Usher-Syndrom

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Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
24.02.2009
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Usher-Syndrom
Was ist das?
Eine Hör- und Sehbehinderung
Von
Rosemarie Große-Wilde & Bernadette Haas
6. Auflage 03-2009
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Inhalt
Vorwort
Einführung
5
7
1.
1.
1.1
1.2
1.3
1.4
Das Usher-Syndrom
Geschichtliches
Symptome / Klassifizierung
Vererbung des Usher-Syndroms
Vorkommen
8
8
8
10
12
2.
12
2.1
2.1.1
2.1.2
2.2
2.2.1
2.2.2
Erkrankung der Netzhaut
bezogen auf das Usher-Syndrom
Exkurs: Aufbau und Funktion der Netzhaut
Aufbau der Netzhaut
Funktion der Netzhaut
Retinitis pigmentosa
Symptome
Befunde
13
13
14
16
16
19
3.
3.1
3.1.1
3.1.2
3.1.3
3.2
3.2.1
3.2.2
Funktion und Störung des Sinnesorgans Ohr
Anatomische Voraussetzungen
Das äußere Ohr
Das Mittelohr
Das Innenohr
Das Hören
Die Hörbahnen
Hörtheorien
21
21
21
21
22
24
25
26
2.
3.
2
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3.3 Hörschädigungen
3.3.1 Die Hörstörungen des Usher-Syndroms
3.4 Untersuchungsmethoden
26
28
30
4.
4.
4.1
4.2
4.2.1
4.2.2
4.3
Abgrenzung von Taubheit und Schwerhörigkeit
Aus audiologischer Sicht
Versorgung mit Hörhilfen
Hörsysteme
Cochlea-Implantat (CI)
Repräsentative Usher-Syndrom-Audiogramme
31
31
32
32
34
36
5.
5.
5.1
5.2
5.2.1
5.3
5.3.1
5.3.2
5.4
5.5
5.5.1
5.5.2
5.5.3
5.5.4
5.6
5.6.1
Forschung und Therapieversuche
Ziele der Forschung
Stand der Forschung
Identifizierung der Gene
Molekulargenetik
Molekulargenetische Untersuchungen
Probleme der genetischen Untersuchungen
Bisher gefundene Gene / Genorte
Therapien und Hilfsmittel
Gentherapie
Transplantationen
Ernährungszusätze
Vitamin A
Hilfsmittel
Entwicklung von Retina-Implantaten
38
38
38
38
39
39
42
43
44
44
45
45
45
46
47
3
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6.
49
6.1
6.2
6.3
6.4
Spezielle Probleme der
Usher-Syndrom-Betroffenen
Reaktion von Angehörigen
Ausbildung und Berufsberatung
Psychologische Beratung
Erforderliche Maßnahmen
7.
7.1
7.2
Die PRO RETINA Deutschland e. V.
Wer wir sind
Was wir tun
55
55
55
8.
8.1
8.2
8.3
Soziale und andere Hilfen/Adressen
Soziale Hilfen
Spezial-Ambulanzen
Kooperationen / Verbände
58
58
60
62
9.
Veröffentlichungen der PRO RETINA
64
Netzhaut-Telefon
Beitrittserklärung
66
67
6.
50
51
52
53
7.
8.
9.
PRO RETINA STIFTUNG
zur Verhütung von Blindheit
4
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Vorwort
Sich gegenseitig stützen, anregen, informieren. Wie wertvoll das ist, wie sehr es
den Umgang mit der eigenen Erkrankung
erleichtern kann, erfahren chronisch kranke
Menschen, die aktiv in einer Selbsthilfevereinigung mitwirken.
PRO RETINA Deutschland e. V. ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sich Patienten selbst und gegenseitig helfen. Die Vereinigung wurde von Menschen mit einer
Netzhautdegeneration gegründet. Dazu gehört auch das UsherSyndrom, eine Hör- und Sehbehinderung.
PRO RETINA bietet den Betroffenen Informationen über Hilfen zur
Selbsthilfe an. Die Vereinigung ist ein Forum zum besseren Verständnis der in der Regel langsam fortschreitenden Erkrankung.
Mit dem Ziel, eine Therapie für die bisher noch unheilbaren Netzhauterkrankungen zu finden, fördert PRO RETINA sehr engagiert die
Forschung.
Im Mittelpunkt allen Bemühens stehen die Patienten und ihre Angehörigen. Aufklärung, Information, Motivation, das sind die Schwerpunkte der Arbeit. Auch die Öffentlichkeit soll dabei erreicht werden,
ob durch Beiträge in den Medien, Vorträge von Fachärzten, das
sich zu Wort melden, auch bei den Politikern. So will PRO RETINA
einen höheren Stellenwert für die Erkrankungen im Gesundheitssystem erreichen.
Auch in sozialen Fragen ist oft Beratung notwendig. Wer könnte
das besser leisten, als von der Erkrankung selbst betroffene Mitglieder.
5
7
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Die Aktivitäten der PRO RETINA sind als Modell der Hilfe durch
Selbsthilfe nicht hoch genug einzuschätzen. Es ist zu hoffen, dass
ihre aktive Förderung der Erforschung seltener Netzhauterkrankungen dazu beitragen kann, Therapien für diese in den meisten
Fällen noch unheilbaren Erkrankungen zu finden.
Ich wünsche allen Mitgliedern der PRO RETINA viel Erfolg und Ausdauer bei der Umsetzung ihrer Ziele.
Dr. med. Antje-Katrin Kühnemann
Ärztin, Fernsehmoderatorin
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Einführung
Diese Broschüre soll Betroffene, Angehörige und Interessenten
übersichtlich und umfassend über das Usher-Syndrom informieren.
Über diese seltene Erkrankung gibt es bislang nur wenig zusammenfassende Literatur; es überwiegen verstreute medizinische Fachartikel, die zumeist in englischer Sprache abgefasst sind. Deshalb
erkennen HNO- und Augenärzte, Sonderpädagogen und die Betroffenen selbst oft lange Zeit keinen inneren Zusammenhang zwischen der Hör- und Sehbehinderung. Diese Informationsschrift soll
nun diese Art der oftmals unsichtbaren und unerkannten Behinderungen allen interessierten Lesern vorstellen und dazu beitragen,
durch Aufklärung Vorurteile abzubauen und die Integration der vom
Usher-Syndrom betroffenen Menschen in die Gesellschaft zu fördern.
Neben Information und Beratung betreiben wir als Patientenselbsthilfevereinigung eine aktive Förderung der medizinischen Forschung.
Fortschritte in der Molekulargenetik lassen auf Behandlungsmöglichkeiten hoffen. Im Vorfeld einer erst später zu erwartenden
Therapie benötigen die vom Usher-Syndrom betroffenen Personen
jedoch verständnisvolle menschliche Begleitung. Auch der Erfahrungsaustausch der Betroffenen untereinander ist für viele sehr
hilfreich, um zuversichtlich neue Lernprozesse anzugehen. Weitere
Hinweise über Hilfen in der PRO RETINA Deutschland e. V. sind in
diesem Heft im Kapitel 8 aufgeführt.
Wir danken sehr herzlich
für die Fachartikel Frau Helma Gusseck, Bonn, Herrn PD Dr. Hanno
Bolz, Institut für Humangenetik der Universitätsklinik Köln und für
die Korrekturen Herrn Dr. Gerhard Dyckhoff, Universitäts-HNO-Klinik
Heidelberg sowie Herrn Dr. Jürgen Neubauer, Cochlear-ImplantGesellschaft Hannover.
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1. Das Usher-Syndrom
1.1 Geschichtliches
Die Kombination von Taubheit mit einer Degeneration der Netzhaut (Retinitis pigmentosa) wurde
erstmals 1858 von Albrecht von Graefe aus Berlin,
dem Begründer der modernen Augenheilkunde,
beschrieben. Charles Howard Usher, ein englischer Augenarzt, erkannte 1914 die Erblichkeit
der Erkrankung.
In den folgenden Jahren wurde diese Annahme von verschiedenen
Wissenschaftlern bestätigt, doch erst Hallgren erkannte 1959 die
Unterscheidung des Usher-Syndroms in zwei Typen (Taubheit/Schwerhörigkeit). Ab 1977 erfolgte die Einteilung in drei verschiedene Typen.
1.2 Symptome / Klassifizierung
Zum Usher-Syndrom gehört eine angeborene cochleäre Innenohrschädigung. Je nach Ausprägung wird diese häufig erst spät erkannt und dann fälschlicherweise auf eine Kinderkrankheit – z. B.
Masern – zurückgeführt. Die sich später bemerkbar machende
Augenkrankheit des Usher-Syndroms wird Retinitis pigmentosa (RP)
genannt. In den meisten Fällen (ca. 90 %) kommt die RP ohne eine
angeborene Hörschädigung vor.
Der Weg der Krankheitsentstehung vom Gen zur Hör- und Sehbehinderung ist noch immer unklar. Als mögliche Ursache wird ein
Zilien-Defekt in den Haarzellen der Hörschnecke und in den Photorezeptoren der Netzhaut vermutet.
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Hörverlust
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Gleichgewicht
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Retinitis
pigmentosa
- Anzeichen -
USHER-SYNDROM TYP 1(a-g)
Angeborene schwere Taubheit bzw.
Überwiegend
Überwiegend
geringe Hörreste in tiefen Frequenzen
schwere
frühe Kindheit
oder bei großer Lautstärke. In einigen
Gleichgewichts-
Fällen können Hörgeräte das Restgehör
störungen.
unterstützen.
USHER-SYNDROM TYP 2 (a-d)
Teilweise Taubheit.
Normaler
Mäßiger Hörverlust in tiefen Frequenzen,
Gleichgewichtssinn.
Variabler Beginn
starke Höreinbußen in hohen Frequenzen.
Hörgeräte können effektiv eingesetzt
werden.
Überwiegend stabiler Hörverlauf,
Verschlechterung durch abnehmende
Dynamik, Lärm, Tinnitus, zunehmendes
Alter etc. möglich (s. Kap. 3.3.1).
USHER-SYNDROM TYP 3 (a)
Fortschreitender Hörverlust im frühen
Erwachsenenalter bis hin zur Taubheit.
Nicht bekannt
Beginn während
der Pubertät
Insgesamt tritt dieser Typ sehr selten auf.
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9
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Das Usher-Syndrom zeigt sowohl klinisch als auch genetisch kein
einheitliches Bild, weshalb sich eine klinische Einteilung in Subgruppen bewährt hat (s. Tabelle). Der Zeitpunkt des Auftretens erster
Symptome der Retinitis pigmentosa lässt sich nicht genau feststellen, da das Alter, in dem diese dann bemerkt und erkannt werden,
verschieden ist. Der Verlauf und das Fortschreiten der Krankheit ist
intra- und interfamiliär unterschiedlich und nicht genau vorauszusehen. Es ist nur auf der Basis regelmäßiger klinischer Untersuchungen in zwei- bis fünfjährigen Abständen möglich abzuschätzen,
wie schnell der Sehverlust voranschreitet. Vor allem die Gesichtsfeldeinschränkung und die Fähigkeit damit umzugehen, sowie ihre
psychische Bewältigung sind individuell verschieden.
Den exemplarischen Fall des Usher-Syndroms gibt es nicht !
1.3 Vererbung des Usher-Syndroms
Das Usher-Syndrom hat einen autosomal-rezessiven Erbgang. Das
bedeutet:
Autosomal, dass die Krankheit nicht geschlechtsgebunden ist
(Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen).
Rezessiv, es erkranken nur Personen, bei denen beide Anlagen eines
Erbanlagenpaares „ungünstig“ verändert sind.
Jeder Mensch trägt mehrere solch veränderter Erbanlagen in einfacher Form in sich, ohne davon zu wissen und ohne zu erkranken.
Menschen, die von einer rezessiv erblichen Erkrankung betroffen
sind, haben jedoch zufällig von dem gleichen Erbanlagenpaar je
eine „ungünstig“ veränderte Erbanlage von der Mutter und eine
„ungünstig“ veränderte Erbanlage vom Vater erhalten. Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt, wenn Vater und Mutter ein Verwandtschaftsverhältnis (z. B. Cousin und Cousine) haben. Die Eltern der
Betroffenen selbst sind gesund, da sie neben der veränderten Erbanlage noch eine unveränderte Erbanlage besitzen.
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Abb. 1: Autosomal-rezessiver Erbgang
Die Erkrankung ihres Kindes kommt deswegen für die Eltern oft
sehr überraschend. Jedes weitere Kind dieses Elternpaares hat ein
Risiko von 25 %, die Erkrankung ebenfalls zu erhalten. Im statistischen Durchschnitt wird also ein Viertel der Kinder dieses Paares an
der Erkrankung leiden. Rezessive Erkrankungen treten fast immer
nur in einer Generation einer Familie auf und „verschwinden“ dann
in der nächsten Generation, wenn die Partner der Betroffenen oder
Anlagenträger nicht auch zufällig die gleiche Veränderung im Erbgut
haben.
Die Kinder von Usher-Syndrom-Betroffenen haben daher, wenn
deren Partner nicht verwandt sowie in dieser Hinsicht gesund sind
und die gleiche Erkrankung in deren Familie nicht aufgetreten ist,
gegenüber der Durchschnittsbevölkerung kein erhöhtes Risiko am
Usher-Syndrom zu erkranken. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es noch
keine Möglichkeiten, durch eine Fruchtwasseruntersuchung eine
Erkrankung während der Schwangerschaft festzustellen, da bisher
noch nicht alle vermuteten Gene gefunden und nachweisbar sind.
