einer Kehrichtschlackendeponie

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diplomarbeit_romanhabrik
Diplomarbeit im Studiengang der Umweltingenieure, Abt VI II, ETH Zürich
einer
Kehrichtschlackendeponie
Roman Habrik
Abteilung Stoffhaushalt
und Entsorgungstechnik,
EAWAG Dübendorf
Prof. Dr. P. Baccini
Dr. Th. Lichtensteiger
Dr. H.P. Bader
Feb 1995
R. Habrik
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung ........................................................................................III
1.
Einleitung.................................................................................................1
1.1 Motivation....................................................................................................................................1
1.2
Aufgabenstellung ........................................................................................................................
1
Vorgehen .................................................................................................2
2.1
Die Objekte .................................................................................................................................
2
2.1.1 Systembeschreibung ........................................................................................................
2
2.1.2 Systemabgrenzung.......................................................................................................... 3
2.1.3 Vergleichsobjekte .............................................................................................................
4
2.2
Datenerhebung ..........................................................................................................................6
2.2.1 Die Messstation ................................................................................................................
6
8
2.2.2 Temperaturfühler ..............................................................................................................
2.3
Bestimmung der Wärmeflüsse ....................................................................................................
8
2.3.1 Die Sonnenstrahlung .......................................................................................................9
2.3.2 Die terrestrische Strahlung .............................................................................................10
2.3.3 Die fühlbare Wärme ........................................................................................................13
2.3.4 Die latente Wärme ..........................................................................................................14
2.3.5 Wärmeleitung .................................................................................................................15
2.3.6 Bestimmung von h und C ...............................................................................................15
18
2.3.7 Chemische Wärmeproduktion ........................................................................................
2.3.8 Gasentwicklung ..............................................................................................................
20
3.
Resultate und Diskussion......................................................................21
3.1
Auswertung der Messdaten ......................................................................................................
21
3.2
Schlackenparameter ...............................................................................................................24
3.2.1 Potentielle Wärmeentwicklung........................................................................................
24
3.2.2 Wärmeleitfähigkeit ..........................................................................................................
25
3.2.3 Wärmekapazität ..............................................................................................................
27
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
I
R. Habrik
4.
Inhaltsverzeichnis
3.3
Wärmebilanz .............................................................................................................................
28
3.4
Verhältnisse im Schollberg........................................................................................................
29
Schlussfolgerungen...............................................................................
31
Quellenverzeichnis .......................................................................................
32
Anhangverzeichnis .......................................................................................34
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
II
R. Habrik
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Auf der Deponie Riet in Winterthur wurde der Wärmehaushalt einer
Kehrichtschlackendeponie durch Messung der meteorologischen Parameter, durch
Messungen der Temperatur im lnnern des Deponiekörpers sowie durch Abschätzungen
der Wärmeentwicklung untersucht.
Die in früheren Untersuchungen schon dokumentierte Wärmebildung in
Kehrichschlackendeponien mit Filterstaubbeimischung hat sich an zwei weiteren
Objekten, (Lufingen und Winterthur) auch ohne Filterstaub, bestätigt. Die Temperatur stieg
in einer Tiefe von 1.5 m innerhalb 2 Wochen auf 57.5 "C.
Der Wärmehaushalt kann nur mit Messungen am Objekt untersucht werden. Diese
müssen sowohl die Temperaturverhältnisse im Ablagerungskörper als auch das
klimatische Umfeld der Ablagerungen erfassen. Der wichtigste Faktor in der Wärmebilanz
ist der Wärmestrom aus der Schlacke an die Oberfläche. Der in der Messperiode grösste
Wärmestrom ist der der langwelligen Strahlung. Weil die BewöIkungsverhältnisse sehr
schnell wechseln ist er mit der grössten Unsicherheit behafet.
Für die Wärmeentwicklung verantwortlich sind die 3 Matrixelemente Kalzium, Aluminium
und Eisen. Eine Wasserzufuhr ist für den Ablauf der wärmefreisetzenden Reaktionen nicht
notwendig. Auch nach der Aufbereitung (Elimination der Metalle durch
Magnetabscheidung und Handsortierung) wurden in Lufingen Temperaturen über 80 "C
festgestellt.
Die entstandene Wärme wird an die Oberfläche und ins Deponieinnere geleitet. Deshalb
ist die Wärmeleitfähigkeit ein wichtiger Faktor zur Bestimmung des Wärmehaushaltes.
Die Wärmeleitfähigkeit der frisch angelieferten Schlacke ist vergleichbar mit jener von
Gummi. Sie nimmt mit der Temperatur und mit dem Alter der Schlacke zu. Die grosse
Wärmeproduktion und die geringe Wärmeleitfähigkeit führen dazu, dass nicht alle Wärme
abgeführt werden kann. Es bildet sich ein Wärmestau.
In Ergänzung zum Wärmehaushalt wurde auch die Gasentwicklung untersucht. Dies im
Hinblick auf eine Ablagerung Untertage. Kritisch ist dabei insbesondere die
Wasserstofffreisetzng aus der Oxidation von Aluminium. Es muss verhindert werden, dass
sich gefährliche Wasserstoffkonzentrationen bilden. Dies bedingt die Gewährleistung einer
ununterbrochenen Belüftung.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
R. Habrik
Einleitung
1. Einleitung
1.I Motivation
Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass exotherme Reaktionen in gelagerter
Kehrichtschlacke zu einer Erwärmung des Deponiekörpers auf über 80 "C führen
(Veron, 1989; Lichtensteiger, 1994). Dies hat Konsequenzen für den
Wasserhaushalt, für den Reaktionsverlauf, aber auch für die Bautechnik einer
solchen Deponie. Neben den bisherigen Tagdeponien ist neu auch eine
Untertagdeponie in Planung (Schollberg, Kanton SG). Die in einer früheren
Untersuchung am Beispiel der Tagdeponie Riet (Oberwinterthur, Kanton ZH)
festgestellten und auch aufgrund des Reaktionsverlaufs zu vermutenden
Gasfreisetzungen erhalten im Hinblick auf die Untertagdeponierung eine zentrale
Bedeutung. Durch Untersuchungen an einem seit knapp 4 Jahren beschickten
Schlackenkompartiment sollen vertiefte Kenntnisse gewonnen werden über den
Gas-, Wärme- und Wasserhaushalt von Schlackendeponien unter verschiedenen
Lagerungsbedingungen.
1.2 Aufgabenstellung
Im Rahmen dieser Studie sollen auf der Deponie Riet in geeigneter Weise die
relevanten meteorologischen Parameter erfasst und in ihrer Wirkung interpretiert
werden. Im Schlackenkompartiment der Deponie Riet soll der Wärmehaushalt
untersucht werden. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen auf die Situation einer
Untertagablagerung übertragen werden. Durch Veränderung der Parameter soll
der Wärmehaushalt für die Untertagdeponie simuliert und erste Erkenntnisse über
die Machbarkeit einer Untertagdeponie für solche Schlacken erarbeitet werden.
Mögliche Gefahren können so frühzeitig erkannt werden. Im Hinblick auf die
Untertagablagerung sollen Hypothesen zum Gashaushalt erarbeitet werden. Es ist
abzuklären, inwieweit die Gasfreisetzung ein Gefahrenpotential (Explosionsgefahr)
darstellt.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
R. Habrik
Vorgehen
2. Vorgehen
In erster Linie wird der Wärmehaushalt der Deponie Riet untersucht. Vergleichende
Untersuchungen werden auch an anderen Standorten gemacht. Die Standorte
werden zuerst charakterisiert. Für eine begrenzte Oberfläche der Deponie Riet wird
eine Bilanz der Wärmeflüsse erstellt. Die Oberfläche umfasst die Grenzschicht
zwischen Schlacke und Luft. Sie kann keine Energie speichern. Die Summe aller
Energieströme durch die Oberfläche muss also =O sein. Danach werden die
Beiträge der einzelnen Wärmeflüsse an die Gesamtbilanz bestimmt. Am Schluss
wird der Gashaushalt in bezug auf die Untertagsituation untersucht.
2.1 Die Objekte
2.1 .I Systembeschreibung
Auf der Deponie Riet in Oberwinterthur wird seit Juli 1991 in einem Kompartiment
Kehrichtschlacke der KVA Winterthur eingelagert. Die angelieferte Schlacke wurde
nicht aufbereitet, enthält also noch die Eisenfraktion. Im Gegensatz zu älteren
Schlackenkompartimenten auf dieser Deponie enthält die Schlacke keinen
Filterstaub mehr. Auf Ca. 6200 m2 wurde Schicht um Schicht aufgefüllt. Die
Einbaudicke betrug jeweils 1 m. Bis im März 1993 wurde so eine Höhe von 6 m
erreicht. Danach wurde während 19 Monaten keine Schlacke mehr geliefert, ehe
im November 1994 die Einlagerung wieder aufgenommen wurde. Die Schichtdicke
wurde auf 2 m erhöht. Das Kompartiment ist derzeit 6-8 m hoch.
