Auf einen Blick: Religionen der Welt 1. Die indischen Religionen 1a. Hinduismus Anfang: Die frühesten Zeugnisse für Hindu-Riten stammen von ca. 3500 v. Chr. Gründer: Es gibt keinen Gründer. Der Hinduismus ist sehr alt, entwickelte sich jedoch im Lauf der Zeit weiter. Dazu trugen verschiedene Lehrer bei, zum Beispiel die im Wald wohnenden Mönche des 6. Jahrhunderts v. Chr. Gott: Viele Hindus glauben an einen Gott „hinter" dem Universum. Manche sehen die vfelen Götter als Aspekte des einen Gottes, den sie Brahman nennen. Manche lassen nur die Erscheinungen Vishnus als Aspekte Gottes gelten und verstehen die anderen als eine Art Heilige und Engel, andere stellen Shiva ins Zentrum der Verehrung. Manche Hindus praktizieren Polytheismus. Erlösergestalt: Es gibt keinen Erlöser als solchen, obwohl die Hindus glauben, dass Gott (Vishnu) öfters Tier- oder Menschengestalt angenommen habe, um die Menschen zu belehren. Heilige Schrift: Es gibt viele Heilige Schriften, von den Veden über die Upanishaden bis zur Bhagavad Gita. Hinzukommen epische Erzählungen wie das Ramayana und die Mahabharata sowie Gesetzessammlungen wie die Gesetze des Manu. Glaubensvorstellungen: Gott ist in und hinter allen Dingen. Manche verstehen ihn personal, andere unpersonal. Der Weg zu Gott führt durch gute Werke, Meditation und Loslösung oder fromme Hingabe. Es gibt einen Kreislauf der Wiedergeburten, Samsara, und die Seele wird viele Male reinkarniert, bis sie rein genug ist, um zu Gott gelangen zu können. Heilige Speisen: Als Ideal gilt der Vegetarismus, jedoch sind nur die Priester und Mitglieder bestimmter Gruppen dazu verpflichtet Die Hindus meiden das Essen von Rindfleisch, weil Kühe als heilig gelten. Speise, die Gott im Famt-lienschrein oder einem Mandir geopfert wird, ist heilig, Prashad. Hauptfeste: Das Hauptfest ist das Lichtfest Diwali. Am //o//-Fest wird ein großes Feuer entzündet, und es finden Spiele auf der Straße statt. Es gibt Erinnerungsfeste an den Gott Rama und Feiern zur Ehrung von Geschwistern. Symbole: Die Silbe Om (Aum) stellt die Energie dar, die das Universum schuf. Das Hakenkreuz (swastika) steht für Glück und die ///^-Zeichen aus farbiger Tonerde auf der Stirn zeigen an, welchen Gott die Betreffenden besonders verehren. 1b. Buddhismus Anfang: im 6. Jahrhundert v. Chr. in Indien. Gründen Siddharta Gautama (ca. 563-483 v. Chr.) aus der Sippe der Shakya in Nordindien. Er war ein Prinz, der Frau und Kinder verließ, um als heiliger Mann im Wald zu leben. Gott: Der Buddha stellte das Dharma (den „Weg") über die Götter. Der Buddhismus ist agnostisch, lehrt jedoch einen spirituellen Weg, sucht Erleuchtung und das Glück des Nirvana. Erlösergestalt: Buddha ist ein Lehrer, nicht mehr. Sein Beispiel soll anregen, die „Buddhanatur" in sich selbst zu suchen. Heilige Schrift: Verschiedene Lehren des Buddha sind in den Tripitaka (den „drei Körben") zusammengestellt. Weil in der Sprache Pali aufgezeichnet, werden diese Schriften auch der Pali-Kanon genannt. Die Dhammapada ist eine beliebte kurze Sammlung weiser Sprüche des Buddha. Glaubensvorstellungen: Es gibt einen Kreislauf der Wiedergeburten, dem die Seele nur entkommt, indem sie sich von allem löst, was Leiden verursacht. Das heißt, dass viele Wiedergeburten nötig sein können. Der Buddha