Schauspiel komplett 08-09

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premieren schauspiel
die banalität der liebe
Drama von Savyon Liebrecht
Regie: Günther Beelitz
Premiere: 12. September 2008
könig ödipus
Tragödie von Sophokles
Regie: Sybille Fabian
Premiere: 13. September 2008
norway.today
Projekt mit jungen Laien
nach Igor Bauersima
Regie: Thorsten Schlenger
Premiere: 10. Oktober 2008
einsame menschen
Schauspiel von Gerhart Hauptmann
Regie: Harald Clemen
Premiere: 11. Oktober 2008
Uraufführung
das experiment (Arbeitstitel)
Schauspiel von N.N.
Regie: Hermann Schmidt-Rahmer
Premiere: 9. November 2008
Uraufführung
guglhupf
Volkstümliches Trauerspiel
von Felix Römer
Regie: Mathias Frank
Premiere: 14. November 2008
Deutschsprachige Erstaufführung
woman and scarecrow
Tragikomödie von Marina Carr
Regie: Patricia Benecke
Premiere: 12. Dezember 2008
piaf
Musikalische Revue von Pam Gems
Regie: Uwe Hergenröder
Premiere: 17. Januar 2009
eines langen tages reise in die nacht
Schauspiel von Eugene O’Neill
Regie: Michael Gruner
Premiere: 28. Februar 2009
ein neues stück
Von Martin Heckmanns
Regie: Hermann Schmidt-Rahmer
Premiere: 6. März 2009
zoogeschichte / hughie
Zwei Einakter von Edward Albee und
Eugene O’Neill
Regie: N.N.
Premiere: 24. April 2009
die eingeschlossenen von altona
Drama von Jean-Paul Sartre
Regie: Philipp Preuss
Premiere: 2. Mai 2009
Uraufführung
das neïd.-projekt
Farce von Hubert Canaval
Regie: Matthias Heße
Premiere: 22. Mai 2009
sechs tanzstunden in sechs wochen
Komödie von Richard Alfieri
Regie: N.N.
Premiere: 23. Mai 2009
schauspiel
wiederaufnahmen
liebesperlen forever and ever
Neufassung der unsterblichen Revue
von Heinrich Huber und Jürgen Uter
wiederaufnahmen
blues brothers
Unterwegs im Auftrag des Herrn!
Rhythm and Blues
Regie: Hermann Schmidt-Rahmer
im dickicht der städte
Drama von Bertolt Brecht
Regie: Carolin Mader
kommt ein mann zur welt
Moderne Groteske von Martin
Heckmanns
Regie: Hermann Schmidt-Rahmer
warten auf godot
Schauspiel von Samuel Beckett
Regie: Philipp Preuss
Uraufführung
wir sind nicht das ende
Drama von Carsten Brandau
Regie: Manuel Harder
buddenbrooks
Schauspiel von John von Düffel nach
dem Roman von Thomas Mann
Regie: Hermann Schmidt-Rahmer
josef und maria
Komödie von Peter Turrini
Regie: Mathias Frank
die banalität der liebe
savyon liebrecht
ein drama
Sie ist 18 Jahre und vier Monate alt, er 35, verheiratet und ihr Professor. Sie ist
Jüdin, er wird vorübergehend der NSDAP beitreten – und sich dafür später nie
entschuldigen. Hannah Arendt und Martin Heidegger. Zwei der größten Denker des
20. Jahrhunderts, zwei der interessantesten Persönlichkeiten. Zwei Menschen, die
alles trennte – und die dennoch verbunden waren. Durch eine, in jeder Hinsicht,
verbotene Liebe…
Hannah: „Wie in Ihren Vorlesungen das Denken zum Leben erwacht…“
Heidegger: „Ich lade Sie ein, mit mir aus der Menge zu fliehen.“
50 Jahre später interviewt ein junger Israeli die gealterte Hannah Arendt: Wie kann
sie, die Jüdin, noch immer Heidegger verteidigen? Wie kann sie über „das Symbol
des Deutschtums“ sagen: „Dieser Mann ist größer als seine Taten“?
Die kämpferische politische Philosophin Hannah Arendt gerät ins Zwielicht.
