Gutachten ÖBF Donaubauer

Werbung
Univ.Prof.DipLIng.Dr. Edwin Donaubauer
1230 Wien, Kanitzgasse 49
Tel & FAX 888 048 7
Im Juni 2003-06-23
KRITIK und KOMMENTAR
zum
UNTERNEHMENSKONZEPT DER ÖBF-AG - HORIZONT 201 0
erstellt im Auftrag des Landarbeiterkammertages
1.
Einleitung:
1.1 Allgemeines Szenario:
In Österreich wird jedem Waldbesitzer per legem vorgeschrieben, dass er bei der
Bewirtschaftung seiner Wälder nicht nur ökonomische Funktionen des Waldes, sondern
auch - und im Interesse der gesamten Gesellschaft - Schutzfunktionen (z.B. Schutz vor
Lawinen, Muren, Wildwässern etc.) und auch die Wohlfahrtsfunktionen des Waldes des
Waldes zu berücksichtigen (bzw. zu dulden) hat; internationalen Entwicklungen
allmählich folgend verweist das dzt. gültige Forstrecht auch darauf, dass der Wald
zugleich Lebensraum (- oft Refugium!) für zahlreiche Lebewesen (Pflanzen und Tiere)
darstellt, was eine entsprechende Verpflichtung zur Erhaltung und Förderung bestimmter
Voraussetzungen anmahnt!
Der Waldbesitz als Wirtschaftsunternehmen unterscheidet sich daher von jeglichen
anderen mehrfach und grundsätzlich.
Je größer die Waldbesitzfläche ist, umso größer ist die gesellschaftspolitische,
sozioökonomische, umweltpolitische Relevanz und Aufgabe/Verpflichtung.
1.2 Die ÖBF-AG:
Die ÖBF-AG verwaltet mit einer Gesamtfläche von 859. 500 ha also grob 10 % der
österreichischen Staatsfläche); davon stellen 526.100 ha Wald - rd. 15 % der
österreichischen Waldfläche - und ist damit der bei weitem größte Waldbesitzer
Österreichs. In den Bundesländern gibt es unterschiedlich viele ÖBF-Forstbetriebe: In
Kärnten 1, in Niederösterreich 6 (einschließlich der Nationalparkverwaltung Eckartsau),
in Oberösterreich 7, einschließlich der Nationalparkverwaltung OÖ Kalkalpen, (+ dem
Tourismusbetrieb Dachsteinhöhlen), in Salzburg 8, in der Steiermark 3 und in Tirol 4.
Geografisch konzentriert sich der Besitz der ÖBF-AG auf Bereiche des
Alpenhauptkammes und die nördlichen Kalkalpen., in Niederösterreich auf den östlichen
Wienerwald.
Die Lage der Wälder erklärt den hohen Anteil an Schutzwald, denn ein sehr großer Anteil
liegt in steilem Gelände. Dies bedeutet - wie es ERLACHER & VÖLK (beide Autoren
ÖBF-AG ; Tagung für die Jägerschaft, 11./12. Februar 2003 ) treffend charakterisieren,
"dass die Bewirtschaftung der ÖBf-Wälder lagebedingt schwieriger ist als im
durchschnittlichen Wald in Österreich".
Im Untemehmenskonzept der ÖBf 1997 wurden u.a. hohe Ziele formuliert, wie:
Erhaltung und Verbesserung der Waldsubstanz; Erfüllung der der multifunktionalen
Anforderungen an den Wald unter Berücksichtigung der ökologischen Grundlagen, vor
allem der natürlichen Waldgesellschaften (was bei den von den ÖBf selbst eingerichteten
70 Standortseinheiten eine erhebliche, betreuungsintensive Aufgabe ist! Ganz besonders
weil man sich mehr und mehr der natürlichen Verjüngung von Waldbeständen widmet.)
Wenn man sich nun der Aufgabe widmet, für die relativ kurze Zukunftsperiode (20042010) neuerlich ein sogen. Unternehmenskonzept zu entwickeln, so wäre dies nicht
abzulehnen, wenngleich man in Hinblick auf die langen forstlichen
Produktionszeiträume (Umtriebszeiten zumeist zwischen 80 -100 Jahren) einen längeren
Zeithorizont für wünschenswert - zumindestens als groben Rahmen - erachten
würde. Ich halte dafür, dass das vorliegende Konzept, geradezu vermeidet,
erkennbare
langfristige
Tendenzen
und
Trends
außerhalb
der
betriebswirtschaftlichen Betrachtungen - entsprechend zu berücksichtigen (wie z.B.
