Die Taufe nach dem Neuen Testament Wer das Wort "Taufe" hört, denkt spontan a n - - - - - - - - - - - - - - - Dies hat jedoch mit der biblischen Taufe wenig bis nichts zu tun. Im Neuen Testament finden wir zwei verschiedene Taufarten: die vormessianische des Johannes und die messianische der Gemeinde Jesu. Da das Kirchen- oder Gemeindeverständnis vom lnhalt und der Praxis der Taufe bestimmt wird, ist die biblische Aufarbeitung dieser Lehre grundlegend! A. Alttestamentliche Waschungen Das Alte Testament kannte rituelle Waschungen und Reinigungsbäder (vgl. 3.Mo 14,8; 17,16 usw.). Bei den Propheten wurden Waschungen zum Sinnbild für die Reinigung von den Sünden: Jes 1,16-17: "Wascht euch, reinigt euch! Laßt ab von eurem üblen Treiben! Hört auf, vor meinen Augen Böses zu tun! Lernt, Gutes zu tun! Sorgt für das Recht! Helft den Unterdrückten! Verschafft den Waisen Recht, tretet ein für die Witwen!" Ez 36,25: ",ch gieße reines Wasser über euch aus, dann werdet ihr rein. Ich reinige euch von aller Unreinheit und von allen euren Götzen." Im 1. Jh. n. Chr. kam bei den Juden die Proselytentaufe auf. Proselyten waren Heiden, die zum Judentum übertraten. Diese Taufe wurde sowohl an Männern wie auch an Frauen als einmalige Handlung vollzogen. Im Gegensatz zu unserer heutigen Situation waren für die Juden Taufbäder nichts außergewöhnliches. - 8. Die Taufe des Johannes Johannes der Täufer taufte östlich von Jericho im Jordan, weil hier "viel Wasser war" (vgl. Joh 3,23). Er tauchte die umkehrwilligen, erwachsenen Menschen im Wasser unter. Das griechische Wort "baptizein" (= taufen), heißt "untertauchen". Johannes verkündigte: "Ich taufe euch mit Wasser [zum Zeichen] der Umkehr. Der aber, der nach mir kommt ... wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen." (Mt 3,11 ). Die Taufe von Johannes hatte eine doppelte Bedeutung: 1. Sie war ein Zeichen -- - :;:.. - - aufsrene J2h 3,23 -- -:: :- - ------- 2. Sie war eine Vorbereitung f ü r - - - - - - - - - - Jesus hatte keine Sünden zu bekennen. Warum ließ er sich dennoch von Johannes taufen? • Jesus bezeugte öffentlich seinen Gehorsam zum Vater (Mt 3, 15). • Seine Taufe war Hinweis auf seinen gewaltsamen Tod (Mk 10,38; Lk 12,50). • Jesus wollte sich in allen Dingen uns Menschen gleichstellen und seinen Jüngern und den späteren Gläubigen ein Vorbild setzen. Eine solche Wassertaufe ist ein Akt der Demut und Demütigung! Autor: Peter H. Uhlmann Die Taufe 2 C. Die Taufe der Gemeinde Jesu 1. Die biblische Ordnung Vor seiner Himmelfahrt sagte Jesus seinen Jüngern: "Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe" (Mt 28, 18-20). Welcher dreifache Auftrag wird hier deutlich? 1) 2) __________________________ 3) ________________________ Überlege: Wird diese von Jesus gegebene Reihenfolge von den evangelischen und katholischen Landeskirchen eingehalten? Und von den Freikirchen? 2. Die Bedeutung der Taufe Der Inhalt der Taufe wird uns aufgeschlüsselt, wenn wir die Taufformel näher betrachten. Jesus befiehlt: "Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." (Mt 28, 19). Was bedeutet dies? .- a. "Auf den Namen ... " "Auf den Namen ... " ist ein Ausdruck, welcher der damaligen Handelssprache entlehnt ist. Der Getaufte wird nun zum "Inventar" seines Herrn gezählt. Er ist dessen persönliches Eigentum, wie ein Sklave seinem Herrn gehört. Wenn ein Schaf verkauft wurde, wusch der neue Besitzer das Mal des ehemaligen Herrn aus dem Pelz und gab dem Tier sein eigenes Zeichen. Genau so machte es Johannes mit den Menschen, die ihre alten Wege aufgeben und Gott wohlgefällig leben wollten. b. "... des Vaters" Mit der Taufe bezeuge ich, daß Gott für mich seinen Sohn dahingegeben hat (Joh 3, 16). Gott nimmt mich als sein Kind an (Eph 1,5; Gal 3,26). Wörtlich heißt es: "adoptiert", was z.B. mit "Sohnschaft" (Eiberfelder), "Annahme an Sohnes Statt" (ZÜ) oder "zu seinen Söhnen werden" (EÜ) übersetzt wird. Gott ist nun mein Vater geworden (Röm 8, 15). c. "... des Sohnes" Durch die Taufe bekenne ich vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt: • daß Jesus für meine Sünde gestorben und zu meiner Gerechtigkeit auferstanden ist (Röm 3,24; 4,25). • daß ich mein gott-loses Leben in den Tod gebe. Ich beerdige meinen alten Menschen. Jesu Auferstehung ist auch meine Auferstehung zu einem neuen Leben, dem ausschließlich Gott Sinn und Ziel geben soll. Ich stelle mein Leben unter den Herrschaftsanspruch Gottes. Die Taufe 3 Ergänze die folgende Zusammenstellung: ..· . ., ·.·· untertauchen >·· '• auftauchen Römerbrief Kap. 6: V. 4: auf den Tod Christi begraben V.11: für die Sünde tot V. 4: Wandel in einem neuen Leben V.14b: nicht mehr unter dem V. 14b: unter der Gnade Gottes V.11: Kolosserbrief 2,12: Imit Christus begraben mit Epheserbrief 4,22-24: den alten Menschen der den nach Gott geschaffenen, neuen Men- ablegen sehen anziehen Die Taufe bedeutet einen freiwilligen, völligen Bruch mit der Vergangenheit. Wer Jesus nachfolgt, verläßt den Weg des Todes, um den Weg des Lebens zu beschreiten. Die Taufe ist ein Abbild der von Jesus geschenkten Erlösung. Die Taufe als solche bewirkt keine Sündenvergebung, sondern sie ist eine bildhafte, gleichnishafte Handlung. ln Apg 22,19 erzählt Paulus, wie er die Taufe erlebt hatte. Hananias sagte ihm: "Steh auf, laß dich taufen und deine Sünden abwaschen, und rufe seinen [Jesu] Namen an!" 3. "und des Heiligen Geistes." Wir werden auch auf den Heiligen Geist getauft. Dies beinhaltet zwei wichtige Aspekte. Besonders