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1.4 Vorkommen
Die Häufigkeit des Usher-Syndroms in der deutschen Bevölkerung
wird auf 4- 6 Betroffene pro 100.000 Einwohner geschätzt. Ca. 6 -12%
aller Fälle von Hörschädigungen im Kindesalter und die häufigste
Ursache der Taubblindheit, sind auf das Usher-Syndrom zurückzuführen.
In den USA gibt es laut Statistiken ca. 25.000 Menschen mit UsherSyndrom. In Deutschland sind keine entsprechenden Statistiken
vorhanden, aber aufgrund der Häufigkeitsverteilung kann man von
ca. 5.000 Usher-Syndrom-Betroffenen ausgehen. Davon entfallen
ca. ein Drittel auf Typ 1 und zwei Drittel auf Typ 2.
2. Erkrankung der Netzhaut bezogen auf das Usher-Syndrom
– Retinitis pigmentosa –
Bei der Retinitis pigmentosa (RP), einer Netzhautdegeneration, kommt
es vor allem zu Nachtblindheit und Gesichtsfeldeinschränkung (Tunnelblick bzw. Röhrengesichtsfeld). Dies kann bis zum völligen Verlust eines praktisch nutzbaren Sehvermögens führen. Durch diese
zusätzlichen Beeinträchtigungen erfährt der tägliche Lebensvollzug
der Betroffenen grundsätzliche Veränderungen, zusätzliche Erschwernisse, Behinderungen und vielleicht auch Stigmatisierungen.
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2.1 Exkurs: Aufbau und Funktion der Netzhaut
2.1.1 Aufbau der Netzhaut
Das Licht, welches durch die Pupillen in das Auge dringt, trifft auf
die innere Augenhaut, die Netzhaut (Retina). Wo die Sehlinie auf die
Netzhaut trifft, ist die Stelle des schärfsten Sehens, der gelbe Fleck
(Makula lutea). Nur Millimeter entfernt befindet sich der Sehnervenkopf. Die Sehinformation leitet der Sehnerv zum Gehirn weiter. An
dieser Stelle wird die Netzhaut durchbrochen. Sie ist dort frei von
Sinneszellen und wird der blinde Fleck (Discus nervi optici) genannt. Er wird durch Überbrückungsfunktionen des Gehirns und teilweise wegen zweiäugigem Sehen nicht als „Loch“ wahrgenommen.
Nasenwärts
(Kornea)
(Sklera)
(Choroidea)
(Retinales Pigmentepithel RPE)
(Retina)
(Optikus)
(Makula lutea mit Fovea centralis)
Abb. 2: Die Organe des Auges
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2.1.2 Funktion der Netzhaut
In der äußeren, d. h. der vom Augeninnern abgewandten Netzhaut
liegen die lichtempfindlichen Photorezeptoren, die Zapfen und Stäbchen. Diese haben verschiedene Formen und Funktionen und sind
in unterschiedlicher Anzahl vorhanden. In ihren Außensegmenten,
dem lichtempfindlichen Teil der Zapfen und Stäbchen, befinden sich
die Sehfarbstoffe (Opsine). Eine dunkle Pigmentschicht, das so
genannte retinale Pigmentepithel (RPE), schluckt das eingedrungene
Licht, damit es nicht zu Reflexionen kommt. Diese ist außerdem
sehr wichtig für den Stoffwechsel und die Erneuerung der Photorezeptoren. Zapfen und Stäbchen treten mit bipolaren Nervenzellen
in den weiter innen liegenden Netzhautschichten in Verbindung, an
die sie das Lichtsignal weitergeben. Daneben gibt es auch Horizontalzellen, die Querverbindungen herstellen. Die Fortsätze der
Bipolarzellen verbinden sich mit den ganz innen liegenden Ganglienzellen, deren Ausläufer (Axone) den Sehnerv bilden, der zum
Gehirn führt.
Die gesamte Netzhaut enthält ca. 120 Millionen Stäbchen, wobei
die Dichte der Stäbchen von der Peripherie zur Mitte hin zu und
erst in der Zentralregion wieder abnimmt. Die Stäbchen sind für
das Dämmerungssehen zuständig und enthalten den Sehfarbstoff
Rhodopsin.
Dagegen sind „nur“ ca. 6 Millionen Zapfen in der Netzhaut vorhanden; deren Dichte ist im Zentrum (Fovea centralis, Bereich des
schärfsten Sehens) am größten und nimmt zur Peripherie hin ab.
Ihre Außensegmente enthalten ebenfalls Sehfarbstoffe, die je nach
spektraler Empfindlichkeit für Farbeindrücke sorgen. Es gibt drei
verschiedene Zapfenarten mit je einem farbempfindlichen Pigment.
In der Netzhautmitte, der Sehgrube (Fovea centralis), befinden sich
ganz dicht gespickt nur Zapfen. Die nachgeschalteten Bipolarzellen
sind zur Seite hin verlagert, damit das Licht ungehindert zu diesen
durchdringen kann und nicht gestreut wird. Außerdem ist in der
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Abb. 3: Schnittbild durch die Netzhaut
Fovea jeder Zapfen nur mit einer Bipolarzelle und einer Ganglienzelle verschaltet: dadurch wird ein größeres Auflösungsvermögen
und eine höhere Sehschärfe erreicht, die wesentlich besser ist als
in der Netzhautperipherie. Das ist wichtig für das Erkennen kleiner
Details und für das Lesen.
Am Rande der Netzhaut (Peripherie) werden mehrere Photorezeptoren mit einer Ganglienzelle verschaltet.
Das auf der Netzhaut angekommene Bild wird von unterschiedlichen Ganglienzellen in verschiedene Sinneswahrnehmungen wie
Helligkeits-, Farbempfindung und Bewegungswahrnehmung zerlegt und an das Gehirn weitergeleitet.
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Die Netzhautperipherie reagiert auf Bewegungsänderungen und
meldet Gefahren, so z. B. Hindernisse und Bewegungen, ohne sie
genau erkennen zu können. Aufgrund eines Reflexes blickt man hin,
kann dann fixieren und erkennen, worum es sich handelt.
Bei einer intakten Netzhaut hat der Mensch ein Gesichtsfeld von
ca. 180 Grad. Dies vermittelt ihm eine „Panoramasicht“.
2.2 Retinitis pigmentosa (RP)
Der Ausdruck Retinitis pigmentosa ist nicht korrekt, da es sich nicht
um eine Entzündung (-itis) der Netzhaut handelt. Im medizinischen
Sprachgebrauch aber hat sich diese Bezeichnung gegenüber dem
eigentlich richtigen Ausdruck „Retinopathia pigmentosa“ (-pathia =
Krankheit) durchgesetzt.
2.2.1 Symptome
Die Hauptmerkmale der RP müssen nicht in der unten genannten
Reihenfolge auftreten. Meistens ist jedoch Nachtblindheit das erste
Symptom. Die häufigsten Symptome sind:
•
•
•
•
•
Gestörtes Dämmerungssehen/Nachtblindheit
Gesichtsfeldeinschränkung
Blendungsempfindlichkeit
Farbsehstörungen
Nachlassen der Sehschärfe
Der Krankheitsprozess verläuft von der mittleren Netzhautperipherie
her konzentrisch (nach innen und außen) bis nur noch ein röhrenartiger Gesichtsfeldrest besteht (Tunnelblick). Ursache dafür ist das
Absterben der lichtaufnehmenden Rezeptoren der Netzhaut, wobei
zuerst die Stäbchen und später auch die Zapfen in Mitleidenschaft
gezogen werden.
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Als erstes Anzeichen der Zerstörung der Stäbchen in der mittleren
Peripherie der Netzhaut wird meistens schlechtes Sehen in der
Dämmerung und Anpassungsschwierigkeiten beim Wechsel von
Hell/Dunkel (Adaption) wahrgenommen. Dies wird als Nachtblindheit (Hemeralopie) bezeichnet.
Im weiteren Verlauf entwickelt sich durch die Degeneration der
Netzhaut in der mittleren Peripherie ein wenig oder gar nicht lichtempfindlicher ringförmiger Bereich (Ringskotom) um das Netzhautzentrum (Makula). Da das laterale (seitliche) zum Ohr gerichtete
Gesichtsfeld weiter nach außen reicht, bleibt dort lange Zeit eine
„Restsichel“ erhalten, die für die Bewegungen im Raum sehr wichtig
ist. Die Gesichtsfeldeinschränkung (Übersehen von Gegenständen
und Personen) bleibt vom Betroffenen oft lange Zeit unbemerkt und
wird mit Unaufmerksamkeit oder Ungeschicklichkeit erklärt. Der Verfall der Netzhautperipherie endet in einem röhrenförmigen zentralen
Sehrest, dem so genannten „Röhrengesichtsfeld“ oder „Tunnelblick“.
Es sind dann praktisch nur noch Zapfen im Netzhautzentrum funktionsfähig. Durch Kompensationsvorgänge im Gehirn nehmen die
Erkrankten den Ausfall nicht als Grauzone wahr, sondern das Bild
wird durch Informationen aus der Umgebung vervollständigt. Ähnlich geschieht es bei den Normalsehenden mit dem blinden Fleck
(Austrittstelle des Sehnervs durch die Netzhaut).
Das fehlende Erkennen ausgefallener Bereiche ist für die Teilnahme
am Straßenverkehr besonders gefährlich. Daher ist z. B. das Führen
von Kraftfahrzeugen bereits in frühen Stadien der Erkrankung aufgrund der zunehmenden Gesichtsfeldausfälle nicht mehr möglich.
Für die Betroffenen bedeutet dies eine weitere gravierende Einschränkung ihrer Lebensführung.
Eine Sehschärfenminderung tritt bei der RP in der Regel erst zu einem
späteren Zeitpunkt auf, da das Netzhautzentrum ja zuletzt betroffen
ist. (Ausnahme: Auftreten eines Netzhautödems als Komplikation.)
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Im weiteren Verlauf der RP ist nicht selten die Entwicklung einer
Linsentrübung (Grauer Star, Katarakt) festzustellen. Dadurch werden eine zusätzliche Blendempfindlichkeit und eine Herabsetzung
der Sehschärfe verursacht. Bei dem Usher-Syndrom ist diese Linsentrübung deutlich häufiger als bei „normaler“ RP. Statistisch gesehen erkranken Usher-Typ 1-Betroffene früher an einem grauen Star,
als Usher-Typ 2-Betroffene. Das Einsetzen einer künstlichen Linse
ist operativ möglich. Häufig stellen sich im späteren Verlauf der Erkrankung auch eine extrem starke Blendempfindlichkeit sowie eine
Störung des Farb- und Kontrastsehens ein. Ursache dafür ist neben
der Schädigung der Stäbchen die zunehmende Beeinträchtigung
der Zapfen. Diese vermitteln nicht nur die Lichtempfindungen, sondern auch den Sinneseindruck für Kontraste. Fallen Zapfen aus,
kann dies nicht mehr in vollem Umfang geleistet werden.
Abb.4: Normale Sicht und Retinitis pigmentosa (RP) – Tunnelsicht
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Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
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2.2.2 Befunde
• Hinweis auf die Erkrankung ist eine Einengung des Gesichtsfeldes zum Zentrum hin. Eine klassische Untersuchung ist die kinetische Gesichtsfeldmessung mit dem manuellen Goldmann-Perimeter; sie ist auch der vorgeschriebene Standard für gutachterliche Untersuchungen. Neue Computer-Perimeter erlauben auch
computergesteuerte kinetische Perimetrie. Leichtere Funktionsstörungen im Frühstadium lassen sich besser durch die statische
Perimetrie entdecken.
• Hell-Dunkel-Anpassung und gestörtes Dämmerungssehen können
durch eine Überprüfung mit dem Mesoptometer abgeklärt werden.
• Der Untergang der peripheren Netzhaut kann mittels eines Elektroretinogramms (ERG) untersucht werden, mit dem elektrische
Potentiale der Netzhaut abgeleitet werden. Bei dem Usher-Syndrom sind diese deutlich reduziert.
• Häufig sind Farbsehstörungen im Blau-Grün-Bereich festzustellen. Zum Usher-Syndrom gehört typischerweise ein gestörtes
Blau-Gelb-Farbensehen.
• Glaskörpertrübungen können auch vorkommen. Diese reichen
von kleinen, kaum zu erkennenden pigmentierten Zellen bis zu
dichten Trübungen bei der Synchisis scintillans (glitzernde
Cholesterinkristalle im Glaskörper). Davon zu unterscheiden sind
„normale“ wahrnehmbare Glaskörpertrübungen, die so genannten
„fliegenden Mücken“ (mouches volantes).
Untersuchungen des Augenhintergrundes (Fundus) zeigen einen
Abbau (Atrophie) des retinalen Pigmentepithels (RPE). Durch eine
Ansammlung von nicht „verdaubaren“ Abbauprodukten in der Netzhaut entstehen die so genannten Knochenkörperchen. Diese Pigmentablagerungen sind Folgeerscheinungen der Netzhautdegeneration und nicht die Ursache.
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Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung erkennt man eine
Atrophie des Sehnervs an der wachsgelben bzw. blassen Papille
(Sehnervenkopf).
Außerdem wird eine Engstellung der retinalen Blutgefäße im Laufe
der Zeit deutlich erkennbar, da die nicht mehr funktionierenden Teile
nicht mehr versorgt werden müssen.
RP ist eine der häufigsten erblichen Netzhauterkrankungen, deren
Verlauf und Schweregrad sich in den unterschiedlichsten Ausprägungen zeigen kann.
(Siehe PRO RETINA-Broschüre: Retinitis pigmentosa – Was ist das?)
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3. Funktion und Störung
des Sinnesorgans Ohr
In den folgenden Abschnitten wird genauer auf die Funktion des
Ohres, seine Leistungsfähigkeit, die vorhandenen Störungen und
die möglichen Untersuchungsverfahren eingegangen. In der gesamten Fachliteratur, welche über das Usher-Syndrom vorhanden
ist, wird die Hörschädigung immer nur sehr kurz erwähnt. Daher
erscheint es sinnvoll, diese etwas ausführlicher zu beschreiben.
