Schlüsselexperimente: Bosonen Vortrag: 31.5.10 Phi Chau, Betreuer: Dr. F. Ellinghaus Seminarvortrag im Rahmen des F-Praktikums Vorwort Bei diesem Vortrag wird auf die Entdeckung der unterschiedlichen Vektorbosonen der schwachen Wechselwirkung und der starken Wechselwirkung eingegangen. Hierbei wird jeweils kurz erläutert in welchen damaligen theoretischen Kontext diese zunächst postuliert wurden und dann mit welchen maschinellen Aufwand diese dann erzeugt und detektiert wurden. Entdeckung des Gluons Zeitliche Einordnung der Entdeckung des Gluons Im Jahre 1954 wurde zunächst entdeckt, dass Protonen keine punktförmige Ausdehnung haben (Robert Hofstadter, 1956, Stanford University). Acht Jahre später (1964) wurden die Quarks mit ihrer Eigenschaft der Farbe postuliert, was später im Jahre 1966 durch die Entdeckung der Substruktur des Protons mit den 3 Massenzentren noch einmal konkretisiert wurde. Einen Hinweis auf das Gluon selbst wurde 2-3 Jahre später durch verschiedene Streuung an Nukleonen ( durch Elektronen, Myonen, Neutrinos) entdeckt, dass nur die Hälfte des Impulses durch die Quarks getragen wird. Der Rest dieser Impulsverteilung muss also durch ein Ungeladenes Teilchen getragen werden, welches man nun als Gluon vorhersagt. Folgende Formel zeigt das Ergebnis der 1 1 18 ,N e,N Messung: ∫ F 2 x dx≈ ∫ F 2 x dx≈0,5 5 0 0 Einige Jahre später (1976) wurde nun von Ellis, Gaillard, Ross postuliert, wo man nach dem Gluon suchen sollte, nämlich in Elektron-Positron-Annihilation: e e− q q q q g . Der letzte Schritt der Reaktion erfolgt durch die sogenannte GluonBremsstrahlung, es wäre ein 3-Jet Bild zu sehen. Diese 3-JetBilder würden dann ebenso wie die normalen 2-Jet-Bilder ( welche häufiger beobachtbar wären) zu sehen sein. Die Energie der kollidierenden Strahlen sollte allerdings über 15GeV betragen. Jets kommen durch die sogenannte Hadronisierung der Quarks zustande. Da in der Natur keine einzelnen farbbehafteten Zustände existieren können, aber durch die Elektron-PositronKollision zwei einzelne Quarks entstehen, erfolgt die sogenannte Hadronisierung. Es bilden sich viele Quark-Antiquark-Paare, welche sich dann auch mit dem einzelnen Quark aus der Kollision zu Hadronen zusammensetzen. Es entstehen mehrere, zum Teil anders geladene Hadronen (erkennbar an der Flugbahn) die dann in ihrer Anzahl als Jets betrachtet werden können. Experimenteller Nachweis des Gluons Der experimentelle Nachweis des Gluons erfolgte im Jahre 1979 am PETRASpeicherring am DESY. Hier wurde zunächst ein 3-Jet-Bild am TASSO Detektor nachgewiesen, was bei noch im selben Jahr von den anderen drei Detektoren JADE, MARK J, PLUTO bestätigt wurde. Entdeckung der W+,W-,Z0 Zeitliche Einordnung der Entdeckung der schwachen Wechselwirkung Enrico Fermi postulierte 1934 aufgrund seiner Forschung über den Betazerfall, dass dieser Prozess ein 4-Punkt-Prozess sei, welcher durch ein masseloses Austauschteilchen erfolgt. Schon vier Jahre darauf, durch die begrenzte Reichweite der schwachen Wechselwirkung, wird durch Oskar Klein vermutet, dass die Austauschteilchen massiv sind. Im Jahre 1967 schließlich wurde die elektroschwache Wechselwirkung durch Sheldon Glashow, Abdus Salam und Steven Weinberg postuliert. Elektroschwache Wechselwirkung Die elektroschwache Wechselwirkung vereint die elektromagnetische Wechselwirkung und die schwache Wechselwirkung in eine Wechselwirkung. Hierbei wird das Austauschteilchen der elektromagnetischen Wechselwirkung, das Photon im linearen Zusammenhang zum Z, dem Austauschteilchen der schwachen