer ins Verhältnis zur Chance zu setzen.
So liegt die erwartete Durchschnittsrendite jetzt bei 7,5%, die Renditeerwartung ist also um 50% gestiegen. Das durchschnittliche Risiko hat sich
auch erhöht, nämlich von 20% auf 25% (bzw. die Chance auf Zielerreichung
hat sich um 25% vermindert). Die Überraschung: Während also die Renditeerwartung um 50% gestiegen ist, ist das Risiko um nur 25% gestiegen. (Die
5% Risikozuwachs entsprechen 25% des Ausgangsrisikos von 20%.) Paradox
aber wahr, mit einem zusätzlichen Einzel-Risiko kann man das Gesamtrisiko
tatsächlich senken!
[Grafik17]
68
Mehr Sicherheit durch mehr Risiko
Dies ist nur ein stark vereinfachtes Beispiel, die mathematischen
Beziehungen sind wesentlich komplexer. Außerdem habe ich mich von den
gängigen Erklärungsmodellen insoweit entfernt, als ich als Risikomaß nicht
die Volatilität verwendet habe, sondern stattdessen die Chance der Zielerreichung. Schließlich ist es ja genau das, was uns als Anleger interessiert.
Zum Schluss dieser Betrachtung darf ich Ihnen die berühmte „Effizienzkurve“ nicht vorenthalten. Sie werden dieser Darstellung [18] im Laufe Ihres
Anlegerlebens noch oft begegnen. Sie gibt eine Orientierungshilfe bei der
Zusammenstellung des optimalen Chance/Risiko-Verhältnisses über einen
beliebigen Anlagezeitraum. Alle Anlagen auf der Kurve haben das optimale
mögliche Verhältnis, während Anlage (C) noch Optimierungspotenzial hat: Es
kann eine höhere Rendite bei gleichem Risiko oder eine höhere Sicherheit bei
gleich bleibender Renditechance erreicht werden.
[Grafik 18]
Die Effizienzkurve
Der Haken an der Sache ist aber nun der: Die Auswahl der richtigen Beimischung zur Verbesserung des Risiko/Chance-Verhältnisses ist nicht einfach.
Die Einschätzung von Chance und Risiko ist subjektiv und beruht oft auf
historischen Ergebnissen, die nicht einfach in die Zukunft hinein projiziert
werden sollten. Insbesondere bei der Auswahl offener Fonds zieht man die
Kursentwicklungen der Vergangenheit gern heran, in der Annahme, dass ein
gutes Management vergangene Erfolge wiederholen kann. Doch das ist keine
wirklich verlässliche Planungsgrundlage.
69
Die Anlage“filtertüte“ Entsprechende Untersuchungen in den USA haben
ergeben, dass rund 90% der Rendite Ihrer Geldvermehrungsbemühungen aus
der Entscheidung für die richtige Vermögensstruktur resultieren, also der
Zusammensetzung nach Anlageklassen. Der Rest entfällt auf das „Feintuning“, nämlich die Auswahl der einzelnen Anlagevehikel (welche Aktie,
welcher Fonds, welche Beteiligung, welche Anleihe) und das Timing. Die
Vorschläge zu diesen restlichen rund 10% können Sie also entspannt Ihrem
Berater überlassen, er kann nicht mehr allzu viel Schaden anrichten. Nein, das
war ein Scherz, auch bei der Auswahl der Anlageinstrumente sollte man nicht
nachlässig sein, das Beste ist auch hier gerade gut genug für Sie!
[Grafik 19]
Anlageentscheidung und Anlageerfolg
Quelle: Brinson, Singer, Beebauer. Financial Analyst Journal 47, 1991
Diversifikation nach Anlageklassen
Pizza Prinzip nenne ich eine simple Aufteilung auf verschiedene Anlage-
formen zu gleichen Teilen. Ab einer Summe von ca. 20.000,- € vierteln Sie
Ihre Anlage“pizza“ ganz einfach und nach dem Modell „Vier Jahreszeiten“ zu
gleichen Teilen in die Elemente Immobilien, Festverzinsliche, Aktienanlagen
und Alternative (wie z. B. Rohstoffe, Hedgefonds oder Gold/Silber oder auch
Beteiligungen). Diese Viertel können dann, je nach zur Verfügung stehendem
Volumen, weiter unterteilt werden, wie in der Grafik beispielhaft gezeigt.
70
Verfügen Sie über weniger Kapital, oder möchten einen Sparplan realisieren,
dann sollten Sie auf die riskanteren und komplexeren Alternativen zunächst
verzichten und sich auf klassisch bewährte Anlagen konzentrieren.
[Grafik 20] „Pizza“-Portfolio
[Grafik 21] Core-Satellite-Strategie
Core-Satellite nennt sich eine andere relativ einfach umzusetzende
Strategie. [21] Hiernach gehört der Anlageschwerpunkt einem Kerninvestment, das aus soliden, langfristig orientierten und weniger schwankungsanfälligen Anlageinstrumenten ausgewählt wird, während die sogenannten
„Satelliten“, die um diesen Anlageschwerpunkt „kreisen“, mit unterschiedlichen renditeträchtigen, aber auch spekulativeren Anlagen bestückt sind. Vom
Umfang des verfügbaren Vermögens hängt es ab, ob diese Strategie in einfacher oder auch in differenzierterer Form verfolgt werden kann.
Zeitmanagement
Der geschickte Umgang mit der Zeit ist eine der zentralen Methoden der
Risikominimierung. Schauen wir uns die verschiedenen Aspekte einmal an.
Langfristigkeit Mit dem wohltuenden Einfluss langer Zeiträume haben
wir uns ja schon befasst. Die Verlustwahrscheinlichkeit bei Anlagen mit
Wertschwankungen, insbesondere bei Aktien und Aktienfonds, sinkt mit zu-
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nehmender Dauer der Anlage, solange eine langfristig steigende Wertentwicklung zugrunde liegt. Diese Grundvoraussetzung sicherzustellen, ist Sinn
der Diversifikation und der Auswahl der passenden Anlageklassen. An der
nächsten Abbildung [22] lässt sich der Effekt schön ablesen.
Der Eurostoxx ist ein europäischer Aktienindex und spiegelt die Kurse 50
europäischer Aktien inklusive der Dividendenausschüttungen wider, zeigt also
den Durchschnittswert aller enthaltenden Aktien an. Die Linien markieren
beispielhafte Anlagezeiträume und es ist leicht zu erkennen, dass, je länger der
Anlagezeitraum war, desto seltener die negativen Ergebnisse wurden. Jedes
Kästchen repräsentiert ein Jahr. Je dunkler die Felder, desto höher die
positiven Ergebnisse eines Jahres, negative Ergebnisse sind heller unterlegt.
Schon auf den ersten Blick ist erkennbar, dass positive Renditen überwiegen.
[Grafik 22]
Eurostoxx Renditedreieck bis Ende 2012
Quelle: Deutsches Aktieninstitut
Allerdings wird auch deutlich, dass sich in den letzten Jahren die kritischen
Phasen gehäuft haben und das Risiko gestiegen ist, ein schlechtes Jahr zu
72
erwischen. Darum sollte man flexibel sein, was den Zeitpunkt der Auszahlung
angeht. Man muss sich die Option offen halten, mit der Kapitalauszahlung
noch auf bessere Zeiten warten zu können oder sich zunächst mit Teilauszahlungen für den kurzfristigen Bedarf zu begnügen. Fehlt die Möglichkeit,
Schwächephasen auszusitzen, erhöht sich das Risiko.
Antizyklisch investieren Wer in der glücklichen Lage ist, im Laufe
seines Anlegerdaseins mehrfach investieren zu können (und sei es in Form
eines Sparplanes), möchte am liebsten den Königsweg zum Erfolg beschreiten
und dem alten Kaufmannsmotto folgen, das sofort einleuchtet: „Im Einkauf
liegt der Gewinn“. Das heißt: Der optimale Zeitpunkt für eine Investition ist
immer dann, wenn man zum günstigsten Preis, resp. niedrigsten Kurs, einkaufen kann. Doch so einfach es klingt, so schwierig ist es, dieses Prinzip
umzusetzen. Das Problem besteht im Erkennen und Ausnutzen des optimalen
Zeitpunkts und natürlich auch darin, zu diesem Zeitpunkt ausreichend
Investitionskapital zur Verfügung zu haben. Und wie wir wissen, stellen uns
Angst, Euphorie und Selbstüberschätzung dann noch ein Bein, lassen uns zu
lange zögern oder zu schnell handeln und wir verpassen immer wieder den
optimalen Einstiegs- oder Ausstiegszeitpunkt.
[Grafik 23]
Das Problem mit dem Timing (Indizes für D, EU, Welt)
Quelle: www.fidelity.de
Akzeptieren Sie, dass Sie nie den perfekten Investitionszeitpunkt treffen
können. Für den Anlagezeitraum gilt der alte Spruch „Hin und her macht
Taschen leer!“ Das hundertprozentige Timing für Ein- und Ausstieg bei
73
Anlagen mit Wertschwankungen ist unmöglich und der Stein der Weisen ist in
dieser Hinsicht noch nicht gefunden worden. Die Grafik [23] macht es deutlich: Das Verpassen guter Börsentage wirkt sich fatal auf das Ergebnis einer
Anlage aus.
Zeitliche Diversifikation Hierfür gibt es verschiedene Ansätze. Da wäre
zunächst, wie in der Grafik [24] gezeigt, die zeitliche Staffelung der verschiedenen Anlageformen. Anlageinstrumente mit hohem Verlustrisiko
und/oder hoher Schwankungsbreite sollten frühzeitig eingesetzt werden, weil
auch hier ein langer Zeitraum meist risikomindernd wirkt und weil im Falle
enttäuschter Erwartungen noch Zeit bleibt, Verluste oder zu geringe Gewinne
wenigstens teilweise wieder gutzumachen. Läuft aber alles nach Plan oder
sogar besser, profitieren Sie um so mehr von einem frühzeitig erzielten guten
Ergebnis, können auf einem entsprechend hohen Vermögensniveau weitermachen und haben zugleich einen komfortablen Risikopuffer aufgebaut.
[Grafik 24]
Diversifikation im Zeitverlauf
Um dieses einfache System noch zu optimieren,
können Sie ein Gewinnsicherungsverfahren einsetzen. Das bedeutet, dass Sie
eine Obergrenze festlegen, bei deren Überschreiten Sie Anteile Ihrer Anlage
verkaufen, das ist die berühmte „Gewinnmitnahme“. Beispielsweise können
Sie ab einem erreichten Gewinn von 10% diesen Gewinnanteil ganz oder
teilweise in eine andere Geldanlage umschichten. Auch Zinserträge oder
Ausschüttungen eignen sich für eine solche Strategie. Damit stärken Sie den
Diversifikationseffekt und, wenn Sie die fälligen Beträge in schwankungsärmeren Anlagen unterbringen, die Sicherheit.
Gewinnmitnahme
74
Je kürzer die verbleibende Zeit bis zur gewünschten Auszahlung, desto
vorsichtiger sollten Sie mit Ihren Gewinnen umgehen. Sie können bei entsprechend langfristig angelegter Vermögensplanung eine "Kaskadenstrategie"
verfolgen und nach und nach die Gewinne oder weitere Anteile des Vermögens in die nächstniedrigere Anlageklasse umschichten [25]. Dieses
Modell sieht recht verführerisch aus, ist aber nur etwas für wirklich ängstliche
Gemüter oder für sehr große Vermögen, denn mathematisch betrachtet, ist
dieses System weniger verlockend, wie wir gleich sehen werden.
[Grafik 25]
Kaskadenstrategie
Umschichten bedeutet natürlich auch zwangsläufig neu zu kaufen - und neu kaufen
bedeutet neue Kosten - allerdings hilft es Ihnen, dass niedrigere Risikoklassen üblicherweise auch niedrigere Kosten mit sich bringen. Wenn ein Aktienfonds 5% Ausgabegebühr hat, so reduziert sich das bei einem Rentenfonds auf die üblichen 3% und bei
einem Geldmarktfonds auf 1% - 0%. Mit der Kaskadenstrategie landen Sie also ganz
automatisch nach und nach bei den kostengünstigeren Investments.
75
Wie funktioniert nun so eine Gewinnmitnahme-Strategie konkret?
Sie wollen nach Ablauf von 2 Jahren aus Ihrer 100,- € - Anlage die ersten
Gewinne mitnehmen. (Natürlich ist das eigentlich viel zu früh, aber es dient ja
nur der Illustration) Sie haben dabei eine Gewinnschwelle von 20% vor
Augen. (10% p.a.) Das ist Ihre Stopp-Marke, also das Signal zum Verkauf.
Mathematisch liegt die bei 121,- € (inkl. Zinseszinseffekt), wir machen es uns
einfach und werden bei einem Kontostand von 120,- € aktiv. Diese 20,- €
Gewinn leiten Sie nun in eine etwas weniger schwankungsfreudige Anlage
um, etwa einen Rentenfonds. Hieraus sollen zukünftig ca. 6% jährliche
Rendite zu erwarten sein.
Wie groß ist nun im Ergebnis der Unterschied nach 10 Jahren, wenn Sie
tatsächlich alle 2 Jahre die rund 20% Zuwachs umschichten?
Hätten Sie die Gewinne weiter laufen lassen:
259,- €
Entnehmen Sie alle 2 Jahre 20,- € und legen sie zu 6% an: 208,- €
Das gibt doch zu denken. Läuft die Wertentwicklung Ihrer Anlagen langfristig nach oben, dann ist die "Laufen-lassen-Strategie" („Buy-and-hold“) die
erfolgreichere, da Sie dann kräftig vom Zinseszinseffekt profitieren. Den
reduzieren Sie natürlich, wenn Sie die Gewinne immer wieder entnehmen und
zu niedrigeren Zinsen anlegen. Die Differenz zwischen der sicheren Anlage
und Ihren angenommenen 10% pro Jahr kommt den Gewinnanteilen nicht
mehr zugute. Außerdem, noch einmal praktisch gesehen, müssen Sie die
Entwicklung Ihrer Anlage immer im Auge behalten, um die richtigen
Abschöpfungszeitpunkte nicht zu verpassen. Gerade bei schwankungsintensiven Werten ist das nicht ganz einfach. Sie werden einen regelmäßigen
Rhythmus kaum einhalten können. Andererseits können Ihnen Ihre Gewinne
im Falle eines Kursverlustes auch nicht wieder verloren gehen und bringen zwar bescheidenere - aber auch sicherere Zinserträge. Auf 10 Jahre betrachtet
mögen Ihnen 10% Rendite p.a. heutzutage recht ambitioniert erscheinen, aber
das ist ja nur ein Beispiel. Je weniger Zinsen eine sichere Anlage bringt, desto
größer wird logischerweise die Schere zwischen beiden Strategien.
76
Allerdings kann man beide Strategien auch mischen, indem man z. B.
Nicht den ganzen Gewinn, sondern 50% davon in die sichere Anlage umleitet
und beides parallel laufen lässt. Im Beispiel [26] ist das Verfahren in einfacher
Form abgebildet. Der betrachtete Zeitraum beträgt 12 Jahre. Die schwarze
Linie zeigt die Vermögensentwicklung der Investmentanlage, unten sehen Sie
die Entwicklung der verzinslichen Anlage. Die graue Linie (Mischergebnis)
spiegelt das Gesamtvermögen wider. Die gestrichelte weiße Linie den Verlauf,
wie er sich ohne die Absicherung entwickelt hätte. Die Sternchen markieren
die jeweiligen Umschichtungszeitpunkte, zu denen jeweils 5,- € (entspr. 50%
des Wertzuwachses) entnommen werden.
[Grafik 26]
Gewinnmitnahme – Stopp-Strategie
Deutlich zeigt sich nach einiger Zeit der verlust- und schwankungsmildernde Effekt, der trotzdem noch eine respektable Partizipation an den
Gewinnen des Investments zulässt. Sollte es gelingen, für die Sicherheits77
komponenten eine höhere Verzinsung zu erreichen, was durchaus im Bereich
des Möglichen liegt, so ist der oben beschriebene Effekt natürlich noch viel
eindrucksvoller.
Stopp-Loss Methode Noch ein Stück aufwendiger ist diese gegenläufige
Strategie. Hier geht es darum, Verluste zu begrenzen, indem man sich eine
maximale Verlustgrenze setzt und dann ganz oder teilweise verkauft. Experten
ziehen diese Strategie der Gewinnsicherung vor, nach dem alten Motto: „Verluste vermeiden, Gewinne laufen lassen!“ Das Problem: Das "gerettete" Geld
muss irgendwann wieder renditestark angelegt werden, damit bereits erlittene
Verluste aufgeholt werden können. Das heißt, doppeltes Timing ist erforderlich, um nicht nur den richtigen Ausstiegs-, sondern auch den passenden Einstiegszeitpunkt zu erwischen. Dieses Timing muss besonders genau verfolgt
werden - ob Sie bei der Gewinnmitnahme 1% mehr oder weniger abschöpfen,
ist nicht so entscheidend, wenn es aber um die Begrenzung von Verlusten
geht, sind die Folgen schon schwerwiegender. Denn jeder Minuspunkt muss
erst einmal mühsam wieder aufgeholt werden. Und schließlich kommen
womöglich noch erneute Kosten für die Wiederanlage dazu, das macht die
Angelegenheit nicht einfacher. Darum ist diese Strategie für den Normalanleger extrem schwierig umzusetzen. (Einen Ausweg können Fonds mit
modernen Wertsicherungskonzepten bieten, die diese Arbeit übernehmen.)
Rebalancing Diese Form des Risikomanagements beruht auf dem
Zurücksetzen einer Portfoliostruktur auf den ursprünglichen Stand und ist im
Grunde auch eine Form der Gewinnmitnahme bzw. Gewinnabsicherung.
Diese Idee trägt dem Umstand Rechnung, dass sich die Anteile innerhalb Ihres
Investmentkuchens im Laufe der Zeit verschieben; Zuwachs oder Verlust Ihrer
Investments, können die jeweilige Gewichtung erheblich verändern.
Nehmen wir an, Sie haben sich für eine sehr simple Form der Diversifikation z. B. nach dem „Pizza-Prinzip“ entschieden und Ihr Anlagekapital
nach dem Motto „2-Jahreszeiten-Pizza“ zu jeweils 50% in einen Aktienfonds
und einen Immobilienfonds gesteckt. Nach einiger Zeit stellen Sie fest, das
der Anteil des Aktienfonds aufgrund der besseren Entwicklung nun auf 60%
78
gewachsen, der Anteil des Immobilienfonds also geschrumpft ist: auf schlanke
40%. Nun stellt sich die Frage, ob das alte Verhältnis und die ursprünglich
gewünschte Risikoverteilung wieder hergestellt werden sollen. Ein Beispiel
zeigt Grafik [27]:
Das Portfolio ist zu 50% (A) und 50% (B), sagen wir mit jeweils 100,.- €
pro Anteil. (A) legt 20% zu. (B) steuert wie immer 5% bei.
Schauen wir uns die absoluten Zahlen an, dann hat (A) jetzt 120,- € und
(B) 105,- €. Der Portfolioanteil von (A) ist auf gut 53% angewachsen. Würde
man nun das alte 50:50-Verhältnis wiederherstellen, entfallen auf jedes Stück
vom Kuchen 112,50 €.
[Grafik 27]
Rebalancing
Umgekehrt geht das natürlich auch: Wenn ein Aktienfonds Verluste
produziert hat, könnten Sie die verlorenen Prozente aus dem dann übergewichteten Rentenfonds - in Erwartung steigender Kurse - wieder auffüllen
und das alte 50:50-Verhältnis wieder herstellen. Das ist schönstes Rebalancing
und antizyklisches Verhalten und - reine Nervensache.
Darwin für´s Depot Man kann allerdings auch einfach auf die Evolution
vertrauen und darauf setzen, dass der beste Depotanteil sich auf Dauer durchsetzt und die schwächeren Anteile verdrängt. Man lässt also dem Spiel der
Kräfte einfach freien Lauf und verzichtet auf´s Rebalancing. Das kann dann
so aussehen:
79
[Grafik 28]
Evolution eines Portfolios
Die Fonds A und B haben sich im Verlauf von hier 3 Jahren deutlich besser
entwickelt und einen größeren Anteil am Kuchen erobert. Dementsprechend
wird auch hier der Zinseszinseffekt größere Wirkung entfalten können und
den Trend auf lange Sicht weiter verstärken. Allerdings ist zu bedenken und
zu prüfen, ob A und B nicht auch größere Rückschlagsrisiken enthalten und
ob der Vorsprung gegenüber C und D evtl. sehr schnell wieder dahin sein
kann. Das hängt vom Risikoprofil der Anlage ab.
Der vorsichtige Anleger wird also eher zum Rebalancing greifen, der
mutigere oder derjenige, dem noch mehr Zeit für seine Anlage zur Verfügung
steht, wird auf Darwin und sein Evolutionsmodell vertrauen und vielleicht hin
und wieder eine Gewinnmitnahme ins Auge fassen.
Cost-Average-Effect Gute Nachrichten für den Investment-Sparplan! Es
gibt einen Automatismus, der das Leben des Sparers erheblich erleichtert. Das
Spannende daran ist, dass er nicht zu verhindern ist, wenn man mittels eines
Sparplanes regelmäßig gleich bleibende Beiträge investiert. Dieser sogenannte
Cost-Average-Effect (Durchschnittskosteneffekt) beschreibt die Tatsache, dass
bei schwankenden Kursen mehr Stücke eines Anlageinstruments (Fonds oder
Aktien) erworben werden, wenn die Kurse niedrig stehen, und weniger
Anteile bei hohen Kursen. Daraus wird ein positiver Effekt abgeleitet, der das
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Anlagerisiko minimiert, ja bisweilen wird sogar behauptet, dass auf diesem
Weg höhere Renditen zu erreichen wären, als mit einer Einmalanlage.
Nehmen wir einmal an, Sie investieren monatlich 100,- €. Wenn der Preis
pro Anteil bei 50,- € liegt, bekommen Sie für Ihren Beitrag 2 Anteile. Wenn
der Kurs bei 100, - € liegt, erwerben Sie logischerweise 1 Anteil, wenn er bei
150,- € liegt, sind es nur noch 2/3 (0,666...) Anteile. Da für den Endwert Ihres
angesparten Vermögens letztlich die Zahl der eingekauften Anteile und der
Verkaufskurs entscheidend sind, müssen zwei Faktoren zusammenspielen: Sie
müssen ordentlich Anteile eingesammelt haben und der Verkaufskurs muss
zum Ende des Sparplans gestiegen sein. (Welche Größenordnung hier notwendig ist, hängt von der vorangegangenen Entwicklung ab und kann nicht
pauschal beantwortet werden. Je früher und je länger Sie während Ihrer
Investmentkarriere von niedrigen Kursen profitieren konnten, desto niedriger
muss der spätere Anstieg ausfallen, um schöne Ergebnisse zu zeitigen.)
Am besten hilft zum Verständnis wieder ein kleines Beispiel:
Sie sparen 12 Monate monatlich 100,- €, haben also 1.200,- € eingezahlt.
Die Grafik [29a] zeigt Ihnen die Preise und die Anzahl der Anteile, die Sie für
Ihre regelmäßig aufgewendeten 100,- € erhalten. Ihr Nachbar (Ja, genau der
Schlauberger, den Sie aus einem vorigen Kapitel noch in unguter Erinnerung
haben!) verfährt genauso, investiert aber in eine andere Anlage [29b].
Die Kurse schwanken, wie es sich für anständige Aktieninvestments
gehört, dementsprechend schwanken die Preise und die Zahl der Anteile, die
Sie beide erhalten. Der Sparplan Ihres Nachbarn sieht auf den ersten Blick
deutlich freundlicher aus. Angenommen, die eingesammelten Anteile werden
nach dem 12. Monat zum Schlusskurs (80,- € bzw. 200,- €) komplett verkauft,
wer hat das bessere Geschäft gemacht? Hat etwa schon wieder der Nachbar
das bessere Ende für sich? Zählen wir die Anteile zusammen:
31,4 Anteile haben Sie eingesammelt, zu jeweils 80,- € verkauft, ergibt sich
ein schönes Resultat von 2.512,- €. Obwohl der Verkaufskurs klar unter dem
Einstiegspreis liegt!
81
Grafik [29a]
Cost-Average-Effect Sparplan A
Grafik [29b]
Cost-Average-Effect Sparplan B
Ihr Nachbar hingegen hat aufgrund des steigenden Kurses mit 8,91 Anteilen deutlich weniger einkaufen können. Selbst zu einem so schönen Kurs von
200,- € verkauft, ergibt das "nur" 1.782,- €. Diesmal haben Sie den besseren
Schnitt gemacht - Glückwunsch! Das ist Timing und antizyklischer Einkauf in
Reinkultur und Sie mussten nichts dafür tun! (Schalten wir gedanklich noch
einmal kurz zurück: Hätten Sie zu Beginn eine Einmalzahlung getätigt (die
gestrichelte Linie), sähe das Bild völlig anders aus, dann stünde Ihrem Verlust
von 20% ein Gewinn Ihres Nachbarn von 100% gegenüber!) Wie mächtig
dieser Effekt sein kann, zeigt sich auch daran, dass Sie erst bei einem Ver82
kaufskurs von 20,- € einen Verlust hinnehmen müssten, der erforderliche
Kursanstieg zum Schluss muss also, je nach Verlauf in der Zeit davor, nicht
unbedingt besonders dramatisch sein!