Das Schlackenkompartiment (S) ist in der Abb.1 dargestellt. Die Messstation (M)
befindet sich auf der neu eingelagerten Schlackenschicht. Die Kontrollmessungen
(K) wurden ebenfalls auf der neuen Schlackenschicht vorgenommen. Das
Kompartiment ist bei K durch eine Lehmschicht vom nebenstehenden
Kompartiment abgetrennt.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
R. Habrik
Vorgehen
S: Schlackenkompartiment
M: Meteostation
K: Kontrollmessung
A: Messung im älteren Abschnitt
Abb. 1 Schlackenkompartiment der Deponie Riet
2.1.2 Systemabgrenzung
Diese Studie befasst sich prioritär mit dem Austausch an der Oberfläche der
eingelagerten Kehrichtschlacke. Es soll nicht der Wärmehaushalt des ganzen
Kompartimentes untersucht werden, sondern eine Wärmebilanz für eine begrenzte
Fläche erstellt werden. Die einzelnen Beiträge zur Wärmebilanz sind:
die kurzwellige Strahlung der Sonne,
die langwellige Wärmestrahlung die jeder Köper ausstrahlt,
Wärmeeintrag oder Abkühlung durch Regen und Schnee,
Energie ,um Wasser zu verdunsten (latente Wärme),
Wärmeaustausch durch Temperaturdifferenzzwischen Boden und Luft
(fühlbare Wärme) und
Wärmestrom in oder aus dem Boden.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
R. Habrik
Vorgehen
Grenzschicht
Abb.2 Die verschieden Beiträge an die Wärmebilanz
NS=Niederschlag, WL=Wärmeleitung, Str.kw=Strahlung langwellig, Str.kw=Strahlung kurzwellig
Die Richtung der Wärmeflüsse latent, fühlbar, NS und WL ändert je nach den
aktuellen Verhältnissen. Die Bilanz kann durch Aenderung von
schlackenspezifischen und meteorologischen Werten auf andere Standorte
angewendet werden.
2.1.3 Vergleichsobjekte
Hinwil
Bei der Kehrichtverbrennungsanlage in Hinwil (KEZO) wurde im Freien ein
Zwischenlager errichtet. Auf einem geteerten Platz wurde Schlacke (ebenfalls ohne
Filterstaub, und inkl. Eisenfraktion) aufgeschüttet. Die Aufschüttung erfolgte ohne
besondere Systematik. Es wurde ein langgezogener Hügel von bis zu 15 m Höhe
und einer Basis von Ca. 35 m errichtet. Ueber einen Zeitraum von knapp 2 Jahren
wurde bis Ende 1993 Schlacke aufgeschüttet. Im Moment wird der Hügel wieder
abgebaut. Dies ermöglicht einen Blick ins Innere eines Schlackenkompartimentes.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
4
R. Habrik
Vorgehen
Abb.3 Schlackenberg bei der KEZO
Lufingen
Die Firma Eberhard Recycling AG betreibt in Lufingen eine Anlage zur
Aufbereitung von Kehrichtschlacke. 60'000 Tonnen Rohschlacke werden dort zu
27'000 m3 Feinschlacke 0-63 mm verarbeitet. Diese findet als Kiesersatz in
ungebundenen Fundationsschichten Verwendung. Die Schlacke wird mit einem
Wassergehalt von 22 - 24 % von der KVA Hagenholz angeliefert. Die
Aufbereitungsanlage sowie die Schlackenlager befinden sich in einer Halle. Nach
einer Lagerungszeit von ca. 4 Wochen durchläuft die Schlacke den
Aufbereitungsprozess. Nach einer Magnet-Eisenabscheidung werden durch
Handsortierung Buntmetalle und unverbrannte Materialien von den Siebresten
getrennt. Die Feinschlacke wird dann nochmals 4 Wochen gelagert. Der
Wassergehalt beträgt nun noch 14 %. Unmittelbar vor der Auslieferung wird die
Feinschlacke nochmals gesiebt.
An diesem Objekt kann untersucht werden, welchen Einfluss eine Halle und damit
eine Verhinderung von Wasserzufuhr auf die ~ärmeentwicklunghat. Es kann auch
festgestellt werden, inwieweit sich die Wärme bei einem Kompartiment ohne
Eisenfraktion bildet.
Wärmehaushalt einer Kehnchtschlackendeponie
5
R. Habrik
Vorgehen
Abb.4 Schlackenzwischenlagerin Lufingen
Schollberg
Im Schollberg wird Kalkfels zu Bausteinen oder zu Kies verarbeitet. Das Bergwerk
besteht aus rechtwinklig angelegten Stollen von 18 m Höhe und 12 m Breite.
Dazwischen verbleiben Kalksteinpfeiler von Ca. 20 * 40 m. In einem dieser Stollen,
dessen Basis 6 m über den anderen liegt, sind 2 Schlackenkompartimente a 2500
m3 vorgesehen. Die Gesamtschichtstärke der Ablagerung soll bei 10 m liegen. Es
verbleiben also nur noch 2 m bis zur Decke. Es ist vorgesehen, die Ablagerungen
vorne und hinten mit Betonwänden abzuschliessen. Bei dieser Variante der
Einlagerung sind die physikalischen Bedingungen konstant. Die Temperatur im
Stollen beträgt 10 - 12OC, die Luftfeuchtigkeit 97 %.
2.2 Datenerhebung
s
2.2.1 Die Messstation
Die Installation und Inbetriebnahme einer Messstation war Teil der Diplomarbeit. In
Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Heimgartner in Klosters wurde auf der
Deponie Riet eine Meteostation zur Messung der meteorologischen Parameter
aufgestellt. Die Messgeräte stammen von Campbell Scientific Ltd., Leistershire,
England. Die Station wurde nachträglich um 5 Temperatursonden im Boden
erweitert.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
6
Vorgehen
R. Habrik
Meteostation
1.5 Jahre alte
Schlackenschicht
Abb. 5 Lage der Temperatursonden
In der bestehenden Schlackenaufschüttung war eine Bohrung tiefer als 2 m mit der
zur Verfügung stehenden Bohranlage nicht möglich. Die Meteostation befindet sich
zur Zeit auf der neuen, 2 m mächtigen Einbauschicht. Die Temperatursonden 0.2
m, 0.5m und 1.5 m tief befinden sich in dieser Schicht. Die unteren Sonden (3 bzw.
4 m tief) befinden sich 1 bzw. 2 m tief in der Schlackenschicht, die schon Ca. 1.5
Jahre gelagert ist.
Das Zeitintewall zwischen den einzelnen Messungen beträgt 20 s. Nach jeweils 15
min werden die Mittelwerte bzw. Summen der folgenden Parameter gespeichert.
Parameter
Abkürzung
Masseinheit
in Betrieb seit
Windgeschwindigkeit (3.1 m)
U
[m/sl
(18. Nov für 3 Wochen)
18.Nov
Lufttemperatur
TL
["I
["Cl
18.N0~
Relative Luftfeuchtigkeit
RH
W]
18.N0v
Windrichtung
(in Vorbereitung)
Strahlung langwellig
[cal/cm2 min]
02.Dez
Niederschlag
[mm/15 rnin]
04. Dez
Böenspitze
[m/sl
18.Nov
Maximaltemperatur
["Cl
18.N0~
Minimaltemperatur
["Cl
18.N0v
Strahlung kurzwellig
Rs
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
7
R. Habrik
Vorgehen
Strahlung 7-7 Uhr
[cal/cm2 24h]
Niederschlag 7-7 Uhr
[mm/24h]
Bodentemperatur
["Cl
Temperatur 0.2 m tief
["Cl
Temperatur 0.5 m tief
["Cl
Temperatur 1.5 m tief
["Cl
Temperatur 3 m tief
["Cl
Temperatur 4m tief
["Cl
Die Messresultate wurden wochenweise verarbeitet.
2.2.2 Temperaturfühler
Für weitere Messungen auf der Deponie Riet sowie an den anderen Standorten
wurde ein mobiler Temperaturfühler verwendet. Tagesschwankungen der
Temperatur, die an der Bodenoberfläche 10-15°C betragen, sind in 30 cm
Bodentiefe nur noch sehr schwach und unterhalb 50 cm Tiefe nicht mehr
nachzuweisen. Der Temperaturfühler reicht bis in eine Tiefe von 50 Cm.
