Wild New York

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ISBN 978-3-7643-5994-2 (978-3-7643-5994-2_OSFO1),
isavailableathttp://extras.springer.com
Wild New York
Der Naturreiseführer durch die Metropole
Aus dem Amerikanischen von Dietmar Zimmer
Springer Basel AG
Die amerikanische Originalausgabe erschien 1997 unter dem Titel «Wild New York. A
Guide to the Wildlife, Wild Places, and Natural Phenomena of New York City» bei
Crown Publishers, New York, USA.
© 1997 Margaret Mittelbach und Michael Crewdson
Karten © 1997 Mark Stein Studios
Illustrationen © 1997 Patricia Wynne
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Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufname
Mittelbach, Margaret:
Wildes New York : der Naturreiseführer durch die Metropole I Margaret Mittelbach ;
Michael Crewdson. Aus dem Amerikan. von Dietmar
Zimmer.
Einheitssacht.: Wild New York <dt. >
ISBN 978-3-7643-5994-2
ISBN 978-3-0348-5062-9 (eBook)
DOI 10.1007/978-3-0348-5062-9
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ähnlichem Weg und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung,
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im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzliCh vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.
© 1999 Springer Basel AG
Ursprünglich erschienen bei Birkhäuser Verlag 1999
Buch- und Umschlaggestaltung: Micha Lotrovsky, Therwil, Schweiz
Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff.
ISBN 978-3-7643-5994-2
987654321
00
Dieses Buch ist Frank und Carole
Crewdson sowie Frank und Sari
Mittelbach für ihre unermüdliche
Unterstützung gewidmet.
Einleitung ..
ix
Kapitel 1
Mittelpunkt New York
Kapitel 2
Big Apples Vorgeschichte.
17
Kapitel 3
Unbekannte Nachbarschaft - Die Lebensräume der Stadt.
33
Kapitel 4
New Yorks Tierwelt ..
49
Kapitel 5
Wurzeln schlagen in New York - Die Pflanzen der Stadt ..
75
Kapitel 6
Rätselhafte Rituale - New Yorks Naturphänomene ..
91
Kapitel 7
Grünes New York - Natur in der Stadt entdecken .
Register.
.. 103
. ..... 155
Fast jeder, dem wir von unserem Vorhaben erzählten, ein Buch über die
Natur in New York City zu schreiben, fragte uns: «Gibt es dort so etwas überhaupt?» Gibt es! Nach dreijähriger Recherche haben wir so viel
Natur, wilde Tiere und Pflanzen in
New York City entdeckt, daß wir gar
nicht alles in einem Buch vorstellen können_
Während unserer Erkundungen,
die uns von Coney Island bis auf die
Spitze des Empire State Building
führten, waren wir immer wieder
fasziniert: von den wunderschönen
Landschaften und Lebensräumen,
deren Existenz uns bisher nicht bekannt war, von der Vielzahl an Lebensformen und von einzigartigen
Naturphänomenen, die uns manchmal vorkamen wie aus einer anderen Welt
New York City gehört zu den
dichtest besiedelten und am ehrgeizigsten in die Höhe geschosse-
nen Metropolen der Welt Und doch
befand der Dichter Frank O'Hara im
Jahr 1954: «Man braucht diese Stadt
nicht zu verlassen, um jede Form
von Grün zu finden, die man sich
nur wünschen kann_» Das ist auch
heute noch so! «Wild New York» beschreibt Klima, Geologie und Ökosysteme sowie die Tier- und Pflanzenwelt dieser Stadt Über 30 Plätze
in allen fünf Stadtteilen mit mehr
oder weniger unberührter Natur
werden vorgestellt - das Spektrum
reicht von der Atlantikküste und den
Marschen bis hin zu Wäldern und
baumumsäumten Teichen_ Nicht nur
an den Stadträndern, auch mitten
in der City stößt man auf Natur pur
- und wir möchten unsere Leser einladen, sie zu entdecken_ Wo immer
Sie auch starten: Die freie Natur ist
gleich «Um die Ecke»_
Bei unseren Recherchen sprachen wir mit Ökologen, Umweltschützern, Mitarbeitern der Parkver-
waltung, Zoologen und Botanikern.