3.1 Anatomische Voraussetzungen
Durch das Ohr ist es möglich, Schallwellen aufzunehmen und in
Höreindrücke umzuwandeln. Es besteht aus drei Teilen:
3.1.1 Das äußere Ohr
Es stellt die Verbindung zur Außenwelt her und besteht aus der
Ohrmuschel und dem äußeren Gehörgang. Die Ohrmuschel dient
als Schallaufnahmetrichter. Der äußere Gehörgang leitet nicht nur
die Luftschallwellen als „Antransportorgan“ weiter in Richtung Mittelohr, er verstärkt auch den Schall durch Resonanzeffekte.
3.1.2 Das Mittelohr
An den äußeren Gehörgang grenzt unmittelbar das Trommelfell, eine
überwiegend straff gespannte, elastische Membran. Der Hammer
ist an diesem fest angewachsen. Die Gehörknöchelchen, Hammer,
Amboss und Steigbügel sind gelenkig miteinander verbunden. Sie
übertragen die Schwingungen, die vom Trommelfell aufgenommen
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Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
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werden, weiter. Der Steigbügel ist in das ovale Fenster beweglich
eingefügt und leitet so die Schallwellen an das mit Flüssigkeit
gefüllte Innenohr. Das Mittelohr leistet also eine Umwandlung der
Luftschallwellen des Außenohres in Flüssigkeitsschallwellen des
Innenohres und verstärkt sie dabei. Normalerweise würden nämlich
98 % der eingehenden Schallwellen reflektiert, da die Innenohrflüssigkeit sehr viel träger ist als die uns umgebende Luft. Durch
das Mittelohr wird die Kraft der Schwingungen jedoch 30fach verstärkt. Hierzu tragen die Hebelwirkungen der Gehörknöchelchen
sowie das Flächenverhältnis des relativ großen Trommelfells im
Vergleich zur relativ kleinen ovalen Fenstermembran bei. Über die
Ohrtrompete (Eustachische Röhre) steht das Mittelohr mit dem
Rachenraum in Verbindung. Sie sorgt für den Druckausgleich, so
dass das Trommelfell frei schwingen kann.
3.1.3 Das Innenohr
Das Innenohr ist in das Felsenbein eingebettet. Sein komplizierter
Aufbau hat ihm den Namen „Labyrinth“ verliehen. In dem knöchernen
Labyrinth befindet sich das flüssigkeitsgefüllte häutige Labyrinth.
Es besteht aus dem Gleichgewichtsorgan und der Hörschnecke.
Das Gleichgewichtsorgan wiederum setzt sich zusammen aus den
drei Bogengängen, die Drehbewegungen des Kopfes registrieren,
sowie dem oberen Bläschen (Utriculus) und dem unteren Bläschen
(Sacculus), welche die Stellung des Kopfes im Raum wahrnehmen.
Je nach Beeinträchtigung des Gleichgewichtssinnes kann es zu
leichten bis starken Schwindelbeschwerden kommen, die meist
mit Übelkeit bis hin zum Erbrechen verbunden sind.
Der andere Teil des Labyrinths ist die spiralig gewundene
Schnecke (Cochlea). Diese ist das eigentliche Hörorgan, in der die
Umwandlung von Schallwellen in elektrische Nervenimpulse
erfolgt. Der Flüssigkeitsraum der Schnecke ist durch Membranen
in drei Etagen unterteilt. Die mittlere Etage ist als lang gezogener
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Blindsack zwischen die beiden anderen Etagen eingefügt. Die obere
Etage geht von der ovalen Fenstermembran des Mittelohres aus,
windet sich zweieinhalb Windungen nach oben und geht an der
Schneckenspitze in die untere Etage über, die nach zweieinhalb
Abwärtswindungen am runden Fenster wieder am Mittelohr endet.
Die mittlere Etage wird als der eigentliche Schneckengang bezeichnet. Gegen die obere Etage ist der Schneckengang durch ein
dünnes Häutchen, die Reißner´sche Membran, nach unten gegen
die untere Etage durch die Basilarmembran abgegrenzt. Diese verbreitert sich von der Schneckenbasis bis zur Schneckenspitze hin
und trägt das eigentliche reizaufnehmende Hörorgan, das Cortische Organ. Auf ihr befinden sich innere und äußere Haarsinneszellen, die von Stützzellen getragen werden. Darüber liegt eine sie
berührende Deckmembran.
a–
b–
c–
d–
e–
f –
g–
h–
Spinalbändchen,
Reißner’sche Membran,
Deckmembran,
Spirallamelle,
Limbus,
Spiralkanal,
Basiliarmembran,
Cortisches Organ
mit 4 Reihen äußerer und
1 Reihe innerer Hörzellen,
A – Vorhoftreppe,
B – Schneckengang,
C – Paukentreppe
Abb. 5: Häutiger Schneckengang mit Cortischem Organ
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Die eigentlichen Sinneszellen sind die Haarzellen. Sie sind in zwei
Formationen angeordnet: Die inneren Haarzellen bestehen nur aus
einer Reihe, die äußeren sind drei- bis vierreihig angeordnet. Die
etwa 3.500 inneren Haarzellen haben einen größeren Abstand von
der Deckmembran und werden von je einer Nervenfaser versorgt.
Die 12.000 äußeren Haarzellen dagegen hängen gruppenweise an
einer Nervenfaser.
Die Luftschallwellen versetzen das Trommelfell in Schwingungen.
Über die Gehörknöchelchenkette werden die Flüssigkeitsräume
des Innenohres in Schwingungen versetzt. Hierbei entsteht auf der
Basilarmembran eine Wellenbewegung, die zu einer Auslenkung
der Haare auf dem Kopf der Haarsinneszellen führt. Dies ist der
richtige Reiz, der die Haarsinneszellen dazu veranlasst, einen elektrischen Impuls an die Nervenausläufer der Hörnerven abzugeben.
Die inneren Haarzellen sind für diese eigentliche Umwandlung von
mechanischen Schallwellen in elektrische Nervenimpulse und die
Signalübertragung an den Hörnerven zuständig. Die äußeren Haarzellen dagegen sind verantwortlich für die Vorverarbeitung des Schallreizes, indem sie die Auslenkung der Basilarmembran verstärken
oder dämpfen.
Schallwellen über 800 Hz werden auch direkt über den Schädel
zum Innenohr geleitet, man nennt dies die Knochenleitung. Diese
Schallschwingungen werden direkt, zum Teil unter Mitwirkung des
Mittelohres, auf die Flüssigkeit im Innenohr übertragen.
3.2 Das Hören
Die aufgenommenen, über das Trommelfell und die Gehörknöchelchen weitergeleiteten Luftschwingungen bewirken über eine Auslenkung des ovalen Fensters eine Verschiebung der Innenohrflüssigkeit die Schneckenwindungen hinauf, da sich diese nicht
zusammendrücken lässt, und in Richtung des runden Fensters
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wieder nach unten, da die Flüssigkeit die runde Fenster-Membran
wiederum nach außen auslenken kann. Diese gegenläufige Flüssigkeitsbewegung in der oberen und unteren Etage führt zu einer
Wellenbewegung auf der dazwischen eingespannten Basilarmembran. Diese verschiebt sich gegenüber der Deckmembran, so dass
die Haare der Sinneszellen ausgelenkt werden. Aufgrund dieses
Reizes geben die Haarsinneszellen einen elektrischen Impuls ab.
Die Folge ist ein kurzfristiger Stromfluss, der an die Fasern des
Hörnervs weitergeleitet wird.
3.2.1 Die Hörbahnen
Die abgehenden Nervenfasern von den inneren Haarzellen ziehen
zum Spinalganglion. Es besteht aus ca. 25.000 Nervenzellen, deren
hirnwärts gerichtete Nervenendigungen sich zum Hörnerv (Nervus
statoacusticus) vereinigen.
Die Hörbahn ist eine Nervenkette, bei der die entstandenen Nervenimpulse der Sinneshaarzellen mehrfach auf Nervenzellen höherer
Ordnung umgeschaltet werden. Bei dieser Übermittlung wird die
Information mehrere Male verschlüsselt und der Inhalt wahrscheinlich auch gefiltert. Bereits in der Hörbahn geschieht eine strukturelle
Verarbeitung der akustischen Informationen.
Im Hirnstamm erfolgen erste Umschaltungen und auch eine Verbindung mit der Hörbahn der anderen Seite. Im nachgeschalteten
Mittelhirn erfolgen die Leistung des Richtungshörens und das Erkennen von Nutzschall in einer Umgebung mit Störschall. Das eigentliche Hören findet in der Hirnrinde statt. Durch die Verknüpfung mit
motorischen Zentren, Sprachzentren und zahlreichen Zentren der
kognitiven Wahrnehmung ist das menschliche Hören wichtig für die
Erkennung und Anwendung von Sprache, Denkprozessen sowie allgemein für die Erkenntnisfähigkeiten des Menschen. Bei Störungen
der Informationsaufnahme des Gehörs wird die Entwicklung und
Erhaltung dieser Fähigkeiten stark beeinträchtigt.
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3.2.2 Hörtheorien
Die Basilarmembran ist an der Schneckenbasis schmal und dick,
an der Schneckenspitze aber breit und dünn. Durch die daraus folgenden Schwingungseigenschaften der Basilarmembran führen hohe
Frequenzen zu einer Auslenkung an der Schneckenbasis, tiefe Frequenzen dagegen an der Schneckenspitze. Dadurch wird das Frequenzspektrum über die gesamte Basilarmembran verteilt und jeder
Haarzelle eine bestimmte Tonhöhe zugeordnet. Dabei wird die Aufspaltung des Frequenzspektrums noch durch die äußeren Haarzellen verfeinert.
Im weiteren Verlauf der Hörbahn wird dann durch die verschiedenen Nervenzelltypen die Qualität des akustischen Reizes herausgearbeitet, etwa der Anfang und das Ende des Schallreizes. Bereits
dort wird eine erste Phonoanalyse vorgenommen, die diese mit bereits gespeicherten Informationen vergleicht. Im Hörzentrum befinden sich dann zwei getrennte Systeme: Ein Areal nimmt eine Frequenzanalyse vor, während das zweite System zeitliche Veränderungen auswertet. Es wird vermutet, dass beim Hören eine parallele
Signalverarbeitung zu einem Höreindruck führt.
3.3
Hörschädigungen
Die Ursachen von Hörstörungen werden in zwei Kategorien eingeteilt: Man unterscheidet zwischen erblichen (hereditären) und erworbenen Hörstörungen.
Bei den erblichen Hörstörungen sind nicht-syndromale Hörstörungen (80 %), bei denen nur das Hörorgan betroffen ist, von syndromalen Hörstörungen (20 %), wo die Schwerhörigkeit Teil eines übergeordneten Krankheitsbildes ist, zu unterscheiden. Zu letzteren zählt
beispielsweise auch das Usher-Syndrom. Nach der Art ihrer Vererbung unterscheidet man auch in rezessiv vererbte Hörstörungen
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(70-80%), die sich bereits im frühen Säuglingsalter auswirken, und
dominant vererbte Hörstörungen (20-30%), die häufig erst nach dem
Sprechenlernen bemerkt werden und voranschreitend (progredient)
sind. Bei Innenohrschwerhörigkeiten können sowohl das Cortische
Organ als auch der Hörnerv beschädigt sein, oder es kann beispielsweise eine gesteigerte Empfänglichkeit für Entzündungen im
Ohrbereich bestehen. Es können aber auch Missbildungen im Bereich des Außen- oder Mittelohres vorkommen.
Taubheit oder Schwerhörigkeit tritt immer durch Funktionsstörungen im Hörorgan, in der Hörbahn oder im Hörzentrum auf, unabhängig von der Ursache der Störung. So wird im medizinischen
Sinne Taubheit oder Schwerhörigkeit nicht als eine Krankheit, sondern als das Symptom einer solchen gesehen.
Wie die Geräusche der Umwelt gehört werden, hängt von der
jeweiligen Hörschädigung ab. Dabei unterscheidet man zwischen
• sensorineuralen Hörstörungen und
• Schall-Leitungsstörungen.
Bei den sensorineuralen Hörstörungen liegt die Ursache im Cortischen Organ oder im Hörnerv. Sie ist dadurch gekennzeichnet,
dass im Audiogramm die Luft- und die Knochenleitungskurven
übereinstimmen. Außerdem sind in der Regel die höheren Frequenzen stärker von Verlusten betroffen als die tieferen.
Die cochleäre Hörstörung wird auch Innenohrschwerhörigkeit oder
Rezeptor/Rezeptionsschwerhörigkeit genannt. Ein charakteristisches
Merkmal dabei ist das „Recruitment“. Dies bedeutet, dass bei
zunehmender Lautstärke das Lautheitsempfinden übermäßig stark
zunimmt.
Ein weiteres Phänomen bei der Innenohrschwerhörigkeit ist der so
genannte Diskriminationsverlust. Töne können, wenn sie genügend
laut sind, gehört werden, Sprache wird im Zusammenhang jedoch
nicht verstanden. Das liegt daran, dass die äußeren Haarzellen nicht
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mehr die verfeinerte Frequenzaufspaltung leisten und die Sprache
dadurch nur noch verwaschen wahrgenommen werden kann.
Eine neurale Hörstörung (Retrocochleäre Schwerhörigkeit) zeigt
eine zu größerer Lautstärke hin verschobene Unbehaglichkeitsgrenze.
Die Sprache wird durch Nebengeräusche überwiegend unverständlich, auch bei nur geringem audiometrischem Hörschwellenabfall.
