Ertragssteigerung durch effektivere Pricing

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Financial Services
Banking
Ertragssteigerung durch
effektivere Pricing-Prozesse:
Von der Preisstrategie bis zur -durchsetzung
Dr. Georg Wübker, Dieter Lauszus
SIMON ! KUCHER & PARTNERS
Strategy & Marketing Consultants
Bonn ! Boston ! Frankfurt ! London
Mailand ! München ! Paris ! San Francisco
Tokio ! Warschau ! Zürich
1
D
ie Finanzdienstleistungsbranche befindet sich in
einer Krise. Als typische Reaktion wird massiv an
der Kostenschraube gedreht. Personalabbau und
Filialschließungen sind an der Tagesordnung. So haben
Finanzdienstleister im Jahre 2002 mehr als 10.000 Jobs gestrichen. Diese Kosteneinsparungsmaßnahmen sind notwendig. Doch auf Grund der enormen Fortschritte der letzten Jahre bestehen nur noch geringe Kostensenkungspotenziale. Was ist zu tun, um die Erträge zu steigern?
Die Top-Manager müssen sich mehr um die Erlös- und
Preisseite kümmern. Dort liegen größere unausgeschöpfte
Ertragssteigerungspotenziale als bei den Kosten. Zudem
locken „Quick Wins” durch rasch zu realisierende
Preiserhöhungsmaßnahmen. Die Margenverbesserungen
schlagen sofort auf den Ertrag durch und erfordern in der
Regel keine teuren Vorabinvestitionen. Richtiges Preismanagement beinhaltet also gleich drei Chancen: Zeitgewinn, Vermeidung zusätzlicher Ausgaben und höhere Ertragssteigerung. Um so erstaunlicher ist, dass der Preis von
den meisten Managern stiefmütterlich behandelt wird. Dabei ist der Preis der Gewinntreiber schlechthin.
Optimierte Pricing-Prozesse bergen immense Ertragspotenziale.
1
Vgl. FAZ im Oktober 2002
Die durchschnittliche Umsatzrendite nach Steuern deutscher Großunternehmen (inkl. Banken und Versicherungen) liegt bei 2,1 Prozent. Ein katastrophales Ergebnis. Wenn
es gelingt, die Preise nur um 1 Prozentpunkt anzuheben,
dann bedeutet dies eine Verbesserung der Umsatzrendite
um fast 50 Prozent. Eine zweiprozentige Preisanhebung
führt gar zur Verdoppelung der Rendite. Ähnliche Effekte
können Finanzdienstleister realisieren. Ein Beispiel soll dies
verdeutlichen. Eine Bank erwirtschaftet einen Erlös von
1 Mrd. CHF. Der Gewinn liegt bei 50 Mio. CHF. Eine fundierte Analyse ergibt, dass die Preise im Durchschnitt um
fünf Prozent erhöht werden können, ohne dass es zu signifikanten Volumeneinbußen kommt. Dies führt zu einer Erhöhung des Gewinns um 100 Prozent – also von
50 Mio. CHF auf 100 Mio. CHF. Doch wie setzt man solche Maßnahmen durch? Es geht nicht durch „einfache”
Preiserhöhungen, etwa die Anhebung der vorliegenden
Preise oder den „simplen” Auftrag an den Vertrieb, höhere
Preise „durchzusetzen”. Mit solchen Frontalmaßnahmen
wird man i.d.R. scheitern. Was Finanzdienstleister brauchen,
ist die völlige Neuausrichtung der Pricing-Prozesse. Denn
erfahrungsgemäß haben viele Banken und Versicherungen
keinen systematischen Pricing-Prozess.
Was ist nun ein Pricing-Prozess? Simon und Sebastian
(2002) verstehen darunter einen Satz von organisatorischen
Regeln, Strukturen und Maßnahmen, die dazu dienen,
Preise zu bestimmen und zu implementieren.1 Pricing-Prozesse umfassen folgende Aspekte:
1. Informationen, Methoden, Modelle, Entscheidungsregeln, Qualifikationen, Verantwortlichkeiten, Anreizsysteme, Zeitpunkte.