lehrte den Mittleren Weg und vermied sowohl extreme Askese als auch Laxheit. Jeder Mensch kann Erleuchtung erlangen; erträgt das Potenzial dazu in sich. Nirvana ist der freie, friedvolle Zustand des „Abgekühltseins" von allem 1 Andachtsstätte: Buddhisten können daheim vor Schreinen oder in Viharas meditieren und den Buddha verehren. Es gibt öffentliche Gebetshallen mit einer Buddhastatue. Auch die Klöster verfügen über Meditationsräume. Heilige Speisen: Buddhisten vermeiden möglichst Fleisch, obwohl es erlaubt ist, insbesondere, wenn andere Nahrungsmittel rar sind Hauptfeste: An Wesak wird der Geburtstag des Buddha gefeiert. An den Uposatha-Tagen feiert man bestimmte Mondphasen. Symbole: das Rad der Wiedergeburt. Der Fußabdruck des Buddha erinnert daran, dass das Leben ein Wanderweg zur Erleuchtung ist. 1c. Sikhismus Anfang: im 15. Jahrhundert n. Chr. in Indien. Gründer: Guru Nanak (1469-1539 n. Chr.), der Muslime und Hindus in einer Synthese ihrer Hauptüberzeugungen vereinen wollte. Auf ihn folgten neun weitere Gurus, die den Glauben weiterentwickelten. Gott: Es gibt nur einen Gott, der anzubeten ist. Erlösergestalt: Die Gurus sind nur Lehrer, jedoch von Gott erwählt, der durch sie die Menschen unterweisen will. Durch Dienen, Gottesdienst und gute Taten sucht man das Austreten aus dem Kreislauf der Wiedergeburten. Heilige Schrift: Das Guru Granth Sahib ist eine Sammlung vieler Lieder der verschiedenen Gurus. Es wird als letzter und lebendiger Guru für alle Zeiten angesehen. Glaubensvorstellungen: Es gibt nur einen Gott, der seine Gurus sendet. Das Kastensystem wird abgelehnt; vor Gott sind alle gleich. Die Sikh sind verpflichtet, sich initiieren zu lassen und die Fünf Ks als Symbole ihres Glaubens zu tragen. Gottesdienststätte: die Gurdwara, das „Tor des Guru". Darin wird eine Ausgabe des Granth verwahrt, um das die Menschen in der Gebetshalle sitzen. Heilige Speisen: Sikh teilen ihre Speisen zum Zeichen, dass sie alle gleich sind. Im Gottesdienst teilen sie Prashad. Danach essen sie gemeinsam im Langar. Hauptfeste: das Frühlingsfest Vaisakhi und das Lichtfest Diwali. Gurpurbs sind Feste zu Ehren eines der zehn Gurus. Symbole: der Kreis mit den drei Schwertern; ihre Flagge, Nishan Sahib. Ihr Spruch Ek-Onkar erinnert daran, dass es nur einen Gott gibt. 2 2. Die westlichen Religionen 2a. Judentum Anfang: Orthodoxe Juden sehen ihn mit dem ersten Menschen, Adam. Abraham lebte ca. 1700 v. Chr., Mose ungefähr zwischen 1400 bis 1200 v. Chr. Gründer: Es gibt keinen einzelnen Gründer; am ehesten gleicht einem solchen Mose, der auf dem Sinai die Tora empfing. Gott: Gott ist als El oder jhwh bekannt, ewig, transzendent. Erlösergestalt: Mose und die Propheten sind nur Lehrer. Aber es gibt die Hoffnung auf den Messias. Die jüdische Tradition erwartet in ihm einen von Gott gegebenen Herrscher, der den Frieden auf Erden bringen und alle Menschen zur Anbetung des einzigen Gottes führen wird. Heilige Schrift: Der Tanach, die hebräische Bibel, ist eine Sammlung von 39 Büchern, unterteilt in die Tora, die Propheten und die Schriften. Das rabbinische Judentum verehrt die fünf Bücher Mose als schriftliche Tora, die in der mündlichen Tora der Rabbinen ihre authentische Auslegung findet. Das kanonische Werk der mündlichen Tora ist der