Berlin, am 23. Oktober 2010 Klausursitzung des SPD-Landesvorstands Verantwortung für das ganze Berlin. Erste Überlegungen zum Regierungsprogramm 2011-2016 der Berliner SPD von Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin Seite 2 Verantwortung für das ganze Berlin. In weniger als zwölf Monaten ist Abgeordnetenhauswahl. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten kämpfen dafür, dass wir auch in Zukunft als die führende politische Kraft Berlins unsere Stadt prägen. Gemeinsam mit den Berlinerinnen und Berlinern wollen wir dafür sorgen, dass die Stadt menschlich und sozial bleibt - aber auch, dass der in den vergangenen Jahren begonnene wirtschaftliche Erfolgsweg Berlins nicht gefährdet, sondern kraftvoll fortgesetzt wird und weiter gute, neue Arbeitsplätze entstehen. Wir wollen die Spaltung der Stadt verhindern und gute Chancen für Jede und Jeden schaffen. Wir suchen das Bündnis mit allen, für die gute und gebührenfreie Bildung eine Herzensangelegenheit ist. Wir suchen das Bündnis mit denjenigen, die den sozialen Aufstieg durch Leistung schaffen wollen und darauf vertrauen, dass diese Stadt auf sie setzt und sie unterstützt. Wir suchen das Bündnis mit denen, für die Solidarität und soziale Verantwortung keine Lippenbekenntnisse sind, sondern die Grundlage dafür, dass Leben in einer Millionenstadt überhaupt funktionieren kann. Wir suchen das Bündnis mit allen, die sich für eine gesunde Umwelt und eine lebenswerte Stadt einsetzen – mit viel bürgerlichem Engagement in Vereinen und Initiativen. Kurz: Wir suchen ein Zukunftsbündnis mit allen Berlinerinnen und Berlinern, die nicht nur an einen Teil dieser Stadt und ihrer Menschen denken, sondern die das ganze Berlin voranbringen wollen. Die SPD steht im Zentrum eines solchen Bündnisses aus Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, aufgeklärten Berlinerinnen und Berlinern von wo auch immer sie stammen, Selbständigen und Handwerkern sowie kritischen Intellektuellen und Kulturschaffenden, egal ob jung und alt, ob sie als Singles oder Familien leben. Berlin ist mehr als die Summe seiner Stadtteile und Einzelinteressen. Berlin ist heute eine spannende, weltweit geachtete Metropole des Miteinanders und keine kalte Stadt der Spaltung. Dafür werde ich als Regierender Bürgermeister weiter mit voller Kraft arbeiten. Denn mir und der SPD ging und geht es immer um Verantwortung für das ganze Berlin. Seite 3 Regierungsverantwortung für ein solidarisches Miteinander Wir Sozialdemokraten haben als führende Kraft seit neun Jahren die Geschicke der Stadt gemeinsam mit den Berlinerinnen und Berlinern gesteuert. Die hohe Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit Berlin, ihr positives Bild von und ihre Verbundenheit zu dieser Stadt sind der Grund, warum wir stolz auf das zurückblicken können, was wir in dieser Zeit geleistet haben. Angetreten sind wir in einer Situation, die gekennzeichnet war durch eine ausweglos scheinende Überschuldung des Landes, durch eine dramatische Krise der Landesbank, durch hohe Arbeitslosigkeit, die begründet wurde durch einen dramatischen Strukturwandel der Berliner Wirtschaft nach dem Fall der Mauer, und – nicht zu unterschätzen - eine schwere Erschütterung des Vertrauens in das politische System. Berlin lag moralisch am Boden, ohne Zutrauen in sich selbst, verbunden mit negativer Darstellung in Deutschland und der Welt. Wir mussten die Ärmel hochkrempeln – wie andere Sozialdemokraten dieser Stadt in schwierigen Situationen vor uns: wie Louise Schroeder und Ernst Reuter nach Diktatur und Völkermord und der Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg, wie Willy Brandt in den sechziger Jahren, als die Berliner Mauer errichtet wurde, wie Walter Momper und Christine Bergmann 1989, die den Fall der Mauer und die Einheit der Stadt gestaltet haben. Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten haben dieses Land immer geführt mit dem Ziel, sozialdemokratische Grundsätze im Alltag Wirklichkeit werden zu lassen. Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität sind die lebendigen Inhalte unserer Politik. Ein gutes Leben für alle Berlinerinnen und Berliner zu ermöglichen, in der diese Grundwerte sich realisieren, dafür haben wir auch in den letzten Jahren gearbeitet. Wir haben Verantwortung übernommen für ein gerechtes, soziales und zukunftsorientiertes Berlin – in der niemand zurückbleibt. Wir wollten und wir wollen eine Stadt für alle, und wir machen Politik für alle – nicht nur für eine Klientel. Damit sind wir die einzig wirkliche BerlinPartei. Eine gute sozialdemokratische Bilanz Neun Jahre unter sozialdemokratische Regierungsverantwortung bedeuten heute: Berlin ist wirtschaftlich wieder erfolgreich. Wir haben trotz Wirtschaftskrise die Stadt zum Spitzenreiter beim Beschäftigungswachstum in Deutschland gemacht. Berlin hat heute gegenüber 2009 14.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse mehr, allein im Gesundheitssektor wurden unter Seite 4 Führung unseres Senats knapp 26.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Berlin ist Gründerhauptstadt Deutschlands. Berlin ist eine internationale Metropole geworden – mit großer Ausstrahlungskraft weltweit. Das gilt sowohl für die Kultur in der Stadt als auch für die Wissenschaft und zunehmend wieder für die Wirtschaft. Berlin sorgt für soziale Verhältnisse. Wir haben gute Arbeit durch ein faires Vergabegesetz gefördert, das die Zahlung von Mindestlöhnen bei öffentlichen Aufträgen vorschreibt. Berlin ist die Stadt für Kinder und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wir haben seit 2001 knapp 14.000 neue Kita- und Krippenplätze geschaffen und 26 Familienzentren neu gebaut. Berlin ist heute die Stadt der Bildungschancen. Wir haben zwei große Bildungsreformen durchgeführt und die Hauptschule abgeschafft. Ab 2011 ist Bildung in Berlin komplett gebührenfrei, von der Kita bis zur Hochschule. Berlin ist die Hauptstadt der Wissenschaft und Forschung. Wir haben seit 2006 8.000 neue Studienplätze geschaffen, 500 mehr Professorinnen und Professoren wurden eingestellt und knapp 2.300 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Berlin ist die Stadt der Integration. Wir haben nicht weg geschaut, sondern aktiv gehandelt: Mit der Bildungsreform, mit besserer frühkindlicher Bildung, mit einem Partizipationsgesetz, mit mehr Bildungs- und Ausbildungschancen für Menschen mit Migrationshintergrund. Die Quote der Nicht-Deutschen ohne Schulabschluss ist unter unserer Verantwortung um mehr als sechs Prozent gesunken, innerhalb von vier Jahren ist die Quote von Auszubildenden im Öffentlichen Dienst um über zehn Prozent gestiegen. Berlin hält sich fit. Dafür haben wir rund 1000 Sportanlagen und 43 Bäder saniert. Berlin ist die Stadt der Gleichstellung. Wir haben die Vereinbarkeit gefördert und den Betreuungsschlüssel gesenkt. Das Gender Budgeting gilt als Vorbild, die Quote in den Aufsichtsräten ist eingeführt. Berlin ist die Stadt der Partizipation, das hat uns