2. Phasen: Analyse, Entscheidung, Umsetzung, Kontrolle/Monitoring.
2
3. Subjektive (z.B. Schätzungen, Erfahrung) und objektive (z.B. Markt-, Wettbewerbsdaten) Komponenten.
Pricing-Prozesse sind immer dann entscheidend, wenn ein
Unternehmen – wie eine Bank oder eine Versicherung –
viele Produkte hat2 oder die Preise für jede Transaktion spezifisch festgelegt werden, etwa durch Verhandlungen. In
all diesen Fällen kann nicht sehr viel Zeit und Mühe auf die
einzelne Preisentscheidung verwandt werden. Man braucht
genau definierte Prozesse, die zur erfolgreichen Preisermittlung/-durchsetzung und damit zu auskömmlichen
Renditen führen. Die folgende Tabelle verdeutlicht die Ertragssteigerungen für eine Reihe ausgewählter Praxisbeispiele aus verschiedenen Branchen. Die Einführung systematischer Pricing-Prozesse kann helfen, die Rendite für
Finanzdienstleister deutlich und nachhaltig zu steigern.
Die Steigerung der Umsatzrendite in der rechten Spalte
Branche Umsatzklasse
Chemie-
2 Mrd. CHF
Hauptansatzpunkte für Prozess-Verbesserung
- Validere Preisprognosen durch komplexes Modell
Commodities
- Timing der Verträge vor Abschwung und Aufschwung
Anlagenbau 5-10 Mrd. CHF
- Systematische Quantifizierung des Value-to-Customer
Umsatzrendite in %
vorher nachher Steigerung
3,0
3,6
0,6
in Umsetzung
- Umfassendere und zuverlässigere Konkurrenzaufklärung
Zulieferer
5-10 Mrd. CHF
- Bei Innovationen: Value-Pricing statt Cost-plus
2,4
3,6
1,2
3,6
5,2
1,6
4,5
6,5
2,0
-3
5
8,0
5
6,9
1,9
4,1
5,2
1,1
6
7,5
1,5
- Genauere Prognose der Kostenentwicklung bei Langfristverträgen
Tourismus
5-10 Mrd. CHF
- Differenziertere Preisstruktur
- Indikatorgestützte Identifikation der Objekte mit Profitpotential
Großhandel 1-5 Mrd. CHF
- Preiselastizitäts-Klassifikation von Kunden- und Produktgruppen
- Anti-Rabatt-Incentives für Außendienst
Software-
100-500 Mio. CHF - Änderung des Vertriebsprozesses/Richtlinien
lösungen
- Stärkere Zentralisierung
Bank
1 Mrd. CHF
- Preis- und Angebotsdifferenzierung
- Aufzeigen zukünftiger Pricing-Prozesse
ChemieSpezialitäten
0,5-1 Mrd. CHF
- Vertiefte Analyse der Wertkette der Kunden, selektive Abschöpfung
- Hierarchisierung der Preisentscheidung, Key Account-Management
Maschinen- 100-500 Mio. CHF - Reduktion des Overengineering, Target Valuing/Target Costing
bau
Copyright:
2
- Standardisierung der Prozesse, Kleinserienprozesse
Sim on, Kucher & Partners, Strategy & Marketing Consultants, Haydnstraße 36, 53115 Bonn
In Preis- und Leistungsverzeichnissen
von Banken, z.B. im Retailsegment, sind
oft mehr als 100 Preiskomponenten
abgebildet.
der Tabelle ist wie folgt zu lesen: Im Fallbeispiel Banken
verbesserte sich die Rendite um 1,9 Prozentpunkte von 5
auf 6,9 Prozent. Die dargestellten Beispiele belegen, dass
die Ansatzpunkte für die Prozess-Verbesserung sehr spezifisch sind. Die Renditesteigerungen können folglich nicht
durch „platte” Preisanhebungen, sondern nur durch intelligentere Maßnahmen erzielt werden. So lag im
Privatkundengeschäft einer großen Bank der Hebel zur Ertragsverbesserung in einer gezielteren Differenzierung der
Kundensegmente. Es wurde festgestellt, dass eine bestimmte
Stammkundengruppe sehr stark auf eine Veränderung der
Konditionen reagierte, während ein anderes Segment und
3
Neukunden keine Reaktion auf die gleiche Maßnahme zeigten. Die bessere Koordination von Pricing, Segmentierung,
Angebotsdifferenzierung und Kommunikationspolitik führte zu deutlich erhöhter Marketing- und Preiseffizienz. Eine
zentrale Rolle – insbesondere für das Cross Selling - spielte
die Bündelung bestimmter Leistungen und Preise zu Paketen. Realisiert wurde eine Verbesserung der Rendite um etwa
zwei Prozentpunkte.