Dieser berühmte Effekt wird immer wieder und überall gepriesen. Doch ist
er wirklich so entscheidend für den Erfolg? Macht es langfristig einen Unterschied, ob man in kurzen Abständen oder z. B. nur jährlich einzahlt? Und
senkt er wirklich immer signifikant das Verlustrisiko? Nun, darüber gibt es in
der finanzwissenschaftlichen Literatur konträre Meinungen, die zum Teil
daher rühren, dass man diesen Effekt unter den unterschiedlichsten Faktoren
untersuchen und darstellen kann, von denen die meisten völlig fern der Realität des normalen Sparers liegen und wirklich nur mathematische Relevanz
besitzen.
Der Vorteil liegt zunächst unbestritten darin, dass Sie sich über das Timing
Ihrer Einzahlungen keine Gedanken machen - und auch niemanden dafür beauftragen und bezahlen müssen. Für den Normalanleger ist es ein gängiges,
bekanntes und auch leicht realisierbares Szenario.
Nichtsdestotrotz haben Untersuchungen* gezeigt, dass langfristig betrachtet
ein Sparplan gegenüber einer Einmalanlage im Endergebnis kaum eine
Chance hat. Da wir allerdings in einer Zeit immer stärkerer und kurzfristiger
auftretender Schwankungen leben, kann es sinnvoll sein, Kapital zeitlich verteilt zu investieren, also den eigentlichen Kapitalstock zunächst sicher (und
niedrig) verzinst zu parken und ihn nach und nach in die eigentlich
gewünschte Anlage einzuspeisen. Für die meisten stellt sich diese Frage am
Anfang ihrer Anlegerkarriere allerdings nicht - sie kann jedoch zu einem
späteren Zeitpunkt interessant werden, wenn Sie einen gewissen Kapitalstock
angespart haben und diesen nun auf weitere Anlageformen verteilen möchten.
Eines sollten Sie jedenfalls im Auge behalten: Der risikoausgleichende Effekt
reduziert sich mit zunehmender Spardauer. Denn das Kapital, das Sie mit
*Quellen: „Cost-Average-Effekt: Fakt oder Mythos“ Sonderforschungsbereich 504, Uni
Mannheim, Albrecht, Dus, Maurer, Ruckpaul 2002 und Hofmann, Richter, Thiessen,
Wunderlich,. TU Chemnitz
83
ihren Sparbeiträgen angesammelt haben, nimmt am Cost-Average-Effect nicht
mehr teil. So verschiebt sich im Laufe der Zeit der Schwerpunkt zwischen
Sparanteil und Kapital und Ihr Sparplan nimmt mehr und mehr den Charakter
einer Einmalanlage an.
Das Wechselspiel zwischen Kursverlauf und Vermögensentwicklung
illustrieren die beiden folgenden Bilder. Wir betrachten wiederum zwei Sparpläne mit jeweils 100,- € monatlicher Einzahlung. Im Bild links [30] hat der
Kurs gleich zu Beginn der Anlage nachgegeben. Das zahlt sich am Ende aus,
ohne das der Kurs dramatisch gestiegen wäre.
Im zweiten Fall im Bild rechts [30] liegt der Kursverlust in der Mitte des
Betrachtungszeitraums und trotz stärkeren Anstiegs zum Ende hin kann er das
Ergebnis des ersten Plans nicht mehr erreichen. Wieder zeigt sich, wie wichtig
der Aspekt der Langfristigkeit ist: zwischenzeitlich liegt das Vermögen in
beiden Fällen unter dem Niveau des eingezahlten Kapitals, im ersten Fall
sogar sehr deutlich und sehr lange.
[Grafik 30]
Kurs und Vermögensentwicklung
Das ist der Preis, den der geneigte Anleger für sein attraktives Endergebnis
zu zahlen hat. Wenn es auch sonst keine Garantien gibt, Nervenkitzel ist
gewährleistet!
84
Lebensaltersquote Darunter versteht man ein Verfahren, dem zufolge
man den Aktien- bzw. Aktienfondsanteil im Depot nach einer einfachen
Formel bestimmt:
100 minus Lebensjahre = Aktien(fonds)quote.
Der Rest soll dann den schwankungs- und risikoärmeren Anlageformen
gehören. Einem 80jährigen würde diese Formel allerdings immer noch einen
Aktienanteil von 20% bescheren. Da es in dieser Altersklasse eher um
Kapitalerhalt denn um Vermögenszuwachs geht und trotz allgemein
steigender Lebenserwartung auch keine langen Zeiträume mehr zur Verfügung
stehen, um Verluste aufholen zu können, spricht meiner Meinung nach in
diesem Fall einiges für eine Aktienquote von 0%. Allerdings spielt auch das
zur Verfügung stehende Kapital und natürlich auch die sonstige Vermögenssituation wieder eine wichtige Rolle. Bei einem Kapitalstock von 100.000,- €
und mehr sind zwischenzeitliche Verluste zu verkraften. Je geringer jedoch
das zur Disposition stehende Vermögen ist, desto zurückhaltender sollte man
agieren, wenn es um die Quote schwankungsanfälliger Anlagen geht.
Davon abgesehen ist diese Empfehlung schlichtweg zu schlicht in ihrer
Einfachheit. Denn was heißt hier schon „Aktienanteil?“ Von welcher Art
Aktien sprechen wir denn? Wie Sie noch sehen werden, gibt es eine Unmenge
unterschiedlicher Aktien und Aktienfonds mit sehr unterschiedlichen
Charakteristika. Und welcher Art sollen die übrigen Anlagen denn sein? Auch
da ist das Universum der Möglichkeiten enorm. Jede Menge ungeklärter
Fragen, die nur einen Schluss zulassen: Dieses Modell ist für eine vernünftige
Vermögensplanung nur sehr begrenzt verwertbar.
85
GARANTIEMODELLE
Da wir eben von Garantien gesprochen haben, will ich Ihnen noch verschiedene Modelle vorstellen, die Ihnen den Erhalt des eingezahlten Geldes
gewährleisten sollen. Alle Systeme beruhen auf der Idee der Diversifikation,
die Sie ja schon kennen.
Die Garantiestrategie der Stiftung Warentest stellt sicher, dass Ihr ein-
gezahltes Geld auf jeden Fall zum Ende der gewählten Laufzeit noch zur Verfügung steht. Das ist ein sehr bescheidenes Ziel, dennoch will ich sie Ihnen
hier nicht vorenthalten. Wichtiger Aspekt dabei: Die Garantie gilt nur für das
Durchhalten der Laufzeit. Frühere Entnahmen können zu Verlusten führen.
Sicherer Zins und Depotanteil der sicheren Anlage in %
Anlagezeitraum
3,50 %
4,00 %
5,00 %
20 Jahre
77%
74%
68%
25 Jahre
58%
53%
45%
30 Jahre
43%
38%
29%
Quelle: Finanztest, 9.2008
Lesebeispiel: Sie müssen bei einem Anlagehorizont von 30 Jahren bei einer
sicheren Verzinsung von 4% lediglich 38% Ihrer Anlagesumme sicher verzinst
anlegen und können den Rest in volatilen Anlagen unterbringen. Der
mathematische Hintergrund ist recht einfach: Mit der sicheren Verzinsung
gleichen Sie über den angegebenen Zeitraum immer einen möglichen Totalverlust des Restkapitals aus.
Für Einmalanlagen wie auch für Sparpläne
gibt es mittlerweile ausgeklügelte Garantie- und Wertsicherungskonzepte, die
Wertsicherungskonzepte
86
darauf beruhen, einen Teil des angelegten Geldes so abgesichert anzulegen,
dass schließlich das eingezahlte Kapital erhalten bleibt und dennoch eine
möglichst hohe Aktienquote gewährleistet ist. Ein solches System setzt aber
immer ein festes Auszahlungsdatum voraus, denn es wird ja ein Zeitpunkt
benötigt, auf den hin das Management hin kalkulieren kann. Eine Anlage, die
jederzeitige Sicherheit und den garantierten Erhalt der eingezahlten Beiträge
auch während der Sparphase liefert, findet man nicht bei reinen Anlagen mit
Wertschwankungen, das liegt in der Natur der Sache.
Prognoseverfahren
Ein weiterer Ansatz, Risiken in den Griff zu kriegen, ist der Versuch, in die
Zukunft zu blicken. Wenn wir wüssten, wann sich welche Anlagen wie entwickeln - ja, dann wären wir alle ganz schnell ganz reich. Zwar helfen weder
Kristallkugel noch Astrologie da wirklich weiter, doch neben dem Blick auf
Zurückliegendes und der Projektion in die Zukunft ist es durchaus kein
Hexenwerk, sich mit der Vorhersage kommenden Entwicklungen zu befassen.
Dabei kann man zwischen zwei Prognoseverfahren unterscheiden: Den
anlageorientierten und den wirtschafts- oder marktorientierten.
Anlageorientierte Prognoseverfahren:
Charttechnik Wenn es um Zeiträume der nahen Zukunft geht und die
Frage, ob man "Stücke" (Aktien, Fondsanteile) kaufen, halten, oder verkaufen
soll, hat die Auswertung zurückliegender Kursentwicklungen einige
Bedeutung erlangt. Kritiker stufen sie allerdings auf einem ähnlichen Niveau
ein, wie die Kaffeesatzleserei. Im Grunde beruht dieses Verfahren auf einem
psychologischen Phänomen, nämlich der menschlichen Eigenart, überall
Muster zu sehen und ihnen eine bestimmte Bedeutung zu geben, auch wenn
diese Muster nur vollkommen zufällig entstehen, bzw. ihre Entstehung andere
Ursachen hat, als man ihnen zuschreibt. Sicher haben Sie auch schon einmal
in einem Felsblock ein Gesicht erkannt, obwohl Wind und Wetter diese
Struktur rein zufällig geformt haben. So ähnlich ist es mit der Charttechnik
auch. Die Börse hat kein Gedächtnis und Kursverläufe und -formationen
87
mögen sich ähneln, können aber jeweils aus völlig verschiedenen Ursachen
entstanden sein. Trotzdem ist es ganz spannend, sich kurz damit zu befassen,
weil eben doch viele Marktteilnehmer ihre Kauf- oder Verkaufsentscheidungen davon abhängig machen.
[Grafik 31]
Charttechnik, einfaches Beispiel
Die Methode ist gar nicht so leicht zu erklären. Es läuft darauf hinaus, dass
historische Kursverläufe grafisch ausgewertet werden. Daraus werden Trends
abgeleitet, die wiederum für den Kauf oder Verkauf bzw. das Halten eines
Wertpapiers sprechen. In unserem (stark vereinfachten) Beispiel [31] habe ich
einen fiktiven Kursverlauf dargestellt. Die gestrichelten Linien kennzeichnen
steigende oder fallende Trends. Sie orientieren sich an den oberen und unteren
Wendepunkten des Kursverlaufs. Wenn Widerstände oder Unterstützungslinien gehalten oder durchbrochen werden, lässt das laut Charttechnik auf
weiter steigende oder fallende Kurse schließen und löst dementsprechende
Aktionen (Kauf oder Verkauf) aus. Es gibt für den Chart-Fan eine Unzahl
weiterer Kursformationen und Signale, wie z. B. 200-Tage-Linien, „Flaggen“,
„Schultern“ „Bollingers“ „Double Dips“ und noch viele viele weitere.
Die Charttechnik geht davon aus, dass sämtliche relevanten Informationen
über Vergangenheit und Zukunft bereits in der sichtbaren Kursentwicklung
enthalten sind. Was die Anpassung Ihrer Empfehlungen und Prognosen
angeht, sind Charttechniker ziemlich flexibel. Wenn die Realität die Vorher88
sagen überholt, ist ein neuer Chart flugs gezeichnet. Dennoch hat diese
Prognosemethode einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Marktentwicklung im Sinne einer „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“. Denn
Marktteilnehmer, die solche Techniken für Ihre Entscheidungsfindung einsetzen, werden verkaufen oder kaufen, sobald der Chart das „Signal“ dazu
gibt und den vorhandenen Trend damit nicht nur bestätigen, sondern auch
noch weiter verstärken. Wenn in einem solchen Fall viele und zum Teil
schwergewichtige Marktteilnehmer gleichzeitig die entsprechenden Auslöser
erhalten, kann sich das auf die betroffenen Kurse fühlbar auswirken.
Die Fundamentalanalyse dient vor allem der Entscheidungsfindung für
den Kauf oder Verkauf einzelner Aktien und untersucht die wichtigen Kennziffern eines Unternehmens und seines Marktumfeldes. So werden zunächst
Markt und Branche, in denen sich ein Unternehmen bewegt, untersucht,
ebenso wie die Position des Unternehmens innerhalb seines Marktumfeldes.
Daran schließt dann die eigentliche Unternehmensanalyse an: Umsätze,
Gewinne, Gewinnaussichten, Produktpolitik usw. werden unter die Lupe
genommen, um die notwendigen Kriterien für eine Kauf- oder Verkaufsentscheidung entsprechender Aktien zu erhalten. So wird versucht, die Zukunft in
den Griff zu bekommen und Voraussagen zu Unternehmenswerten zu treffen.
Wirtschaftsorientierte Prognoseverfahren:
sind übergeordnete politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungstendenzen, die die Finanzmärkte und Anlageformen
beeinflussen können. Dazu ist heute z. B. die Umwelttechnologie, es ist
voraussehbar, dass hier gewaltige Investitionen notwendig werden, die ein
vielversprechendes Umfeld für Anleger schaffen. Auch die fortschreitende
Verknappung von Rohstoffen, oder die notwendige Entwicklung der Infrastruktur in Entwicklungsländern zählen dazu. Und ein politisch wie
gesellschaftlich gewollter Prozess wie die sogenannte „Energiewende“ in
Deutschland kann über Jahrzente bestimmten Branchen Auftrieb verleihen –
ebenso wie andere darunter leiden werden.
Megatrends
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Gesellschaftspolitisch interessierte Privatanleger können sich am ehesten
eine eigene Meinung über interessante Megatrends bilden und mithilfe eines
versierten Beraters auch gute Anlagen identifizieren, die vielversprechende
zukunftsorientierte Strategien vorweisen können. Allerdings ist hier kritische
Beobachtung im weiteren Zeitverlauf angebracht, denn die „Storys“, die rund
um eine Geldanlage gestrickt werden, klingen immer gut. Der eine Investmentmanager mag daraus eine Erfolgsgeschichte machen, der andere jedoch
eine Horrorstory. Sogenannte Megatrends beruhen praktisch immer auf Entwicklungen im gesellschaftlich/politischen Raum und sind daher auch anfällig
gegen gesellschaftliche Umbrüche und politische Entscheidungen, die einen
solchen Trend auch sehr schnell wieder abwürgen können.
sind ein allgemein bekannter Begriff. Die Theorie
dahinter besagt, dass die Konjunktur einer Volkswirtschaft in Zyklen verläuft,
also einem stetigen Auf und Ab unterliegt. Man unterscheidet dabei die vier
Phasen Expansion, Boom, Rezession und Depression.
Konkunkturzyklen
Jede dieser Phasen kann dem Anleger zwar eigene Chancen bieten oder
besondere Risiken mit sich bringen, auf die er reagieren muss. Leider weisen
diese Zyklen jedoch keine erkennbare Regelmäßigkeit auf. Selbst wenn man
definieren kann, in welcher Phase man sich befindet und daraus ableitet,
welche als nächste bevorsteht, so weiß man doch nicht, wie lange die einzelnen Phasen dauern und wie stark sie ausgeprägt sein werden. Hieraus Hilfen
für seine finanziellen Entscheidungen abzuleiten, ist darum kaum möglich.
Bei der Betrachtung langfristiger (Struktur-)Zyklen stößt man auf die Theorie des
Ökonomen Nikolai Kondratieff, der langfristige Wirtschaftsschwankungen in Zyklen von
40 bis 60 Jahren, sogenannte Kondratieffzyklen, beobachtete. Nach seiner Theorie
stehen am Anfang eines jeden Zyklus neue technologische Errungenschaften: die
Erfindung der Dampfmaschine, der Eisenbahn, der Elektrizität, die Entwicklung des
Automobils und der Informationsgesellschaft, die einen lang anhaltenden Konjunkturaufschwung tragen. Schlauer ist man erst hinterher, denn aus der Nähe ist selten
erkennbar, welche der vielen bahnbrechenden Entwicklungen der heutigen Zeit wohl
diejenige sein wird, die einen solchen Zyklus anstößt – und ob überhaupt.
90
Hin und her macht Taschen leer!
Ihr Finanzberater wird eines oder mehrere dieser Modelle gerne auch als
Vorwand benutzen, um Ihr Depot umzuschichten, obwohl das vielleicht gar
nicht notwendig wäre. Er wird sicherlich in seinem Angebotsportfolio auch
immer wieder mal neue Trends ausmachen, die zu vernachlässigen geradezu
sträflich wäre! Vorsicht. Eine gängige Faustformel aus dem Bankenwesen
lautet, das im Schnitt 25% eines Kundendepots jedes Jahr neu strukturiert
werden sollten. Leider spielt die Entwicklung der letzten Jahre solchen Leuten
in die Hände, denn tatsächlich gerät „buy and hold“ angesichts immer
schneller aufeinander folgender Krisen immer mehr unter Druck und man ist
gezwungen, seine Strategie in kurzfristigeren Abständen anzupassen. Denken
Sie daran: Jede neue Abschlussgebühr schmälert die mühsam aufgebaute
Rendite und muss erst einmal wieder eingespielt werden.
FAZIT:
► Risiken verteilen.
► Gewinnmitnahmen planen.
► Prognosen kritisch beäugen.
► Wertsicherungssysteme nutzen.
► Umschichtungen nur aus gutem Grund.
91
WAS IST WAS – ANLAGEWELTEN
Bevor wir uns die wichtigsten Anlageinstrumente aus der Nähe anschauen,
möchte ich versuchen, noch etwas Ordnung in das unübersichtliche
Instrumentarium zur Vermögensmehrung zu bringen. Es gibt verschiedene
Blickwinkel, unter denen man das tun kann. Wir beginnen mit der Einteilung
in Geld-, Sach- und Spezialwerte, die sich auf das Ziel einer Investition
bezieht. Danach betrachten wir die Arten und Formen der Geldanlage,
beginnend mit Fonds und Direktanlagen, die sich in vielerlei Untergruppen
herunterbrechen lassen.
Die Mindmap [32] gibt einen Eindruck über die Vielfalt der Investitionsmöglichkeiten. Damit es übersichtlich bleibt, ist diese „Landkarte“ sogar noch
vereinfacht und nicht alle möglichen Unterverzweigungen sind dargestellt.
[Grafik 32]
92
Übersicht Anlageklassen und - instrumente
Geldwerte
Wenn Sie in Ihrem Portemonnaie einen 10 €-Schein finden, dann ist das ein
Geldwert. Ebenso wie das ¼ Kilo 5-Cent-Münzen, die ich da in Ihrer Hosentasche klimpern höre. Auch Ihr Sparbuch stellt einen Geldwert dar. Sogar eine
Kapital-Lebensversicherung repräsentiert einen Geldwert. Ihr Euroschein
kann noch so zerknüllt und schmutzig sein, er kann bereits mehrere Reisen
durch Ihre Waschmaschine hinter sich haben (in der Brusttasche des Oberhemdes vermutlich) - das ändert nichts an seinem Wert. Sie erhalten im
Tausch nicht plötzlich nur noch 7,- €; der Materialwert und der Zustand
spielen keine Rolle. Ob das Sparbuch Eselsohren hat und die letzte Wertbestätigung Ihrer Lebensversicherung einen Kaffetsunami überstehen
musste ... unwichtig. Der aufgedruckte Wert gilt.
Grob gesagt, läuft alles, was Zinsen abwirft, unter der Bezeichnung Geldwert. (Das heißt allerdings nicht, dass alles, was keine Zinsen abwirft, kein
Geldwert ist, Girokonto oder Bargeld zählen trotzdem dazu.) Geldwerte
kommen in Form von Scheinen oder Münzen oder Dokumenten daher, die
eine bestimmte Größenordnung in einer bestimmten Währung verbriefen.
Geldwerte sind stets durch die Geldentwertung bedroht, über deren üble
Auswirkungen Sie ja schon einiges erfahren haben. Dabei ändert sich zwar
der nominale Wert nicht, wenn Sie zehn Euro gegen zehn Euro tauschen,
werden Sie immer noch zweimal fünf Euro bekommen, doch der Tauschwert
gegenüber Sachen oder Dienstleistungen ändert sich, wenn diese teurer
werden und Sie für den gleichen Betrag im Laufe der Zeit immer weniger
Gegenleistung in Form von Sesambrötchen, Reparatur von Wasserhähnen
oder Urlaubsreisen erhalten. (Allerdings zeigt sich der Effekt in umgekehrter
Weise: Brötchen, Reparaturen und Reisen werden schlicht und einfach teurer.)
Unser Geld ist auch deswegen von Entwertung bedroht, weil es nicht mehr in
adäquatem Maß durch Gold hinterlegt ist, so wie es zu Zeiten des Goldstandards noch war. Man nennt das „Fiat *-Geld“, Sie können also nicht mehr
zur Zentralbank gehen und Ihre Geldscheine oder Münzen in Gold auszahlen
*
Vom lateinischen „es werde“ also quasi aus dem Nichts geschaffen.
93
lassen, so wie es bis zum Jahr 1973 noch der Fall war. Warum und wieso und
wie es dazu kam, das man sich international vom Goldstandard verabschiedet
hat, ist eine andere Geschichte, googlen Sie einfach mal nach dem Begriff
„Goldstandard“ und Sie werden einiges dazu finden.
Besitzt man nun eine bestimmte Menge Geld und will es auf der Basis von
Zinszahlungen vermehren, so muss man es an jemanden ausleihen, der Zinsen
dafür zahlt. Dafür braucht man einen Partner, üblicherweise ein Geldinstitut.
Dieses Institut nimmt einen Kredit bei Ihnen auf und benutzt das Geld, um
Ihrem Nachbarn (ja, der schon wieder!) einen Kredit zu anzubieten allerdings zu wesentlich höheren Zinsen, als Sie von der Bank erhalten. Kein
schlechtes Geschäft - für den Zinsgeber! Immerhin erhalten Sie für Ihr Geld
mehr Sicherheit, was die pünktliche Rückzahlung angeht, als Ihr Nachbar
Ihnen bieten würde. Der Preis für diese Sicherheit ist die vergleichsweise
niedrige Verzinsung.
Sachwerte
Der Begriff des Sachwerts erklärt sich schon aus dem Namen. Es ist der in
Wirtschaftsgütern (z. B. Immobilien, Schiffen, Grundstücken, Schmuck, Rohstoffen) verkörperte Gebrauchs- bzw. Verkehrs- oder Verkaufswert (der am
Markt erzielbare Erlös).
Im Gegensatz zum Geldwert hat allerdings der substanzielle Zustand eines
Sachobjekts, beispielsweise Ihres Autos, durchaus einen Einfluss auf seinen
Wert. Wenn die Reifen abgefahren sind und der TÜV abgelaufen ist, werden
Sie keinen guten Preis erzielen können. Was immer Sie für einen Preis auf den
Zettel im Seitenfenster schreiben, ob Sie diese Summe erhalten, steht im
wahrsten Sinne des Wortes auf einem anderen Blatt. Hinzu kommt natürlich
die Nachfrage: je mehr Leute etwas haben wollen, bzw. je knapper ein Gut ist,
desto teurer kann man es verkaufen.
Sachwerte werfen keine Zinsen ab, stattdessen können sie andere Erträge
bieten, wie z. B. Mieterlöse oder Gewinnbeteiligungen.
94
Auch die Beteiligung an Unternehmen stellt eine Sachwertanlage dar, denn
hinter diesen Unternehmen stecken ja wiederum materielle Werte wie
Maschinen, Grundstücke, Immobilien, allerdings auch immaterielle Werte wie
z. B. Know-how, Entwicklungsleistungen, Patente, etc. Man nennt das auch
die „Produktionsfaktoren“. Darum zählt man z. B. Aktien und auch Aktienfonds zu den Sachwertanlagen und spricht in diesem Zusammenhang auch
von einer Beteiligung an den Produktionsmitteln.
Das Eigentum an Sachwerten beinhaltet theoretisch einen gewissen Schutz
vor Inflation, da ja eben diese Inflation letztlich von den Unternehmen und
Immobilienbesitzern gemacht wird (über die Gestaltung der Preise, Gewinnmargen, Mieten). Immobilienbesitzer können ihre Mieten anpassen, die
ebenso ein Element der Teuerung sind und auch im Inflationsindex (Warenkorb) erfasst werden, den Sie ja schon kennengelernt haben. (Deshalb gelten
schließlich Aktien und Grundvermögen in der langfristigen Betrachtung als
inflationsausgleichende Anlagen - für den Anleger.) Der Wert einer Sache
entwickelt sich aus Angebot und Nachfrage oder wird per Schätzung oder
Wertbestimmung ermittelt.
