Theoretische Physik IV: Thermodynamik und Statistik Skript zur gleichnamigen Vorlesung Sommersemester 2009 an der Universität Hamburg Prof. Dr. Michael Potthoff 2 Contents 1 Grundbegriffe der Thermodynamik 1.1 System und Zustand . . . . . . . . 1.2 Temperatur . . . . . . . . . . . . . 1.3 Einfache thermodynamische Systeme 1.4 Thermodynamische Prozesse . . . . 2 Erster Hauptsatz 2.1 Arbeit . . . . . . . 2.2 Energieerhaltung . 2.3 Wärmekapazitäten 2.4 Adiabaten . . . . . . . . . 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 15 18 20 23 . . . . 29 29 32 36 39 2.5 Carnot-Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Zweiter Hauptsatz 3.1 perpetuum mobile zweiter Art . . . . 3.2 Irreversibilität . . . . . . . . . . . . 3.3 Thermodynamische Temperaturskala 3.4 Entropie als Zustandsgröße . . . . . 3.5 Grundgleichung der Thermodynamik . 3.6 Entropie und Irreversibilität . . . . . 3.7 Grundrelation der Thermodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Thermodynamische Potenziale 4.1 Potenziale für Gase . . . . . . . . . . . . 4.2 Stabilitätsbedingungen . . . . . . . . . . 4.3 Gibbs-Duhem-Relation . . . . . . . . . . 4.4 Freie Energie des klassischen idealen Gases 4.5 Dritter Hauptsatz . . . . . . . . . . . . . 4 . . . . . . . . . . . . 42 . . . . . . . 47 47 49 53 60 64 66 74 . . . . . 79 79 89 99 103 109 4.6 Phasen und Komponenten . . . . . . . . . . . 113 4.7 Gibbssches Paradoxon . . . . . . . . . . . . . 119 5 Elementare Statistik 5.1 Wahrscheinlichkeit . . 5.2 Shannon-Information . 5.3 Zufallsvariable . . . . . 5.4 Zentraler Grenzwertsatz 5.5 Binomialverteilung . . . 5.6 Stirling-Formel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Zufallsgrößen im Zustandsraum 6.1 Klassische Mechanik, Phasenraum . . . . . . 6.2 Gemischter Zustand, statistische Gesamtheit 6.3 Liouville-Gleichung . . . . . . . . . . . . . 6.4 Thermodynamisches Gleichgewicht . . . . . 6.5 Quantenmechanik, Hilbert-Raum . . . . . . 5 . . . . . . 143 143 154 164 170 174 177 . . . . . 181 182 185 190 194 197 6.6 Gemischter Zustand, Dichteoperator . . . . . 201 6.7 Systeme identischer Teilchen . . . . . . . . . 211 7 Thermodynamische Zustände und Prozesse 225 7.1 Mikrokanonische Gesamtheit . . . . . . . . . 230 7.2 Mikrokanonische Gesamtheit mit festem E, V, N 239 7.3 Quasistatische Parameteränderung und erster Hauptsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 7.4 Arbeit und Wärme . . . . . . . . . . . . . . 251 7.5 Temperatur und Nullter Hauptsatz . . . . . . 261 7.6 Entropie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267 8 Einfache Anwendungen 8.1 Gleichverteilungssatz . . . . . . . . . 8.2 Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung 8.3 Zustandsdichte eines idealen Gases . . 8.4 Entropie eines klassischen idealen Gases 6 . . . . . . . . . . . . . . . . 275 275 281 284 292 8.5 Sattelpunktsmethode . . . . . . . . . . . . . 296 8.6 Quantenmechanisches System harmonischer Oszillatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 9 Allgemeiner Aufbau der statistischen Mechanik315 9.1 Allgemeiner Kontakt . . . . . . . . . . . . . 315 9.2 Bestimmung der a priori-Wahrscheinlichkeiten . 317 9.3 Zustandssumme . . . . . . . . . . . . . . . . 320 9.4 Thermodynamische Potenziale . . . . . . . . . 325 9.5 Entropie und Information . . . . . . . . . . . 334 9.6 Quasistatische Prozesse . . . . . . . . . . . . 337 9.7 Fluktuationen . . . . . . . . . . . . . . . . . 340 9.8 Allgemeiner Kontakt zwischen Systemen . . . 346 9.9 Prinzip der Maximierung der Entropie . . . . . 354 10 Kanonische und großkanonische Gesamtheit 359 10.1 Kanonische Gesamtheit . . . . . . . . . . . . 359 7 10.2 Großkanonische Gesamtheit . . . . . . . . . . 363 10.3 Klassisches ideales Gas . . . . . . . . . . . . 367 10.4 Quantenmechanisches System harmonischer Oszillatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 10.5 Dritter Hauptsatz . . . . . . . . . . . . . . . 371 10.6 Eindimensionales Ising-Modell, Transfermatrixmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375 10.7 Heisenberg-Modell, Molekularfeldtheorie . . . 390 11 Ideale Quantengase 11.1 Fermi- und Bose-Gas . . . . . . . . . . 11.2 Fermi- und Bose-Verteilungsfunktion . . 11.3 Thermodynamik des idealen Fermi-Gases 11.4 Klassischer Grenzfall . . . . . . . . . . . 11.5 Entartetes Fermi-Gas . . . . . . . . . . 11.6 Quasiteilchen . . . . . . . . . . . . . . 8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399 400 403 408 413 415 422 11.7 Phononen- und Photonengase . . . . . . . . . 428 11.8 Phononen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 435 11.9 Massives Bose-Gas . . . . . . . . . . . . . . 439 9 Theoretische Physik IV: Thermodynamik und Statistik • Thermodynamik – Grundbegriffe der Thermodynamik – Erster Hauptsatz – Zweiter Hauptsatz – Thermodynamische Potenziale • Statistik – Elementare Statistik – Zufallsgrößen im Zustandsraum – Thermodynamisches Gleichgewicht – Einfache Anwendungen – Statistische Gesamtheiten – Entropie und Information – Ideale Quantengase – Approximative Methoden Literaturauswahl • E. Fermi: Thermodynamics (Dover) • R. Becker: Theorie der Wärme (Springer) • W. Nolting: Grundkurs Theoretische Physik, Band 4 (Springer) • W. Nolting: Grundkurs Theoretische Physik, Band 6 (Springer) • W. Kinzel: Statistische Mechanik und Thermodynamik (Skript) • F. Schwabl: Statistische Mechanik (Springer) • C. Kittel: Physik der Wärme (Wiley) • B. Diu, C. Guthmann, D. Lederer, B. Roulet: Grundlagen der Statistischen Physik (de Gruyter) • W. Weidlich: Thermodynamik und statistische Mechanik (Akad.Verlagsges.) • J. Honerkamp: Statistical Physics (Springer) • S.-K. Ma: Statistical Mechanics (World Scientific) Festkörperphysik Astrophysik Plasmaphysik Hochenergiephysik physikalische Chemie (Anwendung) phänomenologische Thermodynamik (Reduktion) statistische Physik (Reduktion) klassische Mechanik Wahrscheinlichkeitstheorie Quantenmechanik Informationstheorie mathematische Statistik Historischer Überblick vor 1700 Fahrenheit Entwicklung des Thermometers, Temperaturskalen Reaumur Boyle empirische Gasgesetze Mariott 1760 Black kalorische Theorie, Wärme als unzersetzbare Flüssigkeit fließt von Orten höherer zu Orten niedrigerer Temperatur 1765 Watt Dampfmaschine, Umwandlung von Wärme in mechanische Energie 1800 Thompson Umwandlung von Arbeit in Wärme (beim Bohren von Kanonenrohren) 1820 Gay-Lussac thermische Zustandsgleichung für Gase 1830 Carnot Wirkungsgrad von Wärmekraftmaschinen 1840 Joule Umwandlung von elektrischer Energie in Wärme 1840 Mayer Wärme als Form von Energie, erster Hauptsatz Joule Helmholtz 1850 Mayer Entropie-Begriff, zweiter Hauptsatz, Thermodynamik Clausius Clapeyron 1876 Gibbs Grundlegung der physikalischen Chemie 1738 Bernoulli 1870 Maxwell Boltzmann 1900 Planck 1902 Gibbs 1925 Bose Fermi Weiß Ising 1930 Landau 1944 Onsager 1948 Shannon 1972 Wilson heute Druck als Impulsübertrag kinetische Gastheorie, Statistik für ideales Gas S = k ln W , W : Anzahl der Mikrozustände Hohlraumstrahlung, Phasenraumzelle ∼ h mathematische Theorie zur Boltzmann-Entropie Quantenstatistik Molekularfeldtheorie einfache Magnetismus-Modelle Theorie der Phasenübergänge exakte Lösung des zweidimensionalen Ising-Modells nicht-klassische kritische Exponenten Informationstheorie, Shannon-Entropie Renormierungsgruppentheorie Viel-Teilchen-Systeme, klassisch und quantenmechanisch ungeordnete Systeme Systeme fern vom Gleichgewicht: Strukturbildung, Selbstorganisation neuronale Netze, Quanten-Informationstheorie ... 14 Chapter 1 Grundbegriffe der Thermodynamik 1.1 System und Zustand thermodynamisches System: jedes makroskopische System, d.h. Teilchenzahl N groß thermodynamischer Zustand, Gleichgewichtszustand: Zustand des Systems, der sich (makroskopisch) nach langer Zeit bei zeitlich festen äußeren Bedingungen von selbst einstellt ➜ Zeit spielt in der TD keine Rolle ! 15 empirische Tatsache: die makroskopischen Eigenschaften eines TD Systems im Gleichgewicht können durch wenige Größen vollständig bestimmt werden X1, ..., Xf vollständiger Satz von Zustandsgrößen ➜ X = X(X1, ..., Xf ) für jede weitere Zustandsgröße X X = X(X1, ..., Xf ) : Zustandsgleichung X1, ..., Xf spannen Raum der (Gleichgewichts-)Zustände auf, Zustandsraum f : Dimension ———————————————————————————————————— typische Zustandsgrößen: Gas: p, V, N, T, U, S, µ Gasgemisch: N1 , N2, ..., µ1, µ2,... Magnet: M, B 16 Zustand ⇔ X1, ..., Xf ⇔ Y1, ..., Yf (weiterer vollst. Satz) ➜ Xi = Xi(Y1, ..., Yf ) und Yj = Yj (X1, ..., Xf ) (eindeutige Auflösbarkeit wird stets angenommen) ∂Xi ∂Xi weitere Zustandsgrößen: = (Y1, ..., Yf ) ∂Yj ∂Yj ∂Xi Achtung: mehrdeutig ! ∂Yj Bsp: f = 2, und X, Y, Z, A Zustandsgrößen ➜ A = A(X, Y ) aber auch A = A(X, Z) und ∂A(X, Y ) ∂A(X, Z) 6= ∂X ∂X daher Schreibweise: ∂A(X, Y ) ∂A ∂A = = ∂X ∂X Y ∂X Y es gilt: ∂A ∂A ∂A ∂Z = + ∂X Y ∂X Z ∂Z X ∂X Y 17 Systeme sind homogen oder bestehen aus mehreren homogenen Phasen Zustandsgleichungen sind charakteristisch für jeweilige Phase intensive Zustandsgrößen: räumlich konstant innerhalb einer Phase extensive Zustandsgrößen: proportional zum von der Phase eingenommenen Volumen intensiv: p, T, µ, B extensiv: V, N, U, S, M 1.2 Temperatur empirische Tatsache: zwei Systeme in thermischem Kontakt haben im Gleichgewicht (t → ∞) mindestens eine makroskopische messbare Eigenschaft gemein: Nullter HS: Es existiert immer eine Zustandsgröße T , Temperatur Hauptsätze: empirische Tatsachen bzw. Postulate ableitbar (?) aus der statistischen Physik 18 konkrete Temperatur-Messvorschrift? ideales Gas: reales Gas in starker Verdünnung, V /N groß gegen “Teilchenvolumen” absolute Temperatur, Kelvin-Skala (Def) T = pV kBN mit kB = 1, 3805 · 10−23J/K (p, V, N : ideales Gas) Einheit: K (Kelvin) ———————————————————————————————————— Boyle-Marriott-Gesetz: pV = const , nur T -abhängig N V, N fest: p ∝ T ➜ Gasthermometer universell (gilt für alle idealen Gase) ———————————————————————————————————— Probleme mit Kelvin-Skala: T → 0 (Kondensation) T → ∞ (Wände schmelzen) ideales Gas strenggenommen nicht existent später: substanzunabhängige Definition von T 19 1.3 Einfache thermodynamische Systeme (klassisches) ideales Gas thermische Zustandsgleichung pV = N kB T oder pV = nRT mit n = N/NA Stoffmenge NA = 6, 023 · 1023 Avogadro-Konstante R = N kB /n = kBNA allgemeine Gaskonstante, R = 8, 3166 J/mol K ———————————————————————————————————— van der Waals-Gas thermische Zustandsgleichung n2 (V − nb) = nRT p + a V2 van der Waals-Gleichung, a, b: Materialkonstanten Motivation: an2 nRT − 2 p= V − nb V 20 1) Eigenvolumen der Moleküle, bn ➜ p → ∞ für V → nb 2) schwach attraktive vdW-Wechselwirkung ➜ p → p − ∆p, ∆p ∝ N 2 /V 2 ———————————————————————————————————— idealer Paramagnet • Atome/Moleküle mit permanenten magnetischen Momenten mi, m = |mi| • “ideal”: keine Wechselwirkung • Gesamtmoment M = PN i=1 mi extensiv, Magnetisierung: M/V intensiv • zufällige Richtungen ➜ M = 0 • Ausrichtung in äußerem Feld B 6= 0 • Zustandsgleichung: M = M0L(mB/kBT ) (idealer klassischer Paramagnet) 1 L(x) = coth x − Langevin-Funktion x mit M0 = N m und L(x) = coth(x) − 1/x Langevin-Funktion • T → 0 (B > 0 fest): M → M0 = N m = max. • T → ∞ (B > 0 fest): M = CB/T mit C = N m2/3kB Curie-Konstante 21 (Curie-Gesetz) thermische Zustandsgleichung (N = const.) Gas: f (−p, V, T ) = 0 Magnet: f (B, M, T ) = 0 ➜ Antwortkoeffizienten 1 ∂V κT = − V ∂p T isotherme Kompressibilität 1 ∂V αp = V ∂T p Ausdehnungskoeffizient 1 ∂p βV = p ∂T V Spannungskoeffizient ϕM beachte: (−p, V, T ) ↔ (B, M, T ) alle Koeffizienten positiv außer µB Kompressionsmodul Zusammenhang: KT = κ−1 T αp = pκT βV 1 ∂M χT = V ∂B T isotherme Suszeptibilität 1 ∂M µB = V ∂T B ∂p = −V ∂V T 22 ∂B = ∂T M 1.4 Thermodynamische Prozesse thermodynamischer Prozess: jeder Übergang zwischen zwei thermodynamischen Zuständen Z1 und Z2 (also zwischen Gleichgewichtszuständen) Zustandsraum Z2 Z1 ———————————————————————————————————— Bsp: freie Expansion eines Gases ins Vakuum • zunächst Hahn geschlossen Z1: rechts: Gas T1, V1, p1, links: Vakuum (Gleichgewicht! Beschreibung durch wenige Zustandsgrößen) • nach Öffnen des Hahns und längerem Warten: Z2: Gas T2 , V2, p2 (Gleichgewicht!) 23 Z1 ? Z2 ➜ Z1 und Z2 sind Punkte im Zustandsraum ➜ zwischenzeitliche Nichtgleichgewichtszustände dagegen nicht ! ———————————————————————————————————— quasistatischer Prozess: System bleibt stets im Gleichgewicht ➜ quasistatischer Prozess: Kurve im Zustandsraum Zustandsraum Z Z2 Z1 24 Bsp: langsames Verschieben einer Trennwand pinnen = paußen + ∆p ∆p → 0 quasistatisch: Prozeß dauert unendlich lange pinnen paußen ———————————————————————————————————— Kreisprozess thermodynamischer Prozess mit Z1 = Z2 Z1 25 Änderung von Zustandsgrößen bei TD Prozessen: • sei f = 2 und A, X, Y Zustandsgrößen, also z.B. A = A(X, Y ) bei infinitesimalem quasistatischem Prozess X → X + dX gilt: Y → Y + dY A→A + dA mit ∂A ∂A dX + dY = F (X, Y )dX + G(X, Y )dY dA = ∂X Y ∂Y X F und G sind Zustandsgrößen dA ist ein vollständiges (totales) Differenzial • es gilt: ∂F ∂G = ∂Y X ∂X Y Maxwell-Relation • Änderung von A bei endlichem Prozess: Z 2 Z 2 ∆A = 1 (F (X, Y )dX + G(X, Y )dY ) = 1 dA = A2 − A1 das Integral ist wegunabhängig (prozessunabhängig) 26 Prozessgrößen: • seien F = F (X, Y ) und G = G(X, Y ) beliebige Zustandgrößen definiere für infinitesimalen TD Prozess X → X + dX Y → Y + dY die Größe δA = F (X, Y )dX + G(X, Y )dY bzw. für endlichen Prozess X1 → X2, Y1 → Y2 ∆A = Z C δA = Z C (F (X, Y )dX + G(X, Y )dY ) ➜ ∆A ist i.allg. prozessabhängig ! δA, ∆A Prozessgröße • Schreibweise: beliebiges Differenzial: δA totales Differenzial: dA 27 Prozessgrößen / Zustandsgrößen • seien F = F (X, Y ) und G = G(X, Y ) beliebige Zustandgrößen es gilt: ∂F ∂G = Integrabilitätsbedingung ∂Y X ∂X Y ⇔ Z ∆A = C (F dX + GdY ) ist prozessunabhängig, nur abhängig von Anfangs- und Endzustand ⇔ δA = F dX + GdY ist ein totales Differenzial, δA = dA ⇔ ∂A ∂A ∃ Zustandsgröße A(X, Y ) mit F = und G = ∂X Y ∂Y X • Definition von Zustandsgrößen durch Angabe der Änderung bei TD Prozessen sei δA = F dX + GdY mit gegebenen F (X, Y ), G(X, Y ) und sei ∂F ∂G = ∂Y X ∂X Y dann definiert Z (X,Y ) A(X, Y ) = (X ,Y )(F dX + GdY ) + A(X0, Y0) 0 0 eine Zustandsgröße bis auf eine additive Konstante 28 Chapter 2 Erster Hauptsatz 2.1 Arbeit an einem Gas verrichtete Arbeit δW bei infinitesimaler quasistatischer Kompression dV < 0 Expansion dV > 0: Fext p F A ds dV = A ds < 0 s δW = Fext ds = −F ds = −pAds = −pdV 29 mechanische Arbeit δW = −pdV magnetische Arbeit δW = BdM chemische Arbeit δW = µdN (per Analogie: B ↔ −p und M ↔ V ) (Def µ s.u.) mehrere Teilchensorten: δW = X k µk dNk allgemeine Form: δW = X i Kidqi Ki: verallgemeinerte Kräfte, intensiv, −p, B, µ qi : verallgemeinerte Koordinaten, extensiv, V, M, N 30 typische Zustandsgleichung Ki = Ki(T, q1, q2, ...) (T, q1, q2, ...) vollständiger Satz δW = X i Kidqi + 0dT Integrabilitätsbedingung (i.allg.) nicht erfüllt: ∂K ∂0 i 6= =0 ∂T q1 ,q2 ,... ∂qi T,qj ,... ➜ δW kein totales Differenzial ➜ Arbeit ist eine Prozessgröße 31 2.2 Energieerhaltung KM, QM: Gesamtenergie erhaltene Zustandsgröße TD: nur innere Energie U (kinetische und potenzielle Energie i.allg. unberücksichtigt) ———————————————————————————————————— Gay-Lussac-Veruch: freie Expansion eines idealen Gases V → V ′ > V , isoliert Beobachtung: T = T ′ isoliertes System: U = U ′ , N = const. ➜ U (T, V ) = U (T, V ′ ) ➜ U = U (T ) U extensiv ➜ U = N u(T ) empirisch: 3 U = N kBT 2 einatomige ideale Gase (Bsp: Ar) 5 U = N kBT 2 zweiatomige ideale Gase (Bsp: O2) U = 3N kBT räumliche Gasmoleküle (Bsp: CO2 ) allgemein: U = U (T, V ) = U (T, qi ) kalorische Zustandsgleichung 32 • KM: es gilt Energieerhaltung ∆U = U2 − U1 = Z 2 1 dW = Z 2X 1 i F ext i dr i dU = dW , dW totales Differenzial (F konservativ) • TD: δW nur auf makroskopischer Beschreibungsebene definiert, δW = −pdV (makroskopisch nicht kontrollierbare mechanische Arbeit nicht in δW enthalten, z.B. Energieübertrag auf einzelne Moleküle durch eine ruhende Wand hindurch) δW kein totales Differenzial Konsequenz: da U Zustandsgröße, kann Energieerhaltung in der Form dU = δW nicht gelten ———————————————————————————————————— Erster Hauptsatz – – – – für jedes thermodynamische System gibt es eine Zustandsgröße U es ist dU = dW für Prozesse ohne Wärmeaustausch für beliebige Prozesse sei δQ := dU − δW Wärme δQ ist eine Prozessgröße kurz: dU = δW + δQ statistische Physik: Def. der Wärme aus mikroskopischer Theorie (KM, QM) 33 wichtig: U : Zustandsgröße (Mengengröße) ∆W , ∆Q: Prozessgrößen (Fluss) δW dU δQ U ———————————————————————————————————— Vorzeichenkonvention: Arbeit: δW > 0 Arbeit wird am System verrichtet δW < 0 Arbeit wird frei, Arbeit wird vom System verrichtet Wärme: δQ > 0 Wärme wird dem System zugeführt δQ < 0 Wärme wird dem System entzogen 34 chemisches Potenzial: dU = δW + δQ = −pdV + µdN + δQ ➜ ∂U µ= ∂N V,δQ=0 µ = Änderung der inneren Energie bei Hinzufügen eines Teilchens ohne Wärmeaustausch und Verrichten von mechanischer Arbeit Achtung: der Differenzialquotient ist keine gewöhnliche partielle Ableitung sondern eine Richtungsableitung entlang einer Adiabate (und Isochore) ———————————————————————————————————— TD Begriffe: quasistatischer Prozess mit: δQ = 0 adiabatisch System thermisch isoliert dT = 0 isotherm System im Wärmebad δW = δQ = 0 System isoliert speziell für Gase: dV = 0 isochor System dynamisch isoliert dp = 0 isobar System im Volumenbad dµ = 0 System im Teilchenbad 35 2.3 Wärmekapazitäten Wärmekapazität: notwendige zuzuführende Wärme δQ, um bei konstantem x die Temperaturerhöhung dT zu erreichen: δQ Cx = (Differenzialquotient, keine erste Ableitung!) dT x Cx ist eine Zustandsgröße (für alle TD Systeme!) typischerweise: Gas: CV , Cp Magnet: CM , CB (noch besser CV,N etc., denn N = const. ist implizit) spezifische Wärmekapazität (“spezifische Wärme”): Cx/M mit Gesamtmasse M molare Wärmekapazität (“Molwärme”) Cx/n mit Stoffmenge n ———————————————————————————————————— δQ • Berechnung von CV = für Gase: dT V mit 1.HS und N = const. ist: ∂U ∂U dV + pdV δQ = dU − δW = dU + pdV = dT + ∂T V ∂V T 36 Wärmezufuhr bei konstantem V , dV = 0, also: ∂U CV = (Zustandsgröße) ∂T V erfordert kalorische Zustandsgleichung 3 3 z.B. einatomiges ideales Gas: U = N kB T ➜ CV = N kB 2 2 δQ • Berechnung von Cp = für Gase: dT p δQ = dU + pdV ∂U ∂V ∂U ∂V dp = dT + dp + p dT + p ∂T p ∂p T ∂T p ∂p T ∂V ∂U dT + (· · · )dp +p = ∂T p ∂T p Wärmezufuhr bei konstantem p, dp = 0, also: ∂V ∂U Cp = + p (Zustandsgröße) ∂T p ∂T p erfordert kalorische und thermische Zustandsgleichung 3 z.B. einatomiges ideales Gas: U = N kB T , pV = N kB T 2 37 3 5 • Zusammenhang: Cp = N kB + N kB = N kB 2 2 offensichtlich ist C p − C V = N kB für alle idealen Gase • allg. Zusammenhang zwischen CV und Cp? mit U (T, p) = U (T, V ) = U (T, V (T, p)) folgt: ∂U ∂U ∂U ∂V ∂U ∂V = + = C + V ∂T p ∂T V ∂V T ∂T p ∂V T ∂T p ➜ ∂V ∂U + p Cp = CV + ∂V T ∂T p aus 2.HS (Vorgriff) folgt: ∂U ∂p +p = T ∂V T ∂T V damit: ∂V ∂p = C + T (pβ )(V α ) = C + T V pβ α Cp = CV + T V V p V V p ∂T V ∂T p mit αp = pκT βV ist pβV = αp /κT und αp2 Cp = CV + T V κT 38 2.4 Adiabaten Prozesse mit δQ = 0 (adiabatische Prozesse eines thermisch isolierten Systems) betrachte Gase mit N = const. 1.HS dU = δW + δQ für eine Adiabate gilt: ∂U ∂U ➜ 0 = dU + pdV = dT + + p dV ∂T V ∂V T mit ∂U CV = (s.o.) ∂T V und ∂U ∂p +p = T (aus 2.HS) ∂V T ∂T V folgt: ∂p 0 = CV dT + T dV ∂T V ∂p dT +T 0 = CV dV ∂T V (Differenzialquotient entlang einer Adiabate, denn δQ = 0 war vorausgesetzt) 39 also: ∂T 1 ∂p =− T ∂V δQ=0 CV ∂T V ∂V ∂p (s.o.) ist somit: mit Cp − CV = T ∂T V ∂T p Cp − CV ∂T ∂T =− ∂V δQ=0 CV ∂V p ———————————————————————————————————— für ideales Gas gilt: ∂ pV ∂T p T = = = ∂V p ∂V N kB N kB V also: Cp − CV T ∂T =− ∂V δQ=0 CV V damit folgt (für eine Adiabate): dT dV = −(γ − 1) T V mit: γ= Cp CV Adiabatenexponent CV + N kB CV einatomig: γ = 5/3, zweiatomig: γ = 7/5, räumlich: γ = 4/3 es ist γ = 40 Resultat für ideales Gas kann auch ohne 2. HS abgeleitet werden: CV dT = dU = δW = −pdV dT p N kB dV pV dV =− =− dV = − T T CV T CV V CV V ———————————————————————————————————— Integration: d ln T = −(γ − 1)d ln V = −d ln V γ−1 0 = d ln T + d ln V γ−1 = d ln(T V γ−1) ➜ T V γ−1 = const. und mit pV = N kB T folgen die Adiabatengleichungen (für Prozesse mit δQ = 0, N = const.): T V γ−1 = const. pV γ = const. T γ p1−γ = const. ———————————————————————————————————— Isotherme: pV = const Adiabate: pV γ = const, wegen γ = p Cp > 1 steiler im p-V -Diagramm CV Isotherme pV = const γ Adiabate pV = const V 41 2.5 Carnot-Prozess Carnot-Prozess: quasistatischer Kreisprozess bestehend aus 2 Adiabaten und 2 Isothermen mit idealam Gas als Arbeitssubstanz ∆U = I ∆W = ∆Q = I I dU = 0 (Kreisprozess, U Zustandsgröße) δW 6= 0 p δQ 6= 0 pV= con B st, d δ Q=0 T=0 C pV γ =const. T1 > T2 ideales Gas T1 δ Q=0 pV γ =const. A pV= con D st, d T=0 T2 V Carnot-Prozess kann in beiden Richtungen durchlaufen werden betrachte A → B → C → D → A 42 A → B adiabatische Kompression ∆T = T1 − T2 > 0 r ∆Q = 0 ➜ ∆W = ∆U = N kB (T1 − T2) 2 γ γ p A VA = p B VB ———————————————————————————————————— B → C isotherme Expansion T = T1 = const. ∆U = 0 ➜ ∆Q = −∆W ∆W = − Z C B pdV = −N kBT1 Z VC VB (denn U = U (T, N ), Gay-Lussac-Versuch) VC dV = −N kBT1 ln <0 V VB p B VB = p C VC ———————————————————————————————————— C → D adiabatische Expansion ∆T = T2 − T1 < 0 r ∆Q = 0 ➜ ∆W = ∆U = N kB (T2 − T1) 2 pC VCγ = pD VDγ 43 D → A isotherme Kompression T = T2 = const. ∆U = 0 ➜ ∆Q = −∆W VA ∆W = −N kBT2 ln >0 VD p D VD = p A VA ———————————————————————————————————— Bilanz: ∆Q = −∆W VC VA ∆W = −N kBT1 ln − N kB T2 ln VB VD es ist: γ V pB pC (VC /VB ) VAVC pC VA VC A = = = = VB pA pD (VD /VA ) VB VD pD VB VD also: γ−1 V V VA VC A C =1 =1 und somit VB VD VB VD ➜ VA VC = − ln ln VB VD ∆U = 0 44 γ V D VC insgesamt also: ∆W = −N kB(T1 − T2) ln VC <0 VB ∆Q > 0 ———————————————————————————————————— Wärmekraftmaschine T1 ∆Q1>0 ∆W<0 T1>T2 ∆Q2 <0 T2 1. HS: ∆W + ∆Q1 + ∆Q2 = 0 Definition Wirkungsgrad η: frei gewordene Arbeit −∆W Nutzen = = η= Aufwand zugeführte Wärme ∆Q1 ∆Q2: “Abwärme” 45 für Carnot-Maschine: N kB ln(VC /VB )(T1 − T2) −∆W = ηc = ∆Q1 N kB ln(VC /VB )T1 T2 (T1 > T2) T1 ———————————————————————————————————— ηc = 1 − Carnot-Prozess reversibel Wärmepumpe ∆W > 0 ∆Q < 0 T1 ∆Q1<0 ∆W>0 ∆Q2 >0 T2 46 Chapter 3 Zweiter Hauptsatz 3.1 perpetuum mobile zweiter Art Definition: Ein ppm2 ist eine periodisch arbeitende Maschine, die weiter nichts bewirkt als Verrichten von Arbeit und Wärmeentnahme aus einem Bad ➜ Kreisprozess, Umgebung ebenfalls unverändert, außer: ∆W < 0, ∆Q > 0 1.HS: ∆W + ∆Q = 0 vergleiche: Carnot-Maschine: 2 Bäder 47 ppm2 Carnot T1 T ∆Q1>0 ∆W<0 T1>T2 ∆Q>0 ∆W<0 ppm1 ∆Q2 <0 T2 1. Hauptsatz: ein ppm1 ist unmöglich 2. Hauptsatz: ein ppm2 ist unmöglich Konsequenzen: • Irreversibilität bestimmter Prozesse • Thermodynamische Temperaturskala • Zustandsgröße Entropie 48 ∆W<0 3.2 Irreversibilität Irreversibler Prozess: Ein Prozess, der auf keine einzige Weise vollständig rückgängig gemacht werden kann, heißt irreversibel (sonst: reversibel) beachte: System und Umgebung wieder im Ausgangszustand ! ———————————————————————————————————— Wärmeerzeugung durch Reibung ist irreversibel Beweis: T Reibung: ∆Q<0 ∆W>0 Annahme: Prozess reversibel T ∆Q>0 dann existiert: ∆W<0 dies ist ein ppm2, also unmöglich ➜ Annahme falsch 49 Wärmeleitung ist irreversibel Beweis: T1 ∆Q>0 T1>T2 −∆Q<0 T2 Wärmeleitung: Annahme: Prozess reversibel T1 −∆Q<0 T1>T2 ∆Q>0 dann existiert: T2 ∆Q2<0 T1 T1>T2 −∆Q2>0 somit existiert auch: ∆Q1>0 ∆W<0 ∆Q2 <0 T2 50 T ∆Q1+ ∆Q 2 >0 equivalent mit: ∆W<0 dies ist ein ppm2, also unmöglich ➜ Annahme falsch ———————————————————————————————————— Die freie Expansion eines Gases ist irreversibel Beweis: freie Expansion: V V’ Annahme: Prozess reversibel dann existiert: V’ V an diesen Prozess anschließend: adiabatische Expansion mit ∆Q = 0, ∆W < 0 V bis V ′ wieder erreicht, dabei ∆T < 0: 51 anschließend: Wärmezufuhr ∆Q > 0 bis T ′ wieder erreicht: (∆W = 0) T’ V’ Bilanz: System und Umgebung unverändert, bis auf ∆W < 0, ∆Q > 0 dies ist ein ppm2, also unmöglich ➜ Annahme falsch ———————————————————————————————————— quasistatische Prozesse sind reversibel Beweis: quasistatischer Prozess geführt durch Kontrollparameter λ: λ = p, T, µ für Arbeits-, Wärme-, Teilchenaustausch (δW, δQ, dN 6= 0) quasistatisch, falls λSystem = λUmgebung + ∆λ Annahme: Prozess irreversibel mit ∆λ → 0 aber Prozess mit ∆λ → −∆λ stets möglich und für ∆λ → 0 identisch mit Rückprozess Rückprozess existiert (mit beliebig kleinen Änderungen in der Umgebung) ➜ Annahme falsch Bsp. für quasistatischen und damit reversiblen Prozess: Carnot-Prozess 52 3.3 Thermodynamische Temperaturskala M : beliebige periodische zwischen zwei Wärmebädern mit T1 > T2 arbeitende Wärmekraftmaschine (nicht notwendig reversibel, beliebiges Arbeitsmedium) T1 T1>T2 ∆Q1>0 M ∆W<0 ∆Q2 <0 T2 Wirkungsgrad: (∆W + ∆Q1 + ∆Q2 = ∆U = 0) ∆Q1 + ∆Q2 ∆Q2 −∆W = =1+ η= ∆Q1 ∆Q1 ∆Q1 Satz: T2 η ≤ ηc = 1 − und η = ηc genau dann, wenn M reversibel T1 ➜ ηc (Carnot) ist der maximal mögliche Wirkungsgrad für WK-Maschinen ➜ ηc wird von allen reversiblen WK-Maschinen erreicht (beliebiges Arbeitsmedium!) 53 Beweis: ′ füge reversible Wärmepumpe Mrev hinzu: T1 ∆W<0 ∆Q1’<0 ∆Q1>0 ∆W ’>0 M ’rev M ∆Q2 <0 ∆Q2’ >0 T2 und wähle ∆Q′1 = −∆Q1 Bilanz: • Wärmebad bei T1 unverändert ′ • M , Mrev unverändert (nach 1 vollen Zyklus) ′ zugeführt • Wärmebad bei T2: Wärme ∆Q2,tot = ∆Q2 + ∆Q′2 wird M + Mrev • Arbeit ∆Wtot = ∆W + ∆W ′ wird am System verrichtet • 1. HS: ∆Wtot + ∆Q2,tot = 0 54 effektiv: M + M ’rev ∆W tot T2 ∆Q2,tot unterscheide 3 Möglichkeiten: • ∆Wtot < 0 ➜ ∆Q2,tot > 0 also: ppm2, unmöglich • ∆Wtot = 0 ➜ ∆Q2,tot = 0 ➜ auch Bad bei T2 unverändert ′ ➜ Mrev hat Effekte von M vollständig rückgängig gemacht ➜ M ist reversibel mit 0 = ∆Q2,tot = ∆Q2 + ∆Q′2 gilt: ∆Q2 ∆Q′2 ∆Q2 =1− =1+ η =1+ ∆Q1 ∆Q′1 ∆Q′1 ′ als Carnot-Wärmepumpe, dann ist wähle speziell Mrev T2 η = ηc = 1 − T1 55 • ∆Wtot > 0 ➜ ∆Q2,tot < 0 M irreversibel mit 0 > ∆Q2,tot = ∆Q2 + ∆Q′2 (und somit ∆Q2 < −∆Q′2) gilt: ∆Q2 ∆Q2 ∆Q′2 η =1+ = 1+ <1+ = η′ ′ ′ ∆Q1 −∆Q1 ∆Q1 (denn: für WK-Maschine M ist ∆Q1 > 0, somit −∆Q′1 > 0) ➜ η < η ′ = ηc ———————————————————————————————————— beachte: für M , als Wärmepumpe betrieben, gilt mit obigem Beweis: T2 η ≥ ηc = 1 − T1 und η = ηc genau dann, wenn M reversibel ———————————————————————————————————— der Beweis zeigt ferner: für zwei beliebige reversible WK-Maschinen M und M ′ gilt ∆Q′2 ∆Q2 =− − ∆Q1 ∆Q′1 unabhängig vom Arbeitsmedium 56 ∆Q2 = f (T1, T2) ∆Q1 mit einer vom Arbeitsmedium unabhängigen (“universellen”) Funktion f g(T2) mit einer universellen Funktion g und somit es gilt sogar (s.u.) f (T1 , T2) = g(T1) ➜ − − ∆Q2 g(T2) = ∆Q1 g(T1) ➜ wählt man einen festen Bezugspunkt (z.B. Gefrierpunkt von Wasser bei Normalbedingungen), und setzt dessen Temperatur willkürlich auf θ1 = g(T1 ) = 273, 15K fest, dann kann man durch Betreiben einer reversiblen Maschine zwischen dem Bezugsbad und einem weiteren beliebigen Bad dessen Temperatur definieren durch: ∆Q θ=− θ1 ∆Q1 dies ist die (substanzunabhängige!) thermodynamische Temperaturskala weiter gilt (siehe Beweis oben): θ ∆Q T =− = θ1 ∆Q1 T1 ➜ thermodynamische Temperaturskala = Kelvin-Skala (bei der angegeben Wahl des Bezugspunkts) 57 noch zu zeigen: g(T2) f (T1 , T2) = g(T1) Kopplung zweier beliebiger aber reversibler WK-Maschinen mit ∆Q′2 = −∆Q2 T1 T1>T2 ∆Q1>0 T1 ∆Q1>0 ∆W<0 M ∆W+ ∆W’<0 ∆Q2 <0 T2 T2>T3 M + M’ ∆Q’2 >0 ∆W’<0 M’ ∆Q’3 <0 ∆Q’3 <0 T3 es gilt: ∆Q2 = f (T1, T2) − ∆Q1 T3 ∆Q′3 − = f (T2 , T3) ∆Q′2 58 ∆Q′3 = f (T1 , T3) − ∆Q1 also: ∆Q′3 ∆Q2 ∆Q′3 = f (T1, T3) =− f (T1 , T2)f (T2, T3 ) = ∆Q1 ∆Q′2 ∆Q1 Funktionalgleichung f (T1 , T2)f (T2, T3 ) = f (T1 , T3) ➜ ln f (T1 , T2) + ln f (T2, T3 ) = ln f (T1 , T3) ➜ ∂ ∂ ln f (T1 , T2) = ln f (T1 , T3) ∂T1 ∂T1 unabhängig vom zweiten Argument, ➜ ∂ ln f (T1 , T2) = a′(T1) ∂T1 Integrieren: ln f (T1 , T2) = a(T1) + b(T2) mit von T2 abhängiger Integrationskonstante ➜ f (T1 , T2) = A(T1)B(T2) einsetzen in Funktionalgleichung: 59 A(T1 )B(T2)A(T2 )B(T3) = A(T1 )B(T3) ➜ A(T ) = 1 B(T ) ➜ f (T1 , T2) = B(T2) B(T1) q.e.d. Entropie als Zustandsgröße 3.4 Satz: Für jeden quasistatischen Kreisprozess P gilt: I P δQ =0 T Beweis: zunächst: P : Prozess zwischen 2 Bädern bestehend aus 2 Adiabaten und 2 Isothermen 60 dT= T1 0 δ Q=0 δ Q=0 dT= 0 T2 P quasistatisch ➜ P reversibel also: η = ηc d.h. 1+ T2 ∆Q2 =1− ∆Q1 T1 ➜ ∆Q1 ∆Q2 + =0 T1 T2 bzw. I P δQ =0 T 61 jetzt: beliebiger Kreisprozess in zweidimensionalem Zustandsraum Approximation durch quasistatische Kreisprozesse mit 2 Adiabaten und 2 Isothermen: δ Q=0 dT=0 Gesamtprozess P = lim (P1 + P2 + ... + PK ) K→∞ (Prozesse im Inneren des von P umschlossenen Gebiets neutralisieren sich) 62 für Pi ist (s.o.): I I I δQ δQ δQ =0 =0 =0 ➜ ➜ q.e.d. Pi T P1 +...+PK T P T analoge Verallgemeinerung auf beliebigen f -dimensionalen Zustandsraum möglich (dazu P approximieren durch Prozesse Pi auf f − 1-dimensionalen Hyperflächen δQ = 0 und dT = 0) ———————————————————————————————————— Konsequenz: für jeden quasistatischen Kreisprozess ist Z δQ prozessunabhängig P T ➜ δQ ist ein totales Differenzial T ➜ es existiert eine Zustandsgröße S mit dS = δQ T Entropie nach Clausius δQ + S(Z0 ) Z0 T definiert bis auf additive Konstante (Z0 : Referenzzustand) S = S(Z) = Z Z 63 3.5 Grundgleichung der Thermodynamik 1. HS: dU = δW + δQ = 2. HS: dS = X i Kidqi + δQ δQ T ➜ T dS = dU − X i Kidqi Grundgleichung der Thermodynamik beachte: nur Zustandsgrößen bzw. totale Differenziale ———————————————————————————————————— Anwendung für Gas: δW = −pdV , N = const. dS totales Differenzial ➜ Maxwell-Relationen, z.B. p ∂ 1 ∂ p! 1 = dS = dU + dV ➜ T T ∂V T U ∂U T V besser: T und V als unabhängige Variable p 1 dS = dU + dV T T 1 ∂U p 1 ∂U dT + dV + dV = T ∂T V T ∂V T T 64 1 ∂U p 1 ∂U = dT + + dV T ∂T V T ∂V T T ➜ Maxwell-Relation: ∂ 1 ∂U p ∂ 1 ∂U + = ∂V T ∂T V ∂T T ∂V T T ➜ 1 ∂ 2U 1 ∂ 2U 1 ∂U 1 ∂p 1 = − 2 + − 2p T ∂V ∂T T ∂T ∂V T ∂V T T ∂T V T ➜ ∂U ∂p = T −p (s.o.) ∂V T ∂T V Bsp: ideales Gas ∂p N k ∂p N kB T = T −p= −p=0 ∂T V V ∂T V V ∂U = 0 ➜ ➜ U (T, V ) = U (T ) ∂V T (Ergebnis des Gay-Lussac-Versuchs als notwendige Konsequenz der thermischen Zustandsgleichung idealer Gase und der Hauptsätze !) 