E-Business im Vertrieb von Industriegütern DISSERTATION der Universität St. Gallen Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG) zur Erlangung der Würde eines Doktors der Wirtschaftswissenschaften vorgelegt von Paul Ammann von Zürich Genehmigt auf Antrag der Herren Prof. Dr. Christian Belz und Prof. Dr. Roman Boutellier Dissertation Nr. 3121 St. Gallen, D-Druck-Spescha, 2006 Die Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG) gestattet hiermit die Drucklegung der vorliegenden Dissertation, ohne damit zu den darin ausgesprochenen Anschauungen Stellungen zu nehmen. St. Gallen, den 17. November 2005 Der Rektor: Prof. Ernst Mohr, PhD E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel I Einleitung Vorwort Bis heute fehlte eine Untersuchung darüber, wie E-Business Anwendungen nutzbringend im Vertriebsprozess von Industriegütern eingesetzt werden können. Die vorliegende Arbeit zeigt auf, welche E-Business Anwendungen helfen, Effektivität und Effizienz des Vertriebsprozesses zu steigern. Die vorliegende Dissertation wurde im November 2005 an der Universität St. Gallen angenommen. Sie entstand parallel zu meiner Arbeit bei ABB Business Consulting, einer internen Beratungseinheit der ABB. Mein besonderer Dank gilt den nachstehend genannten Personen, die einen unmittelbaren Beitrag zum Gelingen meiner wissenschaftlichen Arbeit geleistet und mich unterstützt haben. Ich danke Professor Dr. Christian Belz und Professor Dr. Roman Boutellier für die Übernahme des Referats und des Koreferates sowie für ihre vielen wertvollen Hinweise im Laufe des Forschungsprozesses. Ohne die inhaltliche Unterstützung durch verschiedene Personen aus mehreren Unternehmen wäre die Durchführung des Projektes in der vorliegenden Form nicht möglich gewesen. Ihnen allen danke ich für ihre Beiträge. Besonders erwähnen möchte ich an dieser Stelle die Ansprechpartner Mark Rosa, Projects & Sales Verantwortlicher der Perspectix AG, Daniel Stoller-Schai, Education Design Manager der Phonak AG, Balz Zürrer, Partner der Online Consulting und externer Projektleiter für die E-Business Anwendung SECOS des Saurer Konzerns, sowie Klaus Meier, Vice President E-Business der Schindler AG. Ebenso danke ich meinen Kunden und weiteren Ansprechpartnern in der ABB. Insbesondere die regelmässigen Gespräche über Nutzen und Risiken von Informatikanwendungen mit Konrad Wirthensohn, Geschäftsführer der ABB Manufacturing & Robotics und bis März 2005 CIO der ABB Schweiz, sowie die Mitarbeit bei mehreren Projekten der ABB Schweiz mit Bezug zum Thema der Untersuchung haben ganz massgeblich zum Ergebnis dieser Arbeit beigetragen. Ich danke Peter Stürzl, Business Engineer bei ABB Substation Automation Systems für die weitgehenden Informationen zur Konfiguration von Unterwerken. 3 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel I Einleitung Ohne die grosszügige Unterstützung der ABB Business Consulting hätte ich dieses Forschungsprojekt nicht durchführen können. Für die moralische und anderweitige Unterstützung sowie den Freiraum, der mir gewährt wurde, danke ich Ingo Fritschi, Matilda Steiner-Arvidsson und Thomas Boerrnert, Leiter sowie Mitglieder des Management Teams der ABB Business Consulting. Martin Wyss, Practice Manager Operational Excellence der ABB Business Consulting bin ich für verschiedene inhaltliche Hinweise dankbar. Andrea Berger, Leiterin Office Services danke ich für viele Hilfestellungen im Laufe des ganzen Projekts. Wirtschaftsjournalist Urs Walter, textbar walter, danke ich für die gründliche und ausdauernde Korrektur des Manuskripts. Ich wünsche den Lesern eine anregende Lektüre und viel Erfolg bei der Einführung von E-Business Anwendungen. Baden, November 2005 4 Paul Ammann E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel I Einleitung Inhaltsübersicht I Einleitung.....................................................................................................10 II Standortbestimmung und Herausforderungen im Vertrieb ..................17 III E-Business Anwendungen im Vertrieb .................................................51 IV Erfolgreicher Einsatz von E-Business.................................................120 V Schlussbetrachtung...................................................................................166 Literatur............................................................................................................171 Anhang ..............................................................................................................184 5 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel I Einleitung Inhaltsverzeichnis I Einleitung.....................................................................................................10 1 PROBLEMSTELLUNG ..................................................................................10 2 ZIELSETZUNG ............................................................................................12 3 VORGEHENSWEISE.....................................................................................14 II Standortbestimmung und Herausforderungen im Vertrieb ..................17 1 STAND DER LITERATUR: EINSATZ VON E-BUSINESS ANWENDUNGEN IN INDUSTRIEGÜTERUNTERNEHMEN .....................................................................18 2 1.1 Übersicht der E-Business Anwendungen ..........................................18 1.2 Untersuchungen zu Einsatz und Nutzen von E-Business..................19 STAND DER PRAXIS: EINSATZ VON E-BUSINESS BEI DREI ABB GESCHÄFTSEINHEITEN ......................................................................................24 3 2.1 "ABB Standardprodukte" ..................................................................25 2.2 "ABB Variantenprodukte".................................................................29 2.3 "ABB Anlagen" .................................................................................32 SCHLUSSFOLGERUNG DER STANDORTBESTIMMUNG UND FORSCHUNGSFRAGE..........................................................................................36 3.1 Schlussfolgerung Literaturanalyse ....................................................36 3.2 Schlussfolgerung: Stand der Praxis: Einsatz von E-Business bei drei ABB Geschäftseinheiten...............................................................................36 3.3 4 Forschungsfrage.................................................................................39 HERAUSFORDERUNGEN IM VERTRIEB .......................................................40 4.1 Herausforderung: Effektivität im Vertrieb verbessern ......................40 4.2 Herausforderung: Effizienz im Vertrieb verbessern .........................47 5 FAZIT KAPITEL II.......................................................................................49 III E-Business Anwendungen im Vertrieb .................................................51 1 ONLINE INFORMATIONEN ..........................................................................57 1.1 Einführung .........................................................................................57 1.2 Fallbeispiel Schindler: Online Informationen unterstützen Absatzpartner................................................................................................60 1.3 6 Nutzenpotenziale „Online Informationen“........................................63 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 1.4 2 Kapitel I Einleitung Risiken „Online Informationen“........................................................64 E-LEARNING ..............................................................................................69 2.1 Einführung .........................................................................................69 2.2 Fallbeispiel Phonak: Das virtuelle Klassenzimmer für Know-how Transfer zu internen und externen Zielgruppen ...........................................70 3 4 2.3 Nutzenpotenziale „E-Learning“ ........................................................72 2.4 Risiken „E-Learning“ ........................................................................74 ONLINE KATALOGE ...................................................................................76 3.1 Einführung .........................................................................................76 3.2 Fallbeispiel Rockwell: Vertriebsprozess standardisieren..................82 3.3 Nutzenpotenziale „Online Kataloge“ ................................................83 3.4 Risiken „Online Kataloge“ ................................................................85 ONLINE KONFIGURATOREN .......................................................................87 4.1 Einführung .........................................................................................87 4.2 Fallbeispiel Konfigurator für Variantenprodukte: Bihler Maschinenfabrik AG - von der Aufnahme der Kundenwünsche bis ins Product Data Management PDM..................................................................89 4.3 Fallbeispiel Konfigurator für Anlagen: "ABB Anlagen"- von der Anlage zum konfigurierbaren Variantenprodukt..........................................91 5 6 IV 1 4.4 Nutzenpotenziale „Online Konfiguratoren“ ......................................97 4.5 Risiken „Online Konfiguratoren“....................................................100 ONLINE COLLABORATION .......................................................................103 5.1 Einführung .......................................................................................103 5.2 Fallbeispiel "ABB Anlagen": Globale Projekte online managen....109 5.3 Nutzenpotenziale „Online Collaboration“.......................................112 5.4 Risiken „Online Collaboration“ ......................................................114 FAZIT KAPITEL III ...................................................................................116 Erfolgreicher Einsatz von E-Business.................................................120 WAS BEDEUTET „ERFOLGREICHER EINSATZ VON E-BUSINESS“?............121 1.1 „Erfolgreicher Einsatz von E-Business im Vertrieb heisst die „richtigen“ Anwendungen auswählen und diese „richtig“ einführen“.......124 7 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 2 3 Kapitel I Einleitung AUSWAHL VON E-BUSINESS ANWENDUNGEN.........................................125 2.1 Bestimmen möglicher E-Business Anwendungen ..........................125 2.2 Beurteilen und Auswahl von E-Business Anwendungen................139 EINFÜHREN VON E-BUSINESS ANWENDUNGEN ......................................147 3.1 Verhaltensänderung der Zielgruppen als entscheidendes Kriterium für das erfolgreiche Einführen von E-Business..........................................147 3.2 Erster Erfolgsfaktor: Zielgruppen in das Realisierungsprojekt integrieren ...................................................................................................151 3.3 Zweiter Erfolgsfaktor: Benutzerfreundlichkeit der Anwendungen sicher stellen ...............................................................................................157 3.4 Dritter Erfolgsfaktor: Nutzen den Zielgruppen kommunizieren.....159 3.5 Aufwand für Unterstützung der Verhaltensänderungen..................160 3.6 Fallbeispiel Saurer: Unterstützung der Verhaltensänderung der Zielgruppen.................................................................................................161 4 V FAZIT KAPITEL IV ...................................................................................165 Schlussbetrachtung...................................................................................166 1 ZUSAMMENFASSUNG ...............................................................................166 2 ANSATZPUNKTE FÜR WEITERE FORSCHUNGSARBEITEN ..........................169 Literatur............................................................................................................171 Anhang ..............................................................................................................184 Anhang A: Glossar .....................................................................................185 Anhang B: Informationsquellen: Beratungsprojekte, Fallbeispiele, Experteninterviews .....................................................................................189 Anhang C: Kunden- und Herstellerprozess ................................................204 Anhang D: Definitionen von E-Business ...................................................206 Anhang E: E-Business Anwendungen im Marketing und Vertrieb ...........207 Anhang F: Nutzen von E-Business für Kunden und Hersteller .................209 Anhang G: E-Business im Service von Industriegüterherstellern..............211 Anhang H: E-Business Anwendungen der untersuchten ABB Geschäftseinheiten......................................................................................215 Anhang I: Online Umfrage „E-Business im Vertrieb“: Fragebogen..........221 8 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel I Einleitung Abkürzungsverzeichnis ALE: Application Link Enabling ASP: Application Service Providing BA: Business Area BOQ: Bill of Quantities BOM: Bill of Material CAD: Computer Aided Design CRM: Customer Relationship Management EDI: Electronic Data Interchange ERP: Enterprise Resource Planning EVU: Energieversorgungsunternehmen E-Business: Electronic Business FAQ: Frequently asked questions and answers IT: Information Technology LEC: Local Engineering Center OEM: Original Equipment Manufacturer PDM/PLM: Product Data Management/Product life cycle management RFID: Radio Frequency Identification RFQ: Request for Quotation WBS: Work Breakdown Structure XML: Extensible Mark-up Language Glossar: Anhang A Internetlinks: Öffentlich zugängliche Internetlinks sind in Fussnoten vermerkt. Stand: April 2005. Fallbeispiele: Ausführungen zu Fallbeispielen sind grau hinterlegt 9 E-Business im Vertrieb von Industriegütern I 1 Kapitel I Einleitung Einleitung Problemstellung Industriegüterhersteller stehen vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen ihre Leistungen ständig besser auf die Kundenprozesse abstimmen und zugleich diese in ihre eigenen Prozesse integrieren (Kleinaltenkamp et al. 1996 S. 34, Reichwald/Piller 2002 S. 11), um so im Marketing und Verkaufsprozess möglichst eng zusammen zu arbeiten (Belz/Mühlmeyer 2001). Pires/Aisbett sehen einen eigentlichen Prioritätenwechsel: Nach den internen Prozessoptimierungen gewichten die Entscheidträger von Herstellerunternehmen vermehrt die Verbesserung der Prozesse mit den Partnern im Vertriebssystem (Pires/Aisbett 2003 S. 292). Zum einen zwingt sie der Preisdruck, ineffiziente Prozesse zu verbessern. Zum anderen erlaubt diese Optimierung Differenzierungspotenziale auszubauen. Dabei helfen heute vor allem schnellere und bessere Prozesse. Auch Hammer stellt fest, dass die neue Herausforderung das „Rationalisieren firmenübergreifender Prozesse“ ist (Hammer 2004 S. 158). Werden Zulieferer System- bzw. Modullieferanten und übernehmen sie die Organisation der Sublieferanten, verlangt das nach einer optimalen Organisation des Vertriebsprozesses vom Endkunden über den Zulieferer bis zu den Unterlieferanten (Kleinaltenkamp/Plinke 2000). Durchgängigkeit der Kunden- und Herstellerprozesse (Abbildung I-1) steht auch ganz oben auf der Anforderungsliste der ABB Geschäftseinheiten, wie sie 2004 anlässlich einer Strategiefindung erarbeitet wurde. Um die Durchgängigkeit der Prozesse und die Integration mit den Zielgruppen zu verbessern, bieten sich E-Business Anwendungen an. Zudem machen sie die Schnittstelle zwischen Hersteller- und Kundenprozessen effizienter. Doch welche Anwendungen sind für einen Hersteller in seiner konkreten Situation sinnvoll? Und wie sollen E-Business-Lösungen ausgewählt und eingeführt werden? Das grösste Verbesserungspotenzial unter den vier kundenbezogenen Teilprozessen der Hersteller – Marktbearbeitung, Vertrieb, Auftragsabwicklung und Service – verspricht der Einsatz von E-Business Anwendungen im Vertrieb. Deshalb bildet dieser Bereich das Thema der vorliegenden Arbeit. 10 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kunden - Prozess E-Business Anwendungen Kapitel I Einleitung Hersteller – Prozess Lieferantenmarktforschung Informationen auf der Webseite,... Marktbearbeitung Evaluation Kataloge, Konfiguratoren,… Vertrieb Kauf OnlineTransaktionen (Webshop, ERP-ERP Integration,…) Auftragsabwicklung Nutzung Remote-Services, OnlineServices,… Service Abbildung I-1 E-Business Anwendungen in der Schnittstelle zwischen Kundenund Herstellerprozessen (Belz et al. 1997 S. 48 /McIvor et al. 2000 S. 124)1 1 Vgl. Anhang C 11 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 2 Kapitel I Einleitung Zielsetzung Die vorliegende Arbeit gibt Antworten auf die Frage: „Wie kann der Vertrieb von Industriegütern mit E-Businessanwendungen erfolgreich unterstützt werden?“ Die wesentlichen Herausforderungen für die Industriegüterhersteller werden identifiziert. Anschliessend werden die fünf erfolgversprechenden Anwendungen vorgestellt und Hinweise auf die „richtige“ Einführung gegeben. Die wesentlichen Begriffe dieser Frage werden folgendermassen definiert. Vertrieb Unter „Vertrieb“ (Abbildung I-1) wird der Prozess vom Verkaufshinweis bis zur Unterschrift des Kunden verstanden. Der Vertriebsprozess schliesst das kundenspezifische Engineering mit ein, d.h. die Auslegung und Planung eines Angebotes. Es geht darum herauszufinden, wie dieser Prozess sowie die involvierten internen und externen Partner mit E-Business Anwendungen unterstützt werden können. (Belz 1996 S. 71). Dabei geht es nicht in erster Linie darum, ob ein Kunde eine Kauftransaktion online tätigt, sondern wie der Prozess bis zur unterschriebenen Offerte für Kunden und Hersteller durch den Einsatz von online Anwendungen effektiver und effizienter gestaltet werden kann. Industriegüter Industriegüter sind Leistungen, die von Organisationen beschafft werden, um weitere Leistungen für ihre Kunden zu erstellen (Backhaus 2003 S. 8). Der Kaufund Nutzungszyklus für Industriegüter unterscheidet sich sowohl in bezug auf die verkauften Produkte als auch in Bezug auf die Art der Beziehung zwischen Anbieter und Kunden. Für eine kundenspezifisch geplante und ausgeführte Anlage sind andere Tätigkeiten erforderlich als für ein auf Lager gefertigtes Standardprodukt. Der Kauf- und Nutzungszyklus unterscheidet sich ebenfalls danach, ob ein Unternehmen eine Marktleistung zum ersten Mal bei einem Anbieter 12 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel I Einleitung kauft oder zum wiederholten Mal (Kotler/Bliemel 1999 S. 362, Backhaus 2003 S. 104).1 E-Business Anwendungen Unter E-Business wird verstanden: “the online exchange of information and transactions between companies, between units or employees within companies, and between businesses and consumers” (Simmons/McKendrick 2001 S. 1)2. erfolgreich unterstützt erfolgreich bedeutet, die für ein Unternehmen „richtigen“ E-Business Anwendungen auszuwählen und diese „richtig“ einzuführen, wie in Kapitel IV ausgeführt.3 1 Vgl. IV 2.1.2.1, S. 117 2 Vgl. Anhang B 3 Vgl. IV1, S. 117 13 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 3 Kapitel I Einleitung Vorgehensweise Belz teilt den Fortschritt der Marketing-Forschung in sechs Stufen. Nach Erfindungs-, Strukturierungsphase, sowie empirischen Gesamtuntersuchungen und der Erforschung von Teilfragen eines Phänomens folgen die Phasen der Forschung für Marketing-Situationen sowie zuletzt für den Forschungstransfer im Marketing (Belz 1993 S. 8). Die vorliegende Untersuchung reiht sich zwischen die letzten beiden Stufen. In Bezug auf die „Forschung für MarketingSituationen“ wurden die hauptsächlichen Herausforderungen für Industriegüterunternehmen im Vertrieb bestimmt. Dem „Forschungstransfer“ entspricht, dass für die untersuchten E-Business Anwendungen Ausgestaltung, Nutzenpotenziale und Risiken bestimmt wurden. Das soll den Führungskräften erleichtern, die für ihre konkrete Situation richtigen E-Business Anwendungen zu wählen. Die Untersuchung übernimmt konsequent den Blickwinkel eines Industriegüterherstellers. Deshalb fehlen E-Business Anwendungen, die von Kunden oder von Dritten, wie z.B. elektronischen Marktplätzen angeboten werden. Sechs Leitfragen aus Sicht der Verantwortlichen in Industriegüterunternehmen führen durch die Arbeit (Tabelle I-1). Zuerst werden die zurzeit durch Industriegüterhersteller genutzten E-Business Anwendungen erfasst. Dann werden die aktuellen Hauptherausforderungen für Industriegüterhersteller aufgezeigt. Zuletzt folgt die Frage, welche E-Business Anwendungen im Vertriebsprozess von Industriegütern dienlich sind. Aus diesem Set möglicher Anwendungen bestimmt ein Unternehmen das Portfolio der zu realisierenden Anwendungen. Neben der Wahl der richtigen E-Business Anwendungen entscheidet die Art und Weise der Einführung darüber, wie weit das Ziel, die Herausforderungen im Vertrieb zu unterstützen, erreicht wird. 14 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel I Einleitung Forschungsfrage: Wie kann der Vertrieb von Industriegütern durch E-Business Anwendungen erfolgreich unterstützt werden? Kapitel 1 Leitfragen Informationsquellen I Einleitung II Standortbestimmung und Herausforderungen im Vertrieb III E-Business Anwendungen im Vertrieb • • • Wie ist der Status des EBusiness Einsatzes bei Industriegüterherstellern? Welche Herausforderungen stellen sich Industriegüterherstellern im Vertrieb? Welche E-Business Anwendungen können eingesetzt werden, um die Herausforderungen im Vertrieb besser zu meistern? • • • • • • • • • • • • • IV Erfolgreicher Einsatz von E-Business V Schlussbetrachtung • • Was bedeutet „E-Business erfolgreich einsetzen?“ Welche E-Business Anwendungen soll ein Industriegüterhersteller implementieren? Wie sollen E-Business Anwendungen eingeführt werden? • • • • • • Literatur Fallbeispiel "ABB Standardprodukte" Fallbeispiel "ABB Variantenprodukte" Fallbeispiel "ABB Anlagen" Experteninterviews Beratungsprojekte Literatur Online-Umfrage Fallbeispiel Schindler AG für Online Informationen Fallbeispiel Phonak AG für ELearning Fallbeispiel Bihler AG und “ABB Anlagen” für Online Konfiguratoren Fallbeispiel "ABB Anlagen" für Online Collaboration Experteninterviews Beratungsprojekte Literatur Online-Umfrage Fallbeispiel “ABB Anlagen” Fallbeispiel Saurer AG Tabelle I-1 Forschungsfrage, Leitfragen sowie Informationsquellen Wie Tabelle I-1 zeigt, wurden zusätzlich zur Literatur weitere Informationsquellen eingesetzt: Fallbeispiele Acht Fallbeispiele, davon drei mit den ABB Geschäftseinheiten Standardprodukte, Variantenprodukte und Anlagen. Diese beruhen auf Beratungsprojekten und Gesprächen mit Ansprechpartnern der entsprechenden ABB Geschäftseinheiten. Weitere Fallbeispiele2 stammen von Saurer, Schindler, Phonak und Bihler. 1 Vgl. Anhang B 2 Vgl. Anhang B 15 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel I Einleitung Experteninterviews Experteninterviews dienten dazu, die schon heute eingesetzten E-Business Anwendungen im Industriegütergeschäft zu identifizieren und die Fragen für die Umfrage bei Hersteller- und Kundenunternehmen zu formulieren. Online Umfrage1 Im Frühjahr 2004 wurden mit einer Online-Umfrage je 300 Hersteller- und Kundenunternehmen von Industriegütern angeschrieben. 85 der Herstellerunternehmen und 106 der Kundenunternehmen haben den Fragebogen ausgefüllt.2 Ziel war, die Herausforderungen im Vertrieb und Beschaffung zu erfassen und wie weit E-Business Anwendungen die Lösungen unterstützen sowie die Erfolgsfaktoren und Risiken des Einsatzes von E-Business Anwendungen. Spezifische Fragen betrafen die E-Business Anwendungen Online Informationen, E-Learning, Online Katalog, Online Konfigurator und Online Collaboration. 1 Für die Umfrage wurde die Software für online Befragungen der Firma Rogator Software AG (www.rogator.de) eingesetzt. 2 Vgl. Anhang I 16 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Wie ist der Status des E-Business Einsatzes bei Industriegüterherstellern? Welche Herausforderungen bestehen im Vertrieb? Kapitel III E-Business Anwendungen im Vertrieb Welche E-Business Anwendungen können eingesetzt werden, um die Herausforderungen im Vertrieb zu meistern? Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz von E-Business Was bedeutet „ erfolgreicher Einsatz von E-Business“? Welche E-Business Anwendungen soll ein Industriegüterhersteller implementieren? Wie sollen E-Business Anwendungen eingeführt werden? II Standortbestimmung und Herausforderungen im Vertrieb Zu Beginn des Kapitels zeigen die Literaturanalyse und Fallbeispiele wie Industriegüterunternehmen heute E-Business einsetzen. Daraus wird der Forschungsbedarf abgeleitet. Die drei ausführlich untersuchten ABB1 Geschäftseinheiten "ABB Standardprodukte", "ABB Variantenprodukte" sowie "ABB Anlagen" dienen weiter dazu, die Herausforderungen im Vertrieb von Industriegütern zu bestimmen. 1 www.abb.com: ABB beliefert Versorgungs- und Industrieunternehmen mit Energie- und Automations- technik 17 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 1 Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Stand der Literatur: Einsatz von E-Business Anwendungen in Industriegüterunternehmen 1.1 Übersicht der E-Business Anwendungen Die Zahl möglicher E-Business Anwendungen im Marketing- und Vertriebsprozesses ist gross (Tabelle II-1). Zur Marktbearbeitungsphase gehören Firmen- und Produktinformationen auf der Website, E-Mailversand von Newsletter und ESurveys. In der Vertriebsphase helfen mehrere E-Business Anwendungen1. Die Auftragsabwicklung verbessern Anwendungen, um Geschäftsdokumente und belege, wie z.B. Bestellung, Bestellbestätigung, Lieferschein, Rechnung. online zu übermitteln, sei es über einen öffentlichen Webshop, ein Extranet oder den direkten Datenaustausch mit EDI/XML. Forderungen der Kundschaft nach umfassenderer Information in der Auftragsabwicklungsphase entspricht der Zugriff auf Stamm- und Bewegungsdaten. In der Servicephase von Industriegütern helfen Teleservices, der Zugriff des Anbieters auf die beim Kunden installierten Produkte, um dessen Mitarbeiter bei Störfällen besser zu beraten, oder online Services. Letztere unterstützen den Kunden in der Servicephase mit gezielten Informationen auf einer Website des Herstellers. E-Learning vermittelt Mitarbeitern wie Kunden Know-how für den bestmöglichen Einsatz der Produkte. 1 Vgl. III, S. 51 18 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Marktbearbeitung Vertrieb Auftragsabwicklung Service Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen E-Business Anwendungen Website mit Firmen –und Produkteinformationen E-Mail Newsletter Versand E-Surveys zur Erfassung von Kundenanforderungen Online Informationen E-Learning Online Kataloge Online Konfiguratoren Online Collaboration Übermittlung der Geschäftsdokumente wie Anfragen, Prognosen, Bestellungen, Auftragsbestätigungen, Rechnungen, Lieferscheine, Bestell- und Terminänderungen, etc. zwischen Kunden und Anbieter (über Webshops, Extranet oder EDI/XML) Teleservice • Ferndiagnose • Real Time Kommunikation zwischen Personen über das Internet Online Services • FAQ, Zugriff auf technische Datenbanken • Download von Manuals und Software • Online Anwenderforum • Anforderung und Management der Serviceeinsätze • Verfolgung offener Problemfälle durch den Kunden • E-Learning Ersatzteilmanagement • Ersatzteilerkennung • Ersatzteilauftragsabwicklung (Anwendungen wie unter „ Auftragsabwicklung“) • Feedback der Kunden • E-Surveys zur Erfassung der Kundenzufriedenheit • • • • • • • • • Tabelle II-1 Einsatz von E-Business Anwendungen in den Phasen des Kauf- und Nutzungszyklus 1.2 Untersuchungen zu Einsatz und Nutzen von E-Business Der Einsatz von E-Business Anwendungen in der Konsum- und Dienstleistungsbranchen ist – anders als für Industriegüterunternehmen – gut dokumentiert. (z.B. Griese/Sieber 1999, Schögel/Schmidt 2002, Schögel et al. 2002, Seybold 1998). In einer Studie aus den USA zeigen Lanconi et al., dass 86.7% der befragten Industriegüterunternehmen E-Business Anwendungen im Einkauf einsetzen. Dabei nutzen 63.4% der Unternehmen E-Business in der Bestellabwicklung (Lanconi et al. 2003 S. 213). Schweizer Industriegüterhersteller liegen noch zurück (Dickel/Senn 1997, Ammann et al. 2000-2004). Flühmann befragte Industriegüterunternehmen. Danach verfügten 2001 über 80% über eine Website und einen elektronischen Produktkatalog (Flühmann 2001). Online Bestellmöglich- 19 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen keiten sowie E-Business Anwendungen im Service setzten jedoch lediglich 22% der Unternehmen ein. Mehrfach erforscht wurde der realisierte Nutzen für Kunden und Anbieter dank E-Business Anwendungen (Tabelle II-2). Anders sieht es für die einzelnen Stufen im gesamten Verkaufsprozess aus. Zum Nutzen in der Marktbearbeitungsphase konnte keine Studien ausfindig gemacht werden, ebenso wenig für den eigentlichen Vertrieb. Mehrere Untersuchungen und Praxisberichte befassen sich mit der Auftragsabwicklung und E-Business Anwendungen im Service. Ein Sonderthema bildet der Einkauf, der zumeist direkten hohen Nutzen bringt. 20 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Nutzen für Kunden Nutzen für Hersteller Quellen Marktbearbeitung Keine Studien zu dieser Phase des Marketing- und Verkaufsprozesses gefunden Vertrieb Vgl. Kapitel III Auftragsabwicklung • • • • • • • • Kürzere Prozessabwicklung Senkung der Prozesskosten Senkung der Bestandskosten Tiefere Fehlerrate Bessere Liefergenauigkeit Tiefere Preise Weniger “Maverick Buying” Einkäufer können sich strategischen Fragestellungen widmen, anstatt Transaktionen durchzuführen Nicht quantifizierbarer Nutzen • Differenzierungspotenzial • Kundenbindungspotenzial (lockin Effekt) Quantifizierbarer Nutzen • Kürzere Prozessabwicklung • Senkung der Prozesskosten • Senkung der Bestandskosten • Tiefere Fehlerrate • Höhere Prognosegenauigkeit Forrester Research 2002 Mingle 2002 Naville, Pfitzer 2001 Urbani 2002 Nicht quantifizierbarer Nutzen • Differenzierungspotenzial • Kundenbindungspotenzial Quantifizierbarer Nutzen • Kosteneinsparungspotenzial durch Self Service Einsatz • Mehr Umsatz durch Verrechnung der E-Business Anwendungen • Effizienter Ressourceneinsatz Ammann, Schnetzler 2004 Bratthall et al. 2003 Elliot., Kolsky, Cain 2001 Haag 2003 Hartel 2004 Hartel, Billinger, Burger, Kamio 2002 Hudetz 1997 Kauer, Burger, Hartel 2002 Kolsky 2002 Körner 2002 Kraemer, Dedrick 2001 Leschzyk 2002 VDI Nachrichten 2001 Service • • • • Schnellere Störfallbeseitigung Höhere Maschinen- und Anlagenverfügbarkeit Kosteneinsparung durch Reduktion von Produktionsausfälle Produktivitätssteigerung durch höhere Maschinenverfügbarkeit Tabelle II-2 Nutzen von E-Business1 In der Auftragsabwicklung werden strukturierte Daten ausgetauscht, wie z.B. Bestellung, Bestellbestätigung. So lassen sich die Bestell- und Einkaufsprozesse zwischen Hersteller und Kunden, über Webshops oder EDI Integration der ERPs integrieren (Kuechler et al. 2001, S. 363) oder Aufträge von MRO Produkten (MRO: Maintenance, Repair and Operating) über das Internet abwickeln (EITO 2003 S. 273). Viele Unternehmen erledigen Teile ihrer Aufträge – zumindest für Standardprodukte – bereits weitgehend mit Lösungen für den elektronischen 1 Vgl. Anhang F 21 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Austausch von Prognose-, Dispositions-, Bestell- und Lieferabwicklungsinformationen ab. Erfolgreiche Beispiele finden sich bei Siemens (Ziegler 1996 S. 1920) und bei Schindler (Leimstoll 2003 S. 67-80). Auch im Einkauf der Industrie spielt das Internet bereits eine grosse Rolle, wie eine Untersuchung von E-Business Watch1 (E-Business Watch 2003a) ergab. Während lediglich 6.2% der befragten Unternehmen der Maschinenindustrie ihre Produkte online vertrieben, kauften bereits 33.6% der Maschinenhersteller über das Internet Produkte ein. Bei 63% der Firmen blieb das Volumen allerdings unter 5% ihrer gesamten Einkäufe. Mit drei Argumenten wurde die Zurückhaltung begründet: die Produkte eignen sich nicht für den online Vertrieb, die Transparenz im Internet bringe Preisdruck, befürchtete Einführungskosten der EBusiness Anwendungen (EITO 2003 S. 283). „The market transparency that helps them to save costs as a buyer puts pressure on their own margins as a seller. DaimlerChrysler nennt als Nutzen durch das papierlose Beschaffungsverfahren im Einkauf halbierte Bearbeitungskosten, reduzierte Fehldispositionen dank detaillierterer Produktinformationen und reduzierte Lieferzeiten durch internetbasierte Verbindungen zu den Lieferpartnern (Dxcnet 2002 S. 16). Zudem verringerte DaimlerChrysler die Lagerbestände, optimierte die Rechnungsverarbeitung und reduzierte die Dokumentendurchlaufzeiten. Ford fand mit einer BenchmarkStudie heraus, dass ein Einkäufer bei Cisco 20% seiner Arbeitszeit für die Durchführung von Transaktionen aufwendet und 80% für strategische Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Einkauf. Bei Ford war dieses Verhältnis genau umgekehrt: Die Einkäufer schlugen sich vor allem mit Transaktionen herum (Mingle 2002 S. 6). Deshalb erhoffte sich Ford von E-Business Anwendungen die Entlastung der Einkäufer von repetitiven Tätigkeiten. Bereits viele Unternehmen setzen für After-Sales Dienste auf E-Business Anwendungen, so Sulzer Pumps Division, Bühler AG, Saurer, Schindler und Cis- 1 Vgl. Anhang B 22 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen co1. Gemäss einer Umfrage des ETH Zentrums für Unternehmenswissenschaft (BWI) dürften in Zukunft im Bereich des Service vor allem Newsletter, Optimierung aus der Ferne, Benutzergruppen, Remote Training, Fernwartung sowie Softwaredownloads stärker eingesetzt werden (Hartel et al. 2001 S. 10). 1 Vgl. Anhang F 23 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 2 Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Stand der Praxis: Einsatz von E-Business bei drei ABB Geschäftseinheiten Um die Forschungs- sowie die Leitfragen zu bestimmen, wurde zusätzlich zur Literaturanalyse der Einsatz von E-Business bei Unternehmen untersucht. Ziel war es, das Potenzial von E-Business sowie den Stand der Einführung in den vier Phasen des Marketing- und Verkaufsprozesses bei diesen Unternehmen zu erheben und daraus abzuleiten, welche Herausforderungen bestehen. Die gewonnenen Erkenntnisse dienten als Grundlage dazu, die Experteninterviews sowie die Online-Umfrage bei weiteren Industriegüterherstellern vorzubereiten.1 Da der Marketingprozess von Industriegütern wesentlich durch die Art des Industriegutes bestimmt wird (Backhaus 2003 S.104), wurden Unternehmen ausgewählt, die drei unterschiedliche Arten von Industriegütern (Standardprodukte, Variantenprodukte und Anlagen) herstellen. Es handelt sich um "ABB Standardprodukte", die Katalogprodukte über Grosshändler an Hausinstallationsunternehmen vertreibt, "ABB Variantenprodukte", die Komponenten für Maschinenbauer entwickelt, produziert und vertreibt, sowie "ABB Anlagen", die Anlagen im Bereich der Stromübertragung und –verteilung für Energieversorgungsunternehmen plant und realisiert. Obwohl diese Unternehmen alle der ABB angehören, wurden sie für die Analyse ausgewählt, da sie jeweils für den ganzen Marketing- und Verkaufsprozess verantwortlich und somit ähnlich wie unabhängige Unternehmen agieren und entscheiden. Durch mehrere Beratungsprojekte und weitern regelmässigen Kontakten mit den Verantwortlichen2 erhielt er Autor einen weitgehenden Einblick in deren Einsatz von E-Business, wie es bei anderen Unternehmen in der gleichen Tiefe nicht möglich gewesen wäre. Da dieser Analyseschritt früh im Forschungsprozess und vor den Experteninterviews sowie der Online-Umfrage erfolgte, ist die Gefahr klein, dass wichtige E-Business Anwendungen nicht erfasst wurden, weil sich diese Analyse auf lediglich drei Unternehmen beschränkte. 1 Vgl. Anhang B und I 2 Vgl. Anhang B 24 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Der Nachteil, dass nur wenige Unternehmen in die Analyse einbezogen wurden, wurde durch den Vorteil des einfachen Zugriffs auf wichtige Informationen aufgewogen. Für die Untersuchung der einzelnen Anwendungen1 wurden jeweils Unternehmen als Fallbeispiele einbezogen, die aufgrund von Informationen aus den Experteninterviews eruiert werden konnten. 2.1 "ABB Standardprodukte" „"ABB Standardprodukte" vertreibt Niederspannungsprodukte wie Sicherungen und Schalter. Der Wettbewerb ist sehr hart, es besteht ein Überangebot, der Preiskampf tobt heftig. Da heisst die Devise: Beziehungen pflegen, zu den üblichen Dienst- auch attraktive Nebenleistungen erbringen – kurz: hochwertige Produkte zu attraktiven Konditionen termingerecht liefern. Wie kann Standardprodukte hier die Kunden halten, Märkte erobern und ausbauen? Liefertreue ist ein entscheidender Schlüssel zum Erfolg, „das A und O“. Trotz optimierter Lagerbestände zum vereinbarten Termin liefern ist ein Anspruch, den der Vertriebsleiter stets erfüllen will. Dazu braucht es eine perfekte Logistik – "ABB Standardprodukte" kann sie bieten, zusammen mit den leistungsfähigen ABB Lieferwerken und den starken Grosshandelspartnern, die für die professionelle Feinverteilung sorgen. Papier wird zur Nebensache – Bestellung und Auftragsbestätigung erfolgen zunehmend elektronisch, was zur Entlastung der Vertriebsmitarbeiter im Innendienst der Kunden führt.“2 Vor der Einführung der E-Business Anwendungen wurde die Möglichkeit des Direktvertriebs über das Internet diskutiert, der für diese katalogfähigen Produkte möglich ist. Gegen den Direktvertrieb sprachen: Das Produktangebot der "ABB Standardprodukte" ist beschränkt. Der Endkunde (Installationsunternehmen) wünscht bei einem Partner alle Produkte zu beziehen, die er für sein Ge- 1 Vgl. Kapitel IV, S. 120 2 Auszug aus einem Interview mit dem Vertriebsleiter der "ABB Standardprodukte", im Intranet der ABB Schweiz, 2002. 25 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen schäft braucht (Kabel, Licht, Isolationsmaterial). Ein Grosshändler bietet z.B. ein Sortiment von 120’000 Artikeln von 700 verschiedenen Lieferanten an. ABB dagegen liefert nur Niederspannungsprodukte und kann damit nur einen kleinen Teil der Anforderungen des Endkunden abdecken. Der Grosshändler ist mit seiner Logistik darauf ausgerichtet, viele kleine Kundenunternehmen mit wenigen Produkten pro Bestellung bedienen zu können. Für diese Art Geschäft ist "ABB Standardprodukte" nicht gerüstet. Die Grosshändler setzten erfolgreich Webshops ein und setzen z.T. über 15% des Absatzes online um. (Biland 2001 S. 66 und Schubert 2000 S. 39). Für "ABB Standardprodukte" war das Hauptziel der Einführung von E-Business Anwendungen die bessere Integration in die Geschäftsprozesse der Grosshändler sowie die Unterstützung deren Webshops. 2.1.1 E-Business Anwendungen im Marketing- und Vertriebsprozess der "ABB Standardprodukte" Einen hohen Stand hat der Einsatz von E-Business in der Auftragsabwicklung (Tabelle II-3). Für die Marktbearbeitung (Pullmarketing) bei den Endkunden, spielen E-Business Anwendungen keine grosse Rolle. Die Vertriebsphase kann indirekt über die Unterstützung der Webshops der Grosshändler unterstützt werden. 26 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Bisherige Aktivitäten Was hat sich durch EBusiness geändert? Durchführung von Messen, Einsatz von Mailings und Verkaufsbesuchen Kunden haben online Zugriff auf Unternehmensund Produktinformationen Endkunden (über Website der Grosshändler) Endkunden informieren sich mit Papierkatalogen über die Produkte Endkunden beziehen in den Webshops der Grosshändler Informationen und Produkte Innendienst der Grosshändler Häufige Telefonate zu Fragen der Verfügbarkeit, etc. Informationen werden vom Innendienst der Grosshändler direkt im ERP der ABB abgefragt Online Übermitt- Innendienst lung der Trans- der Grossaktionen händler Alle Transaktionsmeldungen werden per Brief oder Fax übermittelt und werden manuell im ERP eingepflegt Alle Transaktionsmeldungen per XML und Internet direkt zwischen den ERP ausgetauscht E-Business Anwendungen Zielgruppe Bedeutung der Potenzial von Phasen des KaufE-Business und NutzungszykAnwendungen lus Stand des Einsatzes von EBusiness Marktbearbeitung Website mit Firmen- und ProEndkunden duktinformationen Vertrieb Content Syndication für Webshops der Grosshändler Auftragsabwicklung Online Informationen zu Verfügbarkeit und Order Tracking Service keine EBusiness Anwendung realisiert "ABB Standardprodukte" bietet keine After-Sales Services an (Ersatzprodukte) kein Potential für E-Business Anwendungen tief mittel hoch Tabelle II-3 E-Business Anwendungen der "ABB Standardprodukte"12 1 Vgl. Anhang H für die detaillierte Beschreibung der E-Business Anwendungen 2 Die Bewertung der Bedeutung, des Potenzials sowie des Stands des Einsatzes von E-Business erfolgte durch Interviews und Workshops mit Verantwortlichen der ABB Geschäftseinheiten, Vgl. Anhang B 27 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 2.1.2 Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Nutzenpotenziale und Risiken Die Website mit den Produkt- und Unternehmensinformationen wird als „Muss“-Projekt bezeichnet, dessen Nutzen für beide Seiten schwierig einzuschätzen ist. Die Content Syndication wird als sehr bedeutsam eingeschätzt, da damit die Daten der Grosshändler auf dem neuesten Stand gehalten werden und deren Webshops aktuell bleiben. Auch dass die Grosshändler direkt Zugriff auf ABB Daten haben, wird als sehr wichtig eingeschätzt. Dies unterstützt den Innendienst der Grosshändler, den wichtigsten Partner der "ABB Standardprodukte". Damit wird ebenfalls ein Effizienzvorteil für ABB erreicht, da die Mitarbeiter der Grosshändler Anfragen direkt übers Web beantworten können, ohne die ABB telefonisch zu kontaktieren. Vorerst unterschätzt wurde die Problematik der Nutzerakzeptanz. Obwohl die EBusiness Anwendungen einfach einzusetzen sind, blieb die Nutzung ohne Training nur sehr beschränkt. Es war nicht einfach, die Grosshändler davon zu überzeugen, ihre Mitarbeitenden von ABB in die E-Business Anwendungen einführen zu lassen. Die Annahmen in der Wirtschaftlichkeitsrechnung in bezug auf Prozesskosteneinsparung, tiefere Retourenquote und schnellere Prozessabwicklung wurden erreicht. Das in dieser Branche von Anbietern und Grosshändlern eingesetzte Produktnummerierungssystem erlaubt die effiziente Zusammenarbeit der Partner. Dieses System beruht auf dem e-Class Produktklassifizierungssystem1. Fehlt eine solche Norm, muss die Koordination der jeweiligen Produktnummernsysteme individuell durchgeführt werden. Die Qualität der Datenbasis im ERP der ABB hat sich als sehr wichtig erwiesen. Die ersten Grosshändler, die Zugriff auf das ABB System erhielten, haben mehrere Fehler gefunden (falsche Zahlen der verfügbaren Produkte im Lager, Produkte ohne Bestellnummern,...). Die Fragen der Zugriffssicherheit auf die Website wurden durch den Outsourcingpartner der "ABB Standardprodukte" gelöst. Die Grosshändler, die bis anhin Auftragsbestätigung und Rechnung manuell in 1 www.e-Class.de 28 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen ihre ERP eingegeben haben, profitieren doppelt, da zwei Eingabe-Aktivitäten für sie entfallen. E-Business Anwendungen konnten sinnvoll eingesetzt werden, um das Ziel der Abgabe des Direktvertriebs mit einer intensiveren Integration zwischen "ABB Standardprodukte" und den Grosshändlern zu verbinden. Die durch die Einführung der E-Business Anwendungen geplanten Einsparungen konnten erreicht werden. 2.2 "ABB Variantenprodukte" "ABB Variantenprodukte" entwickelt und fertigt Komponenten für Maschinenbauer. Sie arbeitet in Entwicklung und Produktion eng mit den Maschinenbauern zusammen. Die Endkunden erwarten einen sehr hohen Servicegrad, insbesondere in Bezug auf Reaktionszeit bei Serviceeinsätzen und die Verfügbarkeit der Ersatzteile. 2.2.1 E-Business Anwendungen im Marketing- und Vertriebsprozess der "ABB Variantenprodukte" Für "ABB Variantenprodukte" sind die Vertriebs- sowie die Servicephase erfolgsentscheidend (Tabelle II-4). Da die Anzahl Direktkunden beschränkt ist und das Unternehmen mit allen bereits seit langem in Kontakt ist, hat die Marktbearbeitungsphase einen weniger hohen Stellenwert. Das Potenzial von E-Business Anwendungen wird für die Vertriebs-, die Auftragsabwicklungs- sowie die Servicephase als gross eingeschätzt. 