Veranstaltung Nr. 17/04/302 Bundestagswahl 2017 – wie wird sich das politische Deutschland verändern? Zielgruppe: Familienseminar für Aussiedler*innen, Migrant*innen und alle Interessierten Termin: Montag, 24. Juli 2017 - Sonntag, 30. Juli 2017 Tagungsort: Naturfreundehaus Teutoburg, Detmolder Str. 738, 33699 Bielefeld Tagungsleitung: Dr. Nike Alkema Tagungsgebühren: 100,00 € für Seminarkosten, Unterkunft und Verpflegung, für Kinder sind 50,00 € zu zahlen Inhalte: Ausgangslage: Die politischen Entwicklungen innerhalb und außerhalb Europas mit einer zunehmenden Anzahl autoritärer Demokratieregime, mit Putins Russland, Erdoğans Türkei, Orbáns Ungarn, Abes Japan oder Modis Indien, zeigen, wie dramatisch sie die politischen Kontexte verändern. Das Wahlergebnis in den USA mit Trump als politisch völlig unbeschriebenes Blatt aber mächtiger Medienmogul nun an der Regierungsspitze drängt weitere Fragen auf, wie sich die Machtbalancen in der Welt verändern werden. Es scheint eine zunehmende Abkehr von liberalen Werten hin zu autoritären Systemen zu geben - das als globales Phänomen. Die gesellschaftliche Polarisierung entlang geltender Wertesysteme verschärft diese Entwicklung auch in der jeweiligen Innensicht dieser Länder. Der global herrschende Terror schürt weitere Ängste und drängt in eine Haltung nationaler Isolation. Dem bisher entgegen steht das politische System der Bundesrepublik Deutschland, welches sich mit seinem Grundgesetz als streitbare, wehrhafte Demokratie versteht. In der Verfassung werden die freiheitliche demokratische Grundordnung und die darin verankerten liberalen Werte geschützt. Die freien politischen Wahlen sind ein Inbegriff dieser Grundordnung. Aber auch unsere Demokratie sieht sich einer Bedrohung durch antiliberale Tendenzen ausgesetzt. Durch den Flüchtlingszustrom und die wachsende Zahl von Asylsuchenden in der Bundesrepublik und in den europäischen Nachbarländern ist eine Situation entstanden, in der Befürchtungen und Ängste von einigen Bevölkerungsgruppen und auch Politikerinnen und Politikern instrumentalisiert werden, um nationalistisches Gedankengut zu schüren und sogar feindliche Aktionen zu motivieren. Der Verdruss mit den aktuellen Parteien und die Enttäuschung mit politischen Angeboten der Politikerinnen und Politiker treibt eine zunehmende Anzahl an Menschen in extreme politische Positionen. Die „Montagsspaziergänge“ der Pegida-Bewegung sind Beispiele für artikulierte Ressentiments und das Ausleben von Stimmungen und Lautwerden von Unzufriedenheit. Die zunehmende Unterstützung für die rechtspopulistische „Alternative für Deutschland“ (AfD) zeigt, dass selbst im Kern der Demokratie - innerhalb des Parteiensystems - eine neue Front aufzieht. Einige Wahlprognosen schreiben der AfD das Potenzial der drittstärksten Kraft im Land zu. Das Seminar 17/04/302 -1- traditionelle Parteiensystem sieht sich deutlich herausgefordert. Die Bundestagswahl im Herbst 2017 wird zeigen, wie die etablierten Parteien mit diesen Herausforderungen umgehen werden und ob es ihnen gelingt, eine regierungsfähige Mehrheit zu bilden. Vor diesem Kontext wird in diesem Seminar der Blick insbesondere auf mögliche Veränderungen des Parteiensystems der Bundesrepublik geworfen, die Wahlkampagnen der antretenden Parteien werden differenziert untersucht, die Teilnehmenden werden aufgefordert werden, sich mit den Programminhalten und den Politikbotschaften reflektiert auseinandergesetzt. Dabei wird insbesondere die Rolle der Medien und der sozialen Netzwerke untersucht. Das Ziel des Seminars ist es, den Teilnehmenden die politischen Entwicklungen in Deutschland nachvollziehbar zu machen. Es sollen Handlungsoptionen und Lösungsansätze angeboten werden, wie politische Verantwortung übernommen werden kann. Es ist akut und dringend notwendig, dass wir uns in der politischen Bildung intensiv mit dem Gefüge unserer liberalen Demokratie auseinandersetzen, um unser Demokratieverständnis zu schützen. Ein kritischer