65 3.6 Entropie und Irreversibilität Prinzip der Maximierung der Entropie: In einem isolierten System verläuft jeder Prozess derat, dass die Entropie nicht abnimmt (sofern S definiert ist) dS = 0 ⇔ Prozess reversibel dS > 0 ⇔ Prozess irreversibel (System isoliert) Problem: Definition von S (und T , p, µ, etc.) für Nichtgleichgewichtszustände ? Definition unmöglich: 66 Definition möglich: System besteht aus k Subsystemen, jedes Subsystem für sich im TD GG-Zustand, vollständig beschrieben durch f Zustandsgrößen TD Zustand des Gesamtsystems: ((S1, T1, ...), ..., (Sk , Tk , ...)) Dimension des Zustandsraums: k · f Definitionen für extensive Größen: S= V = N= k X Si Gesamtentropie k X Vi Gesamtvolumen k X Ni i=1 i=1 i=1 Gesamtteilchenzahl 67 U= k X i=1 Ui gesamte innere Energie ———————————————————————————————————— Prinzip der Maximierung der Gesamtentropie für isoliertes Gesamtsystem: dS = 0 ⇔ Prozess reversibel dS > 0 ⇔ Prozess irreversibel Beweis: betrachte beliebigen Prozess P im isolierten System: ((S1, T1, ...), ..., (Sk , Tk , ...)) → ((S1′ , T1′ , ...), ..., (Sk′ , Tk′ , ...)) und quasistatische/reversible Rückprozesse R1, ..., Rk , so dass ((S1′ , T1′ , ...), ..., (Sk′ , Tk′ , ...)) → ((S1, T1 , ...), ..., (Sk , Tk , ...)) beachte: bei R1, ..., Rk Kontakt mit Umgebung P + R1 + ... + Rk ist ein Kreisprozess Rückprozess R1 : (bestehend aus 3 bzw. 4 Unterprozessen) • (S1′ , T1′ , ...)1 → (S1′ , T2′ , ...)1 adiabatisch (quasistatische Expansion/Kompression) Ziel: gleiche Temperaturen von Subsystem 1 und 2 68 • (S1′ , T2′ , ...)1, (S2′ , T2′ , ...)2 → (S1, T2′′ , ...)1, (S2′′ , T2′′, ...)2 adiabatisch (Subsysteme 1 und 2 in thermischem Kontakt, Wärmeaustausch ∆Q1 = −∆Q2, Expansion/Kompression) Ziel: S1′ → S1, aber mittels eines für das Gesamtsystem adiabatischen Prozesses (daher thermischer Kontakt mit anderem Subsystem notwendig und somit, um quasistatisch zu arbeiten, gleiche Temperaturen notwendig) • (S1, T2′′, ...)1 → (S1, T1 , ...)1 adiabatisch (quasistatische Expansion/Kompression) Ziel: Subsystem 1 mit gleicher Temperatur wie vor Prozess P • falls Zustandsraum mit f > 2: Wiederherstellung der Werte der übrigen Zustandsgrößen, X ′ → X durch adiabatisch-isothermen Prozess (beachte: bei einem idealen Gas bedeutet adiabatisch-isotherm, also δQ = 0, dU = 0, auch, dass δW = 0; das sind folglich Prozesse, bei denen sich z.B. chemische und Volumenarbeit aufheben: µdN = pdV ) Rückprozess R2 : • analog zu R1, aber mit Subsystemen 2 und 3 ... 69 Rückprozess Rk−1 : • analog zu R1, aber mit Subsystemen k-1 und k nach R1, ..., Rk−1 sind Subsysteme 1, ..., k-1 im Ausgangszustand: ((S1, T1, ...), ..., (Sk−1 , Tk−1, ...), (Sk′′ , Tk′′, ...)) Rückprozess Rk : • (Sk′′ , Tk′′ , ...)k → (Sk′′ , Tk , ...)k adiabatisch (quasistatische Expansion/Kompression) Ziel: gleiche Temperatur wie im Ausgangszustand • (Sk′′ , Tk , ...)k → (Sk , Tk , ...)k isotherm (isotherme Expansion/Kompression, ∆Q = Tk ∆Sk = Tk (Sk − Sk′′ )) Ziel: Wiederherstellung des Ausgangszustands auch für Subsystem k 70 Bilanz: isotherm S1T1, ... , SkTk isoliert Rk S1T1 , ... , Sk−1Tk−1, S’’kTk’’ R k−1 adiabatisch ... P R2 S ’1T1’, ... , S k’Tk’ R1 adiabatisch S1T1, S’’2T2’’, ..., S ’kTk’ adiabatisch System unverändert (Kreisprozess) ➜ 1. HS ➜ ∆UP +R = 0 ∆WP +R = −∆QP +R P : Prozess im isolierten System ➜ ∆QP = 0 R = R1 + ... + Rk : adiabatisch bis auf letzten Teilprozess ➜ ∆QR = Tk ∆Sk = Tk (Sk − Sk′′ ) ➜ ∆QP +R = Tk (Sk − Sk′′ ) 71 effektiv ist also: Tk ∆Q P+R ∆WP+R ′ = ∆SR = ∆SR1 + · · · + ∆SRk−1 + ∆SRk = ∆SRk = Sk − Sk′′ weiter ist: Stot − Stot ➜ ′ Tk (Stot − Stot ) = ∆QP +R ———————————————————————————————————— unterscheide 3 Möglichkeiten: ′ • Stot > Stot : ∆QP +R = −∆WP +R > 0 ➜ ppm2 P unmöglich ′ • Stot = Stot : ∆QP +R = ∆WP +R = 0 System und Umgebung unverändert R hat P vollständig rückgängig gemacht P reversibel 72 ′ • Stot < Stot : ∆QP +R = −∆WP +R < 0 Umkehrung von P+R wäre ein ppm2, R war reversibel ➜ P irreversibel ———————————————————————————————————— Diskussion von Prozessen in isolierten Systemen: • ein Nicht-GG-Zustand entwickelt sich zeitlich gemäß dS > 0 irreversible Zeitentwicklung (sofern definiert) • Entropie wächst bis dS = 0 Gleichgewichtsbedingung • im GG sind Zustandsgrößen zeitlich konstant nur noch quasistatische/reversible Prozesse sind möglich mit dS = 0 • für virtuelle (phys. unmögliche) Prozesse, die aus dem GG herausführen, gilt dS < 0 Stabilitätsbedingung • in isolierten System ist das TD GG charakterisiert durch S = max. Entropieprinzip 73 Probleme: • Gesamtentropie des Universums (isoliert?) wächst bis dS = 0 (“Wärmetod”, keine lebenserhaltenden irreversiblen Prozesse mehr) • irreversible Zeitentwicklung mit dS > 0 bedeutet Asymmetrie zwischen Vergangenheit und Zukunft, 2.HS “definiert den Zeitpfeil” (gegeben Zustände Z1, Z2: t1 > t2 ⇔ S1 > S2 ) aber: mikroskopische Bewegungsgleichungen zeitumkehrinvariant ! Widerspruch? 3.7 Grundrelation der Thermodynamik dS ≥ 0 für isoliertes System Verallgemeinerung auf beliebige Kontakte mit Umgebung ? Nicht-GG-Zustand eines Gases: ((U1, V1, N1), ..., (Uk , Vk , Nk )) S = S((U1 , V1, N1 ), ..., (Uk , Vk , Nk )) = k X i=1 Si (Ui, Vi , Ni ) ———————————————————————————————————— S = max. für isoliertes System ⇔ 74 S = max. unter den Nebenbedingungen U= ⇔ S − λ1 X X i i Ui = const. Ui − λ2 X i Vi − λ3 V = X i X i Vi = const. N= X i Ni = const. Ni = max. (ohne Nebenbedingungen) (λ1, λ2, λ3 Lagrange-Parameter) d.h. Ui , Vi, Ni frei variierbar, beliebige Prozesse ———————————————————————————————————— es folgen die GG-Bedingungen: ∂ X X X S(..., Ui , Vi, Ni , ...) − λ1 Ui − λ2 Vi − λ3 Ni = 0 ∂Uj i i i ∂ [...] = 0 ∂Vj ∂ [...] = 0 ∂Nj also: ∂S ∂S ∂S − λ1 = 0 − λ2 = 0 − λ3 = 0 ∂Uj ∂Vj ∂Nj das j-te Subsystem ist für sich im GG, also: 75 ∂S(..., Ui , Vi , Ni , ...) ∂Sj 1 = = ∂Uj ∂Uj Vj Nj Tj denn: S = X j Sj und: Tj dSj = dUj + pj dVj − µj dNj analog: ∂S pj = ∂Vj Tj GG-Bedingungen: 1 1 = λ1 = Tj T also: ∂S µj =− ∂Nj Tj pj p = λ2 = Tj T − µj µ = λ3 = − Tj T im TD GG haben alle Subsysteme eines Systems gleiches T , p und µ ———————————————————————————————————— es folgt: S− p µ 1 U − V + N = max. T T T bzw. dS − 1 p µ dU − dV + dN ≥ 0 T T T für reale Prozesse 76 beachte: S, U, V, N : Funktionen des Nicht-GG-Zustands ((U1, V1, N1), ..., (Uk , Vk , Nk )) 1 p µ , , − : Lagrange-Parameter T T T (phys. Bedeutung: GG-Werte für Temperatur, Druck, chem. Potenzial) kurz: thermodynamische Grundrelation T dS ≥ dU − δW reale reversible (=), irreversible (>) Prozesse 77 78 Chapter 4 Thermodynamische Potenziale TD Potenzial: Zustandsgröße P(X, Y, Z) mit einfachen partiellen Ableitungen physikalische Dimension: Energie (Ausnahme: Entropie) extremal im GG für X, Y, Z = const. X, Y, Z: natürliche Variablen des Potenzials P, beschreiben Art des Kontakts mit Umgebung 4.1 Potenziale für Gase Ausgangspunkt: TD Grundgleichung T dS = dU + pdV − µdN 79 a) Entropie 1 p µ dU + dV − dN T T T ∂S 1 S = S(U, V, N ) = ∂U V,N T isoliertes System: S maximal (Entropie-Prinzip) dS = etc. d.h. dS ≥ 0 falls natürliche Variablen U, V, N = const. genauer: S = S(..., Ui , Vi , Ni, ...) = max. für X i Ui = U , X i Vi = V , X i Ni = N ———————————————————————————————————— b) innere Energie dU = T dS − pdV + µdN ∂U =T U = U (S, V, N ) etc. ∂S V,N TD Grundrelation: T dS ≥ dU + pdV − µdN ➜ dU ≤ 0 falls natürliche Variablen S, V, N = const. genauer: U = U (..., Si , Vi, Ni , ...) = min. für 80 X i Si = S, X i Vi = V , X i Ni = N weitere TD Potenziale ? gegeben beliebiges TD Potenzial mit X, Y, ... als natürliche Variable d.h. F = F(X, Y, ...) F(X, Y, ...) = min. für X, Y, ... = const. X sei extensiv, es ist (Subsystem-Konstruktion): F(X, Y, ...) = X i F(Xi, ...) = min. für X = X i Xi = const. Berücksichtigung der Nebenbedingung X = const. durch Lagrange-Parameter: ∃λ : F(X, Y, ...) − λX = min. für Y, ... = const. es muss also gelten: ∂ X ∂F(Xi, ...) ∂ X (F(X, Y, ...) − λX) = ( F(Xi, ...) − λ Xi ) = −λ 0= ∂Xi ∂Xi i ∂Xi i als partielle Ableitung eines TD Potenzials hat ∂F λ= ∂X eine einfache physikalische Bedeutung 81 es ist also: F(X, Y, ...) = min. X, Y, ... = const. für äquivalent zu F(X, Y, ...) − ∂F (X, Y, ...) X = min. ∂X für Y, ... = const. bzw. G(λ, Y, ...) = min. für mit der Definition: G = F − λ, Y, ... = const. ∂F X ∂X beachte: • G wird in den Variablen λ, Y, ... statt X, Y, ... ausgedrückt • λ ist intensiv ———————————————————————————————————— der Übergang X, Y, ... → λ, Y, ... F(X, Y, ...) → G(λ, Y, ...) heißt Legendre-Transformation: G=F− ∂F X ∂X 82 die Ableitungen des neuen TD Potenzials G(λ, Y, ...) sind ebenfalls einfach: dG = d(F − λX) = λdX + ... − λdX − Xdλ = −Xdλ + ... also: ∂G = −X ∂λ Y,... ∂F =λ ∂X Y,... es gilt stets TD Potenzial = min. für konstante natürliche Variable (Ausnahme: Entropie = max.) beachte: • Nicht-GG-Zustände können nur für die extensiven Variablen konstruiert werden: X= X i Xi = const. mit Xi variabel, aber λ = const. ———————————————————————————————————— Zusammenfassung: F = F (X, ...) dF ≤ 0 F = min. für X = const. für X = const. F − λX = min. λ Lagrange-Parameter 83 ∂F X = min. ∂X für λ = const. G = F − λX = F − dG ≤ 0 G = G(λ, ...) X extensiv ➜ λ intensiv ———————————————————————————————————— c) freie Energie gegeben: U = U (S, V, N ) mit dU = T dS − pdV + µdN Legendre-Transformation bzgl. S, Lagrange-Parameter: ∂U λ= =T ∂S V,N Legendre-Transformierte: F = U − T S = F (T, V, N ) partielle Ableitungen von F : dF = dU − T dS − SdT = T dS − pdV + µdN − T dS − SdT dF = −SdT − pdV + µdN Extremalprinzip: 84 dF ≤ 0 F = min. für T, V, N = const. (V = X i Vi , N = X i Ni ) Art des Kontakts, bei dem F minimal wird: V,N T System im Wärmebad für isotherme Prozesse ist dF = δW , d.h. am System isotherm verrichtete Arbeit führt zur Erhöhung der freien Energie ———————————————————————————————————— weitere TD Potenziale innere Energie U = U (S, V, N ) innere Energie U = U (S, V, N ) Legendre-Tr. S 7→ T = ∂U/∂S Legendre-Tr. V 7→ −p = ∂U/∂V Legendre-Tr. N 7→ µ = ∂F/∂N Legendre-Tr. S 7→ T = ∂H/∂S freie Energie F = F (T, V, N ) Enthalpie H = H(S, p, N ) großkanonisches Potenzial Ω = Ω(T, V, µ) freie Enthalpie G = G(T, p, N ) ———————————————————————————————————— Bemerkung: freie Enthalpie = Gibbssches Potenzial 85 S U H −p Merkregel für N = const.: V F G T SUV H(ilft) F(ysikern) p(ei) G(uten) T(aten) ∂U ∂G = −V Bsp: = T ∂S V ∂(−p) T ———————————————————————————————————— Problem: Legendre-Tr. von Ω(T, V, µ) bzgl. V oder von G(T, p, N ) bzgl. N ? ein Potenzial P = P(T, p, µ) existiert nicht, denn: T, p, µ sind sämtlich intensiv ➜ (T, p, µ) beschreibt einen Zustand mit Volumen V = V0 oder (z.B.) mit V = 2V0 ➜ (T, p, µ) ist kein vollständiger Satz von Zustandsgrößen ➜ P(T, p, µ) kann nicht als Definition für eine Zustandsgröße dienen 86 d) Enthalpie H = U + pV = H(S, p, N ) dH = dU + pdV + V dp = T dS − pdV + µdN + pdV + V dp dH = T dS + V dp + µdN dH ≤ 0 H = min. für S, p, N = const. (S = X i Si , N = X i Ni ) Realisierung der Nebenbedingung S = const.? (dS > 0 für irreversible Prozesse im System durch Wärmeentzug und damit dS < 0 ausgleichen - schwer zu handhaben) (gleiches Problem für U = U (S, V, N )) ———————————————————————————————————— e) freie Enthalpie G = F + pV = H − T S = U − T S + pV = G(T, p, N ) dG = d(H − T S) = T dS + V dp + µdN − T dS − SdT dG = −SdT + V dp + µdN dG ≤ 0 G = min. für T, p, N = const. (N = X i Ni) Bsp: van der Waals-Isothermen im p-V -Diagramm unterhalb T = Tc mehrere Lösungen für T = const., p = const. G = min. wählt die TD stabile Lösung aus ! 87 Realisierung des Kontakts: p kg N T System im Wärme- und Volumenbad ———————————————————————————————————— f) großkanonisches Potenzial Ω = F − µN = U − T S − µN = Ω(T, V, µ) dΩ = d(F − µN ) = −SdT − pdV + µdN − µdN − N dµ dΩ = −SdT − pdV − N dµ dΩ ≤ 0 Ω = min. für T, V, µ = const. (V = X i Vi ) System im Wärme- und Teilchenbad (z.B. metallischer Kontakt) ———————————————————————————————————— Diskussion: • Potenziale liefern weitere Maxwell-Relationen • liefern (bei Kenntnis der funktionalen Abhängigkeiten) vollständige Information über Zusammenhänge zwischen Zustandsgrößen (Zustandsgleichungen) 88 • implizieren Ungleichungen für Antwortkoeffizienten (s.u.) • Bestimmung eines Potenzials Hauptaufgabe der TD (aus empirisch bestimmten Zustandsgleichungen) und der statistischen Mechanik (aus Funktion, -Operator) 4.2 Stabilitätsbedingungen gegeben TD Potenzial, z.B. U = U (S, V, N ) innere Energie U reale Prozesse: dU<0 Zustand GG virtuelle Verrückungen aus dem GG: dU>0 89 Stabilitätsbedingung: dU > 0 ———————————————————————————————————— Minimierung mit Randbedingungen: U (..., Si , Vi, Ni , ...) = min. für S, V, N = const. oder äquivalent: U − T S + pV − µN = min. mit Lagrange-Parametern T, p, µ Entwickeln um das GG in “virtuellen Verrückungen” dSi , dVi, dNi bis zur zweiten Ordnung ———————————————————————————————————— erste Ordnung: ∂ (U − T S + pV − µN ) = 0 ∂Si genauer: ∂U (..., Si , Vi, Ni , ...) −T =0 ∂Si GG-Bedingungen: ➜ Ti = T analog: pi = p µi = µ 90 ∂U − T = Ti − T = 0 ∂Si zweite Ordnung: 1 X ∂ 2(U − T S + pV − µN ) dXk dXl > 0 2 kl ∂Xk ∂Xl für beliebige dXk , dXl mit X = (..., Si, Vi , Ni, ...) S, V, N linear in Si , Vi, Ni ➜ 1 X ∂ 2U 0< dXk dXl 2 kl ∂Xk ∂Xl Subsysteme indiziert durch i: ∂ 2U ∂ 2U 1 X ∂ 2U dSi dSj + 2 dSi dVj + 2 dSi dNj + · · · 0< 2 ij ∂Si ∂Sj ∂Si∂Vj ∂Si∂Nj X Terme für i 6= j verschwinden, denn U = Ui (Si, Vi, Ni ) i 2 2 1 X ∂ Ui ∂ Ui dSidSi + 2 dSi dVi + · · · 2 i ∂Si ∂Si ∂Si ∂Vi für beliebige dSi , dVi, dNi 0< ➜ (· · · ) > 0 für jedes Subsystem i 91 weiter gilt: Ui (Si , Vi, Ni ) = U (Si , Vi, Ni ) denn jedes Subsystem i ist für sich im GG, wird also durch die gleiche Zustandsgleichung beschrieben also (nach Weglassen der Indizes): 1 ∂ 2U 2 ∂ 2U 2 ∂ 2U 0 < 2 dS + 2 dSdV + dV + · · · 2 2 ∂S ∂S∂V ∂V in Matrixschreibweise (und für N = const.) ist: 0 < (dS, dV ) 2 2 2 ∂ U/∂S ∂ U/∂S∂V ∂ 2U/∂V ∂S ∂ 2U/∂V 2 für alle dS, dV dS dV ———————————————————————————————————— beachte: eine Matrix A heißt positiv definit, falls X rs xr Arsxs = xT Ax > 0 für beliebige x = (..., xr , ...) oder: X rs dxr Arsdxs = dxT Adx > 0 für beliebige dx = (..., dxr , ...) 92 es ist also: 2 2 ∂ 2U/∂S∂V ∂ U/∂S ∂ 2U/∂V ∂S ∂ 2U/∂V 2 bzw. in den Variablen S, V, N : positiv definit Hesse (U (S, V, N )) ist positiv definit allgemein ist: Hesse(TD Potenzial(extensive natürliche Variablen)) positiv definit (Entropie: negativ definit) ———————————————————————————————————— Ausnutzen der Stabilitätsbedingungen mit dem: Satz von Hurwitz: A positiv definit ⇔ det Ak > 0 ∀k wobei Ak die obere, linke k × k Untermatrix von A ist ———————————————————————————————————— Beispiel: für U (S, V, N ) folgt bei N = const. mit Hurwitz: 2 (1) ∂ U >0 ∂S 2 2 (2) 2 ∂ U >0 ∂V 2 (3) 93 2 2 2 ∂ U∂ U ∂ U > 0 − 2 2 ∂S ∂V ∂V ∂S (1), es ist (mit dU = T dS − pdV ): ∂U = T ∂S V also: ∂T > 0 ∂S V bzw. nach Invertieren ∂S > 0 ∂T V also: ∂S δQ CV = = T > 0 CV > 0 dT V ∂T V ———————————————————————————————————— (2), weiter ist: ∂U = −p ∂V S also: ∂p − > 0 ∂V S bzw. nach Invertieren 94 ∂V <0 ∂p S definiere: adiabatische Kompressibilität 1 ∂V κS = − V ∂p S adiabatischer Ausdehnungskoeffizient 1 ∂V αS = V ∂T S adiabatischer Spannungskoeffizient 1 ∂p βS = p ∂T S κS > 0 es gilt also: ———————————————————————————————————— (3) schließlich: 2 ∂ 2U ∂ 2U ∂ 2U − 0< ∂S 2 ∂V 2 ∂V ∂S 2 ∂(−p) ∂T ∂T − = ∂S V ∂V S ∂V S 95 = T 1 1 − 2 2 CV V κS V αS also: T V αS2 > CV κS ———————————————————————————————————— Bemerkungen: • van der Waals-Isothermen: Volumenbereich mit CV < 0 also: System nicht im TD GG in diesem Bereich • weitere Stabilitätsbedingungen folgen aus anderen TD Potenzialen ———————————————————————————————————— beachte: - positiv definite Hesse-Matrix nur in extensiven (natürlichen) Variablen TD Potenziale konvex als Funktion extensiver natürlicher Variablen es ist z.B.: ∂ 2F (T, V, N ) 1 ∂S = − CV < 0 = − ∂T 2 ∂T V,N T d.h. F ist nicht konvex bzgl. T 96 was gilt für die intensiven natürlichen Variablen? sei X extensiv und F ein TD Potenzial mit X als natürlicher Variable: F(X, Y, ...) = min. X, Y, ... = const. für es ist also: 2 ∂ F >0 ∂X 2 Y,... Legendre-Transformation: ∂F G = F − λX mit λ = ∂X Y,... λ ist eine intensive Zustandsgröße in den natürlichen Variablen von G ist: G(λ, Y, ...) = F(X(λ, Y, ...), Y, ...) − λX(λ, Y, ...) es folgt ∂ ∂F ∂X ∂X G(λ, Y, ...) = − X(λ, Y, ...) − λ = −X(λ, Y, ...) ∂λ ∂X Y,... ∂λ Y,... ∂λ Y,... und daher: −1 , 2 2 ∂X ∂ F ∂λ ∂ G = − <0 = − = −1 ∂λ2 Y,... ∂λ Y,... ∂X Y,... ∂X 2 Y,... 97 allgemein ist: Hesse(TD Potenzial(extensive/intensive natürliche Variablen)) positiv/negativ definit (Entropie: negativ/positiv definit) oder: TD Potenziale konvex/konkav als Funktion extensiver/intensiver natürlicher Variablen (Entropie: konkav/konvex) beachte: eine Verletzung zeigt an, dass das GG nicht vorliegt ———————————————————————————————————— Beispiel (s.o.): ∂ 2F (T, V, N ) 1 ∂S = − CV < 0 = − ∂T 2 ∂T V,N T F ist konkav bzgl. T ———————————————————————————————————— Bemerkung: Stabilitätsbedingungen (z.B. ∂ 2U/∂S 2 > 0) sind Aussagen über das TD GG Extremaleigenschaften (z.B. U =min.) sind Aussagen über GG- und Nicht-GG-Zustände 98 Gibbs-Duhem-Relation 4.3 Vergrößerung eines TD Systems um einen Faktor α: A 7→ αA extensive Größe: A 7→ A intensive Größe: dies impliziert Homogenitätsrelationen ———————————————————————————————————— Beispiel: freie Enthalpie G = G(T, p, N ) G, N : extensiv T, p: intensiv also: G → αG und daher: N → αN αG = G(T, p, αN ) T, p = const. (Homogenitätsrelation) 99 mit ∂/∂α ergibt sich weiter: ∂G N G= ∂N T,p somit: G = µN dies liefert eine Interpretation von µ: µ ist die freie Enthalpie pro Teilchen mit G = U − T S + pV = µN folgt: U − T S + pV − µN = 0 Gibbs-Duhem-Relation mit Ω = U − T S − µN ist: Ω = −pV beachte: p, V (bzw. µ, N ) sind nicht die natürlichen Variablen von Ω (bzw. G) allgemein (nicht nur für Gase): U − TS − X i Kiqi = 0 ———————————————————————————————————— beachte: U = min. für S, V, N = const., also: U − T S + pV − µN = min mit T, p, µ Lagrange-Parameter Gibbs-Duhem: min. = 0 100 also: U − T S + pV − µN = 0 U − T S + pV − µN > 0 (U = X im TD GG für Nicht-GG-Zustände Ui etc., T : GG-Temperatur aller Subsysteme etc.) ———————————————————————————————————— mit der TD Grundgleichung (Kombination von 1. und 2. HS) dU − T dS + pdV − µdN = 0 folgt aus: 0 = d(U − T S + pV − µN ) = dU − T dS + pdV − µdN − SdT + V dp − N dµ die Relation: −SdT + V dp − N dµ = 0 zur Interpretation betrachte die Legendre-Transformationen: U (S, V, N ) ↔ F (T, V, N ) ↔ G(T, p, N ) ↔ P(T, p, µ) ? U (S, V, N ) ↔ F (T, V, N ) ↔ Ω(T, V, µ) ↔ P(T, p, µ) ? oder: 101 es wäre: dP = −SdT + V dp − N dµ da T, p, µ intensiv und P extensiv (Legendre-Transformierte), würde weiter gelten: αP = P(T, p, µ) = P somit P(T, p, µ) = 0 der Wert des TD Potenzials P wäre stets durch 0 gegeben, aber: Problem: der Satz (T, p, µ) ist nicht vollständig (s.o.) denn: (T, p, µ) ↔ (T, V, N ) 6= (T, αV, αN ) ↔ (T, p, µ) ➜ es gibt kein TD Potenzial der Form P(T, p, µ) Bemerkung: mit Hinzunahme einer weiteren extensiven Größe A ist der Satz (T, p, µ, A) übervollständig 102 4.4 Freie Energie des klassischen idealen Gases Hauptaufgabe der TD: Bestimmung eines TD Potenzials (in den natürlichen Variablen) ausgehend von (empirisch bestimmten) Zustandsgleichungen Bsp.: ideales Gas gegeben: pV = N kB T s CV N = N kB 2 gesucht: F (T, V, N ) (weitere Potenziale aus Legendre-Transformation) ———————————————————————————————————— es ist dF = −SdT − pdV + µdN F bestimmen durch Integration von ∂F = −S ∂T V N dazu benötigt: S(T, V, N ) 103 es gilt: ∂S δQ CV = = T = C(T, V, N ) dT V N ∂T V N also: ′ Z T ′ C(T , V, N ) S(T, V, N ) = T dT + S(T0 , V, N ) 0 T′ Z T 1 s = N kB T dT ′ ′ + S(T0, V, N ) 0 2 T T s = N kB ln + S(T0 , V, N ) 2 T0 ———————————————————————————————————— T0: Temperatur eines Referenzzustands Z0 = (T0, V0, N0) TD Potenziale können nur bis auf additive Konstante bestimmt werden: F (T, V, N ) = ... + F (T0, V0, N0) ———————————————————————————————————— damit: F (T, V, N ) = − Z T T0 dT ′ S(T ′ , V, N ) + F (T0, V, N ) 104 Z T s T′ ′ = − N kB T dT ln − (T − T0)S(T0 , V, N ) + F (T0, V, N ) 0 2 T0 Z T /T T′ s 0 ′ d(T /T0) ln − (T − T0 )S(T0, V, N ) + F (T0, V, N ) = − N kB T0 1 2 T0 s T /T = − N kB T0[x ln x − x]1 0 − (T − T0 )S(T0, V, N ) + F (T0, V, N ) 2 s T s s = − N kB T ln + N kB T − N kB T0 − (T − T0)S(T0, V, N ) + F (T0, V, N ) 2 T0 2 2 also: T s s F (T, V, N ) = − N kB T ln + N kB (T −T0)−(T −T0)S(T0 , V, N )+F (T0, V, N ) 2 T0 2 ———————————————————————————————————— verbleibendes Problem: F (T0, V, N ), S(T0 , V, N ) = ? dazu: ➜ ∂F N kBT = −p = − ∂V T N V F (T, V, N ) = −N kB T mit V0 = Z V V0 dV ′ 1 + F (T, V0, N ) V′ N0 kBT0 ist p0 105 F (T, V, N ) = −N kB T ln V + F (T, V0, N ) V0 also auch: V + F (T0, V0, N ) V0 ∂F V und mit S(T, V, N ) = − = N kB ln + S(T, V0, N ) ist: ∂T V,N V0 V S(T0 , V, N ) = N kB ln + S(T0 , V0, N ) V0 ———————————————————————————————————— F (T0, V, N ) = −N kBT0 ln jetzt noch F (T0, V0, N ), S(T0 , V0, N ) unbekannt ➜ Homogenitätsrelation ausnutzen: V F (T, V, N ) = N f (T, V, N ) = N f (T, V /N ) = N f (T, v) v= N damit ist: N kBT kBT ∂F/N ∂F ∂f = = = −p = − =− ∂v T,N ∂V /N T,N ∂V T,N V v integrieren: f (T, v) = −kBT ln v + f (T, v0) v0 mit v0 = ➜ 106 V0 N0 v + N f (T, v0) v0 mit N f (T, v0 ) = (N/N0 )N0 f (T, v0) = (N/N0 )F (T, V0, N0) ist: V N0 N + F (T, V0, N0 ) F (T, V, N ) = −N kB T ln N V0 N0 ➜ V N0 N + F (T0, V0, N0) F (T0, V, N ) = −N kBT0 ln N V0 N0 jetzt ist F (T0, V, N ) bis auf eine echte Konstante bestimmt N f (T, v) = −N kBT ln analog: V N0 N + S(T0 , V0, N0) N V0 N0 ———————————————————————————————————— S(T0 , V, N ) = N kB ln einsetzen: (es ist F0 = F (T0, V0, N0), S0 = S(T0 , V0, N0)) s T s F (T, V, N ) = − N kB T ln + N kB (T − T0) 2 T0 2 V N0 N N V N 0 + S0 − N kB T0 ln + F0 −(T − T0) N kB ln N V0 N0 N V0 N0 also: s T S s V N0 N 0 − N k T ln F = − N kBT ln + N kB (T − T0) − + F0 B 2 T0 2 N0kB N V0 N0 107 TD Potenzial in natürlichen Variablen F (T, V, N ) ———————————————————————————————————— Entropie des klassischen idealen Gases: s s T S s V N0 ∂F 0 − N k ln = − N kB ln − N kB + N kB − −S = B ∂T V,N 2 T0 2 2 N0 kB N V0 s T S0 V N0 S = N kB ln + + ln 2 T0 N0 kB N V0 s S s 0 S = N kB ln T + ln V − ln N − ln T0 − ln V0 + ln N0 + 2 2 N0 kB ! s S = N kB ln T + ln V − ln N + const. 2 mit nur vom Referenzzustand abhängiger Konstante S nicht in natürlichen Variablen gegeben! S = S(U, V, N ) 2 U s T = U = N kBT 2 skB N ln T = ln U − ln N + const. ! ! s s + 1 ln N + const. S = N kB ln U + ln V − 2 2 ! s s S + 1 ln N − ln U − ln V − const. = N kB 2 2 108 ! S0 s s const. = + 1 ln N0 − ln U0 − ln V0 − N0kB 2 2 einsetzen: ! U N V s S s 0 + 1 ln + ln − + S = N kB ln 2 U0 V0 2 N0 N0 kB Bsp.: 1 ∂S s1 = = N kB T ∂U V,N 2U Zustandsgleichung mit µ: ! s S µ ∂S − kB + 1 = − = T ∂N U,V N 2 ! TS s µ = kB + 1 T − 2 N 4.5 Dritter Hauptsatz TD Potenziale bis auf additive Konstante definiert Satz von Nernst, 3. HS S(T, V, N ), S(T, p, N ) → 0 für T → 0 empirisch bestätigt, Ableitung: statistische Mechanik 109 Konsequenzen? Annahme: ➜ ➜ ∂S δQ Cx = = T → C0 > 0 dT x ∂T x C0 ∂S → ∂T x T für T → 0 für T → 0 S(T, x) → C0 ln T + S0 für T → 0 also S divergent im Widerspruch zum 3. HS es folgt somit: Cp, CV → 0 für T → 0 ———————————————————————————————————— s s ideales Gas, kalorische Zustandsgleichung U = N kB T ➜ CV = N kB 2 2 ➜ kalorische Zustandsgleichung des idealen Gases inkorrekt für T → 0 ———————————————————————————————————— Differenz der Wärmekapazitäten unahängig von kalorischer Zustandsgleichung, denn: ∂V ∂p Cp − CV = T (s.o.) ∂T V ∂T p ausdrücken als Ableitungen der Entropie: 110 mit dF = −SdT − pdV ist: 2 ∂p ∂ F (T, V ) ∂S = − = ∂T V ∂T ∂V ∂V T und mit dG = −SdT + V dp: 2 ∂ G(T, p) ∂S ∂V = = − ∂T p ∂T ∂p ∂p T also: ∂S ∂S Cp − CV = −T ∂V T ∂p T ∂S →0 S(T, x) → 0 für beliebige x ➜ ∂x also: Cp − CV → 0 für T → 0 T (Differenz der Wärmekapazitäten schneller als linear gegen Null) ———————————————————————————————————— ideales Gas: Cp − CV = N kB ➜ thermische Zustandsgleichung des idealen Gases inkorrekt für T → 0 111 direkter: Antwortkoeffizienten Ausdehnungskoeffizient: 1 ∂S 1 ∂V =− αp = →0 V ∂T p V ∂p T Spannungskoeffizient 1 ∂S 1 ∂p = →0 βV = p ∂T V p ∂V T αp , βV → 0 ———————————————————————————————————— ideales Gas: 1 N kB 1 1 ∂(N kB T /p) = = →∞ αp = V ∂T V p T p 1 ∂(N kB T /V ) 1 N kB 1 = = →∞ p ∂T p V T V ➜ thermische Zustandsgleichung des idealen Gases inkorrekt für T → 0 βV = 112 4.6 Phasen und Komponenten Phase: (physikalisch und chemisch) homogener Bereich Zwei-Phasen-Systeme: – Wasser/Wasserdampf Drei-Phasen-Systeme: – Wasser/Wasserdampf/Eis (“Tripelpunkt”) Frage: Dimension des Zustandsraums? ———————————————————————————————————— 1) isoliertes (einkomponentiges) P -Phasen-System: jede Phase i = 1, ..., P vollständig durch (Ui , Vi, Ni ) charakterisiert Gesamtentropie S = X i Si = X i Si (Ui, Vi , Ni) = max. beachte: Si (.., .., ..) 6= Sj (.., .., ..), verschiedenen Phasen haben unterschiedliche physikalische/chemische Eigenschaften, also unterschiedliche Zustandsgleichungen Anzahl der Freiheitsgrade kleiner als 3 P wegen GG-Bedingungen: T1 = T2 = ... = TP p1 = p2 = ... = pP 113 µ1 = µ2 = ... = µP 3(P − 1) Bedingungen, z.B. T1(U1, V1, N1) = T2(U2 , V2, N2 ) etc. also: f = 3P − 3(P − 1) = 3 (wie für homogenes (Ein-Phasen-) System!) ein trivialer Freiheitsgrad pro Phase: Skalierung der Phase um Faktor α: (Ui , Vi, Ni ) → (αUi , αVi, αNi ) ➜ Anzahl “intensiver Freiheitsgrade”: fint = 3 − P Gibbssche Phasenregel ———————————————————————————————————— 2) P -Phasen-System im Wärmebad: jede Phase i = 1, ..., P vollständig durch (T, Vi, Ni ) charakterisiert gesamte freie Energie F = X i Fi = X i Fi(T, Vi, Ni ) = min. GG-Bedingungen: p1 = p2 = ... = pP µ1 = µ2 = ... = µP 2(P − 1) Bedingungen also: f = 1 + 2P − 2(P − 1) = 3 fint = 3 − P 114 ———————————————————————————————————— 3) P -Phasen-System im Wärme- und Volumenbad: Phase i: (T, p, Ni) gesamte freie Enthalpie G = X i Gi = X i Gi(T, p, Ni) = min. GG-Bedingungen: µ1 = µ2 = ... = µP P − 1 Bedingungen also: f = 2 + P − (P − 1) = 3 fint = 3 − P ———————————————————————————————————— Beispiel: Wasser, Wasser/Wasserdampf, Wasser/Wasserdampf,Eis P = 1 ➜ fint = 2 intensive Freiheitsgrade p und T P = 2 ➜ fint = 1 intensiver Freiheitsgrad p = p(T ), Dampfdruckkurve P = 3 ➜ fint = 0 Tripelpunkt Phasendiagramm mit Phasenübergängen 115 p flüssig fest p=p(T) gasförmig T Was passiert beim Überschreiten der Dampfdruckkurve? Z.B.: T = const., dp > 0 (gasförmig → flüssig) • für T < Tc ist κT = −(1/V )(∂V /∂p)T < 0 auf einem Teil der van der WaalsIsotherme ➜ Maxwell-Konstruktion ➜ V unstetig • auf der Dampfdruckkurve ist µgasf.(T, p) = µfl.(T, p), sonst µgasf.(T, p) 6= µfl.