„Platte“ Preisanhebungen
bringen wenig. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer intelligenten Preisdifferenzierung
Bei einem anderen Finanzdienstleister gelang es, mit Hilfe
einer fundierten Analyse (Wettbewerbspreise, Preiselastizitäten, Segmentierung, Angebotsdifferenzierung, etc.)
einen Mehrerlös von ca. zehn Prozent zu erzielen. Eine detaillierte Untersuchung verschiedener Produktbereiche ergab, dass das Unternehmen keinen systematischen PricingProzess hatte. Jeder Bereich ging beim Festlegen der Preise
unterschiedlich vor. Pricing-Guidelines, d.h. übergeordnete Richtlinien als Rahmen für die Preispolitik, existierten
nicht. Die Preiselastizitäten für die untersuchten Produkte
waren nicht bekannt. Preise wurden i.d.R. kosten- und/oder
wettbewerbsorientiert festgelegt. Das Projekt diente als Pilot für die zukünftige Pricing-Organisation und gab neben
der Preis- und Angebotsoptimierung wertvolle Hinweise,
wie man beim Bestimmen der optimalen Preise zukünftig
vorgehen soll. Die folgende Abbildung verdeutlicht den
Prozess. Wir stellen im Folgenden die einzelnen Phasen kurz
vor.
Preisstrategie/
Preisstrategie/
(Preis-)
(Preis-) Positionierung
Positionierung
Prozess
Prozess
Tools/
Tools/
Hilfsmittel
Hilfsmittel
Output
Output
!
!
Workshops
Zielfindungsraster/
Scoring-Modell
Analyse/
Analyse/
Optimierung
Optimierung
Preistransparenz
Preistransparenz
!
!
!
Pricing-Guidelines
!
!
Zielgewichtung
!
Interne Datenanalyse
Benchmarking
(Wettbewerbspreise)
DB1-Verteilung
Preispositionierung im
Wettbewerbsumfeld
Preisdurchsetzung
Preisdurchsetzung
!
Werttreiberanalyse
!
PRICESTRAT
!
Conjoint-Analyse
!
Workshops
!
Simulationsmodell
!
Fragenkatalog
!
Erlös-/Risiko-Matrix
!
Preisindikatoren
!
Incentivierungssystem
!
Vertriebsleitfäden
!
!
!
!
Quantifizierter
Kundennutzen
Preisabsatzfunktion
!
Zielgewichtungssystem
(Preis vs. Volumen)
Preis- und
Angebotsoptimierung
Anforderungen an DV
4
Preisstrategie und Preispositionierung (Phase 1)
I
n der ersten Phase sollte man die Preisstrategie und die
angestrebte Preispositionierung definieren. Erfahrungsgemäß haben die meisten Finanzdienstleister keine Richtlinien bzw. Grundsätze zum Pricing ihrer Produkte und Services. Diese Grundsätze sollten auf Basis der zukünftigen
Strategie und Zielpositionierung des Finanzdienstleisters
abgeleitet und erarbeitet werden. Denn sie bilden die Grundlage für die Preisstrategie und -positionierung. Anschließend
sind die strategischen Ziele, die der Anbieter mit dem Pricing
verfolgt, festzulegen und zu priorisieren. Erfahrungsgemäß
sind komplexe und häufig unklare Zielsysteme eher die
Regel als die Ausnahme. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen.
Ein besonders weitverbreiteter Konflikt besteht zwischen
Profit- und Volumenzielen. Die meisten Bankmanager hätten gerne höhere Preise, ohne Volumen- bzw. Marktanteilseinbußen in Kauf nehmen zu müssen. Viele Finanzdienstleister haben explizite Volumenziele (Anzahl Kreditkarten, Anzahl neuer Verträge, Transaktionen, Asset under
Management, etc.). Deshalb wird im Rahmen der Preisfindung kaum jemals der Profit als einziges Ziel verfolgt. Für
die Praxis ist eine Mischung von Profit- und Volumenzielen
die Regel. Manager müssen dabei zwischen Volumen und
Profit abwägen. Dieser Trade-off wird in der folgenden
Abbildung illustriert.
Profitwachstum
Quadrant II:
Quadrant I:
Trade-off
Zone
Managers
Traum
Volumenrückgang
Volumenwachstum
Quadrant III:
Quadrant IV:
Managers
Alptraum
Trade-off
Zone
Profitrückgang
Auf der horizontalen Achse wird das Volumenwachstum
und auf der vertikalen Achse das Profitwachstum abgebildet. Der Schnittpunkt der beiden Achsen stellt den Status
5
quo dar. Quadrant I beschreibt den „Managers Traum”, bei
dem sowohl Profit als auch Volumen wachsen; Quadrant
III stellt demnach den „Managers Alptraum” dar, da Profit
und Volumen sinken. In Quadrant II steigt der Profit, doch
das Volumen sinkt; das Gegenteil gilt für Quadrant IV, bei
dem der Profit sinkt, während das Volumen steigt. Diese
beiden Quadranten werden als Trade-off Zonen bezeichnet,
da der Manager zwischen Profit- und Volumenwachstum
abwägen muss. Bewegungen in den Quadranten II und IV
beobachten wir häufig bei Finanzdienstleistern. In Quadrant
II steigert eine Preiserhöhung den Profit, während das Volumen sinkt. Zahlreiche Banken sind in der letzten Zeit verstärkt diesen Weg gegangen. Entscheidend hierbei ist die
Kenntnis über die Wirkung des Preises auf das Volumen
(Absatzmenge) - die sogenannte Preiselastizität. Nur dann,
wenn diese Preiselastizität bekannt ist, lässt sich ein optimaler Preis bestimmen.
