Prävention von Sprachverständnisstörungen

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Kooperation Förderschule – Kindergarten
durch die Mobilen Sonderpädagogischen Hilfen (MSH)
Prävention
von
Sprachverständnisstörungen
Arbeitshilfen für Förderschulen und Kindergärten
Fortbildung der Regierung von Schwaben, 2006
Martina Simnacher, Conny Tubert, Gabriele Vogt-Engelhardt, Thomas Schabert
Prävention von Sprachverständnisstörungen
0. AUFFÄLLIGKEIEN / BEOBACHTUNGSPUNKTE IN DER PRAXIS:
Nicht altersgemäßes / auffälliges / gestörtes ... Sprachverständnis –
Was fällt Ihnen bei den betreffenden Kindern auf?
Æ Sammlung
1. ZUSAMMENFASSUNG und ERGÄNZUNG der Beobachtungen:
a)
b)
c)
d)
e)
f)
g)
h)
i)
j)
k)
l)
m)
n)
o)
p)
keine / nur wenig Reaktion auf Sprache
häufige Antworten mit „ja“
häufige Imitationen von Sätzen oder Satzteilen
„ungenaue“ Antworten, die am Thema vorbei gehen
weichen Fragen aus
Rückzugsverhalten
Ausgeprägte visuelle Orientierung (auch am Gesichtsausdruck des
Gesprächspartners)
Übereiltes, vorschnelles Agieren
Starres oder zwanghaft wirkendes Verhalten
Verhaltensauffälligkeiten wie Aggressivität und Störverhalten
(a – i informelle Hinweise auf Sprachverständnisprobleme nach Endres)
Reden ohne „Punkt und Komma“
Geschichten (erzählt oder vorgelesen) werden abgelehnt
Viele freie Assoziationen
Reaktion auf Schlüsselwörter
V.a. jüngere Kinder zeigen oft stereotypes Spielverhalten
Missverständnisse
2. DEFINITION:
- Was ist also dieses Sprachverständnis?
- Was umfasst das Sprachverständnis?
Sprache verstehen können ist eine hohe Leistung, die viele Fähigkeiten verlangt:
Ein Kind / Mensch muss:
- Sprache hören
- Aufmerksamkeit auf die Sprache ausrichten
- Lautfolgen wahrnehmen und erkennen (ao – t – o)
- Sich die Lautfolge merken
- Bedeutung zuordnen („Auto“)
- Der Bedeutung Weltwissen zuordnen (was weiß ich über ein Auto
Æ unterschiedliche „Inhalte“ verschiedener Personen zu
Begriffen)
- Herausfinden, was der Gesprächspartner sagen möchte
(Will er mir ein Auto zeigen, mit mir Auto fahren...)
Sprachverständnis umfasst:
Æ Sprachverstehen auf Wortebene (Verstehen von Wortbedeutungen /
Begriffen)
„Wortverständnis“: Fähigkeit, Wörtern die entsprechende Bedeutung
Martina Simnacher, Conny Tubert, Gabriele Vogt-Engelhardt, Thomas Schabert
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Prävention von Sprachverständnisstörungen
-
-
zuordnen.
Probleme: morphologisch veränderte Wörter werden
nicht mehr erkannt
Baum – Bäume
fallen – fiel
Wörter haben mehrere Bedeutungen
z.B. „scharf“ ein scharfes Messer
ein scharfes Essen
scharf sehen
scharf aussehen
scharf schießen
scharf auf etwas sein.....
Æ sind bei scharf nur die Geschmackseigenschaften von Pfeffer
gespeichert Æ Missverständnisse
Æ Sprachverstehen auf Satzebene (Verstehen von grammatischen Formen
und Satzbedeutungen)
- Satzverständnis: inwieweit werden grammatische Strukturen
(Passiv, Nebensätze...) korrekt verarbeitet (z.B. Den Klaus
nimmst du mit / Der Klaus nimmt dich mit.)
Æ Sprachverstehen auf Textebene (Verstehen eines Gesprächs / Textes)
- Texte sind Einheiten, die aus zwei gesprochenen oder
geschriebenen Sätzen bestehen, die aufeinander Bezug nehmen.