(T, p) ➜ µ stetig am Phasenübergang ➜ G = N µ stetig am Phasenübergang • (∂G/∂p)T,µ = V ➜ G nicht stetig differenzierbar ➜ diskontinuierlicher Phasenübergang 116 Bemerkung: Tripelpunkt von Wasser: T = 273.16000 als Festlegung des Bezugspunkts der Kelvin-Skala ———————————————————————————————————— Komponenten: die verschiedenen chemischen Substanzen, aus denen ein System besteht Bsp: Gasgemisch H2, CO2 , N2 betrachte System mit k = 1, ..., K Komponenten Teilchenzahlen: Nk , N = X k Nk definiere: Konzentration: Nk X xk = ( Nk = N ) N k Partialdruck: p k = xk p X ( k pk = p) ———————————————————————————————————— Beispiel: Gemisch idealer Gase wiederum ideales Gas ➜ pV = N kB T 117 ➜ pk V = xk pV = xk N kBT = Nk kBT es ist also: pk V = Nk kBT Nk kBT V Partialdruck pk : Druck des nur aus Komponente k bestehenden Gases bei gleichem T, V pk = ———————————————————————————————————— K-komponentiges System mit P Phasen im Wärme- und Volumenbad: i = 1, ..., P Phasen, k = 1, ..., K Komponenten freie Enthalpie: G = G(T, p, {Nki}) GG-Bedingungen: ∂G ∂G ∂G = = ... = ∂Nk1 ∂Nk2 ∂NkP das sind K(P − 1) Bedingungen ➜ für k = 1, ..., K f = 2 + KP − K(P − 1) = 2 + K Skalierung jeder Phase möglich ➜ 118 fint = 2 + K − P Gibbssche Phasenregel ———————————————————————————————————— Beispiel: K = 1: s.o. K = 2, P = 1: homogenes Gasgemisch, fint = 3 (intensive Variable: T, p, N1/N2 ) K = 2, P = 2: Dampfdruck einer zweikomponentigen Flüssigkeit, fint = 2 (intensive Variable: T, N1/N2 ) 4.7 Gibbssches Paradoxon grundlegende Diskussion der Dimension des Zustandsraums f ! P = 1, K = 2: Durchmischung zweier verschiedener idealer Gase (einatomig) f =4 GG-Zustand: (p, T, N1, N2) ———————————————————————————————————— Prozess P : präpariere einen Nicht-GG-Zustand durch Herausziehen einer Trennwand: 119 Zustand A pT V1 N 1 V2 N 2 das System ist isoliert nach einiger Zeit: TD GG Zustand B V=V1+V2 N=N1+N 2 pT System isoliert, also Erwartung: SB − SA > 0 (d.h. Prozess irreversibel) ———————————————————————————————————— Berechnung von ∆S = SB − SA durch 120 ∆S = −∆SR = − Z A B dS für quasistatischen, reversiblen Rückprozess R = R1 + R2: B → C → A setze nur für Teilchensorte 1 bzw. 2 durchlässige Wände ein: solche Wände sind vorstellbar, z.B.: • Teilchen der Sorte 1 zu groß, um durch poröse Wand 1 durchzudiffundieren, Teilchen der Sorte 2 dagegen klein genug • Teilchen der Sorte 1 ungeladen und durchlaufen Wand 2, Teilchen der Sorte 2 erfahren dagegen elektronstatische Abstoßung an Wand 2) Zustand B V=V1+V2 N=N1+N 2 durchlässig nur für durchlässig nur für ———————————————————————————————————— Rückprozess R1 führt B nach C: (quasistatisch, reversibel) für jede Teilchensorte: lediglich langsames Verschieben des jeweiligen Behälters 121 Zwischenzustand beachte: für beide Behälter gilt: gleiche Kräfte auf die Wände links und rechts ➜ ∆WR1 = 0 Zustand C V N1 V N2 die Behälter sind thermisch isolierend ∆WR1 = 0 , ∆QR1 = 0 , ∆UR1 = 0 T ebenfalls unverändert, da die inneren Energien konstant bleiben die Drücke sinken: Druck links: p1 = N1kBT V 122 N2kBT V entsprechen Partialdrücken im Zustand B N kBT (N1 + N2 )kBT = =p p1 + p2 = V V ———————————————————————————————————— Druck rechts: p2 = Rückprozess R2 führt C zurück nach A, isotherm: (quasistatisch-reversible, isotherme Kompression, separat für jedes Teilsystem) Zustand A pT V2 N 2 V1 N 1 hierbei ist: ∆WR2 = − Z V1 V N1 kBT ′ dV − V′ Z V2 V N2kBT V2 V1 ′ − N k T ln dV = −N k T ln 2 B 1 B V′ V V im Zustand A ist: pV1 = N1 kBT pV2 = N2kBT 123 im Zustand B bzw. C ist: pV = (p1 + p2)V = N1 kBT + N2kB T = N kB T also: V1 p N1 kBT N1 = = V N kB T p N und somit: N2 N1 − N k T ln 2 B B N N > 0, am System wird Arbeit verrichtet ∆WR2 = ∆WR2 V2 N2 = V N Z A δW = −N1kBT ln ∆UR2 = 0, Prozess isotherm ∆QR2 = −∆WR2 , 1. HS ———————————————————————————————————— Bilanz: ∆S = −∆SR = −∆SR1 −∆SR2 = − ∆S = SB − SA = N1kB ln Z R2 dS = − N N + N2kB ln N1 N2 wie erwartet: ∆S > 0, Prozess P irreversibel 124 1 1 δQ = − ∆Q = ∆WR2 R 2 R2 T T T Z N , dann gilt: 2 ∆S = SB − SA = N kB ln 2 ist speziell N1 = N2 = ———————————————————————————————————— Alternative: direkte Berechnung der Entropiedifferenz mittels Entropieformel für ideale Gase: ! s S = S(T, V, N ) = N kB ln T + ln V − ln N + σ0 2 mit nur vom Referenzzustand abhängiger Konstante σ0 Problem: Entropie auf diese Weise für A berechenbar, nicht für B ! Aber: SB = SC ———————————————————————————————————— Zustand A: (beide Gase mit gleichem s, z.B. H2, O2) SA = S(T, V1, N1 ) + S(T, V2 , N2) ! ! s s = N1 kB ln T + ln V1 − ln N1 + σ0 + N2kB ln T + ln V2 − ln N2 + σ0 2 2 s V1 V2 = (N1 + N2)kB ln T + N1kB ln + N2kB ln + (N1 + N2 )kBσ0 2 N1 N2 mit V1/N1 = V2/N2 = V /N ist: V s SA = N kB ln T + ln + σ0 2 N 125 SA = S(T, V, N1 + N2) ➜ im “geordneten Zustand”: N Teilchen im Volumen V bei Temperatur T ———————————————————————————————————— Zustand B: offensichtlich ist: SB = SC = S(T, V, N1 ) + S(T, V, N2) alternative Berechnung als Test: N V N s + N2 kB ln SB = SA + ∆S = N kB ln T + ln + σ0 + N1 kB ln 2 N N1 N2 ! s 1 1 = N kB ln T + ln V + σ0 + N1 kB ln + N2 kB ln 2 N1 N2 SB = S(T, V, N1 ) + S(T, V, N2 ) ➜ im “durchmischten Zustand”: Ni Teilchen im Volumen V bei Temperatur T ∆S = S(T, V, N1) + S(T, V, N2 ) − S(T, V, N1 + N2 ) ———————————————————————————————————— Gibbssches Paradoxon für verschiedene Gase ist ∆S = N kB ln 2 / für gleiche Gase aber offensichtlich ∆S = 0 126 Mischung von Gasen: paradox? Paradoxon - 1 • ∆S = N kB ln 2 ist unabhängig von der Art der Gase • gleiche Gase durchmischen sich auch, was klar wird, wenn man die einzelnen Gasmoleküle betrachtet • warum sollte also ∆S = 0 für gleiche Gase gelten ? Auflösung • Mischung produziert Entropie heißt: man kann die Gase wieder entmischen und das System reversibel in den Ausgangszustand zurückführen, wobei eine Änderung in der Umgebung zurückbleibt • Rückkehr in den Ausgangszustand aber meint Rückkehr in den TD Ausgangszustand (Makrozustand nicht Mikrozustand) • dazu ist aber bei gleichen Gasen gar kein Prozess notwendig, Anfangs- und Endzustand sind gleich, also ∆S = 0 Fazit • es ist wichtig, zwischen Mikro- und Makrozustand zu unterscheiden • die Entropie bezieht sich auf den Makrozustand 127 Paradoxon - 2 • man nehme an, dass die zwei Gase aus (hypothetischen) Teilchen bestehen, die sich nur in einem Parameter (z.B. Masse m) unterschieden • dieser Parameter sei kontinuierlich varrierbar • für ∆m → 0 kontinuierlich ist auch ∆S → 0, aber diskontinuierlich ! Auflösung • der Mikrozustand der Gase ändert sich durchaus kontinuierlich mit m • die TD bezieht sich aber nicht auf den Mikro- sondern auf den Makrozustand (es wird keineswegs der ursprüngliche Mikrozustand wiederhergestellt) • was also diskontinuierlich ist, ist die Bedeutung von “TD Zustand wiederherstellen können” und “reversibel” • entweder man hat die Fähigkeit (auch bei kleinster Massendifferenz), semipermeable Wände zu bauen, oder nicht • wenn nicht, macht es für die TD Beschreibung keinen Sinn, die Masse zur Unterscheidung von Zustandsvariablen heranzuziehen (z.B. N1 und N2 oder Partialdrücke) Fazit • die Definition der Entropie hängt davon ab, welche Variablen zur Beschreibung des Makrozustands herangezogen werden, in dieser Wahl liegt die Diskontinuität 128 Paradoxon - 3 • man nehme an, die zwei Gase bestünden aus Teilchen, die sich nur in einer Eigenschaft unterscheiden, die für den Durchmischungsprozess dynamisch irrelevant und nur in anderen Experimenten wichtig ist • diese Gase sind unterschiedlich, also ∆S = N kB ln 2 • der Prozess ist aber komplett bis ins kleinste mikroskopische Detail identisch mit einem Prozess, wo die Gase gerade nicht unterschiedlich sind, und hier ist ∆S = 0 ! Auflösung • der TD Zustand ist charakterisiert durch wenige (typisch f = 2 − 4) Zustandsgrößen X1, .., Xf und es ist S = S(X1, ..., Xf ) • Zustandsgrößen können auch einen Mikrozustand charakterisieren, müssen aber nicht (Beispiel U vs. p, p nicht definiert während freier Expansion eines Gases) • wäre S durch den Mikrozustand bestimmt, wäre in der Tat ∆S = 0 plausibel, aber das ist falsch (Vorgriff auf SM: S hat zu tun mit dem “Volumen” einer Klasse von Mikrozuständen) • ∆S kann also durchaus verschieden sein kann, auch wenn der Prozess mikroskopisch völlig identisch abläuft • wichtig ist, dass zwischen den Gasen in anderen Experimenten diskriminiert werden 129 kann, denn das bedeutet, dass ein reversibler Rückprozess konstruiert werden kann, also ∆S = N kB ln 2 Fazit • Paradoxien entstehen nur, wenn man irrtümlich annimmt, dass die Entropie eine Funktion des Mikrozustands ist 130 Paradoxon - 4 • man nehme an, man könnte die Gasmoleküle “anmalen” (links rot, rechts blau) und dies hätte keinerlei Einfluss auf deren Einzeltrajektorien - auch nicht in anderen Experimenten • die Moleküle und also die Gase sind dann verschieden, also ∆S = N kB ln 2 • der Mischungsprozess wäre aber absolut bis ins kleinste Detail identisch mit einem Prozess “gleichfarbiger” Moleküle, für den ∆S = 0 Auflösung • Mischung produziert Entropie heißt: Man kann die Gase wieder entmischen und das System reversibel in den Ausgangszustand zurückführen, wobei eine Änderung in der Umgebung zurückbleibt • dies ist hier nicht möglich, entsprechende semipermeable Wände lassen sich nach Voraussetzung nicht konstruieren, der Ausgangszustand kann also nicht wiederhergestellt werden • die Variable “Farbe” ist also thermodynamisch sinnlos, TD Zustände können nicht mit ihr unterschieden werden, es ist sinnlos, den “durchmischten” und den “geordneten” Zustand als verschieden zu betrachten, ∆S = 0 • natürlich ist es denkbar, jede einzelne Trajektorie zu verfolgen und zu beeinflussen, aber eine Beeinflussung des Systems mittels Makrovariablen X1, X2, ... ist nicht 131 möglich Fazit • die Entropie ist ein Konzept zur Beschreibung von Makrozuständen und ihrer Manipulation mittels Makrovariablen Bemerkung • es braucht keine quantenmechanischen Argumente, um das Paradoxon aufzulösen • in der Viel-Teilchen-Quantenmechanik sind identische Teilchen “ununterscheidbar”, d.h. Austausch oder Permutation von Teilchen liefert keinen neuen Mikrozustand • aber schon klassisch geht es gar nicht um Mikro- sondern um Makrozustände, die QM liefert hier also keine neuen Einsichten • beachte: das ist konträr zur Standardliteratur Gibbssches Paradoxon - aus Wikipedia: Das Gibbssche Paradoxon ist ein Begriff aus der statistischen Mechanik und tritt bei der Berechnung der Mischungsentropie einphasiger Stoffe auf. Benannt wurde es nach seinem Entdecker Josiah Willard Gibbs. Werden zwei unterschiedliche Stoffe gemischt, wächst durch Zunahme des erreichbaren Phasenraumvolumens die Entropie. Es sollte keinen Unterschied machen, ob man die 132 Mischung zweier unterschiedlicher oder zweier gleicher Stoffe betrachtet. Daher folgt aus der von Gibbs abgeleiteten Formel für die Mischungsentropie, dass die Entropie ebenfalls zunehmen sollte, wenn man zwei Volumina des gleichen Stoffs mischt. Diese Annahme ist nach der klassischen Vorstellung korrekt. Jedes Atom erhielte eine Nummer und man könnte sich vorstellen, Atome mit gerader und ungerader Identifikationsnummer zu mischen. Nach den heutigen Modellen sind Atome bzw. Moleküle, die aus den gleichen Elementarteilchen bestehen, allerdings ununterscheidbar, da sie quantenmechanisch durch die gleichen Wellenfunktionen beschrieben werden, weshalb auch keine Entropiezunahme bei Mischung gleicher Stoffe beobachtet werden kann. Aus diesem Grund tritt das Paradoxon in der modernen Physik nicht auf. 133 Paradoxon - 5 • ∆S = 0 für gleiche Gase, aber was wäre, wenn uns die Gase nur als gleich erschienen (ein Gas G), in Wirklichkeit aber verschieden sind (zwei Gase G1 und G2)? (historisch ähnlich gelagerter Fall: die Entdeckung von Isotopen) • was, wenn im Jahr 2100 die Substanzen Whifnium und Whafnium gefunden werden, so dass das eine Gas (G1) durch Whifnium diffundieren kann (G2 aber nicht) und umgekehrt Whafnium nur für G2 durchlässig ist • nach heutiger Kenntnis: ∆S = 0, zukünftig ∆S = N kB ln 2? Auflösung • im Jahr 2100 kann man die Gase trennen und somit das Durchmischen reversibel rückgängig machen • die Beschreibung durch ∆S = N kB ln 2 ist korrekt bei Verwendung eines entsprechenden Satzes von TD Zustandsgrößen (N1 , N2 , ...) • die Definition von S hängt vom Satz der Zustandsgrößen ab, und auch heute könnte man N1 und N2 wählen, was aber sinnlos wäre, wie durch “Farbe” markierte Moleküle (s.o.), da man keine entsprechende Kontrolle über die Makrovariablen hat • der Wechsel der Beschreibung von heute zu derjenigen in 2100 repräsentiert verbesserte Fähigkeiten, und ∆S = N kB ln 2 hat im Jahr 2100 reale Konsequenzen: 134 • ∆S 6= 0 bedeutet, dass man das System (messbare!) Arbeit verrichten lassen kann: Statt die irreversible Durchmischung zuzulassen, ist dazu lediglich der reversible Ersatzprozess zu schalten (s. Rechnung) • auch nach der Entdeckung der Substanzen Whifnium und Whafnium könnte man aber auf einer Beschreibung durch die alten Makrovariablen bestehen (dann: ∆S = 0) Fazit • die Entropie hängt von der Wahl des Satzes der Makrovariablen ab • der Entropiebegriff ist also abhängig von der Beschreibungsebene • der Entropiebegriff ist deswegen nicht “subjektiv”, denn N kB ln 2 kann prinzipiell zur Verrichtung von Arbeit ausgenutzt werden (wenn man G1 und G2 handhaben kann) • “Die Zahl der Fische, die man fangen kann, ist eine objektive Tatsache, hängt aber von der subjektiven Kenntnis über das Verhalten von Fischen ab” – S ist sozusagen die Zahl der Fische, die man fangen kann 135 Paradoxon - 6 • man betrachte zwei Beobachter (Experte und Ignorant), die um die Existenz von Whifnium und Whafnium und G1 und G2 wissen bzw. nicht wissen • Experiment 1: spontane Durchmischung von G1 und G2 (Zustand Zini → Zfin ): für beide Beobachter ist ∆W , ∆Q, ∆U = 0 für den Ignoranten ist auch Zini = Zfin • Experiment 2: mit semipermeablen Wänden werden G1 und G2 reversibel gemischt (Zustand Zini → Zfin quasistatisch) jetzt wird die Arbeit ∆W < 0 frei, ∆Q > 0 wird also zugeführt (s.Rechnung) für beide Beobachter bleibt jetzt eine Änderung in der Umgebung bestehen (∆Q), die klar messbar ist für den Ignoranten gilt: ∆Q wird vollständig in ∆W umgewandelt, sonst passiert nichts, das ist ein perpetuum mobile 2. Art ! für den Experten gilt: ∆Q wird zwar vollständig in ∆W umgewandelt, aber das System ist nicht gleich geblieben (Zini = 6 Zfin), seine Entropie ist ∆S = N kB ln 2 gewachsen • beide Beobachter könnten jetzt wiederum durch einen dritten ausgetrickst werden, der weiss, dass G2 aus G2a und G2b besteht und der um die Existenz von Whoofnium weiß etc. 136 Auflösung • so ist es Fazit • der 2. Hauptsatz (Nichtexistenz eines ppm2) gilt nur, solange man sich für einen Satz von Makrovariablen entschieden hat und auch bei dieser Entscheidung in der Erklärung von Phänomenen bleibt • eine beobachtete Verletzung des 2. Hauptsatzes sollte also Anlass geben, nach der nicht in die Beschreibung einbezogenen Variable zu suchen 137 Gibbssches Paradoxon – verschiedene Gase: ∆S = N kB ln 2 – gleiche Gase: offensichtlich ist ∆S = 0 (A und B sind gleiche TD Zustände) Forderungen: • Man sollte ignorieren können, dass die Gase verschieden sind! (welchen Effekt sollte es z.B. haben, wenn N1 rote und N2 blaue (also verschiedene) Moleküle vorliegen, die “Farbe” aber gar keinen Einfluss auf deren Dynamik hat?) • Es kann nicht sein, dass ∆S = N kB ln 2, falls die Gase verschieden sind, dies uns aber nicht bekannt ist! (historisches Beispiel: Entdeckung der Isotope) • Die Anzahl f der (unabhängigen) Zustandsgrößen sollte also nicht fest sondern wählbar sein! Unterschiedliche Beschreibungsebenen sollten zulässig sein! (p, T, N1, N2) vs. (p, T, N ) 138 Beschreibung des Mischungsexperiments auf der Ebene (p, T, N ), also so, als ob die Gase gleich wären: A → B: keine Zustandsänderung (statt irreversibler Durchmischung mit ∆S > 0) C → A: jeweils isotherme Kompression mit ∆WR2 = −∆QR2 > 0 (unverändert) B → C mit Einsatz von semipermeablen Wänden: Zwischenzustand • wie vorher ist ∆WR1 = ∆QR1 = 0 • also: A → B → C → A ist ein reversibler Kreisprozess mit ∆W = −∆Q bei Wärmeaustausch mit einem Bad der Temperatur T • −(P + R) ist ein ppm2! 139 Fazit • Makrovariablen, die in einem TD Prozess manipuliert werden, müssen zur Zustandscharakterisierung mit einbezogen werden (Konsistenz der Beschreibungsebene) ———————————————————————————————————— B → C ohne Einsatz von semipermeablen Wänden: ➜ p1 und p2 können nicht separat manipuliert werden • B → C nur über isotherme Expansion möglich dabei: ∆WBC = ∆QBC < 0 und: ∆WBC = ∆WCA • also: A → B → C → A ist ein reversibler Kreisprozess mit ∆W, ∆Q = 0 Fazit • konsistente Beschreibung mit weniger Zustandsvariablen möglich, “Paradoxien” (z.B. ppm2) entstehen nur bei Vermischung verschiedener Beschreibungsebenen • eine real beobachtete Verletzung des 2.HS zeigt an, dass die Beschreibung des TD GG nicht vollständig ist • die Größen Entropie, Wärme, Arbeit sind keine absoluten Größen sondern abhängig vom gewählten Satz von Zustandsgrößen, d.h. von der Beschreibungsebene 140 Aufgaben der statistischen Mechanik • mikroskopische Charakterisierung des thermodynamischen Gleichgewichts • Nullter Hauptsatz: mikroskopische Definition der Temperatur • Ableitung der Zustandsgleichung des klassischen idealen Gases • Zustandsgleichung des idealen Paramagneten • Ableitung der kalorischen Zustandsgleichung idealer Gase • Definition der Wärme • Begründung des ersten Hauptsatzes • Begründung des zweiten Hauptsatzes • Anwachsen der Entropie inkonsistent mit Zeitinversionssymmetrie der dynamischen Grundgleichungen der KM, QM? • Definition der Entropie für beliebige Nichtgleichgewichtszustände? • Bestimmung thermodynamischer Potenziale aus der Hamilton-Funktion (aus dem Hamilton-Operator) • dritter Hauptsatz • Zustandsgleichungen des idealen Gases für T → 0? 141 142 Chapter 5 Elementare Statistik 5.1 Wahrscheinlichkeit mathematisch-axiomatische Einführung des WK-Begriffs: WK werden Ereignissen zugeordnet Struktur des Ereignisraums für konsistente WK-Definition? ➜ Kolmogorov (1933) Menge Ω ω∈Ω A⊂Ω A = {ω} Ausgang eines Versuchs Ereignis elementares Ereignis E ⊂ {A|A ⊂ Ω} Ereignisraum 143 Def: E heißt Borel-Raum, falls –Ω∈E – A ∈E ⇒A=Ω\A∈E – A1 , A2 ∈ E ⇒ A1 ∪ A2 ∈ E einfache Folgerungen: – A1 , A2 ∈ E ⇒ A1 ∩ A2 ∈ E –∅∈E Def: zwei Ereignisse A1, A2 heißen exklusiv falls – A1 ∩ A2 = ∅ Def: A1, ..., An ∈ E heißen Partition, falls – Ai ∩ Aj = ∅ für i 6= j – A1 ∪ ... ∪ An = Ω ———————————————————————————————————— Beispiel: Würfel Ω = {1, 2, 3, 4, 5, 6} Versuchsausgänge: i elementares Ereignis: {i} ein stets möglicher (trivialer) Borel-(Ereignis-)Raum: 144 E = {A|A ⊂ Ω} z.B. {1}, ∅, Ω, {1, 3, 5} ∈ E ———————————————————————————————————— Beispiel: nicht-trivialer Borel-Raum: seien {1, 2}, {3, 4} ∈ E ➜ ∅, Ω ∈ E (immer) {3, 4, 5, 6} ∈ E {1, 2, 5, 6} ∈ E (Komplemente) {1, 2, 3, 4} ∈ E (Vereinigung) {5, 6} ∈ E (Komplement) also: E = {{1, 2}, {3, 4}, {5, 6}, {1, 2, 3, 4}, {1, 2, 5, 6}, {3, 4, 5, 6}, ∅, Ω} ist ein Borel-Raum ———————————————————————————————————— Fazit: – Ereignisse lassen sich durch Mengen darstellen – logische Operationen mit Ereignissen durch Mengenoperationen ———————————————————————————————————— 145 (mathematische) Wahrscheinlichkeit: jedem Ereignis A ∈ E wird eine Zahl P (A) zugeordnet P :E →R A → P (A) wobei P bestimmte Eigenschaften hat (Regeln der WK-Rechnung): – P (A) ≥ 0 für alle A ∈ E – P (Ω) = 1 – für A1, ..., An paarweise exklusiv: P (A1 ∪ ... ∪ An ) = P (A1) + ... + P (An) Summenregel notwendige und hinreichende (!) Axiome für komplette WK-Theorie (auch für n → ∞, abzählbar unendlich) ———————————————————————————————————— weitere (ableitbare) WK-Regeln: – P (A) ≤ 1 – P (∅) = 0 – A ⊂ B ⇒ P (A) ≤ P (B) – P (A) = 1 − P (A) – P (A ∪ B) + P (A ∩ B) = P (A) + P (B) 146 – für Partition A1 , ..., An gilt: n X i=1 P (Ai) = P (A1 ∪ ... ∪ An) = P (Ω) = 1 – für Partition A1 , ..., An gilt: P (B) = n X i=1 P (Ai ∩ B) Marginalisierungsregel ———————————————————————————————————— Def: A, B ∈ E heißen unabhängig, falls P (A ∩ B) = P (A)P (B) Def: bedingte Wahrscheinlichkeit P (A ∩ B) P (A|B) = P (B) ➜ alle WK-Regeln gelten auch für bedingte WK z.B. A1 ⊂ A2 ⇒ P (A1|B) ≤ P (A2|B) ➜ bedingte WK sind WK weiter ist: P (A ∩ B) = P (A|B)P (B) = P (B|A)P (A) Produktregel und somit: P (B|A)P (A) P (B) für Partition A1, ..., An : P (A|B) = Bayessches Theorem 147 P (B) = n X i=1 P (Ai ∩ B) = n X i=1 P (B|Ai)P (Ai) P (B|Ai)P (Ai) i=1 P (B|Ai)P (Ai ) A, B unabhängig, falls P (Ai|B) = Pn Marginalisierungsregel Bayessches Theorem P (A|B) = P (A) ———————————————————————————————————— Fazit: intuitiv entspricht die WK-Theorie einer Logik für Aussagen, die i.allg. nicht mit wahr/falsch bewertet werden können, sondern gewisse Plausibilitätsgrade haben ———————————————————————————————————— Probleme des mathematischen (axiomatischen) WK-Begriffs: Bsp: gezinkte Münze, A = Kopf, A = Zahl falls P (A) gegeben, kann WK berechnet werden, in n Würfen k-mal A zu finden, etc. ➜ WK-Regeln proliferieren WKen aber: ➜ a priori WKen (z.B. P (A) im Bsp) beim axiomatischen Zugang offen Problem der a priori WK 148 naive Definition der WK: Anzahl günstiger Fälle NA = P (A) = N Anzahl möglicher Fälle Probleme der naiven Definition der WK: Pascal, Fermat Bsp: WK, 7 Augen bei zweimaligem Würfeln zu bekommen: N = 11: 2,3,...,12, NA = 1: 7 1 P (A) = ?? (korrekt ist P (A) = 1/6) 11 NA ➜ P (A) = nur gültig, falls alle Fälle gleichwahrscheinlich sind N was ist bei nicht gleichwahrscheinlichen Fällen? noch schlimmer: zyklische Definition! ———————————————————————————————————— statistische Definition der WK: WK als empirisch bestimmbare Größe tritt Ereignis A in N wiederholten, gleichen Versuchen NA -mal auf, dann ist NA die relative Häufigkeit N 149 definiere: NA N→∞ N ➜ naive sowie statistische Def. der WK liefern die obigen WK-Regeln ! P (A) = lim Probleme der statistischen Definition der WK – Messvorschrift mit lim nie durchführbar, nur relative Häufigkeiten messbar N→∞ – N ist oft klein (teure Experimente) – unwiederholbare “Versuche”: Astrophysik, also P undefiniert? – “50% Regen-WK für morgen”: Realisierung gleicher Versuchsbedingungen? – “Dieser Schuh passt mir wahrscheinlich nicht”: 100-mal denselben Schuh probieren? ➜ starke Einschränkungen Vorgriff auf Statistische Physik: Festlegung der WK von mikroskopischen Zuständen so nicht möglich ———————————————————————————————————— umfassenderer WK-Begriff (Jaynes): jede WK ist eine bedingte WK: P (A|Bedingungskomplex B) Interpretation der bedingten WK als Implikationsmaß: P (A|B) = 1 falls A sicher (zwingend ableitbar aus B) 150 P (A|B) = 0 P (A|B) < 1 falls A unmöglich (vor dem Hintergrund B) falls A plausibel (P : Plausibilitätsgrad) – WK für Aussagen (statt “Ereignisse”) – Aussagen können sicher (wahr), unmöglich (falsch), plausibel (wahrscheinlich) sein – Wiederholung von Versuchen kein Element der Definition von WK ———————————————————————————————————— A1, A2 Aussagen ➜ A1 ∪ A2 Aussage A1 ∪ A2 ⇔ A1 → A2 (wenn A1 dann A2 ) Bsp: sei A1 ∈ B und A1 → A2 ∈ B, dann folgt A2 P (A2|B) = 1 Fazit: gewöhnliches logisches Schließen kann durch WK ausgedrückt werden ———————————————————————————————————— Bsp: A1 : “Es hat geregnet”, A2: “Die Straße ist nass” es ist: P (A2|A1) = 1 (weitere Bedingungen B (Alltagswissen) nicht explizit angegeben) P (A2|A1)P (A1) P (A1|A2) = Bayessches Theorem P (A2) also: 151 P (A1|A2) = P (A1) P (A2) und somit: P (A2) > P (A1) nasse Straße plausibler als Regen! (Straßenreinigung etc.) Fazit: Implikationsmass als Erweiterung der Logik (Logik unsicherer Aussagen) ———————————————————————————————————— Regeln der WK-Rechnung können aus der Aussagenlogik abgeleitet werden! (R.T. Cox, 1946, siehe auch: Skript v.d.Linden: itp.tugraz.at/LV/wvl/Statistik/A WS pdf.pdf) genauer: Zur konsistenten Zuweisung eines Maßes für den Wahrheitsgehalt einer Aussage (A → P (A) ∈ R) müssen die bekannten Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung gelten. Jede andere Zuweisung ist entweder hierzu äquivalent oder logisch inkonsistent. ———————————————————————————————————— was ist mit dem Problem der a priori WK? Bsp: gezinkte Münze, A = Kopf, A = Zahl B gebe keinerlei Bevorzugung von A oder A 152 P (A|B) = P (A|B) = 1/2 Laplacesches Indifferenzprinzip beachte: • keine Interpretation von P (A|B) als messbare Eigenschaft der Münze • reine Symmetrieüberlegung • nach vielen Würfen (z.B. mit Ausgang “Kopf” bei allen) ändert sich B → B′ (und somit P (A|B′) ≈ 1) ➜ Symmetrie von Aussagen (vor gegebenem Bedingungskomplex) erlaubt Festlegung von a priori WKen! Vorgriff auf Statistische Physik: gleichwahrscheinliche Mikrozustände bei praktisch vollständig fehlender Information Formalisierung dieser Idee: 153 5.2 Shannon-Information Versuch mit endlich vielen Ausgängen k = 1, ..., M (z.B. Würfel) Ω = {1, 2, ..., M } Elementareignisse: Ak = {k} Ereignisraum E = {A|A ⊂ Ω} WK für Elementarereignis Ak : P (Ak ) = pk (i.allg. verschieden) Elementarereignisse bilden eine Partition: Ai ∩ Aj = ∅ A1 ∪ ... ∪ AM = Ω ———————————————————————————————————— Def: I(k), Informationswert von Ak : Anzahl der notwendigen, vorab festgelegten binären Fragen zu dessen vollständiger Festlegung × ln 2 1 Bsp: M = 2r , pk = p = M ➜ r binäre Fragen, also 154 I(k) = r ln 2 = log2 M · ln 2 = ln M = − ln pk gleichwahrscheinliche Ereignisse Ak : I(k) = − ln pk ———————————————————————————————————— allgemeinerer Algorithmus zur Bestimmung von I(k): (1) setze Ω′ = Ω (2) partitioniere Ω = Ω1 ∪ Ω2, Ω1 ∩ Ω2 = ∅, so dass 1 P (Ω1) = P (Ω2) = 2 (3) setze Ω′ = Ω1 falls k ∈ Ω1, sonst Ω′ = Ω2 (4) pk → 2pk für alle k ∈ Ω′ (5) gehe zu (2) und iteriere bis pk = 1 jetzt ist: I(k) = Anzahl der Iterationen × ln 2 = r ln 2 (denn: r = Anzahl der Fragen) weiter gilt: pk → 2pk → · · · → 2r pk = 1 155 also: pk = 1 2r r = − log2 pk und I(k) = r ln 2 = − log2 pk · ln 2 = − ln pk Algorithmus setzt oben benutzte Partitionierbarkeit voraus, kein Problem für große M definiere jetzt allgemein: I(k) = − ln pk Informationswert von Ak “Wert der Information, die man erhält, wenn einem das sichere Vorliegen von Ereignis Ak mitgeteilt wird”, Neuigkeitswert ———————————————————————————————————— es ist: • I(k) ≥ 0, denn pk ≤ 1 • I(k) = 0 ⇔ pk = 1, kein Informationsgewinn bei Mitteilung eines sowieso schon sicheren Ereignisses • I(k) → ∞ für pk → 0, je unwahrscheinlicher das Ereignis desto größer der Informationswert 156 der mittlere Informationswert ist gegeben durch σ= X k pk I(k) = − X k pk ln pk Shannon-Information sind die pk bekannt, ist σ = σ(p1, ..., pM ) ein Maß für die Unkenntnis über den Versuchsausgang ———————————————————————————————————— Eigenschaften der Shannon-Information: • σ(p1, ..., pM ) ≥ 0 • σ(p1, ..., pM ) = 0 ⇔ pk = δkk0 für ein k0 (minimale Unkenntnis) • Beitrag von k zu σ klein für pk → 1 (kaum neue Info) oder pk → 0 (wegen x ln x → 0 unwichtig für mittlere Info) 1 • für pk = = const. (Gleichverteilung) ist M M 1 1 X ln = ln M σ(p1, ..., pM ) = − M k=1 M 157 • Monotonie 1 1 σM ≡ σ( , ..., ) monoton wachsend M M (größere Unkenntnis bei wachsender Anzahl gleichwahrscheinlicher Möglichkeiten) • Stetigkeit σ(p1, ..., pM ) stetig in allen Argumenten • Additivität p1 p2 σ(p1, ..., pM ) = σ(p, p3, ..., pM ) + pσ( , ) p p für p = p1 + p2 (folgt durch direktes Nachrechnen) Unkenntnis unabhängig davon, ob EE in Klassen zusammengefasst werden ———————————————————————————————————— Eindeutigkeit der Shannon-Information: Monotonie, Stetigkeit und Additivität bestimmen σ eindeutig bis auf eine Konstante (Shannon) ———————————————————————————————————— Bedeutung (und Verallgemeinerung) der Additivität: fasse EE A1, ..., AM in Klassen B1, ..., BN zusammen (M ≥ N ): 158 B1 = A1 ∪ ... ∪ Ar B2 = Ar+1 ∪ ... ∪ Ar+s ... es ist: P (B1) = p1 + ... + pr ≡ w1 P (B2) = pr+1 + ... + pr+s ≡ w2 ... Unkenntnis über A1, ..., AM gegeben durch Unkenntis über Klassen B1, ..., BN plus, gegeben dass B1 (WK w1 ), Unkenntnis über A1, ..., Ar plus ... (1 Gewinnlos in einer von M Schachteln ⇔ Gewinnlos in einer von N Boxen mit jeweils r, s, ... Schachteln) σ(p1, ..., pM ) = σ(w1, ..., wN ) p p 1 r +w1 σ , ..., w1 w1 p p r+1 r+s +w2 σ , ..., w2 w2 ... denn (z.B.) bedingte WK für A1 , gegeben dass B1, ist (mit Bayesschem Theorem) 159 P (A1|B1) = P (A1|A1 ∪ ... ∪ Ar ) P (A1 ∪ ... ∪ Ar |A1)P (A1) = Pr i=1 P (A1 ∪ ... ∪ Ar |Ai )P (Ai) p1 P (A1) p1 = = = Pr p1 + ... + pr w1 i=1 P (Ai) ———————————————————————————————————— Beweis(skizze) zur Eindeutigkeit der Shannon-Information: betrachte p1 = ... = pM = 1/M als Spezialfall ➜ σ(1/M, ..., 1/M ) = σ(w1, ..., wN ) + w1σ(1/M w1 , ..., 1/M w1) + w2... also: σM = σ(w1, ..., wN ) + N X wl σ(1/M wl , ..., 1/M wl ) N X wl σMwl l=1 und somit σ(w1, ..., wN ) = σM − l=1 für w1 = ... = wN = 1/N ist speziell: σN = σM − σM/N Funktionalgleichung mit Lösung (hier strenggenommen Approximation reeller durch rationale Zahlen notwendig ➜ Stetigkeit) 160 σN = σ0 ln N Konstante σ0 > 0 (Monotonie) einsetzen: σ(w1, ..., wN ) = σ0 ln M − N X l=1 wl σ0 ln(M wl ) = −σ0 N X l=1 wl ln wl q.e.d. ———————————————————————————————————— Prinzip der Maximierung der Shannon-Information: a priori WK können durch Forderung nach maximaler Unkenntnis (evtl. unter Nebenbedingungen) festgelegt werden – einzig “rationale” Möglichkeit – andere Festlegungen der a priori WK sind nicht “unvoreingenommen” – andere Festlegungen sind mit dem Laplaceschen Indifferenzprinzip nicht vereinbar ———————————————————————————————————— Beispiel: gezinkte Münze, WK p1, p2 mit p1 + p2 = 1 (Nebenbedingung) σ(p1, p2) = −p1 ln p1 − p2 ln p2 σ(p1, p2) − λ(p1 + p2) = max. 161 ∂ (σ(p1, p2) − λ(p1 + p2)) = 0 ∂pi − ln pi − 1 − λ = 0 pi = e−1−λ = const. wähle Lagrange-Parameter λ so, dass NB erfüllt, also 1 p1 = p2 = Laplacesches Indifferenzprinzip 2 ———————————————————————————————————— Beispiel: (unfairer) “Würfel” mit N Seiten, Seite i mit Xi = i Augen, WK: pi gegeben: mittlere Augenzahl hXi ≡ N X i=1 p i Xi = X0 ➜ Maximierung der Shannon-Information unter 2 NB: N ∂ X X X − pj ln pj − µ pj − λ pj Xj 0= ∂pi j=1 j j 0 = − ln pi − 1 − µ − λXi also: pi = exp(−1 − µ − λXi) = const. × exp(−λXi) µ: Normierungsbedingung ➜ 162 e−λXi pi = PN −λX i i=1 e λ: Festlegung des Erwartungswerts ➜ X0 = z.B. X0 = P −λXi i Xi e P −λXi ie X i = X0(λ) ➜ λ(X0) Xi/N ➜ λ = 0 163 5.3 Zufallsvariable betrachte Ereignisse der Form Ai = X hat den Wert xi (xi reell) – X heißt Zufallsvariable – Wertebereich {x1, x2, ...} (diskret) – p : {x1, x2, ...} → R mit p(xi) = P (Ai) WK-Funktion (WK-Verteilung) A1, A2, ... bilden eine Partition ➜ X i p(xi) = 1 ———————————————————————————————————— X Zufallsvariable ➜ X n Zufallsvariable Def: n-tes Moment von X hX ni = X i xnip(xi) ➜ grobe Charakterisierung der WK-Funktion Erwartungswert von X (Mittelwert) hXi = X i xip(xi) 164 Varianz von X (mittlere quadratische Schwankung) 2 σX = h(X − hXi)2i = hX 2 − 2hXiX + hXi2i = hX 2i − hXi2 Standardabweichung r σX = hX 2i − hXi2 ———————————————————————————————————— Bsp: der Informationswert I(k) ist eine Zufallsvariable Erwartungswert: hIi = X k I(k)pk = σ (hier ist speziell I(k) = − ln pk eine Funktion der pk ) ———————————————————————————————————— kontinuierlicher Wertebereich: kontinuierliche Zufallsvariable ρ(x) WK-Dichte WK, dass X ∈ [x, x + dx] ρ(x)dx Normierung: Z ∞ −∞ dxρ(x) = 1 Momente: n hX i = Z ∞ n dxx ρ(x) −∞ 165 ———————————————————————————————————— WK-Dichte für diskrete Zufallsvariable: ρ(x) = X i p(xi)δ(x − xi) (normiert!) Bsp: hXi = Z dx xρ(x) = X i Z p(xi) dx xδ(x − xi) = X i p(xi)xi ➜ WK-Dichte allgemeiner als WK-Funktion ———————————————————————————————————— charakteristische Funktion: ϕ(k) = Z dxeikxρ(x) (Fourier-Transformation der WK-Dichte) Taylor-Entwicklung: (ikx)n ρ(x) ϕ(k) = dx n! n=0 ∞ (ik)n ∞ (ik)n Z X X n hX ni = dxx ρ(x) = n=0 n! n=0 n! Z ∞ X ϕ(k) = heikX i 166 charakteristische Funktion erzeugt Momente / Kumulanten Momente: 1 dn hX i = n n ϕ(k) k=0 i dk Kumulanten: 1 dn Cn(X) = n n ln ϕ(k) i dk k=0 speziell: n C0(X) = 0 C1(X) = hXi C2(X) = hX 2i − hXi2 (“zentriert”) C3(X) = hX 3i − 3hX 2ihXi + 2hX 3i ... ———————————————————————————————————— X Zufallsvariable ➜ Y = F (X) Zufallsvariable ρ(x) gegeben, ρ(y) gesucht (ρ(x) kurz für ρX (x)) angeben lässt sich zunächst: 167 bedingte WK dafür, dass Y in dy bei y, falls X = x: ρ(y|x)dy = δ(y − F (x))dy Marginalisierungsregel: P (B) = ρ(y)dy = Z R (beachte: dyρ(y|x) = 1) X i P (Ai)P (B|Ai), kontinuierlich: dx ρ(x) ρ(y|x)dy also: ρ(y) = Z dx ρ(x) δ(y − F (x)) ρ(y) = hδ(y − F (X))i sind xi (y) die Lösungen von y = F (x), dann ist 1 X δ(y − F (x)) = δ(x − xi (y)) ′ (x (y))| |F i i also: 1 X ρ(xi (y)) ρ(y) = ′ i |F (xi (y))| ———————————————————————————————————— k Zufallsvariablen X1, ..., Xk gemeinsame WK-Funktion/WK-Dichte: ρ(x1, ..., xk ) – ρ(x1, ..., xk ) ≥ 0 – Z dx1 · · · dxk ρ(x1, ..., xk ) = 1 (kontinuierlich) 168 – – – X x1 ··· hXini hXini X xk = = p(x1, ..., xk ) = 1 (diskret) Z dx1 · · · dxk xni ρ(x1, ..., xk ) n-tes Moment von Xi X x1 ··· X xk xni p(x1, ..., xk ) – ➜ Erwartungswert, Varianz von Xi Def: Kovarianz von Xi und Xj : cov(Xi, Xj ) = h(Xi − hXii)(Xj − hXj i)i = hXiXj i − hXiihXj i Def: Korrelation von Xi und Xj : cov(Xi, Xj ) cor(Xi, Xj ) = σ Xi σ X j es gilt: 2 cov(Xi, Xi) = hXi2i − hXii2 = σX i cor(Xi, Xi) = 1 |cor(Xi, Xj )| ≤ 1 ———————————————————————————————————— Def: X1, ..., Xk heißen unabhängig, falls ρ(x1, ..., xk ) = ρ(x1) · · · ρ(xk ) sind X und Y unabhängig, dann ist 169 hXY i = hXihY i und somit auch cov(X, Y ) = cor(X, Y ) = 0 (dies ist aber nicht hinreichend!) weiter gilt: 2 2 σX+Y = σX + σY2 (X, Y unabhängig) ➜ die Varianzen unabhängiger Zufallsvariablen sind additiv und: 5.4 2 2 σλX = λ2 σX (λ Parameter) Zentraler Grenzwertsatz seien X1, ..., XN unabhängige Zufallsvariable und N 1 X Xi Y = N i=1 im Grenzfall N → ∞ gilt: Y ist normalverteilt mit N 1 X hXii N i=1 N 1 X 2 2 σX σY = 2 N i=1 i (Xi muss endliche Momente besitzen) hY i = 170 ———————————————————————————————————— falls hXii = hXi und σXi = σX , ist hY i = hXi σY2 = 1 2 σ N X Diskussion: •Z= N X i=1 Xi typische Form extensiver Zustandsgrößen Xi Mikrovariable eines Teilchens i Z/N normalverteilt (falls Xi unabhängig, ansonsten:) • Teilchenkorrelationen fallen räumlich ab Xi: Wert der extensiven Größe X im Raumgebiet i für große (aber makroskopisch kleine) Gebiete sind die Xi unabhängig also: Z/N normalverteilt 2 2 • Varianz: σZ/N = O(1) = O(1/N ) falls σX √ Standardabweichung: σZ/N = O(1/ N ) √ Standardabweichung: σZ = O( N ) √ relative Standardabweichung: σZ /hZi = O(1/ N ) → 0 • sichere Aussagen trotz statistischer Beschreibung im Limes N → ∞ thermodynamischer Limes 171 ———————————————————————————————————— Beweis: ρ(y) = hδ(y − N −1 X i Xi)i charakteristische Funktion: ϕ(k) = k iN = he Z iky dy e ρ(y) = P i Xi Y k Z dy eiky hδ(y − N −1 i = h ei N Xi i = i Y i k hei N Xi i X i Xi)i (Unabhängigkeit !) also: ϕY (k) = Y i ϕXi (k/N ) Taylor-Entwicklung: (ik/N )n Cn(Xi) ln ϕXi (k/N ) = n! n=0 k 1 k2 = C0(Xi) + i C1(Xi) − C2(Xi) + O(k 3/N 3 ) 2 N 2N 2 folgt: mit C0 = 0, C1 = hXii, C2 = σX i ∞ X 1 k2 2 k 3 3 σ + O(k /N ) ϕXi (k/N ) = exp i hXii − X N 2 N2 i somit: 172 i ϕY (k) = exp k N X i 2 hXii − 1k X 2 σXi + N O(k 3 /N 3) 2 2N i für N → ∞ und |k| = O(N 2/3) ist Term 3 = O(1) ≪ Term 2 = O(N 1/3) ≪ Term 1 = O(N 2/3) (für |k| ≤ O(N 2/3) dann sicher auch) ρ(y) = 1 2π Z dk e−iky ϕY (k) = 1 N N X hXii 1 2π definiere hY i ≡ i=1 dann ist: ρ(y) = 1 2π Z σY2 ≡ Z i dk e−iky exp k N X i 2 hXii − 1k X 2 σ 2 N 2 i Xi N 1 X 2 σX 2 N i=1 i (y − hY i) 1 1 − exp dk e−iky exp ikhY i − k 2σY2 = r 2 2σY2 2πσY2 (Gauß-Integral) also Y normalverteilt und hY i, σY2 Mittelwert bzw. Varianz von Y beachte: signifikante Beiträge zum Integral nur für k mit |k| ≤ O(1/σY ) = O(N 1/2) ≪ O(N 2/3) Anwendung auf: 173 2 5.5 Binomialverteilung Xi für i = 1, ..., N unabhängige Zufallsvariable mit Wertebereich {1, 0} WK-Funktion: p(1) = p p(0) = q (für alle i gleich) N -maliges Werfen einer (gezinkten) Münze X= N X i=1 Xi Wertebereich: {0, 1, .., N } WK-Funktion: pN (n) n = 0, 1, ..., N Erwartungswert und Varianz von X für N → ∞ ? ———————————————————————————————————— Anwendung des ZGWS: N X 1 X Xi = Y ≡ N i=1 N ist normalverteilt (Gauß) mit 174 N 1 X hY i = hXii = hXii N i=1 N 1 X 1 2 2 σ σY2 = 2 σX = N i=1 i N Xi es ist hXii = p · 1 + q · 0 = p 2 2 2 2 2 2 σX = hX i − hX i = p · 1 + q · 0 − p = p(1 − p) i i i und somit hXi = N hY i = pN 1 2 σX = N 2σY2 = N 2 p(1 − p) = p(1 − p)N N wiederum gilt also: r v u u u t N p(1 − p) σX 1−p 1 √ = O(N −1/2) = = hXi Np p N ———————————————————————————————————— direkte Rechnung (N beliebig) WK für n-mal 1 bei N Würfen in ganz bestimmter Reihenfolge: pnq N−n (Produktregel, Unabhängigkeit) Anzahl der Möglichkeiten, n-mal 1 zu finden: 175 N N! = n n!