Preistransparenz, Preisanalyse und –optimierung
(Phasen 2 und 3)
Essentiell ist die Kenntnis
der Preiselastizität. Ohne
diese Information lassen
sich Preisniveau und
-strukturen nicht optimieren.
V
iele Finanzdienstleister kennen die Wirkung des Preises auf die Absatzmenge nicht. Insbesondere die Unkenntnis von Preis-Mengen-Zusammenhängen, Preiselastizitäten, lässt die „Preis-Mengen-Falle” immer wieder
zuschnappen. Ausschlaggebende Bedeutung für den Erfolg
einer differenzierten Produkt-/ Preisstrategie besitzt die richtige Informationsbasis. Nur bei Kenntnis der Nutzenvorstellungen der Zielgruppe, vorhandener Zahlungsbereitschaften sowie des Preis-Volumen-Zusammenhanges (Preiselastizitäten) können in idealer Weise die optimalen segmentspezifischen Produkte entwickelt und bepreist werden. In
der Praxis werden die Auswirkungen dieser Zusammenhänge sehr oft unterschätzt. Folgendes Beispiel demonstriert die
Notwendigkeit detaillierter Kenntnisse der Kundenreaktionen auf Maßnahmen des Preismanagements. Ausgehend von Deckungsbeiträgen je Leistungseinheit von
20 % bedarf es bei einer Preissenkung um 5 % einer um
33 % steigenden Menge, soll der bisherige Deckungsbeitrag nicht gefährdet werden. Andererseits darf die Menge
um 20 % sinken, wenn der Preis um 10 % erhöht wird.
In der Praxis haben sich insbesondere zwei Vorgehensweisen zur Bestimmung des Zusammenhangs zwischen Preisund Mengenänderungen als sinnvoll erwiesen. Erstens lassen sich Expertenurteile mit Hilfe eines Decision SupportModells zur Beurteilung der Wirkung von Preisänderungen heranziehen. Zweitens hat sich das statistische Verfahren des Conjoint Measurement bei der Berechnung funktionaler Zusammenhänge zwischen Preisen und Mengen
bewährt.
Ein Decision Support-Modell, das sich zur Beurteilung von
Maßnahmen des Preismanagements bewährt hat, ist das von
Simon-Kucher & Partners entwickelte PRICESTRAT-Konzept. Mit seiner Hilfe lassen sich nicht nur die Reaktionen
6
Direkte Abfragen der Zahlungsbereitschaft führen
zu unsinnigen Ergebnissen. Hier sind intelligente
indirekte Methoden einzusetzen.
von Kunden auf Preisänderungen abbilden, sondern auch
die Reaktionen der Wettbewerber auf die eigenen Preismaßnahmen in das Kalkül miteinbeziehen. Zu diesem
Zweck werden unternehmensinterne Experten gebeten, die
Reaktionen der Kunden auf Änderungen der Preise des eigenen Instituts zu beurteilen. Dabei werden die Preise solange systematisch variiert und die Experten um ihre Einschätzung bezüglich der Mengenänderung gebeten, bis der
gesamte relevante Preisbereich umfassend beleuchtet ist.
Danach werden die Experten um ihre Einschätzung von
Wettbewerbsreaktionen gebeten. Hierbei gilt es, für jeden
der relevanten Wettbewerber zu bestimmen, ob und wenn
ja, in welchem Umfang sich dessen Preise als Reaktion auf
die Aktivitäten des eigenen Preismanagements ändern würden. Ein Algorithmus verdichtet diese Einzelinformationen
zu quantifizierten Aussagen über die gesuchten Preis-Mengen-Zusammenhänge. Mit Hilfe dieses Tools wurde etwa in
U.K. der Preis für ein Girokonto-Paket von ursprünglich
beabsichtigten fünf Pfund pro Monat auf acht Pfund pro
Monat (= gewinnoptimaler Preis) erhöht, ohne dass dies zu
signifikanten Absatzeinbußen geführt hat.