Oft sind eine cochleäre und neurale Hörstörung gleichzeitig vorhanden. „Führende Ursache“ ist jedoch in der Regel der cochleäre
Schaden.
3.3.1 Die Hörstörungen des Usher-Syndroms
Bei dem Usher-Syndrom handelt es sich um eine cochleäre Innenohrschwerhörigkeit/Taubheit. Dies bedeutet, dass der Schädigungsort die Haarzellen der Hörschnecke sind. Haarzellen haben die
Aufgabe, den mechanischen Schall umzuwandeln in elektrische
Impulse für den Hörnerv. Je nachdem, wie viele Haarzellen in welchen Regionen der Hörschnecke Schäden haben, sind die Betroffenen für verschiedene Frequenzbereiche mehr oder weniger
schwerhörig oder taub.
Der Usher-Syndrom Typ 1 ist eine cochleäre Hörstörung mit Taubheit (oder an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit). Da die Geräusche der Umwelt von den Gehörlosen nicht wahrgenommen werden, erfolgt ihre Kommunikation überwiegend in der Gebärdensprache. Die Sprache ist verwaschen bis unverständlich.
Bei dem Usher-Syndrom Typ 2 ist die sprachliche Entwicklung je
nach Förderung und Ausprägung der Schwerhörigkeit (fast) normal
bis verwaschen. Vorhandene Sprachfehler erklären sich auch dadurch,
dass harte Konsonanten (bei den hohen Tonlagen etwa 4000 Hz)
und weiche Konsonanten (bei etwa 2000 Hz) nicht gehört werden.
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Über ein Fortschreiten der Hörstörung bei Usher-Typ 2 finden sich
in der Literatur widersprüchliche Angaben. Eine aktuelle Studie der
Universitäten Heidelberg und Omaha aus dem Jahr 2002 ergab
stabile Hörverläufe bei einer Beobachtungsspanne von 17 Jahren an
125 untersuchten Patienten. In anderen Publikationen wird von messbaren Hörverlusten berichtet. Nur klinisch diagnostizierte Usher-Typ
2(a-d) Patienten und Betroffene mit genetisch abgesicherter Mutation
im USH2A-Gen sind möglicherweise eine Erklärung für die unterschiedlich angegebenen Hörverläufe.
Auch können bestimmte Mutationen im USH2A-Gen zu isolierter
RP führen. Es zeichnet sich mit wachsender Kenntnis von Genotyp-Phänotyp-Korrelation bei den verschiedenen Usher-Genen ab,
dass die jetzige Einteilung in drei Subtypen zunehmend kritisch zu
betrachten ist.
Der Usher-Syndrom Typ 3 ist durch eine fortschreitende Innenohrschädigung gekennzeichnet. Diese erscheint als leichtgradige
Schwerhörigkeit in der Kindheit und entwickelt sich zu einem mittelgradigen Hörverlust im frühen Erwachsenenalter. Über eine hochgradige Schwerhörigkeit in den 20er Jahren verlieren die Betroffenen ca. in den 40er Jahren ihr Hörvermögen. Als klinisch und
genetisch einheitliches Krankheitsbild ist dieser sehr seltene
Usher-Typ in den vergangenen Jahren nur in Finnland und den USA
(Auswanderer-Familien) und erstmalig im Jahr 2006 bei drei Patienten in Deutschland ermittelt worden.
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3.4 Untersuchungsmethoden
Durch audiometrische Methoden werden Art und Umfang von Hörstörungen festgestellt. Diese sind:
•
•
•
•
•
•
•
•
30
Tonaudiogramm
Sprachaudiogramm
Impedanz-Audiometrie
Otoakustische Emissionen (OAE)
Hirnstammaudiometrie (BERA)
Corticale elektrische Reaktionsaudiometrie (CERA)
Verhaltensaudiometrie (bei Kindern)
Neugeborenen-Hörscreening
(Vorsorgeuntersuchung in Geburtskliniken zur Früherkennung
von Hörstörungen)
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4. Abgrenzung von
Taubheit und Schwerhörigkeit
4.1 Aus audiologischer Sicht
Die Ermittlung der verschiedenen Schwerhörigkeitsgrade erfolgt
mit Hilfe besonderer Tabellen aus Ton- und Sprachaudiogrammen.
Das Ton(schwellen)audiogramm ermittelt die Lautstärke, bei der
Frequenzen gerade noch gehört werden (Tonhörschwelle). Das
Sprachaudiogramm stellt fest, bei welcher Lautstärke Sprache gerade eben verstanden wird (Sprachverständlichkeitsschwelle) und
wie viel Sprache bei optimaler Verstärkung verstanden wird (maximale Sprachverständlichkeit). Dieses geschieht durch einen Zahlen(zwischen 21 und 99)- bzw. Einsilbertest (Baum, Leim, Stuhl, etc.).
Zusätzlich kann man mit diesen Ergebnissen und mit speziellen
Tabellen den Hörverlust in % und die MdE/GdB ermitteln.
Bei einer leichtgradigen Schwerhörigkeit liegt der mittlere Hörverlust des besseren Ohres bei nicht mehr als 40%. Es bestehen
Schwierigkeiten beim Verstehen von Flüstersprache.
Wenn der mittlere Hörverlust bei 40 - 60 % auf dem besseren Ohr
liegt, das heißt Probleme beim Verstehen von Umgangssprache ohne
Hörgeräte bestehen, spricht man von einer mittelgradigen
Schwerhörigkeit.
Hochgradige Schwerhörigkeit wird durch einen mittleren Hörverlust zwischen 60 - 80 % auf dem besseren Ohr definiert. Dabei ist ein
Verstehen von Umgangssprache ohne Hörgeräte nicht mehr möglich. Eine an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit besteht bei einem
Hörverlust von 80 - 95% auf dem besseren Ohr.
Von Gehörlosigkeit oder Taubheit spricht man, wenn kein nennenswertes Sprachverständnis mehr vorhanden ist (ermittelt mit
Tabellen; Hörverlust hier 100 %).
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4.2 Versorgung mit Hörhilfen
Bei Taubheit oder Innenohrschwerhörigkeit liegt der Schwerpunkt
der Therapie in der apparativen Versorgung. Diese sind:
• Hörgeräte (Hörsysteme)
• Implantierbare Hörgeräte
• Cochlea-Implantate (CI)
4.2.1 Hörsysteme
Bei der Innenohrschwerhörigkeit ergeben sich u. a. zwei Hauptprobleme: Die Einschränkungen der Frequenztrennschärfe und die
der Dynamik. Hörgeräte verstärken den Schall nicht einfach linear,
sondern versuchen in den verschiedenen Frequenzen unterschiedlich stark zu verstärken. Daneben haben sie einen so genannten
„Peak Clipping“-Mechanismus. Dies bedeutet, dass Lautstärkespitzen, welche die Schmerzschwelle erreichen, „abgeschnitten“
werden.
Da die meisten Hörkurven nicht flach verlaufen, sondern schräg
abfallen, genügt ein normaler „Breitbandverstärker“ dazu nicht. Für
verschiedene Frequenzbänder haben Hörgeräte oft jeweils eigene
Verstärker, die an den jeweils bestehenden Hörverlust angepasst
werden. Mit digitalen Technologien gelingt es immer besser, auch
ungewöhnliche Hörkurven gut zu versorgen, aber die Hörfläche ist
und bleibt verkleinert.
Besonders sorgfältig muss bei der Anpassung eines Hörgerätes vorgegangen werden. Es genügt nicht, dass die Hörsysteme mit Hilfe
technischer Vorrichtungen das verbliebene Hörfeld perfekt abbilden,
sondern anschließend auch dieses perfekte Signal möglichst unverändert zum Trommelfell transportieren. Der Schall geht bei den
Hinter-dem-Ohr(HdO)-Hörgeräten den engen Weg durch das gebogene Kniestück, gefolgt vom gewundenen Schallschlauch und
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Gehörgang, ehe er das Trommelfell erreicht. Ein Bestreben der Hörsystemtechnologie ist es, den Lautsprecher möglichst nahe an das
Trommelfell zu bringen. Dies ist z. B. auch verwirklicht bei Im-OhrHörgeräten.
Implantierbare Hörgeräte sind sozusagen der „Goldstandard“ in
Bezug auf Trommelfellnähe des Lautsprechers. Bei ihnen sitzt der
Lautsprecher hinter dem Trommelfell, direkt an den Gehörknöchelchen bzw. die Gehörknöchelchenkette wird mechanisch direkt in
Schwingung versetzt. Es hat sich gezeigt, dass Schwerhörige, welche mit konventionellen Hörsystemen trotz akzeptabler Hörkurve
nicht zurechtkommen, mit implantierbaren Hörgeräten oft eine deutliche Hörverbesserung erzielen.
Bei Im-Ohr-Hörgeräten sind große Verstärkungen schwer zu realisieren. Das Phänomen des Rückkopplungspfeifens, wenn Lautsprecher und Mikrofon einander zu nahe kommen, tritt auf. Sie sind
bei Im-Ohr-Geräten besonders nahe beieinander, die höchstmögliche Verstärkung ist aus diesem Grund bei ihnen begrenzt. Dies gilt
vor allem für die tiefen Frequenzen; diese sind besonders „rückkopplungsfreudig“. Umgekehrt gibt es bei hohen Frequenzen besonders starke Übertragungsverluste bei den langen und gewundenen
Schallschläuchen der HdO-Hörgeräte. Diesem Problem versucht
man dadurch zu begegnen, dass der Durchmesser der Schallschläuche möglichst groß gewählt und dessen Ausgang vor dem
Trommelfell hornartig erweitert („LIBBY-Horn“) wird. Es kann nicht
oft genug betont werden, dass ein gutes Ohrpassstück ganz maßgeblich ist für einen guten Hörerfolg. Auch müssen die Schallschläuche weich sein, sonst kommt es vor allem bei den höheren
Frequenzen zu unerwünschten Resonanzspitzen, welche die Verstärkungsleistung verfälschen.
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Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
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Nach der fachärztlichen Verordnung von Hörsystemen sind beim
Hörgeräte-Akustiker unbedingt mehrere Modelle auszutesten. Die
Betroffenen sollten zur Optimierung ihres Hörempfindens die Hörsysteme nach qualitativ angemessener Ausstattung (z. B. Vorhandensein von Telefonspule und Audioeingang) auswählen. Sinnvollerweise sollte zunächst das beste Hörgerät ausgetestet werden,
das von der Krankenkasse bezahlt wird. So ist es möglich zu prüfen, ob durch das teurere Hörgerät ein Zugewinn an Hören und Verständlichkeit erreicht wird, bzw. nur durch dieses Gerät das Grundbedürfnis einer ausreichenden Versorgung abgedeckt werden kann.
Jedes Hörgerät sollte etwa drei Wochen konsequent in allen Situationen ausprobiert werden und man sollte sich auch notieren, was in
welcher Situation verbesserungswürdig war (im Straßenverkehr, am
Arbeitsplatz, beim Zweiergespräch, in Gesellschaft usw.). Der Hörgeräte-Akustiker ist dabei ein wichtiger Kooperationspartner des
Schwerhörigen und bemüht sich, die Einstellung des Hörgerätes zu
optimieren, selbst wenn er anfangs täglich aufgesucht werden sollte.
Zusatzgeräte mit verschiedenen Ankopplungs- und Übertragungsmöglichkeiten sind für viele Betroffene sehr wichtig, damit keine
„Hörreserven“ verschenkt werden. Telefonadapter, Infrarot- oder
Funk-Hörsets und anderes mehr bewirken, dass die Sprachsignale
deutlicher ankommen.
4.2.2 Cochlea-Implantat (CI)
Das Cochlea-Implantat ist eine Prothese, welche die ausgefallenen
Funktionen des Innenohres ersetzt. Mit dessen Hilfe kann der Schall
in ein elektrisches Signal umgewandelt und an den Hörnerv weitergeleitet werden. Das Implantat wird in den Knochen hinter dem Ohr
(Felsenbein) eingesetzt. Über ein Mikrofon, getragen wie ein kleines
Hörgerät, wird der Schall aufgenommen und in einem Sprachprozessor in elektrische Signale umgewandelt. Über Elektroden werden diese zum Hörnerv geleitet, wo die Weitergabe zum Gehirn
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erfolgt. Die CI-Träger bekommen Hörimpulse unterschiedlichster
Art und müssen das Hören praktisch neu erlernen und trainieren.
Je kürzer die Zeit der Taubheit war, desto höher ist der Grad des
Verstehens mit dem Cochlea-Implantat.
Erwachsene, die gehörlos geboren wurden, haben keinen bzw. nur
einen sehr geringen Nutzen von einem Cochlea-Implantat. Sie würden mit Hilfe des CI zwar hören, nicht aber verstehen und sprechen
lernen, da deren Hörbahn sich niemals zu einem später reaktivierbaren Niveau entwickeln konnte. Dagegen können seit einigen Jahren bei Feststellung von Taubheit im Säuglings- bis Kleinkindalter
diese Kinder mit einem Cochlea-Implantat versorgt werden und
erhalten somit die Chance, die Lautsprache zu erlernen. Man weiß
inzwischen, dass die Phase, in der eine Implantation Erfolg verspricht, viel länger ist (etwa bis zum 6. Lebensjahr, in ausgewählten
Fällen noch deutlich später). Dennoch ist festzustellen: Je früher
die Implantation erfolgt, desto rascher und ausgeprägter stellt sich
der Hör- und Spracherfolg ein.
Für Kleinkinder mit Usher-Syndrom ist die frühe Versorgung mit
einem CI deshalb besonders wichtig, da die später einsetzende RP
auch die Gebärdensprache stark einschränkt. Das Cochlea-Implantat ist in dieser Betroffenengruppe ein entscheidendes Hilfsmittel in
Bezug auf das Hörvermögen.