Savyon Liebrecht wurde 1948 als Tochter polnisch-jüdischer HolocaustÜberlebender in München geboren. Aufgewachsen ist sie in Israel – wo sie für ihre
Erzählungen, Theaterstücke und Romane mit den wichtigsten Literaturpreisen
ausgezeichnet wurde. In „Die Banalität der Liebe“ verschachtelt sie Vergangenheit
und Gegenwart geschickt zu einem Drama um die jüdisch-deutsche Verbundenheit,
asymmetrische Beziehungen und die Liebe zum Intellekt. Dabei verliert sie nie die
Menschen, ihre Leidenschaften und ihr Leid aus den Augen.
Das Schauspiel Dortmund spielt das Werk als zweites Theater.
Premiere am 12. September 2008 im Studio
Regie: Günther Beelitz
Koproduktion mit dem Wolfgang Borchert Theater in Münster
3
könig ödipus
sophokles
eine tragödie
Theben ist in Aufruhr, denn die Pest zerfrisst die Stadt. König Ödipus, der seine Stadt
einst aus den Klauen der rätselhaften Sphinx befreite, hofft auf die Hilfe des Orakels.
Doch dessen Weissagung gibt Rätsel auf: Erst wenn der lang zurückliegende Mord
an Thebens ehemaligem König Laios gesühnt und der Mörder bestraft sei, könne die
Stadt wieder Frieden finden. Ödipus setzt alles an die Aufklärung des Falls, verfolgt
Spuren und befragt Zeugen. Doch was der blinde Seher Teiresias ihm widerwillig
offenbart, ist zu erschütternd, um es hinzunehmen: Der gesuchte Mörder sei
niemand anderer als Ödipus selbst.
Die Angst vor der Wahrheit packt den Aufklärer Ödipus mit fast pathologischer
Gewalt, während er zugleich des Rätsels Lösung hinterher jagt wie ein Besessener.
Nach und nach deckt Ödipus immer neue Einzelheiten seiner Vergangenheit auf: er
überführt sich selbst als Mörder, der seinen Vater unwissend getötet hat; er muss
schließlich sogar erkennen, dass die Frau, mit der er verheiratet ist und Kinder hat, in
Wahrheit seine Mutter ist.
Am Ende steht nur noch die Ruine eines einstmals großen Mannes, den das
Schicksal zunichte machte.
Den Zeitgenossen erschien Sophokles´ Tragödie um König Ödipus als der Gipfel
dramatischer Kunstfertigkeit. Aristoteles rühmte das Stück 400 v. Chr. als Musterfall
der Tragödie. Ödipus´ schmerzhafter Prozess der Selbstfindung ist Ausdruck des
ständigen Widerstreits zwischen vernunftgeprägter Selbstbestimmung und
irrationaler Schicksalhaftigkeit des Lebens.
Premiere am 13. September 2008 im Schauspielhaus
Regie: Sybille Fabian
4
norway.today
projekt mit jungen laien
nach igor bauersima
Eine Meldung im „Spiegel“ im Jahr 2000: Zwei junge Leute, Mann und Frau,
verabreden sich über das Internet zum gemeinsamen Selbstmord. Sie treffen sich
am Prekestolen-Felsen, einer der beliebtesten Touristen-Attraktionen Norwegens –
und springen. 600 Meter in den Tod.
Der Schweizer Autor Igor Bauersima liest die Nachricht und nimmt sie zum Anlass
zur Auseinandersetzung mit der sogenannten „Jugend von heute“, mit Sinn und
Sinnlosigkeit ihres Lebens.
Bei Bauersima sind es Julie, 20, und August, 19, die sich zum gemeinsamen Ende
treffen. Sie zelten am Abgrund, warten auf den Moment. Aber vor dem Tod steht das
Spiel: Mit einer Videokamera nehmen die beiden sich gegenseitig auf. Es soll ihre
letzte Botschaft für die Nachwelt sein, aber mehr und mehr sind sie voneinander
fasziniert. „Es könnte sein, dass wir soeben von einem Glück getroffen wurden, von
dem wir uns nicht so schnell erholen werden.“
„norway.today“ wurde weltweit an mehr als 100 Theatern gespielt. Bauersima ist ein
Werk gelungen, in dem sich Jugendliche in ihrer Aussichtslosigkeit und ihren
Hoffnungen wiederfinden. Das Schauspiel Dortmund nimmt „norway.today“ als
Ausgangspunkt für das Projekt mit jugendlichen Laien. Zehn junge Menschen treffen
sich, um über Ende oder Anfang zu entscheiden. Zehn junge Menschen erforschen
ihre Sehnsüchte und ihre Ängste – am Abgrund.