Schutzwaldproblematik, Auswirkungen der globalen Erwärmung, Tendenzen der großen
Waldschadensereignisse, allgemeiner Gesundheitszustand der Wälder etc., vgl. auch
w.u.).
Über die komplexen Benefizien der Wälder braucht es hier keine ausführlichen
Erörterungen und die ÖBF-AG hat sich in dieser Hinsicht z.B. in ihrem Folder
Kurzportrait Österreichische Bundesforste (3.Auflage, August 2002) sehr geschickt
dargestellt.
Allerdings ist verwunderlich, dass gerade die ÖBF AG darauf verzichtet, eine
ganzheitliche- und d.h. auch eine langfristige - Konzeption darzustellen und gemäß der
eigenen Konzepte - aus 1997 ! - zu verfolgen. Da dies einerseits nicht zu erkennen ist
und andererseits offensichtlich neue Organisationsstrukturen samt einer beträchtlichen
Personalreduktion im Vordergrund dieses jetzigen Unternehmenskonzeptes stehen, sollen
nachfolgend einige wesentlich erscheinende Fragen herausgestellt werden:
2 Grundsätzliche Fragen:
2.1
Haben Wälder im Bundesbesitz mehr Aufgabe/Verpflichtungen als die Erfüllung
gesetzlicher Minima?
Es kann ja wohl nicht nur darum gehen, dass die ÖBF-AG positiv bilanziert bzw. ihre
Überschüsse ins Bundesbudget in möglichst großem Ausmaße einfliessen läßt. Sollte die
ÖBF-AG keine anderen Perspektiven sehen, würde sich sofort die Frage erheben, wozu
man sie erhalten sollte, bzw. warum man sie nicht wie andere Unternehmen privatisieren
oder den Gebietskörperschaften übertragen sollte.
Ist man der Ansicht/Überzeugung, dass man mehr Aufgaben für die Gesellschaft erfüllen
kann/muß, so ist dies klar darzustellen (und in geeigneter Weise zu honorieren).
Wahrscheinlich geht dies über die Kompetenzen der ÖBF-AG hinaus, weshalb sich hier
jedenfalls eine Aufgabe für die politischen Entscheidungsträger ergibt, doch sollte man
sich nicht der Verantwortung entziehen, den Entscheidungsträgem die
außerwirtschaftliche Sicht eines solchen Unternehmenskonzeptes klar darzustellen.
2
Ich meine, dass man sich sehr davor hüten sollte, ökologische und vor allem auch
sozioökonomische
Gegebenheiten
und
Erfordernisse
auszuklammern
und
Holznutzungsstrategien Nord- und Osteuropas oder gar Sibiriens nachzuahmen. Ganz
allgemein sollte man wohl als Grundauftrag für die im Staatsbesitz befindlichen Wälder
sehen, dass sie weit über die allgemeinen Verpflichtungen der anderen Waldbesitzer
hinausgehend Verantwortung tragen ( Dies wird zwar im o.zit.Folder sehr stark in in den
Vordergrund gestellt, doch sind notwendige Bezüge und Konsequenzen im jetzigen
Unternehmenskonzept nicht erkennbar!)
2.2
Wie sieht das Unternehmenskonzept hins. aller Waldfunktionen und hinsichtlich
der Gesundheit der Wälder aus?
Das Forstgesetz i.d.g.F. zählt neben der wirtschaftlichen Funktion der Wälder auch jene
der Wohlfahrtswirkungen samt Schutz vor Unbilden auf Unter dem Eindruck
internationaler Abkommen (z.B. Helsinki hins. Biodiversität oder Amman- IUCN) wird
nun aber auch der Waldbesitz in die Pflicht genommen, den Wald auch als Lebensraum
für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten zu sehen.
Diese Vielfalt von Aufgaben stellt eine große u.z.T. kostspielige Verpflichtung der
Waldbesitzer dar, doch wer sollte diese Verpflichtungen nicht erfüllen, wenn nicht zuerst
die ÖBf- AG diese in ihre Unternehmensplanung integrieren und damit auch ein Beispiel
der Machbarkeit anstreben wollte.