Die Leistungen auf Wort und Satzebene lassen sich hier nicht
mehr trennen. Folgende Aspekte sollten bei der Auswahl und
Beurteilung von Texten jedoch Beachtung finden:
o Länge des Textes
o Verwendeter Wortschatz
o Grammatisch einfache versus komplexe
Satzstrukturen
o Komplexität des Inhaltes bzw. der
Handlungsdarstellung
Definition nach Hedwig Amorosa (in: Rezeptive Sprachstörungen 2003, S. 9):
„Wir sprechen von einer Störung des Sprachverständnisses,
wenn eine Person nicht in einer seinem Alter und seiner Intelligenz angemessenen Weise
Sprache aus den Wörtern und grammatischen Bezügen verstehen kann,
sondern in unangemessener Weise den situativen Kontext und sein Weltwissen zur
Interpretation des Gesagten heranziehen muss. (...) Sie ist eine Störung, die die
gesamte sprachliche, kognitive und emotionale Entwicklung des Kindes beeinträchtigt,
uns sich auf die Interaktion mit den Bezugspersonen, aber auch auf die schulische und
berufliche Entwicklung der Kinder auswirkt.“
Martina Simnacher, Conny Tubert, Gabriele Vogt-Engelhardt, Thomas Schabert
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Prävention von Sprachverständnisstörungen
Tabelle zur Entwicklung des Sprachverständnisses und Auswirkungen von Störungen
Lebensalter
Entwicklung des Sprachverständnisses
1. Monat
Lautwahrnehmung
Erkennen der Muttersprache
Wahrnehmung von Rhythmus und Sprachklang
1.-5. Monat
Erkennen von Betonung und Silben
Kind bevorzugt Babysprache
Wortverständnis
8.-10. Monat
10.-12. Monat (U6)
12.-18. Monat
1. – 1;06 Lj
21.-24. Monat
1;09. – 2. Lj
32.-36. Monat
2;08.- 3. Lj
Auswirkungen von Sprachverständnisstörungen
Kinder zeigen keine Reaktion auf sprachliche Äußerungen, sie
interagieren nicht über Blickkontakt
Ohne referentiellen Blickkontakt erfahren die Kinder nur
Kind reagiert auf seinen Namen, indem es sich zum Sprecher schwer, dass gleiche Wörter immer wieder im
Zusammenhang mit ähnlichen Gegenständen, Handlungen und
wendet und reagiert auf die Aufforderung „Komm her!“,
Situationen auftauchen, das Kind wird Wort und Bedeutung
indem es kommt
nicht verbinden, verstehen und integrieren
Erkennt und versteht Sprachmelodie
Das Kind beginnt, auf das Resultat seiner Handlungen zu
Versteht 100 – 150 Wörter
achten. Es merkt, dass seine sprachlichen Äußerungen auch
Reagiert auf einfache Sätze und Aufforderungen
von anderen verstanden werden und eine Reaktion auslösen
Kind reagiert auf Schlüsselwörter passend zur Situation,
Kinder mit Entwicklungsstörungen brauchen so viel Energie
z.B. „Ball“ – Kind zeigt auf den Ball
für die Handlung selbst, dass sie die Veränderung der Welt
erst spät bemerken. Dadurch bleibt die Handlung lange an
die Gegenstände gebunden und wird außerhalb einer
Situation nicht verstanden.