Alternative Anlagen
Unter diesem Begriff subsumieren wir Edelmetalle (Gold, Silber, Platin,
Palladium), Diamanten, Rohstoffe (Öl, Weizen,Kaffee, Kakao, etc.) aber auch
Beteiligungen an Minen- und Fördergesellschaften und Hedgefonds und
sonstige Spezialfonds. Auch ETCs, Exchange Traded Commodities, zählen
hierzu, das sind direkt an der Börse gehandelte Wertpapiere, eine Sonderform
von Zertifikaten, die mit Rohstoffen/Edelmetallen physisch hinterlegt sind..
95
ANLAGEKLASSEN / ANLAGEINSTRUMENTE
Nun sind wir fast so weit, einen Blick auf die einzelnen Instrumente zur
Geldvermehrung zu werfen, als Letztes machen wir uns aber noch mit den
bekannten Oberbegriffen vertraut, unter denen sie geführt werden.
Direktanlagen
Unter diesem Begriff werden alle Anlagemaßnahmen zusammengefasst,
die Sie in Eigenregie und direkt mit einem Anbieter abwickeln. In diesem Fall
gibt es nur Sie und den Verkäufer (evtl. ist noch ein Makler zwischengeschaltet, der aber nur sozusagen der „Kuppler“ ist, der die richtigen Leute
zusammenbringt.) Ich ordne dem Bereich der Direktanlage auch z. B. Sparbücher, Tagesgeldkonten und Anleihen zu, da Sie auch in solchen Fällen die
Produkte des Anbieters direkt in Anspruch nehmen.
Wenn es um Sachwerte geht, kaufen Sie sich zum Beispiel eine Eigentumswohnung oder ein Wertpapier (Aktie, Zertifikat und Ähnliches). Sie
können auch Teilhaber einer Firma werden. In jedem Fall ist eine vergleichbare Risikostreuung wie etwa bei Fonds - über die Sie gleich etwas erfahren nicht gegeben. Sie tragen das volle Risiko und alle Chancen Ihres
Engagements. Für Normalanleger und erst recht für Anfänger ist das nicht
empfehlenswert, es sei denn, man verfügt über ein sehr ausgedehntes Vermögen, das es erlaubt, nur einen Teil des Guthabens in solche Projekte zu
investieren. Das ist bei Ihnen nicht so der Fall? Dann richten wir unseren
Blick gleich auf die nächste Anlageform.
Fonds
Im Gegensatz zur Direktanlage lebt die Fondsanlage von der Idee der
Gemeinschaft. Diese Idee ist entstanden aus der Erkenntnis, dass die
finanziellen Möglichkeiten der meisten Leute doch arg begrenzt sind und
darum die meisten Direktanlagen als Möglichkeit zur Vermögensvermehrung
unerreichbar bleiben oder aber das gesamte Vermögen binden und damit eine
96
Risikostreuung unmöglich machen. Wenn also Viele ihr Geld zusammenlegen
und damit einkaufen gehen, lässt sich natürlich viel mehr erreichen. Oft wird
der Begriff „Fonds“ mit „Aktienfonds“ gleichgesetzt und dann wiederum mit
„Risiko!“, doch das ist zu kurz gedacht, siehe weiter unten.
Offene Fonds/Publikumsfonds
Der erste offene Fonds wurde bereits im Jahre 1868 in Schottland aufgelegt. Ein Fonds wird "offen" genannt, wenn dort jeder (daher auch
„Publikumsfonds“ jederzeit und in nahezu beliebiger Höhe (es gibt allerdings
Untergrenzen) und ohne Begrenzung der Laufzeit Geld investieren kann entweder in Form von regelmäßigen oder unregelmäßigen Sparbeiträgen
und/oder in Form eines oder mehrerer Einmalbeiträge. Es ist also ein sehr
flexibles Anlageinstrument.
Da man sich einen offenen Fonds mit vielen anderen Investoren teilt, erhält
man als Gegenwert eine Anzahl von "Anteilen" an diesem Fonds. Wenn es
sich um einen Fonds handelt, dessen einzelne Anteile relativ teuer sind,
können es auch Bruchteile davon sein. Der Wert dieses Anteils bestimmt sich
nach dem Wert des gesamten Fondsvermögens, geteilt durch die Anzahl der
ausgegebenen Anteile (Nettoinventarwert NAV).
Fonds kann man als Sparplan, als Einmalanlage oder als eine Kombination
von beiden gestalten. Sparpläne erhält man bereits ab 25,- € monatlich, die
Mindestanlagesumme liegt üblicherweise bei 200,- €. Es gibt (außer bei der
Sonderform der Laufzeitfonds) keine festen Laufzeiten oder Auszahlungstermine, die Beiträge können erhöht und gesenkt oder ganz eingestellt werden.
Einzahlungen können jederzeit vorgenommen werden, Entnahmen sind
ebenso kurzfristig möglich. (Es kann allerdings vorkommen, dass unter
besonderen Voraussetzungen das Management einen Fonds zeitweise schließt,
das bedeutet, dass keine neuen Beiträge angenommen werden oder auch
Auszahlungen für eine Zeit nicht möglich sind.) Fonds sind also eine flexible
Anlageform. Darin liegt aber auch eine Gefahr, denn Vermögen, das problemlos jederzeit zugänglich ist, verführt „schwache Charaktere“ allzu leicht zu
vorzeitigem Zugriff.
97
Ein besonderes Merkmal der in Deutschland zugelassenen Fonds ist die
Tatsache, dass die Spargelder der Anleger als sogenanntes „Sondervermögen“
vom Vermögen der Fondsgesellschaft getrennt verwahrt werden müssen. So
bestimmt es das Kreditwesengesetz. Selbst im Falle einer Pleite der Fondsgesellschaft bleibt darum das Kapital der Anleger erhalten. Das Kreditwesengesetz dient darüber hinaus der Sicherheit der Anleger, in dem es verschiedene
Rahmenbedingungen für den Umgang mit ihrem Vermögen festsetzt. Sehen
Sie es mir nach, wenn ich hier im einzelnen nicht darauf eingehen kann.
Aktiv gemanagte Fonds Das Fondsvermögen wird bei den meisten Fonds
von einem Fondsmanager (und/oder einem Team) verwaltet, der darüber entscheidet, wie und wo das Fondsvermögen angelegt wird, ob und wann gekauft
oder verkauft wird. (Hier zeigt sich ein weiterer Vorteil der Fondskonstruktion
- man kann sich einen Profi für´s Management leisten und ist von der Mühsal
des Direktanlegers entlastet, der ständig auf der Hut und auf dem Laufenden
sein muss.)
Dieser Erfolg wird oft daran gemessen, ob der Fonds besser abschneidet als
seine sog. "Benchmark", z. B. ein Aktienindex. Ein aktiv gemanagter
deutscher Aktienfonds mit den deutschen „Blue Chips“ sollte also besser
abschneiden als der DAX, der die größten deutschen Aktienwerte enthält. Das
bedeutet, dass auch ein Verlust noch ein Erfolg sein kann, solange er niedriger
ausfällt als der Verlust der Vergleichsmarke. Darum geht die Tendenz immer
mehr dahin, den Erfolg eines Fonds absolut zu sehen und nicht im Verhältnis
zur Benchmark. Nur ein echter Gewinn ist dann auch wirklich ein Gewinn,
ganz im Interesse der Anleger.
So oder so muss sich das Management an das Grundthema seines Fonds das Fondsmandat - halten, denn dies ist für den Anleger das entscheidende
Auswahlkriterium. Z. B. gibt es Fonds, die nur in bestimmten Ländern oder
Regionen investieren, es gibt Fonds, die nur Aktien von Pharmaunternehmen
kaufen - es gibt aber auch Fonds, die gar keine Aktien kaufen, sondern festverzinsliche Wertpapiere oder Immobilien. Und natürlich jede Menge Mischformen, die Sie in Kürze kennenlernen.
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Automatisch gemanagte Fonds Dahinter verbergen sich die sogenannten
quantitativen Modelle, bei denen das „menschliche“ Management ganz oder
teilweise durch ausgefeilte Computerprogramme ersetzt wird. Das soll
typische psychologische Schwächen bei Auswahl und Timing der Käufe und
Verkäufe ausschließen, von denen auch professionelle Fondsmanager nicht
frei sind. Solche Modelle benötigen allerdings klare Trends nach oben oder
unten, damit Sie Daten für die Verkaufs- oder Kaufsignale haben. Bei unklarer
Börsenlage verliert Kollege Computer nämlich leicht die Orientierung und
kann dann durchaus beachtliche Verluste einfahren. Der Beweis, dass solche
Modelle langfristig besser sein können als ein Management aus Fleisch und
Blut, steht daher immer noch aus. Der Einfluss solcher Modelle im Bereich
großer Vermögensverwaltungen (High-Frequenzy-Trading-Funds) nimmt
allerdings stetig zu und verursacht bisweilen verrückte und durch
fundamentale Daten nicht gerechtfertigte Kursausschläge einzelner Aktien.
ETFs Eine weitere Sonderform nennt sich "passiver Fonds" oder - damit
es nicht zu deutsch wird, ETF, das bedeutet Exchange Traded Fund. Solche
Fonds bilden passiv (daher die Bezeichnung) bestimmte Indizes (wie z. B. den
DAX oder den Eurostoxx) ab, ein aktives Management ist überflüssig,
Kollege Computer erledigt auch hier die Arbeit und muss daher auch nicht
bezahlt werden. Das machte diese Fonds in unserem Lande im Handumdrehen
gleich sehr beliebt. So ein ETF kann jederzeit kurzfristig über die Börse ver kauft werden, der Kurs wird im Sekundentakt gebildet und nicht, wie bei den
gemanagten Varianten, nur einmal am Tag.
Diese Fondskonstruktion wurde geboren aus der Erkenntnis, dass die
Mehrzahl der aktiv gemanagten Fonds nicht besser abschneidet als ihre Vergleichsindizes (Benchmark). Da liegt der Gedanke natürlich nahe, sich doch
gleich ganz schlicht und einfach an ausgewählten Indizes zu orientieren. Die
eingesparten Management-Kosten machen sich positiv bei der Rendite
bemerkbar. Allerdings bedeutet die Wahl eines solchen Fonds auch, sich von
vornherein mit Durchschnittsergebnissen zufriedenzugeben und sich auf diese
Weise sozusagen zum Gefangenen der Statistik zu machen. Hinzu kommt,
dass die Fonds-Anbieter sich nicht nur an den gängigen großen Indizes
99
orientieren, sondern mittlerweile eigene spezielle Indizes kreieren und das
Anlageuniversum damit immer unübersichtlicher und auch Vergleiche mit
aktiv gemanagten Fonds komplizierter machen. Der Wert eines solchen selbst
konstruierten Index für die persönlichen Anlegeziele ist für den Privatanleger
schwer zu beurteilen. Nicht mehr neu ist die Erkenntnis, dass ETFs nicht
zwangsläufig nur in die zugrunde liegenden Indexwerte investieren, sondern
auch einmal „fremdgehen“ und damit die eigentliche Grundidee verwässern.
Es gibt drei Strategien, um einen Index im ETF abzubilden. Bei der exakten Nachbildung (full replication) enthält der ETF dieselben Werte wie der Index. Ist ein Index
allerdings sehr umfangreich, ist es aufwendig, diese Papiere zu kaufen und ständig
anzupassen. Dagegen beruht die sogenannte Auswahlmethode (sampling) darauf, nur
den Teil der Indexwerte zu kaufen, die für dessen Wertentwicklung entscheidend sind.
Die Tausch-Strategie (swap) erlaubt dem ETF, in Wertpapiere investieren, die überhaupt
nicht im entsprechenden Index enthalten sind. Das ist günstiger, als die Original-Aktien
zu kaufen, spart also Kosten. So ist es schon vorgekommen, dass in einem ETF auf den
Dax nur japanische Aktien enthalten waren. Um zu erreichen, dass der ETF dennoch die
Perfomance des zugrundegelegten Index widerspiegelt, werden eben die sogenannten
„Swaps“ eingegangen, also Tauschgeschäfte mit anderen Finanzgesellschaften, etwa
Banken. (Zu erläutern wie dies im Einzelnen funktioniert, würde den Rahmen unseres
Büchleins sprengen.) Der Anteil solcher Swap-Geschäfte ist zwar auf 10% des Fondsvolumens begrenzt, dennoch erfordert diese Strategie ein entsprechendes Management;
der Vorteil gegenüber aktiv gemanagten Fonds ist dadurch infrage gestellt. Noch kitzliger
ist allerdings die Tatsache, dass der Swap-Anteil nicht als Sondervermögen des Fonds
geschützt ist. Geht also der Swap-Partner der Fondsgesellschaft pleite, ist das darin
gebundene Vermögen ebenfalls verloren.
Vorsicht ist vor allem bei ETFs geboten, die sich auf die Indizes von
Schwellenländern beziehen. In etlichen Schwellenländern ist der Index nur
von wenigen oder gar nur einem großen Aktienwert bestimmt, dessen Anteil
die Wertentwicklung des gesamten Index bestimmt, weil die anderen enthalten
Werte zu schwach gewichtet sind. Von nennenswerter Risikostreuung kann
hier also nicht die Rede sein. Daher: wenn schon Aktien-ETFs, dann eher auf
die Indizes entwickelter Industrienationen.
100
ETFs können immer dann eine interessante Alternative darstellen, wenn
das Verhältnis von Kosten zu Renditechance eher ungünstig ist. Bei Rentenfonds, über die Sie in Kürze mehr erfahren und die sich eher in mittleren einstelligen Renditeregionen bewegen, können ETFs interessant sein, um die
Kostenbelastung zu senken und die Rendite dementsprechend aufzupeppen.
Mittlerweile ist das Angebot vielfältig, es gibt ETFs für Staatsanleihen
ebenso wie für Unternehmensanleihen und Pfandbriefe. Die Auswahl ethischökologisch orientierter Anlagen im ETF-Bereich lässt leider noch Wünsche
offen. Auch Sparpläne auf ETFs sind Mangelware, daher eignen sie sich vor
allem für Einmalanlagen.
Geschlossene Fonds
Um bestimmte Projekte mit hohem Investitionsbedarf realisieren zu
können, bietet man dem geneigten Investor an, sich an einem solchen Fonds
zu beteiligen. Dabei geht es z. B. um den Bau von Schiffen, den Bau und/oder
den Betrieb von Immobilien im In- und Ausland, Aufkauf, Sanierung und
Wiederverkauf von Unternehmen, Anlagen für regenerative Energien und
vieles andere. Solche Fonds werden üblicherweise in der Rechtsform einer
Personengesellschaft aufgelegt. (Auf die verschiedenen Ausprägungen hier
einzugehen, würde zu weit führen, am gängigsten ist die GmbH & Co. KG.)
Warum heißt es nun "geschlossen" - das klingt ja so nach "Geschlossener
Gesellschaft"? Nicht ganz falsch: Zum einen ist die sogenannte Zeichnungsfrist begrenzt, das heißt, man kann nur innerhalb eines definierten Zeitraums
investieren, danach, wenn die benötigten Gelder eingeworben sind, wird der
Fonds "geschlossen". Dann bilden die Investoren tatsächlich eine Art
„geschlossener Gesellschaft“. Außerdem haben solche Fonds eine begrenzte
Laufzeit, danach wird das erworbene Objekt verkauft, der Fonds aufgelöst
(geschlossen) und der Gewinn unter den Anlegern aufgeteilt. Ein solcher
Fonds hat also drei Lebenszyklen: eine Investitions-, eine Ertrags- und eine
Verkaufsphase [33]. Die Laufzeiten liegen etwa zwischen 10 Jahren und 25
Jahren, inzwischen mehren sich die Angebote mit kürzeren Laufzeiten.
101
Wie auch immer das Modell aussieht, es handelt sich immer um eine
Unternehmensbeteiligung. Der Anleger wird Mitgesellschafter des Emissionshauses (das ist der Entwickler und Herausgeber der Beteiligung) und haftet im
Falle einer Unternehmenspleite mit seinem vollen Kapitaleinsatz. Auch bereits
ausgezahlte Ausschüttungen müssen im schlechtesten Fall wieder zurückgezahlt werden. Ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals ist daher möglich.
Weil das so ist, ist es extrem wichtig, sich mit der Solidität und Erfahrung des
Emissionshauses zu befassen. Das kann man an der sogenannten Leistungsbilanz erkennen, in der die bisher realisierten Projekte und die erreichten
Erfolge dargestellt werden. Ist so etwas nicht vorhanden, handelt es sich sehr
wahrscheinlich um einen neuen und evtl. unerfahrenen Herausgeber, das heißt
für den Anleger: Finger weg!
[Grafik 33]
Typischer Ablauf eines geschlossenen Fonds
Zu jedem Angebot muss ein eigener Prospekt erstellt werden, in dem alle
Daten und Fakten und auch die möglichen Risiken dargestellt werden. Diese
Emissionsprospekte sind ziemliche "Schinken" - man sollte sie trotzdem
aufmerksam durchsehen und sich Hilfe holen, wenn man etwas nicht versteht.
Insbesondere ist auf den „Investitionsgrad“ zu achten, der das Verhältnis von
Kosten und tatsächlich in die Anlage investiertem Kapital beschreibt; für
jeden Anleger ein wesentlicher Aspekt.
Die Einzahlungen können in einem Stück geleistet, oder zeitlich gestaffelt
geleistet werden. Dabei handelt es sich um Einzahlungen von mehreren
Tausend Euro, die über mehrere Jahre verteilt eingezahlt werden können.
Grundsätzlich sind die meisten geschlossenen Fonds für Anlagesummen ab
102
einer Größenordnung ab 10.000,- € konzipiert. Auch wenn es entsprechende
Angebote gibt, passen Sparpläne meines Erachtens nicht zu dieser Anlageklasse. Wer sich die klassischen Größenordnungen nicht leisten kann, für den
ist so etwas nicht geeignet. Vermutlich bindet in diesem Fall ein klassischer
Sparplan einen Großteil der verfügbaren Liquidität und das entspricht nun so
gar nicht dem Diversifikationsgedanken.
Der Fondscharakter eines geschlossenen Fonds erklärt sich also im
Wesentlichen aus der Tatsache, dass das notwendige Kapital bei einer Vielzahl
von Anlegern eingeworben wird, weniger jedoch im Gedanken der Risikostreuung, wie es bei einem offenen Fonds der Fall ist. Selbst wenn beispielsweise in mehrere Schiffe oder Immobilien investiert wird, so ist doch im
Vergleich zu offenen Fonds das Anlageuniversum recht eng. Erst die in letzter
Zeit verstärkt aufkommenden sogenannten Portfoliofonds, die in verschiedene
Anlageklassen investieren, also z. B. Schiffe, Immobilien und Unternehmen,
kommen dieser Idee wieder näher.
Vielleicht begegnet Ihnen in diesem Zusammenhang der Begriff vom
„Grauen Kapitalmarkt“. Das ist so, weil - anders als bei Offenen Fonds –
derzeit noch keine detaillierten gesetzlichen Regularien für diesen Bereich
existieren. Damit ist vor allem die fehlende Aufsicht für Vermittler solcher
Finanzangebote durch die zuständigen Bundesaufsichtsämter gemeint. Das
wird nicht so bleiben, ab 2013 werden auch hier Mindestanforderungen an die
Qualifikation und Beratungsqualität eingeführt.
Im Gegensatz zu offenen Fonds findet keine öffentlich zugängliche
ständige Bewertung der Anlage statt, darum gibt es in diesem Sinne auch
keine Wertschwankungen - zumindest werden sie nicht sichtbar gemacht.
Aber - ohne esoterisch werden zu wollen - dass man etwas nicht sieht, heißt ja
nicht, dass es nicht existiert.
Daraus entwickelt sich die Frage, ob geschlossene Fonds nicht eine sehr
interessante Beimischung zu einem klassischen Portfolio aus Aktien(fonds),
Renten(fonds) und Immobilien(fonds) darstellen und eventuell Schwankungen
103
ausgleichen können - und tatsächlich wurden sie in der Fachpresse vor nicht
allzu langer Zeit durchaus als empfehlenswerte Ergänzung zu klassischen
Portfolios aus Aktien(fonds), Renten etc. angepriesen. Denn im Durchschnitt
sollen sie auch während großer Börsenkrisen stets positive Renditen erwirtschaftet haben*. Die Korrelation zum klassischen Aktienmarkt war demnach
bisher gering. Doch das betrifft den nur Durchschnitt aller Anlageklassen im
Beteiligungsbereich. Und: „The Times They Are A Changing“. Auch hier
mussten wir dazu lernen. In der grausamen Realität wirken sich Wirtschaftskrisen eben doch auch auf den Erfolg von Beteiligungen aus, während
Immobilienfonds etwas weniger anfällig zu sein scheinen. ** durchleben die
Miteigentümer von Container- und Tankschiffen bereits eine mehrjährige
Leidenszeit bis hin zu Totalverlusten oder gar Nachschusspflichten.
Ein weiterer kritischer Punkt eines geschlossenen Fonds betrifft die
Liquidität, eine solche Anlage ist nicht jederzeit wieder „flüssig“ zu machen,
die Verfügbarkeit ist also nicht oder nur sehr eingeschränkt gegeben. Diese
Situation verbessert sich nur langsam, da mittlerweile in einigen Bereichen
Zweitmärkte etabliert werden, wo man „gebrauchte“ Beteiligungen verkaufen
und kaufen kann. Das ist jedoch nicht ganz einfach und die Wertermittlung ist
für den unerfahrenen Anleger nicht leicht nachvollziehbar. Der Vorteil beim
Erwerb einer solchen schon "benutzten" Beteiligung liegt natürlich darin, dass
man statt blumiger Prognosen bereits erste Erfolge sehen und die Qualität der
Anlage darum besser beurteilen kann, dennoch entwickelt sich der Zweitmarkt nur schleppend.
Vorsicht bei Renditeangaben! Die werden nach einer speziellen Methode berechnet:
dem sogenannten Internen Zinsfuß (IRR-Rendite)! Da es während der Laufzeit Ausschüttungen gibt, die nicht wieder im Fonds angelegt werden, berechnet man die
Renditen auf den in der Anlage verbleibenden Teil des Kapitals - und bisweilen wird
unterstellt, dass die Auszahlungen wieder zum gleichen Zinssatz angelegt werden wie
innerhalb der Anlage, was unrealistisch ist. Gehen Sie also davon aus, dass die "wahre"
* Quelle: Infinanz Institut, München , 2008
** Quelle: Fondsmedia, Korrelation geschl. Immobilienfonds mit div. Anlageklassen,
und HSH Corporate Finance, Performance von Schifffahrtsinvestments, Juni 2008
104
Rendite, also das Ergebnis auf das anfänglich eingesetzte Kapital, niedriger ausfällt als
angegeben. Über den "dicken Daumen" rechnen Sie 1,5% bis 2% der angegebenen
IRR-Renditen ab, um annähernd wieder auf den Wert zu kommen, der sie wirklich
interessiert, nämlich das Ergebnis auf Ihr eingesetztes Kapital.
Schließlich und endlich ist zu beachten, ob die Fonds im In- oder im Ausland investieren und wo sich die Betriebsstätte des Emissionshauses befindet.
Die Investition im Ausland kann steuerliche Vorteile haben, denn mit vielen
Ländern bestehen sogenannte Doppelbesteuerungsabkommen, d. h. vereinfacht gesagt, die Besteuerung darf nur einmalig in dem Land vorgenommen
werden, wo auch die Investition getätigt wird. Wenn dort günstigere steuerliche Rahmenbedingungen herrschen als bei uns, kann sich der Anleger
freuen. Ein Wermutstropfen ist der Progressionsvorbehalt, d. h., die erzielten
Einnahmen können dazu führen, dass man in eine höhere Steuerstufe rutscht.
Allerdings gibt es aktuell Bestrebungen, dieses Steuerprinzip abzuschaffen.
Spezialfonds
Auch einige dieser Fonds sind z.T. nicht ohne Weiteres zugänglich für den
Normalanleger und werden evtl. nur über wenige Vertriebswege angeboten.
Solche Fonds sind insofern sehr speziell, als sie nichts mit dem täglichen
Börsengeschehen zu tun haben und dementsprechend auch keine Korrelation
hierzu aufweisen. Ein Beispiel ist ein Prozesskostenfonds, über den sich
Anwaltskanzleien Kapital für die Durchführung großer Prozesse beschaffen.
Dass hier die Korrelation zur Börse und dem allgemeinen Wirtschaftsgeschehen praktisch nicht existent ist, leuchtet ein. Es gibt noch weitere Fondskonstrukte mit sehr spezialisierter Ausrichtung, aber dies eine Beispiel soll
uns an der Stelle genügen.
105
ANLAGEKLASSEN IM EINZELNEN
Nun wird es konkret. Verschaffen wir uns einen Überblick über die zur
Auswahl stehenden Anlageklassen bzw. „Assetklassen“. So nennt man die
Familie, innerhalb derer sich eine bestimmte Anlage einsortieren lässt. Ich
beschränke mich auf Produkte, die für Privatanleger geeignet sind und deren
Anlageprinzip auch für noch unerfahrene Vermögensmehrer nachvollziehbar
ist. Darum erhebt diese Aufstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Geldwerte
Bargeld klimpert oder raschelt – Geräusche, die man gerne hört.