Das Conjoint Measurement als zweite und zugleich
aufschlussreichste, aber auch aufwendige Methode zur Ermittlung von Preis-Volumen-Zusammenhängen hat seinen
Ursprung in der mathematischen Psychologie. Ihm liegen
zwei wesentliche Ideen zugrunde. Zum einen nutzt es den
Umstand, dass sich Finanzdienstleistungen aus Sicht des
Kunden in verschiedene Merkmale aufteilen lassen. So stellen z.B. die Marke des Instituts, der Kreditkartentyp und
die Guthabenverzinsung neben dem Preis typische Komponenten eines Girokontos dar. Zum anderen zwingt die
Welches der folgenden Girokonten würden Sie bevorzugen?
Beispiel
Beispiel:
Beispiel: Girokonto
Girokonto
Girokonto A:
•
•
•
•
Marke: UBS
Kreditkarte: Standard
Guthabenverzinsung: 2%
Mtl. Kontoführungsgebühr: 7 Euro
Starke
Präferenz für A
!
!
Girokonto B:
(1)
- (2)
•
•
•
•
oder
- (3)
- (4)
- (5)
Marke: CS
Kreditkarte: Gold
Guthabenverzinsung: keine
Mtl.Kontoführungsgebühr: 5 Euro
- (6)
- (7)
keine Präferenz
Starke
Präferenz für B
Keine direkten Fragen zum Preis oder zu Produkteigenschaften (hohe Validität der Ergebnisse)
Zerlegung von Bankdienstleistungen in wichtige Leistungseigenschaften, z.B. Bank (Image), Betreuung, Beratung
usw.
!
Systematische Variation der Leistungseigenschaften und des Preises/Zinses
!
Analysen auf individueller Basis
!
Enorm leistungsfähig durch Computer-Interviewing
7
Befragungssystematik des Conjoint Measurement die Kunden zum Abwägen zwischen realistischen Angeboten und
erzielt so äußerst zuverlässige Ergebnisse.
Spezifische Simulationsmodelle erlauben das
valide Abschätzen von Volumen
und
Er tra gseffekten die aus Preismaßnahmen resultieren.
So haben die Kunden bei diesem Vorgehen offen zu legen, ob sie bspw. ein Girokonto vorziehen würden, das
ihnen zwar nur eine Standard-Kreditkarte bietet und sieben Euro pro Monat an Kontoführungsgebühren verursacht, dafür aber eine Guthabenverzinsung von 2 % offeriert, oder aber ob sie sich für ein Girokonto entscheiden
würden, das ihnen eine goldene Kreditkarte zur Verfügung stellt und nur fünf CHF pro Monat an Gebühren
verursacht, dafür aber keine Verzinsung des Guthabens
aufweist. Durch systematische Variationen der einzelnen
Merkmale können so die individuellen Präferenzen
(Nutzenwerte) für die verschiedenen Preisstellungen und
die Preisbereitschaften für die einzelnen Leistungsmerkmale zuverlässig ermittelt werden. Auf Basis dieser Informationen lassen sich die Kunden optimal gruppieren
(Stichwort: Benefit-Segmentierung). Hierzu bilden diese
Nutzenwerte den Input für Verfahren der Clusteranalyse,
einer Gruppe statistischer Verfahren, die es sich zum Ziel
machen, Kunden derart zu gruppieren, dass die Mitglieder einer Gruppe möglichst ähnliche Nutzenwerte aufweisen, die sich möglichst stark von denen der Mitglieder
anderer Gruppen unterscheiden. Mit Hilfe eines weiteren
statistischen Verfahrens, der Diskriminanzanalyse, gelingt
es sodann, die gebildeten Gruppen mit sie beschreibenden Charakteristika in Verbindung zu bringen. So ließe
sich bspw. ermitteln, dass die Kunden des einen Segments
vorwiegend besserverdienende Kunden mittleren Alters
mit einer Hochschulausbildung sind, während eine zweite Gruppe jüngere Kunden in Ausbildungsberufen mit
mittleren Einkommen vereinigt.