Versteht ca. 200 Wörter
Versteht einfache Aufforderungen, z.B. „Hol den Ball!“,
„Zeig mir die Puppe!“
Kind reagiert von der Situation unabhängig auf bekannte
Wörter, z.B. „Jetzt gehen wir zum Schaukel auf den
Spielplatz!“
Versteht Zweifach-Aufträge, z.B. „Leg den Löffel in die
Tasse!“
Martina Simnacher, Conny Tubert, Gabriele Vogt-Engelhardt, Thomas Schabert
Die Verzögerung zeigt sich im Festhalten an der
Schlüsselwortinterpretation. Dies verhindert die
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Prävention von Sprachverständnisstörungen
Kann Grundfarben zuordnen
Versteht einfache Präpositionen (z.B. auf, unter)
Einbau des neuen in bereits vorhandenes Weltwissen
43.-48. Monat (U8)
3;07. - 4. Lj
Versteht Mehrfach- Aufträge, z.B. „Nimm einen blauen
Stein und leg ihn auf den Tisch!“
Kann Farben zuordnen
Versteht Präpositionen
Berücksichtigt grammatische Strukturen beim Verstehen,
z.B. „Das Schaf spielt mit dem kleinen Hund. Plötzlich beißt
es zu.“
Ab 4 Jahren
58.-64. Monat
4;10. – 5;04. Lj
Echtes Geschichtenverstehen
Befolgt drei Aufträge in korrekter Reihenfolge, z.B. „Nimm
das kleine Pferd, stelle es hinter das große Haus und setz
dich hin!“
6.-7. Lebensjahr
Entdeckung der Sprache als Kommunikationsmittel.
Die Strategie des „Ja-Sagens“ entsteht. Direkte
Wiederholungen des Gesagten sind klare Hinweise auf
Sprachverständnisstörungen.
Die Äußerungen sind Kommentare, die handlungsbegleitend
eingesetzt werden.
Fragen fehlen
Sprache wird nicht gebraucht, um in anderen etwas zu
verändern.
Passepartout – Wörter (z.B. Tun – „Da tu ich...!“) treten auf,
die sehr gut in verschiedensten Situationen passen
Sätze bestehen vorwiegend aus starren Wortkombinationen
Die Kinder fallen durch ihr Sozialverhalten und ihr wenig
entwickeltes Spielverhalten auf
Die inneren Bilder können nicht zu einem Ganzen verknüpft
werden, sie können Gehörtes nicht verknüpfen.
Die Kinder werden unruhig, Fragen zu Geschichten können
nicht beantwortet werden.
Die Kinder wechseln das Spiel häufig und sind sprunghaft
Häufig kommen sprachliche Probleme auf den verschiedenen
Sprachebenen dazu.
Die Kinder haben Mühe, Probleme und Fehler als solche zu
erkennen.
Die Kinder haben kein Problembewusstsein
Die Kinder entwickeln keine aktive Strategie, sich mit
Schriftsprache auseinander zu setzen.
Schwierigkeiten sind untrennbar mit phonologischen
Prozessen verbunden.
Kohärentes Sprachverständnis ist Voraussetzung für die
Schulreife
(nach Zollinger sowie Skripten von Oswald, G. / Boger, M. und Tubert, C. / Gleuwitz, L.)
Martina Simnacher, Conny Tubert, Gabriele Vogt-Engelhardt, Thomas Schabert
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Prävention von Sprachverständnisstörungen
3. URSACHEN
Genetische Faktoren
spielen eine große, nicht genau geklärte Rolle.
Psychosoziale Risiken
• Bildungsniveau der Eltern
• Wohnsituation
• Elternkonflikte
• Psychiatrische Erkrankungen der Eltern
• Fehlendes soziales Netz (Familie, Freunde…)
• Frühe Elternschaft
• Unvollständige Familien
• Nicht erwünschte Schwangerschaft
• Chronische Probleme (Armut, Arbeitslosigkeit)
• Heimerziehung / Delinquenz der Eltern
Auditive Wahrnehmung und Verarbeitung
• Aufnahme von Gehörtem
• Vergleich des Gehörtem mit Gedächtnisinhalten
• Auditives Kurzzeitgedächtnis
• Selektive Aufmerksamkeit
• Erkennen und Isolieren von wichtigen Sprachinformationen
Biologische Faktoren
Vor der Geburt: Blutung, Rauchen / Drogen / Alkohol, Gesundheitszustand der Mutter,
Klinikaufenthalt
Während der Geburt: verkürzte Schwangerschaftsdauer (Frühgeburt), niedriges
Geburtsgewicht, abnorme Lage bei der Geburt, Komplikationen bei der Entbindung, abnorme
Dauer
Nach der Geburt: niedrige Apgar-Werte, Aufnahme auf der Intensivstation, Krämpfe
4. DIFFERENTIALDIAGNOSEN:
Sprachverständnisstörungen werden vielfach gleichgesetzt mit
bzw. sind schwer zu unterscheiden von:
- mangelnder Konzentrationsfähigkeit
- niedriger Intelligenz
- Autismus
- Aufmerksamkeitsstörung / ADS / Hyperaktivität
- Verhaltensstörungen (Verweigerungsverhalten, Aggressives Verhalten,
geringe Konfliktfähigkeit...)
