PRAXIS LINKTIPP Auf baublatt.ch/emmen finden Sie weitere Bilder vom CKW-Gebäude. Grösstes Minergie-P-Gebäude der Zentralschweiz in Emmen LU Sparsam und behaglich Ein grosses Verwaltungsgebäude, das bezüglich Energieeffizienz höchsten Ansprüchen genügt: Die Centralschweizerische Kraftwerke AG (CKW) hat es in Emmen gebaut und im Spätsommer 2010 bezogen. Die Abstimmung aller Systeme wurde aber erst kürzlich abgeschlossen. Von Daniel von Känel zusammen mit dem bestehenden Bau rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen modernen Arbeitsplatz bietet. 28 Millionen hat das Energieunternehmen für das Bauvorhaben in Rathausen auf der Flussinsel in Emmen investiert. «94 Prozent der Aufträge gingen an 70 Luzerner Unternehmungen», erklärte Felix Graf, Leiter Geschäftsbereich Energie bei der CKW, im März am Luzerner Energie-Apéro. Für das neue Gebäude habe es klare Leitplanken gegeben. «Als Energieversorger sind wir der Effizienz verpflichtet», ­betonte Graf, «denn Energie wird immer kostbarer.» Auch die neue Energiestrategie des Bundes erfordere energieeffizientes Handeln. Bilder: Daniel von Känel/zvg M ehr Platz und kürzere Kommunikationswege wünschten sich die Verantwortlichen der CKW. So planten sie ein neues Verwaltungsgebäude, das nicht nur zwei Standorte zusammenfügen, sondern auch als Leuchtturmprojekt für ökologisches Bauen strahlen sollte. Aus der im Jahr 2006 begonnen Planung ist mittlerweile ein Minergie-P-Gebäude entstanden, das FORTSETZUNG AUF SEITE 14 Das neue Verwaltungsgebäude der CKW wurde von Leuenberger Architekten, Sursee, gestaltet. 12 baublatt baublatt 13 PRAXIS Die Räume werden von viel Licht durchdrungen. « Die Aktualität der Gebäudeautomation muss vor Baubeginn überprüft werden. Thomas Bachmann, Fachverantwortlicher Gebäudetechnik bei CKW » Die Fassade auf der Nordseite. Mit dem neuen Gebäude konnte die CKW einen Verwaltungsstandort auflösen, nun sind es nur noch zwei. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die von Luzern nach Emmen gezogen sind, mussten sich erst an die neue Bauweise gewöhnen. Oder andersrum: Die Bedürfnisse der Belegschaft wurden gefühlt und in die Abstimmung der Energiesysteme eingebracht. «Wir haben das Thema Behaglichkeit unterschätzt», sagte Thomas Bachmann, Fachverantwortlicher Gebäudetechnik bei der CKW. So habe man bei der Feuchtigkeit und bei den Temperaturen Optimierungen vorgenom- men, was ein längerer Prozess gewesen sei. Denn erstmal musste man sommerliche und winterliche Temperaturen erleben, um zu wissen, wie stark die Heiz- oder die Kühlleistung sein muss, damit es den Leuten im Büro wohl ist. «Heute sind wir soweit, dass wir die richtigen Einstellungen kennen», so Bachmann. Die Gebäudeautomation ist laut Bachmann ein wichtiger Bestandteil bei solchen Vorhaben. Man müsse sie zwingend vor Baubeginn auf die Aktualität überprüfen und, so sein Tipp, als ganzes Los ausschreiben. Denn: Die verschiedenen Energiesysteme griffen ineinander. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Architekt, Gebäudetechnikplaner, Unternehmer und Nutzer sei zwingend. Rechenzenter liefert Wärme Die Wärme- und Kälteerzeugung erfolgt über kombinierte Grundwasser-Wärmepumpen. Sie befinden sich in der Energiezentrale des älteren Gebäudes, an das sich der neue Komplex angliedert. Für den neueren und den älteren Teil gibt es zwei verschiedene Systeme. Die Wärmepumpe entzieht dem Grundwasser Wärme oder Kälte. Diese wird auf das Kühl-/Heizwassersystem übertragen. Der grösste Teil der Wärme kommt jedoch vom IT-Rechenzenter. Über Decken, die Wer es farbig mag, geht zu Fuss: Das Treppenhaus im Innern des Gebäudes. Das Herzstück des Minergie-P-Baus ist die Energiezentrale mit Plattentauscher und Wärmepumpe. 14 baublatt Nr. 15, Freitag, 13. April 2012 Nr. 15, Freitag, 13. April 2012 baublatt 15 PRAXIS Sichern Sie immer alle Absturzkanten. heizen oder kühlen können, wird das Wasser verteilt. Für jeden Raum kann das Warm- und Kühlwasser einzeln geregelt werden. Für das Brauchwarmwasser gibt es einen Wärmerückgewinnungs-Speicher und einen Warmwasser-Speicher. Das Kaltwasser wird durch die Abwärme der gewerblichen Kühlung vorgewärmt und gelangt dann in den Warmwasser-Speicher. Dort wird das Wasser weiter erhitzt, und zwar durch die Abwärme der Transformatoren, die sich ebenfalls auf der Flussinsel befinden. Das Trafo-Isolieröl kann mittels Platten-Wärmetauscher als Wärmequelle für die Warmwasseraufbereitung und das Heizsystem genutzt werden. Balkone gegen Überhitzung Um die Räume mit genügend Frischluft zu versorgen und die Bausubstanz zu schützen, sorgen die Lüftungsanlagen für einen minimalen Luftwechsel. Dank Wärmerückgewinnung kann die Abwärme von Geräten und Menschen wieder