Auf Grundlage dieser Informationen lassen sich die Aktionen des Preismanagements maßschneidern. Ein
Simulationsmodell erlaubt die Abschätzung der Wirkungen der jeweiligen Maßnahmen bei der Leistungs- und
Preisgestaltung für die einzelnen Segmente und ermöglicht so die Optimierung des Angebots. Die folgende Abbildung zeigt ein solches Simulationsmodell. Mit Hilfe
solch komplexer Modelle kann quantifiziert werden, wie
sich Änderungen des Konkurrenzverhaltens auf den eigenen Absatz, Erlös und Gewinn niederschlagen. Auf diese
Weise können verschiedene Szenarien durchgespielt werden, auf deren Basis zuverlässige Wirtschaftlichkeitsrechnungen durchgeführt werden können. Diese Modelle können in idealer Weise als Preiscontrollinginstrument
über einen längeren Zeitraum genutzt werden.
8
Beispiel
Simulationsmodell - Optimierung Kontopakete
Online
Basis
Comfort
ComfortPlus
Premium
0.0 Euro
4.0 Euro
8.0 Euro
12.0 Euro
16.0 Euro
Keine Guthabenverzinsung
Keine Guthabenverzinsung
Guthabenverzinsung 0.5%
Guthaben 1.0%
Guthaben 3%, Einlage 5000
Keine EC-Karte
EC-Karte
EC-Karte
EC-Karte
EC-Karte
Keine Kreditkarte
Keine Kreditkarte
Kreditkarte Standard
Kreditkarte Standard
Kreditkarte Gold
Keine Zusatzleistungen
Keine Zusatzleistungen
Keine Zusatzleistungen
Auslandsreiseversicherung
Auslandsreiseversicherung
Nur Online
Normal (inkl. Online)
Normal (inkl. Online)
Normal (inkl. Online)
Normal (inkl. Online)
Dispozins 12%
Dispozins 10%
Dispozins 8%
Dispozins 8%
Dispozins 12%
Angeboten
Segment
Angeboten
Ausgangssituation
Alle Kunden
Heutige Produktenutzung
Kaufwahrscheinlichkeiten
0.0%
Basisszenario
18.5%
Angeboten
Währung
Angeboten
Angeboten
Optimierung
Euro
Reset
Optimierung
ohne Abwanderung
21.0%
26.9%
29.8%
22.3%
15.5%
23.5%
24.6%
17.8%
+5.5%
+3.4%
+5.2%
+4.5%
Differenz
-18.5%
Umsatzänderung (o. WB.)
Umsatzänderung (m. WB.)
12.9%
10.9%
Umsatzänderung (o. WB.)
Umsatzänderung (m. WB.)
3'972'001 Euro
3'356'117 Euro
Euro Beträge pro Jahr
Zu- / Abwanderung
Umsatzänderung (heute)
-2.0%
12.9%
Zu- / Abwanderung
Umsatzänderung (heute)
Worst Case (keine Präf.)
-20.000 Kunden
3'972'001 Euro
-2'209'944 Euro
Preisdurchsetzung (Phase 4)
E
rfahrungsgemäß lassen sich mit Hilfe einer professionellen Preis- und Angebotsoptimierung Gewinnsteigerungspotenziale zwischen 15 und 20 Prozent identifizieren. Um diese Potenziale erfolgreich zu heben, müssen
die mit der Optimierung einhergehenden neuen Preise und
Strukturen zunächst von den eigenen Mitarbeitern verstanden, akzeptiert und gegenüber den Kunden richtig
kommuniziert werden. Da der Preis statt des Nutzens
(Value-to-Customer) häufig im Vordergrund der Verhandlungen mit dem Kunden steht, besteht die Gefahr, dass zu
hohe Preisnachlässe gewährt werden. Um dies zu vermeiden, haben sich drei Instrumente zur höheren Preis- und
Wertdurchsetzung als erfolgreich erwiesen:
1. Anreizsysteme für den Vertrieb,
2. Indikatoren zur besseren Einschätzung und Gruppierung der Kunden (hinsichtlich ihrer Preissensitivitäten)
sowie
3. Vertriebsleitfäden.
Bei der Implementierung eines zentral vorgedachten Preismanagements spielen Anreizsysteme für Kundenbetreuer
eine entscheidende Rolle. Nur so lässt sich ein „Unterlaufen” der zentral vorgedachten Preispositionierung verhindern. Das Ziel eines solchen Anreizsystems besteht darin,
das Zielsystem der Bank und das der Kundenbetreuer wei-
9
testgehend zur Deckung zu bringen. Dabei hat es sich als
sinnvoll erwiesen, den Erfolg des Kundenbetreuers nicht
nur über das Volumen (z.B. Anzahl erfolgreich abgeschlossener Verträge oder Höhe des Anlagevolumens), sondern auch über die erzielten Erträge zu definieren. Letztlich sichern nur diese das langfristige Überleben der Bank
am Markt. Um Motivation dafür zu schaffen, dem Preisdruck durch den Kunden und den Wettbewerb standzuhalten, muss in das Anreizsystem eine zusätzliche variable Komponente integriert werden, die deckungsbeitragsabhängig ist. Diese sensibilisiert den Kundenbetreuer für
die Auswirkung von Preisnachlässen auf Deckungsbeiträ-
Vertriebsprovision (% des Erlöses)
5.0%
Maximal-Preis
Idee
4.0%
Eine mit steigenden realisierten Preisen
ansteigende "Preis-Provision" verbessert
die Preisdurchsetzung der Berater im Markt.