zuletzt der Verein „Mehr Demokratie“ bescheinigt. Und nicht zuletzt: Berlin ist Vorreiter bei der klimaschonenden Energiepolitik und beim Klimaschutz. Wir haben im Städtevergleich die meisten Arbeitsplätze Seite 5 in der Nachhaltigen Wirtschaft geschaffen, und sind auf einem guten Weg, unsere CO2 –Einsparziele zu erreichen. Der Berliner Kraftwerkspark wird auf klimafreundliche Energieerzeugung umgestellt, und das hervorragende KraftWärme-Kopplungs-Netz Berlins noch ausgebaut. Und trotz aller Schwierigkeiten haben wir dabei die Konsolidierung des Berliner Haushalts vorangebracht und eisern gespart. Wir haben für eine Stadt gearbeitet, in der gesellschaftliche Teilhabe für alle im Mittelpunkt der Politik steht. Berlin ist heute das soziale, kulturelle und politische Zentrum Deutschlands. Diese Hauptstadt hat ein freundliches Gesicht, hat Ausstrahlung und Weltflair. Auf all diesen Feldern haben wir wichtige Ziele erreicht, Fehler vorausgegangener Jahre und Jahrzehnte rückgängig gemacht und eine gute Grundlage für die zukünftige Entwicklung der Stadt gelegt. Darauf wollen wir aufbauen und diese Arbeit fortsetzen. Denn der erfolgreiche Weg, auf dem die Stadt jetzt ist, hat erst begonnen. Es kommt darauf an, ihn entschlossen fortzusetzen. Und dabei ist entscheidend, dass mit der Sozialdemokratie weiterhin eine Kraft die Führung übernimmt, die dem sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt genauso verpflichtet ist wie dem gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Stadt. Wohin mit Berlin? Das kommende Jahrzehnt wird weitere Herausforderungen bringen, auf die unsere Politik eine Antwort geben muss. Wir in Berlin haben die Teilung in Ost und West schneller und besser überwunden als andernorts. Aber jetzt stehen wir - wie die ganze Republik - vor der größten Herausforderung unserer Zeit: Wir dürfen keine Teilung zulassen in diejenigen mit Chancen und diejenigen ohne. Im Gegenteil. Es ist die große Aufgabe unserer Zeit und dieser Stadt, keine Verwerfungen zuzulassen zwischen Jung und Alt, Alteingesessenen und Migranten, gut Gebildeten und weniger gut Gebildeten, berechtigten Umweltinteressen und berechtigten Arbeitsplatzinteressen. Es ist die große Aufgabe der Zeit, Miteinander zu fördern und Gegeneinander zu bekämpfen. Das bedeutet, dass man zwischen den Interessen vermitteln muss – dass es nicht nur schwarz und nicht nur weiß gibt; dass die Politik über den Tellerrand der Einzelinteressen hinausblicken muss. Es bedeutet auch, dass Politik führen muss. Und entscheiden. Und dass nicht alle immer mit den Entscheidungen zufrieden sein werden. Wer es immer allen recht machen will, wird dieser Stadt und ihrer Aufgaben nicht gerecht. Die soziale Spaltung schreitet – wenn wir nicht aktiv handeln – voran. Arbeitsbedingungen in Dienstleistung, Handwerk und Industrie verändern sich Seite 6 dramatisch – eine Entwicklung, die auch Sorgen bereitet. Mit dem demografischen Wandel werden sich der Lebensalltag und der Arbeitsmarkt drastisch erneuern. Der Klimawandel fordert ein zügiges Umsteuern unseres Umgangs mit Energie und natürlichen Ressourcen. Die fortschreitende Globalisierung wird einen verschärften internationalen Konkurrenzkampf zwischen Ländern und Regionen, aber auch Städten bringen. Attraktive, anziehende Städte werden in dieser Entwicklung diejenigen sein, in denen die Lebensbedingungen für die Menschen die besten sind, wo sich die Menschen gut und sicher aufgehoben fühlen, wo sie ihre und die Chancen ihrer Kinder