Angeblich soll es auch lachen. Es handelt sich heutzutage jedenfalls immer
entweder um Münzen oder um Banknoten, die von jedermann unbegrenzt in
Zahlung genommen werden müssen. Muscheln sind out. Das erste Papiergeld
wurde im 10. Jahrhundert in China herausgegeben. Die Ausgabe der ersten
Gold- und Silbermünzen kann auf den lydischen König Krösus zurückgeführt
werden, der uns ja heute noch ein Begriff ist. Wie schon erwähnt, ist der
Materialwert heute nicht mehr identisch mit dem Tauschwert. Münzen aus
Gold oder Silber sind heute nur noch Sammlerobjekte, wenn es auch noch
einige gibt, die als Zahlungsmittel zugelassen sind, so werden Münzen aus
diesen wertvollen Rohstoffen heute vor allem als rohstoffbasierte Geldanlage
genutzt. Die Eurogeldscheine bestehen übrigens nicht aus Papier, sondern aus
Baumwolle, was dennoch kein Grund ist, sie zusammen mit den Hemden
durch die Waschmaschine zu schicken. Die Lebensdauer ist schon gering
genug, eine Banknote hält im Durchschnitt drei Jahre, bevor die Bundesbank
sie aus dem Verkehr zieht.
Bargeld ist bei uns Deutschen noch immer sehr beliebt. Die Bundesbank
hat ermittelt, das jeder Deutsche statistisch betrachtet 118,- € in bar mit sich
herumträgt, davon 6,70 in Form von Münzen. Und natürlich ist Bargeld
anonym - es kann keine Daten über seinen Besitzer verraten, so wie etwa ECund Kreditkarten. Schön: Für Hacker und Skimmer ist Bargeld unangreifbar.
106
Devisen Die Bezeichnung für ausländische Währungen. Für uns EuroLieb- bzw. Inhaber sind z. B. Rubel, Krone, Schweizer Franken, Yen und
Dollar Devisen. Währungen schwanken in ihrem Wert untereinander, ein
Tausch kann also mal vorteilhaft oder weniger vorteilhaft sein. Der Devisenmarkt ist an keinen festen Börsenplatz gebunden, sondern besteht aus dem
weltweiten Netz der Interbankenbeziehungen. Er ist der größte Finanzmarkt
der Welt. Man kann mit Devisen spekulieren, indem man sich einen Bestand
an ausländischen Währungen zulegt und auf die jeweilig erwünschte
Änderung im Verhältnis der Währungen zueinander hofft. Der Markt wird zu
ca. 90% von professionellen Brokern beherrscht. Hält man Devisen in bar, als
Münzen oder Scheine, nennt man sie übrigens „Sorten“.
Das Verhältnis zwischen Euro und Dollar ist immer wieder Thema in den
Nachrichten und es ist immer wieder vom „starken“ oder „schwachen“ Euro
die Rede. Hier habe eine kleine Grafik, die das Verhältnis verdeutlicht.
Kann ich für meinen Euro viele Dollars eintauschen, ist der Euro stark,
erhalte ich hingegen für 1 Euro nur z. B. 50 Dollarcent, dann ist der Euro
schwach. Den Gleichstand nennt man Parität. Habe ich also etwas zu verkaufen, ist ein schwacher Euro von Vorteil, denn der amerikanische Käufer
muss im Verhältnis wenig bezahlen. Will ich hingegen in Florida eine
Ferienwohnung mieten, ist das für mich relativ teuer.
Schwacher Dollar = Starker Euro
Starker Dollar = Schwacher Euro.
[34]
Euro-Dollar-Verhältnis
107
Bankprodukte
Wenn Sie Ihr Geld in einem Bankprodukt unterbringen wollen, müssen Sie
sich darüber im Klaren sein, dass dieses Geld in den Besitz der Bank übergeht. Sie haben zwar einen Vertrag über Rückzahlungsmodalitäten und Zinsen
geschlossen, sollte die Bank jedoch von Insolvenz betroffen sein, hieße das
zunächst schlicht und einfach: Geld ganz oder teilweise weg. Darum ist die
Frage, auf welche Weise das Vermögen der Sparer gesichert ist, von
besonderer Bedeutung.
Die Sicherheit von Bankprodukten - in diesem Fall gegen Verlust - ist für
deutsche Institute durch das Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetz (ESAEG) gesetzlich geregelt und schreibt eine sogenannte
Grundsicherung in der Höhe von 100.000,- € pro Kunde vor. Alle privatrechtlich organisierten Institute, die das Geldanlagegeschäft betreiben, müssen der
Entschädigungseinrichtung Deutscher Banken (EdB) angehören.
Darüber hinaus deckt der Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes
Deutscher Banken (BdB) auf freiwilliger Basis die Einlagen der Kunden über
die Grundsicherung hinaus für den Fall der Insolvenz zu 100% ab. (Das gilt
allerdings nur, solange die gesetzliche Einlagensicherung greift.) Die Höhe
dieses Fonds orientiert sich an der Höhe des haftenden Eigenkapitals der
jeweiligen Bank. 30% dieser Summe garantiert ein Institut jedem Anleger im
Schadensfall. Das vorgeschriebene Mindesteigenkapital nach dem Kreditwesengesetz (KWG) beträgt für Kreditinstitute, die das Geschäft mit Einlagen
betreiben 5 Mio. Euro. So liegt die Untergrenze des Fonds bei 1,5 Mio Euro
pro Anleger. Das sollte für Otto-Normalsparer als Sicherheit so halbwegs
ausreichen, zumal die Eigenkapitalausstattung zumindest der großen Banken
deutlich höher ist als vorgeschrieben.
Ab 2015 soll die Grenze von 30% bis zum Jahr 2025 schrittweise bis auf 8,75% des
vorgeschriebenen Eigenkapitals gesenkt werden. Aus den 1,5 Mio. werden dann
437.500,- €. Immer noch ganz ordentlich. Unter www.bankenverband.de kann man sich
weiter informieren.
108
Ausländische Banken bieten oft vergleichsweise attraktive Zinsen vor
allem bei Tagesgeldkonten. Auch hier stellt sich natürlich die Frage der
Sicherheit der Einlagen. Die oben bereits erwähnte Grundsicherung von
100.000,- € ist mittlerweile europaweit eingeführt. Darüber hinaus sind einige
ausländische Banken dem deutschen Einlagensicherungsfonds beigetreten.
Auskunft darüber gibt der BdB.
Bei vielen türkischen Banken, die ihren Hauptsitz nicht in der Türkei,
sondern in der EU haben, (z. B. Österreich oder Niederlande) werden die
Einlagen ebenfalls in Höhe der Grundsicherung geschützt.
Nun aber zu den typischen Bankprodukten im einzelnen:
Das Girokonto dient vor allem der bargeldlosen Abwicklung der täglichen Geldgeschäfte, auch wenn erstaunlich viele Menschen es missbrauchen, um größere Summen dort zu lagern. Es eignet sich aber selbstverständlich überhaupt nicht zur Geldvermehrung und hat sich so gesehen hier
völlig unberechtigt eingeschmuggelt.
Tagesgeldkonto Der typische „Parkplatz“ für Summen, die kurzfristig
(innerhalb eines bis zwei Jahren) verfügbar sein sollen. Das Tagesgeldkonto
heißt so, weil der Zinssatz variabel ist und täglich angepasst werden kann. Das
wird in der Regel aber nicht realisiert, dafür sorgt der Konditions-Wettbewerb
unter den Banken.
Vorsicht vor optischen Täuschungen: Wenn eine Bank Ihnen z. B. 4% Zinsen für ein
halbes Jahr bietet, dann sind das in diesem halben Jahr natürlich nur 2% auf die ein gelegte Summe, denn der Zinssatz wird immer p.a. (per annum) genannt, würde also
erst gelten, wenn ein ganzes Jahr vergangen ist. Sinkt der Zinssatz im zweiten Halbjahr
auf 1%, haben Sie nach einem Jahr also lediglich 3% erhalten!
Tagesgeld-Angebote dienen oft dem Anlocken neuer Kundschaft, darum
liegen die angebotenen Zinssätze nicht selten höher, als es der Geldmarkt
eigentlich hergibt. Die Angebote werden also von den Banken subventioniert,
109
um im Wettbewerb um neue Kunden einen Vorteil zu erringen. Oder aber, wie
während der Schulden- und Finanzkrise 2011/2012, sind die Banken auf das
private Geld der Kunden angewiesen, um sich mit frischem Geld zu versorgen, da die Institute sich untereinander nicht mehr trauen. Oft verstecken
sich im Kleingedruckten Zusatzbedingungen, wie z. B. die Notwendigkeit zur
Eröffnung eines Fondsdepots, das mit Kosten verbunden ist. Zur Beurteilung
sind Vergleiche in Verbraucherzeitschriften oder im Internet sehr nützlich.
Lohnt sich das „Bankhopping“, um jeweils die besten Zinsen zu kassieren?
Der Unterschied zwischen 4% und 4,5% auf 10.000,- € beträgt 50,- €. Im Endergebnis
also 10.400,- € oder 10.450,- €. Ob Ihr Zeitaufwand für den (evtl. mehrfachen) Bankenwechsel mit 50,- € ausreichend abgegolten ist, bleibt Ihrer Einschätzung überlassen.
Das Sparbuch dient dem Sparvorgang in Form
regelmäßiger oder unregelmäßiger Einzahlungen oder Einmalzahlungen.
Maximal 2.000,- € je Monat können abgehoben werden, ohne dass der Sparvertrag komplett gekündigt werden muss. Höhere Beiträge müssen 3 Monate
im voraus angekündigt werden. Mehr ist nur mit „Strafzinsen“ möglich. Das
ist übrigens gesetzlich so festgelegt und liegt nicht etwa im Ermessen Ihres
Kreditinstituts. Für höhere oder vorzeitige Entnahmen werden Vorschusszinsen berechnet. Der Zinssatz kann variabel oder für bestimmte Zeiträume
festgeschrieben sein. Sehr beliebt ist ein über die Laufzeit steigender Zinssatz.
Vorsicht: Unterliegen Sie auch hier keiner "optischen" Täuschung - der
steigende Zinssatz gilt immer nur für das betreffende Jahr, nicht etwa rückwirkend für die gesamte Summe.
Sparbuch / Sparcard
Ein typischer Zuwachssparplan über 3 Jahre, mit 3,5% im ersten, 4% im
zweiten und 6% im dritten Jahr sieht auf den ersten Blick sehr vielversprechend aus. Die Rendite liegt aber alles in allem bei 4,5%. Lassen Sie sich
bei solchen Angeboten also immer die effektive Rendite ausrechnen.
Festgeld Eine festverzinsliche Anlage bedeutet, dass man eine bestimmte
Anlagesumme zu einem bestimmten Zeitraum ab einem Jahr dem Anbieter
110
überlässt und dafür einen festen Zinssatz bekommt, der am Ende der Laufzeit
ausgezahlt wird, wenn man eingelegtes Kapital plus Zinsen zurückerhält. Es
gibt keine Auszahlungen während der Laufzeit.
Sparbrief Neben der jährlichen Zinsauszahlung können Sparer auch die
"thesaurierende" Anlage wählen, bei der sich die Zinsen bis zum Laufzeitende
ansammeln. Und es sind neben Einmalanlagen regelmäßige Sparbeiträge
möglich. Die Laufzeiten betragen zwischen vier und sechs Jahren, der Zins,
der für die gesamte Laufzeit festgeschrieben ist, ist in der Regel höher als
beim Sparbuch. as Geld ist dafür erst nach Ende der Laufzeit verfügbar.
Allerdings kann man den Sparkassenbrief in dringenden Fällen auch beleihen.
Anleihen
Anleihen sind Schuldverschreibungen. Man gewährt dem Herausgeber
einen Kredit und erhält dafür Zinsen, entweder in Form laufender Zinszahlungen oder einer abschließenden Zinszahlung am Ende der Laufzeit. Es
kann sich um feste, stufenweise ansteigende oder variable Zinssätze handeln.
Die Zinsgarantie gilt nur zum Auszahlungstermin. Zwar kann eine Anleihe
zwischenzeitlich verkauft werden, Verluste sind dann aber durchaus möglich,
weil der Wert, entsprechend der Nachfrage nach der Anleihe, schwankt. Ich
kann an dieser Stelle nur die wichtigsten Anleiheformen aufführen.
Staatl. Anleihen, Bundeswertpapiere Die Bundesrepublik Deutschland
gibt verschiedene festverzinsliche Wertpapiere heraus, die sich durch ihre
Laufzeiten und die Art der Verzinsung unterscheiden. Da es so vielfältige
Variationen gibt, muss an dieser Stelle eine Aufzählung genügen, ohne dass
ich auf die Einzelheiten eingehe:
Tagesanleihe**
Bundesanleihen*
Bundesobligationen*
Bundesschatzbriefe**
Finanzierungsschätze**
Bundesschatzanweisungen*
Man kann diese Papiere über eine Bank erwerben und dort auch verwahren
lassen.
111
*Nur noch bis Ende 2012 konnten Papiere auch direkt und damit kostenlos
bei der Bundesfinanzagentur erworben und hinterlegt werden, indem man sie
ins sogenannte Bundesschuldbuch eintragen lässt.
** Bundesschatzbriefe, Finanzierungsschätze und Tagesanleihe wird es ab
2013 nicht mehr geben. Unterschiedliche feste Laufzeiten sind möglich, eine
vorzeitige Rückzahlung durch Kündigung ist nicht vorgesehen. (Eine Ausnahme ist die täglich verfügbare Tagesanleihe.)
Nicht nur die Bundesrepublik Deutschland, auch andere Staaten dieses
Planeten besorgen sich auf diese Weise zusätzliches Geld für die immer
klammen Kassen. Dabei spielt die Bonität des jeweiligen Landes eine
wesentliche Rolle. Grob gesagt gilt: je sicherer die Rückzahlung, desto
niedriger der Zinssatz. Allerdings spielt auch das jeweils aktuelle Zinsniveau
eine gewichtige Rolle. Angesichts der Schuldenkrise diverser europäischer
Länder ist darüber endlos berichtet worden und ich gehe an dieser Stelle
davon aus, dass das Prinzip mittlerweile bekannt ist. Wer solche Papiere
erstehen will, kann das über eine Bank, oder auch direkt an der Börse, resp.
über´s Internet tun. Während die Sicherheit der europäischen Papiere dahinschwindet - einhergehend mit steigenden Renditen wegen des steigenden
Risikos und einhergehend mit Wertschwankungen, wie man sie bisher in
dieser Form noch nicht kannte - werden die Anleihen von Schwellenländern
zunehmend interessanter. Denn sie sind vergleichsweise wenig verschuldet
und können dennoch akzeptable Renditen bieten. Zu denken gibt nur die
mangelhafte politische Stabilität mancher dieser Länder.
Pfandbriefe Der Pfandbrief ist eine deutsche Erfindung. Es handelt sich
dabei um eine von einer Pfandbriefbank oder Universalbank herausgegebene
Anleihe. Er bietet eine Art doppelter Sicherheit, denn nicht nur die Bonität der
herausgebenden Bank bietet hier die Sicherheit, sondern zusätzlich eine
hinterlegte Deckungsmasse:
- bei Hypothekenpfandbriefen die Sicherung durch
Grundpfandrechte auf Grundstücke
112
- bei Schiffspfandbriefen die Schiffshypotheken, die im
Schiffsregister besichert sind
- bei öffentlichen Pfandbriefen (Kommunalobligationen)
Forderungen gegenüber der öffentlichen Hand
Es hat seit 1901 keinen Ausfall (Nicht-Rückzahlung und Zinszahlung)
eines Pfandbriefes gegeben. Das spricht in Sachen Sicherheit für sich.
Unternehmensanleihen Sie sind das Pendant der staatlichen Anleihen,
die wir weiter oben schon kennengelernt haben, also festverzinsliche Wertpapiere mit fester Laufzeit und Zinsgarantie. Der englische Begriff könnte
Ihnen auch einmal begegnen: Man nennt diese Form der Wertpapiere international „Corporate Bonds“. Die Bonität des Herausgebers spielt hier eine
noch bedeutendere Rolle als bei Staatspapieren, denn Unternehmen sind eher
von Insolvenz bedroht* und jedes Garantieversprechen verliert in einem
solchen Fall seinen Wert: Das nennt man dann Totalverlust. Der unerfahrene
Anleger kann sich hier schnell die Finger und viel Geld verbrennen. Immerhin
hat der Anleiheinhaber ein Vorrecht, zwar nach der Bank, jedoch noch vor
dem Aktionär entschädigt zu werden. Wenn Anleihen von Banken direkt
herausgegeben werden, unterliegen diese nicht dem Einlagensicherungsfonds,
bei Insolvenz des Bankinstituts ist also das angelegte Geld ggf. verloren.
Nun fragen Sie: Warum gelten Unternehmensanleihen als Geldwert und
nicht als Sachwert, da sie doch von Unternehmen herausgegeben werden?
Gute Frage liebe Leserin, lieber Leser, ich sehe, Sie sind bei der Sache!
In der Tat handelt es sich um eine Art Mischform. Zwar sind Sie mit dieser
Anleihe nicht am Unternehmenserfolg beteiligt, sondern erhalten stets die
versprochene Verzinsung. Andererseits ist die Anleihe ein Investitionsdarlehen
und außerdem sind Sie in jedem Fall am Misserfolg des Unternehmens
beteiligt, nämlich wenn es in die Pleite schliddert und Sie Ihre Zinsen nicht
mehr erhalten und Ihnen niemand mehr das Papier abnehmen wird.
(Vermutlich wird es Ihnen dann egal sein, ob Sie mit einem Geldwert oder
*
Dachten wir noch in der ersten Auflage dieses Buches! Mittlerweile ist auch dieses überholt.
113
einem Sachwert Pech gehabt haben.) da hier aber doch die feste Zinsleistung
im Vordergrund steht, sehen wir auch eine Unternehmensanleihe eher als
Geldwert an. Eine deutlicheres Zwitterprodukt folgt aber auf dem Fuße.
Wandelanleihen sind festverzinsliche Anleihen, die von einer Aktiengesellschaft herausgegeben werden. Der Inhaber hat während der Laufzeit der
Anleihe das Recht, sie in eine bestimmte Anzahl von Aktien umzutauschen.
Er erhält dann keine feste Verzinsung mehr, sondern stattdessen eine
Dividende für die Aktien. Diese Form der Anleihe kann also sowohl den
Charakter eines Geldwertes als auch den eines Sachwertes annehmen.
Floater oder genauer Floating-Rate-Notes, sind Anleihen, die mit einem
variablen Zinssatz ausgestattet sind, der sich wiederum am aktuell auf dem
Geldmarkt erhältlichen Zinsniveau orientiert. So erhält man mit dem Erwerb
eines Floaters die Sicherheit, stets dem aktuellen Zinslevel auf der Spur zu
sein, was natürlich insbesondere bei steigenden Zinsen interessant ist, und ist
der Mühe enthoben, mit immer neu erworbenen kurz laufenden Anleihen der
Zins- und Inflationsentwicklung hinterher zu hecheln. Es gibt Floater in verschiedenen Ausführungen, z. B. mit definierten Mindest- oder Höchstzinssätzen und andere Mischformen.
Inflationsgeschützte Anleihen können, genau wie Floater, sowohl staat-
liche als auch Unternehmensanleihen sein. Sie bieten einen Mindestzinssatz
plus eines Aufschlags, die sich an der aktuellen Inflationsrate orientiert und je
nach Herausgeber unterschiedlich hoch ausfällt. Eine solche Anleihe ist
natürlich immer zu Zeiten hoher (erwarteter) Inflation besonders interessant.
Die Funktionsweise ist allerdings recht kompliziert und der Kauf einer
solchen Anleihe gleicht einer Wette auf die erwartete Inflation und lohnt sich
nur, wenn die Geldentwertung in dieser Größenordnung auch eintrifft.
Ansonsten ist man eher mit einem Floater gut bedient, der ja der aktuellen
Zinsentwicklung dichtauf folgt und somit auch eine Anpassung an die
Inflationsrate beinhaltet. (Zinsen folgen der Inflation.)
114
Offene Fonds
Geldmarktfonds sind beliebt als bequeme Alternative zu Tagesgeldkonten, da sie extrem schwankungsarm sind. Oder besser gesagt sein sollten,
denn während der Finanzkrise 2008 gab es auch hier Ausnahmen, weil einige
Fondsmanager ihre Rendite mit sogenannten Asset-Backed-Securities aufgepeppt hatten, die dann im Zuge der Krise kräftig unter die Räder kamen.
Prinzipiell enthalten sie aber nur kurz laufende festverzinsliche Wertpapiere
und passen sich so schnell dem allgemeinen Zinsniveau an. Hierin liegt ihr
Vorteil besonders bei steigenden Zinsen, denn Banken und Sparkassen sind oft
recht zögerlich in der Weitergabe steigender Zinsen (nicht allerdings, wenn es
um Kreditzinsen geht). Auf diesem Wege kann man sich also die lästige Jagd
nach den immer besten Konditionen und das damit verbundene ebenso lästige
„Bankenhopping“ sparen, muss allerdings Managementgebühren und teilweise auch kleine Ausgabeaufschläge zahlen.
Rentenfonds haben nichts mit der Rente zu tun, auch wenn das viele
glauben! Rentenpapiere sind nur ein anderer Begriff für festverzinsliche
Wertpapiere. Im Rentenfonds bündelt der Manager je nach Anlagephilosophie
Anleihen verschiedener Zinscoupons, Laufzeiten, Bonität und verschiedener
Länder oder Unternehmen. Auch können Devisen eingebunden werden. Die
beiden größten Vorteile einer Einzelanleihe, nämlich feste periodische Zinsausschüttungen und ein fester Auszahlungsbetrag am Ende des Anlagezeitraums, gehen bei solchen Fonds allerdings verloren. Hinzu kommen Kursrisiken, Management- und Ausgabekosten. Wenn man in Anleihen mit
niedrigem Risiko investiert, bietet auch die Streuung über eine Vielzahl von
Anleihen beim Fonds keinen signifikanten Vorteil. Es macht ja keinen wirklichen Unterschied, ob man eine einzelne Anleihe mit wenig Risiko besitzt,
oder zwanzig davon. Bei den riskanteren Unternehmensanleihen kann die
Streuung innerhalb eines Fonds hingegen durchaus wieder angenehm sein.
Hinzu kommt, dass gegenüber der Einzelanleihe die Flexibilität höher ist, weil
man den Ablauf von Laufzeiten nicht abwarten muss, also jederzeit Geld entnehmen kann. Je nach Entwicklung des allgemeinen Zinsumfeldes kann die
Rendite eines Rentenfonds höher oder magerer ausfallen als bei der Einzel115
anlage. Steigen die Zinsen im Marktumfeld, werden klassische Rentenfonds
zunächst leiden und ihre Anleger mit Ihnen.
Rentenfonds können besonders dann sinnvoll sein, wenn ihre Manager
unter anderem in Papiere mit etwas höheren Ausfall- oder Währungsrisiken
investieren, etwa in hochverzinsliche Unternehmensanleihen oder in Anleihen
von Schwellenländern. Mit einem derart strukturierten Rentenfonds können
Anleger deutlich höhere Renditen erzielen, als wenn sie risikofreie Bundespapiere kaufen, und das bei einem Schwankungsrisiko, das deutlich unter dem
von Aktienfonds liegt.
Mittlerweile gibt es in diesem Segment, ebenso wie bei Aktienfonds, auch
ethisch-ökologisch orientierte Konstruktionen, die nur Anleihen von Unternehmen mit entsprechender Unternehmensphilosophie ins Fondsportfolio
aufnehmen.
Sonstiges
Bausparen Ursprüngliches Ziel des Bausparens war es, jedem die
Anschaffung eines eigenen Häuschens zu ermöglichen. Dieser Aspekt des
Bausparens soll uns hier aber nicht im Einzelnen beschäftigen, denn
Immobilien-Darlehen sind nicht unser Thema. Wir könnten uns höchstens für
die Zinsen auf die Sparraten interessieren. Da liegt für den hoffnungsvollen
Geldvermehrer ein Haken, denn der Zinssatz auf die Sparraten ist regelmäßig
sehr niedrig und liegt unter den aktuell erreichbaren Zinsen anderer Anlagen.