Ohne ihre Mitarbeit wäre dieses
Buch nicht zustande gekommen. Insbesondere möchten wir Don Riepe,
dem Chef des Resource Management der Gateway National Recreation Area, und Michael Feller, Chief
Naturalist der Natural Resources
Group for the Department of Parks
and Recreation, für die einmaligen
Farbaufnahmen danken.
Unser Dank gilt auch den folgenden Personen und Organisationen:
David Taft, Robert Cook und
Mary Hake vom National Parks Service; Andrew Geller, Queens College; David Burg, Marcia Fowle, Peter Mott und Norman Stotz von der
New York City Audubon Society;
Christopher Letts, lohn Wald mann
und Nancy Steinberg von der Hudson River Foundation; Paul Sieswerda vom New York Aquarium for
Wildlife Conservation; C. Lavett
Smith, loe Peters und Sidney Horenstein vom American Museum of
Natural History; Ron und lean
Bourque, GRAMP; Melissa Ehnen
und loe Fodor, Brooklyn Bridge
Magazine; Reg Gale und Martha
Miles, New York Newsday; Steven
Climatis und Lori Dugan-Gold, The
Brooklyn Botanic Garden; Captain
loseph Shastay Jr., New York Harbor Sportfishing; Jenny Wortsnopp,
Lynn Darsh und John Marshall von
der Amateur Astronomers Association of New York; Mark Kramer,
Meteorological Evaluation Services;
Nicholas Coch, Queens College;
Gary Conte, National Weather
Service; Robert Grumet; Charles A.
o
Beskerville, U.S. Geological Survey;
Chris Nadareski, Scott Chessman,
Eileen Schnock, Mike Greenberg,
Thomas Brosnan und Marie O'Shea
vom New York City Department of
Environmental Protection; Cathy
Drew, The River Project; Stephen
V. DeSimone von DeSimone, Chaplin and Dobryn Consulting Engineers; Charles Merguerian,
Hofstra University; John Sanders,
New YorkAcademy of Sciences; John
Puffer, Rutgers University; Neil
Tyson, The Hayden Planetarium;
John Bender; Deborah Kirschner,
Marianne Kramer und Neil Calvane se von der Central Park Conservancy; Tupper Thomas, Ed Toth, Barbara McTiernan und Ed Christian
von der Prospect Park Alliance; Ed
lohnson und Ray Matarazzo, Staten
Island Institute of Arts and Sciences;
Richard Lynch; Sam Sadove und Kim
Durharn, Okeanos Ocean Research
Foundation; Micky und Barbara
Cohen, Bayswater State Park; Jack
Cashman; Richard Rosenbloom;
Robert Schmidt, Simon's Rock College; Tom Burke, Rare BirdAlert; Barbara Toborg, The American Littoral
Society; Chip Taylor, University of
Kansas, Monarch Watch Project; Guy
Tudor, The New York City Butterfly
Club; Dick Buegler, The Protectors
of the Pine Oak Woods; Bob Zar emba, The Nature Conservancy;
Josephine A'mato und William
Hansen; Paul Kerlinger; Steve
Walter; Vivian Sokol; Sharon Freedman; Sammy Chevalier; Hanna und
Artie Richard; Andrew Stone, The
Trust for Public Land; Steven
Garber, The Port Authority of New
York and New Jersey; Mike Greenman, New York City Department of
General Services; Gary Lincoff, New
York Mycological Society; Robert
Bartolomei, Wayne Cahilly, Robert
Cardeiro, Karl Lauby, Nancy Ross
und Wayt Thomas vom New York Botanical Garden; Karl Anderson,
Naomi Dicker und Patrick L. Cooney
von der Torrey Botanical Society;
Randy Dupree, New York City
Department of Health; Betty Farber,
The Liberty Science Center; Les
Sirkin; Arthur Johnsen und James
Peek, New York Department of
Environmental Conservation; Alan
Benimoff, College of Staten Island;
Mari Muki; Judy Sklar; South Street
Seaport Museum; Nancy Wolf, Environmental Action Coalition; Joe
Vietri, The Army Corps of Engineers;
Bill Fink, Battery Parks City Corp.;
John Behler, Michael Klemens und
Ed Spevak von der New York Zoological Society; David Nowak, USDA
Forest Service; Allen Salzberg,
New York Turtle & Tortoise Society;
Joe Cunningham; die Mannschaft
der «Outings Party»; Alexis Rockmann, Mark Dion und Bob Braine;
Daniel Hack; Laura Nash; Susan
Weiner; Gregory und Natasha
Crewdson; Cathyund Liebes Clarke,
Julie Rose, Karen Bender, Cameron
McWhirter; Paul, Gabrielle und
Stella Mittelbach; Sam und Julie
Rubin; John McGreivey, Richard
Sandman, John Denaro, John Porter,
Kevin SaumeIl, Anabel Ressner; die
Mitarbeiter der Division of Marine
Resources des New York Department
of Environmental Conservation;
Chris Simon, University of Connecticut; Peter Hearn und Lenny
Speregen, Pan Aqua Diving; Klaus
Jacob und John Armbruster, LamontDoherty Earth Observatory of Columbia University; Bill Evans und
Martha Fischer, Cornell University
Laboratory of Ornithology; The
Brooklyn Public Library; The New
York Public Library; Jack und Lois
Baird, Friends of Blue Heron Park;
Edward Oe Freitas, Empire Pest Control und Mark McDonnell vom Bartlett Arboretum.
