architektur stadt ms 6 10 Auch heute ist Umbruchzeit: Baustelle des neuen Landesmuseums am Domplatz. Foto: Stefan Rethfeld kalender so gesehen Mi 2. 6. 17.30 Uhr Sitzung Ausschuss für Stadtplanung, Stadtentwicklung, Verkehr und Wirtschaft Stadtweinhaus, Hauptausschusszimmer, Prinzipalmarkt 8 – 9, Münster Mi 2. 6. 19.00 Uhr Vortrag Stadtansichten: Stefan Rethfeld, Berlin / Münster msa, Leonardo-Campus, Leo 1, Münster Sa 5. 6. 9.30 Uhr Symposium Richard Neutra – Welt und Wohnung. Zur Idee und Chance verantwortlicher Architektur MARTa, Goebenstraße 4 –10, Herford Sa 5. 6. Theateroper 19.30 Uhr Tomorrow, in an year Hotel Pro Forma (Kopenhagen), www.pumpenhaus.de Stadttheater, Großes Haus, Neubrückenstraße, Münster Mi 9. 6. 19.00 Uhr Vortrag Stadtansichten: Arno Brandlhuber, Berlin msa, Leonardo-Campus, Leo 1, Münster Sa 12. 6. Konzert 22.00 Uhr sozialpalast 2010: Bahnsteigkonzerte Gisbert zu Knyphausen (Berlin), Desire Kläukens (Duisburg) Hauptbahnhof, Bahnsteig 9 / 12, Wartehäuschen, Münster 11.00 Uhr Papier und Stein. Max Geisberg: Dokument und Spekulation Szenische Montage von und mit Burkhard Spinnen / Tickets: www.pumpenhaus.de LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Domplatz 10, Münster So 13. 6. Theater Uraufführung So 13. 6. Führung 15.00 + 17.00 Uhr geisberg.orte: Eine biographische Stadtführung mit Stefan Rethfeld, Tickets: www.pumpenhaus.de Treffpunkt: LWL-Landesmuseum, Domplatz 10, Münster Mi 16. 6. 19.00 Uhr Vortrag Stadtansichten: Jean-Philippe Vassal, Paris msa, Leonardo-Campus, Leo 1, Münster Mi 16. 6. Vortrag 19.30 Uhr Stephan Triphaus: Masterplan für das Universitätsklinikum www.maiv.de Alexander-von-Humboldt-Haus, Hüfferstraße 61, Münster Fr 18. 6. Führung 15.00 Uhr Münster Modell Tour Servatiiviertel mit Stefan Rethfeld, Münster Modell e.V., zusammen mit WN Tickets: VVK ab 11. 6. WN-Ticket-Shop (Tel. 69 05 93), Wh.: Sa 19. 6., 11.00 Uhr Treffpunkt: Stadthausturm, Prinzipalmarkt, Münster So 20. 6. Vortrag 11.30 Uhr Prof. Dr. Wolfgang Schäche: Vom Historismus zur Moderne – Industriearchitektur in Deutschland Gustav-Lübcke-Museum, Forum, Neue Bahnhofstraße 9, Hamm Mi 23. 6. 19.00 Uhr Vortrag Stadtansichten: Florian Nagler, München msa, Leonardo-Campus, Leo 1, Münster Do 24. 6. 18.00 Uhr Vortrag Münsters Stadtteile: Gelmer – Stadtteil am Zusammenfluss von Werse und Ems Stadtarchiv, An den Speichern 8, Münster Fr 25. 6. 20.00 Uhr Vortrag Hausgespräche: Mark Lee, Los Angeles Freihaus e.V., Hüfferstraße 20, Münster ganztägig Tag der Architektur Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, www.aknw.de/tda2010 Über 15 Orte im Stadtgebiet Münster Medientipp Artikel: »Super, nicht normal – die schönsten alten Tankstellen« (mit zwei Beispielen aus Münster: LWL-Tankstelle und Café Gasoline) Autobild Klassik, Nr. 3/2010 (Juni /Juli) oder: www.autobild.de/artikel/die-schoensten-alten-tankstellen_1185927.html ton ton gesellschaft gesellschaft für für objekteinrichtungen objekteinrichtungen mbh mbh speicherstadt an den speichern 6 speicherstadt 48157 münster an den speichern 6 t 02 51. 96 24 60 48157 münster f 02 51. 96 24 640 t 0251.96 24 60 www.ton-objekt.de f 0251.96 24 640 www.umfeldgestalter.de Charles & Ray Eames, Lobby Chair ES 108, 1960 © www.umfeldgestalter.de N www.umfeldgestalter.de T www.ton-objekt.de www.ton-objekt.de Sa 26. 