29 E-Business im Vertrieb von Industriegütern E-Business Anwendungen Zielgruppe Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Bedeutung der Phasen Potenzial von Stand des Bisherige des KaufE-Business Einsatzes von Aktivitäten und NutAnwendungen E-Business zungszyklus Was hat sich durch E-Business geändert? Marktbearbeitung OEM und Website mit Firmen- und Endkunden Produktinformationen (Betreiber) Informationen mit Einsatz von Mes- Produkt- und Firsen, Mailings und meninformationen Vertriebsbesuchen über Website abrufbar Vertrieb keine E-Business Anwendungen realisiert OEM Vertriebsingenieure betreuen die OEM bei der Entwicklung neuer Motoren und bei der Auslegung der Komponenten Auftragsabwicklung Online Übermittlung der Transaktionen über Supplier Extranet der OEM, Integration der Prognose und verlängerter Werkbank Innendienst der "ABB Variantenprodukte" bezieht Informationen und Transaktionen über das Supplier Extranet der OEM E-Business Anwendung durch OEM realisiert Übermittlung der Transaktionen über Telefonate, Briefe und Fax ABB Servicestellen/ Endkunden Alle Informationen Alle Informationen wurden per Fax zum Service über versandt Extranet abrufbar Ersatzteilauftragsabwick- ABB Servicestellen / Endlung (Webshop und EDI/XML) kunden Bestellungen über Bestellungen über EDI, ALE oder Briefe und Fax Webshop Service Service Extranet keine E-Business Anwendungen realisiert tief mittel hoch Tabelle II-4 E-Business Anwendungen der "ABB Variantenprodukte"12 1 Vgl. Anhang H für die detaillierte Beschreibung der E-Business Anwendungen 2 Die Bewertung der Bedeutung, des Potenzials sowie des Stands des Einsatzes von E-Business erfolgte durch Interviews und Workshops mit Verantwortlichen der ABB Geschäftseinheiten, Vgl. Anhang B 30 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 2.2.2 Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Nutzenpotenziale und Risiken Die Website hat bis anhin übliche Instrumente der Marktbearbeitung nicht verdrängt. Anders im Service. E-Business Anwendungen spielen eine wichtige Rolle im Leistungssystem des Unternehmens im Bereich des Service (Abbildung II-1). Vor allem wegen der Serviceleistungen können die Komponenten trotz höherer Preise als diejenigen der Konkurrenzprodukte vertrieben werden. Die EBusiness Anwendung ist eine wichtige Komponente für den Erhalt dieses Konkurrenzvorteils. Emotionales Profil und Kundenerlebnis Integration in Abläufe des Kunden Dienstleistungen im After-Sales Dienstleistungen im Bereich der Bestellabwicklung Dienstleistungen während der Entwicklungsphase Kernprodukt • • • • • • • • • • • • Unterstützung des Entwicklungsprozesses der Kunden Kundenseminare, Kundenschulungen Simulationsrechnungen des Gesamtsystems R&D Kooperationsvereinbarungen Motorenversuche mit neuen Produkten auf Prüfständen des Motorenbauers Auswertung der Motorenversuche Beratung der Kunden im Bereich der Aufladung Umbauten der Prüfstände des Motorenbauers • Kurze Lieferzeiten und Liefergarantien mit Pönalen • Enge Zusammenarbeit im Bereich der Lieferprognosen • Ein Ansprechpartner für einen Kunden mit Gesamtverantwortung Weltweites Servicenetz mit 55 Stützpunkten • Hohe Kompetenz der weltweiten Servicemitarbeiter • Einmaliges Informationssystem für die History der Produkte) Sehr hohe Verfügbarkeit der Ersatzteile E-Business Support der Servicestellen und Kunden (Zeichnungen der Produkte, Manuals, etc.) Telemonitoring der installierten Produkte • • • • • Elektronischer Datenaustausch mit ausgewählten Grosskunden Langfristige Vereinbarungen für die technische Zusammenarbeit ABB Stützpunkte geografisch nahe bei den Hauptkunden Frühe Initiative der ABB Mitarbeiter bei neuen Projekten der Kunden Branding “ABB“ • Auftritte auf Messen und Kongresse • Konsistenz der Corporate Identity aller Kommunikationsmittel kursiv: Komponenten des Leistungssystems mit E-Business Unterstützung Abbildung II-1 Einbezug von E-Business Anwendungen in das Leistungssystem der "ABB Variantenprodukte" Durch den Einsatz von E-Business Anwendungen kann "ABB Variantenprodukte" das strategische Ziel der hohen Servicebereitschaft wirksam unterstützen. Alle Serviceinformationen sind weltweit überall jederzeit in gleicher Qualität ab- 31 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen rufbar. Herausforderungen sind die Zugriffssicherheit und die Verfügbarkeit der Daten, die weltweit 24 h am Tag garantiert werden muss. Die Analyse und Verbesserung der Prozesse in Zusammenarbeit mit den Kunden ist die grösste Hürde bei der Einführung von E-Business Anwendungen. Der Erfolg des Service Portals der "ABB Variantenprodukte" ist undenkbar ohne gut funktionierende Service-, Lager- und Informationsprozesse. Wichtige weitere Herausforderungen waren das Erreichen der Anwenderakzeptanz, die Datenqualität, Integration der E-Business Anwendungen in die bestehenden Informatiksysteme, sowie die Zugriffssicherheit.1 2.3 "ABB Anlagen" "ABB Anlagen" plant, installiert und betreut Anlagen für Energieversorgungsunternehmen (EVU). Liberalisierung und Globalisierung ändern die Anforderungen an die EVU. Sie beginnen, ihre Leistungen wie z.B. die Lieferung von Elektrizität zu verkaufen. Bisher waren sie oft für ein Gebiet zuständig und Monopolanbieter. Die Liberalisierung führt zu einer höheren Bedeutung der Wirtschaftlichkeitsrechnung beim Entscheid für oder gegen die technische Modernisierung der Anlagen. Früher zählten vor allem die Zuverlässigkeit und das Alter der Anlagen. Der Preiszerfall auf dem Kundenmarkt führt zu einer hohen Bedeutung des Asset Managements für die EVU, da sie versuchen müssen, alternde Anlagen länger als früher zu betreiben. Bei neuen Projekten besteht die Tendenz zu Turnkey Projekten. Gefordert werden tiefere Betriebskosten und zusätzlich eine geringere Umweltbelastung. ABB reagiert auf diese Kundenanforderungen mit der Ausweitung der Angebote vor und nach den klassischen Bereichen eines Zulieferers (Abbildung II-2). Neben der Lieferung von Systemen werden neu ebenfalls Marktleistungen im Bereich des strategischen Asset Managements (Planung, Budgetierung, Design, etc.) und im Bereich des Betriebs (Installation, Maintenance, Upgrade) angeboten. "ABB Anlagen" hat versucht, diese neuen Marktleistungen durch EBusiness zu unterstützen. 32 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Traditional supplier scope e or Mak , Re O& M f ur buy or bish Re t i re Refurbishment t me n Maintenance & Operational Repair support ss ic A Inspection & g e t S tr a diagnostics Turnkey Projects Design Capex/Opex Installation & PM Products Budgeting Prioritisation Planning & Benchmarking Specification PM: Projekt Management Capex: Capital Expenditure Opex: Operating Expenditure O&M: Operation and Maintenance ge a na et M Abbildung II-2 Kauf- und Nutzungszyklus im Geschäft der "ABB Anlagen" (ABB Utility 2002 S. 18) 2.3.1 E-Business Anwendungen im Marketing- und Vertriebsprozess der "ABB Anlagen" Für "ABB Anlagen" sind besonders die Vertriebs- sowie die Servicephase von Bedeutung (Tabelle II-5). Während der Vertriebsphase wird die Anlage zusammen mit dem Kunden geplant, in der Servicephase wird der Einsatz der Anlage durch verschiedene Dienstleistungen unterstützt. Der Einbezug von E-Business Anwendungen im Service kann als gut bezeichnet werden. 1 Vgl. III1.4, S. 64 33 E-Business im Vertrieb von Industriegütern E-Business AnwenZielgruppe dungen Bedeutung der Phasen des Kaufund Nutzungszyklus Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Potenzial von Stand des Einsat- Bisherige E-Business zes von EAnwendunAktivitäten Business gen Was hat sich durch E-Business geändert? Marktbearbeitung Websites mit spezifischen ABB Informati- EVU onen Einsatz klassischer MarktbearbeitungsInstrumente Website mit Produkt- und Firmeninformationen Premium Services: Individuelle Websites EVU für wichtige EVU Kunde muss auf alle E-Business Anwendungen einzeln zugreifen Kunde hat Zugriff über eine Website auf alle für ihn relevanten E-Business Anwendungen Vertrieb ABB Verkäufer Benefit Analysis Tool und EVU Online Projektmanagement in der OfABB Verkäufer fertphase mit den und EVU Kunden Konfiguratoren ABB Verkäufer und EVU Kunde wird von den Kunden können Verkäufern informiert Nutzen der ABB Angebote im Internet berechnen Übermittlung der In- Projekte werden formationen über Te- mit EVU über das lefonate, Briefe und Netz abgewickelt Fax Kunde wird durch den Verkäufer informiert. Jedes Unterwerk wird neu entwickelt Module werden zu dem für den Kunden optimalen Unterwerk kombiniert Auftragsabwicklung Keine E-Business Anwendungen realisiert Service Service Extranet ABB Servicestellen und EVU Ersatzteilauftragsab- ABB Servicewicklung (Webshop stellen und und EDI/XML) EVU Online Asset Management/Remote Services EVU Alle Informationen wurden telefonisch/per Fax versandt Bestellungen über Briefe und Fax Alle Informationen zum Service über das Extranet abrufbar Bestellungen über EDI/XML oder Webshop Jeder Asset (z.B. ein Stand der Assets Hochstrommast) wird online erfasst muss manuell erfasst und ausgewertet und auf Papier verwaltet werden kein Potenzial/keine E-Business Anwendungen realisiert tief mittel hoch Tabelle II-5 E-Business Anwendungen der "ABB Anlagen"12 1 Vgl. Anhang H für die detaillierte Beschreibung der E-Business Anwendungen 2 Die Bewertung der Bedeutung, des Potenzials sowie des Stands des Einsatzes von E-Business erfolgte durch Interviews und Workshops mit Verantwortlichen der ABB Geschäftseinheiten, Vgl. Anhang B 34 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 2.3.2 Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Nutzenpotenziale und Risiken In den Diskussionen mit den Ansprechpartnern der "ABB Anlagen" werden die Premium Services sowie das Service Extranet als erfolgreich bezeichnet. Ähnlich wie bei den anderen Praxisbeispielen wurde durchgehend der Bezug zur Strategie sowie die Nutzerakzeptanz für den Erfolg einer E-Business Anwendung als wichtig eingeschätzt. Das Ziel die neuen Marktleistungen (Abbildung II-2) durch E-Business Anwendungen zu unterstützen ist nur zum Teil – im Asset Management - gelungen. Der Einsatz von E-Business Anwendungen im Bereich der After-Sales Services wird als erfolgreich bezeichnet. Viel erwartet wird von E-Business Anwendungen in der Vertriebsphase, vor allem von Konfiguratoren und dem Online Engineering. "ABB Anlagen" hat mehrere Projekte für EBusiness Anwendungen in diesen Bereichen gestartet, diese zum Teil aber wieder abgebrochen. 35 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 3 Schlussfolgerung der Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Standortbestimmung und For- schungsfrage 3.1 Schlussfolgerung Literaturanalyse Der Einsatz von E-Business in Auftragsabwicklung und Service ist gut untersucht; viele Unternehmen nutzen die Möglichkeiten bereits. Zu Anwendungen in der Phase der Marktbearbeitung konnten keine Untersuchungen gefunden werden. 3.2 Schlussfolgerung: Stand der Praxis: Einsatz von E-Business bei drei ABB Geschäftseinheiten Das Potenzial für E-Business in den Phasen des Kauf- und Nutzungszyklus, sowie der aktuelle Stand der Implementierung bei den drei betrachteten ABB Geschäftseinheiten ist unterschiedlich (Tabelle II-6). Bescheiden scheinen bei allen die Möglichkeiten für die Unterstützung der Marktbearbeitung durch E-Business Anwendungen. Die Möglichkeit, die Auftragsabwicklung mit E-Business Anwendungen zu unterstützen, wird nur bei "ABB Standardprodukte", dem Lieferant von Standardprodukten, als hoch eingestuft. Die Produkte von "ABB Variantenprodukte" und "ABB Anlagen" lassen sich nur bedingt soweit standardisieren, dass sie elektronisch bestellt werden können. Dagegen sehen die Vertreter beider Geschäftsbereiche ein „hohes“ Potenzial für E-Business Anwendungen im Service. Die Implementierung von E-Business ist weit fortgeschritten im Service der "ABB Variantenprodukte" und der "ABB Anlagen", sowie in der Auftragsabwicklung bei "ABB Standardprodukte". 36 E-Business im Vertrieb von Industriegütern "ABB Standardprodukte" Bedeutung der Phase des Kaufund Nutzungszyklus Marktbearbeitung Potenzial von EBusiness Anwendungen Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen "ABB Variantenprodukte" Stand der Bedeutung E-Business der Phase Implemen- des Kauftierung und Nutzungszyklus Potenzial von EBusiness Anwendungen Stand der Bedeutung E-Business der Phase Implemen- des Kauftierung und Nutzungszyklus Potenzial von EBusiness Anwendungen Stand der E-Business Implementierung – – – – Vertrieb Auftragsabwicklung Service "ABB Anlagen" – – – – kein Potenzial/keine E-Business Anwendungen realisiert tief mittel hoch Tabelle II-6 Übersicht Potenzial und Stand der E-Business Implementierung bei drei ABB Geschäftseinheiten Bei den drei ABB Geschäftseinheiten sind die grundsätzlichen Möglichkeiten von E-Business in Auftragsabwicklung und Service mehrheitlich bekannt. Anders beim Einsatz in der Vertriebsphase. Hier zeigte sich in den Gesprächen mit den Ansprechpartnern der ABB Geschäftseinheiten eine grosse Erwartungshaltung und zugleich eine grosse Unsicherheit. Die Ansprechpartner bei "ABB Variantenprodukte" sehen grosses Potenzial für E-Business Anwendungen im Vertrieb. Da immer mit den gleichen Kunden verhandelt und entwickelt wird, könnten diese mit E-Business Anwendungen enger in die Prozesse der ABB integriert werden. Ziel wäre die Unterstützung des Verkäufers und seiner neuen Rolle (als Featureverkäufer statt Nutzenverkäufer), die Unterstützung der Standardisierungsanstrengungen, sowie ein früherer Einbezug der „ABB Angebote“ in den Verkaufsprozess des Kunden. Mehrere Anwendungen im Bereich der Vertriebsphase wurden realisiert, zum Teil aber auch wieder gestoppt. Im Vertrieb spielen 37 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen interne und externe Partner eine Rolle. Neben den Kunden müssen auch die – sehr unterschiedlichen – Partner so betreut werden, dass sie ihre Aufgaben im Vertrieb gut erfüllen können (Abbildung II-3). "ABB Standardprodukte" vertreibt ihre Produkte über Grosshändler an Installationsunternehmen. Die "ABB Variantenprodukte" verkauft ihre Produkte an OEM, diese das Endprodukt an Maschinenbetreiber. Die "ABB Anlagen" verkauft über die ABB Local Engineering Centers in den Absatzländern, die den Kontakt mit den Energieversorgungsunternehmen in den lokalen Märkten gewährleisten. Oft ist eine Zusammenarbeit der verschiedenen Partnerunternehmen im Vertriebssystem nötig – vom Hersteller über die Absatzpartner bis zu den Kunden. Der Erfolg im Vertrieb hängt davon ab, dass die Zielgruppen im Vertriebssystem – vom internen Verkäufer über die Absatzpartner bis zu den Kunden – sinnvoll einbezogen und unterstützt werden. Zielgruppen im Vertrieb Hersteller Interne Partner Absatzpartner Kunden ABB Standardprodukte Lokale Verkaufseinheiten / Verkäufer Grosshändler Installationsunternehmen ABB Variantenprodukte Lokale Verkaufseinheiten / Verkäufer OEM: Maschinenbauer Betreiber der Maschinen ABB Anlagen Local Engineering Centers / Verkäufer EnergieVersorgungsunternehmen Private und betriebliche Energiekonsumenten Abbildung II-3 Zielgruppen im Vertrieb sind interne und externe Partner 38 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 3.3 Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Forschungsfrage Stand der Praxis: Einsatz von E-Business bei drei ABB Geschäftseinheiten Kapitel II-2 Literaturanalyse Kapitel II-1 Forschungsfrage Abbildung II-4 Ableitung der Forschungsfrage Aus der Literaturanalyse und dem Stand des E-Business Einsatzes bei den drei untersuchten ABB Geschäftseinheiten (Abbildung II-4) wurde folgende Forschungsfrage abgeleitet: Wie kann der Vertrieb für Industriegüter mit EBusinessanwendungen erfolgreich unterstützt werden. 39 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 4 Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Herausforderungen im Vertrieb Um zu entscheiden, welche E-Business Anwendungen den Vertrieb „richtig“ unterstützen, müssen zuerst die entsprechenden Herausforderungen bestimmt werden (Nagel 1990 S. 185). Diese Herausforderungen teilen sich in zwei Gruppen: Die erste umfasst Effektivitätssteigerungen im Vertrieb, d.h. das Schaffen von Mehrwert für die Kunden. Somit hebt sich der Hersteller durch bessere, günstigere oder schnellere Leistungen von der Konkurrenz ab. E-Business Anwendungen verbessern also das Leistungssystem des Herstellers. „Leistungssysteme schaffen Kundenvorteile, in dem sie dem Kunden mehr Emotion, mehr Beziehungen, mehr Erklärungen, mehr Individualisierung, mehr Entlastung, mehr Sicherheit, mehr Leistung, mehr Qualität, mehr Innovation, mehr Wirtschaftlichkeit, bessere Koordination oder mehr Geschwindigkeit bieten“ (Belz 2001 S. 5). Die zweite Gruppe umfasst die Herausforderungen zur Effizienzsteigerung. Hersteller nutzen E-Business, um den Aufwand des Vertriebsprozesses zu senken (Macdonald/Smith 2004 S. 107). Easton/Araujo betonen, „E-Technology can be used to reduce the cost and increase the quality of the interorganisational information stocks and flows that were previously operated by other means” (Easton/Araujo 2003, S. 436). Nachfolgend werden auf Grund der Informationen der bereits vorgestellten ABB Geschäftseinheiten diese Herausforderungen im Vertriebsprozess herausgeschält. 4.1 Herausforderung: Effektivität im Vertrieb verbessern Die Anforderungen der Zielgruppen im Vertriebsprozess und die daraus abgeleiteten Herausforderungen für die Industriegüterhersteller lassen sich in Anlehnung an Belz in drei Gruppen gliedern (Belz 1996 S. 33): „Informations- und Erklärungsbedarf“,„Interaktions-, Koordinations- und Entlastungsbedarf“, „Lösungs- und Anpassungsbedarf“. Für den Vertriebsprozess der drei ABB Geschäftseinheiten ergeben sich daraus unterschiedliche Stossrichtungen. Den konkreten Herausforderungen zeigen die folgenden Abschnitte. 40 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 4.1.1 Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Informations- und Erklärungsbedarf Fallbeispiel "ABB Standardprodukte": Hauptherausforderung ist die Verbesserung der Transparenz im Vertriebsprozess Der Erfolg von "ABB Standardprodukte" hängt vor allem ab von der Marktbearbeitung gegenüber den Endkunden sowie einer engen Integration mit den Grosshändlern. Die Produkte unterscheiden sich nicht von den Konkurrenzprodukten. Die Verantwortlichen des Unternehmens bezeichnen die Logistik als den einzigen Faktor, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Unter einer optimalen Logistik verstehen Grosshändler und Endkunden hohe Verfügbarkeit und kurze Lieferzeit sowie die schnelle Reaktionszeit bei Anfragen. Diese Anforderungen an die Logistik kann durch die Erhöhung der Transparenz im Vertrieb flankierend unterstützt werden. Um die Transparenz für die Grosshändler zu verbessern, wurde abgeklärt, welche Informationen Nutzen schaffen würden. Neu kann deshalb der Innendienst des Grosshandels übers Internet auf die Daten im ERP der ABB zugreifen und ist damit schneller und unabhängig von ABB Mitarbeitenden und Bürozeiten über z.B. Lagerbestände und Lieferfristen informiert. Der Prozess der Kundenanfrage konnte somit verkürzt, verbessert (weniger Fehlauskünfte dank des Direktzugriffs der Grosshändler) und effizienter (weniger telefonische Auskünfte durch ABB) gestaltet werden. E-Business hat damit dazu beigetragen, die Logistik zwischen ABB und den Grosshändlern auf der Informationsebene zu verbessern. Neben den Informationen auf Logistikinformationen haben die Grosshändler ebenfalls Zugriff auf produktbezogene Informationen wie Pläne, technische Stammdaten usw. Die Zielgruppen wünschen Transparenz bei den Stamm- und Bewegungsdaten. Deshalb müssen die ABB Geschäftseinheiten Informationen über die Produkte online verfügbar machen. Diese Informationen über Produkte und Lösungen müssen den Verkäufern, den Absatzpartnern und den Kunden zielgruppengerecht vermittelt werden. 41 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 4.1.2 Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Interaktions-, Koordinations- und Entlastungsbedarf Fallbeispiel "ABB Anlagen": Hauptherausforderung ist die Prozessintegration interner und externer Partner trotz Prozessauflösung aufgrund von Fokussierung, Outsourcing sowie Offshoring Noch zu Beginn der 90er Jahre galten bei "ABB Anlagen" in jedem Land länderspezifische Strategien gegenüber den Versorgungsunternehmen. Dies machte Sinn, denn die Volatilität des Umfelds war sehr klein, die Märkte staatlich reguliert und abgeschottet. Als Werbespruch galt "Global denken, lokal handeln". Heute müsste dieser Spruch für ABB "Global denken und global handeln" heissen. Liberalisierung der Energieversorgungsmärkte und Globalisierung haben das Umfeld der "ABB Anlagen" von Grund auf geändert. Neu sieht sich ABB privaten, globalisierten Kunden gegenüber mit hohen Anforderungen an Wirtschaftlichkeit und Schnelligkeit. Während früher eine ABB Einheit verschiedene Prozesse für einen Kunden ausführte (Vertrieb, Engineering und Produktion), teilen sich heute aus Effizienzgründen immer häufiger verschiedene interne und externe Partner in diese Prozesse auf. Die Koordination dieser Partner ist eine grosse Herausforderung. Diesen Wandel veranschaulicht Abbildung II-5. Bisher war die "ABB Anlagen" ein typischer Zulieferer, der von der Planung bis zu Installation und Service die Kunden lokal betreute. Verschiedene ABB Geschäftseinheiten haben mit unterschiedlichen Produktangeboten ähnliche Kundenbedürfnisse zum Teil unkoordiniert oder sogar in Konkurrenz untereinander abgedeckt. Neu konzentrieren sich einzelne ABB Produktionsstätten auf wenige Produkte. Die Kunden werden nun über ein Key Account Management Team betreut, um eine ganzheitliche Zusammenarbeit zu gewährleisten. „Der Key Account Manager ist die Spinne im Netz und koordiniert“ (Belz 2002). Der Kunde wird nicht mehr von mehreren ABB Verkäufern für das gleiche Produkt angegangen. ABB hat zudem die Angebote ausgeweitet und bietet Marktleistungen über den ganzen Lebenszyklus einer Anlage an, von der Beratung zur Vorstudie bis zum Asset Management der im Betrieb stehenden Anlagen. 42 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Für dieses neue Vorgehen müssen die Informationen aller ABB Geschäftseinheiten zentral zur Verfügung gestellt werden, damit sie interne wie externe Zielgruppen konsultieren und bearbeiten können. Grundlage dafür bilden E-Business Anwendungen1. Prozess der Planung und Erstellung einer Anlage bei einem Kunden Aktuelles Vorgehen Bisheriges Vorgehen Planung ABB Unit 1 Planung Fertigung ABB Unit 2 Engineering Lieferung ABB Unit 3 Lieferung Installation ABB Unit 4 Installationen Service ABB Unit 5 Service Asset Management ABB Unit 1 Key Account Management und integriertes Projektmanagement unter Einbezug interner und externer Partner Vorstudie ABB Unit 2 ABB Unit 3 Externer Partner Externer Partner ABB Unit 4 ABB Unit 5 Abbildung II-5 Schematischer Vergleich des bisherigen und des aktuellen Planungs- und Realisierungsprozesses der "ABB Anlagen" Im Vertrieb von Industriegütern besteht hoher Interaktions- und Koordinationsbedarf, um der Kundschaft das richtige Angebot offerieren zu können. Entsprechend pflegen die ABB Geschäftseinheiten intensive Kontakte mit allen Partnern im Vertriebssystem. Je mehr Outsourcing von Teilen der Wertschöpfung einer Marktleistung desto mehr Interaktion und Koordination ist nötig. Die bis anhin oft an einem Ort konzentrierten Prozesse (von Forschung und Entwicklung bis 1 Vgl. III 5, S. 103 43 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen zum Service) werden aufgebrochen und auf interne und externe Partner verteilt. Eine Produktionsstätte konzentriert sich nur noch auf eine Komponente eines Produktes. Das macht die virtuelle Integration der Prozesse mittels IS Anwendungen, darunter auch E-Business, umso wichtiger. Eine 2004 im Rahmen eines Strategieprojekts durchgeführte Umfrage bei allen Geschäftseinheiten der ABB Schweiz ergab, dass die Integration der eigenen Prozesse mit denjenigen der Zielgruppen hohe Priorität geniesst. Ebenso ergab eine Umfrage von Belz, dass für 77% der befragten Hersteller der Anteil der strategischen Zusammenarbeit mit den Kunden an Bedeutung zunimmt. Bei 69% der befragten Lieferanten wünschen ihre Kunden, dass sie sich nahtlos in deren Systeme integrieren und an neuen Lösungen beteiligen (Belz 2002 S. 10). Diese Entwicklung betrifft auch die Betreuung der Kunden im Vertrieb. Zugleich hat die Globalisierung mit der steigenden Bedeutung der asiatischen Märkte eine neue Qualität erhalten. Nicht nur der Verkauf ist in den Zielländern tätig, Produktion und Forschung folgen. Der Know-how Transfer über Produkte und den Verkaufsprozess (Walti 1999 S. 174) zu den Zielgruppen erhält damit eine erhöhte Bedeutung. So rücken langjährige Lizenz-Partner in Asien zu Joint Venture-Partnern auf und werden damit enger in die Prozesse der Hersteller integriert. Doch das Know-how muss auch dort sicher gestellt werden. Die globale Verfügbarkeit der Informationen wird damit zu einem zentralen Erfolgsfaktor im Vertriebsprozess von Industriegütern. 44 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 4.1.3 Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Lösungs- und Anpassungsbedarf Fallbeispiel "ABB Variantenprodukte": Komplexität im Vertrieb senken sowie Angebotsvarianten schneller und näher beim Kunden aufzeigen "ABB Variantenprodukte" setzt im Vertriebsprozess seit langem für die Definition der Produkte auf eine enge Zusammenarbeit mit den Kunden. Diese Zusammenarbeit soll schneller und günstiger werden, in dem Kunden Informationen über die ABB Produkte so erhalten, dass ihre Ingenieure die Integration in neue OEM Produkte weitgehend selbständig vornehmen können (Abbildung II-6). Auch soll die Phase der oft nötigen Anpassungen an Produkte der ABB für deren Integration in die OEM Produkte durch einen besseren Informationsaustausch verkürzt werden. Vertriebsprozess Hauptherausforderungen Markt und Projektbeobachtung und Beurteilung Kundenkontakte und Kontakte mit OEM Spezifikationsvorschlag und Offerte erarbeiten Kundenspezifisches Engineering Informationen den OEM einfacher und schneller zur Verfügung stellen und ihn befähigen, die Spezifikation für das ABB Produkt selbstständig zu erstellen (bei Standardmaschinen) Gemeinsames Anpassen der ABB Produkte für neue Produkte der OEM (Zusammenarbeit ABB und Kunden) Überprüfen der Spezifikation des EndProduktes mit Kunden Abbildung II-6 Vertriebsprozess gegenüber den OEM der "ABB Variantenprodukte" mit den Hauptherausforderungen 45 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen "ABB Variantenprodukte" unterstützt die Kunden bereits in der Evaluationsphase1. Künftig sollen OEM für Standardmaschinen die ABB Komponenten selbständig auswählen. Ziel ist, den langwierigen Prozess von Anfrage bei der ABB, Abklärung und Antwort zu verkürzen. Wesentlich ist ferner, die Komplexität des Vorgehens zu vermindern. Produkte der ABB Variantenprodukte werden zunehmend komplexer, die Variantenzahl steigt. Zudem fehlt Verkäufern und Partnern oft das langjährige Know-how über die Produkte. Mitarbeiter mit dem entsprechenden Wissen haben die Unternehmen verlassen, denn es scheint, dass die Verkäufer ihre Stelle öfter ändern als früher. Weiter verbringen die Verkäufer oft noch zu viel Zeit intern damit, die technischen Details von Offerten abzuklären. Eigentliche sollten Verkäufer mehr Zeit für ihre Arbeit – Kundenbetreuung und Verkauf – verfügbar haben. Die technische Ausarbeitung der Offerte sollte ihnen so weit wie möglich abgenommen werden. Zudem sollte gegenüber allen Zielgruppen – Absatzpartner und Kunden –die Komplexität der Produkte so gut wie möglich „verborgen“ werden. Die Kunden erwarten heute weiter, dass Produktvarianten möglichst schnell und ohne zusätzliche Abklärungen der Verkäufer aufgezeigt werden. Zusammenfassend bestehen im Vertriebsprozess vor allem folgende Herausforderungen für die drei ABB Geschäftseinheiten (Tabelle II-7). "ABB Standardprodukte" will die Zusammenarbeit mit den Grosshändlern weiter verbessern und diese mit Zugriff auf Informationen im internen ERP besser in den Vertriebsprozess integrieren. "ABB Variantenprodukte" will den Order-Engineeringprozess mit den OEM besser unterstützen. Zudem soll die Zusammenarbeit mit den lokalen Vertriebseinheiten wie mit neuen Partnern, die Teile des Vertriebsprozesses übernehmen werden – vor allem in Asien -, intensiviert werden. Dazu gehört, den Know-how Transfer zu verbessern, die Zusammenarbeit mit den OEM beim Entwickeln neuer Motoren auszubauen sowie die Fähigkeit, schnell, Varianten beim oder sogar durch den Kunden aufzuzeigen. Bei "ABB Anlagen" spielt vor allem die Zusammenarbeit mit einer steigenden Anzahl von Partnern während der Of- 1 Vgl. II 2.2.1, S. 29 46 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen fertphase eine wichtige Rolle. Sie soll im Bereich des Informationsaustausches sowie des gemeinsamen Entwickelns von Anlagen verbessert werden. "ABB Standardprodukte" "ABB Variantenprodukte" "ABB Anlagen" • Informationen über Produkte an Endkunden und an interne Partner und Grosshändler weitergeben • Know-how Transfer über die Produkte an OEM und Endkunden • Informationen über Produkte an interne Partner (Local Engineering Centers) und EVU weitergeben • Zugriff auf Informationen des Herstellers im Vertriebsprozess vereinfachen • Enge Zusammenarbeit mit OEM in der Entwicklungsphase neuer Maschinen fördern Zusammenarbeit der Zielgruppen mit ABB vereinfachen • Zusammenarbeit von Fabrikationsstätten, Local Engineering Centers (LECs) und Kunden bei Offertstellung und Ausführung unterstützen Zusammenarbeit der Zielgruppen mit ABB vereinfachen Informationsund Erklärungsbedarf Interaktions-, Koordinationsund Entlastungsbedarf • Lösungs- und Anpassungsbedarf ---- • • • • Schnelles Aufzeigen • verschiedener Varianten beim oder durch den Kunden Komplexität im Vertrieb für Zielgruppen reduzieren Engineering von Anlagen im Verbund mit internen und externen Partner Tabelle II-7 Hauptsächliche Herausforderungen im Vertrieb der drei ABB Geschäftseinheiten 4.2 Herausforderung: Effizienz im Vertrieb verbessern Im Vertrieb wollen die Hersteller die Bedürfnisse der Zielgruppen besser unterstützen und die Effizienz verbessern, d.h. Prozess- sowie anderen Kosten senken. Instrumente dafür sind Standardisierung der Prozesse und Standardisierung/Modularisierung der Produkte Sowohl Variantenprodukte wie Anlagen der ABB Geschäftseinheiten werden auf spezifische Kundenbedürfnisse hin individuell ausgelegt. Beide Geschäftseinheiten bemühen sich aber, ihre Angebote zu modularisieren, d.h. kundenspezifische Anlagen aus möglichst standardisierten Modulen zu erstellen. Wie der Business Area Manager der "ABB Anlagen" sagt, 47 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen „Zero engineering is our vision for low-end solutions1. Reduzierte Engineeringkosten und Entwicklungszeiten für Anlagen sollen erlauben, den Preisvorstellungen der Kunden näher zu kommen (Rogoll/Piller 2003). 1 Vgl. III 4.3, S. 91 48 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 5 Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Fazit Kapitel II Die Standortbestimmung zeigt, dass von den vier kundenbezogenen Teilprozessen der Hersteller - „Marktbearbeitung“, „Vertrieb“, „Auftragsbearbeitung“ und „Service“ - vor allem beim Vertrieb Informations- und Klärungsbedarf besteht. Die hauptsächlichen Herausforderungen beim Einsatz von E-Business im Vertrieb für Industriegüterhersteller sind aus Abbildung II-7 ersichtlich. Herausforderungen im Vertrieb Effektivität im Vertrieb verbessern Informations- und Erklärungsbedarf Transparenz im VertriebsProzess für Zielgruppen verbessern Know-how Transfer zu Zielgruppen verbessern Interaktions-, Koordinations- und Entlastungsbedarf Integration der Zielgruppen in Offert- und Projektprozesse verbessern Zusammenarbeit der Zielgruppen mit dem Hersteller vereinfachen Effizienz im Vertrieb verbessern Lösungs- und Anpassungsbedarf Aufzeigen von Varianten durch oder nahe beim Kunden beschleunigen Komplexität im Vertrieb reduzieren Lösungen gemeinsam mit Zielgruppen entwickeln Prozesskosten Durch Standardisierung den Vertriebsprozess kostengünstiger gestalten Weitere Kosten Durch Standardisierung/ Modularisierung der Angebote weitere Kosten senken Abbildung II-7 Herausforderungen für Industriegüterhersteller im Vertrieb Mehrere zentrale Herausforderungen leiten den Einsatz von E-Business im Vertrieb von Industriegüterherstellern. Transparentere Vertriebsprozesse bringen Informationen schneller und mit weniger Aufwand zu den Zielgruppen. Ebenfalls sollen der Know-how Transfer zu den Zielgruppen verbessert und diese verstärkt in den Offertprozess integriert werden. Auslöser dafür bildet das laufende Aufbrechen der Prozesse aufgrund von Fokussierung-, Outsourcing- und OffshoringTendenzen bei den Herstellern. Den Zielgruppen soll weiter die Zusammenarbeit 49 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen mit dem Hersteller vereinfacht werden. Ein weiteres Hauptziel des Einsatzes von E-Business ist, schnell qualitativ hoch stehende Varianten günstig aufzeigen zu können – und zwar so nahe wie möglich beim Kunden (durch Partner oder Verkäufer) oder sogar durch den Kunden selber. Dennoch soll die steigende Komplexität der Angebote, Produkte und Varianten vor den Zielgruppen im Vertrieb wenn irgend möglich „versteckt“ werden. Das erlaubt den Verkäufern, sich auf die Kundenbetreuung zu konzentrieren, ohne sich zu sehr mit den komplexen technischen Zusammenhängen der Produkte beschäftigen zu müssen. Der Lösungs- und Anpassungsbedarf der Zielgruppen vor allem im Anlagengeschäft soll durch die Möglichkeit, Lösungen gemeinsam zu entwickeln, besser abgedeckt werden. Welche E-Business Anwendungen diesen Herausforderungen entsprechen, zeigt das nächste Kapitel. 50 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Wie ist der Status des E-Business Einsatzes bei Industriegüterherstellern? Welche Herausforderungen bestehen im Vertrieb? Kapitel III E-Business Anwendungen im Vertrieb Welche E-Business Anwendungen können eingesetzt werden, um die Herausforderungen im Vertrieb zu meistern? Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz von E-Business Was bedeutet „ erfolgreicher Einsatz von E-Business“? Welche E-Business Anwendungen soll ein Industriegüterhersteller implementieren? Wie sollen E-Business Anwendungen eingeführt werden? III E-Business Anwendungen im Vertrieb Im vorangegangenen Kapitel wurden die wichtigsten Herausforderungen im Vertrieb von Industriegütern bestimmt. Doch welche E-Business Anwendungen unterstützen diese Herausforderungen? Im folgenden werden Nutzenpotenziale und Risiken der Anwendungen Online Informationen, E-Learning, Online Kataloge, Online Konfiguratoren sowie Online Collaboration (Abbildung III-1) behandelt1. 1 Vgl. IV 1, S. 117 51 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kunden - Prozess Lieferantenmarktforschung E-Business Anwendungen Informationen auf der Webseite,... Evaluation Kapitel III E-Business Anwendungen Hersteller - Prozess Online Informationen Marktbearbeitung E-Learning Vertrieb Online Katalog Kauf OnlineTransaktionen (Webshop, ERP-ERP Integration,…) Auftragsabwicklung Nutzung Remote-Services, OnlineServices,… Service Online Konfigurator Online Collaboration Abbildung III-1 E-Business Anwendungen im Vertrieb von Industriegütern Bezüglich Interaktion und Unmittelbarkeit im Kontakt reihen sich E-Business Anwendungen zwischen die traditionellen Kommunikationsarten des persönlichen Gesprächs, des Telefonates und der gedruckten Information ( Abbildung III-2). Online Collaboration und synchrones E-Learning ermöglichen einen hohen Interaktionsgrad bei nahezu gleicher Unmittelbarkeit wie persönliche Kontakte. Weniger ausgeprägt sind Interaktion und Unmittelbarkeit bei den Anwendungen Online Konfiguratoren, Online Katalogen sowie Online Informationen. 52 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Grad der Interaktion (Möglichkeit, zu reagieren) Persönliche Treffen Telefonkonferenz Online Collaboration Synch. E-Learning Online Konfigurator Online Katalog Online Informationen Gedruckte Informationen E-Business Anwendungen Andere Kommunikationsmittel/-arten Grad der Unmittelbarkeit (Möglichkeit, sofort zu reagieren) Abbildung III-2 Vergleich der E-Business Anwendungen mit traditionellen Kommunikationsmitteln/-arten (in Anlehnung an Stoller-Schai 2003 S. 80) Die Anwendungen werden unterschiedlich intensiv eingesetzt1. Online Kataloge und Online Informationen sind am weitesten verbreitet (Abbildung III-3). „Konfiguratoren“ sind die einzigen E-Business Anwendungen, die auch wieder aufgegeben wurden. Wahrscheinlich bestand gerade bei Konfiguratoren während der Internet-Euphorie besonders grosse Hoffnung, damit die Kunden selber besser bedienen zu können. Je 25% der Unternehmen nutzen E-Learning und Online Projektmanagement, während Online Engineering - wo ein hoher Integrationsgrad zwischen Hersteller und Kunden erforderlich ist – eher selten eingesetzt 1 Vgl. Anhang I: Online Umfrage zum Einsatz von E-Business bei Industriegüterherstellern 53 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen wird. Einsatz von E-Business Anwendungen Online Informationen 36% E-Learning 0%7% 25% 0%6% Online Kataloge 47% Online Konfiguration 6% Online Collaboration (Projektmanagement) Online Collaboration (Engineering) 13% 13% 25% 0% 10% 0% 29% 7%0% 13% 0% 20% im Einsatz 40% 60% realisiert und wieder abgeschafft 80% 100% in Planung Abbildung III-3 Einsatz der E-Business Anwendungen durch Hersteller1 Bei der Einschätzung des allgemeinen Erfolgs der E-Business Anwendungen gelten nur die Informationsvermittlung (Kataloge, Online Informationen und ELearning) als „eher erfolgreich“ (Abbildung III-4). Für die weitergehenden Anwendungen wie Konfiguratoren und Online Collaboration bewegen sich in der Einschätzung zwischen „weniger erfolgreich“ und „erfolgreich“. Nach wie vor dient das Internet als Plattform für die Informationsvermittlung. Die Hersteller beurteilen die Anwendungen positiver als die Kundenunternehmen. Letztere schätzen lediglich die Produktkataloge als für sie "erfolgreich" ein, die Hersteller jedoch auch Online Informationen und E-Learning. 1 Online Umfrage bei Herstellern n=85 54 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Allgemeine Einschätzung der E-Business Anwendungen Einschätzung durch Kunden sehr erfolgreich Online Kataloge Online Informationen Online Konfiguratoren Online Collaboration (Engineering) E- Learning Online Collaboration (Projektmanagement) kein Erfolg kein Erfolg Einschätzung durch Hersteller sehr erfolgreich Abbildung III-4 Einschätzung des Erfolgs der E-Business Anwendungen1 Gemäss Abbildung III-5 unterscheidet sich der Einsatz der E-Business Anwendungen je nach Zielgruppe: Stark auf Endkunden ausgerichtet sind Online Informationen und Online Kataloge. E-Learning und Online Projektmanagement werden dagegen vor allem intern oder mit Absatzpartnern eingesetzt. Es scheint, dass Anwendungen umso weniger gegenüber Kunden eingesetzt werden, je mehr aktive Beteiligung der Zielgruppe sie verlangen. 1 Frage nach der allgemeinen Einschätzung der E-Business Anwendungen: "Diese E-Business Anwen- dung ist für uns sehr erfolgreich, erfolgreich, weniger erfolgreich, gar kein Erfolg" n (Herstellerunternehmen): 85, n (Kundenunternehmen): 106, Fragebogen in Anhang I 55 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Zielgruppen von E-Business Anwendungen Online Informationen 13% 13% E-Leaning 75% 50% 21% Online Kataloge 0% 14% 29% Online Konfiguratoren 50% 64% 14% 57% 63% Online Collaboration 0% 20% 13% 40% interne Ansprechpartner 60% Direkte Kunden/Absatzpartner 25% 80% 100% End-Kunden Abbildung III-5 Zielgruppen der von den Herstellern realisierten E-Business Anwendungen1 1 n=85 56 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 1 1.1 Kapitel III E-Business Anwendungen Online Informationen Einführung Die Website eines Unternehmens erschliesst die E-Business Anwendungen eines Unternehmens. Ein Internetauftritt ist heute zwar selbstverständlich, seine Ausgestaltung aber sehr unterschiedlich. Sie reicht von der knappen Vorstellung des Unternehmens und seiner Produkte bis zum detaillierten Angebot von EBusinessanwendungen, die den Kunden im Einkaufsprozess unterstützen. Online Informationen werden auf die unterschiedlichen Zielgruppen eines Herstellers ausgerichtet. Dafür hat z.B. "ABB Anlagen" verschiedene Ebenen von Websites eingerichtet (Abbildung A- 1). Die erste Ebene ist die für alle öffentliche Seite, die zweite spricht unterschiedliche Branchen (Industry pages) mit den jeweils interessanten Informationen an. Die dritte Ebene umfasst Websites für einzelne Kundenunternehmen mit den genau für diese Kunden wichtigen Informationen („Premium Services“). Die vierte Ebene sind interne Zielgruppen wie Verkäufer, die Informationen für Gespräche mit den Kunden erhalten (Daleskog 2004 S. 2). Standard Online Informationen • • • Weitergehende Online Informationen • • • Content Syndication Online Informationen Produktinformationen Unternehmensinformationen Zugriff auf Bewegungsdaten (Verfügbarkeiten, Lieferfristen, Order Tracking) Zugriff auf Stammdaten (Stücklisten, CAD-Zeichnungen, Änderungsstände Nutzenberechnungstools Elektronische Daten und Dokumente eines Unternehmens anderen Unternehmen (z.B. Absatzpartnern) für deren Websites oder für interne Anwendungen zur Verfügung stellen Tabelle III-1 Standard und weitergehende Online Informationen Ergänzend zu den Standard Informationen zu Unternehmen und Produkten finden sich auf einer Website oft weitergehende Online Informationen (Tabelle III-1). Den Zielgruppen im Vertrieb können auf der Website Bewegungsdaten wie Verfügbarkeiten, Lieferfristen und Order Tracking zur Verfügung gestellt 57 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen werden, Beispiel dafür ist die "ABB Standardprodukte" (Abbildung III-6). Dem Innendienst der Grosshändler wird der Zugriff auf das ERP der ABB übers Internet gewährt. Das vereinfacht und verbessert den Informationsfluss zwischen ABB und dem Grosshandel. Die Endkunden erhalten keinen Zugriff auf diese Informationen, damit diese den Grosshandel nicht umgehen. Weiter unterstützt der Zugriff auf Stammdaten die Zielgruppen beispielsweise dabei, Angaben des Herstellers über Spezifikationen, CAD Zeichnungen usw. einfacher in ihre Offerten für die Endkunden integrieren zu können. Kundenanfrageprozess Ursprünglicher Prozess (Telefonisch) Endkunde Grosshandel 1. Installationsfirma X 1. Installationsfirma X 2. Verkäufer 2. Verkäufer 3. Innendienst 3. Innendienst 4. Einkauf "ABB Standardprodukte" Aktueller Prozess (Telefonisch und übers Internet) 5. Sachbearbeiter ERP der "ABB Standardprodukte" Extranet der ABB ERP der "ABB Standardprodukte" 1. Auftragsverfolgung • Ist für ein bestimmtes Produkt ein Auftrag offen? • Wann wird dieser geliefert? 2. Wenn kein Auftrag offen ist • Wann wurde dieses Produkt zuletzt geordert? • Lagerbestand/Verfügbarkeit bei ABB Abbildung III-6 Prozessablauf Kundenanfrage "ABB Standardprodukte" Dank Nutzenberechnungsanwendungen kann ein Kunde Kosten und Nutzen eines Produktes abschätzen ehe er dieses beschafft. Standardwerte der Wirtschaftlichkeitsrechnung der Produkte des Herstellers sind für den Investitionsentscheid abrufbar. Kunden können sie sogar auf ihre konkrete Situation anpassen. Das ermöglicht als Beispiel Anlagenbetreibern ihre Einsparungen zu berechnen, die 58 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen ihnen die Implementierung der ABB Fieldbus-Technologie verspricht1. Ähnliche Anwendungen stellen auch SAP und Cisco Systems zur Verfügung2. Gemäss SAP und Cisco werden diese durch Kunden sehr selten eingesetzt. Dies gilt auch für “ABB Anlagen”. Der Marketingleiter der "ABB Anlagen" bezeichnet das eingesetzte Nutzenberechnungstool trotzdem als wichtig. Der Nutzen der Anwendung liege in der Unterstützung der Verkäufer. Sie hilft, den möglichen Nutzen des Produkts für einen Kunden schnell und einfach zu errechnen. Verkäufer können so schneller auf die zentrale Frage der Kunden zur Wirtschaftlichkeit der Angebote eingehen. In den letzten Jahren stieg die Bedeutung der Wirtschaftlichkeit für den Vertriebserfolg der "ABB Anlagen": “With the economic downturn exacerbated by additional disruptive events, Executives will resist/delay signing significant deals for 12+ months. Only proposals that provide a measurable ROI will be selected. This tool covers key processes, identifies performance metrics, and maps them to ABB solution portfolios. Solutions that offer cost reduction and value are key for customer and we must assist prospective clients by taking a more analytical approach in offering solutions by using ROI models to prioritize which initiatives to pursue.“3 Eine weitere Absicht hinter Angeboten wie den Nutzenberechnungsanwendungen ist, die Zielgruppen möglichst früh im Evaluationsprozess zu beeinflussen: Oft hat ein Kunde seine Anlage schon weitgehend selber oder mit Unterstützung von Beratern definiert, wenn er den Hersteller anfragt. Dieser erhält so ein Pflichtenheft, das ihn oft in der Definition des Angebotes einschränkt. Eine Nutzenberechnungsanwendung trägt dazu bei, die Kunden bereits in der Vorverkaufsphase mit den wichtigen Informationen zu versehen, obwohl diese oft noch keinen Kontakt zu den Herstellern wünschen (Abbildung III-7). 