- Hörproblemen
- Auditiven Wahrnehmungsstörungen
ÆÆ FEHLINTERPRETATIONEN !
Martina Simnacher, Conny Tubert, Gabriele Vogt-Engelhardt, Thomas Schabert
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Prävention von Sprachverständnisstörungen
Deshalb: immer Hilfe von Fachkräften suchen:
-
SFZ / Beratungsstelle: Intelligenzdiagnostik
MSD vom Josefinum Augsburg: Autismus
msH: Verhaltensauffälligkeiten
Hörgeschädigtenzentrum Æ Hörprobleme / auditive Wahrnehmung
Kinder- und Jugendpsychiater / Psychologen: ADS
Schulpsychologe
Beratungsstelle / MSD Sprache
SVE (Schulvorbereitende Einrichtung)
ACHTUNG: MASSIVE SEKUNDÄRSTÖRUNGEN UND
SCHULSCHWIERIGKEITEN sind zu erwarten!
5. Mögliche SEKUNDÄRSTÖRUNGEN:
massive Kommunikationsstörungen (Kind lehnt sprachliches Agieren ab, kann
Dialog nicht halten, kleine Gespräche sind nicht möglich, weichen Fragen aus,
Kinder reden viel, ...)
neben sprachlichen Schwierigkeiten treten bei mehr als 50% der Kinder weitere
Teilleistungsstörungen auf (vgl Amorosa, 2003, 12)
- geringe Aufmerksamkeit
- Störverhalten (Aggressivität, Kaspereien...)
- Zwanghaft wirkendes und starres Verhalten
- Rückzugsverhalten
- Ausgeprägte visuelle Orientierung
- Nicht altersentsprechendes Spielverhalten
- Motorische Störungen („ ..., insbesondere auch der Feinmotorik. Die Kinder
fallen im Kindergarten auf, weil sie keine Freude am Malen haben und weil
sie ungeschickt sind, schnell etwas umstoßen, nicht gerne bauen. In der
Schule ist ihre Schrift ungelenk, teilweise kaum leserlich und sie schreiben
zu langsam“ (Noterdaeme et al. 1999 in Amorosa, 2003, S.12).
-
6. MESSUNG / TESTUNG DES SPRACHVERSTÄNDNISSES:
Æ kann nicht direkt beobachtet werden (wie z.B. Artikulation)
Æ man sieht nur die Reaktionen
Æ Kinder entwickeln Strategien, um ihr mangelndes Sprachverständnis zu
kompensieren
ÆÆ TESTS sind für des Untersucher meist unerlässlich, um festzustellen, ob eine
Sprachverständnisstörung vorliegt:
Drei wesentliche Gründe für die Notwendigkeit von standardisierten Testverfahren:
-
eine Vielzahl von Faktoren (Motivation, Bedürfnisse, Aufmerksamkeit,
Emotionalität, Wachheit...) haben erheblichen Einfluss darauf, ob in einer
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Prävention von Sprachverständnisstörungen
Situation Sprache verstanden wird, bzw. ob das Kind die vom Untersucher
erwartete Reaktion zeigt
- Kinder mit Sprachverständnisproblemen zeigen als Reaktion oft auffällige
Verhaltensweisen, weil sie mit der sprachlichen Anforderung überfordert
sind.
- Im Alltag sind Äußerungen in einen Kontext eingebettet, der dem Kind viele
zusätzliche Infos gibt, so dass Sprache oftmals nicht genau verstanden
werden muss.
ÆÆ gerade Kinder mit Sprachverständnisstörungen zeigen oft ein
uneinheitliches Bild.