der zweite Punkt, das "Ja" zur Gemeinde, wird oft übersehen. a) Ein Abbild der Taufe im Heiligen Geist Johannes der Täufer hatte prophezeit: ",ch taufe euch mit Wasser zur Buße, der aber nach mir kommt ... wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen" (Mt 3,11 ). Seit Pfingsten ist diese Aussage erfüllte Prophetie: Jesus schenkt je- ·.,., ..,, .. , dem Menschen, der Buße tut, d.h. sich zu ihm bekehrt, den Heiligen Geist (Apg 2,38; 10,47-48; 11,16-17). Die göttliche Seite der Bekehrung nennt die Bibel "wiedergeboren werden" (Joh 3,3) oder "mit dem Heiligen Geist getauft werden(( (Mt 3,11 ). Seide Ausdrücke bezeichnen den Vorgang, daß der Heilige Geist in uns Wohnung nimmt. Die Wassertaufe ist die Antwort des Menschen auf die Gabe des Heiligen Geistes. Hat sich jemand taufen lassen, ohne ztZZZ:::::r:~e-±-s:::Z::~SZ:!. Die Taufe 4 daß er den Heiligen Geist bekommen hat, d.h., ohne daß er bekehrt ist, ist die Taufe ungültig. Genau hier setzt Paulus ein, als er die Johannesjünger in Ephesus fragt: "Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?« (Apg 19,6). Da sie dies verneinen, läßt er sie "auf den Namen Jesu taufen", Paulus legt ihnen die Hände auf und sie bekommen den Heiligen Geist (19,5-6). Die Taufe und der Empfang des Heiligen Geistes gehören bei allen Berichten des Neuen Testaments zusammen: > Als sich Jesus taufen ließ, schwebt der Heilige Geist wie eine Taufe auf ihn hernieder ("sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen" (Mt 3, 16). > Nach der Pfingstpredigt antwortete Petrus, den fragenden Juden: "Kehrt um, und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung seiner Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen« (Apg 2,38). > Zwischen den Samaritern und den Juden gab es seit Jahrhunderten eine tödliche Feindschaft. Philippus evangelisierte und viele Menschen bekehrten sich und sie lassen sich taufen. Eigenartigerweise bekommen sie erst den Heiligen Geist, als Petrus und Johannes von Jerusalem herabkommen und ihnen die Hände auflegten. Diese beiden Männer waren Zeugen dafür, daß dieser Haß überwunden war, sonst hätte es eine judenchristliche Gemeinde und eine Samariter-Christengemeinde gegeben, die sich womöglich weiter ausgeschlossen und bekämpft hätten. Halten wir fest: Auch hier steht die Taufe mit dem Empfang des Heiligen Geistes in unmittelbarer Folge. > Wie ist die Reihenfolge der Heilsaneignung, als Petrus beim Römer Cornelius zu Gast war und ihm das Evangelium predigte? Apg10,44: ________________________________________________ V.45: "Die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, konnten es nicht fassen, daß auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde.« V.47: "Sie hörten sie in Zungen (= fremden Sprachen) reden und Gott preisen." V.47f: Was ordnet Petrus an? - - - - - - - - Mit welcher B e g r ü n d u n g ? - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 11,1-18: Weil Petrus mit einem unbeschnittenen Heiden Gemeinschaft hatte, sieht er sich gezwungen, eine Verteidigungsrede zu halten. Welches ist auch hier der Höhepunkt von Gottes Wirken? V.15: Darum hat er sie auch getauft (V.16-18). ln 1.Kor 12,13 schrieb Paulus: "Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt." - Auch hier: Ohne Geistesempfang ändert sich nichts an unserem Leben und an unserem Verhältnis zu unseren Mitmenschen! Die Taufe ist das Abblid dieses Geistesempfangs. Weitere Bibelstellen: Eph 4,4-6; Hinsichtlich des Geistesempfangs bedeutet die Taufe zweierlei: • Ich stelle mein altes Leben unter das gerechte Gericht Gottes. Dies meint Johannes, wenn er sagt, der Messias werde uns mit Feuer taufen. Das Feuer soll die Ungerechtigkeiten meines Lebens vertilgen (1.Kor 3, 11-12). • Durch seinen Geist macht unser himmlischer Vater uns zu einer neuen Schöpfung. Er will sich in uns verherrlichen (2.Kor 5,17; Joh 14,23). in der Taufe bekenne ich mich somit zur Notwendigkeit der persönlichen Heiligung, d.h. ich will zu Christus "hinwachsen" (Eph 4, 15), damit ich dem Bild des Sohnes gleichgestaltet werde (Röm 8,29). Die Taufe 5 b) Ein frohes und festes "Ja" zur Gemeinde Jesu! Die Taufe ist das sichtbare Zeichen der Aufnahme in die Gemeinde; wir werden dadurch vollwertige Gemeindeglieder (Apg 2,41; 10,47, Apg 11,1-18). Eine andere Art der Aufnahme kannten die ersten Gemeinden nicht. Paulus ermahnte die zerstrittenen Gläubigen in Karinth: "Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt." (1.Kor 12,13). Indem sich ein Bekehrter in einer örtlichen Gemeinde taufen läßt, bekennt er: "Ich will als treues Glied beim Bau der Gemeinde mitarbeiten." Ebenso wie der Täufling "Ja" zur Gemeinde sagt, sind die Gläubigen verpflichtet, den Getauften als vollwertigen Christ aufzunehmen, unabhängig von dessen Fähigkeiten, seiner Herkunft oder sozialen Stellung. Wo dies nicht geschieht, wird das Christuszeugnis unglaubwürdig. Für die Gläubigen: Keiner glaubt für sich allein! Der Glaube der Brüder und Schwestern stärkt den Glauben des Einzelnen! Ein bekehrter Christ, der meint auf eine verbindliche Gemeindemitarbeit verzichten zu können, ist ein kranker Christ. Testfrage: Wie verhalte ich mich, wenn ein Alkoholiker, Drogensüchtiger oder eine Prostituierte in unserer Gemeinde zum Glauben findet und sich taufen lassen will? Bemerkung zur Taufformel: ln der Apostelgeschichte lesen wir, daß die Gläubigen "auf den Namen Jesu Christi" getauft wurden (z.B. Apg 2,38). Diese Formel ist inhaltlich der trinitarischen von Mt 28 sehr ähnlich, denn wer Jesus angehört, bekennt sich auch zum Vater (Joh 14,9) und zum Heiligen Geist (Joh 15,26). Wichtiger als äußere Formeln ist der Inhalt, dem wir der Taufe geben. Laß dich nicht beunruhigen, wenn gewisse Leute meinen, nur die eine oder andere Formel sei gültig! 