16.Ausgabe 05. Mai 2011 Tübinger Sternchen Lieber Sternfreund, im letzten „Tübinger Sternchen“ berichtete ich über Juri Gagarin. Sein Flug um unseren Planeten war jedoch nicht der erste große Erfolg der russischen Weltraumpioniere. „Sputnik 1“, der erste künstliche Mond, verunsicherte die Amerikaner, obwohl er nur um die Erde flog und dabei ein wenig vor sich hin piepste. Die Hündin „Laika“ (auf Deutsch „Kläffer“) hatte die Ehre das erste Lebewesen zu sein, welches die Menschen in den Weltraum beförderten. Laika hatte jedoch nichts davon - sicher wäre sie lieber ein ganz normaler Hofhund geworden. Der Kläffer verendende jämmerlich an Überhitzung und Stress, in der ungenügend isolierten Raumkapsel. Zu wenig Erfahrung und der Wunsch vor den Amerikanern ein Lebewesen ins All zu befördern, waren der Grund für dieses frühzeitige Ende der kleinen Hündin. Allerdings war auch nicht geplant, Laika wieder gesund und munter zur Erde zurück zu bringen. Weiche Landungen am Fallschirm, oder gar wie später durch Unterstützung von Bremsraketen, waren noch nicht ausgereift. Von Anfang an war vorgesehen, Laika noch in der Erdumlaufbahn zu vergiften und ihr dadurch unnötiges Leiden zu ersparen. Die Sowjets aber waren sehr stolz auf den Erfolg: „Das erste Lebewesen im All, ist von Russland aus in den Weltraum gestartet“. Auf der ganzen Welt wurde diese Leistung zu Recht bewundert und im Heimatland des ersten kleinen Kosmonauten wurde kräftig gefeiert. Die vielen Menschen welche nach dem Raumschiff suchend in den Nachthimmel blickten, wussten natürlich nicht, dass die Gefeierte nicht mehr lebte. Wie so vieles in der russischen Raumfahrt, blieb auch dies lange ein Geheimnis. Auch wenn die Amerikaner den Wettlauf zum Mond für sich entscheiden konnten, haben die Russen sehr wertvolle Erfahrungen im Weltraum gesammelt. Obwohl ihnen nicht gerade viel Geld zur Verfügung steht, erproben sie mit relativ einfachen Mitteln wichtige Abläufe für zukünftige Missionen. Übrigens sind wir alle Raumfahrer. Unser Raumschiff, die Erde, fliegt ziemlich flott durch das Weltall. Wenn du bei wolkenlosem Himmel nach oben, durch das riesige Panoramafenster siehst, kannst du die Wunder unseres Universums entdecken! Weiter geht es in diesem Sternchen auf Seite 4 mit „Russlands Weg in den Weltraum“. D ein Ludw ig Inhalt Seite 3 Ereignisse im Mai. 3 Der Mond im Mai. 3 Planeten im Mai. 4 Russlands Weg in den Weltraum. 6 Hinweise. Ereignisse im Mai. Anfang Mai geht die Sonne um ca. 21Uhr unter und gegen 6Uhr wieder auf. Die Dämmerung endet aber erst nach 23Uhr. Wenn es Dunkel wird, steht das Sternbild Löwe hoch im Süden. Östlich vom Löwen, im Sternbild Jungfrau, finden wir einen hellen Lichtpunkt der dort nicht hingehört - es ist Saturn. Aber Vorsicht, leicht kann der hellere Stern „Arcturus“ im Sternbild Bärenhüter mit ihm verwechselt werden. Im Teleskop mit seinen Ringen ist der Gasriese ein richtiger Angeber. Vorschau: Am 01.06.2011 gibt es eine partielle Sonnenfinsternis. Sichtbar in Island, Grönland, Kanada, Sibirien und am Nordkap. Falls du zufällig in einem dieser Länder bist, musst du uns beim nächsten Treffen davon erzählen. In Deutschland ist nichts davon zu sehen, da müssen wir noch etwas warten. Am 15.06.2011 (Pfingstferien) ist in Deutschland eine totale Mondfinsternis zu beobachten. Eintritt in Kernschatten Mondaufgang Sonnenuntergang Maximale Verfinsterung Austritt aus Kernschatten ca. 20:20Uhr (in Deutschland unter Horizont) ca. 21:20Uhr (Mond im Kernschatten) ca. 21:30Uhr ca. 22:10Uhr ca. 00:00Uhr Der Mond im Mai. 03.05.2011 10.5.2011 17.05.2011 24.05.2011 07:05 Uhr 21:32 Uhr 12:08 Uhr 20:01 Uhr Neumond. zunehmender Halbmond Vollmond abnehmender Halbmond Planeten im Mai. Merkur ist den ganzen Mai über unbeobachtbar. Venus ist den ganzen Mai über unbeobachtbar. Mars ist den ganzen Mai über unbeobachtbar. Jupiter ist den ganzen Mai über unbeobachtbar. Saturn geht am 3. Mai um 17:30Uhr auf. Das