ÆÆ Sprachverständnisstörungen müssen behandelt werden, sie können bei
Nicht-Beachtung zu gravierenden Sekundärstörungen führen (s. auch Dannenbauer in:
Die Sprachheilarbeit 3/2001 Chancen der Frühintervention bei spezifischer Sprachentwicklungsstörung, 103ff „Phänomen des absinkenden IQ“)
Übersicht über normierte und informelle Testverfahren zur Überprüfung des
Sprachverständnisses
Test
Altersbereich
Linguistische Ebene
ELFRA 1
12 Monate (U 6)
Wortverständnis,
Fragebogen für
Reaktion auf Sprache Eltern
24 – 35 Monate
Wortebene
Elternfragebogen
SETK 2
Sprachentwicklungstes
t für zweijährige
Kinder
SETK 3-5
Satzebene
3;0 – 3;11 Jahre
Satzebene
Sprachentwicklungstes
t für dreijährige Kinder
SETK 3-5
Material
Wortvorgabe zur einer
Bildkarte mit 3
Distraktoren
Satzvorgabe zu einer
Bildkarte mit 3
Distraktoren
Satzvorgabe zu einer
Bildkarte mit drei
Distraktoren
Anweisungen befolgen
mit Gegenständen
4;0 – 5;11 Jahre
Satzebene
Anweisungen
befolgen mit
Gegenständen
MSVK
5 – 7 Jahre
Wortebene
Marburger
Sprachverständnistest
für Kinder
(Normen für das letzte
Kindergartenjahr und
die 1. Klasse)
Mehrfachwahlaufg
aben
Sprachentwicklungstest
für dreijährige Kinder
•
Passiver
Wortschatz
•
Wortbedeutung
Satzebene
•
Satzverständnis
•
Instruktionsverst
ändnis
Pragmatik
•
Personenbezogene
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Prävention von Sprachverständnisstörungen
Sprachzuordnung
und
situationsbezogen
e
Sprachzuordnung
IVÜS
ca. 4 – 8 Jahre
Satzebene
Figuren, mit denen
Satzvorgaben
dargestellt werden
sollen
7 – 9 Jahre
Textebene
Fragen mit
Antwortvorgaben
ca. 4 ½ - 6 Jahre
Textebene
Fragen ohne
Antwortvorgaben
4;0 – 9;11 Jahre
Satzebene
Satzvorgabe, die
mit Figuren
dargestellt werden
soll
Wortebene
Wortvorgabe zu
Bildern
Informelles Verfahren
zur Überprüfung von
Sprachverständnisleistun
gen
„Mäuse-Geschichte“
(aus Mini-Lük)
„Anna-Geschichte“
(S. Mathieu)
HSET
Heidelberger
Sprachentwicklungstest
alte Normen, nach W. Gebhardt
aber noch realistisch
Patholinguistische
ab 3 Jahren
Diagnostik bei
Sprachentwicklungsstörungen
•
Nomen
•
Verben
•
Adjektive,
Farbadjektive
•
Präpositionen
Satzebene
•
Verständnis
syntaktischer
Strukturen
Textebene
•
Verständnis von
W-Fragen
Ausagieren von
Satzvorgaben
Fragen ohne
Antwortvorgaben
(Zusammengefasst aus Amorosa 2003 und einem Skript von Boger und Oswald 2005)
7. HÄUFIGKEIT und PROGNOSE:
Bei den Studien wurde meist nicht zwischen expressiven und rezeptiven Sprachstörungen
unterschieden; man nimmt an, dass zwischen 30% und 40% aller sprachenwicklungsgestörten
Kinder auch rezeptive Störungen aufweisen.
Die Zahlen für sprachauffällige Kinder variieren stark.
Kinder, die im Schulalter noch Auffälligkeiten im Sprachverständnis aufweisen, haben in
der Regel große Schulprobleme (Stoff- / Wissensvermittlung über Sprache...)
Häufig kommt zur Sprachverständnisstörung noch eine Lese-Rechtschreib-Schwäche /
Störung hinzu (es wird von etwa 50% ausgegangen), ist der Schulerfolg dermaßen
beeinträchtigt, dass die Kinder auch bei durchschnittlichem IQ eine Förderschule zur
individuellen Lernförderung besuchen.
