Impressum Herausgeber Schön Klinik Verwaltung GmbH, Prien Konzeption und Gestaltung Anzinger | Wüschner | Rasp, München Weitere Informationen auf unserer Website: www.schoen-kliniken.de Oder folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und YouTube. Psychosomatik Schön Klinik. Messbar. Spürbar. Besser. Psychosomatik – 3 Editorial Jede Therapie ist individuell Unser Behandlungskonzept 4 5 Unsere Therapieangebote Gruppenpsychotherapie Gestaltungstherapie Progressive Muskelentspannung Sport- und Bewegungstherapie Ernährungstherapie/Lehrküche Biofeedback Medikamentöse Therapie 6 10 14 18 23 23 23 Unsere Behandlungsschwerpunkte Von ADHS bis zu Zwängen Übersicht Behandlungsschwerpunkte 24 31 Übersicht Kliniken und Kontakt 32 Klinikberatung 34 4 – Psychosomatik Psychosomatik – 5 – Jede Therapie ist individuell – Unser Behandlungskonzept In der Schön Klinik behandeln wir seit mehr als 25 Jahren Menschen mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen. Dank langjähriger Erfahrung gehören unsere sieben psychosomatischen Kliniken zu den anerkanntesten Therapie-Einrichtungen für Depressionen, Angst- und Essstörungen sowie weitere Krankheitsbilder. Wir behandeln unsere Patienten nach einem integrativen psycho­somatisch-psychotherapeutischen Ansatz. Dahinter steht die Überzeugung, dass Körper und Psyche eine Einheit bilden. Um Patienten zu einer neuen Lebensperspektive zu verhelfen, berücksichtigen wir medizinische, psy­ cho­logische und soziale Faktoren. Ärzte, Psychologen und Therapeuten arbeiten eng zusammen. Im Team werden alle Maßnahmen aufeinander abgestimmt und koordiniert. Was unsere Kliniken auszeichnet: Jede Therapie ist individuell. Wir bieten eine Behandlung, die auf dem aktuellsten Stand der Forschung basiert und den Einzelnen und seine Lebenssituation berücksichtigt. Dabei nehmen sich unsere Ärzte und Therapeuten Zeit, die Erkrankung und die Lebensumstände jedes Patienten zu verstehen. Gemeinsam mit dem Betroffenen erarbeiten wir ein „Stö­rungs­­­modell“, das zugleich die Basis für einen indivi­ duellen Therapieplan ist. Bezugstherapeuten begleiten den Patienten während seines gesamten Aufenthalts in unseren Kliniken. So vielschichtig die Krankheit ist, so vielfältig sind unsere Therapieangebote: In der Einzel- und Gruppenpsychothe­ rapie können lebensgeschichtliche Zusammenhänge, die aktuelle Situation und mögliche Problemlösestrategien bearbeitet werden. Weitere Therapieelemente wie Gestaltungstherapie, Sport- und Bewegungstherapie, Entspannungstherapie, Ernährungstherapie und Biofeedback fügen sich in das Gesamttherapieprogramm ein und ergänzen es. Die vorliegende Broschüre gibt Einblick in unsere Behandlungsangebote und Schwerpunkte. Dabei kommen die Pa­ tienten selbst zu Wort: Wie haben sie die Therapien erlebt? Was hat sie bei der Genesung unterstützt? Weiterführende Informationen zu unseren Kliniken und Therapieangeboten finden Sie auf unserer Website. Gerne beantworten wir Ihre Fragen auch persönlich. Unsere Ansprechpartner und deren Kontaktdaten finden Sie am Ende der Broschüre. Ihre Chefärzte der Schön Klinik 6 – Psychosomatik Psychosomatik Und plötzlich soll ich über meine Probleme vor allen anderen sprechen? Die „Blitzlicht“-Runde hilft, diese Hürde zu überwinden. Jeder sagt, wie er sich gerade fühlt. – 7 Gruppenpsycho­therapie Wenn man die Erfahrung gemacht hat, dass auch andere Menschen Probleme haben, lässt es sich auch besser über die eigenen reden. Der erste Schritt aus einem Teufelskreis. – Text Anna Pataczek – Fotos Sigrid Reinichs – Gertrud S. ist im Ruhestand. Aber von Ruhe kann keine Rede sein. Nächtelang wälzt sie sich im Bett. Die 63-Jährige leidet unter Schlafstörungen. „Ich grübel zu viel“, ist ihre einfache Erklärung dafür. Jahrelang, so erzählt sie, hat der Alltag sie aufgerieben. Sie war berufstätig, hat im Büro ihres Mannes ausgeholfen – und war für die zwei Kinder da. „Die haben auch ihren Tribut gefordert“, sagt Gertrud S. „Eigentlich hatte ich drei Berufe.“ Oft arbeitete sie bis in die Nacht hinein. Noch heute stellt die Rentnerin ihre Bedürfnisse hinten an. Sie kann einfach nicht Nein sagen, fühlt sich immer noch für viel zu viel verantwortlich. So klingt es zumindest, wenn sie davon erzählt, dass sie „so viel um die Ohren hat“, wie sie einge­ spannt ist zwischen Beruf, Familie, Schwiegereltern. Gertrud S. macht einen robusten Eindruck, sie lacht herzlich und viel. Mit ihrem Mann unternimmt sie Reisen, die Kinder sind erwachsen und aus dem Haus. Nur irgendwie ist sie selbst in all den Jahren auf der Strecke geblieben und hat auch nie da­rüber geredet. 8 – Psychosomatik Psychosomatik Ihr Körper hatte ihr schon einige eindeutige Signale gesendet, überall zwickte und zwackte es – nur darauf hören wollte Gertrud S. nicht. Oder sie wunderte sich, warum ihre Leiden auch nach zwei Kuren nicht besser wurden. Warum sie immer noch nicht schlafen konnte und die Laune sich nicht auf­ hellte. Der Hausarzt schlug Frau S. statio­ näre therapeutische Unterstützung vor. „Ursprünglich war ich ganz begeistert“, er­ innert sie sich. Die Aussicht war verlockend: Endlich Zeit für sich nehmen, der Schlaf­ störung und der Depression auf die Spur kommen und lernen, damit umzugehen. Außerdem wollte Gertrud S. ihr Essverhalten ändern und abnehmen. „Doch je näher der Tag kam, desto weniger hatte ich Lust auf den KlinikAufenthalt“, sagt Frau S. – ehrlicherweise. Es ist nicht leicht, sein eingeschliffenes Leben umzukrempeln. Die Gruppentherapie ist nicht nur eine Therapie mit der Gruppe, sondern auch durch die Gruppe. Hier kann man sich vergleichen, gegenseitig Rat geben, unter­ stützen – unter Anleitung eines Therapeuten. „Irgendwann habe ich mir gewünscht, dass wir in der Gruppentherapie alle gemeinsam eine Lösung für mich erarbeiten.“ „Am Anfang meiner Therapie hätte ich Ihnen kein Interview gegeben“, sagt sie und lacht wieder. „Weil ich dachte, dass gewisse Sachen für immer im Herz verschlossen bleiben.“ In der Gruppentherapie hat sie gelernt, offen über ihre Erkrankung zu sprechen (siehe Kasten). Die ersten zehn Tage, erzählt die Rentnerin, sei sie sehr verschlossen gegenüber Mitpatienten gewesen: „Was interessieren sich schon die anderen für meine Probleme?“ Doch irgendwann machte es Klick: „Wenn man sieht, dass jeder irgendwelche Probleme hat, dann fällt es einem leichter, über seine eigenen zu sprechen“, sagt Gertrud S. Außerdem gibt es klare Regeln in der Gruppentherapie, die helfen, sich zu öffnen: „Jedes Thema wird mit Respekt behandelt und alles, was besprochen wird, bleibt im Raum“, erklärt Frau S. Zu Beginn und am Ende jeder Sitzung ist Zeit für das sogenannte Blitzlicht. Reihum erzählt jeder Teilnehmer, was ihn gerade beschäftigt. Ein „mir geht es gut“ oder „mir geht es schlecht“ ist zu ab­ strakt. Hinter solchen Formulierungen kann man sich wunderbar verstecken. Die Patienten werden dazu ermutigt, ihre Gefühle zu artikulieren. „Und wenn das nicht klappt, dann hilft einem der Therapeut auch ein bisschen“, sagt Frau S. „Wenn einen ein Thema überwältigt, dann darf man auch mal kurz hinausgehen und durchschnaufen.“ Die Patientin traf in ihrer Gruppe auf Gleichgesinnte, auch wenn darunter Menschen waren, die mit den unterschiedlichsten Problemen kämpften. „Der eine ist depressiv, die andere hat psychosomatische Schluckbeschwerden“, erzählt Gertrud S. Gerne hat sie Anteil an den Erkrankungen genommen. Hier erfuhr sie, dass auch andere zu oft zurückstecken. „Irgendwann habe ich mir gewünscht, dass wir alle gemeinsam eine Lösung für mich erarbeiten.