2.3 Bestimmung der Wärmeflüsse
Strahlung ist Energie in Form elektromagnetischer Wellen. Durch Absorption kann
Strahlungsenergie in Wärmeenergie umgewandelt werden. Die Strahlung wird
daher in der Meteorologie in Wärmeeinheiten angegeben. Die wichtigste
Strahlungseinheit ist die Bestrahlungsstärke E. Sie ist definiert als die
Strahlungsenergie dQ, die pro Zeiteinheit dt auf die Flächeneinheit dA trifft.
Die Einheit der Bestrahlungsstärke ist Watt pro Quadratmeter (W/m2).
Im Folgenden wird unterschieden zwischen Wärmeflüssen, die gegen die
Oberfläche hin gerichtet sind und Wärmeflüssen, die von der Oberfläche
wegführen. Wärmeflüsse gegen die Oberfläche werden mit negativem Vorzeichen
dargestellt. Wärmeflüsse weg von der Oberfläche werden mit positivem Vorzeichen
dargestellt.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
8
R. Habrik
Vorgehen
2.3.1 Die Sonnenstrahlung
Die Erde erhält ihre Energie durch Strahlungsenergie von der Sonne. Die
Strahlungsenergie, die am Rand der Atmosphäre pro Sekunde auf 1 m2 senkrechte
Fläche fällt, wird als Solarkonstante 10 bezeichnet.Sie beträgt im Januar 1180
W/m?
Beim Durchgang durch die Atmosphäre wird die Sonnenstrahlung durch viele
Faktoren beeinflusst:
Absorption (Wasserdampf, Ozon)
Streuung (Luft)
Reflexion (Wolken)
Abb. 6 Sonnenstrahlung
Die für die Bodenschicht relevanten Energien sind die direkte Sonnenstrahlung und
die diffuse Strahlung von Wolken und Himmel. Diese beiden Komponenten
zusammen werden Globalstrahlung genannt. Die Globalstrahlung ist im
schneefreien Mittelland bei bedecktem Himmel kleiner als bei klarem, vor allem
deswegen, weil die Wolkendecke im allgemeinen eine sehr hohe Albedo
(Reflexionsvermögen) besitzt, deren Wert ungefähr 75 % beträgt. Das bedingt, das
nur 25 % der einfallenden Strahlung die Wolkenschicht durchdringen kann, der
Rest wird in den Weltraum reflektiert. Es gelangen im Durchschnitt also nur 20 - 25
% des Strahlungsbetrages, der bei klarem Himmel aufgetreten wäre, direkt auf den
Boden. Die Bewölkungsverhältnisse sind daher von grosser Bedeutung für das
Strahlungsklima eines Gebietes. Die Globalstrahlung ändert rasch bei wechselnder
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
9
R. Habrik
Vorgehen
Bewölkungsverhältnissen. Es ist deshalb notwendig, die Globalstrahlung
fortlaufend zu registrieren. Dabei erhält man eine Kurve, die die Veränderung der
Strahlung im Verlaufe eines Tages zeigt. Diese wird in erster Linie vom Tagesgang
der Sonnenhöhe und dem wechselnden Bewölkungsgrad bestimmt. Die Fläche
unter der Kurve gibt ein Mass für die Strahlungsenergie. Diese Strahlungsenergie
wird jedoch nicht vollständig vom Erdboden aufgenommen und in Wärme
umgewandelt, denn ein Teil von ihr wird in den Weltraum zurückreflektiert.
Die Sonnenstrahlung umfasst den Wellenlängenbereich von 0.29 - 4 Pm. In der
Meteorologie wird die Sonnenstrahlung daher auch kurzwellige Strahlung genannt.
Sie stellt einen Energiegewinn für die Erde dar.
Die Globalstrahlung (Rs) wird von der Meteostation gemessen. Für die Reflexion
(a) wurden in der Literatur folgende Werte gefunden:
Tab.I Albedowetfe für Oberflächen
Der Schnee auf der Deponie lag nur während kurzer Zeit. In dieser Zeit wurde er
nicht stark verschmutzt. Deshalb kann ein hoher Albedo für die Schneedecke
angenommen werden Für die Wärmebilanz werden die Werte a = 0.15 für die
Schlackenoberfläche und a = 0.8 bei Schneebedeckung verwendet.
Die Netto-Globalstrahlung (Rsn) geht in die Bilanz durch folgende Gleichungen ein.
Rsn = Rs. (1 - 0.1 5)
schneefrei
(1a)
Rsn = Rs (1-a)
Rsn = Rs- (1 - 0.80)
schneebedeckt
(1b)
2.3.2 Die terrestrische Strahlung
Die Strahlung, die von der Oberfläche und der Atmosphäre ausgestrahlt wird,
heisst terrestrische Strahlung. Jeder Körper, dessen Temperatur verschieden vom
absoluten Nullpunkt ist, strahlt nach dem Stefan-Boltzmann-Gesetz Energie aus.
Die spektrale Zusammensetzung dieser Strahlung hängt vom Körper selbst und
von seiner Temperatur ab. Je höher die Temperatur, desto höher die Intensität der
ausgesandten Strahlung. Darum nennt man diese Strahlung Temperatur- oder
Wärmestrahlung.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
10
R. Habrik
Vorgehen
Durch die Absorption der von der Erdoberfläche ausgehenden langwelligen
Strahlung sowie der erwähnten Absorption von Solarstrahlung erwärmt sich die
Atmosphäre und sendet entsprechend ihrer Temperatur Strahlungsenergie aus,
von der ein Teil als atmosphärische Gegenstrahlung zur Erdoberfläche gelangt.
Die Atmosphäre wirkt folglich wie ein Glashaus. Sie lässt die von der Sonne
kommende kurzwellige Strahlung zur Erdoberfläche durch, absorbiert aber die von
der erwärmten Erdoberfläche ausgehende langwellige Strahlung. Je grösser der
Wasserdampfgehalt der Atmosphäre ist, desto grösser ist die langwellige Strahlungsenergie und desto grösser ist folglich die atmosphärische Gegenstrahlung.
Die Strahlung der Erdoberfläche und die gleichzeitig aufgenommene Gegenstrahlung ergeben im Durchschnitt für die terrestrische Strahlung einen
Nettowärmeverlust der Erdoberfläche. Bei klarem Himmel beträgt die Einstrahlung
Ca. 75 % der ausgesandten Strahlung (Liljequist, 1984).
Nach dem Wien'schen Verschiebungsgesetz ist hmx.T = const. Die Oberfläche der
Sonne hat eine hohe Temperatur, Ca. 6000 "K , daher sendet die Sonne Strahlung
von hoher Energie aus. Die Erdoberfläche hat im Vergleich zur Sonnenoberfläche
eine tiefere Temperatur. Sie sendet darum Strahlung von kleinerer Energie aus.
Sie umfasst Wellenlängen zwischen 4 und 100 Pm.
Zur Messung der langwelligen Strahlung stand (noch) kein Messinstrument zur
Verfügung. Die Berechnung erfolgt somit mit empirischen Formeln und Gesetzen
(Burmann, 1994).
Die Einstrahlung (RLin) erhält man durch die direkte Anwendung des StefanBoltzmann-Gesetzes.
R~in=
&L 0 -TL4
&L=
Emissivität der Atmosphäre [ ]
o = Stefan-Boltzmann-Konstante [5.6696* 10-8 W/m2 K4]
TL = Lufttemperatur [K]
Die Emissivität der Atmosphäre hängt vom Dampfdruck und der Lufttemperatur ab
(Burman, 1994)
ea = Dampfdruck [mbar]
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
11
R. Habrik
Vorgehen
Der Sättigungsdampfdruck ist abhängig von der Temperatur. Er berechnet sich
aus:
es - 6.1. e(0.07'TL)
(Waldvogel, 1994)
Aus dem Sättigungsdampfdruck und RH kann der Dampfdruck ea berechnet
werden:
Es muss für die langwellige Strahlung nun noch die Bewölkung miteinbezogen
werden. Die gemessene Globalstrahlung wird verglichen mit der Globalstrahlung
eines sonnigen Tages. Der Korrekturfaktor für Wolken Kw berechnet sich dann
durch:
Rsb
K~=0.4+0.6.~
Rsb = Strahlung bei bedecktem Himmel
Rsk = Strahlung bei klarem Himmel
Der Korrekturfaktor wird für jeden Tag (Mitternacht - Mitternacht) neu bestimmt.