Premiere am 10. Oktober 2008 im Studio
Regie: Thorsten Schlenger
5
einsame menschen
gerhart hauptmann
ein drama
Taufe im Hause Vockerat. Johannes, der Kindes-Vater, arbeitet an seinem
philosophischen Werk. Käthe, seine Frau, ist mit dem Neugeborenen und der
Organisation des Familienlebens beschäftigt. Sie sind verheiratet – und doch einsam.
Die russische Studentin Anna Mahr, die eigentlich nur Johannes’ hochpolitischen
Freund Braun im Hause anzutreffen hoffte, kommt zu Besuch. Zwischen ihr und
Johannes entspinnt sich eine eigenartige Beziehung. Sie erkennen ineinander
Geschwister im Denken, tief vertraute Freunde. Lange Spaziergänge, Bootsfahrten
auf dem See, Gespräche. Johannes meint sich, mit und durch Anna, endlich
gefunden zu haben – die Studentin soll bleiben. Die Familie gerät darüber in helle
Aufregung. Käthe fühlt sich zurückgesetzt, gleichzeitig traut sie sich aber nicht, in
Johannes Geisteswelt einzutreten. Johannes versteht die Aufregung seiner
Verwandten nicht, denn er hält seine Beziehung zu Anna für eine rein geistige:
„Können denn die Menschen absolut nicht einsehen, dass ein Zustand kein
Verbrechen sein kann, in welchem beide Teile nur gewinnen, beide Teile besser
geworden sind? Ist es denn ein Verlust für Eltern, wenn ihr Sohn ein besserer und
tieferer Mensch wird?“
Mutter Vockerat stellt ihren Sohn vor die Wahl: „Ich oder diese Person!“ Aber für
Johannes und Anna stellt sich eine ganz andere Frage: Können sie überhaupt noch
ohne einander weiterleben?
Gerhart Hauptmann gilt als der bedeutendste deutsche Vertreter des literarischen
Naturalismus. Den Konflikt, den er in „Einsame Menschen“ in den Mittelpunkt stellt,
erlebte er in seiner eigenen Familie – als, von einem Tag auf den anderen, die
Beziehung seines Bruders Carl zu einer hochintelligenten jungen Polin alles
bisherige in Frage stellte.
Premiere am 11. Oktober 2008 im Schauspielhaus
Regie: Harald Clemen
6
uraufführung
das experiment (arbeitstitel)
n.n.
ein schauspiel
Das psychologische Seminar einer Universität sucht Versuchspersonen
für ein Forschungsprojekt. Einzige Vorbedingung: Die Testpersonen verzichten
für die Dauer von 14 Tagen auf ihre bürgerlichen Grundrechte.
Unter Beobachtung der Psychologen beginnt ein Rollenspiel. Schauplatz
des Experiments ist ein simuliertes Gefängnis. Die Regeln sind einfach:
Probanden werden in zwei Gruppen eingeteilt, die einen spielen die
Wärter, die anderen die Gefangenen. Die Aufgabe der Wärter besteht
darin, ihre eigenen Mittel und Wege zu finden, die Ordnung aufrecht zu
erhalten. Was als harmloses Spiel beginnt, gerät schnell außer
Kontrolle.
Vorlage des Stückes ist das legendäre Stanford Prison-Experiment, in
dem im Jahre 1971 an der kalifornischen Universität untersucht werden
sollte, welche gruppendynamischen Prozesse die Ausnahmesituation
„Haft“ erzeugt. Der Versuch musste zur völligen Überraschung der
Wissenschaftler nach wenigen Tagen abgebrochen werden, als klar
wurde, zu welchen Taten unauffällige Durchschnittsbürger in der Lage
sind, wenn ihnen eine beliebige Autorität suggeriert, alles sei legitim,
was der Sache des „Guten“ diene.