“ Natürlich haben Gertrud S. auch andere Methoden geholfen, die Grübeleien in den Griff zu bekommen. „Vor allem die Atem­ therapie“, sagt sie. Da lernte sie, die Luft bewusst ein- und ausströmen zu lassen, sich auf den Körper zu fokussieren und Gedanken wegzuschieben oder auf weniger belastende umzulenken. Gertrud S. wird sich daran erinnern, wenn sie wieder zu Hause in ihrem Bett liegt. – 9 Einzel- und Gruppenpsychotherapie Gruppentherapeutische Sitzungen sind Hauptbestandteil der Therapie in einer psychosomatischen Schön Klinik. Die Teilnehmer tauschen sich frei über ihre Erfahrungen und Erlebnisse aus. Häufig zeigen sie in der Gruppe ein ähnliches Rollenverhalten, wie sie es in der Familie oder im Beruf an den Tag legen. Diese Beobachtung wird etwa dazu genutzt, um herauszufinden, nach welchen Denkmustern sich der Patient verhält und wie seine Probleme entstanden sind. Die Teilnehmer werden über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten ausführlich informiert. Wichtig ist die Erfahrung, zu merken, dass man nicht allein mit seinen Problemen da­s teht. Die Patienten unterstützen sich gegenseitig, lernen voneinander und können so gemeinsam Bewältigungsstrategien für ihre individuellen Probleme erarbeiten. Auch sozial unsichere Patienten lernen in der Gruppen­ therapie, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und für sich einzutreten. Neben der Wahrnehmung eigener Wünsche und Bedürfnisse lernen sie, diese zu äußern und durchzusetzen. Ein wichtiges Element dieser Therapieform sind Rollenspiele, bei denen etwa Konfliktthemen mit Angehörigen dargestellt werden. Hier lernen die Patienten nicht nur, wie sie solche Konflikte lösen können, sondern auch, Nein zu sagen und sich abzugrenzen oder mit Kritik besser umzugehen. Die Gruppe ermöglicht den Teilnehmern über ihre Kindheitserfahrungen, ihre Probleme und die damit verbundenen Gefühle zu reflektieren. Mit festen Bezugstherapeuten finden regel­ mäßig Einzelsitzungen statt, in denen es um eine offene Auseinandersetzung mit allen Aspekten der derzeitigen psychosomatischen Beschwerden geht. Gemeinsam wird nach sinnvollen Lösungen gesucht, wie Verhaltensweisen konkret verändert werden können. Weitere Informationen auf unserer Website: www.schoen-kliniken.de 10 – Psychosomatik Psychosomatik – 11 Gestaltungstherapie Was sagen Patienten, wenn ihnen die Worte fehlen? Wenn sie an ihre Gefühle nicht heran­kommen? Sie greifen zum Pinsel und öffnen sich den Weg zu sich selbst. – Text Anna Pataczek – Fotos Sigrid Reinichs – Im Hier und Jetzt sein, das klingt so einfach. Für Jana T. ist es das nicht. Die 27Jährige leidet an einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung, landläufig auch als Borderline-Störung bekannt. Wenn sie zum Pinsel greift, ihn in Farbe taucht und auf’s Blatt setzt, dann ist sie auf dem Weg zu sich selbst. Denn in ihren Bildern entdeckt sie Dinge, die nicht nach außen dringen, die sie nicht einmal von sich selbst ahnt. Borderline-Patienten tun sich mit zwischenmenschlichen Beziehungen schwer. Mal sind sie unsicher und haben Angst, verlassen zu werden. Mal stoßen sie andere Menschen weg, mal klammern sie. Daher fällt es Jana T. in der Gruppentherapie nicht immer leicht, ihre Probleme zu formulieren. „Die Gestaltungstherapie bietet mir dagegen eine Möglichkeit, an meine Gefühle heranzu­ kommen“, sagt sie. „In der Klinik bin ich ja eher die Ruhige und Stille“, sagt Jana T., die immer zuhört, die einen Rat hat, die tröstet. Ob jemand erraten hätte, dass die düsteren, schwarzroten Bilder von ihr stammen, die sie am Anfang ihrer Therapie malte? Jana T. freut sich darüber, dass sie mit ihrer Malerei ihre schwache Seite zeigen kann, dass ihre Bilder zeigen, „dass ich auch getröstet werden möchte“. Wie sehe ich mich selbst? Statt in den Spiegel zu sehen, bemalt die Patientin ihren Gipsabdruck. Sie schenkt ihrem Gesicht ein Lächeln. 12 – Psychosomatik Psychosomatik – 13 Manche Patienten sind mit der Aufgabe, kreativ zu werden, erst einmal überfordert. Sie haben Hemmungen, den ersten Strich auf ein weißes Blatt Papier zu setzen. Ob das Bild schön wird, der Teilnehmer Talent hat oder nicht, darum geht es nicht. „Wir sollen unsere Gedanken, Stimmungen und auch Konflikte spontan ausdrücken“, erklärt Jana T. Zu Beginn der jeweiligen Sitzung einigt sie sich mit der Therapeutin auf ein Thema. Dann greift die junge Frau nach den Ma­te­ri­ alien, auf die sie gerade Lust hat. Sie hat eine große Auswahl: Im bunt verklecksten Atelier stehen Buntstifte, Kohle, Kreiden, Fin­gerfarben, Ton und Speckstein zur Ver­ fügung. Die Maske ist kein Versteckspiel – im Gegenteil. Sie spiegelt verborgene Gefühle, Erinnerungen oder Träume wider, mehr als es vielleicht Worte könnten. „Manchmal fühle ich mich von meiner Außenwelt bedroht“, erzählt Jana T. Ihre Thera­ peutin schlug ihr vor, sich selbst mit einer Schutzhülle zu zeichnen. Die Patientin war überrascht über den Effekt: Sie fühlte sich danach tatsächlich geborgener. Gleichwohl müssen die Werke, die in diesen Stunden entstehen, nicht unweigerlich wie Symbole des Unbewussten gelesen werden. Die Therapeuten stellen eine offene Frage: Wie wirkt das Bild auf Sie? Auch andere Patienten dürfen Feedback geben. „Ich habe den Eindruck, dass es viele von uns schön finden, wenn sie eine Rückmeldung von allen bekommen“, sagt Jana T. „Ich finde es schön, wenn ich von allen anderen eine Rückmeldung zu meinen Bildern bekomme.“ Fremdeinschätzungen zu hören ist wichtig. Einmal hat die Therapeutin Jana T. ermutigt, ein „Körperbild“ von sich anzufertigen. Sie übertrug die Größe der Patientin auf einen Papierbogen – mit einem Strich am Scheitel und einem an den Fußsohlen. Zwischen diesen Markierungen sollte Jana T. ihre Silhouette zeichnen. Keine leichte Aufgabe für eine junge Frau, die sich selbst verletzt und neben ihrer Borderline-Störung seit vielen Jahren an Magersucht leidet. Am Anfang ihrer Therapie war sie so schwach, dass sie nicht einmal die Treppenstufen hoch laufen konnte. Wenn sie in einen Spiegel schauen sollte, um sich bewusst zu betrachten, brach sie in Tränen aus. Sich selbst zeichnen? „Da habe ich mich natürlich sehr verschätzt“, gibt sie zu. Das wurde Jana T. aber erst klar, als die Therapeutin ihre realen Umrisse nachfuhr und sie so ihr verscho­ benes Selbstbild schwarz auf weiß vor sich hatte. Danach sollte sie diese Figur ausmalen. Den ganzen Körper mit Farbe ausfüllen? „Das fiel mir besonders schwer“, sagt die Patientin. „Aber meine Therapeuten sagen immer, ich solle lernen, liebevoll mit mir umzugehen.