Umgang mit den (sozialen) Medien ist darin ein ganz wesentlicher und wichtiger Baustein. Es sind inzwischen deutlich andere Informationskanäle etabliert, die für eine Meinungsbildung genutzt werden. Die Teilnehmenden sollen über die Medienrealitäten und die Beeinflussungsmöglichkeiten und Manipulationstechniken der relevanten Akteure informiert werden und zur Diskussion über aktuelle Situation angeregt werden. Zielgruppe: Diese Veranstaltungsreihe der politischen Bildung am Institut für Migration- und Aussiedlerfragen richtet sich vornehmlich an Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund, insbesondere an Migrantinnen und Migranten aus östlichen Herkunftsländern, zu deren größter Gruppe in Deutschland die Russlanddeutschen zählen. Innerhalb dieser Gruppierungen herrscht eine starke Verunsicherung über ihren Status in der Bundesrepublik Deutschland. Russlanddeutsche sind mit großen Hoffnungen und Erwartungen nach Deutschland gekommen. Für einige hat sich die Bundesrepublik aber nicht als das erhoffte Zuhause präsentiert. Es besteht ein hoher Bedarf, über die politische Kultur, die demokratischen Spielregeln und die verfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen zu informieren. Der Zielgruppe fehlen der Zugang zu diesen grundlegenden Informationen und die Möglichkeit intensiver Reflexion. Außerdem wird auf die Rolle der Russlanddeutschen in dieser Zeit geblickt, denn sie gerieten in ihrer Geschichte zwischen die Fronten von Hitler und Stalin und wurden wegen ihrer deutschen Herkunft in der Sowjetunion verfolgt. Wir laden auch die Teilnehmenden mit jüdischer Zuwanderungsgeschichte dazu ein, sich mit den eigenen Erfahrungen und aktuellen Erkenntnissen und Fragen zum Thema autoritäre Herrschaftssysteme zu beschäftigen. Das Besondere an dieser Veranstaltung ist der angestrebte Begegnungscharakter von Menschen aus Ost und West. Wir wollen mit „Normalbürgern“ im Kleinen das tun, was auf der großen politischen Ebene ins Stocken geraten ist. Im Rahmen unserer Seminararbeit hat sich gezeigt, dass Migrantinnen und Migranten aus der Ukraine und Russland teilweise traumatische familiäre und persönliche Erfahrungen gemacht haben, die eine friedliche Diskursfähigkeit stark einschränken. Die Situation scheint vergiftet und äußert sich teilweise in aggressiven bürgerkriegsähnlichen Handlungen. Auf diesem Hintergrund sind Methoden der politischen Bildungsarbeit notwendig, die das grundlegende didaktische Ziel haben, unter den Teilnehmenden eine Vertrauensbasis und einen Raum für friedliche Kommunikation und Austausch zu schaffen. Auf dieser Vertrauensbasis kann die inhaltliche Arbeit aufsetzen. Seminar 17/04/302 -2- Methoden: Das Methodenset in unserer pädagogischen Arbeit ist sehr umfassend und baut auf einen reichen Erfahrungsschatz auf. Die Interaktion mit und zwischen den Teilnehmenden steht dabei im Vordergrund, denn durch die aktive Teilnahme werden die angestrebten Lernziele am nachhaltigsten erreicht. Durch die langjährige Erfahrung in der Bildungsarbeit mit Migrantinnen und Migranten ist es die besondere Stärke des Teams der pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen und verschiedenste Methoden situativ einzusetzen. Neben der Arbeit im Plenum und in Gruppen werden auch immer wieder Klein- und Zweiergruppen als wichtiges didaktisches Element eingesetzt, um eine gute Vertrauensbasis zwischen den Teilnehmenden zu schaffen, einen intensiven Austausch zu ermöglichen und alle gleichermaßen in die Inhalte der Seminararbeit einzubinden. Zum Herstellen einer offenen Diskussionsatmosphäre werden die Methoden der Vier-Ecken-Methode, Flüstergruppen, Bildkartei und Gesprächsrunde eingesetzt. Im quellenkritischen Informationsteil nutzen wir die Methoden Medienanalyse, Faktencheck, Tandem-Gespräche und multiperspektivische Konfliktbeschreibungen. Im Bereich Zukunftsorientierung werden die Methoden Presse- und Bilderanalyse, Faktencheck, Feedbackrunden, Blitzlicht, eingesetzt. Ein