411111111111111111111111111111111111111_. D. Bekenntnistaufe oder Säuglingstaufe? Die Argumente für die Säuglingstaufe haben sich in den letzten Jahrhunderten kaum geändert. Hier die wichtigsten und deren Erwiderung: ~ Vier Mal wird in der Apostelgeschichte erwähnt, daß sich ganze Hausgemein- schaften taufen ließen (Apg 10,48; 16,15.33; 18,8). Immer wieder wird behauptet, hier seien auch Kinder in nicht entscheidungsfähigem Alter mitgetauft worden. Obwohl die Texte nichts von Kindern und noch weniger von Säuglingen sagen, wird dies stillschweigend vorausgesetzt. Was spricht dagegen, daß Kinder mitgetauft worden sind? Beschränken wir uns auf die Geschichte von Cornelius, da sie am ausführlichsten erzählt wird (Apg. 10). Nur auf entscheidungsfähige Menschen treffen folgende Punkte zu: 1. Bei Cornelius sind Leute versammelt, die "das Wort hören" (V 44). 2. Sie erhalten die Gabe des Heiligen Geistes (V.45). 3. Sie reden in Zungen (fremden Sprachen) und preisen Gott (V.46). 4. Endlich werden diejenigen getauft, die den Heiligen Geist empfangen haben (48). 5. Diese Taufen im Haus von Cornelius hat Petrus in der Gemeinde Jerusalem zu verantworten ( 11, 1-8). Ausdrücklich sagt er, er habe nur Personen getauft, die zum Glauben gekommen seien und den Heiligen Geist empfangen hätten (11, 17)! Die Taufe 6 Eine Formulierung im Brief des IGNATIUS an Polykarp (um 110-117) hilft uns, den Begriff "Haus" richtig zu verstehen. Er schrieb:". .. mit ihrem ganzen Haus und den Kindern" (lgn. an Pol 8,2). Hier werden die Kinder vom "Haus", d. h. von den Hausgenossen unterschieden. Dieser und ähnliche Texte der Apostelgeschichte (2,41; 8,12; 8,35-39; 10,44-48; 16,14-15.32-33; 18,8 und 19,5) bestätigen eindeutig den folgenden Ablauf der urchristlichen Taufpraxis: 1) Die Menschen hören auf die Verkündigung des Evangeliums 2) Sie bekehren sich zu Christus 3) Sie lassen sich taufen 4) Sie werden im Glauben unterrichtet. Ein Vergleich weiterer ähnlicher Texte ergibt folgende Resultate: ~'J7;~;1{e;. i6!"1'S•'· .· " ~eP11$1u~:· . 1 zu und die 2 Wir sind alle ver- Lydia sammelt, um dich Frauen härten anzuhören (33). dem Wort von Paulus zu 13-14. 3 .Der Heilige Geist Der Herr tat Lydia fiel auf alle, die das Herz auf (14). das Wort härten" (44). 4 Petrus befahl, daß diejenigen, die den Heiligen Geist empfangen hatten, getauft würden des Paulus predigte in der Synagoge (4) und bezeugte den Juden, daß Jesus der Christus sei 5 . .Krispus ... kam mit seinem ganzen Haus zum Glauben an den Herrn und viele Korinther, die zu härten, wurden läubi habe das "Als sie getauft .Er ließ sich so- ... und ließen sich .Ich Haus des Stephaworden war, sie gleich mit allen taufen" (8). und ihr Haus" (15). Angehörigen taunus getauft" (16). fen" (33). 47 . 5 Bleibt noch einige Gemeinschaft mit Gastfreundschaft den Gläubigen und Freude im Tage! (48) (15). ganzen Haus (34). .Sie haben sich in den Dienst der Heiligen gestellt" 16,15. 1: 2: 3: 4: 5: Wie werden wir errettet? das Evangelium hören hören, glauben, den Heiligen Geist empfangen Taufe Auswirkung des Glaubens ~ Es wird gesagt, daß vor allem fiir missionarische Gebiete die Gläubigentaufe die richtige sei. Frage: Steht nicht jede Kirche, besonders auch im entchristlichten Europa, an missionarischer Front? Eine Kirche die nicht missioniert, hat demissioniert! ~ Es wird versichert, die Säuglingstaufe könne nur dann ausgeführt werden, wenn Eltern und Paten gläubig seien. Weil der Säugling weder mit Ja noch mit Nein antworten kann, sollen die Eltern eine christliche Erziehung garantieren. Das ergibt allerdings unlösbare Probleme: • Im Neuen Testament wird der Glaube existentiell verstanden, d. h. ich kann nicht für Andere glauben. Weder Eltern noch Paten können für den Säugling ein Glaubensbekenntnis ablegen. Ohne einen persönlich angeeigneten Glauben ist es aber unmöglich, jemanden zu taufen. Die Rechtfertigung durch Christus muß jeder für sich selbst Die Taufe 7 annehmen. Sogar Jesus konnte wohl für uns sterben, aber nicht an unserer Stelle glauben. • Nichts gegen eine biblisch ausgerichtete Erziehung! Wer jedoch meint, durch eine christliche Erziehung werde man Christ, gleicht dem Mann ohne Hochzeitskleid, der sich an die Tafel der Geladenen setzte (vgl. Mt 22, 11-14). Er hat die Formen christlicher Frömmigkeit angenommen, ist jedoch nicht wiedergeboren. Mit der Säuglingstaufe fördert die Kirche die Illusion, daß der getaufte Mensch gerettet sei. Oft lassen sich diese Menschen nur schwer mit dem Evangelium erreichen. Sie sind formelle Kirchenmitglieder, haben aber kaum eine lebendige Beziehung zu Christus. • Ein erwecklicher, lutherischer Pfarrer formulierte dies so: "Wo bleiben diese als Säuglinge getauften Menschen, wenn die Glocken zum Gottesdienst einladen? Schleppt sich die Volkskirche nicht mit einem Heer von wasserbespritzten Heiden zu Tode?" :>Taufe und Bekenntnis zu Jesus gehören im Neuen Testament zusammen. Dies bestreitet keine Kirche. Um das Bekenntnis nach einer Säuglingstaufe nachzuholen, wurden in späteren Zeiten Kommunion und Konfirmation (lat. = Bestätigung) eingeführt. Diese Zeremonie ist dem Neuen Testament fremd. Während bei Säuglingen naturgemäß kein Bekenntnis