“ Manchmal gelingt das Jana T. sogar schon. Und sie will es auch. Elf Kilo hat sie in den fünf­einhalb Monaten ihrer Therapie bereits zugenommen. „So viel habe ich schon seit sieben Jahren nicht mehr gewogen“, sagt die junge Frau stolz. Von ihren Mitpatientinnen hat sie sich feminine Kleidung aus­geliehen, hat einen Rock anprobiert, sich ein wenig geschminkt. Sie möchte ihr Studium wieder aufnehmen. Und sie hat ein neues Hobby, das sie zu Hause im Alltag weiter pflegen möchte: Malen. Jana T. hat ihr Ventil gefunden, wenn sie mal wieder nicht weiß, wohin mit den Aggressionen und der Traurigkeit. Wie die Bilder dann wohl aus­sehen werden? „Inzwischen verwende ich auch hellere Töne“, sagt sie. Auch das ist Farbenlehre. Gestaltungstherapie und Ergotherapie Die Eigenwahrnehmung spielt nicht nur in der Gestaltungstherapie eine große Rolle. Auch die Ergotherapie verfolgt diesen Ansatz. In der Gestaltungstherapie werden Patienten motiviert, ihre Therapiethemen und die damit verbundenen Gefühle bildlich oder plastisch auszudrücken. Malen und Gestalten erlauben leichter als Sprechen einen direkten Ausdruck von Träumen, Phantasien und anderen Erfahrungen, die eher als Bild denn als Worte auftauchen. Gleichzeitig kann der Patient einen Schritt zurücktreten, seine Arbeit begutachten und damit heilsame Distanz zu sich gewinnen. Die Themen werden gemeinsam mit den Patienten am Anfang der Stunde entwickelt. Neu entdeckte Potentiale, Strategien zur Problemlösung und nonverbale Kommunikation werden erprobt. Die Gestaltungstherapeuten arbeiten eng mit dem sogenannten Bezugstherapeuten, der den Patienten während des ganzen Auf­ enthalts begleitet, und den Sozial-, Sport- und Bewegungstherapeuten zusammen. Einmal in der Woche tauschen sie sich in Teamsitzungen aus. Welche inneren Veränderungen im Behandlungsverlauf möglich sind, zeigt der Vergleich von Werken, die zu Therapiebeginn ent­ standen sind und jenen, die kurz vor der Entlassung entstehen. Die Arbeiten unterscheiden sich meist deutlich in Farbe und Motiv. In den ergotherapeutischen Gruppen steht die Förderung individueller Fähigkeiten durch die Verbesserung der Eigenwahrnehmung im Vordergrund. Die Gruppen sind stationsbezogen, da deren Schwerpunkte auf die Stationskonzepte angepasst sind. Jede Einheit wird begleitet durch ein Vor- und Nachgespräch, in dem inhaltlich mit therapeutischen Themen gearbeitet wird. Hier gibt es die Möglichkeit, neue Erkenntnisse über die eigene Person zu erlangen, Verhaltensänderungen zu erproben und für den Alltag zu verankern. Weitere Informationen auf unserer Website: www.schoen-kliniken.de 14 – Psychosomatik Psychosomatik – 15 Progressive Muskel­entspannung Wenn der Geist nicht ruht, dann tun es die Muskeln auch nicht. Gleiches gilt umgekehrt: Wer lernt, den Körper locker zu lassen, lässt auch die Seele baumeln. – Text Anna Pataczek – Fotos Sigrid Reinichs – Um elf Uhr abends lässt sie zum ersten Mal los. Dann merkt Paula B., dass sie den ganzen Tag ihre Bauchdecke angespannt hatte, dass sie das erste Mal tief ein- und ausatmet. Kein Wunder, es war ein typischer Tag für die 24-Jährige: voller Termine. Paula B. hat zu viel Interesse an allem Möglichen, nur nicht an Ruhe. Die 24-Jährige studiert Medizin, schreibt nebenbei an ihrer Doktorarbeit, spielt Cello, macht viel Sport, trifft Freunde. „Mir macht einfach vieles Freude“, sagt die junge Frau, „aber es ist eben auch ein Wahn­ sinnspensum.“ Eines, das sie sich jeden Tag selbst auferlegt, diese intelligente junge Frau. Während andere sagen, ihr Tag habe eben nur 24 Stunden, packt sie noch mehr oben drauf. Die tägliche Tour de Force muss auch ihr Körper mitmachen. Seit sieben Jahren leidet Paula B. an Magersucht. Schon öfter hat sie versucht, sich freizuschwimmen. Einmal hat sie sich ein Freisemester genommen. Anstatt abzuschalten, ist sie gleich wieder in die Falle getappt: „Ich habe die Zeit genutzt und bin 14 Stunden am Tag im Labor gestanden“, sagt die Studentin. Wenn sie über sich erzählt, dann lächelt sie milde über sich. Dabei ist sie so streng zu sich und ihrem Körper. Die Therapie in der Schön Klinik Noch kurz halten. Dann loslassen und nachspüren. Kribbeln die Finger? Erst beginnt man mit einzelnen Körperteilen wie der Hand. Später ist dann der ganze Körper dran. 16 – Psychosomatik Psychosomatik – 17 sei ihre letzte Chance, sagt sie. Die letzte Chance bevor das Arbeitsleben losgeht. Sieben Wochen verbringt sie hier. Und lernt, endlich mal die Bauchmuskeln loszulassen. Besonders hilfreich für eine Patientin wie Paula B., die ständig unter Strom steht, sind die PME-Gruppen, das sagt sie selbst. PME steht für Progressive Muskelentspannung. Dabei handelt es sich um eine klassische Entspannungsmethode (siehe Kasten). In Paula B.’s Gruppe sind nicht nur essgestörte Patienten, andere leiden an Depression oder dem Burn-Out-Syndrom. „Auch ihnen macht es zu schaffen, ständig in diesem angespannten Zustand leben zu müssen“, erzählt die junge Frau. Wenn der Geist nicht ruht, dann tun es die Muskeln auch nicht. Wer im Sitzen trainiert, kann die Übungen später leichter in den Alltag in­ tegrieren. Zum Beispiel im Auto an der roten Ampel. Kribbeln, Schwere, Wärme. Die Effekte sind ein Zeichen dafür, dass das vegetative Nervensystem auf Entspannung umgeschaltet hat. Das Prinzip der PME beruht auf dem Gegensatz von Anspannung und Entspannung. 40 Minuten dauert jeweils eine Unterrichtseinheit. Im Hintergrund läuft leise Musik. Die Teilnehmer können liegen oder sitzen. Letzteres ist sogar noch ein bisschen alltagstauglicher. Die Therapeuten raten, die Übungen immer wieder mal zu machen, im Auto an der roten Ampel, am Schreibtisch. „Ich werde es zu Hause auf jeden Fall weiter probieren“, sagt Paula B. Mit geschlossenen Augen ballt man die Faust für sieben Sekunden, dann lässt man wieder locker. „Wir sollen nachspüren, wie es sich anfühlt zu entspannen“, erklärt die Studentin. „Wie die Hand warm wird, wie sie kribbelt.“ Manche spüren Kälte oder Schwere. Andere reagieren mit Speichelfluss und Darmgeräuschen. Jeder Mensch reagiert anders. Die Effekte sind ein Zeichen dafür, dass das vegetative Nervensystem auf Entspannung umgeschaltet hat. In den ersten Sitzungen beginnt man mit einzelnen Gliedmaßen, später spannt man den ganzen Körper an, auch die Rückenmuskulatur und das Gesicht. Nicht immer gelingen Paula B. die Übungen auf Anhieb. „Aber mit jeder weiteren Stunde funktioniert es besser“, sagt sie. Ihre Schwachstelle ist die Stirn, die runzelt sich immer von alleine. „Aber wenn ich nicht mehr denke, dann geht es.“ Dabei helfen ihr die sogenannten Fantasiereisen, auf die die Therapeutin ihre Gruppe schickt. „Wir stellen uns vor, dass wir am Strand liegen, dass wir den warmen Sand unter den Füßen spüren.“ Diese Hinweise sollen den Einstieg in die Übung erleichtern. „Jedem ist selbst überlassen, in wie weit er dieses Angebot annehmen möchte“, sagt Susanne Rüdt, Leiterin der Abteilung Co-Therapie und Pflege. Paula B. gefällt das einfache, pragmatische Prinzip dieser Entspannungstechnik. „Und es ist wirklich eine gute Erfahrung zu wissen, dass ich lernen kann, mich zu entspannen.“ Sie kann es gebrauchen. Denn der KlinikAufenthalt ist ein Wechselbad der Gefühle. „Manchmal habe ich Angst, weil mir hier bewusster wird, wie hartnäckig diese blöde Anorexie ist. Manchmal tröstet es mich, zu sehen, wie weit ich schon gekommen bin, sie zu überwinden“, sagt Paula B. „Und manchmal bin ich untröstlich, dass ich sieben Jahre meines Lebens nichts dagegen getan habe.