3.0%
2.0%
Minimal-Preis
1.0%
0.0%
98%
100%
102%
104%
Durchgesetzter Preis (% des Listenpreises)
ge. Eine derartige Komponente könnte etwa – wie in der
folgenden Abbildung skizziert - in Form einer Preisprämie
in das aktuell existierende Incentivesystem integriert werden.
Zur Durchsetzung optimaler Preise sind vertriebliche Maßnahmen wie
Incentive Strukturen oder
Vertriebsleitfäden zu berücksichtigen.
Eine weitere Möglichkeit, höhere Preise durchzusetzen,
besteht darin, mit Hilfe eines Indikatorensystems die
Preissensitivität von Kunden einzuschätzen. Relationship
Manager des Instituts können dabei aufgefordert werden,
eine repräsentative Stichprobe ihrer Kunden hinsichtlich
der einzelnen Indikatoren einzustufen. Die Aggregation
dieser einzelnen Bewertungen kann sodann dazu herangezogen werden, zu einer Gesamteinschätzung der Preissensitivität des Kunden zu gelangen. Als Vorteil dieser
Vorgehensweise erweist sich ihre einfache, schnelle und
pragmatische Durchführbarkeit. Allerdings ist sie eher
geeignet, einen ersten Eindruck über die Preisreaktionen
der Kunden zu liefern. Die Quantifizierung des Zusammenhangs zwischen Preisen und Mengen ist so nicht ohne
Weiteres möglich.
10
Die Kundenbetreuer sollten bei Verhandlungen niemals
über den Preis argumentieren. Die Zahlungsbereitschaft
der Kunden hängt immer vom wahrgenommenen Wert
der Leistungen ab. Stellen Sie deshalb den Wert (und nicht
den Preis) in den Mittelpunkt des Verhandlungsgespräches.
In der Praxis beobachten wir häufig das Gegenteil, wie
das folgende Praxisbeispiel illustriert. Ein vermögender
Kunde kommt zu einer Bank und möchte einen erheblichen Betrag (> 1 Mio. CHF) anlegen. Der Kunde wird herzlich begrüßt mit den Worten: „Und weil Sie ein so guter
Kunde sind, erhalten Sie von uns einen hervorragenden
Sonderpreis, der 30 Prozent unterhalb des Listenpreises
liegt.” Mit diesen Worten löst der Kundenbetreuer eine
unnötige Preisdiskussion aus. Das Resultat: Der Kunde –
überrascht von der Großzügigkeit – fordert einen weiteren Rabatt und nach einem kurzen Schlagabtausch einigt
man sich auf einen Rabatt von 50 Prozent. Um solche häufig zu beobachtenden „Horrorszenarien” zu vermeiden,
sollte der Kundenbetreuer die Werte und Services des Instituts hervorheben. Hierzu ist eine fundierte Werttreiberanalyse notwendig, auf deren Basis Vertriebs-und
Argumentationsleitfäden entwickelt werden sollen. Solche Leitfäden helfen dem Betreuer den Kunden mit Hilfe
von Wertargumenten von der angemessenen Preishöhe
zu überzeugen. Die Preis-/Wertdurchsetzung kann auf
diese Weise erheblich verbessert werden.
RESULTATE
D
ie Ergebnisse zahlreicher von uns im Financial Services-Bereich erfolgreich durchgeführter Pricing-Projekte zeigen, dass die Institute durch ein professionelles
und kundenorientiertes Pricing sowie durch die Beherrschung der Pricing-Prozesse ihre Gewinne deutlich erhöhen. Erfahrungsgemäß ist „Power Pricing” mit folgenden
positiven Effekten verbunden:
Gewinn- und Erlössteigerung
it Hilfe optimierter Pricing-Prozesse lassen sich die
Gewinne und Erlöse erheblich steigern. Das folgende Praxisbeispiel belegt dies eindrucksvoll. Für ausgewählte Produkte und Services wurden zuverlässig und valide
Preiselastizitäten und Zahlungsbereitschaften ermittelt, um
auf dieser Basis die Preise zu optimieren. Das Ergebnis:
Ein Mehrerlös von über 10% (hoher zweistelliger Millionenbetrag).