Premiere am 9. November 2008 im Schauspielhaus
Regie: Hermann Schmidt-Rahmer
7
uraufführung
guglhupf
felix römer
ein volkstümliches trauerspiel
„Das ist der Untergang.“
„So schlimm?“
„Roll ich das R wirklich so? Ich kann das gar nicht nachmachen.“
„Wo gehst denn hin Onkel?“
„Unter die Bettdeck’n. Mich vor mich hin ärgern. Mit dem R rrroll ich, mit den Augen
rrrroll ich? Womit rrrrroll ich denn noch?!“
„Ist doch nurrr Kino.“
„Nirgends kann ich mehr hin, ohne daß ich mir auf Schritt und Tritt begegne! Ohne
mich geht’s scheinbar nicht in diesem Land!“
Bitter ist, wenn man Adolf Hitler heißt und sich selber nur noch schlechter hinkriegt,
als jeder Schauspieler. Verfolgt von quotenträchtigen Verfilmungen, ständigen
Dokumentationen und ungezählten Zeitschriften-Covern will er eigentlich nur in Ruhe
mit seinem Mündel Angelika leben. Zurückgezogen, irgendwo in einer kleinen
Wohnung. Mit Erziehungssorgen: geschwänzte Gesangsstunden, kurze Röcke, ein
Schlendrian mit der Bügelwäsche – und dem allabendlichen Zubettbringen: „Onkel
Alf, hältst mir noch eine Red’. Deine Reden sind wie Lustmorde.“ Als Angelika dann
eröffnet, dass sie mit dem Ex-Chauffeur Emil Maurice durchbrennen will, sieht der
Onkel rot: „Wenn du mir das antust, dann erschlag’ ich dich.“
Mit einer unverschämten Leichtigkeit macht sich der in Wien geborene und in Berlin
lebende Theaterautor Felix Römer über den modernen Hitlerismus her und persifliert
die ständigen Aufarbeitungsversuche – gipfelnd in einer Abrechnung mit der
täglichen Talkshow-Pädagogik: Erstmals erklärt Hitler warum er wurde, wie er wurde.
Live und direkt.
Premiere am 14. November 2008 im Studio
Regie: Mathias Frank
8
deutschsprachige erstaufführung
woman and scarecrow
marina carr
eine tragikomödie
Ihre letzten Minuten, scheint es, sind gekommen, und doch werden sie lang und
länger.
Im Sterben lässt eine Frau mit acht Kindern und einem reuigen Betrüger als
Ehemann ihr Leben Revue passieren. Der Tod rumort schon im Schrank, während
sie mit der mysteriösen Gestalt „Scarecrow“ über verpasste Gelegenheiten, falsche
und richtige Entscheidungen verhandelt...
Wer bestimmt die eigene Biographie? Gibt es so etwas wie Schicksal? Ist
Glücklichsein eine Sache der Einbildung?
„Die Aufgabe der Welt ist es, dir alles zu nehmen. Deine ist, es nicht zuzulassen!“
Marina Carr, die zur Zeit erfolgreichste Dramatikerin Irlands, deren Stück „Am
Katzenmoor“ bereits in deutscher Erstaufführung am Schauspiel Dortmund zu sehen
war, erforscht poetisch und voll trockenen Humors, was an der Schwelle zum Tod
das Leben bedeutet.
Premiere am 12. Dezember 2008 im Studio
Regie: Patricia Benecke
9
piaf
pam gems
eine musikalische revue
Ihre Mutter verließ sie sofort nach der Geburt. Bei der Großmutter verhungerte sie
beinahe. Eine Hornhautentzündung machte sie für zwei Jahre blind. Gerade sieben,
nahm ihr Vater sie mit auf Tournee. Mit zehn begann sie auf der Straße zu singen –
und als sie starb, war sie die größte Chanson-Sängerin aller Zeiten: Édith Piaf, der
„Spatz von Paris“. Ihre Lieder „Non, je ne regrette rien“, „Milord“ oder „La vie en rose“
sind ebenso legendär wie ihr ausschweifendes, von Krankheiten, Drogen und der
fortgesetzten Suche nach Liebe geprägtem Leben.