Da das Zinsniveau über die Vertragslaufzeit garantiert ist, kann es im Verlauf
eines langfristigen Vertrages allerdings dennoch dazu kommen, dass die Guthabenzinsen besser sind, als das, was der aktuelle Zinsmarkt bietet. Das ist
dann der Fall, wenn Sie in Zeiten hoher Zinssätze abschließen und die
Marktzinsen sinken. Ein Bausparvertrag kommt in der Regel erst dann in
Betracht, wenn sich zusätzlich über eine staatliche Förderung die Rendite
steigern lässt, z. B. über den Einsatz vermögenswirksamer Leistungen und der
Arbeitnehmersparzulage, evtl. auch der Wohnungsbauprämie. Das ist allerdings an die Einhaltung mehrjähriger Fristen gebunden. Sogenannte Rendite-
116
Bausparer können dann interessant sein, wenn man für einen bestimmten
Zweck eine bestimmte Summe mit einer definierten Verzinsung sicher zur
Verfügung haben will. Sie sind so angelegt, dass nach einer Frist von
üblicherweise 7-8 Jahren (also einem Zeitraum, der die Nutzung
schwankungsintensiver Anlagen ausschließt) und dem Verzicht auf ein Bauspardarlehen auf den niedrigen Sparzins ein Bonus kommt, der die Gesamtverzinsung auf eine einigermassen akzeptable Höhe bringt. Da das Geschäft
der Bausparkassen auf einer Art Umlageverfahren beruht und es weniger vom
Zustand des Kapitalmarkts abhängig ist als das der Banken, bietet sich hier
eine sehr sichere Sparmöglichkeit für alle, die mit regelmäßigen Beiträgen ein
bestimmtes Sparziel verfolgen.
Riestergeförderte Bausparmodelle sind für unsere Anlage-Zwecke nicht
geeignet, da die Förderung immer an die Bedingung einer sogenannten
wohnwirtschaftlichen Verwendung geknüpft ist.
Klassische deutsche Lebens-/Rentenversicherung Sie schließen mit
der Versicherungsgesellschaft einen Vertrag über monatliche Sparraten, oder
auch eine Einmalzahlung (oder beides) ab und erhalten dafür einen
garantierten Zinssatz auf den Sparanteil Ihres Beitrags, derzeit nur noch
1,75%. Darüber hinaus werden Sie an den Kosten- und Risikoüberschüssen
der Versicherung und am hoffentlich vorhandenen Kapitalanlageerfolg
beteiligt. In Deutschland ist die Möglichkeit der Versicherer, in Aktien zu
investieren, gesetzlich auf 35% begrenzt, kein Anbieter nutzt allerdings diese
Quote aus, die meisten liegen deutlich darunter oder verzichten ganz.
Sogenannte konservative Anlagen im Geldwerte-Bereich und bei Immobilien
herrschen vor. Angesichts des allgemein niedrigen Zinsniveaus suchen die
Gesellschaften händeringend nach lukrativen und dennoch sicheren Anlagemöglichkeiten. Typisch für dieses Produkt ist die Kombinationsmöglichkeit
mit der Absicherung sogenannter biometrischer Risiken, das heißt z. B. einer
Hinterbliebenen-, Unfall- oder Berufsunfähigkeitsversicherung.
117
SACHWERTE
Direktanlagen
Aktien werden an Börsen gehandelt. Sie verbriefen einen Anteil am
Grundkapital eines Unternehmens. Wenn Sie sich also eine Aktie der Porsche
AG kaufen, gehört Ihnen ein klitzekleiner Anteil dieses respektablen Hauses.
Als Anleger können Sie zweifach von Ihren Aktien profitieren: Zum einen
beteiligt Sie das Unternehmen jährlich am Gewinn (sofern vorhanden) und
schüttet einen jährlich neu festgelegten Betrag pro Aktie aus: Die Dividende.
Zum anderen steigt Ihre Aktie bei guter Geschäftsentwicklung im Wert, das
sind die Kursgewinne. So spiegelt Ihre Aktie als Beweis und Verbriefung Ihrer
Unternehmensbeteiligung den steigenden Wert des Gesamtunternehmens im
Kleinen wider. Und das ist so, weil andere Leute Ihre Aktie auch gerne hätten
(weil sie glauben, das der Wert der Aktie noch weiter steigen wird) und darum
bereit sind, entsprechend dafür zu bezahlen. Allerdings kann auch der entgegengesetzte Fall eintreten.
Ob nun eine Aktie ein „Schnäppchen“ oder eher teuer ist, wird u.a. am
sogenannten KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) festgemacht. Bei dieser
Bewertungsmethode wird der Kurswert der Aktie durch den Gewinn pro Aktie
geteilt. Dabei kann der bisherige Gewinn oder aber der zukünftig erwartete
Gewinn betrachtet werden. Die Rechnung ergibt dann eine Kennzahl, die
Aufschluss darüber gibt, ob eine Aktie eher als teuer oder eher als billig zu
betrachten ist.
Nehmen wir einmal an, eine Aktie der Heinrich Huber AG kostet aktuell 100,- € und
hat im vergangenen Geschäftsjahr 5,- € Gewinn abgeworfen. 100 : 5 ergibt: 20. Nach
dieser Rechnung würde es also 20 Jahre dauern, bis der Wert der Aktie über die
Gewinne erwirtschaftet ist. Das ist eine ganz schön lange Zeit und man würde diese
Aktie nicht unbedingt als billig ansehen, es sei denn, man geht davon aus, dass das
Unternehmen zukünftig bessere Geschäfte machen wird und der Gewinn pro Aktie
zukünftig bei 7,- € liegt. Dann ergibt die gleiche Rechnung einen Wert von 14 und das ist
118
schon deutlich günstiger. Je kleiner also das KGV, desto eher kann sich eine Investition
als lohnend herausstellen.
Als Inhaber einer sogenannten Stammaktie werden Sie zu den Hauptversammlungen eingeladen, wo sich Aktionäre treffen und der Vorstand Rechenschaft über seine Geschäftspolitik ablegt. Sie können dann mitstimmen, wenn
es um die Entlastung des Vorstandes und evtl. Neuwahlen geht. Es gibt auch
Häppchen. (Oder manchmal Erbsensuppe mit Würstchen.) Sollten Sie sich für
den Erwerb einer Vorzugsaktie entscheiden, dann werden Sie nicht zur
Hauptversammlung eingeladen, dafür aber bei den Ausschüttungen der
Dividende bevorzugt behandelt. (Dummerweise entscheiden ausgerechnet die
Stammaktieninhaber auf der Hauptversammlung auch über die Höhe der auszuschüttenden Dividende.)
Darüber hinaus unterscheidet man auch zwischen Namens- und Inhaberpapieren. Inhaberaktien sind leicht zu handeln, weil an jedermann übertragbar, während die Namensaktie auf den Namen des Inhabers ausgestellt ist, der
im Falle einer Weiterveräußerung erst im Aktienbuch der Gesellschaft
gelöscht werden muss.
Ein Unternehmen hat verschiedene Möglichkeiten, sich Kapital zu verschaffen. Über den Gang an die Börse und die Ausgabe von Aktien lassen sich
erkleckliche Summen, etwa für Neuinvestitionen, erlösen. So lässt sich die
Aufnahme eines Bankkredits vermeiden, der nicht immer leicht und in der
gewünschten Größenordnung zu bekommen ist und außerdem die Belastung
durch regelmäßig zu zahlende Kreditraten nach sich zieht. Dementsprechend
macht sich so ein Kredit auch nicht gut in der Bilanz. Allerdings ist die Ausgabe von Aktien ein Vorgang, der nicht beliebig oft wiederholt werden kann.
Dann bleibt noch die Emission von Anleihen und/oder Genussscheinen als
weitere Möglichkeit. Und schließlich kann man sich kapitalkräftige Investoren
suchen, damit beschäftigen wir uns später noch.
Auch sie sind eine Form von Unternehmensbeteiligungen. Für Unternehmen sind sie deshalb interessant, weil sie dem EigenGenussscheine
119
kapital der Firma zugerechnet werden können, damit steigt die Bonität des
Unternehmens. Als eine Art Zwitter zwischen Aktie und Anleihe räumen sie
dem Inhaber, je nach Ausgestaltung, das Recht ein, an Gewinn, Dividenden,
Ausschüttungen und auch am evtl. Liquidationserlös des Unternehmens
beteiligt zu werden. Er erhält also einen ähnlichen Status wie die Gesellschafter. Eine Genussrechtsbeteiligung kann eine feste Laufzeit haben, aber
auch zeitlich unbegrenzt sein. Genussscheininhaber haben kein Mitspracherecht und werden im Falle einer Insolvenz erst nach Befriedigung der
Ansprüche allen anderen Gläubiger mit den evtuell verbliebenen Überresten
der Firma versorgt.
Zertifikate bisweilen auch zärtlich "Zertis" genannt, sind eine spezielle
Anleihe- oder Schuldverschreibungsform, die von Banken und Investmentgesellschaften herausgegeben werden. Zertifikate sind größtenteils recht
komplizierte Konstruktionen und es gibt mittlerweile eine unüberschaubare
Menge von Variationen, darum gehe ich hier nur auf die Grundidee ein.
Einem Zertifikat liegt ein bestimmter Wert zugrunde, z. B. ein Index oder eine
Aktie, auf deren zukünftige Entwicklung eine Art Wette geschlossen wird. Mit
dem Kauf eines Zertifikats ist immer eine Erwartung zur Wertentwicklung des
Grundwerts (Finanzdeutsch "underlying") verbunden. Für die jeweils
erwarteten Entwicklungen des Basiswerts kann man sich die dazu passende
entsprechende Zertifikatskonstruktion aussuchen. Das Komplizierte daran ist,
dass die spätere Auszahlung an bestimmte Bedingungen geknüpft ist.
Ein Discountzertifikat z. B. wird zu einem Preis angeboten, der unter dem
aktuellen Preis des Basiswertes liegt. Im Gegenzug wird der mögliche
Gewinn nach oben begrenzt. Man nennt diese Grenze „cap“. Ein DiscountZertifikat eignet sich für konservative Anleger, die eher seitwärts tendierende
Kurse erwarten.
Moment mal! Merken Sie was? "Anleger, die eher seitwärts tendierende Kurse
erwarten" Hier geht es also um eine kurz- bis mittelfristige Annahme zur Wertentwicklung. Sie müssen, wie man so schön sagt, eine "Marktmeinung" haben. Es geht
nicht einfach um die Erwartung und das Herbeihoffen langfristiger Wertsteigerungen. Es
120
geht um eine recht konkrete Annahme einer bestimmten Entwicklung eines bestimmten
Werts innerhalb einer bestimmten Zeitspanne, sei es nun eine Aktie oder ein Index oder
anderer, noch spezialisierterer Basiswerte. Sei es die Annahme, die Entwicklung gehe
seitwärts, nach oben, nach unten oder sei besonders schwankend - Sie müssen sich
entscheiden. Gegenüber einer normalen Fondsanlage ist das eine ganz andere Qualität.
Wenn Sie sich selbst solche Vorhersagen nicht zutrauen, müssen Sie sich
wohl oder übel auf einen Berater verlassen, der sich damit auskennt. Der
normale Privatanleger kann hier kaum einen Blumentopf gewinnen, hinzu
kommt, dass diese Produkte sehr intransparent sind und es auch ein Totalverlustrisiko gibt, wenn der Emittent des Zertifikats insolvent wird. Viele Anleger
bekamen das schmerzlich zu spüren, nachdem die Investmentbank namens
Lehman Brothers in den USA in die Pleite rutschte. Übrigens kann man davon
ausgehen, dass mancher Berater, der diese Produkte verkauft, selbst nicht
wirklich weiß, wie sie funktionieren. Das alles sind Gründe, die zahllosen
weiteren Ausgestaltungen von Zertifikaten hier nicht weiter zu behandeln.
Hebelpapiere / Optionsscheine sind Inhaberschuldverschreibungen auf
bestimmte Basiswerte und ähneln somit den Zertifikaten. Sie können auf zu
erwartende fallende oder steigende Kurse abgeschlossen werden. (Put oder
Call nennt man das). Die Papiere erwirbt man meist zu einem Bruchteil des
Basiswerts, daher reicht ein geringer Kursanstieg oder -verfall, um hohe
Gewinne zu erzielen. Allerdings ist damit auch ein hohes Verlustrisiko verbunden. Da diese Papiere meistens für kurzfristige Aktionen genutzt werden,
finden sie hier zwar der Vollständigkeit halber Erwähnung, sollen uns aber im
weiteren Verlauf - wie die Zertifikate - nicht weiter beschäftigen.
sind Sonderformen von Zertifikaten, die an der Börse gehandelt
werden und mit Rohstoffen, z. B. Edelmetallen, physisch hinterlegt sind. Sie
werden nicht von Banken, sondern von Emissionsgesellschaften herausgegeben. Sie sind verwandt mit ETFs, jedoch sind die hinterlegten Werte
nicht, wie bei Fonds, im Sondervermögen untergebracht, sodaß ein Risiko im
Falle der Insolvenz des Herausgebers besteht. Diese Risiko wird allerdings
durch eine besondere Konstruktion, u,a. Durch Einbeziehung einer TreuETCs
121
handgesellschaft minimiert, die sicherstellt, das im Falle des Falles die
Inhaber der Wertpapiere vorrangig berücksichtigt werden. Das physisch
gelagerte Edelmetall kann auf Wunsch auch jederzeit an den Wertpapierinhaber ausgeliefert werden.
CFDs ähneln Optionsscheinen und
Hebelzertifikaten. Mit diesem Vehikel können u.a. Aktien, Rohstoffe,
Währungen und Indizes mit Hebel gehandelt werden. Ein CFD erlaubt es, mit
den Preisveränderungen z. B. von Aktien, Rohstoffen, Indizes, Zinsprodukten
oder Währungen zu spekulieren, ohne sie selbst zu besitzen. Und da das
schöne Wort „Spekulation“ in unserem Wortschatz nicht vorkommt, verabschieden wir uns an dieser Stelle auch wieder von diesem Finanzkonstrukt.
CFD – Contracts for difference
Selbstgenutzte Immobilien Die Investition in die eigene Immobilie wird
immer wieder als die Basis jeglicher Altersvorsorge gepriesen. Natürlich ist es
auf den ersten Blick verführerisch, im Alter keine Miete mehr bezahlen
müssen, die mit ziemlicher Sicherheit ja auch noch im Laufe der Jahre steigen
wird. Sie wissen ja: Inflationsausgleich. Das hat schon Charme, keine Frage.
Hinzu kommt, dass man bereits heute in den Genuss des Sachwertes kommt,
obwohl er erst zukünftig bezahlt sein wird. Bei genauerer Betrachtung stellt
sich die Lage heutzutage nicht mehr ganz so rosig dar.
[Grafik 35]
122
Wertentwicklung Immobilien über 25 Jahre bis Ende 2012
So rechnen z. B. viele stolze Hausbesitzer mit einem Wertzuwachs Ihres
Häuschens oder ihrer Eigentumswohnung. Blicken wir jedoch auf Wertentwicklungen der Vergangenheit zurück [34], so sehen wir, dass die Wertsteigerung gerade einmal um die 2% bis 3% im Jahr pendelt, und das auch nur
in guten Lagen. Diese Situation kann sich in den nächsten Jahrzehnten noch
verschärfen, denn angesichts einer schrumpfenden Bevölkerungszahl ist fraglich, ob die Nachfrage nach Objekten groß genug sein wird, um entsprechende
Preissteigerungen hervorzurufen.
Hinzu kommt noch, dass viele Menschen eine Tatsache schlichtweg außer
Acht lassen: Sie bezahlen ihre Immobilie nicht bar, sondern nehmen einen
Kredit auf. Das bedeutet nichts anderes, als dass sie nicht nur den Kaufpreis
aufbringen müssen, sondern bei einer gängigen Baufinanzierung etwa die
gleiche Summe noch einmal an Zinsen zahlen. Kaufen Sie also ein Haus für
100.000,- €, so müssen Sie bei einem späteren Verkauf mindestens das
Doppelte wieder hereinholen, damit sich die Sache wirtschaftlich gelohnt hat.
Das wäre bei einem Wertzuwachs von 3% nach ca. 25 Jahren der Fall.
Übrigens ist es nicht das Haus, das einen Wertzuwachs bringen kann; dass
wird durch Abnutzung und durch steigende Ansprüche an Energiestandards
eher an Wert verlieren. Es ist das Grundstück, auf dem Sie Ihr Heim gebaut
haben, da Grund und Boden nicht vermehrbar ist. Voraussetzung ist eine gute
Lage (z. B. mit guten Verkehrsanbindungen). Auch eine neu gebaute Müllverbrennungsanlage in der Nachbarschaft wirkt sich deutlich negativ auf die
Zahl der Kaufinteressenten aus.
Aufgrund des Umstandes, dass die Entwicklung der Darlehenszinsen nicht
vorhersehbar ist, hat eine Immobilienfinanzierung durchaus einen spekulativen Charakter. Selbst wenn man sich einen günstigen Zinssatz auf 10 oder
15 Jahre sichern kann, bleibt angesichts der langen Laufzeiten einer
klassischen Finanzierung von 30 bis 35 Jahren das Risiko steigender Zinsen,
die im späteren Verlauf zu deutlich höheren Belastungen und damit einer
Verschlechterung der Renditebilanz führen können.
123
Ein kurzfristig notwendiger Wechsel des Wohnstandorts aus beruflichen
oder sonstigen Gründen stellt ein weiteres erhebliches Risiko dar. Sie müssen
evtl. zu einem ungünstigen Zeitpunkt das Haus verkaufen oder Mieter finden.
Auch die Kosten für Renovierungen und Reparaturen werden oft unterschätzt. Hinzu kommen verschärfte gesetzliche Anforderungen z. B. für
energetische Sanierung, oder gar eine finanzielle Beteiligung als Anlieger
einer Straße, die dringend einen neuen Belag, Bürgersteig, Kanalisation oder
eine bessere Beleuchtung braucht! Auch im gesegneten Rentenalter gibt es vor
solchen unvorhersehbaren Belastungen keinen Schutz. Das sind also weitere
Renditekiller, die aber praktisch in der Bilanz der meisten Immobilienbesitzer
überhaupt nicht berücksichtigt werden.
Last, but not least kann auch Vater Staat sich im Laufe der Zeit neue
steuerliche Schikanen ausdenken, z. B. ist die Grundsteuer immer wieder ein
beliebter Ansatzpunkt für den Versuch, die stets halb leere Staatskasse wieder
ein bisschen aufzufüllen. (Solchen Kostensteigerungen kann man als Mieter
zwar auch nicht entkommen, der Vermieter wird sie schon weitergeben, aber
in diesem Fall bliebe als Ausweg immer noch die Möglichkeit eines Umzugs
in eine kleinere Wohnung oder eine Gemeinde mit niedrigerer Steuer.)
Wenn Sie sich also für eine eigene Immobilie entscheiden, so tun Sie das
vor allem aus Gründen gesteigerter Lebensqualität, aber nicht, weil Sie sich
einen ansehnlichen Wertzuwachs versprechen. Er ist zwar nicht ausgeschlossen, aber Sie spekulieren mit vielen Unbekannten. Wer nicht
wenigstens 25% bis 30% bis Eigenkapital mitbringt, um halbwegs günstige
Konditionen für das notwendige Finanzierungsdarlehen zu erhalten und eine
sichere finanzielle Basis für die Zukunft, sollte sich den Kauf einer Immobilie
zwei- bis dreimal überlegen. Und niemals vergessen: Eine Immobilie allein ist
keine Altersvorsorge! Backsteine kann man nicht essen, eine liquide Rente ist
unbedingt vonnöten.
Ein Ausweg aus diesem Dilemma könnte die Umkehrhypothek sein.
Bei diesem Modell werden Häuschen oder Eigentumswohnung wieder in
Kapital bzw. eine Rente zurückverwandelt. Der Vorteil dabei: Man kann darin
124
wohnen bleiben, bis Alters- oder Pflegeheim rufen ... oder der liebe Gott.
Allerdings gibt es dann auch nichts mehr zu vererben, da ja die lieb
gewordene Immobilie zu Geld gemacht wurde.
Immobilien als Anlageobjekte Hierfür gelten ähnliche Überlegungen
wie bei der selbst genutzten Immobilie. Grundidee ist es, die fragliche Unterkunft, meistens eine Eigentumswohnung, zu kaufen und Zins und Tilgung für
die Finanzierung mit der Miete und aus Steuerersparnissen (die
Finanzierungskosten lassen sich steuerlich absetzen) zu bezahlen. Später,
wenn der Kredit abgezahlt ist, kann man dann die Miete in die eigene Tasche
stecken. Das ist der Plan. Oft werden die steuerlichen Effekte von den Verkäufern stark betont und so manches wird schöngerechnet. Wenn Ihr Mieter
ausfällt, kommt die Miete nicht mehr herein, die Bank will aber trotzdem
monatlich Ihr Geld sehen. Und wenn sich die steuerlichen Rahmenbedingungen ändern, kann so eine langfristige finanzielle Konstruktion, die
erst aussah wie ein geniales finanzielles Perpetuum mobile, schnell
zusammenbrechen.
125
Offene Fonds
Ob Sparplan, Einmalanlage oder eine Kombination von beiden, alle Wege
können hier zum Ziel führen. Ein "thesaurierender" Fonds legt Ausschüttungen (Dividenden oder Zinserträge) wieder in neuen Anteilen an,
damit erhöht sich das Fondsvermögen. Ein „ausschüttender“ Fonds zahlt die
Erträge an den Anleger aus (kann sie aber durchaus - auf Wunsch des
Anlegers - auch umgehend wieder anlegen.) Es gibt über 9.000 zugelassene
Fonds in Deutschland, die meisten davon „Publikumsfonds“, die Privatleuten
offen stehen. (Im Gegensatz zu „Institutionellen Fonds“, die nur Versicherungen, Pensionskassen und Vermögensverwaltungen zur Verfügung
stehen und Mindestanlagesummen voraussetzen, die Ihre und meine
Möglichkeiten klar übersteigen.)
Fonds und ihre Investitionsziele:
Die Vielfalt des Angebots ist enorm und nimmt immer
weiter zu. Das Fondsprinzip spielt bei Aktienfonds seine ganze Stärke aus,
denn eine annähernd hohe Anzahl von Aktien zur Risikostreuung kann man
als Privatanleger im Normalfall nicht einkaufen.
Aktienfonds
Es gibt verschiedene Methoden des Aktienfonds-Managements. Ich nenne
hier nur die zwei wichtigsten, die in weitere Unterkategorien zerteilt werden,
die uns hier nicht interessieren müssen:
Der Value-Stil (engl. Value = Wert) versucht unterbewertete Unternehmen
auszuwählen, deren wahrer Wert gegenwärtig noch im Verborgenen
schlummert. Zu dieser Strategie gibt es dann wiederum Unterstrategien.
Gegenüber der Value-Strategie konzentriert sich die Growth-Strategie
(engl. Growth = Wachstum) weniger auf die Analyse von Einzelunternehmen,
sondern mehr auf die Betrachtung ganzer Branchen. Der Growth-Investor
versucht, frühzeitig zukünftige Wachstumsmärkte zu erkennen, um darauf hin
die Unternehmen mit der höchsten Wachstumsdynamik auszuwählen.
126
Die Erfolge beider Strategien halten sich in etwa die Waage, je nach
Börsenlage hat mal die eine und mal die andere Methode die Nase vorn. Und
weil das so ist, gibt es natürlich auch noch Mischformen beider Anlagestile,
die nennt man dann "Blend".
Aktienfonds unterteilt man je nach Anlageziel und Anlageidee in eine
Vielzahl von Unterklassen.
Manche Fonds kaufen nur Blue-Chips, also Aktien von großen internationalen
Unternehmen und Konzernen, andere wiederum konzentrieren sich auf Nebenwerte
oder auch Small-Caps, also kleinere und mittlere Firmen. Dividendenfonds zählen zu
den etwas konservativeren Aktienfonds, weil bei ihnen nicht nur Kursgewinne, sondern
auch die möglichst hohe Dividendenausschüttung ihrer Favoriten im Fokus stehen. Das
macht diese Fondskategorie etwas weniger anfällig für Kursschwankungen, da diese
durch die Ausschüttungen teilweise ausgeglichen werden können. Internationale Fonds
lassen sich alle Freiheiten bei der Auswahl der Länder und konzentrieren sich auf die
Auswahl
von Aktien
vielversprechender
Unternehmen
weltweit.
Länder-
bzw.
Regionenfonds investieren in Unternehmen nach geografischen Kriterien, verlieren
allerdings im Zuge der Globalisierung an Bedeutung. Eine Unterform sind Schwellenländerfonds. Die sehr beliebten BRIC-Fonds sind hierfür ein schönes Beispiel, hier
wird in Unternehmen aus Brasilien, Indien und China investiert, die dem Stadium eines
Entwicklungslandes entwachsen und davor stehen, zu den entwickelten Industrienationen aufzuschließen. Natürlich erhält man solche Fonds auch für einzelne Länder.