Wenn Kw > 0.7 , d.h., es ist nicht bedeckt, muss &L angepasst werden:
Für die Ausstrahlung ( R L ~ muss
~ ~ )die Lufttemperatur durch die Bodentemperatur
und &L durch die Emissivität des Bodens (&B)ersetzt werden. In der Literatur finden
sich für &B folgende Werte:
Böden
Beton
Putz
Nackter Boden
Boden
Schnee
0.4-0.5
0.88
0,93
0.97
1
0.98
(Gisi, 1990)
(Kohlrausch, 1968)
(Kohlrausch, 1968)
(Burman, 1994)
(Liljequist,l984)
(Burman, 1994)
Tab.2 Emissionsfaktoren für Oberflächen
Die Berechnungen wurden mit E ~ z 0 . 9 8(schneebedeckt) und mit
(schneefrei) durchgeführt.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
&B =
0.93
R. Habrik
Vorgehen
Die terrestrische Netto-Strahlung (RLn) geht in die Bilanz durch folgende
Berechnungsschritte ein:
R L =~ (0.4 + 0.6.
E)-(
&B. (T .TB4
RLn = (0.4+0.6.-)-(
Rsk
0 .TL4)
&B. (T .TB4-.0.97..&p (T .TL4)
bewölkt
(2a)
nicht bewölkt
(2b)
2.3.3 Die fühlbare Wärme
Unter fühlbarer (oder sensibler) Wärme wird die Wärme verstanden, die für das
Gefühl erfassbar ist. Aenderungen des fühlbaren Wärmeinhaltes sind mit
Temperaturänderungen verbunden und können direkt mit dem Thermometer
bestimmt werden.
Zur Berechnung des fühlbaren Wärmeflusses existieren verschiedene Ansätze. In
Liljequist, 1984 wird wie folgt vorgegengen:
p = Dichte der Luft
C, =
Wärmekapazität der Luft
K = turbulenter Austauschkoeffizient
dT
dz
-= Temperaturgradient
Durch Unebenheiten der Bodenoberfläche wird das Windprofil gestört. Trotzdem
kann in der Praxis ein logaritzhmisches Windprofil angenommen werden. Mit
dieser Annahme wird mit
k = 0.4 ( von Karmannsche Konstante)
Rauhigkeitsparameter
= mittlere Windgeschwindigkeit
zo =
-
U
der turbulente Austauschkoeffizient K für die Höhe z = 3.1 m berechnet.
zo = 1-10 mm über einer Grasfläche (Liljequist, 1984)
zo = 1-21 mm für Bodenoberflächen (Burman, 1994)
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
R. Habrik
Vorgehen
K ist proportional zu Ü und zur Höhe über der Erdoberfläche. Da U* auch vom
Rauhigkeitsparameter zo abhängt, ist K auch eine Funktion von den Unebenheiten
der Unterlage.
Aus der Annahme eines ebenfalls logarithmischen Temperaturprofiles
T= Lufttemperatur
To= Bodentemperatur
kann T* berechnet werden
Damit ist nun der Wärmefluss bestimmt.
Annahmen:
Die Windgeschwindigkeit wird in 3.1 m Höhe gemessen. Nach 3 Wochen ist der
Windmesser ausgefallen. Es ist zu erwarten, dass die Windgeschwindigkeit am
Tag wegen der Thermik höher ist als in der Nacht. Eine Analyse der
Windverteilung zeigt dieses Verhalten über der Depnie jedoch nicht. Für die
Berechnungen wurden die Winddaten der ersten 3 Wochen gemittelt. Der Wind
beträgt darum in den Berechnungen konstsnt 1.15 mls.
Der grösste Unsicherheitsfaktor in dieser Berechnung ist ZO. Eine Annahme für zo
ist 0.01 1 m. Um die Auswirkungen einer falschen Annahme auf den Wärmestrom
zu bestimmen, wurden die Berechnungen auch für zo = 0.001 m durchgeführt.
2.3.4 Die latente Wärme
Der latente Wärmeinhalt des Bodens ist in Form von chemischer Energie
gespeichert, die bei Phasenumwandlungsvorgängenoder chemischen Reaktionen
freigesetzt oder verbraucht wird, z.B. Schmelzwärme oder Verdunstungswärme
Aenderungen
des
latenten Wärmeinhaltes
sind
nicht
mit
Temperaturveränderungen verbunden (Gisi, 1990).
Auf das System bezogen ist die latente Wärme die Verdunstung von in der
Schlacke gespeichertem Wasser.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
14
R. Habrik
Vorgehen
In Schmugge (1991) finden sich folgende Ansätze zur Berechnung der latenten
und fühlbaren Wärme:
[h]::
Austauschkoeffizient zwischen
Referenzhöhe und Bodenoberfläche
L:
M:
R:
T:
P:
latente Wärme von Wasser
Molargewicht von Wasser
Gaskonstante
Lufttemperatur
Sättigungsdampfdruck bei
Taupunkttemperatur
Durch den Vergleich von Gleichung (4) mit Gleichung (3) kann der Term [h]::
bestimmt werden. Dieser Term wird dann in die Formel für die latente Wärme (5)
eingesetzt.
Regen:
Es wird angenommen, dass der Regen mit Lufttemperatur auf der Deponie auftrifft.
Der Wärmeeintrag durch Regen kann in der Bilanz vernachlässigt werden (0.1
W/m2)
Schnee:
Während der Messperiode lag 2 mal Schnee auf dem Deponiekörper
1.Periode: 21 .I
2. 24:OO Uhr bis 27.1 2.24:00 Uhr.
Es wird angenommen, dass der Schnee während 1 Tag (27.12.94) schmilzt. Bei
einer Dichte von 150 kg/mJ und einer Schneeschicht von 3 Cm. beträgt die dabei
verbrauchte Wärmemenge 16.7 W/m? Dies ist in der Darstellung der latenten
Wärme (S. A-24) durch ein vorübergehendes Ansteigen der Kurve ersichtlich.
Bezogen auf die ganze Messperiode ist diese Schmelzwärme aber
vernachlässigbar.
Wärme haushalt einer Kehrichtschlackendeponie
R. Habrik
Vorgehen
2.Periode:1.1.95 24:OO Uhr bis 3.1.95 16:00 Uhr.
Schneefall am 1.1.95. Der Schnee wurde nicht geschmolzen, sondern durch neu
angelieferte Schlacke und Traxbewegungen auf der Deponie ab dem 3.Januar
beseitigt. Das Schmelzen geht in dieser Periode nicht in die Wärmebilanz ein.
2.3.5 Wärmeleitung
Zur Bestimmung des Wärmeflusses aus der Deponie (WL) wird das Fouriergesetz
der Wärmeleitfähigkeit verwendet.
WL = Wärmestromdichte
W
m
aT
az
- = Temperaturgradient
Wärmegradienten
bestimmt.
wurden an 3 Standorten durch Messungen (Anhang 6)
2.3.6 Bestimmung von h und C
Sobald sich im Schlackenkörper Wärme bildet entsteht ein Temperaturgradient.
Dadurch wird Wärme abgeleitet. Ist die Wärmebildung grösser als die Wärme, die
abgeführt werden kann, erwärmt sich die Schlacke. Zur Bestimmung, wieviel
Wärme abgeführt, resp. gespeichert werden kann, müssen die beiden Grössen h
(Wärmeleitfähigkeit) und C (Wärmekapazität) bestimmt werden.
Zur Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit wurden auf der Deponie Riet am 12.12.94
zwei Proben genommen. Probe A ist Schlacke, die vor Ca. 2 Jahren eingelagert
wurde. Das entspricht den Verhältnissen in 3 und 4 Metern Tiefe. Die Schlacke der
Probe B wurde frisch angeliefert. Das entspricht den Verhältnissen bis 2m Tiefe.
Um eine Vergleichsmöglichkeit zu schaffen und um Messfehler durch grosse
Stücke auszuschliessen, wurde die Schlacke mit einem 4er Sieb gesiebt und
anschliessend die Leitfähigkeit bei T= 20 "C und T= 40 "C (höchste von der
Apparatur her mögliche Temperatur) gemessen. Die Messungen erfolgten an der
Abteilung Bauphysik an der EMPA Dübendorf.
Wärme haushalt einer Kehrichtschlackendeponie
16
R. Habrik
Vorgehen
Die Messungen der Wärmekapazität für Proben dieser Art werden weder an der
EMPA noch an der ETH routinemässig durchgeführt. Zur Bestimmung wurden die
Einrichtungen im Physiklabor der ETH Hönggerberg benutzt. Die Wärme wird mit
einem Hilfsmitttel an die Probe herangeführt. Der Versuch lieferte sowohl mit
Wasser als auch Glycerin als Hilfsmittel keine vernünftigen Resultate (vgl. Anhang
1).
Somit konnte die Wärmekapazität nur noch theoretisch abgeschätzt werden.
Ausgangsbasis bildet die elementare Schlackenzusammensetzung in Belevi et al.