6. bis So 27.6. Besichtigungen Geisberg und die Jetztzeit Ein Name ist mit der Baukunstgeschichte in Münster in besonderer Weise verbunden: Max Geisberg. In Münster am Domplatz 1875 geboren und aufgewachsen, wirkt er vor allem als Direktor des seinerzeit neu errichteten Landesmuseums in zwei institutionell maßgeblichen Phasen: 1911 – 1934 und nochmals 1940 – 1942. Sein Hauptwerk hinterlässt er bekanntlich in Buchform, genauer gesagt in sechs im Zeitraum 1932–1937 erschienen Bänden, in denen er, wie kein anderer vor ihm, das Gebaute dieser Stadt dokumentiert: Stadtmauer, Dom, Kirchen, Rathaus, Adelshöfe, Bürger- und Wohnhäuser. Mit gutem Auge und scharfem Spürsinn vertieft er sich in die mehrere Jahrhunderte umfassende Papier- und Steinwelt. Er gräbt nicht nur nach Papier, ob im Landesmuseum, in Staats- und Stadtarchiven, beim Bistum, der Regierung oder in Zeitungsarchiven, sondern er gräbt auch in manchen Fundamenten und durchleuchtet Fachwerkfassaden und Dachstühle. Bereits als Student führt sein Röntgenblick 1887 zum berühmten Kreuztorfund: hier hatte er Hügel und Wälle der alten Wehranlagen so gut studiert, dass er gleichsam durch sie auf ein verborgenes System von Mauern hindurch sehen konnte – der berühmte Figurenschatz des 14. – 16. Jahrhunderts lag schichtenweise dahinter. Geisberg ist angetrieben von seiner Zeit, die nach vorne strebt, doch zieht es ihn im gleichen Maße hinein in das Reich der Geschichte, auf der Suche nach Authentischem und Überlieferbaren. Denn je mehr sich erneuerte, desto mehr würde auch verloren gehen, ja vergeudet werden – so seine Klage. Als er den ersten Band vorlegt, ahnt er bereits wiederum eine neue Zeit, »in der die frühere lebendige Verbindung mit der alten Überlieferung der Heimat abzureißen droht.« Dass erste Bomben die Stadt treffen, erlebt er noch, an seinen Jugenderinnerungen schreibend. Die Dramaturgie ist bezeichnend: denn kurz vor seinem Tod im Juni 1943 schafft er es noch, sein sechsbändiges Werk abzuschließen und auch als Interimsdirektor den Großteil aller Kunstwerke des Museums auszulagern. Nur wenige Monate später wird Münster weitestgehend zerstört. Geisberg blieb dieser Anblick erspart. Sein Inventar wird der Stadt zum Vermächtnis und für den Wiederaufbau eine maßgebliche Quelle. Ohne ihn sähe Münster heute anders aus. Das Schichtwerk Münster ist nur aufgrund seiner Studien noch erlebbar. Im 25. Jahr seines Bestehens nimmt das Theater im Pumpenhaus das Geisberg’sche Werk und seine Wirkung zum Anlass, der Lebensspur Max Geisbergs zu folgen und die Fragen von Kunst, Kultur und Geschichte erneut aufzurufen (s. kalender 13. 6.). Ob als Theaterstück von Burkhard Spinnen oder als Erkundungstour: die Stadt mit ihrer Geschichte wird zum Theater im besten Sinne. Auch heute ist Umbruchzeit. Am besten, Sie kommen hinzu. Stefan Rethfeld Dreimal Flaggschiff für die Wissenschaftsstadt: Entwürfe für das neue Nanobioanlytik-Zentrum Staab Architekten, Berlin (1. Preis), Henn Architekten, München (2. Preis), F 29 Architekten, Schmitz & Zirkel (3. Preis) Fotos: Technologieförderung Münster Entwurf Staab Architekten: Perspektive erbaulich Niemer, Jörg: Vom Domplatz zum Schloss – Die Baugeschichte der Universität Münster, Münster 2010. Tipp: Am 9. / 10. Juli wird das Universitätsviertel rund um die Petrikirche Thema der Münster Modell-Tour sein. Baugeschichte der Universität Münster erstmals dokumentiert Verteilt ist sie heute auf über 212 Gebäude im gesamten Stadtgebiet: die Westfälische Wilhelms-Universität. Als integraler Bestandteil der Wissenschaftsstadt ist Münster gar nicht mehr ohne Universität zu denken. Da wundert es schon ein wenig, dass die Dokumentation ihrer Baugeschichte so lange hat auf sich warten lassen. Die nun höchst verdienstvolle Studie behandelt die Bauten der Kernuniversität