Rohstofffonds wiederum beteiligen die Anleger an Unternehmen aus dem Rohstoffsektor (Minengesellschaften, Ausrüster von Minengesellschaften) oder an Rohstoffen
(Gold, Öl, Weizen, Soja) direkt. Branchenfonds orientieren sich an bestimmten
Branchen wie Biotechnologie, Pharma, Telekommunikation usw. Öko- und Nachhaltigkeitsfonds bieten als Anlageklasse ein etwas unscharfes Bild. Es gibt verschiedene
Ausprägungen z. B. mit Schwerpunkt auf ökologischen Technologien, aber auch mit
strengen ethischen Grundsätzen. Wer hier hohe Ansprüche hat, und vermeiden möchte,
dass sein Geld z. B. in Rüstungs- oder Tabakfirmen investiert wird, sollte sich detailliert
über die jeweilige Anlagephilosophie informieren. Wandelanleihenfonds sind eine recht
interessante Anlagekategorie, denn sie bilden eine Mischform aus Renten- und Aktienfonds. Was eine Wandelanleihe ist, haben wir ja schon besprochen. Ein Fonds, der breit
127
gestreut in solche Instrumente investiert, ist weniger anfällig für Kursschwankungen, da
statt des direkten Engagements in Aktien ja auch die Anleihenoption gewählt werden
kann. Immobilienaktienfonds legen das Kapital der Anleger in Unternehmen an, die im
weitesten Sinne und schwerpunktmäßig im wesentlichen mit Gewerbeimmobilien zu tun
haben: Projektentwicklungen, Bau, Verkauf, Dienstleistungen. Eine sehr volatile Anlage.
High-Yield-Fonds gehören zur Klasse der Rentenfonds. Sie investieren in
Staatspapiere* vor allem aber in Unternehmensanleihen, die keine Top-Ratings
erhalten haben. Es gibt riskantere und weniger riskante Ausprägungen, das
Risiko liegt im Ausfall der enthaltenen Anleihen, weil ggf. die Zinsverpflichtungen und die Rückzahlung nicht erfüllt werden können. Dieses Ausfallrisiko soll über eine möglichst breite Streuung klein gehalten werden, wird
aber trotzdem mit höheren durchschnittlichen Renditen belohnt, die bei ca.
7% p. a. liegen können. Ein mindestens mittelfristiger Anlagehorizont ist hier
auf jeden Fall angeraten, denn auch solche Fonds können heftigen
Schwankungen unterliegen.
Immobilienfonds investieren sowohl in Geschäfts- als auch teilweise in
Wohnimmobilien im In- und Ausland und erwirtschaften durch Mieterträge
und Wertsteigerungen der Objekte Erträge. Bei einem offenen Immobilienfonds handelt es sich um Grundstücks-Sondervermögen mit mindestens 15
Grundstücken, das von einer Kapitalanlagegesellschaft (KAG) betreut wird.
Offene Immobilienfonds kaufen hauptsächlich Gewerbeimmobilien (meist
Bürohäuser oder Einzelhandelsimmobilien). Die Liquiditätsreserve des Fonds
muss mindestens 5% des Fondsvermögens betragen, darf aber höchstens auf
49% steigen. Die Kapitalanlagegesellschaft ist verpflichtet, einen Fonds
zeitweilig zu schließen, wenn die Liquiditätsreserve weniger als fünf Prozent
des Fondsvermögens ausmacht, dies aber nur für einen Zeitraum von maximal
24 Monaten, danach muss der Fonds ggf. aufgelöst werden, wobei die Auflösung eines solchen Fonds, also der Verkauf sämtlicher Immobilien, sich
über 5 Jahre hinziehen kann, aber am Ende nicht zwangsläufig zum finanziellen Nachteil der Anleger sein muss.
*
Als solche gehören sie dann zwar zu den Geldwerten, meist handelt es sich aber um
Mischformen.
128
Der Gewinn eines Immobilienfonds basiert einerseits auf Wertsteigerungen
der enthaltenen Objekte und andererseits auf Mieteinnahmen, die oft noch an
die Inflationsrate gekoppelt (indexiert) oder mit festen Steigerungssätzen versehen sind. Damit ist ein Immobilienfonds im Grunde der Klassiker einer
Sachwertanlage. Da Immobilien selbst aber nicht an den Börsen gehandelt
und deshalb auch keine Kurse gestellt werden können, werden die Grundstücke und Objekte im Fondsvermögen jährlich von einem Sachverständigenausschuss bewertet. Dennoch sorgen Angebot und Nachfrage nach
den Fondsanteilen für moderat schwankende Kurse.
Solche Fonds boten eine recht stabile Wertentwicklung von rund 4% - 5% p. a. und
galten lange Zeit als eine Art Sparbuch-Ersatz mit solider Wertentwicklung und schneller
Verfügbarkeit des Kapitals. Doch in den Jahren 2008/2009 und dann wieder 2010/2011
mussten tatsächlich viele dieser Fonds schließen und vorbei war es mit der Verfügbarkeit. Ein Vorgang, den es zuvor kaum je gegeben hatte und der Anleger ebenso überraschte wie Finanzberater. Die Gründe dafür waren unterschiedlicher Natur und extern
begründet, führten aber dazu, dass Großanleger ihr Geld aus den Fonds abzogen und
damit die Liquiditätsquote unter die vorgeschriebene Grenze drückten. Da große
Immobilien nicht von heute auf morgen verkauft werden können, war die Schließung und
eben teilweise auch die Abwicklung der Fonds unvermeidlich. Vorbei ist´s seitdem mit
dem guten Ruf der Immobilienfonds.
Seit 2012 gelten für offene Immobilienfonds neue Rahmengesetze, die von
den Fondsgesellschaften selbst noch einmal ergänzt wurden. So gelten z. B.
für Großanleger längere Kündigungsfristen und Begrenzungen in der Höhe
der möglichen Entnahmen. Einige Fonds haben getrennte Tranchen für
institutionelle und private Anleger geschaffen, um so den privaten Sparer
praktisch einen eigenen geschützten Raum geschaffen.
Trotz dieser Bemühungen sind die Tage des guten alten Immobilienfonds
gezählt. Zwar dürfen bestehende Fonds noch weitergeführt werden, doch
Neuzulassungen wird es dann nur noch als Geschlossene Fonds geben. So
wird dem Privatanleger mit kleinem Budget eine Investition in Immobilien
praktisch unmöglich gemacht … meines Erachtens ein Jammer.
129
Fondskonstruktionen:
Mischfonds vereinen in ihrer klassischen Ausprägung die Anlage in
Aktien, Rentenpapieren und Cash unter ihrem Dach und gewichten sie je nach
Wirtschaftslage und Erwartungen unterschiedlich stark.
Multi-Asset-Fonds zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht an einzelne
Anlageklassen gebunden sind, sondern bunte Mischungen fabrizieren können
– in weit größerem Umfang als ein Mischfonds es könnte. So wird darüber
hinaus unter anderem auch in Rohstoffe, Edelmetalle und Devisen investiert.
Dahinter steckt die Idee, innerhalb eines Fonds eine möglichst breite Diversifikation zu erreichen und Anlagen zu mischen, die wenig miteinander
korrelieren. Dass dafür ein ebenso breit qualifiziertes Management erforderlich ist, versteht sich von selbst. Solche Fonds haben den Charme, dass sie
Ihnen als Anleger aufgrund ihrer breiten Aufstellung die Auswahl und
Zusammenstellung eines Portfolios abnehmen können. Das teilweise jugendliche Alter dieser Fondskategorie ist allerdings derzeit noch ein Hindernis,
denn die mangelnde Historie macht es schwer, zu beurteilen, wie gut das
jeweilige Management mit seinen komplexen Aufgaben fertig wird.
Auch Dachfonds sollen eine breitere Streuung erreichen, als es mit einem
Einzelfonds möglich ist. Ein Dachfonds kauft darum keine Einzelwerte,
sondern Anteile von unterschiedlichen bereits existierenden Fonds. Ein
Dachfonds muss mindestens in 5 Unterfonds investieren, meistens sind es
jedoch deutlich mehr. So kann ein Anleger bereits mit kleinem Einsatz eine
Beteiligung an mehreren Fonds eingehen. Diese können auch unterschiedlichen Kategorien angehören. Die Dachfonds-Konstruktionen sind dabei
unterschiedlich. Es gibt beispielsweise Dachfonds, die sich auf die Fonds mit
dem erfolgreichsten Management fokussieren. In letzter Zeit beliebter werden
Vermögensverwaltende Fonds, deren Investmentstrategie ausdrücklich darin
besteht, das Vermögen der Anleger in jeder Markt- und Börsenphase
mindestens zu erhalten. Die Kostenstruktur von Dachfonds kann ungünstig
sein, denn sowohl das Dachfondsmanagement als auch die Manager der Zielfonds möchten gern ordentliches Geld verdienen.
130
Hedgefonds leiten ihren Namen von dem englischen Begriff "to hedge",
also "absichern" ab. Man sollte also meinen, dass diese Fonds besondere
Sicherungsstrategien verfolgen und darum besonders konservativ agieren.
Warum müssen sie es dann ertragen, ähnlich wie Zigarettenpackungen, mit
ständigen Warnhinweisen versehen zu werden? ("Bei einer Anlage in diesen
Fonds kann ein Totalverlust auftreten".) Nun, das liegt daran, das die
"hedging"- Instrumente, die diese Fonds einsetzen, nicht nur zur Absicherung
dienen, sondern auch zu hochspekulativen Geschäften eingesetzt werden
können. Hedgefonds unterliegen praktisch keinerlei Anlagebeschränkungen,
und können auf diese Weise sehr breit diversifizieren. Hinzu kommen
spekulative Verfahren, sogenannte Managed Futures, die es ermöglichen,
sogar bei fallenden Märkten noch Gewinne zu erwirtschaften.
Das Geschäft der Managed Futures wird von CTAs (Commodity Trading Advisors)
betrieben, die den Trick beherrschen, nicht nur bei steigenden, sondern auch an
fallenden Kursen zu verdienen. Im Zentrum der Geschäfte stehen Rohstoffe im
weitesten Sinne, dazu zählen nicht nur Öl und Gold, sondern auch Kaffee, Weizen,
Kakao, Soja, ja, sogar Orangensaft und vieles andere mehr.
Das ergibt eine spannende Zwitterposition zwischen Spekulation und
Investition. Sie waren und sind beliebt bei institutionellen Anlegern, wie Versicherungen und Pensionskassen und den Stiftungen der amerikanischen
Universitäten und werden Privatanlegern in Deutschland am ehesten durch
Dachfonds zugänglich.
sind beliebt, weil sie der gebremsten Abenteuerlust
unserer Landsleute sehr entgegenkommen. Es gibt verschiedene Modelle nach
ähnlichem Prinzip: Zu bestimmten Stichtagen wird der erreichte Höchststand
"eingeloggt" und kann dann nicht mehr unterschritten werden. Wird an einem
der folgenden Stichtage wiederum ein neuer Höchststand markiert, wird
dieser festgehalten, und so fort. Zwischenzeitliche Kursverluste schlagen dann
nicht mehr aufs Vermögen durch. Das heißt nicht unbedingt, dass jedes Allzeithoch zementiert wird, wie man an der Grafik [36] und den Stichtagen 5
und 11 schön erkennen kann.
Garantiefonds
131
Um die versprochene Garantie darstellen zu können, muss ein Teil des
Anlagegeldes konservativ angelegt werden, was natürlich die gesamte Performance drückt und letztendlich weniger attraktive Renditen ermöglicht,
zumal oftmals die "sicher eingefrorenen" Gelder für eine weitere Anlage im
Aktienmarkt nicht wieder "aufgetaut" werden können. (Aber auf was verzichtet der ängstliche Anleger nicht alles für ein bisschen Garantie!)
[Grafik 36]
Prinzip eines Garantiefonds
Für langfristige Pläne ist ein solches Modell darum weniger geeignet, kann
aber zur Absicherung am Ende einer Kapitalaufbauphase in Betracht gezogen
werden. Erfahrungswerte zeigen, dass die zu erwartende Rendite solcher
Höchststand-Konstrukte etwa bei 6% liegt. Derzeit werden allerdings wesentlich interessantere Garantiekonzepte aufgelegt, hinter denen ausgeklügelte
finanzmathematische Verfahren stecken, die für eine durchgängig hohe
Investitionsquote im Aktienbereich sorgen und die Absicherung auf das
absolut notwendige Minimum beschränken. Erhebliche Bedeutung hat aktuell
das zungenbrecherische ICPPI-Modell erlangt, bei dem die Mischung täglich
und abhängig von der noch verbleibenden Anlagedauer angepasst wird. Ich
erspare Ihnen die Langform und Übersetzung an dieser Stelle.
Wenn sich diese Modelle in der Praxis bewähren, dann können sie tatsächlich eine interessante Alternative zu bestehenden Garantiemodellen bieten,
ohne dass die Rendite zu sehr leiden muss.
132
Target-Fonds oder Laufzeit-Fonds oder Life-Cycle-Fonds sind eine
spezielle Art von Mischfonds mit begrenzten Laufzeiten. Mit zunehmender
Dauer und dem nahenden Ende der Laufzeit werden automatische
Umschichtungen in weniger risikoreiche Anlageklassen, also Renten und
Geldmarktinstrumente vorgenommen. Das klingt zunächst nicht schlecht.
Allerdings ist diese starre Form des Managements mit speziellen Risiken
behaftet. So wird keine Rücksicht auf die aktuelle Marktlage genommen - das
kann dazu führen, das ausgerechnet zu einem ungünstigen Zeitpunkt
umgeschichtet wird. Auf die Vielzahl von Fondsvariationen können wir hier
nicht weiter eingehen.
Total-Return-Fonds, Absolute-Return-Fonds klingen zwar ähnlich,
doch es handelt sich um etwas unterschiedliche Ansätze. Da sich im deutschsprachigen Raum die Bedeutung der beiden Konzepte praktisch egalisiert hat,
belassen wir es an dieser Stelle dabei, weil die Erläuterung der Unterschiede
letztlich nicht abendfüllend ist. Ursprung dieser Konzepte ist die Abkehr von
der Orientierung an Benchmarks. Sie wurden nach der Aktienmarktkrise 2000
auf den Markt gebracht, um den Anlegern wieder etwas mehr Sicherheit zu
vermitteln. So sollen diese Fonds durch ihre spezielle Konstruktion innerhalb
definierter Zeiträume jederzeit ein positives Ergebnis erzielen, mindestens
jedoch eine "schwarze Null". Nur wenige haben dieses Ziel bisher erreicht.
Exkurs: Das Währungsproblem
Investmentfonds werden in verschiedenen Währungen abgerechnet. Da ist
zunächst das Land, in dem der Fonds aufgelegt und zugelassen wird. Diese
Währung ist die sogenannte Fondswährung. Investiert dieser Fonds nun in die
Aktien oder Anleihen anderer Länder, so kommt zusätzlich die Währung des
jeweiligen Landes ins Spiel. Das macht die Sache etwas komplizierter.
Ein einfaches Beispiel: Sie legen Ihr Geld in einen internationalen Aktienfonds aus den USA an. Er investiert also für Sie in verschiedenen Ländern
dieser Welt, von denen alle eine eigene Währung haben. Der Fonds selbst gibt
den Wert seiner Anteile natürlich in US-Dollar an. Die Aktien kauft der Fonds
in der Währung des jeweiligen Landes.
133
Im Sinne der Neutralität nehmen wir einfach an, die Währung eines dieser
Länder wäre der Taler (T). Das Wertverhältnis zwischen Taler und Dollar
schwankt von Tag zu Tag. Schauen wir auf die Grafik [37] und greifen uns
zwei Tage aus einer 5-Tage-Woche heraus: (Gestrichelte Linien).
[37]
Umrechnung von Währungsschwankungen
Betrachten wir im linken Bild das Verhältnis vom Taler zum Dollar. Ein
Taler ist am ersten Stichtag 1,50 $ wert und am zweiten Stichtag 1,25 $. Nun
schauen wir uns den Kurs der Aktie zu den gleichen Tagen an. Wenn die Aktie
aus dem Talerland am ersten Stichtag 1,00 T wert ist und am zweiten 1,75 T,
dann bemisst sich der Wert der Aktie an diesen Tagen einmal mit 1,50 $ * und
einmal mit 2,1875 $*. Damit wäre für einen Anleger aus USA alles in Butter,
mehr Gedanken muss er sich nicht machen, denn seine Währung ist der Dollar
und in Dollar werden seine Fondsanteile ja auch abgerechnet. Für den Anleger
aus Euroland dagegen ist die Sache noch lange nicht erledigt.
Für ihn wird es kitzliger, denn nun muss ja der Fondsanteil von Dollar noch
in Euro umgerechnet werden. Auch hier schwankt der Kurs von Tag zu Tag
und im Endeffekt ist die Talerland-Aktie für uns einmal 1,00 € * und zwei Tage
später rund 3,2813 €* wert.
*
*
*
*
1,00 x 1,50 = 1,50
1,75 x 1,25 = 2,1875
1,00 x 1,00
2,1875 x 1,50
134
Das ist ja noch einmal gut gegangen, die Wertsteigerung der Aktie ist über
die Währungen sogar noch einmal kräftig gepusht worden. Aber es kann auch
andersherum kommen - es könnte sogar passieren, dass der Kurs der Aktie
kräftig zulegt, der Wert aber durch ungünstige Wechselkursverhältnisse
wieder aufgefressen wird. (Ein solches Beispiel sehen wir später noch beim
Thema Gold.) Manche Fonds fangen dieses Risiko teilweise ab, indem sie
einen Schutz gegen solche Devisenverluste einbauen – sie „hedgen“ ihren
Fonds. (Zu erklären, wie das im Einzelnen gemacht wird, würde hier zu weit
führen.) Wenn Sie Spass daran haben, können Sie ja noch die Umrechnung für
den ersten, dritten und fünften Tag vornehmen...
Übrigens spielt das Währungsverhältnis auch noch bei anderen Anlagen
eine Rolle, wie z. B. Rohstoffen und Edelmetallen, deren Wert in Dollar festgestellt wird. Aber das ist es nicht ganz so kompliziert, weil es dann nur um
das Verhältnis zwischen zwei Währungen geht.
Wenn Sie sich also für eine breite Streuung in internationale Werte entscheiden, kaufen Sie das zusätzliche Risiko bzw. die zusätzliche Chance durch
Devisenschwankungen mit ein. Bleiben Sie hingegen im Euroraum investiert,
sind Sie zumindest in dieser Hinsicht auf der sicheren Seite.
Nun stellen Sie als aufmerksamer Leser natürlich die Kardinalfrage:
Warum schwankt der Tauschwert von Währungen untereinander überhaupt?
Sie werden staunen - dafür gibt es keine eindeutige Erklärung. Die
Ursachen können vielfältig sein, letzten Endes spielt das Vertrauen in die
Stabilität und Wirtschaftskraft eines Landes eine mitentscheidende Rolle für
die Stärke oder Schwäche einer Währung.
Geschlossene Fonds
Bei geschlossenen Fonds ist zunächst zu beachten, ob die Fonds im Inoder im Ausland investieren und wo sich die Betriebsstätte des Emissionshauses befindet. Die Investition im Ausland kann steuerliche Vorteile haben,
denn mit vielen Ländern bestehen sogenannte Doppelbesteuerungsabkommen,
135
d. h. vereinfacht gesagt, die Besteuerung darf nur einmalig in dem Land vorgenommen werden, wo auch die Investition getätigt wird. Wenn dort
günstigere steuerliche Rahmenbedingungen herrschen als bei uns, kann sich
der Anleger freuen. Ein Wermutstropfen ist der Progressionsvorbehalt, d. h.,
die erzielten Einnahmen können dazu führen, dass man in eine höhere
Steuerstufe rutscht. Allerdings gibt es aktuell Bestrebungen, dieses Steuerprinzip abzuschaffen.
Die Vielfalt der Angebote auf diesem Gebiet wird immer größer, darum
gebe ich auch hier nur einen Überblick über die gängigsten Beteiligungs formen. Da die Anlagekonstruktionen für den Privatanleger oft schwer nachvollziehbar sind und natürlich immer in den rosigsten Farben geschildert
werden, ist eine wichtige Orientierungshilfe die Seriosität und Leistungsbilanz
des Emissionshauses. Ratings liefern weitere wichtige Hinweise.
Immobilienfonds investieren - ähnlich wie Sie es schon bei Direktanlagen und offenen Immobilienfonds kennengelernt haben - in Büroanlagen,
Supermärkte und andere Gewerbeimmobilien. Allerdings wissen Sie in
diesem Fall recht genau, um welche Objekte es sich handelt, an wen sie vermietet sind, wie lange die Mietverträge laufen usw.
Es gibt Immobilienfonds für Objekte im Ausland und in Deutschland. Am
leichtesten kann man sich als interessierter Anleger natürlich über die hiesigen
Angebote informieren (z. B. einen Makler vor Ort befragen) und ggf. eigene
Informationen einholen. Bei Immobilien im Ausland wird man sich auf die
Aussagen der Vermittler und wunderschöne bunte Prospekte verlassen
müssen. Bisweilen werden für gut situierte Anleger auch Reisen zu den
Investitionsstandorten organisiert.
Schiffsfonds finanzieren die Herstellung oder den Kauf und Betrieb von
Tankern, Containerschiffen, Kühlschiffen, Kreuzfahrtschiffen ... es gibt jede
nur denkbare Form, Größe und Ausstattung von mehr oder weniger dicken
Pötten, die zum Anlageobjekt taugen. Eine Schiffsbeteiligung ist stets eine
langfristige Anlage von bis zu 25 Jahren. Der Erfolg der Beteiligung hängt
136
vom günstigen Einkauf, der Erfolg versprechenden Schiffsklasse und damit
von den zu erzielenden Charterraten (Mieten fürs Schiff) ab. Und schlussendlich vom möglichst günstigen Verkauf des Schiffs zum Ende der Laufzeit. Da
solche Geschäfte in Dollar abgerechnet werden, spielen auch Wechselkursschwankungen eine Rolle.
Grundsätzlich muss vom Emissionshaus ein Darlehen zur Finanzierung
aufgenommen werden, da das gesamte Investitionsvolumen nicht durch die
eingeworbenen Investorengelder abgedeckt werden kann. Dadurch steigt die
Rendite auf das selbst aufgebrachte Kapital. Diese "Hebelwirkung" tritt dann
ein, wenn ein Anleger Fremdkapital zu günstigeren Konditionen aufnehmen
kann, als die Investition an Rendite erzielt.
Ein Beispiel:
Ein Unternehmen kann mit einem Projekt eine Rendite auf das eingesetzte Kapital
von 10% erzielen. Das gesamte eingesetzte Kapital beträgt 1.000,- € und wurde durch
Eigenkapital (500,- €) und Fremdkapital (500,- €) finanziert. Der Gewinn vor Zinsen
beträgt 100,- €. Der Zinssatz, der für das Fremdkapital gezahlt muss, beträgt
2% = 10,- €. Bleiben noch 90,- € Gewinn. Da dieser Gewinn zur Hälfte aus Eigenkapital
geschöpft wurde, beträgt die Eigenkapitalrendite 18% ! Je nach Höhe des Zinssatzes
kann durch weitere Reduzierung des Eigenkapitals die EK-Rendite noch erhöht werden.
Auch Schiffsbeteiligungen werden oft als geeignete Anlage zur Ergänzung
von Aktien angepriesen, da die Korrelation zu den Börsen sehr niedrig sein
soll. Da aber eben so unglaublich viele Güter per Schiffscontainer über die
Weltmeere geschippert werden, hinterlässt eine Wirtschaftskrise auch in
diesem Bereich ihre Spuren. Auch Öltanker-Flotten sind leiden unter
sinkender Auslastung, wenn die Wirtschaft aufgrund nachlassender Konjunktur weniger des kostbaren Nasses verbraucht. Sinkende Charterraten
(Mieten) oder höhere Betriebskosten aufgrund höherer Energiepreise werden
sich auf die Höhe der Ausschüttungen auswirken. Das Timing für den Verkauf
eines Schiffes und die damit verbundene Schließung des Fonds kann immerhin beeinflusst werden, indem man ggf. noch zuwartet oder auch vor der
geplanten Zeit verkauft, wenn sich lukrative Gelegenheiten ergeben.
137
Nach Expertenschätzungen sind mehrere hunderttausend deutsche Anleger
in insgesamt ca. 2500 Schiffen investiert. Seit 2008 sind etwa 2000 dieser
Schiffsgesellschaften in Schieflage. Das bedeutet für die Anleger, Ausschüttungen müssen zurückgezahlt werden und es muss bisweilen sogar
Kapital nachgeschossen werden. Oder aber die kreditgebenden Banken sind
gefordert Tilgungen und/oder Zinsen stunden. Wie sich also zeigt, können
sogar die typischen langen Laufzeiten nicht jede Wirtschaftsflaute ausgleichen.
Wenn es jedoch gut läuft, liegen die Renditeerwartungen zwischen 6% und
8% p. a. Immerhin ist diese Anlage ist weitgehend steuerfrei, da der deutsche
Schiffsbau und deutsche Reedereien über die sogenannte Tonnage-Besteuerung gefördert werden sollen. Das ist ein Pluspunkt, der kaum noch bei
einer anderen Geldanlage zu finden ist.
Im dazu gehörigen Emissionsprospekt wird jedes zur Investition stehende
Schiff natürlich als das absolute Non-Plus-Ultra dargestellt - stets wird genau
dieser Schiffstyp gerade jetzt dringend benötigt, das Schiff ist sehr günstig
unter Marktpreis eingekauft, der Zustand ist bestens, die Charterverträge sind
langfristig und alles ist ganz, ganz vorsichtig kalkuliert. Für den Privatanleger
ist kaum zu durchschauen, wie realistisch solche Beurteilungen sind. Dennoch
kann eine solche Anlage mithilfe der dazu gehörigen Ratings und von einem
Emissionshaus mit guter Leistungsbilanz als ergänzende Anlage infrage
kommen, sofern die Kapitalausstattung das zulässt.
