Rubrik „Für Sie gelesen“ Schmallenberg-Virus – wieder zurück in Baden-Württemberg Aus: TU 71, Januar-Februar 2016 2011 wurde das bis dahin unbekannte Virus erstmals in Europa nachgewiesen. Als Überträger spielen Insekten die Hauptrolle. Betroffen sind Rinder, Schafe und Ziegen, aber auch in diversen Wildwiederkäuern wurde es nachgewiesen. Im akuten Infektionsfall zeigen sich nur beim Rind unspezifische Symptome wir Milchrückgang, Fieber und teilweise Durchfall. Primär äußert sich die Infektion aber bei trächtigen Wiederkäuern aller Art mit Zeitverzug von mehreren Wochen bis Monaten durch Aborte, Totgeburten oder lebensschwache Neugeborene mit z. T. schweren Missbildungen, vor allem im Bereich des Gehirns, der Wirbelsäule und der Gliedmaßen. Das Vorkommen und der Schweregrad der Veränderung sind dabei vorwiegend vom Trächtigkeitsstadium zum Zeitpunkt der Infektion abhängig. 2012 erreichte das Schmallenberg-Virus Baden-Württemberg und führte zu einer schnellen Durchseuchung. Ende 2012 wiesen 90 % der untersuchten Rinder Antikörper auf. Aufgrund der Durchseuchung und der dadurch gebildeten Antikörper bildete sich ein flächendeckender, belastbarer Schutz aus, wodurch sich die Ausbrüche in der Folge verringerten und das Virus schließlich klinisch gesehen von der Bildfläche verschwand. Leider zeigte sich die Immunität als wenig beständig, bereits ab 2013 konnte ein Rückgang der Antikörper beobachtet werden. Im folgenden Jahr waren viele der Tiere wieder seronegativ, ebenso wie die Nachkommen. Im September 2015 wurde das Schmallenberg-Virus erstmalig wieder in Proben nachgewiesen. Mittlerweile konnten in fünf Fällen Virusnachweise erbracht werden und analog zur ersten Infektionswelle steigen die Antikörpernachweise rasch an. Inzwischen liegt die Seroprävalenz in den untersuchten Proben von Rindern, die nach dem ersten Januar 2014 geboren wurden, bei 70 %, Tendenz rasch steigend. Derzeit ist aus klinischer Sicht im akuten Stadium der neuen Infektionswelle weniger mit Komplikationen bei Trächtigkeit und Geburt zu rechnen, sondern vielmehr mit zunächst symptomlosen Verläufen bzw. unspezifischen Krankheitssymptomen. Es steht zu befürchten, dass mit Zeitverzug mit vermehrten Geburtsschwierigkeiten, sowie Aborten, Totgeburten, lebensschwachen Neugeborenen sowie Missbildungen zu rechnen ist. Gegen eine Infektion mit dem Schmallenberg-Virus gibt es keine gezielte Therapie. Seit Februar 2015 ist in der EU ein inaktivierter Impfstoff für Rinder und Schafe zugelassen. Ansonsten kann als weitere Maßnahme nur die Anwendung von Mitteln zum Schutz vor blutsaugenden Insekten in Betracht gezogen werden, die nach bisherigen Erkenntnissen aber nur sehr begrenzt wirken. Review bltk (FW)