Martina Simnacher, Conny Tubert, Gabriele Vogt-Engelhardt, Thomas Schabert
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Prävention von Sprachverständnisstörungen
Psychische /psychiatrische Störungen tauchen vielfach schon im Vorschulalter auf; die
emotionalen und sozialen Störungen entstehen häufig auf Grund der Verunsicherung in der
Interaktion zwischen Kind und der Bezugsperson (vgl. Missverständnisse...). Hinzu kommt,
dass Kinder mit Sprachverständnisproblemen häufig auf kommende Ereignisse nicht
vorbereitet sind (es fehlt die Info, die verbal gegeben wurde); die Umwelt wird chaotisch ...
empfunden.
8.
ELTERNBERATUNG:
-
Informationen geben, diagnostische Befunde klären / in Zusammenhang mit
anderen (Schul-) Leistungen stellen
keine Schuldzuweisungen, Eltern entlasten
mit Beispielen / Vergleichen arbeiten
Stärken des Kindes herausstellen, als Fördergrundlage in den Vordergrund
stellen
Aus „Rezeptive Sprachstörungen“ S. 81f
...häufig bringen Eltern ein eigenes, oft sehr verfestigtes Erklärungsmuster für die
Besonderheiten ihres sprachbehinderten / auffälligen Kindes mit. Oft werden organische
Störungen, Geburtsfehler, ... , kognitive Einschränkungen oder auch Unwille und Faulheit
(„der kann schon, wenn er will“) des Kindes genannt. Solche Erklärungsmodelle werden oft
von tiefen Schuldgefühlen begleitet, durch Erziehungsfehler oder fehlende Förderung die
Störung des Kindes verursacht zu haben (...).
Æ Erklärungen können Entlastungen bringen
Æ Klärungen können mehr Verständnis für das Kind bringen
Æ Sekundärstörungen können besser verstanden werden
Æ das Kind erlebt in der Familie mehr Fairness
Æ Erkennen der Notwendigkeit besonderer Förderung kann eher erkannt werden
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Prävention von Sprachverständnisstörungen
Hinweise zum Umgang mit dem Kind
Sichern Sie die
Aufmerksamkeit Ihres Kindes:
• Andere Handlungen des
Kindes unterbrechen
• Nähe und Blickkontakt
herstellen
• Einzeln ansprechen
Achten Sie auf Ihre eigene
Sprache:
• Mimik und Gestik verwenden
• Wichtige Wörter betonen
• Kurze Pausen machen
• Kurze, einfache Sätze
verwenden
• In der Reihenfolge erzählen,
in der tatsächlich etwas
geschieht („Erst isst du auf,
dann gehen wir raus.“ - statt
„Wir gehen raus, wenn du
aufgegessen hast.“)
Beachten Sie, ob Ihr Kind Sie
verstanden hat:
• Gezielte Fragen stellen (WFragen: Wer? Wo? Was?)
• Bei Nichtverstehen die
Inhalte vereinfacht
wiederholen, keine
zusätzlichen Informationen
geben
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Prävention von Sprachverständnisstörungen
9. MASSNAHMEN und HILFEN in der Unterweisung und im Unterricht:
-
nicht über die Köpfe der Kinder sprechen
einfache, einteilige Anweisungen
viele Wiederholungen geben bzw. wiederholen lassen
Geduld, warten können
Einfache Sprache
Begriffe klären
Blickkontakt
direktes Ansprechen
bei Arbeitsaufträgen gleichbleibende Formulierungen
Symbole zur Unterstützung der Arbeitsaufträge
keine Frage: „Hast du verstanden?“
10. FÖRDERMÖGLICHKEITEN:
-
-
Rätsel
Mimik und Gestik
Lese- und Textverständnis (Ausmalbilder)
Malen nach Anweisung
Wortfeldspiele
Viele konkrete Förder- / und Spielvorschläge im Anhang: Skript von Anna Röll und Karin
Stiegler (Team Niederbayern und Oberpfalz)
11. MATERIAL
-
Bildkärtchen
Leseblätter / Ausmalbilder
Wort-Bild-Zuordnungen
Lückentexte
Geschichten (zum Vorlesen, Erzählen und Nacherzählen)
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Prävention von Sprachverständnisstörungen
LITERATURVERZEICHNIS
AMOROSA, H. / NOTERDAEME, M.: Rezeptive Sprachstörungen. Ein Therapiemanual. Göttingen: Hogrefe 2003.
