Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken Steuerung der

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News ● Aktuelles aus Politik, Wirtschaft und Recht
10.01.11 Geldschöpfung
© Verlag Fuchs AG
Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken
Durch die Gewährung von Krediten schaffen die Geschäftsbanken neues Geld. Der Anteil von Buchgeld an
der Geldmenge wird erhöht.
Bezahlen Kunden am Bankschalter Geld auf ihre Konten ein, so können sie dieses Geld jederzeit wieder abheben.
Die Banken wissen aber, dass nicht alle Kunden ihre Bankeinlagen gleichzeitig zurückziehen werden. Es genügt,
wenn die Banken z.B. 20% vom einbezahlten Geld als Reserve bei sich behalten, um ihren Kunden gegenüber
zahlungsfähig zu bleiben. Mit den restlichen 80% können sie den privaten Haushalten und den Unternehmen Kredite gewähren.
Mit dem Ausleihen von Geld erhöhen die Geschäftsbanken die Geldmenge. Dieser Vorgang wird als Geldschöpfung bezeichnet.
© Verlag Fuchs, Die Volkswirtschaft
Steuerung der Geldmenge durch die Nationalbank
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat primär die Aufgabe, die Geldversorgung im Land zu steuern.
Die SNB kauft von den Geschäftsbanken Wertpapiere, wobei die Geschäftsbanken der SNB garantieren, diese
Wertpapiere später zurückzukaufen. So erhalten die Geschäftsbanken flüssiges Geld, das sie für ihre Geschäfte
verwenden können, z. B. für Kreditvergaben. Die Nationalbank erhöht so das Angebot an flüssigem Geld auf dem
Markt.
Wenn es von etwas (einem Sachgut oder auch von Geld) zu viel hat, sinkt dessen Wert. Beim Geld sinkt der Preis
für das Geld, der Zins. Die Geschäftsbanken können ihren Kunden Kredite zu günstigeren Bedingungen gewähren.
Wenn im Land zu viel Geld im Umlauf ist (eine zu hohe Liquidität herrscht), verkauft die Nationalbank den Geschäftsbanken wieder einen Teil der oben erwähnten Wertpapiere. Dadurch ist weniger Geld im Umlauf. Die
Geldmenge wird knapper. Die Geschäftsbanken verlangen daher von ihrer Kundschaft höhere Zinsen, wenn diese
um Kredite nachsuchen.
Die Nationalbank informiert die Öffentlichkeit, in welche Richtung sie ihre Geldpolitik steuern will, wie sich die
Zinsen für Kredite entwickeln sollen. Sie erhöht oder senkt den Leitzins. Diese Ankündigung ist für die Wirtschaft
ein wichtiges Indiz, damit sie ihre Investitionen planen kann.
© Neue Luzerner Zeitung, Auszug von Ruedy Küng, Leiter Raiffeisenbank
Schweizer Wirtschaft zieht an
Die Schweizer Konjunktur legt wieder kräftig zu. Das ist eine gute Nachricht, und doch bringt sie die Nationalbank ins Dilemma.
Seit Donnerstag ist klar, wie gut sich die Schweizer Wirtschaft von der Finanz- und Wirtschaftskrise erholt hat.
Verglichen mit dem 3. Quartal 2009 ist das Bruttoinlandprodukt konkret um 3,0 Prozent – also kräftig – gewachsen.
Kauflust treibt Aufschwung
Getragen wurde die Erholung vom privaten Konsum, also von der Kauflust der in der Schweiz lebenden Personen.
Die deutlich gesunkene Arbeitslosigkeit hat die Ausgabenfreudigkeit beflügelt. Ebenfalls zugelegt hat der Staat.
Im Schnitt glauben auch die Firmen wieder an bessere Zeiten und haben ihre Investitionen hochgefahren. Der
Aufschwung ist dabei breit abgestützt. Das heisst: Mit Ausnahme der Landwirtschaft haben alle Branchen ihre
Leistung erhöht – allen voran der Finanz- und Immobiliensektor.
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10.01.11 Geldschöpfung
© Verlag Fuchs AG
Wäre die Schweiz also eine unabhängig vom Ausland funktionierende Insel, müsste sich Philipp Hildebrand (Präsident der SNB) kaum Gedanken machen. Er könnte Mitte Dezember quasi bedenkenlos den Leitzins anheben; die
Wirtschaft scheint definitiv nicht mehr auf billiges Geld und tiefe Zinsen angewiesen zu sein. Sie ist genug auf
Touren gekommen, um auf diesen Antriebskatalysator verzichten zu können.
Risikofaktor Euroschulden
Aber: So einfach ist es nicht. Wobei die Komplexität in erster Linie aus dem Ausland importiert wird. Vornehmlich aus dem Euroraum. Weil dort nach Griechenland und Irland möglicherweise weitere Staaten unter ihrer
Schuldenlast zusammenbrechen könnten, schichten Investoren derzeit Milliardenbeträge von Euro in Franken um.
Der Franken steigt. Würde nun die Nationalbank die Zinsen anheben, würde es noch attraktiver, Geld in der
Schweiz oder in Franken anzulegen. Und das wiederum würde den Franken noch stärker machen – mit unabsehbaren Folgen für den Tourismus, den Detailhandel und die Exportwirtschaft.
Erschwerend kommt hinzu, dass ein rascher Anstieg der Zinsen im Inland heikle Folgen haben könnte. Seit Monaten warnt die Nationalbank vor einer Immobilienblase. Steigen die Zinsen auch nur leicht über das aktuelle Tiefstniveau, könnte es deshalb für manchen Neo-Immobilieneigner schon zu viel werden. Folge: Immobilienkrise in
den Büchern der Banken.
Und nun? Es scheint, dass Geldpolitik nie schwieriger war als heute.
© Neue Luzerner Zeitung, 3. Dezember 2010
Fragen und Aufträge
1. Erklären Sie, was „Geldschöpfung der Geschäftsbanken“
bedeutet. Verwenden Sie dabei folgende Begriffe: Bargeld,
Konto, Reserve, Kredite, Buchgeld
2. Erklären Sie, was man unter „Steuerung der Geldschöpfung
durch die Nationalbank“ versteht.
3. Wie stellt sich die aktuelle Situation der Schweizer Wirtschaft
dar? Nennen Sie drei Gründe, die dafür verantwortlich sind.
4. a) Weshalb macht die Eurokrise den Schweizer Franken
stark?
b) Welche Auswirkungen hat das für den Tourismus und die
Exportwirtschaft der Schweiz?
5. Warum belässt die SNB zurzeit das Zinsniveau tief?
Begriffe
► Buchgeld
► Liquidität
► Leitzins
► Indiz
► Konjunktur
► Bruttoinlandprodukt
Lösungshinweise
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