Wechselwirkung mit neutralen Strömen gesetzt. Hierzu wird eine neue Quantenzahl, der sogenannte schwache Isospin T eingeführt, welche eine Erhaltungsgröße ist. In dieser Theorie sind vier Eichbosonen relevant, das W+,W-,W0 und das B0. Für die W+,W-,W0 gilt das der schwache Isospin gleich 1 ist wobei sich hierbei nur die der 3. Komponente des Isospins unterscheidet. Diese 3 Ws bilden dadurch ein schwaches Isospintriplett während das B0 durch T=0 ein Singulett bildet. Wichtig hierbei ist noch die Kopplungsstärke dieser Eichbosonen, welche beim Triplett den Betrag g hat, beim Singulett g . Die erwähnte Matrix setzt sich nun mit einen neu eingeführten konstanten Winkel, den sogenannten Weinbergwinkel und die Eichbosonen W0 und B0 zusammen. = cos W sin W B 0 −sin W cos W W 0 Z0 Die Anordnung der trigonometrischen Funktionen dieser Matrix ist dieselbe wie bei der CabibboMatrix, wobei sich der Weinbergwinkel aus dem Verhältnis der schwachen Kopplungsstärken g' zusammensetzt und zwar mit tan W = . Ebenso lässt sich die Elementarladung durch die g schwache Kopplungsstärke und den Weinberwinkel definieren e=g⋅sinW . Nach dieser Theorie muss es also das Z0 existieren, was zuvor noch nie experimentell bewiesen wurde. Ein erster experimenteller Hinweis fand am CERN im Jahre 1973 statt. Dabei wurde durch MyonNeutrino-Elektron Streuung ( also e− e− ) der neutrale Strom nachgewiesen ( kein Ladungsaustausch, elastische Streuung, daher nur Impulsänderung). Das linke Bild wurde am Gargamelle Detektor aufgenommen. Die Spur des Elektrons ist dabei sichtbar während die des Neutrino nur vermutet werden kann. An der rechten Seite des Bildes steht die schematische Beschreibung der Bewegung des Elektrons. Aus dieser Theorie lässt sich nun bestimmen, bei welchen Energien nach den Austauschteilchen W+,W- und Z0 gesucht werden muss. Hierbei werden Ergebnisse aus Neutrino-Nukleon Streuungen genutzt, speziell die Verschiedenen Wirkungsquerschnitte von neutralen Strömen ( neutral currents , nc) und geladenen Strömen ( curent currents, cc). Aus dem Verhältnis dieser Wirkungsquerschnitte lässt sich nämlich wie folgt der Weinbergwinkel bestimmen. NC 1 20 4 = −sin² W sin W → sin²θw=0,234±0,013 CC 2 27 Benutzt man nun die Näherung, dass der Prozess der schwachen Wechselwirkung punktförmig verläuft ( Fermi, 1934), so ergibt sich folgendes für die Masse des W±: ℏ c3 4 M² W c4 = ⋅ 2 , wobei die Fermikonstante GF=1,16*10-5GeV-2 beträgt 8sin² W GF MW =cos W ≈0,88 Aus dem Verhältnis der Massen in der elektroschwachen Theorie gilt: MZ Die aus diesen Formeln errechneten Massen wären: M W ≈82±2,4GeV M Z ≈94±2,5GeV Theoretische Erzeugung des W± und Z0 Es gibt zwei Möglichkeiten diese Vektorbosonen zu erzeugen, entweder durch Kollision von Quarks ( grün markiert) oder durch Kollision von Leptonen ( meistens Elektronen, rot markiert). uu Z 0 d u W − d d Z 0 u d W e e− Z 0 e e − W W − Betrachtet man nun diese Erzeugungsarten fällt auf, dass bei einer leptonischen Erzeugung der W+,W- diese nicht einzeln, sondern nur Paarweise erzeugt werden können. Man müsste also ungefähr 160MeV Schwerpunktenergie durch eine Elektron-Positron-Kollision erzeugen, was aus damaliger technischer Sicht (Ende der 70er, ebenso kommen hier noch finanzielle Aspekte hinzu) nicht möglich war. Man musste also zu dieser Zeit in hadronischen Kollisionen nach den W±, Z0 suchen. Die Vorzüge der Proton-Antiproton-Kollision gegenüber der Proton-Proton-Kollision liegen hier an der Substruktur der Protonen und Antiprotonen. Das das Proton aus zwei up- und