bedeutet für uns er ist ideal zum beobachten. Na, wenigstens Einer! Russlands Weg in den Weltraum. Nach dem 2. Weltkrieg, in dem die Amerikaner und Russen Verbündete waren, hatten sich die beiden Großmächte nicht mehr besonders lieb. Es begann der sogenannte „kalte Krieg“. Ein Streit auf allen Ebenen, der sich mit dem Wettlauf zum Mond, bis in den Weltraum ausdehnte. Doch schon zur Zarenzeit (bis 1918) hatte Russland mit „Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski“ einen Wegbereiter der Raumfahrt. Von den Büchern „Jules Vernes” (Roman: “Von der Erde zum Mond” und “Reise um den Mond”) begeistert, beschrieb Ziolkowski die Schiffe für die Reisen im Weltenraum. Unter vielen anderen wichtigen Ideen und Entdeckungen, veröffentlichte er 1903 eine “Raketengrundgleichung“, welche noch heute zu Berechnungen von Triebwerksleistungen genutzt wird. Neben eigenen, für den militärischen Bereich entwickelter Raketen, brachte die nach dem Krieg in Deutschland erbeutete V2 den russichen Wissenschaftlern große Fortschritte. Die ihrer Zeit weit voraus entwickelte Rakete, wurde genau untersucht, nachgebaut und verbessert. Besonders der sowjetische Raketenentwickler “Sergei Koroljow” ist dabei hervorzuheben. Einige, unter seiner Führung entwickelten Raketen, fliegen noch heute in den Weltraum. Im Anschluss eine nicht komplette Liste von russischen Missionen auf dem Weg ins All. • Sputnik 1, Start: 4. Oktober 1957; Erster Erdsatellit. Nach 92 Tagen in der Erdatmosphäre verglüht. • Sputnik 2, Start: 3. November 1957; Mit Hündin Laika erstes Lebewesen im All. Nach 162 Tagen in der Erdatmosphäre verglüht. Laika überlebte den Start nur wenige Stunden. • Lunik 1, Start: 2. Januar 1959; Erster Flug einer unbemannten Raumsonde zum Mond und erste Sonde überhaupt die das Schwerefeld der Erde verließ. Geplant war eine Bruchlandung auf dem Mond. Ohne Korrekturmöglichkeiten flog sie jedoch knapp 6000km am Ziel vorbei. Die Sonde flog nun auf einer Bahn zwischen Erde und Mars um die Sonne, auch nicht schlecht! Die Mission wurde daraufhin schnell in Metschta (Wunschtraum) umbenannt. Man muss sich nur zu helfen wissen! • Lunik 2; Start: 12. September 1959; Diesmal musste der Mond daran glauben. Am 14. September schlug die erste Raumsonde wie geplant, hart auf dem Mond auf. • Lunik 3, Start: 4. Oktober 1959; Die ersten Fotos der erdabgewandten Seite des Mondes. • Sputnik 4, Start: 15. Mai 1960; Test für die bemannten Wostok-Raumschiffe. lt. Wikipedia stürzten 1962 Teile von Sputnik 4 auf eine Straßenkreuzung in Wisconsin (Amerika) ab. Das dürfte den Russen ein wenig peinlich gewesen sein. • Sputnik 5, Start: 19. August 1960; Mit 44 Weltraumtouristen an Bord. Du glaubst es nicht? Na dann, die Hunde Strelka (kleiner Pfeil) und Belka (Eichhörnchen), 40 Mäuse und 2 Ratten (die Namen der Mäuse und Ratten habe ich nicht herausgefunden). Nach 18 Erdumkreisungen landeten wieder alle sicher auf der Erde. Heute befinden sich die ausgestopften Strelka und Belka, in Glaskästen, im Kosmonauten Museum in Moskau. Spätestens da mussten sich doch die zukünftigen Kosmonauten Sorgen um ihre Zukunft machen! • Sputnik 6, Start: 1. Dezember 1960; An Bord die Hunde Pchelka (kleine Biene) und Mushka (kleine Fliege). Am 2. Dezember bei der Rückkehr zur Erde verglüht. • Sputnik 9, Start: 9. März 1961; Missionschef der Hund Chernushka (Schwarzer). Mit an Bord ein Meerschweinchen und Mäuse. Auch eine lebensgroße Kosmonauten-Puppe durfte mitfliegen. Nach einer Erdumkreisung reichte es dem Meerschwein. Die Landekapsel wurde erfolgreich geborgen. • Sputnik 10, Start: 25. März 1961; Test für den Flug Juri Gagarins im April 1961, mit dem Hund Swesdotschka (kleiner Stern) und „Iwan Iwanowitsch“ – einer KosmonautenPuppe. Iwanowitsch mit Hund wurde nach einer Erdumkreisung heil und gesund geborgen. • Wostok 1, Start: 12. April 1961; An Bord „Juri Gagarin“, der erste Mensch der die Erde in einem Raumschiff