1 http://138.222.122.33/V2/vpt/IE/VPT_IE.htm, oder: www.abb.com → product guide →instrumentation and analytical → fieldbus solutions 2 www.cisco.com/warp/public/779/smbiz/iroadmap/ch/de/ 3 ebat.us.abb.com 59 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Beeinflussbarkeit der Kunden Kapitel III E-Business Anwendungen Eine Nutzenanalyseanwendung kann dazu beitragen, den Einfluss der Berater einzuschränken und den Kunden schon in der Vor-Verkaufsphase auf die ABB Angebote einzustimmen Der Verkäufer beeinflusst die Kunden während der Verhandlung Zeit Verkaufsphase: Vor-Verkaufsphase: Kunde sendet Kunde definiert ein das Pflichtenheft, Projekt aufgrund der Verhandlungen Angaben von Beratern finden statt oder eigener Mitarbeiter: Hersteller wird oft nicht einbezogen PreisVerhandlung, Entscheid Abbildung III-7 Angestrebte Rolle von Nutzenanalysetools im Vertrieb 1.2 Fallbeispiel Schindler1: Online Informationen unterstützen Absatzpartner Der weltweit führende Anbieter für Aufzüge und Fahrtreppen setzt im Marketing- und Vertriebsprozess mehrere E-Business Anwendungen ein. Neben der Corporate Website mit allgemeinen Informationen zu Unternehmen und Produkten hat Schindler mehrere Anwendungen in der Vertriebsphase realisiert. Die Anwendung „Schindler-step-by-step“ ermöglicht es den Kunden, durch Beantwortung weniger Fragen eine Liftempfehlung zu erhalten (Abbildung III-8). 1 Vgl. Anhang B 60 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Step-by-step fragt nach Mögliche Ausgestaltung der Antworten 1. Gebäudeart Einfamilien Geschäfts Mehrfamilienhaus Bürogebäude ... ... 2. Transportmittel Personen-Aufzug für Wohnhaus Kleingüter-Aufzug 3. Förderlast 320 kg / 4 Personen 4. Hubhöhe bis 21 m 5. Maschinenraum Hotel Restaurant ... EinkaufsIndustriegebäude zentrum Gewerbegebäude Warenhaus ... ... 450 kg / 6 Personen 630 kg / 8 Personen 1000 kg / 13 Personen ohne Maschinenraum Maschinenraum oben Maschinenraum unten 6. Kabinenzugang einseitig Zwei Zugänge gegenüberliegend 7. Türsystem Teleskop Zentertüren Spital Sanatorium ... Für Einfamilien-/ Für repräsentative 8. Komfortansprüche Mehrfamilienhaus Gebäude Step-by-step bietet folgenden Output Liftempfehlung mit - Bilder - Dispositionsskizzen - CAD-Zeichnung für Übernahme in die gängigen CAD-Programme - Produktbeschreibung Abbildung III-8 Wenige Fragen führen zum optimalen Lift1 Die hohe Standardisierung der Schindlerprodukte erlaubt, die Kunden über wenige Fragen zum richtigen Produkt zu führen. In der Vertriebsphase wird ebenfalls „Schindler Draw“ zur Verfügung gestellt, eine Anwendung, die es den Architekten und Planern ermöglicht, die Zeichnungen der Lifte und Fahrtreppen in unterschiedlichen CAD Formaten direkt in ihre Pläne zu übernehmen (Abbildung III-9). Diese Anwendung wird als erfolgreich eingeschätzt, weil sie die Arbeit der Architekten, einer wichtigen Entscheider- und Beeinflussergruppe der Endkunden von Schindler, vereinfacht. 1 www.schindler.com 61 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Abbildung III-9 Architekten und Planer erhalten in „SchindlerDraw“ die Zeichnungen der Schindlerprodukte im gewünschten CAD Format1 Mit „SchindlerSpec“ kann der Kunde Standardspezifikationen beziehen und die dafür benötigten Textbausteine von der Website übernehmen. Weiter strebt Schindler die E-Business Unterstützung des Vertriebs von Standardliften an, für die sich der Vertriebsprozess mit Unterstützung durch einen Vertriebsingenieur nicht rechnet. Ein Konfigurationstool ist in Entwicklung, damit Vertriebsingenieure und später die Kunden Hilfe erhalten, den für ein Gebäude optimalen Lift direkt im Web zu bestimmen und zu bestellen. Pläne, Budgetkontrolle, Detailspezifikationen werden direkt vor Ort erstellt und terminlich überwacht. Das entlastet den Vertrieb von administrativen Arbeiten und unterstützt die Schindler Strategie der weltweiten Standardisierung der internen Prozesse. E-Business Anwendungen tragen auch dazu bei, Best Practice Prozesse einzelner Konzerngesellschaften im ganzen Konzern nutzbar zu machen. Über die E-Business Anwendung „SchindlerClock“ sehen die Kunden, ob alle Komponenten für ein bestimmtes Projekt rechtzeitig auf der Baustelle eintreffen werden. Liftanlagen werden nie im Werk montiert, sondern direkt auf der Bau1 www.schindler.com 62 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen stelle mit den dazu gelieferten Bestandteilen. Kunden können den Status der Lifte und weiterer Komponenten von der Fertigung bis zur Lieferung auf die Baustelle online verfolgen. Die Erfahrung mit dieser Anwendung ist sehr positiv, vor allem Schindler-intern: Die höhere Transparenz hat mitgeholfen, die Einhaltung der internen Prozesse zu verbessern. Alle betroffenen Stellen bei Schindler (Vertrieb, Fertigung, Auslieferung) sowie die Kunden arbeiten nun mit der gleichen Datenbasis. Liefertermine wurden deutlich verbindlicher, da sie für alle ersichtlich in der Anwendung „SchindlerClock“ hinterlegt sind. 1.3 Nutzenpotenziale „Online Informationen“ Die Zielgruppen erhalten über die Website schnellen, weltweiten und zeitlich unbeschränkten Zugriff auf Informationen des Herstellers. (Abbildung III-10). Der Zugriff auf Stamm- und Bewegungsdaten unterstützt die Zielgruppen intern und z.B. auch in der Offertstellung für ihre eigenen Kunden. Das Fallbeispiel Schindler zeigt, wie E-Business gezielt Informationsanforderungen von der Spezifikation der Produkte, über deren Integration in die Planungsunterlagen bis zur Planung der Ausführung unterstützt. Die Website macht es möglich, bis anhin nicht direkt angesprochene Mitglieder eines Buying Centers „anonym“ mit Informationen über die Produkte zu versehen. Diese erreichen und beeinflussen die Kunden in einer Phase des Verkaufsprozesses, in denen diese explizit noch keinen persönlichen Kontakt zum Hersteller wünschen. Online Informationen ersetzen häufig telefonische Anfragen der Kunden, was zur internen Effizienzsteigerung beiträgt. 63 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Nutzenpotenziale Online Informationen Effektivität im Vertrieb verbessrn Informations- und Erklärungsbedarf Interaktions-, Koordinations- und Entlastungsbedarf Schneller, zeitlich unbeschränkter Zugriff auf Stammund Bewegungsdaten "Anonymer" Zugriff auf Informationen des Herstellers Effizienz im Vertrieb verbessern Lösungs- und Anpassungsbedarf Einfacher Einbezug von Kein Informationen des Nutzenpotenzial Herstellers in Offerten und Ausschreibungen Günstigere Abklärung zu Bewegungsdaten wie Lieferfristen, Lagerbeständen,... Anforderungen der Zielgruppen im Vertrieb mit E-Business besser unterstützen Prozesskosten Weitere Kosten weniger StandardFragen übers Telefon wegen Zugriff auf Stammund Bewegungsdaten kein Nutzenpotenzial Vertrieb des Herstellers mit E-Business kostengünstiger gestalten Abbildung III-10 Nutzenpotenziale „Online Informationen“ 1.4 Risiken „Online Informationen“ Den Nutzenpotenzialen bei der Einführung von „Online Informationen stehen Prozess-, Projekt- sowie Informatikrisiken gegenüber (Tabelle III-2). Prozessrisiken Der grundsätzliche Nutzen von E-Business, die erhöhte Transparenz über Informationen der Hersteller bedeutet oft auch ein Risiko, da die Informationsverteilung im Vertriebssystem ändert. Z. B. erhält die Konkurrenz dank Online Informationen interessante Einblicke in die Angebote eines Herstellers. Eine wichtige Frage ist, welche Informationen offen gelegt werden. Die Anforderungen der Kunden in Bezug auf Transparenz der Daten können den Interessen der Hersteller widersprechen.1 1 Vgl. IV 2.1.2.3, S. 117 64 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Mit der Akzeptanz der Zielgruppen steht und fällt der Erfolg einer E-Business Anwendung. Die Berechnung des Nutzens von E-Business beruht jeweils vor allem auf Annahmen bezüglich des Einsatzes einer Anwendung durch die Zielgruppen. Diese Adaptionsrate bestimmt weitgehend den Erfolg einer E-Business Anwendung. Die Ansprache der Zielgruppen ist deshalb wichtig für den Erfolg von E-Business (Tabelle III-2). Der Erfolg der Online Informationen hängt davon ab, wieweit Kundenbedürfnisse erkannt und erfüllt werden. Dazu ist es wichtig, die verschiedenen im Marketing- und Verkaufsprozess angesprochenen Kundengruppen und ihre Informationsbedürfnisse zu analysieren. So war bei Schindler früher oft ein Hausmeister der Endkunde, dagegen mehr und mehr Unternehmen im Facility Management. Diese gehen professionell mit Daten um und sind sehr interessiert an detaillierten Informationen über die Lifte. Sie nutzen die Website viel besser als die ursprüngliche Zielgruppe, womit diese eine hohe Bedeutung erhalten hat. Die Partner von Schindler in der Planungsphase, d.h. Architekten, sind bis heute meist kleine Unternehmen mit wenig Interesse an Effizienzsteigerungen in den Prozessen. Kommt dazu, dass sie informationstechnisch oft noch eher schlecht ausgerüstet sind (z.B. mit dial-up Verbindungen), was z.B. die Übertragung grosser Files erschwert. Weiter wird die Kommunikation mit den Kunden in Bezug darauf, was auf der Website möglich ist, als Herausforderung gesehen. So gilt der Einsatz der Website durch diese Partner als weniger erfolgreich. Schindler-intern spielt die Website eine wichtige Rolle durch die höhere Transparenz der Prozesse, die die Verbindlichkeit der Projektplanungen unterstützt sowie durch die Verteilung von Know-how. 65 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Risiken Online Informationen • • Prozessrisiken • Projektrisiken • • Informatikrisiken • • Negative Auswirkungen im Vertrieb o Kann die erhöhte Transparenz zu Konflikten mit Zielgruppen führen? o Kann die erhöhte Transparenz der Konkurrenz Vorteile verschaffen? Fehlende Akzeptanz der Zielgruppen o Haben die Zielgruppen einen echten Nutzen aus den „Online Informationen“? o Entspricht die Benutzerfreundlichkeit den Anforderungen der Zielgruppen? o Entspricht die Infrastruktur der Zielgruppen den Anforderungen für den effizienten Einsatz der Online Informationen des Herstellers (Bsp. grosse CAD Volumenmodelle)? Fehlende Qualität des Projektmanagements o Wie gut kann das Projektmanagement für das E-Business Projekt geplant und durchgeführt werden? Erfolgt ein professionelles Projektmanagement mit Einbezug aller beteiligten Stellen (Informatik, Linie, externe Partner)? o Wurde ein Sponsor aus dem Managementteam bestimmt, der das Projekt unterstützt und fördert und für eine Eskalation bei Problemen, die das Projektteam nicht selber lösen kann, zur Verfügung steht? Fehlendes Know-how o Wie gross ist das Risiko dieser E-Business Anwendung in bezug auf die einzusetzende Technologie? o Wie wirken sich fehlende Erfahrung oder erwartete Probleme bei der Integration in ein bestehendes Umfeld aus? Fehlende Datenbasis oder fehlende Qualität der Daten o Wie gut ist die Qualität der Daten in den Primärsystemen (ERP, CAD)? o Wie gut ist der Prozess des Dokumentenmanagements im Unternehmen eingeführt? Sind alle benötigten Daten elektronisch vorhanden? Ist die Versionierung der unstrukturierten Dokumente sicher gestellt? Aufwändige Integration der E-Business Anwendung in die bestehenden Informatiksysteme Informatiksicherheit in bezug auf Vertraulichkeit, Verfügbarkeit sowie Vollständigkeit/ Aktualität der Daten Tabelle III-2 Risiken „Online Informationen“ Projektrisiken Vom Projektmanagement sowie der Unterstützung des Managements hängt der Erfolg der Einführung von E-Business ab, wie die unten aufgeführten Fallbeispiele der "ABB Anlagen"1 und des Saurer Konzerns2 aufzeigen. Besonderes Augenmerk ist dabei der Kommunikation zwischen Informatikmitarbeitenden und der Linie zuzumessen. Folgende Fragestellungen sind in der Risikoanalyse abzuklären: Wie gut kann das Projektmanagement für das E-Business Projekt geplant und durchgeführt werden? Erfolgt ein professionelles Projektmanage1 Vgl. IV 3.2, S. 117 2 Vgl. IV 3.6, S. 117 66 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen ment mit Einbezug aller beteiligten Stellen? Wurde ein Sponsor aus dem Managementteam bestimmt, der das Projekt unterstützt und fördert und für bei Problemen, die das Projektteam nicht selber lösen kann, zur Verfügung steht? Informatikrisiken Informatikbezogene Risiken umfassen das Sicherstellen von aktuellen und korrekten Informationen. Aktualität und Korrektheit stellen eine grosse Herausforderung dar. Die Unternehmensinformationen nehmen laufend zu und davon sind ein grosser Teil unstrukturierte Daten, wie z.B. Dokumente, E-Mail, Fax, Bilder, usw. Nur ein Bruchteil davon wird heute zentral verwaltet. Es wird immer schwieriger, die Kontrolle über sämtliche relevanten Unternehmens- Informationen zu behalten. Redundanz und zeitraubende Suchaktionen sind die Folge und können das Veröffentlichen der für die Zielgruppen wichtigen Informationen behindern. Die nötige Datenqualität erfordert oft hohe Initialkosten: Vor der Internetzeit erhielten Kunden telefonisch Auskunft. Durch E-Business Anwendungen fällt der Filter „Mensch“ weg. Kunden greifen direkt auf interne Daten zu, ohne dass ein Mitarbeiter des Herstellers die Informationen jedes Mal sieht und beurteilen kann. Die Daten müssen deshalb von sehr hoher Qualität sein. Es gilt, dass die Informationen in E-Business Anwendungen nur so gut sind, wie diejenigen, die das Primärsystem (ERP) zur Verfügung stellen kann. E-Business Anwendung müssen sorgfältig in die bestehenden Anwendungen eines Unternehmens integriert werden. Ist beispielsweise eine Anwendung nicht nahtlos mit dem ERP-System verbunden, führt dies zu zusätzlichem Aufwand für die Rückführung der Informationen vom Internet ins ERP. Diese Integration muss auf der Basis der Daten (Format und Bedeutung), der Geschäftslogik (Businessregeln, Abläufe, Verfahren etc) und auf der Basis der Berechtigungen erfolgen. Oft entsprechen sich externe und interne Sicht nicht. Zum Beispiel können Produktbeschreibungen und Kategorisierungen aus Kundensicht andere Daten-Strukturen erfordern, als sie in den internen Systemen, etwa in der Produktionsplanung, benutzt werden. 67 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Entscheidend sind die Berechtigungskonzepte (Von Hoff 2002 S. 5). Da durch E-Business Anwendungen oft interne Systeme dem Zugriff von Aussen geöffnet werden, muss die Zugriffssicherheit gewährleistet werden. Deshalb bildet die Organisation der Zugriffsrechte und Berechtigungen eine grosse Herausforderung. Zuvor bestand fast immer ein Bruch im Prozess, weil meistens Mitarbeitende nach extern kommunizierten und in den internen Systemen und Prozessen die notwendigen Aktionen auslösten. E-Business dagegen öffnet interne Systeme für Aussenstehende, auf die das Unternehmen keinen direkten Zugriff hat wie auf die eigenen Mitarbeiter. Eigentlich einfache Fälle wie: ein Mitarbeiter des Kunden scheidet aus oder übernimmt eine neue Position innerhalb seines Unternehmens müssen durch ein Berechtigungskonzept geregelt werden. 68 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 2 2.1 Kapitel III E-Business Anwendungen E-Learning Einführung Bei E-Learning wird unterschieden zwischen dem Web based Training (asynchrones E-Learning) und dem "virtuellen Klassenzimmer" (synchrones ELearning). Web-based Training, d.h. internetbasierte Kurse dienen dazu, grundlegende Produktkenntnisse zu vermitteln, die keinen interaktiven Kontakt zwischen Lernenden und Lehrendem benötigen (Back et al 2001 S. 113). So werden z.B. die Maintenance Strategien der ABB Automatisierungssysteme den Zielgruppen online vermittelt. Das gesamte Lernprogramm umfasst dabei Webbased Training und traditionelle Vor-Ort Veranstaltungen. Mit dem Web-Based Training erarbeiten Mitarbeitende das grundlegende Wissen, damit während Präsenzveranstaltungen sofort auf spezifische Themen eingegangen werden kann. Das virtuelle Klassenzimmer ermöglicht Präsentationen - ähnlich wie bei VorOrt Trainings. Dazu werden Präsentationsunterlagen eingesetzt, die mit üblichen Officeprogrammen wie Microsoft Powerpoint erstellt werden können. Spezielle Kenntnisse der Trainer sind nicht notwendig. Im Gegensatz zum Web-based Training ermöglicht das synchrone E-Learning den interaktiven Austausch zwischen Trainer und Kursteilnehmern (Dilk 2003 S. 1). Wie anlässlich einer Präsenzveranstaltung präsentiert ein Moderator ein Thema und die Gruppe erarbeitet es gemeinsam. Das „virtuelle Klassenzimmer“ hat Präsenzveranstaltungen nicht ersetzt. Sie finden für die Erfolgskontrolle des Know-how Transfers statt und bauen auf den online erarbeiteten Kenntnissen auf. Mitarbeiter, die an Veranstaltungen im virtuellen Klassenzimmer fehlten, können die Aufzeichnungen der Veranstaltungen im Intranet beziehen. E-Learning Kurse beschränken sich nicht auf den Transfer von Know-how: Der Produkteinsatz kann ebenfalls simuliert werden (Lundy et al. 2001 S. 2). So wird z.B. beim Produkt ABB Unitrol neben dem theoretischen Wissen auch der praktische Umgang mit der Steuerung online eingeübt. Da dieses Produkt durch eine elektronische Software gesteuert wird, kann diese im Internet einfach simuliert werden: „The UNITROL 1000 voltage regulator is connected to a generator si69 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen mulator which makes it possible to simulate the transient behavior of the voltage regulator in a realistic environment”1. Diese Art der Ausbildung wird z.B durch Servicetechniker bezogen, die spezielle Produkte selten warten müssen und das dafür nötige Know-how über die Online Simulationen einfacher und schneller beziehen respektive auffrischen können als über die gedruckten Manuals. 2.2 Fallbeispiel Phonak2: Das virtuelle Klassenzimmer für Knowhow Transfer zu internen und externen Zielgruppen Phonak vertreibt Hörgeräte und -systeme über einen internationalen Verbund von Ländergesellschaften in den wichtigsten Absatzmärkten und Agenten in den übrigen Märkten. Die Absatzpartner vertreiben die Phonak Produkte an Hörgeräteläden sowie an Grosskunden wie Spitäler und nationale Gesundheitsorganisationen. Eine grosse Herausforderung im Vertriebsprozess ist der Know-how Transfer an die Absatzpartner. Know-how muss im technischen/applikatorischen Bereich – wie wird ein Produkt eingesetzt? – und im Marketingbereich – wie wird ein Produkt verkauft? – übermittelt werden. Das immer umfangreichere Produktportfolio der Phonak und die steigende Komplexität der Produkte macht den Know-how Transfer immer wichtiger. Bis vor zwei Jahren haben Spezialisten aus Stäfa das nötige Wissen über Vor-Ort Trainingsveranstaltungen den Mitarbeitern in den Ländergesellschaften weiter gegeben. Neu wird der Know-how Transfer durch verschiedene E-Business Anwendungen unterstützt. 1 Intranet der ABB, 2004 2 Vgl. Anhang B: Daniel Stoller-Schai, Education Design Manager der Phonak AG ist, ein Spezialist auf dem Gebiet des E-Learning. Deshalb wurde dieses Fallbeispiel gewählt, obwohl Phonak keine Industriegüter herstellt. Die Anforderungen im Bereich des Know-how Transfers an Absatzpartner und Kunden sind jedoch für Phonak ähnlich wie für einen Industriegüterhersteller. 70 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen E-Business Anwendungen für den Know-how Transfer zu internen und externen Absatzpartnern Ein Diskussionsforum im Intranet „Webboard“ dient dem weltweiten Austausch von Produkt-, Konkurrenz- und Marktinformationen. Problemfälle mit Produkten werden in Diskussionsforen besprochen. So wird das direkte Feedback vom Markt zu den Mitarbeitern der Produktpflege- und der Produktentwicklungsabteilung sicher gestellt. Zentral für den Erfolg des Webboards ist die genau spezifizierte Zielgruppe mit gleichen Interessen. Jeder Teilnehmende muss persönlich vom Know-how Austausch profitieren können. Wichtig ist im weiteren die Moderation. Diese ist dafür verantwortlich, dass der Inhalt aktuell ist und Fragen beantwortet werden sowie administrative Aufgaben wie Berechtigungsvergaben durchgeführt werden (Stoller-Schai 2003: S. 148). Phonak setzt ein virtuelles Klassenzimmer ein, um die Marketing- und Vertriebsmitarbeiter in den Ländergesellschaften so auszubilden, dass sie neue Produkte lancieren können. E-Learning für den Know-how Transfer zu Kunden Gewisse Gruppengesellschaften bei Phonak setzen das virtuelle Klassenzimmer bereits ein, um ihre Kunden auszubilden. So werden in einem Markt die Akustiker aller der nationalen Gesundheitsbehörde unterstellten Spitäler online weiter gebildet. Das bürgt den Grosskunden dafür, dass die Ausbildung aller beteiligten Stellen schnell und umfassend durchgeführt werden kann. Das virtuelle Klassenzimmer trägt so zu einer Differenzierung gegenüber der Konkurrenz bei und wird als Vertriebsargument bei den Grosskunden eingesetzt. Das virtuelle Klassenzimmer dient nicht nur der Ausbildung der Akustiker. Weitere Ziele wie die Imageänderung von Phonak vom akzeptierten „technischen Leader“ zum „Problemlöser“ werden unterstützt, da Fragen und Probleme der Akustiker direkt online beantwortet werden können. Ausserdem lässt sich den Akustikern die Produktpalette von Phonak vorstellen und damit der Bekanntheitsgrad der Phonak Produkte ausserhalb der Kernprodukte der Hinterohrgeräte vergrössern. Über Veranstaltungen im virtuellen Klassenzimmer haben Akusti71 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen ker Kollegen in anderen Spitälern kennen gelernt. Die von Phonak initiierte Vernetzung hilft somit Erfahrungen auszutauschen und ermöglicht, Problemlösungen schnell vielen Kollegen bekannt zu machen. 2.3 Nutzenpotenziale „E-Learning“ E-Learning unterstützt die engere Zusammenarbeit innerhalb Unternehmen, die sich global ausrichten, indem die Zielgruppen im Vertrieb mit dem entsprechenden Know-how ausgestattet werden können (Abbildung III-11). So spielt ELearning bei vielen Unternehmen wie z.B. auch SAP1 und IBM eine wichtige Rolle beim Know-how Transfer an die Mitarbeitenden und Absatzpartner (Businessweek 2003 S. 59). Bei ABB haben die schwierige wirtschaftliche Lage der letzten Jahre und die damit einhergehenden internen Reiseverbote die Verbreitung von E-Learning gefördert. So lässt z.B. Andrew Talbert2 oft online Seminare mit Teilnehmern mehrerer ABB Landesgesellschaften durchführen. Talbert führt folgende Hauptvorteile an: Schnelles Einberufen von Training-Sessions, um auf Markt- oder Konkurrentenentwicklungen zu reagieren, direkte Interaktion der Teilnehmer und sofortige Behandlung von Fragen, kein Unterbruch der Arbeit der Teilnehmenden (trotz Training können die Mitarbeitenden am Arbeitsplatz wichtige Tätigkeiten weiter durchführen). Für ein Seminar mit 10 Teilnehmern rechnet er mit Einsparungen von bis zu 50’000 CHF an Reisekosten, Übernachtungskosten, Raumkosten, Kosten für "Entertainment" und den Kosten für die „verlorene Zeit“ ausserhalb des Büros bei der Anreise für Vor-Ort Veranstaltungen. Auch IBM weist sehr hohe Einsparpotenziale im Zusammenhang mit der Einführung von E-Learning aus.„The project: to create an online system for employees to collaborate and to improve their skills. The payoff: Cut 375 Mio USD annually off the training budget and another 20 Mio USD in travel expenses, thanks to Web conferencing. Picture 300’000 of the world’s sharpest workers brainstorm- 1 2 Vgl. Anhang B ABB Group Vice President of Marketing and Communications, Industries Division, Petroleum and Chemical Business Area 72 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen ing. The idea is that for every challenge, someone can come up with an answer. And IBM’s intranet, one of the world’s biggest, brings the team together, sometimes in groups of more than 1000. Big sessions are known as Web James because of the Jazzlike free flow of ideas. Other Web confabs are more intimate. They produce not only ideas but also reduced travel. Web conferencing alone cuts expenses by 20 Mio USD (BusinessWeek 2003 S. 58). Der Nutzen eines virtuellen Klassenzimmers rechnet sich über den Wegfall verschiedener Kosten und dadurch, dass die Teilnehmenden nur die reine Ausbildungszeit einsetzen müssen. Das „virtuelle Klassenzimmer“ hat Vorteile gegenüber dem asynchronen E-Learning mit Web Based Training-Anwendungen. Bei diesen muss mit Entwicklungskosten von 40' 000 – 80' 000 CHF pro Stunde Training gerechnet werden. Eine positive Kosten/Nutzenrechung auszuweisen fällt oft schwer, da die Informationen meist schnell überholt sind und deren Aktualisierung in der E-Learning Anwendung aufwändig ist. Der Einsatz von Web Based Training konzentriert sich deshalb auf langfristig gültiges Grundlagenwissen. 73 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Nutzenpotenziale E-Learning Effektivität im Vertrieb verbessern Informations- und Erklärungsbedarf Schnelle Information der Zielgruppen bei Aenderungen im Markt Verkäufer und Partner schneller in Produktneuerungen einführen Teilnehmer lernen wo und wann sie wollen (asynchrones E-Learning) Teilnehmer bestimmen Lerntempo selber (asynchrones E-Learning) Interaktions-, Koordinations- und Entlastungsbedarf Effizienz im Vertrieb verbessern Lösungs- und Anpassungsbedarf Prozesskosten Know-how Transfer kein mit Feedback und Nutzenpotenzial Interaktion (synchrones E-Learning) Schnelles "Auffrischen" von Produkteknow-how anhand von Simulationen der Produktsteuerungen online Vernetzen der Zielgruppen untereinander Anforderungen der Zielgruppen im Vertrieb mit E-Business besser unterstützen Weniger verlorene Zeit vor und nach Präsenzveranstaltungen Mitarbeiter werden standardisiert in Produkte eingeführt (asynchrones E-Learning) Weitere Kosten Tiefere Reise- und weitere Kosten Vertrieb des Herstellers mit E-Business kostengünstiger gestalten Abbildung III-11 Nutzenpotenziale „E-Learning“ 2.4 Risiken „E-Learning“ Die Herausforderung bei der Wissensvermittlung im „virtuellen“ Klassenzimmer liegt darin, dass der Trainer keinen direkten (Augen-)Kontakt mit seinem Publikum hat (Tabelle III-3). Eine engere Einbindung der Teilnehmer in den Präsentationsablauf als bei Vor-Ort Trainings wird deshalb erforderlich. Ein Mittel dazu ist die möglichst interaktive Gestaltung der Präsentationen. Methoden wie „lautes Denken“ und „Arbeiten in virtuellen Gruppen“ helfen, die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden nicht zu verlieren. Die Frustrationstoleranz bei der Arbeit am PC und mit E-Business-Anwendungen ist sehr tief. Allzu schnell verlieren die Teilnehmer die Aufmerksamkeit und wechseln die Anwendung, um z.B. die persönliche Mailbox – nur einen Klick entfernt - abzufragen. Neben der Relevanz des Inhalts ist für E-Learning wie bei allen E-Business Anwendungen die Benutzerfreundlichkeit von hoher Bedeutung (Dunn R. L. 2003 74 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen S. 65). Obwohl die Bedienung für die Teilnehmenden sehr einfach ist, braucht es eine äusserst detaillierte Führung. Dazu gehören ganz grundlegenden Anweisungen wie z.B. „Bitte drücken Sie den roten Knopf oben rechts.“ (Dilk 2003 S. 1). Eine besondere Herausforderung stellt die Motivation der Ansprechpartner dar, die E-Learning Module zu nutzen oder an Treffen im “virtuellen Klassenzimmer” teilzunehmen: „Salespeople need an extra push to use Web-based training tools: You' ve been on the road since 7 a.m. You finally get home and have a choice to make: You can log on to the company network and take an hour-long online training course, or you can plant yourself on the couch and prepare for Must-See TV. Welcome to the dilemmas your salespeople face on a regular basis. Online training sounds great in theory--it saves money and time--but in practice, it can be difficult to get a sales force motivated enough to complete required courses. That' s why, as one training expert notes, E-learning is "like assigning homework after school."(Brass/Strout 2002 S. 56). Projekt- und Informatikrisiken entsprechen den unter „Online Informationen“ vorgestellten Risiken (Tabelle III-2). Risiken E-Learning • Prozessrisiken Fehlende Akzeptanz der Zielgruppen o Werden die Regeln für die Benutzerfreundlichkeit einer E-Business Anwendung eingehalten? o Können die Zielgruppen dazu motiviert werden, E-Learning-Angebote zu nutzen? o Sind die Trainer bereit, neue Form der Wissensvermittlung einzusetzen? o Wird eine sinnvolle Aufteilung von Online und Präsenzveranstaltungen implementiert? o Haben alle Zielgruppen die nötige Infrastruktur, um die E-Learning Anwendung sinnvoll einsetzen zu können? Projektrisiken Projektrisiken entsprechen den Risiken in Tabelle III-2 Risiken „Online Informationen“ Informatikrisiken Informatikrisiken entsprechen den Risiken in Tabelle III-2 Risiken „Online Informationen“ Tabelle III-3 Risiken „E-Learning“ 75 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 3 3.1 Kapitel III E-Business Anwendungen Online Kataloge Einführung Ein Produktkatalog umfasst Funktionen und Daten, um Produktinformationen den Zielgruppen zur Verfügung zu stellen. Ein Online Katalog ermöglicht die Auswahl und das Bestellen von Standardprodukten. Er ermöglicht die Abfrage des Produktsortimentes, erfasst die Anfragen oder Aufträge und erlaubt oft den Zugriff auf Information über laufende Aufträge und Lagerbestände. Kataloge im Industriegüterbereich umfassen meist auch die Verwaltung der Zugriffsrechte der Mitarbeitenden des Kundenunternehmens über einen Masteruser. Mit den entsprechenden Zugriffsrechten kann ein Mitarbeiter z.B. Nettopreise und laufende sowie fakturierte Aufträge einsehen. Der Ablauf in einem Online Katalog für Industriegüter ist aus Abbildung III-12 ersichtlich. Der Kunde kann entweder über eine geführte Suche unterstützt oder über das Ausfüllen einer Schnellliste einen Warenkorb füllen und eine Bestellung (bei registrierten Anwendern) oder eine Anfrage (bei nicht registrierten Anwendern) erzeugen. Die Registrierung stellt sicher, dass die Vertriebsverantwortlichen des Herstellers entscheiden können, ob mit einem Kunden ein Geschäft getätigt werden soll oder nicht. Nettopreise und Lagerbestände werden nur registrierten Benutzern zur Verfügung gestellt. 76 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Drill-Down Suche im Katalogteil Suche im Technologieteil (Werkzeugempfehlung) Anmeldung Schnellsuche über Katalognummer, Bestellcode Ausfüllen der „Schnellliste“ Warenkorb (für registrierte Benutzer mit Lagerinformationen und Nettopreisen) Anfrage (für nicht registrierte Anwender) Bestellung (für registrierte Anwender) Upload der Bestelldatei vom ERP System des Kunden Abbildung III-12 Ablauf in einem online Katalog1 von der Anmeldung bis zur Anfrage/Bestellung Zweckmässigerweise werden unterschiedliche Angebote für die Kunden und die Absatzpartner realisiert. So können zum Beispiel die Absatzpartner online bestellen, die Endkunden profitieren auf der Website von Informationen über die Produkte. Sie sollen aber wie bis anhin beim Absatzpartner bestellen, da die Beziehung Absatzpartner/Kunde in den Prozessen während und nach dem Vertrieb – Auftragsabwicklung und Service – von hoher Bedeutung ist (Abbildung III-6). Zudem kann der Hersteller nicht die Aufgaben der Absatzpartner übernehmen wie Auslieferung und Rechnungsstellung an die Endkunden. Das müsste er aber, wenn die Absatzpartner umgangen würden. Die Absatzpartner haben trotz Internet nichts von ihrer Bedeutung verloren. Die sogenannte Disintermediation, d.h. das Ausschaltung von Zwischenstufen in vertikalen Vertriebssystemen durch di- 1 www.titex.com 77 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen rekten Zugang der Endnutzer zu Angeboten des Hersteller im Internet, hat nicht statt gefunden. Die traditionelle Nutzung von Online Katalogen – der Interessent besucht eine Website – genügt den Kunden oft nicht: Über Content Syndication erhalten die Zielgruppen elektronische Daten, die sie in ihre Informatiksysteme übernehmen können, um damit intern oder auf ihren eigenen Website Informationen des Herstellers anzubieten oder zu verarbeiten (Varianten b in Abbildung III-13). Je nach Art des Vertriebssystems des Herstellers kann es Sinn machen, Anwendungen und Daten über die eigene Website oder über die Website eines Partners zu veröffentlichen. Hersteller können aber auch nicht nur Daten, sondern ganze Anwendungen den Absatzpartnern zur Verfügung stellen. Diese Form der Unterstützung von Absatzpartnern – genannt Shared Services – gewinnt an Bedeutung (Rogoll/Piller 2003 S. 40) und wurde zum Beispiel von ABB Drives realisiert1 (Variante c in Abbildung III-13). Eine weitere Möglichkeit ist die direkte Einbindung von Daten in die betriebswirtschaftlichen Informatiksysteme der Kunden. Diese können die Produkte der Lieferanten aus den eigenen Systemen bestellen. Positive Folge: Lernaufwand fällt weg, ebenso allfällige Doppeleingaben im Webshop eines Anbieters und im eigenen ERP (Variante d in Abbildung III-13). Unternehmen wie Nokia, „ABB Standardprodukte“ und Corporate Express bieten den Partnern Daten und Anwendungen für deren Integration in die ERP2 Dieses Angebot ist wichtig, um E-Procurement Initiativen der Kunden zu unterstützen. „Als Anbieter von Büroartikeln waren die Verantwortlichen von Corporate Express früh gefordert, E-Procurement taugliche Produktkataloge bereitzustellen. Büromaterial gilt für die elektronische Beschaffung als besonders geeignet. Pannen kann sich das Unternehmen nicht leisten; Kunden wie DuPont oder die Lufthansa zu vergraulen, wäre für den Anbieter mit Sitz in Stuttgart tödlich“ (Ahrens 2004 S. 1). 1 www.abb.com/drivespartner 2 www.nokia.com 78 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Hersteller betreibt Website mit unterschiedlichen Angeboten für Absatzpartner und Kunden Kunde bezieht Informationen über die Website des Herstellers, Hersteller Absatzpartner bezieht Informationen von der Website des Herstellers Kunden Absatzpartner „Syndication“ in Websites der Absatzpartner (Bsp.: www.eldas.ch) Hersteller Absatzpartner erhält Informationen für seine Website elektronisch vom Hersteller Absatzpartner Kunde bezieht Informationen über die Website der Absatzpartner Kunden „Shared Services“ der Hersteller für die Websites der Absatzpartner (Bsp.: www.abb.com/drivespartner) Hersteller Absatzpartner erhält Informationen und Funktionen für seine Website elektronisch vom Hersteller Absatzpartner Kunde bezieht Informationen / Transaktionen über die Website der Absatzpartner Kunden „Syndication/Shared Services“ in interne Systeme der Kunden (Bsp.: www.titex.com) Hersteller Kunde erhält Informationen für firmeninterne Anwendungen von den Herstellern. Kunden Abbildung III-13 Integration von Informationen und Anwendungen in die Websites und Informatiksysteme der Absatzpartner und Kunden Diese Verteilung von elektronischen Daten über Content Syndication kann für Hersteller eine weit wichtigere Bedeutung erlangen als der Webshop, weil sie oft nicht direkt an Endkunden verkaufen, sondern ihre Produkte über Absatzpartner an die Kunden vertreiben. Kaufen über den Webshop hat zudem für Kunden im Industriegüterbereich einen gewichtigen Nachteil. Eine Bestellung muss im Webshop und im internen ERP eingegeben werden, um sie gemäss dem Einkaufsprozess im Unternehmen abzuwickeln. Diese Doppeleingaben fallen weg, wenn die Daten des Online Katalogs in die Systeme des Kunden integriert werden. Nachteilig ist aus Kundensicht auch, dass Webshops unterschiedlich gestaltet sind. Die Mitarbeiter müssen sehr aufwändig die Webshops unterschiedlichster Anbieter kennen lernen. Dieser Aufwand fällt weg, wenn die Daten der Hersteller in die Systeme der Kunden aufgenommen werden. Ansätze zur Standardisierung der Katalogsysteme sind in Entwicklung. Dazu hat der Bundesver- 79 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen band Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik BME, eine Initiative gestartet. „"BMEcat" schliesst eine Lücke, die sich durch die Digitalisierung der Märkte und das Fehlen eines allgemein akzeptierten Standards zu einem Problem für alle Unternehmen entwickelt hat. Im Internet werden über 160 verschiedene Katalogsprachen eingesetzt. Für Hersteller und Kunden würde ein allgemein akzeptierter Standardkatalog die Kosten erheblich reduzieren“1.. Die Website ist jedoch nur ein Zielsystem eines Online Katalogs. Weitere Zielsysteme sind Anwendungen von elektronischen Marktplätzen, der Absatzpartner und Kunden. Über Content Syndication nehmen diese Katalogdaten in ihre Webanwendungen oder andere Anwendungen auf2. Für Kunden werden aus dem elektronischen Produktkatalog periodisch Katalogauszüge in den gewünschten Formaten erzeugt (Wörndl 2003 S. 197). Bei ABB ist die Marketingabteilung verantwortlich für die Produktstrukturen des Online Katalogs sowie für die Attributsinformationen (technische und kommerzielle Merkmale) von Nicht-ABB Produkten, die im ABB online Katalog erscheinen müssen. Die ABB Fertigungsstätten sind für die Attributsdaten der ABB Produkte zuständig (Abbildung III-14). 1 www.bmecat.de 2 Vgl. III 1.1, S. 57 80 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Customer/Channel Partner Intermediary (Marketplaces, e.g. www.voltimum.com) Content Syndication Content Syndication ABB Online Catalog ABB Marketing Units Responsible for Product Tree Structures Product Attributes of Third party products ABB Producing Units Responsible for Product Attributes Abbildung III-14 Quellen und Zielgruppen /-systeme eines Online Katalogs Die Content Syndication erfordert standardisierte Produktklassifizierungen, damit Hersteller und Kundenunternehmen die Daten in ihre Systeme integrieren können. Falls jedes Unternehmen einer Branche eine individuelle Klassifizierung führt, bedeutet dies für Hersteller und Kunden eine grosse Hürde beim Einsatz von E-Business Anwendungen wegen der nötigen Mappings, d.h. dem Übersetzen der Produktnummern des Herstellers auf die Produktnummern des Kunden und umgekehrt. Gemeinschaftliche Klassifizierungen erleichtern diesen Datenaustausch. Der ABB Online Katalog unterstützt mehrere externe Klassifikationssysteme um unterschiedliche Standards in den Weltregionen oder Branchen erfüllen zu können. Eines davon ist das Klassifikationssystem e-Class. Es gibt einen hierarchischen Klassifikationsschlüssel mit einem aus 14' 000 Begriffen bestehenden Schlagwortregister für verschiedene Produktgruppen vor. Damit werden die Produkte abgebildet und Einkäufer, Planer, Entwicklungsingenieure bei der Arbeit unterstützt. So hat sich zum Beispiel die Branche des Elektrogross- 81 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen handels in der Schweiz für dieses e-Class System entschieden. Dieses System wird durch das Unternehmen Eldas1 geführt und aktuell gehalten. So können Herstellen – wie "ABB Standardprodukte", Siemens, Philips, ... - im Kontakt mit den Grosshändlern das gleiche Nummernsystem einsetzen. 3.2 Fallbeispiel Rockwell: Vertriebsprozess standardisieren Rockwell Automation sah sich im Bereich der Standardmotoren verschiedenen Herausforderungen gegenüber, die zur Einführung eines Online Katalogs führten: So wurde das Management der detaillierten Preissetzung für die verschiedenen Motorvarianten immer aufwändiger und undurchsichtiger weil geografisch weit verteilte Motorenfertigungsstätten ähnliche Motorenlinien unter verschiedenen Produktnummern vertrieben. Die fehlende Integration vieler unterschiedlicher, nicht verbundener Datenbanken sowie fehlende konsistente und firmenübergreifender Prozesse für das Erfassen von Kundendaten, Produkt- und Preisinformationen waren weitere Gründe für die Einführung des Online Katalogs (Aberdeen 2001 S. 3). Der Online Katalog ermöglicht es, aufgrund der Bedürfnisse der Kunden den optimalen Motor zu bestimmen. Damit konnten die in Tabelle III-4 aufgeführten Vorteile erreicht werden. Zentral sind der schnellere, konsistentere Vertriebsprozess und die Kundenvorteile im Hinblick auf die Vision „Make it easier to do business with Rockwell“. Zusätzlich ist die interne Standardisierung in Rockwell von hoher Bedeutung. Den Zielgruppen Verkäufer, Absatzpartner sowie Kunden kann nun schneller ein Angebot unterbreitet werden. 1 www.eldas.ch 82 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Rockwell Automation Business Kapitel III E-Business Anwendungen Key Benefits Goal Improve Customer-service by eliminating its internal price-book-based ordering approach for a simplified, Web-Enabled system • • • Consistency across the company by • automating and streamlining quoting, • pricing and configuration activities • • Create a central repository to capture, store and manage company, product and customer information Develop an easy-to-use and maintainable system to make it easier to do business with Rockwell Deploy a solution that could support integration of systems between different business divisions and locations and related back-office or EBusiness systems • • • • • • • • Simplified and automated process to quickly generate a consistent quote with accurate pricing Enabled sales to capture orders more quickly and more efficiently while customer is on the phone Improved ability to configure detailed motor via the Web-based sales channel Faster, more efficient sales cycle Decreased order error rate Reduced ratio of quotes to order Created a single data repository to ensure consistent management of information Provided ability to make more informed pricing, product development and management decisions Increased visibility and access to accurate product and customer knowledge to sell more efficiently Improved quote turnaround time significantly Enhanced customer satisfaction by delivering faster, more relevant customer support and services Enabled customers to choose products or use a Web-based guided selling process Applied structure and visibility into activities of cross-company business functions Created a simplified system that can be quickly extended to handle new requirements Increased collaboration among marketing, engineering and sales divisions Tabelle III-4 Ziele und Resultate eines Konfigurator-Projekts der Rockwell Automation (Aberdeen 2001 S. 5) 3.3 Nutzenpotenziale „Online Kataloge“ Ein Katalog ermöglicht den Zielgruppen im Vertrieb Verbesserungen im Bereich der Informationsanforderungen, der Prozesstransparenz sowie der Auswahl der Produkte des Herstellers. Die Zielgruppen sind nicht mehr an die Bürozeiten des Herstellers gebunden und gewinnen Flexibilität, indem sie immer einkaufen können. Die Fehlerquelle der Transaktionsübermittlung fehlt weg. Die Kunden erhalten sofort Antworten auf Fragen zu Preisen und Verfügbarkeiten und profitieren somit von einer Prozessbeschleunigung. Weiteres Verbesserungspotential liegt in der Übergabe von strukturierten Produktdaten an die Zielgruppen für ihre Webangebote sowie in der Integration von Daten Dritter in die Anwendungen des Herstellers. Ein Beispiel zeigt auf, wie ein Online Katalog den Kundenpro- 83 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen zess wesentlich beschleunigt hat: „ABB is helping a customer to streamline the process of ordering replacement parts for six separate sites in the U.S. and Europe. “Using a customized inventory list created by ABB’s BusinessOnLine (BOL), this customer is able to shorten the lead time required for plant expansions, upgrades or replacements world-wide. Here is how it works: Matching parts inventories are stocked in ABB facilities in Wickliffe, Ohio and Menden, Germany. These locations are distribution centers for their respective regions. Using BOL, the customer plants (three in the U.S. and three in Europe) have immediate 24-hour access to replacement parts from the dedicated inventory. As a result, the customer receives parts faster thanks to shorter lead times.”1 Die Hersteller profitieren zusätzlich von Online Katalogen, da diese als Quelle der Produktdaten für unterschiedliche Zielsysteme eingesetzt werden können und das Generieren von Katalogen für verschiedene Medien aus einer Quelle, wie z.B. Papierkatalog, CD-ROM Katalog und elektronischer Katalog ermöglichen. Durch die an zentraler Stelle verwalteten Produktdaten sowie die einfacher erstellte und in besserer Qualität gelieferte Layoutvorlage werden im Vergleich zu den ursprünglichen Prozessen zur Erstellung von Layout und Druckvorlage erheblich Zeit und Kosten erspart, wie das Beispiel der Osram AG in Winterthur aufzeigt (Wörndl 2003 S. 195). 