vorausgesetzt werden kann, wird ein solches bei (ungetauften) Erwachsenen verlangt, wenn sie sich taufen lassen wollen. Verschiedenartige Voraussetzungen der Taufe ergeben notwendigerweise verschiedene Taufarten. Die Bibel kennt jedoch nur "eine Taufe" (Eph 4,5): die Taufe entscheidungsfähiger und für Christus entschiedener Menschen. :> Säuglinge zu taufen, heißt, die neutestamentliche Taufe nach Form und Inhalt zu verändern. Dies bestreitet keine Kirche. Auf mehreren Konzilien (z.B. Synode von Paris von 829) beklagte man die Änderung der Taufpraxis, weil mit der allmählichen Einführung der Kinder- und Säuglingstaufen der Taufunterricht abbröckelte. Nach 1.Petrus 3,21 kann man die Taufe mit einem Bund oder Vertrag vergleichen (griech. "eperotema" = Bitte, Bund, Vertrag). Ändert jemand einen Vertrag nach Form und Inhalt, so wird dies von jedem weltlichen Gericht geahndet. :> Im Neuen Testament wird nirgends die alttestamentlichen Beschneidung mit der Taufe gleichgestellt. Folglich kann man die Säuglingstaufe nicht mit der Beschneidung begründen, wie dies besonders Zwingli gegenüber den Täufern getan hat. Die wahre, neutestamentliche Beschneidung ist diejenige des Herzens (Jer 31 ). Diese "Beschneidung Christi" geschieht nicht mit Händen (Kol 2,11 ). Sie ist im Glauben an Jesus begründet und hat darum eine geistliche Dimension (Röm 2,29). All die alttestamentlichen Gesetze, wie Beschneidung, Opferdienste usw. haben in Jesus ihre Erfüllung gefunden und brauchen im Neuen Bund keinen Ersatz (Kol 2, 16-17). Diese und ähnliche Fragen sind besonders im 20. Jahrhundert von verschiedenen reformierten und lutherischen Theologen aufgearbeitet worden. Für die Schweiz ist vor allem die Arbeit von Markus Barth, Die Taufe ein Sakrament? (1951, 568 Seiten) von recht großer Wichtigkeit. Sein Vater Karl Barth änderte, nachdem er diese Arbeit durchgelesen hatte, sein Taufverständnis. Seide Theologen forderten die Kirche auf, von der Säuglings- zur Erwachsenentaufe zu wechseln. Die Taufe 8 E. Einige oft gestellte Fragen a. Warum ist die Taufe notwendig? Jesus selbst hat die Taufe seinen Jüngern geboten. Darum ist die Taufe ein Gehorsamsschritt. Gehorsam gegenüber Gott und seinem Wort trägt die Verheißung des Segens. Während Jesus sich von Johannes taufen ließ, lesen wir von den Pharisäern und Gesetzeskundigen, sie hätten "den Ratschluß Gottes über sich selber verworfen, indem sie sich nicht taufen ließen" (Lk 7,30). Nach dem Urteil Jesu ist die Taufe auf den Glauben mehr als nur ein äußerlicher oder fakultativer Akt. Die Taufe ist wohl notwendig, aber nicht heilsnotwendig. ln Markus 16,16 lesen wir: "Wer gläubig geworden und getauft worden ist, wird gerettet werden; wer aber nicht gläubig geworden ist, wird verurteilt werden." Wäre die Taufe Bedingung zum Heil, müßte der zweite Satzteil lauten: ". .. wer aber nicht gläubig und getauft worden ist, wird verurteilt werden." Nenne als Beispiel eine Person, die sich nicht mehr taufen lassen konnte und dennoch gerettet ist: (Lk 23,40-43). b. Wann soll ich mich taufen lassen? So bald wie möglich nach der Bekehrung! Die Taufe war bei den ersten Christen der erste entscheidende Ausdruck ihres Glaubens (Apg 2,41; Apg 8, 12.38-39). Sie ist das Zeichen der Beendigung der Bekehrung und nicht so sehr ein späteres Bekenntnis zu dieser Umkehr. Ohne Taufe ist die Bekehrung noch nicht abgeschlossen, obwohl man bereits gerettet ist. Die Bekehrung ist nicht nur ein innerer Vorgang; sie bezieht sich auf den ganzen Menschen, im besonderen auch auf die Dienstbarkeit unseres Leibes gegenüber Gott (Röm 6,6). Die Bekehrung schließt eine innere, wie auch eine äußere, d.h. körperliche Hingabe an Gott ein, die in der Taufe sichtbar wird. c. Wie soll ich mich taufen lassen? Im Griechischen steht für "taufen" das Wort "baptizein~~, was mit "eintauchen", "untertauchen" übersetzt wird. Die Christen der ersten Jahrhunderte ließen sich ganz im Wasser untertauchen. Darum lesen wir zum Beispiel in Apg 8,38-39, daß Philippus mit dem Äthiopier "ins Wasser hinab" und "aus dem Wasser hinaufgestiegen ist". Wird die Untertauchtaufe durch Begießung ersetzt, geht die gleichnishafte Handlung der Taufe (sterben- auferstehen -getauft im Heiligen Geist) verloren. Darum ist das Untertauchen dem Begießen oder Besprengen vorzuziehen (außer bei kranken Menschen). Bei Gläubigen, die sich durch Besprengung oder Übergießung auf ihren Glauben haben taufen lassen, ist es nicht angezeigt, daß sie eine Untertauchtaufe "nachholen". Auch hier ist der Inhalt, d.h. das Glaubenszeugnis, wichtiger als die Form, d.h. die Menge des Wassers. d. Soll ich mich nach der Säuglingstaufe "nochmals" taufen lassen? Eine heiße Frage! Halten wir vorerst einmal fest: Niemand darf zu einer religiösen Handlung gezwungen werden, die er nicht aus innerster Überzeugung bejahen kann. Interessant ist folgendes Ereignis: Als der Apostel Paulus in Ephesus auf JohannesJünger stieß, die Christen werden wollten, ordnete er an, sie auf Christus zu taufen (Apg 19, 1-7). Dabei ist zu bemerken, daß die Johannestaufe nach Form und Inhalt um einiges mehr dem Taufgebot Jesu entspricht, als die Besprengung eines nicht entscheidungsfähigen Kleinkindes. Wer seine Säuglingstaufe als Taufe stehen lassen will, soll dies so tun, wer sich auf seinen Glauben taufen lassen will, dem soll diese Handlung nicht verwehrt werden. Wir wollen keine Kämpfe wegen der Frage der Taufe entfachen! Wir Die Taufe 9 sollten uns auf sachliche Art mit Argumenten und Gegenargumenten auseinandersetzen. Nur so können wir uns entscheiden, welchen Weg wir gehen sollen. Wer sich auf seinen Glauben taufen lassen will, wird seine Säuglingstaufe als eine Darbringung oder Segnung verstehen. Für ihn ist darum die Glaubenstaufe keine "Wiedertaufe", d.h. nochmalige Taufe, sondern eine neutestamentliche Taufe als solches. e. Werden durch die Taufe die Sünden vergeben, wie dies z.B. die katholische Kirche oder Luther lehrt? Luther schrieb im "kleinen Katechismus" auf die Frage: "Was gibt oder nützt die Taufe?