Édith Piaf, eine Frau, die nie Kompromisse machte. Die sich hingab, bedingungslos,
selbstaufopfernd. Dem Publikum und den Männern, denen sie bei ihrem unstillbaren
Durst nach Liebe begegnete – und die sie immer wieder enttäuscht verließ. Ihre
größte Angst war die vor der Einsamkeit. Als „Schreie des Herzens“ bezeichnete
Édith Piaf ihre Lieder, in denen sie Geschichten von Glück, Tod, Verzweiflung und
immer wieder von der Liebe erzählte. Wie keine andere strahlte Édith Piaf
Leidenschaft und Tragik aus. „Nein! Ich bereue nichts. “ sang sie dazu.
Zu Piafs Beerdigung in Paris im Oktober 1963 kamen 40.000 Menschen.
Die englische Autorin Pam Gems hat aus dem Mythos eine musikalische Revue
gemacht. Eng an Piafs Biographie orientiert, zeichnet sie das Portrait einer
ungewöhnlichen Frau, einer Künstlerin und Ausnahmeerscheinung, die von ganz
unten kommend zur Königin der Chansons aufstieg.
Premiere am 17. Januar 2009 im Schauspielhaus
Regie: Uwe Hergenröder
10
eines langen tages reise in die nacht
eugene o´neill
ein schauspiel
Um acht Uhr morgens beginnt dieser eine amerikanische Tag, an dessen Ende die
Welt der Familie Tyrone eine andere ist. Der ältere Sohn ist schwer lungenkrank, der
andere ein gesellschaftlicher Versager; Abhängige sind sie alle: Die Männer vom
Alkohol, die Mutter vom Rauschgift. So erstickte sie ihren Kummer, als ihr drittes
Kind tot zur Welt kam. Ein Entzug, so hofft die Familie, habe ihr dauerhaft geholfen.
Doch ist es nur ein einziger amerikanischer Tag, an dem Mary Tyrone den Versuch,
clean zu bleiben, wieder aufgeben muss; an dem sie zusammenbricht und Schritt für
Schritt doch wieder in den Armen des Morphiums versinkt; ein einziger Tag, an dem
die Hoffnungen der Familie, das Fürchterliche zu verhindern, sich erst in den Versuch
zu verdrängen verwandeln und schließlich zur Verzweiflung werden. Der Rausch der
Alkoholiker, in den die männlichen Tyrones sich flüchten, schien noch vereinbar mit
der Realität; doch vor Mary, die im Drogenrausch in einer anderen Welt lebt, stehen
sie am Ende wie vor einer Fremden. Keinen Zugang finden die Männer zu ihr, und
sie nicht mehr zu ihnen – am Ende dieses einen amerikanischen Tages, um
Mitternacht.
Der Literatur-Nobelpreisträger Eugene O´Neill, der die Vereinigten Staaten den
„größten Fehlschlag“ nannte, gilt als Vater des amerikanischen Dramas. Auf seine
Verfügung hin durfte „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ erst nach seinem Tod
gespielt werden, denn O´Neill portraitierte mit den Tyrones nicht nur eine beliebige
amerikanische Familie, sondern seine eigene. Mit seinen fünfzig Stücken, die sich
durch klare Sprache und unprätentiöse Dialoge auszeichnen, wurde O´Neill zu einem
der erfolgreichsten Broadway-Autoren Mitte des 20. Jahrhunderts.
Premiere am 28. Februar 2009 im Schauspielhaus
Regie: Michael Gruner
11
ein neues stück
von martin heckmanns
Nach dem großen Erfolg von „Kommt ein Mann zur Welt“ in der vergangenen
Spielzeit, hat sich das Schauspiel Dortmund zur weiteren Zusammenarbeit mit dem
Autor Martin Heckmanns entschlossen. Sein neuestes Stück, das Heckmanns
voraussichtlich im Herbst 2008 fertig stellt, wird das Schauspiel wieder als eine der
ersten Bühnen zeigen.