BOGER, M / OSWALD, G.: Sprachverständnis – Entwicklung, Störungen, Diagnostik. Dillingen 2005.
BRIDDIGKEIT, B. u. a.: Deutsch als Zweitsprache – systematisch fördern. Materialien für Kindergarten,
Vorschule und Schuleingangsphase. Horneburg: Persen 2005.
COOKE, J. / WILLIAMS, D.: Therapie mit sprachentwicklungsverzögerten Kindern. Urban &Fischer, 1999
DANNENBAUER, F.: Chancen der Frühintervention bei spezifischer Sprachentwicklungsstörung.
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DILLING, H. [u.a.]: ICD 10 Internationale Klassifikation psychischer Störungen. Bern, 21993.
Die
ELBEN, C.E. / LOHAUS, A.: MSVK Marburger Sprachverständnistest für Kinder. Göttingen: Hogrefe 2000.
ENGELKAMP, J.: Verstehen als Informationsverarbeitung. Psychologische Aspekte des Verstehens. Hg. D. Albert
[u.a.]. Berlin, 1984.
GEBHARD, W.: Entwicklungsbedingte Sprachverständnisstörungen bei Kindern im Grundschulalter. München,
2001.
GEBHARD, W.: Sprachverständnisstörungen – Diagnostische und therapeutische Überlegungen zu einem
unterschätzten Problem. Dillingen: Skript 2005.
GLEUWITZ, L. / MARTIN, K.: Täglich 5 Minuten Sprachförderung. Horneburg: Persen 2003.
GRIMM H. / SCHÖLER, H.: HSET Heidelberger Sprachentwicklungstest. Braunschweig 1978.
GRIMM, H. / DOLL, H.: ELFRA Elternfragebogen 1 und 2, Göttingen, 2001.
GRIMM, H.: SETK 2 (Sprachentwicklungstest für zweijährige Kinder). Göttingen 2000.
GRIMM, H.: SETK 3-5 (Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder). Göttingen, 2001.
GRIMM, H.: Störungen der Sprachentwicklung. 2., überarbeitete Aufl. – Göttingen: Hogrefe 2003.
HERZOG, M. / VOGT-ENGELHARDT,
Beratungsstelle Friedberg 2006.
G.:
Skript
Sprachverständnisstörungen
der
Sonderpädagogischen
REMSCHMIDT, H.: Teilleistungsschwächen im Kindes- und Jugendalter. Dt. Ärzteblatt. (1991), B-1591-1593.
RÖLL, A. / STIEGLER, K: Förderung bei Sprachverständnisstörungen. Dillingen 2005.
ROß, G.: So lernen Kinder richtig sprechen. Ratgeber für Eltern mit großem Praxisteil. München: Pattloch 2000.
SCHABERT, TH.: Wie verstehen wir Sprache? Nördlingen 2006.
SCHELTER, AENNE: Präsentation zur Entwicklung des Sprachverständnisses. 2005
SUCHODOLETZ, W.V. / ALBERTI, A. / BERWANGER, D.: Sind umschriebene Sprachentwicklungsstörungen Folge
von Defiziten in der auditiven Wahrnehmung? Klin. Pädiatr. (2004), 49-56.
SUCHODOLETZ, W. V. (Hg.): Welche Chancen haben Kinder mit Entwicklungsstörungen? Göttinen: Hogrefe 2004.
SUCHODOLETZ, W. V. (Hg.): Früherkennung von Entwicklungsstörungen. Göttingen: Hogrefe 2005.
TUBERT, C. / GLEUWITZ, L.: Sprachverständnis – Elternfortbildung. Dillingen 2005.
WETTSTEIN, P.: LSVT Logopädischer Sprachverständnistest. Zürich, 1983
ZIERIS, K.: Sprachverständnisstörungen. Landshut: Skript 2005.
ZOLLINGER, BARBARA (HRSG.): Kinder im Vorschulalter. Verlag Paul Haupt 1998
Martina Simnacher, Conny Tubert, Gabriele Vogt-Engelhardt, Thomas Schabert
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