einem down-Quark besteht, sind die Antiquarks, die man für die nötigen Kollisionen braucht, nur im „Quark-See“ zu finden. Diese haben aber nur eine drei mal kleinere Impulsverteilung als die Valenzquarks ( 〈 x Seequarks 〉≈0,04 und 〈 x Valenzquarks 〉≈0,12 ) . Um einen direkten Vergleich dieser Erzeugungsmethoden zu haben, folgt die Rechnung für eine Proton-Proton-Kollision, wobei hier das Partonmodell zur Hilfe genommen wird. Die Massen der Vektorbosonen wird mit 90MeV ( für das schwerere Z0 Boson, siehe Abschnitt vorher) angenommen. Die Rechnung bezieht sich hier auf die erste Kollision im grünen Kasten, alle weiter erfolgen analog. Da Proton und Antiproton die selbe Masse haben und dies ein symmetrisches Kolliderexperiment ist, gilt für die Schwerpunktsenergie s=2 E p . Bei einem Fix-Target-Experiment wäre die Schwerpunktsenergie s= 2m p E pm p . Da die Masse der Protonen bei 0,938GeV liegt, muss die Energie des Protons viel größer sein als bei einem Colliderexperiment. Deshalb ist es sinnvoll die Produktion der Vektorbosonen mit einer Kollision zu erzeugen. → M Z = s ≈ 〈 x u 〉 〈 x u 〉⋅s=2 0,12⋅0,04 E p Die erforderliche Proton Energie muss also ungefähr bei E p ≈600GeV liegen. Um die erforderliche Protonenergie der Proton-Antiproton-Kollision zu berechnen, muss in der obigen Formel 0,12 in das 〈 x u 〉 eingesetzt werden, da das Antiproton aus uud besteht und das benötigte u also dann als Valenzquark vorhanden ist. Wobei man dann einen ungefähr halb so großen Energiewert erhält, als bei der Proton-Proton-Kollision. Hinzu kommt noch als weiterer 0 Vorzug der Proton-Antiproton-Kollision das Einsparen eines 2. Speicherrings. Aus diesen beiden Gründen wurde der erste Nachweis des W+,W-,Z0 durch einen Proton-Antiproton-Collider durchgeführt. Experimenteller Nachweis des W+,W-,Z0 Unter der Leitung von Rubbia wurde 1978 das SPS, der sogenannte Super Proton Synchrotron, der Protonbeschleuniger des CERN, in das Sp p S , einen Proton-Antiproton-Collider, umgebaut, um nach den W+,W-,Z0 zu suchen. Die Protonen und Antiprotonen werden auf 318GeV beschleunigt. Der erste Beschleuniger des CERN, das PS (1959 erbaut) wurde hierbei als Vorbeschleuniger eingesetzt. Die Antiprotonen werden im AntiprotonenSpeicherring (AA) erzeugt. Hierbei werden Photonen auf ein Kupfertarget geschossen. Diese Methode ist allerdings sehr ineffizient, hierbei werden pro Millionen Kollisionen lediglich ein Antiproton erzeugt, welche dann im AntiprotonSpeicherring gesammelt werden. Problem hierbei ist aber deren große Impulsverteilung haben. Dieses beugt man durch die sogenannte Stochastische Kühlung vor, welche Simon van der Meer entwickelte (Nobelpreis 1984). Hierbei wird bei dem sogenannten „pick-up-Sensor“ die mittlere Auslenkung des Strahl gemessen, welches dann bei dem „kicker“ durch einen kurzzeitigen elektromagnetischen Feld korrigiert wird (s. Abbildung links). Reaktionsprozesse bei Proton-Antiproton-Kollisionen Die zu erwarteten Reaktionsprozesse aus der Kollision der Protonen und Antiprotonen wären p p W ± X und p p Z 0 X . X ist hierbei ein Reaktionsrest der dabei entstehen kann. Da Bosonen eine sehr geringe Lebensdauer haben, welche bei 10-24s liegt, müssen die Zerfallsprodukte gemessen werden, welche links in der schwarz umrahmen Kasten dargestellt sind. Hierbei werden nur die grün Umrandeten dazu verwendet. Die Roten sind aufgrund der kurzen Lebensdauer der Tauonen nicht zu detektieren. Die Blauen sind recht schwer zu detektieren, da eine Detektion durch den sogenannten QCD-Hintergrund erschwert