INFORMATIONEN ÜBER EINE HEILSTOLLEN-THERAPIE Die Luft ist unser wichtigstes „Lebensmittel“. Nicht sichtbar, nicht riechbar und doch immer in ausreichender Menge und Güte vorhanden. Scheinbar. Denn immer mehr Menschen werden krank von Stoffen, die in der Luft umherschwirren; Allergiker zum Beispiel. Fast jeder vierte Bundesbürger hat mittlerweile eine Allergie, aus denen leicht chronische Erkrankungen entstehen können. Die Tendenz ist steigend. Dabei werden viele Allergene, die zum Beispiel von Tierhaaren, Pollen oder Hausstaubmilben stammen, über die Luft transportiert. Vor den Blütezeiten bestimmter Bäume „fliehen“ etliche Pollenallergiker in die Berge oder an die See. Zudem leiden etwa vier Millionen Bundesbürger unter Asthma, darunter sind acht Prozent Schulkinder. Doch auch für alle anderen Menschen ist saubere Luft und richtiges Atmen immens wichtig, werden doch von einem gesunden Menschen pro Tag bis zu 15 Kubikmeter Luft verbraucht. Kein Wunder, wenn in Konferenzräumen oder Klassenzimmern nach kurzer Zeit die Luft stickig und die Menschen darin in der Folge schläfrig werden. Wenn die Atmungsorgane durch Allergien, Erkrankungen oder dauerhaft „dicke Luft“ zusätzlich belastet werden, erscheint eine kurze Auszeit zu deren Regeneration umso wichtiger. Der Weg zu einem Ort zur Erholung der Atemwege führt uns nach Saalfeld; genauer zu den Saalfelder Feengrotten und dort in den alten Heilstollen. Hier besteht die Möglichkeit, an einer zweistündigen Inhalation teilzunehmen. Zwei Stunden in der reinsten Bergwerksluft. Nach der Überwindung von 7 Stufen führt der Weg durch einen ca. 75 Meter langen Stollen zum untertägigen Heilstollen. Am Eingang zeugt ein Schild mit dem Schriftzug „Emanatorium“ von der langen Tradition des Ortes. Als sogenannter Blindstollen hat der Heilstollen nur einen Ein- und Ausgang. Die Wände berichten vom einstigen Abbau des schwarzen Alaunschiefers. In mehreren kleinen Kammern stehen Gesundheitsliegen, Schlafsäcke, Decken und Nackenkissen für insgesamt 40 Personen bereit. Und kaum ist man in so einen Schafsack hineingeschlüpft, hat den Reisverschluss zugezogen und es sich auf seiner Liege bequem gemacht, dann stellt sich unmittelbar ein Gefühl der Entspannung und der scheinbaren Schwerelosigkeit ein. Durch die kühle Luft, deren Temperatur aufgrund der Tiefe von 15 Metern im Sommer wie im Winter bei konstanten 8 bis 10 Grad Celsius liegt, schwellen die Schleimhäute schnell ab. Auch die sehr hohe Luftfeuchtigkeit von ca. 98 % wird als sehr angenehm empfunden. Es tropft von der Decke und auch die Wände glänzen teilweise vor Nässe, dennoch steigt im Körper ein wohliges Gefühl auf. Der Grund dafür: Neben Kühle und Feuchtigkeit weist die Luft im Heilstollen eine dritte positive Eigenschaft auf, eine, die sie insbesondere für Allergiker und Atemwegspatienten so wohltuend und lindernd macht. Sie ist wesentlich reiner als normale Luft, sogar sauberer als die in Operationssälen. Saalfelder Feengrotten und Tourismus GmbH · Feengrottenweg 2 · 07318 Saalfeld/ Saalfeld Tel.: 0 36 71/ 5 50 40 · 0 36 71/ 55 04 40 · [email protected] · www.feengrotten.de 1 Zudem besitzt die Luft eine winzige Spur Radon. Dieses Edelgas ist geringer als im normalen häuslichen Umfeld vorhanden und liegt im Heilstollen bei 0,5 bis 0,9 mSv (Millisievert). Doch dies genügt, um sämtliche in der Luft schwebenden Partikel mit einer positiven Ladung zu versehen; mit der Folge, dass die Partikel auf die nächste Wand zusteuern, um sich dort zu neutralisieren. Doch von den Wänden können sie aufgrund der Nässe nicht mehr wegkommen und verbleiben dort dauerhaft. Was bleibt ist eine staub-, keim-, allergen-, pollen-, UV- und ozonfreie Luft, die entzündungshemmend und entspannend wirkt. Im Ruhezustand beinhaltet sie lediglich drei bis fünf Mikrogramm Feststoffpartikel. Eine winzige Menge, die für Menschen nicht mehr vorstellbar ist. Die positive Wirkung der Heilstollenluft auf die Gesundheit ist schon länger bekannt. Überliefert ist eine Aussage von Albert Blechschmidt, der 1912 als erster den Zugang zu den Feengrotten entdeckte, beobachtete: „Ich fühle mich bei der Arbeit viel wohler als sonst. Ich glaube, die Luft im Bergwerk hat Einwirkung auf meinen Körper.