Talmud. Glaubensvorstellungen: Juden glauben, Gott habe sie berufen, seine Gebote in der Tora zu halten und sie mit einem Bund auf die Treue zu ihm verpflichtet. Sie sollen das Licht der Völker sein. Die Segnungen des Bundes gelten sowohl für dieses Leben als auch die kommende Welt. Gottesdienststätte: Ursprünglich waren das das eigene Heim und der Tempel in Jerusalem. Seit seiner Zerstörung dienen die örtlichen Synagogen als Ort des Gottesdienstes. Heilige Speisen: Die Tora verbietet verschiedene Speisen, etwa Schweinefleisch und Schalentiere. Fleisch und Milchprodukte dürfen nicht miteinander gegessen werden. Zum Sabbat und anderen Festen haben Brot und Wein eine besondere Bedeutung. Hauptfeste: Wichtigstes Fest ist der Wochenfeiertag, der Sabbat Wichtigstes Jahresfest ist Jom Kippur, der Versöhnungstag. An Pessach findet in der Familie ein Mahl mit symbolischen Speisen statt, das an den Auszug aus Ägypten erinnert. An Sukkot werden provisorische Hütten zum Gedenken der Nomadenzeit in der Wüste errichtet. Simchat Tora ist ein Freudenfest wegen des Geschenks der Tora. Chanukka ist ein Lichterfest. Symbole: der siebenarmige Leuchter, Menora, erinnert an die Schöpfungstage; der sechszackige Davidsstern („Schild Davids"). 2b. Christentum Anfang: im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. Gründer Jesus von Nazareth (ca. 4 v. Chr. - 33 n. Chr.) Gott: Gott ist dreifaltig; die drei Personen von Vater, Sohn und Heiligem Geist sind ein Gott. Gott ist unsichtbar und transzendent, aber in der Welt am Wirken. Erlösergestalt: Jesus gilt als Erlöser der Menschheit. Christen glauben: In ihm sei Gott Mensch geworden; sein Tod am Kreuz habe die Vergebung der Sünden und eine neue Beziehung zu Gott bewirkt. Christen glauben: Das Heil können und müssen Menschen nicht selbst bewirken. Gott habe als Erster den Schritt auf die Menschen zu gemacht und biete ihnen Gemeinschaft mit sich an. Heilige Schrift: Christen verehren die hebräische Heilige Schrift als „Altes Testament" der Bibel sowie das „Neue Testament" mit 27 Büchern: 4 Evangelien über Jesus, 21 Briefen, einem Buch über die ersten Christen und einem prophetischen Buch. Glaubensvorstellungen: Gott als Dreifaltigkeit; Jesus als Mensch gewordener Gott; Jesus starb für die Menschen und stand leibhaftig vom Tod auf; der Heilige Geist wirkt als lebendige Kraft in den Gläubigen. Gottesdienststätte: Als „Kirche" gelten zunächst die versammelten Gläubigen selbst. Die Kirchengebäude können einfach oder auch reich verziert sein. Sie enthalten meistens einen Tisch oder Altar für die Eucharistiefeier und eine Stelle zum Vorlesen aus der Bibel und zum Predigen. Heilige Speisen: Zum Gedächtnis Jesu und seines letzten Abendmahls werden Brot und Wein geweiht und miteinander geteilt. Das Brot gilt als sein Leib, der Wein als sein Blut. Hauptfeste: An Weihnachten wird die Geburt Jesu gefeiert; an Ostern sein Tod und seine Auferstehung; an Pfingsten die Herabkunft des Heiligen Geistes. Symbole: das Kreuz; Feuer und Wasser; die Taube für den Heiligen Geist. 