wird. Dieser QCD-Untergrund wird durch das X in den Reaktionsprozesse erzeugt, hierbei können viele Hadronen produziert werden (Jets). Dieser Vorgang überlagert sich also mit denen aus dem in blauen Rahmen. Der gelb umrahmte Prozess wird ebenfalls nicht ausgenutzt, da Neutrinos sehr schwer zu detektieren sind. Diese fliegen einfach durch die Detektoren durch. Detektion der Zerfallsprodukte Für den Nachweis der Vektorbosonen der schwachen Wechselwirkung wurden zwei Detektoren konstruiert, Der UA1- und UA2-Detektor. Der UA1-Detektor ist wie folgt aufgebaut: Von innen aus betrachtet existiert eine zentrale Driftkammer, dann folgen Elektromagnetischer Kalorimeter, Hadron-Kalorimeter und ganz außen um die Kalorimeter herum ist der Myon-Detektor. Der Zentraldetektor funktioniert nach dem Prinzip der Ionisation der Gasatome, welche in diesem Detektor gefüllt sind. Diese, durch Ionisation der Gase erzeugten Elektronen, driften zu Anodendrähten, wobei dort dann Spannungsimpuls und die Ankunftszeit gemessen werden kann. Hier ist außerdem noch ein Magnetfeld der Feldstärke 0,7T angelegt. Dieses beeinflusst die Flugbahn der Teilchen durch die Lorentzkraft. Der Krümmungsradius der Flugbahn ist dabei bestimmbar. Mit Hilfe der GeV ] wird der Beziehung p t≈0,3 B T in [ Tmc transversale Impuls ermittelt. Der elektromagnetische Kalorimeter misst die Energie der Elektronen, Positronen und Photonen. Hierbei bilden sich durch Bremsstrahlung ElektronPositron-Paare, diese können dann durch Szintillatoren und Photomultiplier gemessen werden. Die Energieauflösung ist hierbei dE 0,15 = . E E [GeV ] Im hadronischen Kalorimeter wird die Energie der Hadronen gemessen. Dieser ist ein sogenannter Sampling Kalorimeter, welcher aus zwei Schichten aus Absorbermaterial (Pb) und Nachweismaterial ( organische Szintillatoren) besteht. Hierbei wird ausgenutzt, dass Hadronen der starken Wechselwirkung unterliegen. In der Absorberschicht nämlich kommt es zunächst zu verschiedenen inelastischen Reaktionen, wodurch sowohl hadronische Schauer, also weiter Hadronen und Kernfragmente, als auch elektromagnetische Schauer mit Photonen (z.B. durch PionZerfall), Elektronen entstehen können. Anschließend werden diese in den Szintillatorenschichten dE 1,9 = detektiert. Die Energieauflösung von diesem hadronischen Kalorimeter beträgt , E E [GeV ] im Vergleich zu der elektromagnetischen viel niedrigeren Auflösung. Dies liegt an der erwähnten zuzätzlichen elektromagnetischen Schauern. Für die Myonen gilt, dass diese durch alle Kalorimeterschichten fliegen, wobei alle anderen relevanten Teilchen in diesen absorbiert werden. Der UA2-Detektor wurde speziell zur präzisen Vermessung der W- und Z-Massen gebaut. Er unterscheidet sich im Aufbau gegenüber dem UA1 dadurch, dass es keinen Myon-Detektor besitzt und kein B-Feld hat. Die Kalorimeter sind ebenfalls präziser als die Kalorimeter des UA1. Auswertung der Messereignisse Beim Z-Boson-Zerfall entstehen jeweils relevante Leptonen-Antileptonen-Paare. Dieses Paar fliegt wegen der Impulserhaltung in entgegengesetzten Richtung, da die Massen dieser Leptonen und Antileptonen gleich groß sind. Hierbei wird angenommen, dass der Transversalimpuls des ZBosons beim Zerfall ungefähr gleich 0 ist ( p Z , t≈0 ). Ziel ist es also von diesen vielen möglichen Zerfällen durch gewisse Parameter die Nutzbaren zu isolieren. Hierbei wird zunächst als Isolationsparameter ( im engl. cuts) eingestellt, was man auch event-selection nennt, sodass die transversale Energie Et>25GeV ist und es zwei elektromagnetische