Ganz besonders möchten wir den
Mitarbeitern des NewYork City Department of Parks and Recreation,
dem Grünflächenamt der Stadt, danken, so dem Amtsleiter Henry Stern,
David Kunstler, Parke Spencer,
Mark Matsil, Todd Miller, Carl Alderson, Jane Schachat, Josephine
Scalia, Fiona Watt, Tony Emmerich,
Kathy Nutt, Ricardo Hinkle, Ron
Zych und Mark Maratea. Auch die
Hilfe der Park's Natural Resources
Group und der Urban Park Rangers
war für uns von unschätzbarem
Wert.
Schließlich möchten wir noch Peter N. Nevraumont und Ann J. Perrini von der Nevraumont Publishing
Company, Peter St. lohn Ginna und
AllisonArieffvom Verlag Crown Publishers, Patricia Wynne für ihre naturgetreuen Illustrationen und Mark
Stein für die prächtigen Kartendarstellungen danken.
e
Mittelpunkt New York
New York City ist der Mittelpunkt
des Universums! Die Mehrzahl aller New Yorker würden dieser Aussage zustimmen: Ihre Stadt ist eines der Weltzentren (wenn nicht
sogar das Zentrum überhaupt) für
Kunst, Mode, Werbung, Nachrichten, Theater und Finanzen.
Für die Geographen ist New York
City hingegen nur ein x-beliebiger
Punkt auf der Erdoberfläche, gelegen 40 Grad und 47 Sekunden nördlich des Äquators und 73 Grad und
58 Sekunden westlich des Nullmeridians von Greenwich. Die Stadt ist
auf einer Reihe von Inseln erbaut
und liegt am Atlantik. Ein Ort, wo
die Sonne jeden Morgen auf- und
jeden Abend untergeht.
Die Tatsache, daß auch eine Großstadt wie New York dem Klima, Wetterschwankungen und sogar Erdbeben ausgesetzt sein kann, wird oft
gar nicht wahrgenommen. Die wenigsten Einwohner nehmen sich die
Zeit, den Sonnenaufgang anzuschauen. Kaum jemand nimmt Notiz von den Gezeiten des Hudson
River. Und das Wetter - ob heiß oder
kalt, stürmisch oder klar - wird weniger als meteorologisches Phänomen denn als Hindernis im morgendlichen Berufsverkehr gesehen.
Am Anfang war der Biber
Wer heute das World Trade Center
betrachtet - die steingewordene Verkörperung geballter Finanzmacht - ,
kann sich nur schwer vorstellen, daß
New York City einmal hauptsächlich
von den Früchten seines Bodens lebte. Vor nicht einmal 400 Jahren führten hier etwa tausend Indianer ein
ländliches Leben: Sie fischten im
Hudson-River, aßen Austern aus dem
heutigen Hafenbereich, jagten Enten in der Jamaica Bay und stellten
Einbäume aus den großen, einhei-
• .. ~ .. ~ -. ~ -. ~ .. ~ -. ~ .. ~ .. ~ ..