- Sie wirkt Vergebung der Sünden, erlöst vom Tode und Teufel und gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die Worle und Verheißung Gottes lauten." Dies ist auch die Lehre der katholischen Kirche, die Luther nicht reformierte. Nach 1.Pe 3,21 dient die Taufe "nicht dazu, den Körper von Unreinheit zu reinigen, sondern sie ist eine Bitte an Gott um ein reines Gewissen aufgrund der Auferstehung Jesu Christi." - Durch die Taufe geschieht also keine Sündenvergebung, sondern sie ist das Zeugnis des Täuflings, daß Christus ihm die Sünde vergeben hat. f. Was tun wir mit den Säuglingen? Als Eltern ihre Kinder zu Jesus brachten, legte er ihnen die Hände auf und segnete sie (Mk 10, 13-16). Nach diesem Vorbild werden in fast allen Freikirchen die Kinder Gott dargebracht und gesegnet (z.B. Täufergemeinden, Freie Evang. Gemeinden, Chrischona, Freie Missionsgemeinden, z.T. auch Methodisten und das Evang. Gemeinschaftswerk). Zugleich bitten wir um Weisheit für die Eltern bei der Erziehung ihres Kindes. Übrigens wurde auch Jesus im Tempel dargebracht! (vgl. Luk 2,21-39). Der alte Sirnon und die betagte Hanna erkannten in ihm den kommenden Erlöser Israels. Manchmal wird bemängelt, eine Darbringung sei äußerlich fast gleich wie eine Säuglingstaufe. Das Problem liegt allerdings bei der Kleinkindertaufe, die in ihrer Form an nichts mehr an die urchristlichen Taufbäder erinnert. g. Fassen wir zusammen Die Säuglingstaufe verstößt gegen das Wesen der neutestamentlichen Taufe, welche Umkehr und Glaube des Täuflings voraussetzt. Die Kindertaufe mißachtet die Freiheit der Entscheidung für oder gegen Jesus - gerade dann, wenn sie mehr ist als ein frommer Brauch. Sollte die Aussage Jesu an die Pharisäer nicht auch für uns eine Warnung sein?: "Ihr verlasset das Gebot Gottes und haltet die Überlieferung der Menschen fest" (Mk 7,8). Durch die biblische Taufe legen wir konkret Zeugnis ab, daß uns Gottes Wort verbindlicher ist als eine unbiblische Tradition (Mt 15, 1-9). Nur der verbindliche Gehorsam gegenüber Gottes Wort trägt die Verheißung des Segens. Auch einige berühmte Theologen haben sich an der Säuglingstaufe gestoßen. FRIEDRICH ScHLEIERMACHER (gest. 1834) erklärte: "Alle Spuren von Kinderlaufe, die man im Neuen Testament hat finden wollen, müssen erst hineingetragen werden." HANS WINDISCH vertrat 1929 zum Ärger traditioneller Theologen die Auffassung: "Die Kinderlaufe der katholischen Kirche bedeutet einen Abfall vom apostolischen Christentum." 1943 schrieb der reformierte Theologieprofessor KARL BARTH in einem provozierenden Aufsatz: "Weil man durch die Schlaftaufe in die Volkskiehe kommt, deshalb gibt es so viel Schlafchristlichkeit und so wenig bekennende Christen." Die Taufe 10 Wie kam es zur Säuglingstaufe? Während Jahrhunderten wurden erwachsene Christen auf ihren Glauben getauft. Die Taufanwärter mußten einen zwei- bis dreijährigen Kurs belegen, bevor sie getauft wurden. Vor der Taufe mußten sie fasten. Am Tag der Taufe legten sie ein Bekenntnis ab, sagten sich vom Teufel los und versprachen ihr Leben zur Ehre Gottes zu leben. Die übliche Taufform war die Untertauchtaufe. Kranke konnten auch mit einer Wanne Wasser übergossen werden (sog. aspersio). Darum findet man bis heute im Mittelmeerraum viele alte, geräumige Taufbecken. Die Besprengungstaufe war gänzlich unbekannt. Die Kinder- oder gar Säuglingstaufe war im 1. und 2. Jh. noch kein Thema. Die erste ausdrückliche Anspielung auf die Kindertaufe finden wir erst um 200 n.Chr.! Interessanterweise verurteilte der Kirchenvater TERTULLIAN den neu aufkommenden Brauch, daß sich Kinder (nicht Säuglinge!) taufen lassen. Er schrieb: "Sie sollen demnach auch kommen wenn sie herangewachsen sind; sie so/~ Jen kommen wenn sie gelernt haben, wenn sie darüber belehrt sind, wohin sie gehen sollen; sie mögen Christen werden, sobald sie imstande sind, Christus zu kennen" (Über die Taufe, 18). Man meinte, durch die Taufe werde die Erbsünde getilgt. Dies führte während Jahrhunderten dazu, daß sich viele Gläubige erst auf dem Totenbett taufen ließen, um so ohne Sünde in die Ewigkeit eingehen zu können (im weißen Taufgewand!). Entsprechend dem Neuen Testament wurde die Taufe eng mit dem Empfang des Heiligen Geistes in Zusammenhang gebracht. Man glaubte sogar, wer getauft würde, erhalte automatisch den Geist Gottes (sog. sakramentales Taufverständnis, das auf magischen Vorstellungen aufbaut). Im 3. Jh. dogmatisierte die römisch-katholische Kirche die Lehre (= als Dogma, Lehrentscheidung festlegen), daß jeder Getaufte, ob Erwachsener oder Kind, automatisch die Sündenvergebung und den Heiligen Geist bekomme (sog. ex opere operato = das Werk bewirkt aus sich selber heraus die Gnade und Erlösung). Dies ist die Lehre der römischkatholischen Kirche bis heute. Weil man sich nun nicht vorstellen konnte, daß schon Säuglinge oder kleinere Kinder den Geist erhalten können (im Sinn einer Wiedergeburt!), zögerte