(N − n)! WK für n-mal 1 bei N Würfen: (Summenregel, Exklusivität) N pN (n) = pnq N−n Binomialverteilung n es gilt: N N N X X pn q N−n = (p + q)N = 1 pN (n) = n=0 n n=0 Erwartungswert: N N N ∂ X ∂ X X =p p pN (n) pN (n) npN (n) = hXi = q=1−p q=1−p ∂p n=0 n=0 ∂p n=0 ∂ N−1 N = pN = pN (p + q) = p (p + q) q=1−p q=1−p ∂p also: hXi = pN 2 ∂ 2 2 p n pN (n) = pN (n) hX i = ∂p q=1−p n=0 n=0 N X N X 2 ∂ ∂ N−1 N = p pN (p + q) = p (p + q) q=1−p ∂p ∂p q=1−p 176 = pN (p + q) N−1 q=1−p 2 + p N (N − 1)(p + q) = pN + p2N (N − 1) = (pN )2 + (p − p2)N Varianz: 2 σX = hX 2i − hXi2 = (p − p2)N also: 2 σX = p(1 − p)N in Übereinstimmung mit ZGWS 5.6 Stirling-Formel Approximation der Fakultät: √ n! = 2πn nne−n (1 + O(1/n)) bzw. Logarithmus der Fakultät: √ 1 ln n! = n ln n − n + ln n + ln 2π + O(1/n) 2 Beweis mit Hilfe der Sattelpunktsmethode (s.u.) es folgt: 177 N−2 q=1−p Approximation von n! mit verschwindendem relativen Fehler: √ √ n −n n! − 2πn n e 2πn nne−n O(1/n) = O(1/n) =√ n! 2πn nne−n (1 + O(1/n)) Approximation von ln n! mit verschwindendem absoluten Fehler: √ 1 ln n! − (n ln n − n + ln n + ln 2π) = O(1/n) 2 Approximation von ln n! mit verschwindendem relativen Fehler: √ 1 ln n! − (n ln n − n) ln n + ln 2π + O(1/n) 2 √ = O(1/n) = ln n! n ln n − n + 12 ln n + ln 2π + O(1/n) ln n! − n ln n = O(1/ ln n) ln n! ———————————————————————————————————— Beispiel Binomialverteilung: N! pn(1 − p)N−n pN (n) = n!(N − n)! für N, n, N − n groß ist (Vernachlässigung log. Korrekturen) N! pn(1 − p)N−n ln pN (n) = ln n!(N − n)! = ln N ! − ln n! − ln(N − n)! + ln pn + ln(1 − p)N−n ≈ N ln N − N − n ln n + n − (N − n) ln(N − n) + N − n + n ln p 178 +(N − n) ln(1 − p) = N ln N − n ln n − (N − n) ln(N − n) + n ln p + (N − n) ln(1 − p) Maximum von pN (n): ∂ ln pN (n) ≈ − ln n − 1 + ln(N − n) + 1 + ln p − ln(1 − p) 0= ∂n N − n p = ln n 1−p also: nmax ≈ pN = hXi wahrscheinlichster Wert ≈ Mittelwert bei scharfer Verteilung 179 180 Chapter 6 Zufallsgrößen im Zustandsraum mikroskopische Theorie ➜ Thermodynamik ? Situation der KM / QM: • dynamische Grundgleichungen bekannt • N ∼ NA ∼ 1023 • Anfangsbedingungen nicht kontrollierbar • (bei weitem) unzureichende Information über Mikrozustand • statistische Bescheibung: Mikrozutand k liegt mit WK pk vor • Bestimmung der pk über Maximierung der Shannon-Information 181 6.1 Klassische Mechanik, Phasenraum N -Teilchen System, j = 1, ..., N f = 3N Freiheitsgrade, i = 1, ..., f (Mikro-)Zustand: π = (q, p) = (q1, ..., qf , p1, ..., pf ) “Phase” qi : verallgemeinerte Koordinaten, pi: verallgemeinerte Impulse Zustandsraumm: {π} = {q, p} Phasenraum zeitliche Entwicklung des Zustands: π = π(t) = (q(t), p(t)) Phasentrajektorie Anfangsbedingung: π(t0) = π0 Dynamik: Hamilton-Funktion (konservatives Hamiltonsches System) H = H(π) = H(q, p) = H(q1 , ..., qf , p1, ..., pf ) = T + V 182 Bewegungsgleichungen: ∂H(q, p) ∂H(q, p) q̇i = (Hamilton-Gleichungen) ṗi = − ∂pi ∂qi ———————————————————————————————————— Beispiele: p2j + V (r1, ..., rN ) H= 2m j=1 – ideales Gas im Volumen V : N X V (r 1, ..., r N ) = VWand (r1) + · · · + VWand(r N ) mit V (r) = 0 V (r) = ∞ – reales Gas: für r ∈ V für r ∈ /V =j 1 i6X V (r 1, ..., r N ) = Vv.d.W. (ri − rj ) + VWand (r1) + · · · + VWand(rN ) 2 i,j – Gitterschwingungen: f 1 X mω 2x2i V (r 1, ..., r N ) = i=1 2 183 Observable: reelle Zustandsfunktionen A = A(q, p) Bsp.: H = H(q, p) zeitliche Entwicklung: A(t) = A(q(t), p(t)) Bewegungsgleichung: dA(t) X ∂A ∂A X ∂A ∂H ∂A ∂H = q̇i + ṗi = − dt ∂q ∂p ∂q ∂p ∂pi ∂qi i i i i i i definiere Poisson-Klammer: ∂A ∂B(q, p) X ∂A ∂B(q, p) {A, B} = − ∂q ∂p ∂p ∂q i i i i i damit: dA(t) = {A, H} dt speziell: q̇i = {qi , H} ṗi = {pi, H} Erhaltungsgrößen: {A, H} = 0 ➜ dA =0 dt ➜ 184 A = const. Energieerhaltung: {H, H} = 0 die Phasentrajektorie liegt in der (6N-1)-dim. Hyperfläche H(q, p) = E = const. 6.2 Gemischter Zustand, statistische Gesamtheit Mikrozustand: π reiner Zustand bei unvollständiger Information: πk mit WK p(πk ) = pk gemischter Zustand ➜ gemischter Zustand = Satz von reinen Zuständen mit zugehörigen WK ➜ unvollständig präparierte Systeme (unbekannte Anfangsbedingungen) werden durch einen gemischten Zustand beschrieben, d.h. durch eine WK-Funktion ➜ Zustand πk ist eine Zufallsgröße ➜ Observable A = A(πk ) = Ak ist eine Zufallsgröße ➜ reine und gemischte Zustände: analoge Begriffe in der QM 185 p p gemischter Zustand reiner Zustand πk pk π q q Punkte: System in verschienen möglichen reinen Zuständen ———————————————————————————————————— Beschreibung durch WK-Dichte: ρ(π) = X k pk δ(π − πk ) Dichte im 6N -dimensionalen Phasenraum! ρ(π) = ρ(q, p) = ρ(q1 · · · qf , p1 · · · pf ) Normierung: Z dπρ(π) = Z dπ X k pk δ(π − πk ) = X k pk = 1 ρ(q, p)dqdp = WK, System bei (q, p) in Phasenvolumen dqdp zu finden gemischter Zustand durch ρ(q, p) vollständig charakterisiert 186 Erwartungswert einer Observablen A = A(q, p): hAi = Z dqdp ρ(q, p)A(q, p) oder: hAi = hAi = Z dπ X k X k pk δ(π − πk )A(π) = X k Z pk A(πk ) dπ X k δ(π − πk ) pk A(πk ) Varianz: analog ———————————————————————————————————— Übergang kontinuierlich ➜ diskret sei ρ(q, p) = ρ(π) gegeben Einteilung des Phasenraums in Zellen k, in jeder Zelle reiner Zustand πk p ∆q πk Zelle k ∆p q Phasenvolumen der k-ten Zelle: ∆v = ∆q∆p 187 definiere: pk = Z dqdp ρ(q, p) Zelle k (es ist: P k pk = 1) für kleine ∆q, ∆p äquivalente Bescheibung desselben gemischten Zustands: ρ(π) ≈ X Zellen k pk δ(π − πk ) ———————————————————————————————————— Shannon-Information: σ = σ(p1, ..., pk , ...) = − 7→ − lim X ∆v→0 k X k pk ln pk ρ(πk )∆v ln(ρ(πk )∆v) (Übergang zur kontinuierlichen Darstellung durch lim∆v→0) = − lim ∆v→0 Z dπρ(π) ln(ρ(π)∆v) (Übergang zum Riemann-Integral) Z = − dπρ(π) ln ρ(π) − lim ∆v→0 Z dπρ(π) ln ∆v (beachte: erster Term wegen x ln x → 0 für x → 0 konvergent) Z = − dπρ(π) ln ρ(π) − lim ln ∆v → ∞ ∆v→0 divergent! Shannon-Information nur für diskrete Darstellung 188 physikalische Dimension des Zellenvolumens: (Wirkung)3N ∆v = ∆q∆p = 3N Y i=1 ∆qi ∆pi sinnvolle Wahl z.B. ∆v = h3N ~ beachte QM: ∆qi ∆pi ≥ 2 ———————————————————————————————————— Interpretation der pk als relative Häufigkeiten (statistische Def. der WK): Mk pk = M M identische Kopien des Systems, davon Mk in Zelle k statistisches Ensemble / statistische Gesamtheit • M → ∞ bzw. sehr viele mehr hypothetische Systeme als Zellen notwendig • tatsächliches Messen der WK’s in Praxis unmöglich, zeigt wiederum die Schwierigkeit, WK als messbare Größe aufzufassen 189 6.3 Liouville-Gleichung zeitliche Entwicklung eines gemischten Zustands? System z.Zt. t0: πk (t0) mit WK pk reiner Zustand πk = πk (t) gemäß Hamilton-Gleichungen ➜ System z.Zt. t: πk (t) mit WK pk WK-Dichte z.Zt. t0: ρ(π, t0) = ρ0(π) in diskretisierter Darstellung: ρ(π, t0) = X k pk δ(π − πk (t0)) WK-Dichte z.Zt. t: ρ(π, t) = X k pk δ(π − πk (t)) Bewegungsgleichung ? beachte: ρ(π, t) 6= ρ(π(t)) (Bew.glg. für die Phasenfunktion ρ(t) ≡ ρ(π(t)) wie für Observablen: ρ̇(t) = {ρ, H} 190 statt dessen: (beachte: πk = (qk1, ..., qkf , pk1, ..., pkf )) ∂ ∂ X ρ(π, t) = pk δ (2f ) (π − πk (t)) (f = 3N ) ∂t ∂t k (Kettenregel!) f ∂ ∂ X X = − pk q̇ki (t) δ (2f )(q − qk (t), p − pk (t)) + ṗki(t) δ (2f )(q − qk (t), p − pk (t)) ∂qi ∂pi i=1 k =− X k pk f X i=1 " ∂H ∂ (qk (t), pk (t)) δ (2f ) (q − qk (t), p − pk (t)) ∂pi ∂qi # ∂H ∂ (2f ) − (q(t), p(t)) δ (q − qk (t), p − pk (t)) ∂qi ∂pi f " ∂H ∂ ∂H ∂ # (2f ) X X (q, p) − (q, p) δ (q − qk (t), p − pk (t)) = − pk ∂p ∂q ∂q ∂p i=1 k i i i i f " ∂H ∂ ∂H ∂ #X X =− pk δ(π − πk (t)) (q, p) − (q, p) ∂p ∂q ∂q ∂p i=1 i i i i k f " ∂H(π) ∂ρ(π, t) ∂H(π) ∂ρ(π, t) # X − =− ∂p ∂q ∂qi ∂pi i=1 i i f " ∂H(π) ∂ρ(π, t) ∂H(π) ∂ρ(π, t) # X = − ∂q ∂p ∂pi ∂qi i=1 i i also: 191 ∂ Liouville-Gleichung ρ(π, t) = {H, ρ}(π, t) ∂t ———————————————————————————————————— für die WK-Dichte ρ(π, t) gilt unmittelbar (unabhängig von H(π)): ∂ ∂ X ρ(π, t) = pk δ(π − πk (t)) ∂t ∂t k ∂ dπk (t) ∂ X X = pk δ(π − πk (t)) = − pk δ(π − πk (t)) ∂t ∂π dt k k ∂ X =− pk π̇k (t)δ(π − πk (t)) = −div j(π, t) ∂π k mit der WK-Stromdichte j(π, t) = X k pk π̇k (t)δ(π − πk (t)) (beachte: π, πk , π̇k und j sind 2f -Tupel) also: ∂ ρ(π, t) + ∇ j(π, t) = 0 Kontinuitätsgleichung ∂t für endlichen Bereich im Phasenraum B: Z d Z dπρ(π, t) = − ∂B j(π, t)dA dt B Wahrscheinlichkeitserhaltung 192 betrachte jetzt die Zeitentwicklung der WK-Dichte entlang einer Trajektorie: ρ(πk (t), t) zeitliche Änderung der Dichte entlang einer Trajektorie (konvektive Ableitung): d ∂ ∂ ρ(πk (t), t) = ρ(πk (t), t) + π̇k (t) ρ(πk (t), t) dt ∂t ∂πk ∂ ρ(πk (t), t) (mit der Liouville-Gleichung) = {H, ρ}(πk (t), t) + π̇k (t) ∂πk f f ∂ρ(πk (t), t) X ∂ρ(πk (t), t) X = {H, ρ}(πk (t), t) + q̇ki (t) + ṗki(t) ∂qki ∂pki i=1 i=1 f ∂H(q (t), p (t)) ∂ρ(π (t), t) f ∂H(q (t), p (t)) ∂ρ(π (t), t) X X k k k k k k − = {H, ρ}(πk (t), t)+ ∂pki ∂qki ∂qki ∂pki i=1 i=1 (mit den Hamilton-Gleichungen) = {H, ρ}(πk (t), t) + {ρ, H}(πk (t), t) = 0 d ρ(π(t), t) = 0 Liouvillescher Satz dt Diskussion: zur Zeit t0 sei ρ(π, t0) = ρ0 = const. kurz: betrachte das sich daraus entwickelnde Phasenraumvolumen zur Zeit t: B(t) = Vol{π|ρ(π, t) 6= 0} R mit ρ(π(t), t) = ρ(π(t0), t0) = ρ0 = const. und dπρ(π, t) = 1 folgt B(t) = B(t0) = const. (inkompressible “Flüssigkeit”) 193 Thermodynamisches Gleichgewicht 6.4 definiere das TD GG: Der TD GG-Zustand ist der gemischte Zustand maximaler Unkenntnis d.h. also: Der TD GG-Zustand ist der gemischte Zustand maximaler Shannon-Information Definition konsistent mit vorab gegebener Definition: Der TD GG-Zustand ist der makroskopische Zustand des Systems, der sich nach langer Zeit bei zeitlich festen äußeren Bedingungen von selbst einstellt denn: “nach langer Zeit” ist der Zustand des Systems (bis auf die “festen äußeren Bedingungen”) mikroskopisch nicht mehr kontrollierbar ———————————————————————————————————— GG-Zustand: ∂ X σ({pk }) − λ pk = − ln pk − 1 − λ 0= ∂pk k es folgt: pGG,k = const. jeder Mikrozustand (reiner Zustand) gleichwahrscheinlich 194 kontinuierliche Schreibweise: ρGG (π, t) = ρ0 = const. Aufgabe der statischen Mechanik: Berechnung von TD Observablen = Mittelwerte entsprechender Observablen der KM beachte: • scharfe WK-Verteilungen extensiver Größen, ZGWS • bislang keine TD Kontrollparameter berücksichtigt (große, aber nicht 100%-ige Unkenntnis) • Mittelwerte sind zeitunabhängig: Z d d Z ∂ρ0 hA(t)iGG = A(π) = 0 dπρGG (π, t)A(π) = dπ dt dt ∂t • Zeit spielt in der TD keine Rolle ———————————————————————————————————— Frage: Kann ρGG (π, t) = ρ0 alternativ aus der Forderung d/dthA(t)iGG = 0 hergeleitet werden? Antwort: nein, denn 195 Z d d Z ∂ρ(π, t) 0 = hA(t)i = A(π) dπρ(π, t)A(π) = dπ dt dt ∂t für (nur einige) Makrovariable impliziert nicht ρ(π, t) = ρ(π) und schon gar nicht = ρ0 ———————————————————————————————————— Frage: Kann ρGG(π, t) = ρ0 alternativ abgeleitet werden durch lim ρ(π, t) = ρ0 = const. t→∞ ? Antwort: nein, denn sei z.B. ein gemischter Zustand z.Zt. t0 präpariert, der ein Phasenvolumen ∆q∆p ausfüllt: ρ(π, t0) dann steht ρ(π, t0) → ρ(π, t = ∞) = ρ0 = const. im Widerspruch zum Liouvilleschen Satz vorstellbar ist maximal, dass bei konstantem Phasenvolumen dennoch jeder Punkt des Phasenraums von ρ(π, t = ∞) “berührt” wird (“Ergodenhypothese”) • der Beweis dazu ist offen • auch wenn ρ(π, t = ∞) “praktisch” (z.B. nach leichter “Ausschmierung”) überall endlich ist, ρ(π, t = ∞) = ρ0 = const. wäre damit nicht bewiesen! 196 Quantenmechanik, Hilbert-Raum 6.5 Zustand |Ψi ∈ H bzw. |ΨihΨ| mit hΨ|Ψi = 1 (Projektor) Zustandsraum: {|Ψi} = H Hilbert-Raum Observable: hermitesche Operatoren auf H: A = A† mögliche Messwerte: Eigenwerte ar von A A|ar , γi = ar |ar , γi (γ = 1, ..., gr , gr : Entartung von ar ) |ar , γi Eigenzustand von A zum Eigenwert ar QM: • keine sichere Vorhersage einzelner Messungen • prinzipielle Unvorhersagbarkeit, auch bei vollständiger Präparation eines reinen Zustands |Ψi 197 • objektive WK • Quantenstatistik: gemischte Zustände mit weiteren (“subjektiven”) WK Messung von A am System im (reinen) Zustand |Ψi liefert ar mit WK P (ar ) = |har |Ψi|2 = hΨ|ar ihar |Ψi = hΠ(ar )iΨ Π(ar ): Projektor auf den Unterraum zum Eigenwert ar bei Entartung von ar : P (ar ) = X γ 2 |har , γ|Ψi| = hΨ| gr X γ=1 |ar , γihar , γ|Ψi = hΠ(ar )iΨ ———————————————————————————————————— Systemzustand nach der Messung (mit Resultat ar ): Π(ar )|Ψi “Kollaps”, akausale Entwicklung ———————————————————————————————————— Präparation eines reinen Zustands |Ψi: Messung eines vollständigen Satzes kommutierender Observabler |ar , bs, ...i = Π(ar )Π(bs) · · · |Ψi ———————————————————————————————————— 198 Erwartungswert von A bei Messung im Zustand Ψ: hAiΨ = = X r,γ X r P (ar )ar = X r,γ |har , γ|Ψi|2ar hΨ|ar , γiar har , γ|Ψi = hΨ|A|Ψi ———————————————————————————————————— zeitliche Entwicklung des Zustands: |Ψi = |Ψ(t)i Anfangsbedingung: |Ψ(t0)i = |Ψ0i Dynamik: Hamilton-Operator H = H(q, p) klassische Hamilton-Funktion aber [q, p] = i~ Bewegungsgleichung d i~ |Ψ(t)i = H|Ψ(t)i Schrödinger-Gleichung dt formale Lösung: i |Ψ(t)i = exp − H(t − t0) |Ψ(t0)i = U (t − t0)|Ψ(t0)i ~ mit Zeitentwicklungsoperator U (H sei nicht explizit zeitabhängig) ———————————————————————————————————— 199 Zeitabhängigkeit eines Erwartungswerts: hAit = hΨ(t)|A|Ψ(t)i i Schrödinger-Bild i = hΨ(0)|e ~ HtAe− ~ Ht|Ψ(0)i = hΨ(0)|A(t)|Ψ(0)i i Heisenberg-Bild i mit: A(t) ≡ e ~ HtAe− ~ Ht ———————————————————————————————————— Schrödinger-Bild: – Operatoren A zeitunabhängig – Zustände |Ψ(t)i zeitabhängig ➜ Schrödinger-Gleichung Heisenberg-Bild – Operatoren A(t) zeitabhängig ➜ Heisenberg-Gleichung – Zustände |Ψi zeitunabhängig ———————————————————————————————————— Heisenberg-Gleichung (A nicht explizit zeitabhängig): d i Ht − i Ht! d = [A, H](t) e ~ Ae ~ i~ A(t) = i~ dt dt Erhaltungsgrößen: 200 [A, H] = 0 ➜ A = const. Energieerhaltung: [H, H] = 0 6.6 ➜ H = const. Gemischter Zustand, Dichteoperator Mikrozustand: |Ψi reiner Zustand bei unvollständiger Information: |Ψk i mit WK p(|Ψk i) = pk gemischter Zustand ➜ gemischter Zustand = Satz von reinen Zuständen mit zugehörigen WK ➜ Zustand |Ψk i ist eine Zufallsgröße ➜ zusätzliche statistische Beschreibung 201 KM: WK-Dichte: ρ(π) = X k pk δ(π − πk ) δ(π − πk ) projiziert auf reinen Zustand πk ρ(π) ist eine Phasenfunktion (aber nicht als Observable aufzufassen) QM: definiere Dichteoperator ρ= X k pk |Ψk ihΨk | |Ψk ihΨk | projiziert auf reinen Zustand |Ψk i ρ ist ein Operator im Hilbert-Raum (aber nicht als Observable aufzufassen) ———————————————————————————————————— beachte: die Aussagen Ak : “System im Zustand |Ψk i” sind paarweise exklusiv und vollständig (Partition), falls {|Ψk i} ONB denn: |Ψk i können als Zustände nach einer Messung einer Observablen (oder einen Satzes) B mit paarweise exklusiven und vollständigen Messresultaten (Eigenwerten) bk aufgefasst werden 202 Eigenschaften des Dichteoperators: Normierung: ({|Ψk i} ONB) Sp ρ = X k hΨk |ρ|Ψk i = X k pk = 1 Sp ρ = 1 Positive Definitheit: sei |Φi beliebig: hΦ|ρ|Φi = hΦ| X k pk |Ψk ihΨk ||Φi = X k pk |hΦ|Ψk i|2 ≥ 0 ρ≥0 Hermitizität: ρ† = X ρ = ρ† k † pk |Ψk ihΨk | = X k pk |Ψk ihΨk | = ρ umgekehrt: ρ = ρ† , ρ ≥ 0, Sp ρ = 1 ➜ Eigenwerte reell, nicht negativ, Summe: 1 ➜ Eigenwerte als WK interpretierbar ➜ Operator mit diesen Eigenschaten charakterisiert (eindeutig!) einen gemischten Zustand {|Ψk i, pk } 203 reiner Zustand als Spezialfall: ➜ pk = δkk0 ρ= X pk |Ψk ihΨk | = |Ψk0 ihΨk0 | k weiter ist: Sp (ρ2 ) = X k,l hΨk |ρ|Ψl ihΨl |ρ|Ψk i = also gilt: reiner Zustand ➜ X k X k p2k hΨk |Ψk i = X k k p2k = max. unter der NB k p2k ≤ 1 p2k = 1 ➜ Sp (ρ2 ) = 1 sei jetzt umgekehrt Sp (ρ2) = 1 gegeben ➜ X X X k p2k = 1, also pk = 1 das ist nur möglich, falls pk = δkk0 für ein k0 (und alle k) also gilt insgesamt: Sp (ρ2) = 1 ⇔ ρ = |ΨihΨ| für ein |Ψi ⇔ ρ reiner Zustand ———————————————————————————————————— sind messbare Größen direkt durch ρ= X k pk |Ψk ihΨk | darstellbar? 204 System mit WK pk im Zustand |Ψk i. Messung von A. WK ar zu messen: P (ar ) = X k P (ar | System im Zustand |Ψk i) · pk (Marginalisierungsregel) beachte: “System im Zustand |Ψk i” bilden (nach Ergänzung zu ONB) eine Partition P (ar ) = X P (ar ) = XX P (ar ) = k hΠ(ar )iΨk pk k n X n mit Π(ar ) = gr X γ=1 |ar , γihar , γ| hΨk |nihn|Π(ar )|Ψk i pk hn|Π(ar ) X k |Ψk ipk hΨk |ni = Sp (Π(ar )ρ) = Sp (ρΠ(ar )) nur über Dichteoperator von |Ψk i und pk abhängig Erwartungswert einer Observablen A: hAi = X r ar P (ar ) = X r ar Sp (ρΠ(ar )) = Sp ρ X r ! ar Π(ar ) = Sp (ρA) nur über Dichteoperator von |Ψk i und pk abhängig somit: und hAiρ = Sp (ρA) P (ar ) = hΠ(ar iρ ———————————————————————————————————— 205 speziell für einen reinen Zustand ρ = |ΨihΨ|: hAiΨ = Sp (|ΨihΨ|A) = X n hn|ΨihΨ|A|ni = X n hΨ|A|nihn|Ψi = hΨ|A|Ψi und: P (ar ) = hΠ(ar )iΨ = ... = hΨ| X γ |ar , γihar , γ|Ψi = X γ |har , γ|Ψi|2 ———————————————————————————————————— Beispiel: 2-dimensionaler Hilbert-Raum Basis: 1 | ↑i = 0 0 | ↓i = 1 normierter reiner Zustand: α = α| ↑i + β| ↓i |Ψi = β (|α|2 + |β|2 = 1) “kohärente” Superposition reiner Zustände normierter gemischter Zustand: ρ = |α|2| ↑ih↑ | + |β|2| ↓ih↓ | (|α|2 + |β|2 = 1 , Sp ρ = 1) “inkohärente” Mischung reiner Zustände ρ = |α|2 2 0 1 |α| 2 0 (0, 1) = (1, 0) + |β| 1 0 |β|2 0 206 beachte: Sp ρ2 = |α|4 + |β|4 < 1 für α 6= 0, α 6= 1 ~ 0 1 ~ = ➜ unterschiedliche Messresultate, z.B. Observable Sx = σx 2 1 0 2 2 0 |α| hσxiρ = Sp (ρσx) = Sp 0 |β|2 |α|2 0 = Sp 2 |β| 0 dagegen: 0 1 1 0 =0 0 1 α ∗ ∗ β ∗ ∗ = (α , β ) = α β +β α hσxiΨ = (α∗, β ∗) β α 1 0 (Interferenz von WK-Amplituden) Dichteoperator des reinen Zustands ρΨ: ρΨ = |ΨihΨ| = 2 ∗ α ∗ ∗ βα |α| (α , β ) = αβ ∗ |β|2 β Interferenzterme fehlen auf der Nebendiagonalen von ρ ———————————————————————————————————— Shannon-Information eines gemischten Zustands ρ = σ = σ({pk }) = − X k X k pk ln pk 207 pk |Ψk ihΨk |: pk Eigenwerte von ρ, |Ψk i Eigenzustände ➜ |Ψk i Eigenzustände von ρ ln ρ, Eigenwerte: ➜ ρ ln ρ|Ψk i = pk ln pk |Ψk i pk ln pk = hΨk |ρ ln ρ|Ψk i und somit: σ=− X k hΨk |ρ ln ρ|Ψk i σ = − Sp (ρ ln ρ) ———————————————————————————————————— Beispiel: von oben: σ = σ(|α|2, |β|2) = −|α|2 ln |α|2 − |β|2 ln |β|2 maximale Unkenntnis für σ =max., also für |α|2 = |β|2 = 1/2 gemischter Zustand maximaler Unkenntnis: 10 1/2 0 1 1 (1, 0) + (0, 1) = ρ= 0 1/2 2 0 2 1 oder: 208 ρ= 1 1 1/2 0 1 1 1 1 1 1 √ √ (1, 1) + √ = √ (1, −1) 0 1/2 1 −1 2 2 2 2 2 2 System mit WK 1/2 in Zustand mit Spin in ±x-Richtung ———————————————————————————————————— zeitliche Entwicklung eines gemischten Zustands? System z.Zt. t0: |Ψk (t0)i mit WK pk reiner Zustand |Ψk i = |Ψk (t)i gemäß Schrödinger-Gleichung ➜ System z.Zt. t: |Ψk (t)i mit WK pk WK-Dichte z.Zt. t: ρ(t) = X k pk |Ψk (t)ihΨk (t)| Bewegungsgleichung ? d X d pk |Ψk (t)ihΨk (t)| i~ ρ(t) = i~ dt dt k dhΨ (t)| d|Ψ (t)i X k k hΨk (t)| + |Ψk (t)ii~ = pk i~ dt dt k 209 = X k pk (H|Ψk (t)ihΨk (t)| − |Ψk (t)ihΨk (t)|H) = Hρ(t) − ρ(t)H also: i~ d ρ(t) = [H, ρ(t)] dt von Neumann-Gleichung ∂ ρ(π, t) = {H, ρ}(π, t) ∂t d vergleiche mit Heisenberg-Gleichung: i~ A(t) = [A, H](t) dt ———————————————————————————————————— vergleiche mit Liouville-Gleichung: zeitliche Entwicklung der Shannon-Information: dρ(t) d d ln ρ(t) d − Sp ρ(t) σ(t) = − Sp (ρ(t) ln ρ(t)) = − Sp ln ρ(t) dt dt dt dt 1 −1 dρ(t) ρ(t)ρ(t) = − Sp ([H, ρ(t)] ln ρ(t)) − Sp i~ dt WK-Erhaltung: Sp ρ(t) = 1 = const., also 1 1 = − Sp ([H, ρ(t)] ln ρ(t)) = − Sp (Hρ(t) ln ρ(t) − ρ(t)H ln ρ(t)) = 0 i~ i~ zeitliche Erhaltung der Shannon-Information (klar, denn pk 6= pk (t)) 210 6.7 Systeme identischer Teilchen Ein-Teilchen-Hilbert-Raum: H1 ONB von H1: {|φα i} hφα |φβ i = δαβ X α (Orthonormierung) |φα ihφα| = 1 (Vollständigkeit) ———————————————————————————————————— N -Teilchen-Hilbert-Raum: (1) (i) (2) (N) HN = H1 ⊗ H1 ⊗ · · · ⊗ H1 (Tensorprodukt) H1 : Hilbert-Raum des i-ten Teilchens ONB von HN : (2) (N) {|φ(1) α1 i|φα2 i · · · |φαN i} Index oben: Teilchen Index unten: vollständiger Satz von Quantenzahlen es folgt: dimHN =dimH1N (falls H1 endlichdimensional) 211 Orthogonalität: (1) (N) (2) (1) (N) (N) (1) (2) (N) hφ(1) α1 |hφα2 | · · · hφαN | · |φβ1 i|φβ2 i · · · |φβN i = hφα1 |φβ1 i · · · hφαN |φβN i = δα1 β1 · · · δαN βN Vollständigkeit: X α1 ,...,αN (1) (N) (N) |φ(1) α1 i · · · |φαN ihφα1 | · · · hφαN | = 1 ———————————————————————————————————— Beispiel: Ortsdarstellung (spinlose Teilchen, {|ri} ist ONB) ONB von H1: {φα (r)} (i) mit φα (r) = hr|φαi ONB von H1 : {φα (ri )} (2) (1) (N) ONB von HN = H1 ⊗ H1 ⊗ · · · ⊗ H1 : φα1 (r1)φα2 (r2) · · · φαN (rN ) für beliebiges Φ(r1, ..., rN ) ∈ HN ist Φ(r1, ..., rN ) = X α1 ,...,αN cα1 ,...,αN φα1 (r1) · · · φαN (rN ) 212 mit Koeffizienten cα1 ,...,αN = Z Z d r1 · · · d3rN φ∗α1 (r1) · · · φ∗αN (r N ) · Φ(r1, ..., rN ) 3 ———————————————————————————————————— identische Teilchen: Teilchen mit vollständig übereinstimmenden inneren Teilcheneigenschaften (Masse, Ladung, Spin,...) Identische Teilchen sind ununterscheidbar • KM: unterscheidbar, da (prinzipiell) Trajektorie jedes einzelnen Teilchens verfolgt werden kann p KM 2 1 3 t=0 t>0 q • QM: Konzept der Trajektorie sinnlos • Vertauschung von Teilchen darf zu keinen messbaren Konsequenzen führen 213 definiere Vertauschungsoperator Pij : (auf Basis) (1) (j) (i) (N) (i) (j) (N) Pij |φ(1) α1 i · · · |φαi i · · · |φαj i · · · |φαN i = |φα1 i · · · |φαi i · · · |φαj i · · · |φαN i es gilt: Pij† = Pij und Pij2 = 1 Teilchenvertauschung darf Messwerte nicht ändern! ➜ hΨ|A|Ψi = hPij Ψ|A|Pij Ψi für beliebige physikalische Observable und beliebigen physikalischen Zustand hΨ|A|Ψi = hΨ|Pij† APij |Ψi ➜ A = Pij† APij ➜ ➜ [Pij , A] = 0 physikalische Observable sind invariant unter Vertauschung also auch: |ΨihΨ|Pij = Pij |ΨihΨ| ➜ |ΨihΨ|Pij |Ψi = Pij |ΨihΨ|Ψi ➜ Pij |Ψi = p|Ψi aber p = ±1, denn Pij† = Pij und Pij2 = 1 somit: Pij |Ψi = ±|Ψi phys. Zustände sind (anti-)symmetrisch unter Vertauschung 214 Beispiel: (j) Pij · · · |φ(i) αi i · · · |φαj i · · · = · · · |φα(j)i i · · · |φ(i) αj i · · · ➜ Produktzustände nicht physikalisch 6= ± (j) · · · |φ(i) αi i · · · |φαj i · · · Beispiel: r (i) Ortsoperator des i-ten Teilchens Pij† r (i)Pij = r(j) 6= r (i) ➜ r(i) nicht physikalisch Beispiel: 2 1X α p(i) + H= 2 i6=j |r (i) − r (j)| i=1 2m N X Pij† HPij = H ➜ H physikalisch ———————————————————————————————————— Fermionen Pij |Ψi = −|Ψi antisymmetrische (−) Hilbert-Raum HN halbzahliger Spin Bosonen Pij |Ψi = +|Ψi symmetrische Zustände (Observable stets symmetrisch) (+) Hilbert-Raum HN ganzzahliger Spin (Spin-Statistik-Theorem) 215 (±) HN ⊂ HN Hilbert-Raum der physikalisch erlaubten Zustände ———————————————————————————————————— Def.: Permutationsoperator P: (i1 ) (iN ) (N) P|φ(1) α1 i · · · |φαN i = |φα1 i · · · |φαN i wobei (i1, ..., iN ) Permutation P der Zahlen 1, ..., N P Produkt von p Vertauschungsoperatoren P ist unitär, P −1 = P † (±) Def.: (Anti-)Symmetrisierungsoperator SN : 1 X (±) SN = (±1)pP N! P Eigenschaften: (±) (±) • Pij SN = ±SN (±) also: SN |Ψi (anti-)symmetrisch (±) (±) (±) (±) • (SN )2 = SN (Idempotenz) • (SN )† = SN (Hermitizität) (±) also: SN sind Projektoren 216 es ist: (±) (±) HN = SN HN ———————————————————————————————————— (±) Basis von HN ? (z.B. um die Spur in hAiρ = Sp (ρA) auszuwerten) Def.: (anti-)symmetrisierter Produktzustand: (±) K± SN |n1, n2, ..., ndi = (2) (N) |φ(1) α1 i|φα2 i · · · |φαN i (d = dim H1) mit Normierungskonstante K± (hn1, n2, ..., nd|n1, n2, ..., ndi = 1) und: ni = Anzahl der Teilchen im Zustand φi Besetzungszahl ni = Anzahl Indizes mit αj = i es gilt: (ohne Beweis) (±) {|n1, n2, ..., ndi} ist ONB von HN (NB: Orthonormalität: P α nα = N) hn1, n2, · · · , nα, · · · |n′1, n′2, · · · , n′α , · · ·i = δn1 n′1 δn2 n′2 · · · Vollständigkeit: X n1 P nα =N αX n2 ··· X nα · · · |n1, n2, · · · , nα, · · ·ihn1, n2, · · · , nα , · · · | = 1H(±) N 217 Produktzustand: φ8 φ4 φ1 φ5 φ4 φ8 φ8 1 2 3 ... N Teilchen (Basis für unterscheidbare Teilchen) (anti-)symmetrisierter Produktzustand in Besetzungszahldarstellung: φ 1 φ 2 φ 3 ... φd Ein−Teilchen− Zustände (Basis für identische Teilchen) ———————————————————————————————————— Beispiel: N = 2 Teilchen Produktzustand: (2) |φ(1) α i|φβ i ∈ HN (Anti-)symmetrisierter Produktzustand: ! 1 (1) (±) (1) (2) (2) (±) (1) (2) (1) |φα i|φβ i ± |φα i|φβ i = ±SN |φ(2) SN |φα i|φβ i = α i|φβ i 2! (±) = K±−1 |0 · · · nα = 1 · · · nβ = 1 · · · 0i ∈ HN Normierung: (K± reell) K±−2 = (2) 2 (±) (1) SN |φα i|φβ i 218 ! ! 1 (2) (1) (2) (1) (1) (2) (1) (2) = hφα |hφβ | ± hφα |hφβ | |φα i|φβ i ± |φα i|φβ i 4 1 (1) (1) (2) (2) (2) (2) (1) = hφ(1) α |hφβ | · |φα i|φβ i + hφα |hφβ | · |φα i|φβ i 4 (2) ±hφ(1) α |hφβ | · (1) |φ(2) α i|φβ i ± (1) hφ(2) α |hφβ | · (2) |φ(1) α i|φβ i ! 1 1 = (1 + 1 ± δαβ ± δαβ ) = (1 ± δαβ ) 4 2 v u u 2 u ➜ K± = u t 1 ± δαβ allgemein: v u u u t √ N! N! K = − Q n ! α α ———————————————————————————————————— K± = Fermionen, mit dem Entwicklungssatz von Leibniz folgt: (N) (1) |φα1 i · · · |φα1 i 1 1 X · · (−) p (1) (N) (1) (2) (N) det (−1) P|φα1 i · · · |φαN i = SN |φα1 i|φα2 i · · · |φαN i = · · N! P N! (N) i i · · · |φ |φ(1) αN αN Slater-Determinante 219 nicht-verschwindend nur für αi 6= αj falls i 6= j, also: Fermionen: nα = 0, 1 Pauli-Prinzip QM, Fermionen φ 1 φ 2 φ 3 ... φd Ein−Teilchen− Zustände Bosonen: nα = 0, 1, 2, ... QM, Bosonen φ 1 φ 2 φ 3 ... φd Ein−Teilchen− Zustände ———————————————————————————————————— Vergleich mit KM: reiner Zustand in KM: Punkt im 6N -dimensionalen Phasenraum: p=(p 1 ,..., p 3N ) KM q=(q 1 ,..., q 3N ) 220 oder: N Punkte im 6-dimensionalen Ein-Teilchen-Phasenraum (hier: N = 7) p=(p x ,p y ,p z ) 3 KM 1 2 6 5 7 4 q=(q x ,q y ,q z ) zum Abzählen der Ein-Teilchen-Zustände: diskretisierter Ein-Teilchen-Phasenraum p=(p x ,p y ,p z ) 3 KM 1 2 6 5 7 4 q=(q x ,q y ,q z ) 221 Darstellung eines reinen N -Teilchen-Zustands: KM 3 2 1 6 5 1 2 3 ... 47 Ein−Teilchen− Zustände d durch Teilchenvertauschung (z.B.1 ↔ 5) entstehen (in KM) neue Zustände: KM 3 2 5 6 1 1 2 3 ... 47 Ein−Teilchen− Zustände d Anzahl der Zustände: M = dN (klassisch) ———————————————————————————————————— Vergleich mit QM: QM φ8 φ4 φ1 φ5 φ4 φ8 φ8 1 2 M = dN 3 ... N Teilchen QM, unterscheidbare Teilchen analog zur KM, M = Dimension des Hilbert-Raums HN 222 QM, Fermionen φ 1 φ 2 φ 3 ... M = d N φd Ein−Teilchen− Zustände QM, identische Fermionen (−) M = Dimension des Hilbert-Raums HN ⊂ HN ———————————————————————————————————— QM, Bosonen φ 1 φ 2 φ 3 ... M = φd d+N −1 N Ein−Teilchen− Zustände QM, identische Bosonen (+) M = Dimension des Hilbert-Raums HN ⊂ HN ———————————————————————————————————— • Bilder beziehen sich auf reine N -Teilchen-Zustände! • Basis-Zustände! (allg. Zustand in der QM: Linearkombination) • korrektes Zählen der Mikrozustände entscheidend in der statistischen Mechanik! 