Bevor eine Implantation stattfinden kann, sind zahlreiche Voruntersuchungen in einer Fachklinik notwendig. Voraussetzungen für eine
erfolgreiche Operation ist in jedem Fall ein funktionsfähiger Hörnerv,
und das trifft in vielen Fällen zu.
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4.3 Repräsentative Usher-Syndrom-Audiogramme
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Abb. 6: Tonaudiogramm,
normales Hören
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Abb. 7: Tonaudiogramme, Usher-Typ 1
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Abb. 8: Hörverlust im hochfrequenten Bereich, Usher-Typ 2
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Abb. 9: Fortschreitender Hörverlust über Jahrzehnte hinweg,
Usher-Typ 3
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5. Forschung und
Therapieversuche
5.1 Ziele der Forschung
Die Usher-Syndrom-Forschung zielt darauf ab, die noch nicht identifizierten Gene, deren Veränderungen zur Manifestation des UsherSyndroms führen, zu finden und die krankheitsverursachenden
Mechanismen, die zur Ausprägung des Krankheitsbildes führen,
aufzuklären.
Dies erweitert zum einen die Möglichkeit einer umfangreichen, individuellen Beratung betroffener Personen und Familien. Zum anderen
geht man davon aus, dass die Aufklärung der Krankheitsmechanismen Voraussetzung für die Entwicklung ursachenbezogener
Therapiekonzepte sein kann.
5.2 Stand der Forschung
5.2.1 Identifizierung der Gene
Für die Usher-Syndrom-Typen 1, 2 und 3 (USH1, -2, -3) sind aktuell
insgesamt 10 Genorte bekannt bzw. 9 Gene identifiziert worden. In
der Forschung versucht man nun, auch die weiteren Krankheitsgene
zu finden. Zu diesem Zweck wird eine Vielzahl von DNA-Proben
untersucht.
Gelingt die Identifikation einer eindeutig krankheitsverursachenden
Mutation, so kann damit die klinische Diagnose gesichert und eine
molekulargenetische Zuordnung zu dem jeweiligen Subtyp erreicht
werden. Für die Genidentifizierung ist es hilfreich, neben einer Blutprobe des Patienten auch seinen Familienstammbaum (mindestens
hinsichtlich der Geschwister und Eltern), anamnestische Daten
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(Erstmanifestation, Krankheitsverlauf) und klinische Befunde zu kennen. Stehen Proben weiterer Familienmitglieder (Eltern, gesunde
und/oder betroffene Geschwister) zur Verfügung, so erleichtert dies
grundsätzlich das Vorgehen: Kopplungsanalysen, in denen das Erbmaterial Betroffener mit dem gesunder Verwandter verglichen wird,
können auf den jeweils gesuchten Genort hinweisen.
Seit einigen Jahren werden DNA-Banken mit Hilfe von PRO RETINA
Deutschland e. V. und anderen internationalen RP-Vereinigungen
eingerichtet. Mit dem dort gesammelten Blut von seltenen Netzhauterkrankungen kann die Forschung bestimmten Fragestellungen
anhand einer großen Gruppe Betroffener nachgehen.
5.3 Molekulargenetik
5.3.1 Molekulargenetische Untersuchungen
Der Molekulargenetik stehen mittlerweile Techniken zur Verfügung,
die es ermöglichen, ausgewählte DNA-Abschnitte zu vervielfältigen
und für Untersuchungen leichter zugänglich zu machen (PCR =
Polymerase Chain Reaction). So ist es durch Vergleich mit anderem
Erbmaterial möglich, Veränderungen festzustellen.
Die klinische Einteilung beim Usher-Syndrom in Typ 1, 2 oder 3
geschieht aufgrund der ärztlichen Befunde. Der jeweilige genetische Subtyp (z. B. USH1B bei MYO7A-Mutation) kann nur durch
eine molekulargenetische Analyse festgestellt werden, zumal sich
gezeigt hat, dass Mutationen in Usher-Genen atypisch schwere
oder milde Verläufe verursachen können, die nicht immer dem gleichen klinischen Typ zuzuordnen sind.
39
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Neun Usher-Gene sind mittlerweile bekannt. Ihre Genprodukte
(= Proteine), die die eigentliche Funktion in den Haarzellen des
Innenohrs (hier schon während der Embryonalentwicklung) und in
der Netzhaut (für die Funktionserhaltung der Photorezeptorzellen
im Verlauf des Lebens) erfüllen, hängen im Rahmen eines Netzwerkes miteinander zusammen (lediglich für Clarin-1, das USH3AProtein, konnte eine Beteiligung an diesem Netzwerk (noch) nicht
nachgewiesen werden):
Myosin-7A (genetischer Subtyp: USH1B): das erste Usher-Gen,
das identifiziert wurde. Als Motorprotein transportiert es andere
Proteine oder übt Zug auf sie aus (strukturstabilisierende Wirkung
im Komplex).
USH1C (kodiertes Protein: Harmonin; genetischer Subtyp:
USH1C): neben Whirlin (USH2D, s. u.) und SANS (USH1G, s. u.) ist
es das zentrale Protein im Komplex, das alle anderen miteinander
vernetzt und stabilisiert, indem es Membranproteine mit dem
Aktin-Zellskelett verbindet.
Bei Cadherin-23 (genetischer Subtyp: USH1D) und Protocadherin-15
(genetischer Subtyp: USH1F) handelt es sich um ZelladhäsionsProteine. Während die Schädigung des Innenohres auf einen Ausfall
dieser Verbindungsfunktion innerhalb des Haarbündels der Haarzellen schon während der Embryonalentwicklung beruht, ist ihre
Aufgabe in der Netzhaut noch nicht abschließend verstanden.
USH1G (kodiertes Protein: SANS; genetischer Subtyp: USH1G):
Neben USH3A ist dies das einzige relativ kleine USH-Gen, das
somit einer molekulargenetischen Analyse ohne sehr großen Aufwand zugänglich ist. Allerdings sind beide sehr selten Ursache der
Erkrankung.
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USH2A (kodiertes Protein: Usherin; genetischer Subtyp: USH2A):
Ebenso wie Cadherin-23 und Protocadherin-15 ist Usherin ein großes Transmembranprotein. Es stabilisiert das Haarbündel der Sinneszellen im Innenohr und die Übergangsstruktur zwischen Innenund Außensegment der Photorezeptorzellen.
VLGR1b (genetischer Subtyp: USH2C): kodiert für den größten
Zelloberflächenrezeptor des Menschen. Als Transmembranprotein
kommen ihm ähnliche strukturelle Funktionen zu wie Cadherin-23,
Protocadherin-15 und Usherin.
DFNB31 (kodiertes Protein: Whirlin; genetischer Subtyp: USH2D):
hohe Ähnlichkeit zum USH1C-Protein Harmonin. Wie dieses vernetzt es alle am Komplex teilhabenden Proteine miteinander.
USH3A (kodiertes Protein: Clarin-1; genetischer Subtyp: USH3A):
Über die genaue Funktion ist noch wenig bekannt. Die klinische
Ausprägung von USH3A-Mutationen ist außerordentlich variabel
und kann sowohl USH1 als auch USH2 ähneln. Kürzlich wurde die
erste deutsche Familie mit USH3A beschrieben.
Obwohl sie in Übersichtsarbeiten immer noch genannt werden,
handelt es sich bei den Genorten USH1A und USH2B um Fehlkartierungen.
Im Falle von MYO7A, USH1C, Cadherin-23, Protocadherin-15 und
DFNB31 können bestimmte Mutationen auch zu isolierten Hörstörungen führen. Einige Veränderungen im USH2A-Gen hingegen
verursachen RP ohne Hörstörung.
Die Schätzungen darüber, wie viele unbekannte Usher-Gene noch
existieren, gehen weit auseinander. Die kürzliche Beschreibung des
DFNB31-Gens (USH2D) mit bislang nur einer einzigen beschriebenen Familie zeigt jedoch, dass eine Reihe weiterer Gene existieren
könnte, die jeweils nur für extrem seltene genetische Subtypen verantwortlich sind.
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5.3.2 Probleme der genetischen Untersuchungen
Da das Usher-Syndrom autosomal-rezessiv vererbt wird, tritt es in
der Regel innerhalb einer Generation, in der Regel bei Geschwistern, auf. Um relevante Gene zu lokalisieren, ist es aber vorteilhaft,
große Familien mit vielen Betroffenen und Gesunden durch genetische Kopplungsstudien zu untersuchen. Sind die Eltern Betroffener
miteinander verwandt, können relativ kleine Familien ausreichend
sein, um die chromosomale Lokalisation neuer Gene herauszufinden. Die Verfügbarkeit neuer Techniken zur Kopplungsanalyse und
die Daten des Humangenomprojektes ermöglichen eine schnellere
und effizientere Analyse als noch vor wenigen Jahren.
Wie bereits erwähnt, zeigt sich ein klinisch und genetisch uneinheitliches Krankheitsbild. Bis heute ist vor allem noch weitgehend
unklar, was die zum Teil sehr unterschiedliche klinische Ausprägung selbst bei Geschwistern mit gleicher Mutation bedingt. Der
Identifizierung der zu Grunde liegenden genetischen- und Umweltfaktoren kommt eine große Rolle zu.
In den letzten Jahren konnten neun Usher-Gene identifiziert werden (s. Tabelle), darunter zwei durch deutsche Arbeitsgruppen
(USH1D und USH2D). Eine routinemäßige Diagnostik ist jedoch
aufgrund der Größe dieser Gene zeitlich und finanziell derzeit nicht
zu leisten. Es besteht aber Hoffnung, dass sich dies im Zuge der
Entwicklung neuer Verfahren in absehbarer Zeit ändern könnte.
Das USH2A-Gen ist zumindest ansatzweise einer schnellen und
relativ kostengünstigen Analyse zugänglich: eine bestimmte Mutation wird bei USH2-Patienten relativ häufig gefunden.
Der Fortschritt bei der Aufdeckung der genetischen Ursachen für
das Usher-Syndrom wird das Verständnis für die pathogenetischen
Ursachen der Erkrankung grundlegend erweitern – was Hoffnung
gibt auf eine bessere Diagnostik und eventuelle Therapieansätze.
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5.4 Bisher gefundene Gene / Genorte
USHTyp
Genort
Gen
Protein
Funktion
Referenz
1A*
–
–
–
1B
11q13.5
MYO7A
Myosin-7A
Motorprotein
Weil et al., 1995
1C
11p15.1
USH1C
Harmonin
Netzwerk-Protein
Verpy et al., 2000;
Bitner-Glindzic et al., 2000
1D
10q22.1
CDH23
Cadherin-23
Zelladhäsion
Bolz et al., 2001;
Bork et al., 2001
Protocadherin-15
Zelladhäsion
Alagramam et al., 2001;
Ahmed et al., 2001
Gerber et al., 2006
1E
21q21
?
1F
10q21.1
PCDH15
1G
17q25.1
USH1G
SANS
Netzwerk-Protein
Weil et al, 2003
2A
1q41
USH2A
Usherin
Zelladhäsion
Eudy et al., 1998
2B*
–
–
–
2C
5q14.3
MASS1
VLGR1b
Zelladhäsion
Weston et al, 2004
2D
9q32
DFNB31
Whirlin
Netzwerk-Protein
Ebermann et al., 2007
3A
3q25.1
USH3A
Clarin-1
?
Joensuu et al., 2001
Kremer et al., 2006
Tabelle: Genetik des Usher-Syndroms; *Fehlkartierte Genorte
Regelmäßige Informationen über neue
Ergebnisse der Forschung erhalten Sie durch die
Mitgliederzeitschrift „Retina aktuell“.
Jährlich veranstaltet die PRO RETINA
ein Seminar für Usher-Syndrom-Betroffene.
In unserer Usher-Mailingliste können Sie sich
mit anderen Betroffenen austauschen.
Besuchen Sie uns im Internet www.pro-retina.de/usher
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5.5 Therapien und Hilfsmittel
Es ist zu erwarten, dass die grundlagenwissenschaftlichen Ergebnisse in der Usher-Syndrom-Forschung künftig zur Entwicklung
von Therapiekonzepten beitragen. Auf dem Gebiet der Wachstumsfaktoren und der Gentherapie beschränken sich die Versuche auf
Tiermodelle, da die Anwendung am Menschen noch nicht zu verantworten ist. Ausgenommen davon ist eine Unterform der früh
beginnenden erblichen Netzhautdegeneration, die sog. Lebersche
Congenitale Amaurose (LCA).
5.5.1 Gentherapie
Bei der Gentherapie versucht man die veränderten Krankheitsgene
durch intakte zu ersetzen, um ein Ausbrechen der Krankheit zu verhindern oder das Fortschreiten aufzuhalten. Wie weit fortgeschritten
der retinale Degenerationsprozess sein darf, um von einer Gentherapie noch profitieren zu können, ist derzeit noch völlig unklar.
Ein direktes Einschleusen von therapeutischen Genen in die Netzhaut und die Sehzellen ist möglich. Hierzu muss allerdings der
genetische Defekt bekannt sein und Techniken zur Einschleusung
der unveränderten Gene entwickelt werden.
Auch in der Ohrenheilkunde befinden sich gentherapeutische Ansätze im Stadium der Grundlagenforschung. Mit einer Gentherapie
wäre eine echte Heilung möglich, alle folgend genannten Therapieansätze laufen mehr oder weniger auf eine Verlangsamung der
Netzhauterkrankung hinaus.