1 Intranet ABB, 2004 84 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Nutzenpotenziale Online Kataloge Effektivität im Vertrieb verbessern Informations- und Erklärungsbedarf Interaktions-, Koordinations- und Entlastungsbedarf Informationen zu Content Syndication Produkten, Preisen ermöglicht Kunden / Partner sowie Verfügbarkeit den elektronischen Einsatz schnell verfügbar von Daten des Herstellers Höhere Transparenz Höhere Flexibilität für dank Zugriff auf Zielgruppen: ZeitunterBewegungsdaten wie schiede und Bürozeiten Online Tracking verlieren an Bedeutung Hohe Aktualität der Daten dank Einbindung ins ERP (im Gegensatz zu Papierkatalogen) Effizienz im Vertrieb verbessern Lösungs- und Anpassungsbedarf Kunde/ Partner wird über Suchmöglichkeiten unterstützt, das optimale Produkt auszuwählen Komplexitätsreduktion für Zielgruppen durch Katalogsuchmöglichkeiten Anforderungen der Zielgruppen im Vertrieb mit E-Business besser unterstützen Prozesskosten Fehlerquelle der Informationsübermittlung fällt weg Druck auf Klassifizierung erzwingt Standardisierung und ermöglicht langfristig tiefere Prozesskosten Weitere Kosten Online Katalog als eine Quelle für alle Informationsbezüger (Papierkataloge,...) Integration von Produktinformationen aus unterschiedlichen ERP beim Hersteller Vertrieb des Herstellers mit E-Business kostengünstiger gestalten Abbildung III-15 Nutzenpotenziale „Online Kataloge“ 3.4 Risiken „Online Kataloge“ Entscheidend ist, wie der Online Katalog in Bezug auf die traditionellen Informationskanäle zu den Kunden positioniert wird (Tabelle III-5). Konflikte mit Absatzpartnern vermeidet, wer Kataloge in enger Abstimmung mit diesen implementiert1. Dabei stellt sich die Frage der Preise, die im Internet gezeigt werden. Grundsätzlich sehen nicht registrierten Kunden nur Listenpreise. Dem registrierten Benutzer wird der vorher ausgehandelte Preis angezeigt. Eine grosse Herausforderung ist das Unterstützen des Findens von Produkten und die Unterstützung der Kunden bei der Bedienung der Kataloge. Gefahr ist es, den Kunden zu viele Informationen zur Verfügung zu stellen. Wichtig ist ferner, den Kunden mehrere Varianten für die Arbeit mit dem Katalog zu ermögli1 Vgl. IV 2.1.2.3, S. 117 85 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen chen. Häufige Besucher gelangen direkt über eine Produktnummer auf das gewünschte Produkt. Daneben muss der Drill-Down über eine Produkthierarchie ermöglicht werden. Als dritte Suchehilfe dienen Frage/Antwort-Agenten, welche die Produktlisten aufgrund der Kundenbedürfnisse eingrenzen (HP 2000 c S 2). Projekt- und Informatikrisiken entsprechen den unter „Online Informationen“ vorgestellten Risiken (Tabelle III-2). Risiken Online Kataloge Prozessrisiken • Negative Auswirkungen im Vertrieb o Ist ein Zugriff unterschiedlicher Zielgruppen mit unterschiedlichen Berechtigungsstufen (Verkäufer, Absatzpartner, Kunden) sicher gestellt? o Wird durch den Katalog eine höhere Transparenz für die Konkurrenz geschaffen? • Fehlende Akzeptanz der Zielgruppen o Werden Regeln für die Benutzerfreundlichkeit/Usability von EBusiness Anwendungen, vor allem für das Suchen und Finden eingehalten? o Kann den Zielgruppen über Content Syndication der Katalog für die Integration in die internen Systeme angeboten werden, um z.B. Doppeleingaben (im Webshop und im internen ERP) zu vermeiden? Projektrisiken Projektrisiken entsprechen den Risiken in Tabelle III-2 Risiken „Online Informationen“ Informatikrisiken Informatikrisiken entsprechen den Risiken in Tabelle III-2 Risiken „Online Informationen“, weitere • Klassifizierung der Produkte realisieren Tabelle III-5 Risiken „Online Kataloge“ 86 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 4 4.1 Kapitel III E-Business Anwendungen Online Konfiguratoren Einführung Konfiguratoren erlauben den Zielgruppen das Zusammenstellen eines Produktes über die Beantwortung von Fragen zu ihren Bedürfnissen. Bekannte Beispiele dafür sind die Automobilhersteller oder der Hersteller von Personal Computer Dell, die auf ihren Webseiten Konfiguratoren für ihre Produkte zur Verfügung stellen. Standardprodukte werden aufgrund vordefinierter Optionen ausgewählt. Der Konfigurator hilft dabei, dem Kunden die Auswahl unter den möglichen Optionen zu treffen. Beispiele dafür sind die Sulzer Pumps Division und der Pumpenhersteller KSB1, die das einfache Bestimmen der idealen industriellen Standardpumpe aufgrund von Fragelisten ermöglichen. Bei ABB Antrieben können die Kunden folgende Parameter bestimmen, um ihr optimales Produkt online zu bestimmen: Input Voltage, Output Voltage, normal use, Output Voltage, heavyduty use, output current, heavy-duty use, mounting type.2 Variantenprodukte sind Produkte, die aufgrund von standardisierten Komponenten kundenindividuell zusammengestellt werden. Die Zusammenstellung der Komponenten erfolgt auf Grund der vom Kunden eingegeben Angaben und der zwischen den Komponenten bestehenden Beziehungen und Restriktionen. Das Fallbeispiel Bihler zeigt den Einsatz eines Konfigurators im Bereich der Variantenprodukte. Anlagen werden von Grund auf für jeden Kunden neu entwickelt. Die Hersteller können mit dem Einsatz von Konfiguratoren die Modularisierung/ Standardisierung ihrer Anlagenprodukte unterstützen. Konfiguratoren für Anlagen werden eingesetzt, um die Produktmodule soweit wie möglich online zusammenzustellen. Das Resultat der Konfiguration dient danach im Engineering als Grundlage dafür, die Anlage kundenspezifisch zu Ende zu planen. Das Beispiel der "ABB 1 www.ksb.de 2 www.abb.com/drives 87 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Anlagen" zeigt Ziele und Herausforderungen eines Konfigurators im Bereich von Unterwerken. Ein Konfigurationsprozess beginnt mit der Aufnahme der Kundenanforderungen aufgrund von Fragelisten, um die kundenspezifische Variante zu bestimmen (Abbildung III-16). Plausibilitätsprüfungen stellen sicher, dass lediglich sinnvolle Produktvarianten erstellt werden. Zum Abschluss wird das Angebot erstellt und dem Kunden gesandt oder online zur Verfügung gestellt. Intern erfolgt – allenfalls nach einer abschliessenden Kontrolle der Konfiguration durch die technischen Sachbearbeiter - die Übernahme der Daten in die betriebswirtschaftlichen Informatiksysteme des Unternehmens (Rosa M. 2004 S. 7). Website Open old config. Add new product Create new config. Start configuration Old configuration Define System by asking the customer needs Check relationship between components Start spec Choose components (x,…) x y z Create Bill of Material (BOM) BOM Define Price based on BOM Price Save Configuration Save configuration Check Out Quote is changed into an order in an onlineshop or Customer is contacted for tender process Shop / Tender process Abbildung III-16 Ablauf einer Konfiguration 88 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 4.2 Kapitel III E-Business Anwendungen Fallbeispiel Konfigurator für Variantenprodukte: Bihler Maschinenfabrik AG - von der Aufnahme der Kundenwünsche bis ins Product Data Management PDM Die Bihler Maschinenfabrik ist ein weltweit führender Hersteller von Stanz- und Biegeautomaten für die Umformtechnik. Bihler setzt im Marketing- und Vertriebsprozess auf E-Business Lösungen. So wurde ein Portal realisiert, auf welchem Bihler für jeden Kunden einen individuellen Bereich zur Verfügung stellt. Der Benutzer kann auf Informationen, Anwendungen und Dienste im Portal zugreifen. Derzeit stehen folgende Angebote zur Verfügung: Eine OnlineVersion der Bihler-Bibliotheken mit umfangreichen Sachmerkmalen und technischen Dokumentationen, Download von Bihler-Bibliotheken von CAD-Daten sowie Software-Updates der Bihler-Software für die Stanz- und Biegemaschinen. Für die Unterstützung des Vertriebsprozesses setzt Bihler einen Konfigurator ein (Abbildung III-17). Er soll das gesamte für den Vertrieb nötige Wissen verfügbar machen. Der Einstieg in die Konfigurationsaufgabe erfolgt über die Aufnahme der Kundenwünsche für den idealen Maschinenprozess. Der Stanz- oder Biegeprozess wird gemäss vordefinierten Arbeitsfolgen modular im Konfigurator entwickelt. Die für die Kundenbedürfnisse zentralen erklärenden Informationen (wie z.B. Schrittlänge, Leistungskennziffern, Preise etc.) werden erfasst und in die weiteren Konfigurationsschritte übernommen. Der Konfigurator richtet sich an Verkäufer und Absatzpartner, nicht aber an die Kunden. Eine der wichtigen Anforderungen besteht hier darin, den Konfigurator vollständig in das bei Bihler eingesetzte PDM-System und damit ins CAD-System einzubinden, um dem hohen Anteil an Werkzeug-Sonderkonstruktionen Rechnung zu tragen (Dörflinger/Rosa 2004 S. 75). Der Konfigurator beschickt das PDMSystem mit allen erforderlichen Informationen des Vertriebs. Umgekehrt können Konstruktionsergebnisse im Konfigurator dem Kunden präsentiert werden. Der Konfigurator unterstützt die komplette Detail-Angebotserstellung und -ausgabe. 89 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Spezifikation des Bihler Konfigurators Intuitiv lernbare, sprachenneutrale Bedienungsweise und regelbasiertes „geführtes Verkaufen“, Bereitstellung von 3D-/2D-Produktmodellen (leichte Visualisierungsdaten) für die Konfigurationsarbeit und die Angebotspräsentation, Möglichkeiten der räumlichen Layoutplanung im Kontext der Kundensituation, Fehlervermeidung durch Kombination von geometrischer und logischer Überprüfung der Produktspezifikation, Erzeugung vollständiger Inputs, CAD- /PDM-lesbarer Informationen für die erforderlichen Sonderkonstruktion, Komplexe Preiskalkulationen (mit internem Margenausweis) in Echtzeit vor Ort beim Kunden, Ausgabe differenzierter Angebotsinformationen und personalisierter Dokumente, Generierung von Merkmalsbewertungen und unterschiedlichen Stücklisten für Fertigung, Logistik und Montage sowie von Arbeitsplaninformationen, Vorbereitung für Zugriff auf die Installed Base des Kunden und für Drill-DownFunktionen zur effizienten Abwicklung des Wartungs-, Ersatzteil- und Zubehörgeschäfts. Abbildung III-17 Spezifikation des Bihler Konfigurators Interne und externe Ansprechpartner Der Konfigurator ermöglicht verschiedene positive Effekte für die Zielgruppen im Vertriebssystem: Verkäufer, Absatzpartner und Endkunden. Zielgruppe Verkäufer: Vor der Einführung des Konfigurators wurden die Spezifikationen einer Maschine durch einen Ingenieur erstellt. Heute wird diese Arbeit durch den Verkäufer selber im Konfigurator durchgeführt. Der Kunde wird damit schneller mit korrekten Offerten bedient, da diese vor Ort erstellt werden. Durch die Unterstützung bei den administrativen Arbeiten im Vertriebsprozess steigt die Produktivität des Verkaufs: die Verkäufer können in der gleichen Zeit eine grössere Anzahl Offerten bearbeiten. Zudem stellt der Konfigurator sicher, dass die Verkäufer das aktuelle Produkteset in ihren Offerten verwenden. Das unterstützt den Know-how Transfer über die immer schneller ändernden Produkte zu den Verkäufern. Ein ganz entscheidender Nutzen eines Konfigurator ist es, die Komplexität der Produkte „zu verstecken“, d.h. die Verkäufer können ohne Expertenwissen komplexe Produktvarianten erstellen und vergleichen. Je einfa90 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen cher die Bedienung des Konfigurators, desto eher wird er durch die Zielgruppe „Verkäufer“ eingesetzt. Da Verkauf und Technik von der gleichen Datenbasis ausgehen, wird deren Zusammenarbeit entscheidend verbessert. Zielgruppe Absatzpartner: Zweite Zielgruppe sind die Absatzpartner. Bihler bindet diese mit dem Konfigurator enger ins eigene Vertriebssystem. Eine Herausforderung ist dabei, dass Bihler vor allem nicht-exklusive Partner einsetzt. Deren Schulung und Betreuung ist schwierig, weil Bihler Produkte nur einen kleinen Teil ihres Umsatzes ausmachen. Der Konfigurator erfüllt hier eine wichtige Rolle, indem er den Know-how Transfer zum Absatzpartner erleichtert. Weitere Unterstützung bringt den Absatzpartnern, dass der Konfigurator mit spezifischen Kundendaten und Zusatzdaten ihrer eigenen Lösungen sowie den eigenen Preislisten ergänzt werden kann. Zielgruppe Endkunden: Die Endkunden – die Produzenten integrierter Komponenten - sind nur teilweise als Benützer des Konfigurators vorgesehen. In der Vertriebsphase ist dessen Einsatz ohne weitergehendes Produkteknow-how nicht möglich, über das die Endkunden nicht verfügen. Eine vereinfachte Version des Konfigurators soll jedoch im After-Sale eingesetzt werden. Es ist als Option geplant, den Konfigurator mit der Maschine mitzuliefern. Die Bereitstellung der Applikation für Grosskunden als Plattform für die Bewirtschaftung des eingesetzten Bihler-Maschinenparks ist eine Erfolg versprechende Option für die Zukunft, in der Bihler die PDM-Potenziale über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus ausdehnen wird. 4.3 Fallbeispiel Konfigurator für Anlagen: "ABB Anlagen"- von der Anlage zum konfigurierbaren Variantenprodukt "ABB Anlagen" hat einen Konfigurator entwickelt, der es ermöglicht, Unterwerke1 aus vordefinierten Modulen zusammen zu stellen, anstatt jede Anlage von 1 In einem Unterwerk wird Hoch- in Mittelspannung zwischen einer Überlandhochspannungsleitung und einem lokalen Mittelspannungsnetz transformiert 91 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Grund auf neu zu entwickeln. Dank des Konfigurators können früher entwickelte Systemmodule wieder verwendet, die Angebotsphase verkürzt, mehrere Angebotsvarianten schnell und kostengünstig erstellt, die Fehlerkosten vermindert sowie die Lieferanten in die Prozesse einbezogen werden. In die Abwicklung dieses Projekts waren 36 Einheiten der ABB weltweit involviert. Mittels einer PDM (Product data management) Standard Anwendung wird sicher gestellt, dass Informationen zu bereits entwickelten Produkten und Systemmodulen weltweit identisch zur Verfügung gestellt werden und damit „das Rad nicht immer wieder neu erfunden werden muss“ (Abbildung III-18). Die standardisierten Module (2) setzen sich aus Produktkomponenten zusammen (1). Der Konfigurator stellt im Designprozess je nach den technischen Anforderungen ein Unterwerk aus den Standardmodulen zusammen und generiert als Output (4): Ausschreibungsunterlagen, Bill of Quantities, Work Break Down Structures, Kalkulationsunterlagen sowie Zeichnungen. Abbildung III-18 Konfigurator für Unterwerke 1 1 WBS: Work Breakdown Structure, BOQ: Bill of Quantities 92 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Der Konfigurator ermöglicht den Zugriff für interne und externe Zielgruppen auf die im Vertrieb benötigten Informationen (Abbildung III-19). Früher wurde jedes Unterwerk individuell auf die Kundenbedürfnisse hin entwickelt und gefertigt. Dies dauerte. 12 bis18 Monate. Um dem durch die Liberalisierung erhöhten Preis- und Termindruck begegnen zu können, wurde ein neues Unterwerk entwickelt. Ihre Fertigstellung dauert noch 6 bis 8 Monate bei bis zu 50% tieferen Kosten. „Productified“ 1, eine ABB-interne Wortschöpfung bezeichnet die angestrebte Modularisierung/Standardisierung von bis anhin immer zu 100% kundenspezifisch erstellten Anlagen. So sicherte sich "ABB Anlagen" den Auftrag von „Keyspan Energy“. Keyspan operates a power transmission system for the Long Island Power Authority. With industrial and residential growth straining the grid, Keyspan was asked to have six new substations on-line before the peak summer season of 2003. Using the new concept, a Keyspan/ABB team designed the substations from a menu of pre-engineered modules – all of which were pre-tested in the factory to save time in the commissioning process.“2 1 ABB-interner Begriff, der die Standardisierung/Modularisierung von Anlagenprodukte bezeichnet 2 Intranet der ABB, November 2003 93 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Internal Partners Kapitel III E-Business Anwendungen OEM Supplier ERP Systems Masterdata Configurator Product Data Management (PDM) System CAX Systems Office Applications Standard Part Library Standard Documents Document Management Masterdata: innerhalb der ABB standardisierte Daten wie Kundennummern,… CAX: CAD, CAE, CAM,… Standard Parts: Verzeichnis von Standardteilen und bereits entwickelter Teile Document Management: Versionierung/ Metadatenverwaltung von unstrukturierten Dokumenten Abbildung III-19 Der Konfigurator ermöglicht internen und externen Zielgruppen den Zugriff auf ERP und Product Data Management (PDM) (Stürzl 2004a S. 9) 94 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Kostenvergleich Unterwerke 100% 1 80% 2 3 4 60% 5 6 1 2 3 4 5 6 40% 7 7 1 2 3 4 5 6 7 8 Transport / Montage / Inbetriebnahme Bauarbeiten Anlagengebäude Design / Engineering Schutz & Steuerung Mittelspannungsschaltanlage Leistungstransformator Hochspannungsgeräte 20% 8 8 Bisheriges Unterwerk Neues Konfigurator-taugliches Unterwerk 0% Abbildung III-20 Kosten eines traditionellen Unterwerks im Vergleich zum neuen Unterwerk mit Einsparungen im Bereiche Design / Engineering dank des Konfigurators Die Engineeringkosten konnten wesentlich gesenkt werden (Nr. 4 in Abbildung III-20). Dies ist das Resultat der Modularisierung zusammen mit dem Einsatz des Konfigurators. Zusätzlich konnte die Offertphase signifikant verkürzt werden (Abbildung III-21). Hochspannungs-Geräte, Leistungstransformatoren, Mittelspannungsschaltanlagen und Schutz/Steuerung werden von jeweils anderen ABB Geschäftseinheiten weltweit produziert. Die Daten dieser Geschäftseinheiten werden über den Konfigurator konzentriert und konsistent den Ingenieuren zur Verfügung gestellt. Die grössten Ersparnisse werden beim Design und Engineering erreicht, dass nun nicht mehr für jede Anlage von Grund auf neu durchgeführt werden muss sondern auf bereits definierten aufbauen kann. 95 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Vergleich der Realisierungszeit für ein Unterwerk 1 Verhandlung 2 Planung 3 Produktion 3 4 5 4 Bauarbeiten 6 5 Montage 2 1 6 Inbetriebnahme Unterwerk: vorheriges Modell 1 2 3 4 5 6 Neues Konfigurator-taugliches Unterwerk 0 6 Monate 12 Abbildung III-21 Vergleich der Realisierungszeit eines traditionellen und des neuen, modular erstellten Unterwerks Ansprechpartner für diesen Konfigurator sind ABB Mitarbeiter der Local Engineering Centers, die in den ABB Landesgesellschaften den lokalen Kunden Unterwerke verkaufen und realisieren. Die EVU, Kunden der "ABB Anlagen" sind keine Zielgruppe für diesen Konfigurator. Bei der Einführung des Konfigurators war die Integration und Motivation der zukünftigen Anwender erfolgsentscheidend1. Die Bedeutung dieses Konfigurators wird als sehr hoch eingeschätzt, da dieser dazu beiträgt, die aufgrund des Konkurrenzdrucks nötigen Verbesserungen im Bereich des Zeitbedarfs für eine Angebotserstellung, der Qualität der Angebote sowie des Senkens der Engineeringkosten zu erreichen. “Low-end projects like distribution substations must be executed locally. At the same time we have to guarantee a high level of quality worldwide. Productified systems and substa1 Vgl. IV 3.1, S. 117 96 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen tions are the solution for this challenge. …. These configurators must be made available to our partners and must be used by all our local engineering centers. They will enable us to reach the desired levels of time-to-quote and quality during the project execution from tendering and cost calculation to delivery. Configurators allow us to reduce the engineering substantially providing substantial cost reductions.”1 4.4 Nutzenpotenziale „Online Konfiguratoren“ Verschiedene Untersuchungen erhellen die Nutzenpotenziale von Konfiguratoren (Tabelle III-6), wie die kürzere Offertephase, tiefere Fehlerrate sowie Einsparungen dank der Wiederverwendung bereits eingesetzter Konfigurationen und dem automatischen Generieren von Dokumenten. 1 Josef A. Duerr, Business Area Manager Power Systems, Interview im Intranet der ABB, 2003 97 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Untersuchung Forza, Salvador 2002 Kraemer/Dedrick 2001 Wenden/Way 2003 Mittal 2003 DeSisto/Berg 2001 Hüllenkremer 2002 Rosa 2004 Leimstoll 2003 Kapitel III E-Business Anwendungen Nutzen eines Konfigurators Durch Konfiguration über das Internet konnte bei einem Anbieter von Gussformen eine Verkürzung der Offertphase von 5-6 Tagen auf etwa einen Tag erreicht werden. Zusätzlich dazu wurde eine Abnahme der Fehlkonfigurationen erreicht. Cisco, ein Anbieter von Router Hard- und Software, bezeichnet den Nutzen der eingesetzten Konfiguratoren mit einer tieferen Fehlerrate (order rework sank von 15% auf 2%) und tieferen Überarbeitungskosten sowie einem mit 98% hohen Prozentsatz termingerechter Lieferungen. Die Anzahl Retouren wegen Fehlkonfigurationen konnte um 80% gesenkt werden. Bei Flakt, einem Hersteller von industriell eingesetzten Grossfans, wird die Ersparnis mit 30% tieferen Ressourcen im Vertriebsprozess angegeben Bei Huber Suhner UK wurde eine signifikant verkürzte Zeit zur Angebotserstellung (zum Teil von Stunden auf wenige Minuten) erreicht. Einmal gemachte Offerten können gespeichert und weiter verwendet werden, die Zeit der Engineeringabteilung für das Überprüfen der Offerten konnte signifikant verkürzt werden, im Falle einer Bestellung können Zeichnungen und Stücklisten automatisch generiert werden. DeSiste/Berg von Gartner bezeichnen die Vorteile eines Konfigurator damit, dass bis zu 50% der Nachbearbeitung von Bestellungen eingespart werden kann, weil die Qualität der Offerten steigt. Im weiteren steigt die Geschwindigkeit, weil es die Konfiguratoren ermöglichen, dass Verkäufer ohne technische Unterstützung die Produkte konfigurieren und Preise bestimmen können. Hüllenkremer stellt fest, dass die durchschnittliche Dauer für die Erstellung von Angeboten um bis zu 50% reduziert wird. Die Durchlaufzeit in den planenden Bereichen, Projektierung, Konstruktion, Auftragsbearbeitung wird um bis zu 67% verkürzt. Die Anzahl der Kundensonderwünsche pro Auftrag wird um 50% bis zu 90% verringert. Daraus ergeben sich mögliche Nutzenpotenziale wie kürzere Durchlaufzeit im Vertrieb, höhere Angebotsqualität und weniger Fehler durch korrekt konfigurierte Produkte Rosa bezeichnet die Optimierungsmöglichkeiten mit der Reduktion von Fehlerkosten sowie tieferen Prozesskosten aufgrund der automatisierten Datenübernahme in nachgelagerte Systeme Leimstoll bezeichnet die Integration von Hersteller und Kunden durch den Einbezug der Informationen von Sublieferanten in die Konfiguratoren eines Herstellers als Nutzenpotenzial, das sich in Zeit- und Kostenverbesserungen äussert. Tabelle III-6 Literatur zu Nutzen von „ Online Konfiguratoren“ Die Nutzenpotenziale von Konfiguratoren in Bezug auf den Informations-, Koordinations- sowie den Anpassungsbedarf der Zielgruppen im Vertrieb sind aus Abbildung III-22 ersichtlich. Die Verkäufer der Hersteller können ohne die Komplexität der Produkte zu verstehen, schnell verschiedene Varianten für die Kunden erstellen. Konfiguratoren ermöglichen es, dass Produkte ohne technische Spezialkenntnisse aufgrund der Kundenbedürfnisse zusammengestellt werden können. Die Komplexität der Produkte und ihrer Zusammenstellung mit den jeweils geltenden Einschränkungen kann vor den Anwendern versteckt werden (Piller/Stotko 2003 S. 132). Konfiguratoren vereinfachen somit den Vertriebsprozess. Sie beschleunigen ihn zudem, da sie die oft mühsame Angebotserstellung von komplexen Produkten abkürzen und dem Kunden schnell mögliche Varianten aufzeigen. Konfiguratoren unterstützen die Globalisierung, indem Infor98 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen mationen aller Werke eines Unternehmens an einem Ort zur Verfügung gestellt werden. Die Unternehmen im Anlagengeschäft können mit Konfiguratoren die interne Modularisierung/Standardisierung im Bereich von kundenindividuellen Projekten unterstützen. Damit unterstützt der Konfigurator das Ziel des Unternehmens, Kosten im Design- und Engineeringprozess zu sparen. Weitere Nutzen von Konfiguratoren sind: kürzere Bearbeitungszeit bis zur Offertabgabe, besserer Einbezug von Produkten des Herstellers, die den einzelnen Ingenieuren nicht immer bekannt sein müssen, da durch den Konfigurator vorbestimmt, weniger Fehler in der Designphase und eine hochwertige Dokumentation für die Kunden (Rehtanz et al. 2004 S. 19). Die Hersteller profitieren von der Integration in die internen Informatiksysteme, was sich in Schnelligkeit und tieferer Fehlerquote auswirkt. Nutzenpotenziale Online Konfigurator Effektivität im Vertrieb verbessern Informations- und Erklärungsbedarf Interaktions-, Koordinations- und Entlastungsbedarf Aufzeigen von Schnelleres Preisen direkt Erstellung von durch oder beim Offerten durch Kunden Zielgruppen Verkäufer und Partner schneller in Produktneuerungen eingeführt Effizienz im Vertrieb verbessern Lösungs- und Anpassungsbedarf Aufzeigen von Varianten direkt durch oder beim Kunden Höhere Qualität der Informationen (Weniger Fehlkonfigurationen) Möglichkeit für Partner Szenarien von Produktvarianten selber durchzuspielen Komplexitätsreduktion für Kunden / Partner, die das Produkt ein-/ verkaufen Anforderungen der Zielgruppen im Vertrieb mit E-Business besser unterstützen Prozesskosten Tiefere Kosten für die Erstellung der Angebote Tiefere Engineeringkosten wegen Wiederverwendung von Modulen Tiefere Qualitätskosten wegen Wiederverwendung von Modulen besserer Ausgleich von Ressourcen wegen standardisierten Prozessen und Systemen Weitere Kosten Interne ProduktKomponenten: Tiefere Fertigungskosten wegen Standardisierung Externe Produktkomponenten: Tiefere Einkaufskosten wegen Standardisierung Einbezug der Komponenten des Herstellers sicher gestellt, da durch Konfigurator vorgegeben Einfachere Integration der Daten einer Konfiguration in die nachgelagerten Informatiksysteme Tiefere Dokumentationskosten da durch Konfigurator z.T. standardisierbar Vertrieb des Herstellers mit E-Business kostengünstiger gestalten Abbildung III-22 Nutzenpotenziale „Online Konfiguratoren“ 99 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 4.5 Kapitel III E-Business Anwendungen Risiken „Online Konfiguratoren“ Konfiguratoren zeigen nicht nur wie „Online Informationen“ Stammdaten der Produkte online, sondern zusätzlich die Struktur dazu. Diese Bündelung und Offenlegen von internem Wissen ist ein Risiko, da damit die Konkurrenz einfacher Erkenntnisse gewinnen kann (Tabelle III-7. Von Konfiguratoren wurde während des Internet-Hype im Hinblick auf die Unterstützung der Kunden sehr viel erwartet. Kunden sollten ihre Produkte selber in einem Konfigurator des Herstellers definieren können, wie es bei Dell für Personal Computer z.B. der Fall ist. Doch Kunden erwarten in der Evaluationsphase, dass der Hersteller die Konfiguration für sie durchführt. Sie sind nicht bereit ihm diese Arbeit abzunehmen. Die Kunden scheuen den Aufwand, sich mit einer EBusiness Anwendung auseinander zu setzen. Zudem haben sie „Angst“, mit der Konfiguration die Verantwortung für die korrekte Auslegung eines Produktes zu übernehmen, obwohl die Konfigurationen bei den relevanten Produkten vor Auslieferung durch Ingenieure geprüft werden. Weiter stellen Kunden hohe Anforderungen an die Benutzerfreundlichkeit eines Konfigurators, d.h. sie setzen ihn nur ein, wenn er äusserst einfach zu bedienen ist. Dies steigert die Realisierungskosten. Grundsätzlich profitieren Hersteller von einem Konfigurator hinsichtlich der Effizienz im Betrieb mehr als dass sie damit die Anforderungen der Kunden im Vertrieb besser erfüllen können. Das führt dazu, dass Konfiguratoren vor allem intern und in der Zusammenarbeit mit Absatzpartnern nutzbringend eingesetzt werden. Weitere Risiken liegen darin, dass Produkte überhaupt konfigurierbar sein müssen. Oft ist vorerst ein Modularisierungskonzept zu implementieren, d.h. eine sinnvolle Trennung von standardisierten Modulen und individueller Ausgestaltung (Rogoll/Piller 2003). Der Konfigurator ist dann – wie es das oben aufgeführte Fallbeispiel der „ABB Anlagen“ aufzeigt – ein Tool im Rahmen eines umfassenden Optimierungsprojekts. Eine weitere grosse Herausforderung beim Einsatz von Konfiguratoren bildet das Abbilden des vorhandenen Wissens über die Produkte. Eine Umfrage von Gartner Research hat ergeben, dass dies in einem Konfiguratorprojekt sehr 100 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen präzise erfolgen muss: „Incomplete Product and pricing Knowledge: “Incomplete knowledge will lead to exactly the problem that enterprises are trying to solve, which is creation of incorrect orders” (Desisto 2002 S. 2). Oft stellen Daten von Dritten, die für die Konfiguration von Produkten notwendig sind, eine Herausforderung dar. Zulieferanten wie z.B. Motorenbauer geben die Logik ihrer Produkte und Teile nur sehr zurückhaltend an ihre Kunden weiter. Die Integration des Konfigurators in die bestehenden Informatiksysteme ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für Konfigurationsprojekte. Es ist wichtig, dass Konfiguratoren mit den Daten aus den bestehenden Systemen gespiesen werden und umgekehrt Daten in die bestehenden Informatiksysteme übergeben können. Eine besondere Herausforderung ist die Unterstützung der Preissetzung im Konfigurator: Rabattierungsgruppen sowie die Mehrwertsteuergesetzgebungen verschiedener Länder sind ein Problem, ebenso die Frage, wer welche Preise setzen darf. Bis heute ist dies z.T. Privileg des Vertriebs. Der Konfigurator ersetzt die oft noch durch die Verkäufer selber erstellten Preisberechnungen in Officeanwendungen. Der Konfigurator bringt Transparenz über die durch den Verkäufer angebotenen Produkte, was diese nicht immer schätzen. Projekt- und Informatikrisiken entsprechen den unter „Online Informationen“ vorgestellten Risiken (Tabelle III-2). 101 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Risiken Konfiguratoren • • Prozessrisiken • Negative Auswirkungen im Vertrieb o Wie weit wird Modularisierung akzeptiert? Wie weit können die individuellen Bedürfnisse der Kunden trotz Standardisierung/ Modularisierung noch abgedeckt werden o Wird mit dem Konfigurator internes Wissen so veröffentlicht, dass es der Konkurrenz nützen könnte? Fehlende Akzeptanz der Zielgruppen o Wird der Konfigurator durch die Zielgruppen als Unterstützung oder als Übernahmen der Arbeit des Herstellers empfunden? o Kann die angestrebte Komplexitätsreduktion realisiert werden oder wird der Konfigurator letztlich so komplex wie das Primärsystem ERP? Fehlende Konfigurierbarkeit der Produkte o Sind die Produkte (Anlagen/Variantenprodukte) für den Einsatz eines Konfigurators geeignet? Sind sie überhaupt konfigurierbar? o Ist das Know-how für das Abbilden des Produkts im Konfigurator vorhanden? o Werden Daten von Dritten (Teilprodukte wie z.B. Motoren) für die Implementierung des Konfigurators zur Verfügung gestellt? o Ist die Preissetzung im Primärsystem (ERP) so hinterlegt, dass sie im Konfigurator kundenindividuell übernommen werden kann? Projektrisiken Projektrisiken entsprechen den Risiken in Tabelle III-2 Risiken „Online Informationen“ Informatikrisiken Informatikrisiken entsprechen den Risiken in Tabelle III-2 Risiken „Online Informationen“ Tabelle III-7 Risiken „Online Konfiguratoren“ 102 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 5 5.1 Kapitel III E-Business Anwendungen Online Collaboration Einführung Die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Zielgruppen wie Absatzpartnern und Kunden im Laufe des Vertriebsprozesses kann durch E-Business Anwendungen für Online Collaboration1 unterstützt werden. Diese Zusammenarbeit erfolgt unterschiedlich intensiv (Abbildung III-23). Die einfachste Art der Online Zusammenarbeit ist das gemeinsame online Projektmanagement. Weiter geht die gemeinsame Nutzung der gleichen Daten und Dokumente zu den Produkten durch die Partner im Vertriebsprozess. Eine sehr enge Zusammenarbeit ist das Online Engineering, das den Partnern ermöglicht, online CAD Volumenmodelle zu betrachten, beurteilen und kommentieren. So können z.B. allfällige Inkompatibilitäten verschiedener Komponenten frühzeitig im Engineeringprozess festgestellt und ausgeräumt werden. Oft erfolgt die Einführung von Online Collaboration zeitlich über die drei in Abbildung III-23 vorgestellten Stufen, wie zum Beispiel bei MTU Aero Engines (Rupp 2004, S. 12). 1 www.ve-forum.org/kooperationstools 103 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Stärke der Integration Online Projektmanagement Durchführen von online Meetings • Verwalten von Terminen, Pendenzen und Protokollen Gemeinsames Dokumentenmanagement Einsatz gemeinsamer produkt- und prozessbezogener Dokumente und Daten • Unstrukturierte Dokumenten, wie z.B. Offerten, Berichte,… • Strukturierte Daten wie z.B. Stücklisten Online Engineering Gemeinsames und gleichzeitiges Arbeiten an Volumenmodellen aus unterschiedlichen CAD • Gemeinsames Modellieren • Gemeinsames Betrachten • “Mark up” des Aenderungsbedarfs an den Modellen Abbildung III-23 Unterschiedliche Arten der Online Collaboration 5.1.1 Online Projektmanagement Online Projektmanagement bezeichnet die Unterstützung der administrativen Projektmanagementaufgaben (Planung, Pendenzenverwaltung, Protokoll- verwaltung,...) mit E-Business Anwendungen. Sehr weitgehend werden online Projektmanagementanwendungen bereits in der Bauindustrie eingesetzt (Weippert et al. 2003). Online Projektmanagement im Bau ermöglicht es allen am Projekt beteiligten Partnern, wie Architekten, Kunden, Berater, Projektleiter, Bauunternehmer , die Projektplanung gemeinsam abzuwickeln sowie alle für das Projekt benötigte Dokumente einzusehen. Das Unternehmen Bovis hat bei der Planung und Durchführung des Umbaus von Tankstellen mittels online Projektmanagements alle 25 Planungspartner und Unterlieferanten integriert und damit die Effizienz signifikant gesteigert (BusinessWeek 2003 S. 59). Auch Bosch Rexrodt hat ein Projektmanagementtool im Extranet realisiert, um grosse Projekte mit den Absatzpartnern abzuwickeln (Lochmann 2003 S. 15). 104 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Auch in der Automobilindustrie wird online Projektmanagement weitgehend eingesetzt. Die OEM bieten den Zulieferern das gemeinsame Projektmanagement übers Internet an. Dies umfasst Phasenmodelle in der Entwicklungsphase von Zulieferteilen. Das Projekt wird mit webgestützten Tools abgebildet, um das Projektmanagement und das Dokumentenmanagement zu unterstützen.1 Gemäss der Erfahrung von Weiner ist diese Funktionalität vor allem in Industrien mit enger Integration der Partner sinnvoll, weniger in Industrien mit losen Supply Chains. 5.1.2 Gemeinsames Dokumentenmanagement Dokumentenmanagement bezeichnet die Verwaltung des Lebenszyklus von Dokumenten mit Versionenkontrolle und bei Bedarf Genehmigungsprozessen bei Änderungen an den Dokumenten. Damit arbeiten alle Partner mit den jeweils aktuellen Dokumenten. Neben den Dokumenten werden auch strukturierte Daten gemeinsam benutzt, wie z.B. die Stücklisten einer Anlage. Dafür müssen allerdings Daten z.B. von dezentral entwickelten Produktkomponenten über eine globale Schiene zwischen den verschiedenen betriebswirtschaftlichen Systemen der Partner ausgetauscht werden (Abbildung III-24). Bei "ABB Anlagen" sind Leadcenter für das Engineering spezifischer Anlagen verantwortlich. Die Fertigung von Komponenten für eine Anlage erfolgt in verschiedenen ABB Fertigungsstätten sowie bei externen Unternehmen. Die Übermittlung der Stücklisten und anderer Produktinformationen erfolgt übers Internet aus den CAD-Systemen in die verschiedenen ERP Systeme wie SAP, BAAN, usw. 1 Vgl. Anhang B 105 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Global layer / Internet Company layer Pro E •Product Structure Handling •Revision Catia Company 1 •Product core component 1 BaaN Company 2 •Product component 2 BaaN Handling •Check In / Check Out •Product Documentation Handling Company 3 •Product component 3 Autocad SAP 4.7 •Product component 4 Catia Pro E Company 4 SAP 4.6c Company 5 •Product component 5 Syteline SYMIX Abbildung III-24 Online Austausch von Produktdaten zwischen unterschiedlichen Unternehmen und Anwendungen (CAD/ERP) Dieser Austausch der Produktdaten zwischen Partnern erhält eine immer stärkere Bedeutung (Ackermann/Eichelberg 2003). Die Hersteller müssen sicher stellen, dass die richtigen Produktdaten zur richtigen Zeit bei allen involvierten internen und externen Partnern bereit liegen, eine immer schwierigere Aufgabe aufgrund der Fokussierungsbemühungen der Unternehmen sowie zunehmendem Outsourcing und Offshoring von z.B. Fertigungskapazitäten. 5.1.3 Online Engineering Neben der in CAD Anwendungen generierten Daten in die ERP ist ebenfalls die Integration von Engineering Daten ein Ziel. Mittels Online Engineering, d.h. der gemeinsame Arbeit von örtlich entfernten Partnern an einem CAD Volumenmodell, kann dies erreicht werden. Am besten können die Vorteile dieses Vorgehens durch ein Beispiel verdeutlicht werden. 106 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen „To get a feeling for the (Virtual Engineering Office) VEO environment, let’s attend a virtual meeting. But first meet Jack, a manufacturing specialist responsible for making sure that ordered products can be produced and that process costs are minimized. He has been collaborating with Oliver, an ABB designer; on a part that is causing both of them some trouble. After entering the VEO Jack watches parts of the 3D model being rendered on his computer as the data streams from the server. By rotating the view and zooming in and out, he familiarizes himself with the assembly as he last saw it. While waiting for the meeting to start, he inspects the associated notes and – within minutes – is well prepared for the discussion. In the members subsection of the graphic workspace, Jack can see that he is the second person to join the session. Oliver is already in, and has obviously loaded the CAD model into the VEO server. The designer now takes the driver’s seat and work begins. Listening to Oliver' s explanation of the intended change, accompanied by synchronous movements in the viewport and using the pointing tools and markup features, Jack reflects that there is really very little difference between this session and a real meeting. In some respects, the virtual 3D meeting is even better. Jack can take full advantage of the accurate measurements that are so important to his work. And he can use his expertise to suggest alternatives, which the designer can try out on-line, for improving manufacturability. That is just the case today; Oliver wants to create an 8-mm radius between two surfaces in order to reduce mechanical stresses. Since he hasn’t an 8-mm turning tool in his workshop, Jack suggests using a 10-mm radius or, alternatively, creating a tapered face between the surfaces. Oliver wants to evaluate both proposals, but to check potential collisions additional assembly parts must be loaded. This can be done simply by dragging and dropping needed files from the local file system or the vault application into the workspace window. Oliver is allowed to do this, but an access control system is in operation to guarantee the necessary security and data integrity. Jack and Oliver are pleased with the session. In less then half an hour, their team has accomplished what would in the past have taken a day or two of iterations. Even better, the participants have also started to think about a promising idea for an innovative modification. They 107 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen will run another virtual session tomorrow, with additional experts on board, in order to explore this idea further... The ability to share expertise remotely while working with a 3D model that can be viewed and modified by everybody seems almost too good to be true. No longer do 2D drawings have to be faxed or emailed for discussions between ABB and its business partners.” (Mauthe et al. 2002 S. 62). Collaborative Engineering ermöglicht das iterative Abstimmen des Konstruktionsfortschrittes mit den Kunden (Beitz 1996 S. 287). Konkret unterstützt diese online Anwendung das gemeinsame Betrachten und Modellieren von Engineering Files, z.B. von CATIA; Solidworks, Pro/E, Inventor oder Solide Edge. Das umgeht ein hohe Hürde gegen eine weitergehende Zusammenarbeit zwischen Kunden und Herstellern: Der fehlende Datenstandard im Bereich des Engineering (Andel 2002 S. 12), d.h. die unterschiedlichen Datenformate der CAD Anbieter. Ingenieure in verschiedenen Ländern können Simulationen durchführen und online darüber diskutieren. Der Fokus liegt auf der gemeinsamen Inspektion von 3D Modellen, der Diskussion sowie der Ideenbildung für weitere Entwicklungen. Die eigentliche Anpassung der Modelle erfolgt in den Ausgangsanwendungen offline. Abbildung III-25 zeigt, wie über die online Anwendung das im CAD CATIA erstellte Volumenmodell eines Motors von MAN in die Liebherr Maschine eingefügt werden kann. Die beiden Unternehmen können damit frühzeitig die Integration ihrer Produkte überprüfen und Änderungen vornehmen, damit der Motor in die Maschine passt. 108 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Modell eines Motors von MAN (CAD: Catia) online eingepasst in ein Modell einer Maschine von Liebherr (CAD: Pro/E) Abbildung III-25 Online Engineering ermöglicht das Einpassen eines Motorenmodells von MAN (CAD: CATIA) in die Maschine des Kunden Liebherr (CAD: Pro/E)1 5.2 Fallbeispiel "ABB Anlagen": Globale Projekte online managen Bei der Zusammenarbeit mit einem grossen Kunden sind von ABB und vom Kunden etwa 50 Personen ständig über das online Projektmanagement in Verbindung. Das zehnköpfige Kernteam aus ABB Mitarbeitern und Kundenmitarbeitern hat sich bis anhin fast jeden Monat getroffen. Neu können diese persönlichen Treffen auf drei im Jahr beschränkt werden. Dazwischen finden Treffen über das online Projektmanagement Tool statt. Als Nutzen werden die verbesserte Zusammenarbeit, schnellere Entscheide, einfachere Kommunikation und verbesserter Informationsfluss genannt. Auf ABB Seite allein wird die jährliche 1 www.onespace.net 109 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Einsparung mit etwa 75' 000 CHF für die Betreuung dieses einen Kunden angegeben. Um vieles höher aber schwieriger zu quantifizieren ist der Nutzen, dass alle in einem Projekt engagierten Partner mit den gleichen, aktuellen Unterlagen arbeiten. Mit dieser E-Business Anwendung werden Hilfsmittel für alle Aufgaben des Projektmanagements online zur Verfügung gestellt, wie z.B. Kalender, Pendenzenliste, Diskussionsräume1, etc. Wichtigste Funktionalität ist dabei das gemeinsame Arbeiten und die Ablage von Dokumenten, mit Versionierungs- und Genehmigungsmöglichkeiten. Damit werden in den Anlagenprojekten die Offerten, Verträge, Änderungsprotokolle und Projektmeilensteine zusammen mit den Ansprechpartnern der Kunden verwaltet (Carmel D. 2004 S. 34). "ABB Anlagen" wickelt Projekte mit jeweils mehreren Millionen CHF Wert ab. Bei jedem Projekt besteht eine intensive Verflechtung mit Absatzpartnern und Kunden, die durch Online Projektmanagement unterstützt wird (Abbildung III-26). 1 Zugriff für externe Ansprechpartner der ABB: www.abb.com/conferencing 110 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Global Projects & Collaboration Customer can approve- and access released documents Internet Service personnel can accessand documents from released projects External ABB Corporate Network Sales & projects update and approve project Internet documents Propulsion Automation Drilling Suppliers update & approve documents pr. package 3rd Party Packages Power & Distribution ABB Packages Abbildung III-26 Online Projektmanagement bei "ABB Anlagen"1 Interne und externe Partner können dabei auf Offert- und Projektsoftware von ABB oder Drittanbietern zugreifen und diese einsetzen. Die Daten bilden am Schluss auch die Grundlage für die während des Handoverprozesses an den Service übergebenen Informationen eines realisierten Projektes. Früher mussten für Projekte in Afrika oder Asien ca. 5-6 Reisen durch Vertriebsingenieure durchgeführt werden, heute genügen für ähnliche Projekte 1-2 Reisen des Projektleiters. Oft startet der Einsatz des online Projektmanagements intern. Externe Partner und Kunden können jedoch – unter Beachtung der Sicherheitsbestimmungen – jederzeit integriert werden, wenn sie zum Projektteam stossen. Bei ABB werden pro Tag bis zu 250 Meetings online durchgeführt, mit einer durchschnittlichen Dauer von 90 Minuten und 3.4 Teilnehmern. Über 31' 000 der ABB Mitarbeiter und externe Partner sind für diesen Service registriert. 1 Intranet der ABB 111 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 5.3 Kapitel III E-Business Anwendungen Nutzenpotenziale „Online Collaboration“ Online Collaboration unterstützt mehrere Anforderungen im Vertriebsprozess (Abbildung III-27). Die verbesserte Zusammenarbeit erleichtert den Einsatz des weltweit verteilten Know-hows, die Generierung von Ideen sowie den schnellen Einsatz der Experten, eine tiefere Änderungsquote, da Fragen am Modell diskutiert werden können sowie weniger Fehler in der Kommunikation gerade über Sprachgrenzen hinweg genannt (Bullinger et al. 2002, Ozer M. 2003 S.524). Bezogen auf die Effizienz und die Effektivität im Vertrieb stehen zwei Nutzenpotenziale im Vordergrund. Zum einen können im Rahmen von globalen Projekten günstigere Treffen realisiert werden, weil Reise- und weiter Kosten wegfallen. Zum anderen steigt die Effektivität im Projekt durch den ständigen und schnelleren Kontakt der Mitglieder der Projektteams: “New business communications tools deliver productivity improvements in two different, but intertwined ways. The first is that many collaboration solutions can reduce the need for travel, and travel reductions have multiple benefits. Besides the obvious elimination of airfare, taxi, and hotel expenses, eliminating travel eliminates many hours of downtime and days away from the office. The second major benefit delivered today accrues from faster, more effective communications and problem solving. Electronic meeting tools enable dispersed teams to collaborate easily, solving problems and speeding coordination – ultimately delivering shorter time-tomarket cycles for new products. And faster time-to-market is one of the highest payoff factors in today’s ever more competitive world.” (Wainhouse Research 2004, S. 3) Als weiterer Hauptvorteil wird die gemeinsame Verwaltung von Dokumenten eingeschätzt (Cain Waddle 2003 S. 4). Damit wird sicher gestellt, dass alle Projektmitarbeiter immer mit den aktuellen Informationen arbeiten und nicht veraltete Daten verwenden. Ein Kernelement der Online Collaboration ist es, dass alle Geschäftspartner (Hersteller, Lieferanten und Kunden) so früh wie möglich in den Anlage- und Produktentwicklungsprozess eingebunden werden. Produktinformationen, neue Vorschläge und Auftragsänderungen stehen allen Partnern in 112 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen der virtuellen Organisation zur Verfügung. Das verbessert nicht nur die Koordination erheblich, auch Entwicklungszeit und Entwicklungskosten sinken. Die Bedeutung von Online Collaboration zeigt sich im Absatz der entsprechenden Software. Das Segment der Online Collaboration - Software ist gemäss einer Untersuchung von Gartner bei stabilen oder rückläufigen Absätzen der anderen Softwaresegmente in der Periode 2002/2003 um 19 % gewachsen. Grund dafür sind laut Gartner die „Ability to use the Internet for sharing and discussing information with dispersed employees, partners and customers, Rise of the extended enterprise and the need to facilitate remote working environments, Increase in criticality of real-time and on-demand communication (Eid 2004 S. 4). Online Engineering wurde noch nicht bei vielen Unternehmen realisiert, wie die Gespräche mit IBM, IMG und SAP zeigten. Es würde zwar „überall davon geredet, aber wenig implementiert“1. Es ist aber abzusehen, dass mit der zunehmenden Auslagerung von Produktions- und Entwicklungskapazitäten diese Art der Zusammenarbeit an Bedeutung gewinnen wird. Nach der bereits bei vielen Unternehmen erfolgten Realisierung des Austausches von strukturierten Daten (Bestellungen, Rechnungen) ist die Optimierung des Austauschs unstrukturierter Daten und Dokumente – mittels Online Engineering – der nächste Schritt der Prozessoptimierung. 