umrundete, siehe „Tübinger Sternchen“ Nummer 15. • Wostok 3 und 4 Start: 11 und 12. August 1962; Erstmals zwei Raumflüge gleichzeitig. • Wostok 6, Start: 16. Juni 1963; Erste Frau im Weltraum. „Walentina Tereschkowa“ flog in 2 Tagen und 23 Stunden 48 mal um unsere Erde. • Woschod 1, Start 12. Oktober 1964; Erstmals drei Raumfahrer in einer Kapsel in der Erdumlaufbahn. Bei den engen Platzverhältnissen in der Kapsel, muss eine Raumkrankheit (ähnlich wie Seekrank) fürchterlich gewesen sein. Da wollte ich nicht in der Mitte sitzen. • Woschod 2, Start: 18. März 1965; „Alexei Archipowitsch Leonow“ ist der erste Mensch, welcher sein Raumschiff in der Erdumlaufbahn für etwa 15 Minuten verlässt. Wegen seines im Vakuum aufgeblähten Anzuges, gestaltet sich der Wiedereinstieg unerwartet schwierig. Auch war eine Lucke der Kapsel nicht ganz dicht, so dass wertvoller Sauerstoff verloren wurde. Bei der Landung trennte sich zudem ein Gerätering wieder einmal fast zu spät. All diese Probleme bremste die bemannte russische Raumfahrt und die Amerikaner überholten sie mit dem Geminiprojekt. • Luna 9, Start: 31. Januar 1966; Erste weiche Landung einer Sonde auf dem Mond. • Venera 4, 5 und 6, Start: 12. Juni 1967 bis 10. Januar 1969; Flug von Sonden zur Venus. Die Lander sendeten bis zu einer Höhe von 25km, 18km und 10km über der Venusoberfläche Daten zur Erde, bevor sie von dem hohen Atmosphärendruck zerquetscht wurde. • Venera 7 und 8, Start: 17. August 1970 und 27. März 1972; Erfolgreiche Landungen von Raumsonden auf der Venus. Von der Oberfläche des Nachbarplaneten konnten noch Daten empfangen werden. • Saljut 1, Start: 19. April 1971: Erste Raumstation in der Erdumlaufbahn. Am 7. Juni 1971 wird sie erstmals von der Mannschaft von Sojus 11 betreten. Die dreiköpfige Besatzung kommt nach 20 Tagen Aufenthalt in der Raumstation, beim Rückflug zur Erde, wegen eines undichten Druckventils, ums Leben. • Zu Saljut 6 fliegt dann endlich der erste Deutsche ins All. „Sigmund Jähn“ der am 26. August 1978 als DDR-Bürger in den Weltraum abhob. • Venera 9, Start: 8. Juni 1975; Die ersten Fotos von der Venusoberfläche. • Venera 10, Start: 14. Juni 1975; Lander arbeiten über eine Stunde lang auf der VenusOberfläche und übermitteln Daten und Bilder von der Oberfläche des Planeten. • Venera 11, 12,13 und 14 Start: 9. September 1978 bis 4. November 1981; Die Venuslander senden Daten von der Oberfläche. Die Temperatur auf der Venus beträgt etwa 460°C bei einem Atmosphärendruck von 94 Bar. • Die Marsmissionen der Russen waren nicht besonders erfolgreich. Vom Mai 1971 (Mars 3) bis zum Jahr 1996 (Mars 96) waren die Flüge von Fehlschlägen überschattet. Nur wenige Bilder konnten zu Erde gefunkt werden. • Mir (Frieden), Start: 19. Februar 1986; Bemannte Raumstation. Nach 86.325 Erdumkreisungen am 23. März 2001 kontrollierter Absturz. Insgesamt war sie an 4.594 Tagen mit Raumfahrern besetzt. Auch in der Gegenwart ist das Wissen der russischen Raumfahrt sehr wertvoll. Ihre Erfahrungen mit Langzeitaufenthalte sind von den anderen Raumfahrtnationen unerreicht. Die Raketen sind zwar nicht die Modernsten, aber was viel wichtiger ist, sehr zuverlässig. Sollten wir uns doch einmal trauen zum Mars zu fliegen, wird es kaum ohne eine Zusammenarbeit der Amerikaner und Russen gehen. Zum Glück ist der kalte Krieg vorbei, und die beiden Großmächte reden wieder wie vernünftige Menschen miteinander - meistens. Homepage der Astronomischen Vereinigung Tübingen: www.sternwarte-tuebingen.de Hilfe für Einsteiger und Fortgeschrittene www.astronomie.de VDS (Vereinigung der Sternfreunde e.V.) www.vds-astro.de Forum für junge und jugendliche Amateurastronomen www.andromedaforum.de Termine der Treffen (jeweils von 17:30 Uhr bis 19 Uhr): 19.05.2011 02.06.2011Feiertag, keine Jugendgruppe 16.06.2011 Ferien, keine Jugendgruppe 30.06.2011 14.07.2011 Wir hoffen du kommst zum nächsten Treffen, dein Jugendgruppenteam Ludwig und Katharina