~ O
Biber
In den Anfangsjahren der Stadt waren
Biberpelze ein HauptexponanikeL 1671
wurden 80.000 Pelze ausgeführt. Pelze dienten auch als Zahlungsmittel. Heute erinnert noch die Beaver Street in
Manhattan und das Stadtsiegel von New
York City an das größte
Nagetier Nordamerikas.•
mischen Tulpenbäumen her. Gesprochen wurde {(Munsee», ein Dialekt der Delaware·$prache.
ImJahre 1609 wurden die natür·
lichen Reichtümer auch für die
Außenwelt interessant. Als der For·
schungsreisende Henry Hudson
zum ersten Mal den Fluß hinaufse·
gelte, der heute seinen Namen trägt,
suchte er noch nach der legendären
Nordwestpassage. Er fand sie nicht
- sein Interesse wurde jedoch vom
«modischen Chic» der Ureinwohner
geweckt: Während man nahe dem
Mündungsberekh (dem heutigen Hnandal Districtj die Häute wilder
Tiere trug, kleidete man sich wei·
ter nußaufwärts in Biberpelze. Hud·
son witterte das Geschäft seines Le·
bens: [n Europa galten Mantelfuuer,
Muffs und Mützen mit Biberpelz·
besatz als wertvoller Luxus. Prak·
tisch für nichts kaufte er den Ur·
einwohnern die edlen Felle ab.
Hudson selbst ging allerdings leer
aus: Bei einer Meuterei wurde er
1611 an Land gesetzt und nie wie·
der gesehen. Doch schon wenige
Jahre nach ihm paddelten Hunder·
te von Pelzhändlern den Hudson hin·
auf und wieder herunter. Das heu·
tige Lower Manhattan wurde zu
ihrer ersten Handelsstation.
Warum ausgerechnet Manhat·
tan?Warum nicht Atlantic City, Fire
Island oder Poughkeepsie? Wert·
voller noch als alle Biberpelze
war die günstige Lage von La·
wer Manhattan: Direkt am At·
lantik und an der Mündungdes
Hudson, verfügte New York
über einen ganz natürlichen Ha·
fen. In I 7 Kilometern Entfernung
von der $üdspitze Manhattans zum
offenen Atlantik, war er so groß wie
die Häfen von London, Liverpool und
Amsterdam zusammen. Das Hafen·
becken war tief, leicht zu befahren
und vor Stürmen und rauher See
durch die Auslaufer der Rockaway·
Halbinsel, Sandy Hook und die Ver·
razano Nanows geSChützt. Zusätz·
lieh bot der Hafen über den Hudson
River direkten Zugang zum Hinterland. In einer Zeit, in der man prak·
tisch nur auf dem Wasserweg rei·
sen konnte, war Lower Manhattan
der ideale Handelsplatz.
Diese einmalige Lage trug zum
weiteren Wachstum New Yorks bei.
Waren 1678 erst achtzehn Schiffe
mit Heimathafen New York regi·
striert, waren es 1741 bereits 530
und IBB3 schon 20.000. Um 1930
war New York der geschäftigste Ha·
fen der Welt, mindestens alle zehn
Minuten lief ein Schiff ein oder aus.
Im 19. Jahrhundert gingen 60 Pro·
0------------ ---- -- .
Verrazano
«Nach 100 Seemeilen stießen wir auf
einen sehr angenehmen Landstrich mit
zwei größeren Hügeln, zwischen denen
sich ein breiter Strom ins Meer ergoß.»
Dies war der erste Eindruck von Giovanni da Verrazano, der 85 Jahre vor
Henry Hudson den Eingang zum späteren New Yorker Hafen entdeckte. Heute trägt die 1298 mlange Hängebrücke
seinen Namen, die die «zwei größeren
Hügel», nämlich Brooklyn und Staten
Island, überspannt. •
zent des gesamten Imports über den
New Yorker Hafen. Und zwischen
1820 und 1920 erreichten 23 Millionen Einwanderer hier die USA.