Containerfonds haben ein leicht zu verstehendes Geschäftsprinzip. Ja,
man kann nicht nur in Containerschiffe investieren, man kann das Schiff auch
einfach weglassen! Diese Anlageform ist attraktiv auch für Kleinanleger, da
die Laufzeiten nicht lang und die Beteiligungssummen nicht hoch sind.
Worum geht es? Container sind normierte stählerne „Verpackungskartons“
für Güter schlechthin, sie werden auf LKW, Bahn, Schiffen und Flugzeugen
hin und her über unseren Globus transportiert. Sie enthalten z. B. Getreide
138
ebenso wie Kühlschränke. Solche Container müssen hergestellt, vermietet,
verkauft und schließlich auch wieder verschrottet werden. Es werden
Unmengen davon benötigt und es gibt Unternehmen, die Container herstellen
lassen (auch gebrauchte aufkaufen) und sie dann an Reedereien vermieten.
Um die Summen, die für den Kauf großer Containermengen benötigt werden,
aufzubringen, werden Beteiligungen angeboten. So kann man bereits für
5.000,- € einen Container erwerben, der dann vermietet oder verleast wird. An
den Mieteinnahmen ist man beteiligt, sie werden beispielsweise vierteljährlich
ausgeschüttet. Nach einer gewissen Zeit (typischerweise nach 5 oder 6 Jahren)
wird dieser Container verkauft oder verschrottet und erbringt einen entsprechenden Restwert. Bei immer weiter steigenden Rohstoffpreisen (Stahl!)
ist das ein durchaus interessanter Aspekt.
Flugzeugfonds funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip wie Schiffsfonds. Allerdings ist hier die steuerliche Situation nicht so günstig. Ihr Anteil
am Beteiligungsmarkt ist gering, Sie seien hier nur am Rande erwähnt.
Lebensversicherungsfonds kaufen deutsche oder auch englische oder
amerikanische Lebensversicherungspolicen und Risikolebensversicherungen,
die von ihren eigentlichen Inhabern verkauft werden. Die Preise der Policen
liegen unter dem eigentlichen (inneren) Wert, aber über dem Rückkaufswert
der Versicherungsgesellschaften; das macht den Verkauf für den Inhaber der
Police interessanter als eine Kündigung. Die Prämien werden vom Fonds
weiter bezahlt und der Fonds erhält die Versicherungsprämie bei Fälligkeit der
Police (in der Regel Ableben des Versicherten). Die gekauften Policen haben
unterschiedliche Fälligkeiten, sodass der Fonds während der Laufzeit
sukzessive ausschütten kann. Der Anleger ist an den Verlusten und Gewinnen
der Gesellschaft beteiligt.
Infrastrukturfonds werden immer beliebter. Die Idee dabei ist, dass in
den Schwellenländern, aber auch in etlichen Industrieländern, Bedarf an
diversen Infrastrukturmaßnahmen besteht: Häfen müssen ausgebaut, Straßen
und Eisenbahnlinien geschaffen werden, usw. Auch für solche Vorhaben
werden private Investoren gesucht. Die Nachvollziehbarkeit der Geschäfts-
139
modelle ist für den Privatanleger schwer einzuschätzen da es sich meistens
um Auslandsprojekte handelt. Dass wir es hier mit einem typischen „Megatrend“ zu tun haben, der interessante Anlagechancen beinhaltet, ist aber
unbestritten.
Fonds für Umwelttechnik (Windkraft/Biogas/Solar etc.) sind beliebte
Anlageobjekte, einerseits da staatliche Förderungen das Geschäft interessant
machen können, andererseits, weil es sich zweifellos um zukunftsträchtige
Wirtschaftsbereiche handelt. Die Laufzeiten solcher Beteiligungen können je
nach Angebot zwischen 5 und 30 Jahren liegen. Die Erfolgsaussichten solcher
Beteiligungen sind, wie oft bei geschlossenen Fonds, für Privatanleger schwer
zu beurteilen, je nach Aufteilung Ihres Gesamtvermögens sollten Sie Ihr
Portemonnaie für solche Anlagen vorsichtshalber nur einen Spalt weit öffnen.
Stark unter Druck geraten sind Beteiligungsmodelle für Solaranlagen, da die
staatliche Förderung zumindest in Deutschland stark reduziert wurde, aber
auch in anderen Ländern Europas sind ähnliche Tendenzen zu beobachten und
die Staatsschuldenkrise hilft dabei auch nicht unbedingt.
Private Equity Fonds stellen eine Sonderform unter den Beteiligungen
dar, da es hier nicht um die Beteiligung an handfesten Objekten geht. Im
Gegensatz zu an der Börse gehandelten Beteiligungen dreht sich hier alles um
nicht börsennotierte Unternehmen, meist aus dem Mittelstand. Hierzulande
werden Private Equity Beteiligungen vor allem als Dachfonds angeboten, die
sich wiederum an etlichen Unterfonds beteiligen, sodass eine breite Diversifikation gewährleistet ist.
Die Grafik [38] zeigt, dass die Konstruktion als Dachfonds nach bisherigen
Erkenntnissen ein hohes Maß an Sicherheit beinhaltet. Private Equity ist
hierzulande durch die sogenannte "Heuschrecken"-Debatte in Verruf
gekommen und oft werden in der Presse auch Private Equity- und Hedgefonds
in einen Topf geworfen, die tatsächlich gänzlich unterschiedliche Ziele und
Geschäftsmodelle vertreten. Bei uns in Deutschland konzentrieren sich die
Angebote auf sogenannte Buy-Out-Prozesse: neue Märkte zu erschließen,
Nachfolgeregelungen zu schaffen, Umstrukturierungen vorzunehmen.
140
Allerdings handelt es sich bei solchen Investments ganz oder teilweise um
sogenannte „Blind Pools“, d. h. die Unternehmen, in die investiert werden
soll, stehen noch nicht fest und es ist daher für den geneigten Investor
unmöglich, sich ein realistisches Bild von risiken und Chancen zu machen. Er
muss letztendlich auf das glückliche Händchen des Fondsmanagements vertrauen.
[Grafik 38]
Private Equity Investitionsmodelle
Quelle: BVT
Seriöse Kapitalgeber haben dabei ein mindestens mittelfristiges Interesse
am gesteigerten Erfolg der Unternehmen und Private Equity muss keineswegs
zwangsläufig mit der Vernichtung von Arbeitsplätzen einhergehen, oft genug
tritt das Gegenteil ein. Der Verkauf erfolgt entweder an andere Investoren
oder Unternehmen oder das Unternehmen wird an die Börse gebracht. Wenn
alle im Fonds enthaltenen Unternehmen verkauft sind, wird der Fonds
geschlossen und der Gewinn an Investoren und Initiatoren ausgeschüttet.
Im Emissionsprospekt werden die vorgestellten Angebote natürlich immer
als die lukrativsten gepriesen, sehr seriös und konservativ kalkuliert. Auch
hier ist es für den Privatanleger schwierig, die Prognosen im Einzelnen nachzuvollziehen, allerdings ist das Geschäftsmodell insgesamt durchaus plausibel
und nachvollziehbar. Da in Deutschland praktisch nur Dachfondskonstruktionen angeboten werden, ist die Risikostreuung akzeptabel. Darum
kann eine solche Anlage mithilfe der dazu gehörigen Ratings und von einem
Emissionshaus mit guter Leistungsbilanz als ergänzende Anlage infrage
141
kommen, sofern die Kapitalausstattung das zulässt. Die Banken- und
Schuldenkrise hat dieser Beteiligungsform jedenfalls nicht dramatisch
zugesetzt. Die Umfrage der Wirtschaftsberatungsgesellschaft PwC *, durchgeführt im Jahre 2011 ergab, dass 82 Prozent der befragten Private-Equity
Gesellschaften dass mit der Entwicklung in Deutschland "zufrieden" sind oder
gar "sehr zufrieden" waren. Und sie berichteten von traumhaften Renditen:
"Große Portfolios, die breit diversifiziert und älter als zehn Jahre sind, haben
Renditen von etwa 15 Prozent, netto-netto."
Für die aktuelle Studie „Private Equity Trend Report 2012“ hat PwC 170
Fondsmanager weltweit, darunter 29 aus Deutschland, befragt. Die Aussichten
wurden hier zwar etwas zurückhaltender beurteilt, vor allem durch einen
erschwerten Zugang zu Bankkrediten. Es wird auch mit sinkenden Renditen
gerechnet. Das scheint angesichts der erfreulichen Werte der Vergangenheit
allerdings verkraftbar.
sind eine Art Dachfonds im Beteiligungsbereich und
ermöglichen die Beteiligung an unterschiedlichen Anlageklassen gleichzeitig,
um eine breite Risikostreuung zu erreichen. Solche Angebote sind relativ neu,
aber aufgrund der Konstruktion sehr interessant und für den Privatanleger zur
Ergänzung eines klassischen Portfolios grundsätzlich geeignet.
Portfoliofonds
Spezialitäten gibt es hier natürlich auch wieder, stellvertretend sei die
Beteiligung an Pfandhäusern (Lombardfonds) oder am Diamantenhandel
genannt. Nicht uninteressant, aber zu speziell, um hier im Detail darauf einzugehen.
*
PricewaterhouseCoopers, Frankfurt
142
Sachwerte im Versicherungskleid
Fondspolicen sind ein Reizthema für Verbraucherzentralen und ich sehe
schon, wie eifrige Finanztest-Leser erschauern, denn sie haben gelernt, dass
die Verbindung der Geldanlage mit einer Versicherung immer hohe Kosten
mit sich bringt und dadurch viel Rendite verloren geht. Und warnen nicht
Verbraucherorganisationen auch immer wieder vor diesen Policen, weil sie
viel zu teuer sind? Das stimmt einerseits und andererseits auch wieder nicht.
Gewarnt wird sehr wohl. Tatsächlich werden die Vorgenannten nicht müde,
immer wieder auf die Kostennachteile dieser Policenmodelle hinzuweisen.
Dennoch gibt es einige Punkte, die solche Konstruktionen durchaus
interessant machen. Darum hole ich an dieser Stelle etwas weiter aus.
Es gibt zwei Formen von Fondspolicen, solche, bei denen nur die Überschüsse der Gesellschaft und solche, bei denen der Sparanteil Ihres Beitrags
und evtl. zusätzlich die Überschüsse der Gesellschaft in die Fondsanlage
geleitet werden.
Da Ihr Sparanteil nicht bei der Versicherungsgesellschaft, sondern in einem
oder mehreren Fonds landet, kann Ihrem Guthaben auch nichts zustoßen,
sollte die Versicherung einmal pleite sein. Denn hier ist Ihr Anlagevermögen
sowohl von deren Vermögen als auch zusätzlich vom Vermögen der Fondsgesellschaft eindeutig getrennt. (Siehe auch unter „Offene Fonds, S.97
Wie funktioniert nun so eine Fondspolice? Zunächst schließen Sie ihren
Vertrag nicht mit einer Fondsgesellschaft oder Bank ab, sondern mit einer
Versicherungsgesellschaft. Das bietet Ihnen die Möglichkeit, zugleich mit
Ihrem Anlagevorgang auch bestimmte Risiken mit abzusichern, wie z. B.
Berufsunfähigkeit oder Tod. Wenn Sie das tun, wird ein Teil Ihrer Einzahlungen für die Finanzierung des abgesicherten Risikos verwendet. Wenn es
Ihnen um Kapitalaufbau geht, wovon wir hier ausgehen, sollten Sie alle
Zusatzversicherungen weglassen, zumal Sie die oft billiger und besser
gesondert abschließen können. Darüber hinaus bringt die Verknüpfung mit
Zusatzversicherungen oft Einschränkungen in der Flexibilität mit sich.
143
Moderne Fondspolicen bieten eine breite Auswahl unterschiedlichster
Fonds an. Aber auch verschiedene Wertsicherungsstrategien, Garantiefonds
und gemanagte Portfolios, mit bereits vordefinierten Depotzusammenstellungen je nach Risikoneigung, sind im Angebot. (Ja, es gibt sogar Policen,
über die man zusätzlich in alternative Geldanlagen wie Edelmetalle und
Hedgefonds oder in ein Portfolio geschlossener Fonds investieren kann.)
Rentenpolicen bieten eine lebenslange Verrentung bei dann hoffentlich
immer noch günstigen Steuersätzen; ein Modell, das Fondssparpläne, so in
einem Finanzprodukt zusammengefasst, nicht ermöglichen. Mittlerweile gibt
es auch Optionen, das angesammelte Kapital zur Verrentung oder für Teilentnahmen ganz oder teilweise weiterhin in Investmentanlagen zu belassen.
Damit ist man der Problematik enthoben, nach Auszahlung von Renten oder
Kapital über eine Neuanlage und ihre steuerlichen Folgen nachzudenken.
Einer der Vorteile gegenüber einem "nackten" Fondssparplan liegt darin,
dass selbst ein kleiner Sparbeitrag auf mehrere Fonds aufgeteilt werden kann,
so also auch für bescheidene Sparanstrengungen eine breite Streuung möglich
ist. Hinzu kommt, dass keine Ausgabeaufschläge anfallen, hier also auf der
Kostenseite Vorteile entstehen, die sich besonders dann bemerkbar machen,
wenn Kapital von einem Fonds in einen anderen umgeschichtet werden soll.
Nicht zu vergessen die Steuerfreiheit der Anlage während der Laufzeit
(Abgeltungssteuer!) und die Anwendung des Halbeinkünfteverfahrens (die
Differenz zwischen eingezahlten Beiträgen und erreichtem Kapital wird zur
Hälfte mit dem persönlichen Steuersatz versteuert) bei der Kapitalauszahlung.
Da Sie über eine solche Police einen privatrechtlichen Vertrag mit einer
Gesellschaft abschließen, der nach bestimmten gesetzlichen Rahmenrichtlinien konstruiert ist, haben Sie hier außerdem den Vorteil, aktuelle steuerliche
Rahmenbedingungen für die Zukunft sozusagen einzufrieren.
Was aber Flexibilität, Verfügbarkeit des Kapitals und Auswahlmöglichkeiten an Fonds angeht, hat ein Fondsdepot nach wie vor klare Vorteile.
144
Behalten Sie immer im Auge, dass Policen nur für langfristig konsequent
durchgeführte Anlagestrategien geeignet sind, denn das Handicap durch die
Belastung mit Anfangskosten kann nur so ausgeglichen werden. Ca. 50% aller
Rentenversicherungsverträge werden vorzeitig gekündigt und produzieren so
für ihre Besitzer eher Verluste als Gewinne.
Aber Hand auf´s Herz: Wenn Sie ein Zugticket nach München kaufen, es
sich dann aber anders überlegen und in Hildesheim schon aussteigen (geografisch mal von mir aus gesehen) beschweren Sie sich auch nicht, dass das
Ticket zu teuer war.
Die leichte Verfügbarkeit von reinen Fondssparplänen bringt im übrigen
auch Nachteile mit sich. Mit einer „Lebensdauer“ von ca. fünf Jahren und der
permanenten steuerlichen Belastung durch die Abgeltungssteuer (nach Ausnutzen des Sparer-Freibetrages) scheinen sie kaum zur Altersvorsorge
geeignet.
Versicherungen nach dem „UWP“-Prinzip finden sich im Mittelfeld
zwischen Fondspolicen und klassischen deutschen Policen. UWP ist die
Abkürzung für: Unitised With Profits. Nur damit Sie es mal gelesen haben.
Wesentlicher Vorteil gegenüber klassischen deutschen Renten- und
Lebensversicherungen ist die hohe Investmentquote, die solche Versicherungen traditionell auszeichnet, da sie in dieser Hinsicht keinen
Restriktionen unterliegen.
Dabei wird der Beitrag des Anlegers in internen Fonds angelegt, es besteht
also keine Möglichkeit, selbst auszuwählen. Im Gegensatz zu deutschen
Fondspolicen bieten die angelsächsischen Anbieter eine Mindestgarantie, die
entweder in einem Minizinssatz oder in einer Kapitalerhaltungsgarantie
bestehen. Die besondere Eigenart ist aber das sogenannte "Smoothing"[38].
Hierbei wird in guten Börsenphasen ein Teil des Kapitals in schwankungsarmen Anlagen zurückgelegt und in schlechten Börsenphasen den Verträgen
wieder gut geschrieben. Das führt zu einer geglätteten Wertentwicklung des
145
Vermögens und gleicht allzu heftige Schwankungen aus. Liegt der Kurs des
Fonds über dem geglätteten Wert, erhält der Anleger das entsprechende Guthaben, liegt er darunter, ist ihm der Wert des geglätteten Verlaufs sicher.
[Grafik 39]
Smoothing Verfahren
Dieses System hat in Deutschland viele Freunde gefunden. Die Flexibilität
ist allerdings hier auch eingeschränkt und solche Tarife eignen sich auf jeden
Fall nur für den langfristigen Vermögensaufbau, da sie oft mit Bonuszahlungen verbunden sind, die erst im späteren Verlauf zugeteilt werden.
Zum Schluss noch eine Warnung: Lassen Sie sich nicht von werbewirksam hervorgehobenen zweistelligen Renditen aus der Vergangenheit blenden, denn das ist eine
ziemlich weit zurückliegende Vergangenheit: Solche Angaben beruhen noch immer auf
den Ergebnissen angelsächsischer Policen, zu einer Zeit als hohe Inflation und dementsprechende Verzinsungen Ergebnisse möglich machten, die mit heute nicht zu vergleichen sind.
Physische Sachwerte
Gold, Silber, Platin, Palladium und anderes mehr oder weniger edles
Metall findet immer dann besonders viele Liebhaber, wenn es in der Wirtschaft und an den Börsen kriselt. Und so mancher beschwört das edle Metall
als „sicheren Hafen“ für den Fall, das Wirtschaft und Gesellschaft
zusammenbrechen, der Euro untergeht und eine Währungsreform alle
angesammelten Geldwerte zunichtemacht. Man sieht: Edelmetalle und unter
146
ihnen ganz besonders Gold und Silber, sind mehr als andere Anlagevehikel
emotional kräftig aufgeladen. Das waren sie schon immer, über die Jahrtausende hinweg und durch alle Kulturen hindurch. Damit es nicht zu speziell
wird, beschäftigen wir uns an dieser Stelle nur mit Gold und Silber.
Silber ist der „kleine Bruder“ des Goldes. Der Wert dieses Edelmetall
erklärt sich – anders als beim Gold – nicht so sehr aus der Faszination des
Stoffs, sondern eher ganz handfest aus der Tatsache, das Silber nicht nur für
Schmuckgestaltung, sondern auch industriell eingesetzt und für vielerlei
Anwendungen gebraucht wird, z. B. in der Elektroindustrie, der chemischen
Industrie insbesondere bei der Batterieherstellung, der Solarindustrie, sogar
der Pharmaindustrie. Das bedeutet, die Wertentwicklung ist wie bei anderen
Rohstoffen auch abhängig von der weltwirtschaftlichen Lage. Und wie bei
anderen Rohstoffen sind auch hier die Vorräte nicht unerschöpflich; die
bekannten Silbervorräte sollen nach Schätzungen von Experten (US Geological Survey) nur noch etwa 13 Jahre halten. Dies spricht für Verknappung
und für die daraus folgenden Preissteigerungen – wenn, ja wenn nicht neue
Vorräte erschlossen oder gar andere Materialien als Ersatz entwickelt werden.
Gold hingegen zieht seinen Wert aus der Tatsache, dass es schon seit
Menschengedenken begehrt und außerdem sehr knapp ist. Die Menge allen
bisher geförderten Goldes ergibt einen Würfel mit einer Kantenlänge von 21
Metern und es kommt nur sehr wenig hinzu. Das Gold trotz zum Teil extremer
Schwankungen seinen Wert noch nie verloren hat und in der kollektiven
Erinnerung auch als allerletztes Tauschmittel in der Krise und in Zeiten
galoppierender Inflation, folgender Währungsreform und der Vernichtung der
Papierwerte verankert ist, führt dazu, dass es seinen Ruf als „sicherer Hafen“
noch immer verteidigt.
Darüber hinaus handelt es sich speziell bei Gold um einen sehr „engen“
Markt; da das Angebot knapp ist und nur wenige große Fonds den Markt
praktisch beherrschen, können schon verhältnismäßig geringe Käufe oder
Verkäufe den Kurs deutlich beeinflussen. Es gibt für Gold - anders als z. B.
bei Silber und Kupfer und anderen Rohstoffen - keine industrielle Nachfrage.
147
Nur die Schmuckindustrie, insbesondere die indische, spielt hier noch eine
Rolle, das kann die indische Hochzeitssaison gegen Ende des Jahres und die
entsprechende Nachfrage nach Schmuck durchaus Kurse bewegen.
[Grafik 40]
Gold und Silber, Vermögensentwicklung in Euro
Quelle: FVBS Finanzen Fund Analyzer
Wie man an der Grafik [40] sehen kann, ist vor allem Gold eine volatile
Anlage. Das liegt unter anderem daran, dass besonders Gold eine typische
„Angstanlage“ ist. Lassen die Ängste nach, wird nach Anlageformen gesucht,
die neben Kursgewinnen auch noch Zinsen und Dividenden versprechen. Das
Auf und Ab der Ängste während der Krisen der letzten Jahre lässt sich an der
Kurve recht deutlich ablesen. Nicht ganz so schwankungsfreudig ist Silber,
aber es hat (bisher) auch weniger eingebracht.
Kosten und Steuern Ob Münzen oder Barren – beides muss sicher verwahrt werden. Für die Unterbringung in einem Banktresor fallen Gebühren
an. Das selbst gebuddelte Loch im Garten ist natürlich kostenlos.
Für Gold fällt nach einem Jahr Haltefrist keine Abgeltungssteuer an, die
Kursgewinne können beim Verkauf also steuerfrei vereinnahmt werden und
auf den Erwerb wird keine Mehrwertsteuer erhoben – anders als etwa bei
148
Silber, das ab 2013 mit 19% MwSt. belastet ist, ansonsten aber die gleichen
eben erwähnten Vorteile bietet..
Münzen und Barren … keine andere Geldanlage macht optisch soviel her
wie Gold und Silber und liegt so angenehm schwer in der Hand. Nach
Gewicht wird auch der Wert bemessen, die gängige Einheit hierfür ist bei
beiden Edelmetallen die Feinunze (ca. 31 Gramm).
Münzen zur Geldanlage nennt man Bullionmünzen. Sie können einen
unterschiedlichen Gold- oder Silbergehalt haben und die Kosten für Prägung
und Herstellung werden auf den reinen Materialwert aufgeschlagen. Bekannt
sind hier z. B. Maple Leaf (Kanada), Krügerrand (Südafrika), American Eagle
(USA), Der Wiener Philharmoniker (Österreich), Panda (China) und als
jüngstes Mitglied der Familie der Gold Euro. Im Gegensatz zu Sammlermünzen und -medaillen, die in limitierter Auflage herausgegeben werden und
deren Wert sich weniger nach dem Goldkurs, sondern nach Angebot und
Nachfrage richtet (je seltener, desto wertvoller), werden Bullionmünzen in
hohen Stückzahlen gefertigt und von den Notenbanken der jeweiligen Länder
herausgegeben.
Sammlerstücke werden häufig angepriesen als „Sonderprägungen“,
„streng limitiert“, „höchste Prägequalität“ und was da an Superlativen sonst
noch zur Verfügung steht. Das besagt zunächst gar nichts. Im Prinzip kann
jeder Medaillen herausgeben. Häufig klafft zwischen Preis und dem
eigentlichen Metallwert eine große Lücke. Soll das sogenannte
„Sammlerstück“ dann veräußert werden, ist die Enttäuschung groß. Denn oft
bleibt dem Verkäufer nur der Materialwert von dem noch die Kosten für´s
Einschmelzen abgezogen werden. Wirklichen Sammlerwert hat nur ein kleiner
Teil an Münzen wie zum Beispiel antike Stücke.
10-Euro-Gedenkmünzen des Bundes sind gesetzliches Zahlungsmittel. Bis Ende
2010 besaßen sie einen Silbergehalt von 92,5 Prozent. Die 18 Gramm schweren
Münzen enthielten 16,65 Gramm Feinsilber. Mit Beginn des Jahres 2011 haben die
Gedenkmünzen allerdings ein geringeres Gewicht und einen geringeren Silbergehalt.
149
Zudem kosten die Münzen auch deutlich mehr, bis 2010 war lediglich der Nennwert von
10 Euro zu bezahlen. Auch deshalb werden Silbermünzen aus dem Ausland für die
Anlage attraktiver. Mit einem geringeren Silbergehalt haben Silbermünzen ihre Attraktivität als Geldanlage mit Inflationsschutz weitgehend eingebüßt.
Barren sind im Vergleich zu Münzen günstiger in der Anschaffung, weil
bei ihnen Präge- und Herstellungskosten nicht ins Gewicht fallen. Neuerdings
gibt es auch „Tafelbarren“, aus denen man wie bei einer Tafel Schokolade
einzelne Stücke herausbrechen kann. Das ist in der Herstellung im Vergleich
zum Barren nur unwesentlich teurer und so kann man eine größere Menge
Gold oder Silber besitzen und bleibt doch flexibel in der Verwertung.