223 224 Chapter 7 Thermodynamische Zustände und Prozesse Situation: • N = O(1023) Teilchen • diskreter Satz von Mikrozuständen k = 1, ..., M , M ≫ N (±) KM: diskretisiert, QM: M = dimHN • s + 1 kontrollierbare Makrovariable z = (z0, ..., zs) mit z0: Gesamtenergie • (bei weitem) unvollständige Information s + 1 ≪ M • statistische Beschreibung mittels gemischtem Zustand: Mikrozustand k mit WK pk KM: WK-Dichte ρ(π), QM: Dichteoperator ρ 225 Gleichgewicht: Festlegung der pk durch Maximierung der Shannon-Information unter NBen σ(p1, ..., pM ) = max f NBen: zj fest für j = 0, ..., s damit: pk = pk (z0, z1, ..., zs) Beschreibung des TD GG durch gemischten Zustand mit ρ = ρz0 ,z1 ,...,zs (π) ρ = ρz0 ,z1 ,...,zs (KM) (QM) sei A = A(π) (KM), A = A† (QM) beliebige extensive Observable: hAi = Z dπρz0 ,z1 ,...,zs (π)A(π) = A(z0 , ..., zs) hAi = Sp (ρz0 ,z1 ,...,zs A) = A(z0, ..., zs) (KM) (QM) ———————————————————————————————————— beachte: Werte der Makrovariable A können um hAi fluktuieren, aber: √ σA = O(1/ N ) hAi (makroskopische Abweichungen von TD GG-Werten extrem unwahrscheinlich) 226 als Konsequenz des ZGWS denn A extensiv und somit makroskopische Summe unabhängiger Zufallsvariabler für die Thermodynamik ist also vereinfachend: A = hAi ———————————————————————————————————— Beispiel: nach dem ZGWS ist 2 (x − hxi) 1 − exp ρ(x) = √ 2σ 2 2πσ 2 WK für große Fluktuation (setze σ = 1): 2 1 Z∞ x dx exp − P (x > hxi + a) = hxi+a ρ(x)dx = √ 2 2π a Z a=0 a=1 a=2 a=3 a=5 P P P P P ∞ = 0.5 = 0.1587 = 0.0228 = 0.00135 = 3 · 10−7 227 der TD Zustandsraum ist f -dimensional f ist gegeben durch die Anzahl der kontrollierbaren Makrovariablen f =s+1 denn z0, ..., zs sind unabhängig kontrollierbare Makrovariablen und jede andere Makrovariable ist wegen A = hAi = A(z0 , ..., zs) (s.o.!) eine Funktion von z0, ..., zs ———————————————————————————————————— Zustandsgleichungen: A = A(z0 , ..., zs) oder z0 = z0(A, z1, ..., zs ) etc. ———————————————————————————————————— TD Gleichgewicht: nur f Makrovariable kontrolliert, sonst maximale Unkenntnis (aber beachte Gibbs’sches Paradoxon: Wahl der als kontrollierbar aufgefassten Makrovariablen ist frei, muss aber konsistent beibehalten werden) ———————————————————————————————————— Makrozustand: (z0, ..., zs) oder (A, z0, ..., zs−1 ) 228 oder (A, z1, ..., zs) etc. Beispiel: Box mit Gas, z.Zt. t = 0 Trennwand rausnehmen t>0 ➜ (partielle) Information über Mikrozustand vorhanden ➜ Beschreibung mit pk aus maximierter Shannon-Information nicht korrekt ➜ kein TD GG für kleine t > 0 ———————————————————————————————————— Beispiel: präpariere Mikrozustand: keine Stöße der Teilchen, ideal reflektierende Wände ➜ Mikrozustand für alle t berechenbar ➜ Beschreibung mit pk aus maximierter Shannon-Information nicht korrekt ➜ kein TD GG aber: bei leicht nichtidealen Wänden nach kurzer Zeit (bis auf Makrovariablen zj ) vollständig unkontrollierter Mikrozustand ➜ TD GG 229 Mikrokanonische Gesamtheit 7.1 z0, z1, ..., zs fest ➜ System isoliert betrachte zunächst nur z0 = H = H(π) (KM), z0 = H = H † (QM), es ist: E − ∆E < H(π) = H(q, p) < E E − ∆E < En < E (KM) mit H|En , γi = En|En , γi (QM) E kontrollierbar bis auf (infinitesimale) Unschärfe ∆E ≪ E ∆E Hilfsgröße, “Messungenauigkeit”, am Ende ∆E → 0, GG TD von ∆E unabhängig Mikrozustände (mit Sicherheit) in Energieschale E, ∆E QM KM p Eigenenergien E n H(q,p)=E H(q,p)=E−∆E E E−∆ E q 230 weitere kontrollierbare Makrovariable V, N, ... s.u. ———————————————————————————————————— Shannon-Information: σ(p1, ..., pM ) − λ X k pk = max weitere NB: pk = 0 für Mikrozustand k außerhalb Energieschale E, ∆E es folgt insgesamt: pk = const. innerhalb Energieschale ———————————————————————————————————— KM kontinuierliche WK-Dichte: ρE (q, p) = const. für E − ∆E < H(q, p) < E WK-Dichte der mikrokanonischen Gesamtheit mit Normierung: ρE (q, p) = 1 für E − ∆E < H(q, p) < E, Σ(E)∆E 231 ρE (q, p) = 0 sonst mit dem Phasenvolumen der Energieschale: Σ(E)∆E = Z E−∆E<H(q,p)<E dqdp damit gilt: Z dqdp ρE (q, p) = 1 ———————————————————————————————————— Beispiel: harmonischer Oszillator 1 p2 + mω 2 q 2 H(q, p) = 2m 2 r √ H(q, p) = E: Ellipse im Phasenraum mit Halbachsen a = 2E/mω 2, b = 2mE eingeschlossene Fläche: 2πE ω somit ist die Normierungskonstante: 2πE 2π(E − ∆E) 2π∆E − = Σ(E)∆E = ω ω ω und 2π Σ(E) = ω beachte: im Beispiel ist Σ(E) = const., das ist untypisch ! Z dqdp = πab = H(q,p)<E 232 Schreibweise mit δ-Funktion möglich im Limes ∆E → 0 ist: Θ(E − H(q, p)) − Θ(E − ∆E − H(q, p)) ∆E ∆E = Θ(E − H(q, p)) − Θ(E − ∆E − H(q, p)) δ(E − H(q, p))∆E = =1 =0 falls E − ∆E < H(q, p) < E sonst damit lautet die NB: also: δ(E − H(q, p))∆E = 1 (∆E → 0) 1 δ(E − H(q, p))∆E Σ(E)∆E ρE (q, p) = bzw. ρE (q, p) = 1 δ(E − H(q, p)) Σ(E) aus der Normierungsbedingung folgt: Σ(E) = Z dqdp δ(E − H(q, p)) Zustandsdichte 233 offensichtlich ist: Z Z dΓ(E) Γ(E) = dqdp Θ(E − H(q, p)) = H(q,p)<E dqdp Σ(E) = dE Γ(E): das von der Hyperfläche H(q, p) = E eingeschlossene Phasenvolumen KM p H(q,p)=E Γ(E) q wichtig für die TD ist die E-Abhängigkeit von ρE also auch die E-Abhängigkeit von Σ(E), Γ(E) ———————————————————————————————————— beachte: hochdimensionaler Phasenraum für große Teilchenzahl N Beispiel: N ungekoppelte harmonische Oszillatoren 2 Z N p 1 X i E − Γ(E) = d3N rd3N p Θ + mω 2r2i 2 i=1 2m 234 Abschätzung: Γ(E) ∼ Z 3N 3N d qd p Θ E − 3N X j=1 p2j 2 + qj ∼ Z 6N d xΘ E− 6N X k=1 x2k √ = V6N ( E) VD (R): Volumen einer D = 6N -dimensionalen Kugel mit Radius R, also: √ 6N Γ(E) ∼ E extrem schnelles Anwachsen mit E ———————————————————————————————————— allgemein gilt: Γ(E) = Z E 0 dE Σ(E) umwandeln in Riemann-Summe (Summanden positiv, monoton wachsend): Γ(E) = E/∆E X i=1 ∆E Σ(Ei) Approximation der Summe durch letzten Summanden: Γ(E) ≈ Σ(E) ∆E gesamtes Phasenvolumen Γ(E) in beliebig dünner Energieschale konzentriert Fehler? es ist: Σ(E) ∆E ≤ Γ(E) ≤ (E/∆E)Σ(E) ∆E 235 also: ln(Σ(E) ∆E) ≤ ln Γ(E) ≤ ln(Σ(E) ∆E) + ln(E/∆E) es ist ln Γ(E) ∼ N , ln Σ(E) ∼ N , ln E ∼ ln N , ∆E ist N -unabhängige Konstante also: ln Γ(E) = ln(Σ(E) ∆E) + O(ln N ) im Limes N → ∞ ———————————————————————————————————— Bemerkung: obige Ableitung gilt nur, falls Σ(E) eine monoton wachsende Funktion ist dies ist physikalisch plausibel und auch fast immer gegeben, kann aber für gewisse Modellsysteme, z.B. solche mit nach unten und oben beschränktem Energiespektrum, verletzt sein (Bsp.: Ising-Modell) in dem Fall ist Vorsicht geboten, da bei der Definition von Temperatur und Entropie Γ(E) = Σ(E)∆E benutzt wird (s.u.) ———————————————————————————————————— QM diskreter Zustandsraum, ONB von H: {|En, γi}, γ = 1, ..., gn pE (En, γ) = const. für E − ∆E < En < E 236 WK-Funktion der mikrokanonischen Gesamtheit normierte WK-Funktion: 1 für E − ∆E < En < E, pE (En, γ) = Σ(E)∆E pE (En, γ) = 0 sonst mit der Anzahl der Zustände im Energieintervall [E − ∆E, E]: Σ(E)∆E = E−∆E<E X n <E n,γ 1= E−∆E<E X n <E n gn Zustandssumme damit gilt: X n,γ pE (En, γ) = 1 ———————————————————————————————————— mikrokanonischer Dichteoperator: E−∆E<E 1 X n <E ρE = pE (En, γ)|En, γihEn, γ| = |En , γihEn, γ| n,γ n,γ Σ(E)∆E X es ist Sp ρE = 1 ———————————————————————————————————— NB E − ∆E < En < E durch δ(E − En)∆E = 1 ausdrücken: 1 X ρE = |En, γihEn, γ|δ(E − En )∆E Σ(E)∆E n,γ 237 1 X δ(E − En )|En, γihEn, γ| Σ(E) n,γ 1 X d δ(E − H)|E = n , γihEn, γ| Σ(E) n,γ also: 1 d δ(E − H) ρE = Σ(E) = es folgt: d Σ(E) = Sp δ(E − H) Zustandsdichte ———————————————————————————————————— offensichtlich ist: dΓ(E) Σ(E) = dE mit d Γ(E) = Sp Θ(E − H) = X n,γ Θ(E − En) = EnX <E n,γ 1= EnX <E n gn ———————————————————————————————————— analog zur KM ist auch hier: ln Γ(E) = ln(Σ(E)∆E) + O(ln N ) für N → ∞ (für N → ∞ liegt die weitaus überwiegende Zahl von Zuständen immer in einem Intervall 238 ∆E direkt unter E) ———————————————————————————————————— innere Energie U 1 X 1 d d Sp (δ(E − H) H) = gnδ(E − En)En Σ(E) Σ(E) n 1 X 1 d Sp δ(E − H) =E =E gn δ(E − En) = E Σ(E) n Σ(E) 1 d2 d d2 hH i= Sp (δ(E − H) H ) = E2 Σ(E) also: d d = U = hHi = Sp (ρE H) d U = hHi =E σH = 0 KM: analog ➜ in der MK Gesamtheit ist E ist keine Zufallsvariable sondern Kontrollparameter (z0 ) 7.2 Mikrokanonische Gesamtheit mit festem E, V, N V und N als weitere kontrollierbare Makrovariable (allgemein: Kontrollparameter z0 = E sowie z1 , ..., zs) 239 MK WK-Dichte (KM): 1 Σ(E, V, N )∆E∆V ∆N E − ∆E < H(q, p) < E ρE,V,N (q, p) = für V − ∆V < V (q, p) < V N − ∆N < N (q, p) < N (sonst: 0) NB durch δ-Funktion ausdrücken (∆E, ∆V, ∆N → 0), z.B. Θ(V − V (q, p)) − Θ(V − ∆V − V (q, p)) δ(V − V (q, p))∆V = ∆V ∆V = Θ(V − V (q, p)) − Θ(V − ∆V − V (q, p)) =1 =0 falls V − ∆V < V (q, p) < V sonst also: ρE,V,N (q, p) = δ(E − H(q, p))∆E δ(V − V (q, p))∆V δ(N − N (q, p))∆N Σ(E, V, N )∆E∆V ∆N WK-Dichte: ρE,V,N (q, p) = 1 δ(E − H(q, p))δ(V − V (q, p))δ(N − N (q, p)) Σ(E, V, N ) 240 Normierung Z dqdp ρE,V,N (q, p) = 1 Zustandsdichte: Σ(E, V, N ) = Z dqdp δ(E − H(q, p))δ(V − V (q, p))δ(N − N (q, p)) Phasenvolumen der unter den NBen möglichen Zustände: Σ(E, V, N )∆E∆V ∆N Dimension: (Wirkung)3N ———————————————————————————————————— V = V (q, p) als Observable auffassen: KM: betrachte kleines Volumen v mit V ≪v≪V N definiere (bis auf irrelevanten Fehler): V (q, p) = V (q) = V (q1, ..., q3N ) = das von den Teilchen bei q mit umgebendem v überdeckte Volumen 241 V v ➜ Definition von V für beliebigen Mikrozustand b p) b mit [qb , p QM: Vc = V (q, i bj ] = i~δij es ist: d c [H, V]≈0 (Makrovariablen gleichzeitig scharf messbar, Kommutator makroskopisch klein) ———————————————————————————————————— N = N (q, p) als Observable auffassen (KM): sinnvoll bei verallgemeinertem Zustandsraum: {(q1, p1), (q1, q2, p1, p2), ...} Phasenraum eines Systems mit variabler Teilchenzahl definiere für (q, p) = (q1, ..., p1, ...): N (q, p) = N (q1 , ..., p1, ...) ≡ N falls (q, p) = (q1, ..., q3N , p1, ..., p3N ) ———————————————————————————————————— 242 QM: definiere Fock-Raum H (±) H(±) = ⊕∞ N=0 HN (orthogonale Summe) ONB: {|n1, n2, ..., ndi} (ohne NB: P α nα = N) definiere (auf ONB) Teilchenzahloperator: d N |n1, n2, ..., ndi ≡ X α nα|n1, n2, ..., ndi es gilt: d c d d d [H, V ], [H, N ], [Vc , N ]≈0 ———————————————————————————————————— QM: d c d sei {|En, Vm, Np, γi} ONB gemeinsamer Eigenzustände von H, V,N pE,V,N (En, Vm, Np , γ) = const. falls δ(E − En)∆E = δ(V − Vm)∆V = δ(N − Np )∆N = 1 Anzahl der unter den NBen möglichen Zustände: Σ(E, V, N )∆E∆V ∆N normierte WKen: 243 pE,V,N (En, Vm , Np, γ) = 1 δ(E − En )δ(V − Vm )δ(N − Np) Σ(E, V, N ) Eigenwerte von ρE,V,N = 1 d d δ(E − H)δ(V − Vc )δ(N − N ) Σ(E, V, N ) MK Dichteoperator Zustandsdichte: Σ(E, V, N ) = X n,m,p,γ δ(E − En)δ(V − Vm)δ(N − Np ) oder: d d Σ(E, V, N ) = Sp (δ(E − H)δ(V − Vc )δ(N − N )) beachte: das Phasenvolumen Σ(E, V, N )∆E∆V ∆N ist dimensionslos ———————————————————————————————————— Realisierung der NBen: V, N als Parameter in der Hamilton-Funktion: H(q, p) = HV,N (q, p) 244 HV,N erzwingt NB: N fest (teilchenundurchlässige Wände), V fest (starre Wände) also: HV,N (q, p) = ∞ bei Verletzung der NBen δ(V − V (q, p))∆V = 1 δ(N − N (q, p))∆N = 1 für die MK WK-Dichte ρE,V,N (q, p) = 1 δ(E − H(q, p))δ(V − V (q, p))δ(N − N (q, p)) Σ(E, V, N ) gilt daher auch: ρE,V,N (q, p) = 1 δ(E − HV,N (q, p)) Σ(E, V, N ) ∆V ∆N und aus der Normierungsbedingung folgt: Z 1 dqdp δ(E − HV,N (q, p)) Σ(E, V, N ) = ∆V ∆N es ist: ∂Γ(E, V, N ) Σ(E, V, N ) = ∂E mit Z 1 dqdp Θ(E − HV,N (q, p)) = Σ(E, V, N )∆E + O(ln N ) Γ(E, V, N ) = ∆V ∆N 245 ———————————————————————————————————— QM: analoge Überlegungen Hamilton-Operator von V und N abhängig (Wände), H = HV,N mit EV,N;n = ∞ falls NBen verletzt also: ρE,V,N = 1 d δ(E − H V,N ) Σ(E, V, N )∆V ∆N und aus der Normierungsbedingung folgt: 1 d Sp (δ(E − H Σ(E, V, N ) = V,N )) ∆V ∆N 7.3 Quasistatische Parameteränderung und erster Hauptsatz bislang: TD GG-Zustand, jetzt: TD Prozesse quasistatischer Prozess: - zu jedem Zeitpunkt ist das System im GG, also: - der gemischte Zustand ist stets durch ρE,z (q, p) gegeben, also 1 ρE,z (q, p) = δ(E − Hz (q, p)) (KM) Σ(E, z)∆z 246 bzw. 1 δ(E − Hz ) (QM) Σ(E, z)∆z für das jeweilige E = z0 und die jeweiligen z = (z1, ..., zs ) ρE,z = ———————————————————————————————————— KM: Phasenvolumen (das von Hz (q, p) = E eingeschlossene Volumen): 1 Z dqdp Γ(z0, z1, ...zs) = Γ(E, z) = (∆z = ∆z1 · · · ∆zs) ∆z Hz (q,p)<E Änderung des Phasenvolumens bei infinitesimalem quasistatischem Prozess (dE, dz): s ∂Γ(E, z) ∂Γ(E, z) X dΓ = dE + dzj ∂E ∂zj j=1 es ist: ∂Γ(E, z) ∂ 1 Z 1 Z = dqdp Θ(E − Hz (q, p)) = dqdp δ(E − Hz (q, p)) ∂E ∂E ∆z ∆z also: ∂Γ(E, z) = Σ(E, z) ∂E weiter ist: 247 ∂Γ(E, z) ∂ 1 Z 1 Z ∂Hz (q, p) = dqdpΘ(E−Hz (q, p)) = − dqdpδ(E−Hz (q, p)) ∂zj ∂zj ∆z ∆z ∂zj Z = −Σ(E, z) dqdp ρE,z (q, p) ∂Hz (q, p) ∂zj also: * ∂Hz + ∂Γ(E, z) = −Σ(E, z) ∂zj ∂zj E,z zusammen: dΓ = Σ(E, z) dE − s X j=1 Σ(E, z) * ∂Hz ∂zj + E,z dE − dzj = Σ(E, z) auflösen nach dE s * ∂Hz + 1 X dE = dΓ + Σ(E, z) j=1 ∂zj dzj E,z wähle (Γ, z) statt (E, z) als unabhängige Variable, dann ist also: s * ∂Hz + 1 X dΓ + dzj dE = Σ(Γ, z) ∂z j=1 j Γ,z kurz: 248 s X j=1 * ∂Hz ∂zj + E,z dzj s * ∂Hz + 1 X dE = dΓ + dzj Σ ∂z j=1 j erster Hauptsatz ———————————————————————————————————— QM: analoge Überlegung: mit Hz |En(z), γi = En(z)|En(z), γi gilt: 1 1 X 1 En(z)<E X Θ(E − En(z)) = Sp Θ(E − Hz ) = Γ(E, z) = ∆z n,γ ∆z n,γ ∆z es ist: ∂Γ(E, z) 1 = Sp δ(E − Hz ) = Σ(E, z) ∂E ∆z und: * ∂Hz ∂Γ(E, z) ∂Hz 1 ∂Hz + = −Σ(E, z) Spδ(E−Hz ) =− = −Σ(E, z) Sp ρE,z ∂zj ∆z ∂zj ∂zj ∂zj zusammen: dE − dΓ = Σ(E, z) also: s X j=1 * ∂Hz ∂zj + E,z dzj 249 E,z s * ∂Hz + 1 X dE = dΓ + dzj Σ ∂z j=1 j erster Hauptsatz ———————————————————————————————————— es folgt unmittelbar: dE = s X j=1 * ∂Hz + dzj ∂zj für dΓ = 0 also: * ∂Hz + ∂E = ∂zj Γ ∂zj Γ und mit E = hHz i: * ∂Hz + ∂hHz i = ∂zj Γ ∂zj Γ 250 7.4 Arbeit und Wärme definiere: δW = s X j=1 * ∂Hz + dzj ∂zj statistische Definition der Arbeit Γ und dΓ statistische Definition der Wärme Σ damit gilt der erste Hauptsatz in der Form δQ = dE = δW + δQ beachte: • δW und δQ sind mit dieser Definition keine totalen Differenziale δW, δQ: Prozessgrößen • für die Konsistenz mit TD ist zu zeigen, dass δW der mechanischen Arbeit entspricht δW : mechanische Arbeit ? • δQ konnte unabhängig von δW (und dE) definiert werden, damit wird eine mikroskopische Interpretation der Wärme möglich δQ: mikroskopische Interpretation ? 251 ———————————————————————————————————— Interpretation der Wärme: es ist δQ = dE für quasistatischen Prozess mit konstant gehaltenen Kontrollparametern z (z.B. V, N ) ➜ Zufuhr von Wärme für z = const. (δQ > 0) impliziert dE > 0 ∧ ➜ Zufuhr von Wärme = Anwachsen der inneren Energie für z = const. ∧ ➜ Zufuhr von Wärme = unkontrolliertes Anwachsen der inneren Energie mit dΓ Σ ∧ ➜ Zufuhr von Wärme = Anwachsen des Phasenvolumens δQ = beachte: • δQ = dΓ/Σ gilt für quasistatisch-reversiblen Prozess, das System bleibt im TD GG 252 Verrichten von Arbeit Zufuhr von Wärme V V dE > 0 durch makroskopisch dE > 0 durch makroskopisch kontrollierten, quasistatischen Eingriff unkontrollierten, quasistatischen Eingriff dz 6= 0, Γ = const. z = const., dΓ > 0 ———————————————————————————————————— Beispiel: für N = 1, Pendel mit Fadenlänge l, Hamilton-Funktion Hl (q, p) Erhöhung der inneren Energie, dE > 0, durch Verrichten von Arbeit Zufuhr von Wärme l → l + dl, Γ = const. Γ → Γ + dΓ, l = const. kontrollierte Parameteränderung unkontrollierter Eingriff δW = h∂Hl /∂lidl δQ = dΓ/Σ(E, l) 253 Stoß beachte: • N = 1: auch der “unkontrollierte” Stoß könnte als kontrollierbar betrachtet werden • Unterscheidung zwischen Arbeit und Wärme erst für N → ∞ sinnvoll ———————————————————————————————————— entspricht δW = s X j=1 * ∂Hz + dzj ∂zj Γ der mechanischen Arbeit? Frage ist äquivalent zu: Ist die statistische Definition des Drucks ∂H + −p = ∂V * Γ,N 254 bzw. ist die statistische Definition des chemischen Potentzials ∂H + µ= ∂N * Γ,V etc. konsistent mit den in der TD gegebenen Definitionen? ———————————————————————————————————— Beispiel: Druck 3N p2i X + WWechselwirkung (q1, ..., q3N ) + WV (qi ) HV (q, p) = i=1 i=1 2m WV : Potenzial der Wand, die das Volumen V umschließt 3N X betrachte Volumenänderung durch Verschieben eines Flächenstücks A bei x0 bei x0 ist W = w(xi − x0) = αΘ(xi − x0) mit α → ∞ V A x x0 es ist: ∂HV (q, p) 1 ∂HV (q, p) 1 3N 1 X ∂w(xi − x0) X ∂Wx0 (xi ) = = = ∂V A ∂x0 A i=1 ∂x0 A i ∂x0 255 =− 1 X ∂Wx0 (xi) F (q1, ..., q3N ) 1 X (W and) Fi (xi) = − = A i ∂xi A i A (W and) – Fi : vom Wandelement auf i-tes Teilchen ausgeübte Kraft – F : von allen Teilchen auf das Wandelement ausgeübte Kraft – F : extensive Zufallsgröße, also Fluktuationen vernachlässigbar gemäß ZGWS – Erwartungswert hF i entspicht der makroskopschen Variable “Kraft” in der TD also: F ∂hHV i =− = pSM statistisch definierter Druck A ∂V ———————————————————————————————————— mechanischer Druck pTD = Beispiel: chemisches Potenzial es ist: ∂H + µ= ∂N * Γ,V ∂hHi(Γ, V, N ) ∂U = = ∂N ∂N Γ,V das war die in der TD gegebene Definition ———————————————————————————————————— definiere allgemein: 256 * ∂Hz + Kj = ∂zj verallgemeinerte Kräfte Γ dann ist: s ∂Hz + X dzj = Kj dzj δW = ∂z j=1 j=1 j Γ ———————————————————————————————————— s X * beachte: nach dem ZGWS ist hHz i = O(N ) und, da zj extensiv: * ∂Hz + ∂hHz iΓ,z = = O(1) ∂zj ∂zj Γ weiter ist: √ σHz = O( N ) und, da zj nicht fluktuiert (keine Zufallsgröße ist): √ σH z σ∂Hz /∂zj = = O(1/ N ) → 0 O(N ) ———————————————————————————————————— direkte Herleitung der Beziehung: 257 ∂hHz iΓ,z * ∂Hz + = ∂z ∂z Γ (der Einfachheit halber für s = 1, d.h. für nur eine Kontrollvariable z) KM: E(Γ, z) = hHz iΓ,z = Z dqdp 1 δ(E(Γ, z) − Hz (q, p)) Hz (q, p) Σ(Γ, z)∆z somit ist für Γ = const.: ∂hHz iΓ,z Z 1 ∂Hz (q, p) = dqdp δ(E(Γ, z) − Hz (q, p)) ∂z Σ(Γ, z)∆z ∂z 1 ∂ + dqdp Hz (q, p) δ(E(Γ, z) − Hz (q, p)) ∂z Σ(Γ, z)∆z Z * ∂Hz + ∂ Z 1 = δ(E(Γ, z) − Hz (q, p)) + E(Γ, z) dqdp ∂z ∂z Σ(Γ, z)∆z Γ 2.Term = 0 wegen Normierungsbedingung, q.e.d. ———————————————————————————————————— QM: 1 δ(E(Γ, z) − Hz ) Hz Σ(Γ, z)∆z Auswertung in ONB von Energieeigenzuständen: |En(z), γi mit E(Γ, z) = hHz iΓ,z = Sp 258 Hz |En (z), γi = En (z)|En(z), γi liefert: hHz iΓ,z = X n,γ 1 δ(E(Γ, z) − En(z)) En(z) Σ(Γ, z)∆z und damit: ∂hHz iΓ,z X 1 ∂En (z) = δ(E(Γ, z) − En(z)) n,γ Σ(Γ, z)∆z ∂z ∂z wegen Normierungsbedingung kein weiterer Beitrag mit dem Hellmann-Feynman-Theorem ∂Hz ∂En (z) = hEn(z), γ| |En(z), γi ∂z ∂z folgt: 1 ∂hHz iΓ,z X ∂Hz = δ(E(Γ, z)) − En(z)) hEn(z), γ| |En(z), γi n,γ Σ(Γ, z)∆z ∂z ∂z = X n,γ hEn(z), γ| ρΓ,z + * ∂H ∂H ∂Hz z z = |En(z), γi = Sp ρΓ,z ∂z ∂z ∂z Γ q.e.d. ———————————————————————————————————— Beweis des Hellmann-Feynman-Theorems (ohne Entartung, mit: analog) Übung 259 es gilt: 0= ∂ ∂ ∂hEn (z)| ∂|En(z)i 1 = hEn(z)|En(z)i = |En(z)i + hEn(z)| ∂z ∂z ∂z ∂z also: ∂En(z) ∂ = hEn(z)|Hz |En(z)i ∂z ∂z ∂hEn(z)| ∂|En(z)i ∂Hz = Hz |En(z)i + hEn(z)|Hz + hEn(z)| |En(z)i ∂z ∂z ∂z ∂hEn (z)| ∂|En(z)i ∂Hz + hEn (z)| = En (z) |En(z)i + hEn(z)| |En(z)i ∂z ∂z ∂z ∂Hz |En (z)i = hEn(z)| ∂z q.e.d. 260 7.5 Temperatur und Nullter Hauptsatz zwei beliebige Systeme in thermischem Kontakt: V1 V2 • Austausch von Wärme (unkontrollierter Energieaustausch auf mikroskopischer Ebene) • Gesamtsystem mit f = 5 Kontrollparametern: E und z = (V1, V2, N1 , N2) • Subsystem 1 und 2 mit jeweils f = 3 Kontrollparametern: E1 und z1 = (V1, N1 ) bzw. E2 und z2 = (V2, N2) • z, z1, z2 fest und z = z1 + z2 • H = E fest, Gesamtsystem isoliert • H1, H2 Zufallsgrößen • Hamilton-Funktion/-Operator: H(q, p) = H1(q1, p1) + H2(q2 , p2) + H12 H = H1 + H2 + H12 • H12: Oberflächenterm, vernachlässigbar gegen H1 , H2 261 KM es ist: (∆z1 ∆z2 = ∆V1∆N1 ∆V2∆N2) Z 1 Σ(E, z1, z2) = dqdp δ(E − Hz1 z2 (q, p)) ∆z1∆z2 Z Z 1 dq1dp1 dq2 dp2 δ(E − Hz1 (q1, p1) − Hz2 (q2, p2)) = ∆z1∆z2 Z Z Z 1 = dq1dp1 dq2dp2 dE1 δ(E1 − Hz1 (q1, p1))δ(E − E1 − Hz2 (q2, p2)) ∆z1∆z2 = Z 1 Z 1 Z dq1 dp1 δ(E1 − Hz1 (q1, p1)) dq2 dp2 δ(E − E1 − Hz2 (q2, p2)) dE1 ∆z1 ∆z2 = Z dE1 Σ1(E1, z1 )Σ2(E − E1, z2) QM Σ(E, z1, z2) = 1 1 Sp δ(E − Hz1 z2 ) = Sp 1 Sp 2 δ(E − Hz1 − Hz2 ) ∆z1∆z2 ∆z1∆z2 Z 1 Sp 1 Sp 2 dE1 δ(E1 − Hz1 )δ(E − E1 − Hz2 ) = ∆z1∆z2 Z 1 1 = dE1 Sp 1δ(E1 − Hz1 ) Sp 2δ(E − E1 − Hz2 ) ∆z1 ∆z2 = Z dE1 Σ1(E1, z1 )Σ2(E − E1, z2) 262 ———————————————————————————————————— Beweis der Beziehung Sp (A1A2 ) = Sp 1A1 Sp 2A2 für Operatoren des Subsystems 1 bzw. 2 ONB des Ein-Teilchen-Hilbert-Raums von Subsystem 1 |φα i mit α = 1, ..., d1 |ψβ i mit β = d1 + 1, ..., d1 + d2 ONB des Ein-Teilchen-Hilbert-Raums von Subsystem 2 – d1, d2: Dimensionen der Einteilchen-Hilbert-Räume – φα (r) = 0 für r ∈ V2 – ψβ (r) = 0 für r ∈ V1 ONB des N1 -Teilchen-Hilbert-Raums von Subsystem 1 |n1, ..., nd1 i mit X α nα = N1 ONB des N2 -Teilchen-Hilbert-Raums von Subsystem 2 |nd1+1, ..., nd1+d2 i mit X β nβ = N2 ONB des N -Teilchen-Hilbert-Raums des Gesamtsystems (Tensorprodukt!): 263 |n1, ..., nd1 , nd1+1, ..., nd1+d2 i = |n1, ..., nd1 i × |nd1+1, ..., nd1+d2 i = |m1i|m2i damit: Sp (A1A2 ) = X m1 m2 hm2|hm1|A1A2 |m1i|m2i = X m1 hm1|A1|m1i X m2 hm2|A2|m2i = Sp 1A1 Sp 2A2 ———————————————————————————————————— Analyse der Zustandsdichte: Σ(E, z1 , z2) = Z dE1Σ1(E1, z1)Σ2(E − E1, z2) Σ1(E1, z1 ) wächst extrem schnell mit E1 Σ2(E − E1, z2) fällt extrem schnell mit E1 Integral als Riemann-Summe schreiben, dE → ∆E Σ 2 (E−E1) Σ 1(E1) (max) E1 E1 264 Approximation der Summe durch maximalen Summanden liefert: X E1 (max) ∆E Σ1(E1, z1 )Σ2(E − E1, z2) = Σ1(E1 (max) , z1)Σ2(E − E1 , z2)∆E und somit: Σ(E, z1, z2)∆E = Σ1(E1, z1)∆E Σ2(E2, z2)∆E (max) für E1 = E1 (max) und E2 = E2 oder (max) ≡ E − E1 ln(Σ(E, z1, z2 )∆E) = ln(Σ1(E1, z1)∆E) + ln(Σ2(E2, z2)∆E) + O(ln N ) oder mit Σ(E, z)∆E ≈ Γ(E, z) (für N → ∞): ln Γ(E, z1, z2) = ln Γ1(E1, z1) + ln Γ2(E2, z2) ln Phasenvolumen additiv (mit nur logarithmischen Korrekturen) Bestimmung des Maximums: 0= 0= ∂ (Σ1(E1, z1)Σ2(E − E1, z2)) ∂E1 (max) E1 =E1 ∂Σ2(E − E1, z2) ∂Σ1(E1, z1) Σ2(E − E1, z2) − Σ1(E1, z1) ∂E1 ∂E2 265 (max) E1 =E1 (max) mit E2 (max) ≡ E − E1 ist also: (max) (max) 1 ∂Σ1(E1 ∂Σ2(E2 , z1) , z2 ) = (max) (max) ∂E1 ∂E2 Σ1(E1 Σ2(E2 , z1) , z2) also: 1 zwei beliebige Systeme in thermischem Kontakt haben im GG denselben Wert der Größe 1 ∂Σ(E, z) (Dimension: 1/Energie) Σ(E, z) ∂E also: T1 = T2 Nullter Hauptsatz gilt, falls 1 1 ∂Σ(E, z) = kB T Σ(E, z) ∂E statistische Definition der Temperatur (für jedes System gibt es also die) Zustandsgleichung: T = T (E, z) bzw. E = E(T, z) kalorische Zustandsgleichung ———————————————————————————————————— aus ln Γ(E, z) = ln(Σ(E, z)∆E) + O(ln N ) 266 folgt: ∂ ln Γ(E, z) ∂ ln(Σ(E, z)∆E) = + O(ln N/N ) ∂E ∂E im Limes N → ∞ ist also: 1 1 ∂Σ(E, z) ∂ ln(Σ(E, z)∆E) ∂ ln Γ(E, z) 1 ∂Γ(E, z) = = = = kBT Σ(E, z) ∂E ∂E ∂E Γ(E, z) ∂E ———————————————————————————————————— Ableitung der kalorischen Zustandsgleichung eines Systems: • H(q, p) bzw. H = H † aufstellen R • Σ(E, z)∆z = dqdpδ(E−Hz (q, p) bzw. Σ(E, z)∆z = Spδ(E−Hz (q, p) berechnen • 1/kBT = (∂Σ(E, z)/∂E)/Σ(E, z) nach E auflösen 7.6 Entropie betrachte quasistatischen Prozess, es gilt: s * ∂Hz + 1 X dΓ + dzj dE = Σ(E, z) j=1 ∂zj zugeführte Wärme: 267 δQ = 1 dΓ = Σ(E, z) dΓ ∂Γ(E,z) ∂E Temperatur: 1 1 ∂Γ(E, z) = kBT Γ(E, z) ∂E also: δQ dΓ dΓ 1 ∂Γ(E, z) = ∂Γ(E,z) = = d ln(const. × Γ(E, z)) kBT Γ(E, z) ∂E Γ(E, z) ∂E Entropie nach Clausius: dS = δQ/T , definiere also: dS = kB d ln(const. × Γ(E, z)) dS ist ein totales Differenzial ! definiere weiter (Integrationskonstante = 0 gesetzt, nur damit ist 3. HS erfüllt, s.u.): S(E, z) = kB ln(αΓ(E, z)∆z) statistische Definition der Entropie nach Boltzmann “S = k log W ” Inschrift auf Grabstein von Boltzmann in Wien bis auf vernachlässigbare logarithmische Korrekturen gilt alternativ: S(E, z) = kB ln(αΣ(E, z)∆E∆z) • beachte: αΓ(E, z)∆z bzw. αΣ(E, z)∆E∆z ist dimensionslos 268 • Diskretisierung des Phasenraums in Zellen mit Volumen ∆v = h3N ➜ αΣ(E, z)∆E∆z: Anzahl der Zellen (Zustände im diskretisierten Phasenraum bzw. im Hilbert-Raum), die mit NBen (E, z fest) verträglich sind • Entropie als (logarithmisches) Maß für erlaubtes Phasenvolumen ———————————————————————————————————— Wahl von α: α=1 α= (QM) 1 h3N N ! (KM) • α wird so gewählt, dass SQM → SKM im klassischen Limes (s.u.) • Clausius-Formel dS = δQ/T nur für Prozesse mit N = const. abgeleitet ➜ α darf N -abhängig sein ———————————————————————————————————— jetzt gilt unmittelbar: T dS = δQ = dE − δW Grundgleichung der TD und (da ln Phasenvolumen additive Größe): S ist extensiv 269 (KM: nur inklusive des Faktors α ist S additiv/extensiv (s.u.), Extensivität von S wurde in der TD zur Festlegung der N -Abhängigkeit von S benutzt!) ———————————————————————————————————— Zusammenhang mit Shannon-Information: σ(p1, ..., pM ) = − M X k=1 pk ln pk QM: diskreter Zustandsraum k = (En, Vm, Np , γ) (KM: (kleines) Problem mit Faktor α, siehe Diskussion weiter unten) mikrokanonische WK: pk = p(En, Vm, Np, γ) = 1 δ(E − En)δ(V − Vm)δ(N − Np ) = Σ(E, V, N ) Σ(E, V, N )∆E∆V ∆N falls NB (δ(E − En)∆E = 1, etc.) erfüllt pk = 0 sonst damit: 1 1 ln σ=− Σ(E, V, N )∆E∆V ∆N En ,Vm ,Np ,γ Σ(E, V, N )∆E∆V ∆N NBen X mit der Normierungsbedingung folgt: 270 1 = − ln Σ(E, V, N )∆E∆V ∆N 1 S(E, V, N ) kB Entropie ist kB× Maximalwert (unter NBen) der Shannon-Information: = ln (Σ(E, V, N )∆E∆V ∆N ) = S(E, z) = kB max σ(p1, ..., pM ) E,z fest • Shannon-Information: Funktion des (gemischten) Mikrozustands • Entropie: Funktion des Makrozustands, abhängig von den kontrollierbaren Makrovariablen • vermeidet Gibbsches Paradoxon (s.o.) ———————————————————————————————————— S(E, V, N ) = kB ln(αΣ(E, V, N )∆E∆V ∆N ) Konsistenzchecks: ∂ ∂S = kB ln(αΣ(E, V, N )∆E∆V ∆N ) ∂E V,N ∂E 1 1 ∂Σ(E, V, N )/∂E = kB = = kB Σ(E, V, N ) kBT T ➜ statistische Definition der Temperatur 271 ———————————————————————————————————— ∂S ∂ kB ln(αΣ(E, V, N )∆E∆V ∆N ) = ∂V E,N ∂V ∂Σ(E, V, N )/∂V 1 Σ(E, V, N ) ∂Σ(E, V, N )/∂V = = kB Σ(E, V, N ) T ∂Σ(E, V, N )/∂E Σ(E, V, N ) 1 ∂Σ(E, V, N )/∂V 1 ∂E 1 ∂E = =− =− T ∂Σ(E, V, N )/∂E T ∂V Σ,N T ∂V S,N p 1 * ∂H + = =− T ∂V S,N T (quasistatische Kontrollparameteränderung, adiabatisch: Γ, Σ, S = const.) ➜ statistische Definition des Drucks beachte hier: ∂X ∂Y ∂Z = −1 ∂Y Z ∂Z X ∂X Y etc. ———————————————————————————————————— ∂S ∂ = kB ln(αΣ(E, V, N )∆E∆V ∆N ) ∂N E,V ∂N 1 Σ(E, V, N ) ∂Σ(E, V, N )/∂N ∂Σ(E, V, N )/∂N = = kB Σ(E, V, N ) T ∂Σ(E, V, N )/∂E Σ(E, V, N ) 272 1 ∂Σ(E, V, N )/∂N 1 ∂E 1 ∂E = =− =− T ∂Σ(E, V, N )/∂E T ∂N Σ,V T ∂N S,V µ 1 * ∂H + =− =− T ∂N S,V T (klassisch ist die N -Abhängigkeit von α zu berücksichtigen, gleiches Resultat) ➜ statistische Definition des chemischen Potenzials 273 274 Chapter 8 Einfache Anwendungen 8.1 Gleichverteilungssatz Jeder “Freiheitsgrad” (qi oder pi), der quadratisch in die Hamilton-Funktion eingeht, liefert einen Beitrag 1 kBT zur inneren Energie U 2 bzw. kB ∂U zur Wärmekapazität CV N = 2 ∂T V,N beachte: Gleichverteilungssatz gilt nur im Rahmen der KM ———————————————————————————————————— Beispiel: klassisches einatomiges ideales Gas 275 p2i HV,N (q, p) = + VWand(q1, ..., q3N ) 2m i=1 ➜ 3N Freiheitsgrade, die quadratisch in H eingehen (pi ) 3N X ➜ 3N Freiheitsgrade, die keinen Beitrag zu U liefern (qi ) also: 1 U = 3N kBT kalorische Zustandsgleichung 2 ———————————————————————————————————— Beweis: mit πi = qi oder πi = pi ist * ∂HV,N (π) + Z ∂HV,N (π) πi = dπ ρE,V,N (π)πi ∂πi ∂πi mit 1 δ(E − HV,N (π)) ρE,V,N (π) = Σ(E, V, N ) ∆V ∆N folgt: * Z ∂HV,N (π) + 1 ∂HV,N (π) πi = dπ δ(E − HV,N (π))πi ∂πi Σ(E, V, N ) ∆V ∆N ∂πi ∂ Z ∂HV,N (π) 1 dπ Θ(E − HV,N (π))πi = Σ(E, V, N ) ∆V ∆N ∂E ∂πi 276 es ist: ∂ ∂HV,N (π) = E − HV,N (π) + (πi(HV,N (π) − E)) ∂πi ∂πi zweiter Term eingesetzt: Z ∂(πi(HV,N (π) − E)) Z ∂Fi (π) dπ Θ(E − HV,N (π)) = H<E dπ =0 ∂πi ∂πi denn Fi (π) ≡ (πi(HV,N (π) − E)) = 0 auf HV,N (q, p) = E πi bleibt Beitrag des ersten Terms: * ∂HV,N (π) + πi ∂πi ∂ Z 1 dπ Θ(E − HV,N (π))(E − HV,N (π)) = Σ(E, V, N ) ∆V ∆N ∂E Z 1 = dπ Θ(E − HV,N (π)) Σ(E, V, N ) ∆V ∆N Γ(E, V, N ) Γ(E, V, N ) Σ(E, V, N ) = ∂Γ(E,V,N) = ∂Σ(E,V,N) = Σ(E, V, N ) ∂E ∂E mit Γ = Σ∆E für N → ∞, und deshalb: * kB ∂HV,N (π) + 1 πi = ∂ ln(αΣ(E,V,N)∆E∆V ∆N = ∂S(E,V,N) = kBT ∂πi ∂E ∂E ———————————————————————————————————— 277 es ist also: * ∂HV,N (π) + unabhängig von i πi = kBT ∂πi sei p2i + cqi2 + H ′ H= mit H ′ unabhängig von qi , pi, c = const. 2m dann ist: * 2 + * pi mq̇i + 1 * + 1 * ∂H + 1 = pi = piq̇i = pi = kB T 2m 2m 2 2 ∂pi 2 und: + * + 1 * ∂H + 1 1* 2 cqi = qi 2cqi = qi = kBT 2 2 ∂qi 2 ———————————————————————————————————— Beispiel: Gitterschwingungen in Festkörpern N Kristallatome im Gitter: harmonische Schwingungen hohe T ➜ klassische Statistik gültig 3N Impulse, 3N Koordinaten quadratisch in H also: CV,N 1 ∂U = kB × 6N = 3N kB = ∂T V,N 2 278 Dulong-Petitsches Gesetz – empirisch gut bestätigt, solange kB T ≫ ~ω (ω: Schwingungsfrequenz) – kB T ∼ ~ω ➜ QM Rechnung (s.u.): CV,N = 2 β~ω 2 3N kB sinh β~ω 2 (β = 1/kBT ) T → ∞, β → 0: CV,N → 3N kB, denn sinh x = x + O(x3), klassischer Limes T → 0, β → ∞: CV,N → 3N kB(β~ωe−β~ω/2)2 → 0 (konsistent mit 3.HS !) ➜ CV,N durch Quanteneffekte für T → 0 exponentiell unterdrückt CV,N /Nk 3 klassischer Limes kT/ h ω ———————————————————————————————————— 279 Beispiel: Gase bei hohen T : einatomig, Bsp: Ar,Xe 3N Freiheitsgrade (pi ) quadratisch in H 3 CV,N = N kB einatomig 2 zweiatomig, mehratomig, Bsp: O2, N2 , H2O 2 (oder mehr) zusätzliche Schwingungsfreiheitsgrade bei Raumtemperatur aber meist kB TRaum ≪ ~ωSchwingungen ➜ durch Quanteneffekte unterdrückt, Schwingungsfreiheitsgrade “ausgefroren” 2 bzw. 3 Rotationsfreiheitsgrade (zwei-/mehratomige Gase) 1 2 1 L2 ~2 ∼ εrot = Θω = 2 2Θ Θ (Θ: Trägheitsmoment, L = Θω) zweiatomig: Θ bzgl. Molekülachse klein ➜ kBTRaum ≪ εrot also: für Raumtemperatur typischerweise: 5 CV,N = N kB 2 zweiatomig CV,N = 3N kB mehratomig 280 8.2 Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung klassisches (nicht ideales, wechselwirkendes) Gas v 1 = p1/m: Geschwindigkeit des Teilchens “1” ist eine Zufallsvariable WK, dass Teilchen 1 die Geschwindigkeit v 1 in d2v1 besitzt: ρ(v 1)d3v1 =? es ist: ρ(mv 1) = = Z Z Z d3p2 · · · d3pN Z 3 3 d p1 · · · d pN Z Z dq13 · · · Z Z dq13 · · · d3qN ρE,V,N (q, p) d3qN ρE,V,N (q, p)δ(p1 − mv 1) 1 1 hδ(p1/m − v 1)i = ρ(v 1) m m (im letzten Schritt benutzt: ρ(y) = hδ(y − f (x))i falls y = f (x) und ρ(x) gegeben) = hδ(p1 − mv 1)i = MK WK-Dichte: 1 δ(E − HV,N (q, p)) Σ(E, V, N )∆V ∆N also (nur die v 1-Abhängigkeit ist hier von Interesse): ρE,V,N (q, p) = ρ(v 1) ∝ Z Z 3 3 Z 3 d p1 · · · d pN Z 3 = m d p2 · · · d pN Z Z d3N q δ(E − HV,N (q, p))mδ(p1 − mv 1) d3N q δ(E − HV,N (q, p)|p1 =mv1 ) 281 Hamilton-Funktion: p2j + V (q 1, ..., q N ) HV,N (q, p) = j=1 2m N X 1 1 g 2 HV,N (q, p)|p1=mv 1 = HV,N (0, p2, ..., pN , q) + mv 21 ≡ H V,N (q, p) + mv 1 2 2 damit: Z Z Z 1 g 3 3 ρ(v 1) ∝ d p2 · · · d pN d3N q δ(E − mv 21 − H V,N (q, p)) 2 1 1 f ∝ Σ(E − mv 21, V, N ) ≈ Σ(E − mv 21, V, N ) 2 2 in sehr guter Näherung ! (die Abhängigkeit der Zustandsdichte vom ersten Argument ändert sich quasi nicht, falls N → N − 1) 1 jetzt ist mv 21 ≪ E, also: 2 ∂ ln Σ(E, V, N ) 1 1 · mv 21 ln Σ(E − mv 21, V, N ) ≈ ln Σ(E, V, N ) − 2 ∂E 2 (Entwicklung des ln wegen der extrem starken E-Abhängigkeit von Σ sinnvoller) und mit 1/kBT = (∂/∂E) ln Σ(E, V, N ): 1 ρ(v 1) ∝ exp ln Σ(E − mv 21, V, N ) 2 282 ∂ ln Σ(E, V, N ) 1 1 1 ln Σ(E, V, N ) − ∝ exp − = exp · mv 21 mv 21 ∂E 2 kBT 2 Normierung (Index 1 weglassen): Z d3v ρ(v) = 1 legt Konstante fest (einfaches Gaußintegral): 2 3/2 m mv ρ(v) = exp − 2πkBT 2kBT Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung – gilt für klassische System mit beliebigem Wechselwirkungspotenzial ! es ist ρ(v) = ρ(vx)ρ(vy )ρ(vz ) und mvi2 m 1/2 exp − ρ(vi ) = 2πkBT 2kBT symmetrische Verteilung ➜ hvii = 0 Varianz: hvi2i = Z dvi vi2 1/2 m 2πkBT − exp mvi2 2kBT 283 =− =− 1/2 m 2kBT ∂ dvi m ∂x 2πkBT Z 2kBT ∂ x m ∂x −1/2 = x=1 −x exp mvi2 2kBT kBT m x=1 oder einfacher mit GVS: 2 * p2i + 21 kB T 2 hvi i = = kB T = m 2m m2 m es folgt: kB T = mhvi2i Temperatur: mittlere quadratische Geschwindigkeitsschwankung (allgemeine, mikroskopische Veranschaulichung des Temperaturbegriffs !) 8.3 Zustandsdichte eines idealen Gases ideales (einatomiges) Gas: p2i + WWand,V (q1, ..., q3N ) HV,N (q, p) = i=1 2m Zustandsdichte: Σ(E, V, N ) 3N X 284 KM: Σ(E, V, N )∆V ∆N = =VN Z Z dqdp δ(E − HV,N (q, p)) E − dp1 · · · dp3N δ 3N X p2i i=1 2m δ(...) = 0, falls qi ∈ / V , und W (...) = 0, falls qi ∈ V 2 Z 3N X pi N ∂ =V dp1 · · · dp3N Θ E − ∂E 2m i=1 √ ∂ V3N ( 2mE) =VN ∂E VD (R): Volumen einer D-dimensionalen Kugel vom Radius R VD (R) = Z dx1 · · · dxD Θ(R2 − X i x2i ) = RD VD (1) 1 1 D 1 = SD (1) r = SD (1) VD (1) = dΩ 0 dr r D 0 D SD (1): Oberfläche der D-dimensionalen Einheitskugel Z Z 1 D−1 π D/2 SD (1) = 2 (D/2 − 1)! damit folgt: √ 3N 1 π 3N/2 N ∂ 2mE Σ(E, V, N )∆V ∆N = V 2 ∂E 3N (3N/2 − 1)! 