“ Progressive Muskelentspannung Die Progressive Muskelentspannung, PME abgekürzt, ist ein klassisches Entspannungsverfahren, das dem Patienten ermöglichen soll, in einen Zustand der inneren Ruhe und der körperlichen Gelassenheit zu gelangen. Entwickelt hat sie Edmund Jacobsen, der herausfand, dass sich Angst und Nervosität auf die Muskulatur übertragen können. Die PME basiert auf einem einfachen physiologischen Prinzip: Auf eine bewusste Anspannung folgt eine Reflex bedingte Entspannung des Muskels. Die wiederum gibt eine Rückmeldung an das vegetative Nervensystem. Pulsfrequenz als auch Blutdruck sinken. Je öfter man diese Reaktionen trainiert, desto besser können sie im Körpergedächtnis gespeichert werden. Die Gruppenteilnehmer richten im Liegen oder Sitzen ihre ganze Aufmerk­s amkeit auf die Anspannung der verschiedenen Partien und spüren dem veränderten Gefühl nach, wenn sie wieder locker lassen. Dabei werden sie von einem Therapeuten an­ geleitet. „Progressiv“ nennt sich die Methode, weil man schrittweise erlernt, einzelne Muskelgruppen zu aktivieren und loszulassen. Ziel ist es, ein Gefühl der Entspannung hervorrufen zu können, ohne vorher den Umweg der Anspannung gegangen zu sein. PME ist eine Technik, die bei Stress und Verspannungen eingesetzt wird. Sie hat sich bei Kopfschmerzen und Rückenschmerzen bewährt, bei Depressionen und Burn-Out. Entspannung kann sich ganz unterschiedlich positiv auswirken: mehr Selbst­b ewusstsein, Schmerzreduktion, positives Denken, Einschlafhilfe, Besserung körperlicher Beschwerden. PME fördert die Konzentration und sensibilisiert für Sig­n ale des Körpers, so dass Stressreaktionen schneller wahrgenommen werden können. Bewusstes tiefes Ein- und Ausatmen beruhigt, störende Gedanken treten in den Hintergrund. Weitere Informationen auf unserer Website: www.schoen-kliniken.de 18 – Psychosomatik Körperliches und seelisches Gleichgewicht sind eng verzahnt. Mit der Sport- und Bewegungs­ therapie trainiert man daher beides. Psychosomatik – 19 Sport- und Bewegungstherapie „Den Körper mit der Seele und die Seele durch den Körper heilen“, sagt Oscar Wilde. Und beschreibt da­mit ziemlich genau die Wirkung der Sport- und Bewegungstherapie. – Text Anna Pataczek – Fotos Sigrid Reinichs – Judith R. hat eine Zahl im Kopf. 19. Diesen Richtwert des sogenannten Body Mass Index, so hatte sie sich vorgenommen, möchte sie am Ende ihrer Therapie knacken. Die Maßeinheit BMI ist eine Klassifikation, die sich aus Gewicht und Körpergröße errechnet. 19 liegt am unteren Rand des Normalgewichts. Für die 29-jährige Judith R. bedeutet die Zahl aber noch viel mehr: Sie ist ein Zeichen dafür, dass sie sich und ihren Körper wieder lieben lernen kann. „Drei Jahre lang habe ich überhaupt nicht gefrühstückt“, sagt sie. „Tagsüber habe ich bergeweise Rohkost gegessen.“ Während sie ihre Diplomarbeit schrieb, gehorchte der Tag einem strengen Ablauf aus Schreiben und Sportmachen. Jeden Tag mindestens eineinhalb Stunden Joggen. „Es war ein Zwang“, sagt die junge Frau, die inzwischen drei Monate in einer psychosomatischen Schön Klinik verbracht hat. Es ist ihr letzter Tag der stationären Therapie. Und Judith R. ist stolz, dass sie an diesem Tag sagen kann: „Ich habe wieder Lebensfreude.“ Die, die sich 16 Jahre lang vor der Au­ßenwelt versteckt hat, die abends vor dem Fernseher saß und noch vor kurzem dachte: „Nicht zu leben wäre auch nicht schlimm.“ Judith R. mit einem BMI von 19,3. Sie hat es geschafft. 20 – Psychosomatik Psychosomatik – 21 Besonders hilfreich, sagt sie, waren die Angebote der Sport- und Bewegungstherapie. Hier hat sie gelernt, wieder Kontakt zu ihrem Körper aufzubauen, zu ihren Armen, den Oberschenkeln, dem Bauch – den jahrelangen Feinden einer Essgestörten. Hier konnte sie erfahren, dass man den Körper nicht nur schinden, sondern ihn auch „positiv spüren“ kann, wie sie sagt. Ein erhebendes Erlebnis, eine völlig neue Wahrnehmung. Einfach mal fallen lassen und das warme Fell spüren. Pferde wirken wie ein Be­ ru­higungsmittel, mit Hektik darf man diesen Fluchttieren nicht begegnen. Auch so kann Bewegungstherapie funktionieren. Das bestätigt auch Dr. Katharina Alexan­ dridis. Sie leitet die Sport- und Bewegungstherapie in einer Schön Klinik und schätzt an dieser Art der Therapie vor allem, dass man mit ihrer Hilfe Brücken in andere Behandlungsbereiche schlagen kann. „Wenn ein Patient mit Bandscheibenvorfall zu mir in die Wirbelsäulengymnastik kommt, geht es nicht nur darum, den Körper zu stärken, sondern auch darum, herauszufinden, warum der Patient immer so geduckt läuft“, erklärt sie. Und dann komme im Gespräch heraus, dass er unter seinen Beziehungsproblemen leidet, die ihn buchstäblich niederschlagen. „Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare“, sagt Alexandridis. „Das ist nicht von mir, sondern von Christian Morgenstern.“ „Darf ich mich so bewegen? Was denken die anderen über mich? Dabei geht es gar nicht darum, alles technisch perfekt umzusetzen.“ Judith R. hat Wassergymnastik besonders viel Spaß gemacht. Sie schwebte im Becken, hüpfte, schwamm. „Dieses Spielerische und Kindliche hat mir gefallen“, erinnert sie sich. Ein besonderes Erlebnis für die junge Frau waren zudem die Reittherapiestunden, ein in der Schön Klinik Roseneck zusätzliches kostenpflichtiges Angebot. R. schmiegte sich auf den Rücken des Haflingers Atreju, spürte die warmen Rundungen des Pferdes unter ihren eigenen spitzen Knochen. Gleichzeitig musste sie im Umgang mit dem Tier konzentriert sein, bei Kommandos ihren Körper einsetzen und klare Gesten zeigen, damit das Pferd sie versteht. Selbstbewusstes Auftreten lernte die zarte Frau auch in der Tanztherapie. Obwohl sich Judith R. am Anfang nicht richtig getraut hatte, zur Musik loszulegen. Darf ich mich so bewegen? Was denken die anderen über mich? Dabei geht es gar nicht darum, eine Choreographie technisch perfekt umzusetzen. Jede Stunde steht unter einem Motto, etwa Gefühle. Die Gruppe bildet einen Kreis und jeder gibt einen Ball auf verschiedene Weisen weiter: aggressiv, schüchtern, als Geschenk. Judith R. fiel es schwer, sich auf ihr Gegenüber einzulassen. Aber genau das sollte trainiert werden. Das Schönste für Judith R.: „In der Tanz­ therapie konnte ich plötzlich meiner weiblichen Seite Ausdruck geben“, sagt sie. Die Stimme senkt sich ein bisschen. So ein Satz scheint ihr immer noch fremd. Dankbar klingt er aber auch. Sport- und Bewegungstherapie Menschen mit psychosomatischen Erkrankungen haben oft ein belastetes Verhältnis zu ihrem Körper. Die Sport- und Bewegungstherapie wird deshalb eingesetzt, um körperliche, seelische und soziale Störungen aufzudecken. Die Sport- und Bewegungstherapie verfolgt immer einen ganzheitlichen Ansatz. Natürlich ist es Ziel, Kraft und Ausdauer zu verbessern und somit Fitness und Wohlbefinden des Patien­ ten zu steigern. Es geht aber nicht darum, möglichst gute Leistungen zu erzielen, sondern sich und seinen Körper auf eher spielerische Art neu zu erfahren, Ängste und Schonverhalten abzubauen, Vertrauen in den eigenen Körper zurückzugewinnen. Die Patienten sollen wieder zu einer realistischen Einschätzung ihrer Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit kommen. In Bewegungsübungen werden therapeutische Themen der Beziehungsgestaltung, des Selbstwerts und der Spannungs- und Emotionsre­gu­ la­tion körperlich erfahrbar gemacht. Das Angebot reicht von stationsbezogenen Körperpsychotherapien und Tanztherapien über Ballsport, Wassergymnastik, Nordic Walking, Rückenschule, Ausdauer- und Krafttraining hin zu Entspannungsübungen oder Atemtherapie. Die Methoden richten sich nach den Bedürfnissen der Patienten mit ihren unterschiedlichen Störungsbildern. Hauptprinzip der Sport- und Bewegungstherapie ist das bewusste wertfreie Erleben des Hier und Jetzt, sowie eine