1992. Für alle Elemente mit einem Anteil > Iglkg wurde die stoffliche (oxidierte)
Zusammensetzung bestimmt. Dabei wurden folgende Annahmen getroffen:
KVA-Schlacken bestehen hauptsächlich aus Oxiden von Silizium, Kalzium, Eisen,
Aluminium, Natrium, Magnesium und Kalium. Die Konzentration des Kohlenstoffes
(213 organisch, 113 anorganisch) ist auch bedeutend (1-3 5%). Mehr als 95 % der
Matrix besteht aus diesen Komponenten
Si
Ca
Fe
Al
Na, Mg, K, Ti
C
P, C, S, CI, Zn, Cu
100 % oxidiert
116 carbonatisiert, 516 als Kalziumoxid
213 metallisch, 1I3 oxidiert
112 metallisch, 112 oxidiert
oxidiert
113 carbonatisiert
elementar
Aus der Literatur wurden für die jeweiligen Stoffe die Wärmekapazität bestimmt.
Die elementare Zusammensetzung wurde nun für einen Wassergehalt von 5% und
20% angepasst. Durch die Multiplikation mit dem Umrechnungsfaktor
(Atomgewicht Stoff I Atomgewicht Element) erhält man die stoffliche
Zusammensetzung der Schlacken. Die einzelnen Anteile der Wärmekapazität
können nun addiert werden. (Anhang 2)
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
17
R. Habrik
Vorgehen
2.3.7 Chemische Wärmeproduktion
Schlackenzusammensetzung
Das Langzeitverhalten der Schlacke wird hauptsächlich von den
Hauptkomponenten bestimmt. Im Ofen werden neue Phasen gebildet
(Lichtensteiger und Zeltner, 1994). Diese sind nicht stabil. Mit der Ablagerung
setzen Umwandlungen ein Ein Gleichgewicht stellt sich während der späteren
Lagerung unter Einfluss der umgebenden Luft und Feuchtigkeit nur sehr langsam
ein. Der Hauptfaktor für diese Umwandlungen ist die Kinetik. Die Geschwindigkeit
der Reaktionen ist abhängig von den chemischen, physikalischen Parametern, der
Oberfläche, dem Wasser und der Luft.
Nach dem Schlackenbad haben die Schlacken das thermodyna-mische
Gleichgewicht im Hinblick auf Hydrolyseprozesse noch nicht erreicht. Die
Hydrolyseprozesse laufen während der Zwischenlagerung und der Deponierung
der Schlacke weiter. Der Wassergehalt der feuchten Schlacke beträgt 20 % und ist
hoch genug, verschiedene Hydrolysereaktionenzu ermöglichen.
Ueber die Kinetik der meisten Reaktionen ist noch sehr wenig bekannt. Darum
kann nur abgeschätzt werden, welches Potential an Wärmeentwicklung vorhanden
ist. Damit kann geklärt werden, ob die Wärmeproduktion über mehrere Jahre
aufrecht erhalten werden kann.
Anhand der Temperaturmessungen kann abgeschätzt werden, wieviel Wärme zu
einem bestimmten Zeitpunkt vorhanden ist.
Mögliche Reaktionen mit den Ausgangsstoffen sind (Johnson, 1992):
Kalzium
Im Ofen entsteht Kalziumoxid, welches mit Wasser zu Kalziumhydroxid reagiert.
Die Hydratisierung von Kalziumoxid ist thermodynamisch günstig, und die
Geschwindigkeit dieser Reaktion ist allein durch die Menge des verfügbaren
Wassers kontrolliert. Kalziumhydroxid ist sehr basisch und geht hauptsächlich mit
Kohlendioxid (Carbonatisierung) und Siliziumoxid Reaktionen ein (Bildung von
Kalziumsilikat hydratphasen) Lichtensteiger et al. 1994. Letzteres sind die
puzzolanischen Reaktionen, die auch bei vulkanischen Gläsern oder
Hochofenschlacken stattfinden, sofern Kalziumhydroxid beigegeben wird. Die
Wärmeentwicklung wird auch bei Betonbauten grosser Mächtigkeit festgestellt.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
18
Vorgehen
R. Habrik
Magnesium
Magnesium verhält sich ähnlich wie Kalzium.
Aluminium
Sowohl als Metall als auch als Oxid reagiert Aluminium mit Wasser. Die Reaktion
mit Wasser ist thermodynamisch günstig und es entsteht Aluminiumhydroxid.
Eisen
Das metallische Eisen wird über längere Zeiträume oxidiert. Es oxidiert aber
offenbar schneller als Aluminium.
Organischer Kohlenstoff
Er ist ein potentiell reaktiver lnhaltsstoff der Kehrichtschlacke und kann mikrobiell
abgebaut werden. Wird die organische Substanz vollständig abgebaut, entstehen
CO2 und H20. Der CO2-Anstiegkann zur Versauerung beitragen und die
Carbonatisierung erhöhen.
Schwefel
Ungefähr die Hälfte des Schwefels sind Sulfide. Sie liegen entweder als
Kalziumsulfide oder Eisensulfide vor. Diese werden zu Beginn relativ schnell (ca.
10 % pro Monat) oxidiert. Danach verlangsamt sich die Oxidation. Nach 10 Jahren
dürfte der Hauptteil des Sulfids oxidiert sein (Redle, 1992).
Alkalimetalle
Die bei der Verbrennung entstandenen Peroxide bilden mit Wasser stark alkalische
Lösungen. Sie sind mit wenigen Ausnahmen sehr wasserlöslich.
Die Reaktionswärme wird folgendermassen berechnet:
AH =
X A H (Produkte)
~
- X A H (Edukte)
~
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
R. Habrik
Vorgehen
2.3.8 Gasentwicklung
Bei einer Einlagerung der Kehrichtschlacke untertage entstehen bezüglich des
Gashaushaltes neue Verhältnisse. Zwischen der Schlackenoberfläche und der
Felsdecke bleibt nur ein kleiner Zwischenraum. In diesem Zwischenraum können
sich Gase ansammeln.
Anhand der Reaktionen, die zur Bestimmung des Wärmepotentials bestimmt
worden sind, werden jene Reaktionen, die Gase produzieren, genauer betrachtet.
Dies ergibt einen Ueberblick der zu erwartenden Gase.
Für die Ablagerung untertage ist insbesondere eine Wasserstofffreisetzung kritisch
(explosionsgefahr). Für Wasserstoff wurde daher die maximal mögliche
freisetzbare Menge berechnet und mit den SUVA-Kennzahlen verglichen.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
20
R. Habrik
Resultate und Diskussion
3. Resultate und Diskussion
3.1 Auswertung der Messdaten
Temperaturverlauf in 1.5 m Tiefe
Abb. 7 Temperatun/erlaufin 1.5 m Tiefe
Die 5 Messonden zeigen einen sehr unterschiedlichen Verlauf. In 20 cm Tiefe kühlt
sich die angelieferte Schlacke von Ca. 17 "C innerhalb weniger Tage auf unter
10°C ab. Grössere Schwankungen an der Oberfläche können noch registriert
werden. In 50 cm Tiefe erwärmt sich die Schlacke in Ca. 2 Wochen auf 20°C .
Dann sinkt die Temperatur langsam (1OCIWoche). In 1.5 m Tiefe nimmt die
Temperatur innerhalb der ersten 10 Tage linear auf über 50°C zu und erreicht bei
57.5"C ein Maximum. Nachher sinkt die Temperatur und beträgt nach 5 Wochen
noch 51"C. Die Temperaturfühler in 3 und 4 m Tiefe befinden sich in einer Schicht,
die schon vor 1.5 Jahren eingelagert und erst jetzt neu überdeckt wurde. Die
Reaktionen der Wärmebildung sind in dieser Schicht nicht mehr so ausgeprägt. Die
Temperatur nimmt über 5 Wochen von 20" auf 30°C zu (vgl. Anhang 3, S. A-5).
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
21
R. Habrik
Resultate und Diskussion
0 20 40 60
0-LI-0.5 --
m
-1
--
-1.5
--
rn
=' \
-2 --2.5 --
-3 --
-3.5 --
-4 -
/'
.i
bei höchster Innentemp.
Abb. 8 Temperaturprofile auf der Deponie Riet an verschiedenen Tagen
Das Temperaturprofil ändert sich sehr stark. Es muss unterschieden werden
zwischen dem Profil in der neu eingelagerten Schlacke und jenem in der schon
älteren Schlacke. In der neu eingelagerten Schlacke zeigt das Profil nach 3 Tagen
einen Verlauf wie in einem Boden, d.h. der Temperaturgradient nimmt mit der Tiefe
ab. Bei erhöhter Innentemperatur stimmt dieser Verlauf nicht mehr. Der
Wärmegradient nimmt gegen die Oberfläche ab. Das bedeutet, dass auch der
Wärmefluss gegen die Oberfläche kleiner wird. Es kann nicht alle Wärme abgeführt
werden und die Schlacke erwärmt sich. Das Temperaturprofil in der bereits
gelagerten Schlacke ändert sich ebenfalls. Bevor die neue Schlacke darüber
gelagert wurde existierte ein ein Wärmefluss von innen an die Oberfläche. Die
Temperatur nahm gegen die Oberfläche hin ab. Nach 2 Wochen ist es umgekehrt.