Premiere am 6. März 2009 im Studio
Regie: Hermann Schmidt-Rahmer
12
die zoogeschichte / hughie
edward albee / eugene o´neill
zwei einakter
Zwei Autoren, zwei Einakter – mit jeweils zwei Rollen. Zwei Stücke über Versuche
der Verständigung und die Angst vor dem Auseinanderbrechen des mühsam
geschaffenen Weltbilds. Zwei Stücke, in denen Leben ein Spiel ist, in dem um den
Erhalt des eigenen Entwurfs gekämpft wird, in dem Illusionen bis aufs letzte
behauptet werden – um die Einsamkeit nicht spüren zu müssen.
„Die Zoogeschichte“ von Edward Albee: An einem Sommernachmittag sitzt der
Verlagsangestellte Peter entspannt lesend auf einer Bank im Central Park. Jerry, ein
etwas abgerissen wirkender junger Mann, verwickelt ihn in ein Gespräch. Er kommt
gerade aus dem Zoo und erzählt davon, wie sich dort Mensch und Tier vergeblich um
eine Verständigung bemühen und einander voller Angst belauern. Jerry ist ein
Außenseiter, er lebt völlig vereinsamt in einem Mietshaus. Plötzlich wird er aggressiv,
holt ein Messer hervor und nötigt es dem verwirrten Peter auf. Jerry verhöhnt Peters
bürgerliches Leben und dessen Symbole. Schließlich stürzt er sich in das von Peter
krampfhaft festgehaltene Messer. In Panik läuft Peter davon.
Eugene O´Neills „Hughie“ spielt an der Rezeption eines viertklassigen Hotels in New
York, wo der heruntergekommene Spieler Erie Smith versucht, mit dem neuen
Portier ins Gespräch zu kommen. Er erzählt ihm von seiner Freundschaft mit dem
Vorgänger Hughie. Die beiden lebten gemeinsam in einer seltsamen Traumwelt:
Erie, indem er vor dem stillen Freund mit phantastischen Geldgeschäften und
Frauengeschichten prahlte, der verzückt lauschende Hughie, indem er das Gehörte
bewundernd in sich aufnahm und so Eries Leben im tristen Milieu der Buchmacher
und Spieler Wert gab. Mehr und mehr gelingt es Erie, das Interesse des neuen
Portiers zu wecken, der plötzlich eine Chance sieht, mit Erie der Einsamkeit der
langen Nächte zu entkommen. Die beiden beginnen zu würfeln und ein neuer Akt
des Selbstbetruges und der Selbstbewunderung beginnt.
Premiere am 24. April 2009 im Studio
Regie: N.N.
13
die eingeschlossenen von altona
john-paul sartre
ein drama
Deutschland 1960. Die Villa des Altonaer Industriemagnaten birgt ein Geheimnis.
Kurz vor seinem Tod ringt der Patriarch seinem Sohn Werner und dessen Schwester
Leni das Versprechen ab, das riesige Haus nie aufzugeben. Werners Frau Johanna
erfährt bald den Grund: auf dem Dachboden verbirgt sich seit Kriegsende Werners
älterer Bruder Franz, ein Kriegsverbrecher, der als selbsternannter
„Entlastungszeuge der deutschen Geschichte“ in langen nächtlichen Monologen
Tonbänder bespricht. Zwischen dem sterbendem Vater und den Kindern entbrennt
ein bösartiger Kampf um den Untoten auf dem Dachboden.
J.P. Sartre hat mit seinen „Eingeschlossenen von Altona“ anhand der komplexen
Situation im Nachkriegsdeutschland eine hochbrisante Parabel über Schuld und
Verantwortung geschrieben: wieweit reicht unsere Handlungsfreiheit im
20.Jahrhundert und ist individueller Widerstand ein politischer Akt oder dient er nur
dem selbstgefälligen Anhängen an ein humanistisches Menschenbild, das
angesichts der industriellen Tötung längst obsolet geworden ist.
