energieeffiziente gebäude 11 12 gebäudehülle Schweiz Objekt Firmensitz BF berger + frank ag, 6210 Sursee ***** ***** JEK OB T NE 16 bauherr und Architekt BF berger + frank ag, 6210 Sursee U B AU Solar-fassade Fläche 180 m2 Planungsbeginn Mai 2011 baubeginn September 2011 fertigstellung März 2012 detailplanung und Ausführung Schürch-Egli AG, 6204 Sempach (Mitglied Gebäudehülle Schweiz) Fortsetzung der Reportage August-Ausgabe, Seite 19 Solare Architektur, Präzision bis ins Detail und hohe Energieeffizienz im neuen Firmensitz E F F E K t V o L L E R E I N B AU D E R S o N N E Solare Architektur bietet vielseitige gestalterische Möglichkeiten. Im nachfolgend dargestellten Fall gelang den Beteiligten eine hervorragende Umsetzung. Ökologie und effizienz Das Bauen und damit die Architektur und insbesondere die Gestaltung und Realisation von Gebäudehüllen stehen zunehmend im Zeichen der Effizienz und Ökologie. Bauherren, Planer sowie Ausführende tragen diesbezüglich eine entsprechende Verantwortung und nehmen sie – und das ist sehr erfreulich – auch wahr. Energieeffizienz ist in unserem Land nicht bloss ein Schlagwort, sondern wird durch hochwertige Produkte, eine innovative Industrie, kompetente Beratung und detaillierte Planung sowie eine gründliche Ausbildung und korrekte Ausführung im Rahmen von anerkannten Standards entwickelt und sichergestellt. Einen wachsenden Anteil zur energetischen Effizienz liefert inzwischen die Solartechnik. Die Realisation solarer Gebäudehüllen nimmt zu. Ausgebildete Fachleute sind gesucht. Für die Betriebe der Branche bietet sich hier ein Geschäftsfeld, das initiativ und gewinnbringend bewirtschaftet werden kann. Gefragt sind Anbieter mit umfassender Kompetenz, die bezüglich Beratung, Planung und Ausführung eine Dienstleistung aus einer Hand liefern können. «geschliffener diamant» Mit ihrem neuen Eigenbau in Sursee gelingt den Berger + Frank Architekten eine starke und eigenständige Positionierung hinsichtlich Präsentation, Ökologie und Energieeffizienz. Anfänglich bestand die Absicht, eine Metallfassade zu zeigen. Erst im Planungsablauf entstand die Idee, die nach Südwest ausgerichtete Rundfassade des dreigeschossigen Baues mit solaren Elementen einzukleiden. Die Gebäudehülle funktioniert damit hocheffizient (Stromproduktion 18 kWp, Ausführung im Minergie-Standard) und erhält durch ihre runde Form, die grossen Einschnitte und ihre solare Schuppenhaut eine besondere architektonische Qualität. Das Attribut «geschliffener Diamant», das die Architekten ihrem Neubau zugestehen, trifft hier durchaus zu. Die Situation am Neubaustandort wurde vorher durch den direkt davor liegenden Kreisel der Umfahrungsstrasse dominiert. Mit dem neuen Rundbau steht jetzt ein architektonisches Gegenelement, das die Kreiselgeometrie aufnimmt und in die Vertikale führt. enerGIeeFFIZIente Gebäude 11 12 Gebäudehülle SChWeIZ 17 Fa S S a d e n d e ta I l S Vertikal-Schnitt dach Vertikal-Schnitt Fenster-Sturz 1 1 2 2 3 3 4 4 5 5 10 7 6 8 9 11 12 17 18 Vertikal-Schnitt Sockel Horizontal-Schnitt 2 16 3 10 4 12 5 17 18 1 Abschlussblech (Alu, einbrennlackiert) 8 Verbundraffstore (90 mm, elektrisch) 2 Hinterlüftungsebene 9 Winkelprofil 14 Abdichtung (bituminös) 3 unterdachbahn 10 photovoltaik Modul 15 Schutzlage 4 Horizontal-lattung/dämmung (60 mm) 11 dreischicht-platte 16 Fugenprofil (cnS, pulverbeschichtet, rAl 9011) 5 Holzrost/dämmung (160 mm) 12 Horizontal-lattung (30/120 mm) 17 Fermacellplatte (180 mm) 6 Fassadenblech (Alu, einbrennlackiert) 13 Modulhaken (cnS, pulverbeschichtet rAl 9011, mit Gummiprofil) 18 Wandheizung/ lehmputz (30 mm) 7 dampfbremse 11 12 Gebäudehülle SChWeIZ 18 Zur konzeption der Solarfassade Die Positionierung von Bekleidungselementen an geneigten, runden aussenwänden stellt an die ausführenden erhöhte ansprüche. Basis zur Präzision bildet allgemein ein exakt erstellter rohbau und in diesem Fall die Massgenauigkeit der runden Deckenränder. Die geneigte aussenwand ist als hinterlüftete holzkonstruktion konzipiert und besteht aus einem rost mit eingelegter Dämmung und einem Lattenrost, der als Unterkonstruktion zur solaren Bekleidung dient. Die Solarmodule werden mit haken gehalten und überlappen jeweils das tiefer liegende Modul, was zum erkennbaren Schuppen-effekt führt. Die haken ihrerseits sind an der horizontalLattung der Unterkonstruktion festgemacht. Die präzise Stossausbildung der Solarelemente in der horizontalebene erfolgte mit hilfe w-förmiger Fugenprofile. Die metallverkleideten Sturz- und Leibungsbereiche der einschnitte sind ebenfalls hinterlüftet konzipiert. Bedingt durch ihre nach oben konische Verengung und die an- und abschlüsse, enthält die Solarfassade insgesamt 156 Module unterschiedlicher abmessung. Jedes einzelne Modul wurde nach Mass angefertigt. Der einbau der Modul-elemente erfolgte nach abbau des Baugerüstes mit hilfe eines Skyworkers. ertrag mit Strom hochwertige Bauqualität, wie sie dieser neubau zeigt, entsteht nur in Kooperation. Bei der Planung und ausführung der Fassade waren neben den architekten auch Zimmerleute (ausführung der gedämmten Wandkonstruktion bis und mit Unterdachbahn) und Fassadenbauer (erstellung eines Bekleidungsmodells, Detailplanung zur solaren und Metall-Bekleidung und deren ausführung) massgeblich beteiligt. Die Investition für eine solare ist im Vergleich zu anderen Fassadenbekleidungen etwas höher. Im Gegenzug bietet sie aber langfristig ertrag durch die Stromproduktion. Die Fläche der stromproduzierenden Fassade beträgt 180 Quadratmeter. Daneben umfasst das energiekonzept des Büroneubaus auch ein erdsonden-System, Wärmepumpen und eine Wandkühlung. ■ Hans-ruedi Amrein-Gerber