Die Wärme fliesst vom oberen Teil in den unteren Teil. Die Temperatur nimmt im
unteren Teil von 2 m bis zu einer Tiefe von 4 m ab.
An den 3 Objekten wurden in 50 cm Tiefe die folgenden Höchsttemperaturen
gemessen:
Kezo alt:
Kezo neu:
Lufingen 2:
Lufingen 1:
Riet K2
Riet K:
Riet A:
Riet M:
29.0 "C
54.9 "C
32.2 "C
83.5 "C
36.7 "C
45.9 "C
12.4 "C
19.9 "C
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
22
R. Habrik
Resultate und Diskussion
Die 8 Standorte können wie folgt kurz beschrieben werden:
Kezo alt:
Aussenfläche des Schlackenhügels bis Ca. 11 m Höhe, EinlagerungsZeit vor mehr als 2 Jahren.
Kezo neu:
Spitze des Schlackenhügels in 11-15 m Höhe. Einlagerungszeit vor
rund einem Jahr
Lufingen 2: Aufbereitete Schlacke in Ca. 6 m Höhe in der Halle. Einlagerungszeit
unbestimmt
Lufingen 1: Schlackenberg, knapp unter der Hallendecke, Schichtdicke 14 m,
Einlagerungszeit ca. 6 Monate.
Riet K2:
Zusätzliche Messung 2 m neben der Meteostation, Schichtdicke 6-8
m, 9 Tage nach Deponierung.
Riet K:
Zusätzliche Messung auf der Deponie, Schichtdicke 8 m,
Einlagerungszeit Ca. 1 Monat.
Riet A:
Messung auf dem älteren Teil des Kompartimentes, Schichtdicke 6 m,
Einlagerungszeit Ca. 1.5 Jahre
Riet M:
Daten der Meteostation
Lufingen:
In Lufingen wird die Schlacke in einer Halle gelagert. Trotzdem laufen die
wärmebildenden Reaktionen ab. Der Wassergehalt der Schlacke genügt für die
Reaktionen. Es ist kein zusätzliches Wasser notwendig. Die Wärmebildung kann
auch in Schlacke ohne Eisenfraktion festgestellt werden.
Hinwil:
Nach mehr als einem Jahr kann in 50 cm Tiefe noch 55 "C gemessen werden.
Nach 2-3 Jahren immer noch 30 "C. Diese Werte sind höher als die auf der
Deponie Riet gemessenen. Im lnnern des Schlackenhügels (4 m über Grund)
konnten allerdings nur 25-30 "C gemessen werden.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
23
R. Habrik
Resultate und Diskussion
Winterthur:
Auf der Deponie Riet wurden räumlich sehr unterschiedliche Temperaturen
festgestellt. Die von der Meteostation gemessene Temperatur liegt 17-26 "C unter
denjenigen Temperaturen, die wenige Meter von der Messstelle von Hand
gemachten wurden.
3.2 Schlackenparameter
3.2.1 Potentielle Wärmeentwicklung
Im Kapitel 2.3.7 wurde beschrieben, welche chemischen Reaktionen in der
Schlacke ablaufen. Im Anhang 8, S. A-39 sind diese Reaktionen aufgelistet. Mittels
den Enthalpien wurde die Energiefreisetzung der Reaktionen bestimmt. Aus der
bei der Berechnung der Wärmekapazität bestimmten Schlackenzusammensetzung
(in mollkg Schlacke umgerechnet) und den Reaktionsenergien (kJ1mol) kann die
maximal mögliche Energiefreisetzung (in kJ1kg Schlacke) berechnet werden. Dies
ergibt folgende Werte, aufgeteilt nach den Matrixelementen.
Matrixelement
Pot. Wärmefreisetzung (kJ1kg Schlacke)
n.b. = nicht bestimmt
Corg produziert 34-51 kJ1mol. Diese Energie liegt aber nicht in Wärme-, sondern in
chemischer Energie vor.
Die Bildung von Kalziumsilikathydratphasen sind zementähnliche Reaktionen. Es
ist bekannt, dass durch diese Prozesse Wärme frei wird (Hydratationswärme). In
mächtigen Betonbauten wurden Temperaturen bis zu 90 "C nachgewiesen. Das
Potential der Wärmefreisetzung aus der Bildung der Kalziumsilikathydratphasen
wurde nicht mitberücksichtigt. Für einzelne Phasenbildungen liegen zwar
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
24
R. Habrik
Resultate und Diskussion
Reaktionsenthalpien vor, die Kenntnis der Phasenzusammensetzung in der
Kehrichtschlacke ist aber noch zu wenig detailliert um diese Beiträge abschätzen
zu können. Ohne den Anteil der zementähnlichen Reaktionen ergibt sich ein
Wärmebildungspotential in der Grössenordnung von 1MJlkg Schlacke.
Tatsächliche Wärmeproduktion
Zu Beginn der Messung steigt die Temperatur linear an. In dieser Zeit vom 15.12.
00:15 (T= 31.5 "C) bis zum 23.1 2.94 00:15 (T=50.38 "C) nimmt sie um 18.88 "C
zu. Unter der Vernachlässigung der Verluste durch Wärmeleitung, d.h., wenn nur
die Schlacke erwärmt werden muss (C= 1450 Jlkg K), entstehen pro kg Schlacke
0.04 W.
3.2.2 Wärmeleitfähigkeit
Probe
A
Bgesiebt
Dichte (kg/mA3) Leitfähigkeit (Wlm K)
20°C
23.1 "C
1350
0.38
1130
0.35
1036
0.28
40°C
0.44
0.37
Tab 3 Wärmeleiifähigkeitenvon Kehrichtschlacke ( Messgenauigkeit i- 0.02)
Die Resultate können interpoliert und bis 10 " resp. 50 "C auch extrapoliert werden.
Für höhere Temperaturen wird der Wert bei 50 "C verwendet. Die Leitfähigkeit der
Schlacke nimmt mit dem Alter zu. Zu Beginn ist die Leitfähigkeit zu vergleichen mit
jener von Gummi,also sehr klein. Dies erklärt, warum nicht die gesamte produzierte
Wärme abgeführt werden kann und sich die Schlacke erwärmt. Bei der Messung
der Leitfähigkeit wird die Probe (25.25- 5 cm) einen ganzen Tag erwärmt. Eine
Wärmeproduktion innerhalb der Probe konnte dabei nicht nachgewiesen werden.
Dies ist ein weiterer Hinweis, dass eine Wärmebildung nur ab einer gewissen
Schichtdicke möglich ist.
Die Wärmeleitfähigkeit von Kehrichtschlacke ist vergleichbar mit der
Wärmeleitfähigkeit folgender Stoffe:
Backstein
Wasser
Nylon
PE
Plexiglas
0.1-0.5
0.585
0.35
0.31
0.18
(W/m K)
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
25
R. Habrik
Resultate und Diskussion
Wärmefluss aus dem lnnern durch die Oberfläche:
Mit dem Wärmeleitungsgesetz von Fourier wurden die Wärmeströme an den
verschiedenen Standorten von 50 cm Tiefe durch die Oberfläche berechnet. Die XWerte wurden für die entsprechenden mittleren Temperaturen interpoliert, bzw.
extrapoliert (she Anhang 7, S. A-44). Die weissen Balken zeigen die höchsten, die
schwarzen Balken die niedrigsten Wärmeflüsse
Kezo alt
Kezo neu
Lufingen 2
Lufingenl
Riet K2
1
Riet K
Riet A
Riet M
1
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
Abb.9 Wärmeflüsse (weiss = Maximalwerfe, schwarz = Minimalwerte)
Im Vergleich zu anderen Standorten mit frischer Schlacke ist der Wärmefluss bei
der Meteostation sehr klein. Er ist vergleichbar mit jenem bei Riet A. Die beiden
Kontrollmessungen zeigen zum Teil mehr als doppelt so hohe Werte. Bei Riet A
sind die Werte sehr niedrig. Dies kann durch die geringe Schichtdicke zusammen
mit den Unterbrüchen bei der Einlagerung bedingt sein. An den anderen Messorten
ist die Schichtdicke mächtiger und der Einbau erfolgte viel schneller. Die
Wärmeentstehung kann also durch die Einbauweise beeinflusst werden.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
26
R. Habrik
Resultate und Diskussion
3.2.3 Wärmekapazität
Tab 4 Wärmekapazität von Kehrichtschlacke
Die Messungen wurden gemäss der Anleitung zum Physikalischen Praktikum an
der ETH Zürich (Busch et al. 1992) durchgeführt (vgl Anhang 1). Die im Labor
gemessenen Daten sind unrealistisch. Es gibt praktisch keine Stoffe mit einer so
niedrigen Wärmekapazität wie für die trockene Schlacke gemessen wurde. Es
kann nicht ausgeschlossen werden, dass durch das Aufheizen der Schlacke im
Wasserbad Reaktionen so stark ablaufen, das sie Messergebnisse verfälschen.