man allgemein sehr lange, Kinder zu taufen. Bis um 400 findet man keinen Kirchenvater(= Bischof, Theologe), der als Säugling getauft worden wäre. Selbst Augustin, der eine gläubige Mutter hatte, wurde nicht als Kind getauft. Als er Christ wurde, ließ er sich mit 33 Jahren taufen. Ambrosius war etwa 35 Jahre alt, als er sich taufen läßt, Paulin von Nola 37, Hieronymus 19, Basilius der Große etwa 25, sein jüngerer Bruder Gregor von Nazianz knapp 30, Chrysostomus 18 usw. Wo man Säuglinge taufte, konnte man auch an heidnische Bräuche anknüpfen. Im Bereich der alten römischen Religion gab es einen Aufnahmeritus des Neugeborenen in die Gesellschaft, der rein formell der Säuglingstaufe sehr nahe kam. Um die Kinder vor Dämonen zu schützen, besprengten die Römer ihre Neugeborenen mit reinigendem Wasser. Am achten Tag geschah dies für die Mädchen, am neunten für die Jungen. Bei dieser Gelegenheit gab man dem Kind den Namen und überreicht ihfjil ·GP., schenke! · · " Kurz vor 400 n.Chr. geschah etwas für das Christentum unfaßbares: Der christliche Kaiser Theodosius machte zwangsweise die römisch-katholische und griechisch-orhtodoxe Kirche (damals noch eine Kirche) zur Staatsreligion. Alle anderen Kirchen und das Heidentum wurden staatlich verboten! Die Intoleranz und der Fanatismus des Mittelalters begann. Alle Bürger mußten sich nun taufen lassen, auch wenn sie gar keine Christen sein wollten. Zwischen 700-750 wirkte der Angelsachse Bonifatius und seine Mitarbeiter in den germanischen Gebieten als Missionar. Es kam zu Massentaufen von unterworfenen Stämmen und zur zwangsweisen Eingliederung ins fränkische Reich. Nördlich der Alpen wurde die Säuglingstaufe mit Feuer und Schwert eingeführt. Karl der Große (768-814) hatte auf äußerst blutige Weise in harten Kämpfen die Sachsen erobert und unter seine politische Herrschaft Die Taufe gebracht. ln den berüchtigten Verordnungen hielt er fest: Wiederum wird deutlich: Wer nicht Christ sein wollte, wurde umgebracht, wie wenn Jesus jemals solche Gedanken der Intoleranz gelehrt hätte! Die Säuglingstaufe wurde zum Zeichen der politischen Loyalität! Sie wurde zu einem Art Untertaneneid gegenüber dem Kaiser und seinem Reich, d.h. ein politischer Akt mit einer christlichen Glasur. Wir sprechen von einer ideologischen Verfremdung. Die Säuglingstaufe verstärkte die Identifikation von Staatsbürger und Christ bis zur Unerträglichkeit. Die Kirche selbst war froh, einen starken Kaiser zu haben, damit man ungehindert aus Heiden Christen machen konnte, was äußerlich auch weitgehend gelang. Mit dem Tauf- und Gemeindeverständnis des Neuen Testaments haben diese Maßnahmen nichts mehr zu tun. f_I"7171/I/I/I/.I/A?A'/I/I/I/AI'/I/I/A?ICI/Hhfi'71/171/.I/~IYI/4"/I/I/I/AIII'YAT/17.171/.I/~ Eine Art "Säuglingstaufe" war den ~ ~ Germanen nicht fremd. Ein Historiker ~ schreibt: "Es genügte bei den Germanen ~ I ~ nicht, einfach auf die Welt zu kommen, ~ um Anrecht auf Leben in der Sippe zu ~ haben. Der Vater mußte ein Neugeborenes erst in die Sippe einführen, um ihm ~ die Daseinsberechtigung zu verschaffen. Erst wenn der Vater das Kind auf die ~ Knie nahm, ihm einen Namen gab, es symbolisch durch Besprengen mit Wasser reinigte und ihm Nahrung spendete ~ und sei es nur ein Tropfen Honig - war ~ es in die Sippe aufgenommen. Machte das Kind einen schwachen oder ge~ brachliehen Eindruck, kündigten Träume I I I I I ~ Unheil an, war die Versorgung der Sippe ~ ~ nicht gesichert, dann setzte man das ~ Kind aus. Ein Leben außerhalb der Sippe ~ gab es nicht." ~ I I ~..W/.I/,#7.1/I/I/..w'I/A?~.#'APY.I/17.1/I/.1/.I/171.4971/171/#".1/.4""/1.4ll\!l"7.AI'7.1/I/I/I/IYI7A"'j "Wenn einer hinfort im Volk der Sachsen ungetauft sich verstecken und sich unter ihnen verbergen will, zur Taufe zu kommen unterläßt und Heide bleiben will, der soll des Todes sterben. ... Ebenso beschloß man, in diese Satzungen aufzunehmen, daß alle Kinder innerhalb eines Jahres getauft werden sollen; auch das bestimmen wir, wenn es jemand unterläßt, sein Kind im Laufe eines Jahres zur Taufe darzubringen ohne Wissen und Erlaubnis des Priesters, er 120 Goldstükke an den Fiskus entrichten soll, wenn er aus adligem Geschlecht stammt, 60, wenn er ein Freigeborener, 30, wenn er ein Lite [= Höriger] ist." (Die Beträge bedeuten einen finanziellen Bankrott.) ~ 11 i ~ ~ ~ I I ~ I ~ ~ ~ ~ ! Südlich der Alpen entwickelte sich die Taufpraxis sehr uneinheitlich. Durch die Kindertaufe verfiel der Taufunterricht Dies hatte weitreichende Folgen: Die persönliche Glaubensbefragung und die persönliche Verpflichtung zur Christusnachfolge fielen weg. Zugleich ließen sich aber immer noch Erwachsene auf ihren Glauben taufen. Erst um 1250 n.C. (!) wurde z.B. in Florenz das letzte große Baptisterium Oberitaliens für die Taufe Erwachsener vollendet (es steht noch heute). Baptisterien sind meistens kreisförmige Taufkapellen. Auf mittelalterlichen Malereien in Baptisterien, Kirchen und Büchern findet man fast ausschließlich die Taufe Erwachsener dargestellt. Noch immer zweifelten selbst Theologen, ob wirklich schon Säuglinge bei der Taufe wiedergeboren würden. Viele Eltern brachten darum ihre Kinder nicht zur Taufe. Um mit dem weißen Taufgewand in die Ewigkeit hinübergehen zu können, ließen sich viele Menschen, auch Mönche und Nonnen, erst auf dem Totenbett taufen, andere starben ungetauft, weil sie vom Tod überrascht wurden. Wurden Säuglinge getauft, tauchte man auch sie im Wasser unter, so wie dies noch heute in der griechisch-orthodoxen