Der Himmel über
NewYork
Wäre der Himmel über der Stadt vollkommen dunkel, ließen sich mit
bloßem Auge etwa 2000 Sterne erkennen. Doch eine solche Situation ist in der jüngeren Geschichte
New Yorks nur ein einziges Mal vorgekommen - während des Stromausfalls im Sommer 1977. Viele Hobbyastronomen zog es damals auf die
Dächer, um die über der Stadt
normalerweise nicht sichtbaren
Himmelserscheinungen wie die
Milchstraße und die Sterne der Tierkreiszeichen zu beobachten. Die
funkelnde Skyline und die hellen
Straßenlampen erzeugen normalerweise soviel Streulicht, daß
schwächere Sterne überdeckt werden. So lassen sich nur die hellsten
Himmelskörper beobachten, wie
Sonne und Mond, die Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn sowie die etwa 100 Sterne mit
der größten Leuchtkraft.
In der kälteren Jahreszeit zeigen
sich über dem East River eine ganze
Reihe leuchtende und farbige Sterne. Im Winter steht der hellste Stern
des Nachthimmels - Sirius, der
Hundsstern - am Horizont und flimmert, weil sein Licht durch die turbulente Erdatmosphäre gebrochen
wird. Oberhalb von Sirius finden wir
Orion, den Jäger. Das Sternbild ist
vor allem bekannt durch das Dreigestirn «Orions Gürtelsterne», umfaßt jedoch auch den Roten Riesen
Beteigeuze, der Orions linke Schulter markiert, und den Blauweißen
Überriesen Rigel, Orions rechtes
Knie.
Obwohl die meisten Sterne mit
bloßem Auge gleich aussehen, verhält sich dies bei Beteigeuze und Rigel etwas anders. Beteigeuze, der
siebthellste Stern am Himmel, ist
mit knapp 3 Billiarden Kilometern
unvorstellbarweit entfernt und von
einer unglaublichen Ausdehnungsein Durchmesser ist etwa so groß
wie die Umlaufbahn der Venus um
die Sonne. Und weil Beteigeuze ein
alter, sterbender Stern ist, leuchtet
er in einem schwachen Rot-Orange,
das sogar von New York City aus zu
sehen ist.
Im Gegensatz dazu ist Rigel, der
fünfthellste Stern am New Yorker
• .. ~ -. ~ .. ~ .. ~ -. ~ .. ~ -. ~ -. ~ -.
~ O
Norden
Capella
Sternenhimmel im Winter
Castor
oo
o
Pollux 00
Pleiaden
ZWILLINGE
o
0
STIER
o
o
o
Aldebaran
o
o
Procyon
Beteigeuze
CANIS
MINOR
o
<>
00
o
ORlON
Orions
!.----"' Gürtelsterne
MONOCEROS
o
Orionnebel
o
Rigel
o
o
o
$
iriUS
ERIDANUS
CANIS
MAJOR
LEPUS
o
0
Süden
Nachthimmel, dreimal so weit von
der Erde entfernt wie Beteigeuze,
und dennoch heller als der Rote Riese. Wieso? Rigel ist jung, heiß und
riesig groß, hundert Mal größer als
die Sonne und doppelt so heiß: etwa
10.000°C. Und daher leuchtet Rigel in kräftigem Blau im Winterhimmel.
Aufgrund der Neigung der Erdachse sieht der Sternenhimmel im
Sommer deutlich anders aus. Hoch
oben drei helle Sterne: Wega, Atair
und Deneb, die gemeinsam das Sommerdreieck bilden. Wega und Atair,
G - -.-
o
o
C 1997, M u t Stein Studios
der dritt- und achthellste Stern im
Himmel über der Stadt, sind relativ
enge Nachbarn und beide weniger
als 30 Lichtjahre von der Erde entfernt. Deneb dagegen, dreizehnthellster Stern, ist 1800 Lichtjahre
von der Erde entfernt. Das Licht, das
wir heute sehen, wurde also zur Zeit
des Römischen Reiches ausgesandt.
Als einer der entferntesten Sterne,
die mit bloßem Auge zu sehen sind,
leuchtet Deneb deswegen so hell,
weil er ebenso wie Rigel ein Überriese ist. Wäre Deneb so weit von
der Erde entfernt wie Wega und
--._-._-._-._-._-._-
Sonnenuntergänge
New Yorker Sonnenuntergänge können mit denen von Key West oder Kalifornien durchaus mithalten. An klaren Tagen mit dünnen. hohen Wolken über dem
Hafen taucht die Abendsonne den ganzen Himmel in leuchtendes Hellrosa und
Orange.