Verhaltens- und Handlungsorientierung. Die Patienten lernen Signale des Körpers und der Psyche besser wahrzunehmen. Innere Verände­ rungen drücken sich immer auch körperlich aus. Dafür werden die Teilnehmer sensibilisiert. In der Gruppe steckt jeder Teilnehmer seine Grenzen ab oder lernt, Nähe zuzulassen. Über die Gefühle und Ängste, die dabei entstehen können, spricht der Therapeut mit dem Patienten. Konflikte deckt man gemeinsam auf und löst sie zusammen. Weitere Informationen auf unserer Website: www.schoen-kliniken.de 22 – Psychosomatik Psychosomatik – 23 Für jeden das Richtige. Und viele Wege zum Ziel. Was ist normal? Die junge, essgestörte Frau hält sich peinlich genau ans Rezept. In der Lehrküche lernt sie, wieder ein Gefühl für die richtigen Mengen zu entwickeln. Weitere Therapieangebote in unseren auf psycho­somatische Erkrankungen spezialisierten Kliniken Ernährungstherapie / Lehrküche Medikamentöse Therapie Ausgerechnet in der Therapie für essgestörte Patienten wird häufig noch das Thema Essen ausgeklammert. Die Betroffenen beschäftigen sich, so der falsche Glaube, ohnehin ständig damit. Dabei ist es wichtig, frühzeitig auf den richtigen Umgang mit Lebensmitteln aufmerksam zu machen und ihn zu erlernen. Küche und Kühlschrank gehören zum Leben. Damit neu umgehen zu lernen, ist eines der wichtigsten Ziele in der gesamten Essstörungstherapie. Das Essen soll wieder ein Teil des Alltags werden und nicht mehr so stark wie bisher das Denken und Fühlen der Patienten bestimmen. Die Patienten sollen das Gespür für eine ganze Mahlzeit entwickeln. Teil der Lehrküchentherapie sind deshalb Portionsgrößenschulungen. Auch das Essen in der Gruppe ist ein wichtiger Therapiebaustein. Essen als Genuss zu erleben, das ist das weitgesteckte Ziel. Die Probleme der Patienten sind häufig zu komplex, als dass man sich auf eine ausschließlich psychologische oder eine rein medizinische Therapie beschränken könnte. Ob eine psy­ chotherapeutische Behandlung oder eine Kombination mit einer medikamentösen Therapie in Frage kommt, hängt von der Erkrankung und dem Schweregrad der psychischen Erkrankung ab. Moderne Psychopharmaka wirken sehr zielgerichtet und werden passend zum jewei­ ligen Beschwerdebild ausgewählt. Nur sehr wenige der eingesetzten Psychopharmaka machen abhängig. Bei den in den Kliniken eingesetzten Medikamenten handelt es sich häufig um Antidepressiva, die nicht abhängig machen. Selbst nach wochen- oder monatelanger Behandlung können diese ohne Gefahr von Entzugserscheinungen abgesetzt werden, wobei sie in der Praxis jedoch in der Regel langsam über mehrere Wochen ausgeschlichen werden. Am Beginn der Behandlung mit einem Psychopharmakon steht die ausführliche Aufklärung über die Wirkung und unerwünschte Nebenwirkungen der Medikamente – hierzu nehmen sich die Ärzte und Psychologen in der Schön Klinik ausführlich Zeit. Ärzte mit Fachqualifikationen auf den Gebieten psychosomatischer und somatischer Medizin stellen die sorgfältige und umfassende Diagnostik und die somatische Behandlung sicher. Auf Basis unseres ganz­ heitsmedizinischen Ansatzes erarbeiten unsere Mediziner in Zusammenarbeit mit dem Bezugs­ therapeuten ein wirksames Behandlungs­ konzept. Foto Robert Fischer Biofeedback Die Biofeedback-Methode gibt eine kontinuierliche Rückmeldung biologischer Signale. Mit Hilfe eines Computers werden etwa Herzschlag oder Handschweiß gemessen – Körpersignale, die eine erhöhte vegetative Anspannung oder Muskelanspannung anzeigen und die sonst nur sehr ungenau wahrgenommen werden. Der Patient bekommt sie als Kurven auf dem Bildschirm präsentiert. Vorrangiges Ziel der Thera­ pie ist, dass der Patient erkennt, wie Gedanken, Gefühle und Körperreaktionen zusammen­ hängen. Physiologische Prozesse beeinflussen psychische, psychosomatische und körperliche Krankheiten. Sie wahrzunehmen und zu beeinflussen, dabei kann Biofeedback helfen. Weitere Informationen auf unserer Website: www.schoen-kliniken.de 24 – Psychosomatik Psychosomatik – 25 Unsere Behandlungsschwerpunkte Die folgenden Krankheitsbilder werden in unseren auf psychoso­matische Erkrankungen spezialisierten Kliniken behandelt. Eine genaue Übersicht finden Sie auf Seite 31. – ADHS im Erwachsenenalter – Emotionen, ungebremst – Verminderte Aufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität – so heißen die drei Kernsymptome von ADHS, der bei Kindern und Jugendlichen seit langem erfolgreich be­handelten Aufmerksamkeitsdefizit-/Hy­per­ ak­ti­vi­tätsstörung. Lange ging man fälsch­ lich davon aus, diese Störung würde sich „auswachsen“. Heute weiß man, dass bis zu 60 Prozent der Betroffenen auch im Erwach­senenalter Auffälligkeiten zeigen: Organisationsprobleme im Alltag, Stimmungsschwankungen, verminderte Stressund Frustrationstoleranz und eine Viel­zahl zwischenmenschlicher Schwierigkeiten und Belastungen machen eine weitere Thera­ pie erforderlich. Die Behandlung von ADHS ist im klassischen Sinne psychosomatisch, weil sie somatische Verfahren wie eine gute medikamentöse Einstellung und psychotherapeutische Methoden wie Selbst­ hilfegruppen, Einzel- und Gruppentherapieinterventionen kombiniert. Wesentlich ist dabei die umfassende Aufklärung und Beratung der Betroffenen und ihrer Angehö­ rigen. Nur gemeinsam lassen sich Möglichkeiten ausloten, wie Alltag und Störung in möglichst reibungsfreie Übereinkunft gebracht werden können. In leichteren Fällen wird diese Therapie ambulant durchgeführt, in schwereren Fällen und bei häufig hinzugetretenen zusätzlichen psychischen Störungen, wie z. B. Depressionen und Ängsten, empfiehlt sich ein stationärer Aufenthalt. Angststörungen – Lebensbestimmende Angst – Angst ist ein wichtiges Gefühl, das vor Gefahren warnt oder zu Höchstleistungen anspornt. Es gibt aber auch krankhafte Ängste, die das Leben bestimmen und seine Qualität stark einschränken. Panikattacken und Vermeidungsverhalten können zum Verlust des Selbstvertrauens, zu sozialer Isolierung und Depressionen führen. Manche der Betroffenen werden alkohol- und medika­ men­ten­abhängig. Man geht davon aus, dass etwa 10 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens unter be­handlungsbedürf­tigen Angststörungen leiden. Als Königsweg der Behandlung gilt die Psychotherapie, gegebenenfalls kombiniert mit Pharmakotherapie. Dabei wird der Patient bewusst mit seinen Ängsten konfrontiert und lernt, sie zu hin­ terfragen. Auf diese Weise soll sich seine Einstellung und schließlich auch sein Verhalten ändern. Burnout – Mit den Kräften am Ende – Schätzungen zufolge ist fast ein Viertel der Erwerbstätigen in Deutschland chronisch erschöpft – sie leiden an einem Burnout (englisch für „sich ausgebrannt fühlen“). Dies ist oft der Endpunkt einer Entwicklung, die mit idealistischer Begeisterung begann und über frustrierende Erlebnisse zur Desillu­­ sio­nierung geführt hat. Während die Leis­ tungs­fähigkeit abnimmt, nehmen die emo­ tionale Erschöpfung und die Angst vor dem Scheitern zu – bis hin zu körper­lichen Sympto­ men wie Engegefühlen in der Brust, Atembeschwerden, Rückenschmerzen oder Übelkeit. Oft folgen psychosoma­tische Erkran­ kungen wie Depressionen, Ängste, erhöhte Reizbarkeit etc. Gut gemeinte freundschaft­ liche Ratschläge wie „mach mal weniger Stress“, „schalte mal ab“, „nimm das Tempo raus“ etc. helfen in solchen Fällen nur selten weiter. Die Therapie muss sich