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5.5.2 Transplantationen
Bisher gelang dies für einige Zelltypen der Netzhaut. Schwieriger
ist die Transplantation von Photorezeptoren. Es gibt noch keine
überzeugenden Hinweise, dass sich die transplantierten Zellen mit
dem neuronalen Netzwerk und dem Gehirn in Verbindung gesetzt
haben. Die Hoffnung liegt weiterhin bei der Transplantation von
Stammzellen, es ist ein langer, aber viel versprechender Weg.
Ausführliche Informationen zur RP-Forschung im Kapitel 6 der
PRO RETINA-Broschüre: Retinitis pigmentosa – Was ist das?
5.5.3 Ernährungszusätze
Zum Einfluss von Nahrungsergänzungsmitteln (Vitamin A, DHA,
Zeaxanthin etc.) auf den Verlauf der RP existieren eine Reihe von
Ergebnissen. Trotz positiver Hinweise sind die Ergebnisse nicht
überzeugend. Eine vitaminreiche gesunde Ernährung mit viel Obst
und Gemüse ist zu empfehlen. Das Rauchen und bestimmte Medikamente können die Netzhaut und/oder das Innenohr zusätzlich
schädigen.
(Siehe Retina aktuell Nr. 91, Seite 26)
5.5.4 Vitamin A
Professor Berson hat durch langjährige Untersuchungen an RPPatienten ein erfolgversprechendes Ergebnis vorgelegt. Er versorgte
die Betroffenen mit verschiedenen Dosen von Vitamin A und E. Daraus ergab sich, dass die Erwachsenen, die täglich eine Dosis von
15.000 internationalen Einheiten (I. E.) Vitamin-A-Palmitat (RetinylPalmitat) einnahmen, ein um etwa 20 % verringertes Fortschreiten
der Sehschädigung aufwiesen.
(Siehe PRO RETINA-Sonderdruck: Vitamin A)
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5.6 Hilfsmittel
Da eine ursächliche Therapie noch nicht vorhanden ist, sollten alle
Möglichkeiten ausgeschöpft werden, ein Maximum des jeweiligen
Hör- und Sehvermögens zu erreichen:
• Eine optimale und beidohrige Hörgeräteversorgung, welche genau
an die Hörschädigung angepasst wird, ist unbedingt erforderlich.
• Weitere hörtechnische Zusatzgeräte wie Telefonverstärker, FMund Infrarotanlagen, Blitz- und Vibrationsmelder etc. sind wichtig.
• Für die meist schon früh auftretende Nachtblindheit empfehlen
sich Halogen-Taschenlampen. Das veränderte Dämmerungssehen
lässt sich durch ausreichende, gleichmäßige Beleuchtung (möglichst dimmbar) und spezielle Arbeitsplatzlampen ausgleichen.
• Eine Verbesserung des Kontrastsehens und eine Herabsetzung
der Blendung kann durch spezielle Lichtschutzgläser (Kantenfilter)
erreicht werden.
• Optische und opto-elektronische Sehhilfen können dazu beitragen, die jeweilige Sehschwäche auszugleichen.
• Bei stark eingeschränktem Gesichtsfeld und Orientierungsproblemen empfiehlt sich zur Erhöhung der Sicherheit und Selbständigkeit ein Orientierungs- und Mobilitätstraining (O&M) mit dem
Langstock.
• Es bestehen Möglichkeiten, sich mit weiteren blindenspezifischen
Fertigkeiten vertraut zu machen. Zum Beispiel mit Lebenspraktischen Fähigkeiten (LPF), der Punktschrift (Braille) oder dem Lormen
(Tastalphabet), welches insbesondere bei taubblinden Menschen
angewandt wird.
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5.6.1 Entwicklung von Retina-Implantaten
In Deutschland wurde 1995 die Entwicklung von Sehprothesen eingeleitet. Diese Prothese an der Netzhaut (Retina-Implantat) soll durch
künstliche elektrische Impulse den Funktionsausfall der abgestorbenen Photorezeptoren überbrücken und Menschen, die in einem
langen Prozess an Retinitis pigmentosa (RP, Usher) und anderen
Netzhautdegenerationen erblindet sind, ein bescheidenes Orientierungssehen wiedergeben. Die beiden in Deutschland entwickelten
Retina-Implant-Projekte unterscheiden sich durch die unterschiedliche Positionierung des Implantats an der Netzhaut: in dem so genannten EpiRet-Projekt wird eine mit Mikroelektroden bestückte
Folie auf die Netzhaut (an die Ganglienzellen) angebracht, während
beim SubRet-Projekt ein Photodiodenarray unterhalb der Netzhaut, also zwischen Photorezeptoren und retinalem Pigmentepithel
(RPE) eingebracht wird.
Das epiretinale Projekt wird verfolgt von der Firma Intelligent Medical Implants (IMI) Bonn (www.imidevices.com) und von einem Konsortium um Prof. P. Walter, Universitäts-Augenklinik Aachen
(http://www.eyenet-aachen.de/05-07-1-implants.html#epi_ret).
Das System besteht aus drei Komponenten, deren Zusammenspiel
wie folgt beschrieben wird: Eine miniaturisierte Videokamera in einem
Brillengestell nimmt die Bilder der Umwelt auf, die Kamerabilder
werden dann durch einen Computer in einen Code umgerechnet,
der vom Gehirn verstanden wird. Dieser Computer ist etwa so groß
wie eine Zigarettenschachtel und kann am Gürtel getragen werden.
Die errechneten Daten werden drahtlos in das Implantat (also die
Kontaktfolie) im Auge übermittelt. Das Implantat reizt dann die noch
intakten Ganglienzellen und leitet den Seheindruck an das Gehirn
weiter. Durch den Einsatz einer besonderen Computersoftware
(Encoder) kann in einem Lernprozess der Seheindruck optimiert
werden.
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Das SubRet-Projekt wird unter der Führung der Universitäts-Augenklinik Tübingen und der Retina Implant GmbH unter der Leitung
von Prof. E. Zrenner entwickelt (http://www.eye-chip.com). Dieses
Implantat der Retina Implant GmbH kommt subretinal exakt an der
Stelle der Netzhaut zu liegen, an der sich bei gesunden Menschen
die lichtempfindlichen Sinneszellen befinden. Somit soll das natürliche Informationsverarbeitungsnetzwerk der Netzhaut genutzt werden können.
Seit 1995 wurden in allen drei Projekten zahlreiche Fragestellungen
bearbeitet, wie Form, Verkapselung und Positionierung des Implantats, Energieversorgung und Reizschwellen, Umwandlung der Bilddaten in eine dem Gehirn verständliche Sprache, chirurgische
Techniken der Implantation und der Explantation, Kamera und
Kommunikationssysteme. Die grundsätzliche Machbarkeit aller Ansätze, die Langzeitverträglichkeit, Langzeitstabilität, Implantierbarkeit und physiologische Funktion wurden in einer Vielzahl von Tierexperimenten gezeigt. Die deutschen Forschungsgruppen haben
ihre entwickelten Prototypen in ersten klinischen Studien an erblindeten RP-Betroffenen getestet. Diese Akut-, Pilot- und semichronischen Studien bei völlig erblindeten Probanden haben sowohl im
EpiRet- als auch im SubRet-Projekt bescheidene Seheindrücke,
das heißt Punkt- und Mustererkennung erzeugt.
In der zweiten Phase der Entwicklung eines Retina-Implantats ist zu
erwarten, dass in klinischen Studien unter Erhöhung der Elektrodenzahl (ca. 50 bis 200) und (im EpiRet-Projekt) unter Anwendung des
Kamerasystems auch eine ausreichende Bilderkennung möglich
sein wird. Von den Projektleitern wird den potentiellen Implantatträgern ein Erkennen größerer Gegenstände, Orientierung im Raum,
ein Gesichtsfeld von eventuell 8 bis 12 Grad, Lesefähigkeit mit vergrößernden Sehhilfen und optimalerweise Erkennen von Gesichtern,
in Aussicht gestellt.
Weltweit gibt es inzwischen mehr als ein Dutzend Implantat-Projekte zur Entwicklung funktionstüchtiger Sehprothesen.
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6. Spezielle Probleme der
Usher-Syndrom-Betroffenen
Diese im anfänglichen Krankheitsstadium „unsichtbare“ DoppelBehinderung kann von Außenstehenden nicht sofort erkannt werden. Auch die Betroffenen selbst können das ganze Ausmaß ihres
Handicaps nicht immer ausmachen, da es sich in der Regel über
einen langen Zeitraum sehr gering verändert. Wegen der Kommunikationsbarrieren wird das Verhalten des hörgeschädigten Menschen
bereits im Kindesalter als launisch, unhöflich und ignorant interpretiert. Mit auftretender RP vermitteln sie noch häufiger diesen Eindruck, etwa, wenn sie auf eine Begrüßung nicht antworten, ein
Lächeln nicht erwidern oder gar eine ausgestreckte Hand nicht ergreifen.
Werden die Gesichtsfeldeinschränkung und Nachtblindheit gravierend, kommen weitere große Missverständnisse infolge des Widerspruchs zwischen ihrer scheinbaren Normalität und ihrem irritierenden Verhalten auf, beispielsweise beim Stolpern über offensichtliche Hindernisse und Hilflosigkeit in der Dunkelheit. Gerade in
dieser Phase müssen sich Usher-Betroffene Außenstehenden gegenüber häufig „erklären“. Diese nicht offensichtliche Behinderung
kann zu einer dauerhaften Beanspruchung werden, die zu wachsender Verunsicherung bis hin zum Rückzug (Selbstisolierung) des
Betroffenen führen kann.
Hörgeschädigte sind für die Kommunikation verstärkt auf ihr Sehvermögen angewiesen (Augenmenschen). Lässt dieses im weiteren
Krankheitsverlauf der RP jedoch nach, wird es für die Betroffenen
zunehmend schwieriger, beispielsweise vom Mundbild der Gesprächspartner abzulesen, Körper- und Gebärdensprache wahrzunehmen.
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Das Ablesen funktioniert nur, wenn das Gesicht bzw. die Hände des
Gegenübers gut zu erkennen sind. Dies ist den Betroffenen nur bei
optimalen Lichtverhältnissen möglich. Häufig benötigen sie auch eine
Bestätigung, ob sie bei einem Gespräch alles richtig verstanden
haben.
Dazu kommen teilweise noch mühseliges, notwendiges Wiederholen der eigenen und fremden Worte und kraftraubende Umgebungswechsel. All dieses wirkt sich in rasch abnehmender Energie
und Konzentrationsfähigkeit aus. Daher müssen die Betroffenen
sehr viele kompensatorische Fähigkeiten erlernen.
Wie bei vielen „gesunden“ Menschen auch, haben sie jedoch
Bedürfnisse nach Gemeinschaften (nicht nur mit Betroffenen) und
Freundschaften. Mit zunehmender Sehbehinderung fühlen sich
Usher-Syndrom-Betroffene stark in ihren sozialen Kontakten eingeschränkt. Die Möglichkeiten, Leute kennen zu lernen sowie Freundschaften zu schließen oder einen Partner zu finden, werden zunehmend erschwert.
6.1 Reaktion von Angehörigen
Die Mitteilung der Diagnose „Usher-Syndrom“ bereitet auch den
Angehörigen der Betroffenen viele Probleme. Für die Eltern war schon
die frühe Hörschädigung ihres Kindes eine große Erschwernis. Sie
haben bereits vor Jahren verarbeiten müssen, dass ihr Kind hörgeschädigt ist und viel Zeit und Mühe in die Sprachentwicklung,
brauchbare Hörhilfen und geeignete Schulausbildung investiert. Mit
der Feststellung einer fortschreitenden Sehbehinderung erleben
sie erneut einen Schock, den es zu überwinden gilt.
Bei der ärztlichen Mitteilung einer möglichen Erblindung wird häufig
übersehen, dass bei Retinitis pigmentosa noch über einen sehr
langen Zeitraum verwertbare Sehreste vorhanden bleiben. Andererseits fehlt oft das Vorstellungsvermögen, welche Einschränkungen
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das festgestellte, eingeengte Gesichtsfeld bedeutet. Das kann dazu
führen, dass unpassend auf die praktischen und emotionalen Bedürfnisse des Kindes/Jugendlichen eingegangen wird.
Die Eltern suchen häufig nach möglichen Behandlungsmethoden.
Sie investieren dabei viel Zeit, Hoffnung und nicht selten auch viel
Geld. Dabei können die wahren Bedürfnisse des Kindes oftmals in
Vergessenheit geraten. „Nur indem sie ihrem Kind einen sicheren
und liebevollen Rückhalt schaffen, worin es sich entwickeln kann,
werden sie das bieten, was es nötig hat, um seine Zukunft sicher
meistern zu können“. (Mary Guest, London)
Viele Familien wollen die Realität oft nicht wahrhaben und tabuisieren die Behinderung. Es ist jedoch wichtig, dass sich alle die
konkreten Auswirkungen des Usher-Syndroms bewusst machen.
Für ein möglichst reibungsfreies Zusammenleben in der Familie oder
Partnerschaft gilt es, geeignete Kommunikationsformen auszuwählen und Hilfestellungen zu geben. Im häuslichen Bereich wären dies:
die Laufwege freihalten und Gegenstände (Stühle, Bücher, Küchengeräte etc.) an den immer gleichen Platz zu stellen. In unbekannter
Umgebung ist Orientierungshilfe zu geben oder die Betroffenen sind
zu führen.
6.2 Ausbildung und Berufsberatung
Erfolgt die Diagnosestellung vor oder während der Schulzeit, ist die
Schule über das Usher-Syndrom des Kindes zu informieren. Sie
benötigt dann umfassende Informationen über das Krankheitsbild
und je nach Krankheitsstand erforderliche Hilfsmittel wie Sehhilfen
und Beleuchtung.
Das Problem der Berufswahl wird heutzutage überwiegend durch
Computer-Arbeitsplätze zu lösen versucht. Auch Berufsbilder aus
dem sozialen Bereich, wie z. B. Physiotherapeut, sind denkbar.