am besten verwirklichen können. Für uns heißt das, wir müssen auf eine Stadt hinarbeiten, die sich 2020 durch eine neue Lebensqualität auszeichnet, in der zukunftsfähige Arbeitsplätze entstehen und in der unsere sozialdemokratischen Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität gelebte Wirklichkeit sind: Dabei werden wir – wie Michael Müller und ich im Januar in der Eisenacher Erklärung bereits skizziert haben – folgende Schwerpunkte setzen: Gute Arbeit schaffen! Für sozialen Zusammenhalt, Teilhabe und Integration kämpfen! In beiden Themenfeldern bessere Bildung und Ausbildung für alle möglich machen! Seite 7 Gute Arbeit und Ausbildung schaffen Sozialdemokraten wollen einen zukunftsfähigen Arbeitsplatz für Jede und Jeden. Sozialdemokraten wollen die wachstumsstarke Stadt, in der Nachhaltigkeit und der Erhalt unserer natürlichen Grundlagen für die Nachwelt gelebte Realität sind. Sozialdemokraten wollen eine Stadt, in der junge Menschen die beste Ausbildung erhalten. Wie kommen wir da hin? Ich will, dass Berlin die Vorzeigestadt wird, in der zukunftsfähige Arbeitsplätze beheimatet sind. Wir sind schon heute eine kreative Dienstleistungsmetropole. Wir wollen die Stärken der Kreativwirtschaft, des Film- und Medienstandortes weiter ausbauen. Um neuen Wohlstand und nachhaltiges Wachstum in die Stadt zu bringen, muss Berlin auch als Industriestadt erkennbar werden. Wir brauchen eine neue Industrialisierung der Stadt, die einen neuen Schub an Wachstum und Arbeitsplätzen auslöst. Mehr industrielle Arbeitsplätze schaffen, bedeutet auch, das Berliner Handwerk zu stärken. Damit wollen wir Vollbeschäftigung erreichen und allen Menschen die Möglichkeit zur Verwirklichung ihre Chancen und Wünsche bieten. Das bedeutet übrigens auch: Wenn man zum Beispiel wünscht, dass Umwelttechnologien und Solarparks in Berlin entstehen, dann muss man auch dafür sorgen, dass diese Güter danach in alle Welt exportiert werden können: zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Solarzellen hüpfen nicht aus der Fabrik aufs Dach vom Ökohaus. Und deshalb ist es wichtig, dass wir nicht nur von Zukunftstechnologen reden, sondern sie wirklich fördern – auch infrastrukturell. Das haben noch nicht alle verinnerlicht. Berlins Wirtschaft ist durch die harte Sanierungsarbeit in den letzten Jahren heute international wettbewerbsfähig. Dieses Fundament wollen wir in der kommenden Dekade weiter stärken und ausbauen. Wir positionieren Berlin dabei als Standort für Zukunftsindustrien wie der Nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, der (Elektro) Mobilität, der Gesundheitswirtschaft und der wissensund innovationsgetriebenen Informationstechnologie. In Berlin werden Produkte der nachhaltigen Wirtschaft des 21. Jahrhunderts erdacht, angewandt und produziert. Wir wollen so die Zahl der industriellen Arbeitsplätze deutlich erhöhen. Zugleich werden wir Räume wie Adlershof, Buch, das Tempelhofer Feld oder den TU Campus, wo wissensbasierte Industrien arbeiten, mit Nachdruck entwickeln. Nach seiner Schließung wird der Flughafen Tegel ein Industriepark. Ich lade die Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen ein, mit uns in diesem Vorhaben zu kooperieren. Seite 8 Die öffentlichen Unternehmen leisten einen herausragenden Beitrag bei der Sicherung und Schaffung guter und zukunftsfähiger Arbeitsplätze. Gas, Wasser, der öffentliche Personennahverkehr und die Gesundheitsversorgung müssen sicher und bezahlbar sein. Die SPD schließt daher