Die ÖBF-AG hat in der jüngeren Vergangenheit des öfteren ihre Grundsätze zur
Bewirtschaftung des Waldes formuliert z.B.: "Die ÖBF-Wälder sollen so bewirtschaftet
werden, dass sie den multifunktionalen Anforderungen unter Berücksichtigung der
ökologischen Grundlagen bestmöglich und nachhaltig gerecht werden.........
(ERLACHER & VÖLK 2003).
Leider ist es nicht so, dass der Zustand der österreichischen Wälder nicht
verbessert werden müsste! Dies gilt auch für die ÖBf-AG-Wälder. Z.B.:
2.21 Schäden durch Sturm und Schnee:
Seit etwas mehr als drei Dezennien ist zu beobachten, dass Waldschäden durch Sturm z.T. auch durch Schnee - auffallend zunehmen: Die Schadenshöhen und deren Frequenz
nehmen nachweislich zu (besonders seit dem Sturmschaden 1966/67 als vor allem in der
Obersteiermark und im angrenzenden Niederösterreich und sehr erheblich im Bereich der
ÖBf an die 4 Mio Festmeter auszuarbeiten waren) . Nach dem bisherigen Extrem von rd.
50 % der Jahresholzernte im Jahr 1990 fielen nun Mitte November 2002 schätzungsweise
zwischen 3 und 4 Millionen Festmeter Schadholz durch einen Föhnsturm an; betroffen
waren vorwiegend Wälder in Salzburg, aber auch in Tirol und in der Steiermark und ein
Großteil der Schäden fiel in Wäldern der ÖBF-AG (z.B. im Lungau u. Pinzgau) an.
Damit aus solchen Kalamitäten nicht eine Borkenkäfer-Massenvermehrung - wie üblich
nach zwei Jahren - folgt, bedarf es größter Anstrengungen in mehrfacher Hinsicht:
Raschestmögliche Aufarbeitung des Schadholzes und sorgfältiges Monitoring der
Entwicklung der Schädlinge. Beides erfordert erhöhten Personaleinsatz vor Ort! Und
ebenso ortsbezogene Kenntnisse über kritische Standorte! Darüber hinaus geht es aber
auch darum, ein standortsbezogenes Konzept der Wiederaufforstung einzuleiten und
wieder braucht man Fachpersonal mit profunden Kenntnissen der lokalen Verhältnisse.
Es ist schon jetzt ein Symptom für unbefriedigende Zustände, wenn da und dort das
Revierpersonal manche Sturmschäden erst ein paar Monate später entdecken konnte!
Wie
3
sollen solche Vorkommnisse bei noch größerer Ausdünnung des revierbezogenen
Fachpersonals und noch stärkerer Zentralisierung künftig vermieden werden?
2.22 Schäden durch Verletzungen der Stammrinde:
Die Wälder der ÖBf-AG weisen im Ertragswald mit 44,5 % (aller Stämme) das bei
weitem größte Schadausmaß gegenüber dem österreichischen Mittel von 34,4 % aus.
Diese Bilanz der Österreichischen Waldinventur ergibt sich vor allem aus dem
Höchstanteil an Ernteschäden (!), den höchsten Steinschlagschäden (z.T. auf die
Steillagen, z.T. aber auch auf frühere Praktiken des Forstwegebaues zurückgehend) und
einem noch immer stark überdurchschnittlichen Anteil an den Schäden durch
Rindenschälung (vorwiegend durch Rotwild) ; letztere Schadkategorie ist rückläufig,
nicht zuletzt aber, weil verstärkt geschälte Bäume gezielt geerntet werden und daher in
den Erhebungen der Österreichischen Waldinventur nicht mehr aufscheinen. Die
Rindenverletzungen aller Ursachengruppen führen nach einer Reihe von Studien an der
Universität für Bodenkultur zu annähernd 100% zu Holzfäulen, die sich Jahr für Jahr
ausbreiten und für den wertvollsten Teil der Bäume (das sog. Erdbloch) eine gewaltige
Wertminderung darstellen. Die heute vorhandenen Schäden sind fast ausschließlich
während des vergangenen halben Jahrhunderts entstanden und stellen eine beachtliche
Hypothek dar. Es ist eine vordringliche Aufgabe (hinsichtlich der künftigen
Wertleistung und der Stabilität der Waldbestände) das Ausmaß der
Rindenverletzungen drastisch abzusenken, was in erster Linie durch ortsbezogene
Schälschadens-Vorbeugungsstrategien (- wofür es nun bei den ÖBf mehr und mehr
zielführende Konzepte gibt -) und durch eine dem jeweiligen Standort angepasste Ernteund Bringungstechnik (-gibt es auch hiefür zielführende Konzepte ? -) anzustreben ist.