M
Effizienzsteigerungen
urch neue Systeme und Abläufe sowie durch klare
Kompetenzverteilungen konnten in einem anderen
Projekt die internen Reibungsverluste und der Zeitbedarf
reduziert und somit die Effizienz der Organisation nachhaltig gesteigert werden. So sagte uns kürzlich der PricingManager einer Großbank: „Die Einführung eines systematischen Pricing-Prozesses mit klaren Guidelines als Rahmen für das zukünftige Pricing war für uns von hohem
Wert. Die Pricing-Guidelines bilden die Basis für unsere
zukünftige Preis- und Angebotsstrategie. Wir haben diese
D
11
vor fünf Jahren eingeführt und sie gelten für uns weltweit. Wir passen sogar unsere IT auf Basis dieser Guidelines
an. Dadurch können wir sehr schnell und flexibel maßgeschneiderte Lösungen für unsere Kunden kreieren.”
Untermauerung der zukünftigen Positionierung
chlagworte wie Lösungsanbieter oder maßgeschneiderte
Lösungen zerplatzen wie Seifenblasen, wenn der Anbieter diese Zielpositionierung nicht mit neuen Produkten untermauert. Innovative und intelligente Preis- und
Angebotskonzepte wie Bundling, Flat Fees, Family-Pricing,
etc. füllen die angestrebte Positionierung substantiell mit
Leben. Auf diese Weise unterstreicht das Institut seine
Glaubwürdigkeit und stärkt sein Image als innovativer
Lösungsanbieter.
S
Know-how-Transfer
ber die Projektarbeit wird konzeptionelles und methodisches Know-how zu den Projektbeteiligten transferiert. Dieser Know-how-Transfer ist für alle zukünftigen
Preismaßnahmen enorm wertvoll.
Ü
Fazit: Wie erntet man die Früchte?
1. Das größte unausgeschöpfte Gewinnpotenzial liegt für
Finanzdienstleister im Pricing. Hier steht die Branche
noch am Anfang. Gewinnsteigerung im zweistelligen
Prozentbereich sind erfahrungsgemäß zu realisieren.
2. Ein systematischer Pricing-Prozess umfasst in der Regel vier Phasen: Preisstrategie, -transparenz, -optimierung und -durchsetzung. Die meisten Institute haben
keinen systematischen und einheitlichen Preisfindungsprozess.
3. Pricing-Guidelines bilden den Rahmen für die zukünftige Preis- und Angebotsstrategie. Nur wenige Institute haben dies bislang erkannt und Guidelines erarbeitet.
4. Professionelles Pricing fängt mit einer fundierten
Informationsbasis an. Preiselastizitäten, Preisbereitschaften für verschiedene Leistungen, etc. müssen
bekannt sein, um Preise und Angebote zu optimieren.
Zuverlässige und valide Methoden – wie das Conjoint
Measurement - zur Messung dieser Informationen sind
vorhanden.
5. Anreizsysteme für den Vertrieb, Indikatoren zur
besseren Einschätzung und Gruppierung der Kunden
(hinsichtlich ihrer Preissensitivitäten) sowie Vertriebsleitfäden sind wichtige Instrumente, um höhere
Preise gegenüber den Kunden durchzusetzen.
12
Dr. Georg Wübker ist Leiter der weltweiten Financial ServicesAktivitäten und Geschäftsführer des Zürcher Büros von
Simon ! Kucher & Partners Strategy & Marketing
Consultants in Bonn.
Dieter Lauszus ist Partner und Leiter des Competence
Center Financial Services der Simon ! Kucher & Partners,
Strategy & Marketing Consultants GmbH.
Simon ! Kucher & Partners ist eine internationale Unternehmensberatung mit derzeit 260 Mitarbeitern und elf Büros
weltweit. Wir konzentrieren uns auf die Bereiche Strategie,
Marketing und Vertrieb. Die Professional Pricing Society in
den USA, Business Week und The Economist bezeichnen
Simon ! Kucher & Partners als die führenden PricingExperten weltweit.
Für weitere Informationen:
SIMON ! KUCHER & PARTNERS
Strategy & Marketing Consultants
Bonn ! Boston ! Frankfurt ! London
Mailand ! München ! Paris ! San Francisco
Tokio ! Warschau ! Zürich
Haydnstraße 36
D - 53115 Bonn
Tel: +49 / 228 / 98 43 253
Fax: +49 / 228 / 98 43 448
E-mail: [email protected]
[email protected]
Internet: http://www.simon-kucher.com
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