Kirche und der katholischen Diözese Mailand der Brauch ist. Erst um 1250 wurde die Begießungstaufe als gleichwertig angesehen (aber noch lange nicht überall praktiziert). Die Reformatoren des 16. Jhs. betonten sehr stark die objektive Heilstatsache (z.B. daß Jesus für uns gestorben und auferstanden ist). So predigten sie: Wer glaubt, ist gerechtfertigt. Die Heilsaneignung, d.h. die Bekehrung und Wiedergeburt war dagegen nur sehr schwach ausgeprägt. Diesen objektiven Charakter übertrugen die Reformatoren auch auf das Taufverständnis, obwohl dies Johannes der Täufer, Jesus und die Apostel nicht getan hatten (siehe Tabelle auf nächster Seite). Damals hatten es die Pfarrer mit einem Volk zu tun, das weitgehend nichts vom Evangelium wissen wollte (leider hat sich diesbezüglich nicht viel geändert). Die meisten Pfarrer lebten in einem veräußerlichten Glauben. Einen lebendigen Glauben pfleg- Die Taufe ten nur wenige Menschen. Also blieb für die Tauflehre nichts anderes übrig, als Gott als den Taufenden (so nach Luther) und Handelnden zu sehen, auch wenn die neutestamentlichen Bibelstellen dies gar nicht aussagen. Durch die Säuglingstaufe blieb der Täufling gänzlich entmündigt, was den Staatsinteressen entgegenkam. 12 Die Bekehrung und geistliche Wiedergeburt kam erst mit dem Pietismus des 17. Jhs. zum Zug und wurde von den orthodoxen Lutheranern und reformierten Kreisen stark bekämpft. Auch für die Pietisten war es zu gefährlich, das Taufverständnis ändern zu wollen. Mit der Taufe haben die Säug- Nach V.2 gilt dies nur für Menschen, "die für die Sünde tot sind", linge Anteil am Tod und der d.h. für wiedergeborene Christen. Säuglinge, ob getauft oder Auferstehung Jesu (Röm 6,3- ungetauft, haben denselben Gnadenstand vor Gott. 5). Die Taufe ist ein gnädiges Dazu gibt es keinen neutestamentlichen Beleg. Die Taufe ist Handeln Gottes am Men- vielmehr das Zeugnis des Glaubenden, daß ihn Gott aus Gnade gerettet hat. Nach 1.Pe 3,21 ist die Taufe "eine Bitte an Gott um schen. ein reines Gewissen aufgrund der Auferstehung Jesu Christi. II "So gewiß das Wasser meinen Leib von der Unsauberkeit gereinigt hat, so gewiß bin ich durch Christi Blut und Geist gereinigt von allen meinen Sünden" (Heidelberger Katechismus). Dies kann ein Säugling nicht bekennen. Die im Heidelberger Kathechismus angeführte Bibelstelle von Apg 2,38 bezog sich ausschließlich auf erwachsene Menschen. Nur sie konnten fragen: "Was müssen wir tun, um gerettet zu werden?" Die Kinder sollen "durch die Taufe ... der christlichen Kirche einverleibt und von den Kindem der Ungläubigen unterschieden werden ... " (Heidelb. Katechismus der ref. Kirche). Diese Formulierung setzt eine Wiedergeburt voraus, da nur wiedergeborene Menschen zur wahren Kirche gehören können. - Damals gab es keine "Kinder von Ungläubigen", denn es bestand bei Todesandrohung Taufzwang.- Und heute? Sind ungetaufte Kinder ausgeprägtere Heiden als die "wasserbespritzten Heiden" unserer Tage? "... denn an die Stelle der Beschneidung, des Zeichens des alten Bundes, ist im Neuen Testament die Taufe eingesezt" (Heidelb. Katechismus). Dazu gibt es keinen neutestamentlichen Schriftbeleg. Wir finden jedoch das Gegenteil: Mit Jesus Christus werden die Familien gespalten: Gläubige gegen Ungläubige (Mt 10,34-37!). Jesus hat den Volkscharakter des jüdischen Glaubens aufgebrochen. Dies wird auch im Verhältnis des Passahs zum Abendmahl deutlich. Das Abendmahl wird zum BekenntnismahL "So wahr und wirklich, wie uns äußerlich sichtbar das Wasser gewaschen hat, sind unsichtbar unsere Sünden abgewachen" (Heidelb. Katechismus). Also sind dem Säugling doch die Sünden vergeben - aber welche? Die Katholiken sagen deutlich, daß es die Erbschuld ist. Paulus spricht ähnliche Worte in 1.Kor 6,11, allerdings von Menschen, die durch die Taufe ihre Umkehr bezeugten. Die Taufe ist ein Gnadenzei- Die Taufe ist vielmehr die Antwort des Menschen auf die in chen. Christus empfangene Gnade der Erlösung und des Heiligen Geistes (Apg 10,47; 1.Pe 3,21). Die Taufe ist ein Siegel für Wir lassen uns taufen, weil uns Gott mit dem Heiligen Geist den Glauben. versiegelt hat (2. Kor 1,22; Eph 1, 13). Luther schrieb im "kleinen Katechismus" auf die Frage: "Was gibt oder nützt die Taufe?- Sie wirkt Vergebung der Sünden, erlöst vom Tode und Teufel und gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die Worte und Verheißung Gottes lauten." Dies ist auch die Lehre der katholischen Kirche. Nach 1.Pe 3,21 geschieht durch die Taufe keine Sündenvergebung, sondern sie ist das Zeugnis des Täuflings, daß Christus ihm die Sünde vergeben hat. 13 Auf Grund des Neuen Testaments ist es für Luther keine Frage, daß die Taufe den Glauben voraussetzt. Stellvertretenden Glaube lehnt er strikt ab, selbst bei der Säuglingstaufe! Dies nötigt Luther zur Annahme, bei der Taufe einen "SäuglingesGlauben" vorauszusetzen, ein wohl eher schwer nachvollziehbarer Gedanke. 