285 =V N 3N 2 (2mE) (3N/2)−1 1 π 3N/2 2m 2 3N (3N/2 − 1)! π 3N/2 1 3N/2 (2mE) Σ(E, V, N )∆V ∆N = V E (3N/2 − 1)! ———————————————————————————————————— N QM: gleiche Rechnung für hohe T Zustandsdichte: 1 d Sp (δ(E − H V,N )) ∆V ∆N zur Auswertung der Spur: Energieeigenzustände Σ(E, V, N ) = Hamilton-Operator: H= N X j=1 (j) H1 p2 + W1,Wand,V (r) mit H1 = 2m Ein-Teilchen-Problem: H1 |φi = ε|φi Ortsdarstellung: ~2 − ∆φ(r) = εφ(r) 2m Wandpotenzial: zyklische Randbedingungen auf Würfel mit V = L3: 286 φ(r + Leµ) = φ(r) eµ : Einheitsvektor in µ = x, y, z-Richtung (Form der RB und des Volumens unwichtig, Ergebnisse nur von V abhängig) Lösungsansatz: φk (r) = const. eikr Lösung, falls: ~2 k 2 ≡ ε(k) = ε 2m Normierung: Z V also: d3r |φk (r)|2 = 1 1 φk (r) = √ eikr V Ein-Teilchen-Energieeigenzustände RB: eik(r+Leµ) = eikr also: kµ = 2π nµ L ⇒ eiLkeµ = eiLkµ = 1 nµ ganze Zahl erlaubte k-Vektoren 287 Rastervolumen im k-Raum: (2π)3 3 ∆k= V k 2π /L ———————————————————————————————————— N-Teilchen-Problem: H|Ψi = E|Ψi wegen H = X j (j) H1 sind Produktzustände Eigenzustände: (1) (N) H|φk1 i · · · |φkN i = N X j=1 (1) (N) |φk i · · · |φk i ε(kj ) 1 N physikalischer Hilbert-Raum: (anti-)symmetrisierte Produktzustände (±) (1) (N) (±) (N) (1) HSN |φk1 i · · · |φkN i = SN H|φk1 i · · · |φkN i = ebenfalls Eigenzustände 288 N X j=1 (±) (1) (N) SN |φk i · · · |φk i ε(kj ) 1 N Eigenenergien: E = E(k1, ..., kN ) = N X j=1 ε(kj ) ———————————————————————————————————— Zustandsdichte: d Σ(E, V, N )∆V ∆N = Sp (δ(E − H V,N )) = X N−Teilchen-Zustände δ(E − E(k1, ..., kN )) (±) (1) (N) Summation über alle verschiedenen N -Teilchen-Energieeigenzustände SN |φk1 i · · · |φkN i exakte quantenmechanische Rechnung: • summiere über alle Besetzungszahlen nk (mit (±) (1) (N) |nk1 nk2 ...i = K±SN |φk1 i · · · |φkN i P k nk = N ): • Anzahl der Zustände (für d < ∞ Ein-Teilchen-Zustände): Bosonen: d+N −1 M = N Fermionen: d M = N hier semiklassische Rechnung, gültig für hohe Temperaturen (klassischer Limes): • summiere unabhängig über alle k1, ..., kN • damit entstehen auch Besetzungszahlen nk > 1, aber für hohe T nur selten ➜ für Fermionen nur im klassischen Limes (hohe T ) gültig 289 • ergänze Faktor 1/N !, da Permutationen der k1, ..., kN nicht zu neuen (anti-)symmetrischen Produktzuständen führen • für Besetzungszahlen nk > 1 liefern Permutationen sowieso keine neuen Produktzustände ➜ auch für Bosonen nur im klassischen Limes gültig • Anzahl der Zustände (für d < ∞ Ein-Teilchen-Zustände): dN M= N! also (semiklassisch): 1 1 X X · · · δ(E − E(k1, ..., kN )) ∆V ∆N N ! k1 kN ———————————————————————————————————— Σ(E, V, N ) ≈ Abschätzung der Anzahl von Zuständen für N ≪ d und d = dim H1 endlich: 1 N semiklassisch: M = d N! ln M ≈ N ln d − N ln N d+N −1 Bosonen: M = N ln M ≈ (d + N − 1) ln(d + N − 1) − N ln N − (d − 1) ln(d − 1) ≈ d ln d + N ln d − N ln N − d ln d = N ln d − N ln N 290 Fermionen: M = d N ln M ≈ d ln d − N ln N − (d − N ) ln(d − N ) ≈ d ln d − N ln N − d ln d + N ln d = N ln d − N ln N ———————————————————————————————————— für L → ∞ (V → ∞) ist V X 3 V Z 3 X = ∆k→ dk (2π)3 k (2π)3 k somit: 2 2 N Z Z N 1 1 V X ~ kj 3 3 E − Σ(E, V, N ) = d k · · · d k δ 1 N 3N ∆V ∆N (2π) N ! j=1 2m mit Substitution pj = ~kj : Z N p2 1 Z 3 VN 1 X j 3 E − d p · · · d p δ Σ(E, V, N ) = 1 N ∆V ∆N (2π~)3N N ! j=1 2m 1 1 Z 1 Σ(E, V, N ) = dqdp δ (E − HV,N (q, p)) ∆V ∆N (2π~)3N N ! also (für hohe T ): ΣQM (E, V, N ) = 1 1 ΣKM(E, V, N ) = αΣKM(E, V, N ) (2π~)3N N ! 291 erklärt Wahl von α 1 : “korrekte Boltzmann-Abzählung” N! 1 • : Diskretisierung des Phasenraums in Zellen mit Phasenvolumen (2π~)3N 3N (2π~) • ———————————————————————————————————— System mit verschiedenen Teilchensorten (Komponenten): α= 1 Q 3N α Nα !(2π~) α (Permutation unterscheidbarer Teilchen liefert neue Zustände) 8.4 Entropie eines klassischen idealen Gases Entropie: S(E, V, N ) = kB ln (αΣ(E, V, N )∆E∆V ∆N ) mit: α = 1/(h3N N !) Zustandsdichte (klassisch): 1 π 3N/2 3N/2 Σ(E, V, N )∆V ∆N = V (2mE) E (3N/2 − 1)! N 292 damit: N 1 1 ∆E V (2mEπ)3N/2 S(E, V, N ) = kB ln 3 h N! E (3N/2 − 1)! mit N ! ≈ N N e−N , 3N/2 − 1 → 3N/2 ist: S(E, V, N ) = kB ln N V e ∆E 2mEπe h3 N E 3N/2 3N/2 ln ∆E/E kann gegen (extensive) Terme ∝ N vernachlässigt werden: S(E, V, N ) = N kB ln Ve h3 N 2mEπe 3N/2 3/2 = N kB ln V 3 E 3 4πm 5 S(E, V, N ) = N kB ln + ln + ln + N 2 N 2 3h2 2 Sackur-Tetrode-Gleichung – gleiches Resultat wie in TD – zusätzlich: Entropie-Konstante σ0 = 3 4πm 5 ln + 2 3h2 2 – S extensiv 293 3/2 V E N N 3/2 4mπ 3h2 e5/2 Zustandsgleichungen des idealen Gases: 1 3 1 ∂S = = N kB (kalorische Zustandsgleichung) T ∂E V,N 2 E 1 p ∂S (thermische Zustandsgleichung) = = N kB T ∂V E,N V ———————————————————————————————————— Gültigkeitsbereich? mit E = 3N kBT /2 ist: 3 3 V S = S(T, V, N ) = N kB ln + ln kB T + σ0 N 2 2 3/2 3/2 5 4πm V 3 ln = N kB kBT 2 + N 2 3h 2 also: v 5 S(T, V, N ) = N kB ln 3 + λ 2 mit v = V /N und λ=√ h 2πmkBT thermische de Broglie-Wellenlänge Interpretation: 294 – Teilchen mit thermischer Energie ε ∼ kBT (Gleichverteilungssatz!) √ – freies Teilchen ➜ p = 2mε – de Broglie-Wellenlänge λ = h/p √ also: λ ∼ h/ 2mkBT ———————————————————————————————————— für λ3 ≪ v = V /N : ➜ Volumen pro Teilchen groß gegen Volumen, bei dem QM-Effekte wichtig werden ➜ klassische Approximation korrekt (große E, hohe T ) 295 Sattelpunktsmethode 8.5 mathematischer Einschub: Sattelpunktsmethode wird für die Auswertung der QM Zustandsdiche benötigt ———————————————————————————————————— f (z) analytisch mit f ′ (z0) = 0, C: beliebiger Weg ➜ Z Nf (z) dz e = C also: ln v u u u t 2π Nf (z0 ) e −N f ′′ (z0) für N → ∞ Z Nf (z) dz e = N f (z0 ) + O(ln N ) C ———————————————————————————————————— schreibe f = u + iv, z = x + iy für z = z0 gilt: df ∂f ∂u ∂v ∂u =0 ➜ = +i =0 ➜ = 0, dz ∂x ∂x ∂x ∂x analog (für z = z0): ∂v ∂u = 0, =0 ∂y ∂y mit Cauchy-Riemann-DGLs: 296 ∂v =0 ∂x ∂u ∂v ∂u ∂v = =− ∂x ∂y ∂y ∂x folgt weiter: ∂ 2u ∂ ∂v ∂ 2u ∂ ∂v = =− 2 = ∂x2 ∂x ∂y ∂y ∂x ∂y ∂ 2v ∂ 2v =− 2 analog: ∂x2 ∂y ➜ u(x, y), v(x, y) haben in z0 einen Sattelpunkt wähle C ′ durch z0 mit gleichem Anfangs- und Endpunkt, es ist Z C dz... = Z C′ dz... Im z z0 C’ C Re z Entwicklung von f um z0, Polardarstellung: 297 1 f (z) = f (z0 + reiϕ) ≈ f (z0 ) + f ′′ (z0)r2e2iϕ 2 (Terme dritter und höherer Ordnung vernachlässigt) schreibe f ′′ (z0) = ReiΦ , damit ist: 1 1 f (z) = f (z0 ) + ReiΦ r2e2iϕ = f (z0 ) + Rr2ei(Φ+2ϕ) 2 2 wähle C ′ so, dass (bei z0): π 1 ϕ=− Φ+ 2 2 dann ist: 1 f (z) = f (z0 ) − Rr2 2 Realteil 1 u(z) = u(z0) − Rr2 2 hat in z0 in der durch ϕ gegebenen Richtung ein Maximum (Imaginärteil v(z) konstant bei z0 entlang C ′ ) ➜ zweiter Faktor des Integranden nahe bei z0: eNf (z) = eiNv(z0 )eNu(z) hat bei z0 entlang C ′ ein extrem scharfes Maximum (N → ∞), also: 298 Z Nf (z) Nf (z0 ) dz e C =e Z 1 ′′ (z )(z−z )2 0 0 dz eN 2 f C′ (N → ∞) mit dz = eiϕ dr (ϕ = −Φ/2 + π/2 fest) folgt für N → ∞: Nf (z0 ) =e r Z r0 iϕ −r0 − 21 NRr 2 dr e e Nf (z0 ) iϕ =e e Z ∞ 1 dr e− 2 NRr −∞ 2 mit y = r N R/2 ist: = eNf (z0 )eiϕ v u Nf (z0 ) u u t1 =e v u u Nf (z0 ) u t v u u u u t1 v u 1 Z∞ π −y 2 Nf (z0 ) iϕ u u dy e = e e t1 −∞ 2N R 2N R v u π π Nf (z0 ) u u = e t1 −2iϕ i(Φ−π) 2 N Re 2 N Re 2π −N f ′′ (z0) beachte: Probleme der Methode bei mehreren Sattelpunkten =e 8.6 Quantenmechanisches System harmonischer Oszillatoren N Teilchen, Koordinaten qi , Impulse pi (i = 1, ..., N ), eindimensional [qi , pj ] = i~δij (i, j = 1, ..., N ) Hamilton-Operator des i-ten Teilchens: harmonischer Oszillator 299 p2i 1 = + mωi2 qi2 2m 2 Gesamtsystem: (i) H1 HN = N X i=1 (i) H1 Realisierung: – Atome auf Plätzen eines (D = 1) Gitters – qi : Auslenkung relativ zum Gitterpunkt i – vereinfachend: ungekoppelte Oszillatoren (sonst: Hauptachsentransformation) – kleine Auslenkungen ➜ harmonisches Potenzial ———————————————————————————————————— Strategie: 1. Eigenwertproblem zu H1 2. Eigenzustände und -energien zu HN 3. Kontrollparameter: E und N Zustandsdichte Σ(E, N )∆N = Sp δ(E − HN ) Auswertung der Spur: ONB aus Energieeigenzuständen 4. Anwendung der Sattelpunktsmethode 300 5. Entropie: S(E, N ) = kB ln(Σ(E, N )∆E∆N ) Ableitung von Zustandsgleichungen und Antwortkoeffizienten ———————————————————————————————————— 1) Transformation auf Erzeuger/Vernichter: qi = es ist: v u u u t ~ (ci + c†i ) 2mωi m~ωi (ci − c†i ) 2 [ci , c†j ] = δij ➜ [qi , pj ] = i~δij und: pi = −i v u u u t 1 ni + = ~ωi c 2 Besetzungszahloperator: (i) H1 † c = c c n i i i Eigenwertgleichung: (i) (i) c |n i = n |n i n i i i i mit ni = 0, 1, 2, ... und gni = 1 (ni nicht entartet) (i) (i) (i) es ist: H1 |ni i = εi(ni)|ni i mit 301 1 εi(ni) = ~ωi ni + ni = 0, 1, 2, ... 2 ———————————————————————————————————— 2) Viel-Teilchen-Problem: kleine Auslenkungen: ➜ kein Überlapp der Wellenfunktionen zweier Teilchen ➜ niemals zwei Teilchen im gleichen Oszillator ➜ jedes Teilchen hat seinen eigenen Ein-Teilchen-Hilbert-Raum ➜ Teilchen unterscheidbar (i) HN = ⊗N i=1 H1 ONB von HN : (1) (2) (N) {|n1 i|n2 i · · · |nN i} (Produktzustände) (i) mit ONB von H1 : (i) {|ni i} ———————————————————————————————————— M = dim HN , d = dim H1 (endlich) ununterscheidbare Teilchen: 302 QM, Bosonen QM, Fermionen φ 1 φ 2 φ 3 ... Ein−Teilchen− Zustände φd M = φ 1 φ 2 φ 3 ... d+N −1 N M = d N φd Ein−Teilchen− Zustände (durch räumliche Trennung) unterscheidbare Teilchen: QM, Teilchen in separaten Subsystemen φ 1 φ 2 φ 3 ... φd φ 1 φ 2 φ 3 ... φd φ 1 φ 2 φ 3 ... φd Ein−Teilchen− Zustände M = dN d: Dimension desjenigen Unterraums des gesamten Ein-Teilchen-Hilbert-Raums, in dem sich ein Teilchen aufhalten kann ———————————————————————————————————— (für Puristen:) Einschub zur Begründung der Unterscheidbarkeit beachte: prinzipiell sind auch identische Teilchen, die räumlich getrennt sind (kein Überlapp von Wellenfunktionen), ununterscheidbar und somit als Bose-/Fermi-System zu behandeln, aber die Behandlung als unterscheidbare Teilchen liefert dieselben Ergebnisse: 303 betrachte Messung einer “lokalen” Observablen A, d.h. A= N X i=1 A(i) Erwartungswert in (anti-)symmetrisiertem Produktzustand: hAi = N 2 (1) (N) (±) X (i) (±) (1) K±hφα1 | · · · hφαN |SN A SN |φα1 i · · · |φ(N) αN i i=1 die Teilchen befinden sich in paarweise verschiedenen Ein-Teilchen-Zuständen (dim H1 = N d bei Beschreibung mit ununterscheidbaren Teilchen!) ➜ Besetzungszahlen nα = 0, 1 ➜ K±2 = N ! hAi = N ! N X i=1 (±) (1) (N) (N) (i) hφ(1) α1 | · · · hφαN |A SN |φα1 i · · · |φαN i (±) Permutationsoperator P in SN = X P (±1)pP/N ! wirkt auf Teilchenindizes oder (nach Umsortieren des Produkts) auf Quantenzahlen αi : hAi = N X X i=1 P (N) (i) (1) (N) (±1)phφ(1) α1 | · · · hφαN |A |φαp(1) i · · · |φαp(N ) i wegen nα = 0, 1 liefert nur P = 1 einen nichtverschwindenden Beitrag: hAi = N X i=1 (i) (i) hφ(i) αi |A |φαi i es ist also: 304 hAi = N X i=1 (N) (N) (i) (1) hφ(1) α1 | · · · hφαN |A |φα1 i · · · |φαN i (N) (1) (N) hAi = hφ(1) α1 | · · · hφαN |A|φα1 i · · · |φαN i Erwartungswert in Produktzustand (unterscheidbare Teilchen) mit analoger Rechnung für hΨ1 +cΨ2|A|Ψ1 +cΨ2i mit c = 1 bzw. c = i und N -TeilchenZuständen |Ψ1,2i sind auch allgemeine Matrixelemente lokaler hermitescher Operatoren mit (nicht (anti-)symmetrisierten) Produktzuständen ausdrückbar beachte weiter: • für ein Bose-/Fermi-System ergibt sich nα = 0, 1 auch im klassischen Limes, da für T → ∞ oder v = V /N → ∞ Doppelbesetzungen unwahrscheinlich werden; im klassischen Limes kann also mit unterscheidbaren Teilchen gerechnet werden • um die richtige Anzahl von Zuständen beizubehalten (z.B. bei der Auswertung der Spur, siehe ideales Quantengas im klassischen Limes oder System harmonischer Oszillatoren hier) ist zu berücksichtigen, dass (falls nα = 0, 1) die N ! Produktzustände (N) P|φ(1) α1 i · · · |φαN i (für die N ! Permutationen) zum gleichen (anti-)symmetrisierten (±) (N) Produktzustand SN |φ(1) α1 i · · · |φαN i korrespondieren und denselben physikalischen Zustand beschreiben • daher ist der Faktor 1/N ! zu ergänzen (korrekte Boltzmann-Abzählung) oder der Zustandsraum auf den 1/N !-ten Teil zu begrenzen, was dadurch erreicht werden kann, 305 dass Teilchen “1” sich nur im ersten Teil des Ein-Hilbert-Teilchen-Raums aufhalten kann, Teilchen “2” nur im zweiten Teil etc. (Letzteres ist Grundlage der folgenden Rechnung, siehe Formel für die Zustandsdichte unten) ———————————————————————————————————— Gesamtenergie: (1) (N) H|n1 i · · · |nN i = N X i=1 (i) (N) (1) H1 |n1 i · · · |nN i = N X i=1 (1) (N) εi(ni)|n1 i · · · |nN i 1 ni = 0, 1, 2, ... E = E(n1, ..., nN ) = εi(ni) = ~ω ni + 2 i=1 i=1 vereinfachend: Oszillatoren gleicher Frequenz ωi = ω 1 ➜ E i.allg. stark entartet, GZE: E0 = ~ωN (nicht entartet) 2 ———————————————————————————————————— N X N X 3) Zustandsdichte: Σ(E, N )∆N = Sp δ(E − HN ) = ∞ X n1 =0 ··· 1 Z∞ iEs ds e mit δ(E) = ist: 2π −∞ ∞ X nN =0 δ(E − E(n1, ..., nN )) 1 Z∞ Σ(E, N )∆N = ··· ds exp (i(E − E(n1, ..., nN ))s) n1 =0 nN =0 2π −∞ ∞ X ∞ X 306 N ∞ ∞ 1 Z∞ X X X −is = ~ω(nj + 1/2) exp(iEs) exp · · · ds −∞ 2π nN =0 n1 =0 j=1 ∞ ∞ Y N 1 Z∞ X i(E−E0 )s X = ds e · · · e−is~ωnj −∞ 2π n1 =0 nN =0 j=1 N ∞ 1 Z∞ i(E−E0 )s Y X −is~ω nj = ds e e 2π −∞ j=1 nj =0 es ist: 1 1 is~ω − ln(2i sin( 1 s~ω)) 1 e 2 is~ω 2 2 e = e = e = 1 is~ω 1 is~ω −is~ω − 1−e n=0 −e 2 e2 ———————————————————————————————————— ∞ X −is~ω n Zwischenbemerkung: Ausweg: ersetze Z ∞ ∞ X n=0 −is~ω n e ist eine divergente Reihe! dsF (s) durch lim −∞ Z ∞ ε→0 −∞ −is~ω −ε~ω damit wird z ≡ e−is~ω → z = e e dsF (s − iε) mit |z| < 1 und X n z n = 1/(1 − z) ———————————————————————————————————— 1 mit E0 = N ~ω gilt: 2 ! 1 is~ω − ln(2i sin( 1 s~ω)) N 1 Z∞ i(E−E0 )s 2 e2 e ds e Σ(E, N )∆N = −∞ 2π 307 1 Z∞ 1 E N is = − ln(2i sin( s~ω)) ds exp −∞ 2π N 2 1 Z∞ Σ(E, N )∆N = ds exp [N f (s)] 2π −∞ mit 1 E − ln(2i sin( s~ω)) N 2 ———————————————————————————————————— f (s) = is 4) für N → ∞: Σ(E, N )∆N = O(N −1/2) exp [N f (s0 )] mit (damit ln Σ(E, N ) = N f (s0 ) + O(ln N )) Bestimmung von s0: 0 = f ′ (s) = i ➜ ➜ E − N cos 21 s~ω 1 ~ω 1 sin 2 s~ω 2 E E 1 1 =i cot s~ω = 2i 2 N ~ω E0 1 E E s~ω = arccot i = −iarccoth 2 E0 E0 308 f ′ (s0) = 0 ➜ 1 1 E/E0 + 1 1 E + E0 = = ln ln i2 E/E0 − 1 2i E − E0 E + E0 1 s0 = −i ln ~ω E − E0 einsetzen: f (s0 ) =? E + E E + E 1 1 1 1 0 0 = sin s0~ω = sin ln sinh ln 2 2i E − E0 i 2 E − E0 1/2 E + E0 1 ln = sinh i E − E0 1/2 1 E + E0 = 2i E − E0 1 ln... − ln... e −e = 2i 1/2 E − E0 − E + E0 1 E + E0 1/2 E − E0 = 1− 2i E − E0 E + E0 1 E + E0 1/2 2E0 2E0 1 = = 2i E − E0 E + E0 2i (E + E0)1/2(E − E0)1/2 damit: 1 E f (s0 ) = is0 − ln(2i sin( s0~ω)) N 2 2E0 1 E E + E0 ln − ln = ~ω N E − E0 (E + E0)1/2(E − E0)1/2 309 E E + E0 2E0 ln − ln 2E0 E − E0 (E + E0)1/2(E − E0)1/2 E 1 1 E = + ln(E + E0) − − ln(E − E0) − ln(2E0) 2E0 2 2E0 2 E + E0 E + E0 E − E0 E − E0 ln ln − f (s0 ) = 2E0 2E0 2E0 2E0 = also: Σ(E, N )∆N = O(N −1/2) exp [N f (s0 )] ———————————————————————————————————— 5) Entropie: S(E, N ) = kB ln(Σ(E, N )∆N ∆E) = N kB f (s0 ) + kB O(ln N ) E + E0 E + E0 E − E0 E − E0 ln ln − S(E, N ) = N kB 2E0 2E0 2E0 2E0 kalorische Zustandsgleichung: 1 1 ∂S E + E0 = = N kB ln T ∂E N 2E0 E − E0 ➜ 310 ln ➜ e E + E0 2E0 = E − E0 N kBT 2E0 N kB T E + E0 2E0 −1= E − E0 E − E0 −1= ➜ E = E0 + 2E0 1 2E0 N kB T e also mit E0 = N ~ω/2: E = N ~ω exp 1 ~ω kB T −1 −1 T → 0 ➜ E → E0 klassischer Limes: + 1 = E(T, N ) 2 innere Energie ~ω ~ω kBT T → ∞ ➜ exp = N kB T ≈1+ ➜ E → N ~ω kB T kBT ~ω (GVS: Beitrag kBT /2 zu E, 2N Freiheitsgrade quadratisch in H) ———————————————————————————————————— es ist: 1 1 E = hHi = ~ω hc nii + = N ~ω n + 2 2 i=1 N X 311 mittlere Besetzungszahl eines Oszillators n ≡ hc ni i: n= exp 1 ~ω kB T −1 es gilt (mit x = ~ω/kB T ): E − E0 1 =n = x 2E0 e −1 und somit: E + E0 1 ex = = x =1+n 2E0 e − 1 1 − e−x S(T, N ) = N kB [(1 + n) ln(1 + n) − n ln n] für T → 0 ist n → 0, also S → 0 ➜ 3.HS erfüllt ———————————————————————————————————— Wärmekapazität: δQ ∂E ∂S CN = = = T dT N ∂T N ∂T N klassischer Limes: E = N kB T ➜ C N = N kB für T → ∞ (Dulong-Petit) tiefe Temperaturen ➜ Quanteneffekte (x = ~ω/kBT ): ~ω 1 ex CN = N ~ω x (e − 1)2 kB T 2 312 2 2 x x/2 x2ex = N k = N k = N kB x x/2 B B e (e − e−x/2 )2 ex/2 − e−x/2 sinh(x/2) also (β = 1/kB T ): CN = N kB 2 β~ω/2 sinh(β~ω/2) (vergl. Diskussion der Wärmekapazität und des GVS oben) 313 314 Chapter 9 Allgemeiner Aufbau der statistischen Mechanik 9.1 Allgemeiner Kontakt Mikrozustände k = 1, ..., M , M ≫ N f kontrollierbare Makrovariable, u.a. H ———————————————————————————————————— mikrokanonische Gesamtheit: H und s weitere extensive Größen z = (z1, ..., zs) fest: E − ∆E < H(q, p) < E zj − ∆zj < zj (q, p) < zj für j = 1, ..., s f = 1 + s, System isoliert 315 ———————————————————————————————————— kanonische Gesamtheit: x0 = H fluktuierende Zufallsvariable Erwartungswert hHi kontrolliert z = (z1, ..., zs) fest zj − ∆zj < zj (q, p) < zj für j = 1, ..., s f = 1 + s, System im Wärmebad ———————————————————————————————————— allgemeinkanonische Gesamtheit: x0 = H und x = (x1, ..., xr ) Zufallsvariable, Erwartungswerte hHi, hxii kontrolliert für i = 1, ..., r z = (z1, ..., zs) fest zj − ∆zj < zj (q, p) < zj für j = 1, ..., s f = 1 + r + s, System im Wärme- und xj -Bad es ist (i = 1, ..., r, j = 1, ..., s): KM: H(q, p), xi (q, p), zj (q, p) d b QM: H, xi , zbj 316 Beispiel: H, V, N als kontrollierte Makrovariable Gesamtheit: Kontakt: MK System isoliert K GK Gibbs allgemein thermisch thermisch mit thermisch mit (Wärmebad) Teilchenaustausch Arbeitsaustausch ausgetauschte Größen: H feste Größen: H, V, N V, N 9.2 H, N H, V H, x V N z Bestimmung der a priori-Wahrscheinlichkeiten TD GG: Festlegung der pk durch Maximierung der Shannon-Information unter NBen σ(p1, ..., pM ) = max NBen: hHi, hxii fest für i = 1, ..., r ➜ Lagrange-Parameter λ0, λi NBen: zj fest für j = 1, ..., s ➜ pk 6= 0 nur für δ(zj − zj (q, p))∆zj = 1 damit: pk = pk (λ0, λ1, ..., λr , z1, ..., zs) = pk (λ0, λ, z) 317 und ρ = ρλ0 ,λ,z (π) (KM) ρb = ρbλ0 ,λ,z (QM) ———————————————————————————————————— sei X = X(π) (KM), X = X † (QM) beliebige extensive Observable: hXi = Z dπρλ0,λ,z (π)X(π) = X(λ0, λ, z) hXi = Sp (ρbλ0 ,λ,z X) = X(λ0, λ, z) (KM) (QM) Werte der Makrovariable X können um hXi fluktuieren, aber: √ σX = O(1/ N ) hXi (X extensiv, somit makroskopische Summe unabhängiger Zufallsvariabler, ZGWS) makroskopische Abweichungen von TD GG-Werten extrem unwahrscheinlich ➜ Zustandsgleichungen: X = X(λ0, λ, z) Zustandsgleichungen müssen von der Art des Kontakts unabhängig sein! (d.h. gleich für alle Gesamtheiten) 318 Maximierung von σ: s ∂ X X X X X − pk ln pk − α pk − λ0 pk H(k) − λi pk xi (k) 0= ∂pk i=1 k k k k KM: xi (k) = xi(q, p) (diskretisierter Phasenraum) QM: xb i |Ψk i = xi(k)|Ψk i mit ONB {|Ψk i} (als Makrovariablen kommutieren H, xi paarweise bis auf mikroskopischen Fehler) Lagrange-Parameter: λ0, λi Normierung der WK: weiterer Lagrange-Parameter: α es ist: 0 = − ln pk − 1 − α − λ0H(k) − s X i=1 λi xi(k) also: pk ∝ P s −λ0 H(k)− i λi xi (k) Y (δ(zj e j=1 − zj (k))∆zj ) natürliche Variablen der AK Gesamtheit: 319 allgemeinkanonische WK λ0, λ1, ..., λr , z1, ..., zs bzw. λ0, λ, z Zustandssumme 9.3 KM: WK-Dichte: P s α −λ0 H(q,p)− i λi xi (q,p) Y δ(zj − zj (q, p)) e ρλ0 ,λ,z (q, p) = Ψ(λ0, λ, z) j=1 R Normierung: dqdp ρ(q, p) = 1 ➜ Ψ(λ0, λ, z) = Z dqdp α P s −λ0 H(q,p)− i λi xi (q,p) Y δ(zj e j=1 − zj (q, p)) AK Zustandsintegral Q Ψ(λ0, λ, z)∆z (∆z ≡ j ∆zj ) dimensionslos mit 1 α = 3N h N! ———————————————————————————————————— beachte: • Faktor h−3N : Diskretisierung des klassischen Phasenraums notwendig (s.o.) für Anwendung des Prinzips der Maximierung der Shannon-Information! der Wert des Rastervolumens im Phasenraum (h3N ) ist so gewählt, dass QM Resultate im klassischen Limes reproduziert werden 320 • Z dqdp läuft über verallgemeinerten Phasenraum (beliebige Teilchenzahl) ➜ α steht unter dem Phasenraum-Integral • Einfügen des Faktors α, und zwar des 1/N !-Terms (wobei N = N (q, p)!), ist eine ad hoc Abweichung vom Prinzip maximaler Shannon-Information • Motivation für den 1/N !-Faktor: Anschluss an die QM im klassischen Limes Zustände π und π ′ , die durch Teilchenpermutation auseinander hervorgehen, dürfen nicht als physikalisch verschieden betrachtet werden, um die QM Resultate im klassischen Limes zu reproduzieren klassische physikalische Zustände (in diesem Sinn) nehmen den 1/N !-ten Teil des gesamten Phasenraums ein bei Anwendung des Prinzips der Maximierung der Shannon-Information sollen nur physikalische Zustände (im diesem Sinn) benutzt werden oder: (und so wird es hier gemacht) es werden wieder alle (mathematischen) Zustände in Betracht gezogen, aber mit um den Faktor 1/N ! verringerter WK für jeden einzelnen Zustand 321 QM: Dichteoperator: ρbλ0 ,λ,z ∝ = X k pk (λ0, λ, z)|Ψk ihΨk | P e−λ0 H(k)− k = X i λi xi (k) s Y j=1 s c P λx bi Y −λ0 H− i i δ(zj e j=1 k X δ(zj − zj (k))|Ψk ihΨk | − zbj )|Ψk ihΨk | denn Makrovariablen kommutieren paarweise, |Ψk i gemeinsamer Eigenzustand = s Y c P λx −λ0 H− i i bi e δ(zj j=1 ρλ0 ,λ,z b − zbj ) s 1 c P λx bi Y −λ0 H− i i δ(zj − zbj ) e = Ψ(λ0, λ, z) j=1 Normierung: Sp ρb = 1 ➜ −λ0 e Ψ(λ0, λ, z) = Sp c P H− (Ψ(λ0, λ, z)∆z dimensionslos) bi i λi x s Y j=1 δ(zj − zbj ) 322 AK Zustandssumme physikalische Realisierung der NBen s Y j=1 (δ(zj − zj (k))∆zj ) = δ(z − z(k))∆z = 1 H → Hz1 ,...,zs = Hz erzwingt die NBen • Hz = ∞ falls NBen verletzt, also e−λ0 Hz = 0 falls δ(z − z(k))∆z 6= 1 (beachte λ0 > 0) • e−λ0 Hz = e−λ0 H falls δ(z − z(k))∆z = 1 KM: P α −λ0 Hz (q,p)− i λi xi (q,p) e ρλ0 ,λ,z (q, p) = Ψ(λ0, λ, z)∆z P 1 Z −λ0 Hz (q,p)− i λi xi (q,p) dqdp α e Ψ(λ0, λ, z) = ∆z AK WK-Dichte AK Zustandsintegral QM: ρλ0 ,λ,z b 1 c −P λ x −λ0 H z i i bi e = Ψ(λ0, λ, z)∆z AK Dichteoperator ! 1 c −P λ x bi −λ0 H z i i Sp e Ψ(λ0, λ, z) = ∆z 323 AK Zustandssumme (wichtiges) Beispiel: kanonische Gesamtheit System in thermischem Kontakt mit umgebendem Wärmebad der Temperatur T ausgetauschte Größe: H ➜ Lagrange-Parameter λ0 = 1/kB T = β (s.u.!) feste Größen: V , N KM: ρT,V,N (q, p) = α e−βHV,N (q,p) Z(T, V, N )∆V ∆N Z(T, V, N ) = α ∆V ∆N Z dqdp e−βHV,N (q,p) kanonische WK-Dichte kanonisches Zustandsintegral QM: ρbT,V,N = 1 c e−β HV,N Z(T, V, N )∆V ∆N kanonischer Dichteoperator ! 1 c −β H V,N Sp e Z(T, V, N ) = ∆V ∆N kanonische Zustandssumme d kanonischer Erwartungswert einer Observablen X(q, p) bzw. X: Z Z α hXi = dqdpρT,V,N (q, p) X(q, p) = dqdpX(q, p)e−βHV,N (q,p) Z(T, V, N ))∆V ∆N ! 1 c d d d −β H V,N Sp Xe hXi = Sp (ρbT,V,N X) = Z(T, V, N ))∆V ∆N 324 9.4 Thermodynamische Potenziale es ist (x = (..., xi, ...)): P 1 Z −λ0 Hz (q,p)− i λi xi (q,p) dqdp α e Ψ(λ0, λ, z) = ∆z Z 1 Z = dEdx dqdp α δ(E − Hz (q, p))δ(x − x(q, p))e−λ0Hz (q,p)−λx(q,p) ∆z Z Z −λ0 E−λx 1 dqdp α δ(E − Hz (q, p))δ(x − x(q, p)) = dEdx e ∆z Z 1 Z −λ0 E−λx dqdp δ(E − Hx,z (q, p)) = dEdx e α ∆z∆x also Ψ(λ0, λ, z) = Z ∞ 0 dEdx e−λ0 E−λx α Σ(E, x, z) r + 1-fache Laplace-Transformation Die Zustandssummen/-integrale der verschiedenen AK Gesamtheiten gehen durch Laplace-Transformation auseinander hervor ———————————————————————————————————— Einschub: Umkehrung der Laplace-Transformation betrachte eindimensionale Laplace-Transformation: Ψ(λ) = Z ∞ 0 dx Σ(x)e−λx (λ > 0) 325 betrachte für x > 0: Z ∞ 1 Z i∞ 1 Z i∞ ′ ′ −λx′ λx λx e dx Σ(x )e dλ Ψ(λ)e = dλ 0 2πi −i∞ 2πi −i∞ Z ∞ Z i∞ ′ ′ 1 λ(x−x′ ) = 0 dx Σ(x ) dλ e 2πi −i∞ substituiere: λ = iλ′ : Z ∞ Z ∞ 1 Z∞ ′ iλ′ (x−x′ ) dx′ Σ(x′)δ(x − x′) dλ e = = 0 dx′ Σ(x′) 0 −∞ 2π also: Laplace-Transformation Umkehrung der Laplace-Transformation 1 Z i∞ ∞ λx −λx dλ Ψ(λ)e Ψ(λ) = 0 dx Σ(x)e (λ > 0) Σ(x) = (x > 0) 2πi −i∞ ———————————————————————————————————— Z weiter gilt: ln Ψ(λ) = ln Z ∞ 0 dx Σ(x)e−λx = ln Z ∞ 0 dx eln Σ(x)−λx = ln beachte: ln Σ(x) − λx = O(N ) mit der Sattelpunktsmethode folgt also: ln Ψ(λ) = ln Σ(x) − λx hier ist x bestimmt durch: 326 Z ∞ 0 dx eN(ln Σ(x)/N−λx/N) ∂ ∂ ln Σ(x) (ln Σ(x) − λx) = −λ ∂x ∂x ———————————————————————————————————— 0= alternativ (Approximation durch den maximalen Summanden nach Diskretisierung des Integrals): ln Ψ(λ) = ln Z ∞ 0 dx Σ(x)e−λx = ln(∆x Σ(x)e−λx) + O(ln N ) wobei x den Integranden maximiert: ∂ (Σ(x)e−λx) 0= ∂x oder ∂ ln Σ(x) ∂ ln(Σ(x)e−λx) = −λ 0= ∂x ∂x ———————————————————————————————————— Laplace-Transformation zwischen Zustandssummen/-integralen, Ψ(λ) ↔ Σ(x) Ψ(λ) = Z ∞ 0 dx Σ(x)e−λx impliziert Legendre-Transformation, ln Ψ(λ) ↔ ln Σ(x) ∂ ln Σ(x) ∂x ———————————————————————————————————— ln Ψ(λ) = ln Σ(x) − λx λ= 327 damit kann die physikalische Bedeutung der Lagrange-Parameter aufgeklärt werden: betrachte das AK Zustandsintegral Ψ(λ0, λ, z) = Z dEdx e−λ0 E−λx α Σ(E, x, z) also: r + 1-fache Legendre-Transformation zwischen ln Ψ(λ0, λ, z) und ln(α Σ(E, x, z)) somit ist: 1 ∂ ∂ ln(α Σ(E, x, z)) = S(E, x, z) ∂E kB ∂E denn S(E, x, z) = kB ln αΣ(E, x, z)∆E∆x∆z λ0 = es folgt: λ0 = 1 kB T analog (für i = 1, ..., r): 1 ∂ ∂ ln(α Σ(E, x, z)) = S(E, x, z) λi = ∂xi kB ∂xi mit T dS = dU − Kdx ist Ki λi = − kBT 328 Bemerkung zur Konvergenz der Laplace-Transformationen: • Energieaustausch: λ0 > 0 • Volumenaustausch: λ = −K/kBT = p/kBT > 0 • Teilchenaustausch: λ = −K/kBT = −µ/kBT ∂S µ beachte: = − , also: ∂N E,V T αΣ(E, V, N )∆E∆V ∆N = exp(S(E, V, N )/kB ) – wächst extrem schnell mit N falls µ < 0 – fällt extrem schnell mit N falls µ > 0 exp(−λN ) mit λ = −µ/kBT – fällt extrem schnell mit N falls µ < 0 – wächst extrem schnell mit N falls µ > 0 ———————————————————————————————————— definiere: A(λ0, λ, z) = −kBT ln(Ψ(λ0, λ, z)∆z) bzw. A(T, K, z) = −kBT ln(Ψ(T, K, z)∆z) es ist (mit E = E(T, K, z) und x = x(T, K, z)): 329 AK Potenzial A(T, K, z) = −kBT ln(αΣ(E, x, z)∆z) − λ0E − = −T S(E, x, z) + E − X i K i xi X i λi x i physikalische Bedeutung des AK Potenzials: A = −T S + E − X i K i xi TD Potenzial des durch die natürlichen Variablen T, K, z beschriebenen Kontakts ———————————————————————————————————— beachte: −A/kB T = S/kB − E/kB T + X i Kixi/kB T = S/kB − λ0E − X i λi x i −A/kBT Legendre-Transformierte von S/kB (anders als in der TD (aber äquivalent): hier war A Legendre-Transformierte von U ) ———————————————————————————————————— (wichtiges) Beispiel: kanonische Gesamtheit ausgetauschte Größe: H ➜ Lagrange-Parameter λ0 = 1/kB T = β feste Größen: z = (V, N ) A(T, V, N ) = −T S + E = F (T, V, N ) 330 freie Energie KM: F (T, V, N ) = −kBT ln(Z(T, V, N )∆V ∆N ) ! Z α −βHV,N (q,p) = −kBT ln dqdp e ∆V ∆N ∆V ∆N Z 3N 3N −βHV,N (q,p) = −kBT ln α d qd p e QM: c −β H V,N F (T, V, N ) = −kBT ln Sp e ! ———————————————————————————————————— Beispiel: x = V , z = N ➜ Gibbs’scher Kontakt (thermischer Kontakt plus Arbeitsaustauschkontakt) Volumen V (q, p) ist nicht fest und fluktuiert um Mittelwert hV i = Z dqdp ρT,p,N (q, p)V (q, p) Berechnung der Verteilung ρ(V )? benutze: ρ(x) bekannt, y = f (x) ➜ ρ(y) = hδ(y − f (x))i es ist: α e−βHN (q,p)−βpV (q,p) Ψ(T, p, N )∆N denn der zu V gehörige Lagrange-Parameter ist: λ = −K/kBT = −β(−p) = βp ρT,p,N (q, p) = 331 mit dem kanonischen Zustandsintegral ist also: Z ρ(V ) = hδ(V − V (q, p))i = dqdp ρT,p,N (q, p)δ(V − V (q, p)) Z α = dqdp e−βHN (q,p)−βpV (q,p)δ(V − V (q, p)) Ψ(T, p, N )∆N Z α −βpV = e dqdp e−βHN (q,p)δ(V − V (q, p))∆V Ψ(T, p, N )∆V ∆N Z α e−βpV dqdp e−βHV,N (q,p) = Ψ(T, p, N )∆V ∆N also: 1 e−βpV Z(T, V, N ) ρ(V ) = ρT,p,N (V ) = Ψ(T, p, N ) stark mit V wachsender (Z) und stark mit √ V fallender Faktor (exp) ➜ scharf gepeakte Verteilung (nach dem ZGWS ist σV ∝ N ) R aus der Normierung dV ρ(V ) = 1 folgt: Ψ(T, p, N ) = Z ∞ 0 dV e−βpV Z(T, V, N ) Laplace-Transformation Logarithmieren liefert die Gibbs’sche freie Enthalpie G(T, p, N ) = −kBT ln Ψ(T, p, N )∆N = −kBT ln Z ∞ 0 dV e−βpV Z(T, V, N )∆N Anwendung der Sattelpunktsnäherung unter Vernachlässigung von Termen mit O(ln N ): G(T, p, N ) = −kBT ln Z−kBT ln e−βpV = F +pV 332 Legendre-Transformation hier ist V = V (T, p, N ) gegeben als Maximalstelle des Integranden, also: ∂Z(T, V, N ) ∂ −βpV e Z(T, V, N ) = −βpe−βpV Z(T, V, N ) + e−βpV 0= ∂V ∂V bzw.: ∂ ln Z F (T, V, N ) 1 1 ∂Z = −kBT = −p = − β Z ∂V ∂V ∂V mit der Verteilung ρ(V ) können Erwartungswerte berechnet werden z.B. Berechnung des Mittelwerts von V : Z Z 1 hV i = dV ρ(V ) V = dV V e−βpV Z(T, V, N ) Ψ(T, p, N ) 1 −1 ∂ Z = dV e−βpV Z(T, V, N ) Ψ(T, p, N ) β ∂p ∂ 1 Ψ(T, p, N ) = −kBT Ψ(T, p, N ) ∂p ∂ = −kBT ln Ψ(T, p, N ) ∂p ∂G(T, p, N ) = ∂p 333 9.5 Entropie und Information Zusammenhang mit Shannon-Information: zunächst QM: σ = − Sp (ρ ln ρ) max ausgewertet für GG-Zustand 1 c P e−(Hz − i Ki xbi )/kBT ρbT,K,z = Ψ(T, K, z)∆z liefert: c −P K x c −P K x bi )/kB T bi )/kB T −(H −(H z z i i i i e e ln σ = − Sp Ψ(T, K, z)∆z Ψ(T, K, z)∆z = ln Ψ(T, K, z)∆z − Sp P c − bi )/kB T −(H z i Ki x e Ψ(T, K, z)∆z ln e−(Hz − 1 X d =− A(T, K, z) + hH Kihxb ii /kB T zi − kBT i 1 1 X TS −A + E − Kixi = = kB T kBT i also: 334 c P bi )/kB T i Ki x 1 S kB ———————————————————————————————————— max σ[ρ] = KM: σ({pk }) = − X k pk ln pk ausgewertet für GG-Zustand Z P α −λ0 Hz (q,p)− i λi xi (q,p) e pk = Zelle k dqdp Ψ(λ0, λ, z)∆z P 1 = h3N αe−(Hz (qk ,pk )− i Ki xi (qk ,pk ))/kBT Ψ(T, K, z)∆z liefert: 1 1 X 3N h αe(··· ) ln h3N αe(··· ) σ({pk }) = − Ψ(T, K, z)∆z k Ψ(T, K, z)∆z 1 X 3N (··· ) 3N (··· ) = ln(Ψ(T, K, z)∆z) − h αe ln h αe Ψ(T, K, z)∆z k A(T, K, z) X =− − pk ((· · · ) + ln(h3N α)) kBT k A(T, K, z) − h(· · · )i − hln(1/N !)i =− kBT 335 1 X = −A(T, K, z) + hHi − Kihxii + ln N ! kB T i 1 1 X T S + ln N ! −A + E − Kixi + N ln N = = kB T kBT i 1 = S + ln N ! kB also: 1 σ({pk }) = S + ln N ! GG kB ———————————————————————————————————— Diskussion: 2 Möglichkeiten, um an QM Ergebnisse im klassischen Limes anzuschließen: • WK p̃k für “physikalische” Zustände Zustände, die durch Teilchenvertauschung entstehen, werden nicht gezählt es ist: phys. X k p̃k = 1 • hier verfolgte Praxis: WK pk = p̃k /N ! für gesamten Phasenraum X es ist: pk = 1 k 336 äquivalente Möglichkeiten bzgl. Berechnung von Erwartungswerten (und Entropie S) aber: σ = −hln pi = −hln(p̃/N !)i = −hln p̃i + ln N ! = σ̃ + ln N ! ➜ mehrere gleichwahrscheinliche Alternativen vergrößern die Shannon-Information Quasistatische Prozesse 9.6 quasistatische TD Prozesse geführt durch T, K, z r ∂A s ∂A ∂A X X dT + dKi + dzj dA(T, K, z) = ∂T i=1 ∂Ki j=1 ∂zj ———————————————————————————————————— es ist: ∂A(T, K, z) ∂ =− kB T ln(Ψ(T, K, z)∆z) ∂zj ∂zj Z P ∂ ln dqdp α e−(Hz (q,p)− i Ki xi (q,p))/kBT = −kBT ∂zj = also: R P z (q,p) dqdp α e−(Hz (q,p)− i Ki xi (q,p))/kBT ∂H∂z j P R K x (q,p))/k T −(H (q,p)− i i i B dqdp α e z 337 ∂A(T, K, z) * ∂Hz + = = Kj′ ∂zj ∂zj ➜ (intensive) verallgemeinerte Kräfte treten auf als – Lagrange-Parameter λi bzw. Ki – zu zj konjugierte Größen (und damit Erwartungswerte) Kj′ je nach Art des Kontaktes mit der Umgebung ———————————————————————————————————— weiter ist: ∂A(T, K, z) ∂ =− kBT ln(Ψ(T, K, z)∆z) ∂Ki ∂Ki Z P ∂ −(Hz (q,p)− i Ki xi (q,p))/kB T ln dqdp α e = −kBT ∂Ki also: ∂A(T, K, z) = −hxii ∂Ki ➜ (extensive) verallgemeinerte Koordinaten treten auf als – Kontroll-Parameter zj – zu Ki konjugierte Größen (Erwartungswerte) 338 je nach Art des Kontaktes mit der Umgebung ———————————————————————————————————— und: ∂ ∂A(T, K, z) = − (kBT ln(Ψ(T, K, z)∆z)) ∂T ∂T Z P ∂ −(Hz (q,p)− i Ki xi (q,p))/kB T = −k ln(Ψ(T, K, z)∆z)) − kB T ln dqdp α e ∂T 1 X = A(T, K, z)/T − kBT hHz i − Kihxii kB T 2 i 1 X = A − E + K i xi T i also: ∂A(T, K, z) = −S ∂T ———————————————————————————————————— insgesamt: s s * ∂Hz + 1 X X X dzj A(T, K, z) − hHz i + Kihxii dT − hxiidKi + dA(T, K, z) = T ∂z i i=1 j=1 j dA(T, K, z) = −SdT − s X i=1 xidKi + s X j=1 Kj′ dzj 339 beachte: Erwartungswerte hHz i, hxii der AK Gesamtheit können mit festen Kontrollparametern E, xi der MK Gesamtheit idendifiziert werden (ZGWS: relative Standardabweichung ∼ N −1/2 → 0) 9.7 Fluktuationen ➜ zweite Ableitungen des AK Potenzials A(T, K, z) es ist ∂A(T, K, Z) = −hxii ∂Ki und ∂ ∂ 2A(T, K, Z) = hxii − ∂Ki∂Kj ∂Kj P 1 ∂ −β(Hz − i Ki xi ) Sp xie = ∂Kj Ψ(T, K, z)∆z P P −1 ∂ −β(Hz − i Ki xi ) −β(Hz − i Ki xi ) = Sp xie Sp e Ψ(T, K, z)2 ∆z 2 ∂Kj P ∂ 1 −β(Hz − i Ki xi ) Sp xie + Ψ(T, K, z)∆z ∂Kj 340 P P −1 1 −β(Hz − i Ki xi ) −β(Hz − i Ki xi ) = Sp xie Sp xj e Ψ(T, K, z)2 ∆z 2 kBT P 1 1 Sp xi xj e−β(Hz − i Kixi ) + Ψ(T, K, z)∆z kBT 1 = (hxixj i − hxiihxj i) kB T ∂ 2A(T, K, z) ∂hxii ∂hxj i 1 (hxixj i − hxi ihxj i) =− =− =− ∂Ki∂Kj ∂Kj ∂Ki kBT ———————————————————————————————————— für beliebige α1 , ..., αr ist αT · (HesseK A) · α ∂ 2A(T, K, Z) = αi αj ∂Ki∂Kj i=1 j=1 r X r 1 X =− αi (hxixj i − hxiihxj i)αj kBT i=1 j=1 r r r r 1 X X X X (h αi xi αj xj i − h αi xiih αj xj i) =− kBT i=1 j=1 i=1 j=1 1 1 (hX 2i − hXi2) = − h(X − hXi)2i < 0 =− kBT kBT also: r X r X 341 HesseK A negativ definit ———————————————————————————————————— Beispiel: ∂ 2Ω(T, V, µ) ∂N 0> = − ∂µ2 ∂µ ∂N >0 d.h. ∂µ ———————————————————————————————————— P mit B ≡ Hz − i Kixi ist ∂2 ln Sp e−βB 2 ∂β 1 ∂ −βB Sp Be =− ∂β Ψ(T, K, z)∆z 1 ∂ 1 −βB −βB 2 −βB + Sp Be Sp e Sp B e = Ψ(T, K, z)2 ∆z 2 ∂β Ψ(T, K, z)∆z = −hBi2 + hB 2i also (A = −kBT ln(Ψ∆z)): ∂2 X X 2 (βA) = −h(H − K x ) i + hH − K i xi i2 < 0 z i i z 2 ∂β i i 342 ———————————————————————————————————— Beispiel: ∂ 2F ∂ ∂F ∂F ∂ 2(βF (T, V, N )) +β 2 = F +β =2 0> ∂β 2 ∂β ∂β ∂β ∂β ∂F ∂T ∂F = = −kBT 2(−S) = kBT 2S ∂β ∂β ∂T ∂ 2F 2 2 3 2 4 ∂S 2 ∂ (k T S) = −2k T S − k = −k T B B B BT ∂β 2 ∂T ∂T also: ∂S = −kBT 2CV,N 0 > 2kBT 2S − 2kBT 2S − kBT 3 ∂T d.h. CV,N > 0 ———————————————————————————————————— insgesamt: Hesseλ0,λ ln Ψ(λ0, λ, z) positiv definit (λ0 = 1/kB T = β, λi = −Ki/kBT ) ———————————————————————————————————— speziell: 343 P ∂hHi ∂λ0 ∂ 1 = He−λ0 Hz − i λi xi Sp ∂T ∂T ∂λ0 Ψ(λ0, λ, z)∆z P 1 ∂ 1 −λ0 H− i λi xi =− Sp He kBT 2 ∂λ0 Ψ(λ0, λ, z) P 1 1 ∂Ψ(λ0, λ, z) −λ0 H− i λi xi = Sp He kB T 2 Ψ(λ0, λ, z)2 ∂λ0 P 1 1 2 −λ0 H− i λi xi + Sp H e kB T 2 Ψ(λ0, λ, z) P P 1 1 −λ0 H− i λi xi −λ0 H− i λi xi Sp He Sp He =− kBT 2 Ψ(λ0, λ, z)2 P 1 1 2 −λ0 H− i λi xi + Sp H e kB T 2 Ψ(λ0, λ, z) also: ∂hHi 1 2 2 hH i − hHi = ∂T kB T 2 ———————————————————————————————————— aus TD bekannt (Zerlegung von Systemen): Hessez A positiv definit verifizierbar? 