Vorratsschädlinge und Hausungeziefer - ReadingSample - Beck-Shop

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Vorratsschädlinge und Hausungeziefer
Bestimmungstabellen für Mitteleuropa
Bearbeitet von
Udo Sellenschlo, Herbert Weidner
7. Aufl. 2010. Buch. x, 340 S. Hardcover
ISBN 978 3 8274 2406 8
Format (B x L): 16,8 x 24 cm
Gewicht: 834 g
Weitere Fachgebiete > Chemie, Biowissenschaften, Agrarwissenschaften > Wirbellose
(Invertebrata) > Insekten (Entomologie)
Zu Inhaltsverzeichnis
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Körper abgeplattet; Kopf fast vollständig von dem schildförmigen Vorderbrustrücken bedeckt; Fühler meistens länger als der Körper, vielgliedrig; Augen gut entwickelt; alle 3 Paar
Beine Schreitbeine; Füße 5gliedrig. Die Schaben sind vorwiegend tropische Insekten. Durch
den Handel wurden manche Arten über die ganze Erde verbreitet. Bei uns haben sich Küchenschaben und Deutsche Schabe in warmen Räumen der Häuser, besonders in Großküchen,
Heizungskellern, Krankenhäusern, Restaurationen, Hotels, Bäckereien und Konditoreien eingebürgert. Als Überträger von Krankheitskeimen (Hospitalismus) haben sie besonders in
Krankenhäusern große hygienische Bedeutung. Sie sind lichtscheue Tiere und fressen an Abfällen und Lebensmitteln aller Art. Die Eiablage erfolgt in Kokons, die besonders für die Verschleppung geeignet sind. An Bord der Schiffe lebt neben der Deutschen Schabe oft auch die
Amerikanische Schabe, die sich bei uns in Lagerhäusern nur vorübergehend hält, aber in Tierhäusern und Gewächshäusern sich einbürgern kann. Die Braunbandschabe ist eine Hausschabe, die erst nach dem Krieg in deutschen Städten festgestellt wurde, aber zu einer echten Hausplage werden kann, wie ihr Auftreten in Amerika zeigt. Die verschiedenen Waldschaben spielen hygienisch bei uns keine große Rolle, die Tiere können sich auf Dauer in Gebäuden nicht
halten.
Literatur über die Schaben: M. Beier: Schaben. Die Neue Brehm-Bücherei Heft 379, Westarp Wissenschaften-VerlagsgesellschaftmbH, Hohenwarsleben.
1. Unterseite von Mittel- und Hinterschenkeln stets an der Außen- und Innenkante durchlaufend und gleichartig bedornt (Abb. 21 A, Z) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
– Unterseite von Mittel- und Hinterschenkeln nicht bedornt (Abb. 21 B) oder höchstens mit
1–2 Dornen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
2. Färbung einheitlich dunkel-kastanienbraun bis fast schwarz, ohne irgendeine hellere
Zeichnung. Männchen mit Vorderflügeln, die die Hinterleibsspitze nicht mehr bedecken
(Abb. 21 C), Weibchen mit kurzen Flügelstummeln (Abb. 21 D). Körperlänge 20 bis
30 mm . . . . Küchenschabe, Orientalische Schabe, Blatta orientalis Linnaeus, 1758
Der handtaschenähnliche Eikokon, der durchschnittlich 15 Eier enthält, wird aufrecht, mit der Zähnchennaht nach
oben, vom Weibchen am Hinterleibsende bis zu 24 Stunden lang herumgetragen, bevor er abgelegt wird. Nach
44 Tagen schlüpfen bei 30° C die Larven aus, die nach 9–10 Häutungen in 126–165 Tagen erwachsen sind, wobei
jeweils die Zahl der Fühler- und Cerciglieder zunimmt. Bei niedrigeren Temperaturen verlängert sich die Entwicklungszeit stark. Lebensdauer mehrere Monate. Eikokon Abb. 27 A.
– Färbung rotbraun bis hellgelb, wenn schwarzbraun, dann mit gelben Zeichnungen . . 3
A
B
C
D
Abb. 21: A, C, D Orientalische Schabe, Blatta orientalis, A Bein, C Männchen, D Weibchen, B Leucophaea maderae, Bein (C und D nach LAING).
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IV Gliederfüßer, Arthropoda
A
B
A
B
Abb. 22: Pronotum A der Deutschen, B der
Lappländischen Schabe.