Cluster existieren. Als weiteres 0 gilt für die Elektronenspur, dass diese isoliert ist und einen transversalen Impuls im Zentraldetektor mit pt>7GeV hat. Außerdem sollte im hadronischen Kalorimeter der Energieverlust kleiner als 600MeV sein. Zudem muss der Gesamttransversalimpuls unter 3GeV liegen. Die letzte Bedingung hierbei ist, dass der zweite Cluster auch eine isolierte Spur hat. Darstellbar sind alle Zerfälle zunächst in einem sogenannten Eventdisplay (s. Bild unten links). Hierbei werden alle Flugbahnen im Detektor dargestellt. Nach den Cuts sind nur noch die Relevanten sichtbar ( s. Bild unten links). Im mittleren unteren Bild ist die Auswirkung der Cuts auf die verschiedenen Events zu sehen. Die Relevanten liegen alle tatsächlich um den angepeilten 90 MeV ( mittleres Diagramm, unten). Das rechte Bild stellt sogenannte Legoplots dar. Aus diesen kann man direkt die transversale Energie der zwei Hauptpeaks, also die Energie der Zerfallsprodukte des Z-Bosons herauslesen. Da diese Leptonischen Zerfallsprodukte genau entgegengesetzt von einander weg fliegen, muss der Gesamtraumwinkel auch 180° unterschied betragen, was in den Legoplots durch Azimutal- und Transmutalwinkel erkennbar ist. Aus diesen Messdaten kann man nun die Masse des Z-Bosons ausrechnen. Dies erfolgt mit der Formel für die relativistische Energie: m= E l 1 E l 2 ²− p l 1pl 2 ²= 2 E 1 E 2⋅1−cos Die historischen Messwerte die das UA1 damals detektiert hatte bestanden aus vier Messwerten mit Elektron-Positron-Paaren und eine mit einem Myon-Antimyon-Paar. Das UA2 detektierte ebenfalls vier Elektron-Positron-Paaren. Die daraus resultierenden historischen Ergebnisse waren: Juli 1983: MZ(UA1)=(95,2±2,5)GeV September 1983: MZ(UA2)=(91,9±1,3)GeV Im nachfolgenden Teil werden diese Werte mit denen verglichen, die durch Präzisionsmessungen am CERN verfeinert wurden. Diese Messwerte entsprechen ungefähr denen, die die Theorie voraussagt. Die relevanten Zerfälle des W- haben jeweils ein Lepton und ein Antineutrino als Produkte (W+ hat ein Antilepton und Neutrino als Produkte. Für das Messprinzip ist die unterschiedliche Ladung irrelevant. Rechts ist ein Zerfallsschema für den Zerfall des W+-Boson zu sehen.), was hierbei die Isolation der relevanten Teilchen erschwert. Die Neutrinos können nicht detektiert werden, sie fliegen einfach durch den Detektor durch. Außerdem kommt noch hinzu, dass diese Zerfallsprodukte unterschiedliche Massen besitzen und deshalb aufgrund der Impulserhaltung ( auch hier nehmen wir eine Zerfall mit gesamt Transversalimpuls =0 an) nicht um 180° voneinander weg fliegen wie beim Z0-Zerfall. Der fehlende Impuls in der Impulsmessung des Detektors durch das Neutrino kann aus der Impulserhaltung nachgerechnet werden. Da hier auch angenommen wird, dass der Gesamttransversalimpuls ungefähr =0 ist, muss der fehlende Transversalimpuls des Neutrinos betragsmäßig genauso groß sein wie der des Leptons. Hierbei gilt M ⋅c für den Transversalimpuls des Leptons: p lt≈ W sin . 2 Die event-selection funktioniert diesmal wie folgt: Zunächst werden isolierte Spuren im Zentraldetektor mit dem Transversalimpuls pt>7GeV extrapoliert. Im hadronischen Kalorimeter wird der Energieverlust auf unter 600MeV angenommen. Der Azimutalwinkel der Elektronenbahn, in welchem keinen Jets sind, wird dabei betragsmäßig unter 30° festgelegt (d.h. ∣ ∣30 ° ). Die fehlende Transversalenergie wird auf über 15GeV angenommen. Der elektromagnetische-Schauer muss außerdem im Zentrum des elektromagnetischen-Kalorimeters stattfinden. Durch diese Cuts werden 43 events aus den 150000 detektierten events ausgewählt. Das Bild auf der rechten Seite zeigt das passende eventdisplay des W-Zerfalls. Die Masse des W-Bosons wird hierbei anders bestimmt als beim ZBoson. Hierzu wird die Abhängigkeit des Wirkungsquerschnitt mit dem Impuls ausgenutzt. 