344 ∂ 2A(T, K, z) ∂ ∂ ln(Ψ(T, K, z)∆z) = −kBT ∂zi∂zj ∂zi ∂zj P 1 ∂ ∂Hz −β(Hz − i Ki xi ) Sp e = ∂zi Ψ(T, K, z)∆z ∂zj = 2 1 ∂ Hz −β(Hz − Sp e Ψ(T, K, z)∆z ∂zi∂zj P i Ki xi ) P 1 1 ∂Hz ∂Hz −β(Hz − i Ki xi ) − Sp e kBT Ψ(T, K, z)∆z ∂zj ∂zi 1 ∂Hz −β(Hz − − e Sp 2 2 Ψ(T, K, z) ∆z ∂zj P i Ki xi ) P ∂ −β(Hz − i Ki xi ) Sp e ∂zi ∂ 2A(T, K, z) * ∂ 2Hz + 1 * ∂Hz ∂Hz + 1 * ∂Hz +* ∂Hz + − + = ∂zi ∂zj ∂zi∂zj kBT ∂zi ∂zj kBT ∂zi ∂zj beachte: ∂ 2A(T, K, z) = O(1/N ) ∂zi∂zj rechte Seite: 1.Term = O(1/N ), indefinit, ohne anschauliche Bedeutung 2.Term, 3.Term = O(1), also: 2.+3.Term = O(1/N ), negativ definit 345 9.8 Allgemeiner Kontakt zwischen Systemen betrachte: Gesamtsystem = System 1 + System2 Gesamtsystem isoliert System i (i = 1, 2): zi fest, Hi , xi ausgetauscht beachte: gleichzeitiger Austausch aller makroskopisch kontrollierter Größen nicht sinnvoll, da Subsysteme nicht makroskopisch definierbar Additivität (keine Oberflächenbeiträge): H = H1 + H2 x = x1 + x2 (H und x sind fest) z = z1 + z2 (z und z1, z2 sind fest) System 1 System 2 z1 z2 H1 x1 fest: H2 x2 H=H 1+H 2 x=x 1+x 2 z1, z2 346 KM: Zustandsdichte des Gesamtsystems: Z 1 Σ(E, x, z1, z2) = dqdp δ(E − Hx,z1 ,z2 (q, p)) ∆x∆z1∆z2 mit Z ist: dE1dx1 δ(E1 − H1 (q1, p1)) δ(x1 − x1(q1, p1)) = 1 Σ(E, x, z1, z2) = = Z = Z = Z dqdp δ(E − H(q, p))δ(x − x(q, p))δ(z1 − z1(q1, p1))δ(z2 − z2(q2, p2)) dqdp δ(E − H1(q1 , p1) − H2(q2, p2))δ(x − x1(q1, p1) − x2(q2, p2)) ×δ(z1 − z(q1 , p1))δ(z2 − z(q2 , p2)) dq1dp1dq2dp2 Z dE1dx1 δ(E1 − H1 (q1, p1)) δ(x1 − x1(q1, p1)) ×δ(E − E1 − H2 (q2, p2))δ(x − x1 − x2(q2, p2)) = Z Z ×δ(z1 − z(q1 , p1))δ(z2 − z(q2 , p2)) dE1dx1 Z dq1dp1 δ(E1 − H1(q1, p1))δ(x1 − x1(q1, p1))δ(z1 − z(q1 , p1)) × dq2dp2 δ(E − E1 − H2(q2, p2))δ(x − x1 − x2(q2, p2))δ(z2 − z(q2 , p2)) = Z Z 1 dq1dp1 δ(E1 − H1,x1 ,z1 (q1, p1)) dE1dx1 ∆x1∆z1 347 = also: Z Z 1 × dq2dp2 δ(E − E1 − H2,x−x1 ,z−z1 (q2, p2)) ∆x2∆z2 dE1dx1 Σ1(E1, x1, z1) Σ2(E − E1, x − x1, z2) ? Σ(E, x, z1, z2) = Z dE1dx1 Σ1(E1, x1, z1) Σ2(E − E1, x − x1, z2 ) ———————————————————————————————————— zusätzliche Komplikation bei Teilchenaustauschkontakt: x = N • Gesamtsystem: N fest, N1 , N2 variabel (N = N1 + N2 ) Zustandsdichte des Gesamtsystems ist von der Form: Σ= Z Z d3π1 · · · d3πN f (π 1, ..., π N ) R R bei der Integration d3π1 · · · d3πN werden N ! Zustände, die jeweils durch Teilchenpermutation auseinander hervorgehen, getrennt gezählt (klassische Unterscheidbarkeit identischer Teilchen) • Beispiel für N = 3, N ! = 6 Zustände: 348 1 2 3 3 2 3 1 1 2 2 1 3 1 2 2 1 3 3 • diese N ! Zustände müssen auch nach der Zerlegung von Σ getrennt gezählt werden aber: bei Σ1 (und Σ2) werden nur die N1 ! (bzw. N2 ! = (N − N1)!) Permutationen von ganz bestimmten Teilchen berücksichtigt! • betrachte eine mögliche Zerlegung des 6N -dimensionalen Integrals in 6N1- und 6(N − N1 )-dimensionale Integrationen: Z 3 Z 3 d πi1 · · · d πiN1 Z 3 Z d πj1 · · · d3πjN −N1 f (π 1, ..., π N ) mit {i1, ..., iN1 } ⊂ {1, ..., N } paarweise verschieden und {j1, ..., jN−N1 } = {1, ..., N }\{i1, ..., iN1 } die Integration Z 3 Z d πi1 · · · d3πiN1 349 zählt die N1 ! Zustände getrennt, die durch Permutation der N1 Teilchen in System 1 entstehen, analog die zweite Integration das sind N1!(N − N1)! Zustände, die nach der Zerlegung getrennt gezählt werden • Beispiel: N = 3, N1 = 2, gezählt werden 2! · 1! = 2 Zustände 1 3 2 2 3 1 • bei der Zerlegung des Integrals sind aber auch die Möglichkeiten zu zählen, N1 bestimmte Teilchen aus N auszusuchen R also muss neben der Summe über N1 (im Zerlegungssatz das Integral dx1) eine weitere Summe dazukommen: Z = Z d3π1 · · · d3πN f (π 1, ..., π N ) = N X X N1 =0 {i1 ,...,iN }⊂{1,...,N} 1 Z Z 3 3 Z 3 d πi1 · · · d πiN1 d πj1 · · · d3πjN −N1 f (π 1, ..., π N ) für jedes N1 (für einen festen Summanden) gibt es N1 Teilchen auszusuchen diese werden mit der Summe Z X {i1 ,...,iN1 }⊂{1,...,N} 350 N! Möglichkeiten, N1!(N − N1)! separat gezählt damit werden nach der Zerlegung (und zwar für jedes festes N1 ) N! N1!(N − N1)! × = N! N1!(N − N1)! Zustände gezählt (so wie es auch sein muss) • Beispiel: N = 3, N1 = 2, X die Summe {i1 ,...,iN1 }⊂{1,...,N} 1 2 3 3 2 3 1 1 2 zählt N! 3! = = 3 weitere Zustände N1!(N − N1)! 2! 1! N! X Terme der Summe den gleichen N1 !(N − N1)! {i1 ,...,iN1 }⊂{1,...,N} Beitrag (der Wert der Funktion f ist für Systeme identischer Teilchen invariant unter Teilchenpermutationen), also: • beachte jetzt: die 351 Z 3 Z d π1 · · · d3πN f (π 1, ..., π N ) = Z Z Z Z N N! X 3 3 3 = d πi1 · · · d πiN1 d πj1 · · · d3πjN −N1 f (π 1, ..., π N ) N1 =0 N1 !(N − N1 )! 1 folgt also: h3N N ! dE1dx1 αN1 Σ1(E1, x1, z1) αN−N1 Σ2(E − E1, x − x1, z2 ) mit h3N = h3N1 h3N2 und αN = αN Σ(E, x, z1, z2) = Z ———————————————————————————————————— beachte: dies gilt auch, falls kein Teilchenaustauschkontakt vorliegt und die Nebenbedingungen N1 = const., N2 = const. bzw. die Hamilton-Funktion Hx,z1 ,z2 nur die Anzahl der jeweils in System 1 bzw. System 2 enthaltenen Teilchen kontrollieren, nicht aber im (mikroskopischen) Detail, welches Teilchen welchem System angehört trotz der teilchenundurchlässigen Wand sind Zustände mit über die Systeme 1 und 2 permutierten Teilchen gleichwahrscheinlich! (denn ρ(q, p) reflektiert die Unkenntnis über die Identität der Teilchen – auch bei prinzpieller Unterscheidbarkeit) nur ein N1 -Term in der Summme bleibt unverändert PN N1 =0 liefert einen Beitrag, der Rest der Argumentation (allerdings gilt meist, dass die Resultate (bei N1, N2 fest) nicht von der Mitnahme der α-Faktoren abhängen, denn die N1-Abhängigkeit ist dann meist uninteressant; so ist auch die (etwas vorschnelle) Rechnung oben zum Nullten Hauptsatz zu rechtfertigen) 352 QM: es ist: Zustandsdichte des Gesamtsystems: 1 d Sp δ(E − H Σ(E, x, z1, z2) = x,z1 ,z2 ) ∆x∆z1∆z2 mit Z d b ) = 1 ist: dE1dx1 δ(E1 − H 1 ) δ(x1 − x 1 " d b Σ(E, x, z1, z2) = Sp δ(E − H)δ(x − x)δ(z 1 − zb1 )δ(z2 − zb2 ) " d d = Sp δ(E − H1 − H2)δ(x − xb 1 − xb 2)δ(z1 − zb1)δ(z2 − zb2) = Sp = = also: Z Z "Z d b ) dE1dx1 δ(E1 − H 1 ) δ(x1 − x 1 d ×δ(E − E1 − H2 )δ(x − x1 − x2)δ(z1 − z1)δ(z2 − z2) " d b b dE1dx1 Sp 1 δ(E1 − H1) δ(x1 − xb 1)δ(z1 − zb1) " d b # × Sp 2 δ(E − E1 − H2)δ(x − x1 − xb 2)δ(z2 − zb2) # # # # dE1dx1 Σ1(E1, x1, z1) Σ2(E − E1, x − x1, z2) Σ(E, x, z1, z2) = Z dE1dx1 Σ1(E1, x1, z1) Σ2(E − E1, x − x1, z2 ) 353 9.9 Prinzip der Maximierung der Entropie Σ1(E1, x1, z1) wächst extrem schnell mit E1, x1 Σ2(E − E1, x − x1, z2) fällt extrem schnell mit E1, x1 (falls x1 = N1 ist u.U. (je nach Vorzeichen von µ) “wächst” ↔ “fällt” zu ersetzen) Σ2 Σ1 (max) E1 (max) E1, x 1 , x1 Integral als Riemann-Summe schreiben, dE1 → ∆E, dx1 → ∆x Approximation der Summe durch maximalen Summanden liefert: X E1 ∆E X x1 ∆x Σ1(E1, x1, z1 )Σ2(E − E1, x − x1, z2 ) 354 (max) = Σ1(E1 (max) , x1 (max) , z1)Σ2(E − E1 und somit (wähle ∆z1 = ∆z2): (max) , x − x1 , z2)∆E∆x Σ(E, x, z1, z2)∆E∆x∆2z = Σ1(E1, x1, z1)∆E∆x∆z Σ2(E2, x2, z2)∆E∆x∆z oder mit Γ(E, x, z) = Σ(E, x, z)∆E∆x∆z · O(N ) ln Γ(E, x, z1, z2) = ln Γ1(E1, x1, z1) + ln Γ2(E2, x2, z2) + O(ln N ) ln Phasenvolumen additiv (max) für E1 = E1 (max) und E2 = E2 (max) ≡ E − E1 ———————————————————————————————————— die Überlegungen gelten auch auf Basis der KM, mit Σ → αΣ es folgt: S(E, x, z1 , z2) = S1(E1, x1, z1) + S2(E2, x2, z2 ) ———————————————————————————————————— Bestimmung des Maximums: ∂ (Σ1(E1, x1, z1)Σ2(E − E1, x − x1, z2 )) 0= ∂E1 1 1 ∂ exp S1(E1, x1, z1) + S2(E − E1, x − x1, z2) = ∂E1 kB kB 355 1 ∂S1 (E1, x1, z1) ∂S2(E − E1, x − x1, z2 ) = exp(· · · ) + kB ∂E1 ∂E1 also: T1 = T2 analog: 0= also: ∂ (Σ1(E1, x1, z1 )Σ2(E − E1, x − x1, z2)) ∂x1 1 ∂S1 (E1, x1, z1) ∂S2(E − E1, x − x1, z2 ) = exp(· · · ) + kB ∂x1 ∂x1 K1 = K2 ➜ Zwei Systeme in E, x-Kontakt haben im TD GG gleiche Temperaturen und Kräfte ———————————————————————————————————— betrachte Gesamtsystem mit: E1′ , x′1, z1, E2′ , x′2, z2 fest d.h. vor Ermöglichung von E, x-Ausgleichsprozessen dagegen nur noch E1 + E2, x1 + x2, z1, z2 fest 356 nach E, x-Ausgleich ———————————————————————————————————— allgemein: x = (x1, ..., xr ), z = (z1, ..., zs ), hier o.B.d.A.: r = 1, s = 1 Entropie vor dem Ausgleich S ′ (E1′ , x′1, z1, E2′ , x′2, z2) = kB ln(# mit 6 NB verträgliche Zustände) Entropie nach dem Ausgleich S(E1 + E2, x1 + x2, z1, z2) = kB ln(# mit 4 NB verträgliche Zustände) ➜ weniger NB, also # mit 6 NB verträgliche Zustände ≪ # mit 4 NB verträgliche Zustände und nach Logarithmieren: S ′ (E1′ , x′1, z1, E2′ , x′2, z2) < S(E1 + E2, x1 + x2, z1, z2) ———————————————————————————————————— vor dem Ausgleich: Nicht-GG-Zustand, nach dem Ausgleich: TD GG, also SNicht−GG ≤ SGG MaxEnt-Prinzip ➜ in einem isolierten System kann die Entropie (sofern definiert) nicht abnehmen ➜ die Entropie ist im TD GG maximal Beweis des 2.HS (des MaxEnt-Prinzips) statt Postulat! 357 • S nur definiert für Gesamtsystem, das aus im TD GG befindlichen (makroskopischen) Subsystemen besteht (zwischen den Subsystemen aber kein GG) • Nicht-GG-Zustände können nur durch Kontrolle vieler Makrovariablen präperiert werden • Zulassen von Ausgleichsprozessen / Herstellen von Kontakten bedeutet Wegfall von Kontrollparametern • somit werden Ausgleichsprozesse durch Anwachsen der Unkenntnis (Informationsgewinn) charakterisiert, Ausgleichsprozesse implizieren also Anwachsen der Entropie (der Informationszuwachs bei Aufklärung des Mikrozustands ist größer, wenn weniger über das System bekannt ist) • beachte: im Gegensatz zur Shannon-Information ist die Entropie keine Funktion des Mikrozustands! Shannon-Information als dynamische Größe (σ = − Sp ρ ln ρ) ist zeitlich konstant! • das MaxEnt-Prinzip sagt nichts über die zeitliche Dynamik eines Systems aus, sondern nur über die (fast triviale) Relation zwischen Kontrollparametern und Unkenntnis des Mikrozustands • als nicht-dynamisches Prinzip ist das MaxEnt-Prinzip daher nicht im Konflikt mit der Zeitumkehrsymmetrie der mikroskopischen Bewegungsgleichungen • also konsequenterweise: der 2. HS definiert keinen Zeitpfeil 358 Chapter 10 Kanonische und großkanonische Gesamtheit 10.1 Kanonische Gesamtheit thermischer Kontakt, natürliche Variablen: T, V, N fest (z): V, N , ausgetauscht (λ0): H ———————————————————————————————————— KM: WK-Dichte: ρ(q, p) = ρT,V,N (q, p) = α e−βHV,N (q,p) Z(T, V, N ) Zustandsintegral: Z Z(T, V, N ) = α dqdp e−βHV,N (q,p) 359 beachte: Z(T, V, N ) entspricht Ψ(λ0, z)∆z TD Potenzial: freie Energie F (T, V, N ) = −kBT ln Z(T, V, N ) ———————————————————————————————————— QM: Dichteoperator: 1 c e−β HV,N Z(T, V, N ) Zustandssumme: ρbT,V,N = c Z(T, V, N ) = Sp e−β HV,N = e−βF (T,V,N) ———————————————————————————————————— MK Gesamtheit: H = E = const., K Gesamtheit: H Zufallsgröße, aber: 1 σH ∝√ hHi N (denn: H extensive Größe, ZGWS) 360 mikrokanonisch kanonisch ρ (H) ρ (H) N 1/2 ∆E H E H <H> ➜ Äquivalenz der MK und der K Gesamtheit hHi = E = U direkte Berechnung der Varianz von H (QM, KM analog): 2 σH = h(H − hHi)2i 1 1 −βH 2 2 −βH = Sp (H e ) − 2 Sp He Z Z 1 1 ∂ −βH 2 −βH Sp (He ) − 2 Sp He =− Z ∂β Z 1 1 ∂ ∂ 1 −βH 2 −βH −βH Sp (He ) + Sp (He ) − 2 Sp He =− ∂β Z ∂β Z Z 361 ∂ 1 1 −βH 2 −βH −βH = − hHi + 2 Sp (He ) Sp (He ) − 2 Sp He ∂β Z Z ∂ ∂T ∂ 1 1 ∂ = − hHi = − hHi = hHi ∂β ∂β ∂T kB β 2 ∂T also: ∂hHi 2 ∝N σH = kBT 2 ∂T und: 2 σH = kBT 2CV,N (Energieschwankung ∼ Wärmekapazität) ———————————————————————————————————— Rechnungen in K Gesamtheit meist einfacher als in MK Gesamtheit wegen Zerlegungssatz: sei (QM): H = H1 + H2 mit H1 : H1 → H1 (also: [H1, H2] = 0), und H2 : H2 → H2 H = H1 ⊗ H2 362 dann ist: Z = Sp e−βH = Sp 1 Sp 2e−βH1 e−βH2 also: Z = Z1Z2 F = F1 + F2 KM: Z Z Z Z −βH(q,p) = dqdpe = dq1dp1 dq2 dp2e−βH1 (q1 ,p1)e−βH2 (q2 ,p2 ) α Z Z1 Z2 = α α1 α2 10.2 Großkanonische Gesamtheit thermischer und Teilchenaustauschkontakt, natürliche Variablen: T, V, µ fest (z): V , ausgetauscht (λ0, λ): H, N ———————————————————————————————————— KM: WK-Dichte: ρ(q, p) = ρT,V,µ (q, p) = α e−β(HV (q,p)−µN(q,p)) Ξ(T, V, µ) 363 großkanonisches Zustandsintegral: Ξ(T, V, µ) = = ∞ Z X N=0 Z dqdp α e−β(HV (q,p)−µN(q,p)) dq1 · · · dq3N dp1 · · · dp3N α e−β(HV (q,p)−µN) beachte: α = α(N ) und: Ξ(T, V, µ) entspricht Ψ(λ0, λ, z)∆z TD Potenzial: GK Potenzial Ω(T, V, µ) = −kBT ln Ξ(T, V, µ) ———————————————————————————————————— QM: Dichteoperator: 1 c c e−β(HV −µN ) Ξ(T, V, µ) GK Zustandssumme: ρbT,V,µ = c −µN c) −β(H V Ξ(T, V, µ) = Sp e = ∞ X N=0 c Sp N e−β(HV −µN) = e−βΩ(T,V,µ) ———————————————————————————————————— definiere: z = eβµ Fugazität 364 dann ist (KM, QM analog): Ξ(T, V, µ) = ∞ Z X N=0 = = ∞ X αe N=0 ∞ X N=0 βµN βµ N e Z dq1 · · · dq3N dp1 · · · dp3N α e−β(HV (q,p)−µN) dq1 · · · dq3N dp1 · · · dp3N e−βHV (q,p) Z α dqdp e−βHV,N (q,p) also: Ξ(T, V, µ) = ∞ X z N Z(T, V, N ) N=0 es gilt (QM, KM analog): ! 1 c −µN c) d −β(H d V Sp N e hN i = Ξ(T, V, µ) ∞ 1 X c N eβµN Sp N e−β HV = Ξ(T, V, µ) N=0 ∞ 1 X = N z N Z(T, V, N ) Ξ(T, V, µ) N=0 also: P N z N Z(T, V, N ) hN i = P N N z Z(T, V, N ) d N 365 d.h. pN ∝ z N Z(T, V, N ) ———————————————————————————————————— Varianz von N ? P ∂hN i ∂ N N z N Z(T, V, N ) = P ∂µ T,V ∂µ N z N Z(T, V, N ) P ∂z ∂ N N z N Z(T, V, N ) = P ∂µ ∂z N z N Z(T, V, N ) 1 1 X X X N−1 2 N−1 N = βz Z(T, V, N ) N z Z(T, V, N ) N z Z(T, V, N ) − 2 N z ΞN Ξ N N 2 1 X 1 X N 2 2 N N z Z(T, V, N ) = βσN N z Z(T, V, N ) − 2 =β ΞN Ξ N definiere Antwortkoeffizient (“Ladungssuszeptibilität”): κT,V dann ist: 1 ∂hN i = N ∂µ T,V 2 σN = N kB T κT,V und auch 1 σN ∝√ N N 366 10.3 Klassisches ideales Gas Rechnung in kanonischer Gesamtheit 2 3N X pi HV,N (q, p) = + WWand,V (q1, ..., q3N ) i=1 2m Zustandsintegral: Z Z(T, V, N ) = α dqdp e−βHV,N (q,p) 1 Z 3N −β Pi p2i /2m Z 3N −βWWand,V 1 = 3N d pe = 3N d qe h N! h N! Z −βp2 /2m dp e !3N VN beachte: W = 0, exp(−βW ) = 1 für q ∈ V und W = ∞, exp(−βW ) = 0 für q ∈ /V r Z Z √ √ h 2 −βp2 /2m dp e = 2m/β ds e−s = 2mkBT π = λ λ: thermische de Broglie-Wellenlänge also: 1 h 3N N Z(T, V, N ) = 3N V h N! λ bzw. 1 V N Z(T, V, N ) = N ! λ3 367 mit ln N ! ≈ N ln N − N + O(ln N ) folgt für die freie Energie: F (T, V, N ) = −kBT ln Z(T, V, N ) = N kB T (ln N − 1 + 3 ln λ − ln V ) + O(ln N ) thermische Zustandsgleichung: −1 ∂F = N kBT −p = ∂V T,N V kalorische Zustandsgleichung: Z ∂ ∂ 1 Z −βH −βH = − ln α dqdp e = − ln Z E = hHi = α dqdp He Z ∂β ∂β ∂ ∂ 3N 3 ln β = N kB T = − ln(const.β −3N/2) = ∂β ∂β 2 2 Sackur-Tetrode-Formel für die Entropie: 1 ∂λ ∂F S = − = −N kB (ln N − 1 + 3 ln λ − ln V ) − N kB T 3 ∂T V N λ ∂T N v 3 5 = −N kB ln λ3 − 1 + N kB = N kB ln 3 + V 2 λ 2 freie Energie: 3 5 v F = E − T S = N kBT − N kBT ln 3 + 2 λ 2 v = −N kB T ln 3 − N kBT = N kB T (ln N − 1 + 3 ln λ − ln V ) λ 368 10.4 Quantenmechanisches System harmonischer Oszillatoren räumlich getrennte harmonische Oszillatoren: N 1 X c + H= ~ωi n i 2 i=1 beachte: beliebige Frequenzen! Eigenzustände: |n1i|n2i · · · |nN i Eigenenergien: 1 ~ωi ni + E= 2 i=1 mit ni = 0, 1, 2, ... N X Rechnung in kanonischer Gesamtheit, Zustandssumme: −βH Z = Z(T, N ) = Sp e = = ∞ X n1 =0 N Y i=1 ··· ∞ X N Y nN =0 i=1 = ∞ X n1 =0 ··· e−β~ωini e−β~ωi /2 ∞ X nN =0 = −β e P N X ∞ Y i=1 n=0 Zi (T, N ) Zerlegungssatz! 369 i ~ωi (ni +1/2) e−β~ωi ne−β~ωi /2 mit ∞ −β~ωi /2 X −β~ωi n Zi (T, N ) = e n=0 e 1 1 e−β~ωi/2 = = = 1 − e−β~ωi eβ~ωi/2 − e−β~ωi/2 2 sinh(β~ωi /2) ist: Z(T, N ) = 1 i=1 2 sinh(β~ωi /2) N Y freie Energie: F (T, N ) = −kBT ln Z(T, N ) = kBT N X i=1 ln(2 sinh(β~ωi /2)) mittlere Besetzungszahl des i-ten Oszillators? einerseits: P P 1 ∂ 1 ∂ b i +1/2) b i +1/2) −β i ~ωi (n −β i ~ωi (n (−β~(ni + 1/2)) = Sp e ln Z = Sp e ∂ωi Z ∂ωi Z = −β~(hc nii + 1/2) andererseits: ∂ ∂ X 1 2 cosh(β~ωi/2)β~/2 ln Z = − ln(2 sinh(β~ωi/2)) = − ∂ωi ∂ωi i 2 sinh(β~ωi/2) = −β~/2 1 tanh(β~ωi/2) 370 also: hc nii + 1/2 = mit x = β~ωi /2: 1 2 tanh(β~ωi/2) −x −x 1 1 e + e 2e 1 1 1 = hc ni i = − 1 = x − 1 = 2 tanh(x) 2 e − e−x 2 ex − e−x e2x − 1 also: 1 hc nii = ~ω /k T e i B −1 Verallgemeinerung des Resultats für ωi = ω 10.5 x Dritter Hauptsatz QM Rechnung! Dichteoperator der kanonischen Gesamtheit: 1 c e−β HV,N ρbT,V,N = Z(T, V, N ) Energie-Eigenwertgleichung: d H V,N |En , γi = En |En , γi mit γ = 1, .., gn 371 damit: ρbT,V,N = P 1 X c |En, γihEn, γ|e−β HV,N Z(T, V, N ) En,γ e−βEn |En, γihEn, γ| = = P −βEn En ,γ e mit der GZE E0; für β → ∞ ist: En ,γ P En ,γ e−β(En−E0 )|En, γihEn, γ| P −β(En −E0 ) En ,γ e e−β(En −E0 ) → δEn ,E0 also: ρbT,V,N → P En ,γ δEn ,E0 |En , γihEn , γ| g0: GZ-Entartung P0 = P γ P En ,γ δEn ,E0 = P γ |E0, γihE0, γ| P γ1 |E0, γihE0, γ|: Projektor auf Eigenraum zur GZE ρbT,V,N → 1 P0 g0 (für T → 0) für T = 0 befindet sich ein Quantensystem im GG in dem gemischten Zustand, bei dem alle Grundzustände die gleiche WK haben (K wie auch MK!) Entropie: S(T, V, N ) = kBσ[ρT,V,N ] = −kB Sp (ρ ln ρ) = −kBhln ρi = −kBhln(P0/g0 )i = kB ln g0 − kBhln P0i 372 mit hln P0i = 1 X 1 X hE0, γ| ln P0|E0, γi = hE0, γ| ln 1|E0, γi = 0 g0 γ g0 γ folgt: S(T, V, N ) = kB ln g0 (T → 0) ➜ 3. HS gilt falls ln g0 < O(N ) also für g0 < O(eN ) (also falls keine makroskopisch große Grundzustandsentartung vorliegt) ———————————————————————————————————— 3.HS gilt nur quantenmechanisch! • betrachte als Gegenbeispiel ein klassisches System von N wechselwirkungsfreien Teilchen in einer Raumdimension und einem harmonischen Potenzial: 2 N 1 p X i + mω 2qi2 H= 2 i=1 2m (beachte: dies ist kein System räumlich getrennter harmonischer Oszillatoren, alle Teilchen spüren dasselbe harmonische Ein-Teilchen-Potenzial; daher ist die korrekte Boltzmann-Abzählung zu wählen) • kanonisches Zustandsintegral: N Z 1 Z 2 2 2 Z(T, N ) = N dp exp(−βp /2m) dq exp(−βmω q /2) h N! 373 1 kBT N Z(T, N ) = N ! ~ω • für T → 0 befindet sich das System im klassischen Grundzustand qi = 0, pi = 0 beachte: der Grundzustand ist eindeutig (nicht entartet) • freie Energie: F = −kBT ln Z = −N kBT ln kBT + kBT ln N ! ~ω • Entropie: ∂F k T B S=− = N kB ln + 1 − kB ln N ! 6= 0 für T → 0 ∂T ~ω • Ursache des zweiten Terms: ad hoc-Einführen der korrekten Boltzmann-Abzählung! beachte: S = kB σ GG − kB ln N ! (klassisch) Boltzmann-Abzählung aber wegen N -fach-Besetzung des Ein-Teilchen-GZs inkorrekt für T = 0 (Permutation von Teilchen führt hier sowieso zu keinem neuen Zustand) • Ursache des ersten Terms: kein Gap zwischen GZ und erstem angeregten Zustand (System nicht quantisiert) • beide Ursachen liegen beim (klassischen!) Ising-Modell nicht vor! der 3.HS sollte also erfüllt sein (und ist es auch) 374 10.6 Eindimensionales Ising-Modell, Transfermatrixmethode Ising-Modell: • Hamilton-Operator: H = −J N X i=1 Si Si−1 − B N X i=1 Si (J, B > 0) • Si kurz für Siz , lokale Spins an Plätzen eines Gitters: i = 1, ..., N • Darstellung eines Spins: Si = 1 0 (ohne Faktor ~/2!) 0 −1 • mögliche Werte (Eigenwerte): si = ±1 • alle Observablen kommutieren ➜ “klassisches” (aber diskretes) Modell • Energie eines Spins im Feld B: −B, falls si = +1 (Spin parallel zum Feld, B > 0) +B, falls si = −1 (Spin antiparallel zum Feld, B > 0) Wechselwirkung zwischen nächsten Nachbarn Wechselwirkungsenergie (−J) falls Si Si−1 = +1 (bevorzugt parallele Spins, J > 0) GZE: E0 = −N (J + B), GZ: s1 = ... = sN = +1 375 magnetisches Gesamtmoment: M = X i hSii (allgemein: M = −~−1gµB B i=1 i=2 −J +J −J −J −J +J P i hSi i) i=N +J +J Relevanz des Ising-Modells: • Beschreibung magnetischer Ordnung • Demonstrationsmodell der statistischen Physik ———————————————————————————————————— Im Jahre 1920 veröffentlichte Wilhelm Lenz in der Physikalischen Zeitschrift, Band 21, S. 613 eine Arbeit mit dem Titel “Beitrag zum Verständnis der magnetischen Erscheinungen in festen Körpern”. Dabei formulierte er zum ersten Mal die grundlegenden Ideen eines mikroskopischen Modells des Ferromagnetismus, das heute unter dem Namen IsingModell zu einem Standardmodell der statistischen Physik geworden ist. Heute erscheinen jährlich über 800 Arbeiten, die sich auf dieses Modell beziehen. Die Aufgabe, das Modell genauer zu untersuchen, übertrug Lenz seinem Schüler Ernst Ising, der darüber 1924 in Hamburg eine Dissertation anfertigte, in der gezeigt wurde, dass eine lineare Kette keine 376 spontane Magnetisierung aufweist. ———————————————————————————————————— Lösung des Ising-Modells • D = 1: lösbar (Ising, Lenz 1922-1924) • D = 2: lösbar für B = 0 (Onsager 1944) • D = 3: nicht analytisch lösbar, numerische Lösung problemlos • D = ∞: exakt lösbar (Weiß’sche Molekularfeldtheorie, s.u.) ———————————————————————————————————— hier: D = 1 periodische Randbedingung: i = 0 ⇔ i = N Kontrollparameter: H, M, N kanonische Gesamtheit: T, B, N B als Lagrange-Parameter zur NB M (s1, ..., sN ) = M ———————————————————————————————————— β = 1/kBT Berechnung der Zustandssumme: Z(T, B, N ) = Sp e−βHN (B) ONB: 377 {|s1i · · · |sN i} also: Z= = X s1 =±1 X s1 =±1 ··· ··· X sN =±1 X Y sN =±1 i exp βJ X i si ss−1 + βB exp (βJsi si−1 + βBsi) X i si (entspricht klassischer Zustandssumme) ———————————————————————————————————— Transfermatrixmethode Y i exp (βJsi si−1 + βBsi ) = mit Transfermatrix βJ+βB e−βJ e Q = −βJ e eβJ−βB Y i 1 Y exp βJsi si−1 + βB(si + si−1 ) = Qsi ,si−1 2 i definiere Vektoren (Eigenvektoren von Si zu si = ±): | + 1i = dann ist: 1 0 | − 1i = 0 1 hsi |Q|si−1 i = Qsi,si−1 und: 378 Z= = = X s1 =±1 ··· N Y X sN =±1 i=1 X X ··· X hsN |QN |sN i s1 =±1 sN =±1 sN =±1 Qsi ,si−1 hsN |Q|sN−1 i · · · hs2|Q|s1ihs1|Q|sN i also: Z = Sp QN Q reell und symmetrisch ➜ Q = U qU T mit U reell und orthogonal, U U T = 1, q diagonal N T Z = Sp Q = Sp U qU · · · U qU λ1 0 = Sp 0 λ2 N λi: Eigenwerte von Q für N → ∞ ist also: N 0 λ1 = Sp 0 λN 2 T = Sp q N N = λN 1 + λ2 λN N N N N → λ Z = λ1 + λ2 = λmax 1 + Nmin max λmax falls λmax nicht entartet 379 Z = λN max ———————————————————————————————————— Theorem von Perron und Frobenius: sei A eine reelle M × M -Matrix mit Aij > 0 ➜ – es gibt einen nichtentarteten reellen Eigenwert λ > 0 – λ > |λ′| für alle Eigenwerte λ′ 6= λ – ∃ x = (x1, ..., xM ) Eigenvektor zu λ mit xi > 0 ———————————————————————————————————— statt Beweis: direkte Rechnung: βJ+βB −λ e−βJ e 0 = det −βJ βJ−βB e e −λ 2 βJ+βB =λ −λ e βJ−βB +e also: λ = eβJ βJ =e + e2βJ − e−2βJ v u u u t 1 1 βB 2 e + e−βB ± e2βJ (eβB + e−βB ) − e2βJ + e−2βJ 2 4 r 2 cosh(βB) ± cosh (βB) − 1 + e−4βJ (konsistent mit P.-F.-Theorem) 380 ! somit: NβJ Z(T, B, N ) = e r 2 cosh(βB) + cosh (βB) − 1 + e−4βJ !N ———————————————————————————————————— Ableitung der Thermodynamik, z.B.: magnetisches Gesamtmoment N N 1 ∂ 1 X X Sie−βH = ln Z M = hSi i = Sp Z β ∂B i=1 i=1 !# r N 1 ∂ " βJ 2 −4βJ = cosh(βB) + cosh (βB) − 1 + e e β [· · · ] ∂B βJ = 2 cosh(βB) sinh(βB)β N e β sinh(βB) + r 2 −4βJ β [· · · ] 2 cosh (βB) − 1 + e √ β N 1 √ √ sinh(βB) · · · + cosh(βB) sinh(βB) = β cosh(βB) + · · · · · · √ √ sinh(βB) · · · + cosh(βB) sinh(βB) cosh(βB) − · · · √ =N ··· cosh2(βB) − cosh2(βB) + 1 − e−4βJ √ 2 − sinh(βB)(e−4βJ − 1) cosh2(βB) sinh(βB) − sinh(βB) · · · √ √ =N =N (1 − e−4βJ ) · · · (1 − e−4βJ ) · · · also: 381 M =N sinh(βB) r 2 thermische Zustandsgleichung e−4βJ cosh (βB) − 1 + ———————————————————————————————————— Diskussion für J = 0 idealer Paramagnet: nichtwechselwirkende Momente M (T, B, N ) = N tanh(βB) isotherme Suszeptibilität des idealen Paramagneten: χ= 1 ∂M N ∂B T,N 2 = B=0 2 cosh (βB) − sinh (βB) β 2 cosh (βB) =β= B=0 1 kBT Curie-Gesetz ———————————————————————————————————— Diskussion für J > 0, wechselwirkende Momente • T → ∞, β → 0: M →N √ also χ= 1 kBT βB = N βB 1−1+1 für T → ∞ Curie-Gesetz 382 • B → ∞ ➜ M → N tanh(βB) → N = M0 • für T > 0 ist lim M (T, B, N ) = 0 B→0 Isings Resultat, keine spontane Magnetisierung Paramagnet für T > 0 M M0 J>0 J=0 0 −M0 0 B T>0 M (T, B, N ) = −M (T, −B, N ) • T → 0, β → ∞ ➜ M → M0 für infinitesimales Feld beachte: 0 = lim lim M (T, B, N ) 6= lim lim M (T, B, N ) = ±M0 T →0 B→0 B→0 T →0 Ferromagnet für T = 0 zweifach entarteter FM GZ | ↑, ↑, ↑, ↑, ↑, ↑, ...i und | ↓, ↓, ↓, ↓, ↓, ↓, ...i keine makroskopisch relevante Entartung, 3.HS erfüllt 383 ———————————————————————————————————— warum keine magnetische Ordnung? betrachte Spin-Spin-Korrelationsfunktion hSi Sj i spontaner Ferromagnetismus läge vor, falls lim hSiSj i = const.. |i−j|→∞ für B = 0 ➜ langreichweitige Ordnung es gilt: P N 1 X 1X Y X βJ i si si−1 hSi Sj i = = si sj e · · · si sj hsi|Q|si−1 i sN Z s1 ,...,sN Z s1 i=1 1 XXX = hsN |QN−i |siisihsi |Qi−j |sj isj hsj |Qj |sN i Z si sj sN βJ e−βJ e falls i > j und mit Q = −βJ βJ e e mit σ≡ X si |siisi hsi| = 1 0 0 −1 (z-Pauli-Matrix) ist jetzt 1 1 1X N−i i−j j i−j N−i+j N−i i−j j hsN |Q σQ σQ |sN i = Sp Q σQ σQ = Sp σQ σQ hSi Sj i = Z sN Z Z 384 Diagonalisierung der Transfermatrix: Q = U qU T mit UUT = 1 1 1 1 U = UT = √ 2 1 −1 2 cosh(βJ) 0 q= 0 2 sinh(βJ) es folgt: 1 i−j T N−i+j T U hSi Sj i = Sp σU q U σU q Z und mit 1 1 1 1 0 1 1 1 0 1 √ = σ ′ = U T σU = √ 0 −1 1 −1 1 −1 1 0 2 2 ist: 1 ′ i−j ′ N−i+j hSi Sj i = Sp σ q σ q Z i−j 1 0 2 sinh(βJ) Sp = N 0 2 cosh(βJ) 2 cosh(βJ)N N−(i−j) 0 2 cosh(βJ) 0 2 sinh(βJ) 1 i−j N−(i−j) i−j N−(i−j) sinh (βJ) cosh (βJ) + cosh (βJ) sinh (βJ) = cosh(βJ)N = tanhi−j (βJ) + tanhN−(i−j) (βJ) 385 da tanh x < 1 für x 6= 0, ist im Limes N → ∞: hSi Sj i = tanh(i−j) (βJ) homogenes System ➜ Korrelationsfunktion nur vom Abstand d = i − j abhängig, schreibe hSi Sj i = hSdS0i = tanhd(βJ) mit x = tanh(βJ) ist d d hSi Sj i = xd = eln(x ) = e− ln(1/x ) = e−d ln(1/x) definiere die Korrelationslänge ξ: ξ −1 ≡ ln(1/x) = ln coth(βJ) dann ist hSi Sj i = e−d/ξ die Korrelationsfunktion fällt exponentiell ab, ξ ist die charakteristische Länge langreichweitige Ordnung wäre nur möglich für ξ → ∞ (also nur für T → 0) ———————————————————————————————————— Analyse der magnetischen Suszeptibilität schreibe 386 H = −J N X i=1 Si Si−1 − N X i=1 BiSi (J, Bi > 0) dann gilt: 1 1 ∂ M= N ∂B N andererseits ist χ= also Z = Z(T, {Bi}, N ) X i ∂ X 1 hSj i = ∂Bi j N X ij ∂hSj i ∂Bi F = F (T, {Bi}, N ) P P ∂F 1 ∂ X βJ si−1 si +β Bi si e = −kBT = −kBT ln ∂Bi ∂Bi s1,...,sN Z X s1 ,...,sN βsi e−βH = −hSi i sowie: ∂ 2F ∂hSii ∂ 1 =− =− ∂Bi∂Bj ∂Bj ∂Bj Z = also: 1 ∂Z X 1 −βH s e − i Z 2 ∂Bj s1 ,...,sN Z X s1 ,...,sN X s1 ,...,sN si e−βH −β si βsj e−βH = hSii ∂ 2F ∂hSii ∂hSj i − = = = β (hSi Sj i − hSi ihSj i) ∂Bi∂Bj ∂Bj ∂Bi damit lässt sich die Suszeptibilität schreiben als 387 ∂ F −βhSiSj i ∂Bj 1 X ∂hSj i 1 X = β (hSi Sj i − hSiihSj i) N ij ∂Bi N ij Translationsinvarianz ausnutzen: hSiSj i = hSi−j S0i = hSdS0i, Abstand d = i − j 1 X X χ = βN (hSdS0i − hS0ihS0i) = β (hSdS0i − hS0ihS0i) N d d χ= χ= 1 ∂ X M = β (hSdS0 i − hS0ihS0i) N ∂B d Diskussion: • χ ist i.allg. eine endliche (und intensive) Größe: ein kleine Variation des äußeren Magnetfelds bewirkt eine kleine Änderung der Magnetisierung • im paramagnetischen Zustand ist hS0i = hSii = 0 damit χ endlich bleibt, muss hSdS0i stärker als 1/d abfallen fällt in der Tat exponentiell hSdS0 i = e−d/ξ endliche Korrelationslänge • im ferromagnetischen Zustand ist hS0 i = 6 0 damit χ endlich bleibt, muss hSdS0i − hS0ihS0i → 0 für d → ∞ also hSdS0 i → hS0ihS0i unendliche Korrelationslänge 388 • Übergangstemperatur TC , Curie-Temperatur für T → TC (T > TC ): Divergenz von ξ ➜ Divergenz von χ Erwartung: M 1/ χ T TC im D = 1-Ising-Modell ist TC = 0 ———————————————————————————————————— explizite Berechnung von χ: 1 X 1 X 1 X χ = β (hSi Sj i − hSiihSj i) = β hSi2 i + 2 β hSi Sj i N ij N i N i>j ∞ ∞ 1 1 XX X d 1 − 2 + 2 tanh (βJ) = β 1 + 2 tanhd(βJ) = β = β+2 β N i d=1 1 − tanh(βJ) d=1 389 2 χ=β − 1 1 − tanh(βJ) • J = 0 (idealer Paramagnet, s.o.): χ = 1/kBT divergent bei T = 0 wegen GZ-Entartung g = 2N 2 2 3 2 = β + 2Jβ + O(β J ) − 1 • T → ∞, β → 0: χ = β 3 1 − βJ + O(β ) Curie-Gesetz: χ ∝ 1/T für hohe T • T → 0, β → ∞: tanh(βJ) → 1, χ → ∞ exponentiell • Phasenübergang nur bei TC = 0 Frage: Phasenübergänge bei endlichem T ? 