Abb. 23: Letztes Hinterleibssegment von der
Bauchseite beim Männchen von A der Deutschen
und B der Braunbandschabe.
Abb. 24: Deutsche Schabe, Blattella germanica
(aus CHOPARD).
Abb. 25: Larve, Männchen und Weibchen mit
Eikokon der Braunbandschabe, Supella longipalpa
(aus WEIDNER). Unter der Larve ein abgelegter Kokon.
3. Geflügelte Tiere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
– Ungeflügelte Tiere
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . meist Schabenlarven, aber auch Geschlechtstiere eingeschleppter Arten 9
4. Körperlänge über 2 cm. Rotbraun oder schwarzbraun mit gelben Binden. Antennen mindestens so lang wie der Körper, Halsschild breiter als 6 mm, Flügel überragen bei Männchen und Weibchen den Hinterleib . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Periplaneta 5
– Körperlänge unter 1,5 cm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
5. Vorderbrustrücken mit einer hellgelblichen Querbinde am Hinterrand. Vorderflügel mit
einer gelblichen Längsbinde an der Schulter, also an der Basis des Vorderrandes
(Abb. 26 B). Körperlänge 23–30 mm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . Australische
. . . . . . .Schabe,
. . . . Periplaneta
. . . . . . australasiae
. . . . . . .(Fabricius,
. . . . . . 1775)
. .
gelegentlich mit Verpackung von Früchten aus Übersee eingeschleppt, ohne sich bei uns halten zu können. Eikokon Abb. 27 C.
– Vorderflügel ohne hellen Seitenstreifen
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
6. Halsschild einfarbig dunkel. Körperlänge 26–35 mm . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . .Rauchbraune
. . . . . . .Großschabe,
. . . . . . .Periplaneta
. . . . . . fuliginosa
. . . . . (Serville,
. . . . . . 1839)
. .
– Halsschild mit helleren Flächen, selten dunkler als rotbraun
. . . . . . . . . . . . 7
7. Cerci am Ende schmal auslaufend, letztes Glied 2mal so lang wie breit. Körperlänge 23–
32 mm . . . . . . . Amerikanische Schabe, Periplaneta americana (Linnaeus, 1758)
kommt oft in großen Massen auf Überseeschiffen vor und wird dann mit der Ladung auch ins Binnenland verschleppt, wo sie sich aber im Allgemeinen nicht lange hält, da sie sehr wärme- und feuchtigkeitsbedürftig ist. Der
handtaschenähnliche Eikokon wird aufrecht vom Weibchen am Hinterleibsende bis zu 24 Stunden herumgetragen
und dann bei der Ablage mit vom Untergrund abgebissenem Material überdeckt. Er enthält 15–20 Eier, aus denen
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B
A
C
D
E
Abb. 26: A, C Amerikanische Schabe, Periplaneta americana, B, D Australische Schabe, P. australasiae,
E Surinamensische Schabe, Pycnoscelus surinamensis, A, B Imagines, C–E Larven (A aus CHOPARD,
B aus KALSHOVEN).
A
B
C
D
E
F
G
Abb. 26a: A Polyphaga aegyptiaca, B Blaptica dubia, C Kopf vom Männchen der Madagaskar-Fauchschabe, D Loboptera decipiens, E Neostylopyga rhombifolia, F, G Blaberus craniifera, F Nymphe, G Imago.
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IV Gliederfüßer, Arthropoda
A
B
C
D
E
Abb. 27: Eikokons der Hausschaben, alle etwa 3 vergr. A Blatta orientalis, B Periplaneta americana,
C P. australasiae, D Blattella germanica, E Supella longipalpa (nach ROTH, 1968: Ann. entomol. Soc.
Am. 61).
bei 30 °C etwa nach 36 und bei 17–18 °C nach 88 Tagen die Larven ausschlüpfen, die bei 30 °C in 160–197 und
bei 22 °C in 520 Tagen erwachsen sind. Lebensdauer der Imagines bis zu 21 Monaten. Eikokon Abb. 27 B.
– Letztes Cerciglied kürzer, nicht 2mal solang wie breit, Körperlänge 26–40 mm . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . Braune
. . . . Schabe,
. . . . .Periplaneta
. . . . . .brunnea
. . . . Burmeister,
. . . . . . . .1838
.