Premiere am 2. Mai 2009 im Schauspielhaus
Regie: Philipp Preuss
14
uraufführung
das neïd-projekt
von hubert canaval
eine farce
Bernhard, Referent des österreichischen Umweltministers, ist verzweifelt: Bis zum
nächsten Morgen muss er die G 8-Rede für seinen Chef fertig haben – in der er das
neue „NeïD-Projekt“ als revolutionären Durchbruch zur Rettung der Umwelt und der
Wirtschaft verkaufen soll. Magdalena, Sekretärin und halb so alt wie Bernhard, eilt
zur Hilfe. Zusammen reden sie sich in Rage, spotten der Doppelmoral in Politik und
Wirtschaft, verfluchen das System der organisierten Lügen. Bei dem Gipfel werden
die Großen doch wieder nur „Worthülsen mit Prosecco abfüllen“, weiß Bernhard und
bietet Magdalena das nächste Glas an.
Zwei Österreicher arbeiten an der Weltrettung.
Magdalena erzählt von ihrem hardcore-veganen Bruder, der sich nicht wäscht, weil
das Wasser verseucht ist. Bernhard flucht seiner energiesparlampenhassenden ExFrau noch einmal hinterher. Glas um Glas, politische Redeminute um Redeminute
kommen sich der Referent und die Sekretärin näher. Als Magdalena dann, tief in der
Nacht, doch gehen will, hält ausgerechnet eine Umweltkatastrophe die beiden
zusammen: Eine radioaktive Wolke zieht auf Wien zu...
Gibt es eine Zukunft für die Stadt? Was wird aus der jungen Liebe?
Und vor allem: Was bedeutet die Katastrophe für Bernhards Karriere?
Hubert Canaval ist Filmschaffender und lebt und arbeitet in Wien, wo er Dozent an
der Filmakademie ist. „Das NEïD-Projekt“ ist sein erstes Theaterstück.
Premiere am 22. Mai 2009 im Studio
Regie: Matthias Heße
15
sechs tanzstunden in sechs wochen
von richard alfieri
eine komödie
Tanzen: Bewegungen zur Musik, ein Brauchtum, ein Ritual, eine Kunst – die immer
wieder aus allen Konventionen ausbricht, die Nähe bringt und Kontakt, die Grenzen
überwindet.
Lily Harrison – Typ: fitte Seniorin, wohlhabend, die im „aktiven Ruhestand” lebt – ahnt
nicht, wen ihr die Agentur schicken wird, als sie „Sechs Tanzstunden in sechs
Wochen bestellt“. Michael Minetti, dieses jungen, mittellosen und zickigen ExRevueboy, der dann bei ihr erscheint, würde sie am liebsten gleich wieder
rauswerfen. Aber er hat die Musik dabei, mit ihm kann sie tanzen...
Lily beschimpft Michael als „aufsässiges, unseliges Scheusal“, er sie als
„verknöcherte alte Schachtel“. Von der ersten Stunde an belügen sich die beiden.
Michael erfindet eine kranke Ehefrau, für die er das Geld aus dem Job unbedingt
brauche. Lily behauptet, ihr Mann – mit dem sie eine natürlich glückliche Ehe führe –
käme gleich nach Hause. Doch die Fassaden brechen von Tanzstunde zu
Tanzstunde immer weiter auf. Michael hat keine Frau, er ist homosexuell, enttäuscht
von der Liebe. Lilys Mann ist schon Jahre tot – und die Liäson mit dem FernsehGeistlichen war alles andere als die pure Wonne. Jetzt muss sie schon Geld
bezahlen, um tanzen zu können, muss sich als Schülerin geben, obwohl sie doch
eine Meisterin ist…
Bei Swing, Tango, Wiener Walzer, Foxtrott, Cha-Cha-Cha und modernem Tanz
treffen zwei Verlorene aufeinander, die vor lauter Einsamkeit Angst vor der Liebe und
dem Leben haben. Die über jede Annäherung erschrecken und sie mit Aggressionen
kontern. Und die doch immer offener, immer ehrlicher miteinander umgehen. Die sich
immer mehr trauen, sie selbst zu sein. Und die immer stärker ein Gefühl füreinander
entwickeln, das ihnen wieder Mut zum Leben gibt…
In schnellen und pointierten Dialogen erzählt Richard Alfieri in „Sechs Tanzstunden in
sechs Wochen“ vom Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen zwei
komplizierten Charakteren – die zu einem der charmantesten Tanzpaare der
Bühnengeschichte werden.
Premiere am 23. Mai 2009 im Schauspielhaus
Regie: N.N.
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