10.7 Heisenberg-Modell, Molekularfeldtheorie Heisenberg-Modell: H =− N X N X i=1 j=1 Jij S iS j − B N X i=1 Si mit lokalen Spins S i (hier: Spinquantenzahl S = 1/2), [Six , Sjy ] = i~Siz (und zyklische Permutationen) 390 auf Gitter mit i = 1, ..., N Plätzen Modell-Varianten: H =− N X i,j=1 Jij [α(Six Sjx + Siy Sjy ) + βSiz Sjz ] α = β: Heisenberg-Modell α = 0, β = 1: Ising-Modell α = 1, β = 0: XY-Modell ———————————————————————————————————— approximative Lösung des Heisenberg-Modells in Molekularfeld-Näherung es gilt: S i S j = S ihS j i + S j hS i i − hS iihS j i + F mit Fluktuationsterm F = (S i − hS i i)(S j − hS j i) Molekularfeld-Näherung: F = 0 für i 6= j (es sei Jii ≡ 0) damit H → HMF : HMF = − X ij 2Jij hS j iS i + X ij Jij hS j ihS ii − B 391 X i Si =− =− X X i X i j Si + 2Jij hS j i + B (A) Bi ! + B Si + X ij X ij Jij hS j ihS ii Jij hS j ihS ii mit Austauschfeld (A) Bi ≡ X j 2Jij hS j i ———————————————————————————————————— vereinfachende Annahmen: Feld in z-Richtung: B = (0, 0, B) kollineare homogene Ordnung (Ferromagnetismus, Jij > 0): hS i i = mi ez Translationsinvarianz: mi = m ∀i nächst-Nachbar-Wechselwirkung: Jij = J > 0 nur für n.N. i, j Anzahl n.N.: q (Koordinationszahl) 392 damit ist: HMF = − (BA + B) X i Siz + N qJm2 und BA = 2qJm Diskussion: • H: S i spürt fluktuierendes lokales “Feld” P j Jij S j • HMF : homogenes Austauschfeld, “Molekularfeld” BA • MFT: Gitter-Modell ➜ atomares Modell • Selbstkonsistenz: m ➜ BA ➜ HMF ➜ FMF ➜ m ———————————————————————————————————— Auswertung der MFT: ➜ FMF = −kBT ln Sp exp β(BA + B) X i Siz − βN qJm 1 ∂FMF N ∂B Berechnung von FMF : m=− sei |µii mit µi = ±1/2 Eigenzustand von Siz , dann ist: 393 2 −βHMF ZMF = Sp e 2 = e−βNqJm X Y µ1 µ2 ··· i 2 Y = e−βNqJm = X β hµ1µ2 · · · |e µ1 µ2 ··· P i (BA +B)Siz 2 |µ1µ2 · · ·ie−βNqJm eβ(BA +B)µi X i µi =±1/2 eβ(BA+B)µi 2 = e−βNqJm (eβ(BA+B)/2 + e−β(BA+B)/2)N es folgt: β(BA +B)/2 FMF = −kBT ln ZMF = −N kB T ln e −β(BA +B)/2 +e + N qJm2 also: eβ(BA+B)/2 − e−β(BA +B)/2 1 1 1 ∂FMF β (2qJm + B) = kBT (β/2) β(B +B)/2 tanh = m=− N ∂B e A + e−β(BA +B)/2 2 2 Mean-Field-Gleichung: 1 tanh (β (qJm + B/2)) 2 Selbstkonsistenz-Gleichung für m m= ———————————————————————————————————— 1 T → 0, β → ∞ : m → ± Sättigungsmoment 2 T → ∞, β → 0 : m → 0 paramagnetische Lösung 394 ———————————————————————————————————— setze B = 0 für spontane ferromagnetische Ordnung m = 0 ist stets Lösung, paramagnetische Phase m 6= 0: Ferromagnetismus? für m 6= 0 aber m → 0, d.h. für T → TC ist mit tanh x = x − 31 x3 + O(x5): 1 m = βC qJm 2 also: 1 TC = qJ (Curie-Temperatur) 2 ➜ typisches MF-Resultat: TC ∝ J, q bei Berücksichtigung der nächsten Orndnung ist: 11 1 m = βqJm − (βqJm)3 2 23 3 T 2 TC − T 2 m = 4 TC2 TC also T → TC : m∝ v u u u t TC − T TC kritischer Exponent: β = 1/2 395 ➜ charakteristisch für MF! (m = tβ , t = (TC − T )/TC , β = 0.3646 3D Heisenberg) ———————————————————————————————————— B > 0: T > TC , B → 0 ➜ m → 0 ➜ x klein in tanh x: 1 B 1 m = βqJm + β 2 2 2 β 1 B 1 m= B = 4 1 − 12 βqJ 4 kBT − kBTC ∂m 1 ∝ ∂B T − TC Curie-Weiß-Verhalten der Suszeptibilität ➜ kritischer Exponent γ = 1 (χ = (−t)−γ , γ = 1.3866 3D Heisenberg) ———————————————————————————————————— alternative Herleitung der Molekularfeldtheorie mittels Variationsprinzip für F : definiere freie Energie als Funktional beliebiger Dichteoperatoren ρ: F [ρ] ≡ Sp (ρ(H + kBT ln ρ)) für ρ = ρK = e−βH /Z (Dichteoperator der K Gesamtheit) ist: F [ρK] = hHi + kBT Sp (ρK ln ρK ) = hHi − T S = F (T, N ) 396 und 1 1 F [ρ] = − Sp (ρ ln ρ) − Sp (ρH) = σ[ρ] − λ0 Sp (ρH) = max kBT kBT für Dichteoperatoren ρ mit Sp ρ = 1 − (Maximierung der Shannon-Information unter den NB Spρ = 1 und hHi = E, LagrangeParameter: λ0 = 1/kBT ) also: F [ρ] = min für ρ = ρK , F [ρK] = F (T, N ) Verallgemeinerung des Ritzschen Variationsprinzips (klassisch: Gibbs) ———————————————————————————————————— Variationsmethode: • wähle Ansatz für ρ = ρ(s) mit Sp ρ = 1 und Parametern s = (s1, s2, ...) • berechne F (ρ(s)) ∂ F (ρ(s0)) = 0 ∂s • approximiere F = F (ρ(s0)) • bestimme s0 aus ———————————————————————————————————— Weißsche Molekularfeldtheorie: 397 Ansatz: e−βHMF ρ = ρ(BA) = Sp e−βHMF mit: HMF = −(BA + B) N X i=1 Siz längere Rechnung ergibt: BA = 2qJm 398 Chapter 11 Ideale Quantengase N wechselwirkungsfreie, identische Teilchen Motivation: • klassisch: Zustandsgleichungen in Widerspruch zum 3.HS • quantenmechanische Modifikation der Zustandsgleichungen? • Unterschiede zwischen Fermionen oder Bosonen? neue (Quanten-)Phänomene? Beispiele: 1) System von Elektronen, z.B. Valenzelektonen im Festkörper (Fermionen), näherungsweise wechselwirkungsfrei 2) He-Gas/Flüssigkeit (Bosonen) 3) unterscheidbare Teilchen (s.u.) 399 11.1 Fermi- und Bose-Gas Ein-Teilchen-Hilbert-Raum: H1 ONB von H1: (i) {|φα i} H1 : Hilbert-Raum des i-ten Teilchens, ONB: {|φ(i) α i} ———————————————————————————————————— Hilbert-Raum N identischer Teilchen (Fermionen (−) oder Bosonen (+)): (±) und (±) HN = SN HN (±) SN = (1) (N) (2) HN = H1 ⊗H1 ⊗· · ·⊗H1 mit 1 X (±1)pP N! P (±) ONB von HN : {|n1, n2, ..., ndi} (NB: P α nα = N) (anti-)symmetrisierte Produktzustände |n1, n2, ..., ndi = (±) K± SN (2) (N) |φ(1) α1 i|φα2 i · · · |φαN i wobei d = dim H1 (meist d = ∞) 400 (Tensorprodukt) Besetzungszahl: nα = Anzahl der Teilchen im Zustand φα Fermionen: nα = 0, 1 Bosonen: nα = 0, 1, 2, ... ———————————————————————————————————— (−) Fermionen HN Pij |Ψi = −|Ψi antisymmetrische halbzahliger Spin (+) Bosonen HN Pij |Ψi = +|Ψi symmetrische Zustände ganzzahliger Spin M = Dimension des Hilbert-Raums identische Fermionen: φ 1 φ 2 φ 3 ... φd M = d N Ein−Teilchen− Zustände d+N −1 M = N identische Bosonen: φ 1 φ 2 φ 3 ... φd Ein−Teilchen− Zustände ———————————————————————————————————— 401 Hamilton-Operator (“ideal”: keine Wechselwirkung): HV,N = N X i=1 (i) HN mit: p2 + WV (r) H1 = 2m WV (r): Wandpotenzial Ein-Teilchen-Zustände: H1 |φαi = εα |φαi Teilchen mit Spin S, Spinprojektionsquantenzahl: σ = −S, ..., (S − 1), S also Sz |σi = ~σ|σi α ≡ (k, σ) System im Volumen V mit periodischen RB: 2π kµ = nµ nµ ganze Zahl, µ = x, y, z L Ein-Teilchen-Zustand zum Wellenvektor k: 1 |φα i = |φk i|σi ↔ φk (r)|σi = √ exp(ikr)|σi V 402 (Ortsdarstellung) Ein-Teilchen-Energie: ~2 k 2 ε(k) = 2m N -Teilchen-Energie: E= N X i=1 ε(ki ) E= bzw. X α nα ε α = X S X k σ=−S nk,σ ε(k) = (2S + 1) N -Teilchen-Zustand (Energieeigenzustand zu E): |n1, ..., nα, ..., ndi mit X α nα = N Besetzungszahloperator c nα : c |n , ..., n , ..., n i = n |n , ..., n , ..., n i n α 1 α d α 1 α d Gesamtteilchenzahloperator: d N = 11.2 X α c n α Fermi- und Bose-Verteilungsfunktion Rechnung in großkanonischer Gesamtheit: c c Ξ(T, V, µ) = Sp e−β(HV −µN ) = ∞ X N=0 c Sp N e−β(HV −µN) 403 X k nk ε(k) = ′ X ′ ∞ X ′ X X N=0 n1 n2 ′ X ··· ′ X nd X exp −β( nα εα − µ α · · · : Summation unter der NB P α nα X α ! nα ) = ∞ X z N Z(T, V, N ) N=0 =N Rechnung für Z(T, V, N ) (kanonische Gesamtheit) wegen NB schwierig GK Rechnung ➜ NB wird aufgehoben: Ξ(T, V, µ) = XX n1 n2 ··· X nd X exp −β( nα εα − µ α X α nα ) ! Summation ohne Einschränkungen! also: Ξ(T, V, µ) = XX n1 n2 ··· XY nd α exp (−βnα(εα − µ)) = YX α n Fallunterscheidung: Fermionen: nα = 0, 1 Ξ(T, V, µ) = Y α −β(εα −µ) 1+e Ω(T, V, µ) = −kBT X α −β(εα −µ) ln 1 + e Ω(T, V, µ) = −kBT (2S + 1) X k ln 1 + e−β(ε(k)−µ) Bosonen: nα = 0, 1, 2, ... 1 Y Ξ(T, V, µ) = α 1 − e−β(εα −µ) 404 exp (−βn(εα − µ)) Ω(T, V, µ) = kBT X α −β(εα −µ) ln 1 − e Ω(T, V, µ) = kBT (2S + 1) X k −β(ε(k)−µ) ln 1 − e für µ muss gelten (Konvergenzradius der geometrischen Reihe): µ < ε0 = ε(k = 0) = 0 ε0: kleinste Ein-Teilchen-Energie ———————————————————————————————————— mittlere Besetzungszahl: ! 1 X X XX c hnα i = · · · nα exp −β( nα (εα − µ)) α nd Ξ(T, V, µ) n1 n2 also: 1 ∂ hc nα i = − ln Ξ(T, V, µ) β ∂εα Fermionen: 1 1 hc nα i = − e−β(εα−µ)(−β) −β(ε −µ) α β1+e hc nα i = 1 eβ(εα−µ) + 1 = f (εα − µ) mit f (x) = 1/(eβx + 1) Fermi-Dirac-Verteilungsfunktion 405 Bosonen: 1 1 (−e−β(εα−µ))(−β) hc nα i = − (−1) −β(ε −µ) α β 1−e hc nα i = 1 eβ(εα−µ) − 1 = b(εα − µ) mit b(x) = 1/(eβx − 1) Bose-Einstein-Verteilungsfunktion ———————————————————————————————————— Diskussion Fermionen: f(x) 4kT 1 0 x= εα−µ • f (0) = 1/2, f (x) + f (−x) = 1 • x → −∞ (εα ≪ µ) ➜ f (x) → 1 • x → ∞ (εα ≫ µ) ➜ f (x) → 0 406 ′ • f (0) = −βeβx (eβx +1)2 x=0 = − β4 = − 4k1 T 1 ∼ |∆f | ≈ |f ′ (0)|∆x = B 1 4kB T ∆x Aufweichzone: ∆x = 4kBT ; T = 300K ➜ 4kBT ≈ 0.1 eV • T = 0 ➜ f (x) = Θ(−x) Def: εF ≡ µ(T = 0) Fermi-Energie Interpretation von µ für T = 0: εF trennt zwischen besetzten (εα < εF ) und unbesetzten (εα > εF ) Ein-TeilchenZuständen |φα i ———————————————————————————————————— Bosonen: b(x) 0 −1 x= εα−µ • b(x) hat Pol erster Ordnung bei x = 0 407 • x → ∞ (εα ≫ µ) ➜ b(x) → 0 • x → −∞ (εα ≪ µ) ➜ b(x) → −1 • T → 0: b(x) → 0 für x > 0 • x ≤ 0, εα ≤ µ: Konvergenzradius der geometrischen Reihe überschritten unphysikalisch, Ξ, Ω divergent (schon für d = 1: Ξ = 11.3 P∞ −β(ε−µ) n ) n=0 (e = ∞) Thermodynamik des idealen Fermi-Gases großkanonisches Potenzial Ω(T, V, µ) = −kBT X α −β(εα −µ) ln 1 + e Teilchenzahl: 1 ∂Ω X X hnαi = = α eβ(εα −µ) + 1 α ∂µ innere Energie: 1 ∂ X X d d = εα β(ε −µ) = εα hnαi U = hHi = − ln Ξ + µhNi α α ∂β e α +1 Entropie: d hN i=− 408 ∂Ω 1 X S(T, V, µ) = − = kB ln(1 + e−β(εα−µ)) + α ∂T V,µ T 3.HS ? T → 0, β → ∞ • ε α − µ > 0 ➜ S → kB P • ε α − µ < 0 ➜ S → kB P α ln 1 X α (εα − µ) 1 eβ(εα−µ) + 1 +0=0 −β(εα −µ) α ln e + T1 P α (εα − µ) = 0 alternative Darstellung für S (direktes Umformen): S = −kB X α [(1 − hnα i) ln(1 − hnα i) + hnα i lnhnαi] S → 0 für T → 0 ———————————————————————————————————— V -Abhängigkeit? Ω(T, V, µ) = −kBT (2S + 1) X k −β(ε(k)−µ) ln 1 + e mit X k V Z 3 dk → (2π)3 (2π)3 (Rastervolumen im k-Raum: ∆ k = ) V 3 ist: 2 k2 V Z 3 −µ) −β( ~2m Ω(T, V, µ) = −kBT (2S + 1) d k ln 1 + e 3 (2π) 409 Z ∞ 2 k2 V −µ) 2 −β( ~2m = −kBT (2S + 1) dkk ln 1 + e 4π 0 (2π)3 r Substitution: x = ~k β/2m v u u u t V 4π Ω(T, V, µ) = −kBT (2S + 1) (2π)3 √ Fugazität z = eβµ, λ = h/ 2πmkBT ➜ 3 2m 1 β ~ Z ∞ 0 2 βµ −x2 dxx ln 1 + e e ! V f5/2(z) λ3 ———————————————————————————————————— Ω(T, V, z) = −kBT (2S + 1) mit: ! 4 Z∞ 2 −x2 f5/2(z) = √ 0 dxx ln 1 + ze π 2 −x 4 Z∞ 3 −2xze (partielle Integration) = − √ 0 dxx 3 π 1 + ze−x2 ∞ Z∞ 8 X n n −nx2 4 −x2 · (−1) z e dxx ze = √ (nur für z < 1, geometrische Reihe) 3 π n=0 0 Z ∞ ∞ 8 X 2 = √ (n + 1 → n) (−1)n+1z n 0 dxx4e−nx 3 π n=1 410 substituiere: y = nx2, dy = 2nxdx, dx = dy dy = √ : 2nx 2 ny Z ∞ 1 y 2 −y 8 X n+1 n ∞ (−1) z 0 dy √ e f5/2(z) = √ 3 π n=1 2 ny n2 Z ∞ ∞ 4 X n+1 n 1 = √ (−1) z 5/2 0 dyy 3/2 e−y 3 π n=1 n n ∞ 4 X n+1 z = √ (−1) Γ(5/2) 3 π n=1 n5/2 √ mit Γ(5/2) = (3/2)Γ(3/2) = (3/2)(1/2)Γ(1/2) = (3/4) π ist: zn f5/2(z) = (−1) n5/2 n=1 ———————————————————————————————————— ∞ X n+1 thermische Zustandsgleichung: kBT Ω ∂Ω = (2S + 1) 3 f5/2(z) = − p = − ∂V T,z λ V (mit Gibbs-Duhem-Relation) c c c c µ eleminieren! dazu: Ξ = Sp e−β(H−µN ) = Sp (z N e−β H ) und: ! ∂ c −β H c d N hN i = z ln Sp z e ∂z 411 ∂ ∂ ∂ = z ln Ξ = z (−βΩ) = βV z p (Ω = −pV ) ∂z ∂z ∂z T,V kBT ∂ (2S + 1) 3 f5/2(z) = βV z ∂z λ also: V d hN i = (2S + 1) 3 f3/2(z) λ mit n ∞ 1 4 Z∞ ∂ X 2 n+1 z √ dxx (−1) = f3/2(z) = z f5/2(z) = π 0 ∂z n3/2 z −1 ex2 + 1 n=1 d.h. hN i = hN i(T, V, z), Umkehrung: z = z(T, V, hN i), und damit: kBT thermische Zustandsgleichung f5/2(z(T, V, hN i)) λ3 ———————————————————————————————————— p = (2S + 1) kalorische Zustandsgleichung: ∂ ∂ U = − ln Sp e−β(H−µN) + µhN i = − ln Ξ + µhN i ∂β ∂β es ist: ∂ ∂ − ln Ξ = − (−βΩ) ∂β ∂β 412 ∂ V (2S + 1) 3 f5/2(z) ∂β λ 31 V ∂z V ∂ = (2S + 1) 3 f5/2(z) − (2S + 1) 3 f5/2(z) 2β λ λ ∂z ∂β V ∂ ∂z 3 = µz = − Ω − (2S + 1) 3 z f5/2(z)µ mit 2 λ ∂z ∂β 3 = pV − µhN i 2 also: 3 U = pV kalorische Zustandsgleichung 2 gilt so auch klassisch (aber U 6= (3/2)N kBT )! kBT f5/2(z) 3 3 U = (2S + 1) 3 f5/2(z) V = kBT hN i 2 λ 2 f3/2(z) =− 11.4 Klassischer Grenzfall Auflösen der Gleichung V d hN i = (2S + 1) 3 f3/2(z) λ für hohe Temperaturen T , geringe Dichten hN i/V 413 mit ∂ 1 31 1 = − ∂β λ3 2 β λ3 λ3 ≪ v = es ist: aus V hN i klassischer Limes 1 λ3 ≡ z0 ≪ 1 f3/2(z) = 2S + 1 v z2 f3/2(z) = z − 3/2 + ... 2 folgt z = z0 + O(z 2 ) damit: und z = z0 + O(z02) λ3 z2 3 = z0 z − 3/2 + O(z ) = 2 (2S + 1)v z0 ! z 1 − 3/2 + O(z 3) = z0 2 z0 !−1 z 1 + 3/2 + O(z 3) = z0 2 z0 ! 3 z + O(z ) = z0 1 + 3/2 2 ! z0 z = z0 1 + 3/2 + O(z03 ) 2 einsetzen in: 414 p = (2S + 1) 2 kBT z kBT z − f (z) = (2S + 1) + O(z 3 ) 5/2 3 3 5/2 λ λ 2 1 z02 kBT = (2S + 1) 3 z0 1 + 3/2 z0 − 5/2 + O(z03 ) λ 2 2 1 z0 kBT 2 = (2S + 1) 3 z0 1 + 3/2 z0 − 5/2 + O(z0 ) λ 2 2 1 1 = kB T 1 + 5/2 z0 + O(z02 ) v 2 also: 3 λ 1 2 1 + + O(z ) pV = N kB T 0 25/2 (2S + 1)v für festes V und T höherer Druck ➜ effektive Abstoßung der Fermionen durch Pauli-Prinzip 11.5 Entartetes Fermi-Gas entgegengesetzter Limes: tiefe Temperaturen T , hohe Dichten 1/v λ3 ≫ v = V hN i entartetes Fermi-Gas 415 definiere Ein-Teilchen-Zustandsdichte D(ε)dε = Anzahl der |φkσ i mit Energien in [ε, ε − dε] = XX k σ (Θ(ε − ε(k)) − Θ(ε − dε − ε(k))) = (2S + 1) X k δ(ε − ε(k))dε also: D(ε) = (2S + 1) X k δ(ε − ε(k)) Z ∞ ~2 k 2 V 2 ) 4π 0 dk k δ(ε − D(ε) = (2S + 1) (2π)3 2m ~2 k 2 ∂ Z∞ V 2 ) dk k Θ(ε − 4π = (2S + 1) (2π)3 ∂ε 0 2m V ∂ 1 3 = (2S + 1) k √ 4π 3 (2π) ∂ε 3 k= 2mε/~ √ 3 1 ∂ 2mε V 4π = (2S + 1) (2π)3 3 ∂ε ~ √ 3 V 1 2m 3 1/2 = (2S + 1) ε 4π (2π)3 3 ~ 2 416 (2m)3/2V 1/2 ε D(ε) = (2S + 1) 4π 2~3 ———————————————————————————————————— damit gilt: Ω(T, V, µ) = −kBT (2S + 1) Ω(T, V, µ) = −kBT Z ∞ 0 X −β(ε(k)−µ) ln 1 + e k −β(ε−µ) dεD(ε) ln 1 + e und hN i = (2S + 1) hN i = Z ∞ X k 1 eβ(ε(k)−µ) + 1 dεD(ε)f (ε − µ) 0 sowie U = (2S + 1) X ε(k) k U= Z ∞ 0 1 eβ(ε(k)−µ) + 1 dεD(ε) ε f (ε − µ) und: S = −kB(2S + 1) S = −kB Z ∞ 0 X k [(1 − hnkσ i) ln(1 − hnkσ i) + hnkσ i lnhnkσ i] dεD(ε) (f (µ − ε) ln f (µ − ε) + f (ε − µ) ln f (ε − µ)) 417 ———————————————————————————————————— Teilchenzahl und innere Energie von der Form I(T ) = Z ∞ −∞ dε F (ε)f (ε − µ) D(ε) = 0 für ε < 0, F (ε) T -unabhängig entartetes Fermi-Gas bei fester Dichte: T → 0 Taylor-Entwicklung: π2 I(T ) = −∞ dε F (ε) + (kBT )2F ′(µ) + O(T 4) 6 ———————————————————————————————————— Z µ allgemein gilt: I(T ) = I(0) + 2 ∞ X n=1 (1 − 21−2n)ζ(2n)(kBT )2nF (2n−1)(µ) Sommerfeld-Entwicklung mit 1 π2 ζ(n) = Riemannsche ζ-Funktion, ζ(2) = n p 6 p=1 ———————————————————————————————————— ∞ X T -Abhängigkeit von µ für festes N = hN i: N= Z dεD(ε)f (ε − µ) 418 π2 = −∞ dεD(ε) + (kBT )2D ′(µ) + O(T 4) 6 Z ε Z µ π2 F = −∞ dεD(ε) + ε dεD(ε) + (kB T )2D ′(µ) + O(T 4) F 6 erster Term: N (T = 0) = N (fest), also: Z µ π2 0 = ε dεD(ε) + (kBT )2D ′(µ) + O(T 4) F 6 π2 2 0 = D(εF )(µ − εF ) + O(µ − εF ) + (kBT )2D ′(µ) + O(T 4) 6 ′ π2 2 D (µ) + O(µ − εF )2 + O(T 4) µ − εF = − (kBT ) 6 D(εF ) Z µ ′ π2 2 D (εF ) + O(T 4) µ − εF = − (kBT ) 6 D(εF ) D ′(εF ) 1 = mit D(ε) = const.ε ist D(εF ) 2εF wegen εF ∼eV (Valenzelektronen eines Metalls) und kBT ≈ 1/40 eV für T = 300 K, ist µ − εF ∼ 0.001 eV 1/2 ———————————————————————————————————— T -Abhängigkeit von U : 419 U= Z dεD(ε) ε f (ε − µ) π2 2 ′ = −∞ dε D(ε) ε + (kB T ) (εD (ε) + D(ε)) + O(T 4) ε=µ 6 Z ε π2 F = −∞ dε D(ε) ε + (µ − εF )D(εF ) εF + (kBT )2(εF D ′(εF ) + D(εF )) + O(T 4) 6 Z µ π2 π2 2 ′ = −∞ dε D(ε) ε − (kBT ) D (εF )εF + (kBT )2(εF D ′(εF ) + D(εF )) + O(T 4) 6 6 Z εF also: π2 U (T ) = U (T = 0) + (kBT )2D(εF ) + O(T 4) 6 Wärmekapazität bei tiefen Temperaturen: 2 π ∂U = k 2D(εF )T CV = ∂T V,N 3 also: CV = γT mit Konstante γ 3 = N k = const. (Dulong-Petit, GVS) 2 Metalle: lineares CV experimentell bestätigt! (klassisch) vergleiche: CV 420 εF kT für tiefe T können nur wenige Fermionen die thermische Energie kB T aufnehmen (wegen Pauli-Prinzip) ➜ CV → 0 ———————————————————————————————————— für T = 0 ist 2 3/2 1/2 dε const.ε = const. ε 0 0 3 F (2m)3/2V mit der Konstanten const. = (2S + 1) 4π 2~3 innere Energie: N= Z εF dε D(ε) = U (T = 0) = Z εF Z εF dε D(ε) ε = const. −∞ Z εF 0 weiter gilt: 1/2 D(εF ) = const.εF 421 2 5/2 dε ε3/2 = const. εF 5 also: 2 5/2 π 2 1/2 U (T ) = const. εF + (kBT )2const.εF + ... 5 6 2 2 2 5/2 5π 2 kB T 2 5π k T 23 B 4 1 + + ... = + O(T ) = const. εF 1 + εF N 5 12 εF 52 12 εF 3 mit U = pV gilt also: 2 2 5π 2 N 1 + p = εF 5 V 12 kBT εF 2 2 N T = 0: Nullpunktsdruck p0 = εF 5 V klassisch: p = 0 für T = 0 für feste Dichte N/V 11.6 Quasiteilchen betrachte ideales Quantengas aus N unterscheidbaren Teilchen Hamilton-Operator: HN = N X i=1 (i) H1 Hilbert-Raum: 422 (1) (N) (2) HN = H1 ⊗ H1 ⊗ · · · ⊗ H1 (Tensorprodukt) ONB: (2) (N) {|φ(1) α1 i|φα2 i · · · |φαN i} für endliche Dimension d von H1: M = dN φ8 φ4 φ1 φ5 φ4 φ8 φ8 1 2 3 ... N Teilchen ———————————————————————————————————— Beispiele: 1) paarweise verschiedene Teilchen – H-Atom: 1 Elektron, 1 Proton – 4 verschiedene Atome: H, He, Li, Be ➜ keine relevanten Beispiel-Systeme ———————————————————————————————————— 2) identische Teilchen, aber räumlich getrennt – qubits, Zweiniveausysteme, lokale Spins mit S = 1/2 – System harmonischer Oszillatoren (atomare Schwingungen) 423 φ 1 φ 2 φ 3 ... φ 1 φ 2 φ 3 ... φd φd φ 1 φ 2 φ 3 ... φd Ein−Teilchen− Zustände M = dN ➜ physikalisch wichtige Beispiele ———————————————————————————————————— System von N qubits: Hamilton-Operator eines qubits: H1 = ε1|φ1ihφ1| + ε2|φ2ihφ2| (|φ1i, |φ2i normiert, hφ1|φ2i = 0) o.B.d.A. (Wahl des Energienullpunkts, Umnumerierung): ε1 = 0 ε2 = ε damit: |φα i = |ni mit α = 1 ↔ n = 0 und α = 2 ↔ n = 1 also: H1 = ε X n=0,1 n |nihn| es ist dim H1 = 2 ———————————————————————————————————— 424 System von N harmonischen Oszillatoren: Hamilton-Operator eines Oszillators (dim H1 = ∞): 1 p2 + mω 2q 2 H1 = 2m 2 wähle Energienullpunkt als GZE, dann gilt für die Eigenenergien: εn = ε n mit ε = ~ω und n = 0, 1, 2, ..., d = ∞ Eigenzustände nicht entartet, also: H1 = ε ∞ X n=0 n |nihn| ———————————————————————————————————— N qubits/Oszillatoren mit charakteristischen Ein-Teilchen-Energien εi (i = 1, ..., N ) Produktzustände: |n1i|n2i · · · |nN i mit ni = 0, 1 bzw. ni = 0, 1, 2, ... bilden ONB aus Energie-Eigenzuständen: mit HN |n1i|n2i · · · |nN i = E|n1i|n2i · · · |nN i 425 E= N X i=1 ni ε i ———————————————————————————————————— vergleiche mit Gas von M identischen Fermionen/Bosonen wobei M X HM = m=1 (m) H1 wobei H1 = d X i=1 εi|iihi| (dim H1 = d) (±) ONB von HM aus Energie-Eigenzuständen: {|n1, n2, · · · ndi} mit ni = 0, 1 bzw. ni = 0, 1, 2, ... Eigenenergie: E= d X i=1 ni ε i ———————————————————————————————————— Äquivalenz für d=N und M= N X i=1 ni 426 N qubits/harmonische Oszillatoren mit Ein-Teilchen-Energien niεi (ni = 0, 1/ni = 0, 1, 2, ...) für qubit/Oszillator i äquivalent zu M= N X i=1 ni freie Fermionen/Bosonen mit Ein-Teilchen-Energien εi für i = 1, ..., d und d = N ———————————————————————————————————— beachte: die Anregungen eines Systems unabhängiger qubits/harmonischer Oszillatoren bilden ein Fermi-/Bose-Gas mit nicht kontrollierbarer Teilchenzahl M Quasiteilchen • GK Beschreibung: Ω = Ω(T, V ) Lagrangeparameter µ wird nicht benötigt, Quasiteilchenzahl M nicht kontrolliert µ=0 • K (analog MK) Beschreibung: F = F (T, V ) M ist kein Kontrollparameter, F unabhängig von N ∂F µ= =0 ∂M T,V 427 11.7 Phononen- und Photonengase Anwendung des Quasiteilchenkonzepts: 1) Schwingungen von Atomen um Gitterpositionen N (entkoppelte) Eigenschwingungen mit Wellenvektor k kleine Auslenkungen ➜ Ein-Teilchen-Energien nk εk Dispersion εk ≈ ~c|k| (für k → 0), c: Schallgeschwindigkeit Phononengas (Bosonen) 2) elektromagnetisches Feld N stehende Wellen (Eigenmoden) mit Wellenvektor k Wellengleichung ➜ Ein-Teilchen-Energien nk εk Dispersion εk = ~ωk = ~c|k|, c: Lichtgeschwindigkeit Photonengas (Bosonen) Bose-Gas H= M X m=1 (m) H1 aus Quasiteilchen H1 = N X k=1 εk |kihk| (N = ∞, d = ∞) 428 mit linearer Dispersion εk = ~ωk = ~c|k| periodische RB auf Volumen V = L3: 2π kµ = nµ nµ ganze Zahl, µ = x, y, z L Rastervolumen im k-Raum: (2π)3 3 ∆k= V V : Festkörpervolumen bzw. Hohlraum/schwarzer Körper (beachte: Rechnung für System von harmonischen Oszillatoren oben mit εk = εi = ε = const., d.h. dispersionslose Phononen: Einstein-Modell) ———————————————————————————————————— GK Potenzial: Ω = Ω(T, V ) = −kBT ln Z(T, V ) = −kBT ln XX = −kBT ln ∞ Y X = kB T X k n1 n2 ··· k n=0 X nk · · · exp −β X k ~c|k|nk exp (−β~c|k|)n ln(1 − exp(−β~c|k|)) 429 Z ∞ V 2 = kB T dk k ln(1 − exp(−β~ck)) 4π 0 (2π)3 Z ∞ V 1 1 3 = −kBT dk k exp(−β~ck)β~c 4π 0 (2π)3 3 1 − exp(−β~ck) Z ∞ 1 1 V 3 = − ~c dk k 4π 0 3 (2π)3 exp(β~ck) − 1 1 1 V 1 Z∞ 3 = − ~c dx x 4π 3 (2π)3 (β~c)4 0 ex − 1 Wert des Integrals: π 4/15 1 V π4 = − ~c 4π 45 (2π)3 (β~c)4 also: π2V 4 (k T ) Ω(T, V ) = − B 90(~c)3 ———————————————————————————————————— Photonen: 2 Polarisationsrichtungen π 2V Ω(T, V ) = −2 (kBT )4 3 90(~c) bzw. 430 1 Ω(T, V ) = − αV T 4 3 mit π 2kB4 −16 J α= ≈ 7.578 · 10 15(~c)3 m3K4 Stefan-Boltzmann-Konstante Druck (mit Ω = −pV ): 1 p = αT 4 3 Entropie: 4 ∂Ω S = − = αV T 3 ∂T V 3 (3.HS erfüllt) wegen µ = 0 ist Ω = F = U − T S, also 1 4 U = Ω + T S = − αV T 4 + T αV T 3 3 3 ➜ U = αV T 4 Stefan-Boltzmann-Gesetz es folgt 431 1 CV = αV T 3 4 ———————————————————————————————————— Phononen: für Phononen ist also ebenfalls CV ∝ T 3 Debyesches T 3-Gesetz solange die Dispersion als linear angenommen werden darf, d.h. für k → 0 (langwelliger Limes), εk → 0, und somit für T → 0 vergleiche: 2 β~ω/2 sinh(β~ω/2) für εk = ~ω = const. (Einstein-Modell) CV ∝ und CV = const. (Dulong-Petitsches Gesetz) ———————————————————————————————————— Photonen: Zustandsraum 2-dimensional (Ω = Ω(T, V )) ➜ Bosonenzahl M = M (T, V ) M kein unabhängiger Kontrollparameter 432 GK Gesamtheit: M fluktuiert für festes T, V mittlere Gesamtphotonenzahl: hM i = − ∂Ω(T, V, µ) ∂µ µ=0 somit (Faktor 2 für die beiden Polarisationsrichtungen): X hM i = 2 hnk i k mittlere Besetzungszahl der Mode k: 1 1 = β~ck = βε hnk i = b(εα − µ) e k −1 e −1 µ=0 d.h. Z ∞ 1 1 V V 1 Z∞ 1 X 2 2 = 2 = 2 dkk dxx 4π 4π hM i = 2 β~ck − 1 0 (2π)3 eβ~ck − 1 (2π)3 (β~c)3 0 ex − 1 k e mit Z dk(· · · ) = 2!ζ(3), (ζ(3) = hM i = 2ζ(3) 1 ≈ 1.202) ist: 3 p=1 p ∞ X V 3 (k T ) B π 2(~c)3 beachte: hM i → 0 für T → 0, denn für T → 0 GZ des elektromagnetischen Felds, also nk = 0 433 ———————————————————————————————————— es gilt weiter: U = hHi = 2 X k Z ∞ ~ck V 2 dk k 4π εk hnk i = 2 0 (2π)3 eβ~ck − 1 Energiedichte: Z ∞ ~ck 1 1 ~ω 3 1 Z∞ U 2 =2 dω β~ω 4π 0 dk k β~ck 4π u= =2 V (2π)3 e −1 (2π)3 c3 0 e −1 also: u= Z ∞ 0 dω u(ω, T ) u(ω, T ): spektrale Energiedichte mit ~ ω3 u(ω, T ) = 2 3 β~ω π c e −1 für kleine Frequenzen: 1 u(ω, T ) = 2 3 ω 2 kBT π c für große Frequenzen: ~ u(ω, T ) = 2 3 ω 3 e−β~ω π c Plancksche Strahlungsformel Rayleigh-Jeans-Gesetz Wiensche Strahlungsformel 434 11.8 Phononen Quasiteilchenkonzept: • das Quasiteilchenkonzept ist deswegen so allgemein und tritt in verschiedenen Zusammenhängen auf, da sich (nach Entkopplung durch Hauptachsentransformation) odf ein System unahbängiger harmonischer Oszillatoren ergibt, wenn man um den stabilen Zustand eines Systems (d.h. minimale Energie) bis zur ersten nichttrivialen (d.h. bis zu zweiter) Ordnung nach Taylor entwickelt • die so entstehenden Quasiteilchen sind also Bosonen (für Quasiteilchen gibt es keinen Spin-Statistik-Zusammenhang) • die Taylor-Entwicklung ist gültig für kleine Anregungsenergien, d.h. für tiefe Temperaturen, für hohe T bricht das Quasiteilchenkonzept zusammen • Quasiteilchen können auch als Anregungen von spontan symmetriegebrochenen Systemen auftreten: magnetische Ordnung: Magnon kristalline Ordnung: Phonon (siehe folgende Rechnungen) Festkörper mit Atomrümpfen (Kernen) und Elektronen: H adiabatische Näherung: H ➜ Heff (separate) Dynamik von N Kernen: 435 Heff P 2n = + Veff (R1, ..., RN ) n=1 2M N X es ist: für Rn = R(0) n , n = 1, ..., N Veff (R1, ..., RN ) = min R(0) n : Gleichgewichtsposition, Gitterpunkt Veff harm. Approx. R n(0) Rn definiere Auslenkung: un = Rn − R(0) n Taylor-Entwicklung von Veff um GG-Positionen: Veff (R1, ..., RN ) = V Terme: eff + 0 eff nα ∂V n,α ∂R X (α = x, y, z) 2 unα + 0 0) V0 ≡ 0 (Def) 436 eff ′ ′ nα ∂ V 1 X 2 n,α,n′α′ ∂Rnα ∂R 0 unα un′α′ + O(u3) 1) = 0 (Veff = min) 2) Hesse-Matrix Φ, Dimension: 3N 3) vernachlässigbar für kleine |un|, T → 0 harmonische Näherung ———————————————————————————————————— Matrixschreibweise: 1 Veff = uT Φu 2 mit uT = (u1x, u1y , u1z , u2x, ..., uNz ) (3N Komponenten) Kraftkonstanten: 2 Φnα,n′α′ = eff n′ α′ ∂ V ∂Rnα ∂R 0 Kraft in α-Richtung auf Atom n bei (Einheits-)Auslenkung eines Atoms bei n′ in α′ Richtung: (unα = δnn′ δαα′ ) ∂Veff X = (Φu)nα = Φnα,n′′α′′ un′′α′′ = Φnα,n′α′ Fnα = − ∂unα n′′ α′′ ———————————————————————————————————— für T → 0, geringe mittlere kinetische Energie, kleine Auslenkungen: 1 1 T P P + uT Φu Heff ≈ Hharm. = 2M 2 437 P T = (P1x, ..., PNz ) Ortsdarstellung: Pnα = −i~ ∂ ∂ = −i~ ∂Rnα ∂unα somit: [unα , Pn′α′ ] = i~δnn′ δαα′ ———————————————————————————————————— Φ reell, symmetrisch, positiv definit ➜ Hauptachsentransformation: Φ = OT DO und mit OT O = 1 2 0 0 0 ω1 2 0 0 0 ω2 D=M 0 ··· 2 0 ω3N also: 1 T T 1 P O OP + uT O T DOu 2M 2 und mit p = OP und q = Ou: Hharm. = 438 2 pk 1 T 1 1 p p + q T Dq = + M ωk2 qk2 2M 2 2M 2 k=1 ———————————————————————————————————— 3N X Hharm. = (m = (n, α)) q, p kanonisch konjugiert: [qk , pk′ ] = [ = i~ X m X m Okm um, X m′ Ok′m′ pm′ ] = X mm′ Okm Ok′m′ i~δmm′ T Okm Om ′ k ′ = i~δkk ′ ➜ 3N unabhängige harmonische Oszillatoren Hharm. 11.9 1 nk + = ~ωk c 2 k=1 3N X Massives Bose-Gas für T = Tc : Bose-Einstein-Kondensation qualitative Ursache: effektive attraktive “Wechselwirkung” zwischen Bosonen MK Modell-Rechung (E, N fest) mit Ein-Teilchen-Energie εα = αε α = 0, 1, 2, ... Beispiel: 439 N=3 E=3 ε Bosonen 4ε 3ε 2ε ε 0 4ε 3ε 2ε ε 0 4ε 3ε 2ε ε 0 klassisch Ferm. 123 1 2 3 1 3 2 2 1 3 1 2 3 23 13 12 3 1 2 2 3 1 3 2 1 WK für Einfachbesetzung von Zuständen 33% 60% 100% ➜ Bosonen “ziehen sich an” Rechung für E = 10ε 440 bosonische Quasiteilchen (N unkontrolliert) Bosonen N # Zustände mit nα ≤ 1 1 1 1 2 6 5 14 8 3 4 23 5 30 1 5 6 35 0 N # Zustände mit nα ≤ 2 1 1 1 2 6 6 14 14 3 4 23 19 30 16 5 6 35 8 WK 1.0 0.83 0.57 0.22 0.03 0. WK 1.0 1.0 1.0 0.83 0.53 0.23 klassisch # Zustände mit nα ≤ 1 1 1 11 10 66 48 286 120 1001 120 3003 0 # Zustände mit nα ≤ 2 1 1 11 11 66 66 286 270 1001 780 3003 1440 WK 1.0 0.91 0.73 0.42 0.12 0. WK 1.0 1.0 1.0 0.94 0.78 0.48 d GK Rechnung, N = hN i kontrolliert, 3-dimensionaler Zustandsraum: Ω(T, V, µ) = kBT (2S + 1) X k −β(ε(k)−µ) ln 1 − e im Folgenden: S = 0 1 1 ∂Ω(T, V, µ) X X = = N =− β(ε(k)−µ) − 1 −1 βε(k) − 1 ∂µ k e k z e 441 Fugazität z = eβµ Konvergenz der geometrischen Reihe (s.o.) erfordert: z<1 (denn µ < 0 = ε(k) = 0) ———————————————————————————————————— mit X k V Z 3 → dk (2π)3 ist: ! Z V 2 −β~2 k 2 /2m 4π dkk ln 1 − ze Ω(T, V, µ) = kBT (2π)3 r Substitution: x = ~k β/2m v 3 u u V u 2m 1 t Ω(T, V, µ) = kBT 4π (2π)3 β ~ √ λ = h/ 2πmkBT ➜ Z ∞ 0 2 −x2 dxx ln 1 − ze ! V g5/2(z) λ3 ———————————————————————————————————— Ω(T, V, z) = −kBT mit: 442 ! 4 Z∞ 2 −x2 g5/2(z) = − √ 0 dxx ln 1 − ze π 2 −x 4 Z∞ 3 2xze = √ 0 dxx 3 π 1 − ze−x2 Z ∞ 8 X 2 n ∞ z 0 dxx4e−nx = √ 3 π n=1 ∞ 4 X 1 Z∞ = √ z n 5/2 0 dyy 3/2 e−y 3 π n=1 n ∞ zn 4 X Γ(5/2) = √ 3 π n=1 n5/2 ∞ zn X = 5/2 n=1 n vergleiche: ideales Fermi-Gas (Spin S) V Ω(T, V, z) = −kBT (2S + 1) 3 f5/2(z) λ n ∞ z X (−1)n+1 5/2 f5/2(z) = n n=1 ———————————————————————————————————— Teilchenzahl: ∂Ω V ∂g5/2(z) ∂z N =− = kBT 3 ∂µ λ ∂z ∂µ 443 also: N= V g3/2(z) λ3 mit: ∞ zn ∂ X g3/2(z) = z g5/2(z) = 3/2 ∂z n=1 n g 3/2 (z) 2.612 z 1 g3/2(z) monoton wachsend ———————————————————————————————————— es seien jetzt V, N (und damit v = V /N ) fest, es ist λ3 = const.T −3/2 g3/2(z) = v mit fallendem T wächst g3/2(z) und damit z bis zum Maximalwert g(z = 1) ≈ 2.612, dies definiert ein Tc: λ3(Tc ) g3/2(1) = v 444 beachte: λ3 ∼ v markiert die Temperatur, bei der Quanteneffekte wichtig werden ———————————————————————————————————— was passiert für T < Tc? N g3/2(z) 3/2 = ∝ T g3/2(z) notwendig, denn: Modifikation von V λ3 N/V fest, T weiter fallend, g3/2(z) maximal für z = 1 k = 0-Term separat behandeln: 1 1 1 X X = + N= −1 βε(k) − 1 z −1 − 1 k6=0 z −1 eβε(k) − 1 k z e für z = 1 − O(1/N ) wird N0 = nk=0 = O(N ) und 1 V Z 3 1 1 X + = N + d k N = −1 0 z − 1 k6=0 eβε(k) − 1 (2π)3 eβε(k) − 1 denn im TD Limes (N → ∞) ist 1 eβε(k) − 1 für k 6= 0 stetig und integrierbar 445 n(k) N0 k k=0 für z = 1 − O(1) ist N0 ≪ N ′ (dies reproduziert Resultate für T > Tc oben) ———————————————————————————————————— also folgt für T < Tc: V g3/2(z = 1) N = N0(T ) + 3 λ (T ) mit der Definition von Tc ist dann: (N, V fest) 3/2 T V λ3(Tc) = N0(T ) + N N = N0(T ) + 3 λ (T ) v Tc also: N0 (T ) = N 1 − 3/2 T Tc 446 N0 N Tc T T 3/2 T < Tc: N0 = O(N ) = N − N Tc T > Tc: N0 = O(1) bzw. N0/N = 0 + O(1/N ) Bose-Einstein-Kondensation: – makroskopische Besetzung des Ein-Teilchen-Grundzustands unterhalb Tc – Phasenübergang in ww-freiem System ———————————————————————————————————— makroskopische Besetzung auch für andere Zustände? 2π kµ = nµ nµ ganze Zahl, µ = x, y, z L betrachte z.B. k1 = (1, 0, 0): 447 ~2k12 ~2(2π) ε(k1) = = 2m 2mL damit ist: 1 1 ≤ βε(k ) N1 = nk=k1 = −1 βε(k ) z e 1 −1 e 1 −1 1 3 = = O(L) ≪ O(L ) = O(N ) = N0 2 ~ (2π) −2 1 − β 2mL + O(L ) − 1 ———————————————————————————————————— weitere TD Eigenschaften: Ω(T, V, µ) = kBT X k −β(ε(k)−µ) ln 1 − e separate Behandlung des k = 0-Terms? Ω(T, V, z) = kBT ln(1 − z) − kBT V g5/2(z) λ3 aber für z = 1 − O(1/N ) ist kBT ln(1 − z) = ln O(N −1 ) = O(ln N ) ≪ O(N ) = kBT V g5/2(z) λ3 also: V g5/2(z) λ3 Gibbs-Duhem-Relation Ω = −pV ➜ thermische Zustandsgleichung: Ω(T, V, z) = −kBT 448 p= kBT g5/2(z) λ(T )3 T > Tc p= kBT g5/2(1) λ(T )3 T < Tc (g5/2(1) = ζ(5/2) ≈ 1.342) mit z = z(T, V, µ) als Umkehrung von N = N (T, V, z) ———————————————————————————————————— ∂ aus Ω = Ω(T, V, µ) folgt S(T, V, µ) = − ∂T Ω(T, V, µ) und: CV,N = N kB CV,N 9 g3/2(z) 15 v g (z) − N k B 5/2 4 λ3 4 g1/2(z) 15 g5/2(1) T 3/2 = N kB 4 g3/2(1) Tc (T < Tc) CV 3Nk/2 T Tc 449 (T > Tc ) – Verlauf ähnlich der sog. λ-Anomalie von He4 (Tc = 2.18K) – Theorie: Tc = 3.14K für spezifisches Volumen von He aber: He4 ist (stark) wechselwirkendes Bose-Gas! • BEC: Vorhersage 1924 • experimentell realisiert: 1995 (Wieman, Cornell, Ketterle, Nobelpreis 2001) (ca. 2000 spin-polarisierte 87 Rb-Atome, Tc ≈ 170 · 10−9K) 450