8. Grundfarbe stroh- bis horngelb, auf dem Vorderbrustrücken 2 dunkle Längsbinden
(Abb. 22 A, 24). Die Vorderflügel überragen in beiden Geschlechtern den Hinterleib. Die
Bauchplatte des letzten Hinterleibsringes (Subgenitalplatte) des Männchens ist hinten abgeschnitten und trägt nur einen kleinen Griffel (Stylus) (Abb. 23 A). Körperlänge 11–
12 mm, Flügellänge 11–12 mm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . Hausschabe, Deutsche Schabe, Blattella germanica (Linnaeus, 1767)
Der gelbe Eikokon, der im Durchschnitt 36 (16–56) Eier enthält, wird in waagerechter Lage mit der Zähnchennaht nach rechts vom Weibchen am Hinterleibsende bis etwa 1⁄2 Stunde vor dem Schlüpfen der Larven herumgetragen. Bei 30 °C beansprucht die Embryonalentwicklung 17 und bei 22 °C 24 Tage. Die Larvenentwicklung
braucht bei den genannten Temperaturen 40–41 bzw. 123–244 Tage. Eikokon Abb. 27 D. – Die Schabe kommt
außerhalb des Hauses auch gelegentlich auf Mülldeponien in Massen vor. Morphologisch nicht unterscheidbar von
der Deutschen Schabe ist die Asiatische Schabe Blattella asahinai (Mizukubo,1981), deren Heimat ursprünglich
Südostasien ist. Der Unterschied liegt im Verhalten der Tiere; die adulten Tiere sind nämlich ausgezeichnete Flieger im Gegensatz zur Deutschen Schabe. Eine Verschleppung erfolgt mit Obst und Gemüse und mit Pflanzen via
Luftfracht.
– Grundfarbe rotbraun und rotgelb, der Vorderbrustrücken mit dunkler, rotbrauner trapezförmiger Scheibe, die von einem hellen durchscheinenden Seitenrand umgeben wird
(Abb. 25). Die Vorderflügel überragen nur beim Männchen den Hinterleib, beim Weibchen erreichen sie das Hinterleibsende nicht oder kaum. Zudem sind die Weibchen in der
Regel intensiver gefärbt als die Männchen. Die Subgenitalplatte des Männchens ist dreieckig vorgezogen und trägt 2 verschieden große, ziemlich anliegende Griffel (Styli)
(Abb. 23 B). Körperlänge 10,6–11,5 mm, 10–12,3 mm, Vorderflügellänge 10,9 –
13,2 mm, 7,8–9,9 mm . . Braunbandschabe, Supella longipalpa (Fabricius, 1798)
(= supellectilium Serville, 1839)
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Der Eikokon mit durchschnittlich 13–14 Eiern wird senkrecht vom Weibchen am Hinterleibsende meistens nur 1,
höchstens 8 Tage herumgetragen und dann mit einem gummiartigen Mundsekret an der Unterlage angeklebt. Die
Embryonalentwicklung beansprucht bei 30 °C 40 und bei 22 °C über 70 Tage, die Larvenentwicklung entsprechend
54–56 Tage bzw. bedeutend länger bis zu 355 Tage. Ein Kokon enthält im Durchschnitt 18 Eier, von denen sich
aber in der Regel nur 12–15 entwickeln. Eikokon Abb. 27 E.
9. Körper breitoval . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
– Körper schlank, langoval . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
10. Braunschwarzglänzend, vom Halsschild bis fast zum Hinterleibsende ein schmaler cremefarbener Seitenstreifen. Beine dunkelbraun, Geschlechtstiere mit sehr kleinen Flügelanlangen, die beiden Hinterleibsanhänge sind nach oben gebogen (Abb. 26a D), Männchen: 8–
12 mm; Weibchen: 10–13 mm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . .Mittelmeerschabe,
. . . . . . . . . .Loboptera
. . . . . decipiens
. . . . . .(Germar,
. . . . . 1817)
. .
In Südeuropa in Küstennähe unter Steinen, auch nach Großbritannien und in die USA eingeschleppt, in Deutschland vereinzelt nachgewiesen.