neue Privatisierungen aus. Bei den bereits privatisierten Unternehmen geht es jetzt darum, wie das öffentliche Interesse an Energie, Arbeitsplätzen und gleichen Zugängen sinnvoll gestärkt werden kann. Recht und Ordnung auf dem Arbeitsmarkt Die Berliner SPD streitet für einen gesetzlichen Mindestlohn und faire Arbeitsbedingungen. Gemeinsam mit Gewerkschaften und verantwortungsvollen Unternehmen wollen wir einen Weg erarbeiten, wie in Berlin die Zahl der Niedriglöhne reduziert werden kann und gute, faire Arbeit zur Grundlage aller Berliner Arbeitsverhältnisse wird. Wir blicken dabei insbesondere auch auf die soziale Sicherung der zunehmenden Zahl von Solo-Selbständigen in den Bereichen der Kreativwirtschaft, aber auch des Handwerks. Bessere berufliche Bildung Berufliche Bildung und Ausbildung müssen zu einem politischen Schwerpunkt in den nächsten Jahren werden. Mit dem dualen Lernen in der Sekundarschule haben wir dazu die Grundlage geschaffen. Wir brauchen gut ausgebildete junge Menschen, die Arbeit nachfragen und etwas unternehmen. Dabei ist vor allem die Wirtschaft in der Pflicht, mehr und zukunftsfähige Ausbildungsplätze zu schaffen. Das Handwerk ist dabei vorbildlich, die größeren (Industrie-) Unternehmen müssen aber noch mehr Verantwortung übernehmen, statt ständig das Klagelied über den Mangel an Fachkräften anzustimmen. Im Wahlprogramm sollten wir Vorschläge erarbeiten, wie Berlin durch bessere Berufsschulen, durch eine aktive Arbeitsmarkt- und Ausbildungspolitik sowie durch Kooperationen von Lernorten und Betrieben die Ausbildungschancen junger Menschen vergrößert werden kann. Berlin braucht jede und jeden. Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger ermutigen, aktiv ihre Chancen wahrzunehmen. Die SPD will Berlin zur Stadt der Aufstiegsmöglichkeiten machen. Seite 9 Sozialer Zusammenhalt, Teilhabe und Integration für alle Sozialdemokraten wollen, miteinander leben. dass Berlinerinnen und Berliner solidarisch Sozialdemokraten wollen die Teilhabe Aller am gesellschaftlichen Leben. Sozialdemokraten wollen Vielfalt von Lebensentwürfen, die „Berliner Mischung“. Wir wollen gleiche Rechte und Teilhabe von Männern und Frauen. Sozialdemokraten wollen Bildung, die ein eigenständiges Leben ermöglicht. Wie kommen wir da hin? Sozialer Zusammenhalt und Integration erreichen wir vor allem durch ein gutes Bildungssystem und faire Bildungschancen. Chancengleichheit ist unser bildungspolitisches Leitmotiv. Die SPD in Berlin hat im letzten Jahrzehnt tiefgreifende Reformen des Bildungswesens durchgeführt. Hier sind die Grundlagen dafür gelegt worden, dass alle Kinder frühzeitig und ohne Gebühren Bildungseinrichtungen besuchen können. Berlin hat die neue Sekundarschule eingeführt und damit Aufstiegschancen für alle jungen Menschen verbessert. Die Reformen unseres Schulwesens haben die Voraussetzungen geschaffen, dass jedes Kind seinen individuellen Weg gehen und einen guten Schulabschluss erreichen kann – die Grundlage für einen erfolgreichen Eintritt in die Berufswelt. Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten haben dafür gesorgt, dass in Berlin keine Studiengebühren eingeführt wurden. Schaut man auf andere Länder wie BadenWürttemberg oder Hamburg, so zeigt sich, dass nur die Sozialdemokratie eine Garantie für gebührenfreie Bildung gibt. Das Berliner Bildungssystem ist heute breit gefächert und entspricht den aktuellen Anforderungen nach einem langen gemeinsamen Lernen: Es ist eine hervorragende Grundlage für die weitere Entwicklung der Stadt. Berlin ist und bleibt die Stadt, in der die Menschen Bildung suchen und hervorragende Bildungseinrichtungen von der Kita bis in die Hochschule finden. Aufstieg durch Bildung kann hier gelebt werden. Ausbau der frühkindlichen Bildung, bessere berufliche Bildung sowie die Schulen sich positiv und verlässlich entwickeln lassen – daran wollen wir künftig intensiv weiter arbeiten. Eltern und Kinder können sich darauf verlassen, dass wir nach zwei tiefgreifenden Schulreformen die Verlässlichkeit und die nachhaltige Entwicklung der Schule statt immer neuer Umbauten in den Vordergrund stellen. Seite 10 Für das ganze Berlin – sozialer Zusammenhalt in der Stadt Soziale Integration ist ein Kernanliegen der SPD. Berliner Sozialdemokraten werden auch weiterhin dafür sorgen, dass Berlin eine Stadt ist. Das heißt: wir arbeiten dafür, dass die Lebensverhältnisse in der Stadt nicht weiter auseinanderdriften, dass in allen Teilen der Stadt eine gleichwertige Infrastruktur vorhanden ist. Bildungseinrichtungen, Freizeiteinrichtungen, kulturelle Angebote wie auch Einrichtungen des Gesundheitswesens, der Versorgung für ältere Menschen, Angebote für Familien müssen in der ganzen Stadt zur Verfügung stehen und die Teilhabe aller am gesellschaftlichen Leben sicherstellen. Wir müssen uns gezielt um die Unterstützung von alleinerziehenden Müttern und Vätern kümmern. Sie sind auf eine gut funktionierende Infrastruktur angewiesen. Durch mehr Anlauf- und Beratungsstellen sowie Erziehungshilfen und -lotsen wollen wir ihnen an der Seite stehen. Der Ausbau der Ganztagsschule, die stärkere Förderung beitragsfreier Kitas, sowie der Ausbau der sozialen Infrastruktur fördern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie folgen unserem Ansatz der guten öffentlichen Dienstleistungen, die unterschiedliche Lebensentwürfe in Berlin absichert. Wir wollen auch künftig Bildungs- und Betreuungseinrichtungen zu Familienzentren weiterentwickeln und die Qualität der Daseinsvorsorge erhöhen. Der Kampf gegen die Kinderarmut ist eine der zentralen Aufgaben unserer Zeit. Unser Ziel ist es, die Berliner Mischung aller Schichten in den Quartieren zu erhalten -für die betroffenen Menschen und für die Attraktivität Berlins. Berlin hat ohne Zweifel im Vergleich zu anderen Städten insgesamt günstige Mieten. Trotzdem müssen wir jetzt präventiv Tendenzen der Verdrängung und steigender Mieten in einigen Quartieren entgegentreten. Die SPD wird alle Möglichkeiten zur Steigerung der Wohnqualität bei gleichzeitiger Dämpfung von Mietsteigerungen ergreifen. Beim Klimaschutz werden wir darauf achten, dass Mieterinnen und Mieter nicht überfordert werden und soziale Verträglichkeit gewahrt ist. Wir sind die sozial-ökologische Kraft Berlins. Wir werden Nachbarschaften unterstützen und – dort wo nötig – Recht und Ordnung durch gezielte Maßnahmen und mit Hilfe der hervorragenden Berliner Polizei wiederherstellen. Dabei sind wir schon heute erfolgreich: 75.000 Straftaten weniger als 2001 sprechen eine klare Sprache. Bei der Prävention leisten die Berliner Sportvereine eine unschätzbare, herausragende Arbeit. Seite 11 Solidarische Integrationspolitik ist uns ein Herzensanliegen Berlin gilt heute als weltoffene Stadt, in der Menschen aus unterschiedlichen Herkünften ihre Heimat finden. Dafür haben wir in den letzten Jahren das Fundament einer aktiven Willkommenskultur etabliert. Integration wird heute zigtausendfach erfolgreich gelebt. Gerade auch deshalb