bis zum Abschluss der ersten Wiederaufbauphase – und damit einen Zeitraum vom 16. Jahrhundert bis hin zu den 1960er-Jahren. Auch wenn die Grundzüge der Entwicklung einigermaßen bekannt sind, versteht es das Buch, mit einer Reihe von wissenswerten Details zu überraschen. So werden die Jesuitenkolleg-Pläne um 1590, welche in der Pariser Nationalbibliothek verwahrt werden, ebenso nochmals vor Augen geführt wie auch Ungebautes der Architekten Lipper und Carl F. Busse. Einen Schwerpunkt bildet so dann die Neue Akademie, die Hilger Hertel am Domplatz ab 1873 auch tatsächlich baut mit Innenaufnahmen der prächtigen Aula. Da die Institution erst 1780 ins Leben gerufen wurde, 1818 aufgehoben und erst 1902 wieder den Status einer Volluniversität erlangte, zeigt sich auch die Baugeschichte zwangsläufig immer wieder als Lückentext. Das Buch leuchtet so manches Neue aus, und liefert den Hintergrund der rund zwanzig wichtigsten Gebäude. Fazit: das Buch ist eine Bereicherung. Es schließt eine Lücke, die seit Jahrzehnten offensichtlich war, und keinen Moment zu früh kommt. Bedingt durch jüngste Konjunkturmittel stehen zahlreiche Neu- und Umbauprojekte an. Ob Landsbergsche Kurie, ehem. Ludgerianum, ob Neubau Bispinghof, Schlossumbau, Schlossgarten. Alle Orte eint, dass sie rar und einmalig sind. Das Buch stellt ein gutes Fundament für ein neues baukulturelles Bewusstsein der Hochschule dar. Stefan Rethfeld nachhall Onlinemedium »echo-muenster.de« stellt Betrieb ein Münsters Online-Stadtmagazin »echomuenster.de« hat sein Erscheinen eingestellt. Nach drei Jahren wurden fünf der sechs Ressorts wie Aktuelles, Wirtschaft, Kultur, Hochschulen und Lokalpolitik aufgrund finanziellen Druckes aufgelöst, lediglich das Sportressort bleibt bis auf weiteres bestehen. Das für Münster ungewöhnliche Medium wurde seinerzeit von Mitgliedern der 2007 überraschend aufgelösten Lokalredaktion der Münsterschen Zeitung gegründet. Schnell fand das gerade in Stadtplanungsfragen stets gut informierte Medium eine große Leserschaft, doch reichten Anzeigenerlöse nach Ablauf einer staatlichen Anschubfinanzierung nun nicht mehr aus. Bedauerlich. Wir werden diesen Nachhall vermissen. sr nanu nano Volker Staab gewinnt Wettbewerb für das neue Nanobioanalytik-Zentrum Das Wort hat Konjunktur: Nano. Kaum noch ein Produkt, das nicht mit seinen Nano-Eigenschaften wirbt – vom Putztuch bis zur Regenjacke. Für Wissenschaftsstädte ist daher die Nanotechnologie als stark wachsende Technologie ein wichtiges Zukunftsfeld, auch schon seit längerem für Münster. Bereits 2003 wurde eines der europaweit ersten Zentren für Nanotechnologie (CeNTech) für Forscher und Existenzgründer eröffnet, nun soll für 16,5 Millionen EUR ein Pendant für kleine und mittlere Firmen folgen. Geplant ist ein NanobioanalytikZentrum (NBZ) für bis zu zehn Unternehmen, die nanoanalytische Verfahren und Geräte entwickeln. Die Teilnehmer hatten mit größtmöglicher räumlicher Flexibilität zu entwerfen, auch verstand der Auslober den Neubau als Auftaktgebäude im Hochschulpark an der Mendelstraße. Noch bis vor zwanzig Jahren wurde dieses Areal im westlichen Stadtteil Gievenbeck landwirtschaftlich genutzt. Frühere noch freie städtebauliche Setzungen wie sie den Technologiepark (Bolles-Wilson und Partner, 1993) und das Max-Planck-Institut (Rainer M. Kresing, 2006) kennzeichnen, sind heute nicht mehr möglich, da sie bereits selber zum Kontext wurden. So durfte man gespannt sein, wie die elf Teilnehmer sich verhalten. Das Team des Drittplatzierten F29 Architekten, Schmitz & Zirkel (Dresden) interpretiert