Interpersonelle Psychotherapie von Klerman, Weissman, Rounsaville und Chevron Beeinträchtigung der zwischenmenschlichen Beziehungen und sozialen Rollen Depression Belastende Ereignisse im interpersonellen Umfeld Verschlimmert/ löst aus Bezugspersonen Einfluß Auftreten depressiver Symptome Betrifft auch => Interpersonelle Belastungen als Auslöser, Folge und aufrechterhaltende Bedingung Risikofaktoren der Depression • • • • • • • • • • Weibliches Geschlecht jüngeres Alter genetische Variablen chronische körperliche Erkrankung Mißbrauch psychotroper Substanzen belastende Lebensereignisse (insbesondere Verlustereignisse und partnerschaftliche Konflikte) chronische soziale oder interpersonelle Belastung (insbesondere durch Spannungen in der Partnerschaft) mangelnde soziale Unterstützung städtische Umgebung niedriger sozioökonomischer Status Gliederung I. Die wichtigsten Merkmale der IPT II. Durchführung III. Modifikationen I. Die wichtigsten Merkmale der IPT Ablauf • Kurztherapie • 12 bis 20 wöchentliche Einzelsitzungen Indikation • Ambulante Patienten mit unipolarer Major Depression, ohne psychotische Symptome • modifizierte Formen für andere Störungsbilder Anwendung • Allein oder in Kombination mit depressiver Medikation Sichtweise der Depressionsverursachung • orientiert sich am medizinischen Krankheitsmodell: Depression = Krankheit • Multifaktoriell / pluralistisch: genetische, biologische, psychologische, psychosoziale, umweltbezogene & andere Faktoren • Produkt der Wechselwirkung zwischen Prädisposition, Risikofaktoren, synergistischen Interaktionen sowie Feedbackmechanismen Behandlungsfokus • Aktuelle zwischenmenschliche Probleme, die mit der depressiven Episode in Zusammenhang stehen Hintergrund • Hauptsächlich auf empirischen Befunden und klinischer Erfahrung zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Depressionen beruhend=> Pragmatismus • strukturiertes psychologisches Therapieverfahren=> Manual • Keiner bestimmten Therapieschule zugeordnet Therapeutenrolle • Aktiv, unterstützend, sich auf die Seite des Patienten stellend II.Durchführung Verfahren flexibel handhaben & individuell an den Bedürfnissen, Eigenarten und Notwendigkeiten des Patienten ausrichten Phasen der IPT • Initialphase • Mittlere Phase • Schlußphase Initiale Phase • Umfaßt in der Regel die ersten 3 Sitzungen • Hauptziele: Entlastung des Patienten, Symptombewältigung, Informationsgewinnung Schritte in der initialen Phase • Diagnostikphase • Informationsphase • Entlastungsphase => Krankenrolle, Medikamente? • Explorationsphase => Beziehungsanalyse, interpersonellen Problembereich identifizieren, Behandlungsziele • Behandlungsvertragsphase 4 vorgeschlagene Problembereiche • Rollenwechsel und -übergänge • interpersonelle Auseinandersetzungen • soziale/interpersonelle Defizite • Trauer • Rollenwechsel und -übergänge: wenn eine Person Schwierigkeiten hat, mit Lebensveränderungen fertig zu werden, die einen Wechsel der sozialen Rolle erfordern • Interpersoneller Konflikt und Auseinandersetzungen: wenn der Patient und mindestens eine Bezugsperson unterschiedliche Erwartungen an ihre Beziehung haben • Interpersonelle Defizite: wenn der Patient in der Vorgeschichte sozial verarmt war oder überwiegend gestörte oder nicht tragende zwischenmenschliche Beziehungen aufweist • Trauer: Unfähigkeit, die verschiedenen Phasen eines normalen Trennungsprozesses zu durchlaufen Haupttechniken der initialen Phase • • • • • • Exploration Psychoedukation Unterstützung Ermutigung, Vermitteln von Hoffnung Zuspruch Behandlungsvertrag Mittlere Phase • 4.-13. Sitzung • = Bearbeitungsphase • Hauptziele: angemessene Bewältigungsstrategien entwickeln oder alternative Verhaltensmöglichkeiten ausbilden Haupttechniken der mittleren Phase • • • • Ausweitung der relevanten Thematik Klärung Ermunterung zum Ausdruck von Gefühlen Positives Umformulieren problematischer Aspekte • Entscheidungsanalyse Mittlere Phase am Beispiel Rollenkonflikt Hauptziele: • Betrauern & akzeptieren des Verlustes der alten Rolle • Positivere Sichtweise der neuen Rolle • Wiederherstellen des Selbstwertgefühls Schlußphase • Ab 14. Sitzung • Beurteilung: Weiterbehandlung nötig? • Abschluß der Behandlung explizit als Trauer- und Abschiedsprozeß bearbeiten • Resümee • Frühwarnsignale einer erneuten Phase • Therapeut: ganz besonders bestärkend und ermutigend III. Modifikationen der IPT Modifizierte Formen der IPT für spezielle Patientengruppen • • • • • • • • Erhaltungsform: IPT - M (für maintenance) Langzeitform für ältere Depressive: IPT-LLM für jugendliche Depressive: IPT-A(adolescents) als Paartherapie: IPT-CM für HIV-positive Depressive: IPT-HIV bei Dysthimie (IPT-D) Gruppenbehandlung für stationäre Depressive bei postpartum Depression Modifikationen der IPT für andere Störungsbilder • Interpersonelle Beratung bei akuter Belastung (depressive Symptome,aber keine psychiatrische Diagnose) • IPT bei bipolaren Störungen • bei Essstörungen • bei Drogenmißbrauch • bei Insomnie Literatur: Schramm, E. (1998) Interpersonelle Therapie. New York: Schattauer. (2. Auflage)