1 Vgl. Anhang B 113 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Nutzenpotenziale Online Collaboration Effektivität im Vertrieb verbessern Informations- und Erklärungsbedarf Identischer Informationsstand während Offert- und Realisierungsphase Bessere Transparenz in Offert- und Planungsphase dank Einsatz versionierter Dokumentation Interaktions-, Koordinations- und Entlastungsbedarf Effizienz im Vertrieb verbessern Lösungs- und Anpassungsbedarf Zielgruppen besser in Projektabläufe integriert Genehmigungsprozesse durch Workflow vorgeb- und dokumentierbar Einfachere Kommunikation durch Visualisierung (Online Engineering) Bessere Zusammenarbeit mit Zielgruppen bei abnehmender Fertigungstiefe Prozesskosten Einbezug der Zielgruppen in die Entwicklung der Lösungen (Online Engineering) Anforderungen der Zielgruppen im Vertrieb mit E-Business besser unterstützen Tieferer Aufwand für Projektmanagement (Online PM) Besserer Ausgleich von Ressourcen wegen standardisierten Prozessen und Systemen Weniger unproduktive Kommunikationsloops (versionierte Dokumente) Weniger Fehler und ReWork im Engineering (Online Engineering) Schnellerer Einbezug des Know-how von Spezialisten (Online Engineering) Kürzere Entwicklungszeit (Online Engineering) Weitere Kosten Tiefere Reiseund weiteren Kosten Vertrieb des Herstellers mit E-Business kostengünstiger gestalten Abbildung III-27 Nutzenpotenziale „Online Collaboration“ 5.4 Risiken „Online Collaboration“ Weippert et. al. haben die Erfolgsfaktoren eines Online Projektmanagement Tools durch eine Befragung analysiert (Weippert et al. 2003). Diese empfanden diese Art des Projektmanagements als bequem, günstig und schnell. Der Erfolg hängt aber gemäss der Untersuchung von Weippert vor allem von einer guten Implementierung mit Integration und Kommunikation der Zielgruppen ab (Tabelle III-8). Im Weiteren bestehen Herausforderungen auf persönlicher und auf technischer Ebene. Die Qualität der Informationskanäle ist unterschiedlich. Werden die Effizienzziele zu stark betont, kann die Effektivität leiden (Easton/Araujo 2003 S. 436). Deshalb gilt es abzuklären, welche Aufgaben ohne direkte persönliche Kontakte durchgeführt werden können und wo persönliche Treffen nötig sind. Letztere bleiben wichtig aber sollten weniger für die Detailabklärungen sondern für Aufgaben eingesetzt werden, bei denen die Interaktion der Teilnehmenden eine wichtige Rolle spielt. Dazu gehört z.B. das Bestimmen 114 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen von Lösungsmöglichkeiten für grundsätzliche Probleme in einem Projekt. Anforderungen bestehen auch auf der Prozessebene und der Integration selber. Während Onlineprojektmanagement Anwendungen auch bei losen Beziehungen zwischen Lieferanten und Kunden eingesetzt werden können, machen Online Datenmanagement und online Engineering erst bei enger, länger dauernder Integration zwischen den Partner Sinn, da beide Seiten in Prozessänderungen und Anwendungen investieren müssen. Projekt- und Informatikrisiken entsprechen den unter „Online Informationen“ vorgestellten Risiken (Tabelle III-2). Risiken Online Collaboration • Prozessrisiken Fehlende Akzeptanz der Zielgruppen o Wie wird die Motivation der Zielgruppen für den Einsatz der Online Collaboration erfolgen? o Wird eine sinnvolle Aufteilung in Online- und Präsenzmeetings erfolgen? o Haben alle Zielgruppen die nötige Infrastruktur, um die Online Collaboration Anwendungen sinnvoll einsetzen zu können? Projektrisiken Projektrisiken entsprechen den Risiken in Tabelle III-2 Risiken „Online Informationen“ Informatikrisiken Informatikrisiken entsprechen den Risiken in Tabelle III-2 Risiken „Online Informationen“ Tabelle III-8 Risiken „Online Collaboration“ 115 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 6 Kapitel III E-Business Anwendungen Fazit Kapitel III Die in Kapitel II bestimmten Herausforderungen im Vertrieb von Industriegütern können mit E-Business Anwendungen folgendermassen unterstützt werden (Abbildung III-28). Herausforderungen im Vertrieb Effektivität im Vertrieb verbessern Informations- und Erklärungsbedarf Transparenz im VertriebsProzess verbessern 1 Know-how Transfer zu Zielgruppen vereinfachen und beschleunigen 1 und 2 Interaktions-, Koordinations- und Entlastungsbedarf Integration der Zielgruppen in Offert- und ProjektProzesse verbessern 5 Zusammenarbeit der Zielgruppen mit dem Hersteller vereinfachen 1 , 3, 4 Effizienz im Vertrieb verbessern Lösungs- und Anpassungsbedarf Aufzeigen von Varianten durch oder nahe beim Kunden beschleunigen 3, 4 Komplexität im Vertrieb reduzieren 3, 4 Lösungen gemeinsam mit Zielgruppen entwickeln 5 Anforderungen der Zielgruppen im Vertrieb mit E-Business besser unterstützen Prozesskosten Weitere Kosten Durch Standardisierung den Vertriebsprozess kostengünstiger gestalten 1 -5 Durch Standardisierung/ Modularisierung der Angebote weitere Kosten senken 2, 3 und 4 1: Online Informationen 2: E-Learning 3: Online Kataloge 4: Online Konfiguratoren 5: Online Collaboration Vertrieb des Herstellers mit E-Business kostengünstiger gestalten Abbildung III-28 Herausforderungen im Vertrieb und welche E-Business Anwendungen diese unterstützen können „Online Informationen“ und „E-Learning“ vermögen den Informationsbedarf der Kunden zu decken. Erstere verbessern die Transparenz im Vertrieb für die Zielgruppen in Bezug auf Stamm- und Bewegungsdaten der Hersteller. E-Learning unterstützt den Know-how Transfer zu den Zielgruppen. Ebenso können Änderungen in den Märkten mit online Informationsveranstaltungen schnell an die Zielgruppen weitergegeben werden. Antworten auf den Interaktions- Koordinations- und Entlastungsbedarf bringt Online Collaboration, in dem die Zielgruppen besser in die Offert- und Realisierungsprozesse integriert werden Die Zusammenarbeit der Zielgruppen mit dem Hersteller kann über Online Informationen (einfacher zeit-unabhängiger Zugriff auf Informationen des Herstellers) und 116 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Online Kataloge/Content Syndication (Einbezug von Daten der Hersteller in die internen Systeme der Kunden) unterstützt werden. Im Bereich des Lösungs- und Anpassungsbedarfs können die Zielgruppen über Kataloge für Standardprodukte, Konfiguratoren für Variantenprodukte und Online Collaboration für Anlagen unterstützt werden. Der Kunde oder der Partner kann sein Produkt online auswählen oder online zusammenstellen. Dem Kunden können schnell unterschiedliche Varianten vor Ort aufgezeigt werden. Die Komplexität für Verkäufer und Partner wird reduziert, indem über Kataloge und Konfiguratoren komplexe technische Produkte mittels weniger Fragen gefunden respektive zusammengestellt werden können. Anwendungen wie Online Projektmanagement und Online Engineering helfen, Produkte zusammen mit den Zielgruppen zu entwickeln. E-Business Anwendungen bringen zudem Effizienzsteigerungen im Vertrieb, da Prozess- und andere Kosten sinken können. Stellt sich die Frage, ob das Ziel von E-Business eher mehr Effektivität oder mehr Effizienz im Vertrieb sein soll. Realistischerweise dienen E-Business Anwendungen heute vor allem der gesteigerten Effizienz und Effektivität gegenüber internen Partnern sowie Absatzpartnern. Für Kunden bedeutet der Einsatz von E-Business Anwendungen hingegen oft eher eine Belastung, weil sie – z.B. mit einem Konfigurator – Arbeit übernehmen, die sie während der Evaluation vom Hersteller erwarten.12. So stellt z.B. auch Desruelle fest: “The belief, that ecommerce will still be primarily a tool used by companies to improve their internal co-ordination emerged clearly. Improved internal co-ordination will result in reduced costs (e.g. reduced transaction costs, increased transaction processing speed) and increased output value (e.g. increased quality, added value, and customer reach). Then firms are expected to extend the benefits of improved internal co-ordination to improved coordination of relationships with value-chain partners” (Desruelle et al. 2001 S. 33). Die Beispiele Bihler AG3, "ABB Anla1 Vgl. III 4.5, S. 100 2 Vgl. IV 2.1.2.3, S. 117 3 Vgl. III 4.2, S. 89 117 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen gen"1 sowie Aussagen aus den Expertengesprächen mit Cisco und Gartner2 zeigen, dass viele Hersteller seit dem Internet-Hype dazu übergegangen sind, EBusiness Anwendungen vor allem gegenüber internen Partnern und Absatzpartnern einzusetzen3. Als wichtig erachtet auch Wolfgang Hornung von der IMG EBusiness vor allem für die Integration der Absatzpartner in die Prozesse der Hersteller.4 Auch die Umfrage bei Herstellern belegt, dass E-Business Anwendungen zu einem erstaunlich hohen Anteil an interne Partner und Absatzpartner gerichtet sind (Abbildung III-5). Die Kunden profitieren indirekt, also ohne dass sie die E-Business Anwendungen selber einsetzen, indem der Hersteller und seine Absatzpartner ihre Prozesse verbessern und damit die Kundenanforderungen nach „schneller“, „günstiger“ und „mit höherer Qualität“ besser erfüllen können. Die Prozessverbesserungen mit Einbezug von E-Business führen somit über den „Umweg“ der Effizienzverbesserung zu einer Verbesserung der Erfüllung der Kundenanforderungen. Bei der Einführung von E-Business drohen Prozess-, Projekt- sowie Informatikrisiken. Zu den Prozessrisiken gehören mögliche negative Einflüsse auf das Vertriebssystem z. B. aufgrund erhöhter Transparenz sowie die zukünftige Akzeptanz der Zielgruppen. Wichtige Projektrisiken betreffen die Abstützung des Projekts im Unternehmen sowie allfällige Unsicherheiten im Bereich des technischen Know-hows im Hinblick auf die Realisierung von E-Business. Bei den Informatikrisiken sind der Integration der E-Business Anwendung in die bestehenden Systemen, der Zugriffssicherheit sowie der Qualität der Stamm- und der Bewegungsdaten genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Angesichts der Nutzenpotenziale und Risiken von E-Business geht es darum, die für einen Hersteller „richtigen“, d.h. erfolgversprechenden E-Business Anwendungen auszuwählen und diese „richtig“ einzuführen, d.h. mit möglichst hoher 1 Vgl. III 4.3, S. 91 2 Vgl. Anhang B 3 Vgl. IV 3.5, S. 117 4 Vgl. Anhang B 118 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel III E-Business Anwendungen Wahrscheinlichkeit, dass der geplante Erfolg auch eintrifft,. Davon handelt das nächste Kapitel. 119 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Kapitel II Standortbestimmung und Herausforderungen Wie ist der Status des E-Business Einsatzes bei Industriegüterherstellern? Welche Herausforderungen bestehen im Vertrieb? Kapitel III E-Business Anwendungen im Vertrieb Welche E-Business Anwendungen können eingesetzt werden, um die Herausforderungen im Vertrieb zu meistern? Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz von E-Business Was bedeutet „ erfolgreicher Einsatz von E-Business“? Welche E-Business Anwendungen soll ein Industriegüterhersteller implementieren? Wie sollen E-Business Anwendungen eingeführt werden? IV Erfolgreicher Einsatz von E-Business Der Erfolg von E-Business hängt nicht nur davon ab, dass die Hersteller die erfolgversprechenden Anwendungen auswählen. Entscheidend ist auch, diese richtig einzuführen. Die Auswahl der Anwendungen basiert auf der Einschätzung dreier Kriterien – dem Individualisierungsgrad der Produkte, der Art des Kaufs (Einmalkauf oder Mehrfachkauf) sowie der Verteilung der Marktmacht. Die für einen Industriegüterhersteller interessanten E-Business Anwendungen werden auf ihre Nutzenpotenziale und Risiken hin bewertet. Je nach Resultate dieser Überlegungen folgt die Realisierung einer E-Business Anwendung – oder nicht. Die Einführung von E-Business Anwendungen unterscheidet sich vor allem im Bereich der Unterstützung der Verhaltensänderung der Zielgruppen von der Einführung anderer Informatikanwendungen. 120 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 1 Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Was bedeutet „erfolgreicher Einsatz von E-Business“? Die Frage des erfolgreichen Einsatzes von E-Business Anwendungen ist zentral. Wie bei anderen Informatikanwendungen wäre es sehr interessant, wenn der Einfluss von E-Business auf die Rentabilität eines Unternehmens abgeschätzt werden können. Allerdings zeigen Untersuchungen, dass keine Korrelation zwischen Informatikinvestitionen und Rentabilität belegt werden kann. „Simply stated, the huge overall investment in computer and telecommunications technologies does not appear to have significantly raised corporate profits” (Martinsons et al 1999 S. 72). Devaraj/Kohli bezeichnen dieses Phänomen als „the IT payoff paradox: Why is the question of IT payoff so much more relevant than ever. It is because today 45% of all capital investment in the United States is in information technology“ (Devaraj/Kohli 2002 S. 11-12). Informatikinvestitionen können die Produktivität von Unternehmen erhöhen und den Kundennutzen steigern ohne die Rentabilität des Unternehmens zu erhöhen. Eine Studie von Cap Gemini, Ernst & Young vom August 2001 belegt, dass drei Viertel der befragten Unternehmen mit ihren E-Business Projekten weder Kosten gesenkt, noch den Unternehmenserfolg gesteigert haben (Zwerger/ Paulus 2002 S. 217). Aber: „There is no inherent contradiction between increased productivity, increased customer value and unchanged business profitability, because in competitive industries businesses may pass on the savings from increased productivity to their customers (Devaraj/Kohli 2002 S. 29). Eine weitere Studie von der Boston Consulting Group zeigt auf, dass weder ein Zusammenhang zwischen der Höhe der Informatikausgaben mit der Effizienz noch mit der Effektivität eines Unternehmens besteht (Minz et al. 2004 S. 36). Devaraj/Kohli schlagen vor, Informatikinvestitionen anhand des Nutzens im damit abgebildeten Prozess zu bewerten (Devaraj/Kohli 2002 S. 45). Dieser Nutzen kann quantifizierbarer oder nicht quantifizierbarer Natur sein. Nur auf den quantitativen Nutzen zu setzen birgt die Gefahr, dass E-Business Anwendungen mit Kostenreduktionspotenzial bevorzugt werden. „Worse, the character of the benefits chosen for projects that successfully compete in an ROI con- 121 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz text, strongly tend to favour cost reduction because of its discrete and measurable character (Parker/Benson 1988 S. 63). Auch Lehong meint, dass „It' s possible to go too far by relying on ROI as the unilateral evaluation criterion of all E-Business initiatives and then demanding that they surpass a minimum ROI rate. The reason: ROI alone does not capture the real value of pursuing strategic goals, improving brand, improving customer/partner /employee satisfaction or improving cash flow.“ (Lehong 2001 S. 1). Oft bringen E-Business Anwendungen keinen direkt quantifizierbaren Nutzen, sondern helfen dem Unternehmen, die Zufriedenheit der Kunden zu steigern oder dienen dazu, den Service demjenigen der Konkurrenz anzupassen. Immer mehr Unternehmen möchten es Geschäftspartnern und Kunden erleichtern, Geschäfte mit dem eigenen Unternehmen abzuwickeln. Als Folge etabliert sich am Markt ein bestimmtes Serviceniveau als Standard. Um keine Kunden zu verlieren, muss das einzelne Unternehmen diese Lösungen ebenfalls einführen. Beispiel dafür sind viele Websites mit Online Informationen, die implementiert werden, ohne dass die direkte Wirtschaftlichkeitsrechnung dabei eine wichtige Rolle spielt (Funk 2002 S. 1). Kostenvorteile dank E-Business Anwendungen gewinnen zwar seit dem Ende der Interneteuphorie an Bedeutung (Dömer 2002 S. 272). Für eine Investition in E-Business Anwendungen spielen dennoch die nicht direkt quantifizierbaren Nutzenpotenziale eine wichtige Rolle: „Unfortunately, evaluation methods that rely on financial measures are not as well suited for newer generations of IT applications. These computer-based IT typically seek to provide a wide range of benefits, including many that are intangible in nature.” (Martinsons et al. 1999 S. 72). Doherty/McAulay betonen, dass eine klassische Kosten-Nutzen-Analyse nicht ausreicht, um den Erfolg einer Informatikinvestition zu bestimmen. Sie schlagen vor, auch die nicht quantifizierbaren Nutzen und Risiken einzubeziehen (Doherty/McAulay 2002 S.162). Die Schwierigkeit liegt darin, den Einfluss von E-Business Anwendungen auf nicht quantifizierbare Nutzenpotenziale nachzuweisen (Dömer et al. 2002 S. 273). Potthof schlägt für die Evaluation 122 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz von Investitionen in Informatikanwendungen den parallelen Einsatz von qualitativen und quantitativen Evaluationsverfahren ein (Potthof 1998 S. 30). Dem quantifizierbaren und nicht quantifizierbaren Nutzen stehen Risiken und mögliche negative Auswirkungen gegenüber. Diese sind ebenfalls zu evaluieren, Beispiele dafür sind die verminderte Flexibilität, da Kunden Zugriff auf interne Daten des Anbieters haben, die bessere Vergleichbarkeit mit Konkurrenzangeboten und der erhöhte Konkurrenzdruck, die Konflikte in Verkaufskanälen, die Kannibalisierung des bestehenden Geschäfts, das Offenlegen geschäftskritischer Informationen (Whelan/ McGrawth S. 193). Parker/Benson bestimmen den Wert einer Informatikanwendung wie folgt: „We define value as the true economic impact of information technology. Notwithstanding of benefits, value also implies risks (Parker/Benson 1988, S. 236).” Verschiedene Modelle wurden entwickelt, um die Auswirkungen von Informatikanwendungen auf ein Unternehmen ganzheitlich abzuschätzen (z.B. Apfel 2002, Nagel 1990, Cassidy/Guggenberger 2001, Harris 2003, Doherty/McAulay 2002, Parker/Benson 1988, Potthof 1998). So schlägt Potthof vor, die Auswirkungen von Informatikinvestitionen in den Kategorien „Strategie und Wettbewerb“, „Qualität“, „Flexibilität“, „Produktivität“, „Kosten“ und „Mitarbeiter“ zu messen (Potthof 1998 S. 10). Parker/Benson verbinden in ihrem Bewertungsmodell „Information Economics“ quantitative und qualitative Nutzenpotenziale mit der Einschätzung der Risiken, die eine Realisierung von Informatikanwendungen begleiten (Parker/Benson 1988 S. 145). Carr hat durch seinen Artikel „IT doesn’t matter“ in der Harvard Business Review eine weitreichende Diskussion über den Nutzen der Informatik angestossen (Carr N.G. 2003). Gemäss seinen Aussagen wird die Informatik, ähnlich wie früher z.B. die Elektrizität immer mehr zu einem „Rohstoff“, der von allen Unternehmen eingesetzt wird, ohne einen Differenzierungsvorteil gegenüber der Konkurrenz zu bringen. Diese Aussage muss relativiert werden. Während Hard- und Software wirklich weitgehend austauschbare Produkte geworden sind, gilt dies nicht für die Realisierung und Implementierung von Informatikanwendungen in einem Unternehmen. Jedes Unternehmen verfügt heute zwar 123 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz über ein ERP, aber der Nutzen davon entsteht erst durch die Qualität der Implementierung. So auch bei E-Business Anwendungen. Erst die weitgehende Ausrichtung auf die Informationsbedürfnisse der Kunden und die konsequente Realisierung der E-Business Anwendungen zusammen mit den benötigten Prozessänderungen ermöglichen einem Unternehmen den Aufbau und Erhalt eines Konkurrenzvorteils. Der Einsatz von E-Business bedeutet immer eine Unterstützung der Geschäftsprozesse durch moderne Mittel der Informationstechnologie. Hat eine Firma ihre Prozesse und Abläufe im Griff und werden diese optimal durch Hilfsmittel, unter anderem eben E-Business Anwendungen unterstützt, kann sie einen Vorteil am Markt erzielen, sei es über eine höhere Effektivität und damit einem verbesserten, differenzierten Angebot für den Kunden oder einer besseren Effizienz und damit tieferen Prozesskosten. Carr hat recht in dem Sinne, dass die Verbesserungen, die heute durch den Einsatz von neuen Informatikanwendungen in den Geschäftsprozessen erreicht werden, nicht mehr die gleichen Effektivitäts- und Effizienzsprünge erlauben wie vor etwa 20 Jahre, als Aktivitäten noch manuell durchgeführt wurden. 1.1 „Erfolgreicher Einsatz von E-Business im Vertrieb heisst die „richtigen“ Anwendungen auswählen und diese „richtig“ einführen“ Der Einsatz von E-Business Anwendungen ist dann erfolgreich, wenn damit Effektivität oder Effizienz im Vertriebsprozess steigen. Diese Prozessverbesserung kann quantitativer, z.B. über tiefere Prozesskosten, oder qualitativer, z.B. über höhere Kundenzufriedenheit, Natur sein. Um diese Effektivitäts- oder Effizienzverbesserungen zu erreichen, müssen diejenigen E-Business Anwendungen ausgewählt werden, welche die geplanten Prozessverbesserungen auch wirklich unterstützen. Neben den Nutzenpotenzialen sind bei der Einführung von E-Business auch die Risiken entsprechend zu berücksichtigen. 124 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 2 Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Auswahl von E-Business Anwendungen Eine Analyse der Anforderung der Zielgruppen sowie der Art des Geschäfts bestimmt die für einen Hersteller grundsätzlich interessanten E-Business Anwendungen (Abbildung IV-1). Ihre Nutzenpotenziale und Risiken entscheiden, welche dann auch implementiert werden. Abklären der Anforderungen der Zielgruppen in der Art des Geschäfts des Herstellers • Informations- und Erklärungsbedarf • Interaktions-, Koordinations- und Entlastungsbedarf • Lösungs- und Anpassungsbedarf Individualisierungsgrad hoch tief I Anlagen/ Projekt - Geschäft III SpotGeschäft Einmalkauf II Customer Integration -Geschäft IV Commodity Geschäft Art des Kaufs Wiederholkauf 2. Beurteilung der E-Business Anwendungen Nutzwertanalyse • Gewichten der Nutzenpoteniale und der Risiken • Bewerten der Nutzenpotenziale und Risiken 3. Auswahl der zu realisierenden Anwendungen Entscheid für oder gegen die Realisierung • Einschätzen der Resultate der Nutzwertanalyse hoch Nutzenpotentiale • Effektivität im Vertrieb verbessern • Effizienz im Vertrieb verbessern • Wirtschaftlichkeitsrechnung Risiken • Prozessrisiken • Projektrisiken • Informatikrisiken Nutzen 1. Bestimmen der möglichen E-Business Anwendungen tief tief Risiken hoch Mögliche E-Business Anwendungen Abbildung IV-1 Auswahl von E-Business Anwendungen 2.1 Bestimmen möglicher E-Business Anwendungen Am Anfang der Auswahl von E-Business Anwendung muss ein Hersteller mögliche Anwendungen aufgrund der Anforderungen der Zielgruppen bestimmen. Diese hängen weitgehend vom „Grad der Individualisierung der Produkte“ und der „Art des Kaufs (Einmalkauf –Mehrfachkauf)“ ab. Die „Verteilung der Marktmacht“ zwischen Hersteller und Zielgruppen definiert den Freiheitsgrad des Herstellers in Bezug auf die Einführung von E-Business. 125 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 2.1.1 Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Art des Geschäfts: Typologien für das Industriegütergeschäft Je nach der Art des Industriegutes und der Art der Beziehung zwischen den Partnern im Vertriebssystem unterstützen unterschiedliche E-Business Anwendungen den Vertriebsprozesses. Um diese Unterschiede zu verdeutlichen und den Herstellern eine Entscheidhilfe dafür zu geben, welche Anwendungen für ihre Situation Sinn machen, eignet sich die von Backhaus definierte Typologie für das Industriegütergeschäft. Die beiden Dimensionen „Einzeltransaktion – Kaufverbund“ sowie „Einzelkunde – Anonymer Markt“ bestimmen vier unterschiedliche Geschäftstypen: Anlagen-, Produkt-, Zuliefer- sowie Systemgeschäft (Backhaus 2003 S. 324). Kleinaltenkamp unterscheidet das Business-toBusiness Geschäft nach der Integrativität der Leistungen und der Intensität der Geschäftsbeziehungen. Auch er gliedert in vier Geschäftstypen: Im Anlagengeschäft werden komplexe Projekte an einen einzelnen Kunden vermarktet. Im Spotgeschäft werden standardisierte Leistungen gegenüber einem anonymen Markt vertrieben, ohne enge Integration zwischen Herstellern und Kunden. Das Customer Integration Geschäft zeichnet sich dadurch aus, dass für einzelne Kunden spezifische Leistungen entwickelt werden, die der Kunde längerfristig einsetzt. Die langfristige Beziehung zwischen Anbieter und Kunden zeichnet diesen Geschäftstyp aus. Im Commodity Geschäft werden einzelne Leistungen vermarktet, die aber eine – oft technologische – Beziehung aufweisen. Der Vertriebsprozess unterscheidet sich nach Art des Geschäfts. In Anlehnung an Kleinaltenkamp liegt der vorliegenden Arbeit eine Typologie nach dem Grad der Individualisierung des Angebots und der Art des Kaufs (Einmalkauf oder Wiederholungskauf) zu Grunde. Der Grad der Individualisierung bestimmt den Vertriebsprozess und damit den Einsatz von E-Business. Einmalkauf oder Wiederholungskauf bestimmt die Beziehung zwischen den Partnern und damit die Intensität und Art der Integration mit E-Business Anwendungen. Ergänzend dazu haben für den Entscheid für oder gegen die Implementierung von E-Business Anwendungen Überlegungen zur Asymmetrie der Interessen der Hersteller und Kunden hohe Bedeutung. Die Marktmacht entscheidet, wer seine Interessen durchsetzt. 126 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 2.1.2 2.1.2.1 Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Bestimmungskriterien für E-Business Grad der Individualisierung der Produkte bestimmt die Art des Vertriebprozesses und damit die sinnvollen Funktionalitäten von EBusiness Die unterschiedliche Art der Zusammenarbeit von Herstellern, Absatzpartnern und Kunden beeinflusst die Wahl der entsprechenden E-Business Tools (Hess et al. 2003 S. 20). Für den Hersteller geht es also darum, die Kundenanforderungen im Vertriebsprozess zu analysieren und danach zu entscheiden, welche durch E-Business Anwendungen unterstützt werden sollen. Je nach den hauptsächlichen Verbesserungszielen in den drei Zielbereichen Informations-, Interaktions- und Lösungsbedarf kommen andere E-Business Anwendungen in Frage. Der Online Konfigurator verbessert vor allem die interne Integration und die Integration mit Absatzpartnern. Die Integration mit Kunden wird dagegen eher weniger erleichtert, weil die Konfiguratoren schwierig zu bedienen sind und Lösungen oft nicht vollständig konfigurierbar sind. Das Online Projektmanagement erlaubt eine mittlere Integration mit internen Partnern, Absatzpartnern sowie Kunden. Integration der Vertriebs- und Evaluationsprozesse geschieht dadurch, dass Aktivitäten der Hersteller und Kunden mit E-Business Anwendungen unterstützt werden (Abbildung IV-2). Grundsätzlich können die Tätigkeiten der Kunden vom Bezug von Informationen über die Auswahl und Definition der konkreten Produkte bis zur Zusammenarbeit in der Offertephase und dem gemeinsamen Engineering von Anlagen online durchgeführt werden. Diese Aktivitäten unterscheiden sich nach dem Individualisierungsgrad der Produkte. 127 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Aktivitäten im Evaluationsprozess der Zielgruppen E-Business Anwendungen Finden potentieller Lieferanten Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Aktivitäten im Vertriebsprozess der Hersteller Produkte und deren Nutzen vorstellen Spezifikationen,…und Verfügbarkeiten,… beziehen Online Informationen Stamm- und BewegungsDaten vermitteln Know-how über die Produkte beziehen E-Learning Dem Kunden Know-how über die Produkte vermitteln Produkte auswählen und bestellen Online Katalog Informationen über Produktattribute vermitteln Produkte selber zusammenstellen Online Konfigurator Kundenspezifische Produkte anbieten Evaluationsprojekt mit Lieferanten durchführen Einsatz der gleichen Daten im Evaluationsprozess te kte uk du d o o r r np en rdp nte da lag a n n i r a A St Va Offertprojekt mit Kunden durchführen Online Collaboration Engineering zusammen mit Lieferanten durchführen Einsatz der gleichen Daten im Offertprozess Engineering zusammen mit Kunden durchführen Anwendung kann Vertriebsprozess unterstützen Abbildung IV-2 Aktivitäten in Evaluation und Vertrieb mit Bezug zur Art der Produkte und möglichen E-Business Anwendungen Die Art der E-Business Anwendung beruht auf der Art der vertriebenen Produkte (Bogaschewsky 2001 S. 173). Kundenspezifisch geplante und ausgeführte Anlagen erfordern einen anderen Vertrieb als ein auf Lager gefertigtes Standardprodukt. Die Wahl der E-Business Anwendungen hängt davon ab, ob die Leistungsdefinition mit oder ohne weitgehende Interaktion zwischen Hersteller und Kunden zu Stande kommt. Für Standardprodukte, die ohne Interaktion zwischen Hersteller und Kunden während der Leistungsdefinition erstellt werden, genügt ein online Katalog. Variantenprodukte werden aufgrund von Kundenanforderungen aus Standardmodulen gefertigt. Das optimale Zusammenstellen dieser Produkte kann durch Konfiguratoren unterstützt werden. Der Vertriebsprozess im Anla- gen/Projektgeschäft mit umfassender Interaktion zwischen Hersteller und Kunden während der Leistungsdefinition kann durch Online Engineering und weiteren Anwendungen im Bereich der Online Collaboration unterstützt werden. 128 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Die drei in Kapitel II vorgestellten ABB Geschäftseinheiten unterstützen den Vertriebsprozess mit unterschiedlichen E-Business Anwendungen. "ABB Standardprodukte" verbessert über einen Online Katalog und den Zugriff auf online Daten die Kundenbindung. "ABB Variantenprodukte" verbessert über einen Konfigurator und den Zugriff auf die online Daten sowie über Online Engineering die Zusammenarbeit mit den Kunden. "ABB Anlagen" hat es durch Modularisierung der Anlagen geschafft, dies über Konfiguratoren zusammenzustellen zu können. Für den Einbezug der Zielgruppen in den Offert- und Erstellungsprozess der Anlagen wird Online Collaboration eingesetzt. Da erfolgreiche E-Business Anwendungen ihren Nutzen aus der optimalen Unterstützung von adäquaten Geschäftsprozessen ziehen, stellen sich die grössten Herausforderungen auch im Zusammenhang mit diesen Prozessen. Die Analyse und Verbesserung der Prozesse in Zusammenarbeit mit den Zielgruppen ist dabei der erste Schritt vor der Einführung von E-Business. Unterschätzung der Prozessänderungen und mangelndes Prozess-Know-how bilden wichtige Hinderungsgründe für den Erfolg von E-Business Anwendungen (Söhlemann 2002 S. 12). Die Abfolge „Prozessanalyse – Prozessoptimierung– Entscheid für oder gegen E-Business Anwendungen“ greift jedoch zu kurz. E-Business Anwendungen beeinflussen die Geschäftsprozesse, weil sie neue Möglichkeiten für deren Optimierung eröffnen. So machten E-Business Anwendungen die gewünschte enge Integration der Grosshändler bei “ABB Standardprodukte” zum Teil erst möglich. Der Konfigurator bildet einen wichtigen Baustein dafür, dass "ABB Anlagen" das Ziel der Modularisierung der Anlagen, d.h. den Schritt von kundenindividuell geplanten Anlagen zu Variantenprodukten überhaupt andenken konnte. Das Ziel der Konzentration der Tätigkeiten auf wenige Einheiten der "ABB Anlagen" bei gleichzeitig stärkerer Zusammenarbeit dieser Einheiten wird zum Teil erst durch Online Collaboration Anwendungen möglich. 129 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 2.1.2.2 Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Die Art des Kaufs (Einmalkauf - Wiederholungskauf) bestimmt die Integration zwischen Hersteller und Zielgruppen und damit auch die sinnvolle Stärke der Integration mit E-Business Die Ausgestaltung des Vertriebssystems, d.h. die Beziehung zwischen Hersteller, Absatzpartner und Kunden bestimmt die Art der Integration zwischen Hersteller und Zielgruppen (Andrews 2002 S. 1). Eine auf einzelne Verkaufstransaktionen ausgerichtete Beziehung zwischen Kunden und Hersteller lässt andere E-Business Anwendungen als sinnvoll erscheinen als eine langfristige, transaktionsintensive Partnerschaft zwischen Hersteller und Kunden. Je langfristiger und intensiver die Beziehungen zwischen Kunden und Hersteller sind, desto eher lohnt sich die Realisierung von E-Business Anwendungen die eine hohe Integration der Partner auf Prozess- und Informatikebene erfordern, wie z.B. Online Engineering. Je enger die Beziehung zwischen Hersteller und Kunden, desto eher lohnen sich der Austausch von Daten und Anwendungen (Abbildung III-13) über Content Syndication, wie z.B. implementiert durch "ABB Standardprodukte"1. für die direkten Kunden, die Grosshändler. Die Integration wird auch je nach Grösse und Bedeutung des Kunden unterschiedlich stark implementiert. Ericcson bietet eine Konfiguratorenlösung in drei verschiedenen Arten an, je nach Art der Partner im Vertriebssystem: „Partners often add products and services to complement Ericsson products and were in need of a tool that would allow them to design offerings around Ericsson products. Ericsson decided therefore to develop a Web-enabled sales tool built on top of its Configurator. It was rolled out in three different ways: as a central application in Ericsson’s Web shop, geared toward small businesses without a purchasing system; as a stand-alone version for partners’ sales people to use offline and with intranets; and as a version that can be embedded in a partner’s infrastructure. In the telecommunications industry, there is often little difference among competing products, rendering them interchangeable and creating the imperative for Ericsson to base its differentiation on price and ser- 1 Vgl. II 2.1, S. 25 130 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz vice. Ericsson Enterprise faced this challenge by offering its partners a tool that makes it easy to sell Ericsson products. The company went one step further, allowing partners with multi-supplier relationships to use the Ericsson sales tool to sell non-Ericsson products and services”(Aberdeen Group 2002 S. 2). Oft werden dabei unterschiedliche Angebote für Kundensegmente zur Verfügung gestellt. Auch Saurer realisierte im Bereich der Ersatzteile unterschiedliche Arten der Integration. Grosse Kunden erhalten die Daten via Content Syndication zur Verarbeitung in den internen Systemen. Mittlere Kunden werden über eine einfache Schnittstelle in die Saurer Systeme integriert, dabei übernehmen die Kunden einen grösseren Anteil des Aufwands der Integration. Für kleine Kunden wurde der Webshop realisiert1. Gleich geht Schindler vor. Die grossen Hotelketten fordern die Integration der Schindler-Daten in ihre internen Systeme. Die Systeme der Hotels sind sehr unterschiedlich, was zu grossem Aufwand für Schindler führt. Für kleinere Kunden wie z.B. Architekturbüros werden Informationen auf der Website, die dort durch die Kunden bezogen werden können. 2.1.2.3 Die Verteilung der „Marktmacht“ zwischen Hersteller und Zielgruppen bestimmt, wessen Interessen sich durchsetzen und damit den Freiheitsgrad des Herstellers beim Einsatz von E-Business Hersteller und Kunden haben z.T. unterschiedliche Interessen. Dies beeinflusst die Art und Weise des Einsatzes von E-Business. Tabelle IV-1 zeigt Beispiele unterschiedlicher Interessen von Hersteller und Kunden. So kann eine erhöhte Transparenz für die Kunden positiv sein, für den Hersteller aber die Flexibilität im Abwicklungsprozess verringert. Oft erhöht der Einsatz von E-Business die Standardisierung der Angebote des Herstellers. Transparenz und Standardisierung nutzen den Kunden, da z.B. Angebote leichter mit Konkurrenzangeboten verglichen werden können, dies ist aber für Hersteller nicht unbedingt ein Vorteil: „Transparency and free access to real-time information between partners is 1 Vgl. Anhang B 131 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz central to most of the advantages e-technologies promise. But in real life, questions exist about intellectual property rights, data security, the fear of losing valuable information to competitors, and the fear of providing OEMs with too much information about cost structures and inventories that could be used to squeeze margins of suppliers” (E-Businesswatch 2003 b S. 146). Asymmetrie der Interessen von Herstellern und Zielgruppen 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Der Hersteller will Aufgaben im Vertrieb wie z.B. Konfiguration an Zielgruppen abgeben Die Informationen auf einer Website zur Verfügung stellen Standardfragen an Kunden delegieren Informationen den Zielgruppen nur begrenzt zur Verfügung stellen, da diese z.T. als Konkurrent empfunden wird Flexibilität nicht verlieren (z.B. ein Produkt an einen Kunden mit einem Problem senden, obwohl der Kunde das Tracking der Fertigung seines Produkts einsehen kann) Die Kunden über seine E-Business Anwendungen in den Vertriebsprozess einbeziehen Den Partner über E-Learning ausbilden Den Kunden viele Features zur Verfügung stellen Dem Kunden hohe Sicherheit im EBusiness bieten 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Die Zielgruppen wollen Sich nicht mit komplexen Konfiguratoren auseinandersetzen Die Informationen in die eigenen Systeme integriert erhalten (mit Update durch den Hersteller) wie bis anhin dem Ansprechpartner beim Hersteller telefonieren Transparenz über sämtliche Stammdaten (Zugriff auf Stücklisten, Zeichnungen der Teile, ...) Transparenz über Bewegungsdaten (Lagerstand, Tracking der Bestellungen) Hersteller über die eigenen Supplier Website Anwendungen in den Einkaufsprozess einbeziehen Keine Zeit für das Lernen der Produkte des Herstellers aufwenden Einfache E-Business Anwendungen Keine Einschränkungen durch Sicherheitshürden (ID/Passwörter,...) Tabelle IV-1 Asymmetrie der Interessen zwischen Hersteller und Zielgruppen Die Asymmetrie der Interessen bei der Einführung von E-Business Anwendungen war in den Praxisbeispielen immer wieder ein Thema. Die Anwendungen machen den oft latenten Konflikt zwischen Hersteller und direkten Kunden offensichtlicher, die Rollenverteilung zwischen Hersteller, Direkt- und Endkunden kann sich ändern (Mudumbi/Aggarwal 2002 S. 3, Stoller-Schai 2003 S. 221). E-Business Anwendungen erlauben es z.B. Industriegüterunternehmen, einfacher direkt mit den Endkunden Kontakt aufzunehmen. Dadurch kann der „Filter“ des Absatzpartners durch den Hersteller umgangen werden, wobei sich im Industriegütergeschäft die echte Disintermediation (Wegfall des Absatzpartners und reiner Vertrieb über das Internet durch den Hersteller) nicht 132 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz durchsetzen konnte, weil die Absatzpartner Aufgaben übernehmen, die nicht durch die Hersteller übers Internet abgedeckt werden können, wie z.B. lokale Präsenz, One Stop Shopping für mehrere Produkte, die Auslieferungslogistik in den lokalen Märkten, Übernahme des First Level Service,.... Hersteller, die einen grossen Teil ihres Umsatzes über Absatzpartner erzielen, dürfen bei der Einführung von E-Business Anwendungen keinen Alleingang wagen. Es ist wichtig die Absatzpartner in die Einführung von E-Business Anwendungen einzubeziehen, da die Auswirkungen von neuen Informations- und Transaktionsmöglichkeiten die Aufgaben der Absatzpartner ändern kann. Die Asymmetrie der Interessen zeigte sich ebenfalls in den Resultaten der Umfrage bei Industriegüterherstellern. Der wichtigste Faktor, der die Hersteller von der Einführung weiteren E-Business Anwendungen abhält ist die Zurückhaltung bei der Veröffentlichung von geschäftskritischen Daten (Abbildung IV-3). Sogar wenn diese Informationen bereits in Papierform bei Kunden vorliegen, sind die Hersteller vorsichtig, weil die Übermittlung übers Internet potenziell der Konkurrenz den Zugriff auf diese Daten ermöglichen könnte. Auch Easton/Araujo (2003 S. 437) fragen, ob mehr Offenheit wirklich besser sei. Ihre Antwort macht vorsichtig: der stärkere Partner kann seine höheren Erwartungen beim weniger starken Partner durchdrücken. Bezüglich der Auswirkung des Internet zeigt die Erfahrung, dass es noch nicht zu einer signifikanten Preisangleichung z.B. in den verschiedenen Ländern geführt hat. Offensichtlich herrscht bei den Anbietern stillschweigende Übereinstimmung, die lokalen Preisunterschiede weiterhin aufrecht zu erhalten. 133 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Faktoren, die gegen die Einführung von E-Business sprechen Die erhöhte Transparenz kann zu einem Powershift zu den K unden führen, d.h. die K unden erhalten mehr Verhandlungsmacht Die Gefahr besteht, dass wir Flexibilität verlieren, da Kunden Zugriff auf unsere internen Daten erhalten 25% 8% Unsere Kunden bestimm en, welche Art von E-Business Anwendungen realisiert wird 33% 22% Die Kunden sind nicht bereit, Aufgaben wie Konfigurationen oder Informationsabfragen online auszuführen 13% W ir befürchten, andere Angebote von uns zu kannibalisieren (z.B. offline Services gegenüber online Services) 13% Die kulturellen U nterschiede in den Absatzländern sind sehr gross & es ist schwierig, eine E-Business Anwendung für alle K unden zu realisieren 39% 42% 8% 17% 21% 46% W ir sind sehr zurückhaltend, was die Veröffentlichung von geschäftskritischen Inform ationen im Internet betrifft Die Kosten-/N utzenrechnung geht unserer Ansicht nach nicht auf 21% 8% 0% 33% 29% 20% 40% trifft voll und ganz zu 60% 80% trifft eher zu Abbildung IV-3 Faktoren, die gegen die Einführung von E-Business Anwendungen sprechen (Herstellerumfrage N=85) 134 100% E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Die Einführung von E-Business Anwendungen verknüpft Prozesse der Hersteller und der Kunden/Absatzpartner. Damit beide an einer weitergehenden Integration mit E-Business Anwendungen interessiert sind, müssen entweder beide einen Mehrwert erhalten oder einer der Partner muss seine Interessen durchsetzen können. Falls der Kunde oder Absatzpartner einen bestimmenden Einfluss ausüben kann, bleibt dem Hersteller keine oder nur sehr beschränkte Freiheit bei der Bestimmung seiner E-Business Anwendungen. Beispiel dafür ist die "ABB Variantenprodukte", die beim Kontakt mit einem grossen amerikanischen Kunden das Supplier Extranet dieses Unternehmens einsetzen muss obwohl die eigenen E-Business Anwendungen vorteilhafter wären. Auch ein OEM wie DaimlerChrysler gibt auf der Website ganz einfach vor: „DaimlerChrysler will prescribe the methods of communication between seller and DaimlerChrysler and the seller agrees to follow DaimlerChrysler' s prescriptions"1. In solchen Fällen werden die Lieferanten praktisch gezwungen, die E-Business Anwendungen der Hersteller zu übernehmen. Die Verhaltensalternativen des Herstellers hängen von der Verteilung der Marktmacht ab (Abbildung IV-4). Die dominante Firma gestaltet die Koordination zwischen sich und den anderen Unternehmen (Batt/Purchase 2004 S. 170). Falls der Kunde/Absatzpartner über die Marktmacht verfügt, dürfte der Hersteller dessen E-Business Anwendungen übernehmen oder Daten in die Anwendungen der Kunden/Absatzpartner integrieren. Falls der Hersteller über genügend Marktmacht verfügt, kann er über die Einführung der E-Business Anwendungen autonom entscheiden. Interessant auch die hohe Zustimmung zur Aussage „Unsere Kunden bestimmen, welche Art E-Business Anwendungen realisiert wird“. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass der Freiheitsgrad für EBusiness Anwendungen im Vertrieb für viele Hersteller aufgrund der Verteilung der Marktmacht beschränkt bleibt. 