Auch für diese wichtigen Aufgaben braucht man vor Ort verfügbares, geschultes
Fachpersonal, um die noch so positiven Vorstellungen der Unternehmensleitung
umzusetzen.
2.23 Herausforderungen an die Waldwirtschaft durch die globale Erwärmung des
Klimas:
In einer sogen. Hemerobie-Studie der Universität Wien (KOCH et al. 1997) wurde
untersucht, welcher Anteil der österreichischen Wälder Naturnähe aufweist. Verglichen
mit dem Durchschnitt Österreichs haben die Wälder der ÖBF-AG relativ gut
abgeschnitten, indem rd. 34 % der Wälder als natürlich oder naturnah eingestuft worden
sind und weitere rd. 43 % als mäßig verändert. Rd. 19 % wurden als stark verändert und
5 % als "künstlich" beurteilt. Die "relative Freude" wird leider dadurch getrübt, wenn
man sich die flächenmäßige Größenordnung vor Augen hält: Denn dies heißt nichts
anderes als, dass nahezu ein Viertel der ÖBF-AG- Waldfläche = fast 130.000 ha zur
waldbaulichen Umstellung ansteht.
Die zit. Studie bezieht sich selbstverständlich auf die Verhältnisse vor nahezu 10 Jahren.
Alle Prognosen der Meteorologen besagen, dass wir spätestens 2040-2050 mit so
erheblichen Klimaveränderungen rechnen müssen, dass viele Pflanzengesellschaften und
damit natürlich auch Waldgesellschaften nicht mehr standortsgemäß sind. D.h. aber
nichts anderes, als dass man sich bei Berücksichtigung forstlicher Produktionszeiträume
(meist 80-120 Jahre) schleunigst Konzepte und Aktivitäten wünschen würde. Für den
Fall, dass man sich diesen Anforderungen der Zukunft stellen möchte, frage ich mich
auch in dieser Hinsicht, wie man dies mit einem Unternehmenskonzept-Horizont 2010
schaffen möchte.
4
2.3 Gesellschaftspolitische Perspektiven?
- Die Auswirkungen des jetzigen Unternehmenskonzeptes der ÖBf-AG-Horizont 2010
bedeuten ohne Zweifel eine einschneidende Reduktion der Mitarbeiter-Anzahl auf
den meisten Ebenen. Dies wird in erster Linie den ländlichen Raum betreffen
und damit den politischen Bemühungen zur Entwicklung des ländlichen
Raumes entgegen laufen. Es ist ohne Zweifel von gesellschaftspolitischer
Relevanz, wenn Arbeitsplätze im ländlichen Raum verloren gehen und daher
Familien allmählich absiedeln. (Solche oft erst langfristig erkennbaren
Konsequenzen haben z.B. zu Zeiten der Regierung Mussolini in Italien zur
Entvölkerung des Apennin geführt.)
- Die Umwelt-politischen Interessen der Gesellschaft, die ortspezifischen
Maßnahmen und Rücksichten auf das Freizeitverhalten der Menschen, die
Erfordernisse zum Schutz von Trinkwasser etc.etc. erfordern eine detaillierte und
standortsgebundene Strategie und damit auch einen ortsansässigen und erhöhten
Personalstand mit entsprechender Ausbildung. Wie stellt man sich die Erfüllung
solcher Aufgaben mit dem angepeilten reduzierten Personalstand vor?
- (Auch wenn man sich solchen Überlegungen seitens der ÖBF-AG nicht unterziehen
will/kann, sollte man solche gesellschaftspolitischen Auswirkungen klar
herausstellen, damit die politischen Entscheidungsträger ihre Schlüsse ziehen
können.).