2pt d d dcos d 1 = = dp t dcos dp t dcos M W c M W c ²− pt ² 2 Das Maximum liegt hierbei offensichtlich bei M W⋅c e . Dies wird auch Jakobisches Maximum pt ≈ 2 genannt. Da der Zerfall des W-Bosons nicht in Ruhe stattfindet und die Zerfallsbreite endlich ist, ist die Verteilung verschmiert. Das Diagramm links zeigt die transversale Masse, welche auf der x-Achse dargestellt ist ( Berechnung erfolgt durch 2pt/c). Aus der Position des Maximum lässt sich die gesuchte Masse bestimmen. Der errechnete historische Wert hierbei ist: → MW=(80,9±1,5)GeV Dieser Wert stimmt also ebenfalls mit dem postulierten Wert aus der elektroschwachen Wechselwirkung grob überein. Präzisionsmessungen Präzisionsmessung des W±,Z0 am LEP Ab Ende der 80er wurden am LEP und am Tevatron spezielle Messungen durchgeführt, welche die Massen der W±,Z0 genauer vermessen sollten. Bei der Messung des ZBosons des LEP am CERN wurde dabei der Bereich von (88-94)GeV genauer gescannt. Es wurden hierbei nicht nur die Massen genauer gemessen, sondern auch die Zerfallsbreite der Leptonen/Hadronen, Resonanzkurve, den Verlauf der Resonanzkurve und verschiedene Wirkungsquerschnitte. Da das LEP ein Elektron-Positron-Collider ist, ist die Messung entsprechend genauer, da diese Teilchen keine innere Struktur besitzen. Der Schwerpunkt ist relativ genau bekannt im gegensatz zu denen der Protonen/Antiprotonen aus dem Sp p S . Die Messung erfolgt mit dem Prinzip der Z-Resonanz, welche man im rechten Diagramm sehen kann. Dort wurde der Wirkungsquerschnitt gegenüber der Schwerpunktsenergie aufgetragen. Zu sehen ist auch die Energie der anderen Beschleuniger die vorher schon Elektronen-Positronen-Paare beschleunigt haben. In den folgenden Diagrammen ist der Bereich von 86GeV-94GeV aufgezeichnet. Durch einen QED-Korrektur-Term wird die gemessene Kurve (grün) korrigiert (gestrichelte Linie). Aus dem Wert des Maximums der Lorentzkurve ( welche eine Breit-Wigner-Verteilung ist) lässt sich die Masse genau bestimmen. Eine weitere wichtige Messung, die aus diesen Messwerten erfolgt, ist die Bestimmung der Anzahl der leichten Neutrinos. Wie man aus dem folgenden Diagramm sehen kann, sind die entsprechenden Kurvenverläufe für die unterschiedlichen Werte der Anzahl der Neutrinos aufgezeichnet. Für die gängige Theorie des Standardmodells spricht, dass die Kurve für welche drei Leptonenfamilien existieren exakt mit der Messkurve übereinstimmt. Da dies eine Breit-Wigner-Verteilung ist, setzt sich die Halbwertsbreite aus den Zerfallsbreiten der möglichen Produkte der Elektron-PositronAnnihilation zusammen. Die anderen beiden Kurven kommen also durch die Variation der Zerfallsbreite zustande (für zwei Neutrinos wird eine Neutrinozerfallsbreite abgezogen, für vier Neutrinos wird eine addiert). Quellen • Phys. Lett. B122 • Phys. Lett. B166 • Phys. Lett. B46 • Nobel Lecture 1984: Carlo Rubbia - Experimental Observation of Intermediate Vector Bosons W+,W- und Z0 • Nobel Lecture 1984: Simon van der Meer – Stochastic Cooling and the Accumulation of Antiprotons • RevModPhys.71S.96 • Povh, Rith, Scholz, Zetsche – Teilchen und Kerne • Berger – Elementarteilchenphysik • Scharf-paper, Scharf-talk • www.wikipedia.de u.a. ua1.pdf • www.desy.de Diverse PDFs