1 http://extranet.daimlerchrysler.com 135 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Partner verfügt über Marktmacht E-Business Anwendung in Absprache mit den Partnern realisieren E-Business Anwendung einführen und durchsetzen Hersteller verfügt über Marktmacht Nutzen der E-Business Anwendung liegt eher beim Hersteller Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz E-Business Anwendung gemäss den Anforderungen des Partners realisieren (z.B. Content Syndication) E-Business Anwendungen im Hinblick auf Effektivitätsverbesserungen realisieren Nutzen der E-Business Anwendung liegt eher beim Partner Abbildung IV-4 Marktmacht und Verteilung des Nutzens bestimmen die Verhaltensalternativen des Herstellers (in Anlehnung an Staudacher 1993 S. 36) E-Business Anwendungen beeinflussen z.T. aber auch die Machtverhältnisse zwischen Herstellern und Kunden. Als Begleiterscheinung des E-Procurement insbesondere im Handel, aber auch in den herstellenden Industrien, konnte gemäss Hannes Selhofer von E-Business Watch ein „Power-Shift“ innerhalb der Wertschöpfungskette von den Zulieferern hin zu den Nachfragern beobachtet werden1. Dies vor allem bei Standardgütern. Der Kunde und nicht der Hersteller bestimmt, welche Art der elektronischen Integration realisiert werden soll.2 So fordert ABB als Kunde von Lieferanten indirekter Produkte die Integration der Daten in die internen ABB Systeme. Heute sind bei der ABB Schweiz 26 Lieferanten im ABB Einkaufsystem so integriert. Diese Kataloge im ABB Einkaufssystem werden durch die Lieferanten aktualisiert. 1 Vgl. Anhang B 2 Vgl. Anhang B 136 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz "E-Business solutions, such as e-procurement, SCM, and e-markets could create power asymmetries within industry groups and supply chains. Smaller suppliers, especially those producing simple mechanical parts/components fear increased price competition, reducing margins to an un-economic level. (EBusinesswatch 2003a S. 47). 2.1.3 Zusammenfassung: Bestimmungskriterien für E-Business Drei Kriterien bestimmen das E- Business Portfolio eines Industriegüterherstellers: der Individualisierungsgrad der Produkte, die Art des Kaufs (EinmalkaufWiederholungskauf) und die Verteilung der Marktmacht zwischen Hersteller und Kunden (Abbildung IV-5). BasisFunktionalitäten Bsp. Online Kataloge, Online Informationen,... hoch 1. Individualisierungsgrad der Produkte bestimmt die Funktionalität Weitergehende Funktionalitäten Bsp. Online Konfiguratoren, Online Engineering,... 3. Verteilung der Markmacht bestimmt den Freiheitsgrad der Hersteller I Anlagen/ ProjektGeschäft II Customer IntegrationGeschäft III SpotGeschäft IV CommodityGeschäft tief Einmalkauf 2. Art des Kaufs bestimmt die Art der Integration Lose Integration E-Business über das Web Wiederholkauf Enge Integration Bsp.: Content Syndication Online Collaboration Abbildung IV-5 Drei Kriterien bestimmen den Einsatz von E-Business Anwendungen im Vertrieb von Industriegütern (in Anlehnung an Kleinaltenkamp 2000 S. 604) 137 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Der Individualisierungsgrad der Produkte bestimmt die Funktionalitäten der EBusiness Anwendungen und den Nutzen bezüglich Effektivitätssteigerung und Effizienzgewinn. Die Art des Kaufs (Einmalkauf - Wiederholkauf) bestimmt, wie sehr sich eine Integration auf Prozess- und Informatikebene zwischen Hersteller und Kunden lohnt. Als Drittes beschränkt die Marktmacht den Freiheitsgrad des Herstellers bei der Wahl von E-Business Anwendungen und in Bezug auf die Integration von Daten und Anwendungen zwischen Herstellern und Kunden. Das führt zu folgender Ausprägung von E-Business in den vier Arten des Geschäfts gemäss Abbildung IV-5: I. Der Quadrant „Anlagengeschäft“ umfasst Unternehmen, die kundenindividuelle Anlagen/Projekte an wechselnde Kunden liefern. Unterstützung für den Vertrieb dieser Art Produkte bringen Online Collaboration Anwendungen (Online Projektmanagement,...). Die Partner einigen sich für die Dauer des einzelnen Projekts darüber, ob die Anwendungen oder des Herstellers eingesetzt werden. Konfiguratoren sind ebenfalls einsetzbar als Grundlage für die kundenspezifische Ausgestaltung einer Anlage. Beispiel sind die "ABB Anlagen"1, die für Energieversorgungsversorger Anlagen erstellt, die danach für bis zu 40 Jahre in Betrieb sind. II. Im Bereich des „Customer Integration Geschäfts“ mit für Kunden individuell erstellten Produkte kann sich die weitgehende Integration der Partner durch die gemeinsame Realisierung von E-Business Anwendungen lohnen, da der Vertriebsprozess häufig und über längere Zeit mit den gleichen Kunden abläuft. Beispiel dazu ist das Online Engineering (Bsp. Man/ Liebherr Kapitel IV) und die kundenspezifischen Websites der "ABB Variantenprodukte", die kundenindividuelle Komponenten für OEM entwickelt und fertigt. III. Der Quadrant „Spot-Geschäft“ bezeichnet Unternehmen, die standardisierte Produkte ohne langfristige Bindung an ihre Kunden verkaufen. 1 Vgl. II 2.3, S. 32 138 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Der Lösungs- und Anpassungsbedarf kann über einen online Katalog unterstützt werden. Online Informationen im Bereich der Stammdaten werden angeboten, wie das Beispiel der Schindler aufzeigt. Weitergehende Online Informationen wie Preise und Bewegungsdaten werden dabei meist nicht offen gelegt, solange die potentiellen Kunden nicht registriert wurden. Online Kataloge sind zum Teil sehr erfolgreich, wie das Beispiel der Partner der "ABB Standardprodukte" aufzeigt, die bereits einen wesentlichen Teil online vertreiben. Ob dieser Online Katalog durch den Hersteller oder den Absatzpartner zur Verfügung gestellt werden soll, hängt von den Anforderungen der Endkunden ab. Allenfalls kann der Hersteller über "Shared Services" den Online Katalog unterhalten und über die Websites und in Verbindung mit den Partnern anzeigen lassen. IV. Im Bereich des „Commodity Geschäfts“ geht es darum, den Zielgruppen die für sie nötigen Stamm- und Bewegungsdaten zur Verfügung zu stellen, um ihnen ihre Arbeit, z.B. bei der Erstellung von Offerten für die End-Kunden zu erleichtern. Dies kann über Content Syndication und Shared Services geschehen. Diese Unternehmen stellen den Kunden elektronische Daten zur Verfügung, die diese in ihre internen Systeme integrieren, womit Endkunden den Vertriebsprozess übernehmen. Beispiele dafür sind "ABB Standardprodukte", Nokia und Titex. 2.2 Beurteilen und Auswahl von E-Business Anwendungen Um aus den aufgrund der im letzten Abschnitt vorgestellten drei Kriterien „Individualisierungsgrad der Produkte“, „Art des Kaufs (Einmalkauf – Mehrfachkauf“) und „Verteilung der Marktmacht“ bestimmten möglichen EBusiness Anwendungen die für eine Einführung interessanten auszuwählen, werden diese auf ihre Nutzenpotenziale und Risiken hin beurteilt (Tabelle IV-2). Zum einen wird analysiert, wie eine E-Business Anwendung die Anforderungen der Zielgruppen besser erfüllt, zum anderen geht es darum zu 139 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz bestimmen, wie eine Anwendung Prozess- sowie weitere Kosten spart.1. Für die Gewichtung und Bewertung der Nutzenpotenziale und Risiken wird eine Nutzwertanalyse erstellt (Nagel 1990 S. 94, Parker/Benson 1988 S. 145). Für diese Bewertung sind Vertreter des Managements, der Linienmitarbeitenden, der Informatikmitarbeitenden sowie im Idealfall der Zielgruppen einzubeziehen.2 Durch die Gewichtung der Kriterien werden die Verantwortlichen dabei unterstützt, die unterschiedliche Bedeutung der Faktoren einzuschätzen, z.B. der Verbesserung der Effektivität im Vertrieb, die oft ohne quantitativen Nutzen für das Unternehmen vorgenommen werden gegenüber der Wirtschaftlichkeitsrechnung, d.h. dem Erfüllen quantitativer Zielvorgaben des Unternehmens. So werden sowohl eine einseitig qualitative Bewertung wie eine alleinige Einschätzung aufgrund der Wirtschaftlichkeitsrechnung (Seufert 2004 S.7) vermieden. 1 Vgl. Nutzenpotenziale und Risiken der E-Business Anwendungen in Kapitel III 2 Vgl. IV 3.1, S. 117 140 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Effektivität im Vertrieb verbessern Effizienz im Vertrieb verbessern Wirtschaftlichkeitsrechnung • • Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Nutzenpotenziale Welche Zielgruppen sind die Ansprechpartner der E-Business Anwendung? Wie trägt diese E-Business Anwendung dazu bei, die Anforderungen der Zielgruppen (Informations- und Erklärungsbedarf; Interaktions-, Koordinations- und Entlastungsbedarf sowie Lösungs- und Anpassungsbedarf) - schneller, für die Zielgruppen günstiger und qualitativ besser zu erfüllen? • Wie trägt die E-Business Anwendung dazu bei, Prozess- und weitere Kosten im Vertrieb des Herstellers zu senken? • Werden die im Unternehmen erforderlichen Werte der Wirtschaftlichkeitsrechnung erreicht? Wie sind die Auswirkungen dieser E-Business Anwendung in bezug auf Umsatzsteigerungen und/oder Kostensenkungen verglichen mit den einmaligen und laufenden Kosten für die Realisierung und den Betrieb? Risiken • Prozessrisiken • • Projektrisiken • • Informatikrisiken • • Welche negativen Auswirkungen kann diese E-Business Anwendung auf das Geschäft haben, z.B. erhöhter Konkurrenzdruck, tiefere Loyalität der Kunden, höhere Kundenerwartungen, Konflikte in Verkaufskanälen, Offenlegen vertraulicher Unternehmensinformationen, verminderte Flexibilität? Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Anwendung durch die Zielgruppe eingesetzt werden wird? Wie erfolgt die Unterstützung der Verhaltens1 änderung der Zielgruppen? Kann ein professionelles Projektmanagement sicher gestellt werden? Übernimmt ein Verantwortlicher aus dem Managementteam die Projektsponsorship? Wie gut werden die Zielgruppen in den Projektablauf integriert? Wird ein Referenzteam aus Mitarbeitern aller betroffenen Abteilungen bestimmt? Wie gut ist die Zusammenarbeit und das gegenseitige Verständnis zwischen Informatikabteilung und der Linie? Wie gut ist die Datenbasis im Unternehmen? Sind die Stammdaten der Produkte elektronisch vorhanden? Wie ist die Qualität der Daten einzuschätzen? Wie gut ist der Prozess des Dokumentenmanagements eingeführt? Wie gross ist die Auswirkung auf die bestehende Informatikinfrastruktur? Wird die Implementierung neuer Komponenten nötig, z.B. im Zusammenhang mit der Realisierung von Middleware-Anwendungen für die Integration in bestehenden Informatikanwendungen wie dem ERP? Wie hoch wird der Aufwand für das Realisieren einer adäquaten Zugriffssicherheit? Tabelle IV-2 Frageliste für die Beurteilung der Nutzenpotenziale und Risiken 2.2.1 Wirtschaftlichkeitsrechnung Effektivitäts- und Effizienzsteigerung durch eine E-Business Anwendung können qualitativer und quantitativer Natur sein. Den quantifizierbaren Nutzen zeigt eine Wirtschaftlichkeitsrechnung vor und nach der Einführung einer EBusiness Anwendung. Dabei werden die internen und externen Investitionskosten (Hardware- und Softwareanschaffung, Entwicklungskosten, Ausbildung der 1 Vgl. IV 3.1, S. 117 141 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Anwender) und die laufenden Kosten (Hard- und Softwarewartung sowie Weiterentwicklungen) in Beziehung gesetzt zum erwarteten quantitativen Nutzen, d.h. den zu erwartenden Umsatzerhöhungen und Kosteneinsparungen durch die Prozessverbesserungen. Oft werden dabei nur die offensichtlichen Kosten in die Überlegungen einbezogen. Die unsichtbaren Kosten sind ebenfalls in die Wirtschaftlichkeitsrechnung aufzunehmen. Diese machen oft einen hohen Anteil der Kosten von EBusiness Anwendungen aus. Dazu gehören z.B. die Kosten für die Prozessänderungen oder die Kosten des Managements (Tabelle IV-3). Sichtbare Kosten Vorstudie Evaluation Implementierung Betrieb • • • • • • • • • • • • • • • Hardware Software Infrastruktur Telekommunikation Realisierungsarbeiten Beratung Planung, Design Website/Internetauftritt Ausbildung Sicherheitskosten Tests Hosting Sicherheitskosten Kosten von Systemunterbrüchen Kosten für neue oder dem Ausbau bestehender Infrastruktur Laufende Kosten (Betrieb der Informatik- und Telekommunikationsinfrastruktur /Training) Unsichtbare Kosten • Zeit des Managements für Abklärungen und Entscheide • Daten aufs Internetbasierte System übertragen / Verbindung schaffen Weniger Flexibilität wegen Automatisierung von Prozessen Organisations-Kosten Informationskosten bei Widerstand gegen die Neuerungen Produktivitätsverluste wegen Lernkurven der Mitarbeiter Unsichtbare Kosten von Systemabstürzen Kosten für Mitarbeiter, die an Training teilnehmen • • • • • • Tabelle IV-3 Sichtbare und unsichtbare Kosten Die Kosten einer E-Business Anwendung lassen sich üblicherweise einfach bestimmen. Es muss jedoch sichergestellt sein, dass alle anfallenden Kosten berücksichtigt werden. Dagegen bringt die Schätzung des quantitativen Nutzens oft grössere Probleme. Wie viel günstiger ist es beispielsweise, wenn ein Kunde eine Anfrage über eine Website selber erledigt, anstatt dem Betreuer im Unternehmen zu telefonieren, oder welcher quantitative Nutzen verspricht von E-Learning. Oft helfen Schätzungen aufgrund von Benchmarks. Scorecards werden erstellt, um die Entwicklung des Nutzens zu verfolgen (Apfel 2002 S. 142 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz 4). Als Unterstützung dabei bieten sich Benchmark-Daten wie z.B. diejenigen von Gartner an (Abbildung IV-6). Abbildung IV-6 Kosten der Kundenkontakte (IVR: Interactive Voice Response) (Elliot et al. 2001 S. 2) Damit lassen sich die erwarteten Einsparungen aus E-Business Anwendungen, wie z.B. dann, wenn die Kunden Anfragen über das Web direkt beantworten anstatt mit Mitarbeitern des Herstellers zu telefonieren. Diese BenchmarkZahlen sind durch sinnvolle Annahmen an die konkrete Situation eines Herstellers anzupassen (Gomolski 2004 S. 3). Ebenso ist zu bedenken, dass verminderte Prozesskosten an einer Stelle von höheren Prozesskosten andernorts begleitet sein können. „If you implement self-service, you will benefit from a reduced head count by deflecting calls by redirecting them to your Web site. Fortunately, the projected reduction in the number of calls is happening; unfortunately, it’s not at the rate predicted. Also, head count reduction is causing higher head count in other areas of the enterprises, such as content creation and 143 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz management personnel for the Web site” (Kolsky 2002b S. 4). Die Faktoren einer Wirtschaftlichkeitsrechnung vorgängig sorgfältig abzuklären ist auch deshalb wichtig, weil eingeführte, Informatikanwendungen oft nur sehr schwer gestoppt werden können (Apfel 2002, Dömer et al. 2002, Parker/Benson 1988): „Today, few enterprises do multiple cost - benefit analyses of the same project. Once an information technology project is funded, it seems to take on a life of its own (Parker/Benson 1988 S. 91). Nach der Einführung gelten sie oft als selbstverständlich und die Zielgruppen haben sich daran gewöhnt. Heutige Informatikanwendungen lassen sich zudem auch wegen der engen Integration oft nur sehr schwer wieder abschaffen. Die Wirtschaftlichkeitsrechnung ist also von hoher Bedeutung, da Informatikanwendungen oft hohe „unsichtbare“ Kosten zur Folge haben und einmal eingeführte Anwendungen nur schwer zurückgezogen werden können. Das Beispiel von Saurer zeigt, wie Effektivitätsvorteile und Effizienzgewinne durch EBusiness in einer Wirtschaftlichkeitsrechnung ausgewiesen werden. Fallbeispiel Saurer: Wirtschaftlichkeitsrechnung der E-Business Anwendung SECOS - Mehr Umsatz und tiefere Kosten wegen E-Business Saurer ist ein weltweit führender Hersteller von technologisch ausgereiften Systemen zum Spinnen, Zwirnen und Sticken. Das Unternehmen muss seine Marktleistung – wie viele Industriegüterhersteller – gegenüber der Konkurrenz in Tieflohnländern differenzieren. Potenzial liegt dabei oft nicht mehr auf der Produkt- sondern vor allem auf der Prozessebene. Dies war einer der Gründe für die Einführung der E-Business Anwendung SECOS1 realisiert. Diese Anwendung unterstützt den Vertriebsprozess für Ersatzteile. Die zehn Business Units im Textilbereich der Saurer Gruppe bedienen damit gemeinsam weltweit 13' 000 Kunden im Ersatzteilvertrieb. Informationen von über 30' 000 kundenspezifischen Maschinen verschiedener Marken wie Saurer, BARMAG, Hamel und Schlafhorst sind im System hinterlegt und können von den Kunden bis auf 1 www.secos.saurer.com 144 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz die Stufe von kontextsensitiven Explosionszeichnungen abgerufen werden. Ebenfalls gezeigt werden aktuelle Preise und Verfügbarkeiten aus 10 ERP der Business Units und 39 ERP der Servicecenter. 2003 wurden bereits 22 Prozent der Ersatzteiltransaktionen über dieses System abgewickelt, doppelt soviel wie 2002, dem ersten Jahr nach der Realisierung. SECOS richtet sich via eine individuelle Web-Applikation an alle Kunden. Heute besteht zudem die Möglichkeit, Kunden direkt mit individuellen Lösungen in die Systeme der Saurer einzubinden, um so z. B. aufwendige EDILösungen abzulösen (SECOS B2B). Neben den Einsparungen an Prozesskosten bei Saurer, stieg der Umsatz mit Ersatzteilen. Kunden, die bis anhin Ersatzteile für Saurer Maschinen von Dritten bezogen, kauften dank SECOS wiederum Originalersatzteile. Die Ziele der Wirtschaftlichkeitsrechnung wurden übertroffen. Ende 2004 betrug der Umsatz über SECOS 38 Mio. Euro geplant waren 27 Mio. Euro. Der Nutzen im Bereich der Effizienz (verminderte Kosten) und im Bereich der Effektivität (höherer Umsatz) ist in der Wirtschaftlichkeitsrechung in Tabelle IV-4 ausgewiesen. Die Umsatzsteigerungen sind das Resultat besserer Abdeckung folgender Kundenanforderungen im Vertrieb: Reduktion der Gesamtlieferzeit, Kunde erstellt seine Angebote selbst und kann direkt bestellen, Abbau des Ersatzteillagers beim Kunden, Aktuelle Informationen über Neuerungen, Umbaupakete und Downloads, Erhöhung des Kundenservice durch 24 h Verfügbarkeit, Schnelligkeit, Handling, Reduktion des Aufwandes für die Auftragsabwicklung, Jeder Kunde sieht nur seine Maschinen mit seinen Konditionen (30’000 kundenspezifische Maschinen sind erfasst), Verbindung Stücklisten mit Explosionszeichnungen, Abbildung der bestehenden weltweiten Verkaufsorganisation, Aktuelle Preise und Verfügbarkeiten aus 10 ERP-Systemen der Stammhäuser und 39 ERP-Systemen der weltweit verteilten Servicecenter transparent für die Kunden ersichtlich, Liefer- und Zahlungsbedingungen länder- bzw. kundenspezifisch hinterlegt, Einfache Identifikation des Ersatzteils über grafische Darstellung, stufenlose Zoomfunktion in die Maschinendarstellung, Übersichtsdarstel145 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz lung im Pan Window, Einfacher Bestellvorgang über personalisierten Warenkorb, Unterstützung des Lieferprozesses über My-Funktionen (Übersicht über alle gemachten Bestellvorgänge etc.). Die Verbesserung in der Effizienz und die damit verminderten Kosten beruhen auf folgenden Optimierungen des Vertriebsprozesses bei Saurer: Reduktion der Fehlerquote bei Aufträgen über die E-Business Anwendung, Reduktion der Durchlaufzeiten, Reduktion der Gesamtlieferzeit, Höhere Datenqualität wegen der Integration E-Business/ERP, papierärmere Prozesse, Reduktion des Erfassungspersonals (pro Saurer Firma etwa 1.5 Stellen), Reduktion der durchschnittlichen Erfassungszeit von grossen Aufträgen von 90 min auf 15 min. Investitionen 700 2002 2003 2004 2005 18'000 22'000 27'000 32'000 Nutzen durch verminderte Kosten 900 1'850 2'100 2'350 Nutzen durch höheren Umsatz 300 300 300 300 30 30 30 Umsatz über SECOS laufende Investitionen laufende Kosten 700 700 700 700 Return (Netto) 500 1'420 1'670 1'920 Return on Investment (%) 71% 203% 239% 274% Akkumulierter ROI (%) 71% 274% 513% 787% alle Angaben in Tsd. € Tabelle IV-4 Wirtschaftlichkeitsrechnung der E-Business Anwendung SECOS (Kaiser 2003 S. 13) 146 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 3 3.1 Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Einführen von E-Business Anwendungen Verhaltensänderung der Zielgruppen als entscheidendes Kriterium für das erfolgreiche Einführen von E-Business Bei der Einführung von E-Business Anwendungen müssen alle der in Tabelle IV-2 aufgeführten Nutzenpotenziale und Risiken überprüft, bewertet und durch sinnvolle Massnahmen angestrebt (Nutzenpotenziale) oder vermieden (Risiken) werden. Eine speziell hohe Bedeutung hat bei E-Business Projekten das Kriterium der Anwenderakzeptanz. Der Erfolg hängt entscheidend davon ab, ob die realisierten Anwendungen von der Zielgruppe tatsächlich eingesetzt werden oder nicht (Winter 2002b, S. 91). Fehlende Anwenderakzeptanz ist ein Hauptgrund für den Rückzug von E-Business Anwendungen: „… Such e-commerce tools are only as effective as the data they contain and the degree to which they are used. Since it was launched, (this E-Business application) has been used only sporadically and far below expectation...”1 Bis eine E-Business Anwendung eingesetzt wird, sind meist Prozess- und Verhaltensänderungen nicht nur beim Hersteller sondern auch bei den Zielgruppen nötig: Beispielsweise soll ein Absatzpartner das Produkt eines Herstellers neu über einen Konfigurator bestimmen und bestellen, anstatt dies wie bis anhin telefonisch über seinen Ansprechpartner beim Hersteller durchzuführen. Der Hersteller muss versuchen, die Anwender beim Kunden so zu beeinflussen, dass sie seine E-Business Anwendung auch einsetzen. Dies ist eine neue Herausforderung für Industriegüterhersteller, denn für lange Zeit wurden Informatikprojekte vor allem mit dem Ziel der internen Effizienzverbesserung realisiert. „Thus in the past the majority of IT projects have been justified on the basis of cost displacement, whether labour or other costs. (Fitzgerald 1998 S. 17). Bei E-Business Projekten dagegen geht es zusätzlich darum, „increased functionality, better products and services, enhanced competitive positioning” 1 Intranet der ABB: Ankündigung des Rückzugs einer E-Business Anwendung, 2004 147 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz zu realisieren (Fitzgerald 1998 S. 18). Fitzgerald stellt fest, dass für solche Projekte die Bestimmung des möglichen Nutzens nicht ausreicht: „It is not just necessary to identify the benefits of, for example, better service, but also, if the recipient of those benefits will recognise and value the improvement and change their behaviour in some positive way as a result.” (Fitzgerald 1998 S. 18). Die Zeiten sind vorbei, als IT Investitionen nur über Effizienzverbesserungen und Prozesskosteneinsparungen gerechtfertigt werden konnten. E-Business Anwendungen müssen zusätzlich die Anforderungen der Zielgruppen im Vertrieb besser erfüllen. Der Prozess der Nutzenrealisierung ist verglichen mit früher üblichen Sparrunden anspruchsvoller geworden (Abbildung IV-7). Während Informatikprojekte für die interne Effizienzsteigerung selbstständig realisiert werden können, ist dies bei E-Business Projekten, die auf die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen ausgerichtet sind, anders. „Nach der internen "Phase 1" (Implementierung des Projekts) hat das Unternehmen lediglich die Basis dafür geschaffen, einen Nutzen zu realisieren (Benefit 1 in Abbildung IV-7). Danach muss die "Phase 2" anlaufen, d.h. die anvisierten Nutzer müssen informiert, motiviert und überzeugt werden, die für sie realisierten Anwendungen einzusetzen. Erst dann kann der Nutzen wirklich realisiert werden. „This second stage has been the area where miscalculations are frequently made, for example it is often assumed that the move from stage one to stage two is a logical and deterministic process, e.g. that an improved service will lead to more people buying the service.” (Fitzgerald 1998 S. 19). Die Abhängigkeit von den Zielgruppen bei der Nutzenrealisierung von E-Business ist die grosse Herausforderung für Industriegüterhersteller. 148 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Traditionelle InformatikProjekte Intern E-BusinessProjekte Intern Konzept Konzept Implementierung Implementierung Nutzen (oft Kostensenkung) Potenzieller Nutzen Phase 1 intern Extern Einführung beim Ansprechpartner (Kunde, Absatzpartner) Verhaltensänderung Phase 2 extern Realisierter Nutzen Abbildung IV-7 Verhaltensänderung als Herausforderung bei E-Business Anwendungen (in Anlehnung an Fitzgerald 1998 S.8) Chircu/Kauffmann stellen fest, dass bei der Planung von E-Business Anwendungen die Akzeptanz der zukünftigen Nutzer oft stark überschätzt wird. In einem Fall wurde der quantitative Nutzen einer E-Business Anwendung nicht erreicht, weil nur 19,7% der Kunden die Anwendung eingesetzt haben. Gerechnet wurde aufgrund einer Umfrage jedoch mit 30% (Chircu/Kauffmann 2000 S. 74). Chircu und Kauffmann stellen verschiedene Hürden fest, die den Übergang von "Phase 1" zu "Phase 2" gemäss Abbildung IV-7 behindern (Chircu/Kauffmann 2000 S. 66): Vorerst erfordern Investitionen in Informatikanwendungen gleichzeitig weitere Investitionen, wie z.B. in die Prozessänderungen, in den Aufbau von Personalressourcen und in die Motivation der Zielgruppe, die Prozessänderungen auch zu leben. Diese Faktoren werden oft unterschätzt und nicht genügend konsequent umgesetzt. Der Einsatz von EBusiness Anwendungen zusammen mit den damit einhergehenden Prozessän- 149 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz derungen erfordern zusätzliche Kenntnisse bei Mitarbeitern und Kunden. Sind diese aber bereit und fähig, diese Änderungen mitzumachen? Misserfolge bei der Implementierung von E-Business beruhen hauptsächlich auf der fehlenden Kundenakzeptanz: Gemäss der Umfrage bei den Herstellern und bei den Kunden sind neben dem Nutzen der Anwendung, die Einfachheit der Anwendung sowie die Kommunikation und Motivation der Anwender wichtig, damit EBusiness Anwendungen eingesetzt werden (Abbildung IV-8). Welche Faktoren sind wichtig, damit E-Business Anwendungen von den Zielgruppen eingesetzt werden? Die E-Business Anwendung erbringt den Ansprechpartnern einen klaren Nutzen 32% Die Anwendung ist sehr benutzerfreundlich gestaltet 33% Die Ansprechpartner Vertriebspartner/Kunden) werden in die Planung, Realisierung und Nutzung einbezogen Mit den Ansprechpartnern wird während & nach der Einführung der E-Business Anwendung angemessen kommuniziert Die Prozessänderung bei den Ansprechpartnern wurde mit begleitenden Massnahmen unterstützt (Schulung, Motivation,...) Die Ansprechpartner (Vertriebspartner/Kunden) haben0% die bei ihnen nötigen Prozessänderungen durchgeführt 0% 25% 43% 48% 29% 29% 21% 46% 39% 37% 20% 40% 60% 80% 100% trifft voll und ganz zu trifft eher zu Abbildung IV-8 Faktoren die den Einsatz von E-Business Anwendungen beeinflussen1 Auch Rupp betont die Bedeutung von Training für die E-Business Anwendungen, sogar wenn diese einfach zu bedienen sind. Ebenso sagt er – realistischerweise – dass sogar bei E-Business Anwendungen mit hohem Nutzenpotenzial von einer langsamen Zunahme der Akzeptanz ausgegangen werden muss (Abbildung IV-9). 150 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Lessons Learned from Implementation and Tool Utilisation MTU Aero Engines Security concerns (from users and security officers) have to be taken very serious A slow acceptance in spite of a great need for support by new tools has to be reckoned with The tool performance needs to be very good, otherwise the user acceptance is very low Tool implementation difficulties have to be anticipated in order to avoid time delays during the implementation phase Professional training sessions (if necessary several times), user guides and user support is very important even if the tools are relatively easy to use An introduction campaign is very important Rules and regulations for usage have to be established Abbildung IV-9 „Lessons learned“ bei der Einführung von Online Collaboration bei MTU Aero Engines (Rupp 2004, S. 11) Für eine erfolgreiche Einführung von E-Business sind drei Faktoren von hoher Bedeutung: Die Integration der Zielgruppen ins Realisierungsprojekt, das Sicher stellen der Bedienerfreundlichkeit der Anwendung sowie die Kommunikation des Nutzens an die Zielgruppen. 3.2 Erster Erfolgsfaktor: Zielgruppen in das Realisierungsprojekt integrieren Die Nutzerakzeptanz beginnt nicht mit der Einführung der Anwendung. Dürfen Zielgruppen schon bei der Planung und der Definition des Nutzens ihre Bedürfnisse einbringen und bleiben sie bis zur Realisierung einbezogen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Anwendung auch wirklich nutzen. Als Zielgruppen zu berücksichtigen sind die internen Ansprechpartner wie Manage- 1 Herstellerumfrage (N=85) 151 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz ment, Linienmitarbeiter, Informatikmitarbeiter und externe Ansprechgruppen wie Absatzpartner und Kunden. Wichtig ist, Management wie Linienmitarbeiter in die Auswahl von E-Business Anwendungen einzubeziehen. Ihre Interessenlage ist unterschiedlich: “there are two primary customer groups — the executives who determine what services are required (at what level and for what price) and who provide and fund them, and the consumers who use the IT services and tools. These different constituents have different expectations. Executives are concerned with the price/value ratio of IT services and equipment, reliability, flexibility, scalability, valuedadded services, adherence to service-level agreements and the ease of negotiating with users. Users of IT systems and services focus on ease of use, just-intime help, predictability, speed, ability to boost productivity, lack of hindrance of IT in the performance of their jobs and the ease of conducting business transactions with the IS organization” (Young et al 2002 S. 3). Eine Nutzwertanalyse aufgrund der in Tabelle IV-2 aufgeführten Nutzenpotenziale und Risiken ermöglicht es, Management und Linienmitarbeiter des Herstellers sinnvoll in das Projekt zu involvieren. Dabei hat das Management die Faktoren zu gewichten, während die Linienmitarbeitenden sie bewerten müssen. Nur sie können die Effekte der E-Business Anwendung auf das Geschäft einschätzen. Parallel dazu bewerten die Informatikverantwortlichen die Fragen mit ihrem Informatikbezug. Eine Frageliste für die geschäfts- und informatikspezifischen Belange unterstützt die in vielen Unternehmen oft schwierige Kommunikation zwischen Linien- und Informatikmitarbeiter (Bardola 2004 S. 2). Achtung! Linie und Informatik verstehen oberflächlich ähnliche oder gleiche Begriffe oft ganz unterschiedlich, wie im folgenden Fallbeispiel ausgeführt wird. So müssen Begriffe der Geschäftssprache in die Sprache der Informatik übersetzt werden und umgekehrt. Gartner Research betont, dass heute die Informatikleiter Prozessänderungen anstossen müssen (Young 2004 S. 2). Die immer noch herrschende Vorstellung, dass die Informatik eine Dienstleistungsabteilung ist, die einfach realisiert, was die Linie will, sei nicht mehr zeitgemäss. Sie kann zu einer weitge152 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz henden Überdeckung und einem zu grossen Angebot an IT Leistungen führen. Oft sind heute nicht mehr Nutzenpotenziale innerhalb eines Prozesses, sondern solche zwischen den Prozessen/Abteilungen und mit externen Partnern entscheidend, gerade natürlich bei E-Business Anwendungen. Bei diesen neuen Herausforderungen kann die Informatik eine Brückenfunktion zwischen den Abteilungen einnehmen und Optimierungsmöglichkeiten aufzeigen, welche die in ihren Prozessen verankerten Linienmitarbeiter oft nicht einfach identifizieren können. Die Integration der externen Zielgruppen geschieht über Referenzteams, die regelmässig in den Projektablauf integriert werden. Es ist jedoch nicht selbstverständlich, dass Kunden dafür Mitarbeitende frei stellen. Mit diesen Ansprechpartnern lässt sich der Nutzen für die Zielgruppen in Bezug zu ihren Aktivitäten definiert, wie es das folgende Fallbeispiel zeigt. Dieses Vorgehen kann Enttäuschungen als Folge unrealistischer Versprechungen im Vorfeld von Implementierungen von E-Business Anwendungen verhindert. „All too often, firms over promise and under produce when implementing new communication systems and the result is a heightened level of dissatisfaction because of artificially high expectations” (MacDonald, Smith 2004 S. 114). Ratsam ist, den Aufwand in der Anfangsphase der Realisierung einer EBusiness Anwendung nicht zu tief anzusetzen. DeSisto/Berg belegen anhand verschiedenerer Beispiele, dass für Analyse/Konzeptfindung oft zu wenig Zeit und Ressourcen eingesetzt werden. Als Folge müssen dann im Nachhinein mit viel Energie Fehler gefunden und ausgemerzt werden (DeSisto/Berg 2001 S. 26). Ebenso kommt beim schnellen Entscheid für E-Business Anwendungen oft die Phase der Integration der Ansprechpartner zu kurz, um diese auf die Prozessänderungen vorzubereiten.1 Das folgende Beispiel zeigt, wie aufwändige Folgen dies haben kann. 1 Vgl. IV 3.1, S. 117 153 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Fallbeispiel "ABB Anlagen": Integration der Zielgruppen um den Nutzen von E-Business zu definieren1 "ABB Anlagen" hat einen Konfigurator für Unterwerke realisiert2 Die technischen Herausforderungen dieses Projekts waren gross, aber kritischer Erfolgsfaktor war die Integration, Kommunikation und die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Interessengruppen innerhalb und ausserhalb der ABB. Die Anforderungen der Entwicklungsingenieure, Manager der involvierten Geschäftseinheiten, Verkäufer, Verantwortlichen für das Supply Chain Management und von Lieferanten mussten berücksichtigt werden. Die Nutzenpotentiale und Anforderung des Systems wurden pro Ansprechgruppe definiert und kommuniziert (Tabelle IV-5). Gerade bei ABB mit einer starken Tradition der dezentralen Verantwortlichkeit ist die Zusammenarbeit verschiedener Geschäftseinheiten eine Herausforderung. Deshalb war die zum Teil mühsame und zeitaufwendige Arbeit mit den Referenzteams der Ansprechgruppen entscheidend. Nicht ausdiskutierte Konflikte im Bereich der Erwartungen der Ansprechpartner tauchen sonst praktisch immer in späteren Phasen der Projekte wieder auf und behindern den Projektfortschritt. Diese Integration der zukünftigen Nutzer wird wesentlich unterstützt durch Online Projektmanagment3 Anwendungen, die es ermöglichen, enge Kontakte aufrechtzuerhalten ohne grosse Zeit- und Reisekostenverluste. Die Schritte von der Geschäftsstrategie über die Prozesse bis zu den Informatikanwendungen wurden strukturiert durchgegangen. Eine ABB-weit standardisierte Projektmanagementmethode hilft dabei, diese Schritte einzuhalten. Dabei werden z.B. das Commitment der Geschäftsleitung und Teilbereichsleitung vor dem Projektstart eingeholt und der Know-how Transfer nach Projektabschluss durch ein Train-the-Trainer Konzept in jeder ABB Einheit unterstützt. E-Business Projekte erfordern die Kommunikation zwischen Mitarbeitern in den Prozessen, wie zum Beispiel Entwicklungsingenieure und Informatikmit1 Vgl. Anhang B 2 Vgl. III 4.3, S. 91 3 Vgl. III 5.1.1, S. 104 154 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz arbeitern. Diese verstehen zum Teil Begriffe unterschiedlich. Vor dem Projektstart wurde deshalb ein Glossar erstellt, in dem wichtige Begriffe projektbezogen definiert wurden. So mussten z.B. die Begriffe „konfigurierbar“ aus der Informatikwelt und „customizing“ aus der Welt der Entwickler klar voneinander abgegrenzt werden. Dazu waren auch kulturelle Unterschiede zu beachten. Für das Projektteam hiess dies, die Aussagen der ins Projekt involvierten Partner immer durch einen gewissen Filter zu bewerten. Dieser Filter lässt sich vereinfacht so darstellen: „Die Amerikaner sind gebeten, zuerst über ihre Misserfolge und nicht über ihre Erfolge zu sprechen. Die Schweizer werden gebeten, über ihre Erfolge statt Misserfolge zu reden. Die Finnen sind gebeten zu reden. Die Schweden sollen nicht bloss sagen, sie seien die Besten. Die Italiener sollen die Wahrheit nicht schönreden. Die Chinesen sollen bitte den Projektleiter unterbrechen, wenn er etwas Falsches sagt. Die Franzosen schliesslich sind gebeten, den Projektleiter nicht zu unterbrechen, auch wenn er etwas Richtiges sagt.“ (Kirrmann 2004 S.15). 155 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Engineer • • • • • • • • Kapitel IV Erfolgreicher Einsatz Benefits of substation configurator for different roles and partners Sales Representative Supply Chain ReSupplier Customer sponsible Enables better re-use of exist- • Enables a faster tender • Simplifies my daily • Gives me one • Configurator is ing substation designs design process work by providing way of interacting NOT known to the me the information with ABB for all customer Means doing more with same • Gives me a more comprefrom the engineers the substation personnel due to integrated hensive documentation in • They get their subin a structured way business process and use of prethe early bidding phase station delivered as engineered modules Enables me to • Gives me a good specified and are • Allows for lower costs in • send the request overview of the impressed by the Enables to quickly produce engineering for quotation to pending quotaspeed and quality alternative designs for your • Makes use of global supmore potential suptions from ABB of the deliverables Customer exploring possible ply agreements pliers without addi- • received mutual benefits Takes out cost on • Enables me to explore the tional effort my side for manMakes continuous improvepossibilities of alternative Gives me informaaging the busiment easier since more and designs with my custom- • tion of other suppliness with ABB more information can be reers ers used for various since it’s now used from tenders and projects parts of the scope controlled better made for the plant • Has increased Gives quality improvement • Enables me to the delivered volopportunities and one common track and store my ume of the global process for all mechanical deframe agreements Supply Agreesigners in a high quality ment Allows to collaborate in one way standard environment for all ABB units Has access rights for control of the content Includes a Central Support organization ensuring my users can work efficiently Ensures all technical information is stored once and available to all in unit Manager Provides a solid process for all • phases from Customer request to project execution • Gives me access to preengineered modules containing 3D-model, documentation and complete bill of material • Gives me the possibility to store designs or modules and re-use them in whole or part at a later stage, including material and • supplier data Contains a structured way to arrange my complete set of documentation and bill of material in one place • Provides cost calculation for the substation Provides Document Management (check in / out) capabilities for • several applications Supports my creation of tender documentation based on the • substation scope Includes a flexible electronic in- • terface to my suppliers for the request for quotation (RFQ) • Tabelle IV-5 Nutzen eines Konfigurators für unterschiedliche Ansprechpartner 156 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Einführen von E-Business Um ein komplexes, internationales Projekt erfolgreich durchzuführen, benötigt es Grundsätze, nach welchen sich ein Team orientieren und ausrichten kann. Diese beruhten im vorliegenden Fall auf Teamwork, Transparenz und Wiederverwendung. Die Herausforderung war es, diese Grundsätze im Laufe des Projekts zu leben. Entsprechend pflegte der Projektleiter folgende Maxime: In diesem Projekt gibt es Fehler und Probleme. Doch es gilt nicht, den Schuldigen, sondern die Lösung zu finden und aus den Fehlern zu lernen. Teamwork • Leben einer gesunden Kultur der Zusammenarbeit, basierend auf Respekt, direkter, offener Kommunikation und Akzeptanz Transparenz • Fokus auf Umsetzung von wichtigen Kundenanforderungen • Leben einer offenen Kultur bezüglich Fehler und Kritik • Offene Zusammenarbeit aller Beteiligten (Kunden, Lieferanten, interne Abteilungen) • Offene Informationspolitik im Hinblick auf die Einführung des Systems in den weltweit verteilten ABB Einheiten Wiederverwendung • Die Basis der Business Strategie: Modularisierung Abbildung IV-10 Grundsätze der Zusammenarbeit (Stürzl 2004b S. 8) 3.3 Zweiter Erfolgsfaktor: Benutzerfreundlichkeit der Anwendungen sicher stellen Der Erfolg des Internet/Web gründet auf der durch die Verlinkung unterschiedlicher Web-Seiten möglichen einsichtigen Darstellung von Informationen. Um diese Vorteile auszuspielen, sind die Regeln der „Usability“ zu beachten. "Usability"1 bezeichnet die Benutzerfreundlichkeit einer Informatikanwendung: "Usability is the quality of a system that makes it easy to learn, easy to use, easy to remember, error tolerant and subjectively pleasing" (Brink/Darren/Wood 2001). Rogoll/Piller definieren Usability als der Zustand, wenn für den Anwen1 http://www.useit.com/papers/webwriting/ 157 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Einführen von E-Business der einer Website immer klar ist, „wo er ist“, „woher er kommt“ und „wohin er gehen kann“ (Rogoll/Piller 2003 S. 55). So sollte z.B. der visuell orientierte Anwender durch Grafiken und Bilder genauso navigieren können wie der Anwender, der eine Navigation mehr textgebunden oder über Nummerneingabe schätzt (Göldi 2002 S. 717, Nielsen 2001, Rogoll, Piller 2003 S. 54). Dem Anwender sind die Informationen aus verschiedenen Sichten abrufbar zu machen, da er auch aus unterschiedlichen Sichten den Suchvorgang starten wird. So können branchenspezifische Websites mit für diese Branche relevanten Informationen implementiert werden. Die Informationen eines Herstellers können dargestellt werden aus Produktsicht, aus geografischer Sicht und aus kundenspezifischer Sicht, d.h. Websites für einzelne Kunden mit Zugriff auf spezifische Informationen für diesen Kunden. Das Suchen und Finden von Informationen muss einfach möglich sein. Bei E-Business Anwendungen im Industriegüterbereich gibt es verschiedene spezielle Herausforderungen im Bereich der Benutzerfreundlichkeit. Oft ist es sehr schwierig und aufwändig, Informationen zu technisch komplexen Produkten einfach darzustellen. Im Weiteren wird E-Business oft bloss als eine weitere Sicht auf die Informationen in den Primärsystemen/ERP der Hersteller eingesetzt. Doch diese Systeme sind oft nicht benutzerfreundlich aufgebaut. Das stört Mitarbeiter weniger, da sie täglich damit arbeiten und dabei lernen, mit den spezifischen Gegebenheiten eines Systems umzugehen. Gerade bei erfolgreichen E-Business Anwendungen ist die Einfachheit langfristig eine spezielle Herausforderung, da – wie bei allen Informatikanwendungen – ständig neue Wünsche der Anwender aufkommen und jeder Zusatz potenziell die Anwendung kompliziert. Die Zielgruppen im Bereich der Industriegüter arbeiten oft mit mehreren unterschiedlichen Herstellern zusammen. Darum benötigen die Ansprechpartner die E-Business Anwendungen eines Herstellers oft nur selten. Der sporadische Einsatz der Anwendungen durch die Nutzer erschwert jedoch die Sache. Zwar können auch komplexe Informatikanwendungen gelernt werden, wenn sie täglich eingesetzt werden. Doch gerade E-Business Anwendungen müssen auch bei nur 158 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Einführen von E-Business wenigen Einsätzen pro Monat verständlich sein. Im Weiteren muss immer von einem sehr bescheidenen Verständnis auch der einfachsten Bedienungsregeln im Internet ausgegangen werden, wie im Fallbeispiel Saurer aufgezeigt wird. Stoller-Schai empfiehlt im Zusammenhang mit der Einführung von E-Learning Anwendungen die „Überkommunikation“, d.h. die ständige Kommunikation auch einfachster Anweisungen für die Bedienung der Anwendungen (Stoller-Schai 2004 S. 43). 3.4 Dritter Erfolgsfaktor: Nutzen den Zielgruppen kommunizieren Die Funktionalitäten der E-Business Anwendung mit dem damit zusammenhängenden Nutzen ist der Zielgruppe mitzuteilen, um die Verhaltensänderung der Ansprechpartner zu unterstützen. Dem Hersteller stehen dabei Kommunikation, Training, positive Anreize und – für interne Zielgruppen – negative Anreize zur Verfügung. “Many companies face the same with customer relationship management: wasted money because their salespeople refuse to use it. Try tying sales compensation to CRM usage. Managers who have their salespeople post their deal closings and commissions-to-date to a CRM system are rewarded with a much higher usage rate than those who don' t have a pay system tied to their CRM program (CRM 2004, S. 14). So ist für Verkäufer und Absatzpartner die Unterstützung durch E-Business Anwendungen wie z.B. einen Konfigurator neu: Sie reagieren unterschiedlich: Eine Kaskade des Einsatzes – vom Einsatz im Büro, über den Einsatz vor – und nach dem Kundenbesuch bis zum Einsatz vor dem Kunden - wurde beobachtet. Für junge Verkäufer ist der Einsatz elektronischer Hilfsmittel eine Selbstverständlichkeit und sie können als Promoter dienen1. Ältere Verkäufer setzen die Tools ein, wenn Erfolge durch die jüngeren ausgewiesen werden. Neben der guten Schulung der Verkäufer können weiter Massnahmen sinnvoll sein, wie z.B. nur noch über den Konfigurator erstellte Aufträge der Verkäufer zu akzeptieren. 1 Vgl. Anhang B 159 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Einführen von E-Business Schulung der Benutzer bei den externen Zielgruppen ist hingegen oft nicht möglich (Abbildung IV-11), da Hersteller keinen direkten Zugriff auf die Anwender der Zielgruppe haben und die Kunden die Mitarbeiter nicht für Schulungen frei stellen. Das Fallbeispiel Saurer1 zeigt auf, wie eine E-Business Anwendung mit geeigneten Kommunikationsmassnahmen bei den Kunden bekannt gemacht wurde. 