Wie entstehen diese Farben? Das Licht der niedrigstehenden Sonne wird von
der Troposphäre. der dicksten Schicht der Erdatmosphäre. gebrochen. Es trifft auf
Feuchtigkeits-, Staub- oder gar Saharasand-Partikel. die rot. gelb oder orange reflektieren . So bescherte der Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen 1991 New
York über ein Jahr lang ungewöhnliche Sonnenuntergänge.
Zur Beobachtung eignen sich alle Orte mit freier Sicht nach Westen. besonders über den Hudson River oder den Hafen. Als Aussichtspunkte bieten sich das
Aussichtsdeck des Empire State Building. die Promenade am East River in BrookIyn Heights. die Battery Park Esplanade mit Blick auf die Freiheitsstatue, die untere Promenade des Riverside Park und der Brooklyn-Queens Expressway in Fahrtrichtung Brooklyn an.
Atair, würde er etwa 1O.OOOmal so
hell leuchten wie jetzt.
Von wo aus kann man nun all diese Himmelskörper am besten beobachten? NewYorker Astronomen
empfehlen, auf die über der Straßenbeleuchtung gelegenen Dächer zu
steigen, oder in Bereiche mit weniger Streulicht zu gehen, wie den
Central Park in Manhattan, das Floyd
Bennett Field in Brooklyn oder den
Great Kills Park auf Staten Island.
«Wenn man den Himmel betrachtet, sieht man sich selbst als
winzigen Menschen auf einem sehr
großen Planeten, der durchs Weltall treibt», sagt Lynn Darsh, der Vorsitzende der New Yorker Vereinigung
der Hobby-Astronomen. «Das ist für
uns normalerweise ein ungewöhnlicher Blickwinkel, denn wir schauen doch gewöhnlich eher hinab auf
den Gehsteig als hinauf zu den Sternen.»
Sternzeichen
Am 1. Januar 1898 schlossen sich die
heutigen fünf Stadtteile zu New York City
zusammen. Aus Sicht der Astrologen ist
New York damit Steinbock. Zu dessen
Eigenschaften zählt das starke Bedürfnis,
Kontrolle auszuüben. Diesem Sternzeichen werden zudem außergewöhnliche Energie. großer Fleiß und Machthunger nachgesagt. •
Wetter und Klima
In New York liefert das Wetter viel
Gesprächsstoff. Stürme können
Strände wegreißen. Starker Schneefall kann die ganze Stadt lahmlegen.
Und die heißen, feuchten Sommer
- -. .- -. .- _.. -. .- -. .- -. .- -. .- -. .- -. .- 0
Heißes pflaster
Der offizielle Hitzerekord wurde am 9.
Juli 1936 mit 41,1 °C im Central Park,
der inoffizielle am gleichen Tag am Times
Square mit 46,1°e aufgestellt. Am
Nachmittag weichte der Asphalt auf, und
in der Nacht schliefen Tausende im Central Park. Die Hitzewelle kam aus den
Great Plains, wo in jenem Jahr eine
große Dürre herrschte. •
Rekordkälte
Eine schnellwandernde Kaltfront brachte am 9. Februar 1934 der Stadt eisige
-26oe. Hunderte Schulkinder kamen mit
Frostbeulen ins Krankenhaus. Sechs
Menschen kamen in der Kälte ums Leben. Die Buchungszahlen für Flüge nach
Florida brachen alle Rekorde.•
können die Geduld der Menschen
aufs Äußerste strapazieren. Selbst
über gutes Wetter kann man sich unterhalten - weil es oft viel zu schnell
vorüber ist.