Da der Wert einer Feinunze sowohl bei Silber als auch bei Gold in Dollar
festgestellt wird, kommt noch das Wechselkursrisiko ins Spiel.
[41]
Wechselkursrisiko bei Gold
Hier [41] sehen wir ein Beispiel, wie der Wechselkurs das Ergebnis der
Anlage in Gold verfälschen kann: Am 1. Stichtag haben wir den Goldbarren
im Wert von 1.000,- $ für 2.000,- € kaufen müssen. (50,- Dollarcent für 1
Euro, also 1 Dollar = 2 Euro, also 1.000,- $ = 2.000,- €.) Beim Verkauf am
zweiten Stichtag hat der Goldkurs in Dollar zwar kräftig zugelegt, trotzdem
entsteht durch die Veränderung des Wechselkurses und den erstarkten Euro
ein Verlust. (1,50 Dollar für 1 Euro, also 1.500,- $ = 1.000,- €)
150
Die Geschichte lehrt übrigens, das sogar ein Verbot von Goldbesitz und
der zwangsweise Umtausch in Geld nach einem staatlich festgelegten
Umtauschkurs ist nicht ausgeschlossen ist. In totalitären und sozialistisch
geprägten Regimen war das nicht unüblich, beispielsweise galt in China noch
bis 2003 eine solche Einschränkung privaten Goldbesitzes. Noch weiter
zurückblickend erscheint uns der März 1933, wo von Präsident Franklin
Roosevelt unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise ein Goldverbot ausgesprochen wurde und lediglich der Besitz von Sammlermünzen und Goldschmuck bis zum Wert von 100 $ erlaubt war, das entspricht etwa 5 Unzen pro
amerikanischer Nase. Alles andere musste in Papiergeld umgetauscht werden.
Da der Dollar zu dieser Zeit noch eine voll goldgedeckte Währung war, ging dies ohne
finanzielle Einbußen für die Bürger ab. Dann jedoch wurde der Goldpreis von 20,67 $
auf 35,00 $ neu festgelegt - eine schöne Aufwertung für den staatlichen Goldschatz.
Auch die in Banktresoren verwahrten Barren oder Münzen waren nicht vor dem Zugriff
des Staates sicher. Die Tresore und Schließfächer wurden erst versiegelt und dann
später unter Aufsicht von Regierungsbeamten geöffnet und der Inhalt konfisziert.
Damals markierte der Goldwert ein Allzeithoch von 873 Dollar – ein
Rekord, der für 28 Jahre Bestand hatte und Anlegern auch dann lediglich
nominal ihren Einstandspreis zurückbescherte.
Wenn Sie erreichen möchten, das Vater Staat von Ihrem Goldschatz nichts
erfährt und lieber anonymer Goldbesitzer sein wollen, dann geht das über
sogenannte Tafelgeschäfte – bzw. Direktabholung. Bis zu 14.999,- € pro
Person dürfen Sie so bar bezahlen und gegen einen Kassenbon und in den
Kofferraum packen ohne dass Sie vom Händler regsitriert werden müssen.
Alternativen zum physischen Besitz bieten Fonds, sowohl offene und
ETFs als auch geschlossene, die z. T. dann auch andere Rohstoffe und Edelmetalle beinhalten können. Das Edelmetall wird von den Fonds physisch
gekauft und gelagert und kann vom Anleger auch beansprucht werden, die
Lieferung kostet dann allerdings eine Gebühr, und ob diese Lieferung in
Krisenzeiten auch wirklich gewährleistet ist, sei einmal dahingestellt. Ein
151
Vorteil kann darin liegen, dass man Fonds ggf. auch mit monatlichen Beiträgen besparen kann und nicht gezwungen ist, gleich größere Beträge anzulegen.
ETCs (S. 121) sind eine weitere Möglichkeit, Gold physisch zu erwerben,
ohne sich um die Lagerung Gedanken machen zu müssen. Man erwirbt stattdessen ein zertifikatähnliches Wertpapier, das mit physischem Gold in Form
von Barren hinterlegt ist und täglich an der Börse gehandelt werden kann.
Will man seinen Goldschatz irgendwann auch in Händen halten, so kann man
es sich jederzeit auch ausliefern lassen.
Statt in das Edelmetall selbst, kann man über spezielle Fonds auch in die
Minen bzw. Minenbetreiber investieren und so eher an den Gewinnen durch
die Ausgrabung des knappen Gutes partizipieren. Diese Art von Fonds gehört
aber eindeutig in den spekulativen Bereich und wird darum von uns mit
Missachtung gestraft.
152
WO ERHÄLT MAN WAS?
Bei der Bank:
Bankprodukte, Geldanlagen, Versicherungen von kooperierenden Versicherungsgesellschaften, Bausparverträge, Investmentfonds vorzugsweise der
eigenen Gesellschaft, Aktien, Anleihen, Zertifikate, Beteiligungen.
Beim Versicherungsvertreter:
Versicherungen der entsprechenden Gesellschaft.
Bei der Direktversicherung:
Versicherungen der Gesellschaft nur übers Internet abschließbar.
Beim Versicherungsmakler:
Versicherungen aller in Deutschland zugelassenen Gesellschaften.
Beim Mehrfachvertreter im Versicherungs- und Finanzvertrieb:
Versicherungen einer Vorauswahl von Gesellschaften und Investmentfonds
sofern die entsprechenden Zulassungen und Qualifikationen vorliegen.
Beim Bausparkassenvertreter:
Bausparverträge seiner Bausparkasse.
Beim Finanzmakler:
Versicherungen aller in Deutschland zugelassenen Gesellschaften, Bausparverträge und zusätzliche Geldanlageprodukte wie Investmentfonds,
Beteiligungen – ggf. auch Zertifikate, Anleihen und Aktien, wenn die entsprechenden Qualifikationen und Zulassungen vorliegen.
Beim Honorarberater:
Versicherungen der Gesellschaften, die Tarife anbieten, die ohne Provisionsanteile kalkuliert sind und ebensolche Geldanlagen, sowie Investmentfonds,
und Beteiligungen je nach Qualifikation und Zulassung. Evtl. auch
provisionsfinanzierte Tarife gegen Verrechnung mit dem Honorar.
153
Beim Versicherungsberater:
Nur Beratung zu Versicherungen, keine Abschlüsse möglich.
Bei der Verbraucherzentrale:
Nur Beratung zu Versicherungen, Bausparverträgen und Geldanlagen aller
Art, keine Abschlüsse möglich.
Im Internet:
Im Internet finden Sie mittlerweile fast alles auch online abschließbar, von der
Versicherung bis zum Investmentfonds, dem Zertifikat und auch Gold und
Silber. Alle Facetten hier aufzuzählen würde den Rahmen sprengen, darum...
...siehe zu der ganzen Thematik Finanzberater und – vermittler auch das im
gleichen Verlag erschienene amüsante Büchlein:
„Der Fremde an meinem Wohnzimmertisch“
Derzeit ist auf diesem Gebiet vieles im Umbruch, daher kann dies nur
den aktuellen Stand bei Herausgabe dieses Buches widerspiegeln.
154
WAS KOSTET WAS
Auch wenn ich im Vorwege gesagt habe, dass man Kosten nicht überschätzen sollte, so ist es natürlich trotzdem ratsam, das bestmögliche PreisLeistungs-Verhältnis für sich zu nutzen. Darum gebe ich hier eine Übersicht,
worauf Sie ein Auge haben sollten.
Kostenstruktur offener Fonds
Depotgebühren Aktien, Anleihen, Zertifikate und Investmentfonds
werden in einem Depot bei einer Bank „aufbewahrt“. Dafür bezahlt man eine
Gebühr, evtl. auch Transaktionsgebühren für Kauf und Verkauf. Die Preismodelle sind von Bank zu Bank sehr unterschiedlich, für den Privatanleger
sind Pauschalgebühren meist am übersichtlichsten. Diese Gebühren richten
sich nach der Größe des Anlagevolumens und pendeln meistens zwischen
einem Mindest- und einem Höchstbeitrag.
Ausgabeaufschläge Beim Erwerb von Anteilen an einem Investmentfonds fällt eine Verkaufsgebühr an, die man „Ausgabeaufschlag“ nennt.
Üblicherweise wird dieser Betrag nicht auf den Anlagebetrag aufgeschlagen,
sondern davon abgezogen.
Die Ausgabeaufschläge können zwischen 0% und 6% liegen. Ich gebe hier
die Mittelwerte an, es kann im Einzelfall Abweichungen geben. Darüber
hinaus gibt es interne Management- und Verwaltungsgebühren und es können
evtl. sogenannte Performancegebühren anfallen.
Geldmarktfonds
Rentenfonds
Aktienfonds
Immobilienfonds
Dachfonds/Mischfonds
Abschlusskosten:
0%
3%
5%
5%
5%
Interne Kosten:
0,5%
1%
1,5%
1,5%
2%
155
Auf die Ausgabeaufschläge können Sie Rabatt erhalten, in manchen Fällen
bis zu 100%, wenn Sie auf eine Beratung verzichten und z. B. übers Internet
kaufen. Sie können mit Ihrem Berater auch eine jährliche Servicegebühr prozentual vom Vermögen vereinbaren, dann entfallen die Ausgabeaufschläge das macht vor allem Sinn, wenn Sie häufiger kaufen und verkaufen wollen.
Achten Sie dabei auch darauf, was die Bank, die Ihr Depot verwahrt, noch so
an Transaktionskosten berechnet.
Total Expense Ratio (Abkürzung: TER) Die Gesamtkostenquote ist eine
Kennzahl, die Aufschluss darüber geben soll, welche Kosten bei einem
Investmentfonds jährlich anfallen. Sie ist allerdings nur bedingt aussagekräftig. Die Total Expense Ratio enthält Verwaltungsgebühren, sowie sonstige
Gebühren wie bankübliche Depotgebühren, nicht enthalten sind aber Transaktionskosten, also die Kosten, die innerhalb des Fonds beim
Wertpapierkauf/-verkauf entstehen.
oder auf gut deutsch Erfolgsgebühren können sehr
unterschiedlich gestaltet sein. So kann z. B. eine zusätzliche Beteiligung für´s
Management anfallen, wenn der Vergleichsindex um einen bestimmten Prozentsatz geschlagen wird. Siehe auch etwas weiter unten...
Performancefees
Wenn Sie mit Ihrer Portfoliogestaltung zunächst vorsichtig sein wollen,
sollten Sie nach preisgünstigen Angeboten Ausschau halten. Ein wohlmeinender unabhängiger Berater wird ihnen sicher einen Rabatt einräumen
oder eine Servicegebühr mit Ihnen vereinbaren, damit Ihre Anfangskosten
möglichst niedrig bleiben.
Kostenstruktur geschlossener Fonds
Abschlusskosten (Agio/Aufschlag)
Interne (weiche) Kosten bis zu ca.
5%
20%
Das Agio wird nicht von der Anlagesumme abgezogen, sondern tatsächlich
als Aufschlag fällig.
156
Performancefees
haben so gar nichts feenhaftes an sich (gespr.
Pöformance-Fi) sind vor allem bei Private Equity Fonds üblich, kommen aber
auch immer häufiger bei offenen Fonds vor. In der Grafik [39] zeige ich die
berühmte "Hurdle Rate" mit "High Watermark".
Die Hurdle Rate steht zunächst für eine Renditeschwelle, die überschritten
sein muss, bevor das Fondsmanagement an den Gewinnen beteiligt wird. Die
High Watermark verlangt vom Management, das danach ein weiterer
definierter neuer Höchststand erreicht werden muss (hier 15%), bevor es
wiederum selbst profitieren kann. Es gibt auch Formen ohne vorgeschaltete
Hurdle Rate.
[Grafik 42]
Hurdle Rate und High Watermark
Kosten bei Versicherungen
Auch hier finden wir wieder Abschlusskosten und Verwaltungskosten. Die
Gesamtkostenquote soll bei ca. 4% liegen, das gilt jedoch nur für Verträge, die
auch bis zum Ende geführt werden. Bei vorzeitiger Kündigung fallen ggf.
Stornogebühren an und die Verluste können aufgrund der zunächst abzubezahlenden Abschlusskosten sehr hoch sein. Die Unterschiede zwischen den
Anbietern sind erheblich und man kann keine allgemeingültige Aussage
treffen. Die anfallenden Kosten für Versicherungen müssen mittlerweile
schriftlich dargestellt werden. Vergleiche sind dennoch schwierig. Ein
157
Direktversicherer kann niedrige Abschlusskosten ausweisen, weil teure
Werbekampagnen nicht als Abschlusskosten gewertet werden.
Honorartarife
Zuguterletzt müssen die zunehmend auf den Markt kommenden kostenreduzierten und nur von Honorarberatern vermittelten Angebote erwähnt
werden. Es gibt sie sowohl im Investment- wie im Versicherungsbereich. Da
in diesen Fällen der Berater durch ein gesondertes Honorar entlohnt wird,
enthalten die von ihm vermittelten Finanzartikel keine Abschlusskosten.
Laufende Bestandsprovisionen werden ggf. erstattet. Die internen und verdeckten bzw. schwer erkennbaren Kosten sind also deutlich reduziert. Das
kann für den Anleger Vorteile haben, da der eigentliche Anlagebetrag von
Anfang an nahezu voll investiert werden kann. Andererseits wird das zu
zahlende Honorar einer eventuellen Anlage entzogen. So hängt es wesentlich
von der Höhe und der Häufigkeit der Honorarrechnungen ab, die in Ihrem
Briefkasten landen, welche Variante vorteilhafter ist. Da diese Form der
Beratung noch nicht weit verbreitet und auch die Auswahl an entsprechenden
Angeboten noch recht überschaubar ist, bleibt es bei der Erwähnung am
Rande.
158
DIE ANTWORTEN ZU DEN 11 FRAGEN
1.
Wer hat wohl nach 30 Jahren mehr Geld auf dem Konto:
Sparer A, der 30 Jahre lang 100,- € spart oder Sparer B, der zum
gleichen Zinssatz nur 15 Jahre lang 200,- € spart und das Geld dann
weitere 15 Jahre liegen lässt?
Sparer B ist im Vorteil (S. 21)
2.
Bei 2% Inflation jährlich hat mein Geldvermögen nach
30 Jahren ca.
50% an Wert verloren. (S. 26, S. 30)
3.
Um bei einem Zinssatz von 6%
innerhalb von 30 Jahren 100.000,- € anzusparen,
muss ich rund 100,- € monatlich aufwenden. (S. 27)
4.
Um beim gleichen Zinssatz innerhalb von 20 Jahren den
gleichen Betrag zu sparen, muss ich in etwa das
2fache aufwenden. (S. 27)
5.
Wenn ich zwischen einer Geldanlage mit einer Kosten
belastung von 5% und einer weiteren mit 15% Kosten zu wählen
hätte, müsste mir die teurere Geldanlage über einen Anlagezeitraum
von 30 Jahren
1% mehr Rendite
bringen, um den Kostennachteil wieder auszugleichen. (S. 33)
159
6.
Wenn ich den Beginn meines mit 6% jährlich verzinsten
Sparplanes über 100,- € monatlich noch ein Jahr aufschiebe,
hat mich das nach 30 Jahren
5,6% Rendite gekostet. (S. 23)
7.
Wenn ich 1,- € 30 Jahre lang zu 3 % Verzinsung anlege,
habe ich am Ende
knapp 600,- € (S. 19)
8.
Der Unterschied zwischen Geldwert und Sachwert ist,
dass der Geldwert eher von Geld-Entwertung bedroht ist
9.
Ein Rentenfonds ist eine Anlage für die Rente
Nein, „Renten“ ist ein anderer Ausdruck für
festverzinsliche Wertpapiere (S. 115)
10.
Wenn sich mein Vermögen dank geschickter Geldanlage
verdoppelt hat, dann beträgt der Wertzuwachs
100% (S. 10)
11.
Es ist richtig, immer erst Schulden abzubauen, bevor man
anfängt, Vermögen aufzubauen!
Nein, nicht unbedingt (S. 36)
160
NACHBEMERKUNG
Eines liegt mir noch am Herzen. Sie werden festgestellt haben, liebe
Leserin, dass ich in meinem Text durchgehend die männliche Form verwendet
habe. Dies hat nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern lediglich mit Vereinfachung. Dabei ist es ja so: Anlageerfolg, dein Name ist Weib! Das spiegelt
sich auch in dem folgenden Artikel der WELT ONLINE vom 26.9.2003
wieder, der nichts an Aktualität verloren hat. Auszugsweise wiedergegeben:
Eine Analyse des Deutschen Aktieninstituts (DAI) ergab:
"Frauen sind bei der Anlage sehr viel beständiger als Männer und schichten das
Portfolio weniger häufig um. Dadurch ist die Performance im Schnitt besser", erläutert
Franz-Josef Leven, Finanzexperte beim DAI. Männer neigten hingegen dazu, ihre
Dividendenpapiere bei Gewinnen allzu schnell zu verkaufen, während Aktien im Verlustbereich zu lange gehalten würden. Ergebnis: Die Rendite sinkt. Bei diesem Verhalten
dürfte nach Einschätzung von Experten auch der Hang zur Selbstüberschätzung eine
Rolle spielen, dem das weibliche Geschlecht seltener erliegt. "Frauen gestehen sich ihre
Schwächen besser ein und informieren sich gründlicher, bevor sie an den Start gehen",
beobachtet Monika Müller, Diplom-Psychologin und Finanzberaterin. Manchmal seien
Frauen allerdings auch zu vorsichtig. "Aktiengeschäfte werden von ihnen oft sehr negativ
bewertet", so Müller. "Dabei ist die Börse auch nicht gefährlicher als Autofahren: Es gibt
eine Bremse, die gezogen werden kann, bevor es zum Crash kommt."
Und hier eine weitere Bestätigung:
2001 fanden die beiden amerikanischen Professoren Brad Barber und Tarrance
Odean den Beleg: Frauen erzielen an der Börse durchschnittlich höhere Renditen als
Männer. Die Studie, die in "The Quarterly Journal of Economics" erschien, untersuchte
über 35.000 Bankkonten eines Discountbrokers. Dabei stellte sich heraus, dass Männer
sich meist überschätzen. Die Studienautoren belegten zudem einen Hang der Männer
zu riskanten Investments. Eines der größten männlichen Probleme ist laut Studie das
häufige Umschichten der Depots. Frauen agieren deutlich ruhiger und wechseln ihre
Wertpapiere um 45 Prozent weniger als Männer. Der rege Handel schlägt sich auf die
männliche Rendite nieder: Die Trading-Spesen fressen das Plus am Konto auf, und
damit liegt der Gewinn deutlich unter jenem der weiblichen Probanden.
161
DIE ZINSUHREN ALS KALKULATIONSHILFE
[Grafik 43]
Links: Sparbeitrag 100,- € monatlich
Rechts: Einmalanlage 100,(das Ergebnis auf der Uhr ablesen, gerundete Werte)
162
GLOSSAR
Absolute-Return-Fonds
Aktie
Aktienindex
Anleihen
Antizyklisch
Anlageklasse
Assetklasse
Ausgabeaufschlag
Ausschüttend
Bargeld
Barren Gold-/SilberBasis-Rente
Bausparen
Benchmark
Beitragsdynamik
Blend
Blind Pool
Bundeswertpapiere
buy-and-hold
CFD
Charttechnik
Containerfonds
Core-Satellite-Modell
Cost-Average-Effect
Dachfonds
DAX
Depotgebühr
Devisen
Direktanlage
Dispositionseffekt
Diversifikation
Dividende
Effizienzkurve
Einlagensicherung
Emissionshaus
Emissionsprospekt
Ertragsphase
ETC
ETF
Eurostoxx
Festgeld
146
129
80/107
121
80
116
116
170
138
116
164
38
127
107
22
139
141
122
84
133
96 [31]
152
77 [21]
88 [29a] [29b]
142
107
170
117
129
58
67
129
74 [18]
118
111
112
111 [33]
121
108
80
96
Flugzeugfonds
152
Fonds
105
Fondsanteil
106
Fondsmandat
107
Fondspolice
157
Freibetrag
38
Fundamentalanalyse
98
Garantiefonds
144 [36]
Geldentwertung
33 [8] [9]
Geldmarktfonds
125
Geldwert
102
Genussschein
131
Geschlossene Fonds
110 [33]
Gewinnmitnahme
82 [26]
Girokonto
119
Gold
161 [40]
Growth-Strategie
138
Hebelpapiere
132
Hedgefonds
143
High-Watermark
172 [39]
High-Yield-Fonds
140
Honorartarife
173
Hurdle-Rate
172 [39]
ICPPI-Modell
132
Immobilie
133
Immobilienfinanzierung
39
Immobilienfonds geschlossen
149
Immobilienfonds offen
140
Inflation
33 [8] [9]
Inflationsrate
34
Infrastrukturfonds
153
Inhaberaktie
130
Investitionsgrad
112
Investitionsphase
111 [33]
IRR-Rendite
114
Konjunkturzyklen
99
Kondratieffzyklus
93
Kaskadenstrategie
82
Korrelation
69 [14] [15] [16]
Kosten
36 [10]
Kreditwesengesetz
107
163
Kurs
Lebensaltersquote
Lebenserwartung
Lebensversicherung
Lebensversicherungsfonds
Leistungsbilanz
Life-Cycle-Fonds
Lombard-Fonds
Magisches Dreieck
Managed Futures
Markowitz
Megatrend
Multi-Asset-Fonds
Münzen Gold-/SilberOffene Fonds
Optionsschein
p.a. (per annum)
Performance
Performancefee
Pfandbrief
Portfolio
Portfoliofonds
Portfoliotheorie
Private-Equity-Fonds
Prognoseverfahren
Progressionsvorbehalt
Prozesskostenfonds
Quantitative Modelle
Ranking
Rating
Rebalancing
Rendite
Renditedreieck
Rentenfonds
Rentenversicherung
Riester-Rente
Risiko
Risikoklasse
Rürup-Rente
Sachwert
Schiffsfonds
Schulden
Sicherheit
164
11
93
27
128
152
111
145
156
15 [2] [3]
143
67
98
142
163
106
132
11
11
172
123
73
113/155
67
154 [38]
95
115
115
108
63
63
86 [27]
11
79 [22]
126
128
38
42
46/63/64
35
68/103
150
39
42
Silber
161/104 [40]
Smoothing
160
Sondervermögen
97
Sorten
117
Sparbrief
121
Sparbuch
120
Sparcard
120
Sparen
22/68
Staatliche Anleihe
122
Sparer-Freibetrag
35
Stammaktie
130
Steuern
37
Steuerliche Förderung
38
Stopp-Loss-Verfahren
86
Tagesgeld
119
Target-Fonds
145
TER Total Expense Ratio
171
Teuerungsrate
29 [8] [9]
Thesaurierend
121/138
Timing
81
Total-Return-Fonds
146
Umkehrhypothek
136
Umweltfonds
153
Unternehmensanleihe
123
UWP
159 [39]
Value-Stil
138
Verkaufsphase
111 [33]
Vermögensebenen
13 [1]
Vermögensverbrauch
19 [4]
Vermögensverwaltende Fonds
143
Vermögenswirksame Leistungen
38
Verrentung
28 [5] [6]
Volatilität
48 [12]
Vorzugsaktie
130
Währungsschwankungen
147
Währungsumrechnung
147
Wechselkurs
147/164
Wertschwankung
48
Wertsicherungskonzepte
95
Zeitdreieck
31 [7]
Zeitverlust
25
Zertifikat
131
Zinseszins
20
QUELLENANGABEN
Alle in diesem Buch verwendeten Werte sind der besseren Übersichtlichkeit wegen
und um Ihnen das Weiterrechnen zu vereinfachen, gerundet.
Für die Berechnungen und Charts wurden eingesetzt:
Zuckers Zaster Experte, Version 2.12a
FVBS FINANZEN FundAnalyzer Vers. 4.04.06.433
LITERATURHINWEISE:
Vielfältige Informationsquellen haben dazu beigetragen, dass dieses Buch entstehen
konnte. Diese Quellen bieten auch für Sie, geneigte Leserin und geneigter Leser, vielfältige Möglichkeiten zur weiteren Information. Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch
auf Vollständigkeit und stellt nur einen Auszug dar.
BÜCHER:
Daniel Ariely „Denken hilft zwar, nützt aber nichts“ - droemer-knaur, 2008
Stefan Klein „Alles Zufall“ - Rowohlt, 2004
Schlütz/Beike „Financial Planning, 1,2,3,4“ - Schäffer Poeschel, 2008
Martin Weber „Genial einfach investieren“ - Campus, 2007
Roland Barach „Mindtraps“ - FinanzBuch Verlag, 2008
Lindner/Tietz „Das große Börsenlexikon“ - FinanzBuch Verlag, 2008
Beike/Schlütz “Finanznachrichten lesen, verstehen, nutzen“
- Schäffer-Poeschel, 2005
Kostolany „Die Kunst über Geld nachzudenken“ - Econ, 2000
Günter Oggert „Der Börsenschwindel“ - Bertelsmann, 2001
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