1525 griff er in seiner Predigt mit beispielloser Schärfe und Logik alle diejenigen an, die die Taufe vom persönlichen Glauben trennen wollen: " ... Auch die Ausrede hilft ihnen nicht, daß sie sagen, die Kinder taufe man auf ihren zukünftigen Glauben, wenn die zur Vernuft kommen. Denn der Glaube muß vor oder in der Taufe da sein, sonst wird das Kind nicht los vom Teufel und den Sünden. Darum, wenn ihre Meinung recht wäre, so wäre das alles Lüge und Spötterei, was mit dem Kind bei der Taufe getan wird. Denn da fragt der Täufer: Glaubt das Kind?, und man antwortet: Ja, an seiner Statt. Und: Will es getauft werden?, da antwortet man auch: Ja, an seiner Statt. Und dennoch wird niemand an seiner Statt getauft, sondern es wird selbst getauft. Darum muß es doch selbst glauben, oder die Paten müssen lügen, wenn sie sagen an seiner Statt: Ich glaube . ... "(Erl. Ausg. 11, SOff oder W.A. XVII, II, 79-81 ). Zwingli wollte zuerst die Erwachsenentaufe einführen, schreckte dann jedoch wegen den gesellschaftlichen Konsequenzen zurück. Die Bürger eines Kantons hätten sich selber entscheiden können, ob sie hätten reformiert werden wollen. Zwingli sah die Taufe als einen Bekenntnisakt, bei dem allerdings der Säugling nichts zu bekennen hatte. Mit besonderem Nachdruck begründete er die Taufe mit der Beschneidung des Alten Testaments. Er entschloß sich, die staatliche Zwangskirche beizubehalten. So bestand weiterhin Taufzwang, wie auch der Zwang, zur Kirche zu gehen. Eine biblische Tauflehre wurde im Keim erstickt. Die Täufer führten die Taufe als Bekenntnistaufe bei Erwachsenen ein. Sie hatten diesen Gedanken von Zwingli übernommen und fanden ihn in der Bibel bestätigt. Sie wurden jedoch zu Zehntausenden hingerichtet und zu Tode gequält. Staat und Kirche mußten nach dem Willen der Reformatoren deckungsgleich bleiben. Dies war für die Täufer ein unerträglicher Zustand, weil sie Gemeinden nach dem Neuen Testament bauen wollten. Die staatliche Zwangstaufe bekam für sie den gleichen Rang, wie bei den Frühchristen der Kaisereid, den ein wirklicher Christ nicht leisten konnte. Die Konsequenz war die gleiche, wie gut tausend Jahre zuvor: Verfolgung, Marter, Gefängnis Tod oder Verbannung. Ende des 18. Jhs. begannen einzelne Professoren an theologischen Fakultäten kritische Gedanken zur Tauflehre zu formulieren. Einer der berühmtesten Theologen des 19. Jhs., Friedrich Schleiermacher (gest. 1834), erklärte ohne wenn und aber: "Alle Spuren von Kindertaufe, die man im Neuen Testament hat finden wollen, müssen erst hineingetragen werden." Der Katholik Hans Windisch vertrat 1929 zum Ärger traditioneller Theologen die Auffassung: "Die Kindertaufe der katholischen Kirche bedeutet einen Abfall vom apostolischen Christentum." 1943 schrieb der reformierte Theologieprofessor Karl Barth in einem provozierenden Aufsatz: "Weil man durch die Schlaftaufe in die Volkskiehe kommt, deshalb gibt es so viel Schlafchristlichkeit < und so wenig bekennende Christen." ~ Barth lehrte, die reformierte Kirche solle möglichst bald die Säuglingstaufe aufgeben und zur urchristlichen Bekenntnistaufe zurückfinden. Er hatte die große Arbeit seines Sohnes Markus studiert: "Die Taufe ein Sakrament?" Markus Barth, ebenfalls Professor für reformierte Theologie, kam im erwähnten Buch - einer umfassenden Forschungsarbeit - zu folgenden Schlußfolgerungen: " ... das Neue Testament spricht nicht von einer Taufe unmündiger Kinder. ... Weil der Vollzug der Taufe an Säuglingen völlig unmöglich macht, daß die Taufe ein Akt der Buße und des Bekenntnisses des Täuflings ist, widerspricht die Praxis der Kindertaufe dem Befehl "Machet zu Jüngern, indem ihr tauft!" und dem Befehl: "Laßt euch taufen!" ... Ist die Wassertaufe Gebet um die Geisttaufe oder Bestätigung der Geisttaufe, so kann die Kindertaufe nicht als maßgebliche Form der Taufe gelten" (S. 164). "Geisttaufe" ist hier ein anderer Ausdruck für die geistliche Wiedergeburt bei der Bekehrung. Barth DieTaufe brachte den Mut auf, seine Kinder nicht taufen, sondern darbringen zu lassen. Der eigentliche Grund, warum die Großkirchen bis heute an der Säuglingstaufe festhalten, dürfte nicht theologische, sondern kirchenpolitische Gründe haben. So bekannte Luther 1530: "Und wenn man jetzt die Großen und Alten taufen wollte, so glaub ich wahrlich, daß sich nicht der zehnte Teil taufen ließe" (Martin Luthers Evangelienauslegung, Das Matthäus-Evangelium, S. 660). Wenn sich kaum noch 10% der Bevölkerung taufen lassen würden, wäre dies das Ende der Großkirchen. Auch hier stellt sich die Frage: Wollte Jesus eine Massenkirche gründen oder eine Gemeinde von Menschen, die sich ihm verpflichten? Ein altes Wort der Reformatoren sagt: ,.Ecclesia semper reformanda" - ,.Die Kirche muß sich fortwährend reformieren". - Wie wir aus einigen wenigen Zitaten gesehen haben, haben etliche prominente Theologen dafür geworben, die urchristliche Taufpraxis neu zu entdecken. Einzelne Autoren erinnern auch daran, daß Jesus mit vielen jüdischen Tradition gebrochen hatte, um den Willen seines Vaters im Himmel auszuführen. Folgende Freikirchen üben die Bekenntnistaufe (in Klammem Entstehungszeit): Täufer oder Mennoniten (1525), Baptisten (um 1600), Freie Evangelische Gemeinden (1817), Evangelische Täufergemeinden (Neutäufer, 1832), Vereinigung Freier Missionsgemeinden (1967), Schweiz. Pfingstmission (SPM, 1907), Gemeinde für Urchristentum (GfU, 1927) sowie alle neueren Freikirchen. Seit etwa 1970 haben sich die ehemals landeskirchlichen Chrischona-Gemeinden in der Schweiz entschieden eine Freikirche zu werden und üben die Erwachsenentaufe. Die Evang.-methodistische Kirche (EMK) segnet ebenfalls zunehmend die Säuglinge und praktiziert die Glaubenstaufe. Im Evangelisches Gemeinschaftswerk (Kt. Bem, EGW) werden sowohl Säuglinge getauft, wie auch dargebracht und Menschen auf ihren Glauben getauft. ln den reformierten Kirchen der Schweiz werden z. T. die Säuglinge ebenfalls dargebracht und einige wenige Pfarrer oder Synodalräte lassen sich auf ihren Glauben taufen. 14