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Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
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Berufe, welche das Autofahren nötig machen oder die Betroffenen
und andere Personen in Gefahr bringen könnten, sind ungeeignet.
In den meisten Fällen ist es jedoch so, dass die Betroffenen eine
hörgeschädigtenspezifische schulische und berufliche Ausbildung
durchlaufen und erst zwischen dem 25. und 45. Lebensjahr die
Sehprobleme gravierend wahrgenommen werden.
Hier ist abzuklären, ob durch Maßnahmen über die Hilfe für Behinderte im Beruf der bisherige Arbeitsplatz angepasst werden oder
über berufsfördernde Leistungen eine Umorientierung erfolgen kann.
An dieser Stelle muss jedoch auch ganz deutlich betont werden,
dass die Diagnose Usher-Syndrom nicht prinzipiell bedeutet, dass
den Betroffenen der „normale“ Ausbildungsweg (bis hin zum Hochschulstudium oder einer Berufsausbildung) verschlossen bleiben
muss. Die Verschlechterung des Sehvermögens verläuft in der Regel
so langsam, dass oft der berufsbegleitende Erwerb von Zusatzqualifikationen oder blindentechnischen Fertigkeiten (z. B. Brailleschrift) den Erhalt des Arbeitsplatzes ermöglichen.
6.3 Psychologische Beratung
Die Diagnosestellung eines Usher-Syndroms stellt eine nicht unerhebliche Belastung dar. Die bereits beschriebene stetige Verunsicherung, häufige Missverständnisse, Trauer um nicht mehr ausübbare Tätigkeiten und existenzielle Ängste können zum Rückzug
des Betroffenen bis hin zu depressiven Phasen oder einer Depression führen. Bei längerfristigen Störungen kann die Inanspruchnahme psychologischer Begleitung oder gar psychotherapeutischer
Hilfe angezeigt sein. Diese muss die Akzeptanz und Bewältigung
der Doppel-Sinnesbehinderung, das Erkennen unbegründeter Sorgen und Ängste sowie die Stärkung ihres Selbstwertgefühls zum
Ziel haben. Oftmals ist es auch wichtig, sich verändernde Grenzen
zu erkennen und angemessen erklären zu lernen.
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Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
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Eine große Erleichterung kann es auch sein, Gleichbetroffene zu
finden und kennen zu lernen. Das Wissen, nicht alleine mit den
Schwierigkeiten zu sein, darüber reden zu können und „verstanden“ zu werden, ist tröstlich und hilfreich bei der täglichen Lebensbewältigung und Zukunftsplanung.
Zusammenfassend kann gesagt werden:
Speziell für Menschen mit Usher-Syndrom gilt, dass rechtzeitig mit
Rehabilitation und bei Bedarf erforderlichen psychologischen Stabilisierungshilfen begonnen werden sollte. Richtig informierte und aufgeklärte Betroffene zeigen mehr Gelassenheit und Bereitschaft, sich
von ihren Nöten und Ängsten abzuwenden und sich für konstruktive
Blickrichtungen im Beruf, Alltag und in der Freizeit zu öffnen.
6.4 Erforderliche Maßnahmen
• Einführung des Neugeborenen-Hörscreenings (Vorsorgeuntersuchung) an allen Geburtskliniken zur Früherkennung einer Hörstörung.
• Kinderärzte, Haus- und HNO-Ärzte können bei Verdacht auf eine
erbliche Hörstörung durch eine erweiterte Patientenbefragung
(Anamnese) zu Sehproblemen wie Nachtblindheit etc. zur Frühdiagnostik eines Usher-Syndroms beitragen.
• Ebenso die Förderschulen mit dem sofortigen Einsatz eines UsherFragebogens, der inzwischen in Deutschland von einem interdisziplinären Arbeitskreis, bestehend aus Medizinern und Pädagogen,
bereits ausgearbeitet ist (siehe HÖRPÄD 5/2002). Fragebögen zum
Krankheitsbild Usher-Syndrom werden in den USA und in der Gehörlosenschule St. Michielsgestel in den Niederlanden bereits ausgewertet.
• Neben den üblichen Schuluntersuchungen sind in den Förderschulen für Hörgeschädigte neben der Sehschärfe (Visus) auch das
Gesichtsfeld zu messen.
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Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
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• Eine individuelle und flexible Frühförderung der Kinder mit einer
syndromalen Erkrankung ist dringend erforderlich.
• Sowohl in klinischer als auch in wissenschaftlicher Hinsicht ist
die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Haus-,
Augen- und HNO-Ärzten, Humangenetikern, Audiologen, Pädagogen, Berufsberatern und anderen Fachpersonen unabdingbar.
• Die Erweiterung der Netzwerke ist zur optimalen Begleitung der
Usher-Syndrom-Betroffenen notwendig, hierzu gehören Kontakte
vermitteln und Patientenselbsthilfe mit deren Beratungsmöglichkeiten ausschöpfen.
• Etablierung weiterer Usher-Ambulanzen, um eine gesicherte Diagnostik mit Verlaufskontrollen und qualitative ärztliche Versorgung
mit umfassender Beratung zu gewährleisten.
• Die Grundversorgung mit Hilfsmitteln bei Menschen mit einer
Doppel-Sinnesbehinderung, wie dem Usher-Syndrom, muss dringend verbessert werden.
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Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
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7. Die PRO RETINA Deutschland e. V.
7.1 Wer wir sind
PRO RETINA Deutschland e. V. wurde 1977 als „Deutsche Retinitis
Pigmentosa-Vereinigung“ von Betroffenen und deren Angehörigen
mit der Absicht gegründet, sich selbst zu helfen. Jedes Mitglied kann
sich einer der heute bestehenden über 60 Regionalgruppen anschließen, die über das ganze Bundesgebiet verteilt sind. Wir haben zurzeit (2009) mehr als 6000 Mitglieder.
Der Vorstand, die Fachbereichsleiter, Sozialberater, Regionalgruppenleiter und alle Aktiven arbeiten ehrenamtlich, so dass die Verwaltungskosten gering bleiben.
Unsere Vereinigung verfolgt durch Förderung der gegenseitigen Patientenhilfe und der wissenschaftlichen Forschung gemeinnützige
Zwecke im Sinne des Steuerrechts.
7.2 Was wir tun
In der Forschung:
Wir unterstützen die Forschung durch finanzielle Mittel. Seit Gründung der Stiftung zur Verhütung von Blindheit im Jahr 1996 waren
dies mehr als 1,5 Millionen Euro. Wir regen selbst Forschungsprojekte an und tragen zur Anregung und Auswertung von Therapieversuchen bei.
Wir vermitteln direkte Kontakte zwischen Betroffenen, Ärzten und
Wissenschaftlern, um neue Erkenntnisse über Netzhautdegenerationen zu ermöglichen und organisieren „Patientensymposien“ in
Zusammenarbeit mit wechselnden Universitäts-Augenkliniken.
Wir unterstützen nationale und internationale Seminare und Konferenzen.
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In der Selbsthilfe:
Wir treffen uns regelmäßig in kleineren und größeren Gruppen und
ermöglichen die Kommunikation der Betroffenen über soziale, berufliche und private Probleme. Wir informieren, beraten und leisten
praktische Hilfe für die Betroffenen und deren Angehörigen.
Wir veranstalten jedes Jahr eine bundesweite Mitgliederversammlung
mit Informationen, Fachreferaten und Arbeitskreisen.
Wir haben Ansprechpartner, die in einzelnen Problembereichen beraten oder entsprechende Kontakte vermitteln können. Solche Bereiche sind z. B.:
• Arbeitskreise für die verschiedenen Krankheitsgruppen
• Therapieversuche (z. B. durch Organisationen von
Therapiegruppen, Fragebogenaktionen, Expertenanhörungen)
• Technische Hilfen und deren Beschaffung
(optische und elektronische Hilfsmittel, Hörhilfen)
• Soziale und wirtschaftliche Probleme
(Renten, Schwerbehindertenausweis, Blindenhilfe,
Vergünstigungen)
• Berufliche Probleme
(berufliche Rehabilitation, Fürsorgepflicht des Arbeitgebers)
• Psychische und medizinische Probleme
(Kontakte und Gespräche mit anderen Betroffenen, Adressen
von medizinischen Einrichtungen)
In allen diesen Arbeitsfeldern haben sich Mitglieder in Arbeitskreisen
und Beratergruppen organisiert. Zusätzlich bieten wir in der Universitäts-Augenklinik Bonn, in der Gemeinschafts-Praxis Ahaus und
der Charité in Berlin Patienten-Sprechstunden an.
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24.02.2009
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In der Öffentlichkeitsarbeit:
Wir geben Informationsbroschüren heraus über
•
•
•
•
die verschiedenen Netzhauterkrankungen
den Stand der Forschung
die sozialen Fragen
die möglichen Hilfsmittel, u. a.
In unserem vierteljährlich herausgegebenen Heft „Retina aktuell“
und per Newsletter informieren wir laufend über Neues auf den
Gebieten der Netzhautforschung, Sozialrecht, Hilfsmittel u. a.; auch
über das Internet sind wir zu erreichen (www.pro-retina.de). In diversen Mailinglisten können sich die Betroffenen direkt austauschen,
Informationen weitergeben, Fragen stellen und/oder beantworten.
Wir wirken in der Öffentlichkeit, um über Netzhautdegenerationen
und deren Folgen für die Betroffenen aufzuklären und um das Verständnis für die Sehbehinderten und blinden Menschen zu vergrößern.
Wir bemühen uns um Mobilitätserleichterungen durch kontrastreiches Design im öffentlichen Raum. Wir versuchen, den Zugang zu
Informationen trotz Seh- und Hörbehinderung zu erleichtern.
Bedenken Sie aber:
Wir sind keine Service-Organisation, sondern eine Selbsthilfevereinigung, die von der aktiven Mitarbeit ihrer Mitglieder getragen
wird. Wir sind auf Ihre Hilfe und Mitarbeit angewiesen.
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15:37 Uhr
Seite 62
8. Soziale und andere Hilfen /
Adressen
8.1 Soziale Hilfen
Menschen mit Usher-Syndrom müssen sich bei Fortschreiten der
Sehbehinderung häufig auf neue Lebenssituationen als Hörsehbehinderte einstellen. Das Schwerbehindertengesetz, zahlreiche
andere Gesetze und Verordnungen regeln gewisse Nachteilsausgleiche. In der PRO RETINA bietet ein Netzwerk Hilfen für UsherSyndrom-Betroffene. Eine vollständige Adressenliste der regionalen
und fachlichen Berater der PRO RETINA finden Sie im Anhang
unserer Sozialbroschüre. Von allen Beratern werden Sie ehrenamtlich, individuell und vertraulich beraten.
• Arbeitskreis Usher-Syndrom (Leitung)
Andreas Chlosta, Lemförde
Telefon (54 43) 24 60, E-Mail [email protected]
Dr. Bernd Wibbeke, Sendenhorst
Telelefon (0 25 26) 95 00 13, E-Mail [email protected]
• Ansprechpartnerin Usher-Syndrom
Rosemarie Große-Wilde
Bremer Straße 15, 90765 Fürth
Telefon/ Fax (09 11) 7 90 61 26
E-Mail [email protected]
Internet www.pro-retina.de/usher
• Usher-Jugend
Ulrike H., Berlin
E-Mail [email protected]
Hendrik Klaes, Münster
E-Mail [email protected]
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Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
24.02.2009
15:37 Uhr
Seite 63
– Psychologische Beratung
Für die Mitglieder der PRO RETINA besteht die Möglichkeit einer
psychologischen Beratung per Telefon. Ziel dieses Angebotes ist es,
von degenerativen Netzhauterkrankungen betroffenen Menschen die
Möglichkeit zu geben, sich über ihre psychischen Probleme auszusprechen und „Erste Hilfe“ zu bekommen. Neben den Betroffenen
sind auch deren Angehörige mit diesem Angebot angesprochen.
Die telefonische Beratung kann natürlich keine Psychotherapie ersetzen. Vielmehr soll sie den Betroffenen in akuten Problemsituationen helfen, mögliche Ansätze zur Problemlösung zu erkennen
und sich am Wohnort weiterführende psychologische Begleitung
zu suchen. Daneben können auch Auskünfte praktischer Ärzte gegeben werden, z. B. über den Weg zur kassenfinanzierten Psychotherapie oder Informationen über verschiedene Therapieformen.
• Arbeitskreis Psychologische Beratung (Leitung)
Cordula von Brandis-Stiehl, Marburg
Telefon (0 64 21) 68 60 08
– Hilfsmittel
Unsere Hilfsmittelbroschüre bietet Ihnen eine umfassende Einführung in die Hilfsmittel für sehbehinderte und blinde Menschen. Das
Hilfsmittelangebot im EDV-Bereich ist in der Broschüre „HIMILIS“
zusammengestellt.