den vorgelagerten Kreisverkehr nahezu als Vorfahrt und reagiert mit einem mittelsymmetrischen Portaleingang bei monotonen Fassaden. Deutlich inspirierter, auch wenn vermutlich vom Neandertal Museum beeinflusst, der 2. Preis des Büros Henn Architekten (München): der Entwurf ist vom Straßenverlauf auf beiden Längsseiten geformt, nach vorne hin zulaufend gleich einem Schiffsbug. Auch dem Erstplatzierten Volker Staab gelingt eine bewußte Setzung, da er sich allen vorhandenen Grundlinien scheinbar verweigert – und sodann selbst ein vibrierendes Zentrum aus sämlichen Linien, die dem Bau zufliegen, bildet. Auskragende Deckenplatten über allen drei Geschossen, eine leichte Verkippung der Fassaden und flexible Mietereinheiten erlauben ein komplexes Linienspiel, das letztlich auch den 1. Preis begründet. Von allen Entwürfen hat dieser zudem die größte Poesie. Ein Unikum zumeist in der Uniwelt. Doch Technologie kann auch unsichtbar sein, zumal dann, wenn es Nanowelten zum Gegenstand hat. Auf dem Campus Berlin-Buch hat Staab mit seinem Büro- und Laborgebäude für Genomforschung ebenfalls diese Zurückhaltung bewiesen. Im anstehenden VOF-Verhandlungsverfahren wird er sich allerdings erst noch durchsetzen müssen. Im Frühjahr 2011 soll bereits Baubeginn sein, im Jahr 2013 die Eröffnung – zeitgleich zur Einweihung des Landesmuseums, ebenfalls von Staab. Stefan Rethfeld streicheldom Rügenpark zeigt St. Paulus-Dom im Miniaturformat Verschlossen wird er in der nächsten Zeit sein: der St. Paulus-Dom. Umfangreiche Bauarbeiten für über 10 Millionen Euro stehen ab Juni bis Mitte 2012 an, darunter die Sanierung des Kupferdaches, Verbesserungen des Brandschutzes und der Haustechnik sowie die Überarbeitung des Salvatorgiebels. Auch gibt es Überlegungen, die Beleuchtung der Kathedrale zu erneuern, ebenso wie Bänke und Innenanstrich. So wird der Dom voraussichtlich vom Sommer bis zum Spätherbst 2011 für Gottesdienste und Besichtigungen geschlossen sein. Trost kann während dieser Bauzeit nun jedoch ein Ort auf Deutschlands größter Insel spenden: der Rügenpark. Denn hier steht der Dom als Nachbau im Maßstab 1:25 inmitten einer Miniaturlandschaft mit weiteren 85 maßstabsgetreuen bis zu neun Meter hohen Modellen, darunter Kreml, Kolosseum, Notre Dame und Reichstag. Mit der Parkeisenbahn »Emma« können sie alle angesteuert werden, zusätzlich 15 weitere Attraktionen vom Butterfly bis zur Pferdereitbahn. Ob der Dom auch eine Rolle in der sonntäglichen (sic!) mittelalterlichen Stuntshow spielt, war leider nicht zu erfahren. Doch immerhin: das grüne Kupferdach darf gestreichelt werden. Und vielleicht hat es gerade dieses demnächst Münster voraus, denn die reale Dachsanierung setzt auf dunkelbraunes oder steril vorpatiniertes Kupfer. sr Dom auf Rügen: St. Paulus im Rügenpark bei Gingst. Foto: www.ruegenpark.de architektur stadt ms Impressum 30. Ausgabe 6|10 architektur stadt ms wird von Stefan Rethfeld (sr) und Jan Rinke (jr) herausgegeben. Redaktion / Anzeigen: Stefan Rethfeld ( V.i.S.d.P), Prinzipalmarkt 13, 48143 Münster, Tel. 0251 – 4 14 57 57 Termine, Anregungen und Abowünsche ( 20,- Euro; zwölf Zusendungen pro Jahr) bitte an: [email protected] Auflage: 2.500 Exemplare, monatlich. Kostenlose Verteilung in Münster über: Stadtbücherei, Münster Information, Buchhandlungen Walther König, eXtrabuch, TON Objekteinrichtungen u. a.. Vorab schon online unter: www.architekturstadt.ms Musial Lichtkonzepte Confiserie für Kenner. In allen Karstadt- und Kaufhoffilialen erhältlich. Königsstr. 43a Münster 0251.4 76 17 www.Musial-Lichtkonzepte.de