wesentlicher Fokus der methodischen Arbeit wird es sein, die Medienkompetenz der Teilnehmenden zu stärken und ihnen Werkzeuge mit an die Hand zu geben, mit den Medien differenziert und sensibilisiert umzugehen. Darüber hinaus werden zeitgenössische multimediale Materialien eingebunden. Das umfangreiche Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung wird genutzt werden, um die Diskussionen rund um demokratische Prozesse und zivilgesellschaftliches Engagement zu vertiefen. Leitfragen: Das Seminarangebot ist inhaltlich so angelegt, dass es verschiedenste Fragestellungen im Themenfeld bearbeitet: es wird auf der emotional-sozialen Ebene, der Umgang mit politischen Sorgen und Ängsten thematisiert, es wird das Thema Bundestagswahl sachlich-informativ aufgearbeitet und der politische Kontext erläutert, es wird differenziert auf die Programminhalte der relevanten Parteien geschaut und zu einer reflektierten Auseinandersetzung mit den Wahlbotschaften angeregt, es wird auf die verfassungsrechtlichen Grundlagen und deren Prinzipien wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit, aber auch auf die Grenzen der wehrhaften Demokratie eingegangen, es werden Diskussionen angeregt, damit das politische und zivilgesellschaftliche Engagement gestärkt werden kann. Ziele: Die Bundestagswahl im Herbst 2017 stellt das politische System der BRD vor neue Herausforderungen. Welche Parteien ziehen in den Bundestag? Wie wird die Sitzverteilung im Bundestag sein? Welche Parteien werden sich zu einer regierungsfähigen Mehrheit zusammentun? Wie werden sich die Oppositionsparteien verhalten? Welche neuen Politiklinien werden gezogen werden? Seminar 17/04/302 -3- In dieser Veranstaltung geht es darum, die Teilnehmenden zur Bundestagswahl 2017 umfassend zu informieren und ihnen eine differenzierte und reflektierte Auseinandersetzung mit den Wahlbotschaften und den Programminhalten zu ermöglichen. Die Rolle der Medien und die Inszenierungen politischer - und auch populistischer - Meinungsmache werden dabei kritisch in den Blick genommen. Die Teilnehmenden sollen über den Informationsbeitrag und die Partizipationsanregungen der Medien, aber auch über die Manipulationsmöglichkeiten und Beeinflussungstechniken der Medien auch über die sozialen Netzwerke - informiert werden und zur kritischen Diskussion angeregt werden. Fragestellungen, die in dieser Veranstaltungen adressiert werden, sind: Welche Veränderungen in der politischen Landschaft sind zu beobachten? Welche Themen bestimmen den politischen Diskurs? Wie werden politische Meinungen gemacht? Welche Rolle spielen die Medien in der politischen Meinungsbildung? Wie können und sollen demokratische Werte geschützt werden? Kompetenzen, die diese Veranstaltung vermitteln werden, sind: Umfangreiche Kenntnis des politischen Systems der Bundesrepublik Differenzierte Auseinandersetzung mit den Programminhalten der Parteien Kritischer Umgang mit den (sozialen) Medien Vermittlung verfassungsrechtlicher Grundlagen. Das dreitägige Seminar ist insgesamt in intensive 4 Lerneinheiten unterteilt, gerahmt von einem Einführungs- und einem Feedbackmodul. Am zweiten Abend wird es ein fakultatives Angebot (Multimedia-Einsatz) geben. Jeder Seminartag hat ein definiertes Lernziel. Innerhalb eines Moduls kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz. Jedes Modul plant Zeit für Fragen und Diskussion ein. Insbesondere nach den Referaten wird ausreichend Zeit für inhaltliche Fragen und eine weiterführende Diskussion vorgesehen. Aktuelle Geschehnisse und Medienberichte werden zu Beginn eines jeden Seminartages eingebunden („Pressespiegel“). Am Ende eines jeden Seminartages wird eine Zusammenfassung von Seiten der Referentinnen und Referenten angeboten - auch um das erreichte (ggf. auch nicht-erreichte) Lernziel zu erörtern. Es wird eine täglich kurze Feedbackrunde („Blitzlicht“) gemacht. Förderung: Förderung wurde als Unterträger der AKSB bei der bpb beantragt Seminar 17/04/302 -4-