3 2c. Islam Anfang: Der Islam ist von Gottes wahren Propheten in der Geschichte schon immer gelehrt worden. Gründer: Der erste Prophet Gottes war Adam, der erste Mensch. In Arabien lehrte Mohammed (ca. 570-632) den Islam in der Form, wie wir ihn kennen, im 7. Jahrhundert n. Chr. Gott: Es gibt nur einen Gott. Auf Arabisch heißt er Allah (was einfach „der Eine Gott" bedeutet). Erlösergestalt: Eine solche gibt es nicht im Islam. Mohammed ist nur ein Prophet. Sein eigenes Heil und Gottes Vergebung muss man sich verdienen, indem man Gottes Gebote befolgt und sich von ihm führen lässt. Heilige Schrift: In einer Reihe von Offenbarungen und Orakeln wurde Mohammed der Koran offenbart. Es gab schon frühere Bücher, etwa die Psalmen und die Evangelien, aber diese müssen nach muslimischer Sicht verdorben worden sein, da einige ihrer Lehren dem Koran widersprechen. Glaubensvorstellungen: Der eine Gott schickt der Menschheit seine Engel und Propheten als Helfer und Führer. Mohammed ist der letzte Prophet. Es gibt ein Endgericht und die Auferstehung von den Toten. Gottesdienststätte: Die Moschee ist ein „Ort des sich Niederwerfens" und einfach geschmückt. Eine Nische darin zeigt nach Mekka. Heilige Speisen: Es gibt keine sakramentale oder heilige Speise. Es gibt einen Monat, den Ramadan, in dem man während des ganzen Tageslichts fastet. Am Id ul-Adha verzehrt man im Familien- und Freundeskreis Hammel- oder Ziegenfleisch. Bestimmte Speisen sind verboten, haram, wie etwa Schweinefleisch. Hauptfeste: Id ul-Fitrim Abschluss des Ramadan; Id ul-Adha zum Abschluss der Mekka-Wallfahrt (Hadsch). Symbole: der zunehmende Mond und ein aufgehender Stern; die Kaaba in Mekka als heiligster Ort; arabische Namen für Gott oder die Propheten. 4 3. Die fernöstlichen Religionen Konfuzianismus, Taoismus und Shintoismus Anfang: Konfuzianismus im 6. bis 5. Jahrhundert v. Chr. in China; Taoismus im 6. Jahrhundert v. Chr.; Shintoismus ist eine uralter Glaube in Japan. Gründer: des Konfuzianismus Kung-fu-tse (Konfuzius, 551-479 n. Chr.); des Taoismus Laotse; der Shintoismus hat keinen Gründer. Gott. der Konfuzianismus ist bezüglich der Götter agnostisch und nennt „den Himmel" die Autorität; der Taoismus kennt viele Götter, aber das Tao ist eine mystische Lebenskraft in allem Leben; der Shintoismus verehrt die Kami-Götter; das sind erhöhte Heilige und Geistwesen. Erlösergestalt: Eine solche kennen diese Religionen nicht. Der Konfuzianismus lehrt Selbstverbesserung; der Taoismus leitet zur Harmonie mit dem Tao an; der Shintoismus sucht den Segen der Götter. Heilige Schrift: im Konfuzianismus Analekten, gesammelte Sprüche des Konfuzius-, im Taoismus das Tao-te-king des Laotse; im Shintoismus keine Schriften, jedoch viele Traditionen und Erzählungen. Glaubensvorstellungen: im Konfuzianismus gilt als Ziel das naturgemäße Leben in sozialer Harmonie; wahrer Adel ist eine Frage des Charakters und des Lebens gemäß Jen und Li; im Taoismus geht es um das naturgemäße Leben dank des Tao und Frieden in der Gesellschaft; im Shintoismus sucht man die Segnungen der Kami. Gottesdienststätte: bei den Taoisten Klöster und Tempel, bei den Shintoisten zahlreiche Schreine. Heilige Speise: im Shintoismus ist die Segnung der Reispflanzungen und der Ernte wichtig. Hauptfeste: im Taoismusmte Feste zu Ehren der Götter sowie das Winterfest. im Shintoismus viele Feste zu den Jahreszeiten: Neujahr, Frühjahr und Herbst. Symbole: bei den Konfuzianern und Taoisten das Yin-Yang-Symbol für Ausgewogenheit und Harmonie. 5