der Frischluft zugeführt werden. Der Heizbedarf ist wegen der hochgedämmten Fassade und der Wärmerückgewinnung wesentlich tiefer als bei einer konventionellen Bauweise. Auf der Südseite schützen Jalousien und Balkone vor Überhitzung, im Winter dringt aber wegen des tieferen Sonnenstandes trotzdem genügend Licht ins Innere. Die Jalousien werden automatisch angesteuert, können aber auch manuell eingestellt werden. Weil die Gewohnheiten und individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden ebenfalls gewichtet wurden, können auf der Nordseite auch Fenster geöffnet werden – trotz Minergie-P-Standard. FORTSETZUNG AUF SEITE 18 Der Innenhof ist zentral gelegen und für alle Mitarbeitenden gut erreichbar. Die Cafeteria dient als Treffpunkt für Mitarbeitende aus dem neuen und dem älteren Gebäude. 16 baublatt Nr. 15, Freitag, 13. April 2012 Stoppen Sie bei Gefahr die Arbeit. Auch Ihrer Familie zuliebe. Keine Arbeit ist so wichtig, dass man dafür sein Leben riskiert. Beachten Sie deshalb die lebenswichtigen Regeln der Suva zur Unfallverhütung. Denn alle haben das Recht, nach der Arbeit gesund nach Hause zu kommen. www.suva.ch 40084 PRAXIS Die Empfangshalle wurde grosszügig gestaltet und mit einer Galerie ausgestattet. In der Zentralschweiz ist der neue Verwaltungskomplex das grösste Minergie-P-zertifizierte Gebäude. Auch in anderen Bereichen will das Energieunternehmen auf Effizienz setzen. So werden beispielsweise die öffentliche Beleuch- tung und die eigenen Kraftwerke optimiert. Zudem hat CKW ein Programm gestartet, welches die Kunden unterstützen soll, Energie effizient zu nutzen. Dazu gehört die Initiative «Clever heizen», die den Ersatz von fossilen Heizungen zum Ziel hat – so wie beim CKW-Standort auf der Flussinsel in Rathausen. Dort konnte die Ölheizung für das ältere Gebäude, die jeweils zur Deckung der Spitzen eingesetzt wurde, entfernt werden. n Smart Meters: Das Pilotprojekt Strom sparen mit intelligenten Zählern: Ob dies und in welchen Umfang möglich ist, untersucht das Energieunternehmen CKW in einem Pilotversuch. Rund 1000 Smart Meters wurden dafür seit Mai 2010 im Kanton Luzern installiert. Mehrere hundert Pilotkunden testen seit gut einem Jahr, wie sie mit der Visualisierung des Verbrauchs ihre Stromsparpotenziale ermitteln und dadurch bewusster handeln können. Nun wurde erstmals der Verbrauch der Pilotkunden mit jenem aller Haushaltskunden im Versorgungsgebiet der CKW verglichen. Der Periodenvergleich zeigt: Die Smart Meters helfen, Strom zu sparen. Die durchschnittlichen Einsparungen liegen gemäss CKW bei rund drei Prozent. Einige Pilotkunden konnten gar eine Einsparung von durchschnittlich fünf Prozent verzeichnen. Jene Kunden nämlich, die mit Visualisierung über das Kundenportal oder die Smartphone-App sowie flexiblen Tarifen Einfluss auf Verbrauch und Kosten nahmen. Im Durchschnitt sparten die Pilothaushalte im letztjährigen Sommerhalbjahr 15 bis 25 Franken. Laut Felix Graf, Leiter Energie bei CKW, macht Smart Metering nur Sinn, wenn der Verbrauch visualisiert und auf die Nutzung flexibler Tarife gesetzt wird. «Um das Effizienzpotenzial weiter zu erhöhen, müssen Smart Meters langfristig als Teil einer Gesamtlösung, also kombiniert mit intelligenten Geräten und Gebäuden sowie einem intelligenten Netz eingesetzt werden», sagt Graf. «Sonst rechnen sich die Mehrkosten, die Smart Meters verursachen, nicht.» Die Einsparungen lägen im Bereich der Erwartungen, sagt Dorothea Dietz, Fachverantwortliche Medien bei CKW. Studien anderer Energieversorger, auch aus dem Ausland, hätten Ergebnisse in diesem Rahmen hervorgebracht. Die Pilotphase des Projekts sei praktisch abgeschlossen, sagt sie. In Kürze werde der Entschied gefällt, ob der Smart MeteringVersuch verlängert wird. Auch andernorts sind Smart Meters ein Thema. In Winterthur werden bis Ende dieses Monats bei rund 500 Haushalten intelligente Stromzähler installiert. Das Pilotprojekt in Winterthur soll drei Jahre dauern. Auch die Winterthurer Stadtwerke halten fest: Smart Meters sind lediglich ein Baustein für ein intelligentes Stromnetz. Dieses ist erforderlich, weil die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien eine grosse Herausforderung für die Netzbetreiber bezüglich Versorgungssicherheit darstellt. Klimatisch bedingt gibt es grosse Unregelmässigleiten bei der Einspeisung, wenn der Strom von Photovoltaik- oder Windkraftanlagen produziert wird. Smart Meters sollen im zukünftigen Stromnetz das Zu- und Wegschalten von Lasten koordinieren. Dies dienst der Stabilität des Netzes. Denn: Damit es keine Stromausfälle gibt, müssen Verbrauch und Produktion von Strom im Gleichgewicht sein. (dvk) 41602 18 baublatt Nr. 15, Freitag, 13. April 2012