3.5 Aufwand für Unterstützung der Verhaltensänderungen Es ist unterschiedlich aufwändig, die Verhaltensänderung bei den Zielgruppen zu erreichen und Massnahmen im Zusammenhang mit den drei Erfolgsfaktoren durchzuführen. Der Einfluss des Herstellers auf Zielgruppen wird generell umso kleiner, je mehr Stufen es zwischen ihm und der Zielgruppe gibt (Abbildung IV-11), gleichzeitig steigt der Aufwand, die Zielgruppen effektiv in der Verhaltensänderung zu unterstützen. Generell gilt: Je näher eine E-Business Anwendung beim Endkunden positioniert werden soll, desto einfacher muss sie zu bedienen sein – und desto aufwändiger ist die Realisierung. Bei internen Partnern hingegen hat der Hersteller einen relativ hohen Einfluss auf die Verhaltensänderung und kann die Beschäftigten durch Anreize und gegebenenfalls durch Zwangsmassnahmen motivieren, die E-Business Anwendung einzusetzen. Bei den Endkunden ist der Einfluss des Herstellers geringer, dies gerade in der Phase des Vertriebs. „Customer alignment is impossible if it simply remains a onesided pitch by the supplier to a skeptical and unwilling buyer organization.” (Kashani 2004 S. 4). Angesichts des unterschiedlichen Aufwands bei der Unterstützung der Verhaltensänderung kann eine schrittweise Einführung der E-Business Anwendung Sinn machen: zuerst interne Partner, und nachdem Sicherheit erreicht wurde und allfällige Fehler ausgemerzt wurden, die Anwendung für externe Ansprechpartner frei zu schalten. Desruelle schlägt vorerst die interne Koordination zu optimieren und danach die externen Zielgruppen anzusprechen. „Then firms are ex- 160 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Einführen von E-Business pected to extend the benefits of improved internal co-ordination to improved coordination of relationships with value-chain partners” (Desruelle et al. 2001 S. 33). Zielgruppen im Vertrieb Erfolgsfaktoren bei Unterstützung der Verhaltensänderung Interne Partner Absatzpartner End-Kunden 1. Integration in Realisierungsprojekt Möglich Oft schwierig Sehr schwierig 2. Einfachheit der Anwendungen Anforderungen intern definierbar Hohe Anforderungen Sehr hohe Anforderungen 3. Kommunikation Eher aufwändig Aufwändig Sehr aufwändig Einfluss des Herstellers Aufwand für die Unterstützung der Verhaltensänderung 1 Abbildung IV-11 Aufwand für Unterstützung der Verhaltensänderung ist unterschiedlich für unterschiedliche Zielgruppen 3.6 Fallbeispiel Saurer: Unterstützung der Verhaltensänderung der Zielgruppen Die drei Erfolgsfaktoren für die Unterstützung der Verhaltensänderung der Zielgruppen wurden von Saurer bei der Einführung von SECOS1 folgendermassen berücksichtigt. 1. Erfolgsfaktor: Zielgruppen in das Realisierungsprojekt integrieren 1 Vgl. IV 3.5, S. 117 161 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Einführen von E-Business Über Referenzteams wurden Vertreter der Zielgruppen in den Projektablauf integriert. Vorerst war aber vor allem die Integration der Saurer-internen Ansprechpartner eine Herausforderung. Eine E-Business Anwendung wie SECOS betrifft direkt die Kundenbeziehungen der Business Units von Saurer mit ihren Kunden. Es ist deshalb nicht selbstverständlich, dass alle Saurer Business Units dieses System einsetzen. Wichtig für die interne Zusammenarbeit waren zwei Schlüsselpersonen: ein „Projektleader“, d.h. im Falle von SECOS der Verkaufsleiter einer Saurer Business Unit, der sich mit dem Projekt identifizierte und es vorantrieb, sowie ein „Sponsor“ in der Konzernleitung, der bei Unstimmigkeiten die Richtung vorgab. Das Projekt SECOS wurde ebenfalls bonuswirksam in die Jahresziele der betroffenen Mitarbeitenden aufgenommen. 2. Benutzerfreundlichkeit der Anwendung sicher stellen Um die Verhaltensänderung zu erleichtern, wurde das System so einfach und intuitiv wie möglich gestaltet. Auch sporadische Benützer sollten sich ohne grosse Einarbeitungszeit zurecht finden. Die Ergonomie der Anwendung muss deshalb für den Endbenutzer optimal sein. Die Komplexität muss versteckt werden, um die Akzeptanz sicherzustellen und die Supportaufwendungen klein zu halten. Deshalb wurden verschiedene Wege zur gleichen Information realisiert – Grafische Unterstützung des Suchens, Direktzugriff auf Ersatzteile über Bestellnummer, Drilldown, Suchmöglichkeiten, ... um den unterschiedlichen Arbeitsweisen der Benützer gerecht zu werden. Die Einfachheit beeinflusst die Nutzung des Systems. Weiter hat sich gezeigt, dass bereits eine höhere Zugriffssicherheitsstufe als User-ID und Passwort eine Barriere für den Einsatz des Ersatzteilsystems darstellen kann. Die Frage der Bestellkompetenz, die je nach Kunden unterschiedlich geregelt ist, wurde über einen Workflow realisiert: So kann z.B. der Mitarbeiter in der Fertigung den Warenkorb erstellen und der zuständige Einkäufer kann danach die Bestellung bestätigen und auslösen. 1 Vgl. IV2, S. 117 162 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel IV Einführen von E-Business 3. Nutzen der Anwendung an Zielgruppen kommunizieren: „Mister Spare“ überzeugt die Kunden Grossen Wert wurde auf eine umfassende Einführungskampagne gelegt (Abbildung IV-12). Dazu wurde die Identifikationsfigur „Mister Spare“ kreiert, die durch alle Kommunikationsmittel und Schulungsunterlagen führte. „Mister Spare“ war wichtig für die externe Kommunikation und unterstützte ebenfalls die Identifikation der Saurer Mitarbeitenden mit dieser neuen Lösung. Das Motto der Einführungskampagne war „Reaching SECOS it’s child’s play“. Alle eingesetzten Kommunikationsmassnahmen betonten die Einfachheit des Systems und den Nutzen für die Kunden. An der ITMA 2001, der wichtigsten Messe im Textilmaschinenbereich, wurde das System lanciert. Folgende Kommunikationsmittel wurden eingesetzt: Prospekte, Presse Kits, CD, PowerPoint Präsentationen, Anleitungen, Prospekte, Webpräsentationen, Inserate, Artikel in Kunden- und Fachzeitschriften sowie Give-aways. Heute ist der Verkauf von SECOS in den Aufgabenbereich der Ersatzteilverkäufer von Saurer eingebunden. Diese führen die Ansprechpartner der Kunden onsite in das System ein. Ziel der Unterlagen ist es, kritische Ersatzteilkunden innert kurzer Zeit von den Vorteilen von SECOS überzeugen. In 3 Minuten sollen skeptische Entscheidungsträger überzeugt werden,, in 15 Minuten künftige Anwender von SECOS in den Funktionen und Schnittstellen geschult sein. Wichtige Erfahrungen aus dem Projekt waren folgende. Es bedarf massiver Werbung und Informationen, um Kunden - speziell Textilkunden - zur Internetnutzung zu bringen. Weiter ist die Bandbreite der User in Bezug auf die Kenntnisse der Anwendung von E-Business sind sehr breit und es muss mit sehr bescheidenen Internetkenntnissen gerechnet werden. Trotz intensiver Versuchsläufe kann nicht alles getestet werden. Viele Probleme und Fragen kommen erst im Live-Betrieb. Die Anforderungen an die PC/Browser der Benutzer müssen klar definiert und kommuniziert werden, da nicht alle Länder über den gleichen Standard verfügen (Kaiser 2003 S. 16 ff). 163 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Aktivitäten Pressekonferenz Mitte Juni Prospekt Presse Kit CD & Presentations Webpräsentation Kundeneinladung Inserate Bedienanleitung Presseinfo (Mappe) Artikel - Kundenzeitung - Fachartikel Mustervertrag Geschenke / Give Away CD Kapitel IV Einführen von E-Business Schulung ITMA Messeeinladung Ende August Anfang September x x ITMA Mitte Oktober x x x x x x x x x x x x x Abbildung IV-12 Kommunikationsplan für die Einführung von SECOS1 (Kaiser 2003 S. 34) 1 www.secos.saurer.com 164 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 4 Kapitel IV Einführen von E-Business Fazit Kapitel IV Der erfolgreiche Einsatz von E-Business Anwendungen hängt ab von der Wahl der richtigen Anwendung sowie von deren richtigen Einführung. Die sinnvollen E-Business Anwendungen werden vom Hersteller aufgrund der Art seines Geschäfts, definiert durch den Grad der Individualisierung des Angebots, der Art des Kaufs (Einmalkauf oder Wiederholungskauf) sowie der Verteilung der Marktmacht festgelegt. Aufgrund der Bewertung von Nutzenpotenzialen und Risiken werden die möglichen E-Business Anwendungen beurteilt und die für die Realisierung geeigneten ausgewählt. Für die erfolgreiche Einführung von E-Business hat die Verhaltensänderung der Anwender eine hohe Bedeutung. Die Integration der Beteiligten ins Realisierungsprojekt mit gemeinsam durchgeführter Definition des Nutzens, die möglichst einfache Ausgestaltung der Anwendungen sowie die Unterstützung der Verhaltensänderung mit Kommunikationsmassnahmen sind die Erfolgsfaktoren, ob die Anwender die E-Business Anwendung akzeptieren und die Neuerung damit wirtschaftlichen Nutzen bringt. 165 E-Business im Vertrieb von Industriegütern V 1 Kapitel V Schlussbetrachtung Schlussbetrachtung Zusammenfassung Forschungs- und Leitfragen können nun beantwortet werden (Tabelle V-1). Die Standortbestimmung ergab, dass vor allem der Einsatz von E-Business im Vertrieb vertiefte Klärung benötigt. Als zentrale Herausforderungen schälten sich die Verbesserung der Effektivität und der Effizienz heraus. Drei Anforderungen der Zielgruppen im Vertrieb lassen sich unterscheiden: "Informations- und Erklärungsbedarf" der Kunden: Diese Herausforderung bedeutet für die Hersteller vor allem, die Komplexität zu reduzieren. Nur so entsprechen sie dem Wunsch ihrer Verkäufer, Absatzpartner und Kunden nach möglichst einfachen Informationen auch über komplexe Produkte oder Lösungen. "Interaktions-, Koordinations- und Entlastungsbedarfs" der Kunden: Zunehmend brechen für die Hersteller die lokalen Prozesse wegen der Tendenzen zu Outsourcing und Offshoring auf. Eine virtuelle Integration vermag diesen erhöhten Koordinationsbedarf im Zusammenspiel von Herstellern, Absatzpartnern und Kunden aufzufangen. "Lösungs- und Anpassungsbedarfs": Wesentlich sind die Unterstützung von kundenspezifischen Angeboten, das schnelle Aufzeigen unterschiedlicher Lösungen sowie das gemeinsame Engineering mit Absatzpartnern und Kunden. Um die Effizienz im Vertrieb zu steigern, werden Einsparungen bei Prozess- und weiteren Kosten angestrebt. 166 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel V Schlussbetrachtung Forschungsfrage: Wie kann der Vertrieb von Industriegütern durch E-Business Anwendungen erfolgreich unterstützt werden? Kapitel 1 Leitfragen Antworten Effektivität erhöhen in bezug auf den II Standortbestimmung und Herausforderungen im Vertrieb • Welche Herausforderungen stellen sich Industriegüterherstellern im Vertrieb? • Informations- und Erklärungsbedarf • Interaktions-, Koordinations- und Entlastungsbedarf • Lösungs- und Anpassungsbedarf der Zielgruppen Effizienz erhöhen in bezug auf Prozess- und weitere Kosten E-Business Anwendungen im Vertrieb: III • E-Business Anwendungen im Vertrieb Welche E-Business Anwendungen können eingesetzt werden, um die Herausforderungen im Vertrieb besser zu meistern? • Online Informationen • E-Learning • Online Kataloge • Online Konfiguratoren • Online Collaboration Erfolgreicher Einsatz von E-Business bedeutet die Auswahl der richtigen Anwendungen und deren richtige Einführung: Bestimmen möglicher Anwendungen aufgrund folgender Kriterien: • IV • Erfolgreicher Einsatz von EBusiness • Was bedeutet „EBusiness erfolgreich einsetzen?“ • Individualisierungsgrad der Produkte • Art des Kaufs (Einmalkauf – Mehrfachkauf) Welche E-Business Anwendungen soll ein Industriegüterhersteller implementieren? • Verteilung der Marktmacht zwischen Hersteller und Zielgruppen Wie sollen E-Business Anwendungen eingeführt werden? • Nutzenpotenziale: Effektivitäts- und Effizienz- Potenziale • Risiken: Prozess-, Projekt- und Informatikrisiken Beurteilung und Auswahl der E-Business Anwendungen: Einführung der E-Business Anwendungen • Unterstützung der Verhaltensänderung der Zielgruppen prioritär behandeln Tabelle V-1 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse Fünf E-Business Anwendungen unterstützen die Hersteller, die Herausforderungen im Vertrieb zu meistern: "Online Informationen", "E-Learning", "Online Kataloge", "Online Konfiguratoren" und "Online Collaboration". Doch um EBusiness erfolgreich einzusetzen, müssen nicht nur die richtigen Anwendungen 1 Vgl. Anhang B 167 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel V Schlussbetrachtung ausgewählt sondern diese auch richtig eingeführt werden. Drei Kriterien bestimmen, die für einen Hersteller geeigneten E-Business Anwendungen: Der Grad der Individualisierung der Produkte legt die Funktionalitäten der EBusiness Anwendungen fest, die im Vertriebsprozess Sinn machen. Die Art des Kaufs (einmalig oder wiederholt) definiert den Grad der Integration zwischen dem Hersteller und dem Partner. Die Verteilung der Marktmacht zwischen Hersteller und Zielgruppen bestimmt den Freiheitsgrad des Herstellers bezüglich der Einführung von E-Business Anwendungen. Grundlage des Entscheides für oder gegen die Einführung einer E-Business Anwendung bilden die Nutzenpotenziale im Hinblick auf verbesserte Effektivität und Effizienz im Vertrieb sowie verminderte Prozess-, Projekt- und Informatikrisiken. Bei der Implementierung hat die Unterstützung der Verhaltensänderung der Zielgruppen Priorität. Deren Akzeptanz entscheidet über den Erfolg jeder EBusiness Anwendung. Gefördert wird die Anwenderakzeptanz durch die Integration der Zielgruppen in das Realisierungsprojekt, eine möglichste einfach ausgestaltete Anwendung sowie die begleitende Kommunikation. 168 E-Business im Vertrieb von Industriegütern 2 Kapitel V Schlussbetrachtung Ansatzpunkte für weitere Forschungsarbeiten Im Nachgang zur vorliegenden Arbeit scheinen zwei Aspekte des Einsatzes von E-Business im Bereich der Industriegüter für weitere Forschungsarbeiten von Interesse. Es handelt sich um die E-Business Anwendungen von Dritten und um E-Business Anwendungen mit Integration in die elektronische Steuerung der Produkte. E-Business Anwendungen von Dritten Die vorliegende Untersuchung beschränkte sich auf den Einsatz von E-Business Anwendungen durch Industriegüterhersteller. Zunehmend bieten jedoch auch Dritte, d.h. unabhängige Unternehmen, E-Business Anwendungen an. Beispiele sind electronic markets oder Auktionsanbieter im Internet. On demand EBusiness Anwendungen stellen eine weitere interessante Entwicklung dar, die auf ihren Einfluss auf den Vertriebsprozess hin zu untersuchen ist. Beispiel dafür ist die Salesforce.com ein Anbieter von CRM Anwendungen, wo nur die einzelne Anwendung kostet1. Die fixen Kosten für Installation und Unterhalt entfallen. E-Business Anwendungen mit Integration in die elektronische Steuerung der Produkte. Fragen stellen sich weiter zum Einfluss der Möglichkeiten des Internets auf die Produkte selber. Die vorliegende Untersuchung behandelt den Einsatz von EBusiness im Vertreibsprozess. Doch E-Business Anwendungen können auch als Teil des Produktes eingesetzt werden. Dies wird zunehmend wichtig für die Integration der Produkte in die interne Informatik- und Automatisierungsumgebungen der Kunden sowie für den Zugriff des Herstellers im Service. Die Verbindung des Internets eines Unternehmens mit den Produkten beim Kunden (dazu z.B. Bratthall et al 2003 S. 6 und Radjou 2004 S. 13) wird intensiviert werden. Eine weitere Stufe der Integration bedeutet die Verbindung von Maschine zu Maschine über das Internet (Crockett et al. 2004 S. 66). Diskutiert werden auch schon mobile Anwendungen wie z.B. Radio Frequency Identification (RFID), d.h. die ständige Funk-Erkennung der Produkte im Laufe seines Le- 169 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Kapitel V Schlussbetrachtung benszyklus. "Michelin is using RFID tags to track the 20 million tires it has in transit at any point in time in its supply chain. Such visibility speeds the recall process. Caterpillar taps the Global Positioning System to make customers and dealers profitable. In 2000, Caterpillar rolled out MineStar — a GPS-enabled system that tracks in near-time the location and status of all Caterpillar machines in a mining field" (Radjou N. 2004 S. 13-14). Diese Technologien versprechen den Herstellern weitere Verbesserungsmöglichkeiten vor allem im Service, die es zu untersuchen gilt. 1 www.salesforce.com 170 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Literatur Literatur ABB (2004): ABB Group Annual Report 2003, Zürich 2004 ABB Utility (2002): Adding value to utility customers, June 2002 Aberdeen Group (2001): What works: CRM Top Ten, Boston 2002 Aberdeen Group (2002): Ericsson: Simplifying Configure-to-Order Sales for Competitive Edge, Boston 2002 Ahrens M (2004): Corporate Express erfüllt Kundenwünsche online, in: www.computerwoche.de, 2004 Amit R., Zott Ch. (2001): Value Creation in E-Business, in: Strategic Management Journal 22, S. 493 – 520 (2001) Ammann P. 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Content Syndication: Daten und Dokumente eines Unternehmens anderen Unternehmen (z.B. Absatzpartnern) für deren Websites oder für interne Anwendungen zur Verfügung stellen Daten: Strukturierte Informationen wie Objekte in Datenbanken (Bestellungen,...) Dokumentenmanagement: Verwaltung des Lebenszyklus von Dokumenten. Wesentliche Eigenschaften sind visualisierte Ordnerstrukturen, Che- ckin/Checkout, Versionierung sowie datenbankgestützte Metadatenverwaltung zur Indizierung und Unterstützung des Suchen und Finden der Dokumente. Dokumente: Unstrukturierte Informationen wie Berichte, Briefe, usw. Disintermediation Ausschaltung von Zwischenstufen in Vertriebssystemen durch direkten Zugang der Endkunden zum Hersteller über E-Business Anwendungen DMZ (Demilitarised Zone): Computersysteme ausserhalb der Firewall eines Unternehmens mit E-Business Anwendungen E-Business: Einsatz von Internet- und Telekommunikationsanwendungen für die Abbildung von Teilprozessen in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens 185 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang E-Business Anwendung: Eine Softwarelösung mit Einbezug des Internets für die Unterstützung eines Prozesses der Wertschöpfungskette eines Unternehmens abbildet E-Learning: Einsatz des Internets für den Know-how Transfer. Unterschieden werden das asynchrone E-Learning, d.h. das Web based Training ohne zeitgleichen Kontakt zwischen Lernenden und Trainern und das synchrone E-Learning, d.h. das virtuelle Klassenzimmer mit zeitgleichem Kontakt zwischen Lernenden und Trainern E-Procurement: Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen über das Internet. EDI/Edifact: Electronic Data Interchange wird eingesetzt für die Transaktionsübermittlung standardisierter Dokumente. EDIFACT, definiert von Gremien der Vereinten Nationen (UN), dient als Standardisierung beim elektronischen Austausch von Handelsdokumenten und Geschäftsnachrichten Engineering: Dieser Begriff wird hier eingesetzt im Sinne des „Order Engineering“, d.h. des Zusammenstellens eines Produktangebots für einen Kunden (im Gegensatz zu „Engineering“ verstanden als Neuproduktentwicklung“ Extranet: Zugriffsgeschützte Website für Geschäftspartner mit Zugriff auf interne Daten des Anbieters IT Information Technology: Informationstechnik, Oberbegriff für die Informations- und Datenverarbeitung Konfigurator: E-Business Anwendung, die den Kunden die Zusammenstellung eines Produktes auf einer Website ermöglicht Middleware: Software zur Integration von E-Business Anwendungen mit bestehenden Anwendungen, z.B. dem ERP Nutzenanalysetool: Unterstützung des Kunden für die Berechnung des Payback, der mit einem Produkt erreicht werden kann Offshoring: Auslagern ganzer Abteilungen oder auch Betriebsstandorte von ihrem ursprünglichen an günstigere Standorte 1 Verschiedene Definitionen übernommen aus www.wikipedia.ch 186 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Online Collaboration: Unterstützung der Zusammenarbeit von Geschäftspartnern über das Internet mit z.B. Online Projektmanagement oder Online Engineering Online Engineering: Kunden, Absatzpartner und Hersteller arbeiten online gemeinsam an der Ausarbeitung und Feinabstimmung eines Produktes Online Informationen: Zugriff der Kunden über das Internet auf Bewegungsdaten der Lieferanten, wie z.B. Lagerbestände sowie Stammdaten der Lieferanten, wie z.B. Stücklisten und Zeichnungen Online Kataloge: Katalog im Internet mit Produktattributen, Produktbildern und Produktpreisen sowie mit oder ohne Bestellmöglichkeit Online Konfigurator: Möglichkeit für Kunden, ein Produkt im Internet aufgrund ihrer Bedürfnisse aus Modulen zusammenzustellen Online Projektmanagement: Unterstützung der administrativen Aufgaben des Projektmanagements über das Internet, z.B. Ablage der gemeinsamen Dokumente, Protokolle, Pendenzen und Projektpläne Outsourcing: Auslagerung von Unternehmensaufgaben und - Informatikinfrastruktur an Drittunternehmen Pan-Window: Lupenfunktion, d.h. bei Zoomfunktion bleibt das Gesamtbild mit Ausschnitt ersichtlich PDM/Product data management: Das Bewirtschaften des Wissens über Produktlinien, Produktvarianten, Produktkonfigurationen, Preisfindung, Montageund Wartungsabläufe PLM/Product life cycle management: das Management aller Daten eines Produkts über seinen ganzen Lebenszyklus (früher PDM: Product Data Management). Transaktionen: Übermittlung standardisierter Geschäftsdokumente, insbesondere Bestellungen, Bestellbestätigungen und Rechnungen Shared Services: E-Business Anwendungen anderen Unternehmen (z.B. Absatzpartnern) zur Verfügung stellen Synchrones E-Learning: siehe E-Learning Unterwerk: Ein Unterwerk transformiert Hoch- in Mittelspannung zwischen einer Überlandhochspannungsleitung und einem lokalen Mittelspannungsnetz 187 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Usability/Benutzerfreundlichkeit einer Website: "Usability is the quality of a system that makes it easy to learn, easy to use, easy to remember, error tolerant and subjectively pleasing" (Brink/Darren/Wood 2001) XML: Extensible Markup Language ist ein Standard für die Übermittlung strukturierter Dokumente im Internet 188 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Anhang B: Informationsquellen: Beratungsprojekte, Fallbeispiele, Experteninterviews Beratungsprojekte Die Resultate verschiedener Beratungsprojekte der ABB, Business Consulting1 wurden in die Überlegungen der Dissertation einbezogen. Business Consulting ist die Beratungseinheit der ABB für Strategieentwicklung und Prozessverbesserung: • E-Business Konzept für eine Geschäftseinheit der ABB für den Einsatz von E-Business Anwendungen • Konzept und Implementierung des Intranets für ABB: Bestimmen des Inhaltes sowie der Implementierungsstrategie für das Intranet der ABB • E-Business Konzept und Implementierung für eine Geschäftseinheit der ABB: Konzeption für den Einsatz von E-Business Anwendungen • E-Business Roadmap für eine Geschäftseinheit der ABB für den Einsatz von E-Business Anwendungen in Einkauf, Marketing, Verkauf und Service • Konzeption und Implementierung eines Intranets für eine Geschäftseinheit der ABB: Konzeption für den Einsatz von E-Business Anwendungen • Business Cases für ein Supplier-Extranet und für ein Kunden-Extranet für eine Geschäftseinheit der ABB • E-Business Konzeption für ein Schweizer Industriegüterunternehmen mit dem Ziel der Einbindung der Grosshändler in die Prozesse des Unternehmens • Informatikstrategie für eine Geschäftseinheit der ABB: Bestimmen der Leitplanken für IS Prozesse-, Organisation und Anwendungen für eine Geschäftseinheit der ABB 1 www.abb.ch Organisation Business Services Business Consulting 189 E-Business im Vertrieb von Industriegütern • Anhang Informatikstrategie für eine Geschäftseinheit der ABB: Bestimmen der Leitplanken für IS Prozesse-, Organisation und Anwendungen sowie der Schwerpunkte für die Jahre des strategischen Zeitraums • Einführung von online Umfragen für die Kundenbefragungen einer Geschäftseinheit der ABB • Konzept für ein Serviceinformationssystem für ein Schweizer Industriegüterunternehmen Fallbeispiele: • "ABB Standardprodukte", "ABB Variantenprodukte", "ABB Anlagen": Interviews und Workshops mit den Verantwortlichen dieser ABB Geschäftseinheiten fanden während und nach verschiedenen Beratungsprojekten statt. • Bihler AG, Markus Dörflinger, Mark Rosa, Philipp Ackermann, Perpectix AG, Hardturmstrasse 169, Zürich (mehrere Kontakte) • Phonak AG, Daniel Stoller-Schai, Education Design Manager (mehrere Kontakte) • Saurer AG, Balz Zürrer, externer Projektleiter für SECOS, Managing Partner der Online Consulting AG (mehrere Kontakte) • Schindler Management AG, Klaus Meier, Vice President E-Business (mehrere Kontakte) Experteninterviews: • Cisco Systems Schweiz, 14.September 2003, Thomas Winter, Manager Business Development und Marketing • E-Business Watch, 25.November 2003, Hannes Selhofer, Projektleiter • Gartner Research, 26. September 2003, Andy Kyte, Forschungsleiter • Gottlieb Duttweiler Institut (GDI), 8.Oktober 2003, Catherine Crowden, Manager New Projects 190 E-Business im Vertrieb von Industriegütern • Anhang IBM Schweiz , 21. Oktober 2003, Roger Arpagaus, Partner und Practice Leader E-Business Integration • SAP, 4. Dezember 2003, Jürgen Weiner, Vice President, IBU - Machinery, Engineering & Construction • Sieber & Partners, 13. November 2003, Pascal Sieber, Geschäftsführer • Swissmem, 24. September 2003, Kurt Meier, Leiter Fachgruppen • The Information Management Group (IMG) 8.Oktober 2003, Wolfgang Hornung, Senior Vice President Experteninterview CISCO Systems Schweiz1 Ansprechpartner: Thomas Winter, Manager Business development und Marketing Vorbemerkungen • Cisco verkauft Produkte praktisch nur über Absatzpartner und setzt auch EBusiness vor allem gegenüber den Absatzpartnern und nicht den Endkunden ein. Bemerkungen zu E-Business Anwendungen im Marketing- und Vertrieb von Industriegütern • Kundensegmentierung: Grosse Kunden werden durch Account Manager betreut, die die Übersetzungsarbeit übernehmen vom Nutzen zur Technik, KMU werden über das Web angesprochen, das ist schwierig: Reduktion der Komplexität ist für dieses Segment sehr wichtig. Dafür wurden Nutzenanalysetools im Internet geschaffen, die den Nutzen aufgrund einfacher Fragen aufzeigen können. Die Schwierigkeit ist: wie bringe ich die Kunden dazu, diese Tools einzusetzen. • Cisco hat für KMU eine Internet Business Solution Group gegründet, die mit den Kunden E-Business Strategien entwickelt, Weiter wurden Tools wie 1 www.cisco.ch 191 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Quick Solution Finder implementiert, die den Kunden die Auswahl der richtigen Produkte erleichtert • Erfolg hat Cisco mit der Verbindung von Marketing-Mailing mit Links, Bsp. eine Frageliste zu IS Security mit konkreten Vorgehensvorschlägen oder Self Assessment Tools • Die Bedeutung von E-Mail Marketing hat wegen der SPAM Flut sehr abgenommen • Die Newsletter werden als gut eingeschätzt, wenn sie auch oft zu sehr mit Informationen überladen werden • Wichtig und eine grosse Herausforderung ist die Einfachheit im Webauftritt und bei den E-Business Anwendungen • E-Surveys: gute Erfahrung mit einer Frage in den Newsletter integrieren, lange Fragebogen werden nicht ausgefüllt • E-Learning ist sehr wichtig im Bereich der Partnerunterstützung • Online Projektmanagement gibt es nicht, da CISCO Standardprodukte verkauft und keine Anlagen • E-Business hilft nicht dabei, sub-optimale Prozesse zu verbessern, zuerst müssen die Prozesse optimiert werden • Content syndication von Informationen in die Systeme der Absatzpartner wurde nicht realisiert. Partner wie IBM verweisen auf die Cisco Website wenn sie mit Endkunden zusammenarbeiten Auftragsabwicklung: • Bei CISCO werden 99% aller Transaktionen online abgewickelt, die meisten generiert durch die Absatzpartner über die Konfiguratoren im Web • Die Zahl der Retouren wegen Fehlkonfigurationen konnte um 80% gesenkt werden Service • Sehr viele Selfservice Tools sind im Einsatz. Ziel ist es, die Zahl der eröffneten Tickets im Callcenter zu minimieren. 192 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang • Diese Servicetools erleichterten das Wachstum von Cisco während des Internet-Hype, indem die Anzahl Mitarbeiter im Service nicht gleich stark wuchs wie der Absatz der Produkte Bemerkungen zum Nutzen • Winter ist nicht involviert, wenn über die Einführung von E-Business Anwendungen entschieden wird, da diese in den USA implementiert werden. • Die Wirtschaftlichkeit, die Unterstützung der Unternehmensstrategie sowie das Differenzierungspotenzial werden als die drei wichtigsten Faktoren für oder gegen den Implementierungsentscheid einer Anwendung bezeichnet. Experteninterview E-Business Watch1 Ansprechpartner: Hannes Selhofer, Projektleiter, ist verantwortlich für Untersuchungen im Bereich E-Business für die EU, E-business Watch macht im Auftrag der EU Untersuchungen im Bereich des E-Business. Unter anderem werden Sektorstudien durchgeführt, darunter eine zum Maschinen- und Anlagenbau. Einschätzung E-Business Anwendungen im Marketing- und Vertrieb von Industriegütern • E-Business Anwendungen im Vertrieb werden unterdurchschnittlich eingesetzt, innerbetrieblicher Einsatz sowie Einsatz von E-Business in der Beschaffung ist aber überdurchschnittlich • Eine „digitale Spaltung“ wurde identifiziert: d.h. der Einsatz von E-Business bei Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeiter ist signifikant anders und weniger ausgeprägt als bei grösseren Unternehmen, als Beispiel der Einsatz von EDI: bei kleinen haben 8%, bei mittleren 16% und bei grossen (ab 250 MA) 38% der befragten Unternehmen EDI implementiert • Online Collaboration: Herr Seelhofer war überrascht über den grossen Prozentsatz (17%) des Einsatzes von Online Collaboration gemäss der Umfrage für E-Business Watch (E-Businesswatch 2003a). Er nimmt an, dass Definiti1 www.ebusiness-watch.org 193 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang onsprobleme der Grund für dieses Ergebnis sind. Höchstwahrscheinlich wird der Austausch von e-Mails bereits als „online collaboration“ bezeichnet. Ebusinesswatch verfügt über keine Definitionen der Anwendungen, die unter „Online Collaboration“ befragt werden. Die Umfrage wird über Telefoninterview von 15 Min. abgewickelt. Die Details der Anwendungen werden nicht erfasst. • Das Potential im Maschinen- und Anlagenbau hängt von der Beziehung Anbieter/Kunden ab. Oft sind es viele kleine Anbieter und ein grosser Kunde, die im Bereich E-Business vor allem von den Anforderungen des Kunden abhängen. • Fragen nach dem Einsatz im Service werden nicht gestellt. Bemerkungen zum Nutzen von E-Business • Die Wirkung von E-business auf den Erfolg eines Unternehmens kann nicht aus allgemeinen Einflüssen und Entwicklungen des Geschäfts gefiltert werden. • EBusiness Watch sieht eine evolutionäre Entwicklung, d.h. ähnlich wie alte Maschinen ersetzt werden müssen, wird auch in E-Business investiert werden. • Ein wichtiger Nutzen ist die Effizienzsteigerung in Prozessen. E-Business watch sieht hier einen Skaleneffekt, d.h. grosse Unternehmen können mehr profitieren von E-Business als kleine Unternehmen. • Frage zum Erfolg von Online Selling: das Resultat war sehr nivelliert über alle befragten Sektoren, Selhofer nimmt an, dass Misserfolge nicht bekannt gemacht werden am Telefon • Selhofer sieht eine Gefahr, indem aufgrund von E-Business die Profitmarge abnehmen könnte, weil die Transparenz steigt. Selhofer bezeichnet dies als "Power-Shift" innerhalb der Wertschöpfungskette von kleinen Zulieferern hin zu den grossen Nachfragern. • Gemäss Selhofer haben Unternehmen dieser Branche keine Kompetenz im online Marketing, da sie weiter vom Endkunden entfernt sind als die Unternehmen im Konsumgüterbereich. 194 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Experteninterview Gartner1 Ansprechpartner Andy Kyte, Forschungsleiter Bemerkungen zu E-Business Anwendungen im Marketing- und Vertrieb von Industriegütern • E-business wird im Vertriebsprozess (Konfiguratoren) vor allem intern eingesetzt und gegenüber Absatzpartnern. Die Kunden werden heute weniger angesprochen, da sie die Arbeit der Hersteller – wie z.B. die Auslegung eines Produktes – nicht übernehmen wollen. • E-Business wird durch Unternehmen vor allem für das E-Procurement eingesetzt: dadurch verlieren die Industriegüterhersteller tendenziell die Definitionsfreiheit von E-Business im Bereich des Marketing- und Vertriebs: Wenn es zu einer Evaluation kommt, bestimmt oft der Kunde und nicht der Hersteller, welche Art der elektronischen Integration er wünscht • Die Art der Value Chain, d.h. die Art, über welche Partner Produkte an den Markt gelangen, hat einen grossen Einfluss darauf, welche E-Business Anwendungen Sinn machen • Bei der Realisierung von E-Business ist die Kommunikation zwischen der Informatikabteilung und der Linie erfolgsentscheidend: Die Informatikmitarbeitenden kennen die Möglichkeiten von E-Business aber sie wissen zuwenig über das Geschäft des eigenen Unternehmens. Genau umgekehrt ist es bei den Linienmanagern • In der Phase der Auftragsabwicklung können nur Effizienzsteigerungen erreicht werden, darum ist diese Phase nur beschränkt interessant: die Unternehmen sind auf der Suche nach Effektivitätssteigerungen 1 www.gartner.com 195 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Experteninterview Gottlieb Duttweiler Institut (GDI)1 Ansprechpartner: Catherine Crowden, Manager New Projects Einschätzung E-Business Anwendungen im Marketing- und Vertrieb von Industriegütern Die E-Business Anwendungen für Industriegüterhersteller wurden nicht besprochen, da spezifisch für das Geschäft mit Industriegütern und das GDI sich auf das Marketing von Konsumgütern spezialisiert ist. Bemerkungen zum Nutzen von E-Business • Webshops sind bis heute oft nicht profitabel, aber es können neue Kundensegmente angesprochen werden, die durch die Läden nicht erreicht werden • Beim Onlinebanking zahlen sich websites über die an die Kunden ausgelagerten Aufgaben, wie z.B. das Erfassen von Rechnungen • Für Reiseanbieter rechnen sich die Webshops, wenn Kunden Angebote selber bestellen und so die Provision an die Reisebüros entfällt. • Bezug zur Strategie: wichtigster Faktor ist hier die Erreichbarkeit, die über das Web verbessert werden kann. Erreichbarkeit erhöht Kundenzufriedenheit. • Weiter ist die Flexibilität wichtig: www.Landsend.com ist viel flexibler hat viel an Flexibilität mit dem Webshop gewonnen, weil das Angebot bei Bedarf sofort geändert und angepasst werden kann. • Kunden sehen E-Shop nicht als neuen Kanal sondern empfinden ihn einfach als eine weitere Möglichkeit der Kontaktaufnahme mit dem Anbieter • Differenzierung über E-Shops ist nicht möglich, aber es hat sich gezeigt, dass Kunden, die viele Kanäle einsetzen (Multichannelkunden) im Durchschnitt mehr ausgeben als andere. Dieses Kundensegment ist also interessant. • Weitere positive Auswirkungen: wichtig ist der Lerneffekt im Unternehmen. Die zukünftigen Kunden wachsen heute auf mit dem Internet auf. Dieses wird demnach wichtiger werden und die Mitarbeiter der Unternehmen müssen darauf vorbereitet sein. 1 www.gdi.ch 196 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang • Eine Chance ist die Verbindung von on- und offline Angeboten mit dem Zugriff auf den Webshop im Laden. • Nutzenpotential des Internets wird durch Konsumgüteranbieter zwar erkannt, aber nicht umgesetzt, Professionalität fehlt oft (Beispiel dafür: der Webshop eines Topkonsumgüterherstellers im Vergleich mit seinen Läden) • Risiko ist Nutzerakzeptanz: Usability ist sehr wichtig: www.FNAC.fr als gutes Beispiel dafür • Weitere Risiken: Kannibalisierung: Beispiel dafür ein Weinanbieter: Die Shopchefs sind verantwortlich für den Vertrieb in ihrem Gebiet und sind gegen den Vertrieb über das Web, da er sie direkt konkurrenziert. Sie müssen entsprechend abgegolten werden. • Risiken: Kunden wollen mit Rechnungen zahlen und nicht über Kreditkarten • Risiken: Kunden trauen dem Internet nicht: Siegel „Geprüfter E-Shop“ als Möglichkeit • Vergleichbarkeit als Risiko: Comparis hilft den Kunden, Angebote einfacher zu vergleichen Weitere Bemerkungen Im Konsumgüterbereich soll entweder das Geschäft beschleunigt werden (z.B. durch verbesserte Convenience (z.B. Tankstellenshop) oder verlangsamt werden durch bessere, hochstehende Beratung. Im Internet können beide Ziele unterstützt werden Experteninterview IBM Schweiz1 Ansprechpartner: Roger Arpagaus, Partner und Practice Leader E-Business Integration, IBM Business Consulting Services Bemerkungen zu E-Business Anwendungen im Marketing- und Vertrieb von Industriegütern 197 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang • Gemäss Arpagaus hat Sony Online Engineering mit Geschäftspartnern realisiert hat. • ASP (Application Service Providing) hat sich nicht durchgesetzt, weil jeder Kunde eben dann doch wieder eine Speziallösung will darum die Idee, eine standardisierte Lösung verschiedenen Kunden anzubieten nicht realisiert werden kann • Nutzen: Arpagaus sieht oft eine politische Komponente: was will der Sponsor eines Projekts: und so wird der Business Case dann aufgesetzt: politische Interessen werden dann in sachliche Argumente umgesetzt. • Arpagaus glaubt vor allem bei Banken an den Erfolg von Lifestyle portalen, die das Geschäft mit Lifestyle verbinden • Arpagaus arbeitet vor allem mit Informationen von Gartner Experteninterview SAP2 Ansprechpartner Dr. Jürgen Weiner, Vice President, IBU - Machinery, Engineering & Construction, SAP AG, Walldorf Einschätzung E-Business Anwendungen im Marketing- und Vertrieb von Industriegütern Marktbearbeitung: es läuft wenig und das Potenzial dafür ist für Industriegüterhersteller klein Vertrieb • Konfiguratoren werden im Pumpenbau (z.B. KSB, Sulzer Pumps) stark eingesetzt • Online Engineering: es gibt zwei Tendenzen dazu: einerseits wird das Bedürfnis dafür abnehmen, weil der Trend vom „engineered to order“ zu „product to order“ geht. Das eigentliche Engineering fällt damit weg wegen der dafür notwendigen Modularisierung/Standardisierung. Andererseits nimmt 1 www.ibm.ch 2 www.sap.ch 198 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang die Fertigungstiefe ab, d.h. im Entwicklungsprozess/ Engineeringprozess muss vermehrt mit Zulieferanten zusammengearbeitet werden und damit steigt der Bedarf nach Online Engineering. • Online Projektmanagement wird eingesetzt, vor allem in der Automobilindustrie, wo OEM verschiedene Methoden übers Internet anbieten, z.B. Phasenmodelle in der Entwicklung von Zulieferteilen. Das Projekt wird mit EBusiness Anwendungen abgebildet, um damit das Projektmanagement und das Dokumentenmanagement zu unterstützen. Dies macht vor allem Sinn bei Industrien mit engen „Eco-Systemen“, weniger in Industrien mit losen Supply Chains. Im weiteren werden z.T. die Stücklisten ausgetauscht, sodass diese nur an einem Ort verwaltet werden müssen. Daneben erfolgt der Austausch von Zeichnungen und unstrukturierten Dokumenten. • E-learning: Da ist die Industrie noch am Anfang: es ist ein Experimentierfeld. Chancen dafür sind vor allem intern zu suchen. Wichtig ist E-Learning für Unternehmen wie z.B. Schindler, die 24' 000 Mitarbeiter im Service haben und diese mit dem nötigen Know-how versorgen müssen. E-Learning bei SAP ist gut eingeführt und wird als erfolgreich eingeschätzt. • Nutzenanalysetools wie SAP Value Calculators, SAP Business Case builder werden von den Kunden eher selten eingesetzt. Im Realfall braucht jedes Unternehmen einen auf den speziellen Fall hin ausgearbeiteten Business Case. • Komponentenhersteller: Konfiguratoren werden immer mehr eingesetzt Auftragsabwicklung • Online Auftragsabwicklung wird im Komponentenbau und im Ersatzteilgeschäft verbreitet eingesetzt. • Online Auftragsabwicklung ist erfolgreich, wenn Content Syndication realisiert wird, sonst kommt es schnell zu Doppeleingaben, d.h. der Kunde muss die Bestellung einmal im Web und noch einmal im ERP seines Unternehmens eingeben. Service: 199 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang • Vertrieb von Ersatzteilen ist bereits bei vielen Unternehmen realisiert Am meisten E-Business Projekte im Industriegütergeschäft laufen im Bereich der Ersatzteile: Jeder Industriegüterhersteller ist auch ein Komponentenlieferant. • Customer Self Service und Teleservice wurde durch Unternehmen wie Trumpf bereits realisiert Weitere Bemerkungen: • Der Begriff „E-business“ wird durch den Begriff „Business Collaboration“ ersetzt werden. Es geht heute vor allem um die Verbesserung der Zusammenarbeit mit Partnern innerhalb und ausserhalb der Unternehmen. • Der Nutzen liegt in der Prozessverbesserung, die sich letztlich über tiefere Kosten rechnet. Experteninterview Sieber & Partner1 Ansprechpartner Dr. Pascal Sieber von Sieber & Partner AG in Bern sowie Andreas Brändle von Midellis AG Einschätzung E-Business Anwendungen im Marketing- und Vertrieb von Industriegütern • Vor allem der Vertriebsprozess (vom Lead bis zur Unterschrift) bereitet Probleme in bezug auf den Einsatz von E-Business und dies vor allem im Bereich der nicht-standardisierten Produkte • Der interne Know-how Transfer zu Verkäufern und Absatzpartnern ist eine grosse Herausforderung ist, Beispiel dafür ist die Kaba Gilgen. Die Dokumentation für eine einfache Türe besteht aus bis zu 10' 000 Seiten. Kaba realisiert als Unterstützung für die Verkäufer mit Schauspielern Filme, in denen die Vertriebssituation gezeigt wird und das entsprechende Vorgehen (Z.B. bei Einwänden der Kunden) erläutert wird. • E-Learning wird als sehr wichtig bezeichnet 1 www.pascal-sieber.ch 200 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang • Brändle sieht E-Business vor allem als Unterstützung für die Absatzpartner und weniger als Tool für die Endkunden • Sieber erwähnt das interessante Beispiel, dass bei einem Unternehmen vorerst die jungen Verkäufer die Internettools einsetzen müssen. Die älteren Verkäufer können wie bis anhin arbeiten. Die jüngeren Verkäufer helfen mit ihrer Begeisterung für E-Business dabei, auch die älteren Mitarbeiter davon zu überzeugen. • Mettler-Toledo und Blaser Swisslube werden als gute Beispiele für den Einsatz von E-Business aufgeführt. Experteninterview Swissmem1 Ansprechpartner: Kurt Meier, Leiter Fachgruppen Einschätzung der E-Business Anwendungen im Marketing von Industriegütern E-Business wird vor allem für die Marktbearbeitung über eine Website eingesetzt und im Bereich des Service über ein Extranet. Experteninterview Information Management Group (IMG)2 Ansprechpartner: Wolfgang Hornung, Vice President, verantwortlich für E-Business Projekte, z.B. für das Portal von Bosch-Rexrodt Bemerkungen zu E-Business Anwendungen im Marketing- und Vertrieb von Industriegütern 1 www.swissmem.ch 2 www.img.ch 201 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Marktbearbeitung: • Hornung sieht Möglichkeiten, das Internet dafür einzusetzen, um Verkaufshinweise zu generieren. Dafür müssen auf der Website Services mit relevantem Wissen des Unternehmens zur Verfügung gestellt werden • Zwei Ziele sieht Hornung im Einsatz von E-Business in der Marktbearbeitung: Zum einen ist es die Ansprache von Mitgliedern des Buying Centers, die bis anhin nicht gut genug angesprochen werden konnten sowie die Ansprache neuer Kunden, mit denen bis heute kein Kontakt bestand Vertrieb: • Konfiguratoren werden eingesetzt • Online Projektmanagement: Kommentar Hornung: „Alle reden davon, wenige machen es“ • Online Engineering: Kommentar Hornung: „Alle reden davon, niemand macht es“ • Wichtig sind E-Business Anwendungen dafür, das Key Account Management mit guten Informationen zu unterstützen. Hauptzielgruppe von EBusiness im Vertrieb sind interne Partner. Auftragsabwicklung: • Zugriff der Kunden auf Stammdaten: wird immer wichtiger. • Durch E-Procurement-Anwendungen der grossen Kunden werden Komponentenanbieter hier immer mehr unter Druck geraten, indem sie durch die Kunden dazu gezwungen werden, die Daten für deren Systeme bereit zu stellen • Zugriff der Kunden auf Bewegungsdaten: hier ist ein grosser Trend vorhanden, dies mehr und mehr zu ermöglichen • Übermittlung der Geschäftsdokumente: Segmentierung der Kunden ist wichtig: Im Grundsatz gilt: Grosse Kunden werden über EDI, mittlere über XML Messages, und kleine über einen Webshop angesprochen Service: • Nur 10% der Kunden bieten E-Business Anwendungen im Service an. Die Akzeptanz ist überraschend klein 202 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang • Der Online Ersatzteilverkauf wird stark zunehmen Bemerkungen zum Nutzen von E-Business • Grossen Nutzen sieht Hornung im Bereich eines Extranets für Absatzpartner: Für sie kann die Arbeit im Vertrieb der Produkte der Hersteller vereinfacht werden Weitere Bemerkungen • Gute Beispiele für den Einsatz von E-Business durch Industriegüterhersteller sind das Portal von Zumtobel für Agenten sowie das Portal von BoschRexrodt. Weitere gute Beispiele sind unter www.promet-web.com ersichtlich 203 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Anhang C: Kunden- und Herstellerprozess Kundenprozess Herstellerprozess Teilprozesse des Kun- Hauptbetroffene Abtei- Aktivitäten (Beispiele) Teilprozesse des Her- Hauptbetroffene den stellers Abteilung/ Mitarbei- lung/ Mitarbeiter Aktivitäten (Beispiele) ter Kontakt Problemerkennung, De- Anwender Problemerkennung för- finition der Anforderun- dern Marketing Seminare durchführen Marktbearbeitung gen Marktanalyse für mögli- Anwender, Einkauf che Anbieter durchführen Adressen suchen Interesse bei potenziellen Verkauf Mailing Messen besuchen Kunden wecken, Ver- Werbekampagne kaufshinweise generieren Messen Direktmarketing Erste Kontakte Evaluation Grobanforderungen Anwender, Einkauf Grobanforderungen Verkaufshinweise generie- Verkauf bestimmen und vorläufi- bestimmen ren ge Lieferantenauswahl Mögliche Lieferanten iden- Bedürfnisse erfragen tifizieren Vorteile erarbeiten und Request for Information kommunizieren treffen Seminare durchführen Kundenbesuche durchführen Zusammen mit Anbieter Anwender Kundenspezifische Lö- Lösung entwickeln (bei Beteiligung der relevanten sung erarbeiten (bei kun- kundenspezifischen Pro- Personen dukten) 204 Projektmanagement mit denspezifischen Produkten) Verkauf/ Entwicklung Projektmanagement Vertrieb E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Detailanforderungen Anwender, Einkauf, Ent- Pflichtenheft erstellen Evaluation unterstützen, bestimmen Evaluation scheider, Request for Proposal Verkauf aufbauen und der Lösung und Ent- durchführen abschliessen scheid Lieferanten bewerten Verkauf/Entwicklung Anforderungen und Projektumfang definieren Mitarbeit am Pflichtenheft Offerte ausarbeiten Referenzbesuche Offerte präsentieren Verkauf abschliessen Kauf Einkauf tätigen Einkauf Bestellung senden, Auf- Auftragsabwicklung (Be- tragsbestätigung empfan- stellung bis Spedition) Auftragsabwicklung Bestellung Auftragsabwicklung Auftragsbestätigung gen, Rechnung zahlen Rechnung Lieferschein austauschen Nutzung Produkt installieren Anwender Installation planen Installation und In Betrieb- Service Installationsplanung Installation durchführen nahme unterstützen Ausbildung durchführen Service Übergabe durchführen Produkt nutzen Anwender Problemfälle melden und Uptime unterstützen Service tracken Problemfälle entgegennehmen Problemfälle behandeln Anwender Mitarbeiter ausbilden Produktivität erhöhen Service Neue Softwarereleases zur Verfügung stellen Ausbildung der Mitarbeiter des Kunden Produkt ausbauen Anwender, Entscheider Upgrade evaluieren Lifetime verlängern Service Upgrades zur Verfügung stellen Tabelle A - 1 Einkaufs- und Nutzungszyklus für Industriegüter (in Anlehnung an: Belz 1999 S.48, Mc Ivor et al. 2000 S. 124) 205 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Anhang D: Definitionen von E-Business Autoren Daniel et al. 1999 S. 3 Definitionen von E-Business The external relationships of an organization with both their buyers and suppliers facilitated by computer networks. The internal processes and competencies necessary to support these external relationships are also included Schögel et al. 2002 S. 22: E-Business (umfasst) sämtliche elektronisch gestützten Interaktions- und Transaktionsprozesse innerhalb einer Wertkette, an deren Gestaltung verschiedene Akteure beteiligt sind. Simmons/McKendrick 2001 S. 1 E-Business is the online exchange of information and transactions between companies, between units or employees within companies, and between businesses and consumers. There is considerable overlap between e-business, which involves business trading relationships, and e-commerce, in which goods and services are sold directly to customers (both business and consumers) over the Internet. Often, the terms are used interchangeably. Key components of e-business include electronic data interchange (EDI), messaging, e-mail, electronic funds transfer, file transfers, and customer service. Wegener 2001 S. 331 Nutzung der Informationsinfrastruktur und Standardtechnologien des Internet Weiber 2001 S. 4 E-Business bezeichnet die Gesamtheit der aufeinander abgestimmten Verfahrensweisen, die durch den Einsatz von E-Technologien eine ressourcensparende Koordination von Markt- und Unternehmensprozessen mit dem Ziel der Effizienz- und Effektivitätssteigerung im Wettbewerb ermöglicht. Wirtz 2000 S. 29 Unter E-Business wird die Anbahnung sowie die teilweise respektive vollständige Unterstützung, Abwicklung und Aufrechterhaltung von Leistungsaustausch-Prozessen mittels elektronischer Netze verstanden. 