Weitere Informationen zu optischen und elektronischen Hilfsmitteln:
• Fachbereich Hilfsmittel (Leitung)
Dr. Konrad Gerull, Bielefeld
Telefon (05 21 ) 10 54 53
Fax (05 21 ) 16 32 13
E-Mail [email protected]
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Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
26.02.2009
9:27 Uhr
Seite 64
8.2 Spezial-Ambulanzen
Usher-Sprechstunden, an denen an einem Untersuchungstag eine
gesicherte Diagnostik, qualitative Versorgung und umfassende Beratung gewähleistet wird, bieten in Zusammenarbeit zwischen Augenund HNO-Heilkunde folgende Universitätskliniken an:
Berlin
Anmeldung zur Usher-Sprechstunde:
Charité Campus Virchow-Klinikum
Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin
Augenklinik: Mittelallee 4
Audiologie und Phoniatrie: Ostring 1
(jeweils interne Geländeadresse)
PRO RETINA Regional-Ushergruppe Berlin-Brandenburg
Telefon/Fax (0 30) 8 24 64 99, Barbara Hein
E-Mail [email protected]
Heidelberg
Anmeldung für Kombi-Termine:
Universitäts-Augenklinik
Ophthalmologische Rehabilitation
Universitäts-HNO-Klinik
Im Neuenheimer Feld 400
69120 Heidelberg
Sekretariat Prof. Dr. med. Klaus Rohrschneider
Telefon (0 62 21) 56 66 42
Fax (0 62 21) 56 25 24
E-Mail [email protected]
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Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
24.02.2009
15:37 Uhr
Seite 65
Tübingen
Anmeldung für Usher-Patienten:
Universitäts-Augenklinik
Schleichstraße 16, 72076 Tübingen
Telefon (0 70 71) 2 98 37 36, Fr. Klein / Fr. Weber
Ärztliche Ansprechpartnerin: OÄ Dr. Antje Bernd
Universitäts-HNO-Klinik
Elfriede-Aulhorn-Straße 5
Telefon (0 70 71) 2 98 80 49
Ärztlicher Ansprechpartner: Prof. Markus Pfister
Cochlear-Implant-Zentrum:
E-Mail [email protected]
Niymegen / Niederlande
Für deutsche Patienten aus den Grenzregionen zu den Niederlanden
kann diese Möglichkeit der Diagnostik in Betracht gezogen werden.
Aufgrund der sehr unterschiedlichen Kostenübernahmen der gesetzlichen und privaten Krankenkassen ist eine vorherige Abklärung zu
empfehlen.
Informationen/Anmeldung:
Prof. Cor Cremers
Universität Niymegen
E-Mail [email protected]
Weitere Usher-Sprechstunden sind in Vorbereitung.
Ausführliche und aktuelle Informationen hierzu im Internet unter
www.pro-retina.de/usher
Eine Auflistung der Usher-Sprechstunden ist in gedruckter Form
auch über die Usher-Aktiven erhältlich.
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Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
24.02.2009
15:37 Uhr
Seite 66
8.3 Kooperationen / Verbände
• Fördermittel zur ausschließlichen Erforschung des Usher-Syndroms
zu gewinnen, ist der Zweck des Fördervereins:
Forschung contra Blindheit – Initiative Usher-Syndrom –
114 North End House, Fitzjames Avenue
London W14 ORY, GB
Telefon 0044 - 20-76021031 / Fax 0044 - 20-73713082
E-Mail [email protected] / Internet www.UsherNet.org
Kontaktperson in Deutschland:
Prof. Dr. Gert König, Künzell
Telefon (06 61 ) 30 24 56 / Fax (06 61 ) 9 33 76 42
E-Mail [email protected]
• Bildungszentrum für Taubblinde
Albert-Schweitzer-Hof 27, 30559 Hannover
Telefon (05 11 ) 5 10 08- 0 / Fax (05 11 ) 5 10 08- 57
E-Mail [email protected]
Internet www.Taubblindenwerk.de
• Bundesarbeitsgemeinschaft der Taubblinden e. V.
Bösenberg 61c, 46514 Schermbeck
Bildtelefon (0 28 53) 95 68 22, Fax (0 28 53) 50 96
E-Mail [email protected]
Internet www.kulturverein-taubblinden.de
• Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V.
Rungestraße 19, 10179 Berlin
Telefon (0 30) 28 53 87-0 / Fax (0 30) 28 53 87-20
E-Mail [email protected] / Internet www.dbsv.org
• Deutsche Cochlear Implant Gesellschaft e. V.
Rosenstraße 6, 89257 Illertissen
Telefon (0 73 03) 39 55 / Fax (0 73 03) 4 39 98
E-Mail [email protected] / Internet www.dcig.de
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Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
24.02.2009
15:37 Uhr
Seite 67
• Deutscher Schwerhörigenverband e. V.
Breite Straße 23, 13187 Berlin
Telefon (0 30) 47 54 11 14, Fax (0 30) 47 54 11 16
E-Mail [email protected]
Internet www.schwerhoerigkeit.de
• Deutsche Tinnitus-Liga e. V.
Postfach 210351, 42353 Wuppertal
Telefon (02 02) 2 46 52-0, Fax (02 02) 2 46 52-20
E-Mail [email protected] / Internet www.tinnitus-liga.de
• Hannoversche-Cochlear-Implant-Gesellschaft e. V.
c/o Hörzentrum der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH)
Karl-Wiechert-Allee 3, 30625 Hannover
Internet www.hcig.de
Anschriften von Rehabilitationslehrern für Orientierung und Mobilität
mit Erfahrung in der Schulung hörsehbehinderter Menschen
können angefragt werden bei:
• Institut für Rehabilitation und Integration Sehgeschädigter (IRIS) e. V.
Marschnerstraße 26, 22081 Hamburg
Telefon (0 40) 2 29 30 26, Fax (0 40) 22 59 44
E-Mail [email protected]
Internet www.iris-hamburg.org
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Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
24.02.2009
15:37 Uhr
Seite 68
9. Veröffentlichungen der
PRO RETINA (Auswahl)
Euro
Retinitis pigmentosa (RP) – Was ist das?
PRO RETINA-Infoserie Nr. 0
DIN A5, 72 Seiten
(diese Broschüre ist auch in Punktschrift erhältlich)
Vitamin A
Empfehlungen zur Vitamin-A-Einnahme;
Zrenner, Prof. Dr. E.
5,-
kostenlos
Das Verrückte an Usher
PRO RETINA-Sonderdruck Nr. 100, DIN A4, 58 Seiten
2,50
Sozialbroschüre
PRO RETINA-Infoserie Nr. 2
DIN A4, 63 Seiten
5,-
Jugendbroschüre
PRO RETINA-Infoserie Nr. 16
DIN A4, 52 Seiten
5,-
Hilfsmittel-Broschüre
PRO RETINA-Infoserie Nr. 25
DIN A4, 48 Seiten
5,-
HIMILIS –
Elektronische Hilfsmittel für Sehbehinderte und Blinde
PRO RETINA-Infoserie Nr. 11
DIN A4, 63 Seiten
5.-
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Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
24.02.2009
15:37 Uhr
Seite 69
Euro
SATIS – Software – Allerlei Tipps und Tricks
zur Informationsverarbeitung durch Sehbehinderte
PRO RETINA-Infoserie Nr. 7
Broschüre DIN A4, 160 Seiten und 7 Disketten
(Im Internet kostenlos zu kopieren)
20,-
Retina aktuell
PRO RETINA-Zeitschrift, (erscheint vierteljährlich)
DIN A4, 56 Seiten – auch auf Daisy-CD erhältlich
Alle gedruckten Publikationen der PRO RETINA erhalten Sie über
die Geschäftsstelle. An Mitglieder werden die obigen Broschüren
kostenlos abgegeben. Ansonsten erbitten wir die obengenannten
Kosten als Spende.
Retina Newsletter
PRO RETINA NEWS (ab Juli 2009)
PRO RETINA informiert per Newsletter.
Anmeldung über die Homepage www.pro-retina.de
Scientific Newsletter zu erblichen Netzhautdegenerationen
Internet http://www.retina-international.org/sci-news/
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Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
24.02.2009
15:37 Uhr
Seite 70
☎
Das Netzhaut-Telefon der
PRO RETINA Deutschland e. V.
(018 05) 87 0018
Sprechzeiten:
Montag / Mittwoch / Donnerstag
14 -16.30 Uhr
r i c ht i g
n
e
d
n
u
b
r
e
v
(14 ct/min)
Das Netzhaut-Telefon der PRO RETINA Deutschland e. V.
ist eine Einrichtung der Selbsthilfe. Es bietet neutrale und unabhängige Informationen zu degenerativen Netzhauterkrankungen wie etwa
Retinitis pigmentosa oder den verschiedenen Formen der Makuladegeneration durch speziell geschulte Berater.
Das Telefon kann nicht das persönliche Gespräch mit dem behandelnden Arzt ersetzen. Doch zuverlässige Informationen über ihre
Erkrankung können Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen die Zusammenarbeit mit dem Arzt erleichtern.
Auf Wunsch vermitteln die Berater des Netzhaut-Telefons auch Kontakte zu den ehrenamtlichen Beratern der PRO RETINA Deutschland e. V. Diese geben als Betroffene beispielsweise Tipps zu Hilfsmitteln und beraten in sozialen Fragen.
Der Berufsverband der Augenärzte und der Arbeitskreis klinische Fragen der PRO RETINA unterstützen die Beratung.
Wir sind bei der Finanzierung dieser Aktivitäten auf Ihre Hilfe
angewiesen und freuen uns daher über jede Spende.
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Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
24.02.2009
15:37 Uhr
Seite 71
Bitte senden an: PRO RETINA Deutschland e. V.
Geschäftsstelle, Vaalser Straße 108, 52074 Aachen
Beitrittserklärung
Ich möchte Mitglied der PRO RETINA Deutschland e. V. werden:
Name
Vorname
PLZ/Ort
Straße
Geb.-Datum
Telefon
E-Mail
Ich erkläre meinen Beitritt zur PRO RETINA Deutschland e. V. als
Vollmitglied (Betroffene)
Vollmitglied (Eltern von betroffenen Kindern/Jugendlichen)
Wichtig! Bitte tragen Sie entsprechende Angaben auf der Rückseite ein.
Ich erkläre meinen Beitritt zur PRO RETINA Deutschland e. V. als
Familienmitglied (Angehörige von betroffenen Mitgliedern ohne Mitgliederzeitschrift)
förderndes Mitglied
Wir bitten um Verständnis, dass wir eine Familienmitgliedschaft nur dann akzeptieren können,
wenn die/der Betroffene selbst Mitglied ist. Fördernde Mitglieder haben kein Wahlrecht.
Ich wünsche die Zeitschrift „Retina aktuell“
in Schwarzschrift
auf Daisy / MP3-CD
Ich möchte gerne ehrenamtlich tätig werden.
per E-Mail
Der Mindest-Mitgliedsbeitrag beträgt pro Jahr für
Vollmitglieder (Betroffene oder Eltern) € 60,- / Familienmitglieder (Angehörige
von betroffenen Mitgliedern) € 25,- / fördernde Mitglieder mindestens € 35,-.
(Eine halbjährliche Zahlung ist möglich.)
Ich bitte um jährlichen Abruf des Betrages von €
von meinem Konto bei der
BLZ
Kto.-Nr.
Ich benötige am Jahresende eine Spendenquittung:
Ja
Nein
Die in der Satzung festgelegten Ziele der PRO RETINA erkenne ich an. Mitgliedsausweise werden – aus Kostengründen – nicht zugesandt. Die PRO RETINA Deutschland e. V. ist als gemeinnütziger Verein anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.
Datum
Unterschrift
✂
Hinweis: Mit der Abgabe Ihrer Beitrittserklärung ist das Einverständnis verbunden, Ihre personenbezogenen- sowie Krankheitsdaten elektronisch zu speichern und innerhalb der PRO RETINA
Deutschland e. V. weiterleiten zu dürfen.
Broschu?reA5-Usher09:BroschüreA5-Usher
24.02.2009
15:38 Uhr
Seite 72
Näheres zur Diagnose
Die Kenntnis des genauen Erkrankungsnamens ist wichtig, denn dies ist Ihr
„Generalschlüssel“ für Ihre Informationssuche. Allerdings kennen viele Betroffene ihre genaue Diagnose noch nicht. Daher wird eine Patienteninformation
speziell für diese Situation vorbereitet.
Die PRO RETINA als diagnosespezifische Selbsthilfeorganisation unterstützt
die Grundlagen- und Therapieforschung. Einzelne Erkrankungsgruppen haben
sich in Arbeitskreisen organisiert. Sie gestalten Seminare und Informationsveranstaltungen, haben eigene ehrenamtliche Fachberater ausgebildet und
patientenverständliche Informationen entwickelt. In der Adressenliste der
PRO RETINA, der sog. „gelbe Liste“, finden Mitglieder die für Sie wichtigen
Fachberater und Arbeitskreise.
Wir wollen die diagnosespezifische Selbsthilfearbeit zu Information, Beratung und Interessenvertretung kontinuierlich ausbauen und verbessern. Ihre
nachfolgenden Angaben helfen uns hierbei.
Die genaue Bezeichnung der vorliegenden Netzhautdegeneration ist mir
noch nicht bekannt.
Die genaue Bezeichnung der vorliegenden Netzhautdegeneration ist mir
bekannt. Sie lautet (bitte ankreuzen):
Retinitis Pigmentosa / Generalisierte Netzhauterkrankungen:
Retinitis pigmentosa (RP)
Atrophia gyrata
Chorioideremie
Lebersche kongenitale Amaurose (LCA)
Zapfen-Stäbchen-Dystrophie (ZSD)
Zapfendystrophie
Andere:
Makulaerkrankungen:
Altersabhängige Makuladegeneration (AMD)
Morbus Stargardt
Morbus Best
Andere nicht näher bezeichnete Makuladystrophie
Hohe (pathologische) Myopie mit Makuladegeneration
Andere:
Syndromale Netzhautdystrophien (Syndrome mit Netzhautdegeneration):
Usher-Syndrom Form:
Typ 1
Typ 2
Typ 3
sonstige oder nicht näher spezifiziertes Usher-Syndrom
Bardet-Biedl-Syndrom
Refsum-Syndrom
Anderes Syndrom mit Netzhautdegeneration:
Sonstige Netzhauterkrankungen:
Nur für Eltern von betroffenen Kindern oder Jugendlichen:
Geburtsdatum des Kindes:
✂
Hinweis: Diese Informationen werden vertraulich behandelt.
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