- Vorbildfunktion? Die ÖBf hatten
lange Zeit eine Vorbildfunktion für den
österreichischen Waldbesitz dargestellt und in mehreren Bereichen Innovationen
erprobt und in die Praxis eingeführt, wie z.B. in der Holzbringungstechnik oder im
Forststrassenbau. Die nun angestrebte Zentralisierung verbunden mit einem
einschneidenden Personalabbau würde gewiss negative Signale bedeuten.
- Aufgaben in der Aus- und Weiterbildung? Blickt man über die Grenze - vor
allem in die BRD - so wird man dort die Einrichtung von Ausbildungsforstämtern
finden. Der ÖBF-AG (und ihren Vorgängern) ist es gelungen, derartige - zweifellos
Belastungen weitgehend abzuwenden. Da Förster und Absolventen der Universität
für Bodenkultur jedoch zur Ablegung ihrer Dienstprüfungen eine solche
Weiterbildungsmöglichkeit brauchten, ist der latente Zustand vollkommen
unbefriedigend und ich habe diesen Mangel als langjähriges Mitglied der
Prüfungskommission für den höheren Forstdienst zutiefst bedauert.
2.4 Welche Konzepte gibt es / werden verfolgt hinsichtlich der Erschließung zusätzlicher
Geschäftsfelder?
Wenngleich neue Geschäftsfelder im Bereich der Immobilienverwaltung oder im
Tourismus in jüngster Zeit erschlossen worden sind, kann man den Eindruck gewinnen,
dass man zu wenig Ideen entwickelt, um einerseits Arbeitsplätze im ländlichen Raum
zu schaffen und zugleich für die Gesellschaft im allgemeinen zu wirken.
Es wäre zu wünschen gewesen, dass man sich im Rahmen von Unternehmenskonzepten
der Frage stellt, ob die Entwicklung neuer Geschäftsfelder notwendig/wünschenswert oder
realisierbar ist z.B.:
- Wasser: Wenn man sich heute großregional oder weltweit Gedanken über die
Entwicklung und Sicherung von Trinkwasser macht, nimmt es Wunder, dass man
sich offenbar nicht viel hinsichtlich einer Vermarktung in dieser Richtung überlegt.
5
Dassein Forstbetrieb aus der Sicherung und Nutzung von Trinkwasser auch seine
wirtschaftlichen Erfordernisse lukrieren kann, zeigen u.a. die Quellschutzforste der
Gemeinde Wien oder z.B. auch die FV Aflenz der PVA. Es sollte vielleicht auch
anregend sein, wenn ein Getränke-Hersteller (D. Matteschitz/Red Bull) imstande ist,
ein bei bestimmten Mondphasen gefülltes Quellwasser zu vermarkten!
-
Bergbau: Es mag zu wenig bekannt sein, dass Absolventen der forstlichen
Studienrichtung der Universität für Bodenkultur die Berechtigung erwerben können,
einen Bergbaubetrieb zu leiten. Es ist wohl höchstwahrscheinlich, dass man z.B.
Schotter und Sand in größerem Stil verkaufen könne. Oder als weiteres Beispiel: Es
ist gibt ohne Zweifel Lagerstätten von kristlallinem Marmor (ein Grundstoff für
Farbenindustrie, Pharmaka, Kosmetika), die mit sehr hohem Gewinn erschlossen
werden könnten. Selbstverständlich braucht man hiefür Investitionen an Geld und
Arbeitskräften.
-
Biomasse: Es besteht mehr und mehr Interesse an der Verwendung von Biomasse
zur Erzeugung von Energie. Wenn es der Raiffeisen-Lagerhausgenossenschaft
gelungen ist ein Konzept zur Bereitstellung von Holzhackschnitzel und Holzpellets
in die Praxis umzusetzen. kann man sich fragen, welche Initiativen es seitens des
größten Wald-besitzers in ähnlicher Richtung gibt, bzw. ob diesbezüglich
Kooperationen zu einschlägigen Unternehmen angedacht worden sind/werden?
-
Tourismus: Hier wären an vielen weiteren Orten gewinnbringende Ideen gefragt.
Als kleines Beispiel denke man an die Eisenstrassen-Initiativen in Niederösterreich
(bes. an den Holztrift-Wanderweg in Mendling/Göstling, - wo nun auch ein altes
Schausägewerk errichtet wird).