stellen wir uns vor die vielen Berlinerinnen und Berliner, die zu uns gekommen sind, und sich hier etwas aufgebaut haben – ohne dabei Probleme vom Tisch zu wischen. Wir verstehen Integration als umfassende soziale, politische und wirtschaftliche Teilhabe. Darauf haben alle Menschen Anspruch – ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Dieses Ziel zu verwirklichen ist ein Projekt für Generationen. Wir wollen dabei fordern und fördern. Daher haben wir mit unserer Bildungsreform in Kita und Schule die Voraussetzungen geschaffen, dass Kinder und Jugendliche Chancengleichheit erfahren. Wir wollen so die Zahl der Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die keinen Schulabschluss haben, halbieren. Bei der sozialen Stadtentwicklung orientieren wir uns am Leitbild der Solidarischen Stadt. Wir unterstützen es mit den entsprechenden Programmen wie Quartiersmanagement, Städtebauförderung und den „Aktionsräumen Plus“, die die Koordination und Vernetzung der Akteure vor Ort leisten und integrations-, bildungsund sozialpolitische Ansätze wirkungsvoller machen. Unser Ansatz der solidarischen Stadt ist aktive Integrationspolitik. Durch die Sekundarschule, durch diverse Sprachangebote, durch frühkindliche Bildung mit künftig mehr als 1800 zusätzlichen Erziehungslehrerinnen und -lehrern sorgen wir dafür, dass kein junger Mensch ohne ausreichende Sprachkenntnisse bleibt. Durch stärkere Vernetzung der Initiativen und Behörden, durch mehr Stadtteilmütter und Integrationslotsen sorgen wir dafür, dass kulturelle Barrieren keine undurchlässigen Mauern sind. Berlin ist eine junge Stadt, auch im Älterwerden. Wir haben die Gestaltung des demografischen Wandels zu einem Schwerpunkt unserer Senatspolitik gemacht. Barrierefreiheit, Partizipation sowie gute Betreuung und Pflege sind die Leitmarken unserer Politik für die älteren Berlinerinnen und Berliner. Auch sie sollen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Und Berlin braucht ihr bürgerschaftliches Engagement. Aktives Altern und generationenübergreifende Partnerschaften werden wir fortwährend fördern. Seite 12 Einladung zum Mitgestalten! Arbeit, Zusammenhalt, Bildung – das sind die großen Überschriften unserer Politik. Denn ohne Arbeit gibt es keinen Wohlstand – aber ohne Zusammenhalt auch kein lebenswertes Miteinander in einer Metropole. Berlin unterscheidet sich schon heute deutlich von anderen Metropolen der Welt gerade durch diesen Zusammenhalt. Ja, hier geht es im Ton manchmal hart, aber herzlich zu - und dennoch: Berlin ist heute eine der angesehensten und beliebtesten Städte der Welt, weil auch die vielen Besucherinnen und Besucher spüren: Hier kämpfen nicht die da oben gegen die da unten. Hier gibt es soziale Unterschiede, aber keine unüberwindbaren Spannungen. Und bei aller Bescheidenheit: Das ist auch Ergebnis unserer Politik seit 2001. Doch es gibt keinen Grund, sich zurückzulehnen. Wir bauen weiter an dieser Stadt, um gemeinsam mit allen Berlinerinnen und Berlinern den wichtigen Schritt von der sozialen zur solidarischen Stadt zu gehen. Eine solidarische Stadt in der die Bürgerinnen und Bürger füreinander eintreten und in der die Politik alle dabei unterstützt, ihr Leben eigenständig bestreiten zu können. Ein Berlin des Miteinanders. In diesem Sinne lade ich alle Berlinerinnen und Berliner dazu ein, in den kommenden Wochen und Monaten mitzudiskutieren und die Erarbeitung des Wahlprogramms der Berliner SPD mit ihren Vorschlägen und Sichtweisen zu befruchten.