Wie entsteht so ein kontrastreiches Klima? Obwohl New York theoretisch vier Jahreszeiten hat, dominieren doch zwei ganz besonders:
heiße, feuchte Sommer und kalte
Winter. Dazwischen liegt ein kurzer Frühling und ein glücklicherweise oft längerer Herbst, den die
New Yorker oft als ihre champagne
season bezeichnen, denn er ist ganz
im Gegensatz zu dem anstrengenden schwülen Sommer trocken und
erfrischend_
Was ist jedoch mit den vier Jahreszeiten, für die der Nordosten der
USA eigentlich so bekannt ist? Auf
halbem Weg zwischen Äquator und
Nordpol gelegen, scheint die Stadt
geradezu prädestiniert für vier
etwa gleich lange Jahreszeiten. Aber
die Nähe zum Atlantik schwächt die
Unterschiede ab. Während die
Temperaturen des Festlandes rasch
von den wechselnden Jahreszeiten
beeinflußt werden, verändert sich
die Temperatur des Meeres wesentlich langsamer. Im Spätsommer,
wenn die Tage kürzer werden und
die Sonne weniger heiß scheint,
speichert der Atlantik die Wärme
noch einige Zeit und verlängert so
den New Yorker Herbst. Umgekehrt
dauert es nach der Winterkälte länger, bis sich das Wasser wieder erwärmt. Deshalb läßt der Frühling in
der Stadt oft so lange auf sich warten und ist manchmal bedauerlich
kurz. Die Nähe des Atlantik beeinflußt auch die beiden anderen Jahreszeiten dadurch, daß stets viel
Feuchtigkeit in der Luft liegt. So sind
die Sommer schwül und die Winter
feucht.
Das Wetter ist so wechselhaft,
weil New York City im Einflußbereich unterschiedlichster Luftmassen liegt. Eisige Luft kommt im Winter aus Kanada, Stürme aus North
Carolina, Hitzewellen aus dem Mittleren Westen und sogar Hurrikane,
die ihren Ursprung vor den Küsten
Afrikas nehmen, suchen New York
heim.
Die Stadt selber wirkt auf ihr eigenes Klima: Auf Infrarot-Satellitenaufnahmen sticht New York City
insbesondere bei Nacht als «Wärmeinsel» hervor, deren Temperatur
mehr als 11°C über der umliegender Vorstädte liegt. Pflaster, Beton,
Asphalt und Metall der Innenstadtbauten speichern die Sonnenwärme
viel schneller als bewaldete Parks
und Vorstädte und geben sie langsamer wieder ab, wodurch ein Effekt
wie in einem Backofen entsteht. Obwohl dieser «Wärmeinsel»-Effekt im
Winter recht angenehm sein kann,
wird die Stadt dadurch im Sommer
oft zu einem Alptraum. Wissenschaftler der Cornell University
maßen einmal die August-Temperaturen entlang der Columbus Avenue:
Während im Central Park 30°C gemessen wurden, kletterte das Thermometer auf der Straße in der Upper West Side auf 42°C.
Naturkräfte
Seit der Gründung der Stadt haben
die New Yorker immer versucht, die
Hindernisse zu überwinden, die ihnen die Natur in den Weg stellte.
Ingenieure bezwangen die Wasserläufe, die die Stadt trennen, mit Tunnels und Brücken, sprengten in 55 m
Tiefe U-Bahn-Schächte ins Gestein
und schütteten die Wasserflächen
um Manhattan auf, um Bauland zu
erschaffen. Und doch gelingt es
selbst den New Yorkern nicht immer, stärker als «Mutter Natur» zu
sein.
Eingeschneit
Mal sind es nur ein paar Zentimeter, dann wieder über 1,5 m. Mal
bekommen die New Yorker nur einzelne Schneeflocken zu Gesicht, die
majestätisch niederschweben und
schon geschmolzen sind, kaum daß
Durchschnittliche Wetterdaten aus dem Central Park von 1869-1995
Anzahl
Tage mit
Tagestemp. (Oe) Niederschlag (mm)
Regen Bewölkte Sonnige
Max. Min. Regen
Schnee od. Schnee Tage
Tage
11
Januar
193
9
8
3
-4
86
84
216
10
9
8
Februar
4
-3
11
10
März
104
127
9
10
2
11
April
11
8
16
7
107
23
12
Mai
22
12
112 kaum meßbar 11
8
Juni
27
17
94
0
10
12
8
11
Juli
29
20
112
0
13
9
12
August
29
19
102
0
10
9
10
11
September 24
16
99
0
8
12
Oktober
18
10
91 kaum meßbar 8
10
November 12
114
23
9
10
9
5
Dezember 6
140
10
9
-0,5
99
9
- -. .- -. .- _.. -. .- -. .- -. .- -. .- -. .- -. .- 0
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