– Dunkelbraun bis schwarzbraun mit auffälligem hellen Muster (Abb. 26a E) auf dem
Rücken, Flügelanlagen sehr klein, ausgewachsen 2,5 cm lang und bis zu 1,5 cm breit
. . . . . . . . . . . . . . . . Harlekinschabe,
. . . . . . . . . Neostylopyga
. . . . . . . rhombifolia
. . . . . . . (Stoll,
. . . . 1813)
. .
Ursprünglich in Südostasien beheimatet, jetzt in verschiedenen Bereichen des tropischen Gürtels verbreitet.
11. Strohgelb mit 2 dunklen Längsbinden über die Brustsegmente (Abb. 22 A) . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Larve
. . . von
. . Blattella
. . . . . germanica
. . . . . .(siehe
. . . 6. A)
– Rücken der Brustsegmente ohne diese auffallende Zeichnung
. . . . . . . . . . . 12
12. Hellrotbraun mit gelblichen Rändern des Rückens von 1. und 2. Brustsegment und ebensolchen Querbinden an der Basis des Rückens vom 2. und 3. Brustsegment (Abb. 25).
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Larve
. . . .von
. . Supella
. . . . longipalpa
. . . . . . (siehe
. . . 6. B)
– Dunkelrotbraun bis schwarzbraun . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
13. Vorderbrustrücken mit einer gelben Ringbinde. Mittel- und Hinterbrustrücken mit deutlich gelben Flecken an den Seiten (Abb. 26 D) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Larve
. . .von
. . Periplaneta
. . . . . . australasiae
. . . . . . .(siehe
. . . 5. A)
– Vorderbrustrücken mit einer verwaschenen rotgelben bis hellgrauen Quer- oder Ringbinde, besonders am Hinterrand, Mittel- und Hinterbrustrücken einfarbig oder mit Aufhellungen in der Mitte (Abb. 26 C) . . . . . Larve von Periplaneta americana (siehe 5 B)
14. Kleine Schaben, unter 1,5 cm. Vorderbrustrücken mit einem dunkleren Fleck . . . 15
– Große Schaben, über 1,5 cm. Nur auf Schiffen, in Warmhäusern oder gelegentlich in
Wohnungen
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
15. Vorderbrustrücken einfarbig bernsteinfarben, ohne einen dunkleren Fleck, Deckflügel
stellenweise fein gepunktet, aber ohne größere, dunklen Flecken. Flügel überragen bei
beiden Geschlechtern das Hinterleibsende. Körperlänge 9,3–14,6 mm . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . .Bernstein-Waldschabe,
. . . . . . . . . . . .Ectobius
. . . . .vittiventris
. . . . . .(Costa,
. . . . 1847)
. .
in der Schweiz und Baden-Württemberg, dringt oft in Gebäude ein, kann dort aber nicht überleben.
– Vorderbrustrücken mit einem dunkleren Fleck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
16. Fleck auf dem Vorderbrustrücken schwarz, rotbraun bis horngelb, mit gegen den hellen
Seitenrand unscharf abgesetzten Rändern (Abb. 22 B). Beim Männchen auf der Rückenplatte des 7. Abdominalsegments eine quergestellte Drüsengrube mit einem zweizipfeligen, breiten, stumpfen Zäpfchen, Vorderflügel überragen beim Männchen und Weibchen
den Hinterleib wenig. Körperlänge 9,5–13 mm, 6,5–10 mm . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . Lapplandschabe,
. . . . . . . . . Ectobius
. . . . . lapponicus
. . . . . . (Linnaeus,
. . . . . . 1758)
. .
lebt im Freien. Die auf Linné zurückgehende Angabe, dass sie in Lappland in den Häusern vorkommt und an getrocknetem Fleisch und Fisch schadet, wurde wohl zu Unrecht als Verwechslung mit den Aaskäfern Thanatophilus lapponicus L. und Th. rugosus Herbst gedeutet; denn es liegen aus neuerer Zeit mehrere Beobachtungen über
ihr Auftreten in Baracken, am Wald gelegenen Villen und Sommerhäusern aus Jugoslawien, Hamburg (Stadtrand)
und vor allem Jütland vor (Weidner, H.: Anz. Schädlingsk. Pflanzenschutz 45: 75–76, 1972). Vielleicht neigen
auch andere Ectobius-Arten dazu, jedenfalls liegt eine ähnliche Beobachtung auch von der kleineren, in ihrer Ver-
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breitung hauptsächlich auf die Dünen der Nordseeküste beschränkten Art E. panzeri Stephens, 1837 vor (Abraham, R., 1979: Entomol. Mitt. Zool. Mus. Hamburg 6: 229–230).