206 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Anhang E: E-Business Anwendungen im Marketing und Vertrieb Autoren Liste der E-Business Anwendungen im Marketing und Vertrieb Bach/Oesterle 2000 S. 24 Marketing: News, Produktinformationen, Personalisierung Verkauf: Produktinformationen, Beratung, Produktkonfigurationen, Angebotserstellung, Bestellservice, Rechnungsstellung, Auktionen, Personalisierung Service: Serviceauftrag, Support, Wartung & Reparatur, Zusatzleistungen, Personalisierung Hartel et al. 2002 Self support and remote support: Product Information, Product Documentation, Product News, Software Download, Troubleshooting Database, Remote Consulting, Remote Optimization, Remote Diagnosis, Remote Control, Remote Training Körner 2002 Bestandteile des E-Service: Online Anleitungen, FAQ, Newsletter, Softwaredownload, E-Learning, Diskussionsforen, Ersatzteilkatalog,-shop, Order Tracking, Teleservice, Video-Diagnose, Whiteboard, Chat McIvor et al. 2000, S. 124 Development: PDE, E-Mail, enabled applications, bulletin boards Pre-Sales: Bulletin Boards, E-Mail, market database analysis Sales: EDI, mail-enabled applications, imaging, electronic forums Distribution: EDI, EFT, shared databases Services & Support: Electronic forms, mail-enabled applications, EDI, imaging Porter 2001 S.75 Marketing & Sales: On-line sales Channels including websites and marketplaces, real-time inside and outside access to customer information, product catalogs, dynamic pricing, inventory availability, online submission of quotes, order entry, online product configurators, customer tailored marketing via customer profiling, push advertising, tailored on-line access, real-time customer feedback through web surveys, opt-in/opt-out marketing and promotion response tracking Outbound Logistics: Real-time transactions of orders (by end consumer, sales persons or channel partner), Automated customer specific agreements and contract terms, customer and channel access to product development and delivery status, collaborative integration with customer forecasting system, integrated channel management, including information exchange, warranty claims, and contract management After-Sales Services: On-line support of customer service reps through email, response management, billing integration, co-browse, chat, “call me now”, voice over IP, and other uses of video streaming, Customers self Service via Websites and intelligent service request processing including updates ot billing and shipping profiles; Real-time field service access to customer account review, parts availability and ordering, work-order update, and service parts management. Sarner et al. E-CRM 2002 Marketing: Online ad management, affiliate marketing, online campaign management, online customer analytics, e-mail marketing, lead management, loyalty management, web personalization, web content management, web analytics Sales: Sales portals, Sales configuration, Interactive selling, Sales content management After-Sales: Internet Chat, Collaboration Tools, Self- Service, Interactive Voice Response, Voice over Internet protocol, Customer feedback, email response management system Schögel/Schmidt 2002 S. Suchphase: virtueller Shopping Assistent, Intelligent Agent, Konfigurationsunterstützung, Kunden- 64 selbstbedienung, Individualisierte Newsletter, Auftragsabwicklung: Real-time Marketing, Status Tracking, Build-to-Order, Call-me Button, Call- 207 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Center Unterstützung, Just-in-time, Cross-up-selling, gespeicherte Kreditkarteninformationen, personalisierte Einkaufskonditionen, Service: Service-Angebote per Mobilfunk/GPS, 24h- Service, Learning Relationship, Virtuelle Gemeinschaften, one-face-to-the- customer, virtuelle Gemeinschaften, elektronische Serviceplattformen, call-me Button/Call Center-Unterstützung Wiederkaufsphase: personalisierte Einkaufsliste, Purchase History, Automated Replenishment, Customer Profiling, Database Marketing, Electronic Newsletter, Fun/Entertainment VDI Nachrichten 2001, S. E-Services: 11 Ersatzteilauftragsabwicklung, Dokumente, Zugriff auf Störfalldatenbanken, Internet-basierte Einsatzanforderung/-planung, Internet-unterstützte Unterstützung des Engineering, Software-Updates, Projektmanagement, Störungsmeldungen, Fehlerdiagnose, Schulung, Instandhaltung, Inbetriebnahme, Fehlerbehebung, Prozessüberwachung, Telemanufacturing 208 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Anhang F: Nutzen von E-Business für Kunden und Hersteller Autoren Nutzen für Kunden Nutzen für Hersteller Marktbearbeitung Keine Untersuchungen --- --- bekannt Vertrieb Vgl. Kapitel III Auftragsabwicklung Frohlich/Westbrook 2002 Lancioni et al. 2003 Untersucht die Beziehung zwischen mit Untersucht die Beziehung zwischen mit Internet integrierten Unternehmen und Internet integrierten Unternehmen und deren Performance. Erreicht wurden bei deren Performance. Erreicht wurden bei Lieferanten und Kunden: Lieferanten und Kunden: • Kürzere Lieferzeiten • • Tiefere Transaktionskosten • Tiefere Transaktionskosten • Höhere Rentabilität • Höhere Rentabilität • Höheren Lagerumschlag • Höheren Lagerumschlag • Unternehmen mit der höchsten • Unternehmen mit der höchsten Kürzere Lieferzeiten Integration haben die höchste Perfor- Integration haben die höchste Perfor- mance (S. 9) mance (S. 9) the Big Three auto companies • 8–35% reductions in supply chain lowered stock levels in all parts of their costs assembly process by an average of 4% • 22–85% reductions in inventory in 1999. Each one-point drop in inven- • 12–42% delivery improvements tory results in more than one hundred • 17–68% cycle time improvement million dollars in savings for the individual firm McIvor et al. 2000 Einkäufer konnten von operativen Tä- Arbeit kann an Kunden delegiert wer- tigkeiten entlastet werden den, die die Bestelleingabe über das Transparenz über den Order Status Internet vornehmen Günstiger Austausch der Meldungen Grössere Marktabdeckung, da Kunden bedient werden können, die beim Einsatz konventioneller Mitteln nicht profitabel sind Naville/Pfitzer 2001 31 % Kürzere Lieferfristen 24% Tiefere Prozesskosten 19% Tiefere Lagerkosten 8% Tiefere Preise Service Burger et al. 2002 Neue Servicemodelle möglich aufgrund der Möglichkeiten des Internet. Modelle beruhen auf General Support, Self Support, Remote Support und Onsite Support Kauer et al. 2002 Maximaler Einsatz der gekauften Anla- Intensivierung der Kooperation mit 209 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang ge und qualifizierte und schneller Servi- Kunden ce Körner 2002 • Höhere Anlagenverfügbarkeit • • Verbesserte Kommunikation tenzial • Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit Strategisches Differenzierungspo- • Effektivere und effizientere Pro- zessabwicklung • Erhöhte Problemlösungskompe- tenz Leschzyk 2002 • Kundenbindungspotenzial • Neue Ertragsmöglichkeiten Nutzen für die Kunden von Saurer: Nutzen für Saurer: • Produktivitätssteigerung • • Reduktion der Lieferzeit aufträge konnte von 2 auf 0,5 Stellen Abbau des Ersatzteillagers beim reduziert werden • Erfassungspersonal für Ersatzteil- Kunden • • Aktuelle Informationen aufträgen ist deutlich kleiner • Erhöhung des Kundenservice (Verfügbarkeit, Schnelligkeit) • Reduktion des Aufwands bei der Auftragsabwicklung • Bestellfehlerquote bei ErsatzteilKundenbindung höher, aber schwer zu quantifizieren. Key Accounts nutzen System durchgängig • Erfassungszeit von grossen Auf- trägen von 90 auf 15 Minuten reduziert VDI 2001 Nutzen von E-Business: • Imagegewinn • Anwenderbindung • Kostensenkung • Umsatzsteigerung • Erzielen positiver Deckungsbei- trag 210 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Anhang G: E-Business im Service von Industriegüterherstellern Sulzer Pumps hat eine E-Business Anwendung „PumpsOnline“ realisiert. (Metsola 2003 S. 14). In den USA wird bereits ein Drittel der Ersatzteile über diese Anwendung elektronisch bestellt. Neben der Einkaufsmöglichkeit für Ersatzteile werden ebenfalls alle Manuals und technischen Dokumentationen online zur Verfügung gestellt. Diese Funktionalität wird nicht nur von den Kunden, sondern auch besonders von den Sulzer Beratern geschätzt. Die Anwendung „Service Installed-Base Management“ ermöglicht den Zugriff auf die aktuell installierte Konfiguration der Sulzer Pumpen. Dieser Service wird zurzeit von 20 Kunden für 8000 installierte Pumpen benützt. Die Bühler AG setzt das SAP Service Management System ein und ermöglicht Kunden und Servicemitarbeitern Zugriff darauf über ein Service Web-Portal sowie das firmeneigene Intranet. (Kauer et al. 2002 S. 19-20). Die Benutzer haben Zugriff auf Kunden- und Produktdaten, Ersatzteillisten der Anlagen und Zeichnungen; verwaltet werden Servicereports, Serviceanfragen, das Ersatzteilmanagement, die Verrechnung und die Evaluation der Serviceeinsätze. Saurer setzt im Textilmaschinenbereich eine E-Business Anwendung ein, die dem Kunden die einfache Bestellung der Ersatzteile durch „Zoom-in“ in die individuelle Maschine ermöglicht. Feinere Auflösungen des dreidimensionalen Maschinenmodells werden auf Mausklick online angezeigt. Ein weiterer Mausklick auf das gewünschte Ersatzteil genügt, um dieses in die Bestellliste aufzunehmen (Leschzyk 2002 S. 4-6). Die Trumpf Maschinen AG bietet im Service Informationssystem den Landesgesellschaften und Vertretungen ein Frühwarnsystem zu möglichen Fehlern der Maschinen, die Planung der Serviceeinsätze und Informationen zum gesamten Ersatzteilabwicklungsprozess. Das Serviceinformationssystem dient ebenfalls dazu, das Wissen über die Maschinen in der Zentrale so aufzubereiten, dass alle Landesgesellschaften und Vertretungen darauf Zugriff haben. Die bis anhin zentral gehaltene Erfahrung kann so weltweit genutzt werden (Wyss 2004 S. 21). 211 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Der Nutzen der in der Servicephase von Saurer eingesetzten E-Business Anwendungen wird mit Prozesskosten- und Fehlerkosteneinsparungen angegeben. Die Bestellfehlerquote bei Ersatzteilaufträgen ist deutlich kleiner. Die Kundenbindung wird von Saurer als höher eingeschätzt. Alle Key Accounts der Saurer nutzen das System durchgängig. Die Erfassungszeit bei den Kunden für grosse Ersatzteilaufträge konnte durchschnittlich von 90 auf 15 Minuten reduziert werden. Der Nutzen für die Kunden wird dabei mit Produktivitätssteigerung, Reduktion der Lieferzeit, Abbau des Ersatzteillagers, aktuellem Informationsstand, Verbesserung des Kundenservice (Verfügbarkeit, Schnelligkeit) und Reduktion des Aufwands bei der Auftragsabwicklung angegeben (Leschzyk 2002 S.4-6). Schindler folgt im Service den Prinzipien der vorbeugenden Instandhaltung und informiert die Kunden pro-aktiv über nötige Service- und Wartungsarbeiten. Die Phase der Liftnutzung wird deshalb über die E-Business Anwendung Customer Score Card unterstützt, die dem Kunden alle Informationen über die Liftanlagen in seinen Gebäuden zur Verfügung stellt. Er erhält Informationen wie die Site History mit Statistiken über Anzahl der Notrufe, Remote Monitoring Informationen z.B. Anzahl und Dauer der Türöffnungen, Anzahl und Typ der Liftbewegungen - sowie Informationen zu nötigen und durchgeführten Unterhaltsarbeiten. Alle diese Informationen werden „real time“ zur Verfügung gestellt, d.h. der Kunde hat ohne Zeitverzögerung Zugriff auf die aktuellen Daten. Diese Informationsdatenbank ist ein Vertriebsargument für Schindler Lifte und ermöglicht durch die Transparenz konkrete Aussagen über die aktuelle Qualität der Schindler Lifte – ein Vorteil für Schindler und für die Kunden. Diese sind an Verfügbarkeitsinformationen der Lifte interessiert, um den ROI der Serviceverträge überprüfen zu können. Ein Drittel aller installierten Schindler Lifte wird bereits durch die Anwendung Customer Scorecard abgedeckt. Ueber 4000 Log-ins pro Monat zeigen, wie gut diese Anwendung von den Kunden akzeptiert wird. Zusätzlich werden die Kunden über einen e-Mail Dienst ohne aktives Log-in über wichtige Entwicklungen informiert. Grosse Kundenunternehmen wünschen eine direkte Integration der Customer Scorcard Infomationen in ihre internen Systeme. Dies kann zu grossem Aufwand führen, falls eine standardisierte Datenüber212 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang gabe nicht möglich ist, da die Informatiksysteme der Kunden sehr unterschiedlich sind. Die Bedeutung der Kunden bestimmt den Aufwand, den Schindler für die Integration der eigenen Daten in deren Systeme betreibt. Die Integration der Prozesse von Schindler und Kunden kann so weit gehen, dass die Callcenter Mitarbeiter der Schindler die Systeme der Kunden bedienen und aktualisieren. Die E-Business Anwendung „Schindler Fieldlink“ ermöglicht es den Servicemitarbeitern von Schindler direkt vom Einsatzort Ersatzteilbestellungen elektronisch aufzugeben. Das beschleunigt die Ersatzteilauslieferung um mehrere Tage beschleunigt werden. Die Servicemitarbeiter haben zudem Zugriff über ein Smartphone (Handy mit integriertem Hand-held Personal Computer) auf Informationen wie z.B. Handbücher, Kundeninformationen, Arbeitsanweisungen und Lagerbestände im ERP der Schindler. Auch Cisco weist den grössten Nutzen der realisierten E-Business Anwendungen im Bereich des Customer Care aus (Tabelle A - 2 ). 80% der Routinefragen der Kunden werden online beantwortet. Das Verteilen der Softwarepatches- und neuer Releasestände trägt ebenfalls wesentlich zum ausgewiesenen Nutzen bei. Gerade im Bereich des Service wird durch die Hersteller eine Effizienzsteigerung angestrebt, wobei dieses Nutzenpotenzial gemäss einer Studie von Gartner sorgfältig abzuklären ist: “If you implement E-Business, you will benefit from a reduced head count by deflecting calls by redirecting them to your Web site. For example, customers that previously would have cost the enterprise approximately $5 per call, would cost pennies per transaction with self-service. Fortunately, the projected reduction in the number of calls is happening; unfortunately, it’s not at the rate predicted. Also, Call Center head count reduction is causing higher head count in other areas of the enterprises, such as content creation and management personnel for the Website.” (Kolsky 2002 S. 3). 213 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Internet applications Anhang Financial benefits (million $) Operational benefits Customer care Headcount avoidance 75 Quadrupled sales but increased call center staff by only 10% 80% of routine questions answered online Software distribution 250 Lower distribution costs Eliminate need for printing and shipping 90% of software delivered online Document publishing 40 Eliminate need for document publishing --- 70% of technical support delivered electronically Decreased technical service calls Utilization of customer technical expertise Technical support Internet commerce Savings from online sales 12 Eliminate misconfiguration Reduce order rework from 15 to 2% 98% accurate, on-time delivery Supply chain management Reduced operating cost Increased contribution 75 100 Reduce engineering changes from 20-25 to less than 10 days Reduce time to volume for NPIs by 3 month Employee services Online hiring 8 70% of resumes submitted through website Productivity increase 4 Increase staff productivity through personal productivity tools, email, shared calendars, groupware, travel reimbursement processing Total 550 Tabelle A - 2 Nutzen der E-Business Anwendungen für Cisco (Kraemer/Dedrick 2001 S. 29) Cisco hat die Kosten der E-Business Anwendungen nie veröffentlicht. Kraemer/Dedrick gehen davon aus, dass die Informatikkosten des Unternehmens mit etwa 6% vom Umsatz um einiges höher sind als im Durchschnitt der Branche (Kraemer/Dedrick 2002 S.24). Die Ausführungen zum Nutzen von E-Business von Kraemer/Dedrick wurden durch ein Expertengespräch bestätigt. 214 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Anhang H: E-Business Anwendungen der untersuchten ABB Geschäftseinheiten E-Business Anwendungen der "ABB Standardprodukte"1 Zur Unterstützung der Marktbearbeitung verfügt "ABB Standardprodukte" über eine Firmenwebsite im Rahmen des Internetauftritts der ABB Schweiz. Diese Website enthält Informationen zum Unternehmen und zu den Produkten. Sie spielt aber nur eine geringe Rolle im Marktauftritt der "ABB Standardprodukte" und wird gegenüber den Endkunden nicht speziell bekannt gemacht. In der Marktbearbeitung werden „klassische“ Marketinginstrumente wie Messenbeteiligungen, Mailings, Kundenseminare und Kundenbesuche eingesetzt. Die Website hat den Einsatz der Kommunikationsinstrumente in der Phase der Marktbearbeitung nicht verändert. Die Vertriebsphase wird über Content Syndication unterstützt. Informationen (Bilder, Preise, Produktattribute) der ABB Produkte werden regelmässig in elektronischer Form den Grosshändlern zur Verfügung gestellt, die diese automatisiert in ihre Webshops integrieren können. Die Auftragsabwicklung zwischen den Grosshändlern und ABB wird heute elektronisch über das Internet abgewickelt. Geschäftsdokumente wie Bestellungen, Bestellbestätigungen, Rechnungen und Lieferscheine werden elektronisch über das Internet ausgetauscht. Zusätzlich haben die Innendienstmitarbeiter der Grosshändler direkten Zugriff auf das ERP der Standardprodukte und können Informationen zu den Stamm- und Änderungsdaten der ABB Produkte einsehen. Bis anhin mussten sie Informationen über die Verfügbarkeit, die Planlieferzeiten und Stand ihrer Bestellungen telefonisch nachfragen. Über das Internet haben die Grosshändler zusätzlich Zugriff auf die „ABB Library“. Diese ABB interne EBusiness Anwendung enthält alle technischen und kommerziellen Produktunterlagen aller ABB Produkte. Dieser Kontakt mit Grosshändlern läuft auch in Län- 215 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang dern wie China sehr gut. Über 45% der Bestellungen der Grosshändler in China werden bereits online getätigt. E-Business Anwendungen der "ABB Variantenprodukte"1 Die Marktbearbeitung wird bei "ABB Variantenprodukte" durch eine Informationswebsite im Rahmen des ABB Webauftritts unterstützt. Diese bietet generelle Informationen zum Unternehmen und zu den Produkten. Für die Kunden sind Vertriebsingenieure verantwortlich, die die Direktkunden bei der Weiterentwicklung der Motoren beraten und bis zur Testphase begleiten. In der Vertriebsphase wurden bis heute keine E-Business Anwendungen realisiert. Vertriebsingenieure der ABB und die Ansprechpartner bei den Kunden arbeiten langfristig zusammen und bezeichnen deshalb das Potenzial für E-Business Anwendungen als hoch. Als mögliche Anwendungen nennen sie das Online Projektmanagement, Konfiguratoren und Online Engineering. Hauptgrund gegen diese E-Business Anwendungen in der Vertriebsphase ist das Misstrauen gegenüber der Sicherheit des Internets, da es um vertrauliche, geschäftskritische Informationen geht. In der Auftragsabwicklung hat "ABB Variantenprodukte" den Prognoseprozess mit wichtigen OEM über elektronische Anwendungen verbunden. Die Kunden melden monatlich ihre aktuelle Prognose für die Abnahme von Komponenten, die auf ihrer aktuellen Produktionsplanung basiert. Der Prognoseprozess ist für "ABB Variantenprodukte" sehr wichtig, da die gesamte Fertigungsdurchlaufzeit für eine Komponente bis zu 1,5 Jahre dauert, die Lieferzeit an die Kunden ab Bestellung aber nur ca. vier Wochen. ABB zöge eine weitergehende Integration in die Auftragsabwicklung der OEM vor. Die Hauptkunden, mit denen die Integration interessant ist, haben aber im Einkauf eigene Lösungen realisiert und erwarten, dass diese durch ABB eingesetzt werden. Der schnelle und effiziente Service für die Komponenten ist ein Haupterfolgsfaktor der "ABB Variantenprodukte". Die Kunden erwarten von ABB einen hohen Standard in der Servicequalität sowie weltweite Verfügbarkeit der Informationen und der Ersatzteile. "ABB Variantenprodukte" betreibt weltweit Service1 Vgl. II 2.1.1, S. 26 216 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang stationen und Ersatzteillager. Um die Servicephase zu unterstützen wurde ein Service Extranet realisiert, das alle Daten der Produkte in einfacher, webbasierter Form zur Verfügung stellt. Vorher wurden die entsprechenden Informationen per Fax vom Hauptsitz in Baden aus versandt. Heute sind alle relevanten Informationen online verfügbar: Ausgangskonfiguration, Status und Wartungsgeschichte der Komponenten und Maschinen, Spezifikationen mit Gewicht und Preis der Ersatzteile, ein Ersatzteil-Identifikationssystem, der Zugriff zum Lagerinformationssystem und zur Verfügbarkeit, Service-Reports (Historie, Felderfahrungen). Die Auftragsabwicklung der Ersatzteile wird heute zu etwa 80% elektronisch abgewickelt, ein grosser Teil davon übers Service Extranet. Der Rest erfolgt über EDI Transaktionsübermittlung. E-Business Anwendungen der "ABB Anlagen"2 "ABB Anlagen" unterhält innerhalb der ABB Website zwei spezifische Bereiche für EVU3. Dort finden sich alle für EVU interessanten und offen zugänglichen Informationen aus der ABB Welt. Um die verschiedenen nicht öffentlichen E-Business Anwendungen für die Kunden auf einfache Art und Weise zur Verfügung zu stellen, hat "ABB Anlagen" so genannte „Premium Services“ (Abbildung A- 1) realisiert. Diese kundenspezifischen Websites sind nur den Mitarbeitenden des entsprechenden EVU zugänglich. Diese erhalten damit z.B. Zugriff auf ABB-interne Daten der so genannten ABB Library und auf weitere Informationen und Anwendungen. 1 Vgl. II2.2.1, S. 29 2 Vgl. II2.3.1, S. 33 3 www.abb.com/powerT&D und www.abb.com/utilityconsulting 217 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Abbildung A- 1 Übersicht der E-Business Anwendungen der "ABB Anlagen" Die Vertriebsphase wird über Konfiguratoren und Online Projektmanagement unterstützt. "ABB Anlagen" bietet den Kunden in der Servicephase ein Set an Serviceleistungen an: Preventive Maintenance, Priority Response, Training, Parts Management, Power Plant Optimization, Asset Management und Upgrade Contract. Davon sind als E-Business Anwendungen ein Service Extranet, das Ersatzteilmanagement sowie Remote Diagnose/Asset Management im Angebot. SolutionsBank1 stellt den Kunden webbasierte Tools zur Verfügung, die den effizienten Zugriff auf das weltweite ABB Know-how ermöglichen (Abbildung A- 1 und Abbildung A- 2). Diese Tools erleichtern dem Kunden den möglichst reibungslosen Einsatz der Produkte und bringen Unterstützung bei allfälligen Supportfällen. Mit der SolutionsBank werden viele After-Sales-Leistungen via Internet verfügbar gemacht. So kann jeder Anwender technische Informationen abrufen, Teile bestellen, die eigenen Support-Fälle verfolgen sowie Schulungen aussuchen und bu- 218 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang chen. Zusätzlich lassen sich per Download aktuelle Handbücher, Patches, Tools und Treiber für die installierten ABB Produkte beschaffen. Akute Probleme werden in Eigenregie lösbar - alles online; den günstigsten Zeitpunkt bestimmt der Anwender selbst. Videosequenzen unterstützen den Einsatz von Software- und Hardwareprodukten der ABB. Die TechInfoBank ermöglicht den Zugriff auf dieselben Datenbanken, die auch von den Support-Spezialisten der ABB benutzt werden. Die KnowledgeBank bündelt strukturiertes Expertenwissen und ist damit eine wertvolle Quelle bei der Suche nach neuen Hard- und Softwarelösungen. Das abrufbare Know-how beruht auf realen Support-Fällen und wird ständig erweitert. Die Support View ermöglicht das Tracking der offenen und der abgeschlossenen Supportfälle. Über die Anwendung MySolutionsbank kann ein Kunde das Portal genau auf seine Bedürfnisse hin personalisieren. Er sieht dann z.B. nur noch die Informationen zu den bei ihm installierten Produkten. Die Anwendung Autonotification informiert die Kunden per E-Mail automatisch über wichtige Neuigkeiten, ohne dass diese sich aktiv auf dem Portal anmelden müssen. Customer Solutionsbank http://solutionsbank.abb.com SBank Portal SupportView Auto Notification Parts online Knowledge Capture and Reuse Software & Documentation Customer Forums TechInfoBank Product Training Manuals OnLine KnowledgeBank DownloadBank ABB knowledge & competence 1 http://solutionsbank.abb.com 219 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Abbildung A- 2 Das Serviceportal Solutionsbank macht Know-how online verfügbar Das Asset Management bezeichnet die Verwaltung von Sachanlagen in Hinblick auf Instandhaltung und Erneuerung. ABB bietet eine standardisierte Beratung an, die unter dem Namen „Enterprise Asset Management“ vertrieben wird. Die Einführung von Konkurrenz hat im Markt der EVU zu Preiserosion geführt. Die Konsequenzen davon sind, dass die EVUs ihre Investitionen besser nützen müssen. Die Erfolgsfaktoren sind die Fähigkeit, real-time Marktinformationen und Informationen über Ressourcen Constraints zu managen mit effizienten Instrumenten für das Asset Management (Rytoft Normark 2002 S. 22). Der gesamte Lebenszyklus von Anlagen und Komponenten wird mit einer Kombination aus Beratung, standardisierten Informatikanwendungen und Integrationsleistungen unterstützt. Calpos1 ist eine E-Business Anwendung, die für die zuverlässigkeitsorientierte Instandhaltungsplanung entwickelt wurde. Die Software basiert auf dem Konzept der zustandsbezogenen Wartung: Die Betriebsmittel werden entsprechend ihrem jeweiligen Zustand gewartet. Dieser wird anhand vorgegebener Checklisten bewertet. 1 www.calpos-main.com 220 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Anhang I: Online Umfrage „E-Business im Vertrieb“: Fragebogen Zur Einschätzung der E-Business Anwendungen im Vertrieb wurden je 300 Hersteller und Kundenunternehmen befragt. Rücklauf: 85 bei den Herstellerunternehmen und 106 bei den Kundenunternehmen. Die Adressen wurden von Schober bezogen. Der Fragebogen wurde online (Abbildung A- 3) und als Papierversion auf der Website zur Verfügung gestellt. Abbildung A- 3 Beispiel einer Fragestellung aus der Online Umfrage 221 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Fragebogen für Hersteller Ich führe eine Untersuchung über den Einsatz von E-Business Anwendungen im Verkauf von Industriegütern durch. Ziel ist es herauszufinden, welche EBusiness Anwendungen von Industriegüterherstellern realisiert wurden und wie diese von Kunden eingeschätzt werden. Der Fragebogen ist in ca. 20 Minuten auszufüllen. Wenn Sie Fragen zur Untersuchung haben, wenden Sie sich bitte an mich. Selbstverständlich behandeln wir alle Fragebogen streng vertraulich. Die Auswertung der Untersuchung wird keine Rückschlüsse auf einzelne Teilnehmer zulassen. Bitte füllen Sie den Fragebogen bis Ende April 2004. Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Bereitschaft, die Zeit zum Ausfüllen des Fragebogens aufzubringen. Sie tragen damit entscheidend zum Gelingen meines Forschungsvorhabens bei. Falls Sie an einer kostenlosen Zusammenfassung der Studienergebnisse interessiert sind, senden Sie bitte Ihre E-Mail Adresse an [email protected]. 222 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang 1. Fragen zu Ihrem Unternehmen, Ihren Kunden und Ihrem Produkt Bitte kreuzen Sie die zutreffende Antwort an: 1. Unser Unternehmen befindet sich in 2. Wir beschäftigen folgende Anzahl Mitarbeiter 3. Unser Hauptprodukt (grösster Umsatzträger) ist Deutschland USA China anderes Land unter 250 250-500 500-1000 über 1000 eine Anlage eine Dienstleistung Herstellung von industriellen Prozesssteuerungsanlagen andere eine Komponente 4. Wir gehören zur folgenden Branche Maschinenbau 5. Unsere Kunden sind hauptsächlich OEM 6. Der typische Verkaufsprozess für unser Produkt dauert 7. Während des Verkaufsprozesses 8. Wir gehören zu den drei grössten Anbietern auf dem Markt kurz (Kunde entscheidet sich aufgrund eines Katalogs) finden wenige Interaktionen mit den Kunden statt Ja ein konfigurierbares Variantenprodukt (z.B. Maschine) Herstellung von Geräten der Elektrizitätserzeugung, verteilung u.ä. Zwischenhändler andere EndKunden bis zu einem Jahr oft länger als ein Jahr werden einige Gespräche mit den Kunden geführt wird lange und intensiv zusammengearbeitet Nein 223 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang 2. Fragen zu den Herausforderungen im Vertrieb Unter E-Business verstehen wir alle Internetanwendungen, die Ihren Ansprechpartnern (Verkäufer, Absatzpartner, Kunden) Zugriff auf Informationen und oder die Ausführung von Transaktionen ermöglichen Bitte kreuzen Sie die zutreffende Antwort an: trifft voll trifft eher trifft eher trifft gar und ganz zu zu I A. Die Steigerung der Produktivität des Verkaufs ist für uns von besonderer Wichtigkeit I B. Die Produktivität des Verkaufs kann mit E-Business Anwendungen verbessert werden II A. Die Zusammenarbeit mit den Kunden in der Verkaufsphase ist für uns von besonderer Wichtigkeit II B. Die Zusammenarbeit mit den Kunden in der Verkaufsphase konnte mit E-Business Anwendungen verbessert werden III A. Der Know-how Transfer zu Kunden und Absatzpartnern ist für uns von besonderer Wichtigkeit III B. Der Know-how Transfer zu Kunden und Absatzpartnern konnte mit E-Business Anwendungen verbessert werden Weitere………………… Weitere………………… 224 nicht zu nicht zu keine Angabe E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang 3. Welche Faktoren sind wichtig, damit E-Business Anwendungen von Ihren Ansprechpartnern (Verkäufern, Kunden, Absatzpartnern) eingesetzt werden? Bitte kreuzen Sie die zutreffende Antwort an: trifft voll und trifft eher zu trifft eher trifft gar keine Anga- ganz zu nicht zu be nicht zu Die E-Business Anwendung erbringt den Ansprechpartnern einen klaren Nutzen Die Anwendung ist sehr benutzerfreundlich gestaltet Die Ansprechpartner (Absatzpartner/Kunden) werden in die Planung, Realisierung und Nutzung einbezogen Mit den Ansprechpartnern wird während und nach der Einführung der E-Business Anwendung angemessen kommuniziert. Die Prozessänderung bei den Ansprechpartnern wurde mit begleitenden Massnahmen unterstützt (Schulung, Motivation,...) Die Ansprechpartner (Absatzpartner/Kunden) haben die bei ihnen nötigen Prozessänderungen durchgeführt weitere ……………………… weitere ……………………… 225 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang 3. Welche Faktoren halten Sie davon ab, weitere E-Business Anwendungen zu realisieren? Bitte kreuzen Sie die zutreffende Antwort an: trifft voll trifft eher trifft eher trifft gar und ganz zu nicht zu nicht zu zu Die erhöhte Transparenz kann zu einem Powershift zu den Kunden führen, d.h. die Kunden erhalten mehr Verhandlungsmacht Die Gefahr besteht, dass wir Flexibilität verlieren, da Kunden Zugriff auf unsere internen Daten erhalten Unsere Kunden bestimmen, welche Art von E-Business Anwendungen realisiert wird Die Kunden sind nicht bereit, Aufgaben wie Konfigurationen oder Informationsabfragen online auszuführen Wir befürchten, andere Angebote von uns zu kannibalisieren (z.B. offline Services gegenüber online Services) Die kulturellen Unterschiede in den Absatzländern sind sehr gross und es ist schwierig, eine E-Business Anwendung für alle Kunden zu realisieren Wir sind sehr zurückhaltend, was die Veröffentlichung von geschäftskritischen Informationen im Internet betrifft Die Kosten-/Nutzenrechung geht unserer Ansicht nach nicht auf Wir wollen mögliche Konflikte mit unseren Absatzpartnern vermeiden (z.B. Direktverkauf über das Internet konkurrenziert unsere Absatzpartner) Wir befürchten, dass unsere Produkte einfacher mit Konkurrenzangeboten verglichen werden können weitere ......................................... weitere ........................................... 226 keine Angabe E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang 4. Fragen zur Einschätzung der E-Business Anwendung Online Katalog Online Kataloge der Produkte Ihrer Lieferanten mit Bild, Produktattributen und Preis sowie mit oder ohne Bestellmöglichkeit 1. Diese E-Business Anwendung ist (wurde) 2. Die hauptsächliche Zielgruppe für diese Anwendung sind 3. Allgemeine Einschätzung: Diese E-Business Anwendung ist für uns im Einsatz realisiert und wieder abgeschafft in Planung nicht im Einsatz interne Ansprech partner (Verkäufer) externe Ansprech partner (Absatzpartner) externe Ansprech partner (Endkunden) sehr erfolgreich erfolgreich weniger erfolgreich gar kein Erfolg trifft voll und ganz zu trifft eher zu trifft eher nicht zu trifft gar nicht zu keine Angabe 4. Diese Anwendung trägt dazu bei, dass wir unsere Umsatzziele besser erreichen 5. Diese Anwendung trägt dazu bei, dass wir unsere Ziele im Bereich von Kosteneinsparungen besser erreichen 6. Diese Anwendung trägt dazu bei, dass wir die Kundenbedürfnisse besser erkennen und erfüllen können 7. Diese Anwendung trägt dazu bei, dass unsere Kunden schnellere Einkaufsentscheide treffen können 8. Diese Anwendung trägt dazu bei, dass unsere Kunden Einkaufsentscheide effizienter treffen können 227 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Folgende weiteren E-Business Anwendungen wurden in den Fragebogen aufgenommen: • Online Meeting und Online Projektmanagement Online Meeting und Online Projektmanagement: E-Business Anwendungen zur Unterstützung der administrativen Zusammenarbeit mit Kunden und Absatzpartnern • E-Learning Online Anwendungen, die den Know-how Transfer von Lieferanten zu Kunden und Absatzpartner unterstützen • Online Konfiguratoren Online Anwendung, die die konkrete Ausgestaltung eines Variantenproduktes ermöglicht • Online Engineering ermöglicht die gemeinsame Entwicklung von Produkten und Anlagen durch den Einsatz von E-Business Anwendungen • Fragen zu Online Informationen Online Informationen ermöglichen dem Kunden den Zugriff auf auf Stammdaten (Stücklisten, Zeichnungen, Änderungsstände und Bewegungsdaten (Verfügbarkeiten, Lieferfristen, Order Tracking) 228 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Fragebogen für Kundenunternehmen Ich führe eine Untersuchung über den Einsatz von E-Business Anwendungen im Verkauf von Industriegütern durch. Ziel ist es herauszufinden, welche EBusiness Anwendungen von Industriegüterherstellern realisiert wurden und wie diese von Kunden eingeschätzt werden. Der Fragebogen ist in ca. 30 Minuten auszufüllen. Wenn Sie Fragen zur Untersuchung haben, wenden Sie sich bitte jederzeit an mich. Selbstverständlich behandeln wir alle Fragebogen streng vertraulich. Die Auswertung der Untersuchung wird keine Rückschlüsse auf einzelne Teilnehmer zulassen. Bitte füllen Sie den Fragebogen bis Ende April 2004. Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Bereitschaft, die Zeit zum Ausfüllen des Fragebogens aufzubringen. Sie tragen damit entscheidend zum Gelingen meines Forschungsvorhabens bei. Falls Sie an einer kostenlosen Zusammenfassung der Studienergebnisse interessiert sind, geben sie Ihre E-Mail Adresse an [email protected]. 229 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang 1. Fragen zu Ihrem Unternehmen, Ihren Kunden und Ihrem Produkt Bitte kreuzen Sie die zutreffende Antwort an: 1. Unser Unternehmen befindet sich in 2. Wir beschäftigen folgende Anzahl Mitarbeiter 3. Unser Hauptprodukt gehört zur folgender Produktgruppe 4. Wir gehören zu folgender Branche 5. Wir sind mehrheitlich 6. Der Einkaufsprozess für Investitionsgüter dauert im Durchschnitt 7. Während dem Einkaufsprozess von Investitionsgütern 8. Unser Unternehmen gehört zu den drei grössten Anbietern auf dem Markt 230 Deutschland USA China anderes Land unter 250 250-500 500-1000 über 1000 Komponenten Maschinen Anlagen Dienstleistungen Hersteller industrieller Produkte Anbieter von Elektrizität und Wasser andere Hersteller Zwischenhändler Grosshändler von Maschinen und Equipment bis zu einem Jahr länger als ein Jahr finden wenige Interaktionen mit den Kunden statt werden einige Gespräche mit den Kunden geführt Ja Nein wird lange und intensiv zusammengearbeitet Energie E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang 2. Fragen zu Herausforderungen im Einkauf Bitte kreuzen Sie die zutreffende Antwort an: trifft voll trifft eher trifft eher zu zu nicht zu trifft gar keine Annicht zu gabe I A. Die Produktivität im Einkauf ist eine grosse Herausforderung I B. Die Produktivität im Einkauf kann durch E-Business Anwendungen der Lieferanten verbessert werden II A. Die Zusammenarbeit mit den Lieferanten in der Evaluationsphase ist eine grosse Herausforderung II B. Die Zusammenarbeit mit den Lieferanten in der Evaluationsphase Kann mit E-Business Anwendungen verbessert werden III A. Die Beschaffung der Informationen zu Produkten und Lieferanten ist eine grosse Herausforderung III B. Die Beschaffung der Informationen zu Produkten und Lieferanten kann durch E-Business Anwendungen verbessert werden Weitere …………………………. Weitere …………………………. 231 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang 3. Bei den von Ihren Lieferanten realisierten E-Business Anwendungen, welche Faktoren waren vor allem wichtig, dass Sie und Ihre Mitarbeiter diese einsetzen. Wichtig: es geht um E-Business Anwendungen Ihrer Lieferanten und nicht um E-Business Anwendungen, die Sie realisiert haben Bitte kreuzen Sie die zutreffende Antwort an: trifft voll und ganz zu Der Nutzen für uns ist klar ersichtlich Die Anwendung ist sehr benutzerfreundlich gestaltet Wir wurden integriert in die Planung, Realisierung und Nutzung Die Kommunikation während dem Projekt war umfassend und gut Die Einführung der Anwendung bei uns wurde mit begleitenden Massnahmen unterstützt (Schulung, Motivation,...) Wir haben erforderliche Investitionen (wie Ausbildung und Motivation der Mitarbeiter) getätigt Weitere ………………… Weitere ………………… 232 trifft eher trifft eher zu nicht zu trifft gar keine Annicht zu gaben E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang 4. Welche Faktoren halten Sie ab, E-Business Anwendungen Ihrer Lieferanten einzusetzen? Bitte kreuzen Sie die zutreffende Antwort an: trifft voll trifft eher trifft eher und ganz zu nicht zu zu trifft gar keine Angaben nicht zu Die Ausbildung unserer Mitarbeiter für den Einsatz der EBusiness Anwendung ist zu aufwändig Der Nutzen der E-Business Anwendungen ist eher bei den Lieferanten und nicht bei uns Die Benutzerfreundlichkeit der Anwendungen ist ungenügend Die Lieferanten versuchen, Aufgaben im Evaluationsprozess an uns Kunden zu delegieren (z.B. Konfiguration) Unsere Informationsbedürfnisse sind zu komplex und können nicht durch E-Business Anwendungen abgedeckt werden Weitere …………………………. Weitere …………………………. 233 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang 5. Fragen zur Einschätzung der E-Business Anwendung Online Katalog Online Kataloge der Produkte Ihrer Lieferanten mit Bild, Produktattributen und Preis sowie mit oder ohne Bestellmöglichkeit Bitte kreuzen Sie die zutreffende Antwort an: 1. Diese E-Business Anwendung wird (wurde) durch Lieferanten von uns eingesetzt realisiert und wieder abgeschafft nicht eingesetzt 2. Wir wünschen, dass diese Anwendung durch Lieferanten mehr eingesetzt wird gleich wie heute eingesetzt wird weniger eingesetzt wird 3. Allgemeine Einschätzung: Diese E-Business Anwendung ist für uns als Kunden sehr erfolgreich erfolgreich weniger erfolgreich gar kein Erfolg trifft voll und ganz zu trifft zu trifft eher nicht zu trifft gar nicht zu 4. Diese Anwendung trägt dazu bei, dass unsere Bedürfnisse besser erkannt und erfüllt werden 5. Diese Anwendung trägt dazu bei, dass wir schnellere Einkaufsentscheide treffen können 6. Diese Anwendung trägt dazu bei, dass der Evaluations- und Einkaufsprozess für uns effizienter wurde 7. Der Einsatz dieser EBusiness Anwendung gibt ihrem Lieferanten einen echten Vorteil gegenüber seiner Konkurrenz 234 eher keine Angabe E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Folgende weiteren E-Business Anwendungen wurden in den Fragebogen aufgenommen: • Online Meeting und Online Projektmanagement Online Meeting und Online Projektmanagement: E-Business Anwendungen zur Unterstützung der administrativen Zusammenarbeit mit Kunden und Absatzpartnern • E-Learning Online Anwendungen, die den Know-how Transfer von Lieferanten zu Kunden und Absatzpartner unterstützen • Online Konfiguratoren Online Anwendung, die die konkrete Ausgestaltung eines Variantenproduktes ermöglicht • Online Engineering ermöglicht die gemeinsame Entwicklung von Produkten und Anlagen durch den Einsatz von E-Business Anwendungen • Fragen zu Online Informationen Online Informationen ermöglichen dem Kunden den Zugriff auf Stammdaten (Stücklisten, Zeichnungen, Änderungsstände und Bewegungsdaten (Verfügbarkeiten, Lieferfristen, Order Tracking) 235 E-Business im Vertrieb von Industriegütern Anhang Lebenslauf 1978 - 1984 Ökonomie Studium an der Universität Bern. 1984 - 1986 IKRK (Internationales Komitee vom Roten Kreuz): Delegierter 1987 - 1988 Franz Büttner AG: Produktmanager 1988 - 1990 Motor Columbus AG: Direktionsassistent 1990 - 1994 IBM Schweiz AG: Sales Representative für den Sulzer Konzern 1994 - 1999 Berner Fachhochschule: Leiter des Kompetenzzentrums für Industriegütermarketing 1999 - 2005 ABB Schweiz AG, Business Consulting: Practice Manager Marketing & Sales ab 2005 ABB Schweiz AG, Business Consulting: Practice Manager Marketing & Sales und Berner Fachhochschule, Managementzentrum, Leiter executive MBA in Unternehmensführung 236