Die Berechnung erfolgte durch Addition der Wärmekapazitäten der einzelnen
Schlackenbestandteile (vgl. Anhang 2, S. A-4) Die Wärmekapazität ist in erster
Linie eine Funktion des Wassergehaltes.
Bezüglich der Wärmekapazität lässt sich Kehrichtschlacke mit folgenden Stoffen
vergleichen:
Tannenholz
Nylon
Akrylglas
1500 (J/kg K)
1360
1450
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
27
R. Habrik
Resultate und Diskussion
Wärmebilanz
49
WL
latent
St r.kw
fühlbar
Grenzschicht
C
9
3
I
Abb. 10 Wärmeflüsse vom 12.12.94-15.1.95 in W/&
Die Wärmebilanz der Grenzschicht ist nicht ausgeglichen. Die Summe der Flüsse
in die Grenzschicht (Str.kw + WL) ist um 43 W/m2 kleiner als die Summe der von
der Grenzschicht wegführenden Wärmeströme (Str. Iw, latent und fühlbar).
Mögliche Ursachen, warum die gemessenen und berechneten Werte in der Bilanz
nicht 0 ergeben sind:
1. Unsicherheiten in den Annahmen
- Die langwellige Ausstrahlungist von der Grössenordnung von 300 W/m2. Ein
Fehler von 10 % wirkt sich je nach Bewölkungsgrad mit 15 - 30 W/m2 in der
Bilanz aus.
- Die Wahl eines 10 mal kleineren Rauhigkeitskoeffizientenvermindert den
latenten und den fühlbaren Wärmestrom um je Ca. 6 W/m2.
- Eine Kontrollrechnung der langwelligen Strahlung mit der Faustregel, dass die
Einstrahlung 75 % der Ausstrahlung ausmacht, ergibt eine Erhöhung der
langwelligen Strahlung um 4 W/m?
2. Unterschiedliche Datenqualität
In den Beechnungen werden Daten, die viertelstündlich erhoben werden
verrechnet mit Tagesmittelwerten. Dadurch werden schnell wechselnde
Verhältnisse wie die Bewölkung zu wenig genau erfasst. Dies zeigt sich z.B. in den
Strahlungsbilanzen im Anhang 4: Um Mitternacht treten oft sprunghafte
Aenderungen der Werte auf.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
28
R. Habrik
Resultate und Diskussion
3.4 Verhältnisse im Schollberg
Das Schlackenkompartiment im Schollberg ist relativ klein. Es wird in kurzer Zeit
aufgefüllt sein. Die Schichtdicke nimmt demzufolge schnell zu und die
Bedingungen für die Wärmeentwicklung sind ideal. Durch die Einlagerung der
Schlacke unter Tag und bei konstanter Luftfeuchtigkeit von 97 % fallen in der
Wärmebilanz die beiden Terme kurzwellige Strahlung und latenter Wärmestrom
weg. Unter diesen Umständen werden sich wahrscheinlich ähnliche Verhältnisse
wie in Lufingen einstellen: Durch Wärmeleitung gelangt ein Wärmefluss von Ca. 50
WIm2 von innen an die 0berfläche.Dieser Wärmefluss ist mehr als 5 mal grösser
als in der Deponie Riet. Von der Oberfläche weg führen die langwellige Strahlung
und der latente Wärme. Die Lufttemperatur beträgt 12°C und jene der
Schlackenoberfläche wie in Lufingen zwischen 20 und 30°C.
Um den Gashaushalt zu untersuchen, werden nur die Reaktionen, die die
Matrixelemente der Schlacke eingehen, betrachtet. Aus der Zusammenstellung
dieser Reaktionen (Anhang 8, S. A-39) ist ersichtlich, dass im wesentlichen 3 Gase
an diesen Reaktionen beteiligt sind. Es sind dies die Produktion von H2 und CO2
und der Verbrauch von 0 2 . Aufgrund früherer Untersuchungen in einem älteren
Kompartiment auf der Deponie Riet ist zu erwarten, dass noch andere Gase (CH4,
CO, SO2) in kleinen Mengen produziert werden (Lichtensteiger, 1994).
H2 wird hauptsächlich aus der Reaktion
gebildet. Die bisherigen Erkenntnisse zeigen, dass nach 2 Jahren erst ein Teil der
Reaktionen erfolgt ist. Um eine mögliche Gefährdung in einer Untertagdeponie
erkennen zu können, wird ein "worst case" angenommen. Es wird angenommen,
dass am Ende des Versuchsbetriebes nach 2 Jahren das Aluminium vollständig
oxidiert ist. Aus 1 kg Schlacke können aus obenstehender Reaktion 1.3 mol H2
entstehen. Im ganzen Kompartiment (2500 m3, p = 1350 kgIm3) können so 6.4*1O6
mol H2 entstehen. Das entspricht einem Volumen von 1.45*1O5 m3. Ueber den
Zeitraum von 2 Jahren entstehen 8.3 m3 H2/h. Auf ein Volumen von 500 m3
zwischen Oberfläche und Decke könnte sich stündlich eine H2-Konzentrationvon
1.6 Vol. % aufbauen. Der Zündbereich von H2 bei 20 "C liegt zwischen 4 - 74 Vol.
%. Diese Konzentration wäre also bereits nach wenigen Stunden erreicht. Obwohl
die Aluminiumoxidation nicht so schnell abläuft, muss eine ununterbrochene
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
29
R. Habrik
Resultate und Diskussion
Durchlüftung des Zwischenraumes zwischen Schlacke und Decke gewährleistet
sein.
Sauerstoff wir durch die Oxidation von Sulfiden, dem organischen C und Eisen
verbraucht. Bei totaler Oxidation dieser Stoffe in 2 Jahren werden 115'000 m3 oder
6.6 mJ/h verbraucht.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
30
R. Habrik
Schlussfolgerungen
4. Schlussfolgerungen
In die Berechnungen gehen gemessene und berechnete Werte ein. Trotzdem
sollte die Wärmebilanz aufgehen, d.h. 0 ergeben. Die natürlichen Schwankungen
der gemessenen Sonnenstrahlung sind auch in den Graphiken der Strahlungs- und
Wärmebilanz im Anhang 4 zu sehen. Auch die terrestrische Strahlung ist
Schwankungen unterworfen. Diese werden vor allem durch die Bewölkung
verursacht. Für die Bewölkung steht aber nur ein Mittelwert über einen Tag zur
Verfügung. Dies wirkt sich in den Bilanzgraphiken durch sprunghafte Aenderungen
der langwelligen Strahlung aus. Um genauere Aussagen über die tatsächlichen
lokalen Wärmeverhältnisse zu machen ist die Messung der langwelligen Strahlung
unerlässlich.
Entscheidend für die Entstehung von hohen Temperaturen im Schlackenkörper ist
neben der Schichtdicke auch die Einbauweise. Wird die Schlacke in dünnen
Schichten eingebaut und erfolgen während langerer Zeit keine
Schlackenanlieferungen, kühlt sie bis zur nächsten Aufstockung bereits sehr stark
aus (Aelterer Teil des untersuchten Kompartimentes der Deponie Riet). Daten über
die zeitliche Einbauweise sind nur sehr Iückenhaft vorhanden.
Die Messungen haben gezeigt, dass die wärmefreisetzenden Reaktionen an allen
3 Standorten ablaufen. Unabhängig davon ob die Schlacke aufbereitet oder vor
Regen geschützt wurde, konnte eine Erwärmung festgestellt werden. Kurzfristig
sind zwischen einer Deponierung von Schlacke in einer Tag- oder Untertagdeponie
bezüglich der Wärmeproduktion keine Unterschiede zu erwarten.
Die Belüftung im Bergwerk im Schollberg ist natürlich. Es ist nicht sicher, ob der
Luftaustausch kontinuierlich gewährleistet ist. Um zu verhindern, dass sich
gefährlich hohe Wasserstoffkonzentrationen ergeben, muss sichergestellt werden,
dass der Luftaustausch ohne Unterbrüche funktioniert.