“ Der Bergmann aus Garnsdorf hatte damals Ocker unter Tage abgebaut, in Holztrögen herausgetragen und auf Trockengerüsten gelagert. Damit wurden erstmals die Naturerzeugnisse des alten Bergwerks als Heilmittel verwendet, denn die Garnsdorfer Bevölkerung nutzte den Ockerschlamm bei Gelenk- und Rheumaerkrankungen. Getrocknet fand er später als Farberde Einsatz bei Wandfarben. Wenige Jahre später begann die eigentliche Geschichte der touristischen Attraktion, die heute den Freistaat Thüringen auf Platz drei der Besuchermagneten hinter der Wartburg und den Einrichtungen der Stiftung Weimarer Klassik repräsentiert: Am 31. Mai 1914, einem Pfingstsonntag, weihte der damalige Grubeninhaber Adolf Mützelburg die Saalfelder Feengrotten als Schaubergwerk feierlich ein. Der kurz darauf ausbrechende Erste Weltkrieg dämpfte jegliche gewinnbringenden Besuchererwartungen. Die stellten sich jedoch nach Kriegsende rasch ein. Nur zwei Jahrzehnte später, im Jahr 1934, besuchten bereits insgesamt 100.000 Besucher die farbigen Schaugrotten. In den 1930ern wurden auch Untersuchungen der Luft in der abseits gelegenen Hess-von-Wichdorf-Grotte auf ihre Wirkung für die Gesundheit intensiviert. In deren Folge wurde am 10. September 1937 das „Emanatorium“ als erster deutscher Inhalationsstollen seiner Art feierlich eröffnet und ein regulärer Kurbetrieb aufgenommen wurde. Etwa 50 bis 60 Besucher kamen zu dieser Zeit täglich, darunter auch Atemwegspatienten. Viele an Keuchhusten erkrankte Kinder wurden Ende der 1940er Jahre behandelt. Vermutlich ist in diesen Jahren der Name „Keuchhustenkeller“ im Volksmund entstanden. Dennoch wurde der offizielle Kurbetrieb Mitte der 1960er Jahre aufgegeben. Saalfelder Feengrotten und Tourismus GmbH · Feengrottenweg 2 · 07318 Saalfeld/ Saalfeld Tel.: 0 36 71/ 5 50 40 · 0 36 71/ 55 04 40 · [email protected] · www.feengrotten.de 2 Drei Jahrzehnte und eine politische Wende später steht der Heilstollen nach umfangreichen Sanierungsarbeiten seit November 1994 seinen Gästen wieder zur Verfügung. Immer häufiger kommen auch Kinder zur Inhalation. Inzwischen ist die Zahl der Besucher wieder stark angestiegen. Im Jahr 2012 kamen 3.300 Gäste – 65 Prozent mehr als im Vorjahr. Mittlerweile werden die Inhalationen als Alternative und Ergänzung zur klassischen Medizin genutzt. Nebenwirkungen konnten bislang nicht nachgewiesen werden. Rund 95 % aller Patienten stellten fest, dass ihre Beschwerden abnahmen und ihr Wohlbefinden stieg. Die Speläo-, Stollen- oder Höhlen-therapie ist bereits seit dem 19. Jahrhundert in Europa üblich. Um die Anerkennung dieser Therapie als Heilmittel in Deutschland zu erreichen und medizinische Forschung zu betreiben, gründete sich 1990 der Deutsche Heilstollen-Verband, in dem zehn Heilstollenbetreiber organisiert sind. Im Verband wurden strenge Qualitätsstandards für Heilstollen beschlossen, die sowohl klimatische Untersuchungen beinhalten als auch den Nachweis der Wirk-samkeit der Stollenluft. In einer einjährigen bioklimatischen und lufthygienischen Messreihe mit dem Deutschen Wetterdienst, Fachbereich Medizin-Meteorologie, in Freiburg wurde zur Jahrtausendwende in allen zehn Heilstollen die besonders reine Luft wissenschaftlich belegt und als „deutlich besser als am Meer oder im Hochgebirge“ eingestuft. Fünf Jahr später erbrachte eine umfassende medizinische Studie der Universität Ulm mit Kindern den Nachweis, dass sich durch den Aufenthalt im Heilstollen die Lungenfunktion entscheidend verbessert und ganz besonders Kinder sehr positiv auf die Stollenluft reagieren. Dabei ist das Prinzip ganz einfach: Durch den Aufenthalt in der reinen Luft der Stollen verbessern sich die Atemfunktionen. Atemnot und Husten nehmen ab, die Medikation kann oft reduziert werden. Zudem wirkt die Luft antiallergisch, entzündungshemmend, schleim- und krampflösend und regt die Atmung an. Im Regelfall werden die Inhalationen auf Selbstzahlerbasis in Anspruch genommen. Das Land Thüringen hat im Jahr 2014 das Kurortegesetz um die Anerkennung der „Untertage-Klimatherapie“ ermöglicht. Ziel ist die Prädikatisierung der Stadt Saalfeld als „Ort mit Heilstollen-Kurbetrieb“. Doch man muss auch gar nicht krank sein, um von dem besonderen Klima im Saalfelder Heilstollen zu profitieren. Zwei Stunden ohne Störung, ohne Handy und E-Mails, wirken wie Balsam für die Seele. Und so lässt es sich in dieser Oase in der Tiefe und in einer Luft, die sauberer ist als am Meer, gut aufatmen. Sowohl im buchstäblichen als auch im doppelten Sinne. Saalfelder Feengrotten und Tourismus GmbH · Feengrottenweg 2 · 07318 Saalfeld/ Saalfeld Tel.: 0 36 71/ 5 50 40 · 0 36 71/ 55 04 40 · [email protected] · www.feengrotten.de 3