zunächst der Depressionen und Ängste annehmen. Gemeinsam mit dem Patienten werden dann die persön­lichen Verhaltensmuster analysiert, die das Entstehen von Überforderung begünstigen. In einem individuellen Programm aus Einzelgesprächen und Gruppentherapien können die Betroffenen bei der Entwicklung von Strategien und Einstellungen unter­ stützt werden, die ihnen helfen, Belastungs­ situa­tionen besser zu bewältigen. Chronische Schlafstörungen – Aufgekratzt und hundemüde – Schlafstörungen zählen zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden überhaupt. Zu den häufigsten Ursachen zählen chro­ nischer Stress, Konflikte in der Partnerschaft, aber auch Lärmbelästigung, körperliche Schmerzen und Tinnitus und nicht zu vergessen psychische Erkrankungen. Die Betrof­ fenen sind tagsüber oft müde, unkonzentriert und missmutig, im Langzeitverlauf neigen sie zur Entwicklung von Depressionen. Abends fühlen sie sich vielfach innerlich aufgekratzt und angespannt und haben Schwierigkeiten abzuschalten. Sie grübeln über die Gründe und Folgen ihrer Schlaf­ losigkeit, was zu weiteren Schlafstörungen führen kann – ein Teufelskreis. Nach neueren Erkenntnissen sind chronische Schlafstörungen jedoch nicht nur für die Psyche belastend, sondern haben auch für die kör- 26 – Psychosomatik perliche Gesundheit gravierende Folgen. Oft werden Schlafstörungen primär mit Medikamenten behandelt, obwohl manche der eingesetzten Schlafmittel wie Benzo­ diazepine oder Benzodiazepinanaloga nur vorübergehend wirken und bei längerer Nutzung abhängig machen. Deutlich besser hat sich ein Ansatz bewährt, der verhaltenstherapeutische Interventionen mit diversen Entspannungsmethoden kombiniert. Chronische Schmerzkrankheit – Wenn aus Schmerz Angst wird – Im Gegensatz zum akuten Schmerz, der als Warnsignal des Körpers bei akuten, möglicherweise sogar lebensbedrohlichen Erkrankungen verstanden werden kann, hat der chronische Schmerz diese Warnfunktion verloren. Durch eine anhaltende Belastung des körpereigenen Schmerzabwehrsystems kommt es bei chronischen Schmerzen zur Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses und zur Entwicklung einer eigenständigen Schmerzkrankheit. Der Schmerz wird zum Mittelpunkt des Lebens, bestimmt Stimmung, Verhalten und Gedanken. Es kommt zum sozialen Rückzug, möglicherweise auch zu Stimmungsschwan­ kungen, was die Sensibilität gegenüber Schmerzreizen noch weiter erhöhen kann. Körperliche Aktivität wird aus Sorge vor Verschlimmerung der Schmerzen häufig vermieden, wodurch es über die verstärkte Schonung zu weiteren körperlichen Einschränkungen kommt. Patienten mit chro­ nischen Schmerzerkrankungen werden nach einem integrativ-verhaltensmedizi­ nischen Konzept behandelt. Im Rahmen eines multimodalen Behandlungsansatzes steht die intensive psychotherapeutische, medizinische und physiotherapeutische Behandlung im Vordergrund. Dies wird Psychosomatik – 27 gegebenenfalls durch weitere Behandlungsbausteine ergänzt. Ziel der Behandlung ist neben dem verbesserten Umgang mit der Schmerz­erkrankung vor allem eine Steigerung der Lebensqualität. Depressionen – Mit den Gefühlen am Boden – Wenn Niedergeschlagenheit, Traurigkeit und fehlende Lebensfreude den Alltag massiv beeinträchtigen, spricht man von einer Depression. Oft leiden die Betroffenen auch unter weiteren Symptomen, beispielsweise Schlaf- oder Konzentrationsstörungen. Depressionen können ohne sichtbaren Anlass auftreten. Oft stehen sie aber im Zusammenhang mit Schicksalsschlägen oder Veränderungen der Lebensverhältnisse. Auch Konflikte in der Familie, der Partnerschaft oder am Arbeitsplatz können Depressionen auslösen. Depressionen lassen sich medikamentös und psychotherapeutisch gut behandeln. Als wirksam haben sich tiefenpsychologische Psychotherapie oder kognitive Verhaltenstherapie erwiesen. Bei die­ser Therapieform werden die Patienten dazu bewegt, sich bewusst mit depressions­fördernden auto­ma­ tischen Denkmustern auseinanderzusetzen und diese durch hilfreichere Gedanken zu ersetzen. Die Patienten werden auch dabei unterstützt, ungünstige Verhaltensmuster zu identifizieren und zunächst im Klinikumfeld und dann schrittweise auch im Alltag günstigere Verhaltensweisen zu entwickeln. Essstörungen – Gegen den eigenen Körper – Patienten mit Essstörungen (Anorexia nervosa und Bulimia nervosa) leiden unter einem verzerrten Körperbewusstsein. Figur und Gewicht haben einen übermäßig hohen Einfluss auf ihr Selbstwertgefühl. Durch exzessiven Sport, Erbrechen, Vermeidung bestimmter Lebensmittel oder Fasten versuchen sie zwanghaft, ihren Körper zu kontrollieren. Ein Hauptziel der Therapie besteht darin, ihr Essverhalten nachhaltig zu normalisieren. Dazu lernen die Betroffenen, körpereigene Signale wie Hunger oder Sättigung wieder besser wahrzunehmen und danach zu handeln. Zur Veränderung des Essverhaltens trägt auch bei, dass ihr Selbstwertgefühl gesteigert und ihre Fähigkeit verbessert wird, mit Problemen umzugehen sowie Gefühle wahr­zunehmen. Dies gilt auch für Patienten, bei denen eine Adipositas (Fettleibigkeit) besteht. Nicht selten ist das damit verbundene gestörte Essverhalten mit vielfältigen psychischen wie körperlichen Erkrankungen verbunden. Neben genetischen Voraussetzungen, Umweltfaktoren und Multidiäten sind es v. a. die „Binge“-Essstörung mit Heisshungeranfällen und dem Gefühl, die Kontrolle zu verlieren sowie vermehrtes Essen, die wesentlich zu einer weiteren Gewichtssteigerung beitragen. Die Behandlungsziele reichen daher von einer Verbesse­ rung der Selbstkontrolle des Essverhaltens, der Wiederaufnahme angemessener körperlicher Aktivitäten, mehr Sicherheit im Umgang mit emotionalen und sozialen Belastungsfaktoren, Förderung von Selbstwert und -akzeptanz bis hin zu einer Besserung der körperlichen und seelischen Begleiterkrankungen. Fibromyalgie Syndrom – Wenn der ganze Körper schmerzt – Fibromyalgie Syndrom ist eine Schmerzkrankheit, von der in Deutschland ca. 1,6 Millionen Menschen betroffen sind, überwiegend Frauen. Unterschiedliche Auslöser wie Stress oder Fehlhaltungen können zu einer muskulären Anspannung führen, die das körpereigene Schmerzabwehrsystem überlastet. Die Betroffenen entwickeln ein Schmerzgedächtnis und leiden in Folge unter unterschiedlich intensiven und wechselnden Schmerzen vor allem in den Muskelsehnen­ansätzen, der Muskulatur und den gelenknahen Bereichen. Häufige Begleitsymptome sind Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Magen- und Darmbeschwerden, Spannungsgefühle in den Extremitäten oder Kopf­ schmer­zen. Eine Kombination aus aerobem Ausdauertraining, gegebenenfalls medi­ka­ mentöser Therapie, kognitiver Verhaltenstherapie und physikalischen Maßnahmen wird am ehesten dem vielschichtigen Beschwerdekomplex gerecht. Analge­tika (Schmerzmittel) spielen dabei ebenso eine untergeordnete Rolle wie physikalische Maßnahmen (Massagen). Die Krankheit wird nicht geheilt, aber die Beschwerden lassen sich deutlich lindern. Ziel ist es, für die Betroffenen wieder einen nicht mehr durch Schmerz bestimmten Alltag zu schaffen und ihre Lebensqualität so spürbar zu steigern. Körperdysmorphe Störungen – Sich unerträglich hässlich finden – Körperdysmorphe Störungen sind weit verbreitet, aber noch wenig bekannt. Kennzeichnend ist eine übermäßig kritische Beschäftigung mit dem eigenen Aussehen. Die Gedanken der Betroffenen