– Fleck auf dem Vorderbrustrücken schwarz und scharf gegen die weißen Seitenränder abgesetzt. Beim Männchen auf der Rückenplatte des 7. Hinterleibssegments eine breite fast
kreisrunde Drüsengrube ohne Zäpfchen. Vorderflügel überragen beim Männchen das
Hinterleibsende kaum, beim Weibchen erreichen sie das Hinterleibsende nicht. Körperlänge 9–14 mm, 6–10 mm . . . . Waldschabe, Ectobius silvestris (Poda, 1761)
lebt im Freien. Siehe Bemerkung zu der vorhergehenden Art.
17. Ungeflügelte Tiere
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
– Geflügelte Tiere
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
18. Tiere können bei Gefahr fauchen, indem sie Luft unter Drück über den Hinterleib abgeben, Grundfarbe dunkelrotbraun, Männchen mit zwei Höckern auf dem Kopf (Abb. 26a
C), Körpergröße 6–8 cm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . .Madagaskar-Fauchschabe,
. . . . . . . . . . . . . .Gromphadorrhina
. . . . . . . . . .portentosa
. . . . . .(Schaum,
. . . . . 1853)
. .
wird gerne als Futtertier für Reptilien gehalten, ist aber glasgängig. Sollen bereits in Norddeutschland in einem
Komposthaufen erfolgreich überwintert haben.
– Tiere sind nicht in der Lage Laute zu erzeugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
19. Körper plump, breitoval bis beinahe rundlich, Brustbereich so lang wie der Hinterleib,
Körper mattschwarz, Halsschild vorne mit schmalem hellen Rand, Antennen kurz, Körperlänge bis 2,8 cm
. . . . . . . . . Weibchen von Polyphaga aegytiaca (siehe 23A)
– Körper breitoval, mattgraubraun bis dunkelbraun, Antennen deutlich kürzer als der
Rumpf, Halsschildvorderrand schmal durchsichtig umrandet, Hinterleib schmal hell gerandet, Basis der Hinterleibssegmente median mit breitem gelblichen Querband (ist bei
jüngeren Nymphen oft geteilt), zwischen diesem und dem Saum noch ein heller Fleck, Segmente leicht gekörnelt (Abb. 26a B). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. Weibchen/Larve
. . . . . . . . .von
. .Argentinischer
. . . . . . . .Schabe,
. . . . Blaptica
. . . . .dubia
. . . Serville,
. . . . . 1839
. . . (siehe
. . . .24A)
.
Während Weibchen eine glänzende Oberfläche haben, ist sie bei den Nymphen matt. Den Nymphen sehr ähnlich
sind die Nymphen der Totenkopfschaben, Blaberus craniifer (Burmeister, 1838) (siehe Abb. 26a F). Körper
braun, Hinterleibssegmente mit 6 hellen Flecken, auf der Mittellinie Dreiecke, deren Spitze nach hinten zeigt. Tiere maximal bis zu 5 cm.
20. Hellgrüne bis fast weiße Schaben, erwachsen etwa 25 mm lang. Männchen und Weibchen
mit langen Flügeln . . . . . . . . . . . . . Grüne Bananenschaben, Panchlora-Arten
Einige Arten, besonders P. exoleta Burmeister, 1838, P. nivea (Linnaeus, 1758) und P. viridis (Fabricius, 1775)
werden mit Bananen aus Westindien öfters eingeschleppt.
– Schaben anders gefärbt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
21. Tiere hornfarben bis graugelb gefärbt
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
– Tiere dunkler gefärbt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
22. Vorderbrustrücken matt graugelb bis mattbraun, Halsschild mit kleinen dunkleren
Flecken, erwachsene Männchen und Weibchen 38–59 mm lang, mit graugelben Flügeln
. . . . . . . . . .Madeiraschabe,
. . . . . . . . Rhyparobia
. . . . . . .(Leucophaea)
. . . . . . . maderae
. . . . .(Fabricius,
. . . . . . 1781)
. .
frisst an reifenden Bananen und wird aus Südamerika bisweilen zu uns eingeschleppt.