Bei allen untersuchten Objekten ist die Datenlage Iückenhaft. Insbesondere fehlen
Daten über den zeitlichen Vrelauf des Einbaus. Im Schollberg besteht nun die
Möglichkeit, eine Schlackeneinlagerung von Anfang an zu begleiten.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
31
R. Habrik
Quellenverzeichnis
Quellenverzeichnis
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R. Habrik
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Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
33
R. Habrik
An hangverzeichnis
An hangverzeichnis
Anhang 1:
Messversuch Wärmekapazität (3Seiten) ..................................A-1
Anhang 2:
Berechnung der Wärmekapazität (1 Seite) .............................. A-4
Anhang 3:
Bodentemperaturkurven (1 Seite) ............................................A-5
Anhang 4:
Graphische Darstellungen wochenweise (36 Seiten) ............... A-6
Luft und Bodentemperatur
Relative Luftfeuchtigkeit
Strahlungsbilanz
Fühlbare Wärme
Latente Wärme
Wärmebilanz
5.1 2..11 .12.94 .................................................................. A-6-A-11
12.12..18.12.94
.............................................................
19.1 2..25.12.94
............................................................. A- 18-A-23
26.1 2.94.1.1.95
.............................................................A-24-A-29
A-12-A-17
2.1 ..8. 1.95 .....................................................................A-30-A-35
9.1..15.1.95
................................................................... A-36-A-41
Anhang 5:
Wärmebilanz (1 Seite) ............................................................A-42
Anahng 6:
Messprotokolle (1 Seite) ........................................................ A-43
Anhang 7
Berechnung der Wärmeströme (1 Seite) ................................A-44
Anhang 8:
Reaktionsenthalpien (1 Seite) ................................................ A-45
Anhang 9:
Potentielle Wärmeentwicklung (1 Seite) ..................................A-46
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
34
R. Habrik
Name:
Anhang
Hfiblid
Zr6t;ln
Datum: Z . f ? , Y Y
~1atznumrner:HnJV/f
Gruppe:
-
--
P
-
P
P
P
-
SPEZIFISCHE WAERME C
1.
Wtirrnekapazität des Kalorimeters ohne Messsubstanz
Heizspannung V =
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......,&?L.........
Heizstrom I =
~,ZJA
..........................
=
"U
'
t\YWi..
Temperaturverlauf:
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L
t sec
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31.0
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540
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3%
37.3
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6d0
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7 2 0 769
Ifl.9 42,L 93.2 47.5 41.8
W.0
960
4020 n o a
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9y.l
Graphische Darstellung T(t) !
Ti:
2.
............
Molwärme von ibpfer
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rnb =
C"!
3
.....%.6! ..........
T2:
Molzahl neu =
*
Mcu = 63,54 Kg/kMoI
......................
A,8FA
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Temperaturverlauf:
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I
t sec
n
T°C
4.j
U.:
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t sec
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17
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A-1,
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3
Graphische Darstellung T(t) !
T~ =
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~
AL?;
- ~
~6:~
4'4,~L ' L , ~
6 6 ~43V.
. A.&A
W+
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
+ mcuccu=
........M.BM ...... = 593,~?;
A- 1
T (t) Kalorimeter ohne Messsubstanz
900
Zeit (s)
T (t) Kalorimeter mit Messubstanz
55
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
-1200
-900
-600
-300
0
300
600
Zeit (s)
900
1200
1500
1800
2100
Bodentemperaturen
Luft- und Bodentemperatur 5.12.4 1.I 2.94
Lufttemperatur
-----
Bodentemperatur
Relative Luftfeuchtigkeit 5.12.-11 .I 2.94
1
Relative Luftf.
z
P):
z
CD
3
z
V>
3
E
rC
G.
3
2
8
zo3-
rC
V>
;
0
G
3
a
CD
U
0
2.
CD
?
03
Strahlungsbilanz 5.12.-11.I2.94
fühlbare Wärme 5.12.4 1.12.94
latente Wärme 5.12.4 1.I234
r
latente Wärme
Wärmebilanz 5.1 2.-11 .I 2.94
1
Wärrnebilanz
Luft- und Bodentemperatur 12.12.4 8.12.94
Lufttemperatur
-----
Bodentemperatur
Relative Luftfeuchtigkeit 12.12.018.1 2.94
L
Relative Luftf.
Strahlungsbilanz 12.1 2.4 8.12.94
fühlbare Wärme 12.12.-18.12.94
latente Wärme 12.12.-18.12.94
EzIl
latente Wärme
L C-V
a!uodapuay3~ly3~1y3!~ya>(
~au!a$ l e y s n e y a u i ~ ~ ~
z
D,:
3
(D
3
E
Luft- und Bodentemperatur 19.12.-25.12.94
0)
3
E
2
#-I-
3
3
Lufttemperatur
-----
Bodentemperatur
Relative Luftfeuchtigkeit 19.12.-25.12.94
r
Relative Luftf.
Strahlungsbilanz 19.12.-25.12.94
fühlbare Wärme 19.12.-25.12.94
ZZ-V
a!uodapuaya~l
y3sly3!~ya>1
lau!a 11eys n ~aui~el\n
y
Wärmebilanz 19.12.-25.12.94
r
Wärrnebilanz
z
D,:
2
E'
CD
3
Luft- und Bodentemperatur 26.1 2.94-1 .I.95
V)
13-
E
E.
4
53
%
i3
z
0
3
Luftternperatur
G;
0
x
CD
2
CD
m
0
2.
CD
?
N
P
-----
Bodentemperatur
Relative Luftfeuchtigkeit 26.1 2.94-1.I .95
r
Relative Luftf.
Strahlungsbilanz 26.12.94-1 .I .95
fühlbare Wärme 26.1 2.94-1.I-95
Wärmebilanz 26.1 2.94-1 .I .95
L
Wärmebilanz
Luft- und Bodentemperatur 2.1 .-8.1.95
Luftternperatur
-----
Bodenternperatur
Relative Luftfeuchtigkeit 2.1 ~8.1.95
r
Relative Luftf.
Strahlungsbilanz 2.1 .-8.1.95
fühlbare Wärme 2.1 .-8.1.95
latente Wärme 2.1 .-8.1.95
latente Wärme
Wärmebilanz 2.1 .-8.1.95
r
Wärmebilanz
Luft- und Bodentemperatur 9.1 .-15.1.95
Lufttemperatur
-----
Bodentemperatur
Relative Luftfeuchtigkeit 9.1 .-15.1.95
I
Relative Luftf.
m m V )
c n c n c n
cn cn cn
.
.
F
T
Y
-
O
T
T
F
-
T
.
.
-
-
T
T
T
T
.
.
m m V )
c n c n c n
c n m c n
-
T
-
F
-
.
-
~
-
T
.
.
T
F
-
T
-
.
.
F
T
-
m
-
Y
m
Strahlungsbilanz 9.1 .-15.1.95
fühlbare Wärme 9.1 .-15.1.95
r
fühlb. Wärme
latente Wärme 9.1.-I5.1.95
r
latente Wärme
Wärmebilanz 9.1 .-15.1.95
r
Wärmebilanz
V ) V ) I n
V)
V)
C n C n C n
C n C n C n
Cn
Cn
Cn
0
T - T - T -
T
-
T
T
-
T
-
Y
T
-
T
C
n
C
n
O
*
T-
T
.
.
.
.
*
-
.
.
Cn
Cn
.
.
-
T
-
-
T
-
V
T
V)
-
)
T
-
kurzwellige
12.12.-18.12.
n.b. = nicht bestimmt
-31
kurzwellige
kurzwellige langwellige Strahlungs- fühlbar
5
-27
57
31
latent
7
WL(0.2m)
13
Wärmebilanz
-6
45
R. Habrik
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
Anhang
A-43
R. Habrik
Anhang
Wärmeströme aus 50 cm Tiefean die Schlackenoberflächen
Riet K
0.29
Riet M
0.24
2.4-38.7
1.4-22.4
5
RietA______________
0.3 8.6-10.6
5.2-6.4
7
7.8-7.8
fortlaufend
Die Wärmeleitfähigkeitenwurden aus der Tab. 3 interpoliert, bzw extrapoliert.
Die dT-Werte sind aus den Messprotokollen (Anhang 6) entnommen
Die Wärmeflüsse wurden nach Fourier WL = Leitf.* dtl dz berechnet.
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
A-44
R. Habrik
2AI(OH)3(s)+
-1293
Anhang
OH-230
->
->
n.b. = nicht bestimmt
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
A-45
R. Habrik
Wärmehaushalt einer Kehrichtschlackendeponie
Anhang
A-46
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