Alle solche Projekte bedürfen einer fundierten, professionellen Planung, damit sie auch
ein wirtschaftlicher Erfolg werden. Letztlich dienen sie aber auch der Entwicklung des
ländlichen Raumes und der Einkommenssicherung der Bevölkerung, im allgemeinen und
hinsichtlich forstlicher Arbeitnehmer im besonderen!
2.5 Verlust der Flexibilität und Anpassung an klein-regionale Erfordernisse
Schon jetzt beklagen viele Forstbetriebsbedienstete der ÖBf-AG, dass ihnen zu wenig
Zeit bleibt, vor Ort auf die zahlreichen durch den Standort bedingten Probleme
ausführlich einzugehen. (Sie verbringen den Hauptteil ihrer Dienstzeit vor dem PC oder
im Auto, um die weit auseinanderliegenden Waldorte zu erreichen) Jede weitere
Verringerung des Fachpersonals muß diese Kluft vergrößern. Hiemit entfernt sich
forstliches Management mehr und mehr nicht nur von den forstlich-standörtlichen
Prämissen sondern auch von den Bedürfnissen der Bevölkerung.
Vor allem in West-Österreich sind die Wälder der ÖBf-AG durch verbriefte Rechte (wie
jährliche Holzbezugs- oder Waldweiderechte) belastet; diese dienen der
Existenzsicherung der ländlichen Bevölkerung und bedürfen einer ständigen
Berücksichtigung vor Ort. Je stärker die Zentralisierung der ÖBf-AG-Organisation
fortschreitet, umso aufwendiger und für beide Seiten unbefriedigender wird es für die
Berechtigten und auch für die ÖBf!
6
3
Schlußfolgerungen
3.1
Ein organisatorisches Unternehmenskonzept mit deutlicher Fixierung auf eine
kurzfristige Optimierung der Erträge erscheint für
eine
ÖBf-AG
im
Bundesbesitz nicht akzeptabel, da zu viele sozio-ökonomischen und
umweltpolitischen, sowie gesellschaftspolitischen Aspekte ausgeklammert werden.
3.2
Es fehlt ein ausreichender Nachweis, dass man tragfähige Projekte anstrebt, durch
die Entwicklung weiterer Geschäftsfelder den ökonomischen Erwartungen
entgegenzukommen.
3.3
Es scheint, dass die ÖBf-AG die bisherige Vorbildfunktion in der österreichischen
Forstwirtschaft mehr und mehr aufgeben möchte, um kurzfristig ein positives
Betriebsergebnis durch Mitarbeiterreduktion abzusichern.
3.4
Das vorliegende Konzept geht nicht auf die Sicherung des Prinzipes der
Nachhaltigkeit - vor allem auch nicht in Hinblick auf die zukünftigen
Anforderungen (z.B. Globale Erwärmung des Klimas, wachsender Schadholzanfall
etc.) ein. Dieser Begriff "Nachhaltigkeit" wird heute längst viel weiter interpretiert
als es früher der Fall war. Denn es geht nicht mehr um die Nachhaltigkeit der
Produktion an Holzmasse oder an Wertleistung pro Flächeneinheit allein, sondern
um
die
Gesamtheit
der
ökologischen,
sozioökonomischen
und
betriebswirtschaftlichen Ziele. Man sollte nicht vergessen, dass ein Betrieb wie die
ÖBf-AG eine weit über die Pflichten privater Waldbesitzer hinausgehende
Verantwortung trägt und daher auch Aufgaben wahrzunehmen hat, die eine
umfassendere Konzeption und einen adaequaten Mitarbeiterstand erfordern.
Ich bin überzeugt, dass die ÖBf-AG nicht beabsichtigt sein gesamtbetriebliches
Selbstverständnis darin zu sehen, künftig mehr oder weniger nur als Österreichs
größtes Schlägerungsuntemehmen zu fungieren. Im Interesse aller erscheint es
daher dringend nötig, Unternehmenskonzepte in den hier mit einigen Beispielen
angedachten Rahmen einzubetten.
Univ.Prof.Dipl.-Ing.Dr.Edwin Donaubauer e.h.
NB.: Zitierte und weitere verwendete Fachliteratur kann über Wunsch gerne zur
Verfügung gestellt werden.
7
Herunterladen