– Halsschild hornfarben, seitlich transparent mit großen dunklem Mittelfleck, Flügel graugelb bis hellhornfarben, am Rand leicht durchsichtig, Körpergröße 40–60 mm
. . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . Totenkopfschabe,
. . . . . . . . . .Blaberus
. . . . .craniifer
. . . . Burmeister,
. . . . . . . .1838
.
wird gern als Futter für Reptilien verwandt bzw. gezüchtet, Heimat tropischer Regenwald von Karibik und Mittelamerika.
23. Mattschwarz, Halsschild vorne mit Borstensaum und heller Querbinde, Deckflügel mit
lederartiger Struktur, der hintere Teil mit Riefung (Abb. 26a A), Körpergröße 20–30 mm
. . . . . . . Männchen
. . . . . . von
. . Ägyptischer
. . . . . . .Schabe,
. . . . Polyphaga
. . . . . .aegytiaca
. . . . . (Linnaeus,
. . . . . . 1758)
. .
– Nicht schwarz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
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9 Termiten, Isoptera
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24. Große Tiere bis zu 4,5 cm lang und 2 cm breit, Halsschild schwarzglänzend breitem transparenten hornfarbenen Vorder- und Seitenrand. Bei den Männchen Körper schlank, dunkelbraune Deckflügel mit transparenter Längsbinde an der Schulter, Basis heller, Flügel
überragen den Hinterleib, Weibchen breitoval mit deutliche Stummelflügeln, Zeichnung
ähnlich wie bei den Nymphen (siehe Abb. 18 B), Körper jedoch glänzend . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . Argentinischer
. . . . . . . . Schabe,
. . . . Blaptica
. . . . .dubia
. . . Serville,
. . . . . .1839
.
Nymphen mit mattem Körper (siehe oben), beliebte Futtertiere für Reptilien, können nicht an Glaswänden emporkriechen, ovovivipar (Larven schlüpfen bei der Eiablage).
– Kleinere Tiere 16–21 mm lang, beide Geschlechter geflügelt, Vorderbrustrücken braun,
glänzend, mit rotbraunen Flügeln und einer gelben Querbinde am Vorderrand des Vorderbrustrückens. Larven tropfenförmig (Abb. 26 E), Brust und die ersten 3 Hinterleibsringe glänzend, die übrigen Hinterleibsringe matt, einfarbig dunkelrotbraun . . . . . . .
. . . . Surinam. . . . . oder
. . . Gewächshausschabe,
. . . . . . . . . . . Pycnoscelus
. . . . . . . surinamensis
. . . . . . . (Linnaeus,
. . . . . . 1758)
. .
auf Schiffen in Nahrungsmitteln; bei uns nur gelegentlich in Gewächshäusern.
9 Termiten, Isoptera
In die Verwandtschaft der Schaben gehören auch die staatenbildenden Termiten, die in den
Tropen zu den gefürchtetsten Holz- und Materialschädlingen gehören. Sie können von dort
mit lebenden Pflanzen und Packmaterial, in Nutzholz und im Holz von Schiffsaufbauten zu
uns eingeschleppt werden. In Warmhäusern können sie dann gelegentlich einmal kurze Zeit
am Leben bleiben. Meistens handelt es sich dabei auch nur um geschlechtslose Arbeiter. Nur
die niederen Termiten (besonders Kalotermitidae und Rhinotermitidae), die bewegliche Kolonien mit nur wenig physogastren Weibchen haben, können zu uns in ganzen Völkern eingeschleppt werden und sich dann, wenn es die klimatischen Bedingungen zulassen, einbürgern. Bisher ist dieses nur von der aus Nordamerika stammenden Gelbfußtermite Reticulitermes flavipes (Kollar, 1837) (Rhinotermitidae) (Abb. 28) in Mitteleuropa geschehen, die als
Gebäudeschädling in Hallein und Mannheim und früher in einem Gewächshaus in Wien aufgetreten ist. Bei der in Hamburg vorkommenden Termite handelt es sich nach neuesten Erkenntnissen jedoch um eine Art aus Südeuropa Reticulitermes lucifugus (Rossi,1792) s. u. Die
A
B
C
D
E
Abb. 28: Kasten der Bodentermite Reticulitermes. A Larve, B Arbeiter, C Soldat, D Ersatzgeschlechtstier, E geflügeltes Geschlechtstier (aus WEIDNER in SCHMIDT). Cu, Cubitus, M Media, Rs Radiussektor.
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