drehen sich wenigstens eine Stunde täglich um ihre Erscheinung, zumeist um ein oder mehrere Körperteile, manchmal auch um den ganzen Körper. Während Außenstehende die Erkrankten meist unauffällig oder attraktiv finden, überlegen sie selbst ständig, wie sie gerade aussehen und auf andere wirken oder wie sie sich unauffälliger machen und ver- 28 – Psychosomatik ändern könnten. In der Folge kommt es zu teilweise erheblichen Einschränkungen in allen Lebensbereichen. Auch Depressionen, soziale Ängste, Zwänge oder Essstörungen sind häufig. Bei der Behandlung hat sich die kognitive Verhaltenstherapie als am wirksamsten erwiesen. In schweren Fällen kann durch die Kombination mit einem selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer ein zusätzlicher Behandlungseffekt erreicht werden. Neben ausführlicher Aufklärung über die Krankheit entwickeln Therapeuten und Pa­ti­ enten gemeinsam ein genaues Verständnis der individuellen Störung und ihrer Funktion im Leben des Patienten. Belas­tende Denkmuster und Verhaltensweisen sowie die eige­ ne Körperwahrnehmung werden hinterfragt und verändert. So kann bei den meisten Betroffenen eine Besserung bis hin zur vollständigen Remission erreicht werden. Persönlichkeitsstörungen unter besonderer Berücksichtigung von Borderline – Achterbahn der Gefühle – Unsichere und Unterwürfige, Zwanghafte und Egozentriker, Selbstverliebte und Paranoiker, Einzelgänger und Antisoziale – viele dieser Charaktere sind uns in milder Form aus dem Alltag bekannt. Sind die entsprechenden Eigenschaften jedoch stark aus­ geprägt, bezeichnet man dies als Persönlichkeitsstörung. Besonders oft behandelt wird die emotional instabile bzw. BorderlinePersönlichkeitsstörung – allein in Deutschland leiden darunter rund 1,5 Mio. Menschen. Sie erleben jeden Tag eine Achterbahn der Gefühle, sind mal unsicher und haben Angst verlassen zu werden, mal stoßen sie andere weg. So beeinträchtigt die Erkrankung das ganze Leben der oft jungen Patienten: Ausbildungs- und Berufswege werden Psychosomatik – 29 unter­brochen, Freund- und Partnerschaften in Frage gestellt. Viele haben sich zudem an Verhaltensweisen gewöhnt, die kurzfristig gegen die innere Hochspannung helfen, langfristig aber schädlich sind: Selbstverletzungen, Substanz- oder Alkoholmissbrauch, Fressanfälle, zu schnelles Fahren oder übermäßi­ges Geldausgeben. Trotz des hohen Leidensdrucks galt diese Störung lange als schwer behandelbar. Das hat sich durch die Entwicklung neuer standardisierter Behandlungsverfahren jedoch grundlegend verändert. Die Schön Klinik hat sich auf eine multimodale sta­tionäre Behandlung spezialisiert, bei der eine Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) durch Bewegungs- und Kunstgruppentherapien ergänzt wird. Bei vielen Betroffenen kann so weit­gehende Symptomfreiheit und eine umfassende Alltagsbewältigung erzielt werden. Psychokardiologie / Psycho­ onkologie – Körper und Seele – Ein Herzinfarkt oder eine Krebserkrankung reißen Menschen aus ihrem Alltag. Viele Patienten leiden nicht nur körperlich, sondern erleben auch psychische Belastungen. So ist es mittlerweile erwiesen, dass eine vorhergehende Depression die Wahrscheinlichkeit von Herz- und Kreislauferkrankungen verdoppelt. Körperliche und seelische Leiden sollten aufgrund dieser Wechselwirkungen zusammen behandelt werden. Ähnlich geht es Krebspatienten, deren Erkrankung die Ärzte therapieren, aber nicht immer heilen können. Deshalb benötigen Menschen im Krankenhaus nicht nur Medizin für den Körper, sondern auch Unterstützung für die Seele. Die Schön Klinik bietet, wenn Patienten es wünschen, psychologische Begleitung im Rahmen des Programms „Psychoonkologie“ bzw. „Psychokardiologie“ an. Das ist „Teamarbeit“ zum Wohle des Patienten. So begleitet ein psychosomatischer Arzt die Visiten der Herz- und Krebsspezialisten. In Einzelgesprächen geht es – ergänzend zur organischen Behandlung – um die Verhaltens­ ebene und die psychische Ebene. Hierbei kommen auch spezifische Testverfahren zum Einsatz, um die Art und den Grad der Belastung zu erkennen. Was betrifft den Patienten akut – zum Beispiel die Angst vor einer anstehenden Chemotherapie? Oder: Welche Lebensperspektive sieht ein HerzinfarktPatient; was möchte er in seinem Alltag ändern? Die Therapieangebote reichen von Einzelgesprächen und Gruppentherapie, Krisenintervention über Entspannungstherapie, Sport- und Bewegungstherapie bis zur Ernährungsberatung. Ziel ist immer, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und zur Hilfe zur Selbsthilfe anzuleiten. Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen – Einschneidende Erlebnisse – Nach traumatischen Erlebnissen wie Gewalterfahrungen oder sexuellem Missbrauch können psychische Störungen auftreten, darunter die posttraumatische Belastungsstörung. Deren Hauptmerkmal ist das häu­ fige, ungewollte Wiedererleben der traumatischen Erlebnisse in Form von Albträumen oder belastenden Bildern. Dazu gehören auch die so genannten Flashbacks – so intensive und lebhafte Erinnerungen, dass die Betroffenen das Gefühl haben, das traumatische Erlebnis passiere noch einmal. Reize, die an die traumatischen Erlebnisse erinnern (z. B. Geräusche, Personen, Filme, geschlossene Türen etc.), können eine starke psychische Belastung, Angst und sogar körper­ liche Reak­tionen auslösen. Anhaltende kör­ per­liche Er­regung, Nervosität, Unruhe, Zittern und erhöhte Schreckhaftigkeit (Gefühl, ständig „auf dem Sprung“ zu sein) sind weitere Kennzeichen einer posttraumatischen Belastungs­störung. Um die traumabedingten Beschwerden zu verändern, setzt die Psychotherapie beim gedanklichen Umgang mit dem Erlebten und beim Ver­ halten der Betroffenen an. Der Pa­tient lernt, mit den Erinnerungen an sein Erlebnis umzugehen und die dadurch bedingte Belastung zu verringern. Außerdem wird er unterstützt, schädliches Vermeidungsverhalten schrittweise aufzugeben und mögliche Schuld- und Schamgefühle aufzu­arbeiten. Somatoforme Störungen – Gefühlter Schmerz – Unter somatoformen Störungen (hier speziell: Somatisierungsstörungen, Hypochondrie) versteht man körperliche Beschwerden, die nicht vollständig durch organische Befunde zu erklären sind. Diese Beschwerden werden vom Betroffenen meist als sehr belastend erlebt. Auf der Suche nach einer Erklärung für die Körpersymptome kontaktieren die Patienten oft viele verschiedene Ärzte und lassen sich genau untersuchen. Immer wieder berichten Patienten mit Somatisierungsstörungen, dass sie sich unverstanden fühlen, weil ihnen gesagt wurde, dass sie gesund seien. Sie können den Ärzten einfach nicht glauben, denn ihre Symptome sind subjektiv real. Patienten mit Hypochondrie hingegen lassen sich kurzfristig durch die gute Nachricht, dass alles medizinisch in Ordnung ist, beruhigen, geraten jedoch wiederkehrend in den Teufelskreis aus Krankheitsängsten und der Suche nach Beruhigung. Wenn die Mittel der Organmedizin ausgeschöpft sind, sollte psychotherapeutisch ange­ setzt werden. Gemeinsam mit dem Thera- 30 – Psychosomatik Bitte entnehmen Sie der nachfolgenden Tabelle, welche unserer Kliniken auf das jeweilige Krankheitsbild spezialisiert ist. Schön Klinik Bad Arolsen Schön Klinik Bad Bramstedt Schön Klinik Bad Staffelstein Schön Klinik Berchtesgadener Land Schön Klinik Hamburg Eilbek Schön Klinik Roseneck Weitere Informationen auf unserer Website: www.schoen-kliniken.de Schön Klinik Starnberger See Zwänge Tinnitus und Hyperakusis Somatoforme Störungen Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen (z. B. post­t raumatische Belastungsstörung) Psychokardiologie/Psychoonkologie Persönlichkeitsstörungen unter besonderer Berücksichtigung der Borderline-Störung Pathologischer Computergebrauch Körperdysmorphe Störungen Fibromyalgie Syndrom Essstörungen Depressionen Chronische Schmerzkrankheit Chronische Schlafstörungen Stationäre Rehabehandlung Angebote für bestimmt Altersgruppen (siehe Infokasten auf Seite 34) Stationäre Krankenhausbehandlung Burnout – Drei Millionen Erwachsenen in Deutschland wird ein ständiger Ton im Kopf zur Qual – sie haben einen chronischen Tinnitus. Etwa ein Drittel davon leidet zudem an einer Geräuschüberempfindlichkeit (Hyperakusis) und unter heftigen Schwindelattacken (Morbus Menière). Einhergehend mit diesen Beschwerden treten meist Depressionen, Ängste, Burnout, Schlaflosigkeit und innere Unruhe auf. Die Therapie setzt zunächst an den organischen Grundlagen an. Zusätzlich wird mit Hilfe psychotherapeutischer Strategien die belastende Wirkung der „Folterknechte im Kopf“ reduziert. So können Teufelskreise durchbrochen werden, bei denen ein gegen die Krankheit gerichtetes Verhalten diese noch zusätzlich verstärkt. Für den Erfolg der Behandlung ist eine enge Verzahnung zwischen Ärzten verschiedener Fachrichtungen und Therapeuten notwendig. Diese ist in dem integrierten, multimodalen Behandlungsansatz der Schön Klinik gewährleistet, der unterschiedliche Methoden wie Psychotherapie, Hörtherapie, HNO-ärztliche Aufklärung und Entspannungstherapie kombiniert. Patienten, die unter Tinnitus oder Geräuschempfindlichkeit leiden, konzentrieren sich so stark auf die störenden Symptome, dass alle anderen Eindrücke in den Hintergrund treten. In der Hörtherapie wird speziell das Filtern von unerwünschten oder lästigen Geräuschen trainiert. – „Ich muss es immer wieder tun, obwohl es unsinnig ist.“ Eine typische Äußerung für einen Patienten, der unter Zwängen leidet. Belastende Gedanken, Ideen oder Impulse drängen sich immer wieder ins Bewusstsein und können, obwohl der Verstand es besser weiß, nur durch ritualisierte Handlungen oder Gedanken beruhigt werden. Das nimmt oft Stunden in Anspruch und beeinträchtigt den gesamten Tagesablauf. Auch wenn Zwangsstörungen unter Erwachsenen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen ge­ hören, ist die Scham groß. Viele Betroffene ver­suchen, ihre Symptome zu verbergen. Dabei kön­nen Behandlungen helfen: Wenn eine medizinische Indikation besteht, kann Psychotherapie mit sinnvollen Medikamenten kombiniert werden wie z. B. nicht abhängig machenden Antidepressiva. Die Patienten lernen, mit den durch ihre Befürchtungen ausgelösten unangenehmen Gefühlen umzugehen, sie ent­wickeln Alterna­tiven zu ungünstigen Denk­gewohnheiten und setzen sich mit ihren Lebensbedingungen auseinander. Am Ende sind sie in vielen Fällen stark genug, Be­lastungen auch ohne Zwangs­rituale zu be­wäl­tigen. Unsere Behandlungsschwer­ punkte in den einzelnen Kliniken Angststörungen Tinnitus und Hyperakusis – Die Folterknechte im Kopf Zwänge – Ein unwiderstehlicher Drang ADHS im Erwachsenenalter peuten werden mögliche psychische Ursachen untersucht. Patienten mit Somatisierungsstörungen oder Hypochondrie werden nach einem vielschichtigen Therapiekonzept mit den Schwerpunkten Psychotherapie, medizinisch-medikamentöse Therapie und gezielte sportliche Aktivierung behandelt. Psychosomatik – 31 32 – Psychosomatik Psychosomatik – 33 Sie interessieren sich für eine bestimmte Schön Klinik? Schön Klinik Bad Bramstedt Schön Klinik Hamburg Eilbek Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Patientenservice der einzelnen Kliniken beantworten gerne Ihre Fragen. Zentrale Klinikberatung (siehe S. 34) Schön Klinik Seestraße 5a 83209 Prien am Chiemsee T 0800 8 87 88 87 (Kostenfrei) F 08051 695 – 51 27 Klinikberatung-Psychosomatik@ Schoen-Kliniken.de Schön Klinik Bad Arolsen Schön Klinik Bad Arolsen Schön Klinik Hamburg Eilbek Hofgarten 10 34454 Bad Arolsen T 05691 62 38 – 3333 [email protected] – Dehnhaide 120 22081 Hamburg T 040 20 92 – 0 [email protected] – Schön Klinik Bad Bramstedt Schön Klinik Roseneck Birkenweg 10 24576 Bad Bramstedt T 04192 504 – 0 [email protected] – Am Roseneck 6 83209 Prien am Chiemsee T 08051 68 – 0 [email protected] – Schön Klinik Bad Staffelstein Schön Klinik Starnberger See Am Kurpark 11 96231 Bad Staffelstein T 09573 56 – 610 [email protected] – Münchner Straße 23 – 29 82335 Berg T 08151 17 – 0 [email protected] – Schön Klinik Berchtesgadener Land Malterhöh 1 83471 Schönau am Königssee T 08652 93 – 1607 [email protected] – Schön Klinik Bad Staffelstein Schön Klinik Roseneck Schön Klinik Starnberger See Schön Klinik Berchtesgadener Land 34 – Psychosomatik Bleiben Sie mit uns in Kontakt. – Qualität, die für Patienten erfahrbar ist. Klinikberatung. Unterstützung von Anfang an. Unsere Klinikberaterinnen suchen den für Sie am besten geeigneten Platz und beraten Sie gerne. Unsere Beraterinnen verfügen über Informationen zu den aktuellen Wartezeiten und dazu, in welchen Häusern freie Kapazitäten zur Verfügung stehen. Auch bei allen Fragen zu den Aufnahmeformalitäten können Sie sich gerne an unsere Klinikberaterinnen wenden. Schön Klinik Seestraße 5a 83209 Prien am Chiemsee T 0800 88 78 887 (Kostenfrei) F 08051 695 – 51 27 Klinikberatung-Psychosomatik@ Schoen-Kliniken.de Angebote für besondere Ziel- und Altersgruppen An drei Standorten der Schön Klinik – in Hamburg, Bad Bramstedt sowie Prien am Chiemsee – bieten wir psychosomatische Behandlung für bestimmte Altersgruppen. Unser Ziel: die Therapie noch besser auf die besonderen Fragen zuzuschneiden, die sich in einer bestimmten Lebensphase stellen. –S chön Klinik Bad Bramstedt Psychosomatische Behandlung für Menschen ab 60 Jahren mit Depression –S chön Klinik Roseneck Psychosomatische Behandlung für Jugend­ liche (14 – 18 Jahre) unter kinder- und jugendpsychiatrischer Leitung, Schwerpunkt Essstörungen, Zwangsstörungen, Soziale Phobie und Angststörungen –Schön Klinik Hamburg Eilbek – Psychosomatik Psychotherapiestation für junge Erwachsene (16 – 30 Jahre) mit komplexen psychischen Problemen Die Wahl einer Klinik ist eine sehr persönliche Entscheidung. Wo erhalte ich als Patient die bestmögliche me­dizinische Therapie? Wo nehmen sich Pflegekräfte und Therapeuten Zeit für meine Anliegen? In der Schön Klinik sprechen wir nicht nur über Qualität. Wir wol­len sie auch nachweisen. Schwarz auf weiß. Deshalb überprüfen wir unsere Behandlungsergebnisse. Wir fragen nach, ob es dem Patienten nach einem Klinikaufenthalt wirklich besser geht, und messen unsere Therapie­ erfolge anhand von Qualitätsindikatoren mit mehr als einer Million Einzel­daten. Wir wollen wissen und nicht vermuten, wie wir Behandlungserfolge erreichen, die messbar, spür­bar besser sind. Die Objektivität und Strenge unserer Qualitätsmessungen – die wir seit vielen Jahren durchführen – helfen uns dabei. Qualität ist nicht nur eine Frage der fachlichen Kompetenz. Sie hängt auch vom persönlichen Engagement unserer Mediziner und Therapeuten ab. Und von unserer Bereitschaft, täglich besser zu werden. Das Ergebnis: Therapie in einer Qualität, die für Patienten in unseren Kliniken spürbar und erfahrbar ist.